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Ezêlhen - ye Varya Nornotaure ya ar Nogoth

Grünauge - Die Hüterin des Eichenwaldes und der Zwerg
von

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Erwachen

Die Ältere der beiden Frauen, sah die Hüterin mit dem dunklen roten Haar, die zugleich ihre Schwester war, zutiefst bestürzt an, als sie ihre Worte vernommen hatte.
 

„Du weißt nicht was du da sagst...Ezêlhen hör auf, du machst mir Angst. Tithen Onore*, kleine Schwester* du weißt was das bedeuten könnte...willst du das wirklich? Du...du könntest alles verlieren, ALLES was dir lieb und teuer ist. Hüte dich, das laut auszusprechen, denn wenn dies zufällig den falschen Ohren zu Gehör kommen sollte, so wäre das unter Umständen fatal. Also sieh dich besser vor und sag so etwas nie wieder, auch nicht zu mir. Hast du mich verstanden? Ich will nicht meine Schwester die ich sehr liebe, für etwas hart bestrafen müssen, das vielleicht vermeidbar gewesen wäre. So und nun lass uns von etwas anderem sprechen.
 

Bitte mir ist unwohl bei diesem Gedanken, ich werde jetzt besser mal nach Neyla und den Tieren sehen...und DU gibst derweil solange auf ihn acht. Es ist zwar höchst unwahrscheinlich, dass er so bald schon wieder zu Bewusstsein kommen könnte.....aber dennoch nicht unmöglich. Der Kerl erscheint mir zäher, als er auf den ersten Blick wirken mag, aber was das anbelangt, würde ich es dem Zwerg glatt noch zutrauen.“
 

Kam somit erwartungsgemäß energisch nachdrücklich aus Morênnas Mund gesprudelt, wobei sie die jüngere Schwester mit entsprechend gestrengem Blick musterte, ehe sie ihn abwendete, um sich kurz zu sammeln.
 

Als sie ihre durchaus nachvollziehbaren Bedenken und auch ihre große Besorgnis bezüglich des fremden Zwergenmannes zu ihren Füßen geäußert hatte, straffte sich Morênna sichtbar und wollte sofort danach Anstalten machen, die enge Baumhöhle zu verlassen, um das zu tun, was sie angekündigt hatte.
 

Doch indem spürte sie Ezêlhens Hand ganz plötzlich mit sanftem Nachdruck auf ihrem Arm....
 

“WARTE..BITTE...Morênna!“
 

Die Stimme der Schwester klang unsicher, es war ein leises aber hörbar drängendes Keuchen, das aus ihrer Kehle kam...offenbar war die Jüngere sich durchaus im Klaren, was das bedeutete oder besser, was ihr die ältere Hüterin damit hatte andeuten wollen. Ezêlhen sah die Dryade mit dem hellen silberblonden Haar für einen Moment lang eindringlich an.
 

„Ich weiß sehr gut, was das heißt..und ich habe es aus diesem Grund nur DIR allein gesagt. Verstehst du nicht? Gerade deshalb, habe ich es ja gesagt. Morênna, du bist die Einzige, der ich bedingungslos vertraue...dir und Neyla. Ich seid von meinem Blute. Onore, ich liebe dich und vertraue dir genug, um das zu wagen....da ich weiß, dass auch du mich niemals verraten würdest, ganz gleich, was immer das Schicksal für mich bereit halten mag.
 

Aber bitte sag Neyla nichts davon...ich bitte dich inständig....es soll unser beider Geheimnis sein. Es ist besser, wenn sie da nicht mit hineingezogen wird. Sie ist noch viel zu jung und..ich..ich werde ihn ja sowieso gehen lassen müssen, wenn er wieder gesund ist. Ich hatte es dir versprochen und ich werde mein gegebenes Wort nicht brechen, denn ich habe es bei meiner Ehre geschworen und die ist einer Nymphe bekannter Maßen heilig. Vertrau mir, es wird alles gut werden!“
 

Die dunklen, merkwürdig eindrücklich dunkelgrün schimmernden Augen, der Jüngeren der beiden Frauen, wirkten riesig in der fahlen Dunkelheit des Höhleninneren, der Blick mit dem sie ihre ältere Schwester ansah, war flehend und sichtbar verzweifelt.
 

