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Ezêlhen - ye Varya Nornotaure ya ar Nogoth

Grünauge - Die Hüterin des Eichenwaldes und der Zwerg
von

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...verraten und verkauft - 2 u. 3

Ezêlhen schickte ihre jüngere Schwester mit den seltsam intensiv blauen Augen fort, die so ausnehmend faszinierend auf den jungen Zwerg wirkten, schon weil sie einen eigenen unwahrscheinlich ähnlich in Färbung und Intensität waren, dass er sich nahezu sicher war, dass sie ebenfalls ein Kind seines Vaters sein musste...sein Instinkt sagte es ihm überdeutlich.
 

Thorin ertappte sich dabei, wie er kurz und sehr hart schluckte. Er konnte es sich zwar kaum vorstellen, da seine eigene Mutter, die auch die Mutter von Frerin und Dis gewesen war, ein einstmals sehr inniges Verhältnis zu ihrem Gemahl Thrain gehabt hatte. Wie hatte es da eine andere Frau schaffen können, seinen Vater so derart zu umgarnen, das er dies alles vollständig vergaß?
 

Thorin wusste, dass seine Mutter den Überfall des Drachens auf den Berg, wie so viele andere seines Volkes nicht überlebt hatte….aber ihre Erinnerung an sie, lebte in Thrain fort...und damit auch, seine unsterbliche Liebe zu ihr, die ihm dereinst drei Kinder geboren hatte. Was für eine Frau musste das also gewesen sein, die ihn hatte all dies vergessen lassen..ja die ihn geradezu dazu genötigt hatte, mit ihr dieses Kind zu zeugen? Eben dieses junge Mädchen, das damit zweifellos seine Halbschwester sein musste?
 

Er sah ihr hinterher...ließ sie keinen Moment lang aus den Augen, bis sie fort und aus seiner Sichtweite gelangt war, nachdem sie Ezêlhen versichert hatte, dass sie alles tun würde, was sie verlangte und ihr auch Lebewohl gesagt hatte, ehe sie nahezu lautlos zur Höhlentüre hinaus verschwand. Es war so wohl mehr als nur reine Neugierde, die ihn ihr wie gebannt hinterher starren ließ.
 

Die rothaarige Dryade bemerkte dabei sehr wohl, dass Thorin das Mädchen die gesamte Zeit über beobachtet und im Blick behalten hatte.
 

„Sie sieht dir ähnlich...und zwar sehr auffällig, wie ich finde. Das ist es, was ich meinte, als ich dir vor kurzem sagte, sie hätte ebensolche blaue Augen wie du. Also was sagt dir das Zwerg?“
 

Ezêlhen sah Thorin durchdringend an, als sie ihn das fragte.
 

„Dass mein Vater mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der ihre sein könnte und er also doch hier gewesen sein muss….oder vielleicht sogar noch hier ist?“
 

Entgegnete ihr dieser überraschend nachdrücklich, wobei er kurz um die Ausstrahlung einer gewissen Gleichmütigkeit bemüht mit den Schultern zuckte, als er ihr antwortete.
 

Ezêlhen fuhr indessen unwillkürlich erschrocken in sich zusammen, als sie seine Mutmaßung vernahm.
 

„NEIN...es gibt hier keine Männer! Jedenfalls keine wie DICH! Aber auch das hatte ich dir schon gesagt. Dryaden lügen nicht...niemals! Wenn er hier gewesen ist wie du es vermutest, so ist er lange fort. Niemand weiß was aus ihm geworden ist. Ich glaube meine Mutter ließ ihn gehen, gerade weil sie ihn geliebt hat...verstehst du? Alle Männer müssen sterben, wenn sie unser Reich unerlaubt betreten oder sich unseren Gesetzen nicht beugen wollen oder können.
 

