Zum Inhalt der Seite

Find your own way

von
Koautoren:  Black-Starshine  Linchen-86

Vorwort zu diesem Kapitel:
Herzlich Willkommen und ein freudiges Hallo bei unserem Herzensprojekt.

Wie freuen uns darüber, dass ihr hierher gefunden habt. Vielleicht kennt ihr uns ja von unseren bisherigen Fanfictions. Gemeinsam haben inspirieren wir uns stets selbst und motivieren uns zum Weiterschreiben. Wobei dahinter gar kein Ansporn gegeben sein muss, wenn die Motivation ist unermesslich.
Deshalb bekommt ihr auch heute den Prolog, dicht gefolgt von dem ersten Kapiteln, welches ihr morgen hoch motiviert verschlingen könnte. Wie hoffe doch, dass euch der Einstieg gefällt. :D

Alles Liebe
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Noch einmal ein herzliches Willkommen,

gemeinsam haben wir entschlossen, Euch bereits heute das erste Kapitel unserer tollen FF (Ja, wir sind so eingebildet und nennen sie toll ;D) zu demonstrieren. Mit diesem Kapitel haben wir herausgefunden, wie gut wir doch harmonieren. Jede weitere Zeile, die folgte, machte es umso deutlicher. Wir hoffen, dass auch ihr die Harmonie zwischen den Worten bemerkt und freuen uns natürlich über jedes ehrlich gemeinte Feedback.

Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Tag meine Lieben,

ursprünglich planten wir ja, jedes Kapitel einmal die Woche hochzuladen. Allerdings konnten wir nicht bis morgen warten, so dass ihr bereits heute in den Genuss des neuen Textes.
Natürlich hoffe wir, dass es euch gefällt. Wie ihr merkt, werden die Kapitel immer länger und ausführlicher. Aber wir haben für uns entschieden, sie nicht zu kürzen. Schließlich steckt unser Herz in jedem Kapitel. Deshalb muss es auch so bleiben, wie es ist.

Wie freuen uns über jedes faire feedback.

Alles liebe
Linchen-86 & Black-Starshine Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen guten Morgen wünschen wir Euch,

wir hatten ja bereits angekündigt, dass wir nun häufiger Kapitel hochladen werden.
Solange wir so motiviert schreiben, wird das die nächsten Wochen auch gut funktionieren.
Wir freuen uns wie immer über euer Feedback :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Tag an unsere treue Leserschaft,

hier kommt Kapitel 4 und damit der erste Auftritt unserer lieben Prinzessin.
Wir freuen uns wie immer auf positives Feedback und konstuktive Kritik.

Viel Spaß beim Lesen :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr Lieben,

zunächst einmal möchten wir uns entschuldigen, dass es gestern nicht mehr geklappt.
Am Ende der Zeit war einfach zu wenig Zeit übrig ;DDD
Dafür bekommt ihr natürlich heute ein neues Kapitel.
Wie immer wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen und hoffen, dass es euch gefallen wird ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr lieben Leser,

da wir manchmal in unserer Kreativität kein Ende finden/fanden...sind die nächsten beiden Kapitel einmalig getrennt voneinander geschrieben wurden. Wir sind selber etwas traurig deswegen, aber hätten wir die zwei Kapitel zusammen gelassen, wäre es unfassbar lang geworden und das wollten wir euch nicht zumuten. In der ersten Sicht aus Erzählerform beginnt die zuckersüße Blackstarshine mit den ersten Geschenissen des Abends, parallel und was sonst so so an diesem Abend passiert ist, erfahrt ihr dann in der zweiten Hälfte.

Zudem möchte ich mir nicht entgehen lassen, ein paar ganz besondere Worte an meine Puppe zu richten: Ich bin so unfassbar froh, das wir dieses Projekt gemeinsam gestartet haben, unser Brainstorming, unserer Ideen alles was wir sonst noch fabrizieren, dass alles lässt mich täglich grinsen (Danke dafür) Ich möchte dich in meinem Leben jetzt schon nicht mehr missen und freue mich auf alles was noch kommt :) und du bist MEINS XD

So jetzt habe ich genug geschrieben, wünsche euch viel Spaß beim lesen. Ich hatte ihn in jedem falle und wie bereits erwähnt: Jetzt geht es erst richtig los Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr lieben Leserlein,

nun das Kapitel von dem lieben Linchen-86, die an diesem Punkt der Geschichte ganz besondere Worte meinerseits verdient hat. Schon häufiger habe ich überlegt, dass eine Partnerschafts-FF etwas Spannendes sein könnte. Aber um ein solches Projekt in die Welt zu rufen, brauchte es nicht nur Motivation, sondern auch Zuverlässigkeit und Vertrauen. In kürzester Zeit hat sie das bei mir geschafft. Wir sind voller Ideen, Motivation und ich kann mich auf sie verlassen. Und das, obwohl wir uns erst zu kurz kennen. Ich bin noch immer begeistert. Aber bei manchen Menschen ist es einfach so, dass mit dem ersten Treffen, Schreiben oder was auch immer, man diesen Menschen niemals missen möchte. Genauso ist es bei ihr.

Natürlich liebe ich ihr Kapitel. Es ist toll geschrieben, vor allem aber spannend. Ihr werdet in diesem eine kleine Überraschung erleben. Manche Rollen wirken wahrscheinlich OC. Aber es sind Jahre vertsrichen und dabei ändern sich Handlungsweisen. Gefühle gleiten in die Verzweiflung und rationales Handeln ist nicht mehr möglich. Daher wundert euch nicht :D Wir haben das alles durchus durchdachte und nach wie vor bin ich der Meinung, dass unsere Charaktere immer authentisch bleiben.

Und so~
Ich hoffe doch, dass ihr das Kapitel genießen werdest!
Wobei ich da sehr zuversichtlich bin :D

Alles Liebe und einen schönen Tag noch *-*
Black-Starshine Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Tag ihr lieben Leserlein,

hier einmal ein herzliches Dankeschön an die Kommentare eurerseits.
Wir freuen und darüber immer sehr. Mit euren Worten und unseren Elan, ist die Motivation nach wir vor grenzenlos.
Deshalb können wir auch ohne Probleme - bisher - immer zwei Kapitel hochladen.
Hier also das Nächste~
Ein Kapitel aus vier Perspektiven =D Wir hoffen doch, dass es euch gefallen wird :* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo ihr Lieben,

es ist mal wieder Mittwoch und damit Update-Time für Find your own Way.
Unser kleines Baby. :D
An dieser Stelle einmal einen herzlichen Dank für die lieben Kommentare, die ihr uns immer wieder vermittelt. Ihr wisst gar nicht, wie sehr ihr und mit jeder Zeile weiter und weiter motiviert. Aber auch untereinander schaffen wir es immer wieder, und zu motivieren.
Es ist einfach total schön, zu schreiben und mit der eigenen Geschichte andere mitfiebern zu lassen.

Wie immer hoffen wir, dass euch das Kapitel gefällt.
Viel Spaß beim Lesen ihr Lieben :D

Und liebe Tasha: TAKARI ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallohallöle~,

So, jetzt sitzen zwei Gestörte vorm Laptop und können euch life und in Farbe das neue Kapitel vorstellen. Wir müssen uns korrigieren. Das Kapitel beschreibt die Sicht von Mimi und Taichi ♥
Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen~

Tja °^°
Nur der frühe Vogel fängt den Wurm, nicht? deshalb gibt es, wie jeden Mittwoch heute das Kapitel ;D
Wer weiß, wer den Wurm fängt?
Hier mal ein etwas ereignisreicheres Kapitel ;D
Wir wünschen euch viel Spaß dabei, es zu verschlingen ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr lieben Leser,

gerade haben wir Kapitel 30 abgetippt :D So seht ihr, wie sich die Geschichte entwickelt und dass noch Einiges auf euch zukommen wird. Es ist einfach atemberaubend, wie schön man die Entwicklung der Geschichte beschreiben kann. Noch Einiges kommt auf euch zu. Aber wir leben und lieben jede Zeile, die wir schreiben. Also müsst auch ihr sie lieben ;D

Und nun viel Spaß beim neusten Kapitel unseres Herzensprojekt.
Diesmal ein wenig ausgelassener und noch immer wenig Dramatik XD
Noch :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Tag ihr lieben Leute,

beinah hätte ich ja vergessen, dass heute Mittwoch ist!
Dieser verdammt Feiertag am Montag macht mich ganz durcheinander. Kaum hat man sich versehen, ist es schon Mittwoch, dann Wochenende und schon wieder Montag~ Mensch... Alles kompliziert hier ûu

Aber natürlich bekommt ihr nun ein neues Kapitel, mit viel Spannung und Dramatik, vielleicht auch einen Hauch von Romantik? Lass euch überraschen~

Und an dieser Stelle nochmal Danke für die eifrigen Kommischreiber:
84 Kommentare, mir 12 Kapiteln~ Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie glücklich wir darüber sind ♥
Auch ein herzliches Dank an die Favoritennehmer :D

Und nun viel Spaß beim Lesen °^° Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr Lieben,

es ist Samstag und damit gibt es ein neues Kapitel zu Find your own way ;D
Wir hatten ja schon Dramatik angekündigt XD Die kommt jetzt tatsächlich ;)
Viel Spaß dabei ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr Lieben,

ein neues Kapitel *-*
Schließlich ist ja Mittwoch :D
Da ich gerade nicht so viel Zeit habe, wünsche wir euch einfach ganz schnell viel Spaaaaß!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Tag ihr lieben Leserlein~
Da es heute Samstag ist, ist es wieder Zeit für ein neues Kapitel!
Diesmal mit mehr Dramatik und Aktion~
Es wird kleine Eskalationen geben und einiges offengelegt :D
Auch eure bisherigen Spekulationen werden hier ein bisschen klarer!

Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen ~


Und noch einmal:
Wir danken euch von ♥ für die vielen lieben Kommentare.
Es macht und stolz, dass euch die FF so gefällt und wir hoffen, dass ihr motiviert dran bleib!!!

(Das neue Titelbild ist nur für euch!!! ... und mein Linchen <3) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend an all unsere Leser,

leider haben wir es heute morgen nicht geschafft, das aktuelle Kapitel hochzuladen.
Aber wir haben es nicht vergessen!
Daher wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr lieben Leserlein~
Oder vielleicht doch gute Nacht :D

Es ist ja bereits morgen, sprich Samstag, dementsprechend wird nun auch das Kapitel hochgeladen.
Könnte auch daran liegen, dass ich einfach noch wach bin und das Kapitel hochladen wollte.

Und in diesem Sinne werde ich wohl jetzt auch ins Bett gehen!:)
Wie immer wünschen wir euch viel Spaß beim Kapitellesen. ♥♥
Nocheinmal danke für eure lieben und aufrichtigen Kommentare.
Wie immer seid auch ihr es, die uns in unserer Arbeit bestärken. :D Bleibt uns auch weiterhin treu :*

Und phean, du musst lesen *____* XD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen guten Morgen wünschen wir Euch~,

hier ein neues Kapitel, welches neue Entwicklungen aufzeigt.
Ihr habt es ja bereits erwartet, aber habt ihr auch mit den Reaktionen gerechnet?
Es wird noch einiges passieren :D Besonderes für unsere lieben Takari-Fans sind die nächsten Kapitelchen intressant. Wir sind schon gespannt auf euer Feedback.

Liebe Tasha~
Wir widmen dir das Kapitel nicht ;D
Denn du wirst ein Sonnenschein-Kapitel bekommen ;)

Viel Spaß beim Lesen!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr Lieben~

Es ist Zeit für ein neues Kapitel~
Den ersten Teil würden wir gerne der lieben Tasha88 widmen. Sie weiß sicher selbst warum ;D
An alle anderen: Viel Spaß mit dem neuen Kapitel~
Es ist diesmal nicht so dramatisch *-*
Ahhh~
Und ihr lernt nun auch die gute Rei kennen =) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ♥
Es ist Mittwoch und damit Update-Time °^°
Daher wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen einer unserer Lieblingskapitel ^^

Da die gute dattelpalme94 Makoto so gerne hat, möchten wir ihr hier eine Widmung aussprechen. XD
Wir hoffen doch, dass es dir gefallen wird ^^
Aber natürlich auch, dass es allen Anderen gefällt *-* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr Lieben ~

Wie immer ist es Samstag und damit ist Update-Time für Find your own Way!
In diesem Sinne:
Ganz viel Spaß beim Lesen und wir hoffen, dass es euch gefallen wird ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr Lieben,

verdammter Feiertag...der Mittwoch ist schneller gekommen als wir die Kommentare beantworten konnten. Daher Entschuldigung an dieser Stelle, eure Antworten werden bald folgen. Unser Wochenende war von vielen Terminlichkeiten geprägt, zumal nun auch endlich die Arbeit von Black-Starshine fertig geschrieben ist :D
Daher wird es jetzt (hoffentlich) schneller gehen, aber keine Sorge... wir werden noch alle Kommentare beantworten. Aber wir wollen euch das neue Kapitel natürlich nicht vorenthalten, daher:
Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr Lieben x3
Heute ist Samstag und damit Update-Time~
Danke nochmal für eure vielen und tollen Kommentare °^°
Wir freuen uns immer wieder darüber, dass ihr unsere Geschichte so motiviert verfolgt~

Heute möchten wir Euch jedoch auch unsere anderen Geschichten und Geschichten, die wir großartig finden, vorstellen °^° ♥
Das wäre einmal die FF von Linchen-86: A long Time ago & von Black-Starshine: The story of happines. Außerdem wollen wir euch die tollen Geschichten von phean und Tasha88 ans Herz legen, solltet ihr diese nicht schon entdeckt haben. Reinschauen lohnt sich, denn die beiden sind nicht nur tolle Menschen, sondern auch großartige Schreiber :D

In diesem Sinne viel Spaß beim Kapitel und ein schönes Wochenende :D
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend ihr Lieben,

entschuldigt bitte, dass das Kapitel heute so spät kommt~
Heute früh war es ein wenig hektisch. Mit diesem Kapitel hoffen wir doch, dass Koushiro nun ein wenig besser wegkommt, denn er liegt uns ziemlich am Herzen ♥

In diesem Sinne viel Spaß mit dem Kapitel~

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Tag ihr Lieben,

heute sind wir leider etwas spät dran. Wir hatten heute Morgen noch sehr viel zu tun, trotzdem finden wir, dass wir noch gut in der Zeit sind. Hier nun wirklich das erste Adult-Kapitel :D
Wir können an dieser Stelle auch direkt verraten, dass das nächste auch Adult werden wird XD Das hier ist spontan entstanden, aber wir mögen es trotzdem. Umso mehr hoffen wir natürlich auch, dass es euch gefällt. (*Tasha anschau*)

In diesem Sinne, viel Spaß mit dem Kapitel!!!
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen wünschen wir Euch,

da wir es morgen früh nicht direkt schaffen, das Kapitel hochzuladen, haben wir kurzerhand beschlossen, es jetzt hochzuladen. Schließlich ist um dieser Uhrzeit ja auch schon Samstag und dementsprechend "Hochlade-Tag".

Für alle, die uns nun hassen: Wir können es verstehen...
Aber ihr wusstet alle, dass irgendwann die Bombe platzen würde. Daher bitten wir euch vorsichtig um Verzeihung. Aber es ist eben unsere kleine Seifenoper. Damit müsst ihr leben ♥ Und wir lieben euch trotzdem :D Danke hier nochmal für alle eurer Feedback °^°

Wer sich dafür interessiert, welches Lied wir ausgewählt haben, der möge auf den »Link« klicken. ♥

In diesem Sinne einen guten Start in ein entspanntes Wochenende :D
Alles Liebe,
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Tag ihr Lieben,

der tag war gespickt von diversen Aufgaben, so dass wir erst jetzt dazukommen, dass neue Kapitel hochzuladen. Natürlich hoffen wir, dass es euch gefallen wird =) Vielen Dank für das liebe Feedback zu unserem letzten Kapitel :)
Wir wünschen nun viel Spaß und ein schönes Wochenende ♥

Alles Liebe,

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen an unsere lieben Leser,

etschuldigt bitte, dass noch nicht alle Kommentare beantwortet sind und das Kapitel erst so spät, genauer gesagt, einen Tag später kommt. Momentan ist es bei uns ziemlich stressig, es geht drunter und drüber und andere Dinge bleiben dabei etwas auf der Strecke. Aber wir wollen unser Herzensprojekt weiter verfolgen. Und wir haben auch noch genug in Petto :D Aber nicht immer ist die Zeit vorhanden, die man am Ende des Tages braucht. Trotzdem hoffen wir, dass es euch gefallen wird :D
Wie immer eben ♥

In diesem Sinne~
Viel Spaß beim Lesen °^°
Und morgen bzw. später werden die noch fehlenden Kommentare beantwortet :DDD
Bis dahin °^°

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen an unsere lieben Leser,
tatsächlich werde ihr hier mit einem kleinen Filler-Kapitel konfrontiert, welches wir jedoch sehr gerne mögen. Besonders, wenn wir beim Schreiben und Lesen immer an unsere liebe Tasha88-Maus denken und schmunzeln müssen, da sie sicher auch lächeln wird.
Und ja. Hier wird Daisuke nicht als Opfer dargestellt, sondern als das, was er wirklich ist!
Ein guter und offener Freund.
Nicht umsonst trägt er schließlich auch das Wappen der Freundschaft *-*

In diesem Sinne wünschen wir Euch ein schönes Wochenende :D
Und natürlich viel Spaß beim Lesen °°

Linchen-86 und Black-Starshine ♥♥♥~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wir wünschen einen schönen Sonntag an all unsere Leser,

zunächst einmal ein herzliches Danke an euch alle, dass ihr uns mit unserer Geschichte treu bleibt. Aktuell sehen wir uns mit vielen stressbelasteten Alltagssituationen konfrontiert, die unsere Zeit zum Schreiben und Beantworten der Kommentare sehr einschränken. Besonders aufgrund der anstehenden Prüfungen von Black-Starshine, ist das Schreiben an für sich sehr eingeschränkt. Wobei es ihr sehr fehlt zu schreiben. Aber es ist einfach wahnsinnig viel zu lernen und jeder unproduktive Tag scheint wie ein verlorener Tag. Auch der Vorrat unserer Kapitel geht langsam zu Neige. Doch wir werden uns bemühen, das Repertoire aufzustocken und euch noch immer einmal in der Woche mit einem neuen Kapitel zu beglücken.

Bitte wundert euch nicht, dass das Kapitel so kurz geworden ist. Dieses Kapitel ist uns beiden sehr schwer gefallen und wir haben lange dafür gebraucht, es überhaupt fertigzustellen. Letztlich sind wir relativ zufrieden damit und hoffen natürlich auch, dass ihr es mögt. Es ist ein sehr alltägliches Kapitel, da wir zwischendrin auch noch etwas Allgemeines bringen wollten.

Wir wünschen euch dabei viel Spaß und Freude.
Alles Liebe
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wir wünschen allen unseren Lesern einen guten Tag,

die stressige Zeit ist vorüber und wir können wieder schreiben. Auch, wenn noch immer viel zu tun ist, haben wir nun wieder die Möglichkeit, an unserem Herzensprojekt weiterzuarbeiten. Wir hoffen, ihr habt uns nicht vergessen und wünschen euch viel Spaß beim neuen Kapitel ♥

An dieser Stelle auch Danke an die ganzen Favoriten, die wir bekommen haben. Wir freuen uns, dass euch die Geschichte zusagt und hoffen, euch noch mehr in unsere Geschichte zu führen.

Einen schönen Sonntag noch ♥

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr lieben Leser,

zunächst einmal ein herzliches Danke an euch alle, dass ihr uns mit unserer Geschichte treu bleibt. Wir wissen, das hier länger nichts gekommen ist und freuen uns dennoch, dass diese Geschichte nicht vergessen wurde, da zuletzt doch des öfteren Anfragen und Nachrichten gab, wann es denn endlich weiter geht. Wir bemühen uns diese FF zuende zuschreiben. Es kann aber dauern, bis das nächste Kapitel online kommt.
Haltet weiter die Augen offen und wenn alles gut geht, können wir ab Februar 2018 einmal im Monat ein neues Kapitel hochladen.

Vielen Dank für die, die noch immer mit lesen. Wir bemühen uns für euch.:)

Wir wünschen euch dabei viel Spaß und Freude.
Alles Liebe
Linchen-86 und Black-Starshine. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog


 

Vergangenheit und Zukunft als Spielbälle der Gegenwart.

Ist nicht jede Gegenwart zugleich Geschichte und jede Zukunft ein Traum in der Vergangenheit?

Kersten Kämpfer

 

 
 

*.: *゚・..:**.:*゚・..:*

 

Verschwommen, im gleißenden Licht, sah sie ein kleines Mädchen. Es saß traurig unter einen kräftigen Kirschbaum und beobachtete gedankenverloren die herabsinkenden Blütenblätter der starken Äste des Baumes. Nebenher schwanken die braunen Augen des schüchternen Mädchens zu den spielenden Kindern. Mit viel Spaß und Freude verfolgten sie den rollenden Ball, traten ihn zu dem jeweils anderen und lachten ausgelassen, wenn sie auf den Boden landeten. Ihre Kleider waren voller grünlicher Grasflecken, doch kümmerte es sie nicht.

 

Noch heute hallten die Laute des ausgelassenen Gelächters der Kinder bis tief in ihr Gehör. Wie sehr hatte sie sich doch gewünscht, gemeinsam mit den anderen Kindern zu lachen, dem Ball hinterher zu rennen und sich im Dreck zu suhlen. Doch immer wieder verneinte sie, wenn man ihr anbot, mitzuspielen. Sie war ein Mädchen aus guten Hause, hatte sich zu benehmen. Trotz ihres so jungen Alters durfte sie sich nicht einfach so gehen lassen…

Verschüchtert und zurückgezogen strahlte das kleine Mädchen Traurigkeit aus. Ihr verschlossenes Verhalten verursachte, dass die anderen Kinder sich von ihr fernhielten und ihr kaum Beachtung schenkten. Die abweisende Art der kleinen Dame ließ sie lediglich im Abseits die lachenden Gesichter verfolgen. Nie aber war sie mit von der Partie.

 

Jedes Mal war sie die Letzte, die vom Kindergarten abgeholt wurde. Meistens zog sie die junge Brünette zurück und versank in den spannenden Erzählungen der Märchenbücher. Immer wieder schlug sie die Augen auf, wenn eines der Kinder von seinen Eltern abgeholt wurde. Niedergeschlagen beobachtete sie den liebevollen Umgang der Eltern, während sie sich nach Wärme und Geborgenheit sehnte. Hinter den Seiten der Geschichten hielt sie sich versteckt, bis auch sie abgeholt wurde. Doch nie erblickte sie ihre Mutter oder ihren Vater. Immer Menschen, die dafür Geld bekamen, sie abzuholen. Nicht, weil sie sie liebten.

 

Die Szenerie vor ihren inneren Augen veränderte sich. Schwere Tropfen fielen vom Himmel herab, benetzten ihre Haut und zogen einen nassen Filter über ihr hellbraunes Haar. Ihre Locken fielen ihr wild über die Schultern, während sie schluchzend durch die Straßen Tokyos ran. Die Blicke der Passanten ignorierend, lief sie einen Schritt nach den anderen, bis sie zum Halten kam. Tränen liefen ihr über die glühenden Wangen, während Wassertropfen von ihren Haaren zu Boden glitten.

 

Ein herzergreifendes Miauen durchzog die regnerische Stille. Verwundert hob das zierliche Persönchen ihr Antlitz und betrachtete ihre Umgebung. Durch ihren verschleierten Blick, lauschte sie weiter dem miauenden Klang des kleinen Wesens. Einen Schritt nach den anderen blieb sie vor einer kleinen Katze stehen. Sie ging vor der kleinen Katze, die sich ihren Unterschlupf unter ein Paar Holzbrettern gesucht hatte, in die Knie und musterte sie. Erneut erklang ein herzergreifendes Miauen, als das kleine Wesen aus seinem Versteck kroch und mit der zierlichen Nase die kleine Kinderhand des Mädchens an stupste. Das braun-weiß gemusterte Fell war zerzaust und dreckig, der Körperbau der Katze unterernährt und ausgelaugt. Trotzdem erklang ein zärtliches Schnurren, als Mimi begann das Tier hinter seinen Ohren zu kraulen.

 

„Ich kann dich leider nicht mit nach Hause nehmen…“, flüsterte das kleine Mädchen traurig. Trotz des prasselnden Regens, schritt die kleine Katze nach draußen und schmuste mit ihr. Ein Gefühl von Wärme durchfuhr den Körper des Mädchens. Sie wurde gebraucht…

 

Noch immer tropften die perlenden Wassertropfen von ihren Haaren zu Boden. Ebenso wie von den zuckenden Ohren der kleinen Katze. Das erste Mal seit Langem kicherte die kleine Dame, als die feuchte Nase erneut gegen ihre Hand stieß. Genau in diesem Augenblick spürte sie plötzlich die niederprasselnden Tropfen des Regens nicht mehr.

Erschrocken fuhr die Braunhaarige zusammen und hob den Blick. Ihre geweiteten Augen trafen direkt die warmen Augen eines kleinen Jungens, der seinen orangen Regenschirm über sie und die Katze hielt. „Mensch, du kannst ja richtig schön lachen!“, lächelte der kleine Junge, mit der gigantischen Wuschelmähne die Kleinere an. Ein roter Schimmer legte sich auf die Wangen der Angesprochenen. Die kleine Katze auf dem Arm, richtete sie sich wieder auf und sah ihr Gegenüber schüchtern an. „D-Du bist bei mir in der Gruppe, nicht?“ Der Junge grinste frech und nickte. „Jap! Und du bist das Mädchen, das mit keinen spricht…“, sprach er ganz direkt aus. „Uhm…“ Unsicher nickte sie nur und sah zur Seite, während die kleine Katze den Braunhaarigen neugierig musterte. „Hui, die sieht aber zerzaust aus!“, sagte er frech und streckte seine kleinen Kinderhände nach der Katze aus.

 

„Gar nicht wahr! Sie ist wunderschön!“, widersprach das kleine Mädchen mit beeindruckenden Selbstbewusstsein und ernsten Unterton. Der Junge wich lachend zurück, als auch die Katze fauchend nach ihm ausschlug. „Hihi…Hast ja recht…Aber sag mal…Warum seid ihr beide denn hier draußen? Ist euch nicht kalt?“ „N-Nein…“ Mit bibbernder Stimme erwiderte die Angesprochene die Frage und sah wieder einmal mehr zu Boden. Man sah ihr ganz deutlich an, wie kalt ihr doch wirklich war…

 

Dicke Regentropfen prasselten bereits vom Himmel auf die Erde hinab.

„Nur gut, dass du mich getroffen hast. Komm mit.“ Der Junge führte das Mädchen mit schnellen Schritten aus der, ihm nicht ganz so vertrauten, Gegend heraus. Das Mädchen wusste nicht wieso, aber irgendwie vertraute sie ihm. Sie vertraute ihm jetzt schon mehr, als jeden anderen, den sie bisher getroffen hatte und sie konnte nicht mal sagen, warum es so war. Fest an sich gedrückt, hielt sie das kleine Tierchen und beobachtete schüchtern den Jungen, der neben ihr herlief und sie mit seinem Regenschirm vor dem Regen schützte. Diese Geste rührte sie sehr und obwohl das Wetter so schrecklich tobte, spürte sie in sich, wie sich die Sonne ausbreitete.

 

Bald darauf erreichten sie ihr Stadtgebiet, in dem beide Kinder nicht weit entfernt voneinander wohnten. Das Wetter verschlechterte sich, nicht nur, dass es regnete, auch der Wind heulte laut umher.

„Halt Mietzi gut fest“, ermahnte der Junge das kleine Mädchen.

„Mietzi?“, fragte diese unsicher nach. „Ja, ich nenne sie jetzt so“, erwiderte er daraufhin. Nicht sehr einfallsreich, wie das Mädchen fand, aber jedes Mal wenn er sie so nannte, spitze das kleine Tier die Ohren und sah neugierig zu dem braunhaarigen Jungen herüber.

 

„Wie weit ist es noch bis zu dir?“, fragte der kleine Junge nach. „Nicht mehr weit, da hinten die Straße rein.“  Schnell liefen die Kinder wieder los. Der Junge nahm das Mädchen an einer Hand, sodass sie etwas schneller wurde, während das Mädchen in der anderen Hand noch immer die kleine Katze schützend an ihre Brust hielt.

 

Nach einigen Minuten erreichten sie den Wohnblock des kleinen Mädchens. Der Regen wurde allmählich stärker. Unsicher stand sie vor der Tür, wusste nicht was sie machen sollte. „Worauf wartest du, auf besser Wetter?“, fragte der Junge ungeduldig nach. Die Angesprochene schüttelte nur betrübt mit dem Kopf. „Mietzi, ich kann sie doch nicht einfach auf die Straße setzen und zurücklassen“, seufzte das Mädchen und drückte das kleine Kätzchen an ihre Brust, diese schnurrte daraufhin. „Dann nimm sie doch mit“, schlug der Junge vor und verstand nicht warum das Mädchen es sich selbst so schwermachte.

 

Traurig blickte das Mädchen zu dem Junge auf.

„Das geht nicht, meine Mama hat eine Katzenhaarallergie, eine ganz schlimme“, erwiderte sie betrübt. „Oh weia. Das ist nicht gut“, musste der kleine Junge zugeben.

 

Mit einem Mal erklang ein tobendes Grollen vom Himmel, ehe er sich plötzlich erhellte. Ein Blitzen und Donnern umhüllte den Himmel. Das kleine Kätzchen miaute schrill, ängstlich klammerte sich das kleine Mädchen an dem braunhaarigen Jungen fest. Dieser blickte etwas unsicher zu ihr und lächelte ihr tapfer zu, was sie erwiderte und erneut dazu führte, dass sich ihre Wangen rot färbten. Es war ihr unangenehm, ihm ihre Schwäche so offen zu demonstrieren.

 

Das kleine Kätzchen sprang aus den Händen des Mädchens, hoch auf die Schulter des Jungen.  Schnell griff der Junge nachdem Kätzchen.

„Kannst du sie nicht mitnehmen? Sie scheint dich zu mögen“, hakte das Mädchen angespannt bei dem Jungen nach. Dieser überlegte. „Ich weiß nicht, meine Eltern werden sicher nicht sehr begeistert sein“, grübelte er.

 

„Aber wir können sie doch nicht einfach sich selbst überlassen“, schniefte das kleine Mädchen. Mit großen nassen Augen sah das Mädchen den Jungen an. Der Junge hielt diesem Blick kaum stand, er wollte nicht, dass sie traurig war.  Sie sah viel hübscher aus, wenn sie lächelte. Auch wenn sie es viel zu selten tat. „Okay, ich nehme sie mit“, gab er sich geschlagen, nahm das kleine Tier und legte es sich auf einen Arm, um sie mit sanften Streicheln zu beruhigen.

 

Das Mädchen strahlte den Jungen an und ehe er sich versah, gab sie ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Unsicher sah er sie an. „Bah, was sollte das denn?“ sagte er und wich sich mit einer Hand die Stelle, die sie mit ihren Lippen berührte. Erneut traurig schaute das Mädchen den Jungen an, ehe sie ihre Zunge ausstreckte. „Ich wollte doch nur Danke sagen, aber ich wusste ja nicht, dass du so ein Idiot bist“, entgegnete das kleine Mädchen aufbrausend.

 

„Wenn ich ein Idiot wäre, würde ich die Katze wohl nicht mitnehmen“, grinste er überlegen.

Er drehte sich um, zügig wollte er nach Hause, denn das Gewitter wurde schlimmer und er musste noch ein paar Straßen weiterlaufen. Als er das Ende der Straße erreichte, blickte er sich erneut nachdem Mädchen um. „Du kannst sie jederzeit besuchen, also nur, wenn du magst“ murmelte der Junge unsicher und ein leichter Rotschimmer schoss nun auch auf seine Wangen. Das Mädchen brachte nun das breiteste Lächeln hervor, dass der Junge je gesehen hatte. Sie nickte eifrig und winkte ihm zum Abschied. Als er schlussendlich in die nächste Straßenseite einbog, verschwand er aus ihrem Blickfeld.

 

Ihr wurde klar, dass dies ihr bisher schönster Tag war, den sie erleben durfte.

 
 

*.: *゚・..:**.:*゚・..:*
 

Ein neuer Anfang


 

Hake jeden Tag ab und betrachte ihn als erledigt. Du hast dein Bestes getan. Irrtümer und Fehler sind immer möglich. Vergiß sie so schnell wie möglich.

Ralph Waldo Emerson

 
 

*.:*゚・..:*Taichi*.:*゚・..:*

 

Taichi Yagami war sichtlich genervt. Gut! Das war nichts Neues und bei weitem nicht das erste Mal, aber heute… Ja, heute, war es besonders schlimm. Er wusste gar nicht, was ihn am meisten nervte. Die Erkenntnis, dass er die blöde Einladungskarte zum gefühlt hundertsten Mal angesehen hatte oder die laute Musik, die unaufhörlich an sein Ohr drang.

 

`Miss Mimi lädt zu ihrem 20. Geburtstag ein. Ins Four Season Hotel`.

 

Hallo? Das war so typisch Mimi. Man konnte ja nicht einfach in eine Bar gehen, ne Runde schmeißen und nach Hause gehen. Nein, man musste im Four Season Hotel der Prinzessin huldigen. Schon allein diese Vorstellung nervte ihn. Oder nervte ihn doch die ohrenbetäubende Rockmusik, die aus dem Zimmer seines besten Freundes dröhnte?

Ja, er teilte sich eine Wohngemeinschaft nicht nur mit Yamato, sondern ebenso mit Koushiro. Mit diesem war das gemeinsame Wohnen jedoch weitaus weniger problematisch. Er hielt sich meistens im Hintergrund. Yamato jedoch war das genaue Gegenteil.

 

„Man Yama, mach die verdammte Musik leiser!“, brüllte er aus seinem Zimmer - quer durch die ganze Wohnung. Doch die Lautstärke veränderte sich keineswegs. Die Tatsache, dass sein Koffer noch immer leer war, obwohl sie in wenigen Stunden schon zum Flughafen aufbrechen mussten, machte es eindeutig nicht besser. 

Zum wiederholten Male ging der Braunhaarige auf seinen Schreibtisch zu und hielt die Einladungskarte in der Hand. Dieses Lächeln… Er schüttelte seinen Kopf, knüllte die Einladungskarte zusammen und schmiss sie in seinen Mülleimer, der unter seinem Schreibtisch stand.

 

„Yama! Ernsthaft mach die Musik leiser“, schrie er erneut durch die Wohnung. Er überlegte gerade zum Kleiderschrank zu gehen und wenigstens schon mal das Notwendigste einzupacken, sprich Socken und Boxershorts, als die Musik unverändert in seinen Ohren wiederhallte.

 

Aufbrausend verließ der junge Yagami sein Zimmer und stürmte in das Zimmer seines besten Freundes. Er klopfte nicht mal an, er würde es ja doch nicht hören – so wie immer. So schritt er in das Zimmer des Musikers ein und blieb prompt an der Zimmertüre stehen. Er sah den Blonden unbekleidet über ein fremdes Mädchen gebeugt. Yamato machte sich nicht mal die Mühe, eine Decke zu nehmen, um sich und seine neueste Eroberung zu verhüllen. Wie oft der Braunhaarige seinen besten Freund in dieser Position vorfand, konnte er schon fast gar nicht mehr aufzählen. Er sah ihn öfter nackt, als... Darüber wollte er lieber nicht weiter nachdenken... „Mach die verdammte Musik leiser“, knurrte der Braunhaarige und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

„Dann wird das Stöhnen aber lauter, ich wollte nur das Beste für euch“, erwiderte der Blonde grinsend.

„Alter, schmeiß das Mädchen raus, pack deinen Koffer und um Himmels Willen mache die Musik leiser!“, warnte er erneut. „Ja, gib mir noch fünf Minuten, kannst auch gerne zugucken, vielleicht kannst du ja noch was lernen“, grinste der Musiker. Tai verdrehte die Augen:

„Sicher nicht, bei mir hat sich noch keine beklagt…“, konterte er gleich, verließ das Zimmer - aber nicht ohne vorher die Türe laut hinter sich zuknallen zu lassen – und ging zurück in sein eigenes.

 

Auch der junge Yagami hatte unzählige Affären und One-Night-Stands gehabt. Doch etwas veränderte sich seit dem letzten Wochenende, als er seine Liebschaft mit in die Dreier-WG nahm. Es war jener Tag, an dem die Einladungskarte von Mimi ankam. Unaufhörlich prasselten sämtliche Erinnerungen auf den Braunhaarigen ein. Er wollte das alles nicht, er wollte sich ablenken. So ging er feiern.

 

Schnell wurde eine junge schwarzhaarige Frau auf ihn aufmerksam, die sich an den jungen Yagami – im wahrsten Sinne des Wortes – festsaugte.

Der junge Mann genoss die Aufmerksamkeit. Für den Moment fühlte es sich gut an und das war alles was ihn derzeit interessierte. Zügig führte der Braunhaarige das Mädchen zu seinem Auto. Alles in dieser Nacht ging unheimlich schnell. Die junge Frau nahm ein unglaubliches Tempo vor, was den Braunhaarigen verwunderte. Er wusste nicht warum sie es so eilig hatte? Es schien fast, als hätte sie Angst, er könnte es sich anders überlegen, wenn sie sich nicht beeilte. Nach gerade Mal zwanzig Minuten war der ganze Spaß dann auch wieder vorbei. Tai fühlte sich seltsam. Ja, sie hatten Spaß zusammen, aber etwas hatte gefehlt. Er hatte sich mehr Zärtlichkeit, mehr Nähe gewünscht – mehr Vertrauen, doch das konnte er von einem One-Night-Stand wohl nicht erwarten… Denn das bekam er von seiner Bettgefährtin nicht. Sie wollte es hart, rau und laut. Er konnte nicht sagen, dass er es genossen hatte. Vielleicht hatte es ihm gefallen. Er wusste nicht genau was er wollte, aber er wusste, dass er mehr wollte als das. Vielleicht war es an der Zeit eine Sex-Pause einzulegen. Vielleicht war er ausgebrannt.

 

Er schritt zu seinem leeren Koffer, der ihn fast schon höhnisch entgegen grinste. Es konnte doch nicht so schwer sein, ein paar Klamotten für eine Woche zusammen zu packen? Warum tat er sich denn dann so verdammt schwer damit?

 

Er ließ seinen Blick einmal mehr quer durch sein Zimmer wandern und wollte sich endlich dazu aufraffen, zu seinem Kleiderschrank zu gehen um wenigstens noch ein paar Klamotten zum Wechseln dabei zu haben, aber als er einige Schritte ging, änderte er die Richtung und lief auf sein Bett zu. Er kniete sich vor seinem Nachtschränkchen, zog an der untersten Schublade und öffnete diese. Er griff nach einem Foto, sowie einem Bilderrahmen. Er öffnete den Bilderrahmen von hinten, hob das Glas vorsichtig an, legte das Foto rein, klebte dieses dann fest und versiegelte das Bild wieder. Selbst Geschenkpapier hatte er noch in seiner Schreibtischschublade gefunden. Wie die dahin kam, konnte er sich selbst nicht erklären. So verpackte er das Geschenk und legte dieses als ersten in seinen Koffer – wenn er schon nichts zum Anziehen hatte, hatte er wenigstens an ein Geschenk gedacht.

 

Sie hatten zwar alle zusammengelegt und für Mimi ein Gutschein in einem Tonstudio veranlasst. Dies hatte Sora gemeinsam mit Yamato organisiert. Er war sich sicher, dass sie sich darüber freuen würde, aber er wollte ihr was Eigenes schenken. Etwas dass die Beiden einst verband. Etwas, das vom Herzen kam. Etwas das große Wellen in seinem Herzen schlug, wenn er daran zurückdachte. Er fragte sich, ob es der jungen Tachikawa wohl auch so ergehen würde, wenn sie das Geschenk auspacken würde? Oder ob es ihr nicht so viel bedeuten würde wie ihm...

 

Sein Blick wanderte zurück zu seinem Schreibtisch oder viel mehr unter dem Papierkorb der unter dem Schreibtisch stand. Er schritt erneut auf diesen zu und fischte die zerknüllte Einladungskarte heraus, strich diese auf seinem Schreibtisch glatt und betrachtete die Einladungskarte. Wieder dieses unvergleichbare Lächeln… Nein! Schoss es eindringlich, wie eine Warnung, durch seinen Kopf.  Wenn es irgendein Mädchen auf dieser Welt gab, für welches seine Gefühle nicht erneut ausbrechen durften, dann waren es die Gefühle für diese Frau.

 

Es gab mal eine Zeit, in der er dachte, dass sie zusammengehörten.

Dass sie füreinander bestimmt seien. Wenn es so etwas überhaupt gab.

 

Es gab mal eine Zeit in der die Beiden sich so unglaublich nah waren, dass auch wenn sie nur stillschweigend nebeneinanderlagen – ohne sich zu berühren –, dass er sich wünschte, er könnte diesen Moment für immer zwischen zwei Fingern festhalten.

 

Es gab mal eine Zeit, in der es so schien, als würde jeder darauf warten, dass sie sagten: `Wir sind zusammen`.

 

Doch dies passierte nie.

 

Er hatte die Zeichen wohl falsch gedeutet, falsch interpretiert, falsch verstanden.

 

Denn das Mädchen seiner Träume, träumte wohl nicht von ihm. Nein, sie träumte von einem anderen Jungen. Einen Jungen, der ihm nur allzu vertraut war. Von einem Jungen, der einer seiner besten Freunde war. Ein Junge der auf den Namen Koushiro hörte – alleine deshalb war diese Frau absolut tabu für ihn. Denn er wusste wie sehr er damals unter der Trennung litt.

 

Ob er wohl noch immer etwas für sie empfand?

 

 
 

*.:*゚・..:*Koushiro*.:*゚・..:*

 

Ein Seufzen entfuhr seinen Lippen, als er einmal mehr ihre Nachricht las. Den Kopf auf der flachen Hand abgestützt, scrollte er die Zeilen hoch und runter, prägte sich jedes einzelne Wort ganz genau ein und stellte sich die zierliche Gestalt hinter den Zeilen vor. Wieder seufze er, als er die Nachricht wieder nach oben scrollte.

 

Hallihallo mein geliebter Computer-Nerd,

 

Mein geliebter…

 

Noch einmal entwich seinen Lippen ein Seufzen. Wehmütig betrachtete er die aufgestellten Fotos, die sich auf seiner Kommode sammelten. Auf einigen war er gemeinsam mit den anderen Digirittern zu sehen, andere zeigten seine Eltern oder nur ihn und Taichi. Unter ihnen mischte sich auch ein Foto von ihr. Ihre haselnussbraunen Augen strahlten und ihr Lächeln erwärmte sein wild schlagendes Herz. Gemeinsam mit Mimi posierte er grinsend vor der Kamera. Sein Grinsen wirkte mehr gestellt, als alles andere. Doch seine roten Wangen demonstrierten sein Inneres nach außen. Wie glücklich er doch in dieser Zeit war.

 

Sein Blick glitt erneut zu der Einladungskarte, die vor ihm auf seinem Schreibtisch lag. Dekoriert mit dem wohl schönsten Lächeln, welches er kannte, lud Mimi groß zu ihrem 20. Geburtstag ein. In einem ‚Four Seasons Hotel‘ würde die große Fete stattfinden. Typisch Mimi, wie der Rothaarige empfand. Dass sie ihre Volljährigkeit groß feiern würde, hatte er ja bereits erwartet. Dass sie zudem auch noch in ein Hotel einlud, jedem den Flug spendierte und auch noch ein Hotelzimmer finanzierte, hatte er nicht erwartet. Nun ja. Er wusste aber auch, dass ihre Eltern ausreichend Geld dafür zur Verfügung hatten.

 

Zwei Jahre war es nun her, seit er sie das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte. Durch ihr Studium und den Nebenjob in der Firma ihres Vaters, war Mimi zeitlich stark eingespannt. Daher war es ihr die letzten zwei Jahre nicht möglich gewesen, sich mit den anderen zu treffen oder ihr Heimatland zu besuchen. Regelmäßig schrieb sie ihm eine E-Mail, beschrieb ihren Alltag und verschiedene Gegebenheiten in ihrem Leben. Egal wie lang ihre Nachrichten waren, ihre emotionale Ebene blieb hinter ihren Zeilen verborgen. Stattdessen informierte sie ihn nur über oberflächliche Belange. Sie berichtete ihm sogar über ihre neue Beziehung. Als ob ihn das interessieren würde. Doch solang sie glücklich war, war er es auch. Mehr oder weniger zumindest.

 

„Oh man…“ Seine Gedanken fanden ein jähes Ende, als Musik an sein Ohr klang. Genervt fuhr er sich über den Nasenrücken, als er das Knallen und Brüllen seines besten Freundes hörte. Wieder einmal hallte lautstark die Musik aus Yamatos Zimmer. Kein Wunder, schließlich probte er regelmäßig für seine Konzerte und verwechselte dabei viel zu häufig den Proberaum mit seinem WG-Zimmer. Koushiro selbst hatte es mittlerweile aufgegeben, etwas dagegen zu sagen. Denn womöglich war es sinnvoller, mit einer Wand zu kommunizieren, anstatt mit Yamato. Zumal er im Moment nicht einmal probte, sondern scheinbar nur den Klängen seiner Lieblingsband lauschen wollte. In einer nicht unbedingt angebrachten Lautstärke. Wahrscheinlich aus einem ganz bestimmten Grund heraus. Aber Koushiro hatte im Moment nun wirklich andere Sorgen.

 

Bereits morgen würden sie im Flieger sitzen und auf dem Weg zu Mimis Geburtstagsparty sein. Tatsache war, dass er das Packen bisher immer wieder vor sich hergeschoben hatte und nun blieb ihm keine andere Wahl mehr, als sich aktiv damit zu beschäftigen. Gegen den Schreibtisch gestemmt, rollte er mit seinem Stuhl zurück und stand auf, nur um wenige Meter zu seinem Kleiderschrank zu überwinden. Unmotiviert öffnete er diesen und warf einen Blick hinein. Fein sortiert befanden sich seine wenigen Kleidungstücke in diesem, welche ihm förmlich entgegenriefen, wie unmodern sie doch waren. Bereits jetzt konnte er sich Mimis Kommentare vorstellen. Damals waren sie sehr häufig zusammen einkaufen gewesen und Mimi hatte seine Garderobe gestaltet. Aus besagten Klamotten war er mittlerweile jedoch herausgewachsen. Missmutig betrachtete er daher seine geringe Auswahl an Hemden und Hosen. Kein Wunder, dass Mimi ihn abserviert hatte. Er war wirklich langweilig.

 

Mit gesenkten Blick sah er zu Boden, kurz bevor er seine Augen zusammenkniff und an den Tag seiner Trennung zurückdachte. Sie waren gerade einmal zwei Jahre zusammen, doch bereits zu diesem Zeitpunkt folgte eine Krise der anderen. Nach einem glücklichen Jahr ihrer Beziehung war Mimi mit ihren Eltern nach Amerika gezogen. Natürlich hatte sich die Tachikawa dagegen gewehrt, doch gegen das Wort ihres Vaters hatte sie keine Chance. So beschlossen Koushiro und sie wehmütig, eine Fernbeziehung einzugehen. Einfach aus dem Willen heraus, nicht voneinander ablassen zu wollen. Ihm fiel es nicht sonderlich schwer, eine Fernbeziehung zu führen. Wenn er ehrlich war, genoss er es zu dieser Zeit sogar, nicht ständig shoppen gehen zu müssen. Mimi war eben schon immer ein kleiner Wirbelwind gewesen und wünschte sich stets seine volle Aufmerksamkeit. Dem Computer-Nerd – wie sie ihn gerne nannte – war es das ein oder andere Mal tatsächlich zu viel, sich um die Belange seiner Freundin zu kümmern. Er bemühte sich zwar, aber sehr häufig fand Mimi dennoch einen Grund, über irgendwas zu meckern. Miss Mittelpunkt nannte er sie zu dieser Zeit recht gerne. Denn auch wenn sein Herz nur für sie schlug, so konnte sie durchaus nervig sein.

 

Leider schien sie weitaus mehr unter der Trennung zu leiden als seine eigene Person. Vor drei Jahren geschah es dann.

 

„Ich kann das so nicht mehr, Koushiro-kun…“ Traurig richtete sein Gegenüber den Blick auf den Boden, während ihr Tränen über ihre Wangen wanderten. Noch nie konnte es Koushiro leiden, seine Freundin weinen zu sehen. Daher legte sie sanft seine Hände auf ihre Schultern und zwang sie dazu, ihn anzusehen. „So eine Fernbeziehung…I-Ich glaub…das ist nichts für mich…“, sprach sie aufrichtig. Oh Gott, irgendwas zerbrach in seinem Inneren. Denn er wusste ganz genau, was sie ihm mit ihren folgenden Worten sagen würde. Er wollte es nicht hören. Doch viel schlimmer war es für ihn, Mimi so leiden zu sehen.

„Bitte hör auf zu weinen…“, flüsterte er einfühlsam. Koushiro hob seine Hand und fing eine ihrer Tränen auf. Jedoch folgten dieser noch andere. „Koushiro…ich glaube, wir sollten uns trennen…“, sprach sie nun offen aus. Es war fast so, als würde sein Herz in tausend Teile zerspringen. Vor allem wenn er sah, wie sehr Mimi doch darunter litt, diesen Schritt gehen zu müssen. Koushiro drückte seine Zähne auf seine Unterlippe, während sich seine Hand auf ihrer Schulter verkrampfte.

Unsicher hob sich der Blick der Tachikawa, während sie weiterhin ihren Tränen freien Lauf ließ. Nun konnte auch Koushiro einen verletzten Ausdruck nicht mehr verbergen. „E-Es tut mir so leid…i-ich…ich will dir nicht weh tun…Aber ich kann das nicht. Tausende Kilometer entfernt sein und eine Beziehung führen. I-Ich liebe dich… aber anderes…als du es dir wünschst. Ich will dir einfach nicht weh tun, indem ich mit dir zusammen bin und nicht das Gleiche empfinde…Oh Gott… es tut mir so leid!“, schluchze sie erneut, während sie sich erneut ihren Tränen hingab.

Sanft strich er ihr über die gerötete Wange. Als sie seinen Blick erwiderte, lächelte er gequält. „Es ist schon okay… ich versteh dich…“, erwiderte er ihre Worte. Sie wusste, dass er log. Nichts war okay. Aber wenn sie nicht glücklich war, machte das Alles tatsächlich keinen Sinn. Daher nahm er sie einfach nur stumm in den Arm und strich ihr behutsam über den Rücken.

 

Ein lautes Krachen riss ihn erneut aus seinen Gedanken. Einen kurzen Augenblick richtete er seinen Blick auf seine Zimmertüre und dachte darüber nach, nicht doch rauszugehen und nach dem Rechten zu sehen. Doch verharrte er in seiner Position und richtete wieder seinen Blick auf den noch leeren Koffer. Schließlich brachte es nichts, weiterhin der Vergangenheit nachzutrauern. Mimi hatte mittlerweile einen neuen Mann in ihr Herz gelassen und ihn womöglich längst vergessen. Er war „nur“ noch ihr bester Freund und als dieser, wollte er seine Rolle so gut es ging mimen.

 

So wand er sich wieder seinem Koffer zu, zog einfach willkürlich Klamotten aus seinem Schrank und ließ sie in seinen Koffer gleiten. Daraufhin wühlte er in seinen Schubladen nach Unterwäsche, Badesachen und anderen Utensilien, die man für einen Wochenausflug benötigte. Missmutig begutachtete er seinen gepackten Koffer – sichtlich unzufrieden mit der Klamottenauswahl. Daraufhin suchte er auch noch nach Ausgehklamotten und legte sie seinen anderen Klamotten beiseite.

 

Wieder glitt sein Blick zu dem Foto von sich und Mimi. Gedankenverloren streckte er seine Hand nach diesem aus und zog aus dem Fotorahmen ein kleines Foto heraus. Auf diesem sah ihm seine Exfreundin mit einem lieblichen Lächeln an. Genau in dieses Lächeln hatte er sich damals verliebt. Allein wenn er daran dachte, verspürte er einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Insgeheim fürchtete er sich vor dem ersten Aufeinandertreffen. Sie hatten sich wirklich lange nicht mehr gesehen und er hatte das Gefühl, einer gänzlich Unbekannten entgegen zu treten. Damals waren sie sich so nahe gewesen. Doch nun fühlte es sich so an, als würde er sie gar nicht mehr kennen. Jedes Mal, wenn er sich ihre Nachrichten durchlas, fühlten sich ihre Worte wahnsinnig falsch an.

 

Er wollte wieder für sie da sein und ihr zur Seite stehen. Sein Gefühl verriet ihm, dass sie ihn brauchte. Sie brauchte einen Freund an ihrer Seite, dem sie vertrauen konnte. Mimi belastete nur selten Jemanden mit ihren Problemen und schon gar nicht vermittelte sie ihre Gefühlswelt über digitale Nachrichten. Das ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass irgendwas nichts stimmte.

 

Doch ahnte er zu dem Zeitpunkt nicht einmal entfernt, wie Recht er damit doch hatte.

Der Zauber des Anfangs


 

Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.

Meister Eckhart (1260 - 1327)

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Joe*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Mit einem Seufzen auf den Lippen sah sich Joe zum wiederholten Male das Ziffernblatt seiner Armbanduhr an, während er sehnsüchtig durch die Wartehalle des Flughafens sah. Yuri – seine Freundin – und er waren schon recht früh am Flughafen eingetroffen. Mittlerweile waren es jedoch nur noch zehn Minuten, bis sie im Check-In sein sollten und noch immer war keine Spur von den Mitgliedern der Chaos-WG zu sehen. Selbst Daisuke hatte es geschafft, knapp zwanzig Minuten früher da zu sein. Wobei anzunehmen war, dass Takeru und Ken entschiedenen Einfluss darauf ausgeübt hatten.

 

„Deine Freunde haben es nicht so mit Pünktlichkeit, ne?“ Nervös tippte die junge Frau mit ihren linken Fuß auf und ab, während sie ihren Blick auf den Eingangsbereich richtete. Joe konnte nur die Augen verdrehen. Anderes als bei ihm, war Geduld keine ihrer Stärken. Joe kannte seine Freunde gut genug, um zu wissen, dass sie wohl jeden Moment eintreffen würden. Besonders bei Koushiro und Taichi konnte er sich gut vorstellen, dass sie es sicherlich nicht versäumen würden, Mimi wiederzusehen. „Sie werden sicher gleich da sein…“, beschwichtigte er seine Freundin und rückte seine Brille zurecht.

 

Sein Blick blieb bei seiner Freundin hängen. Sie hatten sich im Krankenhaus, bei einer schwierigen OP kennen gelernt und auf Anhieb gut verstanden. Gut, Yuri konnte wirklich anstrengend und aufbrausend sein. Doch Joe hatte so schon einen sehr ruhigen und ausgeglichenen Charakter, sodass er mit ihrer Art sehr gut umgehen konnte.

 

Er ließ seine Augen einmal durch die wartenden Ansammlung Jugendlicher gleiten. Als Ältester fühlte er sich noch immer verantwortlich, doch mittlerweile waren sie alle erwachsen geworden. Selbst wenn er Cody beobachtete, konnte er mit einem Grinsen feststellen, dass sich dieser wirklich gut gemacht hatte. Noch immer wirkte er sehr ruhig und ausgeglichen, schaffte es jedoch noch immer, Daisuke wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen und etwas zu beruhigen. Doch nicht nur er, sondern auch Daisuke wirkte um einiges reifer. Der Nachfahre von Taichi war noch immer aufgeweckt und lebendig, doch schien er mittlerweile vorher nachzudenken, bevor er etwas in die Tat umsetzte. Zumal auch er nicht alleine gekommen war. An seiner Seite stand eine junge Frau. Ihre rotbraunen Haaren fielen ihr glatt über die Schultern und stellten einen perfekten Kontrast zu ihren grünen Augen dar. Mira – von allen liebevoll Mira-chan genannt – war eine Cousine von Mimi, welche seit Kurzem die Klasse von Takeru, Hikari und Daisuke besuchte. Sie wirkte munter und aufgeweckt, während ihren Worten oft ein Hauch von Sarkasmus mitschwang. Es amüsierte Joe, die Konversationen zwischen ihr und Daisuke zu verfolgen. Auch Ken konnte sich immer mal wieder ein Grinsen nicht verkneifen. Erst seit Kurzem war er nun fest mit Miyako zusammen, welche ihn ganz schön auf Trapp hielt. Wen jedoch wunderte das? Miyako war noch immer ein quirliges Mädchen, die sich nicht davor scheute, ihre Emotionen offen auszutragen und jedem ihre Meinung ins Gesicht zu drücken. Wie sehr sie ihn doch an Mimi erinnerte, die ebenfalls stets ihr Herz auf der Zunge trug.

 

„Du hast wirklich eine verrückte Ansammlung an Freunden…“, hörte er Yuris Worte, die seinen Blick verfolgt hatte. Auf ihre Lippen hatte sich ein sanftes Lächeln gelegt. Ja, genau das war sie. Die Seite, die ihn dazu gebracht hatte, sich in sie zu verlieben. „Ja, aber sie sind alle wirklich okay“, grinste er. Misstrauisch hob die Angesprochene die Augenbraue. „Solange hier keiner mit Pelz auftaucht, ist es schon okay…!“, grinste sie. „Ah…ja…“

 

„Hey Yuri-chan! Ich finde es wirklich schön, dass du Joe zu Mimis Geburtstag mit begleitest!“, erklang dann wenig spät die Stimme von Sora, die sich zu ihnen gesellt hatte. Anhand ihres sehnsüchtigen Blick hatte man ihr sehr deutlich die Sorge ansehen können, dass es die drei anderen Jungs nicht mehr pünktlich schaffen würde. Joe konnte nur immer wieder die Augen verdrehen. Warum konnten sie nicht ein bisschen zuverlässiger sein? Hier waren alle wahnsinnig nervös, nur, weil es Yamato, Taichi und Koushiro noch nicht geschafft hatten, einzutreffen. Mehr noch war es wunderlich, dass auch Koushiro mit von der Partie war.

 

„Ich möchte einfach auch mal seine Freunde kennen lernen!“, erwiderte Yuri Soras Worte mit einem Lächeln und kicherte leicht. Die Rothaarige erwiderte dies, musterte dann aber ihre Klamotten. „Dein Stil ist außergewöhnlich, aber wirklich faszinierend!“, gab Sora bekannt. Joe wusste, dass sie es nicht so meinte. Doch er fand es gut, dass sie seine Freundin mit einband. So würde es ihr leichter fallen, sich in die Gruppe einzufühlen. „Ja, nicht? Das habe ich selber gemacht. Naja, was heißt selber… Ich weigere mich die Klamottenindustrie zu unterstützen, deshalb näht mir meine Mutter meine Klamotten!“, gab sie stolz bekannt. Sora wirkte beeindruckt, jedoch auch ein wenig eingeschüchtert. Etwas, was Joe gut verstehen konnte. Denn seine Freundin nannte er auch liebevoll Öko-Prinzessin. War er bei ihr zu Besuch, bekam er nur veganes Essen und sie nörgelte ständig an dem Material seiner Klamotten. Immer wieder argumentierte sie mit armen, leidenden Tieren und Kindern, die ihre Klamotten herstellen mussten. Im Prinzip konnte er ihr sogar zustimmen. Einige Bedingungen auf der Welt waren wirklich kaum zu verantworten. Aber genau aus diesem Grund heraus, besaß er zwar nicht viele, dafür aber Fair-Trade-Kleidungsstücke. Gut, so agierte er auch nur, weil er Yuri entgegenkommen wollte. Denn günstig waren diese Klamotten nicht, aber bevor er sich von ihrer Mutter irgendwas nähen lassen würde, beließ er es lieber dabei…

„Äh…okay…beeindruckend...“, erwiderte Sora unsicher. „Alles aus recyclebaren Material! Wenn du willst, kann ich dir ja mal zeigen, wie man alte Kleidung aufwertet und damit wirklich gut auf die Umwelt achten kann!“ Motiviert fixierte Yuri Sora, die einen Schritt zurückwich und sichtlich überfordert wirkte. „Ähm...ähm…ja…vielleicht irgendwann…“, flüsterte sie mit einem schwachen Lächeln. Ohje. Da hatte sie sich aber was eingebrockt.

 

Joe wand seinen Blick ab von den beiden Frauen und blieb bei Hikari sowie Takeru hängen. Eng umschlungen standen die beiden nebeneinander, während Hikari immer wieder versuchte, ihren großen Bruder zu erreichen. Genauso erging es Takeru, der Yamato anrief. Keiner der beiden Älteren schien zu erreichen zu sein. Langsam schlich sich auch die Sorge um die anderen drei unter. Er hoffte wirklich, dass sie keinen Unfall hatten. Aber im Normalfall war Yamatos Vater ein sehr vorsichtiger Fahrer. Wenn sie nicht gerade von gefährlichen Digimon oder anderem verfolgt wurden. Oder gar, wenn er Yamato den Autoschlüssel überreicht hatte. Zwar besaß dieser einen Führerschein, doch bis heute fragte sich Joe, in welchem Überraschungs-Ei er diesen gefunden hatte. Viel zu häufig verwechselte der blonde Rebell einen Einfamilien-Wagen mit einem Porsche.

 

„Da sind sie ja!“, rief nun Miyako aus, die auf den Eingang zeigte und amüsiert auf quiekte. Ziemlich geschafft und aus der Puste erreichten die letzten Drei die wartende Menge. Yuri verzog schnippisch das Gesicht, während sich Sora von ihr löste und vorwurfsvoll die Hände in ihre Hüfte stemmte. Joe konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er die Szenerie beobachtete. Wie eine große Schwester sah sie ihre Freunde an und hob mahnend ihren Zeigefinger in die Höhe, kurz bevor sie sprach: „Mensch! Was habt ihr denn solange gemacht?! Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“, hallte ihre Stimme durch den Wartebereich. Taichi sah wütend, schnaufend, zu seinem blonden besten Freund. „Frag doch diesen Vollidioten da!“, murrte der Brünette. „Hey?! Wer ist hier der Vollidiot!?“, konterte er. „Der, der es nicht schafft, seine Bettgeschichten rauszuschmeißen und dann noch kurz vor knapp packen muss“, antwortete nun auch Koushiro. Dieser wirkte sichtlich genervt. Ohje. Joe fragte sich noch heute, wie ein Junge von Koushiros Charakter mit diesen beiden Chaoten zusammenleben musste. „Mensch! Ihr seid doch nur neidisch!“, erwiderte Yamato schmollend. „Warum sollten wir neidisch sein?“, erwiderte Koushiro. „Genau! Wir haben auch oft genug Frauenbesuch!“ „Aber anscheinend schlechten Sex, so unausgeglichen, wie ihr seid!“, diskutierten Yamato und Taichi weiter. Okay, das waren eindeutig zu viele Informationen für den angehenden Arzt.

 

„Ich will das nicht hören…lalalala~!“, kam es aus der Richtung von Hikari, die sich die Handflächen auf die Ohren gelegt hatte. Irgendwie konnte selbst das Joe verstehen. Welche kleine Schwester wollte schon wissen, welche Geschichten ihr großer Bruder im Schlafzimmer fabrizierte? Wobei das nicht einmal was mit der Verwandtschaft zu tun hatte. Auch Joe wollte keine intimen Details.

 

„Ja, Ja! Wir haben es verstanden. Ihr seid ganz groß im Bett! Können wir jetzt endlich gehen?!“ Nüchtern und sichtlich angewidert sah Sora ihre besten Freunde an, schwank dann aber ihren Körper um die eigene Achse und gesellte sich wieder zu den anderen. Irgendwie wirkte ihr Gesichtsausdruck anderes. Fast schon verletzt. Verwundert hob Joe den Blick. Hatten sie das Thema nicht bereits vor einigen Jahren gelöst? Damals war das Problem aufgekommen, dass Taichi wie Yamato mehr oder weniger ein Auge auf die Takenouchi geworfen hatten. Letztlich hatte sie Taichi fallen gelassen und mit Yamato was angefangen. Wobei Joe wahre Gefühle hinter den Absichten des Yagami nie vermutet hatte. Dafür hatten sich bereits andere Blicke, zu einer anderen Frau hin, in sein Gedächtnis eingebrannt. Leider war die Beziehung der beiden schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Yamato, ein Musiker und Frauenschwarm, war nun wirklich nicht der Typ für eine feste Beziehung. Zumindest noch nicht. Schnell hatten die beiden festgestellt, dass es nicht richtig klappte und sie sich in andere Richtungen weiterentwickelt hatten. Die Trennung der beiden war die Folge. Sogar im freundschaftlichen Sinne. Ohne einen großen Rosenkrieg zu veranstalten. Es schien sogar, als würden sie sich heute besser, als in der Beziehung zuvor verstehen.

 

Trotzdem verstand Joe den schmerzlichen Ausdruck in den rotbraunen Augen der Takenouchi nicht. War sie noch immer verliebt in Yamato? Innerlich schüttelte er den Kopf. Nein, irgendwie konnte er sich das nicht vorstellen. Genauso wenig konnte er sich aber vorstellen, dass sie plötzlich was von Koushiro oder Taichi wollte. Letzterer war schließlich ihr bester Freund. Zumal er sich seit Jahren nicht an eine Einzige Frau gebunden hatte. Er hatte einfach nur seinen Spaß. Er agierte nicht unbedingt nach dem Geschmack von Joe, doch er war alt genug, um sein Handeln selbstreflektiert fortführen zu können. Er musste schließlich wissen, was er tat. Joe stand seinen Freunden zwar stets zur Seite, doch sie bevormunden würde er sicher nicht…

 

„Auuuu~!“, erklang der Schrei von Taichi, der die zierlichen Finger seiner kleinen Schwester an sein Ohr gelegt hatte. „Wo ist dein verdammtes Handy, Yagami?!“, fragte sie wütend und sah ihn vorwurfsvoll an. „I-In…in meinem Koffer…also glaube ich! Mensch! Hikari, lass mich los!“, jammerte der Ältere und gestikulierte wild umher. „Wir sollten einchecken, sonst verpassen wir unseren Flieger!“, sprach Koushiro genervt aus. Ken konnte nur kichern, während sich Miyako an Sora wandte. „Mensch! Ich freu mich ja so! Endlich sehen wir Mimi-chan wieder!“, quickte sie einmal mehr. Würde das so weitergehen, würde Joe Amerika mit Tinnitus erreichen… Ohje, das konnte ein Spaß werden.

 

„Ich korrigiere. Deine Freunde sind total verrückt!“, lachte dann Yuri, die vor ihm durch das Terminal ging. Joe nickte nur mit einem schwachen Grinsen, während er den Lauten seiner Freunde lauschte. „Yamato! Hast du an das Geschenk von Mimi gedacht?“, fragte dann der gewissenhafte Cody den Blonden. Der Angesprochene verdrehte nur genervt die Augen. „Natürlich! Wo denkt ihr hin?!“ „Darauf willst du jetzt aber keine ehrliche Antwort, oder?“, kam es von Sora, die ihn mit einem misstrauischen Blick begutachtete. Daraufhin mussten die Jüngeren lachen, während Takeru seinem großen Bruder auf die Schulter klopfte. „Mach dir nichts draus!“, sprach er aus. Yamato seufze nur resigniert. „Ihr seid mir ja ein Paar Freunde. Vielen Dank auch…!“

 

Ja, sie waren schon ein verrückter, chaotischer Haufen. Aber dafür wussten sie einander, dass sie sich stets aufeinander verlassen konnten. Und manchmal war dies weitaus mehr wert, als sich ähnlich zu sein. Die letzten Jahre hatten sie sich sehr auseinander gelebt und eine gewisse Distanz war aufgekommen. Doch irgendwie hatte Joe schon immer gefühlt, dass es eine kleine, junge, quirlige Dame sein würde, die sie alle wieder zusammenbringen würde. Nun war es soweit. Gemeinsam reisten sie nach Amerika, um Mimis Geburtstag beizuwohnen. Diese Woche würde Einiges an Erlebnissen für sie bereithalten.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Sora*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Wie ein bunter Haufen mischten sich die Freunde durch die engen Flure der Maschine und alle suchten nach ihren Plätzen. Es wurde gedrängelt, geschubst, geschrien und geflucht. Sora verstand diese helle Aufregung in keinster Weise. Sie hatten doch feste Plätze und sogar die drei Männer der Chaos-WG hatten es mehr oder weniger pünktlich geschafft den Flughafen zu erreichen. Es wurde keiner vergessen und niemand benachteiligt und trotzdem taten gerade alle so, als würden sie den ganzen Flug stehen müssen, wenn sie nicht schnell genug auf ihre Plätze kamen. „Pass doch auf!“, klagte die Rothaarige, als Taichi sich schnell an dem Mädchen vorbei drängte um sich seinen Fensterplatz zu ergattern. Dabei fiel die Rothaarige fast um, doch Joe hielt sie gerade noch fest, sodass sie nur leicht ins straucheln geriet.

 

„Ach verdammt, ich habe den Sitzplatz am Gang erwischt“, beschwerte sich Daisuke lautstark. Ken lachte, klopfte diesem auf die Schulter und ließ sich auf den mittleren Platz nieder. Seiner Freundin Miyako überließ er nur allzu gerne den Fensterplatz, obwohl eigentlich er diesen Platz zugewiesen bekam. Sie freute sich so sehr über diesen Flug. Sie war noch nie geflogen und ganz aufgeregt wie ein kleines Kind vor dem ersten Weihnachtsmorgen.

 

Die Rothaarige sah sich genau nach ihrem Platz um, dann erblickte sie, dass sie mit Takeru und Hikari eine Sitzreihe teilte. Sie hätte sich lieber gewünscht den gesamten Flug neben jemand anderem zu sitzen, aber das Schicksal hatte wohl andere Pläne mit ihr. Mit einem halbherzigen Lächeln setzte sie sich neben Takeru.

„Wenn du möchtest, können wir tauschen, dann kannst du in der Mitte sitzen und besser nach draußen sehen“, schlug der Blonde mit ehrlichem Lächeln vor. Die Takenouchi schüttelte nur lächelnd ihren Kopf. „Nein Danke, nicht nötig“, erwiderte sie. Er war ja schon niedlich, wie er sich um alle sorgte. Ganz anders wie ein anderes Familienmitglied. Welcher gerade eine Diskussion mit ihrem besten Freund darüber hielt, ob sie nach der Hälfte des Fluges ihre Plätze tauschen konnten, damit auch der Rockstar mal eine bessere Sicht nach draußen bekam. Doch der Braunhaarige hielt ihm immer wieder triumphierend sein Flugticket vor, um ihm damit zu verdeutlichen, dass sein Platz nun mal in der Mitte war und – seien wir mal ehrlich – der mittlere Platz war wirklich der beschissenste den es gab, das war auch Sora klar. Gerade bei einem so langen Flug, sowohl auf der rechten, wie auch auf der linken Seite wurde man permanent in die Enge gedrängt und man selbst konnte sich am wenigstens breitmachen.

 

Als Koushiro feststellte, dass er den Platz neben Yamato und Taichi bekam, verdrehte er unwillkürlich die Augen und seufzte. Er teilte sich doch schon eine WG mit den Beiden, musste er jetzt wirklich die nächsten neun Stunden neben den Super-Cassanovern verbringen? Na – Herzlichen Dank, als er dann sah wie der Blonde auf seinen Platz wechseln wollte, um den mittleren Platz auszuweichen, ließ dieser sich schnell auf seinen Platz nieder und grinste den Blonden gewinnend an. „Entschuldigung aber das ist mein Platz“, entgegnete er höflich und grinste in sich hinein. Neben den Beiden zu sitzen war eine Sache, zwischen den Beiden eine ganz andere, dass würde er die nächsten neun Stunden keineswegs ertragen. Die Rothaarige lachte laut los, als sie dieses Schauspiel beobachtete, da ihre Sitzreihe neben denen der drei jungen Männer lag. Die waren doch wirklich bekloppt und nicht nur einmal stellte sich die Rothaarige die Frage, wie die drei Männer es schafften zusammen zu wohnen, ohne sich gegenseitig umzubringen.

 

Nachdem endlich alle Freunde ihre Plätze eingenommen hatten, begannen die Flugbegleitrinnen mit ihrem komischen Tanz und den Erklärungen was man im Notfall zu tun und zu lassen hatte. `Also einfach dämlich tanzen`, dachte die Rothaarige sich verärgert. Sie wurde hellhörig, als sie zu ihrer Sitzreihe neben sich schaute. Der Blonde flüsterte ihrem besten Freund irgendwas ins Ohr, über das der Braunhaarige nur laut Lachen musste. „Was? Die?“, hakte er laut bei seinem besten Freund nach, diese zuckte mit den Schultern „Warum nicht?“, erwiderte er gleich. Tai machte mit einem Kopfnicken eine Bewegung zur anderen Flugbegleiterin die in der Mitte der Maschine stand.

„Dann schon eher die“, konterte dieser grinsend. Sora ließ unbemerkt den Blick hinter sich gleiten, um die andere Flugbegleiterin zu mustern. `Was eine Blondine? `, schoss es ihr durch den Kopf. Aber irgendwie erinnerte dieses Mädchen sie ein wenig an Mimi, zwar nicht vom Äußeren, doch sie hatte eine deutlich positive Ausstrahlung und ein einnehmendes Wesen, dass musste sie schon zu geben. Wäre sie ein Mann würde sie sich wohl auch eher mit der Blondine vergnügen. Wieder etwas, das sie mit ihrem besten Freund gemeinsam hatte.

 

Als anschließend die Flugbegleiterinnen ihre Ansprache samt Choreographie beendet hatten, rollte das Flugzeug auch schon los. Manche ihrer Freunde flogen heute das erste Mal. Wie Cody oder Miyako. Andere waren das Fliegen gewöhnt, wie Joe. Mit schneller Geschwindigkeit rollte die Maschine über die Fahrbahn, ehe es sich allmählich von der Fahrbahn absetze, sie über dieser flogen und dem Himmel immer näherkamen. „Ohhhh was ist das?“, jammerte die Lilahaarige und hielt sich die Ohren zu. „Du hast nur Druck auf den Ohren das ist normal, wenn man so viele Kilometer über der Erde fliegt“, erklärte der Schwarzhaarige seiner Freundin fürsorglich. „Warte, ich habe da was dabei“, erklang es fröhlich von Hikari, nahm sich aus ihrer Jackentasche eine Packung Kaugummis heraus und reichte allen ihrer Freunde ein Kaugummi. Dankbar griffen sie alle danach und kauten wie die bekloppten auf dem Kaugummi herum, um den Druck in ihren Ohren loszuwerden. Mehr oder weniger half es, aber nachdem sie ihre Flughöhe erreicht hatten, wurde es ohnehin besser und alle Freunde gaben sich ihren Interessen hin.

 

Koushiro kramte seinen Laptop heraus und tippte wild drauf los. Taichi und Yamato steckten sich Kopfhörer in die Ohren und sahen sich einen Actionfilm an. Daisuke, Ken und Miyako holten ein Kartenspiel heraus. Allerdings verlor der Braunhaarige jedes Spiel, sodass er irgendwann beleidigt die Karten hinschmiss, seinen Platz verließ und zu Mira ging, die neben Cody eine Sitzreihe hinter ihm saß. „Wieder Mal verloren?“, grinste diese den Igelkopf an. „Tsa... Ich habe sie gewinnen lassen, damit sie nicht gleich anfangen zu heulen“, entgegnete er daraufhin und verschränkte seine Arme beleidigt vor seiner Brust.

„Klingt total glaubwürdig“, kicherte das Mädchen und hielt sich eine Hand vor dem Mund. Stundenlang unterhielten und kabbelten die Beiden sich, was Daisuke erst klar wurde, als er zum Essen auf seinen Platz zurückging und Ken ihn daraufhin vielsagend angrinste. Cody war unterdessen in ein Buch vertieft und bekam nichts mehr um ihn herum mit.

Joe und Yuri diskutierten darüber, ob es wirklich eine gute Sache war, dieses Flugzeugessen zu essen. Yuri hatte ihr eigenes Essen mitgebracht und Joe dazu verdonnert ebenso davon zu essen und das Angebot der Fluggesellschaft dankend abzulehnen. Mit einem wehleidigen Blick richtete er seinen Blick auf das Essen seiner Freunde, ehe er sich seinem `leckeren` Tofu-Fraß hingab.

 

„Da steht wohl einer unter Pantoffeln“, grinste Takeru und deutete auf den Ältesten, der eine Sitzreihe vor ihm saß und das Gespräch mitbekam. Auch Hikari entging das Gespräch nicht und sah ihren Freund schelmisch grinsend an. „Ich finde, du könntest dich auch mal gesünder ernähren, anstatt immer nur diesen Mist in dich rein zu fressen“, sagte die junge Yagami lachend und deutete auf den ungesunden Bürger, in den der Blonde gerade genüsslich reinbiss.

„Also ich habe genug dabei, Takeru“, bot Yuri augenblicklich an. Dieser deutete auf sein Essen:

„Ich hab‘ jetzt schon, beim nächsten Mal“, entgegnete er zügig, hoffte, dass sie das schnell wieder vergessen würde, denn auf Tofu-Essen konnte er wirklich verzichten und wand seinen Blick zurück zu seiner Freundin, die sehr darum bemüht war, ein kichern zu unterdrücken „Von Ironie scheint sie ja nicht viel zu halten“, flüsterte diese in das Ohr ihres Freundes. Dieser nickte lächelnd. „Eindeutig nicht.“

 

Stunden vergingen und alle schienen tief in sich gekehrt zu sein oder zu schlafen. Die Rothaarige sah erneut zu der Sitzreihe neben ihr und beobachtete zwei der drei Männer genauer. Erst blickte sie zu ihrem besten Freund und musterte seine ganzen maskulinen Gesichtszüge. Er hatte es nicht mal geschafft, sich zu rasieren und ein leichter Drei-Tage-Bart schmeichelte seinen starken und dominanten Kiefer. `Wow` Dann räusperte sich der Blonde und streckte sich, während er unruhig in seinem Sitz saß und nicht wusste in welche Position er es nun bequem finden könnte, um endlich auch zu schlafen. Nun beobachtete die Takenouchi etwas unruhig ihren Ex-Freund. Wenn man an ihre Trennung zurückdachte, war es fast schon ein Wunder, dass sie sich heute so gut verstanden und tatsächlich Freunde waren. Die Rothaarige schloss ihre Augen und dachte an einen ihrer schmerzlichsten Erinnerungen zurück.

 

„Warum? Erkläre es mir. Ich kann dich einfach nicht verstehen. Ich erkenne dich überhaupt nicht mehr wieder.“, sprach die Rothaarige mit zittriger Stimme. „Sora, wie oft denn noch? Das ist mein Traum. Ich muss das jetzt machen, sonst bekomme ich vielleicht nie wieder die Gelegenheit dazu!“, schrie der blonde Musiker seiner Freundin entgegen.

„Nein, du bist nur noch auf Tour, monatelang sehe ich dich nicht und muss dich mit so vielen Leute teilen. Ich will das nicht!“, brüllte sie ebenso zurück. „Du hast aber keine andere Wahl!“, stellte der Blonde klar. „Was soll das denn heißen? Ist dir die Musik etwa wichtiger als ich?“, fragte die Rothaarige flüstern nach. „Na ja...nicht wichtiger, aber...also...die Musik…“, stotterte der Blonde unbeholfen drauf los. Er ahnte auf was das alles hier zusteuern würde und obwohl er ahnte, was ihm gerade bevorstand, konnte er es nicht aufhalten. Es war wie es war. „Also was?“, kreischte die Takenouchi fast schon verzweifelt. „Yamato, du musst dich entscheiden. Für was entscheidest du dich? Für mich oder für die Musik?“ „Tu das nicht Sora, lass mich nicht zwischen dir und meinem Traum entscheiden…“ Schweigend sahen sie sich an, ehe sich Sora schmerzlich von ihm abwendete.

„Das hast du doch gerade getan.“ Mit diesen Worten verließ die Rothaarige Yamato und sie waren nicht länger ein Paar. Beide gingen ihren eigenen Weg.

 

Sie hatten beide ihre Träume, einzelne und gemeinsame Träume. Doch ihre eigenen Träume trennten sie von ihren gemeinsamen Träumen, sodass sie von nun an getrennte Wege gehen würden. Der Weg führte sie als Liebespaar auseinander, doch schafften sie es die Kurve zu bekommen und einen kleinen Schritt zurück zu gehen. Nicht so weit zurück, dass sie erneut als Liebende aufeinandertrafen, aber sie fanden etwas Anderes wieder: Ihre Freundschaft!

 

Heute noch dachte die Rothaarige, dass die Trennung ihrer ersten großen Liebe, das Schmerzhafteste sein würde, was sie jemals durchmachen musste. Sie konnte ja nicht ahnen, dass dies nur ein Wimpernschlag war, von dem war ihr noch bevorstand.

Unglück


 

Im Grunde gibt es für die Menschen nur ein Unglück, nämlich die Umstände und Ereignisse als Unglück anzusehen.

Lucius Annaeus Seneca

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Yamato*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Gedankenverloren richtete Yamato seinen Blick nach draußen, um über die dunkle Wolkendecke blicken zu können. Nun saßen sie hier. Auf dem Weg nach Amerika. Ein Traum von ihm war es, irgendwann einmal einen Auftritt in den vereinigten Staaten präsentieren zu können. Zwar hatten sie es bereits geschafft, eine kleine Tournee in Japan zu starten, doch über die Grenzen des Inselstaates waren sie bisher noch nicht gekommen. Er arbeitete – nein – er kämpfte für dieses Ziel, gleichzeitig auch für seinen Traum. Dass er dafür einen anderen, bedeutenden Traum links liegen gelassen hatte, bereute er bis heute. Seither hatte er sein Herz nie wieder so laut und aufgeregt schlagen gehört, wie in der Beziehung zu Sora. Doch er war nicht bereit dazu, eine echte Beziehung mit all ihren Verpflichtungen zu führen. Es gelang ihm nie, ihr die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie sich von ihm wünschte. Er würde sie nicht glücklich machen. Das hatte er schmerzlich lernen müssen. Daher hatte er sie ziehen lassen. Trotzdem durchfuhr ihn jedes Mal ein gravierender Schmerz, wenn er darüber nachdachte.

 

An Koushiro vorbei, schwank sein Blick zu dem rothaarigen Wesen. Den Kopf auf ihrer Schulter gelehnt, schien sie tief in ihre Träume versunken zu sein. Wie friedlich sie doch wirkte. Ganz anders, als sein bester Freund, der ihm mit seinem folgenden Schnarchen aus den Gedanken riss. „Mensch…Yagami…“, murrte Yamato nur genervt. „Was denn?“ Zu seiner Überraschung, schien der Angesprochene überhaupt nicht zu schlafen. Stattdessen sah er den Blonden vielsagend an. „Warum schläfst du nicht?“, fragte dieser. „Weiß nicht. Bin zu aufgeregt!“, erwiderte der Braunhaarige ehrlich. Yamato musste grinsen. „Aber nicht etwa wegen einer ganz besonderen Person, oder?“, fragte er neckend und forderte den Blutzuschuss in den Wangen des Yagami. „Quatsch nicht!“, murrte dieser und wandte seinen Blick nach draußen. Yamato konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Doch er beschloss zu schweigen. Er wusste, wie sehr Taichi das besagte Thema wurmte. Zumal Koushiro auch noch neben ihnen saß und auch wenn dieser friedlich vor sich her schlummerte, war nicht gesagt, dass er sie nicht hörte. Und bei ihm war das Thema noch weitaus komplizierter.

Oh Mann. Das waren wohl die Augenblicke, die ihm einmal mehr bestätigten, dass die Kombination ihrer WG-Konstellation nicht unbedingt verkehrt war. Zwar waren sie alle grundverschieden, doch eine Seite verband sie vehement: Mit Frauen konnten sie nicht besonders gut.

 

Weitere zwei Stunden vergingen, in welchen selbst er eine halbe Stunde Schlaf fand. Er zuckte merklich zusammen, als ein „Pling“ erklang und die Anzeige aufleuchtete, sich anzuschnallen. Die Stimme des Piloten drang durch die Lautsprecher an seine Ohren heran und erklärten, dass sie in Kürze landen würden. Wie aufgefordert schnallte sich Yamato an. Genervt sah er daraufhin zu seinem besten Freund, der sabbernd an der Scheibe des Fensters hing und nichts von der Durchsage mitbekommen hatte. Mit einem ordentlichen Schlag gegen dessen Schulter weckte er den Brünetten. „Aua!! Verdammt, Alter! Was soll der Mist?!“, schrie der Getroffene und rieb sich den Oberarm. „Anschnallen. Wir landen“, murrte Yamato nur genervt. „Verdammt. Warum kannst du keine Frau sein? Die sind weitaus einfühlsamer, als du. Gefühlsloser Klotz!“, meckerte Taichi weiter, während Koushiro nur genervt die Augen verdrehte. Wie immer war ihm anzusehen, wie sehr es ihn manchmal stresste, sich mit den beiden Älteren auseinanderzusetzen.

 

„Mensch! Könnt ihr euch nicht einmal wie Erwachsene benehmen?!“, fragte Sora sichtlich genervt. Schmollend erwiderte Taichi ihren Blick. „Tzz…er hat doch angefangen!“, murrte der Brünette. Nach wie vor hatte er sich nicht angeschnallt und regte sich stattdessen weiter über das Verhalten seines Freundes auf. „Könnten sie sich bitte anschnallen?“, erklang folglich die hohe Stimme der Flugbegleiterin, die sich runter zu den Männern beugte und Koushiro förmlich ihre Brüste vor die Nase hielt. Dafür bekamen Yamato und Taichi perfekten Einblick in ihr Dekolleté. Selbst gestandene Männer wie sie, konnten ihren roten Filter auf ihren Nasen in diesen Moment nicht verstecken. Taichis Schlucken klang direkt in die Ohren von Yamato. „Uhm…j-ja…Entschuldigung!“, stammelte der Yagami nur und schallte sich im nächsten Moment direkt an.