Morênna seufzte indessen leise....“natürlich ich verstehe...ich hoffe, du weißt was du da tust. Ich für meinen Teil denke immer noch, dass du ihn hättest besser sterben lassen sollen. Es wird seinetwegen noch großen Ärger geben..ich spüre es. Weißt du, es ist nicht mehr als nur so ein eigenartig dumpfes Gefühl in meiner Magengegend, aber irgendwie lässt es mich nicht los. Nun ja, wie auch immer...im Augenblick können wir ohnehin nichts anderes tun, als abzuwarten und zu sehen, wie sich die Angelegenheit was ihn betrifft weiter entwickelt. Ich werde jetzt gehen, du findest mich draußen bei Neyla, wenn du mich brauchst!“
 

Entgegnete sie Ezêlhen schließlich merklich um Haltung bemüht, aber es klang dennoch alarmierend beunruhigt und belegt. Die Hüterin mit dem dunkelroten Haar nickte schweigend, wobei auch sie einen kurzen leisen Stoßseufzer ausstieß.
 

„Sicher...tu das und gib acht, dass uns hier möglichst niemand aufspüren kann!“
 

War schließlich alles, was sie ihr noch an Warnungen mit auf den Weg gab. Morênna schenkte ihr daraufhin prompt ein leicht zynisches Lächeln, dann war sie fort durch den schmalen Höhleneingang verschwunden, der in das Bauminnere führte. Ezêlhen fand sich so nur den Bruchteil von Sekunden später allein mit ihrem Patienten wieder...der wie es schien, noch immer vollkommen von Sinnen war, denn er gab keinerlei Regung von sich. Nichts, als ein relativ gleichmäßiges Atmen, das sie an der schwachen Bewegung seiner Bauchdecke sehen konnte. Aber genau dieses zeigte ihr sehr deutlich an, dass er wieder aller Erwartungen und Befürchtungen offenbar wirklich noch am Leben war und ihre Bemühungen ihn zu retten, damit zweifellos Erfolg gehabt hatten.
 

Doch in wie weit er es überstehen würde, konnte sie nicht mit Gewissheit sagen. Sie fürchtete, dass er das Wundfieber bekommen könnte, was nach dieser schweren Verwundung, die er von Morênna erhalten hatte höchst wahrscheinlich war und so blieb ihr im Augenblick nichts weiter übrig, als ihn im Auge zu behalten...und dafür zu sorgen, dass er sich nach Möglichkeit nicht unnötig bewegte, denn das, würde der von ihr gerade eben so mühsam verschlossenen Wunde an der Schulter und der am Bein sicher alles andere als nützen. Sie wollte ihre kostbare Gabe des Heilens nicht einfach so an ihn verschwendet wissen...in diesem Fall hoffte sie einfach, dass er vorerst so liegen bleiben würde, wie sie ihn zuvor vorsorglich auf das provisorische Lager gebettet hatten.
 

Ezêlhens Blick blieb während dieser höchst unerfreulichen Gedankengänge erneut forschend an dem jungen Mann vor ihr hängen, der da so urplötzlich und unverhofft in ihr Leben gestolpert war. Abermals durchzuckte sie dabei der Gedanke an DAS, was Neyla im Zusammenhang mit dem fremden Zwerg angedeutet hatte. Die Jüngste der drei Nymphen, die mit den eigenartig dunkelblauen Augen hatte kurz zuvor gesagt, er sähe ihr ähnlich....und dies war zu allem Überfluss wirklich ihre feste und unumstößliche Überzeugung.
 

Als Ezêlhen ihren Blick mehr oder weniger wie zufällig über seine Gestalt schweifen ließ, stellte auch sie mit wachsender Verblüffung fest, dass die jüngste Schwester mit ihrer Behauptung offenbar nicht ganz unrecht hatte....irgendetwas an ihm erinnerte sie tatsächlich auch ein wenig an Neyla. Ihr war nur nicht klar, an was das lag. Aber sie konnte es nicht ergründen, zumindest nicht im Augenblick, solange er noch ohne Bewusstsein war.
 