ER war wohl so ein Mann. Albian ließ ihn gehen, damit sie ihn nicht töten musste. Ich war damals vor zehn Jahren noch sehr jung...zu jung und zu unerfahren, um zu wirklich zu verstehen, was sie bewogen haben mag, dies zu tun, denn Liebe ist in meinen Augen nichts weiter als eine nutzlose Erfindung der Natur. Und du brauchst dich dahingehend also keinerlei falschen Hoffnungen hinzugeben, ihn hier zu finden. Mehr kann ich dir dazu nicht mehr sagen, das müsstest du die Königin selbst fragen. Sie allein könnte dir diese Frage zufriedenstellend beantworten, aber ich fürchte, dass du dafür kaum die Gelegenheit bekommen wirst.“
 

Ihre schöne warme Stimme klang rau und abweisend, als sie ihm das sagte.
 

Thorin betrachtete die in seinen Augen durchaus ansehnliche junge Frau mit dem dichten, dunkelroten Haarschopf und den für ihre ansonsten eher feingliedrig wirkende Statur, ungewöhnlich breiten Hüften, die ganz eindeutig etwas von einer Frau seines Volkes aufzuweisen hatten, dabei mit ganz neuem Interesse. Er stellte fest, dass sie ihm gefiel….und zwar ganz annehmbar gut...aber er wusste auch, dass genau das, so brandgefährlich für ihn oder besser für seine Gesundheit war.
 

„Dass Männer sterben müssen, wenn sie hier unerlaubt die Grenzen eures Territoriums übertreten sollten, weiß ich inzwischen Dryade, ich bin nicht begriffsstutzig und leichtgläubig schon gar nicht, also wüsste ich an sich schon gerne was mich in Zukunft erwartet?“
 

Entgegnete er ihr daher so gelassen, wie es ihm möglich war, ohne ihr am Ende noch ungewollt seine deutlich unangenehm unterdrückte Nervosität zu offenbaren, die ihn neuerlich befallen hatte.
 

Er hörte sie zu seiner Überraschung ganz plötzlich lachen...es klang bitter und wenig amüsiert.
 

„Was dich erwartet? Der TOD wenn du s genau wissen willst! Vor allem, wenn sie dich hier finden sollten...das hatte ich dir glaube ich vor kurzem doch schon einmal gesagt. Es gibt nur eine Möglichkeit dich zu retten..und die ist mir verboten worden. So bleibt dir also nur dein Heil in der Flucht. Du siehst also, es wäre besser du beherzigst das, was Morênna dir gesagt hat...du solltest solange unsichtbar bleiben, bis wir einen Weg gefunden haben, dich ungesehen von hier fort zu schaffen und das geht nur, wenn du wieder vollständig genesen bist!“
 

Thorin sah sie heftig schlucken, als sie wieder verstummte....etwas an ihrer Stimmlage sagte ihm, dass sie darüber nicht besonders glücklich war und da dämmerte ihm so langsam, dass sie ihn offenbar aus einem ihm unerfindlichen Grund mochte, oder wenigstens gefiel er ihr...ein Umstand der ihn nicht wenig überraschte, zumal sie ihn auch weiterhin so abweisend behandelte...oder tat sie es vielleicht gerade deshalb?
 

Thorin wusste es nicht, aber ihm war klar, dass er darauf keine für ihn befriedigende Antwort von der Dryade erhalten würde, jedenfalls nicht so lange er noch hier als ihr Verwunderter gefangen war.
 

Er nahm sich vor dies herauszufinden, wenn es ihm wieder besser ging….und er fand es zudem ganz erstaunlich, dass dieser Zustand überraschend schnell eingesetzt hatte. Er spürte seine Verwundungen noch, das war keine Frage..aber seit er das Wundfieber nieder gekämpft hatte, was wohl nicht ganz allein sein Verdienst gewesen war, ging es ihm schon sehr viel besser. Er sah sich die Frau mit dem langen roten Haar genauer an, die ihn jetzt vollkommen ignorierte und offensichtlich dazu übergegangen war, ihre Vorräte an heilerisch wirksamen Pflanzen zu sichten und wieder in die gewünschte Ordnung zu bringen.
 

Solange bis ein seltsames Geräusch beide aufschreckte...eines das offenbar aus seinem Magen zu kommen schien..denn es war ein lautes Knurren, das in der Stille der kleinen Höhle beinahe schon unheimlich klang. Ezêlhen fuhr verwirrt herum, wobei sie ihn ihr von seinem Platz aus unversehens, wie ebenso verlegen entgegen lächeln sah.
 