 

„Du bist echt unmöglich!“, klang die mahnende Stimme von Hikari an sein Ohr, die mit einem strengen Blick ihren Bruder fixierte. Daisuke lachte nur munter und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, als die blonde Flugbegleiterin auch vor ihm zum Stehen kam. „Sie sollten sich auch anschnallen!“ Sofort zuckte der Angesprochene zusammen und merkte erst jetzt, dass auch er versäumt hatte, sich anzuschnallen. Peinlich berührt setzte er dies auch in die Tat um, während die anderen in Gelächter ausbrachen. Selbst Yamato konnte ein amüsiertes Grinsen nicht vermeiden. Daisuke und Taichi waren sich einfach wahnsinnig ähnlich.

 

Nach einer halben Stunde hatte das Flugzeug die Landebahn überwunden und war zum Stehen gekommen. Mit einem deutlichen Jetlag gezeichnet, stiegen die elf Jugendlichen aus und überwanden den Weg über Terminal in die große Halle. Dort angelangt führte sie ihr Weg als Erstes zur Kofferausgabe. „Wie kommen wir eigentlich in das Hotel?“, fragte Daisuke nochmal nach. Seine Freundin verschränkte nur kopfschüttelnd die Arme vor der Brust. „Manchmal könntest du wirklich mal lesen…“, gab sie von sich. „Mimi-chan hat angemerkt, dass wir abgeholt werden…“, erläuterte Ken, der sich zu seinem besten Freund gesellte. In der Zwischenzeit zog Miyako ihren großen, pinken Koffer vom Laufband und schleppte ihn zu der kleinen Gruppe. Sora sah erstaunt zu dem Koffer. In Japan waren ihre Koffer schon verstaut gewesen, ohne sie zuvor gesehen zu haben. „Du machst Mimi ja alle Ehre. Ich glaube, nicht mal sie hätte ein so riesen Teil mitgenommen…“ „Nein, unser Prinzesschen hätte wahrscheinlich gleich zwei oder drei Koffer mitgebracht!“, lachte Taichi auf, bevor auch er zum Gepäckband lief und seine Reisetasche holte. „Was denn? Wir sind in Amerika! In New York! Einer absoluten Mode-Metropole. Da muss man auf alles vorbereitet sein!“, erklärte sich Miyako. In der Zwischenzeit hatten auch Ken, Koushiro und Joe ihre Koffer und Taschen geholt. „Und einer verschwenderischen Metropole! Weißt du eigentlich, wie wenig Geld die Kinder bekommen, die deine Klamotten hergestellt haben!?“, kam es vorwurfsvoll von Yuri, die auf den pinken Koffer von Miyako zeigte. Diese verfolgte den Blick und sah dann wieder zu Yuri. Irgendwie baute sich zwischen den beiden eine gewisse Spannung auf. Das fiel sogar Yamato auf, der sich eigentlich nicht in solche Thematiken einmischte. Frauen-Konflikte waren nun wirklich nicht sein Gebiet. „Immer mit der Ruhe.“

 

„Man…wie kommt es, dass dir ein so kleiner Koffer ausreicht, Mira-chan?“, hörte man die jüngere Schwester von Taichi fragen, welche gemeinsam mit Mira und Takeru ihren Koffer geholt hatte. Diese sah die etwas Kleinere unbeeindruckt an. „Ich bin eher praktisch veranlagt“, erklärte sie augenzwinkernd. „Zumal wir nur eine Woche und keine zwei Monate unterwegs sind…“, sprach sie weiter und deutete mit einem Grinsen auf Miyakos Koffer. Diese blies die Wangen auf. „Menno…Wäre Mimi-chan hier, würde sie mich verstehen…!“, grummelte die Dame mit dem violetten Haar vor sich her.

 

Auch Yuri holte noch ihren Koffer, genauso wie Daisuke seine Reisetasche. Nachdem auch Sora ihren Koffer geholt hatte, war es nur noch Yamato, der mit verschränkten Armen zum Gepäckband der Kofferausgabe blickte. Mit jedem abgeholten Koffer zog sich Nervosität in seine Glieder. Wo, verdammt nochmal, war sein verdammter Koffer? Er verengte seine Augen zu Schlitzen. Nun machte das Gepäckband erneut eine Runde und sein Koffer tauchte nicht auf. Das konnte doch nicht wahr sein. „Sagt mal… kann es sein, dass noch ein anderes Laufband für die Koffer aus unseren Flieger zuständig ist?“ Verwundert sahen ihn die blauen Augen seines Bruders an. Erst jetzt fielen ihm und den anderen auf, dass Yamato der Einzige ohne Koffer war. „Bist du dir sicher, dass du nicht nur einen Knick in der Optik hast und einfach nur deine Tasche übersehen hast?“, stichelte Taichi. Allerdings folgte diesmal ein Seitenhieb von Koushiro. „Hör auf. Das ist nicht witzig!“, sagte Koushiro streng. „Warum denn? Vielleicht hat ja irgendeine fette Dame seinen Koffer und er muss jetzt den von ihr nehmen! Stellt euch mal vor, wie er in den Kleidern aussieht!“, lachte der Brünette amüsiert. Joe verdrehte nur die Augen, während Yamato seinen besten Freund vernichtend ansah. „Ich glaube – jetzt mal abgesehen von Yamatos Kleidung – wäre das Verschwinden seines Koffers auch ein Nachteil für uns…“, murmelte Joe und fuhr sich durch die blauen Haare. „Oh Shit!“, entfuhr es Daisuke, bei dem es scheinbar Klick gemacht hatte. „In seinem Koffer befindet sich doch auch Mimis Geschenkt!“, rief er aus, während Taichi nun sämtliche Gesichtszüge entglitten. Yamato sah ihn wütend an. „Hat es der Blitzmerker jetzt auch endlich gecheckt?!“, murrte Yamato sauer.

 

„Wir sollten nachfragen…!“ Gewissenhaft wie eh und je, sah sich Joe um und erkannte das Sicherheitspersonal, welches die Geschehnisse am Koffer-Laufband mitverfolgte. Der Blauhaarige schnappte sich Yamato und forderte die beiden Erwachsenen zum Gespräch. „Entschuldigen sie. Aber ich finde meinen Koffer nicht unter den anderen Reisetaschen“, erklärte der Blonde in ausgesprochen gutem Englisch. Sein Gegenüber nickte wissend, beschwichtigte die beiden einen Moment, zu warten und schritt zwei Meter zurück, bevor er einen Funkspruch durch sein Funkgerät schickte und sich scheinbar angeregt unterhielt. Aufmunternd legte Joe seine Hand auf die Schulter des Jüngeren. „Er wird schon wieder auftauchen…“, sprach er optimistisch. Es dauerte keine fünf Minuten, da kam ihnen bereits der Mann wieder entgegen. Dieser erklärte ihnen, dass sie ihm im Moment nicht helfen konnten, der Koffer sich aber anscheinend verspätete und ihm nachgeschickt werden würde, sofern man ihn fand. Keine befriedigende Aussage, wie Yamato fand. Auch Joe ließ enttäuscht den Blick sinken. „Warum ausgerechnet ich?!“, fragte der Blonde missmutig.

 

Nachdem er die Adresse des Hotels und seine Telefonnummer hinterlegt hatte, gesellten sich der Blonde und der Ältere wieder zu den anderen. Mit großen Augen musterten ihn seine Freunde. „Und?!“, fragten sie aufgeregt. Yamato zog nur enttäuscht die Schultern in die Höhe. „Sie meinten, dass sie ihr Bestes tun und ihn nachschicken werden. Keine Ahnung, ob er pünktlich oder überhaupt kommt…“, grummelte er. „Oh nein…was machen wir denn jetzt wegen Mimis Geschenk?“, sprach Miyako enttäuscht aus. „Schön, dass das eure einzige Sorge ist!“, grummelte Yamato weiter. Seine Laune war nun wirklich am Boden. Koushiro verzog leicht das Gesicht. „Wir sollten weiter. Nicht, dass wir auch noch unseren Abholdienst verpassen. Wir können im Moment sowieso nichts ändern. Am besten, wir überlegen uns was, wenn wir im Hotel sind.“ Rational wie eh und je lag Koushiro nüchtern die Tatsachen auf den Tisch. „Und bis dahin, wird die Taichi sicher Klamotten leihen!“, schlug Hikari munter vor. Der Angesprochene hob nur die Augenbrauen. „Was?! Warum ich?!“, fragte er. Takeru verzog das Gesicht. „Weil ihm wahrscheinlich nur von dir was passt!“, erwiderte er. „Mensch, stell dich nicht so an, Taichi!“, ermahnte ihn auch Sora. Dieser sah nur zu Yamato. „Immer muss ich deinen Mist mit ausbaden…“ „Glaub ja nicht, dass ich das mit Absicht mache!“, gab Yamato zurück, kurz bevor sich die Gruppe in Bewegung setzte.

 

Yamato und dessen kleiner Bruder bildeten das Schlusslicht der Gruppe. Daisuke und Taichi unterhielten sich angeregt über die kommende Fußballsession, während sich die Mädchen über die nächste Shoppingtour austauschten. Koushiro und Jou sowie Cody unterhielten sich über die kommende Zimmeraufteilung und waren schon ganz gespannt, wie sich die Geburtstagsfeier entwickeln würde. Der Tachikawa war schließlich einiges zuzutrauen. Es würde mit Sicherheit eine Feier werden, die ihnen noch lange im Sinn bleiben würde.

 

Takeru sah zu seinem großen Bruder und lächelte Matt. „Jetzt lass den Kopf nicht hängen!“, sprach er optimistisch. „Du wärst auch nicht so optimistisch, wenn dein Koffer weg wäre…“ Gestresst fuhr sich Yamato durch die blonden Haare. „Naja…es bringt auch nichts, sich davon jetzt die Laune verderben zu lassen… irgendwie wird dein Koffer schon wieder auftauchen…!“, sprach der Jüngere. Doch ehe dessen älterer Bruder noch was erwidern konnte, erblickten sie beiden bereits zwei junge Männer, die ein Schild hochhielten, welches eindeutig die Sprache von Mimi sprach:

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

„Ein aufrichtiges Lächeln…

…lädt ein…

Wissend, nie vergessen zu sein.

Geliebt, mit all den Facetten des Lebens.

Mit dem Mut, stets nach vorne zu sehen.

Zuverlässig, stets an die Freundschaft glaubend.

Verbunden durch Licht und Hoffnung.

Und inniger Güte im Herzen.

 

Herzlich Willkommen in New York!“

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Eines musste man der Tachikawa wirklich lassen. Selbst wenn sie nicht anwesend war. Sie schaffte es auch durch einfache Zeilen, ein Lächeln auf die Lippen ihrer Freunde zu zaubern. Selbst Yamato blieb davon nicht verschont.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Takeru*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

 

Beeindruckt sahen sich die Freunde ihre Mitfahrgelegenheit an, wobei das wohl die Untertreibung des Jahres war. Es handelte sich hierbei nicht um einen Kleinbus oder Taxi. Nein, eine Mimi Tachikawa würde ihre Freunde doch niemals mit so herkömmlichen Verkehrsmittel ins Four Season Hotel abholen lassen. Getreu dem Motto: `ehre, wem Ehre gebührt` stand dort eine Limousine. Aber Mimi wäre nicht Mimi, wenn sie da nicht noch einen drauf setzten würde, denn als würde eine Limousine nicht schon genug für strahlende Gesichter sorgen. So handelte es sich um eine pinke Limousine. Dieses Auto würde wohl selbst in einer Stadt wie New York City auffallen.  Takeru konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen „Wenn Mimi was macht, dann macht sie es auch richtig“. Er musterte seine Freundin, die gleich ihre Spiegelreflexkamera aus ihrem Handgepäck zog und die ersten Bilder schoss. Miyako klatschte begeistert in die Hände. „Was geht denn hier ab?“, konnte es die Brillenträgerin gar nicht glauben. Passend zog sie ihren pinken Koffer hinter sich her und blieb vor der Limousine stehen. Die junge Yagami unterwies das Mädchen sich in Pose zu stellen, gleich taten es ihr Sora und Mira gleich und stellten sich zu der violetten. Nur Yuri stand etwas abseits „Also dieses Auto geht gar nicht, die Umwelt wird alleine durch die Schadstoffe mehr als nur belastet, was denkt das Mädchen sich denn nur?“, entfuhr es ihr genervt. Alle Freunde ließen für einen Moment die Gespräche ruhen und musterten Joes Freundin argwöhnisch. `Die hatte ja nerven` dachte sich Takeru, befand es aber für klüger nichts zu diesem Thema zu sagen. Auch der Rest der Gruppe schwieg, auch wenn die Gesichter der Freunde geradezu Bände sprachen.

 

Genervt zwang der Älteste der Digiritter sich zu einem sanften Lächeln und zog seine Freundin zur Seite um unter vier Augen mit ihr zu sprechen. „Ich weiß, wie du das meinst, aber es kann wirklich nicht sein, dass du hier so etwas sagst. Mimi hat uns alle eingeladen, den Flug, das Hotel bezahlt, selbst für dich, obwohl sie dich nicht mal kennt. Du solltest dir keine Meinung über einen Menschen bilden, wenn du ihn nicht kennst!“

„Aber so meine ich das doch gar nicht“, verteidigte sich die Blondine entschuldigend.

„Ich weiß das ja, aber meine Freunde eben nicht und ich möchte wirklich nicht, dass sie ein falscher Eindruck von dir bekommen“, versuchte der Blauhaarige seiner Freundin zu erklären, dass obwohl sie eine wahre Aktivistin war, die es eigentlich nur gut meinte, schnell falsch verstanden werden konnte. Yuri lächelte entschuldigend. „Ich wollte wirklich nicht undankbar erscheinen“, murmelte die junge Frau verschüchtert zu der restlichen Gruppe. Die Freunde zwangen sich mehr oder weniger zu einem Lächeln, beließen es dabei und erwiderten darauf nichts mehr, obwohl der Älteste der Gruppe sich nicht sicher war, dass sie es mehr ihm zu liebe getan hatten.

 

Die Freunde ließen es sich in inneren der Limousine gleich gut gehen. Takeru blickte sich erstaunt um, noch nie saß er in einer Limousine, geschweige denn, dass er mit einer gefahren wäre, ebenso wie seine Freundin die neben ihm saß und begeistert aus dem Fenster sah um alle Eindrücke der Stadt in sich aufnehmen zu können. Aber es gab so viel zu sehen, dass dem blonden jungen Mann klar war, dass eine Woche wohl nicht ausreichen würde, um diese Stadt als Ganzes zu erfassen. „Diese Stadt ist der absolute Wahnsinn“, strahlte die junge Yagami. Die Kamera hatte sie schon längst wieder weggepackt, diesen Anblick musste man im Ganzen erfassen, ohne dabei ständig eine Linse vor dem Auge zu haben. Manche Bilder mussten so in Erinnerung bleiben, ohne diese auf einem Foto abzulichten und manche Erinnerungen musste man im Herzen tragen und sie genau da immer wieder aufsuchen, wenn man sich nach diesem sehnte. Dies war so ein Moment.

 

Der blonde beobachte seine Freundin, die das Strahlen gar nicht mehr aus ihrem Gesicht bekam. Die Lichter der Stadt spielten um Hikari und tauchten ihr Gesicht in den buntesten Farben. Er dachte unwillkürlich daran zurück, wie sie zusammenkamen. Takeru hatte vor Hikari eine andere Freundin gehabt. Sie waren sogar neun Monate zusammen und eigentlich war Takeru auch ganz glücklich mit ihr gewesen, aber schon zu Beginn der Beziehung fiel dem Blonden auf, dass die Freundschaft zu Hikari unter der Beziehung litt. Hikari hatte sich mehr und mehr von dem blonden zurückgezogen, doch dieser verstand nie warum es dem so war. Irgendwann hielt es der Oberschüler nicht mehr aus, fing das Mädchen ab und wollte wissen, was sich zwischen ihnen verändert hatte und dass er alles dafür tun würde, damit es bloß wieder so werden würde wie früher. Unter Tränen beichtete Hikari schlussendlich, dass sie sich in ihren besten Freund verliebt habe und auch wenn sie sich nur das Beste für ihn wünschte, täte es ihr einfach zu sehr weh, ihm bei einem anderen Mädchen zu sehen. Geschockt fiel dem blonden damals alles aus dem Gesicht. Die Distanz wurde anfangs sogar noch größer, weil Takeru einfach nicht wusste wie er damit umgehen sollte. Er wusste nur, dass er dieses Mädchen niemals verlieren möchte. Als seine Ex-Freundin bemerkte, dass die Beiden sich freundschaftlich wieder nährten, stellte sie dem Blonden vor die Wahl. Für diese Entscheidung musste der Blonde nicht lange nachdenken. Nie im Leben würde er sich gegen seine Hika entscheiden, da könne komme wer wolle und genau in diesem Augenblick wurde es dann auch endlich ihm klar. Es gab kein anderes Mädchen, mit dem er jemals so glücklich werden würde, wie mit ihr.

Wie von einer Tarantel gestochen lief der junge Takaishi zu dem Wohnblock der Yagamis und offenbarte ihr seine Gefühle, dass es nur sie für ihn gab und keine ihr jemals das Wasser reichen konnte. Glücklich – lachend – weinend und fassungslos lies die Braunhaarige sich in seine Arme fallen und von diesem Zeitpunkt an waren sie zusammen. Glücklicher konnte er kaum mehr sein, wenn er dachte er wäre früher zufrieden gewesen, bewies ihm die junge Yagami dass er sich da mehr als nur geirrt hatte.

 

Mit einem Mal erhob sich der ehemalige Anführer der Gruppe von seinem Platz und öffnete das Schiebedach der Limousine. Der Fahrtwind stieß ihn dabei unwirsch durch die Haare und brachte diese noch mehr durcheinander als ohne hin schon. New York man sagte: Es sei die Stadt die niemals schlief und in der Tat, hier zeigte sich warum dies so war.  Die Farben, die Lichter, sogar die Menschen die hier liebten bewiesen, dass New York wohl immer eine Reise wert war. Daisuke wollte es seinem ehemaligen Idol gleichtun und quetschte sich dazwischen. Leicht kabbelnd drückten sich die beiden jungen Herren durch das Fenster „Man Alter, setze dich wieder hin“ beklagte sich der Ältere und sah strafend zu seinem jüngeren Freund. Yamato der unter dem Fenster saß, knirschte laut mit den Zähnen und drohte jeden Moment zu explodieren, was Takeru misstrauisch beobachtete. Als die beiden Fußballverrückten dann noch begannen halb auf dem Musiker herumzutrampeln, bracht es das Fass zum Überlaufen. „Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?“, schrie der Ishida den Beiden entgegen und zerrte die Freunde von dem Fenster weg. Augenblicklich sahen sie ihren blonden Freund an „Daisuke-Kun merkt auch wirklich gar nichts mehr“, erwiderte Mira kichernd und alle Freunde stimmten ihr zu. „Ich habe gar nichts gemacht“, beschwichtigte Taichi und sah vorwurfsvoll zum Jüngeren.  „Du hättest auch einfach etwas Platz machen können. Kann ja keiner wissen, dass du so Fett bist“, erwiderte der Igelkopf beleidigt.

„Wie bitte? Fett? Schließ nicht von dir auf andere.“

Yamato war immer noch genervt. Es war nicht sein Tag, der Jetlag nagte sehr an ihm und die Tatsache, dass sein Koffer weg war, machte es nicht wirklich besser. „Könnt ihr euch jetzt bitte alle mal beruhigen? Wir sollten uns lieber an der Aussicht erfreuen, anstatt wieder euren dämlichen Streitereien zuzuhören“, erklang es warnend aus der Rothaarigen. „Sora hat recht. Setzt euch alle wieder hin. Wir sind sowieso gleich da“, pflichtete Koushiro seiner Freundin bei und hoffte, dass sie wenigstens einmal vernünftig sein würden. Seine Gebete schienen erhört worden zu sein, denn tatsächlich setzten sich alle wieder hin und niemand stichelte nach.

 

Takeru fand unterdessen eine Champagnerflasche, öffnete diese und füllte jedem seiner Freunde ein Glas ein. Er wollte, auch wenn er wusste, dass aufgrund des Jetlags alle ziemlich mitgenommen waren, die Stimmung wieder etwas heben. Hikari hielt ihm die Gläser vor und nach und nach verteilte sie diese an ihre Freunde. Als alle ein Glas hatten, hielten sie ihr Champagnerglas in die Luft, prosteten sich gegenseitig zu und wollten den Einklang in New York gebührend beginnen. Sie tranken genüsslich von dem Champagner und auch hier hatte die Tachikawa Geschmack bewiesen. Zumindest beschwerte sich niemand, dass es ihm nicht schmecken würde.

 

Die Fahrt zum Hotel war nach weiteren zehn Minuten beendet und die pinke Limousine blieb vor dem Eingang des Fünf Sterne Hotels stehen. Eindrucksvoll stiegen die Freunde nacheinander aus. Takeru hielt seiner Freundin die Hand hin und diese ließ sich nur allzu gerne von ihrem Freund hochziehen, auch wenn sie durch aus selbst in der Lage dazu war – so fand sie es trotzdem schön, wenn ihr Freund stets so aufmerksam war. „Wow, ich glaube ich habe noch nie in einem so schicken Hotel geschlafen“, sprach es aufgeregt aus Miyako. Ken der gerade seinen und den Koffer seiner Freundin aus dem Kofferraum holte, musste zugeben, dass alles hier wirklich unglaublich beeindruckend war. Er wusste zwar ebenfalls, dass Mimis Eltern nicht gerade schlecht verdienten, aber dass sie so wohlhabend waren, war ihm nicht bewusst. „Womit genau verdienen Mimis Eltern eigentlich ihr Geld?“, fragte dieser daher ungläubig nach. Taichi gesellte sich neben dem schwarzhaarigen und blickten gemeinsam auf das imposante Luxushotel. „Die Eltern haben eine eigene Spedition gegründet, sind expandiert, haben sich immer mehr vergrößert und damit unglaublich Erfolg gehabt. Eigentlich alles was ihre Eltern anfassten brachte Erfolg“, klärte Taichi den Schwarzhaarigen auf. „Man kann zwar sagen, dass die Familie Tachikawa viel Geld hat, aber es ist nicht einfach vom Himmel gefallen, die haben hart dafür gearbeitet“, sprach es aus der Rothaarigen, während sie sich neben den Braunhaarigen stellte und ihm wieder einen undefinierbaren Blick schenkte, der diesen jedoch nicht erwiderte. Immer wieder suchte sie nach der Nähe des Braunhaarigen, hoffte ihm hier etwas näher zu kommen. Vielleicht war dieser Ort eine gute Gelegenheit ihren besten Freund für sich zu gewinnen.

„Und Mimi-Chan wird dies alles übernehmen?“, hakte Cody unsicher nach. So ganz konnte er sich das bei der Braunhaarigen nicht vorstellen. „Das ist ihr Plan. Sie studiert ja schon Logistik im dritten Semester“, fuhr Koushiro fort. „Okay, sie steckt wirklich voller Überraschungen“, erwiderte der Jüngste der Freunde. „Da kann ich dir noch recht geben.“

 

Die Freunde standen nun im enormen und imposanten Eingang und blickten auf dem außergewöhnlichen Empfangsbereich des Luxushotels. Joe und Yamato gingen zunächst alleine auf die hübsche Dame am Empfang zu, da diese sich mit der englischen Sprache am besten verständigen konnte. Mimi hatte für ihre Freunde sieben Zimmer auf dreizehn Personen reserviert. Fieberhaft überlegten sie, ob sie mit der Anzahl der Personen aufkamen. Joe und Yuri teilten sich ein Zimmer, sowie Miyako und Ken. Takeru und Hikari war auch schnell klar gewesen. Dann gab es noch drei Zimmer auf fünf Personen. Es wurden zwei Einzelzimmer reserviert und Mira wusste bereits, dass sie als Cousine ein Einzelzimmer hatte, da Sora sich nicht mit zwei Männern ein Zimmer teilen wollte, nahm sie das andere und die Gebete des Rothaarigen wurden vernichtend zerschlagen, als ihm dämmerte, dass die Chaos-WG sich nun auch ein Hotelzimmer teilen würden.

Bekam er denn niemals ruhe von den Beiden? Nicht mal im Urlaub? Das konnte doch nur ein Witz sein? Aber er musste zugeben, dass diese Konstellation die einzig Sinnvolle war.

 

Nachdem alle ihre Hotelkarte bekamen, kamen zwei Hoteldiener und nahmen schon mal die ersten Koffer der neuen Gäste entgegen. Das Hotel war so groß, dass nicht alle auf einer Etage waren. Die Zimmer von Taichi, Yamato, Koushiro, Sora und Mira sowie Joe und Yuri waren auf der vierten Etage. Die Zimmer von Miyako und Ken auf der fünften Etage und Cody, Daisuke, Hikari und Takeru hatten am meisten Glück ihr Zimmer befand sich auf der siebten Etage. Völlig erschöpft erreichten Takeru und Hikari ihr Doppelzimmer und ließen sich augenblicklich auf ihr großes, luxuriöses Bett fallen. Glücklich strahlte die Braunhaarige zu ihrem Freund rüber, ehe sie sich kurze Zeit später Bettfertig machte und folglich darauf im Land der Träume verschwand. Einen Moment beobachtete der Blonde seine Freundin noch, ehe auch er sich dem anstrengenden Tag geschlagen gab und sich ebenfalls ins Bett neben seine Freundin kuschelte. Er liebte diesen Moment, wenn nichts die Beiden voneinander trennen konnte, wenn jeder Augenblick wertvoll und besonders war. Wenn er das Gefühl hatte, dass einfach alles perfekt in seinem Leben war.

 

Er konnte zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht ahnen, dass sich sein Leben bald drastisch verändern würde und ein verheerender und ungeplanter Sturm alles aus den Fugen reißen würde.

Das erste Sprengen der Ketten


 

Jede Reise, jede Wanderschaft ist ein Aufbruch zu neuen Ufern, ein Sprengen der Ketten, die uns an den Felsen des Alltäglichen und Gewohnten schmieden.

Dr. Carl Peter Fröhling

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Hikari*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Hikari Yagami konnte ihr Glück immer noch nicht fassen. Nicht nur, dass sie mit ihren Freunden in New York war, in einer der tollsten Städte der Welt, wenn nicht sogar die Tollste. Nein, sie durften in einem der renommiertesten Luxushotel nächtigen und mussten noch nicht mal einen Cent dafür bezahlen. Nun erhielten sie auch noch die Nachricht, dass sie und ihre Freunde in dem Luxuriösen Hotel das Wellnessprogramm in ihrer kompletten Bandbreite ausschöpften durften. Es fühlte sich fast so an, als hätten sie an einem Gewinnspiel teilgenommen und das wäre der Hauptpreis gewesen. Schnell machte sich die junge Yagami frisch für den Tag und blickte noch etwas verschlafen aber vollkommen zufrieden zu ihrem Freund, als sie sah wie er sich eine kleine Tasche mit Badesachen packte, musste sie unwillkürlich Lächeln.

 

Der Blonde bemerke ihre Anwesenheit und lächelte sie ebenso an. „Wir haben schon wieder Post bekommen.“, verriet der Blonde seiner Freundin, wühlte etwas in seiner Tasche herum und zog eine Karte heraus. Grinsend ging Takeru auf seine Freundin zu und wedelte ungeduldig mit der Karte vor ihrer Nase herum. Mühsam versuchte die Braunhaarige ihrem Freund die Karte aus der Hand zu reißen, doch er war größer als sie und so gab sie schließlich enttäuscht auf. „Dann behalt sie doch…“, erwiderte sie schnippisch und wollte gerade an dem Blonden vorbei spazieren, als der Blonde seine Freundin am Ärmel zurückzog und sie so zwang bei ihm zu bleiben. Nicht, dass die Brünette sich da wehren würde, aber so hatte es fast etwas Dramatisches, was der Jüngeren irgendwie gefiel. Takeru reichte seiner Freundin die Karte, gab ihr dabei einen ausgiebigen Kuss, ehe er sich grinsend von ihr loseiste, um selbst das Badezimmer aufzusuchen.  Neugierig laß die junge Yagami was auf dieser stand, mit pinker Schrift und Mimis Handschrift versehen, auf der Karte geschrieben, dass sie sich pünktlich und vollzählig um vier Uhr am Nachmittag vor dem Eingang des Hotels eintreffen sollten und alles Weitere dann erfahren würden. Die Braunhaarige schüttelte nur fassungslos den Kopf „Was hat sich Mimi-chan denn nun wieder ausgedacht?“, erklang ihre helle Stimme, durch das geräumige Hotelzimmer, der Blonde verließ unterdessen das Badezimmer wieder und legte noch ein paar Badezimmerutensilien in seine Tasche. „Ich weiß es nicht, aber so wie ich Mimi-chan einschätze, wird sie uns wieder umhauen“, erwiderte der junge Mann.

 

Betrübt blickte die Braunhaarige zu ihrem Freund. „Keru, was wenn der Koffer deines Bruders nicht rechtzeitig auftaucht und wir ohne Geschenk dastehen? Ich meine, sie beschenkt uns die ganze Zeit, obwohl sie das Geburtstagskind ist und zur Feier des Tages, haben wir leider kein Geschenk. Das können wir doch nicht bringen“, klagte die junge Yagami. Takeru hörte auf seine Tasche zu packen und blickte in die besorgten Augen seiner Freundin. „Ich bin mir sicher, dass der Koffer schon rechtzeitig hier sein wird, wir müssen einfach positiv denken“, erklärte der Träger der Hoffnung, ging erneut zu seiner Freundin, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu nehmen, legte ihr diese hinters Ohr und stieß dabei sanft seine Stirn gegen ihre. „Außerdem glaube ich, das Mimi-chan noch nicht mal besonders böse mit uns wäre, wenn wir ihr das Geschenk erst später zukommen lassen würden“, fuhr der Blonde fort. „Wieso glaubst du das?“, fragte die Braunhaarige verwundert.

„Weil sie genug Geld hat, um sich alles zu kaufen, was sie haben möchte. Es geht ihr nicht darum ihren Geburtstag zu feiern, um möglichst viele Geschenke abzusahnen. Sie wird sich freuen, dass wir hier sind, dass wir alle zusammen sind, dass wir nach so vielen Jahren mal wieder alle beisammen sind um mit ihr gemeinsam ihren Geburtstag zu feiern“, erklärte der Blonde seiner Freundin seine Theorie. „Aber es wäre natürlich trotzdem schöner, wenn wir nicht mit leeren Hände dastehen würden“, musste der junge Takaishi seiner Freundin recht geben.

 

Wieder durchfuhr der jungen Yagami eine wohltuende Gänsehaut. Sie konnte es sich selber nicht erklären, aber mit dem Blonden an ihrer Seite, fühlte sie sich einfach besser. Immer wenn die junge Frau das Gefühl hatte das sie nicht mehr weiterkam oder drohte zu fallen, war es als ergriff sie eine unsichtbare Hand von Takeru, die ihr wieder aufhalf und sie wie ein Leuchtfeuer durch die Nacht trug. Mit ihm an ihrer Seite konnte sie alles schaffen, da war sich die Braunhaarige sicher.

 

Nach einem ausgelassenen und nahrhaften Frühstück, bei dem keiner zu kurz kam und selbst eine Yuri sich über die Qualität und Vielfalt der Lebensmittel nicht beschweren konnte, machten sich die Freunde gemeinsam auf den Weg zu dem Wellness-Separee des Hotels. Sprachlos von der Architektur des Hotels musterte die Braunhaarige die warmen und sanften Farbtöne dieser Wohlfühloase, die angenehmen Gerüche die ihr dabei in die Nase steigen, ließ sie die Luft einmal mehr tief ein- und ausatmen, wenn sie jemals so etwas wie einen Jetlag hatte, war dieser spätestens beim Betreten des Separees verpufft. Mit den Mädchen der Gruppe teilte sich die Braunhaarige eine geräumige Umkleidekabine. „Ich glaube, ich habe noch nie in einem so bequemen Bett geschlafen“, strahlte die Rothaarige und schnürte sich dabei ihr Bikinioberteil im Nacken zu. „Ich auch nicht, die Zimmer sind sooo schön. Ich will hier gar nicht mehr weg“, stimmte Miyako ihrer rothaarigen Freundin begeistert zu und streifte sich dabei die Träger ihres Badeanzuges über ihre Schultern.

 

Yuri hatte weder einen Bikini, noch einen Badeanzug an. Sie zog sich einen rosanen Einteiler über, den die junge Yagami alles andere als schön fand. „Ist der nicht schön und praktisch?“, hakte die blonde Frau bei Hikari nach, als sie bemerkte wie diese sie beobachtete. „Also dir steht er wirklich ausgezeichnet, Yuri-chan, aber ich trag da schon lieber Bikini“, beschwichtigte die junge Yagami. Sie wollte sie nicht verletzten, aber sie wollte auch nicht, dass sie bei nächster Gelegenheit so ein Teil von ihr geschenkt bekam.

 „Oh, du hast aber einen schönen Bikini an“, lobte Mira die Braunhaarige. Hikari war gerade damit beschäftigt gewesen, ihre grüne Bikinihose überzuziehen. „Danke, deiner ist aber auch sehr schön. Daisuke-Kun wird ihn sicher auch gefallen“, grinste das Mädchen die Cousine von Mimi vielsagend an. Mit rotem Kopf versehen, drehte sich das Mädchen von der jungen Yagami weg „Ist mir doch egal, ob es ihm gefällt.“, nuschelte sie, während sie ihre rotbraunen Haare in einen Dutt zusammenrollte und an ihrem Hinterkopf befestigte, einige Haarsträhnen lösten sich und fielen ihr locker ins Gesicht. Die Mädchen kicherten „Ach man kann doch sehen, wie sehr du ihn liebst, also lass ihn dir ja nicht, von einem anderen Mädchen wegnehmen.“, erwähnte die Trägerin der Liebe und blickte Mira durch den Spiegel in die Augen, um ihr ein gewinnendes Lächeln zu schenken. Mit immer noch roten Wangen senkte sie ihren Blick, erwiderte aber nichts mehr und verließ gemeinsam mit Yuri die Umkleidekabine.

 

Hikari, Miyako und Sora folgten zwei Minuten später, fanden die anderen beiden Mädchen aber nicht mehr. Miyako fand unterdessen ein Angebot einer Ganzkörpermassage und zog die Rothaarige, sowie ihren Freund und Cody einfach mit sich. Hikari ging zu ihrem Freund, der am Eingang des Schwimmbereichs auf seine Freundin gewartet hatte „Und was machen wir als erstes?“, fragte diese bei ihrem Freund nach „Lass uns in den Whirlpool gehen.“, schlug der Blonde vor „Gute Idee“, erwiderte Hikari strahlend und verliebt machten sie sich auf den Weg in die warme Nasszelle.

 

Zu zweit saß das junge Pärchen in dem Whirlpool und genossen die Zweisamkeit, als sie gerade dabei waren innige Küsse auszutauschen wurden sie von einer ordentlichen Portion Wasser angegriffen. Erschrocken ließ das Pärchen voneinander ab und sahen in den lachenden Gesichtern ihrer dämlichen Brüder. „Nehmt euch ein Zimmer!“, grinste Taichi und sah sie tadelnd an. „Boah Taichi, lass das gefälligst. Du nervst!“, zickte die jüngere der Yagami-Geschwister und fuhr ihren Bruder gleich an.

„Jaja, junge Liebe, was kann es schöneres geben“, kam es sarkastisch von dem Musiker und ließ sich ebenso in das warme Wasser gleiten. „Hast du was von deinem Koffer gehört?“, hakte der jüngere Blonde bei seinem Bruder nach. „Zumindest ist er gefunden wurden, allerdings in Los Angeles, die schicken ihn jetzt nach. Keine Ahnung wie der da hingekommen ist“, klärte Yamato das Pärchen auf.

„Vielleicht hättest du nicht die ganze Zeit mit der Flugzeugangestellten flirten sollen, dann hätte sie wenigstens ihren Job richtigmachen können“, grinste der Braunhaarige seinen besten Freund an. „Sie war ein Fan von mir – verständlich. Ich war nur nett.“, wehrte sich der junge Ishida gleich und hob seine Hände in die Luft, um seine Unschuld zu beteuern. „Du kannst doch gar nicht nett sein“, feuerte Taichi darauf zurück. „Klar, kann ich das und nur, weil du dein Mädchen nicht kriegst, musst du nicht gleich so fies werden“, stellte er grinsend klar und schloss triumphierend seine Augen. Augenblicklich schoss der Braunhaarige aus dem Whirlpool „Halt doch einfach deine Klappe!!!“, kam es ungehalten aus dem jungen Mann und verließ wütend die Vierer-Gruppe. „Das musste doch jetzt wirklich nicht sein…“, ermahnte nun auch die jüngere der Yagami-Geschwister den Älteren. „Man, der weiß doch wie ich das meine. Ich kann ja nicht ahnen, dass der gleich so empfindlich ist“, wehrte sich dieser und steig ebenfalls aus, um seinen besten Freund hinterherzueilen.

 

„Oh weia, das kann ja noch was werden…“, murmelte der Blonde und zog seine Freundin in seine Arme. In Gedanken versunken, lehnte sich das Mädchen an die Brust ihres Freundes an und sah betrübt ihrem Bruder hinterher. Sie wusste, was ihr Bruder für Mimi einst empfunden hatte. Damals – vor vielen Jahren, sprach er von nichts anderem. Hikari konnte das schon fast nicht mehr hören. Immer wieder erzählte er, dass keine so schön war, wie sie. Sie verbrachten so viel Zeit zusammen und beide strahlten, wenn sie Zeit miteinander verbracht hatten. Hikari war geschockt und überrascht, als sie erfuhr das Mimi mit Koushiro zusammengekommen war – ebenso wie Taichi. In so einem Zustand hatte die Braunhaarige ihren Bruder noch nie gesehen - dies blieb bis heute so. Nie konnte die Braunhaarige verstehen wie es dazu gekommen war. Sie mochte Koushiro keine Frage, er war ein lieber und gewissenhafter junger Mann. Ihr gegenüber stets eine guter und loyaler Freund, aber Taichi und Mimi waren sich so nah zu dieser Zeit gewesen, dass es schien als würden sie jeden Moment zusammenkommen und Hikari war sich sicher, dass auch Mimi für ihren Bruder tiefe Gefühle hatte. Taichi konnte den Anblick des Paares damals kaum ertragen und steuerte auf einen One-Night-Stand in den nächsten zu. Hauptsache der Kopf hörte auf zu reden oder viel mehr sein Herz. Kein Mädchen ließ er dabei näher an sich ran. Keine von den jungen Frauen ließ er in sein Herz oder seine Seele blicken, er ließ sie lediglich in sein Bett. Egal welches Mädchen er kennenlernte – für mehr als ein Abenteuer reichte es nie. Und noch nach all den Jahren war die Braunhaarige sich nicht sicher, ob er diese Gefühle nicht immer noch hatte. Er versuchte zwar verzweifelt sie aus seinen Gedanken zu verdrängen, aber vergessen konnte er sie nie.

 

Pünktlich und geschlossen standen die Freunde vor dem Eingang und waren ganz gespannt, was Mimi sich für ihre Freunde überlegt hatte. Hikari war etwas überrascht gewesen, als sie sah wie Taichi und Yamato wieder lachend und scherzend nebeneinander herliefen. Aber so war das bei den Beiden eben. In einem Moment hassten sie sich, im nächsten liebten sie sich wieder. Verstehen konnte es keiner, wahrscheinlich sie selbst nicht mal. Sie beschloss sich nicht weiter Gedanken über ihren Bruder zu machen. Es brachte ja doch nichts, zu versuchen aus ihm schlau zu werden und außerdem wusste Taichi, dass er immer zu ihr kommen konnte, wenn ihn irgendetwas bedrückte. Jetzt freute sie sich nur darauf Mimi nach all der Zeit wiederzusehen. Wie oft hatten Hikari und ihre Freundinnen einfach die Sehnsucht verspürt, sie zu sehen. Mit ihr zu reden, über dumme Sachen, die sonst kein anderer Verstand. So viele Jahre waren vergangen. Aus Wochen wurde Monate und aus Monate schließlich Jahre. So ganz schafften sie es nie sich alle zu treffen. Irgendwie fehlte immer irgendwer. Ein Puzzleteil blieb immer aus, doch heute würde sie endlich wieder all zusammen kommen...

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Mimi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

„Schon wieder eine Nacht durchgemacht, was?“ Erschrocken fuhr die Angesprochene zusammen, als die mahnende Stimme an ihr Ohr drang und sie aus ihrem friedlichen Schlaf weckte. Sofort erhob sich die junge Frau und blickte in die grünen Augen ihres Gegenübers. Verschlafen rieb sie sich die müden Augen, während sie ihn verwirrt ansah. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie über ihren Unterlagen eingeschlafen war. Auf ihrem Schreibtisch tummelten sich die Anmeldeformulare für ihre zukünftigen Planungen sowie die Exmatrikulationsbescheinigung ihres aktuellen Studiengangs. Mit dieser Erkenntnis fuhr sie noch einmal zusammen, kurz bevor sie die Unterlagen notdürftig zusammenschob, damit Michael keinen Einblick auf diese bekam. Da dieser seine Aufmerksamkeit sowieso auf ihr Dekolleté gerichtet hatte, fiel ihm das Chaos auf ihrem Schreibtisch nicht einmal auf.

 

„Was machst du hier?“, fragte Mimi müde, während sie sich noch immer den Schlaf aus den Augen rieb. „Deine Eltern haben mich reingelassen. Du sollst dich nochmal mit dem Hotel auseinandersetzen und nochmal über die Speisekarte schauen. Außerdem sind deine Freunde gestern angekommen…“, erklärte er nüchtern. Mimi wusste, dass ihre Freunde gestern angekommen waren, doch sie hatte es nicht geschafft, diese auch zu empfangen. Im Namen ihres Vaters hatte sie mit einer Spedition verhandeln und die eingetroffene Ware überprüfen müssen. Zudem waren auch noch organisatorische Belange hinzugekommen, so dass es erst spät wurde, bis sie zuhause angelangt war. Ihr Vater war mal wieder auf Geschäftsreise und hatte sie mit allem alleine gelassen. Denn auf seine inkompetenten Vertreter war nun wirklich kein Verlass.

 

Wie sehr sie es doch hasste, dieses Studium zu machen und später diesen Job ausüben zu müssen. Das alles hasste sie. Aber ihrem Vater zur Liebe hatte sie das Studium begonnen. Mittlerweile bereute sie diese Entscheidung übers Maß hinaus und plagte sich damit nur noch rum. Sie kam kaum mehr raus, wurde immer mehr als alle anderen mit eingespannt und bekam jedes Mal die eifrigen Planungen mit, sie als Nachfolgerin für das erfolgreiche Unternehmen einzusetzen. Doch Mimi wollte das alles überhaupt nicht. Dieser Geburtstag würde weitaus mehr in ihre Leben verändern, als es jemand anderes für sie plante.

 

„Das erklärt noch immer nicht, was du hier machst? Ich wollte mich sowieso heute ins Hotel begeben…“, murrte die Tachikawa genervt. Warum musste ihre Mutter dem Blonden auch immer reinlassen, ohne dass sie ihre Tochter zuvor fragte. Manchmal wollte sie Michael einfach nicht sehen. Denn meist verfolgte er nur eine Intension, wenn er sie persönlich aufsuchte. „Und könntest du es mal lassen, mir so offensichtlich in den Ausschnitt zu starren?!“, kam es genervt über die Lippen der jungen Frau. Doch ehe sie sich versah, hatte Michael schon ihr Gesicht gepackt und seine Lippen auf ihre gedrückt. In ihrem Stuhl sitzend, drehte er sie so um, dass sie besser küssen und packen konnte. So griff er mit seinen Händen unter ihren Hintern und setzte sie auf den Schreibtisch, nur um ihr wenige Sekunden später unter ihren Rocken zu fahren. Mimi erwiderte seinen Kuss erst gar nicht. Stattdessen legte sie ihre Hände an ihre Brust und drückte den Blonden von sich. Wütend und schwer atmend sah sie ihn an. „Was soll der Scheiß?“, fragte sie ihn aufgebracht. „Was meinst du?“ „Seh ich so aus, als hätte ich darauf gerade Lust?“ Michael zuckte unbekümmert die Schultern. „Du hast in letzter Zeit nie Lust…“, erwiderte Michael murrend. „Ich hab halt viel zu tun…“, erwiderte Mimi nur mit zusammengebissenen Zähnen. Sie sah Michael fast schon unsicher an. In letzter Zeit verlor er ziemlich häufig die Fassung. „Ist das deine Ausrede dafür, mich wie ein Fisch zappeln lassen? Was hast du denn so viel zu tun?“, schrie er sie nun an. Ehe die Tachikawa überhaupt antworten konnte, hatte Michael sie von ihrem Schreibtisch geschubst und sah ganz direkt in ihre Unterlagen. Es war für Mimi zu spät, dagegen zu agieren, denn bereits im nächsten Moment weiteten sich die Augen des Blonden, nur um sie einen Moment später in einen wütenden Ausdruck zu verwandeln.

 

„Was. Ist. Das.???“, fragte er bissig und fixierte Mimi wütend. Diese wich einen Schritt zurück. „Exmatrikulationsbescheinigungen?! Was hat das zu bedeuten?!“, schrie er weiter. „Und warum liegen hier Anmelde-Dokumente von der Mode Gakuen rum?! Willst du mich verarschen?! Die Schule ist in Japan!“ Noch immer schrie er die Brünette an, diesmal jedoch, wollte sie sich von ihm nicht einschüchtern lassen. „Wow… das hast du aber gut gelesen…“, erwiderte sie sarkastisch. Michael war Feuer und Flamme, als er sie brutal am Handgelenk packte und eindringlich ansah. „Du willst zurück nach Japan?“ „Ja!!!“, erwiderte sie wütend. „Lass mich los, Michael!!“, wurde nun auch sie lauter und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. „Was ist mit uns?“, fragte der Blonde, ohne Anstalten zu machen, sie loszulassen.

 

„Es gibt schon lange kein uns mehr!!! Die gesamte Zeit geht es nur um dich!!“

 

Nun hatte es Mimi geschafft, sich aus dem Griff ihres Freundes zu befreien und rieb sich ihr schmerzendes Handgelenk. Michael sah sie mit einem schockierten Ausdruck in den Augen an. „Was willst du damit sagen?“, fragte er erschüttert. Mimi richtete den Blick zum Boden und sah traurig zur Seite. Doch als sie auf das Bild blickte, welches sie damals mit den anderen Digirittern gemacht hatte, fasste sie einmal mehr neuen Mut.

 

„Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns trennen…“

 

„Das ist jetzt nicht dein ernst, oder?“ Anstatt getroffen oder verletzt zu wirken, schien es Michael viel mehr wütend zu machen, dass sich Mimi gegen ihn auflehnte. Doch sie hatte nichts mehr zu verlieren. Schon seit mehreren Monaten haderte sie mit ihrem Gewissen, ob die Beziehung überhaupt noch Sinn machte. Mimi liebte Michael nicht. Dass hatte sie noch nie getan. Er war der Sohn eines hoch angesehenen Geschäftspartners ihres Vaters und ebenso wie sie einer der Digiritter. Als dieser verkörperte er normalerweise bestimmte Tugenden und Charaktereigenschaften, aber in den Jahren hatte er sich in ein Arschloch verwandelt, dem sein eigenes Wohl am Wichtigsten war. Damals hatte sie ihn unabhängig von ihrem Vater kennengelernt und er war in Amerika stets für sie dagewesen. Besonders nach der Trennung mit Koushiro war er ihr eine kostbare Stütze gewesen. Sie waren schneller zusammengekommen, als dass sie hatte bis drei zählen können. Seither hatte Michael eine 180°-Wendung gemacht. Nichts war von dem freundlichen, aufopferungsbereiten jungen Mann übriggeblieben. Stattdessen verfolgte er hartnäckig und ehrgeizig sein Studium und arbeitete engagiert in der Firma seines Vaters mit. Zumal er ihre Eltern gehörig dabei unterstützte, sie von Tag zu Tag mehr unter Druck zu setzen.

 

„Seh ich aus, als würde ich Witze machen?!“, entfuhr es der Kleineren. „Das alles hat doch eh keinen Sinn. Ich werde nicht in Amerika bleiben. Das alles ist nicht das, was ich mir vom Leben vorstelle!“ „Wissen deine Eltern schon von deinen Plänen?“ Mimi schüttelte nur schweigend den Kopf. „Dein Vater wird begeistert sein. Schließlich freut er sich darauf, dass du seine Firma irgendwann übernimmst.“ Schweigend sah Mimi noch immer zu Boden, traute sich nicht, etwas auf die zynischen Worte ihres Gegenübers zu erwidern. Wie recht er doch hatte. Mit den getroffenen Entscheidungen würde sie ihre Familie nicht glücklich machen. Deshalb hatte sie das alles noch gar nicht angesprochen. Aber sie würde so nicht glücklich werden. Mit jedem Schritt, den sie ging, bewegte sie sich immer mehr den Abgrund entgegen. Doch wenn sie unterging, dann wenigstens mit erhobenen Haupt und mit etwas, auf das sie zurückblicken und stolz drauf sein konnte.

 

„Tzz…du wirst deine Meinung schon ändern.“, murrte Michael und streckte seine Hände in die Hosentaschen. „Als ob du einfach so gegen deine Familie agieren würdest. Zumal ich weiß, wie sehr du mich brauchst!“ Ein fieses Grinsen schlich sich auf die Lippen von Michael, der Mimi entgegen schritt und ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger nahm. Er zwang die Jüngere dazu, ihn in die grünen Augen zu sehen. „Ich bin geduldig. Ich weiß, dass du dir das alles noch Anderes überlegen wirst!“, flüsterte er.

Danach ließ er von der Brünetten ab und ging an ihr vorbei. An ihrer Zimmertüre hielt er einen Moment und lehnte sich an den Türrahmen. „Ich werde deinen Eltern noch nichts von deinen Plänen verraten… Wir sehen uns morgen. Hoffentlich bist du bis dahin zur Besinnung gekommen.“, erklang seine Stimme noch kurz, bevor sie nur noch die Töne seiner Schritte vernahm.

 

Noch immer zitterten die Knie der Tachikawa, während ihr Blick auf den Schreibtisch fiel. Sie überwand die zwei Meter zu diesem und beugte sich über den Papierkram. Mit einem Lächeln sah sie sich ihre Unterlagen an. „Wie immer nimmt er mich nicht für voll…“, sprach sie zu sich selbst, als sie aus ihrer Schublade das Flugticket zog. „Dabei ist es mir diesmal vollkommen ernst…!“, flüsterte Mimi weiter.

 

„Ich werde zurück nach Hause gehen…“

 

Daraufhin verschwand Mimi im Badezimmer, wo sie sich ihrer Kleider entledigte und sich einer ausgiebigen Dusche hingab. Nach einer solch durchzechten Nacht, kam ihr das Wasser an ihrem Körper gerade recht. Es dauerte gut zwei Stunde, bis sich Mimi wirklich dazu bereit fühlte, sich auf den Weg zu machen. Bereits zuvor hatte sie den heutigen Tag geplant. Diesmal jedoch hatte sie sich freigenommen und verzichtete auf die Verpflichtungen ihres Berufes, der schon bald sein Ende finden würde. Oh Gott. Es stand wirklich viel für sie auf dem Spiel. Sie wusste, dass sie mit ihren Entscheidungen einen Bruch in die Beziehung zu ihren Eltern brechen würde, doch sie konnte nicht anderes. Mimi war einfach nicht mehr glücklich. Sie war am Ende ihrer Kräfte angelangt.

 

Glücklich würde sie nur gemeinsam mit ihren Freunden werden. Diese lebten jedoch nicht hier. Nicht in ihrer Nähe. Nicht einmal ansatzweise. Per Mail wollte sie mit ihnen nicht über ihre Probleme redete. Doch sie brauchte ihre Freunde wie ein Lebewesen den Sauerstoff.

 

Mimi hatte veranlasst, dass die anderen Digiritter den heutigen Tag über das Verwöhn-Programm des Hotels voll nutzen konnten. Zwischenzeitlich war auch Mimi im Hotel zu Gegen, allerdings nur, um noch einmal über die Speisen des morgigen Tages zu sprechen und einige organisatorische Angelegenheiten zu klären. Sie vermied es dabei, auf ihre Freunde zu treffen. Denn das heutige Treffen hatte sie bereits zur Perfektion erprobt und geplant. Daher machte sie sich nach gut einer halben Stunde auf dem Weg zum Rockefeller Center, um dort ihren Wagen zu parken und in das Gebäude zu gehen.

 

Ein Blick auf ihre Uhr verriet der modebewussten Dame, dass ihre Freunde wohl gerade abgeholt wurden und in schätzungsweise zwanzig Minuten hier ankommen würde. Mimi konnte ihre Aufregung kaum verbergen. Mit guter Laune schritt sie durch den Eingangsbereich des General Electric Building, dem sowohl höchsten als auch das bekannteste Gebäude des Rockefeller Centers. Da die Firma ihres Vaters einige Büros in dem Gebäude aufzuweisen hatte, war es für Mimi keinerlei Problem, das Gebäude zu betreten. Mit einem Lächeln wurde sie von dem Portier erwartet, der sie zum Fahrstuhl führte, nur damit sie die siebzig Stockwerke nach oben überwinden konnte. Oben angekommen erreichte sie die sagenumwogene Aussichtplattform, die bereits einen gedeckten Tisch und stimmungsvolle Musik vorzuweisen hatte. Ihre letzten Tage nutzte Mimi, um sie in Amerika auch wirklich genießen zu können.

 

Immer wieder beeindruckt betrachtete sie das unglaubliche Panorama, welches sich vor ihr erstreckte. Von hier aus würden sie später einen wundervollen Sonnenuntergang beobachten können und die Skyline von New York anschauen. Verträumt schritt sie auf die Dachterrasse. Sie war froh, dass sie die Möglichkeiten hatte, ihren Freunden diese Aussicht zu ermöglichen und sie zudem zu einem leckeren Essen einzuladen. Wobei anzumerken war, dass Mimi natürlich gängige Speisen wählte und keinen überkandidelten Fraß. Ihr selbst hingen die amerikanischen Speisen zum Hals heraus und von den typischen 5-Gänge-Menüs ihres Elternhauses wollte sie gar nicht erst anfangen.

 

Gedankenversunken sah sie gen Himmel und lehnte sich an das Geländer. Sie hatten Glück, dass sie sich mitten im Sommer befanden, es abends lange hell blieb und die angenehmen Temperaturen genüsslich auf ihrer Haut prickelten. So würden sie einen absolut schönen Abend miteinander genießen können. Gemütlich aber schön, einfach, um ihr Wiedersehen zu feiern.

Viel zu Lange hatte sie nach den Wünschen ihres Vaters gelebt. Natürlich war sie stolz auf ihn und ihre Mutter. Aus dem Nichts hatten sie ein wahres Imperium gestampft und hatten expandiert. Aber das alles war nicht die Welt von Mimi. Sie hasste dieses Leben. Schön. In manchen Momenten war der Luxus wirklich Gold wert. Aber er machte nicht glücklich. Zumindest nicht auf Dauer und schon gar nicht, wenn man ihn sich nicht selbst leisen konnte, sondern auf Kosten anderer lebte. Nein. Sie wollte sich selbst was aufbauen und mit Stolz darauf zurückblicken können.

 

„Miss Tachikawa? Ihre Freunde sind soeben eingetroffen!“, riss sie die Stimme des freundlichen Angestellten aus den Gedanken. In diesem Moment erklang auch das „Piepen“ des Fahrstuhles, welches andeutete, dass ihre Freunde den 70. Stock erreicht hatten. Ohje, sie hoffte nur, dass keiner von ihnen unter Höhenangst litt. Denn dann würde das hier zu einer Qual werden.

 

Schon ganz aufgeregt sah die junge Frau zur Türe, kurz bevor sie die Plattform verließ und in den Vorraum schritt, der von einer Glaswand umgeben war. Als erstes erblickte sie Koushiro. „Leute!!!“, quiekte die junge Frau glücklich auf und hielt auch wirklich nicht mehr an sich. Mit einer stürmige Umarmung schloss sie als erstes ihren geliebten Computer-Nerd in die Arme. Dieser wirkte gar ein wenig überfordert, doch schnell verwandelte sich diese Überforderung in Erleichterung und Freude. „Es freut mich, dich endlich wieder in die Arme schließen zu können!“, klang die Stimme des Rothaarigen an ihr Ohr. Mimi schaffte es nicht mehr, ihre Freudentränen zurück zu halten. Sie nickte nur. „Ne…ich bin auch froh!“, flüsterte sie schniefend.

 

Nach gut zwei bis drei Minuten löste sich die Tachikawa von Koushiro, sah ihn noch einmal liebevoll an und wand sich dann auch ihren anderen Freunden zu. Miyako sprang der Tachikawa förmlich in die Arme und weinte einen Sturzbach an Tränen, ihr großes Idol endlich wieder zu sehen. Soras Begrüßung fiel etwas verhaltener, dafür aber genauso innig aus. Ebenso wie die herzliche Umarmung, die sie mit Joe teilte. Freundlich begrüßte Mimi auch dessen Freundin, welche sie argwöhnisch begutachtete. Im ersten Moment dachte sich die Tachikawa nichts dabei.

„Mein Lieblingspärchen! Endlich erlebe ich euch mal live!“, kicherte Mimi glücklich und schloss Takeru und Hikari fast gleichzeitig in die Arme, die über den Kommentar von ihr nur verhalten lächelten. Auch Daisuke und Ken sowie Cody schloss sie in eine innige Umarmung. Daraufhin begrüßte sie auch ihr liebste und einzige Cousine mit einer ausgiebigen Knuddelattacke.

 

„Mensch, du hast dich ja richtiggemacht!“, erklang dann auch die flirtende Stimme von Yamato an ihr Ohr, der sich zu ihr gesellt hatte und neckisch angrinste. Mimi hob nur unbeeindruckt die Augen, bevor auch sie ihn lieb umarmte. Dass nach dem Lösen sein Blick über ihren Körper glitt, entging nicht nur ihr. „Genug gestarrt, du Perversling!“, erklang die mahnende und streng wirkende Stimme von Taichi, der das Schlusslicht der Gruppe gebildet hatte. Seinen Freund hatte er an seiner Jacke einige Meter zurückgezogen und sah diesen dementsprechend an. Yamato grinste nur knapp. „Ist ja schon gut!“, lachte dieser und entfernte sich einige Meter, kurz bevor haselnussbraune Augen das dunkle Braun von Taichi erblickten.

 

„Gut schaust du aus!“, grinste der Wuschelkopf. Mimis Herz flatterte aufgeregt, kurz bevor er sie in eine Umarmung zog und dadurch sogar veranlasste, dass sie leicht vom Boden abhob. Sie selbst legte ihren Kopf gegen seine Schulter, während sich ihre zierlichen Finger in seinem Nacken festhielten. Es war ihr vollkommen egal, was die anderen davon hielten. Sie wollte dieses Gefühl nicht einfach enden lassen. „Ich habe dich vermisst…“, flüsterte sie so leise, dass es nur Taichi hören konnte. Seine Hand drückte ihren Kopf gar ein bisschen fester gegen seine Brust.

 

„Ich dich auch, Prinzessin…“

Wiedersehen


 

Wenn wir uns wiedersehen, werde ich ein anderer Mensch sein. Vielleicht nicht besser oder schlechter, aber anders.

Damaris Wieser

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Koushiro*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Koushiro wirkte unglaublich angespannt und zappelte unruhig umher. Seit ihrer Trennung vor drei Jahren hatten die Beiden sich nicht mehr persönlich gesehen. Kontakt hatten sie einzig und alleine über E-Mails, die sie ausgetauscht hatten, das war für den rothaarigen Computer-Freak zwar nicht neues, denn mit vielen seiner Freunde tauschte er regelmäßig E-Mails aus, doch um ihr Lächeln von Angesicht zu Angesicht zu sehen, würde er augenblicklich alle elektronischen Kontakte aufgeben, die er bis diesem Zeitpunkt gehegt und gepflegt hatte, und sie nach drei Jahren wieder zu sehen, weckte auch in dem rothaarigen alten Narben auf.  Anfangs wusste er gar nicht wie er sich verhalten sollte, doch die Entscheidung nahm ihm die Tachikawa einfach ab. Sie schloss ihn in eine herzliche Umarmung, es war eine ehrliche, eine echte Umarmung. Es waren wahre Freudentränen. Keine gezwungenen Tränen, kein gespieltes Lächeln. Sie freute sich nicht nur über ihn, sondern auch all ihre anderen Freunde nach so lange Zeit wiederzusehen. Er freute sich, dass sie sich so freute, irgendwie war es, als fielen ihm zahlreiche Steine von seinem Herzen.

 

Sie waren in vielerlei Hinsicht ein tolles Paar gewesen. Sie teilten den gleichen Freundeskreis, konnten sich für Kultur und Kunst begeistern. Etwas das die anderen Freunde nur wenig interessierte und sie wurden nach und nach zu einem starken Team, die sich stets aufeinander verlassen konnten. Sie war seine erste große Liebe, das würde sie auch immer blieben, doch er wünschte sich, dass auch wenn sie sich nicht mehr so nah standen wie früher, dass die braunhaarige Schönheit trotzdem wieder eine bestehende Größe in seinem Leben werden würde. Natürlich konnte der Rothaarige auch ohne dieses Mädchen leben, aber sie in seinem Leben, als realer Mensch bei sich zu haben war alles was er sich wünschte. Schon alleine durch ihre Anwesenheit bekam der Rothaarige gute Laune. Man konnte dieses Mädchen auch einfach auf eine Verpackung Anti-Depressiver drucken und schon konnte man sich die Einnahme dieser Tabletten sparen, denn ihr ehrliches Lachen war so ansteckend, dass man gar nicht anders konnte, als in dieses mit einzusteigen.

 

Wenn es irgendeinen Menschen gab, der es schaffte, den rothaarigen Jungen von seinem Computer loszueisen, dann war es dieses Mädchen, wobei diese Entscheidung: Mimi oder Computer, nie eine wirklich schwierige war, denn immerhin war er kein Idiot gewesen und die Vorzüge seiner damaligen Freundin ließ ihn jedes Computerspiel, jede Recherche, jede knifflige Aufgabe denen er sich zu vor leidenschaftlich hingab, gänzlich in den Hintergrund verschwinden. Auch wenn er sich eingestehen musste, dass nach der Trennung ihm das Internet doch interessante Optionen bot und mit verschiedenste Angebote lockte.

 

Nach der Trennung und den ersten schmerzhaften Monaten wurde dann auch dem Rothaarigen einiges klar: Manchmal muss man erst ganz unten angekommen sein, um alleine wieder aufstehen zu können. Erst mit der Trennung merkte er, wie viel er eigentlich für sie geopfert hatte, es war nicht so, dass sie es von ihm verlangte – na ja ein bisschen schon, wir sprechen immer von Mimi Tachikawa, aber, wenn wir jemanden von ganzem Herzen lieben, stehen plötzlich andere Bedürfnisse, als unsere eigenen im Vordergrund. Solche Hingebung kann wunderschön, aber auch gefährlich sein, wenn man selbst darunter leidet und dies galt für beide gleichermaßen. Keiner wollte für den Anderen leiden, keine wollte den Anderen länger leiden lassen. Krampfhaft an etwas festzuhalten, konnte mehr Schaden anrichten, als das es sie einander näher zusammenbringen würde.

 

Koushiro folgte wie der Rest der Freunde Mimi um ihnen mehr von der beeindruckenden Aussichtsplattform zu zeigen. Er war sprachlos, was er zu sehen bekam, dass sie sich so viele Gedanken machte, zeigte einmal mehr, wie sehr ihr doch ihre alten Freunde gefehlt hatten, dies hatte der junge Mann zwar schon befürchtet, aber je mehr er seine Ex-Freundin beobachtete, je mehr fiel ihm auf, dass sie zwar weiterhin ihr Lächeln auf den Lippen trug, aber ihr Herz nicht immer mit dabei war. Er konnte ihr nichts vormachen, dafür kannte er sie zu gut.

Takeru legte eine Schulter auf die des Rothaarigen ab, daraufhin blieb dieser stehen und blickte dem blonden in die Augen „Alles okay bei dir? Du wirkst etwas neben dir“ fragte dieser besorgt nach. Takeru war eben ein Junge, dem es gleich auffiel wenn sich starke Stimmungsschwankungen bemerkbar machten und ein Stückweit konnte auch er sich in den Rothaarigen Izumi hereinversetzen, denn er würde auch nicht wissen, wie er sich verhalten sollte, würde er eines Tages seiner großen Liebe nach einer schmerzhaften Trennung erneut begegnen. Koushiro nickte nur leicht mit dem Kopf „Manchmal bedeutet Liebe, jemanden gehen zu lassen“ antwortete er mit einem müden Lächeln. Der blonde ließ den Computer-Nerd wieder los und musste über diese Worte selbst erst mal einen Moment nachdenken „Wie meinst du das?“ „Selbst die größte Liebe reicht nicht aus, wenn man sich selbst in der Beziehung schadet. In manchen Fällen muss man jemanden gehen lassen, obwohl man ihn liebt, um sich selbst wieder zu finden. Denn in manchen Fällen kann man seinem Partner auch mit der stärksten Liebe nicht helfen. Dann heißt Liebe auch loslassen.“

„Beeindruckend Koushiro-Kun, aber da ist Wahres dran und auch wenn es schmerzhaft ist, kann auch gerade das der größte Liebesbeweis sein“, erwiderte der Blonde nachdenklich.

 

Ein Kichern unterbrach die beiden Männer, als sich Hikari zu ihnen gesellte und ihrem Gespräch lauschte. „Ich wusste, gar nicht das Männer so eine Seite haben können“, erwiderte sie spielerisch und wand ihren Blick zu ihrem Bruder „Von dem da, kommen solche Sätze sicher nicht“, erwähnte die junge Yagami und zeigte auf den Älteren. Peinlich berührt sahen die Herren zu der Jüngeren, um dann synchron genervt mit den Augen zu rollen. Da zeigte man als Mann mal Gefühle und dann war es auch wieder falsch, wann würden Frauen endlich wissen was sie wollen?

„Hikari-chan? Wo bliebt deine Kamera?“, fragte die Brillenträgerin laut nach. „Stimmt, hier ist wirklich mal ein guter Ort um Fotos zu machen“, murmelte Yamato leise, als er sich die Skyline von New York anschaute, doch dieser blieb nicht unerhört. Sogleich schoss sein jüngerer Bruder neben ihm und legte ihm einen Arm um die Schulter.

 

„Na, leg los Hika“ „Soll das jetzt ein Witz sein oder was?“, hakte der Blonde Musiker mürrisch nach und ging einen Schritt bei Seite. „Was? Jetzt stell dich mal nicht so an, so eine Gelegenheit bekommst du so schnell schließlich nicht mehr.“ „Was mit dir Fotos zu machen?“, stichelte der Ältere nach.

„Fotos auf dem Rockefeller Center auf der Aufsichtsplattform und im Hintergrund die Lichter der Stadt New Yorks“, stellte der Jüngere klar. Geschlagen stellten sich der Ältere neben seinen Bruder zurück. Nebeneinander lächelten sie mehr oder weniger in die Kamera. Skeptisch ging die junge Yagami die Schnappschüsse durch. „Oh Mann, von einem Sportler und einem Musiker hätte ich aber jetzt mehr erwartet“, stichelte das Mädchen und sah die beiden blonden Brüder nacheinander an.

„Das können wir ja wohl besser, oder?“, wand sich der Jüngere an seinen Bruder, dieser grinste

„Na und ob. Komm wir machen einen auf Bad Boys.“

 

Dieses Mal stellten sich die Brüder in Pose, was zu einem lauten Lachen der Brünetten führte. Für einen Moment beobachten beiden die Blonden Geschwister, ehe sich auch Taichi dazu stellte und eine Grimasse zog, nach und nach tummelten sich immer mehr vor die Linse, bis schließlich alle vor der Kamera der Yagami stand. „Ich möchte auch mit aufs Bild“ murmelte sie betrübt. Yuri ging auf das Mädchen zu und hielt ihr ihre Hand entgegen. „Na komm, ich mach ein Bild“ Strahlend erklärte das Mädchen Joes Freundin die Handhabung der Kamera, ehe sie sich selbst zu ihren Freunden begab und in die Kamera lächelte. Es war das erste Gruppenbild, seit einer gefühlten Ewigkeit mit dem kompletten verrückten Haufen. Ungezwungen lächelten die Freunde in die Kamera, ehe sie noch eines machten wo alle eine Fratze zogen. „Ich will alle Bilder haben“ erklang es heiter aus Miyako. „Versprochen. Ich werde jedem einzelnen alle Bilder zukommen lassen.

 

Die Freunde gingen nun wieder aus der engeren Position heraus. Mimi die zwischen Taichi und Joe stand lächelte beide an, ehe ihr Blick für eine Sekunde länger bei dem Braunhaarigen hingen blieb, auch der junge Yagami kam nicht ohne her von den Augen der Tachikawa zu lassen und ihren intensiven Blick zu erwidern. Argwöhnisch beobachte der Rothaarige dieses Szenario. War das plötzliche aufkommen in seinem Herzen etwa Eifersucht? Nein, da hatte er kein recht zu. Sie waren alle Freunde und Mimi befand sich ohne hin in einer Beziehung mit Michael. Da fiel es ihm gleich ein, wo war dieser eigentlich? Nirgends konnte Koushiro den blonden Michael entdecken, aber sollte man nicht erwarten, dass ein Freund in so einer Sache seine Freundin nicht unterstützen würde? Was konnte so wichtig sein, dass er sich fernhielt? Automatisch geriet sein Blick zurück zur Tachikawa, sie wirkte nicht so, als würde sie ihn vermissen oder als würde es ihr überhaupt was ausmachen, dass er gerade nicht bei ihr war. Ob sie sich gestritten hatten? Wie gerne, hätte er nachgefragt, aber das ginge in schließlich nichts an. Vorsichtig näherte er sich der Braunhaarigen, es war zwar sonst nicht seine Art, aber heute siegte seine Neugier. Außerdem machte er sich nach wie Sorgen um seine Ex-Freundin, er spürte das irgendwas nicht stimmte und er wollte immer für sie da sein. Vielleicht würde er etwas mitbekommen, wenn er nur nah genug dran war.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Taichi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Es gab Dinge im Leben, die ließen sich nicht so einfach ändern. Da war es ganz egal, wie viele Mädchen ihr Bett mit ihm teilten, wie viele Bekanntschaften er machten oder wie häufig er versuchte, sich mit belanglosen Tätigkeiten abzulenken. Selbst wenn Jahre verstrichen waren, die Sehnsucht zu dieser Person ließ sich nicht einfach abschalten. Auch, wenn sie ihm einst das Herz gebrochen hatte, keimten die Gefühle förmlich über, je länger er Mimi in seinen braungebrannten Armen hielt. Ihren Duft einzuatmen, ihren aufgeregten Atem an der Haut seines Hales zu spüren oder das leise Schluchzen ihrer Lippen zu hören… Das alles ließ das Herz des Yagamis aufgeregt hin und her hüpfen. Etwas, was er seit Jahren nicht mehr hatte spüren können.

 

Bedauerlicherweise löste sich die Tachikawa aus seiner Umarmung. Ein kurzer Blick in die goldbraunen Augen der jungen Frau und ein kurzes Lächeln ihrerseits, bevor sie sich allen ihrer Freunde zu wand. „Ich bin so froh, dass ihr alle hier seid!“, lachte das Mädchen fröhlich und wischte sich die letzten Tränen der Freude aus den Augenwinkeln. Enthusiastisch zog sie die kleine Gruppe mit auf die Dachterrasse, um ihnen die beeindruckende Aussicht zu präsentieren. „Ich hoffe, es hat keiner von euch Höhenangst!“, grinste sie munter.

 

„Wow! Das ist wirklich der Wahnsinn! Was für eine schöne Aussicht!“, flötete Miyako laut drauf los und lehnte sich direkt an das Geländer. Hikari hatte direkt ihre Spiegelreflex aus ihrer Tasche geholt. Voller Elan begann sie Fotos von dem sagenumwogene Panorama zu schießen. Auch die anderen genossen die Aussicht. Joe klammerte sich förmlich am Geländer fest, während er versuchte, sich an der Aussicht zu erfreuen. Yuri lächelte ihren Freund nur an und hielt unterstützend seine Hand. „Siehst du? Es ist eine wirklich schöne Aussicht!“, sagte sie aufmunternd. „Ohje…hast du etwa noch immer Höhenangst?“, fragte Mimi besorgt, die sich zwischen ihn und Sora stellte. Mit einem besorgten Ausdruck musterte sie den blauhaarigen Medizinstudenten. Man sah ihm von Weitem die aufkommende Übelkeit an. Taichi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Mimi hatte sich für sie wirklich etwas Beeindruckendes einfallen lassen.

 

Sein Blick blieb an Yamato hängen, der sich neben Sora gestellt hatte und die Aussicht betrachtete. Immer wieder schwank seine Blickrichtung zu der rothaarigen jungen Frau, welche sich angeregt mit Mimi über die pinke Limousine unterhielt. Oh Gott. Taichi kannte dieses Gefühl. Einst hatte selbst er angenommen, in Mimi die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Doch fast zeitgleich war sie in die Arme eines gewissen rothaarigen Computer-Freaks gesprungen. Trotzdem konnte er das aufkeimende Gefühl in seiner Brust nicht einfach so ignorieren. Es schmerzte noch immer, die junge Frau in seiner Nähe zu wissen. Damals hatte er sich damit abgefunden, dass Koushiro das Herz der jungen Frau in Händen hielt. Schließlich konnte er diesen noch nicht einmal einen Vorwurf machen. Kein einziges Mal hatte er mit ihm über die Gefühle gesprochen, die er einst für die Tachikawa gehegt hatte. Zumal es unter den Jugendlichen kein Geheimnis war, dass Koushiro ein Auge auf Mimi geworfen hatte. Schon mit den Auseinandersetzungen in der Digiwelt waren seine Blicke eindeutig zu interpretieren gewesen. Ihm das Herz zu brechen lag nun wirklich nicht im Sinne des Yagamis. Außerdem wusste dieser – damals wie heute -, dass der Izumi ihr nicht einfach so das Herz brechen und sie auf Händen tragen würde.

Umso schlimmer war es daher, als er von der Trennung der beiden erfuhr. Irgendwie war das der Punkt, an dem der Kontakt zwischen ihr und den anderen kappte. Durch Koushiro hatte er noch immer ein Auge auf Mimi werfen können. Nach wie vor hatte er sie im Stillen beschützen können. Doch mit der Trennung brach der Kontakt ab. Ledigtlich E-Mails wurden ausgetaucht, die oberflächlicher nicht sein konnten. Bis heute wusste Taichi eigentlich gar nichts davon, was Mimi in Amerika alles hatte erleben müssen. Egal ob positiv oder negativ. Er tappte gänzlich im Dunkeln.

 

„Verdammt! Seid ihr bescheuert! Geh sofort von der Statur runter!“, hörte man die laute, strenge Stimme von Takeru. Mit seinen Worten schaffte er es, die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu lenken. Ebenso wie auf Daisuke, der gerade eifrig dabei war, mit seiner Kamera in der Hand, eine der Steinfigur zu erklimmen. „Aber von hier oben habe ich sicher einen noch besseren Blick!“, sagte dieser motiviert. Seine Freundin schüttelte nur den Kopf und fuhr sich durch die rotbraunen Haaren. Mira hatte es definitiv nicht einfach mit ihm. „Daisuke! Komm da runter!“, sagte nun auch Ken, der seinen Besten Freund an seinem T-Shirt packte und nach unten zog. Dieser verzog nur beleidigt das Gesicht. „Du hast von hier oben doch auch so eine gute Sicht, warum willst du da hoch?“, fragte ihn Koushiro verständnislos. Mit einem aufrichtigen Lächeln – oh Gott, wie sehr er dieses Lächeln doch vermisste – stellte sich Mimi neben Mira und sah diese an. „Schön zu sehen, dass sich nichts verändert hat! Da hast du dir aber einen harten Brocken ausgesucht…“, sprach sie ehrlich aus und verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken. Mira verdrehte nur die Augen. „Manchmal brauch man eben Herausforderung im Leben… Aber du weißt sicher ganz genau, was ich meine…Nicht?“ Mit einem fiesen Grinsen wurde Mimi von den grünen Augen ihrer Gesprächspartnerin fixiert. „Ich weiß nicht von was du sprichst…“, entgegnete sie nur und sah einen Moment zwischen Taichi sowie Koushiro hin und her, kurz bevor sie dem Blick ihrer Cousine auswich. Taichi stand ebenfalls bei der Gruppe und hatte das Gespräch mitbekommen. Doch so wie es für Mädchen typisch war, sprachen sie für ihn nur in Rätseln und er machte sich nicht die Mühe, dahinter kommen zu wollen…

 

Trotzdem blieb Taichis Blick auch an dem Rothaarigen hängen. Noch nie hatte er Koushiro als eine Art Rivale angesehen. Nicht, weil er keine Konkurrenz war, sondern viel mehr, weil es für ihn okay war, wenn er Mimi glücklich machen konnte. Denn nichts wünschte er sich mehr, als dieses Mädchen glücklich zu sehen. Leider kannte er diese viel zu gut, um zu wissen, dass es nicht immer so war, wie es schien. Auf diese Distanz getrennt voneinander zu sein, nagte sicher auch an ihr, nicht nur an ihnen. Ebenso wie die anderen sich freuten, sie wieder zu sehen, musste es auch für Mimi andersrum sein. Die ganze Zeit fragte er sich, was Mimi denn alles ohne sie erlebt hatte. Er hoffte sich einfach, dass sie nur gute Erfahrungen hatte machen müssen. Denn er wollte sich nicht das Gegenteil vorstellen.

Wie immer strahlte sie Wärme, Freude und Geborgenheit aus. Die pure Lebensfreude eben. Aber er wusste, was für eine gute Schauspielerin sie doch sein konnte. Genauso wie sein rothaariger Freund, vielleicht sogar wie er selbst?

 

„Sag mal, Mimi-chan? Kommt Michael nicht?“, war es Soras neugierige Frage, die Mimi betraf. Nicht nur Taichis Blick ging neugierig in die Richtung von den beiden Frauen, sondern auch Koushiros undurchdringlicher Ausdruck richtete sich auf die beiden. Sora hatte die Frage sehr leise formuliert, doch da sie doch recht eng beisammenstanden, konnte Taichi die Frage ganz genau hören. Seine Augen weiteten sich jedoch, als er die unsicher und zurückhaltende Reaktion von Mimi sah. Sie wirkte nicht nur unsicher, sondern auch verletzt. Augenblicklich schlich sich ein Gefühl von Wut in die Glieder des Yagami. Hatte dieser Vollidiot ihr etwa wehgetan?!

 

„Ähm…nein…“, antwortete Mimi und setzte erneut ein Lächeln auf ihre rosaroten Lippen. Verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass sie etwas verbarg. „Er kann heute Abend nicht…“, log sie. Taichi wusste einfach, dass sie log. Auch Sora schien ihr die Geschichte nicht wirklich abkaufen zu wollen. Doch die Tachikawa gab ihr keine Gelegenheit, weitere Fragen zu stellen. Stattdessen wand sich Mimi Miyako zu und erzählte ihr von ihrer neuen Shopping-Errungenschaft und dass die Violett-Haarige unbedingt mit ihr einkaufen musste.

 

„Sie lügt…!“ „Whaaaa!“, rief Taichi kurz auf, als er einen Schritt zurückwich und Koushiro neben sich stehen sah. Wann hatte sich dieser verdammte Kerl neben ich geschlichen. „Könntest du dich vorher ankündigen?“ Koushiro erwiderte den Blick von Taichi unbeeindruckt. „Dann solltest du vielleicht nicht wie ein Idiot vor dich her starren. Fehlt nur noch, dass du beginnst zu sabbern!“, kam es vorwurfsvoll von dem Kleineren. Taichi kratzte sich am Hinterkopf und grinste verlegen. „Trotzdem kein Grund, mich zu überraschen bzw. zu erschrecken.“

Während Mimi die anderen in den Vorraum führte, wo bereits das Büffet für die Gruppe angerichtet wurde, blieben Koushiro und Taichi noch einen Moment draußen. Allmählich ging die Sonne unten und tränkte den Himmel in ein leidenschaftliches Rot. „Wie kommst du darauf, dass sie lügt?“ Koushiro ließ den Blick sinken. „Weiß auch nicht… Ist so ein Gefühl… Zumal sie noch nie wirklich von der Beziehung zu Michael gesprochen hat. Nicht mal Sora weiß Details…“ „Sprechen Mädchen nicht normalerweise über sowas?“ Der Rothaarige zuckte nur mit den Schultern. „Ich studiere Informatik. Daher kann ich dir nur sagen, was Computer, nicht aber was Frauen denken…“ „Trotzdem merkst du ihr an, dass sie lügt? Ist das nicht ein Wiederspruch in sich?“, fragte Taichi gerade aus. „Mhm… Sagen wir mal so: Ich hoffe einfach, dass ich mich irre…“, erläuterte er und schritt an dem Brünetten vorbei. Taichi verstand im Moment sowieso nichts mehr. Warum erzählte ihm das der Computernarr überhaupt? War ja nicht so, dass Koushiro nicht auch die Spannung zwischen ihm und Mimi bemerkte. Aber womöglich wollten sie beide wohl das Gleiche. Diese Frau glücklich sehen. Auch wenn das bedeutete, sie in den Armen eines anderen zu wissen.

Der Tatsache geschuldet, dass sie alle keine Ahnung von Michael hatten, machte die Misere natürlich umso komplizierter. Die Sorge war berechtigt, konnten sie den neuen Freund von Mimi schließlich weder einschätzen, noch abschätzen. Dass auch Koushiro bemerkte, dass irgendwas nicht stimmte, machte das Ganze nicht einfacher. Daher beschloss Taichi einfach, ein wachsames Auge auf die Tachikawa zu haben.

 

Schweigend folgte er dem Rothaarigen dann auch nach drinnen, wo ihnen allen zunächst einmal ein Glas Sekt in die Hand gedrückt wurde. Taichi sah verwundert in die Runde und dann zu Mimi, die ihn anlächelte. Danach erhob sie ihr Glas. „Auf eine unvergessliche Woche!“, rief sie fröhlich aus und sie alle stimmten mit ein, kurz bevor sie tranken. Taichi verzog nach seinem ersten Schluck angewidert das Gesicht. „Was ist das denn?“, fragte er. „Champagner…“, war es Soras Stimme, die kichernd Antwort gab. „Boah… der schmeckt ja ganz anders, als das in der Limousine. Das kann doch keiner trinken!“ Sora lachte nur. „Du hast halt echt keine Ahnung, was gut ist!“, erwiderte sie. Neckisch kniff er der Rothaarigen in die Seite. „Sei mal nicht so frech, junge Dame!“, murrte er nur und stellte sein Glas ab. Sora kicherte nur. Taichi bemerkte dabei nicht, dass sich auf ihre Wangen ein roter Filter gelegt hatte.

 

„Na dann mal ran an den Speck!“, war es die motivierte Stimme von Taichi, der sich nun auch unter das gemeine Volk mischte und die Auswahl des Buffets musterte. „Wow, da hast du aber ganz schön aufgetischt!“, lachte er amüsiert. Daisuke balancierte mittlerweile schon drei Teller, ohne wirklich zu wissen, wie er weitere Speisen auf diesen bringen sollte. Ken schüttelte dabei nur den Kopf. „Weißt du. Bei einem Buffet kann man auch häufiger gehen!“, mahnte er. „Aber dann ist vielleicht alles Gute weg!“, entgegnete der braunhaarige Igelkopf. „Also normalerweise wird sowas wieder nachgefüllt…“, merkte nun auch Joe an und richtete seinen Blick zu Mimi. Diese nickte zustimmend. „Echt?“, kam es nur überschwänglich von Daisuke, der sich gleich darauf seine Teller schnappte und sich an den großen Tisch setzte. „Er wird sich echt nie ändern…“, kam es augenrollend von Hikari. Mira lächelte diese nur an, nachdem Daisuke verträumt angesehen hatte. „Ich hätte gar nicht erwartet, dass es hier auch so viel vegetarische Kost gibt…“, gab dann auch Yuri zu. Yamato sah sie nur verwirrt an. Ach richtig, sie war ja Veganern. „Na, dann wirst du ja auch was essen können…“, meinte er nur trocken. Mimi gesellte sich zu den beiden dazu und grinste stolz. „Gefällt euch die Auswahl?“ „Du machst es uns nicht gerade einfach, sich zu entscheiden!“, quickte Miyako, die sich ihren Teller voll haute. „Hihi… das war der Plan!“ Codys Blick ging auf den Teller von Mimi. „Isst du gar kein Fleisch?“, fragte er interessiert. Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf. „Nein, ich bin Vegetarierin.“ Sofort hatte sie jemanden ganz bestimmten an der Backe. „Vegetariern? Du? Echt?“, redete Yuri direkt auf die Tachikawa ein, die fast zeitgleich etwas überfordert wirkte.

 

Taichi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Mimi so verunsichert in der Gegenwart von Yuri zu sehen, amüsierte auch ihn. Außerdem genoss er es einfach, die Jüngere ausgiebig beobachten zu können. Eine Handlung, welcher er stundenlang nachgehen könnte. Mit guter Laune gab er sich dann auch der ausführlichen Auswahl des Buffets hin, kurz bevor er sich neben Koushiro niederließ und begann zu essen. Der Rothaarige schmunzelte nur. „Das wird sicher eine Woche voller Überraschungen!“, sprach er aus. Taichi nickte.