Ihre Neugierde bezüglich des jungen Zwergenmannes mit dem auch für sein Volk ungewöhnlich tiefschwarzen Haarschopf ließ sie etwas sehr unbedachtes tun, etwas für das sie sich später selbst die Schuld gab....weil sie sich zu etwas hatte hinreißen lassen, das auch in ihren Augen gänzlich unmöglich und ihr schon deshalb eigentlich grundsätzlich verboten war.
 

Aus einem mehr von starker Neugier und einem zugleich von ebenso spürbarem Argwohn geprägten Impuls heraus, beugte sie sich noch ein Stück weiter vor, um den verletzten Naugol etwas näher betrachten zu können.
 

Ihr langes Haar fiel dabei ungewollt nach vorne über ihre Schulter und streifte seinen nackten Oberkörper, der lediglich von sauberen Verbänden bedeckt war, doch es brachte keine bewusste Reaktion bei ihm hervor....sie sah wie seine Augenlider sich kurz bewegten, das war alles. Sie hingegen konnte das wachsende Interesse an ihm selbst nicht verstehen...aber je mehr sie ihn sich ansah, um so mehr hatte sie das Gefühl einer merkwürdigen Vertrautheit und Anziehungskraft mit ihm, die ihr ein mehr als ungutes Gefühl in der Magengegend bescherte...und noch etwas verunsicherte sie zutiefst.
 

Es war das wilde fast schon animalische Verlangen in seiner Nähe zu sein, das sie dabei beinahe übermächtig überfiel und sich wie sie es auch anstellen wollte, bei allem das ihr heilig war, nicht mehr länger unterdrücken ließ.
 

Bestürzt blieb ihr Blick an seiner markanten Gesichtskontour hängen und sie ertappte sich dabei, wie ihre Fingerspitzen dem nahezu unbezwingbaren Impuls ihn berühren zu wollen automatisch nachgaben. Bei Yavannas allumfassender Kraft...er gefiel ihr....ja genau diese bittere Erkenntnis hatte sich eigentlich von Beginn an wie freurige Lohe, tief in ihr Bewusstsein hinein gebrannt.
 

Etwas das unmöglich und ihr in ihrem jetzigen Zustand obendrein absolut verboten schien...und dennoch zog er sie beinahe magisch an. Sie hatte seinen unverwechselbaren Duft in der Nase....erdig, moschusartig nach Feuer und Stein roch er für sie...seltsam und von allem ein wenig, das war gewissermaßen die Intension der ungewollt intensiv anziehenden Duftnote, die er an sich hatte. Genau die...die sie gegen ihren Willen zu ihm hinzog.
 

Die junge Kriegerin merkte, wie sich ihr Körper irgendwann selbstständig machte und das zu allem Überfluss auch noch ohne weiter darüber nachzudenken, ob es denn richtig oder falsch war, was sie da eigentlich tat? Denn er würde sie ja ohnehin nicht spüren können, nicht in dem Zustand...das war jedenfalls in dem Moment so ziemlich alles an Gedanken oder Überlegungen, die ihr dabei noch durch den Kopf schossen....
 

...und dann war es auch schon geschehen, noch bevor sie wieder zu Vernunft kam oder gar registrierte, was sie da eigentlich tat.
 

Indem beugte sie sich nahe über ihn, ja es war wie ein Zwang, als würde er unbewusst nach ihr rufen...
 

...als ihre Lippen auf seine trafen war es als würde sie etwas mit sich reißen...weit weit fort. Ezêlhen spürte wie ihre eigenen heftig zitterten, warm und weich waren seine, sie schmeckten leicht nach dem metallischen Geschmack von geronnenem Blut, das immer noch auf seinen Lippen war...aber seine schmeckten auch nach...wilder Entschlossenheit...nach einer Spur von Stolz und Mut...und nach dunklem Feuer, eine ganz eigenartige Mischung die sie zutiefst verunsicherte und zugleich faszinierte.
 