„Hmmm..mein Magen verlangt offenbar sehr deutlich nach etwas nahrhaftem...verzeih wenn ich dich damit jetzt erschreckt haben sollte.“ Hörte sie ihn ihr daraufhin ebenso verlegen entgegnen. Indem sah er sie plötzlich lächeln, es war als würde die Sonne für ihn aufgehen und für den Bruchteil einer Sekunde durch ein bisher ihm gänzlich verborgenes Fenster scheinen...es wirkte in dem kurzen Moment bezaubernd natürlich und in keinster Weise kontrolliert, so wie sie sich ihm für gewöhnlich gegenüber verhielt.
 

Ezêlhen wollte schon ansetzen ihm etwas darauf zu antworten..als unvermittelt jemand im Türspalt auftauchte..erschrocken fuhren beide in sich zusammen, doch es war nur Morênna, die zwischenzeitlich aus dem Heimatdorf der Dryaden zurück gekehrt war.
 

„Störe ich etwa die traute Zweisamkeit?“ Setzte die älteste Schwester fast sofort mit einem leicht anzüglichen Lächeln nach, als sie die Beiden so verwirrt vorfand. Doch Ezêlhen schüttelte nahezu sofort energisch den Kopf.
 

„Nein..du kommst gerade recht, um mich abzulösen Onore, ich muss uns etwas zu essen beschaffen unser „Gast“ ist hungrig, ihm knurrt der Magen.“ Konterte sie so entsprechend trocken, woraufhin Morênna lachte.
 

„Sicher aber warte noch einen Moment...es gibt Neuigkeiten die du wissen solltest, bevor du mich mit ihm allein lässt!“ Sagte sie dabei ungewöhnlich kontrolliert.
 

Ezelhens Blick richtete sich zutiefst erschrocken auf die ältere der Dryaden. „WAS..was ist, sag es mir?“ Fuhr es ihr hastig heraus, die beiden Schwestern waren so ohne es im Ansatz zu bemerken unvermittelt in ihre eigene Sprache gewechselt, die mit dem allgemeinen Westron nichts oder nur sehr wenig zu tun hatte...da sie sich sonst einer alten abgewandelten Form der elbischen Sprache bedienten.
 

Morênnas Gesichtsausdruck wurde sofort streng, das sah auch der verwirrte Zwerg, der genau wusste dass es um ihn ging, obwohl er sie nicht verstehen konnte.
 

„Sie haben etwas bemerkt...ich weiß nicht was...aber Albian hat allen Kriegerinnen den Befehl erteilt, die gesamte Umgebung gründlich abzusuchen. Wir alle sind in großer Gefahr, wenn auch nur eine von uns den geringsten Fehler begeht sind wir geliefert. Ich fürchte Mutter ahnt etwas...sie hat offenbar nicht vergessen, dass du dich ihrem Befehl nur äußerst ungern beugen wolltest und dass du ihr widersprochen hast Ezêlhen...verstehst du? Ich glaube sie ahnt es...du warst bisher kaum zu Hause...du...du musst dich dort blicken lassen, sonst schöpft sie noch Verdacht!“ Kam es so entsprechend nachdrücklich und entschlossen aus der älteren der beiden Frauen heraus.
 

Die Jüngere sah sie kurz an und nickte dann. „Ich habe verstanden, ich werde uns allen jetzt noch kurz etwas zu Essen beschaffen, dann kehre ich umgehend ins Dorf zurück. Neyla ist noch dort, vielleicht ist es besser, die kleine Schwester zu beschützen. Ich weiß nicht was sie alles versuchen werden, um sie auszuhorchen.“ Entgegnete sie der älteren Schwester hastig drängend.
 

Die nickte ebenfalls...“gut tu das, ich bleibe solange bei ihm und gebe acht, dass er keinen Unfug treiben kann. Keine Angst ich werde ihn dir in der Zwischenzeit schon nicht abspenstig machen, deinen hübschen Zwergenkrieger...oder hast du etwa Angst, dass ich es vielleicht tun könnte?“
 

Ezelhen straffte sich sichtbar, dann entgegnete sie ihr erwartungsgemäß sarkastisch im Wortlaut der gemeinsamen Sprache von Westron.
 