 

Wie recht er doch hatte.

Der Augenblick der Wahl


 

Es kommt für jeden der Augenblick der Wahl und der Entscheidung: Ob er sein eigenes Leben führen will, ein höchst persönliches Leben in tiefster Fülle, oder ob er sich zu jenem falschen, seichten, erniedrigenden Dasein entschließen soll, das die Heuchelei der Welt von ihm begehrt. Oscar Wilde

 

15.Juni, 22:32 Uhr

 

Stimmungsvoll erklang die Musik aus den Boxen. Amüsiert, angeheiert und lachend tanzten die Partygäste ausgelassen auf der Tanzfläche, gaben sich den Melodien hin oder unterhielten sich angeregt über die verschiedensten Themen. Immer wieder verließ eine verheißungsvolle Cocktail-Mischung die voll ausgestattete Cocktailbar, während hier und da Bierflaschen aneinander klangen. Es war eine wirklich ausgelassene Stimmung, die auf der 20. Geburtstagsparty von Mimi herrschte. Nach einem intensiven Sektempfang hatten sich die Freunde zusammengefunden und sich über ein schmackhaftes Büffet hergemacht. Die Auswahl war förmlich grenzenlos. Verschiedene Vorspeisen, eine vielseitige Auswahl an Salat, ein gigantisches Spektrum an Fleisch- und Fischsorten sowie diverse Beilagen. Selbst traditionell hergestelltes Sushi war im Angebot der Speisenvielfalt. Von der Fülle der Süßspeisen und Obst-Variationen war gar nicht zu sprechen. Mimis Familie hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, um diesen Abend in die Geschichte eingehen zu lassen. Es gab nicht nur diverse Beschäftigungsmöglichkeiten wie ein separater Karaoke-Raum oder die Tanzfläche, sondern auch eine ganze Palette an Getränkeauswahl. Wer von dieser Party nüchtern schritt, der hatte definitiv das Wasser mit der Cocktailbar verwechselt.

 

Lachend, wenn nicht sogar lallend, schleppten sich Daisuke und Mira auf die Tanzfläche. Mit einem ausgelassenen Lächeln gesellten sie sich zu Hikari und Takeru, die mittlerweile eng umschlungen gänzlich entgegen der Musik, tanzten. Auch Mira und Daisuke kamen sich in dieser Situation näher, tanzten jedoch eindeutig amüsierter umher. Allgemein waren sie alle guter Laune. Mimi schaffte es, selbst Yuri und Joe sowie Taichi, Yamato und Sora zum Tanzen zu animieren. Nun, sie und gewissermaßen der stetig steigende Alkoholpegel. Miyako war sowieso bereits von Anfang beim Tanzen mit von der Partie und bewegte sich lustig zu den Tönen der Musik.

„Hey! Hier wird nicht rumgesessen!“, erklang die fröhlich lachende Stimme von Mimi, welche sich schwungvoll von der Tanzfläche begab und zu Koushiro schritt, um ihn auf diese zu ziehen. „Mensch Mimi… Du weißt doch, dass ich es nicht mag zu tanzen…“, entgegnete er unsicher und stemmte sein Gewicht etwas gegen Mimis Bemühungen. Diese zog eine Schmolllippe und sah ihn mit dem Blick an, dem er unmöglich wiederstehen konnte. „Aber Koushiro-kun…es ist mein Geburtstag!“ Fast schon bettelnd sah sie ihn an. Koushiro kam nicht von dem Gedanken weg, sie gedanklich als unglaublich niedlich zu betiteln, wenn sie ihn so ansah. Selbstverständlich hatte seine Widerstandkraft in diesem Moment seine Hemmschwelle überwunden. Gegen sie war einfach nicht entgegenzusetzen. Daher ließ er sich letztlich widerstandlos auf die Tanzfläche ziehen. Aus anfänglich unsicheren, fast schon schüchternen Bewegungen, wurde ein ganz neuer Tanzstil, den Mimi wirklich süß fand.

 

Allgemein war sie schon lang nicht mehr so glücklich, wie sie es heute war. Zwar ignorierte sie die gesamte Zeit die Tatsache, dass Michael sie mit einem argwöhnischen Blick beobachtete, aber ansonsten konnte es ihr nicht bessergehen. Es war dem Blonden anzusehen, wie sehr ihm dieses ganze Szenario gegen den Strich ging. Wahrscheinlich begann er gerade zu realisieren, wie ernst Mimi ihre Worte doch gemeint hatte. Sie würde ihn verlassen und zurück nach Japan gehen. Eine Vorstellung, die dem Amerikaner vollkommen gegen den Strich ging. Sie gehörte ihm. Er würde sich einfach nicht sein Mädchen wegnehmen lassen. Doch auch er musste einsehen, dass sie sich von ihm getrennt hatte, ohne ein Gefühl von Bedauern auszudrücken. Stattdessen alberte sie hier mit ihren Freunden herum, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Wie er diese Situation doch hasste. Trotzdem stiehl sich ein Grinsen auf seine Lippen. Bald würde er sein Geschenk zu Ausdruck bringen und sie gänzlich dazu bringen, bei ihm zu bleiben. Damit würde er sie sein Leben lang an sich binden.

 

Mimi und ihre Freunde ahnten noch nichts von den bevorstehenden Umständen. Stattdessen gaben sie sich der ausgelassenen Stimmung hin. Takeru schwank sich nach einer gewissen Zeit von der Tanzfläche nach unten, wo sein Weg zur Theke führte. Argwöhnisch betrachtete er seinen großen Bruder, der ein Glas mit brauner Flüssigkeit vor sich stehen hatte. „Was trinkst du da?“ Yamato ließ den Blick zu dem Kleineren schwenken und richtete diesen dann zu seinem Glas. Zeitgleich mit einem Schulterzucken erwiderte er den Blick erneut. „Whisky.“ Verwundert hob der Takaishi die Augenbrauen. „Hast du vor, dich abzuschießen?“ „Vielleicht.“ Trübselig sah Yamato auf die Tanzfläche, wo sein Blick bei seiner Exfreundin hängen blieb. Er ertrug es kaum, zu sehen, wie offensiv sich die Rothaarige engagierte, von Taichi beachtet zu werden. Ihre rhythmischen Bewegungen, die kleinen Berührungen, der intensive Blickkontakt… Das alles widerte ihn an. Mit einem Zug leerte er nun sein Glas, während Takeru seinen Blick verfolgte. Überrascht sah er seinen großen Bruder an. „Du stehst noch immer auf sie?“ „Auf wen?“ „Na auf Sora-san“, antwortete Takeru auf die Frage von Yamato. Wütend verzog er das Gesicht zu einer Grimasse und wand den Blick von der Tanzfläche. „So ein Schwachsinn“, wiedersprach er. „Du bist ein wirklich schlechter Lügner“, widersprach nun auch Takeru. „Deine Blicke sprechen Bände.“ Yamato seufze resigniert. „Selbst wenn. Sie scheint jemand neuen Interessanten gefunden zu haben. Zumal wir nur gute Freunde sind. Außerdem haben wir es schon einmal probiert und es ist gehörig in die Hose gegangen.“ Der Blonde deutete dem Barkeeper an, noch einen Whisky haben zu wollen. „Findest du nicht, du hast schon genug?“ „Findest du nicht, dass du mich ein wenig zu sehr bemutterst?“, gab Yamato eine Gegenfrage zur Antwort, anstatt ihm eine ordentliche Aussage zu übermitteln. „Du musst Mimi-chan dann noch das Geschenkt überreichen…“ „WIR müssen ihr das Geschenk überreichen. Ich übernehme liebend gern die Statistenrolle!“, brummte Yamato.

 

Es war wirklich Glück, dass Yamato seinen Koffer noch an diesem Abend erhalten hatte. Nicht nur, dass es ihn gänzlich gegen den Strich ging, die Klamotten seines besten Freundes tragen zu müssen, nein, auch das Geschenk für Tachikawa verbarg sich zwischen seinen modischen Klamotten. Er war einfach froh über den Umstand, endlich wieder seine eigenen Kleidungsstücke tragen zu können. Weniger froh war er jedoch nach wie vor über den Umstand, Taichi mit Sora sehen zu müssen.

„Ich glaube nicht, dass er ihr Interesse erwidert…“, flüsterte nun eine ruhige Stimme neben den beiden Brüdern. Diese zuckten erschrocken zusammen, bevor sie Cody ansahen, der sich mit seiner Bierflasche zu ihnen gesellt hatte. „Wie kommst du darauf?“, fragte Yamato. Der Angesprochene deutete auf Taichi. Dann verstanden sie. Jedes Mal schien sein Blick jemand anderen aufzufangen. Nämlich die Konstellation zwischen Koushiro und Mimi. Amüsiert tanzten die beiden nach wir vor miteinander, wobei Mimi eigentlich mit jedem tanzte und alle Anwesenden auf der Tanzfläche mit einbezog. Dabei bevorzugte sie Niemanden. Man konnte der jungen Frau ansehen, wie sehr sie es doch genoss, unter ihren Freunden zu sein und mit diesen den Abend zu verbringen.

 

Der Blick des Yagami verfolgte sie förmlich. Zwar bemerkte auch er das Engagement seiner besten Freundin, doch vermied er es, etwas Übermäßiges in die Situation hineinzuinterpretieren. Sora war seine beste Freundin und würde es immer bleiben. Auf einer gewissen Ebene liebte er sie auch, doch dies bewegte sich nicht auf einer romantischen Schiene. Stattdessen verschränkte er sich auf der freundschaftlichen Ebene. Diese war ihm sowieso wesentlich wichtiger, zumal sein Herz nur für eine Frau schlug.

 

„Mhm… Scheint so…“, flüsterte Yamato. Als bester Freund von Taichi kannte er dessen Blick nur zu gut. Zumal er wusste, mit welchem Gefühlschaos sich der Wuschelkopf herumschlug. Leider konnte er seit der schmerzlichen Trennung zwischen ihm und Sora nicht mehr abwägen, was in den Gedankengängen dieser vor sich ging. Denn seither hatte sie sich vollkommen von ihm abgewendet und somit eine große Distanz zwischen ihnen aufgebaut. Ein Umstand, der ihn unglücklich machte, mit welchem er sich jedoch abfinden musste. „Sie wird bald erkennen, dass es eine Sackgasse ist, in der sie sich befindet. Gott, diese sehnsüchtige Blicke sind ja nicht einmal ansatzweise zu übersehen!“, erklang plötzlich die Stimme von Miyako, die an die Theke getreten war, um sich ein neues Getränk zu bestellen. „Meine Güte. Müsst ihr jungen Leute immer aus dem Nichts erscheinen?“, brauste es aus Yamato heraus, der nur verständnislos den Kopf schüttelte. „Naja. Wir sind hier zum Feiern und du sitzt wie ein Kummerkasten an der Theke. Da muss man doch mal nachsehen, ob alles in Ordnung ist!“, grinste ihn Miyako an. „Du solltest dich amüsieren. Außerdem weiß ich aus verlässlicher Quelle, dass du beobachtet wirst!“, grinste sie weiter. „Ach ja und von wem?“ Mit dem Daumen deutete die Brillenträgerin auf ein Mädchen, welches ihr schwarzviolettes Haar zu einem Dutt zusammengebunden hatte und Yamato lasziv betrachtete. Auf dessen Lippen zierte sich ein Grinsen, während Takeru Hikaris beste Freundin böse fixierte. Die perfekte Ablenkung! „Hey! Einen Tequila Sunrise bitte!“, forderte nun Yamato den Barkeeper auf, der ihm drei Minuten später das Getränk in die Hand drückte. „Miyako hat recht. Ich sollte mich wirklich amüsieren!“, gab der Musiker bekannt und ihnen den anderen auch nur eine Chance zu geben, etwas entgegenzusetzen, gesellte er sich zu der ehemaligen Kommilitonin von Mimi, um sie intensiv anzuflirten. „Musste das jetzt sein?“, brach es aus Takeru heraus. „Ja. Das ist immer noch besser, als depressiv seiner Verflossenen beim Flirten zuzusehen!“, entgegnete Miyako schulterzuckend und schlürfte am Strohhalm ihres Pina Colada, kurz bevor sie wieder zu Ken ging und ihm etwas ins Ohr flüsterte.

 

Einen kurzen Blick schenkte er noch seinem Bruder, kurz bevor er nur den Kopf schütteln konnte. Er war erwachsen und würde schon wissen, was er tat. Das hoffte Takeru zumindest. „Was machst du denn hier?“, erklang dann die liebliche Stimme seines Engels. Hikari war an seine Seite getreten und sah ihn neugierig an. „N-Nichts…lass uns weiter tanzen!“, beschwichtigte er und grinste verlegen. „Aber ich hätte viel mehr Lust auf das:“, hauchte sie verführerisch, packte ihm an den Wangen und zog sein Gesicht nach unten, um ihm einen verführerischen Kuss zu geben. Sofort lag seine ganze Aufmerksamkeit auf dem Wesen vor sich, als er den Kuss erwiderte.

 

„Weißt du…Mir gefällt es besser, wenn du die Haare offen trägst!“, flüsterte Daisuke ins Ohr von Mira, die neben ihm tanzte. Überrascht und mit einem Glühen in den Wangen sah sie ihn an. „U-Uhm…das ist dann aber ziemlich warm…“, gestand sie. Daisuke grinste. „Wir können später auch eine Runde spazieren oder so. Außerdem heißt das ja nicht gleich, dass du deine Haare aufmachen musst. Ich meinte ja nur…“ Mit seinem verschmitzten Grinsen sah er die Jüngere an und gab sich dann weiter seinen lustigen Bewegungen im Klang der Musik hin. Mit einer schwungvollen Drehung klärten sich seine Augen auf, als er sah, dass die rotbraunen Haare der jüngeren Tachikawa über ihre Schultern fielen und sich im Takt der Musik in der Luft bewegten. Oh ja, das war das, was er meinte.

 

In der Zwischenzeit hatte sich auch Michael unter die Menge gedrängt und war zwischen Taichi und Sora hinweggegangen, um kurz vor Mimi zu stoppen. Zeitgleich klang auch die Musik ab, bis sie gänzlich Stille umgab. Mimi verzog das Gesicht, während alle anderen in ihren Bewegungen innehielten. Die gesamte Aufmerksamkeit lag nun auf Mimi und Michael, der sie mit einem ernsten Lächeln begutachtete. „Was geht denn jetzt ab?“, fragte Miyako verwirrt, während sie sich nervös an den Arm von Ken klammerte. Auch dieser betrachtete das Schauspiel mit einem misstrauischen Blick. Cody fixierte unterdessen die Gesichtsausdrücke von Taichi und Koushiro. Deren Gesichtsausdrücke entglitten ihnen gänzlich, als Michael vor Mimi in die Knie ging. Aber auch die Farbe von Mimis Gesichtshaut war im nächsten Moment mit einer weißen Wand zu vergleichen. Sie alle ahnten, nein, sie wussten, was nun folgen würde.

„Was wird das…?“, fragte Mimi nur mit stockenden Atem. Für sie schien die Uhr einmal rückwärts zu laufen. Hatte sie ihm nicht gestern klar und deutlich gesagt, dass sie an einer gemeinsamen Beziehung nicht mehr interessiert war? War bezweckte er mit der Aktion? Wollte er sie vor versammelter Mannschaft bloßstellen? Glaubte er tatsächlich, dass er sie mit seiner lächerlichen Darbietung an sich binden könnte. „Hör auf mit dem Mist und steh wieder auf!“, forderte sie den Blonden auf. Eine Bewegung vom Eingang aus, ließ die Tachikawa gänzlich zusammenzucken. Von Weitem erkannte sie ihre Eltern. Ihre Augen weiteten sich. War das hier ein abgekartetes Spiel oder was? Das war doch ein schlechter Scherz! Der Gesichtsausdruck ihrer Mutter ließ gänzlich darauf hinweisen, dass sie diesen Moment bereits die gesamte Zeit herbeigesehnt hatte. Während sich in Mimi Wut und Enttäuschung breitmachte, nahm Michael ihre Hand.

 

„Wir sind jetzt bereits zwei Jahre zusammen und es war eine traumhaft schöne Zeit mit dir…“ War das ein scheiß Scherz oder was? Eine traumhaft schöne Zeit? Wollte er sie komplett verarschen?! Es war die schlimmste Zeit ihres Lebens, in welcher er sie wie ein Spielball hin und her geworfen und sie wie einen Gegenstand, den man besitzen konnte, behandelte. „…und ich möchte meine Zukunft genauso schön mit dir gestalten, wie das, was wir bisher erlebt haben…“, sprach er weiter seine Lügen aus. Mimis Augen verengten sich immer mehr, während sich ihr gesamter Körper anspannte.

Auch die anwesenden Gäste schienen angespannt zu wirken. Der Alkoholeinfluss von Yamato war gänzlich ins Stocken geraten. Daisukes Mund klappte nach unten, während Cody die Szenerie nur schockiert beobachten konnte. Ken konnte Miyako nur mit Mühe und Not zurückhalten, nicht zwischen die beiden zu springen, um Mimi vor diesem Spinner zu beschützen – den mittlerweile mochte Miyako den Blonden nicht mehr besonders. Takeru hielt dem Blick mit Fassung, während seine Schwester nur besorgt zu ihrem großen Bruder sah. Jou wusste gar nicht, was er denken sollte, während Yuri sich wohl als einzige fragte, warum sich niemand über dieses Schauspiel freute. Da Mira bei verschiedenen Familienfeiern Bekanntschaft mit dem Blonden machen konnte, verzog sie ihre Lippen zu einer geraden Miene, während sie der Darstellung wütend entgegentrat.

 

Koushiro verschlug es nicht nur die Sprache, sondern er schien förmlich in einer Schockstarre gefangen zu sein. Unsicher sah Sora zwischen Taichi und Mimi hin und her und wirkte mit jedem Augenblick, der verstrich trauriger und entmutigter. Der traurige Blick, der sich auf die Züge des Yagami legte, traf sie mitten ins Herz. Er offenbarte ihr direkt, was er für die Tachikawa fühlte. Etwas, was sie gar nicht erfahren wollte und es auch nur schwer ertragen konnte. Sora sah, wie sich die Hände des Wuschelkopfes zu Fäusten ballten, während sie wieder zu Michael und Mimi sah. Irgendwie wünschte sie sich, dass sie „Ja“ sagen würde. Auch wenn sie ihrer Freundin ansah, dass sie mehr schockiert über die Situation als erfreut war…

 

In der Zwischenzeit überschlugen sich die Gedanken von Mimi förmlich. Noch immer unfähig, etwas über die Lippen zu bringen, starrte sie Michael an. „Deshalb möchte ich dich nun, vor all deinen Freunden und deinen Eltern fragen…:“

 

Nein!

 

Frag nicht!

 

Sag es nicht!

 

Ruiniere mein Leben nicht noch mehr!

 

„Willst du meine Frau werden?“

 

Stille.

Michael zog aus seiner Tasche eine kleine Schatulle heraus, nur um wenige Sekunden später, einen kleinen Brillantring herausziehen zu können. Doch mit seinen folgenden Handlungen kam er nicht weit. Stattdessen zog Mimi schlagartig ihre Hand aus seiner.

Überrascht blickten seine grünen Augen die goldbraunen der Tachikawa an. Auch ihre Mutter ließ einen lauten Atemstoß verlauten, der darauf hindeutete, dass sie geschockt über die Reaktion ihrer Tochter war. Mimi sah einen Moment in die Richtung ihrer Eltern. Nach wie vor war aus dem Gesicht ihres Vaters keinerlei Regung zu sehen. Doch sie wusste auch so, was er von ihr erwartete. Nein. Diesmal würde sie sich nicht vorschreiben lassen, wie sie zu leben hatte. Nein. Auch wenn ihr Kartenhaus nun in sich zusammenbrechen würde. Sie wollte Michael nicht heiraten und schon gar nicht eine gemeinsame Zukunft mit ihm bestreiten.

 

Ihr Blick streifte die besorgten Ausdrücke ihrer Freunde. Dann suchte sie wieder die Augen von Michael. Noch immer hatte er diesen widerlichen selbstbewussten Blick in seinem Ausdruck. Sein selbstgefälliges Grinsen würde sie ihm nun definitiv aus dem Gesicht wischen.

 

„Nein!“

 

Mit fester Stimme fixierte sie die Augen von Michael. Dessen Pupillen weiteten sich im Moment, als ihre Antwort an seinen Verstand angelangt war. „Wie bitte?!“, fragte er bissig und stellte sich nun auf, um ihr entgegen zu kommen. Seine Ausstrahlung wirkte bedrohlich, so dass Mimi zwei Schritte zurückwich. „Das ist ja wohl ein schlechter Scherz!“, fuhr er sie an. Just in diesem Moment bewegten sich nun auch Taichi und Koushiro. „Nein! Ist es nicht. Ich habe mich gestern von dir getrennt!“, entgegnete Mimi wütend. Michael ging einen weiteren Schritt auf die Jüngere zu. „Willst du mich verarschen!? Das kannst du doch unmöglich ernst gemeint haben!“ „Ich hab noch nie etwas so ernst gemeint, wie DAS!“, schrie sie ihm nun entgegen. Verwirrt sahen ihre Freunde nur zwischen den beiden hin und her. Taichi und Koushiro kurz davor, sich zwischen Michael und Mimi zu stellen. „Das heißt also, dass du wirklich vorhast, nach Japan zurückzugehen?!“, sprach er nun ihr wohlgehütetes Geheimnis aus. In diesem Moment stockte auch der Atem von ihren Freunden.

 

Mimi plante zurück nach Japan zu gehen?

 

Doch ehe Mimi etwas erwidern konnte, war es ihr Vater, der einschritt und seine Tochter streng fixierte. „Stimmt das?“, fragte er ernst. Mimi wirkte verunsicherte, denn je. Das traf selbst Sora. Ihre Freundin so verletzlich zu sehen, ließ auch in ihr die schwesterliche Sorge aufwachsen. „Ja...“, flüsterte Mimi ihrem Vater entgegen. „Dein Traum ist es doch, die Firma zu übernehmen!“, sprach ihr Vater weiter trocken und streng aus. Mimi verzog das Gesicht. „Das war immer euer Traum! Nie meiner! Ich habe keine Lust diesen langweiligen Job zu machen!! Ich hasse das alles! Amerika. Dieses verfluchte Studium und vor allem deine verdammte Firma!!!“, schrie es dann aus der Tachikawa heraus, während kleine Tränchen in ihren Augenwinkeln aufschimmerten.

 

KLATSCH.

 

Der Kopf der Tachikawa schellte zur Seite, während ihre Augen weit aufgerissen waren. Ihre flache Hand legte sich auf ihre glühende Wange, die gezeichnet von der Hand ihres Vaters war. Eine eisige Kälte verbreitete sich durch den Körper von Mimi, während sie die Blicke ihrer Freunde auf sich spürte. „Ich hasse dieses Leben…!“, flüsterte sie zähneknirschend, bevor sie sich an ihren Freunden vorbei drängte und stürmig die Party verließ.

 

„Die Party ist beendet!!!“, rief ihr Vater noch den Angestellten vor, kurz bevor auch er den Saal mit seiner Frau verließ. Sein Gesicht schien keine Emotionalität zu demonstrieren. In der Zwischenzeit schien förmlich Chaos unter den Freunden auszubrechen. Taichi war drauf und dran, Michael eine runterzuschlagen, während Yamato und Joe mit Mühe und Not den Yagami versuchten zurückzuhalten. Miyako war das erste Mal wirklich sprachlos und haderte mich sich, der Tachikawa nicht zu folgen. Ken wie auch Cody schienen förmlich gelähmt, während Yuri unbekümmert ein Stück Fleisch zu sich nahm, ohne daran zu denken, dass sie eigentlich Veganerin war. Hikari versuchte beruhigend auf ihren großen Bruder einzureden, während Sora sich zum Ausgang zu bewegte, zeitgleich aber auch die Telefonnummer ihrer Freundin wählte. Überrascht hielt sie inne, als sie eine Hand auf ihrer Schulter bemerkte. Sie blickte in die warmen Augen von Koushiro. „Lass mich mit ihr reden…“, sagte er ruhig. Sora nickte nur und ließ den Rothaarigen ziehen.

 

16 .Juni, 00:12 Uhr

 

Ein ersticktes Schluchzen hallte durch die Nacht, als Satoe ihre Tochter auf der Dachterrasse ihrer Tochter fand. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf die Schulter ihrer weinenden Tochter. „Willst du mir jetzt auch vorschreiben, wovon ich zu träumen habe?“ Mit traurigen Blick sah Satoe zu Mimi, die ihren Kopf nicht von ihren Armen anheben wollte. Sie seufze leise. „Ich hatte sowas schon erwartet…“, flüsterte sie und Mimi hob überrascht den Blick. „Wie meinst du das?“ Satoe zuckte mit den Schultern. „Wie ich es sage… Du wirktest schon die gesamte Zeit sehr bedrückt…Wobei ich wirklich gehofft habe, dass Michael es ist, der dich glücklich machen könnte…“, flüsterte sie enttäuscht.

 

„Michael ist nicht so, wie ihr denkt.“, meinte Mimi nur knapp und drehte ihren Kopf in eine andere Richtung. „Möchtest du wirklich zurück nach Japan. Du weißt, dass dein Vater sehr stur ist und dich nicht unterstützen wird.“ Mimi zuckte nur mit den Schultern. „Ja. Das weiß ich. Aber ich bin hier nicht glücklich. Ich will mir was Eigenes aufbauen und bei meinen Freunden sein! Das alles ist nichts für mich…“, flüsterte Mimi traurig. Satoe seufze.

 

„Ich hoffe nur, dass du den richtigen Weg einschlägst. In der Firma hättest deine wirklich glorreiche Zukunft vor dir…“, flüsterte die Ältere. Die Brünette schnaubte nur verächtlich. „Ja, eine Zukunft, die mich unglücklich macht…!“, murrte sie. Satoe seufze resigniert. „Sei nicht so kindisch. Wir wollen nur das Beste für dich!“ „Ich will das aber nicht.“ Nun drehte sich Mimi zu ihrer Mutter um und sah diese selbstbewusst an. „Ich habe mich in Japan für die Mode Gakuen beworben. Und weißt du was?! Ich wurde genommen!“, entgegnete sie, mit der Hoffnung, ihre Mutter stolz machen zu können. Diese jedoch sah ihre Tochter nur abschätzig an. „Und du denkst, du kannst mit dieser brotlosen Kunst irgendwann mal erfolgreich sein?“, entgegnete sie. Mimis Gesicht wurde wieder traurig. „Was ist nur los mit euch? Ist das alles, was dich und Dad interessiert? Es gibt so viel im Leben. Erfolgreich sein ist nicht alles!“ „Ach ja?! Dann verrat mir doch bitte mal, wie du dir das alles ohne unser Geld hättest leisten können?!“, fragte Satoe nun aufbrausend. Mimi presste die Lippen aufeinander. Damit hatte sie wohl recht. „Siehst du?“ Die Jüngere schüttelte den Kopf. „Ich werde trotzdem gehen. Und es ist mir ganz egal, ob ihr mir dabei helft oder nicht. Ich werde es schon ohne eure Hilfe schaffen!“, flüsterte sie.

 

Mimi vermied es, ihrer Mutter ins Gesicht zu blicken. Denn sie ahnte bereits, wie sehr sie diese Aussage traf. Tatsache war nämlich, dass sie diese nicht das erste Mal zu hören bekam. „Du jetzt auch?“ „Das hat alles überhaupt nichts mit Makoto zu tun!“ „Ach ja?! Dann ist es also Zufall, dass du dich nun genauso wie er gegen deine Familie stellst?!“, fragte Satoe wütend. Mimi wich zurück. „Nein…ich meine…ja…Verdammt! Habt ihr euch mal überlegt, warum eure Kinder nicht genau das wollen, was ihr wollt!!!???“, schrie Mimi nun aus. Satoe blieb jedoch standhaft. „Mach doch was du willst!“, murrte sie nur beleidigt und verließ die Dachterrasse.

 

Schluchzend sank die Tachikawa in die Knie, während sie sich einmal mehr ihren Tränen hingab. Sie war am Ende ihrer Kräfte, sie konnte einfach nicht mehr. Sie wollte weg. Endlich wieder zurück, in die Arme, die sie so akzeptierten, wie sie wirklich war. Das alles war nichts für sie. Sie wollte einfach wieder nach Hause.

 

Nach Japan…

 

16. Juni, 01:07 Uhr

 

Seit gut 45 Minuten stiefelte Koushiro durch das Gebäude, um Mimi endlich zu finden. Keuchend erreichte auch er die Dachterrasse. Er hielt sich im ersten Moment jedoch zurück, als er die Mutter von Mimi sah, welche gerade den Schauplatz verließ. Schnell eilte Koushiro daraufhin die wenigen Schritte nach draußen und sah seine Exfreundin weinend am Boden sitzen. Es zerriss ihn förmlich das Herz, die junge Frau so zu sehen. Ihren Gefühlsausbruch von vorhin hatte sie wirklich nicht erwartet. Schließlich war er die gesamte Zeit nicht schlau aus ihren Nachrichten geworden, doch dass es ihr hier so schlecht ging, stieß selbst ihm das Messer in die Brust.

 

„Mimi-chan…“, flüsterte er leise, kurz bevor er vor ihr in die Knie ging und sie in eine innige Umarmung zog. Die Angesprochene wusste im ersten Moment gar nicht, wie ihr geschah. Doch mit dem angenehmen Duft Koushiros und dem geborgenen Gefühl, erwiderte sie seine Umarmung. Frei gab sie sich ihren Tränen hin, während sie sich in das dunkelblaue Jackett des Rothaarigen krallte. Oh Gott, wie sehr sie sich diese innigen Umarmungen die gesamte Zeit gewünscht hatte. Dieses Gefühl, einfach richtig zu sein, sich fallen lassen zu können und zu wissen, dass man aufgefangen wurde. Sie hatte es so sehr vermisst, gefangen zu werden. Bisher hatte sie sich nur noch im freien Fall befunden, nicht ahnend, wann sie ankommen und in tausend Teile zersplittert würde. Doch nun griff Koushiros Hand nach ihrer und half ihr wieder auf. Tief in seinem Hemd vergrub sie ihr Gesicht, während die Tränen unaufhörlich zu Boden gingen.

 

Die beiden saßen gut zwanzig Minuten einfach nur da. Behutsam strich Koushiro über den Rücken der zierlichen Person, während er ihr Wärme und Zuflucht spendete. Er war so froh darüber, dass sie nun bald wieder in seiner Nähe sein würde. „Ich bin da…“, flüsterte er unaufhörlich, bis es Mimi nun endlich schaffte, ihren Blick zu heben. Verlegen wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und sah zur Seite. „Es tut mir leid…Der Abend war wohl ein ziemlicher Reinfall…“, flüsterte sie niedergeschlagen. Koushiro musste schmunzeln, kurz bevor er ihr Gesicht in seine Hände nahm und sie dazu zwang, ihn anzusehen. „Nicht doch. Manchmal muss sowas sein!“, gab er einfühlsam von sich und lächelte sie einfühlsam an.

 

Ihr verschleierter Blick verfing sich in den wärmegebenden Augen des Izumi. Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit durchströmten ihren Körper. Wie schön ihre gemeinsame Zeit doch war. Immer war er für sie dagewesen, hatte sogar seinen Laptop für sie stehen gelassen. Jeder Moment mit ihm war ausgelassen und ein unvergesslicher Augenblick. Es hatte ihr das Herz gebrochen, von ihm getrennt zu sein. Ab dem Zeitpunkt ihrer Abreise war ihr ihr Leben gänzlich entglitten. Izzy war der Jenige, der ihr immer Halt gegeben hatte. Wenn sie im Dunkeln tappte, war er das Licht, welches ihr den Weg nach draußen wies. Wie sehr hatte sie diese warmen Augen doch vermisst…

 

Und ehe sie sich versah, hatte sie ihren Körper angehoben und ihre, von den Tränen gesalzenen Lippen, auf die von Koushiro gelegt. Dieser wusste im ersten Moment gar nicht, wie ihm geschah. Doch auch ihm überkam ein altbekanntes Gefühl der Liebe und Geborgenheit. Keine Sekunde lang hatte er aufgehört dieses Mädchen zu lieben.

 

Also schloss auch er seine Augen und erwiderte hingebungsvoll den Kuss der Tachikawa…

 

16. Juni, 01:45 Uhr

Nichtige Ereignisse


 

Aus nichtigen Ereignissen können Tatsachen

mit weitreichenden Konsequenzen entstehen.

Titus Livius

 

Klatsch.

 

Der Kopf der Tachikawa schellte zur Seite, während ihre Augen weit aufgerissen waren. Ihre flache Hand legte sie auf ihre glühende Wange, die gezeichnet von der Hand ihres Vaters war. Eine riesige Kälte verbreitete sich durch den Körper von Mimi, während sie die Blicke ihrer Freunde auf sich spürte „Ich hasse dieses Leben...!“ flüsterte sie zähneknirschend, bevor sie sich an ihren Freunden vorbei drängte und stürmig die Party verließ.

 

Die Party nahm ein jähes Ende. Ungläubig und fassungslos standen die Freunde da und starrten zu der Stelle hin, an dem die junge Tachikawa noch vor wenigen Minuten stand, bevor sie Tränenüberströmt ihre eigene Party verließ. Nachdem Yamato und Jou mit größter Mühe versuchten den aufbrausenden Yagami von einer unüberlegten Tat abzuhalten, brachte auch die jüngere Yagami all ihre Kraft auf, um ihren Bruder zu besänftigen. „Bleib ruhig, Taichi! Du musst dich beruhigen“ sprach die sanfte Stimme von seiner kleinen Schwester behutsam, während sie ihre beiden Hände, an der Brust ihres Bruders bettete, doch noch war er für keine Nachricht zu empfangen.

 

Der junge Mann versteifte sich, konnte es nicht fassen. Ihr eigener Vater gab ihrer Tochter eine Ohrfeige, an ihren Geburtstag, vor all ihren Freunden und Gästen. Unglaublich! Er konnte es nicht begreifen. Wie konnte man nur so grausam sein? Wie kam man dazu sein eigenes Kind zu schlagen? – Mitten ins Gesicht. Wie konnte man sein eigenes Kind so verletzen? Ohne dabei ein Anzeichen von Reue in seinen Augen zu sehen? Tat er so etwas öfter? War er es gewöhnt? War sie es gewöhnt? Alleine bei diesem Gedanken überschlug sich sein Magen.

 

Wie gerne wäre er ihr jetzt hinterhergelaufen – doch er blieb steif.

Wie gerne hätte er sie jetzt in den Arm genommen – und sie getröstet!

Wie gerne wäre er jetzt für sie da gewesen – ihr Fels in der Brandung!

Wie gerne wäre er jetzt derjenigen der ihr Hoffnung gab.

 

Doch er blieb starr, war nicht in der Lage gewesen, irgendwie zu reagieren. Apathisch lockerte sich seine Versteifungen und zerrte an seinen Arme, die von beiden Seiten, von seinen Freunden festgehalten wurden, als befürchteten sie, dass er jeden Moment wild um sich schlägt. “Ihr könnt mich loslassen. Gebt mir ein paar Minuten“ nuschelte der Braunhaarige unsicher. Wie ihnen gesagt, ließen Yamato und Jou von seinem Freund ab. Taichi drehte sich um seine eigene Achse, verließ die Gruppe und Schaulustigen die sie umstellen und ging zum Ende des Saals. Gedankenverloren sah der junge Yagami aus dem Fenster, mit einem Arm an Fenster gelehnt blickte er in die schwärze der Nacht und verlor sich in der Stille die ihn umgab.

 

16 .Juni, 00:12 Uhr

 

Sora kam unterdessen wieder zurück in den Saal, nachdem Koushiro Mimi hinterhergelaufen war.

Sie wollte nach ihren Freunden, allen voran nach Taichi sehen, einige Gäste liefen ihr dabei entgegen, auch Michael ging an der Rothaarigen vorbei, aber nicht ohne ihr noch einen vielsagenden Blick zu schenken, ehe er die Feier-Location verließ. Miyako und Ken diskutierten noch wild miteinander was sie machen sollten, während Mira drauf und dran war Michael hinterher zu laufen, um ihm doch noch eine zu scheuern, mit mühen schaffte es der brünette Igelkopf, die kleinere Cousine von Mimi zu beruhigen. Er legte einen Arm um sie und redete mit Bedacht auf das Mädchen ein. Langsam kam das Mädchen wieder runter. Daisuke verabschiede sich von seinen Freunden und zog das Mädchen hinter sich her. Nach bitten ihres Freundes gab sich auch Miyako geschlagen, folgte Ken, Cody und den beiden Jüngeren um ihr eigenes Hotelzimmer aufzusuchen.

 

Die ältere Generation stand mittlerweile alleine in dem verlassenen Saal, mitten auf der Tanzfläche. Nun kamen ihnen dieser Platz ganz schön groß, leer und traurig vor. Mit großer Sorge im Gesicht sah Hikari zu ihrem Bruder, auch Yamato, Jou und Takeru hielten nachdem Braunhaarigen Ausschau. Die Rothaarige trat an ihre Freunde ran „Wie geht es Taichi-kun?“, fragte sie besorgt nach. „Kannst du dir das nicht denken?“, erwiderte Yamato bissig und sah sie missbilligend an.

„Doch, natürlich.“, antworte sie und die Sorgenfalte auf ihrer Stirn nahm zu. Yamato konnte diese Blicke, die sie dem Braunhaarigen den ganzen Abend zuwarf nicht länger standhalten. Er sah an der Tür noch immer die hübsche Kommilitonin von Mimi stehen und schenkte ihr ein kurzes Lächeln. Kurz wand er sich zu dem kleinen Grüppchen, ehe auch er sich von seinen Freunden verabschiede.

„Passt auf, dass er kein scheiß baut!“, Mit diesen Worten verließ der blonde Musiker die Tanzfläche und ging auf das Mädchen zu. Er brauchte Ablenkung – die hatte er soeben gefunden.

 

Die Rothaarige fixierte erneut den jungen Mann, der zerstreut wirkte und nach wie vor seinen Blick starr nach draußen richtete und die Lichter der Nacht auf sich wirken ließ. Verträumt legte sie ihre Hände, in ihre Hosentasche ihrer engen Jeans. Sie wurde stutzig als sie etwas kleines Spitzes an ihrem Zeigefinger spürte. Vorsichtig griff sie danach und zog es heraus. Erschrocken weiteten sich die Augen der Takenouchi, als sie die kleine Tablette eingeschweißt in einem Stück Papier vorfand.

 

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Zwei Stunden zuvor…

 

 

 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Sora brauchte dringend eine Pause, sie tanzte bereits seit einer Stunde durch und versuchte mit ihren Tanzbewegungen den Braunhaarigen auf sich aufmerksam zu machen, doch so richtig wollte es ihr einfach nicht gelingen. Natürlich tanzte er mit mir, scherzte und lachte, aber die sehnsuchtsvollen Blicke, bekam nicht sie, sondern die Tachikawa ab und das wurmte sie. Die Rothaarige suchte gerade die Toilette auf und nachdem sie sich auf dieser erleichtert hatte, blickte sie traurig ihr eigenes Spiegelbild an. Ja, sie hatte sich in ihn verliebt, in ihren besten Freund. Der all die Jahre, seit sie Kinder waren immer für sie da war. Sie wollte es nicht, sie versuchte sich anfangs gegen diese Gefühle zu wehren. Das alles war so kompliziert. Taichi, ausgerechnet Taichi, der beste Freund ihres Exfreundes, der ebenso nach dieser elendigen Geschichte die sie hatten, wieder zu einem guten Freund von ihre wurde. Warum war die Liebe nur so verdammt kompliziert?

 

Sie wusch sich ihre Hände unter dem kalten Wasser und tupfte sich zaghaft mit einem Tuch ihre verschwitzte Stirn ab. Sie ließ das Papiertuch unter dem Waschbecken in einem Müllbehälter verschwinden und richtete ihre Haare. Nachdem sie sich nach ein paar Minuten gesammelt hatte, fasste sie erneut Mut und wollte die Tanzfläche aufsuchen. Als sie die Damentoilette verließ ging sie durch den Korridor des Hotels und ein gewisser blonder junger Mann eilte gleich auf die Rothaarige zu. Was wollte er denn von ihr? Sicher irrte sie sich und ging an diesem vorbei.

„Ähm warte doch mal...Sora?“ „Was willst du von mir?“, fragte diese verärgert bei dem Blonden nach, den ganzen Abend hatte dieser junge Mann mit keinem der Freunde gesprochen und nun suchte er sie gezielt auf? Das stank doch zum Himmel. „Ich wollte mir dir reden.“, verkündigte der Blonde schulterzuckend. „Du? Mit mir? Worüber denn?“ Der blonde junge Mann grinste sie selbstbewusst an. „Mir sind deine Blicke aufgefallen, aber so wird das sicher nichts.“

Wie bitte? Was dachte sich dieser Kautz bitte? Dachte er etwa sie hatte Interesse an ihm? „Ich weiß nicht, was du meinst…“, giftete die Takenouchi zurück und wollte gerade Anstalten machen weiter zu gehen. „Taichi wird deine Gefühle sicher nicht erwidern“, sprach er ganz direkt aus. Geschockt blieb die Rothaarige stehen und sah ihm direkt in die grünen Augen, die Aufmerksamkeit ganz auf dem Blonden gerichtet, senkte sie ihren Kopf. „Ähm...wie bitte?“, hakte sie unsicher nach. „So wirst du ihn nicht rumbekommen, mit deinen lächerlichen Tanzbewegungen und deinem unsicheren Auftreten“, erklärte er nüchtern. „Hallo? Was denkst du eigentlich wer du bist?“, zickte die Rothaarigen den eingebildeten Amerikaner an, dieser grinste. „Hey, ich bin auf deiner Seite, ich will dir doch nur helfen.“ Die Rothaarige zog ihre Augenbrauen misstrauisch zusammen. „Du? Willst mir helfen? Warum das denn?“

 

„Na du bist doch die beste Freundin von Mimi und deshalb liegt mir dein Wohlergehen natürlich auch am Herzen“, log er, ohne mit der Wimper zu zucken, „Ihre Freunde sich schließlich auch meine Freunde.“ „Ja klar, weil wir uns ja auch schon so lange und gut kennen“, ließ sich die Rothaarige gar nicht auf sein Spielchen sein. „Gut. Ich wollte nur helfen, aber wenn du nicht willst, schau doch selbst wie du klarkommst.“, erwiderte Michael zynisch und besah die junge Frau eindringlich. „A-Angenommen du hast R-recht. Was soll ich denn anders machen?“, stotterte sie unbeholfen ihre Frage aus und wusste selbst nicht, warum sie sich auf dieses Gespräch einließ.

 

Vielleicht, weil sie wirklich in einer Sackgasse feststeckte. Vielleicht, weil sie wirklich nicht wusste, was sie falsch machte. Vielleicht, konnte ein außenstehender die Sache ja anders betrachten und tatsächlich helfen und er war Mimis Freund, dann konnte er ja auch nicht so verkehrt sein. Der blonde kramte in seiner Hosentasche und zeigte zwischen Daumen und Zeigefinger eine kleine weiße Tablette. Argwöhnisch begutachtete die junge Frau die Tablette und verstand nicht, auf was der junge Mann aus war. „Du verstehst auch gar nichts, kann das?“ fragte er ungeduldig nach. Immer noch hin und her schwankend, blickte er ihr tief in die Augen, dann dämmerte es der jungen Frau. „Drogen?“, flüsterte sie ungläubig und starrte auf die kleine weiße Tablette. „Tzz...Drogen so ein hartes Wort, das mag ich nicht, nennen wir es lieber einen Stimmungsaufheller.“, grinste er. Sora schwenkte mit ihrer Hand vor ihren Augen und machte eine deutliche `Du hast sie nicht mehr alle´ Geste und drehte sich herum, um von dem Blonden zu fliehen. „Du stellst dich aber an, selbst deine beste Freundin ist lockerer in dieser Hinsicht, aber vielleicht mag Taichi Mimi ja auch deshalb lieber.“, entgegnete er gleich und zog seinen größten Triumph damit heraus. Erstarrt blieb das Mädchen stehen, drehte sich aber nicht herum. Michael wusste in diesem Augenblick, dass er sie jetzt am Haken hatte und sie nur wie einen Fisch ans Land bringen musste. „In schmerzlichen Momenten ist man sich oft am nächsten, findest du nicht?“ fing er an „Dann ist es hilfreich, jemanden bei sich zu haben, der einem Trost spendet.“, fuhr er fort.

Sora grübelte, was er sagte stimmte, wenn sie traurig, verletzt, wütend oder verzweifelt war, war immer Taichi an ihrer Seite um sie aufzufangen. So schlich er sich nach und nach in ihr Herz und jetzt wollte auch sie sein Herz erobern.

 

„Diese Tablette macht ihn nur ein wenig willenloser, etwas lockerer. Im richtigen Moment bewirkt sie wahre Wunder. Ich weiß wovon ich rede. Es ist nichts Gefährliches und macht nicht abhängig.“

Unsicher drehte sich die Rothaarige zu Michael um und verneinte unsicher, als sie sich schlussendlich von ihm absetzten wollte, holte der Blonde sie schnell ein. Er drückte die Tablette in ihre Hosentasche und sah sie direkt an. „Du kannst es dir ja überlegen und immer noch entscheiden“ erwiderte er mit Nachdruck und schließlich ließ er Sora stehen.

 

16 .Juni, 00:36 Uhr

 

 

Schnell packte die Rothaarige die Tablette wieder in ihre Hosentasche und sah unsicher, ob einer ihrer Freunde etwas mitbekommen hatte, doch alle wirkten noch in Gedanken versunken. Mittlerweile hatte sich auch Jou und Yuri abgesetzt und ihr eigens Hotelzimmer aufgesucht. Lediglich Hikari, Takeru und sie selbst befanden sich noch immer auf der Tanzfläche. „Sollen wir nicht auch schon aufs Zimmer?“, fragte der Jüngere besorgt bei seiner Freundin nach, doch das Mädchen schüttelte traurig den Kopf. „Nein, ich möchte ihn jetzt nicht alleine lassen…“, erklärte die junge Yagami. Noch immer wirkte Taichi wie in eine andere Welt versetzt und schaffte es nicht, sich aus seiner Schockstarre zu befreien. Mittlerweile bemühte sich die kleine Schwester vergeblich ihren Bruder Trost zu spenden, doch ihre Bemühungen blieben erfolglos.

 

Sora schaffte es kaum, den Anblick des Braunhaarigen zu ertragen. Er wirkte niedergeschlagen und besorgt. Sie wusste, dass er unaufhörlich an ein ganz gewisse junge Frau dachte und ihr Herz schmerzte bei diesem Gedanken. Sie wollte nicht, dass er die ganze Zeit an die Brünette dachte.

Sie wollte, dass auch er einmal so an sie, wie er stets an Mimi dachte. Außerdem ging es ihm nicht gut und immer wenn es ihr nicht gut ging, war er da und sie wollte ja schließlich nur, dass das gleiche für ihn tun. Sie fischte die Tablette wieder aus ihrer Hosentasche und musterte sie skeptisch. Sollte sie das wirklich tun? Es war, als hätte sie einen Engel auf ihrer linken Schulter und einen Teufel auf der rechten Schulter sitzen, die sich gegenseitig anschreien. `Tu es. Was hast du zu verlieren?’, sprach es, in ihr rechtes Ohr. `Nein, das ist nicht richtig`, hallte es in ihrem linken Ohr. Sie schüttelte ihren Kopf und vertrieb den Engel. Sie schritt zur Theke und bat um ein stilles Wasser. Der Kellner reichte ihr mit der Aussage, dass es für heute das letzte Getränk sei das Wasserglas und machte sich erneut an den Abwasch. Sora nahm die Tablette aus der Stück Folie und zermalmte diese mit dem vollen Wasserglas, als die Tablette in ihre winzig kleinen Einzelteile zerfallen war, wischte sie mit einer Hand die Reste auf ihre andere Hand und ließ den Rest in dem Glas verschwinden. Sie wartete einen Augenblick und haderte, doch dann schritt sie ungehindert auf den Braunhaarige zu.

 

16 .Juni, 01:07 Uhr
 

Taichi wusste immer noch nicht was er machen sollte. Sie kamen noch nicht mal dazu, Mimi zu beschenken. Weder das Gruppengeschenk, dass sie als Höhepunkt um Mitternacht überreichen wollten, noch sein eigenes `kleines` Geschenk, dass er ihr später in einem intimerem Moment schenken wollte, konnte er ihr überreichen. Es ärgerte ihn unfassbar, dass sie jetzt womöglich irgendwo im Hotel war, wahrscheinlich weinte und er hier so dämlich rumstand.
 

Sora ging mit ruhigen Schritten und klopfendem Herzen auf den Mann ihrer Träume zu und lächelte ihn unschuldig an. „Na los, trink mal was“ sprach sie mit sanfter Stimme und legte eine Hand mitfühlend auf seine Schulter ab. Er sah zu seiner besten Freundin rüber und lächelte sie an. „Danke“ murmelte er und griff nachdem Glas. Die Kehle des jungen Mannes war gänzlich ausgetrocknet, so war er dankbar nachdem kühlen Wasser und mit einem Mahl exte er das Glas leer. Schockiert riss die Rothaarige die Augen weit auf und knabberte nervös auf ihren Fingernägeln herum. `Hoffentlich war das eine gute Idee` schoss es ihr durch den Kopf. Er stellte das Glas auf der Fensterbank die vor ihm stand ab, und bemerkte dann den besorgten Blick seiner besten Freundin auf sich. „Was? Das war doch nur Wasser“ lachte er verständnislos.

„Jaja...ich weiß... Du warst ja ganz schön durstig“ stellte sie fest. Was sollte sie denn nun tun? Wie lange dauerte es eigentlich, bis die Tabletten ihre Wirkung zeigte und was dachte sie sich überhaupt dabei, Taichi was ins Getränk zu tun, ohne genau zu wissen, um was es sich bei dieser Tablette handelte. Michael konnte ihr ja alles mögliche erzählt haben. Sie war so dumm! Aber nun war es zu spät, sie musste den Braunhaarigen so schnell wie möglich von hier wegbringen, bevor Hikari und Takeru etwas bemerken würden.
 

Hikari und Takeru kamen gerade auf die beiden Älteren zu, mit Handtasche und Jacke über die Arme gelegt, schritt die junge Yagami auf ihren Bruder zu. „Na los, lass uns nach oben gehen, dass bringt doch nichts hier rumzustehen“ sagte die Brünette einfühlsam und strich mit einer Hand an die Wange ihres Bruders. Tachi lächelte milde seine Schwester entgegen und legte seine Hand über ihre. „Hikari-chan hat recht. Heute passiert sowieso nichts mehr“ murmelte die Rothaarige nervös. Taichi gab sich geschlagen und nickte resigniert mit dem Kopf. „Ich gehe nochmal kurz auf die Toilette, dann können wir ruhig aufbrechen“ nuschelte der junge Mann und suchte die Herrentoilette auf.

Auf dem Weg dahin bemerkte er bereits wie seine Sicht verschwommener wurde.

Gut, er hatte auch ganz schön was getrunken, obwohl er zuletzt auf einen Schlag das Gefühl hatte, nüchtern zu sein, aber gerade vernebelte sein Verstand so dermaßen, dass er sich wunderte wie schlecht es ihm plötzlich ging. Er wusste nicht genau, wie viel Zeit verstrichen war, aber schließlich ging er zurück zu seinen Freunden, die an der Tür des Saals auf ihn gewartet hatten. Mit glasigem Blick versehen, konzentrierte er sich einen Fuß vor dem Anderen zu setzen. Sora bemerkte das die Droge wohl schon zu arbeiten begann und ihr schlechtes Gewissen nahm mit jeder Minute zu.
 

Zu viert stiegen sie in den Fahrstuhl ein und Takeru drückte die jeweilige Etage für sich und seine Freunde, auf denen die vier derzeit wohnten. Ein pling erklang und auf der vierten Etage blieb der Fahrstuhl zum ersten Mal stehen. „Schaffst du den Rest alleine Sora-chan?“ frage der Blonde einfühlsam nach. „Klar, die paar Meter bekomme ich den Chaoten schon noch alleine geschoben“ grinste diese so selbstsicher wie es noch ging. Der Braunhaarige bekam unterdessen kaum noch etwas mit, genauso wenig wie Hikari sich mit einer Umarmung bei ihrem Bruder verabschiedete.
 

Sora zog Taichi am Ärmel aus dem Fahrstuhl heraus und winkte den beiden Jüngeren zum Abschied zu. Diese erwiderten die Geste, ehe die Fahrstuhltür sich vor den Augen der Rothaarigen schloss. Sie wand sich wieder ihrem Herzensmann zu, der sich mühsam an der Wand abstützte. Es ging ihm wirklich nicht gut und Taichi verstand gar nichts mehr. Sein Verstand setzte komplett aus. Er war weder in der Lage zu sprechen, gar zu handeln. Er bemerkte wie eine Hand nach seiner suchte und diese ihn mit sich zog. Er hätte sich doch nicht wehren können, also ließ er es geschehen. Was war los mit ihm? Dies war der letzte Gedanke, dem der junge Mann noch erfassen konnte, ehe sich alles um ihn herum verdunkelte.
 

Sora hatte große Mühe den Braunhaarigen hinter sich her zu ziehen, da er permanent drohte umzufallen. Sie legte seinen Arm über ihren Körper und hielt mit ihrem Arm den Mann gestützt aufrecht. Sie gingen an dem Zimmer der drei jungen Männer vorbei und Sora steuerte auf ihr Einzelzimmer zu. Kurz musste die Rothaarige von dem jungen Mann lassen, um nach ihrer Hotelkarte zu suchen und schließlich schloss sie zügig die Tür auf. Der Braunhaarige drohte gerade wieder den Halt zu verlieren, da schoss die junge Frau auch schon wieder auf ihn zu und beförderte ihn ohne Umschweife in ihr Hotelzimmer und schließlich auf ihr Bett. Fallend kam der auf ihrem Bett zum liegen und gleich schlossen sich seine Augen erneut „Hmmm“ brachte er mühsam hervor, während er irgendwie versuchte seinen Kopf in seinem Oberarm zu vergraben, um der Helligkeit zu entfliehen, die Sora soeben durch das betätigen der Lichtschalter ins Zimmer brachte.
 

Sora stand einen Moment hilflos vor dem jungen Mann. Was sollte sie denn jetzt tun? So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Er war komplett handlungsunfähig. Jetzt wusste Sora um welche Droge es sich handelte, es war eine Vergewaltigungsdroge! Sie klappte sich mit der flachen Hand an ihre Stirn und murmelte immer wieder, wie bescheuert sie doch war. Doch dann besah sie erneut den jungen Mann. Selbst jetzt war er einfach perfekt. Er lag in ihrem Bett, wenn auch anders wie von ihr erhofft und doch musste sie unwillkürlich Lächeln. Sie beschloss etwas waghalsiges zu riskieren und hatte einen zwiespältigen Plan erstellt. Sora begann seine Schuhe und Klamotten auszuziehen. Sie hatte mühe den großen Mann hin und her zu drehen, denn er war steif und schwer, doch schließlich lag er nur noch in Boxershort vor ihr. Bei diesem Anblick konnte die Rothaarige nicht anders, als die muskulöse Statur des Braunhaarigen gierig zu betrachten. Sie musterte seine Muskeln und konnte ein seufzen nicht unterdrücken. Sie entledigte sich ebenfalls ihre eigenen Anziehsachen, bis sie nur noch in Unterwäsche vor ihm stand. Sie schlüpfte ebenfalls in ihr Bett, deckte sich und den Braunhaarigen mit einer Decke zu und kuschelte sich in die Arme des Braunhaarigen. Als sie seinen vertrauten Geruch wahrnahm, sog sie diesen tief ein und nahm ihn in sich auf, dann legte sie ihre Lippen auf seine ab, verteilte sanfte Küsse auf seinem Mund und fuhr um sein Gesicht fort. Ja, sie wusste dass es falsch war, alles andere als richtig. Aber sie tat ihm ja nicht weh. Sie schliefen nur in einem Bett, da war doch nichts dabei. Schlussendlich kuschelte sie sich erneut in seine Arme und so schlief auch Sora mit einem Lächeln auf ihren Lippen ein. Vielleicht war es nicht richtig, aber es fühlte sich dennoch gut an.

Im Fahrstuhl


 

Einen Freund versteht man auch mit dem Herzen. Aber einem Gegner kann man nur begegnen, wenn man seine Sprache beherrscht.

Erhard Blanck

 

 
 

*.:*゚・..:*Mimi*.:*゚・..:*

 

Der Wecker klingelte um neun Uhr morgens, als die Brünette schwerfällig ihre Augen öffnete und darüber nachdachte, wie der gestrige Abend beziehungsweise Nacht verlaufen war. Ihre Party hatte ein jähes Ende genommen, als Michael auf die glorreiche Idee gekommen war, ihr einen Antrag zu machen und gleich darauf ihr Geheimnis offenbarte, dass sie zurück nach Japan wollte. Daraufhin war alles eskaliert und die Braunhaarige verließ unter Tränen ihren eigenen Geburtstag, so hatte sie sich das alles sicher nicht vorgestellt.

Aber wenigstens war sie diesmal nicht alleine, so wie sonst immer, wenn sie traurig, verzweifelt oder beides war. Diesmal kam Koushiro, ihr Exfreund zu ihr und war einfach für sie da. Wie einfach das klang, dabei war es das ganz und gar nicht.

 

Er war so liebevoll, die Art und Weise wie er sie anschaute, erwärmte das Herz der Tachikawa und alte, längst vergessen geglaubte Gefühle keimten in ihr auf. Bei Michael hatte sie sich nie so geborgen und beschützt gefühlt. Es gab nur zwei Männer die jemals solche Gefühle in ihr auslösten, doch der andere Mann ließ sich den gesamten Abend nicht mehr blicken, aber warum sollte er auch zu ihr kommen? Stattdessen tauchte Koushiro auf und schließlich folgte ein Kuss.

 

Der Kuss sollte eigentlich kurz sein und schnell enden, ein Danke für seine liebe Geste, doch aus dem harmlosen Kuss, wurde eine wilde Knutscherei. Keuchend und schwer atmend verließen sie die Dachterrasse des Four Season Hotel und erreichten schnell die neunte Etage, in dem Mimi ihr Einzelzimmer hatte. Doch noch ehe sie ihre Zimmertüre erreicht hatte, ließ der Computer-Nerd abrupt von ihr ab. „Bist du sicher, dass du das willst?“, fragte er erregt nach und bereute bald darauf die Frage. Unsicher blickte die Braunhaarige zwischen ihrem Exfreund und der Zimmertüre hin und her. War sie sich sicher? War das eine gute Idee? Sollte sie jetzt wirklich Sex mit ihrem Ex haben? In den paar Minuten die verstrichen waren, verglühte die Leidenschaft und das Gehirn der jungen Dame begann erneut zu rattern. Entschuldigend blickte sie in die warmen Augen ihres Exfreundes, resigniert ließ er von der Braunhaarigen Schönheit ab. „Du bist dir nicht sicher?!“, mutmaßte er, zerknirscht sah die angehende Modestudentin zu ihrem besten Freund. „Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee wäre, Koushiro-kun. Es tut mir leid…“, erwiderte sie traurig. Der Informatiker schüttelte trübsinnig seinen Kopf „Ist schon okay…“, log er. „Hör auf damit!“ „Womit soll ich aufhören?“, fragte der Rothaarige verständnislos nach.

„Immer so perfekt zu sein, immer das richtige zu sagen, immer das richtige zu machen. Sei doch einfach wütend auf mich, weil ich dich verlassen habe, weil wir hier rumknutschen wie bescheuerte Teenager nach allem was zwischen uns war, weil ich dich hier abblitzen lasse, nachdem ich dich heiß gemacht habe!“, schrie die junge Frau verzweifelt durch den gesamten Flur des Hotels und Tränen bildeten sich erneut in den Augen der Braunhaarigen. Mit gequältem Lächeln versuchte der Ältere dem schmerzlichen Blick seiner Exfreundin stand zu halten. „Aber so möchte ich das nicht, so will ich dich nicht. Ich will, dass du es möchtest. Ich will, dass du mich willst, darum geht es doch oder nicht?“ Betrübt nickte die Tachikawa mit ihrem Kopf. Der Satz war einfach und schlicht und trotzdem sagte er alles was gesagt werden musste. Ein gewisser Teil in ihr wollte es sogar, aber sie wusste, dass sie es kurz darauf bereuen würde und sie wollte ihn nicht schon wieder verlieren. Nicht jetzt, das würde sie nicht ertragen. „Es tut mir leid, ich will dir doch nicht weh tun... oder dich verlieren...“, murmelte sie erneut, vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und schluchzte. Mit ehrlichem Lächeln nahm Koushiro die Hände seiner Exfreundin und legte diese in seine, sanft fuhr er mit seinen Daumen und streichelte behutsam die Innenseite ihrer Handfläche „Du wirst mich nicht verlieren, okay?!“, sprach er mit ruhigem Worte und blickte in die goldbraunen Augen seiner Verflossenen. „Versprochen?“ „Versprochen!“, antwortete er gleich und legte dabei feierlich seine rechte Hand auf seine linke Brust um sein Versprechen zu untermalen. Daraufhin musste die junge Frau laut kichern. „Du bist toll, Koushiro-kun, du verdienst wirklich nur das Beste“, sagte die Braunhaarige und sah ihn Dankbar an. „Na los und jetzt geh ins Bett, der Abend war anstrengend genug.“, drängte er seine Exfreundin und schob Mimi Richtung Zimmertüre. Mimi nahm sich ihre Hotelkarte, schloss die Türe auf, trat in ihr Hotelzimmer ein und blickte sich noch einmal nach ihrem besten Freund um „Danke, für alles, mein lieber Coputernarr“ Mit diesen Worten verabschiedete sich die junge Frau von Koushiro und ging alleine ins Bett.

 

Nun stand die Braunhaarige schon seit dreißig Minuten unter der Dusche und versuchte mit dem klaren Wasser ihren verwirrten Verstand zu befreien. Mehr oder weniger half es und sie stieg mit neuem Tatendrang aus der Dusche aus. Schnell zog sich die Tachikawa ein rosafarbenes Kleid über, nahm sich eine ihrer Grüntee-Extrakt-Pillen, machte sich einen losen Pferdeschwanz, legte sich ein natürliches Make-Up auf und wollte das Frühstücks-Buffet des Hotels nutzen, ehe sie den Tag mit ihren Freunden verbringen würde. Sightseeing stand auf dem Programm und Mimi wollte sich als perfekte Touristenführerin präsentieren. Verdammt! Sie wollte nicht trübselig zurückdenken, sie wollte positiv an ihre Zukunft denken. Sie wusste, dass es schwer werden würde, dass ein langer und steiniger Weg auf sie wartete, aber sie war nicht alleine und viel steiniger als ihr bisheriger Weg konnte es auch nicht mehr werden....

 

Zügig schulterte die Braunhaarige ihren modischen beigefarbenen Rucksack und verließ mit eiligen Schritten ihr Zimmer. Sie ging auf den Fahrstuhl zu und betätigte den Drücker, als ein Pling erklang, öffneten sich die Fahrschultür und Mimi schritt in einen leeren Fahrstuhl ein. Sie fuhr eine Etage tiefer, als die Türe sich erneut öffnete und erkannte einen ihr nur zu bekannten blonden jungen Mann, der sie mit grünen Augen musterte. „Na Super!“, erwiderte die Brünette sarkastisch und rollte genervt mit ihren Augen „Könnte mir auch besseres vorstellen.“, entgegnete er angriffslustig, gesellte sich aber schließlich neben die Braunhaarige. Auf der vierten Etage hielt der Aufzug des Hotels ein weiteres Mal an und wieder öffneten sich die Türen. Taichi und Koushiro standen der Braunhaarigen gleich gegenüber. „Guten Morgen.“, murmelte die junge Frau und machte etwas Platz, damit auch ihre beiden Freunde genug Raum in dem kleinen Fahrstuhl hatten. Unsicher schritten die beiden jungen Herren in den Aufzug ein und begrüßten die Beiden zurückhaltend.

 

Michael ignorierte jedermann und Mimi überlegte fieberhaft aus dem Fahrstuhl auszusteigen, um nicht doch lieber die Treppe zu nehmen. Doch sie wollte nicht kindisch sein und immerhin waren sie schon gut wie unten. Die Türen des Fahrstuhls schlossen automatisch und dieser begann mit der Fahrt fortzuführen.

 

Zwischen der dritten und zweiten Etage, brachte ein lautes Knarren jeden Einzelnen aus ihren Gedanken. Unbehagen machte sich in der Tachikawa breit, als befürchtete sie bereits das Schlimmste und ehe sie ihre Gedanken laut aussprechen konnte, durchfuhr sie ein ruckartiger Schwung und der Fahrstuhl blieb abrupt stehen.

 

„Was war das?“, fragte die Brünette ängstlich nach. „Was wohl? Der Fahrstuhl ist stecken geblieben, du dumme Gans!“, giftete ihr neuster Exfreund das Mädchen an und fixierte sie böse. „Hör gefälligst auf Mimi anzugehen!“, sagte Taichi streng, mutmaßte den Blonden argwöhnisch und ging einen Schritt auf diesen zu, um die Distanz zu verringern. Mimi stand hilflos zwischen den drei Männern und hoffte das der Fahrstuhl schnell weiterfahren würde, das könnte sonst noch böse ausgehen.

 

Mimi war kein Mädchen für One-Night-Stands oder Affären, es gab genau drei Männer, die sie entweder emotional oder körperlich berührten und genau mit diesen drei Männer steckte sie gerade im Fahrstuhl fest – sollte das ein schlechter Scherz sein? War das ihr Karma? War sie in ihrem früheren Leben, so ein schlimmer Mensch gewesen? Es gab nichts, absolut nichts, was sie sich mehr wünschte, als augenblicklich mit jedem anderen Menschen ihre Position tauschen zu können.

Sie würde lieber einen Zahnarzt aufsuchen und sich ohne Betäubung einen Zahn ziehen lassen, anstatt in dieser Konstellation festzustecken....

 
 

*.:*゚・..:*Koushiro*.:*゚・..:*

 

Koushiro stand auf dem Balkon und ließ die beeindruckende Skyline auf sich wirken, gerade wünschte er sich wirklich eine Zigarette, obwohl er gänzlich gegen das Rauchen war, aber unter diesen Umständen hätte das wohl jeder nachvollziehen können. Weder Yamato, noch Taichi waren im Hotelzimmer, sie kamen auch die ganze Nacht nicht. Er konnte sich schon denken, wo Yamato nächtige, wahrscheinlich wieder bei irgendeinen Namenlosen Mädchen, aber wo war Taichi geblieben? Hatte er etwa auch eine abgeschleppt?

 

Der Computerfreak hatte keine Lust weiter darüber nachzudenken, was seine beiden Freunde nun wieder für einen Mist fabrizierten, er selber hätte beinahe genug Mist für zwei gebaut. War es Mist? Er war sich nicht sicher. Er hätte zu gerne mit Mimi die Nacht verbracht, aber er hätte diesen Moment ihrer Schwäche niemals ausgenutzt, nur um seinen eigenen Verlangen nachzugehen.

So etwas konnte man machen, wenn man sich mit einem Mädchen vergnügte, dass man nicht kannte und danach nie wiedersah, aber nicht, wenn es sich dabei um die eigene Exfreundin handelte und diese noch immer begehrte...

 

Wieder dachte er, wie schon die gesamte Nacht zuvor, in dem er keinen Schlaf fand, an die Braunhaarige. War er nicht längst über sie hinweg? War er nicht schon viel weiter? Fing das ganze wieder von vorne an? Das durfte doch nicht wahr sein. Zumal er sich sicher war, dass sie dieses Mal seine Gefühle – wie immer diese waren, nicht erwiderte. Er schrak panisch zusammen, als er plötzlich eine Hand auf seine Schulter spürte. Schnell drehte er sich herum „Taichi-kun?“, sagte er nach Luft schnappend. „Hey, Alter, du scheinst ja gar nichts mehr mitzubekommen. Wo bist du wieder mit deinen Gedanken?“, sagte er lachend. „Wo kommst du her?“, hakte er nach und wollte schnell das Thema wechseln. Taichi schüttelte ausdruckslos seinen Kopf „Ist doch egal...“, erwiderte er. Koushiro wusste nicht genau, was er von dieser Antwort halten sollte und erst jetzt viel ihm auf, wie fertig er eigentlich aussah, ihm schien es gar nicht gut zu gehen, aber auch er schien nicht weiter auf das Thema eingehen zu wollen. „Hast du Mimi gestern noch gefunden?“, fragte Taichi bei seinem jüngeren Freund nach, dieser nickte leicht mit dem Kopf „Und?“ „Und was?“

„Ja, wie geht’s ihr?“, wollte er schließlich wissen. „Wie soll es ihr schon gehen...?“, stellte er die Gegenfrage. Er wollte jetzt nicht mit Taichi über seine Exfreundin reden. Zumal sie dies so gut wie nie taten... „Ich habe Hunger, hast du schon gefrühstückt?“, wand sich der Rothaarige an seinen besten Freund, dieser verneinte. „Nein, ich ziehe mich nur schnell um, dann können wir runter. Wir sind sowieso schon ganz schön spät dran.“ „Stimmt ja, wir bekommen heute eine spezielle New York Führung alá Tachikawa…“, grinste der Rothaarige.  „Na hoffentlich nicht in der pinken Limousine…“, lachte der junge Yagami, gesellte sich ins Badezimmer und machte sich frisch.

 

Koushiro wartete doch noch geschlagene zwanzig Minuten auf seinen besten Freund, manchmal konnte der Braunhaarige wirklich eitel sein, schon in der WG brauchte er am längsten im Badezimmer. Letzten Endes machten sie sich doch noch zu zweit auf den Weg zum Fahrstuhl...“Wo ist eigentlich Yamato-kun?“, fragte der Rothaarige bei dem Älteren nach, dieser hob nur vielsagend die Augenbrauen und blickte zu seinem jüngeren Freund runter. „Kannst du dir das nicht denken?“ „Doch, eigentlich schon.“, verdrehte Koushiro nur verständnislos die Augen, während er den Drücker, der Aufzugstür betätigte. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und noch bevor die Türen des Aufzuges ganz geöffnet war, erkannte der Rothaarige bereits welches Mädchen sich im Inneren darin befand. Als er dann noch Michael erblickte, war das Chaos perfekt. Sollte er jetzt diese Höhle betreten? Aber warum nicht, in dreißig Sekunden war diese ganze Prozedur ja ohne hin beendet. Taichi ging zuerst herein, nachdem Mimi sie zurückhaltend begrüßt und ihnen etwas Platz gemacht hatte. Koushiro folgte seinem ehemaligen Anführer und zügig schlossen sich bereits die Türen. Als er ein lautes Geräusch hörte und darauf ein kleines Erdbeben ihn und seine Freunde erschütterte, hatte er bereits eine Ahnung und ehe er seine Theorie aussprechen konnte, ging Michael auch schon Mimi an, während sich der Braunhaarige schützend vor dem Mädchen stellte. Ein seufzen verließ seine Lippen, ehe er sich auf den Weg zum Notrufschalter machte.

Koushiro drückte die kleine Klingel im Fahrstuhl. „Hallo? Hallo? Ist das jemand?“, rief der junge Mann in die Sprechmuschel, doch eine Antwort blieb aus. Erneut versuchte der Rothaarige sein Glück, doch wieder tat sich nichts. Enttäuscht ließ er ab und drehte sich zu seinen Freunden und Michael um. „Tja, das könnte noch eine ganze Weile dauern, wahrscheinlich ein Stromausfall, sonst hätte bestimmt jemand geantwortet.“, stellte der Informatiker seine Theorie.

„Wie eine ganze Weile?“ fragte die Tachikawa fassungslos nach. Ja, keiner der hier Anwesenden fand diese Ausgangssituation prickelnd. Koushiro fühlte sich wie in einem Löwenkäfig mit einer Hyäne gefangen....

 
 

*.:*゚・..:*Taichi*.:*゚・..:*

 

Okay. Im Fahrstuhl feststecken war eine Sache. Michael dabei zu haben die Nächste. Noch schlimmer war es jedoch, nicht zu wissen, was letzte Nacht um ihn herum geschehen war. Sehr deutlich sah er sich selbst, wie er die Augen öffnete und nicht in SEINEM Bett lag. Stattdessen lag seine beste Freundin neben ihn, die fast zeitgleich in das schockierte Gesicht des Yagami blickte. Taichi konnte es noch immer nicht fassen. Hatte er etwa mit Sora die Nacht verbracht? Noch jetzt dröhnte ihm der Schädel und er hoffte darauf, dass Joe für ihn eine Schmerztablette haben würde. Was hatte er nur gestern getrieben? Er hatte einen kompletten Black Out. Noch sehr deutlich konnte er sich daran zurück erinnern, dass Mimi mit ihrem Vater aneinandergeraten war und sich mit ihm gestritten hatte. Er hatte überreagiert und ihr vor versammelter Mannschaft eine Ohrfeige verpasst. Noch immer konnte es Taichi nicht fassen. Glücklich darüber, dass sie keine bleibenden Schäden davontrug, wie beispielsweise einen blauen Fleck oder dergleichen, sah er sie aus den Augenwinkeln an. Nach wie vor konnte er nicht fassen, dass das ihr Vater getan hatte. Dann verschwamm seine Erinnerung. Er konnte sich noch daran erinnern, dass Sora ihm ein Glas Wasser gegeben hatte. Alles Weitere verblasste in seiner Erinnerung.

 

Und dann wachte er auf. Nackt. Im Bett seiner besten Freundin. Sora hatte ihm ziemlich deutlich gemacht, WAS sie die Nacht getrieben hatten. Nach wir vor wollte das Taichi jedoch nicht glauben. Nein, nicht einmal wahrhaben. Die Takenouchi war ihm zu wichtig, als dass er sie jemals so behandeln würde. Alle seine One-Night-Stands hatten für ihn keinerlei Bedeutung. Sora war seine beste Freundin. Er wollte nicht einsehen, dass er mit ihr geschlafen haben sollte. Dementsprechend schnell war er auch aufgestanden und aus dem Zimmer der Rothaarigen gestürmt. Verdammt. Was sollte er denn jetzt machen? Vor allem: Wie sollte er mit ihr umgehen? Er wusste nicht, was sie getrieben hatte. Taichi konnte nicht einmal verneinen, mit ihr geschlafen zu haben. Aus welchem Grund also sollte Sora ihn belügen? Schließlich war sie immer für ihn da. Oh nein. Er hoffte nur, sie nicht verletzt haben. Der Fußballer war schließlich nicht vollkommen. Die Blicke, die sie ihn zuwarf kannte er nur zu gut. Denn es waren dieselben Blicke, die er Mimi immer wieder schenkte.

 

Mist. Mist. Mist! Verdammter Drecksmist!!! Was hatte er nur in dieser Nacht getrieben????

 

„Taichi-kun…. Ist alles okay bei dir?“ Erschrocken fuhr er zusammen, als er die sanfte Stimme der Tachikawa an sein Ohr klang. Unsicher blickte er zu ihr herab. Er lächelte leicht und kratzte sich am Hinterkopf. „Nichts, nichts… alles okay…!“, erwiderte er lachend. Koushiro schenkte ihm nur einen misstrauischen Blick, während der von Michael abschätzend war. „Tzz… als ob. So sieht doch ein Mann aus, der im Bett einer Frau gelandet ist!“, sprach der Blonde ganz direkt aus. Schließlich wusste er genau, wo Taichi die Nacht verbracht hatte. Er hatte nämlich aus dem Augenwinkel genau beobachten können, dass Sora die Tablette tatsächlich genutzt hatte.

 

Bei dem Argument von Michael fuhr Taichi erschrocken zusammen. Er fühlte sich auf frischer Tat ertappt. „Schließ nicht von dir auf andere!“, fuhr er ihn an. „Tzz… Selbst wenn. Ich bin schließlich Single und kann tun und lassen, was ich will!“, entgegnete Michael trocken und gab Mimi dabei einen stechenden Blick. Dieser war die Situation sichtlich unangenehm. Zumal es Taichi seltsamerweise traf, in ihr hübsches Gesicht zu blicken und dabei zu erkennen, wie verletzt sie doch schien. Lag das daran, dass er die Nacht woanders verbracht hatte? Einen Moment dachte Taichi dran zurück, wie sehr es ihn getroffen hatte, zu erfahren, dass Koushiro für Mimi da gewesen war, anstatt selbst handeln zu können. Gut, er wusste ja, dass die beiden ein unsichtbares Band verband, trotzdem wollte er für die Brünette genauso da sein, wie sein rothaariger Freund. Doch dieser war mal wieder rational geblieben, hatte gehandelt und sich direkt um die junge Frau gekümmert. Taichi dagegen konnte sich an nichts erinnern. Zumal ihn die Vorstellung wurmte, dass zwischen Koushiro und Mimi mehr geschehen sein könnte. Nein! Das wollte er sich gar nicht vorstellen…

 

„Aber du scheinst es ja ziemlich nötig zu haben. Oder habe ich mir eingebildet, dass du mit dieser Rothaarigen von der Party verschwunden bist?“, sprach Michael weiter. „T-Taichi?“, kam es nun auch empört von Koushiro, der den Angesprochenen nur verwundert blickte. Mimi war neben ihm zusammengefahren, wirkte nicht nur schockiert, sondern auch emotional angeschlagen. „Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun?“, wand Taichi wütend an Michael. Er war wirklich drauf und dran, diesem eins überzubraten. Vor allem konnte er seinen Worten nicht einmal etwas entgegensetzten, da er scheinbar mehr wusste, als er selbst. Vor Mimi diese Offenbarung ausgesprochen zu haben, schien Michael sichtlich mehr Genugtuung zu geben, als es den Yagami recht war. „Naja, was soll’s. Scheint ja eh so, dass ihr alle keine Kinder von Traurigkeit seid.“, sprach er unbekümmert weiter. Danach fixierte sein Blick Koushiro. „Nicht wahr?“, grinste er ihn an. Diesmal war es Taichi, der seinen Freund ansah. „Was meint er damit?!“, fragte dieser aufgebracht. Koushiro fühlte sich sichtlich bedrängt. „I-Ich…ich habe‘ keine Ahnung!“, log er. Auf Michaels Lippen folgte ein Grinsen. „Nicht? Dann muss ich dich und Mimi wohl mit jemand anderen verwechselt haben…!“, lachte der Amerikaner. Die Tachikawa selbst sah nur unschlüssig zwischen den drei Männern hin und her, die sich provozierend untereinander austauschten. „Inwiefern verwechselt?“

 

Es war seltsam. Doch Taichi durchfuhr die brennende Eifersucht. Dieses Gefühl hatte er bereits vor einigen Jahren zu spüren bekommen, als er erfahren hatte, dass Mimi mit Koushiro zusammengekommen war. Bis heute verstand er die Umstände nicht, die dazu geführt hatten. Tagein und -aus hatten sie gemeinsam Zeit verbracht, gelacht und waren sich nähergekommen. Der Yagami konnte sich noch gut daran erinnern, wie gern er mit ihren Haarsträhnen gespielt hatte, wenn sie mal wieder auf seinen Oberschenkeln lag und gen Himmel sah. Genauso gern erinnerte er sich an ihr lachendes Gesicht, wenn sie mit der Cheerleader-Mannschaft der Oberschule seine Fußball-Mannschaft anfeuerte und nur ihn dabei fixierte. Sie waren sich so unglaublich nah und mit jedem weiteren Augenblick, schlug sein Herz mehr. Er wollte sie. An seiner Seite. Keine Andere. Und dann erreichte ihn die Information – von heute auf morgen – dass sie mit Koushiro zusammen war. Dabei war doch so viel Unausgesprochenes zwischen ihnen geblieben. Fast augenblicklich hatte er sich distanziert und Abstand zwischen sie gebracht. Passend, wenn man bedachte, dass ab diesem Zeitpunkt sowieso nur noch Koushiro zählte. Aber okay. Solange er sie glücklich machte. Dann machte er eben auch das Beste aus der Situation.

 

Die Erinnerungen überschlugen sich förmlich in den Gedanken des Yagamis. Eifersüchtig fixierte er seinen Freund, während Michael das Schauspiel nur grinsend mit verfolgte. „Ich weiß nicht, wovon er spricht…“, log der rational denkende Informatiker weiter. Wollte er den Träger des Mutes komplett veraschen? Sein ganzer Körper wirkte verunsichert und angespannt. Man sah ihm an, dass er log. „Könntet ihr das lassen?“, fragte nun auch Mimi. „Halt du dich daraus. Es wird gerade lustig!“, lachte Michael. Taichi blendete die beiden vollkommen aus. Koushiro und er zählten nur noch. Schließlich wusste dieser ganz genau, was Taichi empfand. Dass er sich trotzdem an die Tachikawa herangemacht hatte, machte ihn wütend. „Was machst du mir eigentlich Vorwürfe?“, fuhr Koushiro nun zurück, nachdem er wie eine Ratte zurückgedrängt wurde. Taichi hob überrascht die Augenbrauen. „Ich bin dir über meine Handlungen keine Rechenschaft schuldig!“, murrte er schnaubend und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach ja?! Seit wann bist du so erbärmlich und machst mit deiner Exfreundin rum? Kannst du dir kein anderes Mädchen suchen? Bisher war dir doch auch jede Recht!“, argumentierte Taichi weiter. Er dachte überhaupt nicht mehr logisch, sondern handelte rein aus seiner eifersüchtigen Emotion heraus.

 

„Was erzählst du da für einen Dreck? Ausgerechnet du? Du wechselst die Frauen doch mindestens genauso oft, wie ich!“, wurde nun auch Koushiro lauter. „Du hältst ja nicht einmal vor deiner besten Freundin!“, ergänzte er noch. Taichi wich gar ein wenig zurück. „Bist du bekloppt. Ich würde nie mit Sora… Ich meine…Ach verdammt! Ich weiß nicht, was gestern noch passiert ist!“, schrie er empört. „Weil du dir mal wieder so viel hinter die Birne gekippt hast, dass du keinen klaren Gedanken mehr fassen kannst?!“, fragte Koushiro weiter. „Das ist überhaupt nicht wahr! Wenigstens mach ich nicht mit meiner Exfreundin rum!“ „Dafür aber mit der Exfreundin deines besten Freundes, oder was?!“

 

„DAS REICHT JETZT!!!“

 

Sofort schnellten die Körper von Koushiro wie auch von Taichi zusammen. Mimi sah die beiden mit einem wütenden, aber auch einem verletzten Ausdruck an. Tränen schimmerten in den Augen der Kleineren. Augenblicklich fuhr das schlechte Gewissen in Taichi. Auch Koushiros Lippen pressten sich schmerzlich aufeinander. Sie waren mit ihren Vorwürfen zu weit gegangen und hatten komplett vergessen, dass auch Mimi anwesend war. Eindeutig zu viele Informationen. Anscheinend hatten sie die junge Trägerin der Reinheit ziemlich getroffen. Aber auch Taichi war wütend und angeschlagen. Über sein eigenes Verhalten, aber auch über die Tätigkeiten zwischen Koushiro und Mimi. Er senkte den Blick, während sich seine Finger zu Fäusten ballten. „Mimi-chan…es tut m-…“ Doch die Tachikawa ließ Koushiro nicht aussprechen. „Haltet einfach die Klappen!“, schluchze sie leise.

 

Auf der Mimik von Taichi entstand ein verletzter Ausdruck. Schweigend und mit schlechten Gewissen sahen Koushiro und er die junge Frau an. Doch sie erwiderte von keinem den Blick. Der Brünette Wuschelkopf ertrug den verletzten Anblick von ihr nicht. Ebenso wie Koushiro standen sie letztlich nur schweigend im Fahrstuhl und wanden sich von Mimi ab. Der eine blickte in die eine, der andere in die andere Richtung, während sich das schlechte Gewissen wie ein Schleier um die gesamte Atmosphäre des Fahrstuhls legte.

 

Verdammt. Wie lange würde es wohl dauern, bis dieser wieder funktionierte?

 
 

*.:*゚・..:*Michael*.:*゚・..:*

 

Ein Grinsen zierte die Lippen des Amerikaners. Alles verlief perfekt nach seinem Plan. Sora hatte scheinbar direkt nach seinen Vorstellungen gehandelt, indem sie dem Yagami das Mittelchen verabreicht hatte. Dieser schien nicht einmal zu wissen, was um ihn herum geschehen war. Scheinbar hatte ihm das Mädchen sogar erzählt, dass sie miteinander geschlafen hatte. Zu perfekt. Natürlich wusste der Blonde, dass er der Rothaarigen kein aufputschendes Mittel gegeben hatte. Schlicht und ergreifend waren diese Art von Drogen auch zu schade dafür. Denn es würde auch mit einfachen K.O.-Pillen funktionieren. Schließlich verfolgte er mit seinen Handlungen nicht die Intension, dass der Yagami mit Sora schlief. Nein, was in deren Betten vor sich ging, war ihm ganz egal. Er wollte einfach einen Keil zwischen die Freundschaften rammen, um Mimi von ihrem Plan, Amerika zu verlassen, abzubringen. Dieses dumme Mädchen machte ihm all seine Pläne zunichte. Schließlich wollte er irgendwann selbst ein Imperium der Macht errichten und dafür brauchte er nun einmal die Tachikawa.

 

„Wie kindisch…“, flüsterte er nur und lehnte sich an die Wand. Die beiden Angesprochenen reagierten nicht. Stattdessen interagierte Koushiro nach wie vor mit dem Sprechdienst der Notrufzentrale, während Taichi mit verschränkten Armen die Wand des Fahrstuhls anstarrte.