Sie hatte noch nie zuvor einen Mann geküsst, er war in diesem Sinne ihr erster überhaupt...die süße Verlockung und dem nicht nachzugeben, war viel zu groß gewesen, das war ihr in dem Augenblick als sie es getan hatte nur all zu klar geworden.
 

Aber ER war es wert...in ihren Augen war er das allemal wert, bei Yavanna...so sicher war sie sich noch nie zuvor gewesen, wie es bei ihm der Fall war....
 

All die heftigen Emotionen rissen sie mit sich fort...sie waren überwältigend und fremd. Sie wusste nicht was es war, dieses eigenartige Gefühl, das sie für ihn empfand...Liebe war ein Fremdwort für Nymphen wie sie, die Männer an sich als nichts weiter, als ein notwendiges Übel betrachteten, um ihr Volk am Leben zu erhalten und um sich gewssermaßen fortzupflanzen...was war da die schnöde Bedeutung von Liebe?
 

Nichts....!
 

Auch Ezêlhen sollte es von Erziehungswegen eigentlich gänzlich fremd sein...und doch war sie nicht so, wie die anderen Frauen ihres Volkes. Nein sie war anders, sie fühlte intensiver und war aufgrund ihrer heilerischen Begabung schon immer sehr viel sensibler für Gefühlsstimmungen aller Arten gewesen...das war ihr Verhängnis, denn sie wusste nicht, dass sie sich sozusagen Hals über Kopf in den jungen Zwerg verliebt hatte, den sie im Grunde ja nicht haben durfte.
 

Das war die Tragik an diesem Umstand....denn in den Augen ihrer Mutter war er längst tot ober besser noch hatte er es zu sein.
 

Aber wie als wollte es das Schicksal, war er eben genau das nicht...und noch als sie ihn berührte, spürte sie ganz plötzlich mit wachsendem Entsetzen, wie er sich etwas zu regen begann. Seine Hände begannen schwach zu zucken....offenbar hatte sie ihn damit ungewollt aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit heraus geholt, denn sie fühlte eine seiner Hände einen Moment lang tatstend an ihrem langen Haar entlang streifen, ehe sie wieder kraftlos zurück auf das Lager fiel und dort reglos verharrte.
 

Sie hörte ihn leise Worte stammeln, kaum dass sie ihre Lippen hastig von seinen gelöst hatte. Er hatte seine Augen noch immer geschlossen und wirkte allein schon von seinem eigenartig verklärten Gesichtsausdruck der diesseitigen Welt her vollkommen entrückt...und doch klangen seine Worte ungewöhnlich klar in die gespenstische Stille der Höhle, die beide umgab, als er unvermittelt zu sprechen ansetzte.
 

„Wa..was macht ihr da...ohhww bin..bin ich etwa schon tot? Sagt mir, seid ihr etwa die Göttin des jenseitigen Lebens...die...die mich in Mahals Hallen geleiten soll?“ Die Stimme des jungen Zwerges war angehem tief und warm, aber sie klang noch rau...und etwas brüchig.
 

Ezêlhen fuhr kaum dass sie die Worte aus seinem Mund vernommen hatte, mit einem erschrockenen und demnach entsprechend heftigen Keuchen von ihm zurück.
 

„Nnn..nein...nein ich...ich...was...Göttin? Du bist nicht tot...jedenfalls noch nicht NAUG!“ Fuhr es ungleich resigniert und ebenso unüberhörbar brüskiert aus ihr heraus.
 

Er schlug während dessen langsam die Augen auf und sah sich um, so als ob er große Mühe hätte klar zu sehen....die Überraschung sich an diesem ihm vollkommen fremden und vermutlich unheimlich anmutenden Ort wieder zu finden, stand deutlich in seinem noch immer leicht verklärten Blick geschrieben, mit dem er ihr aus seinen ungewöhnlich faszinierend dunkelblauen Augen entgegen sah...
 