„Mitnichten Schwester, dazu gehören bekanntlich immer zwei und ich glaube kaum, dass ER daran irgendwelches Interesse entwickeln dürfte...nicht mit dir, ich denke dazu kann er sich vermutlich noch zu deutlich an die Durchschlagskraft deines Bogens erinnern und das was der mit ihm angestellt hat!“
 

Morênna grinste schräg. „Stimmt! Ich war wohl nicht besonders nett zu ihm!“
 

Dabei wanderte, ihr Blick rasch zu Thorin hin, der beide Frauen indessen noch immer mit ziemlicher Verwirrung im Gesicht anstarrte, auch weil er nicht so recht wusste, was er davon jetzt halten sollte. Doch Morênna ließ ihm keine Zeit sich weiter den Kopf darüber zu zerbrechen.
 

„So mein junger Freund..jetzt wirst du wohl oder übel, eine Weile mit meiner Gesellschaft vorlieb nehmen müssen. Ezêlhen muss zurück zum Dorf, sonst fällt es auf, wenn sie einen zu langen Zeitraum nicht dort auftauchen sollte.“ Sagte sie schließlich mit einem sichtlich dreisten Grinsen zu ihm.
 

Doch er reagierte nicht darauf...er sah anstatt dessen zu Ezêlhen, die im Begriff war sich fertig zu machen, um etwas essbares für sie zu erjagen und sie dann beide zu verlassen. Doch als sie gerade nach ihrem eigenen Bogen greifen wollte, spürte sie seine Hand plötzlich warm und merkwürdig vertraut auf ihrem Arm. Hastig drehte sie sich zu ihm herum.
 

„Gib gut acht auf dich...ich hoffe wir sehen uns wieder?!“ Hörte sie ihn ihr das leise entgegen flüstern. In seinen schönen blauen Augen zeichnete sich ein ungewöhnlich warmes Leuchten ab, das sie vollendes verwirrte als er sie ansah. Morênna bemerkte es ebenfalls ...und ging resolut dazwischen.
 

„Euch näher kommen könnt ihr euch von mir aus gerne noch, wenn sie wieder kommt, aber jetzt lass sie gehen Zwerg...die Zeit drängt!“ Indem spürte Ezêlhen, wie Thorin die Hand unvermittelt von ihrem Arm fort zog und sich anstatt dessen ein vollkommen gleichmütiger Zug auf sein markantes Gesicht legte..der all das, was sie zuvor in seine Augen gesehen hatte überdeckte.
 

„Sicher Dryade..ich wollte nicht mehr, als ihr Glück wünschen, das ist schon alles gewesen!“ Waren so jene Worte die sie ihn Morênna noch entgegen grollen hören konnte, dann war sie auch schon ohne sich noch einmal nach beiden umzudrehen aus der schmalen Öffnung hinaus geschlüpft, um die Enge der Höhle hinter sich zu lassen.
 

Ezêlhen atmete zunächst tief durch als sie das satte leuchtende Grün der Waldbäume über sich spürte das ihr Sicherheit gab...ja hier war sie zu Hause. Das Sonnenlicht fiel in silbernen Schatten auf den Waldboden hinab und auf den schmalen Bachlauf dessen klares Wasser sie kurz mit der hohlen Hand schöpfte um ihren Durst zu stillen ehe sie sich auf die Jagd begab.
 

Wenig später kehrte sie mit drei erbeuteten Kaninchen zurück...die ihr leid taten weil sie sie eigens für den Zwerg erlegt hatte, denn Dryaden aßen kein Fleisch...zumindest nicht das von Tieren, die sie dafür extra töten mussten. Als Ezêlhen sie ihrer Schwester gebracht hatte, damit diese ihrem unfreiwilligen Gast etwas essbares daraus zubereiten konnte, hielt sie sich nicht mehr lange damit auf kostbare Zeit zu vergeuden...sie wusste was auf dem Spiel stand und so ging sie unversehens zurück ins Dorf.
 

Doch leider wusste sie da noch nicht, dass Neyla das Dorf inzwischen schon längst wieder verlassen hatte, um ihr die Heilkräuter zu bringen nach denen die Heilerin sie eigens zur Kräuterfrau geschickt hatte.
 