 

Michael konzentrierte sich unterdessen auf seine Exfreundin, die angestrengt versuchte, ihre aufkommenden Tränen zurückzuhalten. Prinzipiell war sie schon ein Miststück. Sich vor seinen Augen so zu benehmen. Und das nur, weil sich diese beiden Schwachmaden förmlich um sie kloppten. Selbst Michael bemerkte, wie die beiden Japaner die Tachikawa anstarrten. Dieser verträumte und verliebte Ausdruck. Wirklich widerlich. Vor allem starrten sie ausgerechnet sein Mädchen an. Das Mädchen, welches er heiraten wollte. Das Mädchen, welches ihn vollkommen bloßgestellt und blamiert hatte. Doch er brauchte sie, um an das Ziel seiner Träume zu kommen. Bei diesen Gedanken schlich sich dennoch ein grinsen auf seine Lippen. Schließlich gab es intime Details, die nur er kannte. Sie würde schon zurückkommen. Sie brauchte ihn. Dafür hatte er in der Vergangenheit gesorgt. Er schloss einmal kurz die Augen…

 

Völlig fertig saß Mimi in ihrem Zimmer und raufte sich die Haare. Verzweifelt blickte sie auf die Unterlagen ihres Seminars und versuchte einige – zum Gähnen – langweilige Texte zusammenzufassen. Doch jeder Satz, der zu Stande kam, ergab keinen Sinn. Nichts ergab einen Sinn. Verzweifelt sackte sie in sich zusammen. Sie konnte nicht mehr.

„Schon wieder…? Stell dich mal nicht so an“, murrte Michael und lehnte sich an die Türe. Mimi hob den Blick. „Was machst du denn hier?“ Er zuckte mit den Schultern. „Du bist seit zwei Wochen wieder in Amerika und hast dich nicht gemeldet. Ich hab mir Sorgen gemacht.“, sprach er ruhig aus und schritt zu ihr rüber. „Hat er es gut aufgenommen…?“, fragte er direkt. Michael war zu dieser Zeit ihre einzige Vertrauensperson. Mimi nickte. „Ja…mehr oder weniger… Aber sie fehlen mir alle so. Ich kann nicht mehr. Dieses verdammte Studium!!“, rief sie aus und fegte die Unterlagen über den Tisch. Der Amerikaner seufze nur. „Mimi…deine Eltern wollten nur das Beste für dich… Du schaffst das schon…“ E kniete sich neben sie und hob die Unterlagen auf. Mimi fuhr sich gestresst durch die Haare. „Ich kann nicht mehr…Nein… ich will nicht mehr. Wie soll ich das alles schaffen? In der Firma wollen alle was von mir und das Studium verlangt auch massig von mir ab. Ich weiß gar nicht, wann ich was machen soll!“, sprach sie verzweifelt aus. Michael überlegte nicht lange, kurz bevor er in der Hosentasche wühlte.

„Nimm das…“, verwundert hob Mimi den Blick und sah zu der kleinen Pille. „Was ist das?“ „Das nennt man Upper.“ Mimis Augen wurden größer. „Bist du wahnsinnig? Ich nehme doch keine Drogen!“, flüsterte die junge Frau. „Hab ich auch nicht verlangt. Aber sie helfen dir, wenn dir alles über den Kopf wächst. Du musst selbst wissen, wie du damit agierst. Außerdem sind das keine Drogen. Das sind einfache Grüntee-Extrakt-Pillen.“, lächelte er sie an. Schon immer war Michael ein ausgezeichneter Schauspieler.

 

Er selbst bekam an besagten Tag nicht mehr mit, dass Mimi die Tablette tatsächlich genommen hatte. Doch mit ihrer folgenden Frage hatte sich sein Verdacht bestätigt. Ab da an wurde sie leistungsfähiger, aufmerksamer und munterer. Sie lachte mehr, schien zu vergessen und nahm am Leben – mehr oder weniger – teil. Allerdings meist unter aufputschender Wirkung. Und mit jeder Tablette intensivierte er die Dosierung und band sie mehr an sich. Mimi bemerkte es nicht, doch er hatte sie bereits abhängig gemacht. Spätestens mit dem Leeren ihrer letzten Packung würde sie merken, wie sehr sie ihn doch brauchte. Denn schon lang waren sie nicht mehr bei harmlos wirkenden Aufputschtabletten, die auf Grüntee-Extrakt basierten, sondern bei hochwertigen Methylendioxyamphetamin-Exemplaren. Zu Deutsch: Sie waren bei der Droge Ecstasy angelangt.

 

“Drücken sie nochmal auf den Knopf, dann müsste sich der Fahrstuhl wieder bewegen.“

 

Aufmerksam beobachtete Michael, wie Koushiro der Anweisung folgte und auf besagten Knopf drückte. Ein Ruckeln und kleines Krachen erklang, was sie alle zum Zusammenzucken brachte, kurz bevor sich der Fahrstuhl wieder in Bewegung setzte. Nur wenige Sekunden später öffneten sich die Türen der Räumlichkeit und sie konnten endlich raus.

 

„Oh Gott sei Dank!“, erklang die erleichterte Stimme von Mimi, die dicht gefolgt von Koushiro und Taichi den Fahrstuhl verließ. Michael folgte den Dreien schweigend, kurz bevor er Mimi am Handgelenk packte und grob zurückzog. Noch ehe sie etwas sagen oder gar reagieren konnte, hatte er seine Lippen auf die ihre gelegt und küsste sie innig. Man sah der Tachikawa an, dass sie das nicht wollte, wehren konnte sie sich jedoch auch nicht. Koushiro und Taichi bemerkten es zu spät, um irgendwie reagieren zu können. Stattdessen löste sich Michael mit einem Grinsen von den Lippen der Tachikawa. „Ich freue mich schon auf den Moment, an dem du mich anflehst, dich zurückzunehmen!“, sagte er fies.

„Du mieser…“, erklang die Stimme von Taichi, der dem Blonden direkt einen Schlag in die Visage des besagten Mistkerls verpasste. Mimi wirkte absolut überrumpelt, um überhaupt wahrzunehmen, was sich vor ihren Augen abspielte. Sie zuckte nur zusammen, als Koushiro sie sanft an den Schultern berührte. „Geht’s?“, fragte er die junge Frau so einfühlsam wie möglich. Michael wischte sich währenddessen das Blut vom Mundwinkel. Noch immer lag sein widerliches Grinsen auf seinen Lippen, mit welchem er Mimi wissend ansah. Doch letzten Endes war es Taichi, der sie und Koushiro weg von dem Anblick dieser kleinen Ratte brachte. „Keine Sorge. Er wird dich sicher nicht nochmal belästigen!“, kam es drohend von Taichi, der Michael noch einmal einen dementsprechenden Blick zuwarf. Dieser blieb nur unbeeindruckt sitzen, während die drei Richtung Frühstücksaal verschwanden. Er zuckte lachend mit den Schulten.

 

„Hah…“, sprach er aus. „Das werden wir ja noch sehen…“

Die Kunst des Lebens


 

Leicht zu leben ohne Leichtsinn, heiter zu sein ohne Ausgelassenheit, Mut zu haben ohne Übermut, Vertrauen und freudige Ergebung zu zeigen ohne Fatalismus – das ist die Kunst des Lebens.

Theodor Fontane

 

 
 

*.:*゚・..:*Hikari*.:*゚・..:*

 

Irgendwie fühlte sich Hikari unwohl, während sie die Vielzahl der Angebote des Frühstücksbuffets betrachtete. Wenn sie an den gestrigen Abend zurückdachte, fühlte sie sich einfach nicht gut. Der Abend war in einer Katastrophe gemündet. Nicht nur sie, sondern auch Taichi und die anderen lag der Abend schwerlich im Magen. Taichis kleine Schwester machte sich einfach Sorgen. Bis jetzt hatte sie ihren Bruder nicht zu Gesicht bekommen, ebenso wenig wie Sora, Mimi oder Koushiro. Doch der Abend war für sie alleine eine Tortur gewesen, weshalb Hikari auch niemanden der vier überschwänglich wecken wollte. Stattdessen nahm sie sich diesen Ernstfall erst zu Gemüt, würden sie sich bis nach dem Frühstück nicht blicken lassen.

 

„Du hast dir aber nicht viel genommen…“, flüsterte Takeru besorgt, der seiner Freundin einen sanften Kuss auf die Stirn verpasste, als sie sich neben ihm niederließ. Sie seufze leise und ließ den Blick um die Runde schweifen. Selbst Miyako wirkte betrübt und schien nicht wirklich etwas runterzubekommen. Ken knapperte womöglich bereits seit fünfzehn Minuten an seinem halben Brötchen, während Cody missmutig sein Müsli begutachtete. Einzig und alleine Daisuke ließ es sich schmecken, ebenso wie Joes Freundin, während sie dieser nur mit einem starken Kaffee – schwarz – begnügte.

„Wie auch, nach allem was passiert ist…“, hauchte sie traurig. Sie hatten sich für Mimi das ultimative Geschenk ausgedachte, wollten mit ihr ausgelassen feiern und lachen, das Wiedersehen zelebrieren und dann kam dieser bescheuerte Michael und machte alles zu Nichte. Hikari würde wohl nie das schockierte Gesicht ihres Bruders vergessen, als Michael vor Mimi auf die Knie gegangen war. Man hatte ihm so deutlich gesehen, wie verletzte er doch war. Wie sich die Panik durch seinen Körper geschlängelt hatte und die Angst ihm jeden klaren Verstand raubte. Als sie ablehnte, war zwar auch bei ihr die Erleichterung durchgedrungen, doch die folgenden Ereignisse hatten alles wieder zunichtegemacht. Nach wie vor verstand sie nicht, wie ihr Vater ihr eine Ohrfeige verpassen konnte. Seinem eigenen Kind. „Du solltest trotzdem was essen. Wir haben heute viel vor…“, kam es fürsorglich von Takeru, der der jüngeren seine Schale Obst hinschob. Hikari selbst erwiderte seine sanften und behutsamen Worte mit einem Lächeln, kurz bevor sie sich eine Erdbeere in dem Mund schob.

 

„Oh man… Dieser Geburtstag war wirklich die reinste Katastrophe. Die arme Mimi…“, flötete Miyako frei heraus. „Ich halte es für gar nicht mal so abwegig, wenn uns bald gesagt wird, dass wir auschecken sollen…“, flüsterte Ken seine Vermutung aus. „Wasch? Wie auschecken?!“, fragte Daisuke zwischen zwei Pancakes. „Nach den Ereignissen von gestern wäre es gar nicht so abwegig, wenn ihr Vater die Finanzierung unseres Ausfluges kurzerhand storniert.“, ergänzte nun auch Cody. Daisuke selbst knallte seine Handflächen auf den Tisch. Mit einem großen Schlucken hatte er seinen Pancake in seinen Magen befördert. „Das kann er doch nicht machen!“ „Kann er tatsächlich nicht…“, erklang nun die ruhige Stimme von Joe, der daraufhin einen Schluck seines Kaffee nahm. „Du solltest wirklich aufhören dieses furchtbare Gesöff zu trinken. Das ist wirklich nicht gut für dich.“, ließ nun auch Yuri verlauten. Hikari verdrehte nur genervt die Augen. Joe jedoch stellte seine Tasse ab. „Nicht heute, Yuri.“ Kam es streng von ihm und sofort verstummte die Stimme seiner Freundin. Es tat der Yagami schon fast leid, wie die Angesprochene den Blick sinken ließ. Doch diesmal war ihr Argument gänzlich unangebracht.

 

„Wie meinst du das, Joe-Sempai?“, fragte Takeru neugierig und musterte ihn genauso, wie die anderen. Er seufze. „Mimi hat mir gestern erzählt, dass sie eine Überraschung für uns hat. Im gleichen Atemzug hat sie mir außerdem berichtet, dass der gesamte Urlaub wohl schon bezahlt ist.“ „Sie hat also im Voraus gezahlt?“, hakte Miyako nochmal nach. Joe nickte. „Sie muss wohl schon damit gerechnet haben, dass es zu einer Eskalation kommen könnte…“, murmelte Hikari missmutig. „Wer hätte denn auch erwartet, dass es für sie hier so beschissen ist?“, fragte sie Daisuke laut und lehnte sich zurück. Mira seufze. „Mimi-chan hat sich häufig über den Job und das Studium beklagt.“, erklärte nun auch sie. Überrascht sah sie Hikari an. „Aber sie hat nie gesagt, dass sie plant zurück nach Japan zu gehen. Hat sie denn mit keinem von euch geredet?“, fragte die Freundin von Daisuke nach. „Nein.“, entgegnete nun auch Takeru seufzend. „Mit keinem…“ „Sie hat ja nicht einmal Koushiro-kun was davon erzählt…“, ergänzte nun auch Cody. „Mhm… Sora-chan wusste wohl auch nichts, Mhm?“, fragte sie Violetthaarigen. „Sie hat zumindest nichts erzählt…“, gab sich nun auch Yamato zu Wort. Dieser hatte sich ebenso wie Joe nur einen Kaffee zu Gemüte geführt und hatte dem Gespräch bisher nur mit verschränkten Armen und in Schweigen gehüllt verfolgt.

 

„Weil sie mir auch nichts erzählt hat…“, kam es von Sora, die nun auch zu der Gruppe getreten war. Überrascht richteten sich die Blicke der anderen auf die Rothaarige, die sich auf den Stuhl neben Hikari plumpsen ließ. „Na? Wilde Nacht hinter dir?“, stichelte Yuri unbewusst. „Was?! Wie kommst du auf so einen Scheiß!“, reagierte Sora total über. Nun wurde auch Yamato hellhörig, der sich gar ein wenig vorbeugte, um seine Exfreundin genauer betrachten zu können. Nach wie vor behagte es ihm nicht, dass sie die letzte Nacht mit seinem besten Freund verbracht hatte. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was die beiden miteinander getrieben hatte. Selbst Hikari fixierte ihre Freundin mit einem misstrauischen Blick. Taichi schien die letzte Nacht von einer Sekunde zur anderen direkt mit dem Blutalkohol konfrontiert worden sein und hatte sich kaum auf den Füßen halten können. Ungewöhnlich, wie es Hikari erschient, vertrug ihr großer Bruder normalerweise nämlich relativ gut den Alkohol. Doch manchmal hatte wohl auch er einen schlechten Tag und gestern stand gewiss nicht unter einem guten Stern.

 

Yuri wich bei Soras plötzlichen Ausbruch ängstlich zurück. „I-Ich habe doch nur gefragt!“, stotterte sie unsicher. Gut, das Kommentar hätte sie sich eigentlich sparen können, schließlich sah man ihnen allen an, dass die Nacht nicht gänzlich berauschend war. Trotzdem reagierte die Takenouchi etwas über. „Hast du Nii-san noch gut in sein Zimmer gebracht?“, fragte nun auch Hikari vorsichtig. Doch Sora wurde rot vor Wut. „Mensch! Könnt ihr nicht einfach mal aufhören, blöde Fragen zu stellen?“, fuhr sie die Jüngere an. Takeru wollte schon einschreiten, als Sora den Stuhl zurückschob und zum Frühstücksbuffet schritt. „Wartet…ich rede mal mit ihr…!“, kam es ruhig – wie immer besonnen – von Joe, der auch seinen Stuhl nach hinten schob und rüber zu der Rothaarigen ging.

 

„Mensch… ich hab es doch gar nicht böse gemeint…“, murmelte nun auch Hikari niedergeschlagen. Sanft legte Takeru seine Hand auf ihren Oberschenkel. „Das weiß sie. Sie hat wahrscheinlich nur schlecht geschlafen.“ „Oder mit jemanden, der schlecht im Bett war.“, lachte Daisuke unverblümt aus, ehe er einen Tritt gegens Schienbein bekam. „Aua! Mensch!“, folgte gleich darauf und verständnislos sah Daisuke Mira an. „Reiß dich mal zusammen!“, sagte sie streng und Daisuke schwieg.

 

„Mensch, da wird aber ziemlich deutlich, wer von euch die Pantoffeln anhat!“, kicherte folglich eine bekannte Stimme.

 

„Mimi!“, sprachen die jungen Leute am Tisch im Chor, während auch Taichi und Koushiro hinter der Brünetten auftauchten. „Wie geht es dir?“, sprudelte es auch Miyako heraus. Wie immer setzte sie ihr strahlendes Lächeln auf, wobei man auch ihr die Auswirkungen des Abends noch ansah. „Wunderbar. Wir werden uns jetzt für den heutigen Tag kräftigen und dann werde ich euch erstmal New York zeigen!“, flötete sie enthausitisch. Hikari musste bei den Worten von Mimi unweigerlich grinsen. Wie immer schaffte sie es, selbst wenn es ihr nicht zu gut ging, den Menschen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

 

Taichi und Koushiro begaben sich zunächst an das Buffet, bevor sie sich zu den anderen hinzugesellten. Neugierig begutachtete Hikari ihren großen Bruder, der das natürlich bemerkte und sie misstrauisch ansah. „Ist was?“, fragte er bissig. Hikari verzog das Gesicht. „Geht’s dir gut?“ „Wunderbar“, kam die knappte Antwort auf ihre Frage. Sie verdrehte nur die Augen. „Du bist ein wirklich schlechter Lügner.“ „Und eine wirklich neugierige kleine Schwester!“, murrte er, kurz bevor er einen Bissen von seinem Brötchen nahm. Schmollend verschränkte die jüngere der beiden die Arme vor der Brust und sah vor sich her. „Du bist ein Idiot!“ grummelte sie. Takeru zeigte nur ein schwaches Lächeln, während Koushiro schweigend sein Müsli aß. Mimi hatte sich eine Schüssel mit Obst geholt und auch Sora sowie Joe waren zurück an den Tisch gekommen. Es herrschte eine bedrückende Stimmung zwischen den Anwesenden. Irgendwas war komisch.

 

Argwöhnisch betrachtete Hikari Sora, die immer wieder verstohlen zu dem großen Bruder von Hikari schaute. Nicht nur sie, sondern auch Yamato schien diese sehnsüchtigen Blicke zu bemerken und versank immer mehr in seinem Stuhl. Yuri hatte es bisher noch nicht gewagt, irgendwas zu sagen, genauso wenig wie die jüngere Generation. Auch zwischen Koushiro, Taichi und Mimi herrschte eine angespannte Lage. Die junge Trägerin des Lichtes fühlte sich gänzlich deplatziert. Sie hatte keine Ahnung und keiner sagte ihr war. Das störte sie. Doch sie nahm sich für später vor, mit ihrem großen Bruder zu sprechen.

 

So erfolgte das Frühstück letztlich doch etwas ausgelassener, als zuvor angenommen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten schaffte es Mimi, die Gruppe bei Laune zu halten. Indem sie von ihren Planungen für den heutigen Tag erzählte, holte sie den Großteil der Gruppe wieder mit ins Boot. Sie alle hatten ihre Probleme, doch wenn es Mimi schaffte, damit irgendwie umzugehen, würden sie es alle auch schaffen. Schließlich waren sie seit langer Zeit wieder zusammen und das mussten sie natürlich auskosten.

 

Es dauerte keine Stunde, bis sie sich gemeinsam trafen, um sich die Stadt der Städte zeigen zu lassen. Ausgestattet mit ihrer Spiegelreflex und einer gut gefüllten Lunchbox trafen sich Hikari und Takeru mit den anderen in der Lobby. Dort angekommen kündigte ihnen Mimi an, dass sie zunächst eine Stadtrundfahrt machen würde. Also wurden sie von der wohl modischsten Touristenführerin durch die Stadt geführt, bis sie an einer Haltestelle hielten. Dort angekommen warteten sie noch gut zehn Minuten, bis ein Bus bei ihnen hielt. „Wow, da ist das Verdeck ja offen!“, zwitscherte Miyako, die bereits nach oben stürmte. „Hier ist die perfekte Aussicht!“, lachte sie und forderte alle anderen auf, zu ihnen hoch zu gehen. Die Sonne schien angenehm und ein laues Lüftchen wehte. Mimi machte die Reiseführerin, berichtete den anderen über die Sehenswürdigkeiten, zeigte ihnen besondere Straßen und Meilen, wo spannende Museen waren oder man einfach nur wahnsinnig gut shoppen gehen konnte. Mit witzigen Anekdoten schaffte es Mimi, diese Stadtrundfahrt zu einem kleinen Abenteuer zu machen. Sie erzählte zu jeder Sehenswürdigkeit immer eine lustige Geschichte und lachte dabei munter. Selbst der mürrische Yamato oder die miesgelaunte Sora ließen sich bald von der guten Laune der Tachikawa anstecken und gemeinsam machten sie die Straßen New Yorks unsicher. Vom Empire State Building, bis hin zum Central Park oder dem Times Square sowie der Brooklyn Bridge – nichts ließ die Tachikawa aus. Erstaunlicherweise glänzte sie sogar mit Fachwissen, wenn die Frage erklang. Sie nahm selbst der eigentlichen Touristenführerin die Arbeit ab, indem sie mit viel mehr Elan ihren Freunden die Stadt näherbrachte. Sie gab sich wirklich wahnsinnig Mühe, diesen Urlaub unvergesslich werden zu lassen.

 

„Wow… Du hast ja wirklich was drauf, Mimi-chan!“, kam es anerkennend von Yamato, der der Tachikawa auf die Schulter klopfte. Diese grinste. „Ich weiß!“, erwiderte sie selbstbewusst. „Wow, New York ist der Wahnsinn! Sora-chan, wir müssen unbedingt shoppen gehen!“ Miyako zog auch Mira zu sich, während sie dabei Yuri fixierte. Danach sah sie auch zu Mimi und Hikari. „Ist das auch in deinen Planungen enthalten?“, fragte sie mit strahlenden Augen. Yuri murrte nur. „Ich glaube nicht, dass ich hier in New York was finden werde…!“ Mimi grinste. „Dann musst du eben mit den Jungs Tüten tragen!“, erklärte sie Augenzwinkernd. Taichi verzog das Gesicht. „Ist das euer Ernst? Ich werd mit Sicherheit nicht euren Kram tragen!“, sprach er miesmutig aus. Mimi kicherte nur. „Du wirst aber keine andere Wahl haben!“, drohte sie. „Ach meinst du? Wenn ich richtig mitzähle, sind wir Männer eindeutig in der Überzahl!“, grinste er überheblich. Daisuke gesellte sich an seine Seite und nickte eifrig. „Genau!!“, gab er an. „Ja, aber ich glaube nicht, dass ihr Miyako und mich ertragt!“, erwiderte Mimi mit einem Grinsen. Nun gesellte sich auch Miyako zu der Älteren. „Genau!!“ Die gesamte Gruppe brach in schallendes Gelächter aus. Hikari lächelte. Mimi wirkte zufrieden, genauso wie ihr großer Bruder. Es schien, als seien die Probleme einen Moment lang vergessen.

 

„Naja, jedenfalls habe ich auch einen Tag auf dem Times Square geplant. Da kann man super shoppen gehen! Und Yuri“, dabei fixierte sie die Ältere: „Dort findest du sicher auch etwas!“ Yamato verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich hab gehört, dass es da auch einen super Musikladen geben soll. Da wollte ich sowieso rein!“, gab er bekannt. Daisukes Augen strahlten, als Ken seine folgenden Worte aussprach. „Es soll auch einen Shop zu der amerikanischen Nationalmannschaft geben. Da wollte ich schon immer mal rein!“ „Oh ja! Ich auch!!“ Taichi zuckte mit den Ohren. „Oh! Das muss ich auch sehen!“, stimmte er nun auch ein. „Gibt es nicht auch etwas wie Museen oder so? Shoppen gehen muss nun wirklich nicht sein!“, gab nun Joe zu, der sich schon auf eine Menge Stress anstellte. Mimi lächelte erneut. „Das Museum of Modern Art ist auch immer einen Besucht wert!“, erzählte sie augenzwinkernd. Prompt hatte sie auch das Interesse von Cody, Koushiro und Joe geweckt. „Aber das kann man alles kombinieren.“ Koushiro lachte. „Ja, es schadet bestimmt nicht, wenn die Jungs mal etwas Bildung abbekommen!“ „Ja, wer weiß, ob sie überhaupt kapieren, was da vor sich geht.“, stimmte auch Sora in das Lachen mit ein.

 

Takeru sah zu seiner Freundin, welche die Szenerie vor ihren Augen mit einem Lächeln beobachtete. „Siehst du? Alle wieder bester Laune!“ Hikari nickte. „Ja, zum Glück. Es wird wirklich Zeit, dass Mimi mit uns zurückkommt. Ihre positive Art lässt fast jede schlechte Laune verschwinden!“, erklärte sie mit einem warmen Lächeln, kurz bevor sie ihrem Freund einen Kuss auf die Lippen hauchte.

 
 

*.:*゚・..:*Takeru*.:*゚・..:*

 

Takeru intensivierte den Kuss mit seiner Freundin indem er ihr Gesicht in seine Hände nahm und ihr die Luft zum Atmen nahm, er ließ schelmisch grinsend von seiner Freundin ab und zwinkerte ihr zu. „Also den Kuss musste ich mir jetzt einfach genehmigen.“

Die Jüngere nickte lächelnd „Ja, den darfst du die jederzeit genehmigen.“ „Das will ich doch auch hoffen, Hika“, hauchte der Blonde in ihr Ohr, was bei der Kleineren zu einer Gänsehaut führte.

 

Der Bus machte gerade eine kleine Pause, indem jeder der Freunde einige Minuten Zeit hatte seinen Bedürfnissen nachzugehen. Manche suchten zügig die Toiletten auf, andere wollten sich einfach nur die Beine vertreten, während Yamato die Zeit nutzte, genüsslich an einer Zigarette zu ziehen. „Wirst du damit eigentlich niemals aufhören?“, fragte die Rothaarige bei ihrem Exfreund nach, als sie als Erste von der Damentoilette zurückkam. Der Musiker ließ sich nicht beirren und rauchte in aller Seelenruhe weiter. „Was geht es dich an?“, zischte er sie an, während er das Nikotin durch seine Lungen presste. „Ich mache mir vielleicht Sorgen, wenn du immer diese Dinger rauchst.“ Mit verletzten Lächeln wand er sich an die Rothaarige „Haben wir das nicht hinter uns gelassen? Du, doch scheinbar in jedem Fall“, fuhr er sie an. „Ich weiß nicht, was du meinst“, stellte sie klar.

„Tja, wenn du es nicht weißt, wer dann?“, pfefferte er sie an, drückte den Stummel der Zigarette am Bordstein aus und ließ die Rothaarige stehen.

 

„Ich bin schon gespannt, was sich Mimi-chan jetzt wieder für uns ausgedacht hat“. grinste Hikari, als sie gerade ein Foto von ihrem Freund schoss. „Auf jeden Fall nichts Langweiliges“, steuerte er bei und hielt sich die Hände vors Gesicht, um nicht erneut von der Kleineren fotografiert zu werden.

`Man, manchmal war sie schlimmer, als die Paparazzi`, schoss es dem Blonden durch den Kopf und doch musste er bei dem Gedanken, sich Hikari als Pressefotografin vorzustellen, teuflisch grinsen.

„Na los, lass uns zu den Anderen zurückgehen, bevor sie noch ohne uns losfahren.“

„Oh nein, bitte nicht, das will ich auf keinen Fall verpassen“, flötete sie und packte ihre Kamera in ihre Tasche. Der Blonde ließ seine Finger zwischen die von Hikari gleiten und zog seine Freundin mit sich. „Da, seid ihr ja endlich“, zwitscherte Miyako ihrer besten Freundin aufgeregt zu. Noch immer stand die Brillenträgerin vollkommen unter Strom und sie freute sich schon auf alles Weitere, was noch folgen würde.

 

„Wir sind vollständig, wir können weiter fahren“, rief der angehende Arzt Mimi entgegen, die klatschte begeistert ihre Hände zusammen und sah ihre Freunde mit großen funkelnden Augen an. „Okay, dann geht es jetzt zum absoluten Highlight“, kreischte sie hysterisch. „Und das wäre?“, fragte Daisuke verwirrt nach, doch noch ehe Mimi hätte antworten konnte, spürte er auch schon einen leichten Schlag an seinem Hinterkopf. „Du bist so ein Idiot“, beschwerte sich die jüngere Tachikawa bei ihrem Freund. „Was ist wohl das absolute Aushängeschild von New York?“, richte sie die Frage ernst an den braunhaarigen Igelkopf und fixierte seinen Blick. Noch immer überlegte der Fußballer angestrengt was fehlte, während er seine Arme vor seine Brust verschränkte und nach unten blickte. Er kam einfach nicht drauf, da sie doch schon so viele tolle Plätze gesehen hatten.

 

„Oh Man, ein wahres Kulturerbe“, versuchte auch Cody seinem Freund zu helfen... „Hmm, ich weiß nicht was noch fehlt“, sagte er unschlüssig. Mimi sah den Jüngeren kopfschüttelnd an, ehe sie munter weiter redete „Wir fahren jetzt zur Liberty Island zum New Yorker Hafen“, erklärte die Tachikawa lächelnd, ehe sie erneut zu Daisuke sah „Und bevor du dich fragst warum und du dabei Kopfschmerzen bekommst, dort steht die Freiheitsstatue.“ Mit rotem Kopf griff der Braunhaarige an seinen Hinterkopf und kratzte eine belanglose Stelle „Hehe klar, wusste ich doch.“

„Oh Man, den darf man auch nicht alleine lassen, der findet den Weg nie wieder ins Hotel“, schlussfolgerte Koushiro, während die Takenouchi nur stumm zustimmte.

 

„Was ist eigentlich mit dem Gruppengeschenk?“, flüsterte der Älteste und ging unauffällig in die hinterste Reihe des Touristenbusses, dort hinten angekommen, richtete er seine Frage an seine Freunde. „Stimmt, das sollten wir ihr schleunigst überreichen, wir sind eh schon einen Tag überfällig, ganz schön peinlich“, argumentierte die Jüngste und sah zu ihrem Bruder. „Aber nicht hier im Bus, das ist keine schöne Stelle, so zwischen Tür und Angel. Wir beschenken sie, wenn wir an der Freiheitsstatue sind. Seid ihr damit einverstanden?“, fragte Taichi in die kleinere Runde, alle nickten und stimmten ihrem ehemaligen Anführer zu. „Gut und wer überreicht es ihr?“, hakte der jüngere Blonde nach und sah zu seinem älteren Bruder, der das Geschenk noch immer mit sich herumtrug. „Ich sicher nicht, ich habe es organisiert und transportiert, jetzt ist jemand anderes dran“, erwiderte er mürrisch, während er seine Hände in seiner Hosentasche schob und seinen besten Freund fixierte. „I-Ich auch nicht“, sprach er leise und schüttelte seinen Kopf, die jüngere Yagami zog ihre Augenbraue kraus „Warum denn nicht?“

 

„Einfach so, es ist ein Geschenk von uns allen, also ist es auch egal wer es überreicht“, sprach es der Ältere nüchtern aus „Außerdem hab ich..., ach egal“, brach er seinen zweiten Satz ab „Schenk du es ihr doch“, wand er sich nun an seine Schwester, diese nickte ohne zu zögern. „Ich mache das sehr gerne, ich dachte nur, dass du es vielleicht lieber machen möchtest...“ „Passt schon…“, stammelte der Braunhaarige. „Dann wäre das ja geklärt“, entgegnete der Musiker, zog aus seine Gesäßtasche einen Umschlag und überreicht diesen Hikari, diese zog schnell danach und verpackte den Umschlag in ihrer Handtasche, eh die Brünette noch was mitbekam „Oh man, Yamato-kun, das wäre fast schief gegangen“, seufzte die Jüngere und sah ihn schuldbewusst an „Ach quatsch, unsere Madame ist doch gerade voll in ihrem Element“, grinste der Blonde Rocker und deutete auf die Tachikawa, die immer noch – ohne Luft zu holen –  Fakten über das Geschenk der Franzosen erzählte. Die Freunde folgten dem Blick und mussten bei diesem Anblick wahrhaft grinsen. „Sie gibt sich wirklich Mühe“ stellte Takeru fest. „Dann solltet ihr auch nicht schlafen, sondern lieber zuhören“, argumentierte der Blauhaarige „Abgesehen davon, glaube ich nicht, dass ihr so viel Wissen über die Statue habt, wie Mimi-chan.“

 

Nachdem die Freunde gemeinsam auf der Liberty Island angekommen waren, folgten sie alle Mimi, die den Weg bereits in- und auswendig kannte. Sie erzählte weiterhin ein paar Fakten auf und der Blonde war sichtlich beeindruckt, wie frei sie vor ihren Freunden sprechen konnte, so etwas fiel nicht jedem leicht und anderer seiner Freunde, wie beispielsweise Koushiro oder Cody würden wohl vor Scham gar kein Wort hervorbringen. Takeru wollte die Braunhaarige etwas testen, also hob er ganz förmlich, wie er es aus der Schule kannte, seine Hand. „Oh Takeru-kun? Du hast eine Frage?“, hielt Mimi mit ihrer Rede inne, als sie bemerkte wie der Jüngere seine Hand hob. „Ja, du ich frage mich gerade, gibt es einen speziellen Grund für die Anzahl der Fenster und was sollen die kaputten Fesseln am Fuß?“ Die Freunde mussten alle grinsen, sie wussten genau, dass er das nur fragte, um Mimi zu verunsichern. „Das ist eine ausgezeichnete Frage Takeru-kun.“ Mimi ging ein bisschen näher auf die Freiheitsstatue zu und zeigte mit ihrem Zeigefinger zur Krone. „Die siebenstrahlige Krone symbolisiert die Anzahl der Weltmeere und die 25 Fenster, ja so viele Fenster sind das genau, Takeru-kun, unterhalb der Krone die Edelsteine dieser Welt“, erklärte die Tachikawa einwandfrei. Der Blonde verstummte und sein Lächeln verschwand, er konnte es nicht fassen, wie selbstverständlich sie diese Worte aussprach „Und zu deiner zweiten Frage, die zerbrochenen Ketten, auf dem die Statue steht, symbolisiert das Ende der Sklaverei. Der erhobene Arm sowie die vergoldete Fackel in ihrer Hand ist das Zeichen für die Aufklärung“ erwiderte sie, ehe sie sich zu ihren Freunden umdrehte und in fassungslose Gesichter schaute. „Was ist?“, fragte die Brünette gereizt nach und hielt sich ihre Hände an ihre Hüfte gestemmt. „Mimi-chan, du bist der absolute Wahnsinn“, erwiderte der ältere Yagami, was prompt dafür sorgte, dass sich ein rötlicher Schimmer um ihre Nase legte. „Ähm Danke“, nuschelte sie und zog etwas am Saum ihres Rocks. Jetzt war sie verunsichert und das nur wegen einem so banalen Kompliment von dem Wuschelkopf.

 

„Ich finde, nachdem du dir hier so viel Mühe gemacht hast, sollst du auch endlich unser Geschenk bekommen“, erwiderte Takeru und sah zu seiner Freundin, die eifrig nickte. „Ja, sehr gerne.“

Hikari zog den Reißverschluss ihrer Handtasche auf und wühlte etwas herum. „Man, was habt ihr Frauen nur immer in euren Handtaschen“, erwiderte der junge Yagami, während er ungeduldig seiner Schwester dabei beobachtete, wie sie in ihrer Tasche suchte. Die angesprochene hob nur überlegend ihren Kopf, während sie langsam den Umschlag herauszog „Du hättest ihn ja Mimi-chan überreichen können, aber hast dich nicht getraut, also hetze mich jetzt nicht...“

Der Ältere riss nur panisch seine Augen auf, während er sich ernsthaft wünschte, die letzten Sekunden rückgängig zu machen. Als er ein Kichern heraushörte, das eindeutig nur einem Mädchen gehörte und er unter tausenden wiedererkennen würde, blickte er sie entschuldigend an.

 

„I-Ich hab mich wohl getraut“, erwiderte er unbeholfen. „Dann überreiche es ihr doch“, witzelte der Musiker und fixierte seinen besten Freund herausfordernd, dieser blickte wieder zurück zum Blonden und besah ihn wütend. „Klappe“, zischte er, sodass es nur der Rocker verstehen konnte. Dann ging er auf seine Schwester zu und verlangte nachdem Umschlag, diese überreichte ihn grinsend und sah dann zu ihrem Freund, der das ganze Schauspiel ebenso amüsierend fand. Der junge Mann ging auf die Brünette zu und hielt ihr den Umschlag entgegen. „Liebe Mimi, von uns allen nochmal alles Gute und liebe zum Geburtstag.“ Mimi strahlte über beide Ohren, auch wenn sie noch gar nicht wusste, um was für ein Inhalt es sich handelte. „Und Danke für einen niemals vergessenen Urlaub...“, fügte der Rothaarige noch lächelnd hinzu, dass die Jüngere erwiderte. „Oh ja“, stimmte ihm Miyako augenblicklich zu. Behutsam nahm die Braunhaarige den Umschlag von Tai entgegen und öffnete ihn vorsichtig. „Jetzt, beeil dich doch mal“, seufzte der Braunhaarige.

„Geduld ist eine Tugend, mein lieber“, erwiderte die Jüngere grinsend und zwinkerte ihm zu.

Es schien, als würde sich Mimi nun noch mehr Zeit lassen und es regelrecht zelebrieren ihre Freunde auf die Folter zu spannen. Der Braunhaarige konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. Mimi schaffte es sogar, aus dem einfachen öffnen einen Briefumschlag eine Show hinzulegen. Unglaublich.

 

Als sie ein Bild herauszog musste sie augenblicklich schmunzeln, auf dem Bild waren verschiedene Noten abgebildet und alle Freunde hatten unterschrieben und ein paar liebe Worte hinterlassen, als sie las, dass es sich um Aufnahmen im Tonstudio handelte, bekam sie ein strahlendes Lächeln und ihre Augen funkelten vor Freude, das unwillkürlich dafür sorgten, dass sich alle Freunde mit ihr zusammen freuten. „Wow....D-das ist...einfach...toll“, sprach sie aufrichtig aus und blickte in die Gesichter ihrer Freunde. „Na kommt mal her“, sprach sie glücklich aus und sprang in die Arme von Taichi, der die Jüngere etwas überrumpelt gedrückt in seinen Armen hielt.

 

Mimi bedankte sich bei allen Freunde mit einer herzlichen Umarmung. Nachdem die Braunhaarige sich aus den Umarmungen zurückzog, hauchte sie allen ein Küsschen auf die Wange, als sie bei Koushiro angekommen war, blickte sie etwas verlegen zu Seite, da sie vor wenigen Stunden noch deutlich heftigerer Küsse austauschten und um Haaresbreite noch ganz andere Sachen gemacht hätten. Nachdem sie niemanden vergessen hatte, wollte sie zu einem Café aufbrechen, das sich auf der kleinen Insel befand und Mimi bereits vorab einen Tisch reserviert hatte. Die Freunde gingen bereits auf das Café zu, als Taichi Mimi zurückzog. Verwirrt blickte sie in die sanften dunkelbraunen Augen des Älteren. „Ich...ich hab noch etwas für dich, ein Geschenk. Ich würde es dir auch gerne hier geben.“ Sprachlos hielt sie inne und musterte den jungen Mann vor ihr „Noch ein Geschenk? Aber das ist doch schon voll schön...“, erwiderte sie gleich und zeigte auf den Umschlag. „Wenn du es nicht willst, gut, dann nicht...“, schoss es aus ihm heraus und ging an die Jüngere vorbei. Mimi starrte dem jungen Mann irritiert hinterher, ehe sie begann zu Lächeln. „Natürlich, will ich es haben, ich kann es kaum erwarten.“ Taichi drehte sich zu Mimi um „Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich wirklich, dass du es doch nicht willst...“

 

 

 

Sehnsucht


 

Die Gefühle, die am meisten schmerzen, die Gefühlswallungen, die am meisten quälen, sind diejenigen, die ganz absurd sind - Verlangen nach unmöglichen Dingen, eben weil sie unmöglich sind, Sehnsucht nach dem, was nie gewesen ist, Wunsch nach dem, was gewesen sein könnte, Kummer darüber, nicht ein anderer zu sein, Unzufriedenheit mit der Existenz der Welt. Alle diese Halbtöne des seelischen Bewusstseins schaffen in uns eine schmerzerfüllte Landschaft, einen ewigen Sonnenuntergang...

Fernando Pessoa

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Taichi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Das Quengeln über Hunger, veranlasste die beiden, zunächst in ihrer Beschäftigung inne zu halten. Es hatte keinen Zweck, einen intimen Moment zu genießen, wenn im Hintergrund die Freunde warteten. Im Liberty Island Crown Café, dem bekanntesten Restaurant auf der Liberty Island Insel, wo das Café seinen Namen herhatte, hatte Mimi für sich und ihre Freunde um in Ruhe speisen zu können; einen großen Tisch reserviert. Denn mit so einer großen Anzahl hätten die Freunde sonst niemals einen Tisch bekommen oder säßen alle viel zu weit voneinander entfernt und das wollte die Tachikawa in jedem Falle verhindern. Mimi führte ihre Freunde in einem typisch amerikanischen Diner, die Auswahl der Speisen war kalorienreich und einladend. Die Speisekarte war beeindruckend und die Freunde musterten argwöhnisch was diese zu bieten hatte. Nachdem alle kreuz und quer durcheinandergeredet hatten und zu fast jedem Gericht, die Meinung der Braunhaarigen einholen wollten, gaben sie schließlich die Bestellung auf. Der Kellner wirkte sichtlich überfordert, für die vierzehn Freunde, Getränke und Speisen – in einem mehr oder weniger guten englisch zu verstehen, notierte, was er verstanden hatte und schaffte es aber ohne Komplikationen den Freunden die richtigen Getränke zu bringen.

 

Nach einer halben Stunde brachte der Kellner schließlich allen Freunden ihr Essen, Taichi, Daisuke und Takeru bestellen sich einen typisch `All American Angus Cheeseburger, während Yamato und Koushiro lieber einen Beast Burger genehmigten. Miyako und Ken teilten sich eine große Portion Hot and Spicy Chicken und Sora, Hikari sowie Jou wollten lieber auf Nummer sich gehen und bestellten Pizza, da die Burger wahnsinnig groß waren, selbst für Yuri gab es einen Veggie Burger, den sie gerne ausprobieren wollte. Mimi und Mira aßen unterdessen lieber einen Salat, der gemeinsam mit einem Sandwich serviert wurde.

 

Taichi bemerkte die Blicke, die Sora ihm immer wieder zuwarf, aber er schaffte es einfach nicht diese Blicke irgendwie zu erwidern oder auch nur standzuhalten. Zumal ihm auch die Blicke seines besten Freundes unglaublich nervten. Er konnte doch überhaupt nichts dafür, dass die Beiden es nicht hinbekommen hatten. Er musste unbedingt ein Gespräch mit dem Blonden suchen, denn die Freundschaft zu ihm, war ihm zu wichtig und wenn etwas zwischen ihm und Sora geschehen war, wollte er, dass Yamato es lieber von ihm erfuhr, als von dritten.

 

„Oh Man, ich glaube ich habe noch einen so guten Bürger gegessen“, schwärmte der braunhaarige Igelkopf, während er sich mit seinem Handrücken über den Mund fuhr, um Essensreste abzuwischen. Tadelnd hielt ihm seine Freundin, die neben ihm saß, einer Serviette vor. Eingeschnappt nahm er diese entgegen und zeigte demonstrativ, dass er sehr wohl in der Lage war mit einem Taschentuch seinen Mund zu säubern. „Wirklich beeindruckend, Alter...!“, lachte der ältere Yagami, der das Schauspiel seiner jüngeren Freunde amüsiert beobachtete und gerade dabei war, seine Hände an seinen Hinterkopf abzulegen. „Aber er hat recht, das Essen hier ist wirklich unglaublich lecker“, strahle Miyako die sich genüsslich die Sauce von den Fingern ableckte. „Hmmm...ist es...“, schmatze Takeru zustimmend, während er die letzten Bisse seines Burgers runterschluckte. „Ich gebe mich geschlagen“, seufzte Koushiro, der seinen Bürger von sich weg und zur Mitte des Tisches schob. Gleichzeitig schauten Taichi und Daisuke nachdem Burger und als Taichi gerade Anstalten machen wollten sich dem Bürger zu nähern, hatte Daisuke diesen auch schon verschlungen. „Unglaublich, du Vielfraß hättest ja wenigstens fragen können, ob noch ein andere was möchte!“ beschwerte sich der Ältere. „Also wirklich Daisuke-kun“, jammerte auch Mira und sah ihn erneut strafend an, der wirkte gänzlich überfordert. „Was? Von dem bisschen werde ich niemals satt und dein komischer Salat sättigt mich auch nicht...“ Die Cousine von Mimi seufzte nur theatralisch und hielt sich eine Hand an ihre Stirn. „Wie soll ich diesen Jungen nur jemals satt bekommen?“, fragte sie mehr zu sich selbst. Alle Freunde lachten und Hikari legte nur mitfühlend eine Hand auf die Schulter der Kleineren. „Na ja... du könntest ihn immer noch zum selber kochen zwingen, dann hat sich das mit dem essen nämlich ganz schnell erledigt.“, erwiderte die Braunhaarige und streckte ihren Klassenkameraden die Zunge aus. „Tzz, ihr könnt mich alle Mal.“

 

Mimi entschuldigte sich kurz bei ihren Freunden, da sie die Toilette aufsuchen wollte. Taichi nutzte die Gunst der Stunde um die Tachikawa auf dem Rückweg abzufangen. Irritiert sah die Jüngere zu dem Yagami auf. „Ich...ich habe doch noch ein Geschenk für dich...“, stammelte der Brünette etwas unbeholfen. Mimi schenkte ihm ein freches Lächeln. „Ich bin bereit, Yagami.“, stichelte sie und hielt ihre Hand auf. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich auf einem Flur zwischen den Toiletten beschenke…“, entgegnete der Ältere fast schon beleidigend. Mimi schüttelte belustigt ihren Kopf „Nein, so verrückt bist du nicht...“, Taichi rollte nur mit seinen Augen, wand sich dann wieder der Jüngeren zu und führte sie auf dem Restaurant raus.

 

Taichi und Mimi liefen schweigend an der Plattform auf dem die Freiheitsstatue stand, entlang. Es war lange her, dass die Beiden nur etwas zu zweit gemacht hatten und unter sich waren. Es war genau genommen ganze vier Jahre her und Taichi wollte den Moment genießen. Er wusste, dass alles kompliziert zwischen ihnen war und dann die Tatsache, dass er sich nach wie vor nicht an die vergangene Nacht erinnern konnte -  schaffte ihn ungemein. Er konnte sich zum Verrecken nicht vorstellen, dass zwischen ihm und der Rothaarigen mehr gelaufen war, er hatte einen kompletten Filmriss, dabei war er sich so sicher, gar nicht so viel getrunken zu haben. Er zuckte kurz zusammen, als er daran dachte, dass Mimi die Nacht mit Koushiro zusammen war und dass sie sich erneut nähergekommen waren. Wütend biss er die Zähne aufeinander und schloss seine Augen, dies blieb auch der Jüngeren nicht verborgen und taktvoll hielt sie den jungen Mann zurück, damit er nicht weiterging. Unsicher besah er die Jüngere „Freust du dich schon auf Japan?“, fragte er nach. Mimi nickte eifrig „Na und ob, alleine auf das Studium freue ich mich riesig und ich freue ich mich auf euch alle und am meisten auf...“, traute sich die angehende Modestudentin nicht ihren Satz zu Ende zu sprechen, während sich ein roter Filter um ihre Nase zog. Taichi grinste sie wissend an. „Freust du dich auf mich?“, fragte er ganz unverblümt nach. „Bilde dir nicht ein, Yagami!“, erwiderte sie schnippisch, drehte sich aber etwas von ihm weg, damit er ihr mittlerweile komplett eingefärbtes rotes Gesicht nicht sah. Mimi hielt sich an dem Geländer fest und blickte auf das Meer um sich zur Ruhe zu besinnen. Taichi stellte sich grinsend hinter die junge Frau und führte innerlich einen halben Freudentanz auf. Er reichte Mimi sein Geschenk und hielt es ihr vor die Nase. Nun sah sie nichts Anderes als das selbst eingepackte Geschenk des Yagamis, während im Hintergrund das Meer gänzlich verblasste.

 

Aufgeregt nahm sie das Geschenk entgegen und hielt es in ihren beiden Händen. „Na los, mach es schon auf...“, forderte er die Tachikawa nervenerprobt auf. Ein Lächeln zierte das Gesicht der Brünetten, während sie die Tesafilmreste abpiddelte und vorsichtig das Papier abstreifte. Ihr Herzschlag setzte für ein paar Sekunden aus, als sie auf das eingerahmte Bild schaute. Dieses Bild zeigte sie zwei – vor vielen Jahren, an einem besonderen Tag. Auf dem Bild war auch Mietzi zu sehen, mit denen sie den halben Nachmittag gespielt hatten. Wie in Trance schloss die junge Frau ihre Augen und dachte an diesen unvergesslichen Tag zurück....

 

Lachend ließen sich auf dem Fußboden des Zimmers von dem jungen Yagami nieder und spielten mit der kleinen Katze, die doch mittlerweile gar nicht mehr so klein war. Ganz im Gegenteil, Mietzi hatte sich großartig in den letzten Jahren entwickelt. Ihr Fell war schon lange nicht mehr verwahrlost, es glänzte in voller Pracht. Er hielt sein Versprechen, immer wenn das Mädchen die Sehnsucht verspürte, das kleine Tier zu besuchen, mit ihr zu kuscheln, mit ihr zu spielen, konnte sie die Katze besuchen, immer war der Junge dabei und schon bald bildete sich ein Ritual, das dazu führte, dass das Mädchen wöchentlich vorbeikam. Mimi zählte schon immer die Tage und Stunden bis sie endlich wieder die Katze sehen konnte, doch schon bald bemerkte sie, dass es ihr weniger um die Katze, als vielmehr um sein Herrchen ging, der sie immer mit einem flapsigen Spruch und einem strahlenden Lächeln begrüßte. Die Umgebung und natürlich die Liebe, die das Tier von den Familienmitgliedern der Yagamis erhielt, zeigte wie wohl sich die Katze fühlte, aber dies wunderte das Mädchen in keinster Weise, hätte sie doch auch ohne mit der Wimper zu zucken, ihr zu Hause aufgegeben um ebenfalls bei den Yagamis einzuziehen. Hier würde sie sich auch Pudelwohl fühlen - das war ihr klar.

 

Noch immer tummelten sie auf dem Fußboden des Kinderzimmers herum, das Mietzi schon lange die Flucht ergriffen hatte, war den Beiden gar nicht klar, da sie viel mehr damit beschäftigt waren sich gegenseitig zu kitzeln und zu necken, anstatt auf die Bedürfnisse der Katze einzugehen. Beleidigt fuhr diese dann ab, als die Beiden im Gerangel miteinander alles um sich herum vergessen hatten. Noch immer kämpften sie freundschaftlich miteinander, als die Brünette sich mit all ihrer Kraft auf den Älteren stürzte um ihn unter sich zu vergraben, dieser lachte über diesen banalen Versuch, ihn zu `besiegen`, konterte indem er nach ihren Beinen griff und diese dann umfiel, noch ehe das Mädchen sich hätte wieder aufraffen können, legte sich der Braunhaarige amüsiert auf das Mädchen.

 

Das Lachen brach abrupt ab, als sie sich schwer atmend in die Augen sahen. Er nahm ihre Hände, legte diese über ihren Kopf ab, während er anschließend mit seiner Hand sanft um Mimis Gesicht fuhr und mit seinem Daumen über ihre Lippen strich. Ein angenehmer Schauer legte sich um die komplette Haut des Mädchens, ehe sie sah wie der Braunhaarige seinen Augen schloss und seine Lippen auf ihre legte.

 

Sie küssten sich, es war ihr erster Kuss, es war sein erster Kuss. Der erste richtige Kuss, als hätten sie nie etwas Anderes getan, fuhr er sanft mit seiner Zunge an ihrer Lippe entlang, erst die obere, dann die untere, dann knabberte er etwas mit seinen Zähnen und saugte sich an ihrer Unterlippe fest, während er spielerisch mit seiner Zunge in ihren Mund eindrang, zärtlich umkreiste er ihre Zunge, die sich seiner anschmiegte und leicht neckisch erwiderte. Nach einigen Minuten lösten sie sich schwer atmend voneinander, öffneten ihre Augen und lächelten sich gegenseitig an.

 

Ihr Gesicht mitten im Raum, liegend auf seinem Fußboden, war das der perfekte Moment, es war ihre beste Zeit, in denen sie meistens nur zu zweit waren, keiner störte sie, keine stellte sich dazwischen, keiner drängte sie auseinander. Es gab nur sie und das war alles was sie brauchten, dies war ihr Augenblick und den würde ihnen auch keiner mehr nehmen...

 

Die Finger taub und mit brennenden Augen besah die junge Frau das Foto, dass sie zitternd in ihren beiden Händen hielt, als plötzlich seine Hände ihre fanden. „Ich dachte, du würdest dich freuen...“, flüsterte der junge Mann in ihr Ohr. Sie seufzte und nickte, während sie beide den Bilderrahmen umfassten und das Foto darin ansahen. „Danke“, hauchte die Jüngere tief bewegt. „Nicht dafür, es ist ja nur ein Foto.“ Die junge Frau drehte sich mit Glanz in ihren Augen zu dem Älteren herum. „Es ist so viel mehr, als nur ein Foto für mich, zu dieser Zeit teilten wir uns alles, unseren Discman, das erste Bier und den Frust. Es gab nur dich und mich und es war die schönste Zeit...“ sprach sie mit zittriger Stimme aus. „Es war auch meine schönste Zeit, Mimi-chan“, stimmte auch der Braunhaarige zu. „Manchmal wünschte ich, wir könnten einfach dahin zurück, einfach in das Bild eintauchen und für immer in diesem Bilderrahmen bleiben.“ „Aber kein Augenblick, kein Moment lässt sich je wiederholen und was hätten wir davon? Würdest du irgendwas rückgängig machen?“, fragte der junge Mann bei ihr nach. „Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich selten so glücklich war“ antwortete sie ehrlich und schenkte ihm ein hinreißendes Lächeln, jenes Lächeln, dass sein Herz doppelt so schnell schlagen ließ. Er beugte sich etwas zu der Jüngeren runter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Bah, was sollte das denn?“ hakte die Kleinere nach, als sie sich schmollend die Stelle abwischte, die der junge Mann mit seinen Lippen berührte „Hey, spielst du gerade auf unsere erste Begegnung mit Mietzi an?“ hoffte der junge Mann, das es sein Mädchen nicht wirklich schlimm fand, dass er sie küsste, wenn es auch nur auf die Wange war. Diese lachte laut und streckte ihm die Zunge aus – wie damals. „Du bist unmöglich, Tachikawa...“

 

Noch eine Zeitlang standen sie so beieinander, während der junge Mann vorschlug wieder ins Restaurant zurückzugehen. Mimi brauchte aber noch einen Moment für sich bat den Älteren schon mal vorzugehen. Taichi ging ohne Mimi ins Restaurant zurück, während er sich noch einmal umdrehte, sie anlächelte und er schließlich aus ihrem Blickfeld verschwand.

 

Und ihr wurde klar, dass dies ihr schönster Tag war, den sie bisher erleben durfte...

 

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Mimi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Noch immer wirkte Mimi gar ein wenig überrumpelt von dem Geschenk des Brünetten. Mit einem verliebten Lächeln sah sie zu dem kleinen Bilderrahmen. Zaghaft fuhr sie mit dem Zeigefinger die Konturen des kleinen Yagamis nach. Ein angenehmes Kribbeln durchfuhr ihren Körper, kurz bevor sie das Bild in ihrer Handtasche verschwinden ließ. Ein schöneres Geschenk hätte er ihr gar nicht machen können. Es weckte nicht nur Erinnerungen, es weckte auch unterdrückte Empfindungen in ihr aus. Die Tachikawa drehte sich wieder an die Brüstung.

 

Gedankenverloren lehnte sich Mimi an das Geländer der Plattform, welche die Freiheitsstatue umgab. Mit einem trübseligen Blick in den Augen sah sie auf das Schlagen der Wellen, die gegen die zahlreichen Fähren und Felsen entlang der Küste von der Liberty Island schlugen. Sie hatte sich von ihren Freunden etwas abgeseilt, um einen Moment die vergangenen Geschehnisse Revue passieren zu lassen. Wann hatte sie entschieden, dieses wunderbare Fleckchen Erde zu verlassen? New York, Amerika. Das alles war wirklich ein Erlebnis wert. Hier verbrachte man keinen Tag, keine Nacht, ohne etwas Außergewöhnliches und Unvergessliches zu erleben. Hier hatte sie viele Menschen kennen gelernt, neue Freunde an sich herangelassen und viele Moment gesammelt. Aber es wogen die negativen, traurigen und einsamen Momente weitaus schwerer, als die Positiven. Mit ihren Freunden hatte sie kaum Zeit gefunden, auch wirklich etwas zu unternehmen. Stets war es ihre Pflicht – als Tochter des Chefs – in der Firma präsent zu sein und als Vorzeigetochter parat zu stehen. Zu Beginn hatte es sie mit Stolz erfüllt, ihren Vater so zu sehen. Er schwärmte stets von ihr und predigte allen Azubis, sich ein Beispiel an ihr zu nehmen. Doch mit jedem ausgesprochenen Wort wuchs auch der immense Druck, der sich auf sie ausübte.

 

Die würde Amerika vermissen. Soviel stand fest. Doch nicht so sehr, wie sie die anderen Digiritter vermisste. Auch wenn es nicht leicht werden würde, hatte sie keinen Moment mit ihrer Entscheidung gehadert. Prinzipiell hatte sie es davon abhängig gemacht, ob sie eine Zusage von der Mode Gakuen bekommen hätte oder nicht. Denn nur damit hatte sie auch was in der Hand. Für ihren Traum nahm sie wirklich viel in Kauf. Schließlich hatte sie in Amerika alles, was sich ein Mädchen in ihrem Alter wünschte. In Japan konnte sie nicht auf die Unterstützung ihrer Eltern hoffen. Denn diese verfolgten gänzlich andere Pläne für ihre Tochter. Pläne, denen sie weder gerecht werden wollte, noch konnte.

 

Sie zuckte gar ein wenig zusammen, als sie Schritt hinter sich wahrnahm. Überrascht sah sie in die warmen Augen Koushiros, der sich neben ihr an das Geländer lehnte. „Warum stehst du hier so alleine?“, fragte er direkt und musterte Mimi kritisch. Diese lächelte nur schwach. „Ich wollte ein wenig nachdenken“, gestand sie. Koushiro nickte nur und sah sich die unglaubliche Aussicht an. New York war eine wirklich abenteuerliche Stadt. Hier konnte man sicher unglaublich viel erleben.

 

„Bist du dir eigentlich sicher, dass du das machen möchtest?“, fragte er mit ruhiger Stimme. Verwundert sah die Tachikawa auf. „Was meinst du?“ „Nicht, dass ich mich nicht freue, dich wieder in Japan und somit in meiner Nähe zu haben. Aber wie stellst du dir das vor? Deine Eltern werden dich wohl kaum unterstützen. Irgendwie müssen ja Studiengebühren und Lebenserhaltungskosten getragen werden.“ Die Trägerin der Reinheit musste grinsen. Koushiro hatte sich kein Stück verändert. Noch immer war er der rational denkende Wissende. „Ja, das weiß ich.“ Wieder sah sie zu der Skyline von New York. „Ich kann am Anfang bei meinen Großeltern unterkommen. Ein Freund der Familie hat mir zudem angeboten in seinem Café auszuhelfen. Ich weiß, ein Nebenjob wird wohl kaum die Kosten decken können, aber dann such ich mir eben noch einen“, erklärte sie mit ihrer naiven Art. Ihr Exfreund verzog das Gesicht. „Und wann willst du für die Schule lernen?“, fragte er mit ernsten Ton. „Findest du nicht, dass das etwas naiv ist? So funktioniert das nicht. Du wirst dich noch zu Tote schuften!“, erläuterte der Rothaarige verbissen. Überrascht sah sie ihn an. „Willst du nicht, dass ich mit zurückkomme?“, fragte sie nun traurig. Schockiert erwiderte Koushiro ihren Blick. Schnell schüttelte er den Kopf. „Bist du bescheuert? Natürlich will ich, dass du zurück mit uns kommst. Aber ich will nicht, dass du dafür alles aufgibst, was du dir hier aufgebaut hast.“ Mimi senkte den Blick. „Nichts davon, habe ich mir selbst aufgebaut. Ich war immer nur das verwöhnte Prinzesschen von Mami und Papi… habe mich auf ihren Lorbeeren ausgeruht und musste mich kaum um etwas kümmern. Das einzige, was ich musste, war zu funktionieren, vorbildlich agieren, am besten den Mann heiraten, den sie sich für mich vorstellen und möglichst bald die Firma übernehmen und repräsentieren…“ Wieder sah zu du den aufgeregten Wellen. „Aber das alles bin ich nicht. Ich will keine Firma leiten und nicht nach der Nase von anderen tanzen. Auch wenn es eine Herausforderung ist, möchte ich mir etwas Eigenes aufbauen. Egal, wie schwer es wird, schlimmer als bisher kann es nicht werden. Es ist nur eben das andere Extrem von dem, was ich bisher lebe…!“, erklärte sie aufrichtig und zauberte einen beeindruckten Ausdruck in die Mimik ihres Freundes.

Mit ihrem typischen Lächeln machte sie ein Hohlkreuz und streckte sich einmal ausgiebig, kurz bevor sie Izzy ansah. „Außerdem bin ich doch nicht alleine in Japan. Ihr seid doch alle auch da und ich bin mir sicher, dass ihr mich unterstützen werdet!“, lachte sie munter. Nun konnte selbst Koushiro ein Lächeln nicht vermeiden. „Du bist wirklich eine unverbesserliche Optimistin!“, gab er bekannt und nahm ihr Handgelenk. Schneller als sie schauen konnte, trug sie folgend ein Armkettchen an diesem. Verwundert sah sie zwischen dem Schmuckstück und den Augen von Koushiro hin und her. „Womit hab‘ ich das denn verdient?“, fragte die neugierig und sah das Armband an. Es war in einem zarten Rosé-Ton gehalten und besaß einen kleinen Anhänger, der die Form einer Blume hatte. Auf dieser tummelten sich fein verzierte blauviolett schimmernde Applikationen. „Noch ein zusätzliches Geburtstagsgeschenk“, erwiderte er stolz. „Und das, obwohl ihr mir schon ein so tolles Geschenk gemacht habt.“ „Nur ist das eben von mir.“

 

Mimi hob ihren Arm an und musterte die filigran hergestellte Blütenform des Anhängers. „Ist das eine Kornblume?“, fragte sie neugierig. Koushiro musste lachen. „Hätte mich auch gewundert, wenn du sie nicht erkennst!“ Er nickte. „Wow, das ist wirklich wunderschön!“ „Ich dachte mir schon, dass sie dir gefallen würde. Naja… sie soll dir einfach auch sagen, dass ich immer für dich da bin.“, gestand der Ältere verlegen. „Wow… ich wusste gar nicht, dass du auch eine romantische Seite an dir hast.“, kicherte die junge Frau und musterte noch immer das Geschenk, welches sich perfekt um das schmale Handgelenk der Tachikawa schmiegte. Der Angesprochene schnaubte nur. „Mhm…naja…vielleicht mehr noch, weil da noch eine andere Bedeutung ist“, flüsterte er verlegen und ein roter Filter legte sich auf seine Wangen. Mimi sah von ihrer Musterung auf und ihn interessiert an. „Na los. Spuck es schon aus!“, forderte sie ihn auf.

 

Verlegen ließ Koushiro seine Hände in den Hosentaschen verschwinden. Er wich gekonnt ihrem Blick aus und sah in den Horizont.

 

„Ich gebe die Hoffnung nicht auf…“

 

Augenblicklich weiteten sich die Augen der Angesprochenen und ihr Herz schlug einmal mehr gegen ihre Brust. Sie wusste ganz genau, was er mit diesen Worten meinte und musste schlucken. Im Moment hatten sich so viele Probleme, damit verbundene Empfindungen in ihrem Leben gesammelt, dass sie gar nicht wusste, wo ihr der Kopf stand. Die Trennung von Michael, der gigantische Bruch zu ihren Eltern, das Wiedersehen mit ihren Freunden, Taichi, Koushiro – ihr Exfreund. Sie wusste gar nicht, wo ihr der Kopf stand oder was sie wirklich wollte. Genauso wenig konnte sie sagen, welche Empfindungen sie noch für Koushiro hegte. Natürlich liebte sie ihn. Doch reichte das schon aus, um ihn irgendwelche Hoffnungen zu machen? Er war ihr wahnsinnig wichtig, zu wichtig, um ihn noch einmal mehr zu verletzten. Bis heute wusste sie einfach nicht, was sie wirklich empfand, wie sie es definieren sollte.

 

„Koushiro, i-ich…“, stotterte sie unsicher. Koushiro legte einen Finger auf ihre Lippen. „Du hast da glaub ich etwas falsch verstanden…“, begann er und legte seine Hand auf ihren Hinterkopf, um sie näher an sich zu drücken. Ihre Wangen färbten sich rot und ihre Augen waren noch immer etwas geweitet. Ihr Herz schlug in dreifacher Geschwindigkeit, als sie seinem folgenden Worten lauschte. „Man kann für viele Dinge Hoffnung haben.“ Er lächelte sie an, als er sie ein Stück von sich wegdrückte und sie ansah. „Zunächst einmal hat sich zumindest mal meine Hoffnung bestätigt, dich wieder an meiner Seite zu wissen…“ Er schloss einen Moment die Augen. „Das reicht mir zunächst. Um alles andere kann man sich auch noch später kümmern.“, erklärte er aufrichtig.

 

In ihrem Inneren überschlugen sich die Emotionen, als Koushiro sanft und zärtlich seine Lippen an ihre Stirn legte und ihr einen Kuss auf diese gab. Danach schenkte er ihr noch ein herzliches Lächeln, kurz bevor er sich wieder zurück in das Café aufmachte, wo sich die anderen tummelten. Mimi starrte ihm noch eine ganze Zeit nach, wirkte sehnsüchtig und fast schon traurig. Sie wusste, dass sie ihn einst das Herz gebrochen hatte. Die beiden waren ein Paar, waren glücklich und stets ehrlich zueinander gewesen. Der Umzug hatte alles kaputt gemacht. Doch nicht nur das. Auch fremde Gefühle hatten sich in ihr Herz gebannt, die sie unmöglich ignorieren konnte. Damals wie heute nicht. Um ehrlich zu sein, waren diese Gefühle bereits vorher präsent gewesen. Mimi hatte nicht einmal das Bedürfnis verspürt, diese zu ignorieren. Nein, sie hatten sie glücklich gemacht. Mit jedem Augenblick, den sie mit besagter Person verbringen durfte.

 

Traurig sah sie zu dem wunderschönen Schmuckstück an ihrem Arm. Wenn sie ehrlich war, hatte sie nie die immensen Gefühle seinerseits erwidern können. Sie war sich sicher, dass auch Koushiro das wusste. Dass ihm bewusst war, dass ihr Herz schon lange für Jemand anderen schlug. Trotzdem war er damals die Beziehung mit ihr eingegangen. Koushiro war ihr erster richtiger Freund und dementsprechend hatte er sie auch behandelt. Einfühlsam, liebevoll, auf Händen tragend. So, wie es ein Mädchen wie Mimi immer wollte. Doch das intensive Gefühl der „richtigen“ Liebe blieb aus. Mimi wusste, dass auch das der ursprüngliche Grund für ihre Trennung war. Denn die wahre Liebe hätte jede Entfernung überwunden. Traurig presste sie die Lippen aufeinander. So sehr wünschte sie sich, Koushiro glücklich machen zu können. Viel mehr noch wünschte sie sich, ihn wirklich zu lieben und mit allem, was dazugehörte seine Freundin zu werden. Doch die Empfindungen blieben aus. Es gab für sie keine Möglichkeit, sich dazu zu zwingen. Denn Koushiro war wohl der einzige Mensch, der sie wirklich kannte. Der sie in- und auswendig kannte. Er würde jedes gespielte Gefühl noch vor jedem anderen entlarven. Und es würde ihm noch mehr das Herz brechen, als die unerwiderten Gefühle zu ihr.

 

Noch eine ganze Weile fixierte sie das grazile Schmuckstück an ihrem Handgelenk. Der junge Mann hatte sich wirklich Gedanken um das Geschenk gemacht. Die Message dahinter war jedoch klar. Trotzdem musste sie leicht schmunzeln. Irgendwie glaubte sie nicht, dass der Rothaarige niemals sein Glück finden würde. Eines Tages würde der Tag kommen, an dem er auch glücklich sein würde. Mimi war einfach froh, die Rolle seiner besten Freundin behalten zu haben. Er war immer so verständnisvoll. Sie würde immer für ihn da und an seiner Seite sein. Denn das gehörte sich schließlich für eine beste Freundin.

 

Und wer wusste schon, was die Zukunft brachte? Gefühle änderten sich wie das Wetter. Einmal war es heiter Sonnenschein und im nächsten Moment tobte ein Sturm.

Verzweifelte Liebe


 

Man sagt, die Liebe sei blind; allein in den meisten Fällen schließt sie freiwillig die Augen, denn sie weiß, daß sie an der Erkenntnis sterben müßte, und gegen die Vernichtung kämpft sie verzweifelter noch als das Leben.

Eugenie Marlitt

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Sora*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

„Sora-chan, können wir reden?“, erklang eine Stimme an das Ohr der Rothaarigen. Sora hatte sich auf dem Sofa des Gemeinschaftsraumes bequem gemacht und war gedankenversunken in einer bekannten Modezeitschrift versunken. Natürlich schreckte sie förmlich hoch, als sie die Stimme von Taichi vernahm und sich dieser zu ihr setzte. Überrascht musterte sie sein Gesicht. Unsicherheit machte sich in ihr breit. Wenn sie an ihre Lüge zurückdachte bekam selbst sie ein schlechtes Gewissen. Sie war nur froh, dass die Tabletten keinerlei weitere Nebenwirkungen hatten. Nachwirkungen würden jedoch ihre eigenen Lügen mit sich ziehen. Das sah sie ihm an. Er hatte ein schlechtes Gewissen, er fühlte sich nicht wohl. Für ihn war es ein Fehler. Ein Fehler, den er nicht einmal begangen hatte. Sie hatte nur erfunden, dass die beiden miteinander geschlafen hatten. Eine Lüge, die sie ohne weiteres nicht zurückziehen konnte.

 

„Klar, was möchtest du denn?“, fragte sie mit einfühlsamer Stimme und legte die Zeitschrift zur Seite. Der Brünette hatte seine Finger in ineinander verhakt, während er seine Ellenbogen auf seinen Knien abstützt und leicht vorgebeugt auf dem Sofa saß. „Wegen dieser Nacht…Sora…ich…“ Sora seufze. „Willst du mir jetzt sagen, dass es ein Fehler war?“, fragte sie gerade aus. Erschrocken sah ihr bester Freund die Alterte an. Sie zuckte nur mit den Schultern. „Man muss kein Hellseher sein, um zu sehen, was du fühlst…“, sagte sie traurig. Taichi fuhr sich durch die braune Wuschelmähne. Sein Blick ging starr gen Boden. Irgendwie schien er sich nicht zu trauen, sie anzusehen. Das wiederum verletzte sie viel mehr als die Tatsache an sich.

„Hör zu: Sora, ich kann mich kaum an etwas erinnern. Du bist mir wahnsinnig wichtig, aber es sind nicht diese Art Gefühle, dich ich für di…“ Doch Sora legte ihre Finger an seine Lippen. Mit einem intensiven Blick sah sie in die dunkelbraunen Augen ihres Gegenübers. „Was würdest du sagen, wenn es für mich kein Fehler war?“, fragte sie nun ganz direkt und die Augen des Yagami wurden größer und größer. „W-Was…?“, fragte er nur mit erstickter Stimme, nachdem Sora ihre Hand wieder sinken gelassen hatte. Ihre Finger krallten sich in das Polster der Couch, während sie ihre eigenen Füße betrachtete. „Wie meinst du das? Willst du damit sagen, dass…“ Er traute sich nicht, weiterzusprechen. Der Schmerz in Soras Brust wurde nach und nach immer stärker. Doch nicht nur das. Auch unabdingbare Wut sammelte sich in ihrem Bauch. Wie konnte man nur ein solcher Nullchecker sein? Sie machte ihn doch schon seit Wochen Avancen und er beachtete sie kaum. Frustrierender ging es doch gar nicht. Zumal auch noch diesen Blick hinzukamen, die sie sich immer von ihm gewünscht hatte… Blicke, die sie jedoch nicht bekam…, sondern ihre beste Freundin.

 

„Wahrscheinlich… Aber das ist wohl unerwidert?“, flüsterte die Rothaarige traurig. Sie sah ihn mit einem leichten Lächeln an. Sora sah fast keinen anderen Ausweg. Natürlich wusste sie, dass sein Herz für eine andere junge Frau schlug. Trotzdem wollte sie ihn nicht einfach aufgeben. Zumal Mimi ihn schon einmal abgewiesen hatte. Wer wusste schon, ob sie das nicht nochmal machen würde? Schließlich waren die Blicke zwischen ihr und Koushiro offensichtlich. Das Problem daran war nur, dass auch Taichi diese Blicke zugeworfen bekam. Verdammt. Nicht einmal Sora wusste, woran Taichi bei der Tachikawa dran war. Aber es war ihr ganz egal. Sie hatte genug, immer Rücksicht auf andere und dafür auf sich selbst zu verzichten. „Sora… ich kann das nicht… du weißt doch, dass ich…“ „Nein! Das will ich nicht hören! Wie naiv bist du eigentlich?! Es ist doch offensichtlich, dass sie nicht auf dich steht!“, fluchte Sora nun. Natürlich nach wie vor in einer gedämpften Lautstärke. Schließlich waren sie nicht alleine. Wobei lediglich Daisuke, Ken, Miyako und Mira anwesend waren. Diese vergnügten sich nämlich lautstark am Tisch, während sie ein heißes Duell beim „Mensch ärgere dich nicht!“ ausfochten.

 

Ihr Blick wurde gar ein wenig glasig. Wozu trieb er sie nur? Sie log, betrog ohne große darüber nachzudenken. Alles, nur um ihr Ziel zu erreichen. Nur um sein Herz zu gewinnen. Noch immer fragte sie sich, ob ihr das überhaupt gelingen konnte. Doch jetzt war sie schon einen gravierenden Schritt gegangen, nun konnte sie nicht einfach aufgeben.

Taichi verzog das Gesicht verletzt und wich ihrem Blick aus. Sie ertrug es nicht, ihn leiden zu sehen. Seit Jahren trauerte er seiner verflossenen Liebe hinterher. Seit Jahren ließ er niemanden mehr in die Nähe seines Herzens. Es wurde wirklich Zeit, dass er einen Schritt vorwärtsging, anstatt unaufhörlich zurückzublicken. „Es tut mir leid… ich wollte dich nicht so anfahren…“, entschuldigte sie sich. Taichi atmete einmal tief ein und aus. „Schon okay. Vielleicht hast du sogar Recht. Aber ich habe nicht vor aufzugeben.“, sagte er nun ganz direkt. Sora sah ihn an. Leicht lächelte sie. „Das ist es, was ich so sehr an dir mag…“, gestand sie. „Sora, ich wollte dir nie weh tun…“, erklärte der Yagami schuldbewusst und legte eine Hand auf die ihre. „Aber…“ „Lass es. Es ist okay. Aber eines möchte ich noch gesagt haben…“, begann sie. Die junge Frau erhob sich von der Couch und streckte sich einmal. „Gefühle ändern sich. Ich werde nicht einfach so aufgeben.“, sagte sie selbst bewusst. Noch ehe, Taichi etwas dazu sagen konnte, machte sich die Rothaarige auf den Weg, den Raum zu verlassen. Ein bisschen Trübsal in ihrem Zimmer zu vergießen würde ihr ganz gut kommen…

 

Doch kam sie nicht weit. Im nächsten Moment rasselte eine aufgeweckte, kleine Persönlichkeit in sie hinein. „Hah! Dich hab ich gesucht!“, flötete Mimi fröhlich und fixierte mit ihren goldbraunen Augen die Takenouchi. Diese wich erschrocken zurück und sah ihre Freundin misstrauisch an. „Warum hast du mich denn gesucht?“, fragte sie. Die strahlenden und hoch motivierten Augen ließen kein gutes Gefühl in der Älteren zu. „Mädelsabend! Nur wir beiden! Hier gibt es einen angesagten Club und ich bin dafür, dass wir beide mal wieder ausgelassen feiern gehen!“, kam es enthusiastisch von der Jüngeren. Sora hob nur misstrauisch die Augenbrauen. „Muss das sein?“ „Ja, das muss es!“, sprach Mimi ernst aus und stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Außerdem bekommt man nicht jeden Tag die Gelegenheit, das Nachtleben in New York betrachten zu können!“ „Oh ja!!! Ich will auch mitkommen!“, kriech dann auch Miyako auf, die in ihrer Aufregung alle Figuren vom Spielfeld räumte. Mimi zwinkerte. „Tut mir leid, nur für Volljährige!“, erklärte sie mit einem Grinsen. „Och Mensch… das ist unfair…“, murrte die Violetthaarige. Mira lächelte entspannt. „Mach dir nichts draus. Die Bar hier in der Lobby hat doch auch eine hervorragende Auswahl!“, grinste sie.

 

„Ihr wollt alleine, in New York, weggehen?“, erklang hinter Mimi die männliche Stimme von Yamato. Er stand hinter Mimi und sah auf die beiden jungen Frauen hinab. Sora musterte er dabei argwöhnisch, die ihren Blick abwand. Sie selbst bemerkte das Unbehagen in ihrem Inneren. Irgendwie fühlte sie sich nicht besonders wohl dabei, mit Mimi alleine wegzugehen. Vielleicht befürchtete sie einfach, unangenehme Wahrheiten zu erfahren, die im Zusammenhang zu Taichi standen. Die Trägerin der Liebe war nun wirklich nicht scharf darauf, zu erfahren, dass Mimi vielleicht doch noch etwas für Taichi empfand. „Komm doch mit uns!“, schoss es dann Sora einfach über die Lippen. „Was?!“, fragte Mimi mit hoher Stimme. „Aber wir wollten doch einen Mädelsabend machen!“, schmollte Mimi und plusterte ihre Wangen auf. Sora lächelte nur schwach. „Das können wir in Japan noch ganz oft machen! Aber hier in New York ist es doch in der Gruppe viel lustiger!“, lachte Sora munter. Mimi schnaubte nur beleidigt, stimmte dann aber trotzdem zu. „Könnte lustig werden!“, erklang dann auch die Stimme von Taichi. Diese Chance durfte er sich nicht entgehen lassen. Schließlich wollte er noch dringend mit seinem besten Freund sprechen. „Meint ihr, Koushiro-kun hat auch Lust? Joe und Yuri brauchen wir womöglich gar nicht erst fragen“, dachte Sora laut nach. Mimi seufze. Wo war hier nochmal der Mädelsabend? Da hatte Sora ihr aber ordentlich einen Strick gezogen. „Ich glaube nicht. Dem scheint es nicht so gut zu gehen… Er wollte heute lieber im Zimmer bleiben…“, kam die Antwort von Yamato. „Aber ihr fragt ihn nochmal, wenn ihr euch umziehen geht, ja?“ Wissend sah Sora Taichi an, der sich neben sie gesellt hatte. Man sah ihr direkt an, dass sie versuchte ihm zu vermitteln, dass zwischen Koushiro und Mimi noch was war. Taichi jedoch ignorierte die Offensichtlichkeiten geflissentlich. Sora seufze nur. „Na gut. Dann in einer halben Stunde in der Lobby!“, erklang die motivierte Stimme von Mimi, die Sora direkt mit sich zog, um eine Modenshow in ihrem Zimmer zu managen.

 

Die Tachikawa führte sie in die wohl beste Bar in ganz New York City. Im Meat Packing District schaffte es die junge Frau, ihre Begleiter in die angesagte Location namens „Le Bain“ zu schleusen. Dort angekommen wurde die Jüngste der Drei sogar von einigen angesprochen oder begrüßt, was eindeutig darauf schließen ließ, dass sie hier häufiger verkehrte. Sora war gar ein wenig überfordert. Überall tummelten sich Chicy-Micky-Leute und bewegten sich im Takt der Musik. Hier und da hörte man das Poppen einer geöffneten Flasche Champagner und allgemein floss der Alkohol in Strömen. Doch das war nicht einmal das beeindruckende an diesem Club. Durch die umliegende Fensterfront bekamen sie einen unglaublichen Ausblick auf das Lichterspiel New Yorks. Zumal auch die im Boden integrierten Whirlpools die Takenouchi zum Staunen brachte. Auch Yamato wirkte begeistert. Hier und da konnte er nämlich den ein oder anderen Blick auf einen bekannten Musiker richten. „Wow, das ist Wahnsinn, Mimi!“, sagte er beeindruckt. Taichi stimmte dem zu. Dabei fiel Sora aber gleich sein abschätzender Blick auf, welchen er jedem entgegenwarf, der Mimi lüstern ansah. Sora wirkte gar ein wenig traurig. Da war es wieder. Sie war eben nicht wie Mimi. Weder so hübsch, noch so aufgeschlossen. Sie würde niemals so wie sie sein.

 

Doch sie nahm sich vor, diesen Abend zu genießen und sich auszutoben. Keiner von ihnen wusste schließlich, was der Abend noch bringen würde. Mimi selbst ging zum Barkeeper und sprach mit diesem, während sie auf ihre Begleiter deutete. Dass die Tachikawa gerade die kommenden Bezahlungen regelte, war offensichtlich. Als sie zu ihnen zurückschlenderte, trug sie auch ein kleines Tablett mit vier Getränken auf diesen. „Was ist das?“, fragte Sora neugierig, als sie ähnlich wie die anderen Jungs eines der Gläser nahm. Mimi lächelte. „Ein Cosmopolitan“, erwiderte die Jüngere und hob ihr Glas in die Lüfte. „Auf einen ausgelassenen Abend!“, rief sie munter und der Rest der Gruppe stimmte dem ein.

 

Aus einem Cosmopolitan wurden bald mehr. Durch die Großzügigkeit ihres Vaters – wobei er die Rechnung wohl erst nach dem Abflug von Mimi zu Gesicht bekommen würde – schenkte Mimi immer wieder nach. Mittlerweile waren sie zwar alle ein wenig angeheitert, nicht aber betrunken. So locker und ausgelassen wie sie waren, verbrachten Sora und Mimi die meiste Zeit auf der Tanzfläche, während Taichi und Yamato ihre wachenden Augen auf den Mädchen hatten. Sora machte sich mittlerweile auch keine Gedanken mehr, denn jedes Mal, wenn auch Yamato und Taichi mit auf der Tanzfläche waren, tanzte er sie mindestens genauso intensiv an, wie auch Mimi. Von weiten hatte sie gesehen, dass sich Yamato und Taichi zu einem tiefliegenden Gespräch begeben hatten, doch durch Mimi gab es ein jähes Ende. „Mensch! Wir sind hier um Spaß zu haben und nicht um zu quatschen!“, hatte sie die beiden jungen Männer aufgefordert und zugleich auf die Tanzfläche gezogen. Dabei tanzte sie intensiv mit Yamato, während Sora mit Taichi tanzte. Dass sich der Yagami unwohl fühlte und nur missgünstig seinen besten Freund ansah, bemerkte die Takenouchi nicht mehr. Stattdessen gab sie sich nur der Musik hin und der Nähe zu Taichi. Bis sie einen Schritt zu weit ging. Denn schon in den nächsten Sekunden kamen sie sich zu nah. Viel zu nah. Sora sah in die braunen Augen von Taichi, der sichtlich angetrunken war. Er wollte sich gerade abwenden, als sie einfach sein Gesicht packte und ihre Lippen auf seine legte.

 

Mimis Augen weiteten sich in diesem Moment. Der Alkohol ließ die Gefühle überquellen, so dass sie schneller von der Tanzfläche verschwunden war, als Yamato hätte reagieren können. Selbst er stand unter Schock, so dass er gar nicht richtig agieren konnte. Stattdessen starrte er nur zu Sora, die noch immer ihre Lippen auf die von Taichi gebettet hatte. Doch bereits im nächsten Moment packte er Sora am Oberarm und drückte sie von sich. Diese zuckte gar ein wenig zusammen, als sie seinen verständnislosen Blick erhaschen konnte. Zumal sich in ihr die Luft abschnürte, als sie erkannte, wo seine Augen hinwandern. Geradewegs zu dem Platz, auf dem sich zuvor noch Mimi mit rhythmischen Bewegungen befunden hatte. „Ah…Fuck!“, hörte sie ihn nur noch fluchen, kurz bevor er sich an der Rothaarigen vorbeidrängte und sich durch die Menschenmasse drängte. Noch ehe Sora ihm folgen konnte, packte sie Yamato am Arm und zog sie zurück. „Was sollte das?!“, fragte er sie aufgebracht. Wenn sie den Abend versauen wollte, dann hatte sie das nun wirklich geschafft. Wütend, ja fast schon verzweifelt, befreite sich Sora aus seinem Griff. „Lass mich!“, schrie sie ihn gedämpft an und entfernte sich von ihm. Der Blonde wollte ihr folgen, doch kam er nicht weit, als sich eine – durchaus hübsche – Blondine vor ihn stellte.

 

Unterdessen durchsuchte Sora die Räumlichkeiten des Clubs nach ihren beiden verlorenen Freunden. Ihr Herz schlug ihr bis zum Anschlag. Was machte sie hier überhaupt? Wollte sie unbedingt sehen, dass sich die beiden verstritten?!