Augen die sie sofort für sich gefangen nahmen, vom ersten Augenblick an hatte sie sich in diese (seine) Augen verliebt...die sie jetzt derart unverständig ansahen und offenbar nur vage verstanden hatten, was mit ihnen geschehen war und warum sie überhaupt hier waren.
 

„Wie..wie bin ich dann hier her gekommen? Diese ...diese eigenartige Frau mit dem Silberhaar hat auf mich geschossen, ja ich erinnere mich...nein..Mahal ich müsste demnach längst tot sein oder bin ich das am Ende sogar und habe es nur noch nicht erkannt?“ Kam demnach der entsprechende Kommentar des jungen Zwergenmannes an sie.
 

Ezêlhen lächelte, es wirkte verlegen aber auch merklich unsicher.
 

„Nein du bist am Leben Fremder, meine Schwester und ich haben dich hier her in Sicherheit gebracht Zwerg...vorerst jedenfalls. Wir haben sozusagen mit vereinten Kräften dafür gesorgt, dass du noch lebst, denn ich wollte nicht dass du stirbst, es war Unrecht was Morênna dir angetan hat. Nun aber meine Königin hätte dich, wenn es nach ihrem Willen gegangen wäre sterben lassen. Ich habe es jedoch nicht übers Herz gebracht einen Unschuldigen zu töten. Aus diesem Gund bist du noch am Leben Naugol...und nur aus diesem habe ich es gewagt, mich gegen den Willen meiner Herrin und Mutter zu stellen und mich ihm damit zu widersetzen. Du schuldest mir also einen Gefallen Zwerg und sicherlich keinen Kleinen, wenn ich das nebenbei anmerken darf!“ Kam einige Augenblicke später zögerlich aus ihrem Mund, als sie ihn noch immer keine Sekunde lang aus den Augen ließ.
 

„Ach und...und deshalb hast du mich also geküsst Grünauge? Ist das...ist das etwa die Art deines Volkes, meine Dankbarkeit euch gegenüber einzufordern oder wie darf ich das verstehen?“
 

Thorin hatte sie damit bewusst ebenso in der vertraulichen Anrede angesprochen...wie sie ihn...wenn sie schon so unverschämt war, ihn als völlig Fremden so anzusprechen und noch mehr ihn in diesem Sinne einfach zu küssen, nun dann nahm der Zwergenmann sich sicher auch kein Blatt mehr vor den Mund und tat es ihr in diesem Sinne gleich.
 

Er fühlte sich im Moment zwar furchtbar elend...ja gewissermaßen wie zerschlagen, um es in genaue Worte zu fassen. Sein ganzer Körper fühlte sich in etwa an, als gehöre er nicht zu ihm, so als wäre es der Körper eines völlig anderen. Ja beinahe so, als hätte er selbst gar keinen mehr...matt und kraftlos war das Gefühl, was der junge Zwerg dabei empfand....und doch wusste er, dass es unweigerlich sein Körper war, der ihm diese üblen Schmerzen bereitete, es war die brennende innere Hitze, die sich so überaus verdächtig nach dem Beginn des Wundfiebers anfühlte, welches er nur zu gut aus den Zeiten vergangener Tage kannte, in denen er Schlachten um Schlachten am Schattenbachtor geschlagen hatte.
 

Und dennoch verwirrte ihn diese so seltsam zwergisch und zugleich elbisch anmutende fremde Frau unsäglich, die es zu allem Überfluss eben tatsächlich ganz unverblümt gewagt hatte, ihn einfach so zu küssen....und er nicht die geringste Ahnung hatte, aus welchem Grund sie das wohl getan haben mochte? Sicher nicht nur aus Gründen reiner Mildtätigkeit oder gar Mitleid. NEIN, sie führte etwas im Schilde, dessen war er sich ziemlich sicher, keine Frau auf dieser schönen Erde machte irgend etwas nur einfach SO, ohne einen ersichtlichen Grund.
 