Neyla hatte ganz bewusst einen kleinen Umweg gewählt, so wie Ezêlhen es ihr befohlen hatte, um mögliche Verfolger abzuschütteln, nicht wissend, dass sie trotz all ihrer Umsicht von einem höchst misstrauischen, sowie neugierigen hellgoldenen Augenpaar beobachtet wurde, das ihr heimlich folgte, als sie zu ihrem Unterschlupf zurück kehrte...wo sie nicht Ezêlhen, sondern Morênna erwartete…
 

So waren sich beide Schwestern nicht begegnet und hatten sich nur knapp verfehlt...ein folgenschwerer Fehler, wie sich für sie alle noch heraus stellen sollte...
 

Als Neyla wenig später im Dorf ankam, ging sie unversehens zu ihrer Mutter, um jeglichen Zweifel daran zu unterbinden, dass ihr etwas geschehen sein könnte. Albian war allerdings nicht eben erfreut darüber, ihre jüngste Tochter nicht pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt vorzufinden, sondern deutlich später als gewöhnlich…
 

„Du bist spät Neyla, das ist nicht üblich für dich...was hat dich aufgehalten?“ Albians Stimme klang misstrauisch und eine deutliche Spur darüber verärgert, dass ihre Jüngste erst jetzt gekommen war, als sie sie begrüßte. Nelya senkte sofort schuldbewusst den Kopf, sie wusste genau, wie sie ihre liebevolle aber gestrenge Mutter zu nehmen hatte, die nichts mehr hasste, als das ihre Anweisungen nicht entsprechend befolgt wurden.
 

„Verzeih Naneth..ich..ich hatte mich im Bogenschießen geübt und darüber vollständig die Zeit vergessen. Es wird nicht wieder vorkommen...ich verspreche es.“ Entgegnete sie ihr daraufhin zwar leise aber nicht unterwürfig. Neylas Stimme klang fest entschlossen und damit wahrheitsgemäß, was Albian sehr wohl registrierte...aber ein letzter Rest von Misstrauen blieb dennoch an ihr haften, denn dass Neyla nicht pünktlich war, hatte es so gut wie noch niemals zuvor gegeben.
 

„Gut...für dieses eine Mal will ich es akzeptieren, wenn es noch einmal vorkommt, wirst du die Folgen dafür zu tragen haben...und du weißt, was das heißt. Ich verlange von allen meinen Kriegerinnen, dass unsere Regeln eingehalten werden und das bedeutet auch, dass du als eine meiner eigenen Töchter zum vereinbarten Zeitpunkt hier zu sein hast und nicht erst Stunden später. So du kannst gehen, ich habe nachher noch eine wichtige Unterredung mit Riga, wegen dieses fremden Zwergenmannes, den Morênna und Ezêlhen so unverhofft angeschleppt hatten.
 

Übrigens sind beide auch nicht aufzufinden...das wundert mich dann doch ein wenig...hast du sie vielleicht gesehen?“
 

Neyla ertappte sich, wie sie einen Augenblick erschrocken in sich zusammen fuhr und nach Luft schnappte, der Gedanke daran, dass ihre Mutter etwas ahnen könnte, beschäftigte sie dabei mehr als gut für sie war...dann aber reagierte sie entsprechend geschickt...und hoffentlich unauffällig im Interesse ihrer beiden älteren Schwestern.
 

„Was sagst du? Ein ZWERG? Sag Mutter hatten wir etwa Fremde hier...und..und dann auch noch einen Mann? Wie kann das denn sein?“
 

Albian schreckte unwillkürlich auf, als sie Neyla dies sagen hörte. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass sie laut gedacht und so die Anwesenheit des fremden Zwergenmannes damit ungewollt und äußerst unvorsichtig preis gegeben hatte. Ein Umstand den sie sofort wieder ins rechte Licht zu rücken gedachte.
 