„Lass mich los, Yagami!“, schrie die aufgebrachte Stimme der Tachikawa durch den Gang. Sora blieb vor einer Ecke stehen, ehe sie aus dem Seitenwinkel ihre Freunde beobachten konnte. „Verdammt. Jetzt halt doch mal ruhig! Es ist alles anders!“, brachte Taichi angestrengt über die Lippen. Sora presste ihre stattdessen zusammen. „Anders? Ihr habt euch geküsst! Wahrscheinlich läuft da noch mehr zwischen euch beiden!!“ Vorwurfsvoll sah Mimi Taichi an, dessen Gesicht reuevoll wirkte. Mimi wich gar ein paar Schritte erschrocken zurück. „Was?! Da läuft tatsächlich was?“ In ihren Augen zeichneten sich Tränchen ab. „Du bist ein Arschloch!“, knurrte die Jüngere, kurz bevor sie wieder wegrennen wollte. Doch Taichi ließ sie nicht gehen. „Da ist nichts! Überhaupt nichts. Zumindest nicht auf dieser emotionalen Ebene!“, versuchte er verzweifelt zu erklären. „Lass mich los…“, bat sie ihn traurig. Doch Taichi rührte sich nicht keinen Zentimeter. „Mimi, bitte…“, flüsterte er. „LASS MICH LOS, VERDAMMT!“, schrie sie im nächsten Moment. Doch ihre traurigen Augen verwandelten sich in blanke Überraschung. Der Yagami agierte schnell, hatte ihre Hände über ihren Kopf an die Wand getaktet und legte zielgerichtet seine Lippen auf die ihren. Aus der Überraschung und anfänglichen Versuchen, sich zu wehren, verwandelte sich ein roter Schimmer auf ihren Wangen. Sora sah sehr deutlich, dass sie den Kuss des Yagami erwiderte, bis sich die Augen der Jüngeren schlossen. Die beiden verschmolzen förmlich ineinander, als Sora schmerzlich den Blick abwand. Tränen zeichneten sich in ihren Augen ab, die nun brennend den Weg über ihre Wangen nach unten suchten.

 

Was hatte sie nur getan? Sie hatte ihn mit ihrer Aktion gezielt in die Arme der Tachikawa getrieben…

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Yamato*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Im angesagten V.I.P Bereich des Le Bain saßen die beiden jungen Herren in einer Lounge und tranken gerade ein Bier, denn die süßlichen Cocktails die Mimi ihnen ständig entgegenstellte war nicht ganz so der Geschmack der jungen Männer. Sie beobachteten noch eine ganze Weile die beiden Frauen, die ausgelassen tanzten und aufpassten, dass ihnen auch ja kein anderer Mann zu nah kam, doch die beiden Damen brauchten keinen Beschützer, denn jedes Mal, wenn ein Mann im Begriff war eine der Freundinnen intimer anzutanzen, agierte die jeweils andere und drehte diese einfach in eine andere Richtung um, während die Männer enttäuscht abzogen.

 

Nach einer Weile fixiere der Braunhaarige seinen besten Freund und ein Bedauern lag in seinem Blick. Der Musiker stellte genervt sein Bier auf dem Tisch ab und sah angespannt zu dem Brünetten herüber. „Na los, spuck es schon aus...“, forderte er seinen besten Freund auf, ihn nicht länger zappeln zu lassen. „Was meinst du?“, fragte er zweifelnd nach „Du hast irgendwas auf dem Herzen, dass sehe ich dir an. Hat es was mit Mimi zu tun?“, hakte er bei seinem besten Freund nach. Der Träger des Mutes seufzte nur resigniert „Alles hat unweigerlich mit Mimi zu tun...“, gab er geknickt zu. „Aber dieses Mal ist es wohl weitaus komplizierter und ich weiß nicht, wenn ich die Worte ausgesprochen habe, ob du mir glaubst...“, sagte der Wuschelkopf aufrichtig und wich dem Blick seines blonden Freundes aus und sah erneut zu den beiden Mädchen, die sich noch freudig den Bässen der Musik hingaben. „Okay...dann hat es wohl mit Sora zu tun...!“, sprach er das Offensichtliche aus. Ungläubig schaute der Braunhaarige zu dem blonden Musiker zurück und ging näher an ihn heran. „W-Wie kommst du auf Sora-chan?“, stotterte er hilflos aus, während er sein Bier ebenfalls auf dem Tisch abstellte.

Der Ältere wusste selbst nicht warum er gleich ihren Namen nannte, denn alleine bei der Vorstellung, dass sein bester Freund und seine Exfreundin – für die er nach wie etwas empfand – etwas miteinander haben oder hatten ließ ihn das Blut in seinen Adern gefrieren. Eine beschissenere Konstellation konnte er sich für sich selbst nicht ausmalen, denn Taichi war für ihn mehr als nur sein bester Freund. Er war Familie!

 

Resigniert zuckte er mit den Schultern. „So eine Vermutung, ich habe schließlich Augen im Kopf“, sprach er direkt aus. „Und was sehen deine Augen?“, stellte er genau so direkt seine Frage. „Ich sehe, wie sie dich ansieht, welche Blicke sie dir zuwerft - die eine eindeutige Sprache sprechen und ich weiß es deshalb so genau, weil sie diese Blicke früher mir zugeworfen hat...“, seufzte er und fuhr sich mit einer Hand durch seine blonden Haare. „Willst du sie denn zurück?“, Wollte er das? Er wusste es selbst nicht, denn wo sollte das auch alles hinführen? Die Musik würde er niemals aufgeben, welche Frau würde sich das gefallen lassen, immer nur an zweiter Reihe zu stehen? „Ich glaube, ich bin nicht dafür gemacht, eine monogame Beziehung mit all den Pflichten die diese mitbringt zu führen, ich bin wohl eher der Einzelgänger, der sich seine Nächte mit verschiedenen Mädchen teilt“, sagte der Rocker mit einem knappen Lächeln auf seinen Lippen. „Das hat allerdings manchmal auch Vorteile...!“, sprach der Blonde weiter und zwinkerte dem Brünetten zu. Dieser rollte nur mit den Augen, verschränkte seine Arme vor seiner Brust und lehnte sich in dem bequemen Sessel zurück... „Klar, hat das auch Vorteile, aber ich habe die Schnauze voll von diesem bedeutungslosem Sex.“ „Ja, das liegt aber auch daran, dass du insgeheim der totale Romantiker bist und du aus einem ganz bestimmten Grund nur One-Night-Stands hast“, erwiderte er ohne dem Yagami groß Honig ums Maul zu schmieren. Taichi nickte gedankenverloren. Yamato kannte ihn oft besser, als er sich selbst kannte. Er setzte sich wieder aufrecht und rutschte unsicher auf seinem Platz hin und her. „Ich glaub ich muss dir was beichten...“, murmelte der Brünette. Der Träger der Freundschaft hörte aufmerksam zu, war bereits auf das Schlimmste eingestellt und legte sich zügig einen unsichtbaren Panzer um. „Ich habe absolute keinerlei Erinnerung, was ich letzte Nacht getrieben habe.“

 

„Und weiter...?“, verlangte der blonde Musiker mürrisch, während er das Bier wieder in seine Hand nahm. „Ich bin nackt in Soras Hotelzimmer aufgewacht – genau wie sie...“, Yamato setzte das Bier an seinen Mund an und exte es in einem Zug leer, ehe er seinen Blick wieder zu dem Jüngeren wendete. „Willst du mich komplett verarschen? Du vögelst wirklich meine Exfreundin?“, brüllte der Ältere heraus, sprang aus seinem Sessel auf, während er den Yagami wütend niederstarrte. „Nein....also...so war das nicht... also...ich weiß es nicht, aber ich kann es mir nicht vorstellen....“, sprach er hilflos weiter und hoffte das sein bester Freund , ihm irgendwie glaubte.

„Yama, ich weiß nicht mal wann ich die Geburtstagsfeier verlassen habe, das letzte was ich weiß es, wie ich etwas zu trinken von Sora bekommen hatte und dann wurde ich in ihrem Zimmer wach und sie sagte mir das wir Sex gehabt hätten…, aber ich schwöre dir vorsätzlich hätte ich so etwas niemals gemacht. Sora ist meine beste Freundin und als diese will ich sie auch nicht verlieren, außerdem weiß ich was du für Sora empfindest, alleine deshalb würde ich das niemals ausnutzen“, sprach es ungehalten aus dem Braunhaarigen, während auch er aufstand um Yamatos verletzten und wütenden Gesichtsausdruck standzuhalten.

 

„Sie steht auf dich...“, brachte es Yamato schmerzlich über seine Lippen, war nach wie vor wütend auf Taichi beruhigte sich aber langsam. „Mag sein, aber ich steh nicht auf sie...“, Yamato erwiderte nichts, er musste einen Moment nachdenken, versuchte die letzten 24-Stunden Revue passieren zu lassen, als er daran zurückdachte wie sich Sora und Michael vor den Toiletten unterhalten hatten, aber es schien, als würde es sich nicht nur um eine einfache Konversation handeln. Irgendwas hatte der Amerikaner ihr zugesteckt, aber er erkannte aus der Distanz nicht genau was es war. Er kannte Taichi – seinen besten Freund aus Kindertagen, er wusste das Taichi nichts mehr für Sora empfand, er wusste für wen sein Herz schlug, alleine deshalb würde er niemals was mit der Rothaarigen anfangen, denn damit würde er sich selbst schaden und alle Chancen bei Mimi verspielen. Das Taichi sich nicht erinnern konnte, glaubte er ihm, sonst hätte er ihm gleich reinen Wein eingeschenkt und es auf den Alkohol oder sonst was geschoben, dabei dämmerte es ihm, dass es ihn schon sehr wunderte, der Yagami konnte sich immer an seine durchzechten Nächte erinnern, egal wie sehr er abgestürzt war – nur dieses Mal nicht...! Komisch.

 

Mimi kam gerade lachend und tanzend auf die Männer zu, während die Brünette einfach den mürrischen Yamato mit sich zog und ihm so keine andere Wahl ließ, als mit ihr zu tanzen. Auch Taichi folgte seinen beiden Freunden zur Tanzfläche gesellte sich zur Rothaarigen und tanzte mit ihr. So bewegten sich alle und ließen sich von den Klängen der Musik leiten. Eine Zeitlang genossen sie die ausgelassene Hitze, ehe die Stimmung plötzlich umkippte, indem Sora den Yagami küsste. Fassungslos beobachtete der Blonde das Schauspiel, während er auf der einen Seite dem Yagami einen Schlag verpassen und gleichzeitig Sora zurückreisen wollte. Dann überschlugen sich die Ereignisse, doch als er dann den schockierten Blick seines besten Freundes sah, der sich panisch nach Mimi umdrehte, wurde ihm klar, dass die Initiative nur von Sora ausging.

 

Yamato wollte gerade seiner Exfreundin folgen, als sich ihm eine hübsche Blondine folglich an den Hals schmiss und ihm gleich die Zunge in den Hals steckte. Etwas irritiert von den deutlichen Avancen der jungen Frau, befreite sich der Musiker von dem Mädchen „Vielleicht später...“ nuschelte er in ihr Ohr, ehe er sich von der jungen Frau loseiste und weiter durch den Club ging.

Als er Sora aus der Ferne beobachtete. Sah er – wie sie sah, wie Taichi und Mimi sich küssten und sich dementsprechend verletzt zurückzog.

 

Er schritt auf die Takenouchi zu, packte ihr Handgelenk und zog sie durch die Menschenmasse nach draußen. „Was willst du von mir?“, blaffte sie ihren Exfreund an „Bist du jetzt zufrieden?“, schrie er sie sauer an, ließ die Rothaarige aber wieder los. „Du wirst Taichi nicht für dich gewinnen, also lass es einfach...“, fuhr er sie wütend an. Sora kniff wütend ihre Augen zusammen. „Yamato, das mit dir und mir ist schon lange vorbei und du hast mir nicht zu sagen, wen ich gut zu finden habe und wen nicht...“, erwiderte sie genauso wütend. Obwohl es Yamato schon lange spürte, die Gewissheit über ihre Gefühle zu dem Braunhaarigen schnürte seine Kehle und brach sein Herz. „Das ist noch lange kein Grund, solche Sachen zu machen“, entgegnete er augenblicklich. „Was ihn zu küssen, oder was?“, fragte sie ungläubig nach, während sie ihre Augen zu Schlitzen formte. „Nein... ihn willenlos zu machen...!“, sprach er direkt aus, während er sah wie ihre Augen sich vor Entsetzen weiteten. Es war zwar nur eine vage Vermutung, die der Blonde hatte, doch die Reaktion seiner Exfreundin, zeigte ihm deutlich, dass er mit seiner eigentlich absurden Idee gar nicht mal so danebenlag. „I-Ich weiß gar nicht was du meinst“ stotterte Sora perplex, während sie panisch ein paar Schritte rückwärtsging, ehe sie die kühle Wand hinter sich spürte und dagegen knallte. Yamato schüttelte nur fassungslos den Kopf. „Seit wann bist du so? Seit wann machst du solche hinterhältigen Aktionen? Seit wann gehst du über Leichen?“, fuhr er die Rothaarige an. „Du unterstellst mir hier gar nichts, Yamato, außerdem hast du keine Beweise“ „Beweise?“, sprach er aufgebracht dazwischen „Ich bin nicht die Polizei Sora, ich brauche keine Beweise. Mir reicht es zu wissen, was ich sehe und glaube mir nichts davon hat etwas mit der Frau zu tun, die einst mein Herz erobert hatte, aber mach nur so weiter, denn dann verlierst du alle die dir wichtig sind“, feuerte er geradewegs heraus, besah seine Exfreundin mit einem verachtenden Blick und wand sich von der Kleineren ab. „Yama?“ Kurz bevor er zurück in den Club gehen wollte, hielt er inne und sah zurück zu Sora. „Ich will gar nicht so eine sein, wirklich nicht und ich kann es mir selber nicht erklären, ...Ich will doch niemanden weh tun, aber...“, brach sie mitten im Satz ab und kämpfte mit ihren Tränen. „Wenn es so ist, wie du sagst, dann solltest du darüber nachdenken, ob es all das Wert ist zu riskieren“, sprach er ernst und wand den Blick von der Takenouchi ab. „Bitte verrate mich nicht, Yama“, flehte die Rothaarige. „Zu petzen ist nicht meine Aufgabe und auch nicht mein Niveau, aber so etwas wie gestern, wirst du nicht nochmal machen, verstanden?“, Sora nickte nur schuldbewusst, was er aus dem Augenwinkel beobachten konnte und ließ die Rothaarige alleine zurück. Sie war nicht mehr länger ein Thema für ihn.

 

Mit diesen Worten befreite sich der Träger der Freundschaft selbst, denn er war es satt, er war es leid. Es war endlich an der Zeit, dieses Mädchen ziehen zu lassen, sie aufzugeben, auch wenn es ihm schwerfallen würde. Es war deutlich leichter gesagt als getan, aber er hatte weder die Kraft, noch die Lust sich weiter einem Gehirngespenst nachzueifern und Sora hatte in gewisser Weise sogar recht, denn das zwischen den Beiden war lange her, es hatte nicht sein sollen und lieber er akzeptierte dies, bevor er sich weiter kaputt machte. Vielleicht war er wirklich ein Einzelgänger, vielleicht würde er aber auch noch die richtige treffen, auch wenn er sich das im Augenblick nicht mal im Entferntesten vorstellen konnte.

 

Er ging zurück zur Tanzfläche, vorbei in dem Flur in denen vor einigen Minuten noch Mimi und Taichi sich geküsst hatten, doch jetzt fehlte jede Spur von den Beiden, was sie machten und wo sie es machten, war dem Blonden gerade ziemlich egal. Yamato musste sich ablenken, ablenken von Sora, ablenken von Taichi und von dem was auch immer zwischen ihnen passiert war. Erneut sah er die Blondine, die ihn lüstern ansah, er fackelte nicht lange, bestellte sich zwei Drinks beim Barkeeper, nahm diesen entgegen   und ging auf das Mädchen zu. „Du tanzt hier so ausgelassen, ich dachte vielleicht hast du Durst?!“ flirtete er die Blondine an, doch groß Mühe geben musste er sich nicht, denn schon kurz darauf, zog sie ihm das Glas aus der Hand und legte ihre Lippen auf seine, nur ungern erwiderte der Musiker den Kuss, denn küssen und Sex gehörten für ihn nicht unbedingt zusammen. Sie flüsterte ihm etwas versautes und Eindeutiges ins Ohr, er hatte wirklich leichtes Spiel und mit so wenig Einsatz langweilte es ihm fast schon. Jedoch hatte er auch keine Lust darauf alleine ins Hotel zurück zu gehen und eine andere suchen wäre auch dumm. Zumal diese Frau durchaus ihre Reize hatte, also setzte er sein Glas an, trank es aus und führte seine baldige Spielgefährtin auf die Toilette, wozu sich die Mühe machen ein Bett aufzusuchen, das hier sollte reiner Stressabbau sein und dafür brauchte er sicher kein Bett!

Entspanntes Miteinander


 

Die Ausgewogenheit zwischen Gegensätzen und Gemeinsamkeiten ist die richtige Mischung für ein lebendiges Miteinander.

Marietta Grade

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Sicht des Erzählers*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich durch die dichten Vorhänge ihres Hotelzimmers. Wie ein Kitzeln an der Nasenspitze zeigten sie ihr, dass sie aufstehen und das Leben leben müsste. Die Versuche, sich der Sonne und dem Morgen zu entziehen scheiterten kläglich und Mimi zog sich die Decke murrend über den Kopf. Sie wusste weder, wie spät es war, noch wann sie ins Bett gekommen war. Das einzige, woran sie sich erinnern konnte, zauberte einen roten Schimmer auf ihre Wangen. Sofort drangen ihr die Erinnerungen der letzten Nacht zurück ins Gedächtnis. Soviel konnte sie gar nicht trinken, um zu vergessen, mit welchen Lippen sie die letzte Nacht förmlich verschmolzen war. Irgendwie waren die Emotionen hochgeschwemmt, als sie den Kuss zwischen Sora und Taichi hatte mit ansehen müssen. Noch immer schmerzte die stumme Gewissheit, dass zwischen den beiden mehr als bloße Freundschaft war. Mimi war verwirrt. Einerseits wollte sie Taichi glauben, dass da nichts war. Schließlich hatte er sie geküsst und das wahnsinnig empfindsam. Andererseits wollte sie nichts machen, was ihrer besten Freundin das Herz brechen würde.

 

Träge hob sie ihren Körper an. Ihr Kopf schmerzte ein wenig, doch sie schob dies nicht auf den übermäßigen Alkohol, sondern vielmehr auf dessen Zuckergehalt. Fragwürdig sah sie sich in ihrem Zimmer um und fragte sich augenblicklich, wie sie den Weg hierher gefunden hatte. Doch schon bald folgten die Erinnerungen. Mimi und Taichi hatten sich nicht gerade freiwillig voneinander gelöst. Wie durch Zufall war die Rothaarige dazwischen geplatzt. Natürlich hatten sich beide sofort voneinander gelöst und beschämt zu Boden geblickt. Danach war erstmal Funkstille. Keiner wagte auch nur ansatzweise etwas zu sagen. Yamato stieß nach gut einer halben Stunde wieder zu ihnen und gemeinsam nahmen sie sich ein Taxi. Im Hotel trennten sich die Frauen von den Männern und alle eilten in ihre Zimmer. Mimi jedoch verharrte einen Moment, um Taichi einen sehnsüchtigen Blick zuzuwerfen. Doch die Erwiderung blieb aus.

 

Die Tachikawa fuhr sich über das Gesicht und seufze. Was machte sie sich eigentlich vor? Auch wenn Taichi und sie sich geküsst hatten, bedeutete das noch lange nicht, dass seinerseits mehr zwischen ihnen war. Jahrelang hatte er Sora angehimmelt und sie wollte sich gar nicht vorstellen, was er die letzten Jahre getrieben hatte. Wenn sie sich alleine vorstellte, dass er mit dieser bekloppten Klassenkameradin, von der ihr Sora damals erzählt hatte, was angefangen hatte, wurde ihr übel. Nein. Sie musste sich auf wichtigere Dinge konzentrieren. Denn sie musste ihren Eltern beweisen, dass sie es auch ohne sie und ihre finanziellen Mittel schaffte. Das war schon genug Druck, der auf ihr lastete.

 

Daher ging sie wenig später auch ins Badezimmer und gönnte sich eine ausgelassene Dusche. Sie kümmerte sich um eine ausgiebige Morgentoilette, schminkte sich dezent und föhnte ihre Haare, bevor sie diese glättete. Ihre leichten Locken versteckte sie diesmal und ließ ihre langen Haare leicht über ihre Schultern fallen. Nur von einem Handtuch bedeckt schlenkerte sie zurück in ihr Zimmer und öffnete ihre Schublade, kurz bevor sie ihre Flasche Wasser nahm. Aus einem kleinem Döschen nahm sie eine kleine Pille, die sie sich flink in den Mund schob und mit Wasser nachspülte. Nach dem sie ihre Flasche wieder hinstellte, schlenderte sie weiter zu ihrem Schrank und ließ davor ihr Handtuch fallen, um sich ihre Klamotten rauszusuchen. Da das Wetter wirklich warm war, entschloss sie sich für eine kurze Jeansshorts, ein weißes, trägerloses Top und eine rosé-farbende Jacke, die sie sich überzog.

 

„Guten Morgen, Mimi-chan!“, wurde sie im Frühstückssaal bereits von den anderen, vor allem aber von Miyako begrüßt, zu welcher sie sich gleich dazu gesellte. Das ausgelassene Frühstück verlief schnell und nach einer gewissen Zeit trudelten sogar Taichi – der müder nicht wirken konnte – sowie Yamato und Sora ein. Die Stimmung wirkte gar ein wenig angespannt. Aber Mimi hatte schon den perfekten Plan, diese ein wenig aufzulockern. „Ich glaube wir müssen heute unbedingt den Time Square unsicher machen und shoppen gehen!“, rief sie voller Elan aus. Sofort wurde Miyako richtig wach und sprang munter auf. „Oh ja!!! Ich bin dabei!!! Los! In New York shoppen! Großartig!“, trällerte die Violetthaarige aufgeregt. Auch Hikari stimmte dem ein, ebenso wie Mira. Sora wirkte zwar nach wie vor zerknautscht, doch auch sie schien die Ablenkung willkommen zu sein. Wie nicht anders zu erwarten, schienen jedoch die Jungs nicht gänzlich begeistert zu sein. Auch Yuri nicht. „Mensch, muss das sein? Ich hab keine Lust, diesen scheiß Konsumenten-Verkäufern mein Geld in den Arsch zu stecken!“, murrte diese und verschränkte die Arme vor der Brust. Joe lächelte nur schwach und sah Mimi an. „Gibt es keine Alternative? Shoppen gehört jetzt nicht unbedingt zu meinen Spezialgebieten…“, gestand er. „Ja, ich bin auch nicht scharf drauf, eure tausend Klamotten zu tragen!“, stimmte Taichi mit ein. „Wer hat dich denn gefragt?“, erwiderte Mimi schmollend. „Die freie Meinungsäußerung!“, gab er knapp entgegen, kurz bevor er sich eine Erdbeere aus der Schüssel der Tachikawa klaute. „Ey! Was soll das?“ Der Brünette grinste sie frech an. „Mundraub!“, erwiderte er, kurz bevor er sich die Erdbeere provokant in den Mund schob. „Du bist echt ein kleines Kind!“, schnaubte sie nur. „Ja, das kannst du wirklich laut sagen!“, stimmte auch Hikari kichernd mit ein. Die anderen stimmten dem Lachen zu.

 

Mimi wand sich wieder ihrem brillentragenden Freund zu. „Um zu deiner Frage zurück zu kommen: Ja, es gibt sogar zwei Alternativen. Wobei ich mir überlege, ob wir Taichi nicht einfach eine Leine umbinden und ihn zwingen, unsere Tüten zu tragen!“ „Verdient hätte er es!“, lachte Daisuke munter und kassierte einen bösen Blick von seinem Mentor. „Dich könnte ich mir auch gut an der Leine vorstellen!“, stimmte Mira mit einem fiesen Grinsen mit ein. „Mensch…das ist jetzt aber nicht nett von dir Mira-chan“, tat er beleidigt. „Eine nette Freundin wäre auch hoffnungslos mit dir überfordert“, grinste nun auch Cody und der Rest am Tisch musste lachen.

 

„Aber mal Spaß beiseite. Ihr seid hier, damit ihr euch amüsiert. Deshalb habe ich für heute noch ein Paar Alternativen.“ Die junge Frau fixierte Joe und Koushiro, der neben ihm saß. „Zufälligerweise bietet das Metropolitan Museum of Art eine Ausstellung an, deren Werke aus Einzelteilen von Computern oder anderen elektronischen Geräten sein könnte. Daher dachte ich, dass das vielleicht etwas für euch sein könnte. Zumal das Museum auch noch eine Ansammlung von Fundstücken aus dem alten Ägypten, Rüstungen aus dem europäischen Mittelalter, bis zu Mode, Fotografie und zeitgenössischer Kunst bietet: Für jeden Geschmack ist etwas dabei.“ Ein Strahlen zeigte sich in den Zügen von Koushiro. „Ernsthaft? Wie genial ist das denn!! Ich bin begeistert!“, strahlte er. „Wer möchte denn alles dahingehen?“, fragte Mimi folglich in die Runde. „Ich bin dabei!“, schoss es blitzartig aus Koushiro. „Ich finde das gar nicht mal so schlecht…“, stimmte auch Joe ein sowie dessen Freundin, die nickend ebenfalls zustimmte. „Ich würde mich euch gerne anschließen, wenn’s okay ist!“, meinte dann auch Cody zurückhaltend. Joe lächelte. „Natürlich ist es das.“ Mimi lächelte zufrieden. Genau wie zuvor geplant. Sie schon den Vieren die Karten entgegen. „Du hast die Karten schon organsiert?“ Mimi nickte. „Ja, ich dachte mir fast, dass sich so viele melden würden!“, meinte sie schmunzelnd.

 

„Boah… was ist jetzt mit dem Rest, der nicht unbedingt shoppen gehen will?“, fragte nun Yamato nach. „Wer will denn nicht shoppen gehen?“, übernahm Miyako die Frage für Mimi. Augenblicklich gingen die Hände der restlichen Jungs hoch. Sprich von Yamato, Taichi, Takeru, Ken und Daisuke. „Ey. Du Verräter!“, kicherte Hikari, die ihrem Freund in die Seite pikste. Dieser lachte verlegen. „Ich muss doch in Japan schon mit dir shoppen gehen…“, gestand er. Hikari lächelte nur zaghaft. „Weiß ich doch“, erwiderte sie mit einem Lächeln.

„Man, ich bin wirklich gut“, lobte sich nun Mimi selber und sah in die überraschten Blicke ihrer männlichen Freunde. „Was meinst du damit?“ Doch ehe sie antworten konnten, schob sie Yamato einen Briefumschlag entgegen. „Was ist denn das?“, fragte nun auch Daisuke neugierig. „Die Montreal Impacts haben heute ein Freundschaftsspiel gegen die New York Red Bulls. Ich dachte mir, dass das eine ganz gute Alternative für euch sein könnte!“, erklärte sie mit einem Grinsen, während sie beobachten konnte, wie die Augen der jungen Männer größer wurden. „Nicht dein Ernst?!“, fragte Ken fassungslos. Mimi schmunzelte nur. „Wow! Das ist ja richtig…wow…ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll…“, murmelte nun auch Taichi. „Uhm…ein einfaches Danke reicht“, erklärte die Jüngere grinsend. „Danke!“, schoss es wie aus einem Mund von den fünf Männern. Mimi kicherte nur.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Sicht des Erzählers – Eine ausgelassene Shopping-Tour*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

„Oh mein Gott! Das Kleid steht dir ausgezeichnet, Sora-chan!“, quiekte eine Violetthaarige junge Brillenträgerin quer durch die Boutique. Sora wirkte unsicher, während sie das gelbe Kleid im Spiegel musterte. Diesmal hielt sich Mimi zurück, war die Situation noch immer angespannt zwischen den beiden jungen Frauen. „Ja, du siehst wirklich bezaubernd aus“, pflichtete auch Hikari bei, während sie Sora betrachtete. Diese schien noch nicht wirklich überzeugt. „Findet ihr? Normalerweise trage ich keine Kleider“, gestand sie. Würde es Taichi gefallen, wenn sie ein wenig femininer wurde. An Mimi schien ihm das schließlich zu gefallen. Apropos Mimi. Mit der hatte sie die gesamte Zeit noch nicht richtig gesprochen. Ein Umstand, den sie ändern wollte. Also drehte sie sich zu der Jüngeren um, die auf einem der bequemen Stühle saß. „Wie findest du es?“, fragte die Ältere schüchtern und wirkte gar ein wenig bedrückt. Mimi sah zu ihr auf und musterte sie. Wie dumm konnte man eigentlich sein? Sie waren Freundinnen und scheinbar hatten sie beide ein Auge auf denselben Mann geworfen. Na und? Schließlich entschieden nicht sie, welche er im Endeffekt wählte, sondern nur er. Sich also deswegen kindisch aufführen und ihre Freundschaft zu gefährden war nun wirklich nicht sinnvoll. „Du siehst wirklich traumhaft aus“, erwiderte sie daher mit einem aufrichtigen Lächeln und legte den Kopf etwas schief. Sora wurde gar ein wenig rot. „Sie hat recht, du solltest das Kleid echt nehmen!“, pflichtete auch Mira bei, die gerade aus der Umkleide kam und einige Kleider im Arm hielt. „Und du? Nichts gefunden?“, fragte Hikari neugierig. Die Angesprochene seufze. „Nein. Das ist mir alles zu brav“, gab sie zu, bevor auch Sora wieder in der Umkleide verschwand. „Eine Straße weiter gibt es einen Laden, der dir sicher gefallen wird, Mira-chan!“, gab dann Mimi mit einem Grinsen bekannt. „Echt?“ Die Ältere nickte.

 

Sora bezahlte noch ihr ausgewähltes Kleid, kurz bevor die fünf Mädchen in die nächste Boutique schlenderten. Beeindruckt steuerte Miyako auf ein blaues Kleid mit weißen Punkten zu. „Wow! Das ist richtig schön!“, sagte sie mit glänzenden Augen und zog es aus dem Ständer. Überrascht blickte sie daraufhin in die braunen Augen von Hikari, die das gleiche Kleid in der Hand trug, nur in einem rosanen Ton. Beide Freundinnen begangen zu lachen. „Wow! Der Laden ist genial!“, flötete nun auch Mira glücklich, als sie bereits die dritte karierte Hose über ihren Unterarm hängte. Mimi musste schmunzeln, als ihr ein schwarzes Kleid ins Auge stieß. „Hier, probier das mal an“, forderte sie ihre Cousine an, der sie das Kleid in die Hand drückte. Überrascht sah Mira die Ältere an. „Ein Kleid?“, murrte sie Jüngere. „Erst probieren, dann meckern!“

 

„Wow! Du siehst toll aus!“ „Was, nein! Aber du!“ „Nein du!“ „Du siehst viel besser aus“, erklangen die wirren Worte von Miyako und Hikari, die zeitgleich mit dem Verschwinden von Mira in die Umkleiden aus diesen heraustraten. Sie beide trugen Neckholder-Kleider, die eine großzügige Musterung an Punkten zeigten. Beiden standen die ausgewählten Kleider ausgezeichnet. „Wow, ihr seht richtig hübsch aus“, sprach Sora beeindruckt. Mimi pflichtete dem nickend bei. „Zum Anbeißen! Ken und Takeru werden kaum an sich halten können!“, ergänzte sie augenzwinkernd und beide Mädchen wurden rot um ihre Nasen. „Also die zwei Hosen nehme ich schon Mal!“, kam es nun auch aus der Kabine von Mira, welche eine rot, schwarz karierte Hose über die Türe hängte, dicht gefolgt von einer, die in einem dunklen violetten Ton gehalten war. „Probierst zu jetzt endlich mal das Kleid?“, forderte sie ihre Cousine an. „Was? Mira-chan in einem Kleid? Das muss wahnsinnig niedlich aussehen!“, sagte Miyako enthusiastisch. „Ich will aber nicht niedlich aussehen!“ Sora rammte den Ellenbogen in die Seite ihrer jüngeren Freundin. „Du weißt doch, dass sie das nicht gerne hört.“ Mimi verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie kann man solange brauchen, um ein Kleid anzuziehen?“, fragte sie genervt und augenrollend. „Ach…ich weiß nicht“, kam es aus der Kabine. Mimi verdrehte einmal mehr die Augen, kurz bevor sie sich auf die Zehenspitze stellte und über die Türe blickte, um ihre Cousine betrachten zu können. „Uhm…das Kleid ist nicht gut…“, murmelte die Ältere. Schockiert sah Mira zu ihr hoch. „W-Was. Ich…ja… nicht?“ „Das meinte ich nicht…“ Danach öffnete Mimi einfach die Türe und zog die Tochter ihres Onkels heraus. „Uhhh~ Mira-chan! Du siehst rattenscharf aus!“, kam es als aller erstes von Miyako, die aufgeregt hin und her wippte. Sora wurde gar ein wenig verlegen. Mira trug ein schwarzes Kleid, mit dünnen Trägern und einem lockerfallenden Faltenrock. Es war an der Taille eng geschnürt und eine rote Rose zierte als perfekter Kontrast die rechte Seite ihres Bauches. Das Kleid ging bis knapp über die Knie und machte die jüngere Tachikawa einfach wahnsinnig sexy. Trotzdem sah sie verwirrt zu ihrer Cousine. „Warum hast du gesagt, das Kleid ist nicht gut…“ Mimi hatte eine nachdenkliche Pose eingenommen und sah Mira mit einem Grinsen an. „Naja…du wirst das Kleid womöglich nicht lange anhaben, wenn dich Daisuke so sieht!“, grinste sie schulterzuckend. Mira wurde rot, genauso wie Sora und Hikari. „Obwohl…so ein Kleid ist natürlich auch praktisch. Vielleicht muss er es gar nicht ausziehen…“, überlegte die Braunhaarige mit einem kecken Schmunzeln. Sora gab der Jüngeren einen kleinen Klapps. „Jetzt hör schon auf, Mimi!“ Doch diese antwortete nur mit einem herzlichen Lächeln. Daraufhin schritten Miyako, Hikari und Mira zu Kasse, um die ausgewählten Kleidungsstücke zu bezahlen.

 

„Man…mir tun die Füße weh… Ich versteh es nicht, wie du in solchen Schuhen shoppen gehen kannst“, jammerte Miyako, die auf die Absatzschuhe von Mimi deutete. Diese sah überrascht zu ihren Sandalen. „Warum denn? Das sind doch nur – wenn’s hochkommt – sieben Zentimeter? Das sind meine Shoppingschuhe“, gab sie nur nüchtern die Antwort. Sora konnte nur schwach grinsen. Das war eben Mimi. Zum Shoppen und auf hohen Schuhen geboren. „Aber eine Pause wäre trotzdem nicht schlecht, oder was denkt ihr?“, schlug nun Hikari vor. „Okay. Aber nur, wenn wir bei Victoria Secret waren! Ich brauch dringend neue Unterwäsche!“, flötete Miyako und deutete auf den Laden. Mimi schmunzelte. „So So… neue Unterwäsche?“ Schelmisch grinsend sah Mira zu ihrer Freundin. Diese wurde gar ein wenig rot. „Naja…was denn? Wir sind in New York, da sollten wir auf unterschiedliche Art Erinnerungen sammeln.“, erwiderte sie. Hikari kicherte nur, während die verstohlenen Blick der beiden Ältesten aneinander striffen. Ohje… Erinnerungen hatten sie schon einige gesammelt. 

 

So gingen die Mädchen in den Victoria Secret Laden und verbrachten dort geschlagene dreißig Minuten. Sie alle kamen mit vollen Tüten wieder raus. Mimi kicherte, als sie Hikaris Tüte musterte. „Ich wette, er wird sich nicht mal trauen, dir das Negligé auszuziehen!“, kicherte sie, wenn sie an das leine Spitzenkleidchen der Jüngeren dachte. Diese wurde nur rot um die Wangen. Gemeinsam gingen sie zu einer naheliegenden Eisdiele, wo sie sich mit ihren vollgepackten Tüten niederließen. „Gott, ich bin völlig fertig!“, brachte es Miyako heraus und streckte die Beine von sich. „Mensch, ihr seid echt gar nichts gewöhnt“, beklagte sich nun auch Mimi und durchstöberte die Karte. „Nicht jeder sieht Shoppen als Lebensbestimmung an.“, kicherte Sora. Mimi schnaubte allerdings nur und fixierte ihre Freundin böse. Diese hob gleich abwehrend die Hände. „Das war nur Spaß“, beschwichtigte sie. „Nicht witzig“, konterte Mimi. Sora seufze. „Tut mir leid…“

Nachdem der Kellner ihre Bestellungen aufgegeben hatte, lehnte sich Mira leicht zu Mimi und griff nach ihrer Hand. „Wirst du deine Eltern noch vor der Abreise treffen?“, fragte sie zaghaft. Die Angesprochene seufze. „Ich werde heut Abend noch einige Sachen holen…“, flüsterte sie. „Das wird sicher nicht leicht…ich meine…das alles…“, gab nun auch Hikari ihren Senf dazu. Die Tachikawa grinste nur. „Ach, was ist im Leben schon leicht? Das Leben ist doch eh eine ständige Herausforderung. Ich habe die letzten drei Jahre gepackt, da werde ich das jetzt locker schaffen!“, grinste sie optimistisch. „Naja! Natürlich! Du bist schließlich nicht alleine!“, kam es ebenfalls optimistisch von Miyako. In ihrem Gespräch pausierten sie kurz, als der Kellner die Bestellung aufnahm. Danach wand sich auch Sora an Mimi. Nach wie vor waren die beiden beste Freundinnen. Deshalb würde sie die Freundschaft nicht wegen einem Typen einfach so zerstören wollen. „Wo wirst du eigentlich wohnen, wenn du wieder in Japan bist?“, fragte sie daher. „Bei meinen Großeltern. Naja…übergangsweise. Ich muss mir dann schnell was Neues suchen. Schließlich haben die beiden nur eine kleine Zweiraumwohnung.“ „Du könntest auch in die WG ziehen. Bei uns ist noch ein Zimmer frei“, schlug Sora plötzlich vor. Mimi sah sie mit großen, glänzenden Augen an. „Ernsthaft?!“, fragte sie mit einem Strahlen in den Augen. Sora lächelte. „Ja klar. Ich glaube nicht, dass meine beiden Mitbewohnerinnen was dagegen haben“, erwiderte sie mit leicht geneigten Kopf. Mimi schoss in die Höhe und umarmte ihre beste Freundin stürmig. „Das ist ja großartig!“, kriech sie. Dabei war es ihr vollkommen egal, dass sie die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich zog. Wenn einmal was in ihrem Leben funktionierte, musste sie sich einfach freuen. Da blendete sie vollkommen aus, welche Probleme sie nach wie vor verfolgten und was ihr am Abend noch bevorstand.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Sicht des Erzählers – Die vegane Betrachtung von Meisterwerken*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

„Deine Freundin geht mir langsam etwas auf die Nerven“, flüsterte ein rothaariger junger Mann, der bereits beim fünften Versuch stand, sich die Ausführungen zu dem dargestellten Kunstwerk anzuhören. Ununterbrochen regte sich Yuri über die versammelten Leute auf, die die Ausstellung besuchten. Dort war eine Frau mit Pelz, die anderen trug kein Fair Trade und die nächste hatte demonstrativ einen Burger mit Fleisch in der Hand. Er respektierte ja die ökologische Lebensweise, doch sie musste nicht versuchen, jedem ihre Meinung aufdrücken.

Joe konnte nur seufzen. Was wollte er jetzt von ich? Yuri war eben keine Maschine, die man einfach mal eben ausschalten konnte. „Es tut mir wirklich leid, Koushiro-kun… Aber so ist sie eben.“ „Wie hältst du es nur mit ihr aus?“ Verständnislos sah der Jüngere den Blauhaarigen an. Dieser zuckte mit den Schultern und richtete den Blick auf die blonde Frau. Diese belästigte gerade eine Frau, welcher sie klarmachte, dass es nicht gestattet war, in einer solchen Ausstellung zu essen. Diese wirkte sichtlich genervt, besonders durch das folgende Predigen von Yuri, legte dann aber ihren Burger beiseite. Jou lächelte, zuckte dann aber mit den Schultern. „Ich glaube einfach, dass es Dinge gibt, die man nicht wirklich beschreiben kann…“, erwiderte er mit einem sanften Lächeln. Koushiro kannte das Problem nur zu gut. Neben dem zu beschreibenden Problem lag nämlich auch jenes, dass man sowas überhaupt nicht beeinflussen konnte. Man liebte nun einmal wen man liebte. Das zu kontrollieren war einfach nicht möglich. Wenigstens schien Joe glücklich zu sein.

 

„Trotzdem muss sie nicht die ganze Zeit die Technik kritisieren…“, murrte der Rothaarige wieder und steckte sich die Kopfhörer erneut in die Ohren, um sich zum bereits sechsten Mal die Ausführungen zu dem vor ihm dargestellten Kunstwerk anhören zu können. Das Kunstwerk, welches sich vor ihm offenbarte, zeigte einen Roboter, der einzig und alleine aus Bestandteilen eines Computers hergestellt wurde. Beeindruckt musterte er das Werk, während er sich insgeheim fragte, wie man es schaffte, aus einem lächerlichen Computer ein solches Meisterwerk herzustellen.

„Hey, Izzy! Das musst du dir ansehen!“, drang die Stimme von Cody an sein Ohr, welcher in eine Richtung deutete und ihn in diese mitzog. In der Zwischenzeit war auch Yuri mit ihrem Predigen fertig geworden und zu ihrem Freund geschritten. „Mensch… dass man sich nicht einmal an einfache Regeln halten kann. Diese Amerikaner sind wirklich der Hammer“, murrte sie. „Aber es gefällt dir, nicht?“, fragte Joe mit einem wissenden Lächeln. Auch Yuri lächelte. „Ja. Ich bin noch nie außerhalb Japans gewesen. Es ist wirklich interessant, ein neues Land zu sehen. Auch deine Freunde sind echt freundlich“, erklärte sie. Joe legte sanft eine Hand auf ihren Hinterkopf und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Ich wusste, dass du sie mögen würdest.“ „Ich finde trotzdem, dass sie ein wenig mehr auf ihren grünen Fußabdruck achten sollten… ach… und diese Ausstellung find ich langweilig“, ließ sie ihr normales Wesen wieder raus. Joe lachte amüsiert. „Die Karten sind für das gesamte Museum. Wir können uns auch eine andere Ausstellung ansehen“, schlug er erschwinglich vor und drückte sie den Gang weiter. Sie liefen zusammen auch an Koushiro und Cody vorbei, die sich eine Figur ansahen, die einem normalen Laptop ähnlichsah, jedoch nur aus kleinen, elektronischen Einzelstücken bestand.

 

„Fashion and Virtue - Textile Patterns and the Print Revolution, 1520–1620…“, las Yuri laut vor, während Joe den anderen beiden unterbreitete, dass sie sich eine andere Ausstellung ansehen würden. „Da möchte ich rein!“, flötete die Blonde und sah begeistert zu ihrem Freund. Schließlich wusste er, dass sich seine Freundin für Mode und auch Kunst interessierte. Er schmunzelte und nickte ihr zur, kurz bevor die beiden durch die hallenden Gänge in die nächsten Ausstellungsräume kam. „Wow, wie schön die Muster sind!“, freute sich Yuri und ging gleich darauf zu einer der Glasvitrinen, um sich die Muster für Kleidungsstücke genauer besehen zu können. Joe musste unweigerlich an Mimi denken. Als angehende Modedesignerin gefielen ihr solche Anregungen sicher auch sehr. Aber auch Joe fand die Vielzahl an Muster sehr ansprechend. Er sog die Informationstexte förmlich in sich auf, während Yuri hauptsächlich die Bilder und Farbgestaltungen bewunderte.

 

In der Zwischenzeit kamen auch Koushiro voran und sahen sich die einzelnen Kunstwerke an. Bis es zu dem Moment kam, als Cody das Wort ergriff. „Sag mal, Koushiro-san… Darf ich dich was fragen?“ Verwundert sah der Angesprochene zu dem Kleineren runter. „Klar.“ „Liebst du Mimi-san noch immer?“ Koushiro verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke. „W-Was? Wie kommst du darauf?“ „Naja…keine Ahnung…du siehst sie immer so an… Aber prinzipiell… Ich war noch nie verliebt. Ich wollte einfach wissen, wie das so ist…“, gestand der Jüngere und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Mit hochgezogenen Augenbrauchen sah der Träger des Wissens seinen Nachfahren an. Noch nie verliebt? Mir sechzehn war er selbst schon hoffnungslos in die Braunhaarige verliebt. Unglaublich, dass die Gefühle bis heute nicht abgeklungen waren und ihn noch immer quälten. „Also… ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll. Das ist wohl bei jedem anderes… Da gibt es eigentlich keine Erläuterungen dazu…“, erklärte er mal wieder rational, wie es sich für einen Koushiro Izumi eben gehörte. Cody wirkte gar ein wenig enttäuscht. „Ob ich das wohl auch mal finden werde…? Ich bin schon sechszehn… und bisher ist da noch nichts passiert.“

 

Oh weia. Was sollte er da jetzt schon groß sagen. Koushiro wusste ja, wie es mit der Liebe war. Meistens kam sie plötzlich, unverhofft und ohne, dass man sie planen konnte. Manchmal verlor man vollkommen die Kontrolle über seinen gesunden Menschenverstand und rationales Denken war unmöglich. Augenblicklich dachte er an Yuri und Joe zurück. Auch Joe musste nicht ganz bei Sinnen sein, sich dieses Mädchen gewählt zu haben. Aber wenn es etwa gab, über das man keine Kontrolle hatte, dann waren es Gefühle der Liebe. Man konnte versuchen sie zu unterdrücken, doch meistens brach es trotzdem aus einem heraus. Der Rothaarige seufze. „Ich bin mir echt nicht sicher, ob ich der richtige Ansprechpartner dafür bin, aber“, er legte eine Hand auf die Schulter von Cody und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Aber du wirst sicher auch bald auf den Genuss dieser Gefühle kommen. Und glaub mir, es muss nicht immer etwas Positives sein. Manchmal ist man absolut davon überfordert und weiß gar nicht, damit umzugehen. Also lass dir Zeit damit. Denn rationales Denken kannst de getrost in den Müll schmeißen, wenn es mal soweit ist!“ „Das klingt nicht gerade danach, als wöllte ich es ausprobieren.“, entgegnete der Jüngere misstrauisch. Der Rothaarige zuckte mit den Schultern.

 

„Wenn es mal soweit ist, kannst du sowieso nichts mehr dagegen machen.“

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Sicht des Erzählers – Ein spannendes Fußball-Match*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

In der Red Bull Arena angekommen suchten die fünf Freunde ihre Plätze. Yamato bildete das Schlusslicht und lief seinen Freunden hinterher. Sie hatten bereits eine Stadionführung hinter sich gebracht und gingen durch die Kabinen, die Tribüne, die Flure, den Fanshop. Yamato war gänzlich genervt, während seine Freunde sichtlich begeistert aussahen. Mit den Meisterschaftspokalen die als Attrappe in den Fanshop aufgestellt waren, ließen sich die Fußballer begeistert mit ihren Handykameras fotografieren, der Blonde Rebell stand meistens genervt daneben und schüttelte immer mal wieder fassungslos den Kopf. Aber was hatte er für eine Wahl? Mit den Mädchen shoppen gehen und deren Tüten tragen? Hallo? Dann konnte er sich auch gleich die Kugel geben und ein Museumsbesuch? Also wirklich, dies hatte er schon zu Schulzeiten gemieden und mit dem Yagami kurzerhand das Weite gesucht, um interessante Orte zu besuchen. Er hoffte, dass das Spiel spannend werden würde. Sie ließen sich auf ihren Stühlen nieder und eines musste man der Tachikawa lassen, die Plätze waren hervorragend.

 

Die Cheerleader der New Yorker Red Bull heizten der Menge ordentlich ein, während die Männer den Mädchen gerne ihre Aufmerksamkeit schenkten. „Also die können gerne auch unsere Spiele anfeuern...“, strahlte Daisuke, während er zwei Finger in den Mund schob und ordentlich ein paar Pfiffe von sich gab. „Die können auch gerne andere Dinge anfeuern“, erwiderte der blonde Musiker mit teuflischem Grinsen im Gesicht. „Man, du nimmst auch alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, kann das?“, „Was interessiert es dich?“, ließ der Ältere sich gar nicht auf die Diskussion mit seinem jüngeren Bruder ein. „Genau, kümmere du dich lieber um meine Schwester.“ „Keine Sorge, das mach ich schon...“, entgegnete der Blonde, der kurz darauf rot im Gesicht wurde, als er bemerkte, dass der ältere Bruder seiner Freundin ihn wohl falsch verstanden hatte, wobei so falsch auch wieder nicht, aber darüber konnte er ja wohl kaum mit dem Braunhaarigen sprechen. Yamato lachte los, als er das Szenario zwischen seinem Bruder und seinem besten Freund verfolgte und klopfte beiden auf die Schulter. „Immer cool bleiben...!“

 

Die Cheerleader waren am Ende angelangt und nachdem das Maskottchen auf dem Spielfeld erschienen war, tauchten auch schon die beiden Mannschaften auf. „Wow, der absolute Wahnsinn, die perfekte Sicht auf das Spielfeld“ jubelte Daisuke und sah zu dem Yagami, der rechts neben ihm saß „Die Frau kann man echt weiterempfehlen.“ „Warum guckst du mich jetzt so dabei an?“ Daisuke zuckte mit den Achseln „Also, ich bin vielleicht nicht immer der aufmerksamste, aber deine Blicke die du Mimi-chan zuwirfst entgehen ja nicht mal mir“, grinste der Jüngere überheblich. Taichi rollte genervt mit den Augen. „Ist kompliziert“, murmelte der Ältere, während er in seinen Hot-Dog biss. „Ich würde sagen, es war kompliziert, jetzt ist es das doch gar nicht mehr…!“, mischte sich auch Takeru in das Gespräch ein. Überrascht zog der Yagami die Augenbraue hoch „Wie meinst du das denn?“, hakte er bei dem Blonden nach, während er sich mit seinen Ellenbogen auf seine Knie abgestürzt hatte, um neben seinen Kopf des Bruders zum Jüngeren zu sehen.  „Na ja... jetzt ist sie wieder Single und kommt mit uns zurück nach Japan, vorher sah das alles anders auch, da wäre es in der Tat kompliziert gewesen, aber jetzt ist der Weg doch frei...“, erwiderte der Kleinere und entgegnete den Blick des Braunhaarigen amüsiert. Dieser wand des Blick zurück auf das Spielfeld, dessen Fußballspiel soeben begonnen hatte „…es ist trotzdem kompliziert“, nuschelte der junge Mann betrübt. „Wegen Koushiro-kun?“, hakte Ken nach „Oder etwa wegen Sora-chan?“, sprang Yamato mit auf dem Zug auf. „Können wir nicht einfach das Spiel ansehen? Deswegen sind wir doch hier!“ „Ja, weil das Spiel auch so furchtbar spannend ist...“, nuschelte der Musiker, während er sich in seinem Stuhl zurückfallen ließ.

 

Die zweite Halbzeit hatte begonnen und es stand bereits 2:1 für Montreal Impact „Na hoffentlich bekommen sie noch die Kurve“, erwiderte Ken „Ist doch voll egal... es geht doch nicht mal um was...“, beschwerte sich der Blonde Musiker lautstark. „Boah.... du bist echt unerträglich, wenn du unzufrieden bist, Alter!“, klagte auch der Braunhaarige und sah streng zu seinem besten Freund. „Echt, du hättest ja nicht mitkommen müssen“, wand auch sein Bruder ein. „Alleine im Hotel wäre aber auch scheiße gewesen...“, gab er sich geschlagen. „Was hältst du denn davon, wenn wir nachher noch ins `Rough Trade` gehen? Als Belohnung, dass du es so tapfer mit uns ausgehalten hast“ schlug der Schwarzhaarige vor. „Was ist denn das Rough Trade?“, hakte der braunhaarige Igelkopf bei seinem besten Freund nach. „Der größte Plattenladen in New York, davon hatte Mimi gestern berichtet“, Der Blonde Musiker sah begeistert zum Schwarzhaarigen rüber „Das ist nicht einfach nur ein Plattenladen, dort gibt es auch ein Label die bekannten Bands wie die `The Smith` unter Vertrag haben...“, sprach es fast schon euphorisch aus dem mürrischen Rocker. „Okay.... dann ist das unser nächstes Ziel, aber nur, wenn du dich jetzt benimmst“, tadelte ihn sein bester Freund, der kurz daraufhin seine Faust auf seiner Schulter spürte und ihm einen ´Du-kannst-mich-mal-Blick` zuwarf.

 

Als der Schiedsrichter das Fußballspiel abpfiff, hatte sich am Spielstand nichts mehr verändert, trotzdem waren die Freunde froh darüber gewesen, mal international ein Fußballspiel ansehen zu können. Selbst Yamato hielt sich zurück und freute sich nun etwas zu machen, das ihn wirklich interessierte – Musik. Nach einigen U-Bahn-Stationen erreichten sie den Stadtbezirk in dem der Musikladen stand. Dort angekommen war Yamato voll und ganz in seinem Element versunken, er durchstöberte sämtliche altmodischen Schallplatten von bekannten Größen, sowie CDs von unbekannteren Rockbands, auch Musikinstrumente standen bereit und hier und da, nahm er sich ein Instrument um darauf zu spielen und zu singen, irgendwann wurde der Inhaber auf den jungen Mann aufmerksam und erkannte sein Talent. Die restlichen Freunde verabschiedeten sich bald darauf, da sie sich in dem Musikladen etwas verloren fühlten und ließen den Blonden zurück, dieser unterhielt sich weiter angeregt mit dem Herrn und führten tiefsinnige Gespräche über Musik.

 

„Meint ihr, das wir Yama heute nochmal zu sehen bekommen?“, fragte der jüngere Blonde bei dem Rest der verbliebenen Freunde nach. „Das bezweifle ich sehr, wenn es irgendwas gibt, was Yamato-kun hellauf begeistert, dann ist es die Musik“, erwiderte der ehemalige Anführer der Freunde. „Und hier kann er wenigstens keine Dummheiten anstellen“, entgegnete auch Ken. „Das kann man nur hoffen“, lachte Takeru, während die Freunde bald darauf das Four Season Hotel erreichten um den letzten Abend in New York zu genießen, denn morgen Abend würden die Freunde wieder zurück nach Japan fliegen, mit Mimi im Gepäck!

Wettlauf gegen die Zeit


 

Die Zeit geht so schnell und ich habe es längst aufgegeben, mit ihr um die Wette zu laufen.

Rainer Maria Rilke

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Mimi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Mit gemischten Gefühlen fuhr die junge Tachikawa das Anwesen ihrer Eltern vor. Sie parkte gekonnt das Auto vor dem mächtigen Eingang des Gebäudes und schritt zur Türe. Vor dieser blieb sie einen Moment stehen und atmete einmal tief ein und aus. Anhand ihrer zierlichen Finger erkannte sie, wie nervös sie doch war. Doch wer konnte es ihr schon verübeln. Noch vor einigen Tagen war es ihr Vater, der ihr in seinem Zorn, eine Ohrfeiger verpasst hatte. Und nun schleuderte sie ohne Hemmungen sein Geld aus dem Fenster. Den Flug und die Zimmer ihrer Freunde hatte er ihr bereitwillig bezahlt, um ihr zu ihrem Geburtstag diesen Wunsch zu erfüllen. Natürlich wusste sie, dass es ihr Vater wie auch ihre Mutter nur gut mit ihr meinten. Doch Mimi konnte sich hier nicht zu dem entwickeln, was sie in einigen Jahren im Spiegel sehen wollte. Irgendwann würden es ihre Eltern sicher auch verstehen.

 

Noch bevor Mimi klingelte, wurde ihr bereits die Türe geöffnet. Sie sah mit einem dankenden Lächeln zum Bediensteten der Tachikawas. „Danke Daniel“, sagte sie freundlich. „Es ist mir wie immer eine Ehre, Miss Tachikawa“, entgegnete er mit einem Augenzwinkern und deutete auf den majestätischen Wohnbereich, wo sich ihre Eltern befanden. Mimi schüttelte nur den Kopf und anstatt sich bei ihren Eltern zu verabschieden, eilte sie die Treppen nach oben, um in ihrem Zimmer zu verschwinden. Dort schnappte sie sich ihren Koffer und suchte sich weitere Klamotten sowie andere wichtige Unterlagen zusammen, nur um wenige Minuten später zu ihrem Schreibtisch zu gehen. Mit einem Lächeln sah sie zu der Auswahl an Bildern, die sie einfach packte und in den Koffer kleiden ließ. Zudem öffnete sie außerdem ihre Schublade und holte ein großes Pack „Grüntee-Pillen“ heraus, um es ebenfalls in dem Koffer verstauen zu können. Naiver Weise sah sie kein Problem darin, besagte Pillen auch in Japan zu bekommen. Michael hatte ihr ja erläutert, dass es lediglich Wachmacher waren und keine gravierenden Nebenwirkungen nach sich zogen. So war es bei ihr bereits Routine geworden, diese Pillen zu nehmen. Da sie allgemein ein aufgedrehter und aufgeweckter Charakter war, störte sie sich nicht an der extremen Wirkungsweise. Auch nicht an den zwischenzeitlichen Schwindelattacken, welche sie auf den Stress schob.

 

Ebenfalls aus der Schublade zog sie ein schwarzes Buch. Es war Tagebuch und Songtext-Buch in einem. Sie musste schmunzeln. Sie wusste schon ganz genau, welches Lied sie vertonen wollte. Dieses großartige Geschenk passte ausgezeichnet zu jeder Strophe dieses umwerfenden Geschenkes. So ließ sie auch das Buch in ihrem Koffer verschwinden und holte aus dem Bad noch einige Kosmetikartikel, kurz bevor sie den Koffer verschloss. Daraufhin schritt sie auf schleichenden Sohlen aus dem Zimmer und ging die Treppen nach unten. Nur schnell weg von hier, dachte sich die junge Frau, als sie unten bereits von ihren Eltern erwartet wurde. Mimi schluckte. „Du schleichst du einfach rein und meinst auch noch, einfach so abhauen zu können?!“, erklang die erboste Stimme ihrer Mutter, welche Ihre Hände in die Hüfte stemmte. Mimi presste die Lippen aufeinander. „Ist das wirklich, was du willst?“, fragte ihr Vater entsprechend trocken im folgenden Moment. Mimi sah zur Seite. „Ja“, kam es durch zusammengebissene Zähne über ihre Lippen. Ein verächtliches Schauben kam aus der Richtung ihres Vaters. Sie wurde wütend. „Was hast du denn erwartet?! Dass ist jetzt kleinbeigebe? Diese Schule ist mein Traum! In Japan bin ich glücklich. Warum kannst du das nicht verstehen? Warum muss es immer um dich und die Forma gehen?“, sprach sie verzweifelt aus. Ihr Vater musterte sie mit einem kalten Blick. Gott, was war nur aus dem liebenden und aufopfernden Keisuke geworden? Damals hatte er alles für seine Familie getan, bis zu seiner Beförderung. Er arbeitete viel und ehrgeizig, wollte seine Ziele erreichen und das ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Irgendwie kam dies Mimi so unglaublich bekannt vor. Denn dasselbe machte sie auch. Sie kämpfte für ihre Ziele und Träume. Genau wie er. Warum sah er das nicht?

 

„Ich kann nicht fassen, wie undankbar du bist. Wir haben das alles für dich gemacht, um dir eine gesicherte Zukunft zu gewährleisten und so dankst du es uns?!“, fragte ihre Mutter aufgebracht und Mimi wich gar ein paar Schritte zurück. „Also soll ich eurer Meinung nach unglücklich in Amerika bleiben und das machen, was ihr euch wünscht, anstatt glücklich zu werden?“, fragte die Jüngere aufgebracht. Ihr Vater schien wütend zu sein. Doch erkannte auch sich in der jungen Frau wieder. Auch er hatte gegen den Willen seiner Eltern geheiratet und ein Kind bekommen. Für eine kurze Zeit in seinem Leben sah es nicht unbedingt rosig für seine Familie aus. Heute hatte er ein Imperium aus dem Boden gestampft und war seinen Zielen näherkommen. Etwas, wovon sein hübsches Töchterchen noch weit entfernt war. Ehrlich gesagt glaubte er nicht einmal, dass sie das erreichen würde. „Du gehst so naiv an die Sache und das wird dein Untergang sein. Aber glaub ja nicht, dass du dann wieder angekrochen kommen kannst!“, sagte ihr Vater streng. In den Augen der Tachikawa stiegen Tränen auf. Wie konnte er sowas nur sagen? „Was willst du damit sagen? Dass du mich genauso verstößt wie Makoto?“ Provozierend klangen ihre Worte aus ihren Lippen. „Es liegt an dir, ob du diese Türe passierst oder bleibst“, stellte er sie vor die Wahl.

 

Mimi sah ihren Vater an, dann wand sich ihr Blick an ihre Mutter. Sie wirkte gar ein wenig traurig. Die jüngste Tachikawa wusste, wie sehr es Satoe getroffen hatte, als Makoto mit seiner Familie gebrochen hatte. Auch Mimi vermisste ihren großen Bruder sehr, doch sie verstand seine Entscheidung. Dass Mimi nun die Gleich traf, musste für ihre Mutter schwer sein. Doch sie konnte nicht immer Rücksicht auf andere nehmen und dabei sich selbst vergessen. Das fing einfach nicht. Es war etwas, dass sie unglücklich machte und sie innerlich zerfraß.

 

„Dann lebt wohl…!“, flüsterte sie hauchend, packte ihren Koffer und rollte ihn nach draußen. Sie sah aus den Augenwinkeln, dass ihre Mutter den Tränen nach war. Dass selbst brach auch ihrer Tochter fast das Herz. Vereinzeln liefen ihr die Tränen über die Wangen. Doch es war falsch, einen Schritt zurückzugehen. Sie musste vorwärtsgehen. Eine andere Wahl blieb ihr nicht.

 

Bei ihrem Auto angelangt stellte sie ernüchtert fest, dass es sich nicht mehr auf dem typischen Platz befand. Das alles hatte sie womöglich ihrem liebreizenden Vater zu verdanken. Klar, dass er ihr das Auto wegnehmen würde, wenn sie sich ihm verweigerte. Aber davon würde sie sich nicht unterkriegen lassen. Also kehrte sie dem mächtigen Anwesen den Rücken zu und schritt zu der U-Bahn-Haltestelle. Sie war nur froh, dass sie wirklich alles bereits im Hotel beglichen hatte und so nicht auf der Straße leben musste. Zumal sie glücklicherweise vorgesorgt und ein Sparbuch in Japan angelegt hatte. Einige Monate würde selbst sie, ohne einen Job, über die Runden kommen.

 

Bei Nacht zurück zum Hotel zu finden war angsteinflößend. Überall versuchten sie irgendwelche komischen Gestalten anzumachen und ihr ihre Handynummer zu entlocken. Doch Mimi schaffte es gekonnt, im Hotel anzukommen. In ihrem Zimmer warf sie ihren Koffer zur Seite und rutschte die Türe nach unten. Dieser Tag hatte so schön angefangen und endete in der reinsten Katastrophe. Sie fühlte sich einfach nur schrecklich müde und gewissermaßen auch einsam. Sie war so froh, endlich aus diesem verdammten Loch rauszukommen und ein neues Leben bekommen zu können…

 

Nach einer halben Stunde stand sie wieder auf. Mehrere Nachrichten tummelten sich auf dem Handy von ihren Freundinnen, doch allen sagte sie nur, dass sie ein wenig Zeit für sich benötigte. Trotzdem würde sie diese nicht in ihrem Zimmer verbringen. Sie brauchte dringend Ablenkung. Sie brauchte Energie und am besten harten Alkohol. Deshalb schlenderte sie direkt zu ihrer Schublade und nahm sich erneut eine ihrer Wunderpillen, kurz bevor sie im Bad verschwand. Schon in den folgenden Minuten setzte die Wirkung ein und Mimi fühlte sich euphorisch. Von jetzt auf nachher verschwand die miese Stimme und motiviert verließ sie das Zimmer, wie kurz darauf das Hotel.

Als junge Frau nicht ganz ungefährlich, doch die Bar, auf welche sie abzielte befand sich nur zwei Häuser weiter. Daher machte sie sich auch nicht weiter Gedanken, als sie durch die Türe schritt und direkt in die kleine Lokalität kam. Dort steuerte sie direkt auf die Theke zu und ließ sich auf einem der Hochsitze nieder. „Einen Martini rosso und einen Tequila Gold“, bestellte die junge Frau erschwinglich. Während sie auf die Bestellung geduldig wartet, ließ sie einen Blick durch die Bar schweifen und beobachtete das Publikum. Hauptsächlich waren junge Studenten anwesend, manche sogar aus ihrer Fakultät, denen sie freudig zuwinkte. So gelang es ihr leichter, ein wenig Abstand von dem Ganzen zu bekommen…

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Taichi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Taichi betrat das gemütliche Hotelzimmer, welches er gemeinsam mit Yamato und Koushiro teilte, der Rothaarige schien von dem `spannenden´ Museumsbesuch noch nicht zurück zu sein. Ihm war es mehr als Recht, das Zimmer mal nur für sich alleine zu haben. Yamato würde wahrscheinlich den gesamten Abend im Plattenladen bleiben und so schnell sicher nicht zurückkommen. Der Brünette ging ins das geräumige Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Angestrengt legte er seinen Kopf gegen die Kacheln der Badezimmerfliesen. Die letzte Nacht hatte ihn ganz schön aufgewühlt und er konnte nicht eine Stunde schlafen. Erst küsste Sora ihn, dann küsste er Mimi, niemals hätte er erwartet, dass die Rothaarige so energisch vorgehen und ihn auch noch vor Yamatos Augen küssen würde. Und Mimi? Sie wirkte traurig, war sie eifersüchtig? War da mehr bei ihr? Spann er sich selbst was zusammen? Er musste aufpassen, höllisch aufpassen, dieses Mädchen war schon mal sein Untergang, sollte das alles wieder von vorne anfangen? Aber der Kuss... dieser Kuss brachte die Mauer – die er um sein Herz aufgestellt hatte, zum Einstürzen und schon war er Mimi wieder hilflos ausgeliefert, ob sie nur ansatzweise wusste, welche Auswirkungen sie auf ihn hatte? Er konnte es sich nicht vorstellen, er musste dringend auf Abstand zu ihr gehen, bevor alles wieder von vorne anfing. Aber war es dafür nicht bereits schon zu spät?

 

Er schritt aus der Dusche aus, wickelte sich ein Handtuch um seine Hüfte und blickte in den – vom heißen Dampf verschwommenen Spiegel. Die Lüftung im Badezimmer funktionierte so gut, dass es nur wenige Minuten dauerte, bis der Spiegel nicht mehr beschlagen war. Die Dusche half nicht wirklich, denn er fühlte sich kein Stück besser. Der Tag heute lenkte ihn ganz gut ab. Er war überrascht, dass Mimi für ihn und die restlichen Jungs extra Fußballkarten organisiert hatte, eine größere Freude hätte sie ihm kaum machen können – außer sie wäre selbst mitgekommen und sie wären zu zweit beim Spiel gewesen. So viel zum Thema auf Abstand gehen...

 

Nachdem er sich angezogen und aus dem Badezimmer trat, machte bereits Koushiro auf sich aufmerksam. „Hi Taichi“, begrüßte er den Älteren wie immer höflich. Taichi nickte ihm kurz zu „Und wie war’s im Museum?“, fragte anstaltshalber nach. „Es war wirklich interessant, mal was anderes und das Spiel?“ „War auch gut“, antwortete der Träger des Mutes knapp. „Hmmm.“ Irgendwie war die Stimmung zwischen den beiden Freunden seit einigen Tagen angespannt. Das nervte Taichi sehr, denn die zwei verstanden sich immer gut, nicht ohne Grund zählte er den Jüngeren zu einem seiner besten Freunde und er selbst wiederum war für den Jüngeren sein bester Freund, doch seit dem Disput im Fahrstuhl vermieden sie es miteinander mehr als ein paar Sätze zu sprechen. Er seufzte, während er sich auf sein Bett setzte und sich weiße Socken überzog.

 

„Wie war es eigentlich gestern noch im Club?“, fragte der Jüngere, setzte sich ebenfalls auf sein Bett und sah neugierig zu Taichi. „Ganz okay...,“ erwiderte er einfallsreich. „Irgendwas Besonderes vorgefallen?“ „Nein“, log er. Verdammt. Warum log er denn? Er wollte seine Freunde nicht belügen, aber er wusste einfach nicht, wie er ehrlich mit dem Computerfreak über Mimi reden sollte, auch wenn er wusste, das sich früher oder später ein Gespräch kaum vermieden ließ. „Na ja, Sora hat mich geküsst...“, lenkte er nach einigen Minuten ein. Überrascht riss der Kleinere die Augen auf und sah Taichi ungläubig an. „O-Okay und weiß Yamato davon?“ „Er stand daneben...und Mimi auch...!“, sprach er niedergeschlagen aus. „Wow.“ Mehr konnte der Jüngere in diesem Augenblick nicht erwidern. „Und wie haben die beiden darauf reagiert?“, hakte Kouchiro interessiert und argwöhnisch zu gleich nach. „Geschockt und irgendwie verletzt.“ „Yamato?“ Taichi schüttelte seinen Kopf. „Beide. Mimi hat daraufhin die Tanzfläche verlassen, während Yamato in seiner Position verharrte.“ Taichi konnte sich in diesem Moment ziemlich gut vorstellen was in Koushiro vorging, unauffällig schielte er zu dem Computerfreak rüber und sah wie er angestrengt nachdachte. „Willst du was von Mimi-chan?“, fragte der Computerfreak ganz direkt. Taichi vermied es wieder dem Jüngeren in die Augen zu sehen und versuchte Zeit totzuschlagen um nicht zu antworten, in dem er sinnloser weise die Fernbedienung in die Hand nahm und durch das Fernsehprogramm zappte. „Kannst du das mal lassen und mir antworten?“, fragte der Jüngere verärgert und sah ungeduldig zum Brünetten. Taichi zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht was ich will...“

„Dann lass die Finger von Mimi!“, kam es drohend aus dem Rothaarigen.

 

Taichi wand den Blick vom Fernseher ab und sah Kouchiro herausfordernd an. Drohte er ihm gerade ernsthaft? So etwas kannte er von dem besonnenen jungen Mann wirklich nicht. Aber wenn es um Mimi ging, war Kouchiro selten rational. „Willst du was von ihr?“, fragte er nun genauso direkt bei dem Jüngeren nach. Dieses Mal schien der Träger des Wissens nicht antworten zu wollen, doch auch das Schweigen sagte dem Braunhaarigen alles was er wissen musste. „Ich habe Mimi-san gestern geküsst“, sagte der Ältere mit neutraler Stimme. Taichi tat das nicht, weil er den Rothaarigen verletzten wollte, sondern weil er aufrichtig zu seinen Freunden sein wollte. Er wollte nicht den gleichen Fehler wie damals machen, in dem er zu viel Zeit verstrichen ließ und ihm jemand sein Mädchen vor seiner Nase wegschnappte. „Wie bitte?“, kam es angesäuert aus dem Rothaarigen, während er nicht länger seelenruhig auf seinem Bett sitzen konnte. „Erst schläfst du mit Sora, der Exfreundin von deinem besten Freund und machst dann eine Nacht später mit ihr rum und als würde das nicht ausreichen knutscht du auch noch mit MEINER Exfreundin rum? Was bist du denn für ein scheiß Typ? Kannst du dir keine anderen Weiber suchen?“, schrie er seinen besten Freund wütend an. „Stop! Halt den Ball flach, was in der Nacht mit Sora passiert oder nicht passiert ist, weiß ich bis heute nicht und Sora hat mich geküsst und ich wollte das nicht mal. Außerdem habe ich das mit Yamato längst geklärt“, erklärte er sich aufbrausend und konnte sich ebenfalls nicht mehr auf seinen vier Buchstaben halten und sprang aus seinem Bett auf „Und die Sache mit Mimi? Das ist eben alles kompliziert, aber sie hat mir immer was bedeutet...!“, rechtfertige er sich weiter. Koushiro schüttelte fassungslos den Kopf. „„Ach wirklich? Und was sollte das dann? Erst mit Sora knutschen, dann mit Mimi, erst mal beide testen oder was?  Oder einfach gleich beide nehmen und hoffen, dass sie es nicht merken?!“ „Izzy! Ernsthaft, du lehnst dich gerade ganz schön weit aus dem Fenster“, giftete Taichi und zog seine Augen zu schlitzen. Die beiden jungen Männer standen sich direkt gegenüber und man konnte die Anspannung, die sich aufgebaut hatte, durch den ganzen Raum fühlen „Was guckst du so? Hau mir doch gleich eine rein, das kannst du doch eh am besten!“ „Glaub mir, es fehlt nicht viel...“, sprach Taichi drohend aus. „Ja, mach doch...!“, forderte der Computerfreak ihn geradezu auf. Taichi schluckte, ballte seine Hand zu einer Faust und holte aus. Kouchiro schloss die Augen, doch öffnete sie kurz darauf, denn er schlug nicht auf seinen Freund, sondern in die Wand, die hinter dem Rothaarigen lag ein. „Vergiss es, ich werde dich nicht schlagen, den Gefallen werde ich dir nicht tun, da musst du schon weitaus mehr machen...!“  Mit diesen Worten ging er an den Jüngeren vorbei, zog seine Schuhe an und verließ aufbrausend das Hotelzimmer.

 

Nein, Koushiro war schon lange nicht mehr rational, er war gänzlich seinen Emotionen und seiner Eifersucht ausgeliefert. Genauso wie er! Toll, warum musste sich denn alles um die verdammten Weiber drehen? Er hatte mit seinen besten Freunden Stress, nur, weil die Hormone aller total bekloppt spielten. Meine Güte, er kam sich vor wie in einer schlechten Seifenoper und er hatte die beschissene Hauptrolle. Die Ex seines besten Freundes stand auf ihn, obwohl dieser noch immer auf sie stand, während sie für ihn nur seine beste Freundin war, und er eher auf ihre beste Freundin stand, von der er eigentlich schon immer was wollte, die aber auch gleichzeitig die Ex eines anderen Freundes war und was wollte sie? `Ahhh`. Der Brünette dachte das ihm jeden Moment sein eigenes Gehirn um die Ohren flog. Er musste ganz schnell hier aus dem Schicki micki Hotel raus und seinen Kopf frei kriegen. Er brauchte Alkohol, je mehr desto besser.

 

Doch wirklich aus kannte er sich nicht. Er steuerte einfach in die nächstgelegene Bar, denn er wollte nicht in der Hotelbar versinken, die Gefahr war zu groß, dass ihn irgendeiner seiner Freunde fand und ihn Nerv tötende Fragen stellen würde. So wie sie es eigentlich schon die ganze Zeit taten und darauf hatte er nun wirklich keinen Bock. Mit voller Kraft legte er beide Hände auf die Türe der Bar und diese flog daraufhin zurück.

 

Er ging geradewegs auf die Theke zu und wartete daraufhin, dass der Kellner ihn bemerkte. `Man, wäre er ein Weib mit dicken Brüsten, wäre er sicher gleich bedient wurden...! ´Nach geschlagenen zehn Minuten nahm der Kellner den Braunhaarigen war. „Was darf es sein?“ schrie er durch die laute Musik durch. „Bier und Tequila Silber, am besten gleich zwei...!“ Der Kellner brachte ihm was dieser verlangte und Taichi trank den ersten Tequila in einem Zug leer. Nachdem das erste brennen seiner Kehle entlang wich, fühlte dieser sich tatsächlich besser. Er nahm sein Bier, sowie sein zweiten - noch vollen Tequila und schritt durch die Bar. Er sah einen Barhocker an einem Stehtisch und setzte sich auf diesen drauf. Er nahm sich einen Schluck seines Bieres und sah durch die Menge, er beobachtete die kleine Tanzfläche, die trotz allem gut befüllt war, als sein Blick geradewegs auf die Brünette fiel, die sich taktvoll im Rhythmus der Musik bewegte.

 

Ernsthaft? Wollte ihn das Universum gerade komplett verarschen? Er wollte keinen der Beteiligten sehen und ausgerechnet sie musste hier so dämlich herumtanzen, er bemühte sich verzweifelt irgendein anderes Mädchen zu begutachten. Irgendeine. Doch seine Augen sahen unwillkürlich zu der braunhaarigen Schönheit zurück. Er sah, wie sie mit ihren reizvollen Bewegungen sich perfekt der Musik anpasste, wie sie taktvoll ihre Hüften kreisen ließ, wie sie ihre Arme in die Luft hob um im Beat mit einzustimmen, wie sie ihre Haare hin und her schüttelte und sich den Klängen hingab. Sie war anmutig, sexy und wunderschön. Verdammt! Er nahm sich seinen zweiten Tequila, leckte seinen Handrücken ab, streute Salz darauf, leckte diese Stelle ab, hob sein Glas, leerte den Inhalt in seiner Kehle und biss in die saure Zitronenscheibe, bis diese gänzlich in seinem Gaumen verschwunden war. Er stellte das Glas auf den Tisch ab und sah erneut zu der Jüngeren zurück, doch dieses Mal trat ein fremder Mann auf `sein Mädchen` zu und tanzte diese gleich provokant an, indem er seinen Schritt von hinten gegen die Jüngere drückte. Panisch riss die Brünette von dem fremden Mann zurück und versuchte ihn abzuwehren, doch dieser ließ sich nicht abschütteln. Erneut zog er die Jüngere gegen ihren Willen an ihn heran. Spätestens jetzt platzte der Geduldsfaden des jungen Mannes.

 

Er ging mit schnellen und direkten Schritten auf den Widerling los, packte den fremden Mann und zog ihn nicht gerade zimperlich von Mimi zurück. Dieser drehte sich direkt nach dem Störenfried um, doch als er den wütenden und angriffslustigen Blick des Yagamis sah, schluckte dieser gleich einen Kloß im Hals runter. „Pack sie noch einmal an und du machst Bekanntschaft mit dem Fußboden! Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?!“, schrie er dem Mann, der einen halben Kopf kleiner als der Brünette war ins sein Ohr. Dieser nickte und flüchtete so schnell er konnte. Taichis Blick ging zurück zu Mimi, die ihn bereits mit einem atemberaubenden Lächeln angrinste. „Danke für deinen Einsatz, mein edler Retter...!“, erwiderte sie ihm augenzwinkernd. „Dich kann man auch keine Minute alleine lassen, kann das sein?“, Mimi schüttelte kichernd ihren Kopf. „Es wäre besser, wenn du heute Nacht auf mich aufpassen würdest.“ Da war der Yagami sich ausnahmsweise mit der Tachikawa einig. `Dieses Mädchen würde er sicher nicht alleine zurücklassen`. „Aber jetzt wo du schon mal hier bist...“, sagte Mimi mit anzüglichen Grinsen und zog den Braunhaarigen näher zu sich. „Kannst du auch gleich mit mir tanzen.“ Taichi seufzte. So lange war das noch gar nicht her, doch er musste sich eingestehen, richtig mit ihr getanzt hatte er noch nie. Dieser Abend könnte also doch noch einiges für ihn bereit halten...!

Der Zusammenbruch


 

Nicht erkannte Vorzeichen ziehen deutliche Konsequenzen nach sich.

Ernst Ferstl

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Mimi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Ausgelassen tanzten die Beiden auf der kleinen Tanzfläche und tanzten eng umschlungen miteinander, wobei die Musik eigentlich recht schnell und rhythmisch war. „Warum bist du eigentlich alleine unterwegs?“, schrie der Ältere in das Ohr der Brünetten, um gegen die laute Musik, die durch die Boxen hallte, entgegen zu wirken. „Warum bist du denn alleine hier?“, stellte die Tachikawa die Gegenfrage, anstatt auf seine zu antworten. „Musste einfach mal raus, alleine...!“

„Dito“, erwiderte die Kleinere und grinste den Yagami mit großen Augen an. Sie musste sich eingestehen, dass es ihr unheimlich gefiel hier so eng umschlungen mit dem Älteren zu tanzen, er passte sich ihren Bewegungen sehr gut an und der typische Taichi-Duft des jungen Mannes gelang unentwegt in ihre Nase. „Bin seit heute ein armes, reiches Mädchen“, erwiderte sie noch immer lachend, sie bemerkte wie der Braunhaarige sie fragend ansah. Mimi machte eine abwertende Handbewegung „Meine Eltern haben mich offiziell verstoßen.“ Augenblicklich hörte der junge Mann auf zu tanzen, während die Jüngere munter weiter tanzte „Was? Sag das nochmal?“, hörte sie den Älteren fragen. Mimi rollte mit den Augen. „War doch klar, dass das passiert, nach meiner grandiosen Geburtstagsfeier.“

 

Taichi zog die Jüngere von der Tanzfläche weg und führte sie in eine Ecke der Bar, um ungestört mit der Kleineren reden zu können. „Mimi-chan, jetzt erzähl mir mal bitte in Ruhe was passiert ist?“, drängte der Ältere und setzte sich mit ihr auf eine rote bequeme Ledergarnitur. „Ich war heute nochmal zu Hause, um meine Koffer zu packen und wir haben geredet oder viel mehr gestritten“, versuchte sich die Jüngere zu erklären. Mimi wand den Blick von dem Träger des Mutes ab und ließ ihren Blick über die Menschen der Bar schweifen. „Sie sagten, wenn ich jetzt gehe, brauche ich mir auch ja nicht einzubilden, wieder zurückzukommen, sollte ich scheitern...Tja...wie du siehst bin ich hier und nicht dort...“, fuhr sie unbeirrt fort. Sie spürte wie der junge Mann ihr Kinn zwischen seinem Daumen und Zeigefinger legte und ihren Kopf in seine Richtung zog und sie somit dazu brachte ihm wieder in die Augen zu sehen. Ihre Gesichter waren nur wenige Millimeter voneinander entfernt. Die plötzlich aufkommende Nähe des jungen Mannes machte sie sichtlich nervös, schaffte es kaum, den intensiven Blick den der Brünette ihr zu warf, stand zu halten. „Das tut mir wirklich leid Mimi“, sprach er sanft gegen ihren Mund. „Wieso? Du kannst doch nichts dafür“, entgegnete sie und blickte abwechselnd zwischen seinen dunkelbraunen Augen hin und her. „Mimi, bist du sicher, dass du das alles willst?“ fragte er die Jüngere, die angesprochene ging etwas von dem Älteren zurück und sah ihn angesäuert an. „Nicht du auch noch, traut mir denn hier niemand etwas zu?“ „So meinte ich das doch gar nicht, ich möchte nur nicht, dass du hinterher etwas bereust...“, versuchte sich der Braunhaarige zu rechtfertigen. „Taichi, es gibt in meinem noch sehr jungen Leben schon viele Dinge die ich bereue, aber jetzt habe ich endlich mal das Gefühl etwas Richtiges zu tun. Seht ihr das denn nicht?“

 

Taichi lächelte die Jüngere breit an, wand sein Blick zum Kellner, der gerade am Nachbartisch stand „Entschuldigung? Wir hätten gerne zwei Tequila Silber“, bestellte er bei dem Kellner. „Mit Zitrone und Salz?“ fragte dieser nach, Taichi nickte und sah zurück zur Jüngeren die ihn fragend ansah. „Ich finde wir sollten auf deinen neuen Lebensabschnitt trinken.“

Mimi bekam das Strahlen aus ihrem Gesicht gar nicht mehr raus, bisher wollte keiner mit ihr für ihre Entscheidung und den neuen Lebensweg den sie bereit war zu gehen feiern. Er war der erste, alleine für diese Geste hätte sie den jungen Yagami abknutschen können, doch hielt sie sich zurück.