Der Zwergenfürst hatte eine jüngere Schwester und so wusste er recht gut was das zu bedeuten hatte....diese da, diese eigenwillig wilde Waldnymphe wollte vermutlich irgend etwas von ihm. Nun WAS es war, das würde er wohl noch heraus finden. Thorin sah sie sich somit ganz genau an, solange er noch bei halbwegs klarem Verstand war, ehe ihn...ihm das Fieber wieder nehmen würde, so wollte er sie sehen...die Frau aus dem Wald, die ihn offenbar hier her gebracht und seine Wunden versorgt hatte...und aus der er sich so gar keinen, für ihn verständlichen Reim machen konnte.
 

Er sah ihr langes, dunkelrotes Haar...und ihre Augen....diese eigenwillig schimmernden grünen Augen, berzaubernd schön waren sie und geheimnisvoll undurchdringlich...so wie die, zu der sie unzweifelhaft gehörten. Etwas vergleichbares wie diese seltsam geisterhaften und dazu ungemein kriegerischen Hüterinnen des alten Waldes hatte er zuvor noch niemals gesehen, ja geschweige denn jemals von ihnen gehört.
 

NEIN, etwas vergleichbares wie SIE hatte er ganz sicher noch nie zuvor gesehen!
 

„Wa...was bedeutet das Ezêlhen? Es ist elbisch aber ich verstehe den Sinn daran nicht ganz, deine Schwester hat dich bei unserem ersten Zusammentreffen so genannt. Hat dein Name irgend einen ..einen tieferen Sinn?"
 

Fragte er sie demnach leise aber doch von spürbarer Neugier getrieben...als er ihre kantigen aber doch edlen Gesichtszüge mit den hohen Wangenknochen und dem vollen roten Lippen im schwachen Halbdunkel der Höhle ausmachte. Die schöne Fremde lächelte ihn indessen merklich verhalten an, ehe sie ihm darauf etwas entgegnete.
 

„Ezêlhen* bedeutet Grünauge* in meiner Sprache Zwerg, denn es ist gewissermaßen eines meiner bezeichnendsten Merkmale und demnach mein gewöhnlicher oder besser gesagt mein Kosename, mit dem sie mich rufen, seit der Zeit in der ich noch ganz jung gewesen bin, denn eigentlich heiße ich Lyriêlen...nach...nach meiner Großmutter, die eine mutige und weise Herrscherin gewesen ist!“
 

Thorin sah sie, während sie noch sprach, entsprechend verblüfft an. Ja Grünauge...also doch, seine erste Vermutung hatte sich tatsächlich als richtig erwiesen, nun DAS passte wahrhaftig zu ihr. Hraest* würde sie damit in seiner Sprache genannt werden, was im Grunde den gleichen Sinn beinhaltete...doch er wusste, dass dies im Augenblick wohl eher unangebracht war.
 

„Und...wie..wie soll ich dich jetzt ansprechen?“ Fragte er sie so erwartungsgemäß verunsichert. Er sah die junge Wächterin kurz lächeln...es war ein schönes, durchaus anziehendes Lächeln, auch wenn es nicht ihm galt, wie er nur zu gut wusste.
 

„Nun Lyriêlen wäre denke ich angebracht...denn das ist gewissermaßen mein offizieller Name und solange wir beide uns nicht näher vertraut sind, wäre es daher wohl nicht sehr schicklich, mich weiter mit dem Namen derer anzusprechen, die mich lieben, denn nur diese dürfen ihn mir gegenüber verwenden. Ach und noch etwas MANN...da du jetzt ja meinen richtigen Namen kennst, wäre es da nicht langsam an der Zeit, mir deinen zu verraten Zwerg?“
 

Antwortete sie ihm spürbar zurückhaltend, wobei ihre angenehm warme Stimme, den leichten Klang von gutmütigem Spott angenommen hatte, den sie nicht ganz vor ihm verbergen konnte, so sehr sie sich auch darum bemühen mochte.
 

„T h o r i n....mein Name ist Thorin Eichenschild!“
 

War in dem Fall alles, was ihr der Zwerg darauf zur Antwort gab.



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