„Nein..nein...frag mich nicht mehr...das ist nichts für dich, diese Angelegenheiten sind Dinge die dich nicht belasten sollten mein Kind, dafür bist du noch viel zu jung. Morênna und Ezêlhen hatten einen fremden Zwergenmann mit hier her gebracht..aber er ist fort...damit hat sich die Sache hoffentlich erledigt. Also denk nicht mehr daran!“ Versuchte die Nymphen Königin die Situation mit dem jungen Zwerg in harmlose Bahnen zu lenken..allerdings mit nur mäßigem Erfolg, denn Neyla wusste ja längst über ihn Bescheid.
 

Die jüngste Schwester war schon deshalb darauf bedacht, ihre Stimme so unbeteiligt und unschuldig wie möglich klingen zu lassen, als sie ihrer Mutter einen Moment später antwortete.
 

„Oh das..das wusste ich nicht...hmmm ein junger Mann sagtest du? Interessant...na den hätte ich mir gerne einmal angesehen...schon allein aus reiner Neugierde heraus. Zwerge sieht man hier nicht oft. Aber nun sei s drum, wenn er wieder fort ist um so besser, so kann er schon keinen Ärger verursachen denke ich. Aber was Ezêlhen angeht habe ich sie vor etwa einer Stunde im Wald getroffen, sie war auf dem Rückweg ins Dorf und sagte mir, dass sie bald kommen würde. Sie wollte dort nur noch auf Morênna warten, die offenbar etwas zu erledigen hatte. Ich..ich glaube sie haben beide irgend ein Tier erlegt und dann wohl als Vorrat verscharrt oder so ähnlich...jedenfalls waren sie beide ganz schmutzig...und voller Blut.
 

Aber sie wollte es mir nicht sagen..ich habe sie jedoch auch nicht weiter gefragt, da ich ja nach Hause kommen sollte und ohnehin schon sehr spät dran gewesen bin. Nun du kannst sie später ja selbst danach fragen, wenn sie kommt Naneth!?“ War alles was Neyla ihrer Mutter daraufhin entgegnete, wobei sich ein zögerliches Lächeln auf dem hübschen Gesicht der jüngsten der drei Schwestern ausbreitete.
 

Sie hatte ihre Mutter in vollem Bewusstsein angelogen...und das so erfolgreich, dass Albian es offenbar wirklich nicht bemerkte, dass sie getäuscht wurde...auch da alle Hüterinnen in der Regel immer die Wahrheit vorzogen, was in diesem Fall aber diesmal schlicht nicht möglich war. Neyla hatte gewissermaßen eine Notlüge verwendet, eine die ihre Mutter zum Glück nicht misstrauisch werden ließ, schon weil diese offenbar nicht daran glaubte, dass es eine ihrer drei Töchter wagen würde sie zu hintergehen oder gar anzuschwindeln.
 

In diesem Fall reagierte die Königin aller Hüterinnen dem Umstand entsprechend...
 

„Das werde ich tun..danke, dass du mir das gesagt hast, so muss ich mir keine Gedanken darüber machen, dass ihnen etwas zugestoßen sein könnte. Ich nehme an, dass sie meinen Auftrag ausgeführt haben, den ich ihnen befohlen hatte. Das ist erfreulich...so und nun geh...ich muss mich noch mit Riga beraten und das ist gewiss nichts für dich mein Kind.“
 

Neyla nickte leicht und betont verständnisvoll...“ich habe verstanden Mutter.“ Sagte sie im Anschluss daran leise, während sie Anstalten machte, sich wie ihr es befohlen wurde zurück zu ziehen. Die junge Nymphe war merklich erleichtert darüber, dass ihr das kleine Täuschungsmanöver offenbar gelungen war und ihre Mutter dem Anschein nach keinerlei Argwohn darüber geschöpft hatte, weil ihre beiden ältesten Töchter im Moment tatsächlich nirgends auffindbar waren.
 

Obwohl sie sich nicht sicher war, ob es ihre Mutter nicht doch irgendwie bemerkt hatte...denn der Blick den ihr Albian hinter her warf als sie ging, gefiel ihr überhaupt nicht.
 

Doch kaum hatte sie Albian verlassen tat sie das, worum Ezêlhen sie gebeten hatte, sie ging umgehend zur Kräuterfrau, um ihrer Schwester die gewünschten Heilkräuter zu besorgen, die diese für den jungen Zwerg benötigte, der noch immer leichtes Fieber hatte und obendrein vermutungsweise sogar ihr älterer Bruder war. Eine Tatsache, die Neyla noch immer nicht ganz verwunden hatte.
 