 

Der Kellner stellte die zwei Shots, sowie den Salzstreuer und die Zitronenscheibe vor den beiden jungen Erwachsenen auf den Tisch ab. Taichi schnappte sich - wie selbstverständlich Mimis Hand leckte die Stelle an ihrem Handrücken mit seiner Zunge ab und sah ihr darauf schelmisch grinsend ins Gesicht, während sich um die Haut der jungen Frau eine wohlige Gänsehaut zog. Etwas schüchtern und mit roten Wangen griff sie mit einer Hand nach dem Salzstreuer um die noch feuchte stelle auf ihrem Handrücken mit Salz zu bestreuen. „Darauf das du mit uns zurück nach Japan kommst...“, erwiderte der Braunhaarige und hob sein Glas in die Luft um mit der Tachikawa anzustoßen. Diese ließ ihr Shotglas mit seinem zusammen knallen. „Darauf das ich endlich wieder nach Hause komme!“ Die beiden tranken den Tequila leer und bissen die Zitronenscheibe ab. Mimi verzog ihr Gesicht und schüttelte ihren Kopf. Der junge Mann musste über das Gesicht der Jüngeren lachen. „Tequila ist wohl nicht so deins?“, hakte er bei den Brünetten nach. „Doch, aber ich mag lieber die Gold Variante, Zitrone ist nicht so meins.“ „Okay, wenn das so ist“, erwiderte der junge Mann und hob seine Hand. „Bitte zwei Tequila Gold“, bestellte er nun. Mimi schüttelte fassungslos den Kopf. „Du bist unverbesserlich, Yagami“ 

Dieser grinste „Ich weiß.“

 

Erneut stoßen sie an und bestellten sich bald darauf einen zweiten und dann einen dritten. „Sicher, dass du das durchhältst, meine Liebe?“ erwiderte der Ältere, als er den bereits glasigen Blick der Jüngeren aufschnappte. Sie kicherte „Tzz... Ich halte ganz schön was aus und du?“ Taichi verdrehte die Augen. „Ich bitte dich...soll das ein Witz sein?“, stellte er ungläubig seine Frage. „Aber nicht so viel wie ich“, entgegnete die Jüngere selbstbewusst, verschränke die Arme vor ihrer Brust und besah den jungen Mann herausfordernd an. „Fragst du mich gerade ernsthaft, ob ich weniger vertrage als du?“ Mimi antworte nicht, sondern hielt einfach provokant seinem Blick stand. „Okay...du kleiner Zwerg, von gerade mal 160 cm, dich trinke ich locker unter den Tisch“, konterte er prompt und erwiderte den Blick der Jüngeren. Mimi lachte laut los. „Werden wir ja sehen...“

„Oh Gott! Du meinst das wirklich ernst?“, konnte es der junge Mann kaum fassen. „Natürlich“

„Okay, um das ganze interessanter zu gestalten, lass uns wetten!“ „Wetten?“, fragte die Jüngere ungläubig nach. „Klar, oder traust du dich nicht, gegen einen gestandenen Mann wie mir zu wetten?“ „Gestandener Mann? Tzz“, entgegnete die Brünette und streckte ihm ihre rosafarbene Zunge aus. „Und um was sollen wir wetten?“, fragte die Jüngere bei dem Braunhaarigen nach. Sie hielt inne, als sie den Älteren beobachtete, der wirklich ernsthaft darüber nachzudenken schien, als ein dreckiges Lächeln auf den Zügen des Yagamis lag - befürchtete die Brünette bereits das Schlimmste. „Der Verlierer muss für den anderen strippen“ „Was?“, schrie die Jüngere hysterisch aus und stemmte ihre Handflächen auf dem Tisch ab. Der Ältere lacht laut los. „Du trittst hier doch so selbstsicher auf, also?“, erwiderte er gleich. „Ja...aber...!“ „Was? haben wir Angst doch nicht mithalten zu können?“, schoss es angriffslustig aus dem Brünetten heraus. „Pfff...mir egal...du wirst eh vor mir blank ziehen...“ Taichi hielt ihr seine Hand vor „Werden wir sehen.“ Mimi ergriff sie ebenfalls, während der junge Mann kurz darauf seine Hände hinter seinem Kopf verschränkte. „Eigentlich könntest du dich auch gleich ausziehen...“, forderte er die junge Frau auf und besah sie lächelnd. Die Jüngere zeigte ihm nur den Vogel „In deinen Träumen!“ Erneut hob der junge Mann grinsend seine Hand. „Lasset die Spiele beginnen“ erwiderte er, als sie erneut ihre Gläser aneinanderschmiegten.

 

Nach gut einer Stunde brauchten beide eine Pause und gingen auf die Tanzfläche. Berauscht vom Alkohol, von der Stimmung in der Bar, von der Gesellschaft des Yagamis schritt die Brünette mutig auf den Älteren zu und tanzte ihn verführerisch an. Dieser ließ sich nur zu gerne von der Kleineren antanzen und schon bald spürte Mimi wie seine Hände ihren Hintern umfassten, während sie ihre Arme um den Nacken des Mannes legte. Ohne groß weiter darüber nachzudenken, sah sie zu dem Brünetten auf, der seitlich ihr ein Stück entgegenkam und seine Lippen auf ihre legte. Genüsslich schloss die Brünette ihre Augen und alle Hemmungen wurden schwächer. Der Kuss schmeckte nach Alkohol, Orangen und Zimt. Keiner von Beiden dachte daran diesen Kuss zu unterbrechen, dieses Mal wurden sie von niemanden unterbrochen. Keiner dachte an Konsequenzen, der Alkohol ließ sie einfach ihren Gefühlen folgen.

 

Leicht verschwommen sah sie zu dem Älteren und biss sich auf die Unterlippe „Lass das!“ forderte der Ältere lächelnd auf, dies zu unterlassen. „Warum denn?“ „Weil ich so nur den Wunsch verspüre dich wieder zu küssen“, antwortete der Brünette ehrlich. „Und wäre das schlimm?“, hakte sie grinsend nach. Taichi lachte „Du bist ganz schön frech!“, stellte er fest. Mimi erwiderte nichts und zog den Älteren wieder zu sich herunter.

 

Das Leben beißt, das Leben küsst. Das Leben kann ein Arschloch sein und im nächsten Moment erfährst du wahre Glückseligkeit. Dies war alles was die junge Frau fühlte, als sie ihre Lippen auf denen des jungen Mannes drückte, der diesen Kuss jedoch augenblicklich erwiderte. Sie konnte sich kaum daran erinnern, wann das letzte Mal ein einfacher Kuss dafür sorgte, dass sie ihren Verstand verlor.

 

Ein Stück von ihr liebte diesen jungen Mann leise – im Hintergrund weiter, es war wie ein Flüstern, in der lauten Gedrängen in denen sie sich befand. Die ganze Zeit hatte sie geschwiegen – sogar vor sich selbst. Sie war so weit weg – weg von ihm, um ihm nah zu sein. Immer wenn die Partys zu Ende waren, die Musik aus war, die Stille sie heimkehrte, dachte sie an den Mann, der ihr ihren ersten Kuss geschenkt hatte zurück. Dorthin wo sie sich das erste Mal geborgen und beschützt gefühlt hatte.

 

Genauso fühlte sie sich auch jetzt. Euphorisch und von den Gefühlen überrumpelt trat sie vom Braunhaarigen zurück. Dieser nahm ihre Hände und führte sie in eine Drehung. Sie lachten unaufhörlich, während der junge Mann die Brünette quer durch die Tanzfläche beförderte. Sie in seine Arme nahm und nach hinten drängte, sich über sie legte, ihr einen Kuss auf den Mund drückte, sie wieder zurückholte und erneut drehte. Die junge Frau kicherte weiter, während auch der junge Mann sich königlich amüsierte.

 

Die junge Frau hatte deutlich das Gefühl, dass es ihr minütlich immer heißer wurde. Sie spürte ihr schweißnasse Stirn und fächerte sich mit einer Hand Luft zu, doch eh half es keineswegs. „Es ist ganz schön heiß oder?“, rief sie dem jungen Yagami entgegen. „Na ja...du gibst ja auch alles“, grinste er, doch irgendwie konnte sie es nicht erwiderten, obwohl sie schon etwas länger nichts Alkoholisches mehr getrunken hatte, fühlte sie sich immer schlechter. Ihr Mund fühlte sich Staubtrocken an. „Irgendwie habe ich Durst“, nuschelte sie, während sie das Gefühl hatte sich jeden Moment übergeben zu müssen. „Also...sowie es aussieht, habe ich gewonnen...“, grinste der junge Mann überheblich. Mimi hatte das Gefühl, als würde sich plötzlich alles um sie herumdrehen.

 

Sie bekam Kopfschmerzen und Muskelschmerzen, irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Sie hörte auf zu tanzen und hielt sich ihren Kopf, spürte wie der junge Mann einen Arm auf ihre Schulter ablegte und auf sie einredete, doch sie verstand kein weiteres Wort mehr, das seinen Mund verließ. Sie sah zu ihm hinauf, kniff ihre Augen zusammen, versuchte zu verstehen, was der Ältere ihr zu rief, doch sie hörte nichts. Ihr wurde immer heißer, ihr wurde schwindelig, alles drehte sich. Sie spürte, wie ihre Füße sie nicht mehr länger tragen konnte und sie unter diesen einbrach – dann war alles schwarz!

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Taichi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Die Stimmung war ausgelassen, die Laune angeheitert. Der Alkohol schaffte es, alle negativen Empfindungen aus seinem Inneren zu bannen und sich einzig und allein seiner hübschen Begleitung zu ergeben. Bis eben diese in sich zusammensackte. Sein Herz setzte einige Sekunden aus, während er schockiert in das überhitzte Gesicht von Mimi sah. Immer wieder ihren Namen rufend, strich er ihr die verklebten Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Mimi…Hey…Mimi!“, sprach er sie immer wieder an, doch sie reagierte keinen Augenblick. Panik ging ihm durch den Körper. Anstatt zu helfen, standen die übrigen Gäste nur drum herum und starrten sie an. Auch Taichi war sichtlich überfordert, dafür aber in Sekundenschnelle wieder nüchtern.

 

„Mimi…hey…Wach auf!“, flüsterte er verzweifelt, richtete seinen Blick dann aber wütend zu den anderen Gästen. „Kann mal einer ein Glas Wasser organisieren?“, brachte er wütend, besonderes aber laut, über die Lippen. Wenigstens das funktionierte. Er legte seine Finger an ihrem Kinn und er drückte fest zu, um ihren Mund zu öffnen. Daraufhin gab er ihr das Wasser, welches sie unweigerlich schluckte. Er war erleichtert, dass sie sogar hustete und scheinbar nicht komplett weg war. Dennoch reagierte sie nach wie vor nicht auf seine Stimme, was ihm Angst machte. So bestellte er noch ein Glas Wasser, bezahlte und legte seine Arme unter ihre Kniekehlen. Er hob ihren zierlichen Körper an. Gott, wie leicht sie doch war.

Natürlich hatte er sich auch überlegt, einen Krankenwagen zu rufen. Wäre wohl das Sinnvollste gewesen. Das Problem dahinter war nur, dass dies zur Folge hätte, dass ihre Eltern kontaktiert wurden und Mimi das Land wohl nicht so schnell verlassen würde. Eine Tatsache, welche sie ihm wohl niemals verzeihen würde. Deshalb schritt er auch rasend ins Hotel, ignorierte die besorgten Rufe des Portiers und ging zum Fahrstuhl. Immer wieder flößte er Mimi Wasser ein und trug dafür Sorge, dass sie wach blieb. „Mimi…schön wach bleiben…hörst du mich? Wach bleiben!“, rief er ihr immer und immer wieder besorgt zu.

 

Taichi verstand das nicht. Ihr ging es doch gut. Natürlich hatten sie einiges zu sich genommen und auch ihm war klar, dass sie schneller betrunken sein würde, als er selbst. Kein Wunder, schließlich war sie ein wirklich zierliches Persönchen. Zumal er nicht glaubte, dass sie routinemäßig Alkohol konsumierte. Umso mehr hatte es den Yagami überrascht, wie fest sie in Schritt und Sprache war. Während seine Stimme nach und nach immer mehr ins Lallen abdriftete, machten ihre Sätze da noch mehr Sinn. Das Einzige, was ihm aufgefallen war, dass sie sich bei jeder Berührung heißer anfühlte als normal. Aber er schob dies – naiver Weise – auf die Hitze der Diskothek. Sie lachten, sie flirteten, alberten herum. Wie immer schaffte es Mimi, ihn aufzumuntern und vor negativen Empfindungen zu schützen. Und dann brach sie mitten auf der Tanzfläche einfach zusammen!

 

Im vierten Stock angekommen steuerte er direkt das Zimmer seines blauhaarigen Freundes an. Ihm war schon klar, dass diese tief und fest schlummerte, doch das war ihm gänzlich egal. Hier ging es schließlich um Mimi. Also donnerte er, was das Zeug hielt, an die Türe des Brillenträgers. Er konnte schon von draußen das Fluchen dessen Freundin hören, wären Joe diese mit ruhigen Tönen beschwichtigte. „Beruhig dich Yuri-chan…“, erklang die Stimme des Digiritters der Zuverlässigkeit, nah an der Türe. „Verdammt Joe! Wenn du nicht gleich die Türe aufmachst, trete ich sie dir ein!“, rief der Yagami wütend und wenige Sekunden später öffnete sich die Türe.

„Taichi?“ Verschlafen blickte ihn sein Freund an. Er musste die Augen etwas zusammenkneifen, da er aufgrund der plötzlichen Lichteinwirkung und der fehlenden Brillen seinen Freund nicht gleich zu erkennen schien. „Joe! Ich habe keine Zeit dafür! Mimi ist einfach zusammengebrochen und ich weiß nicht, was ich machen soll!“, kam es verzweifelt von dem Braunhaarigen. Yuri trat an die Seite ihres Freundes und drückte diesem die Brille in die Hand. „Ein normaler Mensch hätte einen Krankenwagen gerufen…“, konnte sie sich ihr Kommentar nicht verkneifen. Joe setzte sich unterdessen die Brille auf. „Sehr witzig! Dann kommt Mimi ja nie aus Amerika raus!“, kam es zähneknirschend von dem Yagami. Joe musterte folglich Mimi. Kritisch begutachtete er ihren Zustand. Zwar war sie bei Bewusstsein, doch wirklich anzusprechen war sie nicht. „Bring sie rein!“, forderte er dann den Jüngeren auf und öffnete die Türe weit genug, damit er passieren konnte. Automatisch legte Taichi die Tachikawa auf das Bett der beiden, während Joe die junge Frau begutachtete. „Ein Krankenwagen hätte ihr sicher besser geholfen…“, murrte Yuri, die sich neben Joe kniete. Dieser kontrollierte die Reflexe von Mimi und deren Pupillenreaktion. „Hast du sie abgefüllt?“, kam es vorwurfsvoll von Yuri. Taichi wich ihrem direkten Blick aus. „Wir waren beide emotional angeschlagen und haben uns ein Paar Drinks genehmigt…“, gestand er. Joe rückte sich seine Brille zurecht. „Taichi… du bist der Ältere. Mimi verträgt nicht so viel. Das sieht eindeutig nach einer Alkoholvergiftung aus. Eigentlich sollte sie ein Antitoxikum einnehmen und das haben nur die Krankenhäuser!“, führte er Ältere aus. Yuri hatte sich bereits das Handy genommen, als sich Taichi einmal mehr meldete. Panisch sah er zwischen Joe hin und her. „Bitte! Kannst du nicht wenigstens irgendwas andere versuchen? Mimi wird uns nie verzeihen, wenn wir dafür sorgen, dass sie nicht zurück nach Japan kann.“, versuchte der Yagami verzweifelt dafür zu sorgen, dass Joe handelte. Als Mimi begann zu husten, handelte Joe schnell und brachte sie in die stabile Seitenlage. „Oh nein – nicht, dass sie uns ins Bett kotzt!“, murrte nun Yuri erneut. Just in diesem Moment fiel Joe etwas ein. „Das ist es! Im Krankenhaus würden sie ihr den Magen auspumpen. Vielleicht geht es ihr besser, wenn sie sich erbricht.“ „Du meinst, wir sollen ihr den Finger in den Hals stecken?“ Taichi wirkte sichtlich schockiert. Yuri verdrehte nur die Augen. „Ihr Männer seid solche Babys! Tragt sie mir ins Badezimmer… Ich kümmere mich drum!“, gab die Blonde bekannt. Taichi sah diese nur überrascht an, während Joe lächelte. Beide nahmen Mimi an jeweils einen Arm hoch und trugen sie ins Badezimmer. Sie setzten die Braunhaarige vor der Kloschüssel ab, kurz bevor sie Yuri neben sie kniete. Nur mit halb geöffneten Augen sah Mimi paralysiert auf die Kloschüssel. „Geht raus!“ Streng sah Yuri die beiden jungen Männer an, kurz bevor diese das Badezimmer verließen.

 

„Es wird alles gut…“, hörte Taichi noch die einfühlsame Stimme von Joes Freundin, kurz bevor die Türe ins Schloss fiel. Diese ließ sich nun vollkommen fertig auf einem der Stühle nieder und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. „Gott, ich hätte es niemals so weit kommen lassen dürfen!“ Er spürte selbst in sich die Übelkeit aufsteigen. Erstaunlicherweise fühlte er sich ziemlich nüchtern, für die Menge, die er konsumiert hatte. „Wie konnte es soweit kommen?!“, fragte Joe ernst und nahm sich eines der Brillenputztücher vom Nachtschrank, um sich die Brille zu putzen. Taichi fuhr sich über den Nasenrücken. „Ich hab keine Ahnung. Ich hab mich mit Koushiro gestritten und bin danach zu dieser Bar gegangen. Irgendwie musste ich wieder runterkommen. Mimi war schon da und war deutlich angeheitert. Keine Ahnung…dann hat sich der Abend halt so entwickelt…“, murrte er. Er vermied es, etwas über die Wette zu sagen. Zu sehr nagte das schlechte Gewissen an dem Yagami. „Das Schlimme daran ist, dass ich überhaupt nichts bemerkt habe. Obwohl sie schon einiges getrunken hat, habe ich kaum gespürt, dass sie betrunken ist. Bis sie dann halt zusammengebrochen ist. Verdammt. Ich kann es noch immer nicht fassen! Was bin ich doch für ein Arschloch!“ Joe hob verwundert die Augenbrauen. „Es bringt überhaupt nichts, wenn du dir ein schlechtes Gewissen machst.“, hauchte er. Doch beide Männer zuckten zusammen, als die Würgegeräusche der Tachikawa aus dem Bad erfolgten.

 

„Urgh…ich glaub, ich muss gleich auch kotzen!“, brummte der Yagami und wand den Blick ab. Erst jetzt ließ der Blauhaarige nochmal die Worte des Yagamis Revue passieren. Hatte er gesagt, er habe kaum was von Mimis Alkoholkonsum bemerkt? In ihrem Zustand schien sie massig von der indirekten Droge zu sich genommen zu haben. Bei dem Gedanken „Drogen“ zuckte auch er einen Moment zusammen. Er zog sich die Brille wieder an und fixierte sein Gegenüber. „Sag mal… Hat Mimi nur Alkohol konsumiert?“, fragte er ganz direkt und gewann somit die Aufmerksamkeit des Yagami. Dieser hob verwirrt den Blick, als erneut ein Würgegeräusch aus dem Badezimmer erklang. Beide Männer zuckten zusammen. „Was meinst du? Natürlich hat sie nur Alkohol konsumiert.“, entgegnete er. „Als ob ich zulassen würde, dass sie irgendwas andere nimmt. Ich bin zwar ein Idiot, aber ich würde niemals zulassen, dass sie irgendwas Anderes nimmt!“, kam es aufgebracht von dem Yagami. „Du musst es ja nicht bemerkt haben. Schließlich war sie bereits vor dir in der Bar.“ Taichi verschränkte die Arme vor der Brust. „Mimi würde niemals zu Drogen greifen. Wo denkst du hin?“ „Naja… Ich schlussfolgere einfach. Sie war die ganze Zeit allein in Amerika, studierte scheinbar nur, um ihren Eltern einen Gefallen zu tun und hatte einen kompletten Vollidioten zum Freund. Sie wäre nicht die Erste, die da zu Drogen greift.“ Knurrend ging der Brünette auf den Älteren zu. Er packte diesen am Kragen seines Pyjamas. „Ist das dein Ernst? Wir kennen doch Mimi! Sie würde niemals zu solchen Mitteln greifen. Sie hat schon ganz anderes geschafft!“, sagte er wütend. Erneut durchfuhr ihn ein Schauer, als ein weiteres Würgegeräusch an sein Ohr drang. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Mimi so verzweifelt war. Andererseits musste er zugeben, dass es gar nicht so abwegig war. Augenblicklich bereute er es, sich so wenig um sie gekümmert oder sich bei ihr gemeldet zu haben. Doch auch Koushiro schien nicht mehr als er zu wissen. Anscheinend hatte Mimi stets dafür gesorgt, dass sich keiner ihrer Freunde um sie sorgten.

 

Mit einem festen Griff drückte Joe den Jüngeren von sich weg. Dieser wirkte gar ein wenig erstaunt, dass der Blauhaarige so anpacken konnte. Wieder einmal mehr wurde ihm deutlich, wie sehr sich doch alle voneinander weggelebt hatten. Sie bekamen nichts mehr voneinander mit. „Lass das Taichi. Es bringt überhaupt nichts, sich seiner Wut hinzugeben. Schließlich habe ich nur Vermutungen geäußert. Wir sollte das alles wirklich nicht unterschätzen. Sollte sie wirklich was nehmen, müssen wir sie beobachten. Die Symptome, die du beschrieben hast, sprechen für aufputschende Drogen. Sie hemmen die Alkoholauswirkungen und machen…einfach nur glücklich.“ „Mimi ist immer glücklich.“, brummte Taichi als Antwort. „Das ist das Problem. Womöglich würden wir bei ihrem hyperaktiven Wesen nicht einmal mitbekommen, dass sie was nimmt.“, schlussfolgerte Joe. Gott. Taichi war so wütend. Er wollte nicht glauben, dass dieses Persönchen von Mimi zu solch harten Mitteln griff. Doch ebenso wenig konnte er seinem Gegenüber etwas entgegen seiner Argumentation aussprechen. Rein rational betrachtet war diese nämlich fehlerfrei. „Könnte es nicht genauso sein, dass ihr jemand was ins Getränk gemacht hat?“ Joe schob sich die Brille nach oben. „Eher unwahrscheinlich. Das hätte sie nicht von einer Sekunde zu anderen ausgeknockt. Die Wirkung von K.O.-Tropfen ist ein schleppender Prozess. Du hättest viel früher eine Veränderung bemerkt.“ Taichi spürte immer mehr die Frustration ins sich aufkommen. „Verdammt! Ich will nicht glauben, dass sie sowas nimmt!“ Ein Seufzen entwich der Kehle des Blauhaarigen, als er seine Hand auf die Schulter ihres ehemaligen Anführers legte. „Jetzt müssen wir eh erstmal warten, ob das mit dem Übergeben funktioniert. Ansonsten muss sie nämlich ins Krankenhaus und da wird meistens eine Urinprobe gemacht“, er fixierte den Yagami. „Die Frage ist nur, ob wir das Ergebnis erfahren würden, wenn man bedenkt, dass morgen Abend unser Flug geht.“, fügte er hinzu.

 

„Wohl eher nicht…“, war es diesmal die Stimme von Yuri, die aus dem Bad kam und erschöpft am Türrahmen lehnte. „Ich glaub, mehr kotzen kann sie nicht. Sie ist auch wieder ansprechbar. Wobei nur gequirlte Scheiße aus ihr herauskommt.“ Sichtlich genervt öffnete sie die Türe ein Stück weiter, um eine völlig fertige Mimi zu präsentieren, die an der Kloschüssel lehnte. „Ich…ich...will...ill…ins Bettchen…“, trällerte sie munter und kicherte dabei irre. „Sie muss nicht ins Krankenhaus?“, fragte Taichi, der schon ins Bad steuerte. „Eigentlich schon. Wenn man verantwortungsbewusst wäre. Aber ich denke auch, dass eine Mütze Schlaf ihr helfen wird“, erwiderte sie. Taichi legte eine Hand auf ihre Schulter und sah sie dankend an. „Danke für deine Hilfe!“ Danach kniete sich Taichi zu der Jüngeren rüber. „Komm, ich bring dich ins Bett“ „Oh ja… ins Bettchen!“, kicherte Mimi und klammerte sich verspielt an das Oberteil von dem Yagami. „Hihi…Kommst du mit ins Bettchen?“, flüsterte sie angeheitert. „Sicher.“, entgegnete er nur monoton.

 

„Danke nochmal ihr beiden“, sagte der junge Mann noch kurz, bevor er das Zimmer von Joe und Yuri verließ. Er schlenderte zum Fahrstuhl, um in den fünften Stock zu fahren und Mimi in ihr Zimmer zu bringen. „Wo ist deine Karte?“, fragte er sie. „In dea…Dasche…“, lallte sie. Irgendwie war er noch nie so erleichtert zu sehen oder gar zu hören, wenn der Alkohol seine Wirkung zeigte. Wenigstens war sie bei Bewusstsein. Während Taichi in ihrer Tasche wühlte und die Karte suchte, begann Mimi kichernd dessen Hemd zu öffnen. Der junge Mann ignorierte ihr Vorgehen, fand ihre Karte und trat in das Zimmer.

Dort ließ er die junge Frau direkt auf ihrem Bett nieder. Allerdings zog Mimi ihn an seinem Hemd mit nach unten, so dass er leicht über sie gebeugt war. „Mimi… Was machst du da?“, fragte er. Mit einem Hicksen und einem Kichern sah sie ihn an. „Ich zieh…Urgh…dich aus?“ Erneut begann sie sein Hemd weiter zu öffnen. Doch der Yagami bemerkte, dass ihre Finger immer weniger verlangend waren. Nach und nach wurden auch die Augen der Tachikawa kleiner. Es dauerte wirklich nur wenige Minuten, bis sie tief ins Land der Träume gedriftet war.  

 

Daraufhin hob er seinen Oberkörper an und ging von dem Bett runter. Er stoppte jedoch in seiner Bewegung, als er einen Zug an seinem Hemd spürte. Überrascht sah er zurück. Noch immer schließ Mimi ruhig und friedlich, trotzdem hatten sich ihre zierlichen Finger in seinem Hemd verhakt. „N-Nicht…weggehen…“, nuschelte sie in ihrem Schlaf. „I-Ich…will…nicht alleine sein…“

Rückkehr in den Alltag


 

Tritt jemand endlich mal aus seinem eigenen Kopf heraus und steht wie plötzlich neben sich, ist das Verwundern über die eigene Person nicht selten ein Schock.

Christa Schyboll

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Hikari*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Am John F. Kennedy Airport angekommen reihten die Freunde sich gleich in die Schlange ein, um ihr Gepäck abzugeben und die Flugtickets zu erhalten. Hikari bildete gemeinsam mit Takeru das Schlusslicht der Gruppe und beobachtete die ganze Zeit einen kleinen Jungen der unruhig an seinem kleinen Koffer hinter ihr stand und sich bei seiner gestressten Mutter über die Wartezeit beschwerte, gleichzeitig hörte sie auch Taichi und Daisuke laut fluchen. Über diesen Sachverhalt musste die Braunhaarige kichern. Es lagen locker fünfzehn Jahre Altersunterschied, zwischen dem kleinen Jungen mit dem Teddybären im Arm und ihrem großen Bruder, der sein Handy murrend betrachtete. „Man, hier in der Schlange tut sich ja gar nichts...beim Hinflug ging das alles wesentlich schneller....“ brachte es Taichi genervt heraus und verfrachtete sein Handy wieder in seiner Hosentasche. „Das lag aber auch daran, das ihr drei viel zu spät dran wart und die Leute die in dem Flug saßen, schon alle ihr Gepäck abgegeben hatten..“, erinnerte Cody, du Zuspätkommer abermals. „Jaja... das war aber nicht meine Schuld…“, erwiderte der Ältere eingeschnappt und sah zum Blonden der vor ihm stand. Dieser sah kurz grimmig über seine Schulter zum Braunhaarigen, vergrub seine Hände in seiner Hosentasche und wand seinen Blick wieder nach vorne.

 

Hikari ließ ihren Blick über ihre Freunde die in der Reihe vor ihr standen schweifen. Irgendwie war eine komische Stimmung unter den Digirittern, besonders bei der älteren Generation, aufgetaucht. Koushiro und Taichi hatten sich den gesamten Tag noch nichts zu sagen, gingen sich größtenteils aus dem Weg und standen auch jetzt weit auseinander, während Sora zunehmend unsicherer wirkte, besonders wenn ihr Blick auf ihren blonden Exfreund zeigte und sich deutlich lieber mit den Jüngeren unterhalten wollte. Jou sah immer wieder besorgt zu Mimi und fixierte oft auch Taichi mit vielsagendem Blick, den der junge Mann nur schwer ignorieren konnte. Mimi sah alles andere als gut aus. Sie wirkte blass, schläfrig und vollkommen ausgepowert. Sie hatte den gesamten Tag noch nicht viel geredet, was schon an ein Wunder grenzte und ließ sich erst spät am Nachmittag - kurz vor Abreise blicken und Yamato? Der wirkte mürrisch und nachdenklich `Na ja...sowie immer eben...`, dachte die Jüngere kurz grinsend. Alle wirkten irgendwie ausgelaugt und die junge Frau hatte das Gefühl gänzlich etwas verpasst zu haben, aber sie wusste einfach nicht was. „Hmmm...irgendwie komisch alle...findest du nicht?“, flüsterte die Braunhaarige in das Ohr ihres Freundes, der neben ihr stand. „Ach... sicher sind nur alle ganz schön erschöpft...es war eine anstrengende Woche“ bemühte dieser seine Freundin zu beruhigen, legte seine Hand an ihr Gesicht und streichelte mit seinem Daumen sanft über die Stirn der Brünetten, ehe er ihr darauf einen Kuss gab.  Die Kleinere nickte betrübt und lehnte sich bei dem Größeren an, der seine Arme um die Braunhaarige schloss und sie fester an sich drückte. Doch als sie erneut zu ihrem großen Bruder sah, entging ihr der besorgte und schuldbewusste Blick nicht, den er immer wieder an Mimi richtete. Was hatte sie denn nur verpasst? Sie musste dringend mit ihrem Bruder sprechen.

 

Als alle Freunde ihr Gepäck abgegeben hatten, hatten die Freunde noch etwas Zeit, manche wollten noch in ein paar Geschäfte, allen voran ins Duty Free, während einige sich noch eine Kleinigkeit zu essen kaufen wollten. Auch Takeru kam mit zwei Burger zur Kleineren zurück. „Boah, die Preise für die Burger sind wirklich unverschämt...!“, beschwerte er sich bei der jungen Yagami. „Hihi...am Flughafen ist immer alles teuer, das weiß man doch...“ erklärte sie nüchtern. Takeru hielt seiner Freundin den zweiten Burger vor die Nase, während sie darauf nur ihre Nase kraus zog. „Igitt...weg damit...!“, beschwerte die sich laut und schlug den Burger aus ihrem Sichtfeld. „Seit wann magst du denn keine Burger?“, überlegte er laut, während er sich mit der freien Hand seine Stirn fasste uns die Mitte massierte. „Keine Ahnung...ich kann es eben gerade nicht riechen...alleine von der Vorstellung das Ding zu essen, wird mir ganz schlecht“, erwiderte die Braunhaarige, während sie auf den Bürger zeigte. Yuri schritt auf die Jüngere zu und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Also du gefällst mir. Ich kann die Dinger auch nicht sehen, riechen...geschweige denn schmecken...Igitt, igitt“,  entgegnete die Blondine und besah den Jüngeren kritisch. Dieser schob sich darauf unbeeindruckt den Burger in den Mund, drehte sich von den beiden Mädchen weg, ging zu Cody, um ihn ruhe und ungestört und ohne diese `Wie kannst du es nur wagen` Blicke seinen Bürger zu essen.

 

Mittlerweile saßen die Freunde im Flugzeug und flogen schon seit zwei Stunden. Hikari die dieses Mal neben ihrem Bruder und ihrem Freund saß, erkannte ihre Chance mit dem Älteren zu reden. „D-Du...?“, murmelte die Jüngere zaghaft und tippte ihm auf die Schulter, der angesprochene drehte seinen Kopf und sah fragend zu seiner Schwester runter. „Ist alles in Ordnung bei dir?“, hakte sie vorsichtig nach. Taichi nickte betrübt und wand sein Blick wieder stur nach vorne. „Du...wirkst aber gar nicht so...was ist zwischen dir und Koushiro-kun und was ist mit Mimi-chan los?“, Taichi schlug ein Bein über das Andere, während Hikari beobachtete, das er kurz seinen Blick auf die Brünette und den Rothaarigen legte, die sich eine Sitzreihe mit Sora teilte und neben seiner lag. „Nichts...!", antwortete er wortkarg.

„Nichts?“, fragte sie ungläubig nach. „Komm schon Taichi... ich sehe dir doch an, dass mit dir was nicht stimmt...jetzt sag schon was los ist?“, flehte die Jüngere ihren Bruder mit gedämpfter Stimme an. Taichi ging näher an seine Schwester ran und flüsterte ihr ins Ohr. „Ich glaube wir stehen auf dieselbe Frau...!“ „Das ist jetzt aber nichts neues...!“, erwiderte sie unbeeindruckt auf das Geständnis ihres Bruders. Der Ältere rollte nur genervt mit seinen Augen. „Ich glaube Koushiro will Mimi-chan zurück...aber...“, er brach mitten im Satz ab, als er erneut zu den Beiden herüber sah. Mimi schien tief und fest zu schlafen, sie wirkte immer noch völlig entkräftet und ließ ihren Kopf an der Schulter ihres rothaarigen Freund ruhen, auch dieser legte seinen Kopf auf ihrem ab. Die beiden gemeinsam so zu sehen, erinnerte ihn an ein Bild aus vergangen Tagen. So vertraut – er hätte augenblicklich kotzen können, doch dann wand er seinen Blick wieder zurück zu seine Schwester. „...aber ich glaube... dass ich dieses Mal nicht dazu bereit bin, sie ihm kampflos zu überlassen...!“, sprach er mit leiser aber bestimmter Stimme. Hikari nickte, jetzt verstand sie immerhin, warum die beiden sich aus dem Weg gingen, aber das würde nicht lange funktionieren, denn schließlich lebten sie zusammen mit Yamato in einer Wohngemeinschaft.

„Ist gestern noch irgendwas anderes vorgefallen, das ich wissen sollte? Mimi-chan sieht wirklich nicht besonders fit aus...!“ „Wir haben gestern ein bisschen über den Durst getrunken, sie nüchtert wohl noch aus...!“, schlussfolgerte der Ältere Schulterzuckend. Die Jüngere zog misstrauisch ihre Augenbrauen hoch. Irgendwas verheimlichte er ihr noch, das spürte sie, aber sie wollte ihn jetzt nicht weiter bedrängen.

 

„Was? Wirklich?“, quiekte auf einmal die helle Stimme von Mimi in das Ohr der Yagami, die gerade  vor sich hin döste und kurz erschrak. „Wenn ich es dir doch sage“, antworte die Takenouchi lächelnd. Auch ihr Bruder richtete seine Aufmerksamkeit auf die danebenliegende Sitzreihe. „Das...Das ist wirklich toll...!“, erwiderte Mimi, die scheinbar langsam wieder zu sich zurückfand. „Was ist denn los?“, hakte der Braunhaarige bei Mimi nach, diese drehte sich zu dem Älteren um und grinste breit. „Ich kann bei Sora und ihren beiden Mitbewohnerinnen einziehen...sie haben nichts dagegen und sogar vorgeschlagen eine Einweihungsparty für mich zu schmeißen...!“, strahlte die Jüngere weiter.

„Du hast nicht ernsthaft vor...erneut zu feiern, oder Mimi-chan?“, hörte sie Jou kritisch fragen. „Warum denn nicht?“, erwiderte diese schnippisch. „Vielleicht, weil du die letzte Nacht kotzend auf unseren Badezimmerteppich verbracht hast.“, erwiderte Yuri zynisch. „Was?“ „Was?“, fragten Koushiro und Sora gleichzeitig nach, auch die anderen Freunde hörten gespannt zu. „Ach...das war doch nichts... jeder hat mal einen Absturz, das ist nun wirklich nichts besonderes...!“ beschwichtige diese ihre Freunde daraufhin, wand den Blick aber augenblicklich von ihren Freunden ab. „Das ist wirklich Verantwortungslos Mimi“, sprach der Brillenträger weiter und drängte mit seinem Fuß gegen den Sitz des Yagamis, doch dieser schwieg. „Außerdem kann man auch ohne Alkohol feiern...“, versuchte die Braunhaarige erneut ihre Freunde zu überzeugen. „Ja klar“, kam es sarkastisch von dem blonden Musiker. „Und wann soll die Einweihungsparty stattfinden?“, hakte der Rothaarige skeptisch nach. „Na...in zwei – drei Wochen....denk ich“, erklärte Mimi weiter. „Achso...und ihr seid natürlich alle eingeladen.“ Taichi verdrehte erneut seine Augen „Unglaublich“, nuschelte dieser vor sich her, doch außer Hikari, die neben ihm saß, verstand ihn keiner.

 

Sie hatten noch knapp zwei Stunden Flug vor sich, die meisten schliefen, als unerwartet ein `Pling` erklang und die Anschnallzeichen aufleuchteten. Alle Fluggäste wurden daraufhin geweckt und eine gewisse Unruhe machte sich breit „Was ist denn los?“ fragte Taichi in die Runde, doch keiner konnte ihm darauf eine Antwort geben, als plötzlich die Stimme des Piloten erklang `Liebe Passagiere, wir bitten sie, sich zunächst wieder anzuschnallen, es gab bereits leichte Turbulenzen und diese werden sich bald verstärken, dies ist nur eine reine Vorsichtsmaßnahme und kein Grund zu Beunruhigung, jedoch bitten wir sie, ihren Platz nur nach Zustimmung des Flugpersonals zu verlassen. Vielen Dank.` Denselben Satz wiederholte der Pilot auf englisch, während die Freunde alle ein wenig blass wurden. „Macht euch keine Sorgen...sowas kommt schon mal vor...“ versuchte Mimi ihren Freunde ihre Sorgen zu nehmen. „Ich saß schon öfter in einem Flugzeug, in denen es etwas turbulenter zu ging. Es ruckelt etwas mehr, aber sonst müsst ihr euch keine Gedanken machen...“ erwiderte die Brünette und lächelte, während sie sich anschnallte. Taichis Mundwinkel zogen sich ebenfalls nach oben, als er danach in das besorgte Gesicht seiner Schwester sah, änderte sich sein Ausdruck jedoch prompt wieder. „Hey...alles okay? Du siehst ja ganz blass aus!“, stellte der Ältere entsetzt fest. „Ich...ich habe Angst“, murmelte die Jüngere und hielt sich mit einer Hand bei ihrem Freund und mit der anderen Hand bei ihrem Bruder fest. Die Flugbegleiterinnen kontrollierten schnell und mit geschultem Auge, ob auch alle Passagiere angeschnallt waren, ehe sie sich darum bemühten, den Speisewagen zu verfrachten.

 

Die Brünette kniff panisch ihre Augen zu. Das Ruckeln das anfangs noch gering war, wurde immer stärker und sorgte für besorgte Gesichter. Das Flugzeug geriet in ein Luftloch und mit einem Mal sackte die Maschine und verlor an Flughöhe. „Ahhhh!“ „Hilfe“, schrien mehrere Passagiere panisch aus. Lose Einzelteile flogen durch die Maschine „Okay... das ist doch was heftiger als harmlose Turbulenzen“ schniefte Mimi, als sie sich ängstlich an den Rothaarigen krallte, der daraufhin sofort schützend seinen Arm um die Kleinere legte. „Hilfe... wir werden abstürzen, wir werden alle sterben...!“, schniefte Miyako ängstlich und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Einfühlsam versuchte der Schwarzhaarige seine Freundin zu beruhigen, in dem er immer wieder ruhig auf die Brillenträgerin einredete. „Hier wird niemand sterben...!“, brüllte Taichi durch das Flugzeug „Der Spuk wird bald vorbei sein.“ Hikari versuchte sich krampfhaft an die Worte ihres Bruders festzuhalten. „Alles wird gut“, murmelte sie vor sich hin, während sie eine Hand nahm und sie instinktiv auf ihren Unterbauch hielt, ihr wurde schlecht und sie hatte das beklemmende Gefühl sich übergeben zu müssen, doch als sie in die sanften Ozean-blauen Augen ihres Freundes sah, beruhigte sie sich wieder. „Alles wird gut, okay?,“ sprach er sanft zu ihr, Hikari nickte und zwang sich zu einem Lächeln. Als Hikari dachte, dass die Maschine kaum mehr durchgeschüttelt werden konnte, beruhigte sie sich zum Glück wieder. Auch wenn es der Trägerin des Lichtes vorkam, als wäre sie Stundenlang in diesem Horror-Szenario gewesen, geriet die Maschine nur knappe fünfzehn Minuten in Turbulenzen. „Alles okay bei dir, Takeru?“ fragte der ältere Bruder gleich bei dem Blonden nach, dieser nickte „Ja, alles bestens...bei dir?“ „Ja..auch...“, erwiderte der Ältere der Brüder, während dieser sich vergewisserte, dass es auch Daisuke und Mira gut ging, die neben ihm saßen. Mira lag noch immer in den Armen ihres Freundes, während dieser die Situation tapfer durchgestanden hatte. Jou und Yuri lächelten sich gegenseitig zu, während auch der angehende Arzt sich besorgt in der Maschine umsah – das auch niemand seiner Freunde zu schaden gekommen war. Mimi löste sich allmählich von dem rothaarigen Computerfreak, während dieser nur ungern die Arme von der Braunhaarigen ließ, auch Taichi Blick klebte förmlich an den Beiden, der nur zu gerne mit Koushiro seinen Platz getauscht hätte, um die Jüngere beschützen zu können.

 

Nachdem das Flugzeug dann doch noch sicher in Tokio gelandet war, gab es tobenden Applaus von den Passagieren an den Piloten. Noch immer von den schrecklichen Minuten gezeichnet reihte sich die junge Yagami in die Passkontrolle ein. Sie fühlte sich gar nicht gut, so hilflos und so ausgeliefert gewesen zu sein, auch wenn sie wusste, das Turbulenzen immer mal auftauchen konnten, erinnerte es die junge Frau einmal mehr, wie schnell das Leben doch vorbei sein konnte. Ihr Leben hätte von einem auf den anderem Augenblick beendet sein können. Das Leben all ihrer Freunde, ihres Bruders, ihres Partners... Sie musste hart schlucken, als sie darüber nachdachte, wieder ließ sie ihre Hand an ihren Unterbauch fahren. Wie schnell ein Leben beendet sein konnte, manchmal konnte ein Leben erloschen sein, ehe es richtig begann.

 

Nachdem alle durch die Passkontrollen kamen und es dieses mal kein Ärger bei der Kofferabgabe gab, rollten sie alle mit ihren Koffern und Taschen zum Ausgang. Dort standen – besonders für die jüngere Generation ihre Eltern parat um ihre Sprösslinge von dem langen Flug abzuholen und in Empfang zu nehmen. Gemeinsam mit Susome und Yuuko, den Eltern der Yagami-Geschwister warteten auch die anderen Eltern auf ihre Kinder.  Cody, der von seinem Großvater abgeholt wurde, verabschiedete sich als Erstes von der Gruppe. Auch Ken wurde von seinen Eltern abgeholt und nahmen Miyako mit. „Ach...Mimi-chan...es war ein traumhafter Urlaub...Danke das du es uns möglich gemacht hast“, flötete diese noch immer fröhlich, während sie Mimi zum Abschied fest drückte, um diese färbte sich ein leichter Rotschimmer um ihre Nase. „Ach...das habe ich doch gerne gemacht...“, beschwichtigte sie.

Jou und Yuri folgten gleich, da Jou sein eigenes Auto im Parkhaus abgestellt hatte und auf niemanden angewiesen sein wollte. Daisukes Mutter in Begleitung seiner Schwester Yuri warteten geduldig auf ihren Sohn, der sich noch nicht von seiner Freundin trennen wollte. Doch als auch Mira, von ihrem Vater mitgezogen wurde, ging auch er zu seiner Familie. Er begrüßte kurz seine Mutter, ehe er auch seine Schwester begrüßen wollte, doch diese drehte sich lieber nachdem blonden Sänger um, anstatt ihm eines Blickes zu würdigen.

Koushiro wurde ebenfalls von seinen Eltern abgeholt, dieser hatte ihn bereits vor dem Abflug darum gebeten, da er ein paar Tage nicht in der WG schlafen wollte. Er nahm Sora und Mimi mit und setzte Sora in der WG und Mimi erst mal bei ihren Großeltern ab, ehe sie auch in die Mädchen-WG einziehen würde.

 

Hikari freute sich sehr, ihre Eltern wieder zu sehen, auch Taichi begrüßte seiner Eltern herzlich und entschied sich an diesem Tag mit zu seinen Eltern zu fahren und auf der Couch zu nächtigen. während auch Hiroaki seine beiden Söhne abholte. Hikari löste sich kurz von der Umarmung ihrer Mutter um sich von ihrem Freund zu verabschieden. „Wir sehen uns morgen, Hika“, murmelte er in ihr Ohr und gab ihr kurz darauf einen Kuss. „Ja...ich freue mich drauf...“, erwiderte sie gleich. Takeru folgte daraufhin seinem Vater und Yamato die bereits vorgegangen waren. Zu viert machte sich dann auch die Familie Yagami auf den Weg nach Hause. Ja -  sie hatte eine tolle Woche mit ihren Freunden in New York erleben dürfen. Eine Woche wie sie ereignisreicher kaum sein konnte, doch nun erwartete sie alle wieder der Alltag und sie fragte sich, was sie und ihre Freunde wohl noch alles erleben würden. Miteinander oder in manchen Zeiten vielleicht auch aneinander vorbei...

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Joe*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Viel schneller als gewollt, hatte der Alltag jeden Einzelnen von ihnen eingeholt. Dabei lag noch allen Beteiligten der Urlaub in den Knochen. Bei manchen nur mit positiver Erinnerungen, bei anderen mit einem negativen Beigeschmack. Dabei war es für Joe dringend nötig, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Im Zuge seines Studiums wurde ihm nämlich die Stelle als Assistenzarzt angeboten und er konnte stolzer nicht sein. Besonders, da ihn sein Lieblingsprofessor empfohlen hatte und dementsprechend wollte er diesen natürlich stolz machen. Dass er sich nach wie vor wieder zu viel Druck machte, war auch dem Blauhaarigen klar. Doch es war nun einmal sein Traum, irgendwann als Arzt zu promovieren und dafür benötigte er diese Stelle.

 

„Du solltest wirklich etwas kürzer treten“, war es die mahnende Stimme seiner Freundin, die ihm in einen der Gänge des Krankenhauses eingeholt hatte. Joe desinfizierte sich gerade die Hände, nachdem er voller Elan bei einer Operation hatte aushelfen können. „Ich muss mich langsam für meinen Fachbereich entscheiden, also will ich mir so viel wie möglich ansehen“, gab er nur die knappe Antwort und schritt in den Gemeinschaftsraum. Yuri jedoch ließ sich nichts abschütteln. „Du bist fast nur noch im Krankenhaus. Hast du seit dem Urlaub eigentlich nochmal deine Freunde getroffen?“ Vorwurfsvoll sah ihn die Jüngere an, die Hände in ihre Hüften gestemmt. Joe dachte einen Moment nach. Es stimmte. Seit dem Urlaub waren schon mehr als drei Wochen vergangen und er hatte sich kaum um die Freundschaft bemüht. Stattdessen agierte er nach wie vor im Krankenhaus und setzte sich selbst unter Druck. Er blieb sogar länger bei seinen Schichten, nur um so viel wie möglich aufsaugen zu können. „Oh man, Joe… So geht das nicht. Ich liebe deinen Ehrgeiz ja, aber das bringt dich noch irgendwann um. Wenn du irgendwann wirklich als Arzt arbeiten willst, musst du auch gewissen Abstand zur Klinik bekommen. Sonst wird dich der Job auffressen“ „Du willst mir also sagen, dass ich zu ehrgeizig bin?“, fragte Joe mit hochgezogenen Augenbrauen. Er ging zu seinem Spind, wo er seine OP-Klamotten auszog und seine alltäglichen Kleidung anzog. Yuri seufze nur. „Ich finde einfach, dass du dein Privatleben nicht vernachlässigen solltest. Geh heut Abend zur Party von Mimi!“, forderte sie ihn auf. „Bist du verrückt? Ich muss noch“ „Nichts da, Joe! Du musst gar nichts. Du musst dich mal entspannen! Meine Güte. Du hast morgen frei, also nutze den Abend. Du bist keine 45, sondern gerade mal 22, also geh zu der Party und amüsier‘ dich!“ Die Jüngere legte eine Hand auf seine Brust. „Tu’s für mich. Damit ich mir keine Sorgen um dich machen muss“, kam es sanft über die Lippen der blonden Schönheit. Und da war er nun wieder. Seiner Freundin konnte er einfach nichts abschlagen. Joe seufze. „Gut, aber nicht lange…“, erklärte er der Krankenschwester. Diese grinste selbstgefällig. „Ich kann dich nach meiner Schicht ja abholen“ „Du hast erst um zwei Feierabend. Bist du bei Sora bist, ist es um drei.“ Yuri zwinkerte. „Nicht nur gut in Medizin, sondern auch hervorragend in Mathematik. Du bist wirklich ein Allround-Talent“, grinste sie. „Wir sehen uns später!“, verabschiedete sie sich noch mit einem kurzen Kuss, kurz bevor sie aus dem Raum verschwand. Zurück blieb der etwas überfordert wirkende Kido. Oh Mann, diese Frau machte ihn noch verrückt.

 

Etwas Gutes hatte es ja. So würde er Mimi mal dezent auf den Zahn fühlen können. Seit den Geschehnissen in New York hatten sie nicht mehr darüber gesprochen, was eigentlich geschehen war. Nur beiläufig hatte er mitbekommen, dass Taichi bei Mimi geblieben war, jedoch die Nacht neben ihrem Bett verbracht hatte. Zumal in ihrer Freundschaft alles etwas seltsam schien. Koushiro und Taichi sprachen nicht miteinander. Beziehungsweise nur das Nötigste. Schließlich hatte der Blauhaarige mitbekommen, dass zwischen Taichi und Mimi was gelaufen war. Daher wunderte es ihn nicht, dass das etwas war, was Koushiro nicht sonderlich gefiel. Wobei er sich noch gut daran erinnern konnte, wie eifersüchtig der Yagami dreinschaute, als er Mimi an Izzy Schulter schlafen sah, während sie auf dem Weg zurück nach Japan war. Es war noch immer faszinierend, dass Mimi tatsächlich wieder in Japan war und es ging viel schneller, als ursprünglich angenommen, dass sie bei Sora in die Wohngemeinschaft einzog. Heute war bereits die Einweihungsparty und insgeheim freute sich Joe sogar, alle wiederzusehen. Wobei er sich auch etwas vor den Spannungen zwischen seinen Freunden fürchtete. Denn auch zwischen Sora und Yamato herrschte nicht gerade die innige Freundschaft, die man sich vorstellte. Oh Mann. Mit dem Erwachsenwerden folgten wirklich viele Verpflichtungen und Problematiken.

 

Zwei Stunden später befand sich Joe bereits auf dem Weg auf der Party. Dort angekommen klang schon laute Musik aus dem Gebäude. Er seufze. Vielleicht war es doch keine so gute Idee? Doch es gab kein Zurück mehr, daher klingelte er einfach.

Aufmachte ihm eine kleine, zierliche Persönlichkeit mit großen Augen und stechend grünen Haaren. „Konichiwa!“, rief diese fröhlich aus. „Du musst Joe-kun sein! Komm schnell rein! Hier ein Glas Sekt!“, Etwas überfordert nahm er das Glas entgegen, kurz bevor er nur noch viele Lichter vor sich sah. Er musste mehrere Male blinzeln, um zu realisieren, dass er soeben fotografiert wurde. „Ich bin Luna! Freut mich dich kennen zu lernen!“, begrüßte ihn die Fotografie, nachdem sie die Kamera wieder an ihrem Hals baumeln ließ. „Ähm…freut mich auch…“, erwiderte er nur. Danach fiel die Türe ins Schloss. Die Party war bereits im vollen Gange, als Joe die Wohnung betrat. Überall standen junge Studenten, die Boule in der Hand trugen und sich köstlich amüsierten. Schnell fand er auch die übrigen Digiritter, die sich auf dem großzügigen Sofa tummelten und sich angeregt unterhielten. Es war Hikari, die ihn als erstes bemerkte. „Joe-kun!!“, rief sie glücklich aus und fiel ihm gleich darauf um den Hals. Auch die Übrigen sahen zu ihm auf. „He, Alter! Konntest du dich mal von deinem Schreibtisch lösen?“, amüsierte sich Taichi, der ihn auch in eine Umarmung zog. Mit einem Nicken begrüßte ihn Yamato, während Koushiro ihn auch freundschaftlich umarmte. „Joeeeeeee~!“, erklang eine laute, quirlige Stimme. Ohne sich umdrehen zu müssen, wusste er, um wen es sich handelte. Dass besagte Person auf seinen Rücken springen würde, erwartete er jedoch nicht. „Urgh!“ „Ist das toll, dass du auch gekommen bist! Ich freu mich ja so!“, trällerte Mimi glücklich, die sich an seinen Rücken schmiegte. „Mensch Mimi, du musst den armen Joe doch nicht gleich überfallen.“ Mit einem Kichern trat auch Sora zu ihnen, welche zwei Becher Bowle in der Hand trug. „Aber ich freu mich so!“, erwiderte die Jüngere munter, kurz bevor sie von ihrem Freund runter krabbelte. Ohne sich etwas dabei zu denken, ließ sie sich auf dem Sofa zwischen Koushiro und Taichi fallen und trank selbst einen Becher Bowle.

 

„Hier Joe“ Freundlich wie eh und je gab Sora dem Blauhaarigen einen der beiden Becher, kurz bevor die sich wieder neben Taichi setzte. Joe setzte sich zu Koushiro. Mann. Diese Couch war wirklich geräumig. „Sag mal. Ist diese Sakura lesbisch?“, fragte nun Yamato und deutete auf ein Mädchen, mir pinken Haaren, die gerade dabei war, wild mit einem anderen Mädchen zu knutschen. Dass die jungen Männer nicht gerade sabberten, war alles. Sora nickte. „Jap. Das ist ihre Freundin. Und ich würde da nicht so hinstarren. Das gehört sich nun wirklich nicht.“, mahnte sie den Blonden. Joe sah sich unterdessen um. An einem Tisch erkannte sie Daisuke, Ken, Miyako und Takeru. Sie schienen irgendein bekloppt Trinkspiel zu spielen und Daisuke hing nur noch am Tisch, bis auch Mira dazu kam und ihn scheinbar ermahnte. Okay, auch seine Freundin wirkte gut angetrunken. Verwundert sah er zu Hikari rüber, die sich mit Sora unterhielt. Er hoffte nur, dass sie sich nicht mit Takeru verstritten hatte. Aber das würde er noch früh genug erfahren.

 

„Und? Hast du dich gut eingelebt?“, fragte Joe Mimi, die ihn daraufhin anstrahlte. „Oh ja, es wirklich toll. Ich brauch gerade mal zehn Minuten bis zur Gakuen und zu Fuß sind es nur 20 Minuten. Es ist perfekt. Sora ist ja sowieso schon toll, aber auch Luna-chan und Sakura-san sind super!“, trällerte sie glücklich. Gerade, als sie einen weiteren Schluck von ihrer Bowle nehmen wollte, war es die große Hand von Taichi, welche ihr den Becher aus der Hand nahm. „Ey! Was soll das?!“, fragte sie ihn misstrauisch. Joe sah ihn nur dankbar an. „Soll ich dich an das letzte Mal erinnern?“, neckte er sie. Mimi wurde augenblicklich rot und sah zurückhaltend zur Seite. „Mach doch, was du willst“, murrte sie eingeschnappt, den verwirrten Blick von Koushiro ignorierend.

 

„Willst du mir mal dein Zimmer zeigen, Mimi-chan?“ Taichi nickte ihm zu. Sie Beide hatten miteinander abgesprochen, Mimi zur Seite zu ziehen und sie auf das Vergangene anzusprechen. Doch beide waren sie auch einer Meinung, dass dies wohl besser Joe machte, anstatt Taichi. Der Ältere war bei solchen Angelegenheiten wohl der bessere Ansprechpartner. „Natürlich! Du wirst begeistert sein!“, sprudelte es aus Mimi, die sofort aufsprang und Joe an der Hand nahm. Sie zog ihn munter durch die Massen und bald darauf waren sie in einem etwas ruhigeren Bereich der Wohnung angelangt.

„Tadaaaaa!“ Glücklich öffnete sie ihr Zimmer, welches glatt Joe zum Staunen brauchte. Damals konnte er sich vor Kitsch in ihren Räumlichkeiten ja kaum retten, mittlerweile sah man an der Einrichtung allerdings, dass selbst Mimi erwachsen geworden war. Das Zimmer war in Weißtönen gehalten, ein pinker Teppich zierte den Fußboden, während anthrazit und grüne Farbtöne Akzente setzten. Fast an jedem kleinen Fleckchen stand eine Pflanze und auf dem Fensterbrett zierten sich schöne, pinke und zartrosa Orchideen. Es war wirklich sehr erwachsen eingerichtet. „Wow… wirklich hübsch hast du’s dir gemacht!“, gab er beeindruckt bekannt und Mimi grinste. „Ja, nicht? Ich fühle mich auch wirklich wohl!“, kicherte sie munter. Joe fixierte sie Jüngere ernst. „Geht es dir denn gut? Wie läuft es so?“, fragte er, mit einer fast strengen Miene. Das fiel selbst Mimi auf.

 

Denn anstatt ihm eine Antwort zu geben, ging sie besorgt auf ihn zu. „Ist alles okay, Joe-kun?“, fragte sie. Joe seufze kurz. Er schloss die Türe des Zimmers und richtete den Blick auf Mimi. Diese ließ sich auf dem Bett nieder. Es war ihm anzusehen, dass es ihm ernst war. „Bitte fang nicht wieder mit diesem Abend an. Ich habe mich schon tausend Mal entschuldigt. Mir geht es wirklich gut!“, begann sie sich erneut zu rechtfertigen. Der Ältere sah sie unbeeindruckt an. „Nimmst du irgendwas?“, fragte er nun ganz direkt. Mimis Augen weiteten sich. „Wie bitte?“ „Nimmst du irgendwas? Deine Reaktion auf den Alkohol war nur typisch dafür.“ Er kniete sich zu ihr und sah ihr eindringlich in die Augen. „Wenn du irgendwelche Drogen konsumierst, dann lass mich dir helfen!“ „Was?!!“, rief nun Mimi auf. Aufbrausend sprang sie auf und sah den Älteren wütend an. „Bist du bescheuert? Wie kommst du darauf, dass ich jemals Drogen nehmen würde?“, fragte sie ihn aufgeregt. Man sah ihr an, dass sie von seiner Behauptung sogar verletzt war. Unschlüssig sah Joe zu Mimi. Hatte er jetzt eine komplette Fehldiagnose erstellt? Oh Gott, kein Wunder, dass sie sich gekränkt fühlte.

 

„Mimi. Ich wollte dich wirklich nicht beleidigen. Als du in Amerika einen über den Durst getrunken hast, hat mir Taichi erzählt, dass man bei dir kaum die Wirkung von Alkohol bemerkt hat. Da bin ich misstrauisch geworden. Normalerweise sind es aufputschende Mittel, die den Alkohol soweit unterdrücken können, dass man den Konsum überhaupt nicht bemerkt…“, versuchte sich der Brillenträger zu rechtfertigen. Er legte seine Hand auf ihren Oberarm. „Es tut mir leid, wenn ich dir zu nahegetreten bin“, entschuldigte er sich. Doch überrascht bemerkte er, dass auch Mimi über etwas nachdachte. Sie schien immer nervöser zu werden, fixierte die Schublade ihres Nachtschränkchens und biss sich auf die Unterlippe. Augenblicklich gewann die Neugier Überhand bei ihm und der Drang, besagtes Schränkchen öffnen zu wollen. „Was hast du?“, fragte er sie direkt. Nun sah er ihr auch wieder in ihre goldbraunen Augen.

Mimi löste den Biss auf ihre Unterlippe und hob den Blick, um ihren Freund anzusehen. „I-Ich…als in Amerika wirklich alles über mir drohte einzubrechen, war ich echt fertig und nur noch traurig. Gar nicht Mimi-like… Michael hat mir dann ein Paar Pillen gegeben, die wacher und glücklicher machen sollen. Aber er hat gleich gesagt, dass sie nicht schlimm sind oder abhängig machen. Es sind nur Grünteeextrakt-Pillen. Sie haben mich wirklich fitter gemacht. Seitdem nehme ich die Pillen“, erklärte sie wahrheitsgemäß und rieb sich die Oberarme. Joe hob die Augenbrauen. Gut, Grüntee hatte eine wachmachende und aufputschende Wirkung. Aber das war nicht weiter schlimm. Schließlich war es keine chemisch hergestellte Droge. Trotzdem wirkte er misstrauisch.

 

„Meinst du, ich kann mir die Pillen mal ansehen?“, fragte er aus diesem Grund. Mimi sah ihn wütend an. „Was soll das? Traust du mir etwa nicht?“ Joe schüttelte schnell den Kopf. „Das ist es nicht. Wirklich. Aber weißt du denn, wie Drogen in Pillenform aussehen?“ Sie wich zurück. Dann schüttelte sie den Kopf. „N-Nein…aber ich würde ja wohl merken, dass ich Drogen schlucke!“, rechtfertigte sie sich. „Das muss nicht unbedingt sein, Mimi.“ Eindringlich und mit ernsten Blick sah er sie an. Mimi presste die Lippen aufeinander. „Michael würde mir doch nie einfach Drogen unterschmuggeln…“, murmelte sie. Doch just in diesem Moment fiel ihr auch ein, dass er ihr gesagt hatte, dass sie ihn noch brauchen würde. Panik zeigte sich in ihrem Blick. „Dann…dann sieh es dir doch selbst an!“, kam es gespielt schmollend von ihr. Mimi zeigte auf ihre Schublade, kurz bevor sie sich umdrehte und aus dem Zimmer gehen wollte. Irgendwie weigerte sie sich dagegen, zu erfahren, dass sie etwas andere als besagte „Grüntee-Pillen“ nahm. Doch mit den folgenden Worten Joes stoppte sie in ihrer Bewegung. Ihr Herz blieb fast stehen und ihre Finger zitterten. Schockiert waren ihre Augen geweitet.

 

„Mimi-chan… Das sind keine Grünteeextrakt-Pillen…“ Er drehte sich um und demonstrierte die Pillen, eher noch die Tabletten, in seiner Hand. „Das ist Ecstasy.“

Auseinandersetzung


 

Wenn man Furcht vor einer Auseinandersetzung hat, muß man zunächst diese Furcht bekämpfen, damit man den Kampf nicht mehr zu fürchten braucht.

Willy Meurer

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Takeru*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Interessiert begutachtete Takeru die Vielzahl der selbstgemachten Köstlichkeiten, welche von Mimi, Sora und den anderen Mitgliedern dieser WG zubereitet worden waren. „Wow… manchmal wirklich faszinierend, was Mädchen so gebacken bekommen“, sprach er aus. „Danke für das Kompliment!“, beantwortete ein Mädchen mit grünen Haaren plötzlich, so dass er förmlich zusammenzuckte. Plötzlich erklang ein Klicken eines Fotoapparates, dicht gefolgt von einem Aufblitzen. Im ersten Moment musste sich der junge Mann gar ein wenig abstützen, um nicht an Halt zu verlieren. Denn er sah im ersten Moment nur Sterne. „Ups! Entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken! Mimi-chan hat nur gemeint, ich solle viele Fotos machen“, plauderte das Mädchen aus, welches einen halben Kopf kleiner als der jüngere Bruder von Yamato war. Durch den Alkohol und die Blitzlicht-Wirrwarr musste er sich zunächst einmal sammeln. „Wie heißt du nochmal?“, fragte er daher unsicher.

 

„Luna. Du sollst doch die Leute nicht mit deiner Kamera überfallen!“, erklang folglich eine mahnende Stimme, nicht aber von einer, die sie kannte. Überrascht sah Takeru auf. Die Frau, welche neben ihm stand, war einen guten Kopf größer als er selbst und de konnte selbst Sora, was die Größe anging, nicht gegen ankommen. Vor allem war die junge Frau wirklich attraktiv. Auch wenn Hikari seine Traumfrau war, musste er bei dem Anblick der Älteren schlucken. „Saku-chan! Mimi-chan meinte, ich solle viele Fotos machen!“, erwiderte die Grünhaarige quirlig und schoss gleich drauf ein weiteres Foto von Sakura. Luna selbst grinste hinter der Kamera hervor. Unbeeindruckt verdrehte die Größere die Augen. „Reiß dich zusammen! Später verjagst du noch Mimis Gäste!“, drohte sie mit einem Schmunzeln. Takeru fühlte sich gar ein wenig unwohl, sagte aber besser nichts. Jedoch nahm ihn Sora die Last ab, als sie zu ihnen hinschlenderte. „Hey, Takeru-kun. Wie ich sehe hast du Luna-chan und Sakura-san schon kennen gelernt?“, fragte sie freudig. Verwundert hob der Blonde die Augenbrauen, als er erkannte, dass die Rothaarige deutlich angetrunken war. „Das ist Luna-chan. Sie ist Fotografin. Sie fotografiert alles!“, lallte Sora munter drauf los. Luna stattdessen zeigte nur frech das Peace-Zeichen, kurz bevor sie weiterging und andere Gäste abfotografierte, ohne dies vorher anzukündigen.

„Und das ist Sa- Urgh…“, Sora zuckte zusammen und hielt sich die Hand vor den Mund. Der Träger der Hoffnung wich ein paar Schritte zurück, kurz bevor Sakura ihre Hand auf den Rücken von Mimis bester Freundin legte. „Ich glaube, wir haben für heute genug!“, kam es mahnend von der Älteren. „A-Aber ich wollte doch…uhm…“ Sakura führte die Rothaarige ohne große Umschweife aus dem Zimmer. Takeru wusste nicht wohin, doch er nahm stark an, dass das Ziel ihres Weges wohl das Badezimmer sein würde. Zumindest eines der beiden, denn in der Wohngemeinschafts gab es zwei Badezimmer. Nicht verkehrt, wenn man bedachte, dass hier vier Mädchen lebten.

 

Naja. Wie auch immer. Schließlich wollte er sich etwas von dem köstlich aussehenden Buffet nehmen. Daher schnappte er sich einen der Schokoladen-Muffins und schlenderte zurück zu dem Sofa, wo sich seine Freunde befanden. Vor gut einer halben Stunde hatten es Mira und Ken geschafft, Daisuke davon zu überzeugen, besser nach Hause zu gehen. Beide waren wohl auch betrunken, doch das Geradestehen war ihnen noch geblieben. Anderes als bei besagten Igelkopf. Dafür amüsierten sie sich wirklich prächtig, wobei es natürlich nicht besonders sinnvoll war, das Spiel „Kakerlaken-Poker“ in ein Trinkspiel zu verwandeln. Da Daisuke absolut nicht lügen konnte, trank er einen Schnaps nach den anderen. Takeru war zwar auch kein guter Lügner, hatte aber mehr Glück als Verstand.

 

Verwundert sah er sich um, als er erkannte, dass sich lediglich Taichi, Yamato und Koushiro, sprich die Chaos-WG, auf den Sitzgelegenheiten befand. Moment. Hatte er was verpasst? War bis vor einigen Minuten nicht auch noch seine Freundin hier bei ihrem Bruder gesessen. Verwirrt ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen und suchte verzweifelt nach seiner braunhaarigen Freundin. Doch von besagter Person war nichts zu sehen. Taichi unterhielt sich gerade mit Yamato, während Koushiro einen Whisky Cola nach dem anderen in sich schüttelte. Verwundert blieb er an besagten Computerfreak hängen und musterte ihn besorgt. Seit wann schüttete sich das Rothaarige den Alkohol so extensiv hinter die Birne? Lag das noch immer an seiner Exfreundin, der er nach wie vor hinterhertrauerte.

„Sag mal, Koushiro-kun…meinst du nicht, du hast genug?“, fragte der Jüngere besorgt und legte eine Hand auf dessen Schulter. Mit verschleierten Blick hob Koushiro den Kopf, sah dann wieder zu seinem Glas und grinste. „Ach wo. Ich werd‘ mich doch wohl auch mal amüsieren können, nicht?“, sprach er euphorisch zu Taichi. Dieser grinste ihn nur an und sie stoßen zu dritt – Yamato miteingeschlossen – an. Takeru grummelte nur etwas. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Mimi, die Gastgeberin persönlich, gar nicht mehr in ihrer Mitte weilte. Auch von Joe schien jede Spur zu fehlen. Und noch wichtiger: Wo verdammt nochmal war Hikari? Langsam machte er sich nämlich Sorgen. Er hatte gehofft, dass ihr großer Bruder auf sie achten würde. Doch dass die junge Dame nicht auffindbar war, bewies ihm das Gegenteil. Und irgendwie machte ihn das etwas wütend.

 

„Taichi!“, sprach er streng zu den Älteren und gewann somit seine Aufmerksamkeit. „Wo ist Hikari-chan? Ich dachte, du passt auf sie auf!“, sprach er aus. Taichi jedoch hob nur verwirrt die Augenbrauen, sah sich um und erkannte ebenfalls, dass seine Schwester nicht mehr da war. Er richtete den Blick wieder zu dem kleinen Bruder seines bestens Freundes. „Ich schwör. Bis vor zwei Minuten saß sie noch neben mir. Aber wahrscheinlich ist sie nur auf Toilette! Ich bezweifle, dass sie mich da dabeihaben wollte!“, lachte der Brünette unbekümmert.

An für sich nichts Schlimmes. Hikari konnte ja schlecht einfach verschwunden sein und Taichi musste ihr ja nun wirklich nicht überall hin folgen. Das Problem dabei war nur, dass sie schon seit der Ankunft aus der USA etwas seltsam war. Sie aß vollkommen durcheinander, dann aß sie gar nicht, weil sie sich vor bestimmten Lebensmitteln ekelte und dann verschwand sie Stundenlang im Badezimmer, ohne wirklich mit ihm zu kommunizieren. Von ihren seltsamen Stimmungsschwankungen wollte er gar nicht erst anfangen. Im Moment war Mimi dazu ja ein Engel. Gut, mit einem ordentlichen „B“ vorne dran, aber für Hikari waren diese Schwankungen nun wirklich nicht typisch. Allmählich machte er sich wirklich Sorgen um seine kleine Freundin. Sie war die letzten Tage auch richtig blass. Gott, hoffentlich war sie nicht krank. Schließlich konnte das bei ihrer Anämie böse enden und das wollte er kein weiteres Mal erleben.

 

Da er erkannte, dass weder Taichi noch Yamato empfänglich waren, stand er grummelnd auf. Von Koushiro wollte er gar nicht erst anfangen. Er war still und starrte mittlerweile einfach nur vor sich her. Takeru hoffte nur, dass das so bleiben und nicht doch eskalieren würde. Besorgt ging er durch die Wohnung, bis er am Bad stehen blieb. „Hikari-chan!“, rief er aus und ging auf sie zu, um sie leicht zu stützen. Denn die junge Frau lehnte erschöpft am Türrahmen. Auch ohne etwas zu sehen, wusste er, dass sie sich übergeben hatte. Sie war leicht mit einer Kalkwand zu vergleichen, was ihn wirklich sorgte. „Was ist mit dir los? Ist dir schlecht? Hast du zu viel getrunken?“, fragte er die Jüngere besorgt. Diese wirkte gar ein wenig überfordert, als sich ein neuer Schwall Übelkeit bemerkbar machte. „W-Warte!“, flüsterte sie, als sie im Bad erneut verschwand. Takeru war bereits drauf und dran ihr zu folgen, als er einen sanften Griff am Arm spürte. „Nicht. Das ist wirklich nichts, wo wir wollen, dass man uns dabei sieht!“, erklang die sanfte Stimme von Mimi, die mit Joe aus dem nebenliegenden Zimmer kam. Was sie in diesem getan hatte, wollte er gar nicht wissen. „A-Aber“, begann er, „Ich muss doch für sie da sein! Wenn’s was Schlimmes ist?!“, sagte er panisch. Joe sah zu Mimi und nickte ihr zu. Diese ging gar nicht erst drauf ein und verschwand im Badezimmer, um ihrer Freundin beizustehen.

 

„Was ist nur los mir ihr… Sie hat das schon seit wir aus Amerika zurück sind. Hikari-chan weigert sich aber partout zum Arzt zu gehen...:“, erklang die verzweifelte Stimme von Takeru, der an der Türe lehnte. Joe sah ihn nachdenklich an. Dann atmete er einmal tief ein und aus. Er wollte nicht als Buhmann dastehen, doch war es notwendig, dass Notwendige und Unabdingbare auszusprechen. „Ihr solltet vielleicht zum Frauenarzt gehen.“ Takerus Augen weiteten sich, als sie ihren Blick auf den Brillenträger richteten. „Bitte was?! Warum das?“ Joe rückte seine Brille zurecht. Dann sah er den Jüngeren direkt an. „Es könnte sein, dass sie schwanger ist.“

 

Okay… Für einen Moment brach für ihn eine Welt zusammen. Schwanger? Mit achtzehn? Hallo? Waren sie jetzt in einer schlechten Seifenoper oder was?! Er war noch nicht bereit für ein Kind, geschweige denn seine Freundin. Außerdem wollte er sich gar nicht vorstellen, was ihr großer Bruder mit ihm anstellen würde. Womöglich gleich in der Luft zerreißen. Unsicher sah er zu Joe und dann wieder zu der Türe. Er kniff die Augen kurz zusammen. Dann seufze er. „Kann das wirklich sein?“, fragte er. Doch Joe nickte. „Es ist nicht ausgeschlossen…“, erwiderte er, kurz bevor sich die Türe öffnete. Hikari schien wieder etwas besser stehen und gehen zu können. Sie schien sich auch etwas frisch gemacht zu haben.

Zärtlich legte er eine Hand auf ihren Oberarm und sah sie besorgt an. Er strich ihr liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Schwanger. Vater. Noch immer konnte – nein – wollte er es nicht glauben. Doch wenn er dieses zierliche Wesen sah, war ihm viel wichtiger, für sie da zu sein und ihr Halt zu geben. Sie musste sich dringend ausruhen. „Ich glaube es ist besser, wenn wir gehen…Würdest du Yamato und Taichi Bescheid geben?“, bat er Mimi, die mit einem leichten Lächeln, nickte. „Natürlich. Schreib mir bitte, wenn ihr irgendwas braucht.“ Der Tachikawa war sichtlich unwohl dabei, zu sehen, dass die beiden nur zu zweit heimgehen würden. „Wir können sie mitnehmen. Yuri holt mich in zehn Minuten ab“, erklärte Joe kurzerhand. Mimi sah zu ihm auf, wich seinem Blick dann wieder aus. Sie nickte: „Okay.“

 

Die Brünette brachte die beiden Jüngeren sowie ihren blauhaarigen Freund zur Türe, wo sie diese mit einer herzlichen Umarmung verabschiedete. „Ruh dich schön aus, Hikari-chan, ja?“, flüsterte sie fürsorglich und strich der kleinen Schwester von Taichi durch die Haare. Diese nickte nur müde. „Mach dir keine Sorgen, Mimi-chan.“ „Würde ich ja versuchen, aber da ich weiß, dass auch du manchmal ein kleiner Sturkopf bist, kann ich das nicht so einfach!“ Hikari kicherte leicht, als die beiden herausschritten. Joe besprach noch was mit Mimi, als er ihnen folgte.

Doch sie kamen nicht einmal zum Fahrstuhl, als ein weiteres Mädchen durch den Gang flitzte. Sie hatte schwarzes, bis zur Schulter gehendes Haar und grüne Augen. An für sich ein richtig hübsches Mädchen. Weder die zwei Jüngeren, noch Joe und Mimi konnten so schnell reagieren, wie die Fremde die Wohnung stürmte. „TAICHI-KUN!!!“, rief sie laut, so dass es noch im Treppenhaus hallte. Sofort schnellte Mimis Kopf zurück, genauso wie die neugierigen Blicke von Hikari und Takeru.

 

Schockiert weiteten sich die Augen aller Beteiligten – auch Sora kam sichtlich angeschlagen aus dem anderen Badezimmer –, als sie mit ansehen durften, wie sich das Mädchen auf die Couch, direkt an Taichis Hals warf und diesem einfach mal einen Kuss auf die Lippen drückte. Alle waren völlig fassungslos, dieses Szenario mit ansehen zu müssen.

Doch Takeru konnte hinter sich deutlich die verkrampfte Hand von Mimi an der Türe spüren, wie auch ihre angespannte Haltung und das tiefe einatmen. Oh Gott. Das würde noch eskalieren. Der perfekte Moment, um zu gehen. Hikari musste ins Bett. „S-Sollten wir nicht…?“, fragte diese bereits besorgt, doch Takeru wank nur ab. „Nein! Du musst ins Bett und Yuri-san wartet sicher schon!“, sagte er schnell und schob die Jüngere Richtung Fahrstuhl.

 

Wie in Trance ließ Mimi die Türe ins Schloss fallen – noch immer den Blick auf Taichi und besagtem Mädchen.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Koushiro*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Immer wieder starrte der Rothaarige auf seine Armbanduhr und seufzte genervt auf. Noch immer saß er unruhig auf der Couch, trank aus seinem Whiskyglas und klebte mit seinem Blick förmlich an der Zimmertüre des Mädchens. Jou und Mimi waren bereits seit 64 Minuten in ihrem Schlafzimmer verschwunden und man hörte nichts aus diesem Zimmer. Was zum Geier trieben die da so lange? So toll und groß war das Zimmer auch wieder nicht, dass man darüber stundenlang diskutieren konnte. Ihm entging selbstverständlich auch Taichis Blick nicht, den er immer wieder Richtung Türe wandern ließ. Es war fast als würden sie sich ein Blickduell liefern, in dem es darum ging, wer den Moment besser abpassen würde, indem die Braunhaarige aus dem Schlafzimmer treten würde.

 

Taichi und Koushiro gingen sich noch immer aus dem Weg, selbst in ihrer gemeinsamen WG redeten sie kaum mehr, als das Nötigste miteinander. Mimi unternahm sowohl mit ihm, wie auch mit Taichi etwas in ihrer Freizeit, wobei Beide in den letzten drei Wochen die hübsche Brünette nicht wirklich zu Gesicht bekamen, da sie wegen des Umzugs aus den Staaten sämtliche Behördengänge erledigen und sich ebenfalls mir ihrer neuen Universität, sowie den Umzug in die Mädchen-WG auseinandersetzen musste. Da der Informatiker handwerklich nicht so begabt war, wie der Ältere, bat Mimi den Braunhaarigen, ihr beim Renovieren zu helfen. Wie allzu gerne der Brünette ihr dabei geholfen hatte, nervte ihn, auch einen dämlichen Spruch drückte der Yagami ihm noch rein, `Dass er eben eine viel bessere Partie sei, da er achso stark sei´ ehe er sich auf dem Weg zu dem Mädchen machte, aber wenn er ihm so offen demonstrierte und sich scheinbar einen Dreck über seine Gefühle scherte, dann würde er dies eben genauso machen. Auch an diesem Tag starrte er die ganze Zeit auf seine Uhr. Beschissene sieben Stunden verbrachten sie zusammen. Er wollte sich nicht mal vorstellen, ob mehr gelaufen war oder nicht, aber das dämliche Grinsen das auf den Zügen des Yagamis lag, als er zurück in die WG kam, nervte ihn nur noch mehr. Und dann nach exakt weiten neuneinhalb Minuten öffnete sich endlich die Zimmertüre und eine durchaus mitgenommene Mimi und ein besorgter Jou traten aus dem Zimmer hervor. Verdammt. Was war passiert?

 

Takeru, Hikari und Jou schritten gemeinsam mit der Brünetten auf die Türe zu, da diese sich gerade auf den Weg nach Hause machen wollte. Irgendwie ging es der Jüngeren heute nicht so gut, das fiel selbst dem Rothaarigen auf, aber seine Sorge um Mimi ließ ihn nicht weiter darüber nachdenken, was mit der jungen Yagami los sein könnte. Sicher nur ein grippaler Infekt der sich bald erledigen würde. Sie brachte ein müdes Lächeln über ihre Lippen und verabschiedete sich bei Beiden mit einer liebevollen Umarmung – und dennoch irgendwas stimmte nicht, ihre Augen wirkten traurig und gerötet. Sie hatte geweint, das sah er genau. Während die anderen Drei die Party verließen, tauchte ein anderes Mädchen zeitgleich auf, jedoch bekam Mimi dies im ersten Moment nicht mal mit und dann lag sie auch schon halb auf ihm, halb auf dem Yagami drauf.

 

Der Computerfreak sah verwirrt wie Taichi von dem schwarzhaarigen Mädchen geradezu `überfallen wurde` ehe auch er das Mädchen begutachteten konnte. Irgendwoher kannte er dieses Mädchen doch. Dann fiel es ihm ein...dieses Mädchen hatte doch mal was mit dem Yagami. Koushiro wand sein Blick zur Brünetten, die noch regungslos an der Türe stand. Ihr Blick wirkte geradezu versteinert.

 

Plötzlich ging Luna auf Mimi zu und legte einfühlsam einen Arm um die Schulter der Braunhaarigen, als sie bemerkte wie die Jüngere drohte zusammenzubrechen, auch Koushiro stand auf, um auf Mimi zuzugehen. „Was zum Henker...“, murmelte sie immer noch mit Panik im Blick.

„Kennst du sie?“, fragte der Computerfreak nach „Nur flüchtig“, antwortete sie knapp. „Aber ich habe die sicher nicht eingeladen...was macht die hier?“, gab Mimi bissig von sich und ihre Augen begannen zu brennen. „Wieso ist SIE hier?“, frage die Brünette erneut mit zittriger Stimme nach und suchte in den Augen des Rothaarigen Freundes nach einer Antwort, aber dieses Mal konnte er ihre Frage nicht beantworten. „Sie kennt Taichi-kun“, versuchte der Rothaarige vorsichtig nach einer Erklärung zu suchen. „Das erklärt noch lange nicht, was dieses Mädchen hier zu suchen hat. Ich will sie auf MEINER Einweihungsparty nicht sehen“, schrie sie aufgebracht und Blitze funkelten aus ihren Augen. „Okay...was hat sie dir getan?“, fragte nun auch die Grünhaargie interessiert nach, während sie ihre Stirn in Falten legte und ebenfalls zu der Schwarzhaarigen sah. Auch Sora stand fassungslos in der Diele und blickte auf Serena, die immer noch auf dem Schoß des Braunhaarigen saß und sich an diesen presste. Augenblicklich drohte sie sich erneut übergeben zu müssen.

 

„Was hat dieses Mädchen hier zu suchen?“, fragte Mimi nochmal verärgert nach. Es sollte ihr besser schleunigst jemand antworten, bevor ihr der Geduldsfaden riss. Sora kam auf das kleine Grüppchen zu und sah entschuldigend zu der Brünetten. „Entschuldigung Mimi... ich hatte ihr nur von der Party erzählt und erwähnt das Taichi wohl auch hier sein würde...“, rechtfertigte sich die Rothaarige prompt. „Sie hat sich selbst eingeladen?“, hakte auch Luna schockiert nach. Sora nickte „Ja, ich kann dieses Mädchen nicht mal ausstehen, unglaublich wie die sich an Taichi-kun ranmacht...!“, Prompt fiel sowohl Koushiro, wie auch Mimis Blick zur Rothaargien. Diese zuckte mit den Schultern. „Was denn? Serena hat ihn sicher nicht verdient.“

 

„Meine ich das nur oder erwidert Taichi den Kuss?“, stellte der Rothaarige seine Frage und sah bewusst zu Mimi, um dann wieder zu dem Älteren zu sehen. Auch die restlichen Mädchen blickten auf die Mitte der Couch, in dem Taichi und Serena saßen und wahrhaftig rumknutschten. „Entschuldigt mich mal kurz...ich gehe mich mal schnell übergeben...“, murmelte Mimi und verließ das kleine Grüppchen. Der Izumi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ja, mit dieser Aktion hatte er sich gerade selbst ins Aus katapultiert. Taichi befreite sich auf einmal aus dem Griff der Schwarzhaarigen und drückte diese von sich weg.  „Was machst du denn hier?“, fragte er ungläubig nach, während er das Mädchen noch immer versuchte auf Distanz zu halten. „Na... ich habe dich gesucht... wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen...ich dachte vielleicht hättest du Lust...“ „Nein! hat er nicht und jetzt verlass auf der Stelle meine Party, bevor ich die Polizei rufe und mich und meine guten Manieren vergesse...“, unterbrach Mimi die Schwarzhaarige wütend, drängte sich vor dem Braunhaarigen und Blitze schossen förmlich aus den Augen der Tachikawa. Serena sah zur Jüngeren und lächelte sie an. „Oh...hallo...eh.…wie geht’s dir Mimi? War das richtig?“ „Verschwinde!“, knurrte sie verärgert und ballte ihre Hände zu Fäusten. Boah – wie gerne hätte sie dem Mädchen eine Ohrfeige verpasst. Schon damals – vor vielen Jahren drängte sie sich dazwischen. Zwischen Taichi und ihr...und allem jetzt?  Der Yagami verkehrte immer noch mit diesem Miststück?  Sora schritt auf der Stelle zur Schwarzhaarigen und riss sie von Mimi weg. „Es wäre wirklich besser, wenn du jetzt gehst...“, murmelte die Rothaarige und drängte sie zur Haustür. Doch ehe die Türe ins Schloss fiel, schielte sie nochmal zum Yagami. „Möchtest du mit zu mir kommen?“, fragte die laut und direkt nach. „Die Party scheint ohne hin zu Ende zu sein!“ Der Braunhaarige schüttelte sogleich seinen Kopf. „Nein ich bleibe lieber hier...“, stellte er prompt klar und sah sich Hilfesuchend um, aber wer sollte beziehungsweise konnte ihm jetzt noch helfen?

„Schade, ach und Sora-chan, Danke nochmal für den Tipp damals“, mit diesen Worten verließ das Mädchen dann auch wieder die Party.

 

Kurz schwiegen alle. Viele waren nicht mehr übriggeblieben. Lediglich Mimi, Taichi, Yamato, Koushiro, Sora sowie deren Mitbewohnerinnen Luna und Sakura waren noch da. Alle mussten kurz realisieren, begreifen, was hier gerade geschehen war.