Als sie wenig später bei Alba ankam, war es bereits Dunkel geworden. Neyla wusste, dass die Zeit drängte und sie zurück zum Baum und wieder ins Dorf kommen musste, ehe Albian noch einmal nach ihr suchen würde, schon weil es an der Zeit für sie war um zu Bett zu gehen..alle jungen Frauen die noch minderjährig waren, schliefen in einer Art von Gemeinschaftsunterkunft...da machte auch die jüngste Tochter der Königin keinen Unterschied.
 

Hier waren sie alle Schwestern, zwar nicht im Blut, aber im Geiste und das war es, was die jungen Frauen ihres kleinen Volkes dabei lernen sollten. Einander bedingungslos zu vertrauen war die unerlässliche Grundlage ihrer Gemeinschaft..ihr Volk baute auf diesen Strukturen auf und Albian war alles andere als begeistert darüber, wenn ausgerechnet ihre Tochter die Regeln so derart missachtete...das würde gewiss Ärger geben, wenn sie erwischt würde, das war ihr bewusst, also beeilte sie sich lieber.
 

Atemlos brachte sie der jungen Novizin, die der alten Kräuterfrau zur Hand ging und von ihr lernte ihr Anliegen vor, in der Hoffnung möglichst rasch an die gewünschten Kräuter zu kommen, damit sie sie Ezêlhen bringen konnte.
 

„Guten Abend Alba...ich bin es Neyla...ich ämmm...benötige dringend einige Kräuter, es ist schon spät ich weiß, aber Ezêlhen schickt mich...es ist wichtig. Ihre Vorräte sind leider verdorben worden...kannst du mir die geben, die auf der Liste stehen?“ Mit diesen Worten hielt sie der jungen Frau den Fetzen aus geerbten Leder hin, den Neyla kurz zuvor beschrieben hatte, damit sie nur ja nichts von dem vergaß, was ihre ältere Schwester haben wollte.
 

Alba lächelte indessen ein wenig säuerlich, ehe sie ihr antwortete. „Neyla...was soll das, es ist schon sehr spät...hättest du denn nicht schon etwas früher am Tag kommen können? Aber gut, ich will sehen was sich machen lässt? Weil du es bist...aber nur für dich mache ich das...und noch etwas, komm nächstes Mal etwas früher!“
 

Die junge Hüterin mit dem weizenblonden, lockigen Haarschopf warf einen kurzen prüfenden Blick auf Neylas Kräuterliste...dann zögerte sie einen Augenblick...sie wirkte merklich skeptisch...
 

„..aber….aber das das sind ja allesamt fiebersenkende Heilmittel, sag stimmt etwas nicht? Hat sich jemand ernstlich verletzt?“ Hakte sie somit entsprechend verwirrt und erschrocken nach. Neyla schüttelte indessen hastig den Kopf. „Nein...nein, es ist alles in Ordnung aber Ezêlhen ist unsere einzige Heilerin bis meine Ausbildung abgeschlossen ist...und sie sagte mir, wenn ihre Vorräte nicht wider ordnungsgemäß aufgefüllt würden, dann könnte das alles schlimme Folgen für uns haben.
 

Alba senkte den Kopf, sie sah aus, als wollte sie einen Moment lang nachdenken, schließlich hob sie ihn wieder und nickte kurz. „Ich weiß und du hast natürlich völlig recht, das stimmt...na gut warte hier, ich werde dir besorgen was du brauchst, es dauert nicht lange!“
 

Leider hatte Neyla in ihrer Eile, alles gewünschte zu besorgen nicht die übliche Vorsicht und Sorgfalt walten lassen, die Ezêlhen ihr aufgetragen hatte und ihr sonst an sich auch sehr zu eigen war. Somit hatte sie dummerweise jemanden auf sich aufmerksam werden lassen, der ihr kurzes Gespräch mit Alba mit argwöhnisch skeptischem Missfallen mitangehört hatte.
 