 

„Warum bist du eigentlich nicht mit ihr gegangen? Ist doch sonst deine Art.…besonders bei ihr...“, sprach der Träger des Wissens und sah direkt zu dem Yagami. Hier die Retourkutsche für deinen dämlichen Spruch von neulich. Vielleicht war er nicht so handwerklich begabt wie er und auch nicht so sportlich, aber das hieß noch lange nicht, dass er ihm deshalb überlegen war, erst recht nicht, wenn der Yagami sich immer wieder so dämlich anstellte. Wütend zog der Yagami seine Augenbraue zusammen. „Ich wäre niemals mit ihr mitgegangen“, rechtfertigte sich der Ältere gleich. „Nicht? Okay dann hat sie wohl eine Zwillingsschwester, die vor ein paar Wochen noch aus deinem Zimmer kam“, entgegnete der Rothaarige und hielt dem Blick des Yagamis stand. Taichi fletschte mit seinen Zähnen und stand von der Couch auf. „Lass es!“, sprach er warnend aus. „Was genau? Sonst besprichst du doch mit Yamato und mir auch alle Details deiner Betthäschen und jetzt nicht mehr?“ „Koushiro!“, fuhr jetzt auch der blonde Musiker dazwischen. Der sich bisher aus allem raus hielt und stumm verfolgte, wie die Party mehr und mehr aus den Fugen geriet. „Was? Dich verstehe ich sowieso nicht. Taichi knutscht hier mit allen Weibern rum und schläft sogar mit deiner Exfreundin und dir ist es egal?“, redete der Computerfreak auf den blonden Musiker ein. „Nein... es ist mir selbstverständlich nicht egal“, wurde nun auch der Ältere lauter und stand ebenfalls von der Couch auf und sah kritisch zu seinem besten Freund. „Man, ich weiß das doch nichts mal mehr...“, schrie Taichi verzweifelt aus und raufte sich die Haare. Warum glaubte ihm denn nur keiner?

„Stimmt das denn jetzt?“, hakte die Brünette verärgert und verletzt nach, während sie den Braunhaarigen musterte. „Nein!“, wehrte der Träger des Mutes sich. „Doch!“, fuhr Sora dazwischen. „Sicher?“, hakte Yamato daraufhin nach und besah seine Exfreundin misstrauisch. „Halt dich da raus!“, pfefferte sie zurück und stemmte ihre Hände an ihre Hüfte. „Warum? Angst das alles auffliegen könnte?“ „Ich weiß nicht was du meinst“, murmelte Sora und sah den Blonden strafend an. „Kann mich mal einer aufklären?“, sprach der Braunhaarige laut dazwischen und sah zwischen seinen beiden besten Freunden hin und her. „Und was meinte Serena überhaupt mit `Danke für den Tipp?“, wollte auch die Brünette wissen. „Das würde mich auch interessieren“, fuhr Taichi fort. „Was Serena meinte, weiß ich nicht, aber vielleicht kann ich Informationen aus besagter Nacht übermitteln...“, erwiderte Yamato neutral, sah kurz zum Braunhaarigen und sah dann wieder zurück zur seiner Exfreundin. „Yama...“, sprach die Rothaarige verzweifelt und Tränen brannten in ihren Augen. „Du bist es ihm schuldig, Sora!“

 

„WOVON REDET IHR?“ schrie der Braunhaarige wütend heraus. „Was ist in dieser gottverdammten Nacht passiert?“ „Nichts...ist passiert…“, schrie die Rothaarige genauso verzweifelt und wütend heraus. „Was? Aber du? Du hast gesagt, wir hätten miteinander geschlafen...“. stammelte der junge Mann ungläubig und gestikulierte wild mit seinen Händen. „Ich weiß, was ich gesagt habe“ sprach sie kleinlaut und senkte ihren Blick auf den Fußboden. „Und du hast es auch eben nochmal beteuert“ erwiderte auch die Trägerin der Reinheit irritiert. „Ich habe gelogen...“, erwiderte Sora traurig, während sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. „A-Aber warum machst nur sowas? Du bist doch meine beste Freundin“, appellierte er an die Rothaarige „Weil ich einfach nicht mehr, `nur noch deine beste Freundin` sein wollte...“, rechtfertigte sie sich verletzt. „Und deshalb lügst du?“, sprach es auch ungläubig aus Mimi, die immer noch nicht wusste, was sie eigentlich glauben sollte. Wem konnte sie noch Vertrauen? Wem konnte sie noch irgendwas glauben?  Was war nur geschehen? „Es war ein Versuch, dachte ich...“, wimmerte sie, während sie sich mit einer Hand ihre Tränen wegwischte. „Ach...Sora...!“, murmelte der junge Mann.
 

Doch selbst Koushiro war entsetzt, als er die folgenden Worte von Yamato hörte, mitleidig ging sein Blick zu seinem braunhaarigen Freund, dem sämtliche Emotionen aus seinem Gesicht gefallen waren, es gefror ihm jede Ader in seinem Körper.

 

„Sie hat dich in besagter Nacht unter Drogeneinfluss gesetzt, um dich willenlos zu machen!“

Betrug


 

Es ist besser, in Ehren zu versagen, als durch Betrug erfolgreich zu sein.

Sophokles

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Mimi*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

Vor ihrem inneren Auge begann sich alles zu drehen. Die Informationen, die auf sie niederprasselten, mussten zunächst einmal verarbeitet werden. Für Mimi war es zu viel für den heutigen Abend. Nicht nur, dass sich ihre besten Freunde ein hitziges Wortgefecht lieferten, nein, auch der Informationsschwang des Abends war ihr zu ausgeprägt. Erst vor wenigen Minuten hatte sie von Joe erfahren, dass sie seit gut ein Jahr hochdosierte Drogen konsumierte und wortwörtlich diesen ausgeliefert war. Systematisch hatte Michael sie an seine Person gebunden. Jetzt machte es natürlich Sinn, wenn er ihr drohend vermittelte, dass sie ihn noch brauchte. Mimi hatte von der besagten Abhängigkeit überhaupt nicht mitbekommen, schließlich nahm sie jeden Tag eine der Pillen und fühlte sich gut dabei. Nur an schlechten, wirklich deprimierenden Tagen hatte sie eine Zweite genommen und die Wirkung einfach nur genossen. Sie wusste gar nicht mehr, wie es ohne war. Genau darin lag das Problem. Joe hatte ihr vorgeschlagen, morgen einfach keine zu nehmen und zu testen, wie gut dies funktionierte. Allerdings verspürte sie gerade jetzt den unglaublichen Drang, eine zu konsumieren, um diesen Konflikten und ihrer eigenen Depression aus dem Weg gehen zu können. Noch immer war Streit keines der Dinge, die sie gerne machte. Viel mehr belastete es sie.

 

Aber alles belastete sie gerade. Dass sie Drogen nahm, dass Taichi tatsächlich was mit dieser Schwarzhaarigen hatte, dass Sora ihm Drogen untergeschmuggelt hatte. Ihre Freundschaft schien nur noch aus Lügen und Intrigen zu bestehen. Selbst das Verhalten von Koushiro setzte ihr zu. So war der Rothaarige normalerweise nicht. Auch wenn sie Alkohol im Kopf hatten und viele Worte morgen bereuten, das änderte nichts an den unterschwellischen Gefühlen. Mimi verstand die Welt nicht mehr. Wäre es doch besser gewesen in Amerika zu bleiben? Es war, als würde sie von einem Problem ins Nächste stürzen. Es verletzte Mimi, dass sich Koushiro wie ein Arsch verhielt, Sora definitiv nicht wie eine Freundin und Taichi durch die Gegen hurte.

 

„Du hast ihm Drogen gegeben? Woher hast du die überhaupt?“, waren es die ersten Worte von Koushiro, nachdem allen Anwesenden das Gesicht eingefroren war. Taichi wusste gar nicht, was er sagen sollte. Schockiert sah er nur zu seiner besten Freundin, welche schuldbewusst zu Boden blickte. Stumm tropften ihr die Tränen zu Boden, während immer mal wieder ein Schluchzen von ihr erklang. Der Tachikawa wurde gleich klar, dass nur einer in Amerika an diese Drogen herankam. Michael. Wie konnte sie nur auf diesen Mann hereinfallen? „Sag mir nicht, dass Michael sie dir gegeben hat!“, war es die Stimme von Mimi, die an Sora herantrat. Diese wich gar einen Schritt zurück. „Das kann dir doch egal sein!“, fauchte sie die Jüngere an. „Das ist mir eben nicht egal! Siehst du nicht, dass das Michael alles bezweckt hat. Er will, dass ich zurück zu ihm komme und dafür ist es notwendig, dass ich nicht mehr bei euch sein will!“, erklärte sie. Doch ihren Blick wandte sie nun auch zu den anderen.

 

„Ihr seid alle Vollidioten!“, schrie sie nun laut. Tränen hatten sich in ihren Augen gebildet. „Mimi-chan…es tut mir leid…“, begann Koushiro, doch Mimi fixierte ihn ebenso wütend. „Du bist genauso ein Vollidiot! Was soll das alles hier? Taichi und du, ihr seid Freunde! Und alles, was du tust, ist ihn zu provozieren und ihm dumme Sprüche zu drücken. Außerdem bohrst du noch vehement in der Wunde von Yamato, indem du ihn direkt auf die Sache mit Sora ansprichst! Seit wann bist du ein so hinterlistiges Arschloch?“, schrie sie ihn wütend an. Koushiro war just in dieser Sekunde stocknüchtern. Er sah schockiert, teilweise verletzt in die goldbraunen Augen der Tachikawa. „Ich erkenne dich gar nicht wieder…“, schluchze sie und versuchte sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Koushiro biss sich auf die Unterlippe. Er selbst erkannte sich nicht wieder. Er hob die Hand und wollte Mimi berühren, als diese nur zurückwich. „Fass mich nicht an!!“, schrie sie ihn wütend, aber auch enttäuscht an. „Verschwinde einfach! Am besten ihr verschwindet alle!“, rief sie nun auch in die Runde. Yamato und Taichi standen wie schockgefroren an der Couch, Sora neben Mimi. Sakura hatte Luna aus dem Raum geschoben. Das alles ging sie wirklich nichts an.

 

„E-Es tut mir leid…“, stammelte Koushiro, kurz bevor er seine Jacke nahm und fast schon aus der Wohnung stürmte. Auch bei ihm zeigte sich ein Aufschimmern von Tränen in den Augenwinkeln. „Ihr solltet vielleicht auch gehen…“, flüsterte nun auch Sora unsicher zu den beiden jungen Männern. Das erste Mal sah sie in den Augen des Yagamis, ihrem besten Freund, ihrer großen Liebe, Hass auf flimmern. „Ist das dein Ernst? Du willst mir nicht einmal eine Erklärung liefern?!“, fragte er sie wütend und beachtete kaum den Rest. „Du gibst mir Drogen und behauptest dann, dass ich mit dir geschlafen habe?!“ Sora sah zu ihm auf. Taichi hatte den kurzen Abstand zwischen den beiden überwunden und stand nun direkt vor der Takenouchi. Wieder ging sie einen Schritt zurück. „Was soll ich denn erklären? Du hast mich die ganze Zeit nicht beachtet, hattest nur Augen für deine kleine Prinzessin. Ich war verzweifelt. Es tut mir leid…“, flüsterte sie. Mimi konnte es nicht glauben. Die gesamte Zeit hatte sie angenommen, dass sie um den Yagami mit fairen Mitteln kämpften und dann handelte sie so. „Was meinte Serena mit dem Tipp?“, fragte der Yagami nun weiter. Sora sah zur Seite. „Ich weiß es nicht…“ „Hör schon auf, Sora… Du hast schon genug gelogen. Versuch wenigstens ein wenig Reue zu zeigen!“, war es nun Yamato, der sich einmischte. Bisher hatte er sich in Schweigen gehüllt. „I-Ich…ich…“ Sora sah zu Mimi. Diese weitete augenblicklich die Augen. „Sie hatte nie was mit Taichi, oder?“, fragte die Brünette ihre beste Freundin. „Warum denn schon wieder Taichi?“, beschwerte sich nun Yamato.

 

Sora rieb sich die Oberarme. Mimi sah zwischen ihr und Taichi hin und her. Sie konnte es nicht fassen. Schon damals hatte Mimi ihr Herz an den Fußballer verloren. Gerade in jener Zeit hatten sie wahnsinnig viel Zeit miteinander verbracht und waren sich nähergekommen. In dieser Zeit war Sora ihre engste Vertraute. Sie hatte mit ihr offen über die Gefühle zu dem Braunhaarigen geredet. Die gesamte Zeit hatte Sora ihr gut zugesprochen, bis zu dem verheißungsvollen Tag.

 

„Sora-chan…ich halte das nicht mehr aus…“, flüsterte die 16-Jährige Mimi, die gerade Gänseblümchen in das Haar ihrer besten Freundin flocht. Sie saßen gemeinsam im Shinjuku Gyoen National Park auf ihrer ausgebreiteten Picknick-Decke, während Yamato und Taichi sich einen Fußball zukickten. Da Koushiro um diese Uhrzeit die Computer-AG leitete, waren sie nur zu viert im Park und verbachten ihre Mittagspause gemeinsam. Es kam nicht selten vor, dass die Mimi Sora, Yamato und Taichi beim Fußball beobachtete. Heute war Sora allerdings bei ihr. „Was meinst du? Die anstehenden Prüfungen?“, fragte die Ältere. Mimi löste sich von ihren roten Haaren und ließ sich auf den Rücken fallen. „Ich werd‘ es ihm sagen!“ „Wem, was sagen?“, hakte Sora wieder nach. Die Angesprochene richtete sich wieder auf. Sie nickte zu den Jungs. „Ich werde Taichi sagen, dass ich ihn liebe…“, flüsterte sie. Soras Augen weiteten sich. Unsicher sah sie zwischen Mimi und Taichi hin und her, rieb sich nervös am Unterarm und knabberte an ihrer Lippe. Das fiel selbst Mimi auf. „Was hast du Sora-chan?“ „Mimi… ich glaube, das ist keine gute Idee!“, sprach sie aus. Sie wirkte besorgt. Damals wusste Mimi nicht warum. Zumindest kannte sie nicht den richtigen Grund. „Wie meinst du das?“, fragte sie. „Ich hab ihn letztens gesehen…mit…mit Serena…“, erzählte Sora. Mimi zuckte mit den Schulten. „Die Serena aus deiner Klasse? Ich weiß. Aber die machen doch nur ein Projekt zusammen.“ Erschwinglich sah Mimi zu den beiden Jungs. Sora musste sich was einfallen lassen. Nein! Sie durften nicht zusammenkommen. „Das mein ich nicht“, begann die Ältere, „Sie haben sich geküsst…“, log sie vehement und Mimi sah sie mit einem traurigen Blick an. „Das…das stimmt nicht…bitte sag mir, dass das nicht stimmt…“, flüsterte Mimi traurig. Sora erwiderte ihren Blick, sah wie kleine Tränen in ihren Augen schimmerten. Die Rothaarige sah zur Seite. Sie ertrug den Blick nicht. Trotzdem entschied sie sich weiter zu lügen. „Das kann ich leider nicht…“

 

„Du hast mich angelogen!“, warf sie ihrer Freundin vor. Mimi konnte es nicht fassen. Nur wegen Soras falschem Spiel hatte sie Taichi und ihre eigenen Gefühle aufgegeben. Nur deswegen war sie mit Koushiro zusammengekommen und hatte dessen Gefühle verletzt, indem sie seine nicht erwidern konnte. Nur deswegen hatte sie ihr Glück nicht gefunden. Stattdessen war sie mit einem gebrochenen Herzen in Amerika und prompt bei Michael gelandet. Die Folge dieser Beziehung führte auch noch einher, dass sie drogenabhängig war. In Mimis Augen stiegen erneut die Tränen. Sora sah diese entschuldigend an. „Mimi…e-es tut mir leid…ich wollte dich nie verletz-“

 

KLATSCH!

 

Erneut in diesem Monat erklang ein Klatschen. Diesmal war es jedoch Mimis Hand, die sich in das Gesicht ihrer besten Freundin schleuderte. „Du hast mich betrogen Sora! Nur weil du zu feige bist, fair zu kämpfen und einen verlorenen Kampf aufzugeben!“, schrie die Tachikawa ihre…nein… sie war nicht mehr ihre Freundin… Sora an. „Du kannst ihn haben! Du kannst meinetwegen alles haben! Ihr könnt mich alle mal! Ihr seid alle das Letzte!!!“, schrie sie nun außer sich vor Wut. Um diese noch u untermalen, griff sie sogar zu einer der Vasen, die sie zu Boden pfefferte, kurz bevor sie in ihrem Zimmer verschwand. Dabei stürmte sie auch an Sakura und Luna vorbei, welche das Gespräch mitverfolgt hatten. Überrascht sahen die beiden zu Mimi, ließen ihren Blick aber wieder zu Sora und den Jungs schweifen. Mimi konnte von ihrem Zimmer aus hören, dass nun auch Taichi ausflippte.

 

„Um was ging es da gerade? Hast du Mimi auch Drogen untergeschoben oder was?!“, kam es rasend von Taichi. Man hörte, dass Yamato ihn versuchte zurück zu halten. „Geht’s noch?! Warum sollte ich sowas machen! Ich habe ihr damals nur gesagt, dass du was mit Serena hast!“, erwiderte sie in Rage. Taichi stockte. „W-Wie? Was meinst du mit damals?!“, fragte der junge Mann. „Damals… Als ihr dieses blöde Projekt gemacht habt. Ich habe Mimi davon abgehalten, etwas Dummes zu machen. Da du mittlerweile eh schon mehr als einmal mit ihr im Bett warst, war es doch gut, sie zu warnen! Als du ihr treu geblieben wärst, wenn sie in Amerika und du in Japan lebst!“, schrie sie aufgebracht. Mimi rutschte an ihrer Türe runter, kniff die Augen zusammen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie hatte sich so darauf gefreut, wieder zurück in Japan bei ihren Freunden zu sein. Doch alles, was sie vorfand war ein Herd voller Lügen und Intrigen.

 

„Das ist nicht dein Ernst, oder?!“, hörte man Taichi erbost fragen. „Ich glaube, das reicht jetzt! Ihr geht jetzt besser!“ Die strenge Stimme von Sakura drang an der Ohr der Tachikawa. Genauso wie das besorgte Klopfen von Luna, das dafür sorgen sollte, zu Mimi durchzudringen. „Ich werde überhaupt nicht gehen! Erst wird Sora mir erklären, was das alles zu bedeuten hat!“, sprach dich der Yagami in Rage. „Es ist jetzt wirklich gut, Taichi.“ „Bring ihn raus, sonst rufe ich die Polizei!“, drohte Sakura nun vehement. „Jetzt bin ich wieder die böse oder was?! Ich kann mir wirklich besseres vorstellen, als mich in dich zu verlieben. Glaub mir!“, schrie Sora. „Deshalb betrügst du uns alle oder was?!“, erwiderte Taichi wütend. „Verdammt!!! Ich wusste einfach nicht weiter. Ihr tut gerade so, als hätte ich jemanden umgebracht!“, rief sie. „Mir ist das alles zu blöd!“, folgten die patzigen Worte der Takenouchi, kurz bevor Mimi auch das laute Knallen ihrer Zimmertüre hören konnte.

 

„Nein! Du wirst jetzt gehen! Das ist meine letzte Warnung!“, konnte Mimi Sakura hören. „Komm schon Taichi! Das hat doch alles keinen Sinn. Wir sollten alle erstmal runterfahren!“ „Genau. Geht endlich“, forderte Sakura erneut dazu auf. „Wartet. Lasst mich nochmal mit Mimi reden! Bitte!“ Mimi zuckte zusammen, als sie vernahm, dass er ausgerechnet mit ihr reden wollte. Etwas, was sie nicht wollte. Sie wollte sich nicht nochmal mit dem Yagami auseinandersetzen. Sollte er sich doch zu dieser Serena begeben. Denn mit etwas hatte Sora schon recht. Tatsache war, dass er mit dieser Hexe geschlafen hatte. Dass er was mit dieser angefangen hatte. Wahrscheinlich wäre er ihr tatsächlich fremdgegangen, wären sie zusammengekommen und eine Fernbeziehung eingegangen. „Bitte verschwinde…“, flüsterte sie schluchzend zu sich selbst.

„Ich glaube, das lassen wir für heute. Du hast wirklich genug gesagt. Wir alle!“, mahnte Yamato seinen besten Freund und nickte Sakura zu. Diese führte die beiden jungen Männer vor die Türe. „Mimi!!! Hätte ich das alles gewusst, dann wäre alles ganz anders gekommen!!! Glaub mir bitte!“ Doch Mimi hörte ihn nicht mehr. Sie drückte stattdessen ihre Hände an ihre Ohren, um kein Geräusch mehr an sich heranzulassen. Sie wollte niemanden mehr hören, nichts mehr sehen, mit niemanden sprechen. Ja, noch nicht einmal fühlen.

 

Denn bisher hatten ihr diese Gefühle nichts als Ärger eingebracht.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Taichi*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

Ungläubig und fassungslos stand der Yagami mit seinem besten Freund vor der Wohnung der Mädchen-WG, während er nach wie vor wieder versuchte, in diese hereinzukommen um mit Mimi zu sprechen. „Jetzt macht die Türe auf. Mimi!!!“ brüllte der Braunhaarige gegen die verschlossene Tür, während er gleichzeitig mit der flachen Hand an die Tür hämmerte. „Mimi...bitte sprich mit mir...!“ „Jetzt haut endlich ab!“, hörte man Sakura noch von drinnen rufen. „Komm Taichi, das hat doch jetzt keinen Sinn. Morgen ist auch noch ein Tag“ versuchte auch der Blonde, seinen Freund zum Gehen zu bewegen. „Nein! Ich kann das doch nicht ungeklärt zwischen uns belassen. Außerdem warum ist sie denn jetzt sauer auf mich? Ich bin doch derjenige der die ganze Zeit verarscht wurde“, rechtfertigte sich der Brünette verletzt. „Lass ihr Zeit, gib dir selber Zeit, verarbeitet das selber erst mal alles, was du heute erfahren hast.“ Unsicher nickte Taichi zu dem Älteren und blickte traurig auf den Boden. „Außerdem ist es besser, manchmal erst mal eine Nacht drüber zu schlafen, in Ruhe nachzudenken und sich seine Worte etwas genauer zu überlegen, bevor sowas passiert wie heute Abend!“  setzte der blonde Musiker fort und legte einfühlsam eine Hand auf die Schulter seines besten Freundes. „Mich nervt es aber zu wissen, dass sie weint, das sie versinkt und ich nicht für sie da sein kann...“, erklärte er und blickte in die Augen seines Freundes zurück. „Jetzt sei erst mal für dich selbst da, denn so bringt das doch gar nichts und erzwingen kannst du sowieso schon mal nichts“, beschwichtige der Träger der Freundschaft und zwang den Jüngeren mit ihm zu gehen.

 

Die Beiden nahmen sich ein Taxi und erreichten nach zwanzig Minuten ihre eigene Wohnung, doch an Schlaf war noch lange nicht zu denken. Aufgebracht lief der Braunhaarige durch die Wohnung, er lief die ganze Zeit hin und her wie ein aufgescheutes Huhn.  Sich hinzusetzten brachte er kaum über sich, es war als würden die Emotionen, dann erst Recht aus ihm heraus eilen und er würde unter dieses zusammensacken. Stumm verfolgte Yamato den schritten von Taichi. „Erkläre es mir, bitte Yama, erkläre mir was hier eben passiert ist...“, bat er seinen besten Freund. „Das kann ich nicht...“, erwiderte er mitfühlend und lief weiter hinter dem Jüngeren hinterher. „Es tut mir nur alles wahnsinnig leid.“ „Braucht es nicht, durch dich habe ich wenigstens die Wahrheit erfahren... nur ist es eine, die ich eigentlich nicht glauben will“, sprach der Braunhaarige betrübt.

Taichi konnte es einfach nicht fassen, wie konnte das nur geschehen? Wie konnte ihm Sora nur so etwas antun? Sie waren doch beste Freunde, unter besten Freunde belügt man sich doch nicht, verhindert das man mit dem Mädchen zusammenkam, das man liebte, setzt einen unter Drogen und behauptet solche Lügenmärchen. Dieser Verrat schmerzte in seiner Brust und er fühlte sich schlichtweg betrogen und dann erklärte die Rothaarige sich nicht mal richtig. Und diese blöde Serena? Warum musste sie überhaupt auf dieser Party auftauchen und alles kaputt machen? Dieses Mädchen bedeutete dem jungen Mann überhaupt nichts. Sie waren früher Klassenkameraden die sich gut verstanden hatten und vor knapp acht Monaten trafen sie sich zufällig in einem Club und hatten wieder etwas Kontakt, wobei dieser stets oberflächlich war und nur auf körperlicher Ebene belief.  „Warum macht Sora-chan sowas denn nur?“ Yamato seufzte resigniert und ließ sich auf der Couch nieder. Er war das laufen müd. Er fuhr sich mit seiner Hand durch die blonden kurzen Haare. „Ich kann es dir nicht sagen, ich erkenne sie überhaupt nicht mehr wieder“, erwiderte er monoton, während er sein Ellenbogen auf seine Knie abstützte und auf seine verflochtenen Hände starrte. Taichi war nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, er lehnte sich mit dem Kopf am Türrahmen der Wohnzimmertür an, verschränkte seine Arme vor der Brust und blickte auf seinen besten Freund. „Weißt du...ich habe mir tausendmal Gedanken darübergemacht, wie es dazu kommen konnte, dass Mimi so urplötzlich mit Koushiro-kun zusammengekommen war, obwohl wir uns so nahestanden. Ich dachte die ganze Zeit, was habe ich falsch gemacht?!“, murmelte der Braunhaarige verbissen. „Jetzt verstehe ich es wenigstens, sie dachte wohl das alles was ich zu dieser Zeit gesagt oder getan hatte eine Lüge war und ich wohl nur mit ihr gespielt habe. Zumindest kann ich mir vorstellen, dass sie so dachte!", nuschelte der Brünette und schloss seine Augen, ehe er nach einiger Zeit begann wie wild mit seinem Kopf zu schütteln. „Verdammt!“, fluchte der Braunhaarige. „Yama...was soll ich denn jetzt nur machen?“, sprach der Jüngere fast verzweifelt. Der Blonde fuhr mit seinen verflochtenen Händen an seinen Mund und vergrub sein Gesicht darin, während er mit seinen Schultern zuckte. „Ich kann es dir nicht sagen, aber ich bin mir sicher, dass du schon das richtige tun wirst. Du bist ein guter Mensch Taichi und das weiß auch Mimi-chan.“ „Wenigstens du bist davon überzeugt“ sprach es müde aus dem Brünetten. Yamato stand auf, während er langsam auf sein eigenes Zimmer zu steuerte. „Immer“ sagte der Blonde, ehe er seine Hand an die Türklinke legte und diese runter drückte „Du solltest wirklich versuchen zu schlafen, du siehst wirklich beschissen aus...!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Blonde bei seinem besten Freund und verschwand im inneren des Zimmers.

 

Taichi lag in seinem Bett, die Nachttischlampe brannte noch immer, obwohl er müde und von den Ereignissen des Tages geschafft und angeschlagen war, konnte er nicht in den wohltuenden Schlaf finden. Das Fenster stand auf kipp, sodass etwas kühle Luft in das warme Zimmer fuhr. Der Brünette sah auf die Uhr: 4:30 h und absolute Leere kehrte ein. Er hörte fremde Menschen von draußen lallen, er war froh hin und wieder Stimmen und Geräusche von draußen zu hören, sodass er nicht ständig seinen Gedanken lauschen musste – denn diese überschlugen sich, hängten fest in seinem Sinn und tanzten durch seinen Kopf. Irgendwann hörte er einen Müllwagen, der wohl die vollen Tonnen leerte und er dachte `Ach leer mich doch auch` So viele Fragen – nicht eine Antwort. Irgendwann brummte sein Handy, sogleich nahm er es in seine Hand. Wer schrieb ihm um diese Uhrzeit noch? Mimi: `Ich kann nicht schlafen..

 

Der Träger des Mutes wählte gleich ihre Nummer und einige Sekunden später, hob die Brünette auch ab und ihre sanfte Stimme hallte in seinen Ohren. ‚Kannst du auch nicht schlafen?‘, hörte er die junge Frau gleich fragen. „Doch, du hast mich geweckt“, sprach er monoton aus. `Entschuldigung...´ „Das war ein Scherz, als ob ich nach diesem Abend noch schlafen könnte...“ sprach er mit ruhiger Stimme durch das Telefon und fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht. `Taichi-kun?´ „Ja?“ fragte der Braunhaarige nach, doch die Brünette schwieg. „Mimi? Bist du noch dran?“ `Ja...´ kam es leise aus der anderen Leitung. „Was ist los?“ hakte er erneut nach. Er hörte sie atmen und gelegentlich schluchzen, dabei zog sich sein Herz zusammen. Sicher hatte sie die gesamte Nacht geweint. Man, ihre Partys nahmen aber auch immer ein blödes Ende.

„Mimi-chan, darf ich dich was fragen?“, fragte er durchs Telefon. `Ja...´, antwortete sie knapp. „Nimmst du irgendwelche Drogen?“, sprach er sanft. Sie schwieg weiter. Erneut durchfuhr dem jungen Mann eine Gänsehaut, er konnte es sich nach wie vor nicht vorstellen, dass sein Mädchen zu solchen harten Substanzen griff und obwohl er diese Tatsache nicht länger ignorieren konnte, dass es wohl doch so war, musste er es aus ihrem Mund hören. `Ja´beantwortete sie auch diese Frage knapp, während ein erneutes Wimmern durch die Leitung fuhr. „Och...Mimi... Warum tust du denn nur sowas?“ ‚Ich wusste, dass doch gar nicht…wirklich...´, schluchzte die Jüngere durch die Leitung, während der junge Mann hörte, wie Mimi in ein Taschentuch schnäuzelte. „Wie meinst du das?“ hakte er nach. ‚Ich bin so dumm... Ich habe die Tabletten immer von Michael bekommen, er erklärte mir das es sich um Grünteeextrakt-Pillen handelte und naiv wie ich bin, habe ich das nie hinterfragt, aber niemals hätte ich gedacht, dass mein eigener Freund mir stattdessen Drogen unterjubelt...‘

 

Taichi konnte nicht glauben, welche Information ihn nun wieder heimsuchte. Dieses Schwein hatte was gemacht? Er würde ihn grün und blau schlagen, sollte er jemals wieder seinen Weg kreuzen. „Das ist nicht dein Ernst?“, fragte der Brünette ungläubig nach, doch nachdem er die Jüngere erneut weinen hörte, wusste er, dass sie nicht log, dass sie die Wahrheit sprach. „Hast du heute Nacht welche genommen?“ Erneut vernahm er ein lautes Wimmern, ehe sie eine traurige Antwort gab. ‚Ja´, gestand sie schließlich unter tränen. ‚Das war irgendwie alles zu viel gewesen und ich konnte nicht... nicht anders...Ich wollte.... mich besser fühlen, aber es hat nicht geholfen...was soll ich denn jetzt nur machen?‘, fragte sie verzweifelt. Taichi war vollkommen hilflos, wie sollte er ihr denn nur helfen? „Mimi-chan, wenn du es zulässt, bin ich an deiner Seite und wir stehen das gemeinsam durch...“, nuschelte er durch das Telefon, doch bereute seine eigenen Worte sogleich, bat er das Mädchen in den dunkelsten Stunden ernsthaft nach einer Beziehung? Ihr erneutes Schweigen setzte ihm zu und trotzdem hatte er das Gefühl, als würde alles in ihm schreien. ‚Taichi-kun, ich glaube nicht, dass ich momentan eine gute Partie wäre. Ich bin ein Wrack, körperlich wie emotional. Ich war die letzten fünf Jahre in einer Beziehung. Ich glaube es wäre besser, wenn ich erst mal für mich alleine bin‘, hörte er die Brünette durch die andere Leitung sagen und insgeheim musste er der Jüngeren recht geben, aber dennoch wollte er sie nicht alleine lassen. Er hat genau in diesem Moment beschlossen, nicht von ihrer Seite zu weichen, ob sie es nun wollte oder nicht. Er würde nicht aufgeben, er würde es ihr beweisen, dass nicht alle Freunde ihr Wort brachen und sich belogen. Er würde sie überzeugen, dieses Mal würde er nicht kampflos aufgeben. „Ich werde trotzdem für dich da sein...Du wirst mich nicht mehr los...nur das du Bescheid weißt...!“, erwiderte er gespielt drohend und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als er auch die Jüngere kichern hörte, war er für den Augenblick zufrieden.

 

„Soll ich noch vorbeikommen?“, fragte er noch nach, doch die Jüngere blockte ab, sie beteuerte, dass sie jetzt versuchen würde zu schlafen, auch wenn dies bei aufputschenden Mitteln wohl eher schwierig sein würde. Taichi schlug dem Mädchen vor, eine Therapie aufzusuchen und bat ihr an, sie zu begleiten. Mimi wollte darüber nachdenken, mehr konnte er nicht erwarten, es war ein Anfang. Denn immerhin musste sie sich selbst erst mal eingestehen, dass sie ein Problem hatte und erst dann würde sie wohl auch in der Lage seine Hilfe anzunehmen. Auch für sie waren es viele Informationen für einen einzigen Tag. Sie verabschiedeten sich voneinander und legten auf. Taichi schlief irgendwann vor Erschöpfung ein und fand in einen unruhigen Schlaf -  mit den Gedanken stets bei der Jüngeren.

 

 

Einsicht


 

Lernt einsehen, daß man bei Entschlüssen mit der Tat anfangen muß.

Franz Grillparzer

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Joe*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

Joe arbeitete überreichlich, das Studium hatte schon eine ganze Menge von ihm abverlangt, aber der neue Job als Assistenzarzt im Universitätsklinikum verlangte noch mehr Zeit von ihm. Wobei er auch seine Freizeit im Klinikum verbrachte. Das letzte Mal hatte er seine Freunde an Mimis Einweihungsparty gesehen. Sporadisch hielt er Kontakt zu ihr, da nicht viele von Mimis Drogensucht wussten, doch auch diese Party lag nun eine Woche zurück. Der gewissenhafte junge Mann hatte Ziele, konkrete Ziele. Er hatte einen Fünf-Jahres-Plan für berufliche und private Ziele erstellt und verfolgte diesen konsequent. Er war noch Anfänger, Assistenzarzt im ersten Jahr, er hatte noch viel zu lernen, vor allen Dingen da es dieses Mal die Praxis und weniger die Theorie war, die er lernte. Jetzt behandelte er Patienten, keine Leichen. Noch immer wusste er nicht genau, welche Fachrichtung er anstrebte. Denn auch die Zwischenprüfung stand schneller auf dem Programm, als er wahrhaben wollte. Immerhin blieb ihm nur noch ein Jahr. Das positive war, dass er als Anfänger in allen Fachbereichen eingesetzt wurde, er hoffte, dass er dann erkennen würde, in welchem Bereich er sich am wohlsten fühlte.

 

Heute wurde der Blauhaarige in der Notfallambulanz eingesetzt, hier war es besonders wichtig auch in stressigen und chaotischen Situation, stets die Ruhe zu bewahren. Etwas das ihm lag, etwas worauf er sich freute. Ein weiterer Vorteil bestand darin, dass man in der Notfallambulanz zunächst auch ohne Oberarzt behandeln durfte, soweit die Notfälle nicht gleich weiter in den Operationssaal geschoben wurden. Bisher war der Tag unspektakulär, keine wirklich interessanten Fälle. Er entließ gerade eine Patientin die lediglich einen verstauchten Knöchel hatte und keine weiteren stationären Aufenthalt benötigte, als sein Blick auf die Türe der Notfallambulanz fiel, indem gerade eine junge Frau auf einer Trage eingeliefert wurde. Schnell unterschrieb er die Entlassungspapiere, überreichte der Patientin ein Rezept und reichte ihr seine Hand. Danach richtete er seine Aufmerksamkeit auf seinem neuesten Patienten und erschrak augenblicklich, als er feststellte, dass er diese junge Frau nur zu gut kannte. Die junge Frau, war keine andere als Mimi. Er schüttelte rasch seinen Kopf, bemühte sich um Professionalität. „Was haben Sie für mich?“, bat er die Herren des Rettungsdienstes, die Mimi reinschoben um Informationen. „Das Mädchen war an der Mode Gakuen kollabiert und musste von uns wiederbelebt werden.“, erklärte einer der Rettungssanitäter. „Sie war eben kurz bei Bewusstsein und ansprechbar. Ihr Name ist Mimi Tachikawa“, erklärte der zweite und Kleinere der Rettungssanitäter. „So genau, konnte keiner der Zeugen sagen, was geschehen war. In einem Moment ging es ihr gut und im nächsten fiel sie wohl um. Wir vermuten Alkoholmissbrauch!“

„Bringen sie mir sofort ein Antitoxikum!“, wand er bestimmend an eine der Krankenschwester, während Mimi in ein Krankenzimmer weitergeschoben wurde.

 

Nach drei Minuten tauchte Yuri auf und überreichte dem jungen Arzt das Gegengift. „Ich habe mitbekommen, dass sie eingeliefert wurde. Ist sie schon wieder kollabiert?“, fragte diese besorgt nach. Jou hatte keine Zeit ihr zu antworten, zügig führte er das Medikament in eine Spritzte, desinfizierte die Stelle an Mimis Unterarm und injizierte das Gegengift intravenös ein. Die Kanüle samt Spritze warf er dann in den dazugehörigen Abwurfbehälter und kontrollierte schnell ihre Vitalzeichen. „Mimi? Mimi? Kannst du mich hören?“, rief der junge Arzt und berührte sie an beiden Schultern, nahm sich danach eine kleine Taschenlampe, öffnete ein Auge der jungen Frau und kontrollierte die Pupille, da diese gleich reagierte, atmete er erleichtert aus. Anschließend nahm er das Handgelenk der Jüngeren und überprüfte ihren Puls. „Schwach aber vorhanden!“, sagte er, gleich nahm sich Yuri ein Patientenblatt und füllte diese nach Joes Anweisungen aus. „Sollen wir vielleicht jemanden anrufen?“, fragte die blonde Frau bei ihrem Freund nach. Jou sah zu Yuri rüber, ehe er seinen Kopf in den Nacken legte und zur Decke blickte. „Hmmm...na...vielleicht Taichi-kun oder Koushiro-kun?“ Yuri nickte „Ich erledige das, mal sehen wer von den Beiden zu erreichen ist.“ 

 

Jou war zwischenzeitlich bei anderen Patienten, während er Yuri darum bat, immer mal wieder ein Auge auf die Jüngere zu werfen und ihn zu kontaktieren, sobald diese wieder bei Bewusstsein sei. Nach knapp dreißig Minuten erklang sein Pieper und er entschuldigte sich kurz bei einem seiner Vorgesetzten, ehe er zügig in Mimis Krankenzimmer zurückeilte. „Möchtest du was trinken?“, hörte er seine Freundin fragen, ehe er ans Krankenbett eilte. „Hallo Mimi-chan, wie geht es dir?“, fragte er vorsichtig nach. Die Brünette wirkte blass, aber zwang sich dennoch zu einem Lächeln. „Ganz gut...was ist passiert? Warum bin ich hier?“ „Weißt du das denn gar nicht?“, hakte der junge Arzt nach, doch die Jüngere verneinte „Du bist wohl an der Universität kollabiert und sogar noch an Ort und Stelle reanimiert worden“, erklärte er der Jüngeren sachlich. Tränen schossen in die Augen der Tachikawa. Jou wand sein Blick kurz von Mimi ab und sah zu seiner Freundin. „Yuri-chan würdest du mir eine Beruhigungstablette holen?“ Die blonde Frau nickte und verabschiedete sich. Er war froh, dass er auf der Arbeit selten mit seiner Freundin diskutieren musste. Er war Arzt und sie Krankenschwester und als solche erkannte sie seine Arbeit an, auch wenn sie sich in letzter Zeit mehr und mehr Sorgen machte, da sie ihn nur noch auf der Arbeit traf. „Du hast weiterhin Drogen konsumiert oder? Hast du wenigstens einen Tag ohne geschafft?“, hakte der Ältere besorgt nach. „Ich habe es versucht, wirklich Jou-kun, aber ich...ich...“ Sie brach mitten im Satz ab, als erneut Tränen über ihre Wangen liefen. Jou setzte sich an die Bettkante und nahm ihre Hand in seine. „Ich muss mich bei dir entschuldigen...“, fing er sanft zu reden an. Irritiert blickte die Jüngere zu dem Blauhaarigen. „Dir vorzuschlagen, einfach keine zu nehmen um zu sehen wie es läuft, war wirklich ein saublöder Rat von mir!“ „Aber nein...war es nicht, es hätte ja klappen können, wenn ich nicht so schwach wäre“, entgegnete die Brünette, während sie sich ihre Tränen wegwischte. „Das hat mit Schwäche nichts zu tun, Mimi-chan. Die Idee vom einfachen "Aufhören" bleibt eine Illusion. Wer abhängig ist und aus der Sucht ausbrechen will, braucht Unterstützung. Bei vielen Drogen geht es dabei nicht mehr um Abstinenz in erster Linie, sondern um einen schrittweise Rückgewinn von Kontrolle und die Reduzierung von Schäden“, erklärte der junge Arzt seiner Patienten. „Du glaubst also, dass ich es ohne Therapie nicht schaffe?“, murmelte die Brünette, während Jou nickte.

 

In diesem Moment tauchten Yuri samt Koushiro auf. „Ich habe da wen auf dem Flur aufgegabelt.“ „Koushiro-kun?“, fragte die Brünette und blickte überrascht in die Augen ihres besten Freundes. „Hey...Mimi-chan, was machst du denn für Sachen?“, fragte der Rothaarige besorgt und stellte sich auf die andere Seite des Bettes. Mimi schielte kurz zu dem Blauhaarigen, suchte nach Hilfe. Sollte er ihm auch gestehen, wie schwach sie war? Sanft lächelte der Ältere ihr tapfer zu. „Mimi....hat versehentlich eine Überdosis zu sich genommen“, erklärte er dem Jüngeren. Ungläubig sah der Informatiker zwischen Jou und Mimi hin und her. Mimi erzählte Koushiro schließlich alles und dieser hörte ihr aufmerksam zu, während seine Gesichtsfarbe sich immer wieder veränderte, ebenso wie der Ausdruck darin.

 

Zwischendurch hatte sich Jou und Yuri zurückgezogen und hielten sich im Gemeinschaftsraum auf. Sanft legte die blonde Frau ihre Lippen, auf denen des Blauhaarigen. „Kommst du heute nach der Schicht nach Hause?“, fragte diese ungeduldig nach. „Ich kann es dir nicht sagen, Yuri-chan, ich weiß nicht mal, wann ich Dienstschluss habe, da ist es einfacher in einem der Bereitschaftszimmer zu schlafen“ erklärte der Blauhaarige ihr. „Das ist mir egal, ich habe dich seit einer Woche nur hier im Krankenhaus gesehen und ich möchte dich auch außerhalb des Krankenhauses zu Gesicht bekommen“, klärte sie ihn auf und entfernte sich einen Schritt von ihm, um den Älteren einen feindseligen Blick zu schenken. „Ja...in Ordnung, ich werde heute nach Hause kommen“, versprach er dann und biss in seinen Apfel, den Yuri für ihn mitgebracht hatte. Ja...beruflich akzeptierte sie jede Anweisung, privat nicht eine Einzige. „Dann ist gut“, erwiderte die Krankenschwester. „Hast du Taichi-kun nicht erreicht?“, hakte er bei seiner Freundin nach. Yuri schüttelte den Kopf „Nein, er hat mich weggedrückt und daraufhin habe ich Koushiro-kun angerufen und der war wirklich mal schnell hier...“, entgegnete die blonde Frau. „Hmmm....komisch, das ist so gar nicht Taichis Art, gerade wenn es um Mimi-chan geht“, überlegte er laut, während er die Reste seines Apfel in dem Mülleimer entsorgte. „Hast du die Therapiebroschüren für mich rausgesucht?“, hakte er bei seiner Freundin nach. „Ja...einen Moment“, erwiderte die blonde Frau und kramte im Schwesternzimmer nach den Unterlagen. „Hier“ Jou nahm die Broschüren entgegen und drückte seiner Freundin einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Achso und versuche doch bitte nochmal Taichi-kun zu erreichen. Sicher würde Mimi sich freuen.“

 

Jou schritt nach seiner kurzen Pause zurück zu Mimis ans Krankenbett, während Koushiro weiterhin an ihrem Bett stand und nicht mehr von ihrer Seite wich. „Mimi-chan...ich habe hier was für dich.“ Kraftlos griff sie nach der Broschüre, als sie die verschiedenen Überschriften las, rollte sie instinktiv mit ihren Augen. „Stationärer Aufenthalt?“, schrie sie hysterisch, als sie genauer las. „Das wäre wirklich das Beste für dich, ein ambulanter Aufenthalt wird dir nichts bringen, dafür bist du viel zu instabil“, erklärte der junge Arzt der Brünetten. „Ja...aber...die Uni...Ich kann doch nicht gleich zu Beginn fehlen und wie lange überhaupt? Was wenn sie mich da nie wieder raus lassen?“, rief sie laut, legte die Broschüre weg und verschränkte demonstrativ ihre Arme vor dir Brust. Jou und Koushiro lächelten sich kurz an. Da war sie wieder `unsere kleine Dramaquee´ „Also erstens, hast du doch zurzeit nur Vorbereitungskurse, zweitens dauert einen Therapieplatz meistens vier Wochen und drittens gegen deinen Willen kann dich sowieso keiner da behalten“, erklärte der Ältere mit einem schiefen Lächeln. Mimi runzelte die Stirn. „Na okay...“, murmelte sie schließlich. „Ich versuchs.“

„Das ist mein Mädchen“, lachte der Rothaarige, während er ebenfalls die Broschüre in die Hand nahm, um sich Informationen über die Einrichtung zu beschaffen.

„Ich habe übrigens schon da angerufen. Denn wenn man als Arzt da anruft, bekommt man schneller einen Therapieplatz, du kannst Donnerstag schon anfangen“, klärte er die beiden Freunde auf. „Das ist ja super, umso schneller dir geholfen wird, umso besser“, strahlte der Computerfreak. Mimi nickte gedankenverloren. „Meine Güte, mit zwanzig Jahren muss ich in eine Entzugsklinik, wie peinlich ist das denn?!“, seufzte die Jüngere und vergrub ihre Hände in ihrem Gesicht, während sie erneut begann zu weinen. „Ja... na und? Du bist reingelegt worden, du hast jemanden vertraut der dir nah stand und dieser Jemand hat es schamlos ausgenutzt, das ist absolut unverzeihlich, aber du bist stark und du schaffst das!“, sagte Koushiro mit fester Stimme und legte eine Hand auf ihren Kopf ab. „Genau, lass dich nicht unter kriegen. Wichtig ist wie wir mit Schicksalsschlägen umgehen, das wir uns ihnen mutig entgegen stellen und nicht in die Knie zwingen lassen“, versuchte auch der junge Assistenzarzt, der jungen Frau Kraft zu schenken. Mit traurigen Augen sah Mimi zu ihrem Exfreund und dann zu Jou. Sie wischte sich ihre tränen mit ihrem Handrücken weg und schenkte ihren beiden Freunden ein zaghaftes Lächeln. „Danke...euch beiden...für alles...Ihr seid toll!“
 


 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Sora*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

„Mach es schnell, ich hab wenig Zeit.“ Unbehagen machte sich in der Takenouchi breit, während ihr bester Freund – wohl eher ihr ehemaliger bester Freund – mit einem solch ruppigen Unterton mit ihr sprach. Als seine beste Freundin kannte sie die Trainingszeiten des Universitätssportes und damit verbunden auch, wann sie auf den Yagami treffen würde. Seit der Feier hatte sich alles verändert. Taichi sprach nicht mehr mit ihr, Yamato nur das Nötigste und Mimi ging ihr aus dem Weg. Auch Koushiro wirkte enttäuscht und von Hikari und Takeru wollte sie gar nicht erst anfangen. Wie immer war Joe mit seinem Studium verheiratet. Sora sah ein, dass sie Mist gebaute hatte. Was sie jedoch nicht verstand, dass keiner für sie Verständnis hatte. Schließlich machte jeder Fehler. Ihre Fehler schienen aber unverzeihlich…

 

„Hör zu Taichi…es tut mir wirklich leid, was passiert ist. Ich wollte keinem von euch weh tun. Aber du hast mich nicht beachtet, du hast immer zu Mimi gesehen oder anderen Mädchen den Hof gemacht. Ich war einfach verzweifelt…“, erklärte sie aufgebracht. Erneut bildeten sich Tränen in ihren Augen, doch Taichi sah sie einfach nur kalt und herablassend an. Sie ertrug kaum den Blick ihres besten Freundes. Wahrscheinlich wich sie diesem auch aus. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Es tut mir leid, dass ich behauptet habe, wir hätten miteinander geschlafen und dass ich dir diese Mittel untergeschoben habe…“, ergänzte sie ihre vorangegangenen. Schweigend spürte sie das Mustern von Taichi. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah zur Seite. „Ich kann dir das nicht so einfach verzeihen. Weißt du. Deine Gefühle kann ich nicht erwidern. Wollte ich auch nie. Früher fand ich dich toll, aber du bist meine beste Freundin und kein billiges Flittchen, dass ich für eine Nacht Vergnügen haben will. Aber dein Handeln, damals wie heute, hat mich wahnsinnig enttäuscht. Unter normalen Umständen hätten wir sicher eine andere Lösung gefunden, aber ich will dich im Moment weder sehen, noch sprechen!“, kam es reumütig, aber ehrlich von dem Brünetten.

 

Insgeheim war ihr das schon von Vornherein klar. Sie hatte gänzlich entgegen ihre Prinzipien gehandelt, war einen falschen Weg gegangen und hatte andere mit ins Unglück gezogen. „Meinst du, du kannst mir irgendwann verzeihen?“, fragte sie vorsichtig. Taichi schüttelte den Kopf. Er wirkte auch betrübt. „Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht“, sagte er wahrheitsgemäß. Sora spürte die brennenden Tränen in ihren Augenwinkeln. Hätte sie es sich aussuchen können, hätte sie sich niemals in den Yagami verliebt. Niemals hätte sie so gehandelt und nie einen ihrer Freunde verletzt. Damals war ihr nie klar gewesen, was sie für ihn empfand. Schon immer war Taichi ihr wichtig, genauso wie Mimi und Yamato. Einfache Freunde eben. Doch nach und nach fühlte sie sich immer mehr zu dem Yagami hingezogen, fühlte sich bei ihm geborgen und wohl. Bis zu dem Tag, an welchem Yamato ihr seine Liebe gestand. Sora war damit so überfordert, gleichzeitig aber auch geschmeichelt, dass sie prompt eine Beziehung mit ihm einging. Bis Dato hatte Taichi sie immer wieder abgelehnt, sie aber wollte auch ihre Erfahrungen machen. Trotz der Beziehung zu Yamato ertrug sie es nie, den Yagami mit anderen Mädchen zu sehen. Besonderes Mimi war ihr ein Dorn im Auge. Es war so hart, dies auszudrücken. Aber die Rothaarige wusste als Erste davon, dass die Tachikawa für ihn schwärmte. Etwas, dass Sora gar nicht gefiel. Heute schämte sie sich dafür, doch damals hatte sie nichts unversucht gelassen, sie von dem Yagami fernzuhalten. Jedes treffen konnte sie nicht verhindern, dafür aber, dass die beiden zusammenkamen. Deshalb erfand sie auch die Geschichte mit Serena. Wenn sie darüber nachdachte, wurde ihr unwohler als je zuvor. Sie hatte gleich zwei Herzen gebrochen.

 

 „Was hast du mir eigentlich damals gegeben?“, fragte der Yagami, nachdem er widerholt auf seinem Handy tippte. Sora seufze. „Sowas Ähnliches wie K.O.-Pillen.“ „Vergewaltigungs-Drogen?!“ Empört sah er Sora an, welche zaghaft nickte. „Hast du die von Michael bekommen?“, halte er gezielt nach und verwundert sah Sora auf. „Ja, warum?“ „Er hat Mimi auch was…Ups!“ Sofort drückte er sich die Hände auf die Lippen, um zu verhindern, dass er weitersprach. Doch Sora verstand sofort und hob besorgt die Augenbrauen. „Hat er Mimi etwa verge“ „Nein!“ „Was dann?!“, fragte sie erschüttert. Taichi schob seine Hände in die Hosentaschen seiner Jeans uns sah zur Seite. Er zuckte mit den Schultern. „Ich kann dir das nicht sagen… Ehrlich gesagt, will ich das auch gar nicht.“ „Taichi. Du konntest mir bisher immer vertrauen!“, beteuerte sie. Er seufze. „Ja, aber du hast mich jetzt schon mehrmals angelogen. Mimi auch. Ich hab keine Ahnung, ob ich dir vertrauen kann. Aber im Moment möchte ich es nicht.“

Das brauchte er nicht. Auch wenn Sora wirklich link gehandelt hatte, bedeutete das nicht, dass sie bescheuert war. Die Rothaarige war durchaus in der Lage eins und eins zusammenzuzählen. „Nimmt sie etwa Drogen?“, fragte sie daher ganz direkt. Taichi verzog das Gesicht. Wenn der Yagami eines nicht gut konnte, dann war es lügen. „Du willst mich gerade verarschen, oder?!“, fragte sie erneut. Innerlich machte sich Sorge in der Älteren breit. Auch wenn Mimi den gleichen Mann wie sie selbst liebte, liebte sie Mimi genauso. Sie war für sie die kleine Schwester, die sie nie hatte. Dass es dieser scheinbar nicht gut ging, war selbst der Takenouchi die letzten Tage aufgefallen. Schließlich war sie bei der Tachikawa gewesen, als sie das erste Mal zusammengebrochen war. Da hieß es jedoch lediglich, sie habe zu wenig gegessen und getrunken. Doch mit der Tatsache, dass sie Drogen konsumierte, machte alles weitaus mehr Sinn.

 

„Sora. Ich hab doch schon gesagt, dass ich dir nichts erzählen werde!“ „Ach verdammt, Taichi! Du kannst mir nichts verbergen. Vor allem aber das. Das ist wichtig, verdammt! Mimi wohnt bei mir und ist letzte Woche zusammengebrochen. Vielleicht lag das an einen erhöhten Konsum!“, rief sie nun direkt aus und ließ Taichi verdutzt dastehen. „Wie zusammengebrochen?“ „Wir waren zusammen einkaufen und in der Wohnung ist sie dann zusammengebrochen. Die Sanitäter haben zwar gesagt, dass sie wohlmöglich nur zu wenig getrunken und gegessen hat, aber, wenn ich davon ausgehen muss, dass sie Drogen konsumiert, dann ist ihr da nur wenig geholfen!“, kam es aufgebracht von der Älteren. Nun brach Taichi endgültig in sich zusammen. Die Sorge und Angst um Mimi stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. In diesem Moment wurde ihr das erste Mal klar, was sie getan hatte. Sie hatte nicht nur Taichi verletzt und Mimi das Herz gebrochen. Sie hatte die Jüngere auch in die Arme von Michael getrieben. Aus den schützenden Armen des Yagami. Sora presste die Lippen aufeinander und sah zu Boden. Sie kickte mit ihrem Fuß leicht einen Stein vor sich, während erneut die Tränen in ihren Augen brannten. „Ich bin so eine dumme Kuh. Die ganze Zeit habe ich nur an mich gedacht und habe gar nicht gemerkt, dass sie mich braucht und kurz vorm zerbrechen ist! Ich habe nicht nur dir weh getan, ich habe Mimi womöglich direkt in die Arme von Michael gedrängt.“ Stumm tropften die Tränen der Rothaarigen zu Boden. Sie war wirklich verzweifelt. Mimi war ihr wichtig. Genauso wie Taichi und Yamato. Nichts auf der Welt – noch nicht mal die Liebe – war es wert, ihre kostbaren Freundschaften zu gefährden. Absolut nichts.

 

Erneut war es der Klingelton des Yagamis, der sie aus den Gedanken riss. Genervt verrollte sie die Augen. „Nun geh schon endlich ran!“, murrte sie und sah ich eindringlich an. Sie begann am Nagel ihres Daums zu knabbern, während sich Taichi von ihr wegdrehte. Es bei Taichi wieder gut zu machen, war eine Sache. Viel wichtiger war es jedoch, ihrer besten Freundin zu helfen und nebenbei bemerkt auch bei ihr den Schaden wieder gut zu machen. Sie hatte der Jüngeren nur Steine in den Weg gelegt. Niemand Geringeres als sie selbst, sprich Mimi, musste nun die Konsequenzen von Soras Handeln tragen. Die Trägerin der Liebe war intelligent genug zu wissen, dass Mimi ihr niemals dafür die Schuld geben würde. Aber sie wollte sie zurück. Als Freundin. Als kleine Schwester. Als das lebensfrohe und muntere Mädchen von damals. Denn davon war die letzten Tage nur wenig zu sehen. Und Sora trug ihren Teil dazu bei. Irgendwie wollte sie das wieder gut machen. Und das ging womöglich nur, indem sie für sie da war.

 

„Ich muss los, Sora“, war es die Stimme von Taichi, die sie einmal mehr aus ihren Gedanken holte. Er wirkte blass und ziemlich besorgt. Ein Gesichtsausdruck, den er meistens auflegte, wenn irgendwas mit seinen Freunden oder seiner Familie war. Oder vielleicht…? „Geht es um Mimi-chan?“, fragte sie daher ganz direkt. Sein erstauntes Gesicht war bereits Antwort genug. „Wie kommst du darauf?“ Es könnte auch was mit Hikari-chan sein…“, gestand sie. Taichi sah sie verwirrt an. „Ich kenne dich. Auch wenn du gerade nicht besonders auf mich zu sprechen bist. Bis dato war ich immer eine gute Freundin.“ Er musste ihr zustimmen. Das war sie. Genau aus diesem Grund verletzte es ihn auch so sehr, dass sie so heimtückisch und falsch agiert hatte. Trotzdem nickte er. Ein Lächeln zeigte sich auf den Lippen der Rothaarigen. Sie bekam eine weitere Chance. „Ja, Mimi scheint in der Universität zusammengebrochen zu sein“, erläuterte er. Ihrer Erleichterung folgte blankes Entsetzen. „Was?! Wie geht es ihr?“ „Scheinbar besser. Joe hatte Dienst. Yuri-chan hat mich gerade angerufen…“, knurrte er. Sie bemerkte einmal mehr, dass ihn etwas wurmte. „Was hast du?“, fragte sie daher ganz direkt. „Koushiro ist auch bei ihr.“ „Und?“ „Ich bin mit ihm verstritten…“ „Na und?“ „Was soll das heißen, Na und?“ Sora zuckte mit den Schultern. „Ich bin auch mit Mimi-chan verstritten. Trotzdem werde ich jetzt ins Krankenhaus fahren und für sie da sein. Sie brauch uns jetzt. Es gibt wichtigeres als ein verletztes Ego.“

 

Die junge Frau sah ihre besten Freund in die Augen. Dieser haderte etwas mit sich selbst, nickte dann aber. Es würde Mimi sicher nicht gefallen, dass auch Sora von dem Ganzen Bescheid wusste und mitkam. Doch sie hatte Recht. Mimi brauchte sie alle. Als Team. Als geschlossene Gesellschaft. Aus diesem Grund setzte sich der Yagami auch ohne zu zögern in den Wagen von Sora und fuhr mit ihr gemeinsam ins Universitätsklinikum. Während der Fahr unterhielten sich die beiden kaum. Es gab schließlich nichts zu besprechen und alles Wichtige war geklärt. Sora wusste, dass es Zeit benötigen würde, bis man ihr verzieh. Vergessen würde man ihre Taten sicher niemals. Sie wusste auch nicht, ob sie getane Handlungen wieder gut machen konnte. Doch das Wichtigste war für sie im Moment, für ihre beste Freundin da zu sein und das Beste für sie zu wollen. Traurig sah sie rüber zu ihrem Sitznachbarn. Sie kannte seine Gefühle. Genauso wie die Gefühle von Mimi. Sora biss sich auf die Unterlippe und zog die Haut dieser vor und zurück. Ja, sie wollte für Mimi nur das Beste. Und ja, sie wollte, dass Taichi glücklich wurde. Das bedeutete aber auch, ihr eigenes Glück und die Hoffnung auf Liebe aufzugeben. Ein notwendiger Schritt, der schmerzlicher nicht sein konnte. Aber sie hatte keine andere Wahl. Ihre Freundschaft zu allen war ihr wichtiger als die Liebe zu Taichi…

 

Das erkannte sie nun. Reichlich zu spät. Aber immerhin.

 

Im Krankenhaus angekommen schritten sie direkt zur Rezeption und ließen sich die Zimmernummer von Mimi geben. In der Station angekommen liefen die beiden jungen Erwachsenen den Ganz entlang und suchten nach dem Zimmer der Tachikawa. Es dauerte nicht lang, bis sie es fanden. Doch es war Joe, der zunächst aus dem Zimmer kam. Überrascht sah er zuerst zu Taichi, dann zu Sora. „Ist sie da drin?!“, fragte Taichi aufgeregt und wollte direkt reinstürmen. Joe lächelte nur schwach. „Willst du nicht lieber warten, bis Koushiro-kun fertig ist?“, fragte er besorgt. „Mimi brauch wirklich Ruhe“, mahnte der Brillenträger an. „Ich hab nicht vor, mich mit ihm zu streiten!“, erwiderte Taichi, kurz bevor er zur Türklinke griff. Er hielt inne, bevor er diese runterdrückte und sah zu Sora. „Willst du mit reinkommen?“

 

Die Angesprochene lächelte schwach, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich werde uns mal Kaffee organisieren und komme dann nach“, log sie. Ehrlich gestanden fühlte sie sich nicht glücklich dabei, Taichi dabei zusehen zu müssen, wie er besorgt die Tachikawa betrachtete. Zumal aus seinem Gesicht jedes Gefühl der Liebe zu sehen war. Außerdem reichte es schon aus, hier zu sein und zu wissen, dass Mimi ihre zwei wichtigsten Menschen an ihrer Seite hatte.

„Okay…wenn du meinst…“, flüsterte er und Sora lächelte schwach, kurz bevor er in das Zimmer verschwand. Danach seufze sie. „Ich finde es schön, dass du hier bist“, erklang die Stimme von Joe. Sora verschränkte nur die Arme vor der Brust und sah auf die geschlossene Zimmertüre. „Nur, dass sie mich nicht sehen möchte…“, flüsterte sie. „Joe…ich hab so viel Mist gebaut. Dabei hab ich nicht einmal bemerkt, dass es ihr so schlecht geht…“, hauchte sie und fuhr sich mit einer Hand durch die rotorangen Haare. „Ihr ging es die ganzen Jahre schlecht und alles woran ich gedacht habe, war, dass ich unbedingt Taichi für mich haben will. Was bin ich doch für ein schrecklicher Mensch!“, machte sie sich Selbstvorwürfe. Der Blauhaarige sah sie mitleidig an. Wiedersprechen konnte er nicht. Doch er konnte ihr Mut machen. „Dann sei jetzt für sie da. Schließlich ist es nicht zu spät. Du kannst dich noch immer bei ihr entschuldigen… Irgendwann verblassen die Worte und es ist zu spät für eine Entschuldigung…“, erklärte er. Sora schüttelte den Kopf. „Ich möchte nicht, dass sie sich aufregt…“, erwiderte sie. Doch sie zuckte im folgenden Moment zusammen, als sich die Türe von Mimis Zimmer öffnete und Koushiro rausschau.

 

„Sora?“, fragte er nach ihr. Die Angesprochene sah ihn verwirrt an. „W-Was denn?“ „Mimi möchte, dass du reinkommst.“ „Was…a-aber…aber ich…“ „Verdammt Sora! Halt die Klappe und komm rein! Du bist meine beste Freundin und ich will dich bei mir haben! Reicht schon, dass ich von diesem Scheiß abhängig bin! Da muss ich meine beste Freundin nicht auch noch verlieren!!!“, schrie die Tachikawa durch das Zimmer, so, dass es auch entlang des Gangs zu hören war. Noch immer stand Sora mit geweiteten Augen in besagten Gang. „Hat sie Medikamente bekommen?“, fragte sie unschlüssig. Joe zuckte mit den Schultern. „Anscheinend nicht genug, wenn sie noch so gut schreien kann“, erwiderte er lässig. „Man endlich! Es zieht! Außerdem wirst du mich hübsch zum Essen einladen, um das alles wieder gut zu machen. Und wenn du jetzt nicht endlich reinkommst, lad ich Serena zum Essen gleich mit ein!“, kam es aufgebracht von Mimi. „Mensch, jetzt beruhig dich mal!“, hörte man die mahnende Stimme von Taichi. „SORA!“, schrie Mimi erneut.

 

Die Angesprochene lächelte. Vielleicht war es nicht zu spät, um die Freundschaft zu kämpfen und sich zu entschuldigen. Zu spät war es erst, wenn keiner mehr dazu fähig war, zuzuhören…

Bahnbrechende Veränderungen

Nur die unumstößliche Akzeptanz einer notwendigen Veränderung wird uns verändern.

Birgit Grow

 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Hikari*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Verzweiflung brannte ihr auf der Seele, als sie immer und immer wieder den Streifen begutachtete. Nicht schon wieder. Bitte. Diesmal ein anderes Ergebnis. Ein anderes Resultat. Irgendwas Anderes. Sie wollte sich gar nicht erst vorstellen, welche Konsequenzen sie mit einem entsprechenden Ergebnis ereilen würden. Aufgeregt, nervös, vollkommen der Panik verfallen, lief sie in ihrem Zimmer auf und ab. Das Tippen der Füße von Miyako war zu hören, doch dies blendete sie gänzlich aus. Hikari lief nur weiter hin und her, bis ein genervtes Schnauben von ihrer Freundin zu hören war. „Gib das her!“, forderte sie die Jüngere auf und nahm ihr das Stäbchen aus der Hand. Mit schüttelnden Bewegungen versuchte sie das Ergebnis zu beschleunigen. „Ich schwöre dir, wenn der jetzt das gleiche Ergebnis zeigt, wirst du mit ihm sprechen! Du kannst dir nicht wochenlang die Seele aus dem Leib kotzen und glauben, dass er nicht irgendwann misstrauisch wird!“, kam es streng von Miyako.

 

Punkt für Miyako. Sie hatte Recht. Selbst Takeru hatte sie bereits gefragt, ob die Möglichkeit bestand, schwanger zu sein. Beinahe hätte Hikari erwidert, dass es durchaus möglich war, hätte sie dabei nicht das Gesicht ihres Freundes gesehen. Er schien panisch zu sein und inständig zu hoffen, dass sie nicht schwanger war. Also verneinte sie direkt und erklärte ihm, dass sie doch die Pille nahm und sich womöglich nur den Magen verdorben hatte. Und das war nicht einmal eine Lüge. Sie nahm die Pille, gewissenhaft und verantwortungsvoll. Schließlich war sie erst am Ende ihrer Schulzeit und wollte nächstes Jahr ein Studium beginnen. Ein Kind war da nun wirklich nicht mit eingeplant und würde nicht nur ihr Leben, sondern auch das von Takeru auf den Kopf stellen.

Gott. Wo war sie hier nur reingeraten? Natürlich wollte sie irgendwann Kinder haben. Natürlich auch mit Takeru. Doch nicht so früh. Nicht in einer Umgebung, die noch gar nicht darauf vorbereitet war und schon gar nicht mit Eltern, die nicht bereit für ein Kind waren. Sie verstand gar nicht, wie es sein konnte, dass sie trotz ihrer Pille schwanger sein sollte. Dieses verdammte Verhütungsmittel war doch zu 99% sicher. Wie konnte es da sein, dass sie die Ausnahme von 1% Prozent demonstrierte. Ausnahmen bestätigten die Regel oder was?

 

Ihre Gedanken fanden ein jähes Ende, als erneut die Stimme ihrer besten Freundin erklang. „Du solltest mit Takeru-kun sprechen…“, hauchte Miyako einfühlsam und reichte der Kleineren den Teststreifen. Erneut musste sie feststellen, dass er positiv war. Der dritte Streifen in Folge. Es stand außer Frage. Sie war schwanger.

 

Mit einem Plumpsen ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Verzweifelt umklammerte sie den Streifen und sah zu Boden. „Das kann doch nicht sein… Ich bin erst achtzehn! Wie soll ich ein Kind großziehen?“, fragte sie verzweifelt. Miyako ließ sich neben ihrer Freundin nieder und legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel. „Das haben schon ganz andere geschafft. Lass deswegen nicht den Kopf hängen. Ihr liebt euch doch und damit ist schon mal die Hauptvoraussetzung für ein Kind getroffen.“ „Miyako! Ein Kind kann doch nicht nur von Luft und Liebe ernährt werden!“, mahnte Hikari an. Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Hat auch keiner gesagt. Aber ihr seid doch nicht alleine. Eure Familien und Freunde werden euch sicher unterstützen!“, kam es aufmunternd von der Älteren. „Ich glaube nicht, dass Takeru bereit für Kinder ist… Gott… Miyako… Ich bin ja nicht einmal bereit dazu!“, flüsterte sie verzweifelt. Die Violetthaarige seufze. „Ich weiß. Aber ihr müsst miteinandersprechen und gemeinsam entscheiden, wie ihr damit umgehen wollt. Es ist nun einmal passiert und keiner von euch kann die Zeit zurückdrehen. Also könnt ihr es schon Mal nicht rückgängig machen, sondern müsst das Beste aus der Situation machen!“, erklärte sie. Hikari nickte traurig. „Ich weiß…aber…aber…was ist…wenn er nicht mehr mit mir zusammen sein will?“ Miyako hob die Augenbrauen, bevor sie Hikari einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf gab. „Jetzt hör schon auf! Takeru-kun ist nicht so ein Typ und das weißt du ganz genau!“ „Ja…schon…Aber…aber…ich war auch noch nie schwanger! Außerdem hat er so komisch reagiert das letzte Mal…“ Hikari rieb sich die Oberarme. Miyako konnte nur seufzen. „Hör auf dir so viele Gedanken zu machen. Das ändert nichts daran, dass du es ihm sagen musst. Er hat ihn schließlich auch mit reingesteckt. Also sollte er genauso die Konsequenzen mittragen.“ „Miyako!“ „Was denn? Ich muss das nicht immer beschönigen. Sind nur die Fakten. Deutlich KLARE Fakten! Also sollte er rum zicken, schmeißt du ihm die Fakten einfach um die Ohren!“, lachte Miyako. Auch Hikari musste leicht schmunzeln. Auch wenn ihr dazu nicht unbedingt zu Mute war. Aber was sollte sie schon machen? Weinen brachte sie auch nicht weiter. Miyako hatte schon Recht. Sie mussten zunächst einmal miteinander reden und dann gemeinsam eine Lösung finden.

 

„Oh Mist! Ich muss nochmal nach Hause! Meine Schwester hat keinen Schlüssel für den Laden!“, fiel es dann der Brillenträgerin ein, während sie aufgeregt vom Bett aufsprang und schnell ihre Jacke holte. Hikari folgte ihrer Freundin noch bis zur Türe und sah ihr dabei zu, wie sie ihre Schuhe zumachte. „Sehen wir uns später beim Konzert?“, fragte sie noch. Hikari zuckte mit den Schultern. „Ich möchte erst mal das Gespräch mit Takeru abwarten.“ „Ihr redet heute noch?“ Die Braunhaarige nickte. „Ja. Er holt mich eh ab und meistens planen wir ein wenig mehr Zeit ein…“ „Ahaaaa~? So So…mehr Zeit, also?“, kicherte Miyako. Hikari wurde prompt rot. „Nicht für sowas! Mensch! Verschwinde!“, fluchte die Jüngere aufgebracht. Ihre Freundin kicherte nur amüsiert, kurz bevor sie aus dem Hausflur verschwand.

 

 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*15 Minuten später*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Es dauerte kaum fünfzehn Minuten, bis es erneut an der Türe der Yagami klingelte. Ihre Hände fühlten sich ganz nass an, so nervös war sie bereits. Aufgescheucht wie ein Huhn eilte sie zur Türe und riss diese förmlich auf, nur um wenige Minuten später ihren Freund begrüßen zu können. „Hallo Hikari-chan…“, lächelte er sanft und gab ihr einen lieben Kuss auf die Lippen, den sie gleich darauf erwiderte. Gemeinsam mit ihm ging sie in die Küche, als sie fragte: „Möchtest du auch was zu trinken?“ „Wenn es kein hausgemachter Saft ist?“, lachte er vergnügt. Hikari schüttelte nur den Kopf. „Nein! Normaler Saft. Obwohl ihren neuen Rezepturen gar nicht so schlecht sind!“, gestand die Jüngere und konnte dabei kaum glauben, was sie gerade von sich gelassen hatte. Tatsache. Die letzten zwei Wochen hatte sie die Drinks ihrer Mutter förmlich verschlungen. Obwohl man deren Geschmack durchaus auch mit Erbrochenen vergleichen konnte. Einmal raus und wieder rein. Wenn sie wirklich schwanger war, dann waren Schwangerschaften wirklich zum Kotzen!

 

„Wie geht es dir?“, fragte er sie eindringlich. Nicht verwunderlich, wenn man bedachte, dass ihre Gesundheit ein Auf und Ab Spiel mit ihr die letzten Wochen trieb. Sie umgriff nervös ihr Glas, starrte gar auf dieses und knirschte leise mit den Zähnen. „Es könnte besser sein…“ „Du solltest wirklich zum Arzt gehen… Ich begleite dich auch, wenn du möchtest!“, bot er ihr aufmunternd und sah sie lächelnd an. Doch Hikari konnte seinen Blick diesmal nicht mit einem Lächeln erwidern. Tatsächlich sah sie sogar etwas traurig und besorgt aus. Sofort verwandelte sich auch die Miene von Takeru in eine Ernste. Da Hikari schon immer auf einiges anfällig war, machte er sich natürlich gleich Sorgen um sie. „Was hast du? Sollen wir direkt zum Arzt fahren?!“, fragte er schnell, fast schon panisch. „Nein! Das ist es nicht! Ich…ich… Vielleicht solltest du dich setzen?“ Unsicherheit zeigte sich auf der Mimik ihres Freundes. Schnell stellte er sein Glas beiseite und ging auf die Jüngere zu. Sanft wie immer strich er ihr einige Haarsträhnen aus den Gesicht. „Was ist los?“, fragte er ganz direkt.

 

Hikari seufze. Sie wusste nicht, wie sie es sagen sollte. Doch sie musste endlich diese verdammten Worte über ihre Lippen bringen. Denn wenn sie schweig, würde das alles nur noch schwerer werden. „Ich glaube, ich bin schwanger…“, flüsterte sie daher. Sie bemerkte, wie ein Zucken durch Takerus Körper ging. Besorgt hob sie den Blick und versuchte etwas aus seinen blauen Augen herauslesen zu können. Doch alles, was sie sah, war blankes Entsetzen. Das entsetzte sie selbst und sie wich gar ein wenig zurück. „Takeru-kun…?“, fragte sie zaghaft nach.

 

„Wie kann das sein? Ich dachte, du nimmst die Pille?“, platzte es nach geschlagenen fünf Minuten aus ihm heraus. Hikari fühlte sich ein wenig bedrängt, sah ihn aber trotzdem unentwegt in die Augen. „Ich nehme die Pille auch“ „Hast du sie etwa vergessen?“ „Nein! Natürlich nicht. Aber es kann immer was schief gehen…!“ Takeru schnaubte gestresst und fuhr dich seine blonden Haare. „Wir sind viel zu jung für ein Kind…“, flüsterte er verzweifelt und lehnte sich an den Türrahmen der Küchentüre. Die Yagami zitterte ein wenig und ging auf ihren Freund zu. „A-Aber…aber ich kann nicht… Ich meine…wir werden sicher einen Weg finden, das zu meistern…“, hauchte sie aufmunternd. Sie hatte zwar mit einer heftigen Reaktion gerechnet, doch das Entsetzen in seinen Augen verletzte sie. Natürlich wollte sie Kinder. Nur mit ihm. Aber für sie beide war es zu früh. Trotzdem würde sie sicherlich keine Abtreibung in Erwägung ziehen. Aus moralischen Gründen konnte sie diese nämlich nicht befürworten. Nein, sie wollte das nicht. Sie beide hatten sich auf die Pille verlassen und waren beide von dieser enttäuscht worden. Jetzt mussten sie einen Weg finden, dieses Problem auch zu lösen.

 

„Hikari-chan…“, flüsterte er. „Hast du vielleicht über eine…“ „Nein! Wag es ja nicht, mir eine Abtreibung vorzuschlagen!“, fuhr sie ihn an. Takeru ließ den Kopf sinken. „Aber wie stellst du dir das vor? Ich kann kein Kind versorgen! Ich bin…bin doch erst achtzehn!“ „Ich werde das Kind sicher nicht abtreiben. Wenn es dir zu anstrengend ist, dann kümmere ich mich eben alleine darum! Aber eine Abtreibung kommt nicht in Frage!“, erklärte sie aufgebracht. Bitte… Sie würden das sicher irgendwie schaffen. Sowas hatten doch schon Andere gemeistert.

 

„I-Ich…ich kann das nicht!“, sprach er dann zu ihrem Entsetzen aus. „Was meinst du?“ Verzweiflung zeichnete sich erneut in ihrem Gesicht ab. Sie sah zu ihrem Freund. Sanft legte sie eine Hand auf seine Schulter, doch er zog seinen Körper weg. Noch nie hatte er sie abgelehnt, dementsprechend verletzt sah sie ihn an. „T-Takeru…“, flüsterte sie traurig. Dieser sah sie wehleidig an, sah dann aber auch wieder zu Boden. „Bitte lass mir ein wenig Zeit… Ich muss…muss das irgendwie verarbeiten…“, erklärte er. Hikari nickte nur. Was sollte sie auch anderes machen? Auch er benötigte die Zeit, um mit den neu erworbenen Informationen fertig zu werden.

Noch bevor sie ihn weiter etwas sagen oder fragen konnte, hatte er auch schon seine Jacke und den Rest seiner Klamotten geschnappt und angezogen. Er verließ die Wohnung diesmal ohne ihr einen Kuss zu geben. Ein Schlag, der ihr Gesicht direkt striff. Es verletzte sie, mit einer solch abweisenden Art konfrontiert zu werden. Besonders wenn man darüber nachdachte, dass sie doch nichts dafürkonnte, dass es so weit gekommen war. Sie hatte sich das Ende des Gesprächs wirklich anderes vorgestellt. Trotzdem sah sie mit traurigen Blick aus dem Fenster und beobachtete ihn, wie er mit den Händen in den Hosentaschen den Fußweg entlangging. Sein Blick ging verzweifelt auf den Boden, während er einen Fuß vor den anderen setzte.

 

Traurig lehnte sie ihre Stirn an die Glasscheibe. Kleine Tränchen bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen, bis sie zu Boden tropften. Sie schrieb ihrer besten Freundin die Nachricht, dass sie dem Konzert diesmal nicht beiwohnen würde. Ein Schluchzen entrang ihrer Kehle, kurz bevor sie auch auf ihr Bett schmiss und ihr Gesicht in ihrem Kissen vergrub. Noch immer roch ihr Bett nach ihrem Freund. Schließlich war er vorgestern bei ihr gewesen. Sie wusste einfach nicht weiter. Deprimiert ließ sie sich ihren Tränen hin, bis sie über ihre Erschöpfung hinweg zur Ruhe fand und einschlief. Nicht aber, ohne ihren letzten Gedanken ihrem Freund und ihrer großen Liebe – Takeru – zu schenken.

 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Yamato*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Da stand er nun mit seiner Band auf der Bühne und tat das war er am liebsten machte, er sang aus vollem Herzen und legte jedes seiner Worte mit Bedacht ins Mikrofon. Yamato war nicht der Typ Mann der sein Herz stets auf der Zunge trug, er ließ durch seine Musik seine Gefühle zum Ausdruck bringen und dies kam erstaunlicherweise mehr als gut an. Er hatte dieses Mal mit seinen Bandkollegen wirklich Glück gehabt, denn auf musikalischer Ebene lagen sie alle auf einem Level. Besonders mit seinem Bandkollegen Jiro verstand er sich ohne Worte. Meist schrieb der Blonde die Texte, während der Gitarrist die Kompositionen lieferte. Heute spielten sie in einem der beliebtesten Clubs in Tokio, dem sogenannten Feria. Die Einrichtung war edel und imposant. Blaue Lichter luden zum Tanzen ein und die Meute vor der Bühne applaudierten stimmungsvoll dazu. Der blonde Musiker freute sich, dass viele seiner Freunde heute Abend dabei waren, auch wenn der Grund einer war den ihn zunächst erschütterte, denn Mimi, ausgerechnet Mimi würde in zwei Tagen eine Entzugsklinik beziehen um gegen ihre Drogenabhängigkeit zu kämpfen. Alle Freunde auch Yamato wollten die Brünette unterstützen. Es war viel zwischen den Freunden vorgefallen und es waren viele Dinge gesagt worden, über die man nur den Kopf schütteln konnte. Für den Blonden war alles was in der letzten Zeit geschehen war alles andere als leicht zu ertragen. Die Geschichte mit Sora seiner Exfreundin die sehr viel länger und früher was für Taichi empfand als er gedacht hatte, setzte ihm ziemlich zu. Unweigerlich fragte Yamato sich, ob er nichts weiter als ihre zweite Wahl war und das machte ihn vollkommen fertig, weil Sora zu diesem Zeitpunkt sein Ein und Alles war und er lange brauchte um über sie hinwegzukommen. Taichi und Koushiro sprachen wenigstens wieder etwas mehr miteinander und gingen sich nicht mehr bewusst aus dem Weg. Das es Mimi schlecht ging und sie plötzlich im Krankenhaus lag, rüttelte alle wach.

 

Unbeirrt ließ der blonde Musiker vom Mikrofonständer ab, nahm es in die Hand und ging über die Bühne, sprang zu den schnelleren Drums im Beat mit, ließ seinen Charme versprühen und flirtete offensiv mit den Mädchen in der ersten Reihe, die kreischend ihre Hände nachdem Sänger ausstreckten. Er fühlte sich wohl, auf der Bühne zu stehen und zu musizieren war alles für ihn, dann fühlte er sich lebendig, genau dann wusste er wieder warum er einst sein Mädchen für seinen Traum aufgab. Natürlich blieb er an manchen Nächten einsam und allein zurück, dann fragte er sich nicht nur einmal ob dies die richtige Entscheidung war, doch genau in diesen Nächten griff er nach Papier und Stift und schrieb seine Gedanken auf. Manchmal war Mist, absoluter Müll dabei, aber manchmal bildete sich ein Text aus dem anschließend ein Lied wurde, so wie der aktuelle Song, den der Blonde gerade mit ruhigeren Tönen anstimmte. Yamato nahm dieses Mal selbst die Gitarre in die Hand, setzte sich auf einen Hocker und interpretierte den Song alleine. Er schloss seine Augen, das Spotlicht auf ihn gerichtet und ließ sein Herz und seine Seele sprechen.

 

Was sollst du denken, wenn man Dinge sagt, die man eigentlich nicht meint?

Was sollst du sagen, wenn man Dinge denkt, die man besser so verschweigt?

Was sollst du träumen, wenn dein Traum dich aus dem Leben reißt?

Wie sollst du lieben, wenn dein Leben sich mit andern Träumen beißt?
 

Ich weiß es nicht.

Und darum frage ich dich.
 

Wie sollst du suchen, wenn um zu finden, du dich in dir selbst verläufst?

Was sollst du finden, wenn du weißt, dass du den Rest der Welt enttäuschst?

Wie sollst du wissen, wo dein Schatz liegt und ob du ihn verfällst,

wenn du dich immer nur an dem, was du nicht selbst verstehst, festhältst?
 

Ich weiß es nicht.

Und darum frage ich dich.
 

Kannst du dich ertragen? Schau dich an.

Kannst du dich lieben wie du bist?

Ich hab gelernt, dass es das wichtigste ist,

dass man sein Abbild irgendwann

im Spiegel noch erkennen kann.

Die Augen schließt und dann

sich selbst genauso noch zeichnen kann.
 

Wie sollst du fliegen ohne Leichtsinn, ohne Gegenwind und Mond?

Wie sollst du landen, wenn dein Heimweh, wenn die Schwerkraft dich verschont?

Wie sollst du frei sein, wenn die Freiheit als Bestimmung uns regiert?

Kannst du bestimmen über dich und wirst du wollen, wenns passiert?

 

Ich weiß es nicht.

Und darum frage ich dich.
 

Die Freunde sahen verträumt zur Bühne. Mira hat sich in den Armen von Daisuke verkrochen und lauschte den Akustiktönen, während Ken hinter Miyako stand und sie von hinten hielt „Wuuuuh....Das Konzert ist total super“, flötete die Brillenträgerin aufgeregt. „Ja...sie spielen live wirklich unglaublich gut“, erwiderte Mira verträumt und blickte zur Bühne „Pfff... ach bitte das bisschen Singen kann doch jeder“, gab der brünette Igelkopf überheblich an. Mira blickte herausfordernd zu ihrem Freund „Ja, weil du auch so talentiert bist und singen kannst“ bluffte diese den Größeren an. „Aber du“, erwiderte er unbeeindruckt. „Ja und? Ich behaupte aber immerhin nicht, dass ich das genauso gut kann“, entgegnete sie provokant und streckte ihm die Zunge raus. Über den entgleisten Gesichtszügen des jungen Motomiya musste auch Mimi kichern. Sora nahm Mimi immer mal wieder in die Arme und tätschelte ihr den Rücken, während Koushiro und Taichi gerade Getränke für alle holten. Takeru war noch nirgends zu entdecken, obwohl dieser mit Hikari fest zugesagt hatte, auch Joe und Yuri mussten arbeiten und ließen sich entschuldigen. Mit diesem Lied endete das Konzert der Band.  Respektvoll bedankten sich die vier Bandmitglieder bei ihrem tobenden Publikum. Stolz und zufrieden verließen die vier Bandmitglieder die Bühne, während die Band nochmal kurz zum Umkleideraum verschwand um sich nach dem Auftritt zu sammeln. Yamato schritt als erstes in den Proberaum, während seine Bandkollegen zunächst die Bar aufsuchten.