Es war keine andere als Dorna, Rigas älteste Tochter, deren Mutter die engste Beraterin und zeitgleich Freundin von Albian darstellte. Dorna war eine hochgeachtete Kriegerin und so wie Morênna auch von ähnlich hitzigen und stolzem Blut, da auch ihr Vater ein Elb gewesen war...und sie damit von ebenso hohem Wuchs wie das schöne Volk war. Ihr dunkles Haar hatte den edlen seidigen Schimmer von silbigem Granit...und ihre scharfen grauen Augen waren der Welt um sie herum stets kritisch zugewandt.
 

Dorna traute niemandem wirklich über den Weg..schon gar keinem Mann! Aber sie war treu und ihrer Königin stets loyal ergeben, ebenso wie ihre Mutter Riga. Allerdings hatte Dorna eine äußerst lästige tugendhafte Angewohnheit….und die waren zum Einen ihre fast schon aufdringliche Neugierde und zum Anderen der Drang stets die Gesetze einhalten zu wollen und somit auch dafür zu sorgen, dass sie eingehalten wurden...koste es was es wolle.
 

In diesem Fall hatte Neyla ihre Aufmerksamkeit ohne es zu bemerken unachtsam auf sich gezogen, da sie abgelenkt und mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war.
 

Dorna hegte indessen den unbestimmten Verdacht, dass da etwas schwer nach Verrat roch, als sie Neyla und Alba zufällig belauschte.
 

Denn Neyla wollte Dinge von Alba haben, die zwar nicht gänzlich ungewöhnlich waren..aber nachdem sie von ihrer Mutter erfahren hatte, dass die beiden Prinzessinnen einen jungen Zwerg mitgebracht hatten, der zudem schwer verwundet gewesen war, ehe sie ihn hatten auf den Befehl von Albian hin hatten wieder wegschaffen müssen...ahnte sie, dass dies vielleicht etwas damit zu schaffen haben könnte?
 

Dorna fragte sich somit insgeheim, ob die beiden Schwestern denn wirklich getan hatten, was Albian von ihnen verlangt hatte..nämlich ihn sterben zu lassen...während sie sich zeitgleich fragte, was Neyla wohl mit den ganzen fiebersenkenden Kräutern für Ezêlhen vor haben könnte?
 

„Bei Yavanna...was will sie nur mit all der Medizin? Es sind allesamt fiebersenkende Schmerzmittel...von ihnen ist doch keine verwundet worden? Oder…? Es sei denn unsere Heilerin verbirgt etwas vor uns...etwas was wir nicht sehen sollen!“
 

Hörte sich die junge Nymphen Kriegerin somit schlussendlich selbst laut denken, wobei sie jedoch hastig verstummte, schon um Neylas Aufmerksamkeit nicht unnötigerweise auf sich zu ziehen….
 

>Es sei denn…sie haben den Zwerg nicht fort geschafft, wie Albian es ihnen befohlen hat?
 

Es sei denn...er lebt immer noch?!
 

Dorna dachte weniger laut weiter, dafür aber um so scharfsinniger...und so kam sie schließlich zu einem Entschluss...einem der den drei Schwestern nicht sehr gefallen dürfte...doch die wussten nichts davon.
 

Und als Neyla schließlich etwa eine knappe Viertelstunde später Anstalten machte, möglichst rasch mit der von Ezêlhen gewünschten Medizin zu ihrem Baumversteck zurück zu kehren um es der älteren Schwester zu bringen bevor Albian nach ihr suchen würde..so merkte sie nicht, dass sie insgeheim verfolgt wurde…
 

Dorna heftete sich vorsichtig an ihre Fersen, sehr darauf bedacht nur ja keinen Laut von sich zu geben...von dem Willen bestrebt heraus zu finden, WAS oder besser noch WEN die Schwestern da wohl verstecken mochten. Zur selben Zeit als Dorna der jüngsten Nymphe zurück zum Baumversteck folgte, kam Ezêlhen nichts von alledem ahnend im Dorf an…
 

...so konnte sie mit Neyla nicht mehr sprechen und sie warnen...dazu war es längst zu spät!
 

Dorna war drauf und dran ihr so gut gehütetes Geheimnis zu lüften!



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