 

Dort angekommen, fand der Blonde seinen jüngeren Bruder vor, der in seiner Hand eine Wodkaflasche hielt und auf einem der bequemen schwarzen Barhocker saß. Erneut wollte der Jüngere ansetzten zu trinken, als Yamato auch schon direkt auf ihn zusteuerte und ihm die Flasche entzog. „Was soll der Mist? Warum trinkst du hochprozentiges aus der Flasche?“, fragte der Musiker bei seinem Bruder verärgert nach. Dieser Begriff in diesem Moment erst, dass er nicht mehr allein im Backstageraum war „T-toller Au..tritt“ lallte dieser und wollte aufstehen, doch weit kam er nicht, da er Mühe hatte sein Gleichgewicht zu bewahren. Yamato verstand überhaupt nichts mehr, was war los? So kannte er seinen Bruder nicht. Natürlich trank er Alkohol und auch er blickte von Zeit zu Zeit mal zu tief ins Glas, aber das war etwas vollkommen Anderes „Takeru-kun, was ist los?“, hakte er bestimmend nach. „M-mir geht’s guuut“, beteuerte der Jüngere weiter und wand sich ungeschickt an die Türe des Hinterzimmers. Yamato folgte ihm „Nein das stimmt nicht. Was ist denn?“, fragte er direkt nach. „Ich will nicht drüber reden“, murmelte der Jüngere. „Hey...du kannst es mir aber sagen...“, pflichtige er seinen Bruder zu und legte seine Hand an die Schulter des Jüngeren ab. Er wusste nicht was auf einmal geschehen war, dass der Jüngere so fertig war, aber es musste etwas Gravierendes passiert sein, dass ihm ziemlich zusetzte. Er hoffte, dass Hikari sich nicht von dem Blonden getrennt hatte, denn das war etwas was ihn sicher so aus der Bahn werfen würde. „Ich bin dein Bruder und du kannst mir Vertrauen und was immer es ist, wir finden schon ein Weg.“ Takeru hielt kurz einen Moment inne, während er zu seinem Bruder sah „Hika...“, versuchte der Jüngere, doch schaffte es kaum die Worte auszusprechen „Hat sie Schluss gemacht?“, hakte der Ältere behutsam nach, doch prompt bekam er als Antwort ein Kopfschütteln „Nein...Yama...Hikari-chan ist schwanger...“, gab er letztendlich zu. Geschockt riss der blonde Musiker seine Augen auf „Ohh....Takeru...Scheiße...und was jetzt?“ Takeru zuckte mit seinen Schultern. „Abtreiben will sie nicht, das hat sie gleich klar gestellt...“ Yamato verzog das Gesicht zu einer Fratze. „Das war ja wohl auch klar, dass hast du auch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen oder?“, hakte er erneut und streng nach.

 

Mit diesem Satz hielt es der Jüngere nicht mehr aus und konnte sich nicht mehr auf seinen Beinen halten. „I-ich hab Angst Yama...Es ist doch noch viel zu früh für uns. Ich kann ihr und dem Kind nichts, absolut nichts bieten. Verdammt wir haben nicht mal unseren Abschluss in der Tasche“, sprach die komplette Verzweiflung aus ihm heraus. „Außerdem wird Taichi-kun mich umbringen!“ Yamato lachte „Also da muss er erst mal an mir vorbei und so einfach werde ich es ihm sicher nicht machen und Takeru, ihr seid jung ja, aber das heißt doch nicht, dass ihr deshalb keine guten Eltern sein werdet“, versuchte der Musiker seinen jüngeren Bruder Mut zuzusprechen. Takeru ließ den Kopf hängen. „Alles wird sich ändern...“ „Ja, das stimmt natürlich wird euer Leben sich komplett auf den Kopf stellen, aber ihr seid nicht alleine, ihr habt uns“, stellte der Musiker klar. „Okay, seit wann haben wir eigentlich unsere Rollen getauscht? Du sprichst ja so furchtbar positiv.“

„Ja, wenn du die ganze Zeit so ein Mist redest, muss ja wenigstens einer von uns die Fassung bewahren. Du liebst doch Hikari-chan oder?“, fragte er gezielt nach.

„Sie ist der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich liebe sie über alles!“, stellte Takeru mit Nachdruck klar und wirkte wieder etwas gefasster und zurechnungsfähiger. „Na also...und alles andere wird sich klären.“ Erneut ließ der Jüngere seinen Kopf hängen. „Was ist denn noch?“

„Ich hab irgendwie blöd auf die Nachricht reagiert...und hab sie einfach alleine gelassen...“, seufzte der Jüngere. Ungläubig sah der Ältere zu seinem Bruder, dieses Verhalten passte so gar nicht zu dem sanftmütigen Blondschopf. „Warum das denn?“ „Weil ich einfach kurz die Nerven verloren hatte, das war ein Schock für mich verstehst du?“, suchte der Jüngere nach einer Erklärung für sein dämliches Verhalten, doch selbst sein Bruder fand die Antwort nicht gerde plausibel. „Dann gehst du gefälligst gleich morgen zu ihr und stellst das klar, bevor Taichi das erfährt und wirklich nicht an sich halten kann, denn dann kann selbst ich nichts mehr machen, um dich vor dem durchgedrehten Irren zu beschützen“, entgegnete der Musiker amüsiert und streckte seinem Bruder die Hand entgegen, dieser erwiderte die Hand und ließ sich von dem Älteren hochhelfen. „Danke, auch, dass du mich nicht verurteilst“, nuschelte der Jüngere und rieb sich die Augen. „Klar, dafür sind wir Brüder und eine Familie. So und jetzt kommst du mit raus, vergisst für heute, dass du ein Arsch warst und morgen wirst du wieder zu dem Kerl den wir alle kennen und lieben, kapiert!?“, stellte der Ältere klar und wuselte mit seiner Hand durch die Haare seines Bruders, dieser nickte „Würdest du es bitte noch keinem sagen?“, bat er seinen großen Bruder sein Geheimnis erst mal für sich zu behalten. „Klar, ihr sollt entscheiden wann es die Anderen erfahren und nicht ich.“

 

 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*20 Minuten später*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Nachdem der Jüngere wieder etwas gefasster wirkte, gingen die Beiden zurück zur belebten Tanzfläche. „Da bist du, Glückwunsch zum Auftritt“, begrüßte der Braunhaarige seinen besten Freund und reichte ihm gleich ein Bier zum Anstoßen. Dann richtete er seinen Blick auf den Jüngeren. „Ihr seid doch gekommen, wo ist denn Hikari-chan?“, hakte er besorgt nach. „Ihr ging es heute nicht so gut...“ fuhr die Violetthaarige dazwischen „Sie hat mir vorhin geschrieben und sich entschuldigt.“ „Hmm....schon wieder? Ihr geht es in letzter Zeit aber oft nicht gut, seid ihr mal zum Arzt gegangen?“, wand sich der Ältere an den Freund seiner Schwester. „Sie wollte nicht, aber Versprochen wenn es ihr nicht bessergeht, zerre ich sie persönlich zum Arzt“, beteuerte der Blonde mit noch immer glasigen Augen. „Alles okay bei dir?“, fragte der Braunhaarige bei dem Jüngeren nach und blickte kurz darauf zu Yamato. „Ja, der Kleine wollte seine Grenzen testen“, gluckste der Blonde amüsiert. „Keine gute Idee, lass das lieber sein. Du siehst ja wo das hin führt!“, mischte sich nun auch Mimi in das Gespräch ein. Kurz blickten alle zur Jüngeren, ehe sie beschämend abwinkte, Sora und Mira mit sich zog und zur Damentoilette flüchtete. „Das wird nicht leicht für sie“, murmelte Koushiro betrübt. Taichi schüttelte seinen Kopf „Nein, sicher nicht.“ „Aber sie wird das schaffen, Mimi-chan ist stark“, beschwichtige Takeru zu seinen besorgten Freunden. Anerkennend ließ der Ältere erneut seine Hand auf die Schulter des Jüngeren sinken. „Wir werden es alle schaffen, solange wir nur zusammenhalten und füreinander da sind.“  Dankbar drehte sich der Jüngere zu seinem Bruder um und ein Lächeln schlich sich zurück auf seine Lippen, dies beruhigte den Älteren und er war sich sicher, dass sein Bruder wieder zu seiner bekannten Hoffnung zurückfinden würde.

Abfinden mit den Gegebenheiten


 

Wer sein Leben nicht selbst in die Hand nimmt, muß sich mit einem Leben aus zweiter Hand abfinden.

Ernst Ferstl

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Takeru*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

Gott, mein Schädel!“, brummte es aus dem jungen Mann, als er aus dem Zimmer schritt und in die Küche kam. Dort stand bereits sein großer Bruder, der gekonnt ein Ei aufschlug und den Inhalt in eine Pfanne fallen ließ. Brutzelnd verwandelte sich das Ei in Spiegelei und mit schwenkenden Bewegungen gewann es an Form. Takeru ließ sich unterdessen nur erschöpft auf dem Barhocker der Theke nieder und fuhr sich durch das Gesicht. „Warum bist du hier?“, brummte er nur. Schließlich war Yamato bereits vor zwei Jahren ausgezogen. Dieser schwieg im ersten Moment, nur um seinem kleinen Bruder wenig später Aspirin und ein Glas Wasser zuzuschieben. „Mum hat mich kurzerhand ins Gästezimmer verfrachtet. Wahrscheinlich hatte sie keinen Nerv dazu, dir deine Hand beim Kotzen zu halten. Zumal sie sich wohl um dich Sorgen gemacht hat, dass du ins Klo fallen könntest und sie ja früh raus muss. Du hast ihr eine ziemlich schlaflose Nacht verursacht“, kam es mahnend von Yamato. Der Jüngere drückte das Aspirin heraus und schluckte sie, kombiniert mit einem Glas Wasser. „Ich weiß…“ „Du hättest nach dem Vodka echt keinen Alkohol weiter trinken sollen. Schon gar nicht durcheinander!“, murrte der Ältere und portionierte die Spiegeleier. „Yamato. Ich habe keinen Hunger!“ „Du solltest wirklich was essen. Vor dir liegt ein schweres Gespräch. Dafür solltest du dich kräftigen!“, mahnte der Musiker und schob seinem kleinen Bruder den Teller hin. Dieser verzog nur angewidert das Gesicht. „Gott. Mir wird gleich schlecht!“ Er wand den Blick ab. „Hey! Wirst du meine Kochkünste wohl nicht kritisieren! Ich habe dir dein Spiegelei mit viel Liebe zubereitet. Jetzt wirst du es auch essen!“ „Boah! Yamato. Ich bin kein kleines Kind mehr!“, brummte Takeru. Yamato gab ihn anstatt einer Antwort eine Gabel in die Hand. „Iss! Hör auf das, was dein großer Bruder dir sagt!“, lachte dieser.

 

Förmlich heruntergezwungen hatte Takeru sich das Spiegelei. Glücklicherweise konnte er mit dem Aspirin und dem Frühstück tatsächlich feststellen, dass es ihm besserging. Zwar herrschte noch immer die Aufregung in seinem Inneren, aber er musste sich seinen Mann stehen. Hikari hatte es nicht verdient, so von ihm behandelt zu werden. Besonders da sie nichts falsch gemacht hatte. Er war sich sicher, dass sie die Pille regelmäßig genommen hatte und immer verantwortungsbewusst handelte. Mist. Er war so ein Vollidiot und hatte seine große Liebe verletzt. Wahrscheinlich wusste sie sogar, dass er sich die Kante gegeben hatte. Wirklich ein ganz toller Auftritt. Das zumindest dachte sich Takeru.

 

Nach einer erfrischenden Dusche trat er in sein Zimmer, um sich frische Klamotten anzuziehen. Wie immer komplettierte er sein Outfit mit einem passenden Hut, als es an seiner Türe klopfte. „Seit wann klopfst du?“ „Seit ich ausgezogen bin.“ Yamato lehnte am Türrahmen und sah das Zimmer seines jüngeren Bruders an. Er seufze. Damals war er für einen kleinen Zeitabschnitt zurück zu seiner Mutter gezogen. Im Zuge eines Streites mit seinem Vater hatte er die Schnauze voll und war einfach gegangen. Seine Mutter hatte ihn natürlich mit offenen Armen empfangen. Doch zu dieser Zeit war Yamato alles andere als gut drauf. Er war von Sora frisch getrennt, wollte Musik machen und auf niemanden hören. Teilweise blieb er nächtelang weg und seine Mutter war krank für Sorge. Takeru war der Jenige, der ihm vorschlug auszuziehen. Nicht, weil er seinen Bruder nicht gerne bei sich hatte, sondern weil es womöglich das Beste für ihn sowie seine Mutter war. So entstand auch die Chaos-WG. Denn zu dieser Zeit war auch Taichi auf der Suche nach einer Bleibe und Koushiro schloss sich dem kurzerhand an. Ein amüsanter Haufen, wie Takeru fand. Besonderes die WG-Partys waren legendär. Der Blonde konnte noch immer nicht glauben, dass er sich die letzte Nacht so abgeschossen hatte. Auch wenn er durchaus mal was trank. Vielleicht sogar über den Durst. So wie die letzte Nacht war er noch nie abgestürzt. Etwas, für das er sich sogar schämte.

 

„Soll ich dich direkt zu Hikari-chan fahren?“, fragte er Blonde ihn. Er spielte mit seinem Autoschlüssel, indem er diesen hochwarf und wieder auffing. Irgendwie ergriff dem jungen Mann die Panik. Würde er ihn fahren, würde das bedeuten, dass er direkt mit Hikari reden musste. Das alles ging so schnell. „Ä-Ähm…ich…ich muss noch was erledigen…“ „Ach ja… und was musst du erledigen?“ „I-Ich…ich…ähm…“ Mit einem strengen Blick sah ihm sein Bruder in die Augen. „Takeru. Du kannst davor nicht weglaufen. Sprich mit ihr und entschuldige dich. Je länger du wartest, umso schlimmer wird es!“, kam es streng von Yamato. Takeru biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Er seufze. Verdammt. Warum musste sein großer Bruder auch Recht haben? Konnte er nicht einfach unrecht haben und es dabei belassen? Mist verdammter. Er hatte ja Recht. „Ich schätze, es ist wohl ganz gut, wenn du mich mitnimmst…“, gestand er. „Ich weiß!“ Überheblich grinsend fing er das letzte Mal seinen Schlüssel auf und lief schon Mal vor. Takeru besah sich nochmal und begutachtete, ob er auch alles hatte. Dann folgte er seinem Bruder.

 

Unten im Auto, setzte er sich schweigend neben seinen Bruder. Er startete den Motor und fuhr los. „Ich freu mich schon drauf, auch ein Auto fahren zu dürfen. Vielleicht darf ich mal mit deinem fahren?“, lachte der Jüngere. „Sicher nicht“, antwortete Yamato trocken und überzeugt davon. Takeru lächelte. Mit einer solchen Antwort hatte er gerechnet. Schließlich hatte Yamato lange für diesen Wagen gespart und er ließ niemanden damit fahren. Wobei sein Fahrstil wirklich zu wünschen übrig ließ. Selbst ihr Vater ließ ihn nur ungerne mit seinem Wagen fahren.

„Kannst du bei einem Blumenladen halten?“, fragte dann Takeru. Yamato hob die Augenbrauen und sah ihn an. „Dein Ernst? Geht es noch kitschiger?“ Man merkte, dass Yamato bei ihrem Vater und Takeru bei ihrer Mutter aufgewachsen war. Die beiden waren wirklich grundverschieden. Besonderes was den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht anging. Daher verdrehte er nur die Augen. „Yamato. Ganz ehrlich. Aber ich glaub, ich weiß besser, was Frauen wollen!“, murrte der Takaishi. „Mhm… Das ist Ansichtssache.“ „Du bist ja auch nicht verliebt.“ „Liebe ist auch scheiße!“, murrte der Ältere und wirkte dabei gar ein wenig bedrückt. „Man lieb ja nicht nur einmal. Bei dir kommt auch noch die Richtige.“ „Ich habe wirklich, sie hat große Titten“, lachte Yamato. Natürlich meinte er das nicht ernst. Doch Takeru wusste, dass sein Bruder sich wünschte, endlich wieder die Wärme einer Beziehung zu spüren. Diese ganzen One-Night-Stand waren nun wirklich nichts Erfüllendes. „Würdest du mich bitte einfach Blumen für Hikari holen gehen lassen? Schließlich hat sie das verdient und ich muss mich ordentlich entschuldigen!“, kam es nur von Takeru. Yamato nickte nur stumm und bog die nächste Straße ab, nur um wenige Minuten später bei einem Blumenladen zu halten.

 

„Haben sie zufällig Schwertlilien?“, war es die Frage von Takeru, als er den Laden betrat. Verwundert sah die Verkäuferin auf. „Ein junger Mann, der eine explizite Blumenanfrage stellt. Sowas findet man auch nicht häufig.“ Eine ältere Dame kam auf Takeru zu. Sie schien tatsächlich das zu haben, was er suchte. Ein kleiner Topf, der Schwerlilien zeigte. Beeindruckt sah er die farbenfrohen Blüten an. „Wow, die sind wirklich toll!“, flüsterte er beeindruckt. Die Dame lächelte freundlich. „Ja. Nicht? In der Blumensprach sagen sie, dass man immer zueinandersteht.“ „Genau, deswegen habe ich sie gesucht!“, nickte der Blonde mit einem Grinsen. „Sehr schön.“ Mit einem Grinsen verpackte die Dame die Blume und reichte sie dem jungen Mann. Dieser bezahlte freundlich und nahm die Blume entgegen. „Danke dafür.“

Im Auto angekommen sah Yamato argwöhnisch zu seinem kleinen Bruder. „Keine Rosen?“ Takeru schüttelte den Kopf. „Nein. Die sind echt ausgelutscht. Hikari weiß, dass ich sie liebe. Aber sie soll auch wissen, dass ich zu ihr stehe, egal was passiert!“, erklärte er. Yamato wirkte beeindruckt, wand sich dann aber wieder dem Straßenverkehr zu. Es dauerte nur weitere fünf Minuten, bis sie den Gebäudeblock der Yagamis erreichten. „Na dann viel Glück.“ „Fuck. Was ist wenn Taichi da ist? Der tötet mich!“, erklärte der junge Mann. Yamato verdrehte nur die Augen. „Ich glaube für Hikari-chan wird es schwerer mit ihrem Bruder zu sprechen, anstatt dir das alles zu sagen! Jetzt mach dir nicht so viele Sorgen und zieh es einfach durch!“, meinte Yamato noch schnell, klopfte seinem Bruder auf den Rücken und Takeru stieg aus dem Wagen aus.

 

Mit eiligen Schritten erreichte er die Wohnung der Yagamis. Im ersten Moment zögerte etwas, auf die Klingel zu drücken. Doch er musste nun endlich Mut beweisen. Mit klopfenden Herzen hibbelte er vor der Türe hin und her, bis ihm tatsächlich seine Freundin öffnete. Sie wirkte unglücklich, aber auch überrascht darüber, den Blonden zu sehen. „Takeru-kun…?“, fragte sie leise. „Hey…k-können wir reden?“, fragte er unsicher. Hikari sah ihn schüchtern an. Noch immer lag ihr das gestrige Gespräch schwer im Magen. Trotzdem nickte sie und führte ihn in die Wohnung. „Ist deine Mum gar nicht da?“ Die Jüngere schüttelte nur den Kopf. „Sie ist einkaufen. Wir sind alleine…“, hauchte sie. Die Yagami lehnte an der Türe. Sie hielt den Kopf gesenkt. „Takeru…ich…es tut mir leid…ich wollte nicht…“ „Nicht! Du musst dich nicht entschuldigen! Ich bin der Jenige, der sich entschuldigen muss!“, hauchte Takeru. Er reichte ihr die Blumen. Als sie diese entgegennahm, hielt er ihre Finger am Blumentopf fest umschlungen.

 

„Ich habe mich wie ein absoluter Vollidiot benommen. Obwohl wir beide unseren Teil dazu beigetragen haben. Ich trage genauso die Verantwortung wie du!“, flüsterte er verzweifelt. „Es tut mir so leid. Ich hätte dich gestern nicht alleine lassen sollen. Das hast du wirklich nicht verdient!“, hauchte er. „Es ist okay. Schließlich habe ich dich auch ziemlich überrumpelt. Wahrscheinlich hätte ich viel früher mit dir sprechen sollen.“ Takeru löste sich von ihren Fingern und folgte der Jüngeren in die Küche. Sie zog die Folie von den Blumen weg und sah erstaunt seine Auswahl an. „Das sind Iriden…“, sagte sie erstaunt. Takeru lächelte. Es war klar, dass sie das wusste. Schließlich kannte er seine Freundin. Deshalb war ihm auch klar, dass sie die Sprache der Blumen verstehen würde. Außerdem wusste er, dass sie sich mit dieser beschäftigte. Nicht umsonst hatte er ihr ein Buch dazu geschenkt. „Das bedeutet dann ja…, dass du…?“, flüsterte sie leise. Takeru nickte.

 

„Ja… Egal was passiert. Ich werde zu dir stehen!“

 

In den Augen der Jüngeren bildeten sich Tränen. Man sah ihr so deutlich an, dass sie das alles unglaublich belastete. Auch die Frage, ob es wirklich richtig war, das Kind zu behalten. Richtig, sie waren selbst noch Kinder. Sie hatten noch nicht einmal ihren Abschluss in der Tasche, geschweige denn einen Beruf. Vor ihnen stand so viel. Das Gespräch mit ihren Familien, mit ihren Freunden. Einfach alles. Aber sie waren nicht alleine. Sie würden das gemeinsam schaffen, würden zusammenhalten. Sie hatten schließlich schon so viel gemeinsam gemeistert. Auch ein Kind, welches ihrer selbst entsprungen war, würde sie nicht vollkommen aus der Bahn werfen. Es war vielleicht nicht geplant. Zumindest nicht jetzt. Aber mit Hikari gemeinsam ein neues Leben zu erschaffen, hatte doch auch etwas Erfreuliches. Zwar würden sie nun einigen Hürden begegnen, aber das würden sie schon schaffen.

 

Sanft griff der junge Mann also nach dem Handgelenk seiner Freundin und zog sie zu sich. Er drückte ihren zierlichen Körper an den Seinen und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. „Ich werde dich nicht alleine lassen. Egal, was uns noch erwartet, gemeinsam schaffen wir das. Wir werden den Weg meistern. Ich beschütze dich und werde immer bei dir sein! Ich liebe dich, Hikari-chan… Gemeinsam schaffen wir alles!“, hauchte er liebevoll. Von Hikari vernahm er ein leises Schluchzen, doch er schweig. Wahrscheinlich brauchte sie das einfach. Deshalb streichelte er ihr nur behutsam über die braunen Haare und sah vor sich her.

 

„Ich liebe dich auch…“, flüsterte die Jüngere. Takeru lächelte. Manchmal schien die Welt wirklich farblos, grau…einfach ohne jeden positiven Effekt. Aber auch wenn alles seltsam schien, wenn alles nicht machbar erschien, bedeutete das nicht, die Hoffnung aufzugeben. Es gab immer andere Wege, die man schreiten konnte, um etwas Schweres zu meistern. Sie beide würden es gemeinsam schaffen, diesen neuen Weg zu gehen. Es war nun wirklich nicht so, dass sie alleine waren. Denn Yamato, Miyako und die anderen würden ihn helfen. Irgendwie war sich Takeru sogar sicher, dass Taichi ihn nicht umbrachte. Allein dieser Gedanken brachte ihn schon zu einem Grinsen. Das würde alles schon irgendwie klappen… Irgendwie…

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Mimi*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

Unglaublich angespannt stand die Brünette im kleinen Badezimmer der Mädchen-WG und sprach sich selber Mut zu, aber noch nie in ihrem Leben fühlte sie sich kraftloser als derzeit, sie zitterte am ganzen Körper und schaffte es kaum einen klaren Gedanken zu fassen. Wie abhängig sie doch war, wie sehr sie sich nach einer Pille sehnte und wie unglaublich schwer es ihr fiel, keine zu nehmen, doch selbst wenn, kam sie an keine Pille mehr dran, denn als Sora davon erfuhr, schritt sie in Mimis Zimmer und ließ die Ecstacy-Pillen in der Toilette verschwinden, auch die gemeinsamen Mitbewohner hielten die Rothaarige nicht auf, auch wenn Mimi lautstark protestierte, so war die Versuchung zu groß und das wussten alle. Mimi war so unfassbar wütend, dass sie gar nicht wusste, was sie machen sollte. Sie wollte selbst entscheiden wann sie dazu bereit war, aber diese Entscheidung wurde ihr einfach abgenommen, überhaupt nervte es sie maßlos von allen wie ein rohes Ei behandelt zu werden. Stets kam ein anderer Freund vorbei und alle schenkten ihr den gleichen bemitleidenswerten Ausdruck in ihrem Gesicht. Gott sie war doch kein kleines Kind mehr und ihr Mitleid konnte sie auch nicht gebrauchen. Doch am meisten regte sich die Brünette über ihre eigene Dummheit auf. Wie konnte sie denn nicht selber erkennen, was sie da jeden Tag schluckte? Und wie konnte Michael – ihr Exfreund nur zu sowas fähig sein? Sie vertraute ihm trotz allem, auch wenn sie ihm nie aus vollem Herzen geliebt hatte.

 

„Mimi...Mimi-chan, da ist jemand für dich...“, schrie Luna durch die verschlossene Tür und hämmerte parallel gegen diese. „Ja...ich komme“, rief die Brünette zurück. Noch einmal atmete die Trägerin der Reinheit tief ein und aus, sammelte sich erneut, legte tapfer ein Lächeln auf ihre Lippen und verließ das Badezimmer. Gleich erblickte sie die stürmische Frisur des jungen Yagamis. „Taichi-kun?“, fragte sie überrascht nach. „Was machst du denn hier?“ „Na ich begleite dich zur Rehabilitationsklinik, was dachtest du denn?.“ Unsicher sah die Jüngere zwischen Luna und Taichi hin und her. „Also das finde ich toll...Ich hätte es auch gemacht, aber ich muss leider gleich zu einem Shooting“, flötete die quirlige Grünhaarige, während sie gerade alle Utensilien für ein Shooting zusammenlegte, als sie alles beisammen hatte, drehte sie sich kurz zur Jüngeren um. „Na...lass dich mal drücken“, sagte die Ältere und nahm die Brünette in ihre Arme „Du packst das schon Mimi-chan und wenn was ist, kannst du jederzeit anrufen.“ „Danke.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich die Kleinere bei den beiden Freunden, lächelte auch kurz zu Taichi ehe sie ihre Kameratasche schulterte und aus der Wohnung eilte. „Sollen wir auch gleich los?“ hakte der Träger des Mutes bei der Brünetten nach. Mimi zuckte mit den Schultern „Weiß nicht...Ich kann auch alleine zur Klinik..Ich brauche keinen Babysitter“, giftete die Brünette den Yagami ungewollt an. Sie war wirklich nicht gut drauf, aber dieses permanente Kontrolle über sie nervte sie erheblich. „Darum geht es auch gar nicht, ich will dich nur unterstützen, aber wenn du lieber alles alleine machen möchtest bitteschön, dann gehe ich wieder“, schoss es ebenso patzig aus dem Braunhaarigen heraus und wollte sich gerade zur Tür begeben, als Mimi ihn zurückrief. „Taichi! Entschuldigung...Das ist alles nicht so einfach für mich.“ „Das weiß ich doch, deswegen will ich dir doch auch helfen, nur du musst es auch zulassen“, erwiderte der junge Mann und ging zurück zu Mimi um sie in die Arme zu nehmen. Zu gerne hätte die Brünette diese Umarmung genossen und hätte den Älteren gar nicht mehr losgelassen. Sie fühlte sich so wohl in diesem Augenblick, aber sie wusste dass sie ihn wieder loslassen, ihn ziehen lassen musste. Sie konnte es einfach zur Zeit nicht zulassen. Sie wollte dem Brünetten nicht das Leben schwer machen und ihn zusätzlich belasten. Sie entfernte sich aus der Umarmung und ging einen Schritt zurück um ihn einen entschuldigen Blick zu schenken. „Wir sollten dann...“ Resigniert nickte der Braunhaarige mit dem Kopf und griff nach Mimis Koffer. Sie zog sich ihre Schuhe sowie ihre Jacke über und verließ ihre neubezogene Wohnung, um für die nächsten vier Wochen in einer Entzungsklinik zu leben.
 

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Zwei Stunden später*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

Sie fuhren mit dem Zug nach Präfektur Chiba, genauer gesagt nach Abikot eine Stadt die im Osten von Honshü, der Hauptinsel von Japan lag. Mitten in der Natur umgeben von Bergen würde Mimi die nächsten vier Wochen leben und zur Ruhe kommen. „Wow hier ist echt idyllisch“, sprach der Brünette und sah skeptisch zur Jüngeren. „Idyllisch? Hier ist es total langweilig, wenn ich Jou-Sempei das nächste Mal sehe, kann der echt was erleben“, maulte die Jüngere. Taichi lachte „Du kannst froh sein, dass er dir so schnell einen Platz organisiert hat“ erwiderte der Ältere amüsiert. „Tzz....und was soll ich hier die nächsten Wochen bitte machen?“, hakte die Brünette verständnislos nach, während Taichis Blick wieder ernster wurde, was auch der Jüngeren nicht entging. „Na gesund werden....Mimi-chan.“ Mimi wusste ja, dass der Brünette Recht hatte, aber sie hatte einfach wahnsinnige Angst was sie hier erwarten würde, ob sie es schaffen würde. „Na komm, lass uns rein gehen und du musst dich auch anmelden“, fuhr der Ältere fort und ging vor. Gedankenverloren schritt die Jüngere hinter dem Braunhaarigen hinterher.

 

Freundlich und kompetent begrüßte eine junge blonde Frau die beiden Neuankömmlinge am Empfang. Sichtlich unwohl fühlte sich die Tachikawa, ihre Hände waren feucht, genauso wie ihre Stirn, nervös fuhr sie sich durch ihre langen braunen Haare, eine Haarsträhne verirrte sich immer wieder über ihr Gesicht und genervt legte Mimi diese immer wieder zurück. Gleich wand sich die junge Frau an Mimi. „Sie sind wohl die neue!“ Wow. Punktlandung dachte die Brünette ironisch. Es war wohl kaum zu übersehen wer von den Beiden diejenige mit dem Suchtproblem war, denn Taichi stand die ganze Zeit gefasst und ruhig neben ihr, während sie immer nervöser wurde und am liebsten gleich wieder die Flucht ergriffen hätte. Nachdem Taichi für Mimi die Patientenformulare ausfüllte, weil diese sich weigerte Information über sich preiszugeben, fuhr er sich entnervt durch die Haare. „Hast du irgendwelche Allergien?“ hakte er bei der Jüngeren erneut nach. Mimi zuckte mit den Schultern „Vielleicht.“ „Boa man Mimi, hast du welche oder nicht?“, wurde Taichi allmählich sauer. Er ärgerte sich über das bockige Verhalten der Jüngeren „Mimi-chan du hast dich dazu entschlossen eine Therapie zu machen, also solltest du auch ein bisschen kooperieren“, setzte der Brünette ernst an. „Ich bin doch hier“ entgegnete sie prompt. „Das reicht aber nicht!“ Mimi zog dem Brünetten das Formular aus der Hand. Unglaublich was die alles wissen wollten. Welche Drogen sie konsumierte, wie lange schon, ob ihre Eltern getrennt waren oder nicht, ob sie Geschwister hatte, ihren Familienstand, Ihr Gewicht, ihre Körpergröße, ihre verdammte Blutgruppe – die wusste sie nicht mal selbst. Sie konnte auch ihr ganzes beschissenes Leben zu Papier bringen. Was sollte das überhaupt bringen? „Machen sie sich nichts draus junger Mann, am Anfang sind die meisten unsicher.“ „Was heißt denn hier Unsicher?“, fuhr Mimi gleich dazwischen. Gott sie war bereits seit vier Tagen auf Entzug und ihre Nerven lagen gänzlich am Boden und dann kam irgendeine fremde Person und meinte sagen zu müssen, was in ihrem Inneren vor sich ging? Sicher nicht! „Mimi“, wand sich auch der Braunhaarige wieder an die Jüngere. „Wir können das mit dem Formular auch später machen, okay?“ Traurig nickte die Brünette mit dem Kopf, als sie sich umdrehte und erst mal die Klinik musterte.
 

„Ich kann Ihnen ein bisschen was über unsere Einrichtung erklären, wenn sie möchten?“, fragte die junge Frau mit dem blonden Zopf nach. Taichi nickte „Gerne“ , während Mimi nur genervt mit ihren Augen rollte, das war ihr alles sowas von egal. „Wir haben ein großes Freizeitangebot, dass die Bewohner aktiv mit ein bezieht und trägt so maßgeblich zum Erhalt der körperlichen und geistigen Fähigkeiten bei“, fing die Blondine an ihren auswendig gelernten Satz runter zu rasseln. Mimi hatte bereits komplett auf Durchzug gestellt, während der Braunhaarige weiter zuhörte. „Die Sozialbetreuung bietet ein vielfältiges Wochenprogramm an, welches durch die saisonalen Veranstaltungen im Haus ergänzt wird. Die grüne Oase im Inneren der Wohnanlage lädt zum Verweilen ein und ist ein beliebter Treffpunkt bei Bewohnern und Gästen. Neben den Einzel und Gruppengesprächen bieten wir ihnen auch ein umfangreiches Sport und Fitnessprogramm, sowie ein Ernährungsplan an.“ „Oh echt?“, fragte der Brünette interessiert nach. „Wenn es dich so fasziniert, zieh du doch hier ein“, erwiderte die Brünette zynisch. Als hätte sie Lust auf Sport und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust „Mimi!“, tadelte der Ältere die Brünette erneut. Die junge Rezeptionistin reichte dem Yagami einen Stundenplan, dieser besah den Plan und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
 

Montag: Gymnastik, Basteln, Fitness/Wellness

Dienstag: Gedächtnistraining, Ausflüge, Diavorträge

Mittwoch: Gemeinsames Kochen, Religiöse Andacht (westliche und fernöstliche Ansichten)

Donnerstag: Singstunde, Einzeltherapie

Freitag: Gruppentherapie, Entspannungsübungen
 

„Ich glaube ich ziehe hier wirklich mit ein, allerdings lasse ich den Donnerstag und den Freitag ausfallen, genauso wie die religiösen Ansichten“, entgegnete der Brünette gut gelaunt. Immer noch genervt nahm Mimi ihm auch den Stundenplan ab, um diesen durchzulesen. Unwillkürlich rollte sie erneut mit den Augen, jetzt kam sie sich wirklich wie ein Kindergartenkind vor. Basteln? Gedächtnistraining? Singen? Diavorträge? Würg... Wo war sie denn hier gelandet? Und Taichi wagte es auch noch sich lustig über sie zu machen? Dabei lagen ihre Nerven gänzlich auf dem Boden. War der mutig!!! „Wo ist mein Zimmer?“, fragte diese miesepetrig nach. „Sie beziehen ein Doppelzimmer mit...“ „Moment mal...ein Doppelzimmer?“, platzte sie aufgebracht dazwischen. In ihrem ganzen Leben musste die junge Frau noch nie irgendwas teilen, schon gar nicht ihre Privatsphäre „So schlimm ist das auch nicht“, redete Taichi erneut dazwischen „Halt die Klappe“, nuschelte die Jüngere verärgert und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Na ja...das war die einzige Möglichkeit sie unter zu bringen“, entschuldigte sich die Rezeptionistin. „Alles in Ordnung“, beschwichtige Taichi. „Nichts ist in Ordnung“, erwiderte die Jüngere aufbrausend. Taichi seufzte genervt. Gott – war er froh, dass er die Jüngere nicht die ganzen vier Wochen ertragen musste. „Ich begleite dich aufs Zimmer, reichen sie mir bitte die Schlüssel“, wand er sich zunächst an Mimi und dann zur jungen Rezeptionistin zu sehen, die dem Yagami ein herzliches Lächeln schenkte, als sie ihm den Schlüssel überreichte. „Haben wirs, oder braucht ihr noch ein Moment?“, patzte die Brünette erneut drauf los „Ich komme ja schon“, drehte sich Taichi zur Jüngeren um, ehe er nochmal kurz zur Blondine sah „Viel Glück mit ihr“, flüsterte er, während die blonde Frau kicherte.
 

Oben auf der zweiten Etage der Klinik angekommen, fanden sie auch die Zimmernummer 212. Vorsichtig klopfte der junge Mann an die Tür, da er nicht wusste, ob sich jemand im Inneren des Zimmers befand oder nicht. „Herein“, hörte er eine Motivationslose Stimme. Taichi öffnete die Türe und begrüßte ein Mädchen mit strahlend roten Haaren und genauso roten Augen, die auf ihrem Bett lag und missmutig in einer Zeitschrift rumblätterte. „Hallo ich bin Taichi.“ „Schön für dich“, erwiderte sie sarkastisch. „Boa, ist das hier ne Laune, ist ja furchtbar. Das ist Mimi, sie wohnt hier zukünftig mit dir.“ „Aha!“ Taichi sah unsicher zwischen Mimi und dem rothaarigen Mädchen hin und her. „Ja, ich hole mir dann mal einen Kaffee, kann ich einem der reizenden Damen etwas mitbringen?“, während Mimi nur brummte, wurde er von dem rothaarigen Mädchen bereits mit einem Kissen beworfen. „Ich gehe ja schon“, entgegnete er und verschwand schnell aus der Gefahrenzone in den Flur. Mädchen die ihre Tage hatten waren ja schon anstrengend genug, Mädchen auf Entzug eindeutig ein Weltuntergang. Nachdem der Brünette das Doppelzimmer verlassen hatte, hob Mimi das Kissen auf und gab es dem Mädchen zurück. „Danke, manchmal kann er wirklich nerven“, erwiderte die Brünette und begab sich auf das noch freie Bett ihr gegenüber. „Ist der lustige Clown dein Freund?“, fragte das rothaarige Mädchen nach. Diese Frage holte die Brünette aus ihren Gedanken, während sie das Zimmer begutachtete. Die Grundeinrichtung des Zimmers bestand aus zwei Betten, einem Nachttisch, einem Einbauschrank mit Wertfach, Tisch und Stuhl. Sowie Radio und Fernseher. Erleichtert stellte Mimi fest, dass das Zimmer über einen eigenen sanitären Bereich verfügte. Ein Gemeinschaftsbad wäre wirklich der absolute Höhepunkt. „Taichi...ist ein Freund“, murmelte die Brünette betrübt. „Okay...Ich bin Rei Kimaya“, stellte sich die Rothaarige vor. „Freut mich“, antwortete die Brünette höflich. „Wie lange bist du schon hier?“, wollte sie schließlich wissen. „Eine Woche.“ Mimi nickte, okay das würde noch interessant werden, so ganz konnte sie die Rothaarige noch nicht einschätzen, aber sie fand sie wirklich hübsch, sie hatte eine schlanke Figur und einen durchdringenden Blick. Sie fragte sich was für Drogen sie wohl konsumierte und was für eine Geschichte dahinter steckte, aber darüber sollte sie sich zunächst keine Gedanken machen, nun musste sie selber erst mal versuchen wieder klar zu kommen und das würde wohl die größte Herausforderung ihres Lebens werden.
 

 

Maßnahmen für leidende Herzen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Facettenreicher Entzug

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Geschwisterliebe


 

Man denkt immer,

Geschwister wären etwas Selbstverständliches

und manchmal verletzt man sie schrecklich.

Das kann schlimmere Folgen haben,

als der Streit mit Fremden.

aus "W Juliet" von Emura

 
 

*.:*゚・..:*Hikari*.:*゚・..:*

 

„Keru, lass das!“, ermahnte Hikari ihren Freund lachend und versuchte sich spielerisch aus seinen Griffen zu befreien. Sie lagen auf ihrem Bett in ihrem Zimmer und der blonde junge Mann saß auf seiner Freundin und kitzelte sie bereits seit zwanzig Minuten bedingungslos durch. „Ich kann nicht mehr, bitte.... Denk an das Baby...“, seufzte die Braunhaarige und sah ihn mitleidig an. Mit diesen Worten ließ der Blonde dann doch von seiner Freundin und Mutter seines zukünftigen Kindes ab, aber nicht ohne ihr noch einen Kuss auf ihre Stirn zu schenken. „Hmmm...Na gut, aber nur, weil ich nicht möchte, dass Little you irgendwas passiert“ „Little You?“, hakte die Braunhaarige irritiert nach. „Ja...so nenne ich es, bis ich weiß was es wird, wobei ich mir sicher bin, dass es ein Junge wird“ klärte er die Brünette auf. „Tzz... es wird auf jeden Fall ein Mädchen“, entgegnete sie prompt und streckte ihm die Zunge aus. „Wir werden es ja hoffentlich bald wissen, jetzt wo du bald die kritische Phase überstanden hast, sagen wir es dann auch den Anderen?“ hakte der blonde Oberschüler bei seiner Freundin nach, während er sich aufrichtete und nach der Flasche Wasser griff, die auf dem Nachtschränkchen lag. „Ja, heute kommt Taichi vorbei, denn werde ich es ihm sagen und dann auch den Anderen“, murmelte die Jüngere, als sie ebenfalls nach der Flasche griff, die Takeru ihr angeboten hatte. „Hmmm...Ich hoffe er lässt mich leben...“, nuschelte der Blonde. „Das sollte er besser, wobei ich nervöser bei ihm bin, als ich es bei meinen Eltern war...Ich hab Angst, dass er von mir enttäuscht sein könnte...“

 

Hikari sprach mit ihren Eltern vor zwei Wochen, kurz nachdem sie ihr erstes Ultraschallbild von ihrem Würmchen in den Händen hielt. Sie war so aufgeregt und wusste kaum wie sie die Worte über ihre Lippen bringen sollte, doch nachdem sie es dann fertigbrachte, war sie erleichtert es wenigstens ausgesprochen zu haben. Erst lag ein entsetzlicher und geschockter Ausdruck in den Gesichtern ihrer Eltern. Sie schwiegen eine ganze Stunde lang, doch dann stand Yuuko vom Stuhl des Esstisches auf, umarmte ihre Tochter und vergewisserte ihr, dass sie das schon alles irgendwie hinbekommen würden. Auch Susumo umarmte seine Tochter und versprach sie immer zu unterstützen. Die Braunhaarige war glücklich, sie hatte tolle Eltern und auch Takerus Mutter, war ganz auf der Seite der Teenager. Sie begann bereits zu stricken und Hikari konnte sie nicht wirklich davon abhalten, genauso wenig wie sie ihre Mutter davon abhalten konnte täglich neue Babybreis auszuprobieren. Gott – das arme Kind sollte doch leben, aber sie wollte ihrer Mutter auch nicht vor dem Kopf stoßen.

 

Auch heute hatte sich Yuuko wieder an einem Rezept aus dem Internet versucht. Stolz berichtete sie ihrer Tochter von dem leckeren Apfel-Möhren Kompott, der Gesund und Vitaminreich war. Zumindest stand es so im Internet. Als sie fertig mit dem Babybrei war, sollte Hikari probieren kommen, doch sie war noch nicht hungrig, erst als ihre Mutter später zum einkaufen die Wohnung verlassen hatte, fiel ihr wieder der Brei ein. Misstrauisch beäugelte sie die orangene Substanz und probierte dann doch – zu ihrer Überraschung schmeckte es ihr wirklich gut und sie aß fast alles auf. Takeru konnte kaum glauben, wie schnell sie den Brei verschlang, daher griff er sicherhaltshalber selber nach einem Löffel und wollte den Brei probierien, immerhin ging es auch um sein Kind, da musste er einfach auf Nummer sicher gehen. Kaum hatte der Apfel-Möhren Brei seinen Gaumen erreicht, musste er unwillkürlich sein Gesicht verziehen, mühsam schluckte er den Brei – oder was immer es war- herunter und nahm Hikari augenblicklich die Schüssel weg. „Also ab jetzt bin ich dein Vortester...und du isst nur noch Sachen die ich vorher freigegeben habe“, murmelte er, während er ein Glas Wasser an seinem Mund ansetzte und den ekligen Geschmack in seinem Mund loszuwerden. „Warum...so schlecht war das doch gar nicht“, argumentierte sie verständnislos. Doch musste sie zugeben, dass sich ihr Geschmack seit der Schwangerschaft zunehmendes veränderte. „Na, vielleicht hast du Recht. Sicher ist sicher...“, kicherte sie dann doch und streichelte behutsam ihren kleinen Bauch. „Ich will ja schließlich, dass es IHR gut geht“ erwiderte sie und streckte ihm die Zunge raus. „Du meinst IHM! Ich mache mich dann langsam mal auf dem Weg. Ich habe gleich noch Basketballtraining“ erinnerte sich der Blonde. Hikari nickte „Gut...meldest du dich dann später?“, hakte sie bei ihrem Freund nach. „Natürlich Hikari-chan“, entgegnete er prompt. Die Braunhaarige begleitete ihren Freund noch bis zur Wohnungstür und verabschiedete sich mit einem langen Kuss bei ihm. „Und schon könnte ich wieder...“, flötete sie verführerisch in sein Ohr und spielte mit dem Kragen seines Hemdes. „Jaja...seit der Schwangerschaft bist du wirklich rund um die Uhr scharf, eine Entwicklung die mir sehr gefällt“, gluckste der blonde Oberschüler und küsste sie auf die Nasenspitze, ehe er seine Hand auf ihren Bauch ablegte. „Und pass gut auf Mami auf Little you, und ärgere sie nicht so sehr...“, erwiderte er zum Abschied und verließ die Wohnung der Yagamis. Leise schloss sie die Haustür und sah sich in der Wohnung um.

 

Sie wollte alleine mit Taichi sprechen, deshalb würde Yuuko nachdem Einkauf, noch zu einer Freundin gehen, damit die Geschwister genug Zeit hatten um in Ruhe über alles zu reden. Sie wurde richtig nervös, spielte mit ihrem Fingern, während sie auf der Couch saß und eher desinteressiert dem Fernsehprogramm lauschte. Sie nahm erst wieder richtig etwas war, als sie hörte wie jemand vor der Wohnungstür stand und am Schlüsselloch verhakte. Obwohl Taichi mittlerweile in der Chaos-WG gemeinsam mit Yamato und Koushiro wohnte, hatte er dennoch seinen Wohnungsschlüssel zu seiner alten Wohnung behalten. Immerhin war er auch hier jederzeit Willkommen und in der letzten Zeit ließ sich der Ältere immer öfter blicken und schlief auch des Öfteren auf der Couch. „Hallo Hikari-chan“, begrüßte der Ältere seine kleine Schwester, schlüpfte gleich aus seinen Schuhen raus und stelle sie auf der Fußmatte ab. „Hallo Taichi-kun“, erwiderte die Braunhaarige, stand von der Couch auf, ging auf ihren Bruder zu um ihn mit einer Umarmung zu begrüßen. „Geht‘s dir besser?“, fragte der Ältere gleich nach. Auch er machte sich Sorgen um seine kleine Schwester, da es ihr in den letzten Wochen wirklich nicht besonders gut ging. „Ja...mir geht es viel besser, Danke der Nachfrage“, erwiderte die Jüngere lächelnd. „Okay, weiß man denn was dir gefehlt hatte?“, hakte er gleich interessiert nach. Oh weia sogleich hatte er ins Schwarze getroffen. Manchmal hatte er wirklich eine Gabe dafür. „Ähm...na ja...komm doch erst mal an. Möchtest du was essen?“ Taichi sah sich in der Küche um. „Hat Mama gekocht?“, fragte er misstrauisch nach und ging zum Kühlschrank. „Ja, aber ich habe schon alles aufgegessen...“, erwiderte die Oberschülerin unbeeindruckt. Taichi schlug die Kühlschranktür wieder zu, drehte sich zu seiner Schwester um und sah sie irritiert an. „Hä?“ Hikari schüttelte den Kopf „Ähm...ich meine ich habe schon alles weggeschmissen, das konnte man wirklich nicht essen, dieses Mal hatte Mama Salz und Zucker verwechselt...“, seufzte die Jüngere und wisch seinem Blick aus. „Aha! Ja, das klingt schon eher nach Mama“, murmelte er, während er einen Stuhl zurückschob um sich kurz darauf auf diesem niederzulassen.

 

Hikari stand etwas unbeholfen im Flur und wusste nicht so recht wie sie das Thema am besten an ansprechen und Taichi die Nachricht beibringen sollte. Irgendwie fühlte sie sich gar nicht mehr so gut. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ hakte der Ältere besorgt nach. Hikari wand ihren Blick vom Fußboden ab und sah zu ihrem Bruder. Nervös spielte sie am Saum ihrer Bluse. „Ich...ich...“, doch mehr bekam die Jüngere nicht heraus, stattdessen spürte sie erneut die Übelkeit in ihr hochkommen. Schnell lief die Brünette ins Badezimmer und übergab sich in die Toilette. „Nicht schon wieder diese würgen“ murmelte der junge Mann und versuchte nicht mehr an jenem Abend zurück zu denken. „Sicher, dass du nicht doch von Mamas essen gegessen hast?“, scherzte der Ältere. „Das ist überhaupt nicht lustig Taichi-kun“, brüllte sie durch das Badezimmer. Hikari kämpfte sich hoch, ging zum Waschbecken, spülte ihren Mund mit Wasser aus, wusch sich ihre Hände und ging zurück zur Küche. „Weißt du eigentlich wie viel Mühe Mama sich mit dem essen macht, immer überlegt sie womit sie uns eine Freude machen kann, steht Stundenlang in der Küche und kocht für uns…und du...du machst dich immer nur lustig... das ist so gemein von dir!“, jammerte die Braunhaarige und schniefte. „Was ist denn mit dir los?“, zischte der Ältere und sah seine Schwester verständnislos an. Die Jüngere versuchte sich zu beruhigen. Verdammt diese blöden Schwangerschaftshormone gingen mal wieder mit ihr durch. „Ähm...nichts...“, nuschelte die Jüngere. „Hikari-chan willst du mir nicht endlich mal sagen, was mit dir los ist?“ setzte der Ältere ernst an. Unsicher sah die Jüngere zu ihrem großen Bruder. „Was meinst du?“ „Ich bitte dich, ich kenne dich schon dein ganzes Leben, meinst du wirklich ich bemerke nicht, dass es dir nicht gut geht?“ Tränen sammelten sich in den Augen der Jüngeren und sie begann erneut zu weinen. Schon wieder übermannten sie ihre Gefühle. Sie fragte sich wirklich, wie Takeru es schaffte sie zu ertragen. Taichi sprang von seinem Stuhl auf und ging gleich auf seine Schwester zu „Hikari-chan, was ist denn los?“ fragte der Ältere einfühlsam nach. „Ich...du...ach...ich weiß nicht...Du wirst sicher wütend werden“, murmelte die Brünette niedergeschlagen. „Versprochen werde ich nicht“, erwiderte der junge Mann. „Du solltest vorsichtig mit deinen Versprechen sein...“ Taichi ließ seine Schwester wieder los und sah sie eindringlich an. „Sag mir bitte was mit dir los ist. Ich mache mir wirklich Sorgen.“ „Okay...“ Hikari drehte sich komplett zu ihrem Bruder um und sah Taichi tief in die Augen. Sie holte einmal tief Luft, schloss kurz ihre Augen, als sie ihre Augen wieder öffnete erwiderte sie zeitgleich

 

„Ich bin schwanger!“

 

Taichi ging drei Schritte zurück und sah kritisch zu seiner kleinen minderjährigen Schwester. „Schwanger? Wie konnte das denn passieren?“ „Soll ich dir wirklich erklären wie das geht?“, versuchte sie die Situation runter zu spielen, doch erkannte sogleich an seinem Blick, dass er nicht gerade nach scherzen zu Mute war. „Das ist nicht witzig Hikari-chan, du bist 18 Jahre alt und Takeru-kun...“ Der Braunhaarige hielt kurz inne „Wo ist er?“, knurrte er. „Na wo soll er denn bitte sein? Beim Training, außerdem lass ihn in Ruhe... und ich weiß das wir noch jung sind, aber wir bekommen das schon hin“, versuchte die Jüngere ihren Bruder zu beschwichtigten. „So, wie ihr das mit der Verhütung hinbekommt?“, gab er bissig von sich. „Wir haben verhütet. Ich habe die Pille immer genommen“, schrie sie hysterisch heraus und stemmte ihre Hände an ihre Hüfte. „Wenn es so wäre wärst du ja jetzt nicht schwanger geworden, außerdem sollte man immer auch zusätzlich mit Kondom verhüten“, belehrte Taichi seine jüngere Schwester. Hikari rollte nur genervt mit ihren Augen. „Als würdest du immer ein Kondom benutzen.“ „Darauf kannst du einen lassen, niemals ohne Gummi. Immerhin kenne ich die Mädchen ja nicht und weiß nicht ob sie anderweitig verhüten“, stellte er aufgebracht klar. „Das ist was Anderes. Takeru-kun und ich sind in einer festen Beziehung, vielleicht solltest du das auch mal versuchen, anstatt Nacht für Nacht durch fremde Betten zu hüpfen, nur, weil du ein ganz bestimmtes Mädchen nicht bekommst. Denn dann würdest du auch nicht doppelt und dreifach verhüten...aber halt...stimmt ja, das warst du ja noch nie, also kannst du auch gar nicht wissen wie das ist!“, pfefferte sie zurück und entgegnete ihn ebenso angriffslustig. „Tja...mag sein, dafür habe ich wenigstens meine eigene Zukunft nicht zerstört und die meines Freundes gleich mit!“

 

„RAUS HIER!“ schrie sie ihn wütend an und zeigte mit ihrem Zeigefinger zur Haustür.

 

„Bitte...wollte sowieso gerade gehen, als würde ich mir länger deinen scheiß anhören“, knurrte er aufgebracht, drehte sich herum, zog sich an und verschwand aus der Wohnung. Gleich fing Hikari bitterlich zu Weinen an, sie versuchte sich zu beruhigen, während sie eine Hand schützend an ihren Unterbauch hielt. Sie hasste es, wenn sie mit ihrem großen Bruder im Streit war. Die Beiden waren nicht einfach nur Geschwister – sie waren Freunde. Sie konnte ihm immer alles sagen und er vertraute auch ihr. Natürlich zankten sie sich und wurden hier und da mal lauter, alles vollkommen normal unter Geschwister, aber noch nie hatten sie sich so angeschrien und sich gegenseitig solche Gemeinheiten an den Kopf gebrüllt, wie sie es heute getan hatten. Sie wusste doch wie empfindlich Taichi in diesem bestimmten Thema war und sie stichelte direkt in die Wunde. Dann die Nachricht mit ihrer Schwangerschaft, kein Wunder das auch er austeilte. Sie wischte sich mit ihrem Handrücken ihre Tränen weg und zitterte aufgewühlt. Sie wollte gerade nach ihrem Handy suchen um Takeru anzurufen, als sie erneut hörte wie jemand die Türe hereinkam. „Taichi-kun?“, wimmerte die junge Frau. „Hikari-schatz“, sagte Yuuko und sah traurig zu ihrer Tochter. „Ist Taichi-kun schon weg? Ich hätte dich doch nicht alleine mit ihm reden lassen sollen. Es ist wohl nicht so gut gelaufen was?“

„Mama“, seufzte die Braunhaarige, gleich schritt die junge Yagami zu ihrer Mutter „Du kennst doch deinen Bruder, der beruhigt sich schon wieder.“ Hikari ließ ihre Tränen weiterlaufen und ließ sich von ihrer Mutter trösten. Hoffentlich würde Taichi nicht so lange auf sie wütend sein, sie brauchte doch ihren großen Bruder und das Baby seinen Onkel. Sie musste einfach wissen, dass er hinter ihr stand, alles andere würde sie nicht verkraften.

 

 
 

*.:*゚・..:*Makoto*.:*゚・..:*

 

Es war so ein angenehmes, warmes Gefühl, endlich dieses zierliche Geschöpf in seinen Armen fühlen zu können. Als er vor zwei Jahren Amerika und somit seiner Familie den Rücken zugewendet hatte, hatte er auch seiner kleinen Schwester jeden Halt genommen. Gott. Er fühlte sich so schrecklich damit. Nicht nur mit ihren Eltern, sondern auch mit diesem Arschloch Michael hatte er sie alleine gelassen, nur, weil er unbedingt gegen seine Eltern und deren Ansichten ankämpfen wollte. Die Resultate lagen klar vor seinen Augen. Sie hatte sich komplett verausgabt, versuchte es ihren Eltern Recht zu machen und war dabei zusammengebrochen. Es wunderte den Tachikawa nicht, dass Michael die Gunst der Stunde nutzt und Mimi die Drogen untermischte. Von Beginn an war offensichtlich, was der Blonde wirklich wollte. Geld und Macht. Das Imperium der Tachikawas, verbunden mit dem seines Vaters. Besser konnte es für ihn gar nicht laufen. Dafür brauchte er nur Mimi. Seine kleine Schwester. Makoto war so wütend auf Michael. Aber noch wütender war er auf sich selbst. Er hatte sie alleine gelassen. In der wohl miestesten Umgebung, die er hätte für sie auswählen können. Hass auf sich selbst machte sich in ihm breit, während er die Kleinere näher an sich drückte. Ihr Schluchzen klang schmerzlich an sein Ohr und rutschte bis tief in sein Herz. Mit jedem Laut, welches sie von sich gab, war die Verzweiflung immer deutlicher zu vernehmen.

 

„Es tut mir so leid… Ich hätte dich niemals alleine lassen sollen…“, flüsterte er in die Haare der Tachikawa. Diese jedoch erwiderte nichts. Was sollte sie darauf auch sagen? Mimi konnte ihm nicht widersprechen. Nicht, dass sie ihn für die gesamte Misere verantwortlich machte. Aber sie brauchte ihn. Wahrscheinlich hätte er nicht alles verhindern können. Wahrscheinlich wäre auch Michael in ihr Leben getreten, selbst wenn er bei ihr war. Doch Makoto hätte dafür Sorge getragen, dass er niemals die Gelegenheit bekam, seiner kleinen Schwester weh zu tun. Etwas, was er komplett versäumt hatte, indem er das Land verlassen hatte. „I-Ich…schon gut… Du bist ja jetzt da…“, gluckste die Jüngere und schmiegte sich mehr an den Körper des Älteren.

 

Bestimmt an die zehn Minuten befanden sich die beiden in einer innigen Umarmung. Mimi konnte nicht anders, als den Moment gänzlich auszukosten. „Du solltest vielleicht ans Telefon gehen… Ich gehe davon aus, dass sich Koushiro-kun Sorgen macht…“, hauchte Makoto sanft in ihr Ohr. Mimi nickte nur zaghaft und löste sich widerwillig von ihrem großen Bruder. Dieser ließ seine Hände in der Hosentasche verschwinden, während die Jüngere ans Telefon ging und mit Koushiro sprach. Er ließ seinen Blick durch das sterile Zimmer streifen. Erleichterung machte sich in ihm breit, als er bemerkte, dass Mimi nicht alleine war. Ein Einzelzimmer würde sie nur noch mehr runterziehen. Makoto hoffte nur, dass sich ihre Zimmernachbarin benahm. Natürlich wurde er davon unterrichtet, dass sich Mimi zwar auf dem Weg der Besserung befand, aber trotzdem noch nicht gesund war. Das sah selbst der Ältere. Unauffällig musterte er den Körper von Mimi. Sie hatte abgenommen und wirkte allgemein sehr blas. Mimi war so schon immer ein heller Hauttyp, doch diesmal wirkte sie einfach nur ungesund.

 

„Oh, sie müssen Tachikawa-san sein“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihm, die ihn zum Zusammenzuckte brachte. Er drehte sich verwirrt um und sah in die blauen Augen der blonden Krankenschwester. „Ähm ja… das bin ich wohl…“ „Es freut mich, dass sie Mimi-chan besuchen konnten. Sie braucht jemanden, der für sie da ist. Leider konnten wir ihre Eltern nicht erreichen“, erklärte die Pflegerin. „Sie sieht nicht besonders gut aus. Sind sie sicher, dass sie auf den Weg der Besserung ist? Was wird hier mit ihr gemacht?“, entgegnete er ihre Aussage direkt mit einer Frage. Über seine Eltern wollte er nun wirklich kein Gespräch führen. „Wollen wir kurz?“, fragte sie an und führte den jungen Mann aus dem Zimmer, nachdem dies Mimi mit einem Nicken bestätigte.

„Mimi-chan hat letzte Woche eine Überdosis Heroin genommen und ihr Körper hat entsprechend reagiert. Wir konnten sie noch rechtzeitig reanimieren. Aber es war wirklich sehr eng. Danach haben wir einen kalten Entzug eingeleitet. Es war nicht leicht für sie und natürlich hat sie einige Zeit wirklich gelitten. Doch ihre kleine Schwester war wirklich tapfer. Dass sie heute schon aus dem Bett raus darf, freut selbst uns. Ihr Körper wird einige Zeit beanspruchen, bis er sich wieder regeneriert“, erklärte die Schwester einfühlsam. Makoto konnte sich vor Schock kaum rühren und sah nach wie vor fassungslos die Krankenschwester an. „Das ist ein Scherz, oder? Sie hat noch nicht mal gewusst, dass sie Drogen konsumiert! Und jetzt erzählen sie mir, dass sie beinahe gestorben wäre?“, fragte er aufgebracht. Doch auch er verlor jede Kontrolle und feuerte seine Faust gegen die Wand.

 

Mit einem Zähneknirschen fuhr er sich durch die Haare. Der Blick gesenkt, konnte er es nach wie vor nicht fassen. Wo war sie da nur reingeraten? Wie hatte es Michael geschafft, Mimi derart abhängig zu machen. Koushiro erzählte ihm, dass Mimi die gesamte Zeit angenommen hatte, Tabletten auf Grünteeextrakt-Basis zu nehmen. Sie hatte nicht einmal gemerkt, was sie wirklich nahm. Ihr musste es ihn Amerika wirklich schlecht ergangen sein. Mimi war nicht das Mädchen, welches einfach Drohen konsumierte, um an ihr Ziel zu kommen. Jedes Mal kämpfte sie. Wann würde das sein Ende finden? Makoto bereute im Moment nichts mehr, als seine kleine Schwester im Stich gelassen zu haben. Er biss sich auf die Unterlippe, wusste nicht, was er sagen sollte.

„Sie sollten sich keine Vorwürfe machen. Manchmal kommen junge Menschen mit Stresssituationen nur schwer zurecht“, erklärte sie. Makoto nickte stumm. Wie recht sie doch hatte. Doch es wäre anderes verlaufen, wäre er für Mimi dagewesen. Sie war nicht nur von ihren Freunden getrennt, sondern im Nachhinein auch von ihrem großen Bruder. Er fühlte sich schrecklich, hatte er sich doch geschworen, sie immer zu beschützen. Und nun hatte er so dermaßen versagt. Das würde ihn sicherlich nicht noch mal passieren. „Ist noch mit weiteren Komplikationen zu rechnen?“, fragte er zerknirscht. Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. „Ein Entzug ist nie einfach. Aber sie hat das Schlimmste hinter sich. Hier wird ihr geholfen, das Geschehene zu verarbeiten und sich an ein Leben ohne illegale Substanzen zu gewöhnen… allerdings…“ „Allerdings was?!“, fragte Makoto eindringlich.

 

„Machen sie ihr klar, dass es okay ist, auch mal unglücklich zu sein.“

 

Makoto kam nicht dazu, etwas auf die Worte der Älteren zu antworten. Denn bereits im nächsten Moment kam Mimi aus der Türe heraus und lächelte ihren Bruder fröhlich an. Es war kaum zu glauben, dass sie nach wie vor lächelte, obwohl sie bereits so viel hatte durchmachen müssen. „Michiru-san. Darf ich mit meinem Bruder in den Park raus?“, fragte sie an die besagte blonde Frau. Diese sah lächelnd zu Mimi, dann aber suchte sie den Blick ihres Bruders. Sanft nickte sie ihm zu. „Natürlich. Aber nur eine Stunde. Dann ist die Besuchszeit auch vorbei“, erklärte sie. Mimi nickte. „Was ist eigentlich mit Rei?“ Die Jüngste im Bunde wusste schließlich, dass ihre neu gewonnene Freundin heute Einzeltherapie hatte. „Alles okay. Wenn du wiederkommst, wird sie sicher auch da sein“, erwiderte die Blonde mit einem Lächeln.

 

„Supi! Dann zieh ich mich nur schnell um!“, trällerte Mimi dann fröhlich und verschwand für wenige Minuten nochmal in ihrem Zimmer. Makoto wartete unterdessen auf die Jüngere und ließ das vorangegangene Gespräch nochmal Revue passieren. Er musste dringend mit ihren Freunden über das Geschehene reden. Vor allem wollte er Michael zur Rechenschaft ziehen. Dieser Mann hatte dafür gesorgt, dass Mimi die Hölle ihres Lebens durchmachen musste. Makoto wusste, dass seine Handlungen an Körperverletzungen grenzten. Es wäre dem Tachikawa am Liebsten, Michael das Genick zu brechen. Doch er sollte büßen, für das, was er seiner kleinen Schwester angetan hatte.

Diese Woche war der blanke Horror für Makotos kleine. Für das, was Michael ihr angetan hatte, gab es keine Entschuldigung. Sie war am Boden angelankt und wieder aufzustehen brachte sie fast wieder um. Durch ihren unüberlegten Rückfall war alles in sie hereingebrochen. Wie ein Kartengerüst zerfiel ihr Leben. Die gesamte Zeit musste sie kämpfen. War es gegen ihre Eltern, gegen Michael, gegen das Schicksal oder gegen die Drogen. Bisher hatte sie noch keinerlei Ruhephase bekommen.

Mimi kannte es nicht, unglücklich zu sein. Stattdessen war sie die Fröhlichkeit in Person. Tagein und tagaus. Immer spielte sie das glückliche Mädchen. Nicht nur vor ihren Eltern oder vor Michael. Auch vor Taichi, Koushiro und den anderen. Es war für sie ein Schock, dass ihre lebhafte und fröhliche Art mit dem Konsum illegaler Substanzen lag. Heute konnte sie sich gut daran erinnern, wie es begonnen hatte. Nicht mit der ersten Tablette, sondern mit dem Tag, als sie ihr Bruder verlassen hatte. Er war es, der ihr in Amerika Halt gab. Als er sich gegen ihre Familie wandte, verlor auch sie ihn. Makoto könnte sich eine runterhauen für sein egoistisches Handeln. Er begann sich selbst zu hassen.

 

„Nii-san! Hallo?! Ist da jemand drin?“ Die quirlige Stimme seiner kleinen Schwester riss den Älteren aus den Gedanken. Geschockt sah er sie an, nickte dann aber. „Ist alles okay bei dir?“ „Ja, natürlich! Komm, lass und rausgehen!“, sagte er schnell und griff nach der Hand der Jüngeren. Sie folgte ihm verwirrt.

Es dauerte keine fünf Minuten, bis sie im Park angekommen war. Dort zeigte sich der Sommer noch immer von seiner schönsten Seite. Glücklich schritt Mimi durch das hohe Gras und genoss es, den Geruch des Sommers in sich aufnehmen zu können. Sie atmete tief ein und durch. „Herrlich! Ich war seit einer ganzen Woche nicht mehr draußen“, trällerte sie glücklich, während sich Makoto auf einer der Bänke niederließ. Mit einem Lächeln sah er zu Mimi, der es sichtlich guttat, wieder an der frischen Luft zu sein.

 

Nach weiteren fünf Minuten ließ sie sich neben ihrem Bruder nieder. Noch immer mit einem Grinsen auf den Lippen fixierte sie ihren Bruder. Langsam ging es ihm auf die Nerven. Er kannte Mimi ja, wusste, dass sie meist lächelte, anstatt zu weinen und Schwäche zuzulassen. Aber warum bei ihm? Warum war sie nicht einfach ehrlich und weinte? Es lagen inzwischen sicher tausend Steine auf ihrem Herzen. Wahrscheinlich schämte sie sich für ihren unbeabsichtigten Konsum, wahrscheinlich vermisste sie ihre Freunde und hatte Sehnsucht zu ihrer großen Liebe. Womöglich war sie sogar wütend auf ihn, doch nichts davon kam über ihre Lippen. Sie beschwerte sich nicht über die Situation, obwohl sie eindeutig nichts dafür konnte hier zu sein. Stattdessen nahm sie alles hin, ohne zu meckern. Dabei wirkte sie so müde und erschöpft. Makoto konnte hinter ihr Lächeln blicken, erkannte, dass es ihr schlecht ging und sie hier nicht sein wollte. Mit der Situation hatte sie sich abgefunden. Fuck. Sie hatte sich mit dieser verdammten Scheiß-Situation abgefunden. Makotos Hände krallten sich in den Stoff seine Jeans.

 

„Nii-san…? Was hast du?“, fragte sie einfühlsam nach und legte die Hand auf seine Schulter. In seiner Rage sah er die Jüngere nur wütend an. Diese wich sofort ein wenig zurück. „Verdammt Mimi! Hör auf damit!“ „W-Was meinst du?!“, fragte sie erschüttert. Hatte sie was falsch gemacht? Sie verstand nicht, was sie falsch machte. Warum er so wütend war. So kannte sie ihren Bruder gar nicht. „Damit! Mit diesem ganzen Schmierentheater. Hör auf mir vor zu machen, die ginge es gut! Dir geht es alles andere als gut! Das seh‘ ich dir doch an! Warum versuchst du mir vorzumachen, dass alles gut ist? Warum machst du mir keine Vorwürfe?!“ Die Verzweiflung brannte tief in der Seele des Älteren. Er biss sich auf die Unterlippe, während er in die verletzten Augen seiner Schwester sah.

„Warum sagst du sowas? Ich mache dir nichts vor…“, flüsterte sie, nun mit einer etwas traurigeren Stimme und senkte dabei den Blick. „Dir geht es also gut?“, fragte er nach. „Ja, verdammt!!! Was soll ich denn bitte machen?! Ich kann doch gar nichts an der Situation ändern, wenn ich jetzt Trübsal blase! Außerdem bin ich das nicht!“, schrie sie ihn nun an, während ihre Stimme immer brüchiger wurde. Die Mauer wurde brüchiger. Das bemerkte er sofort. Dieses Mädchen war innerlich schon gebrochen. Es brachte nichts, wenn sie ein falsches Lächeln auf die Lippen legte. Sie musste weitergehen und eingestehen, dass auch sie mal traurig sein durfte. „Du musst nicht immer so tun, als wärst du stark! Verdammt.“ „Ich hab nie gesagt, dass ich stark bin. I-Ich…“, und dann kamen ihr die Tränen, „…ich…ich will stark sein. Die letzten Wochen waren schrecklich und ich war in Amerika furchtbar einsam. Aber…aber ich kann nicht der Mittelpunkt eines jeden sein. Ich kann mich doch nicht immer auf andere verlassen. Ich muss auch mal alleine durch etwas durch. I-Ich…ich will einfach nicht…, dass man sich Sorgen um mich macht…“, schluchze die Tachikawa dann. Die Tränen flossen über ihre geröteten Wangen, während ihr gesamter Körper bebte.

 

Makoto ertrug es kaum, seine kleine Schwester so zu sehen. Sofort griff er nach ihrem Handgelenk und zog sie zu sich. Sanft umschloss er die Jüngere mit seinen Armen, während er spürte, dass ihre Hände sich in den Stoff seines Hemdes klammerten. „Du bist nicht alleine… Wir sind alle für dich da. Deine Freunde, genauso wie ich! Wir helfen dir dabei…“ Mimis Schluchzen wurde lauter. Sie schaffte es nicht, ihm zu antworten. Stattdessen gab sie sich einfach ihren Tränen und dem brennenden Schmerz in ihrem Inneren hin. Makoto streichelte ihr dabei behutsam über den Kopf. „…wir helfen dir dabei, ehrlich stark zu sein…“

Anteilnehmende Freundschaft


 

Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück.

Marcus Tullius Cicero

 

 
 

*.:*゚・..:*Sora*.:*゚・..:*

 

Nervös wartete die Trägerin der Liebe im Wohnzimmer der WG darauf, dass Koushiro sie abholen würde. Heute war ein besonderer Tag. Heute würde es nach Abikot gehen, in die Entzugsklinik in der Mimi bereits seit drei Wochen wohnte. Dort war so etwas wie Tag der offenen Tür und die Freunde wollten Mimi besuchen um zu sehen, wie es ihr ging und welche Fortschritte sie bisher gemacht hatte. Sie wusste, dass bisher nur Makoto sie zu Gesicht bekam, denn er war schon vorgefahren und durfte die Brünette als Familienmitglied schon vorab besuchen. „Na bist du sehr aufgeregt?“, fragte Luna bei Sora nach, als sie ebenfalls das gemeinsame Wohnzimmer betrat. Die Takenouchi nickte „Ja, ich hoffe es ist ihr Recht, dass ich sie auch besuchen fahre, nach allem...na ja du weißt ja was passiert ist“, murmelte die Rothaarige und knabberte an ihrem Daumennagel.

 

„Eines versteh ich ja immer noch nicht ganz, wie konnte Mimi-chan denn nicht mitbekommen, was sie da tagtäglich zu sich nahm?“, fragte die Grünhaarige bei der Rothaarigen nach und setzte sich zu ihr auf die Couch. „Na ja...Mimi-chan ist eben manchmal sehr naiv, sie schenkt schnell Menschen – auch wenn sie es gar nicht verdienen ihr Vertrauen und hinterfragt oder misstraut dem dann auch nicht. Sie sieht stets das Gute, dass jemand böse oder schlechte Gedanken hat, das kommt ihr schlichtweg nicht in den Sinn“, klärte die Rothaarige ihre Mitbewohnerin auf, während sie seufzte und traurig auf den Boden schaute. „Ihre gutgläubige Art habe ich auch oft ausgenutzt, egal was ich erzählt habe, sie hat mir immer geglaubt, deshalb war es auch ziemlich einfach für mich die Geschichte mit Serena zu erzählen. Ihr kam gar nicht der Verdacht, dass ich das alles nur erfunden hatte, sie vertraute mir eben und jetzt weiß ich nicht, ob sie mit jemals wieder vertrauen wird. Ich wollte sie nie bewusst belügen oder gar verletzten...wirklich...“, fuhr die Rothaarige betrübt fort. „Na ja... du kannst es nur Stückweise versuchen. Es kann Monate, manchmal Jahrelang dauern das Vertrauen eines Menschen zu gewinnen, doch es braucht nur Sekunden um es wieder zu zerstören“, erwiderte die Grünhaarige und griff nach der Hand ihrer Mitbewohnerin. „Ich habe so vieles gesagt, ohne es zu meinen. So vieles getan ohne nachzudenken, und dabei so viel zerstört ohne es zu merken. Ich habe die drei wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren und weiß nicht, wie ich das je wieder gut machen soll.“ „Das du jetzt nach Abikot fährst um sie zu besuchen ist schon mal ein erster richtiger Schritt, gib ihr die Zeit die sie braucht alles andere findet sich schon“, versuchte die quirlige Grünhaarige der Größeren Hoffnung zu schenken. Sora nickte betrübt „Ja, vielleicht hast du Recht“ erwiderte sie und bemühte sich zu Lächeln.

 

Soras Handy klingelte, eilig schnappte sie sich ihr Mobiltelefon das auf dem Wohnzimmertisch lag und nahm das Gespräch entgegen. „Ja Hallo?“ „Sora-chan wir sind da, kommst du runter?“ hörte sie ihren rothaarigen Freund durch die andere Leitung fragen. „Ja gib mir eine Minute, dann bin ich unten, bis gleich“, damit beendete die junge Frau das Gespräch und stand gleich darauf von der Couch auf um zum Wohnungsflur hinüber zu gehen. Sie kramte nach ihrer Handtasche, ließ ihr Handy darin verschwinden, schlüpfte in ihre Schuhe und zog sich in eine leichte rote Sommerjacke über. „Danke, dass du mir zugehört hast“, nuschelte die Rothaarige zum Abschied, während sie die Grünhaarige in eine Umarmung zog. „Ah...keine Ursache, grüß mir Mimi-chan lieb von mir.“

„Ja, das mache ich, das wird sie sicher freuen“, erwiderte die Größere und löste sich von der Umarmung mit der Kleineren, sie öffnete die Türe und winkte der Grünhaarigen zum Abschied.

 

Sora ging gerade durch die Haustüre, als sie auch schon das Auto von Yamato sah. Er würde also auch mitfahren. Damit hatte sie nicht gerechnet. Koushiro stieg aus und begrüßte die Ältere mit einer knappen Umarmung. Yamato und Taichi, der auf dem Beifahrersatz saß, nickten ihr kurz zu und wanden ihren Blick darauf wieder nach vorne zur Straße. Zügig setzten sich die beiden Rothaarigen wieder auf die hinteren Sitzplätze und Yamato fuhr los.  „Wie lange brauchen wir eigentlich bis Abikot?“, fragte die junge Frau in die Runde „Laut Navigationssystem brauchen wie zwei Stunden“, erklärte der Rothaarige und zeigte auf das Gerät welches an der Autoscheibe klebte. „Also bitte, ich brauche sicher keine zwei Stunden“, erklärte der Blonde. „Du brauchst vielleicht eineinhalbstunden“, lachte der Braunhaarige „Willst du mich beleidigen? Ich schaffe das in einer Stunde“, prahlte der Musiker und lachte ebenfalls. Wenigstens die Beiden sprachen miteinander, denn ansonsten wurde in dem Auto und während der Fahrt nicht sonderlich viel gesprochen. Taichi und Koushiro schwiegen sich noch mehr an als vorher, was da wieder vorgefallen war, wusste die Rothaarige nicht. Der Braunhaarige sprach auch nicht mit Sora, genauso wenig wie Yamato. Also ein richtig tolle Autofahrt stand ihr bevor, aber Sora war dankbar, dass ihr Exfreund sie überhaupt mitnahm und Koushiro war froh, nicht nur mit den beiden Herren die Fahrt über sich ergehen lassen zu müssen. „Hast du nochmal mit Hikari-chan gesprochen?“, fragte der Blonde bei seinem besten Freund nach, dieser verneinte „Ich will hier nicht darüber reden“, murmelte er zurück und verengte seine Augen zu schlitzen. „Okay, solltest du aber trotzdem bald machen...Sie würde sich sicher freuen.“ Sora wurde stutzig und hellhörig. Was war denn zwischen dem Geschwisterpaar vorgefallen? Sie ärgerte sich, früher wäre er sicher zu ihr gekommen, wenn ihn was belastete, aber diese Zeiten waren wohl vorbei. Sie fragte sich, ob er jemals wieder über ernste Dinge mit ihr reden würden. Sein Vertrauen hatte sie maßlos ausgenutzt und der junge Mann war noch lange nicht so weit ihr zu Verzeihen oder ihr gar wieder zu Vertrauen, wenn er es überhaupt jemals wieder tun würde.

 

Nach einer Stunde und zwanzig Minuten schaffte es der Blonde tatsächlich Abikot zu erreichen. Unglaublich. Er fuhr als wäre er auf der Flucht. Sora hielt sich nicht nur einmal panisch am Gurt fest, wie sie seinen Fahrstil schon immer gehasst hatte, aber sie schwieg, alles andere hätte nur zum Streit geführt und das wollte sie nicht. „Eine Stunde und zwanzig Minuten, ich bin fast schon enttäuscht“, witzelte der Braunhaarige zu seinem besten Freund und schnallte sich ab. „Ja, wenn dieser Pisser von LKW nicht fünf Kilometer vor mir hergefahren werde, den ich nicht überholen konnte, hätte ich es auch in einer Stunde geschafft“, schnauzte der Blonde und zog sein Schlüssel aus dem Zündschloss. „Echt? Sowas enttäuscht dich Taichi-kun, mich enttäuschen ganz andere Dinge“, stichelte der Computerfreak nach und stieg aus. Sora konnte nur ein kurzes Knurren von dem Braunhaarigen aufschnappen, ehe der blonde Musiker kurz seine Hand auf die Schulter des Jüngeren ablegte „Komm scheiß drauf“, nuschelte der Blonde „Hoffentlich hält der die Klappe!“ brummte der Yagami und öffnete die Beifahrertür. „Er wird sicher nichts tun, dass Mimis Zustand verschlechtern wird, alleine deshalb wird er nichts sagen, okay?“, versuchte der Blonde Taichi zu besänftigen, der nickte leicht. Okay. Was hatte sie nun wieder verpasst? Irgendwas Gravierendes musste in der WG vorgefallen sein. Verdammt wie sie es hasste, wenn sie nichts mehr mitbekam. Freiwillig würde wohl keiner der beiden Herren mit ihr sprechen, aber vielleicht würde Koushiro ihr was verraten, wenn sie unauffällig fragen würde und bei Hikari sollte sie sich auch unbedingt nochmal melden.

 

Was keiner der vier – nicht mal der Fahrer selbst bemerkte war, dass sie die gesamte Zeit verfolgt wurden. Nur wer verfolgte die vier?

 

Taichi ging vorneweg, da er als Einziger schon mal hier war. Stumm folgten ihm alle. Taichi betrat die Entzugsklinik und hielt Yamato die Tür entgegen, der hinter ihm stand. Zielgerecht schritt der Braunhaarige an die Rezeption und sprach mit der blonden Dame, die er wiedererkannte. „Hallo...wir sind hier um Mimi-chan zu besuchen. Schön zu wissen, dass sie noch leben“, begrüße der Brünette die Rezeptionistin ein wenig flirtend. Sora nahm ein Knurren ihres rothaarigen Freundes war und besah ihn kritisch. Die blonde Frau lächelte den Brünetten an „Nehmen sie doch schon mal im Aufenthaltsraum Platz“, erwiderte sie und zeigte auf besagtem Raum „Alles klar, machen wir.“

 

Die vier Freunde saßen im Aufenthaltsraum, sahen sich argwöhnisch um und studierten den Ort

und deren Einwohner genau. Sora konnte nicht anders, als immer mal wieder unauffällig zum Braunhaarigen rüber zu sehen. Er sah besorgt und aufgeregt aus, spielte die ganze Zeit mit seinem Handy und versuchte sich abzulenken. Das Knirschen der Türe holte alle Freunde aus ihren Gedanken und sie richteten ihre Aufmerksamkeit auf diese, als ein bekanntes Gesicht auftachte, standen die vier Freunde augenblicklich auf. Makoto begrüßte die Freunde zurückhaltend und bat sie darum sich erst nochmal kurz hinzusetzen. „Wie geht es Mimi-chan?“, hakte der Informatiker als erstes nach. „Wann kommt sie?“, wollte Taichi wissen. „Sie weiß doch, dass wir alle hier sind, oder?“, fragte auch Sora nach. „Hey! Beruhigt euch alle mal. Mimi-chan wird gleichkommen, aber ich wollte erst nochmal in Ruhe mit euch reden.“

„Mimi geht es gar nicht gut, oder?“, richtete der Braunhaarige die Frage direkt an Makoto. Der Ältere schüttelte seinen Kopf. „Nein...beschissen wäre wirklich noch geprahlt. Sie ist wirklich vollkommen am Ende. Sie ist leider hier in der Klinik rückfällig geworden“, klärte der Tachikawa die Freunde auf. „Was?“ fragten alle vier im Chor nach. „Aber wie kam sie denn an Ecstacy-Pillen ran?“ fragte der Braunhaarige aufgebracht nach.

 

Makoto schüttelte seinen Kopf. „Sie hat leider etwas anders konsumiert, aber wie sie darangekommen ist, verrät sie nicht.“ „Aber was hat sie denn dann genommen?“, wollte Koushiro auf der Stelle wissen. „Heroin. Eine lebensgefährliche Überdosis“, murmelte der Ältere. Geschockt sahen sich die Freunde an, konnten kaum begreifen welche Nachricht sie gerade bekamen. Mimi eine Überdosis Heroin? Nein, das passte doch überhaupt nicht zusammen. „Lebensgefährlich?“, flüsterte die Rothaarige ungläubig. Makoto nickte „Ja... sie musste reanimiert werden und machte danach eine Woche einen kalten Entzug durch, dies ist erst eine Woche her, dem entsprechend geschwächt ist sie noch, erschreckt euch nicht. Sie ist sehr blass, dünn und schwach“, versuchte der Älteste die Freunde auf den aktuellen Stand zu bringen. Das waren Informationen mit denen keiner der Beteiligten gerechnet hatte, auch ihnen entglitt gänzlich ihr Gesichtsausdruck.

 

Fassungslos fuhr der Braunhaarige mit seinen Händen durch sein Gesicht, stützte seine Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Yamato fixierte besorgt seinen besten Freund, während er langsam verstand in welche Hölle Mimi sich eigentlich die ganze Zeit befand. Sora fing gleich an zu weinen und versuchte sich zu beruhigen, während Koushiro nur ungläubig den Kopf schüttelte. „Ich wollte mit euch reden, sie wird hier noch voraussichtlich zwei Wochen bleiben, dann wird sie vorerst entlassen. Ich habe mit meiner Verlobten gesprochen und mich beurlauben lassen, da ich in der nächsten Zeit in Tokio bleiben werde. Aber sie wird uns alle brauchen. Bekommt ihr das hin? Ohne Stress? Ohne Gezanke? Ohne Streit? Denn das verkraftet sie nicht, wenn ihr euch nicht zusammenreißen könnt, haltet euch von ihr fern. Ich meine das ernst. Sie braucht Freunde, auf die sie sich verlassen kann, eine feste Konstante und nichts Anderes. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“ Alle nickten einstimmig, Taichi sah zu seinen Freunden, zu Koushiro, zu Sora, nickte erneut mit seinem Kopf und sah eindringlich zur Makoto der den Blick des Yagamis erwiderte. Hier hatte Eifersucht, Missgunst oder Rachegefühle nichts zu suchen, das alles war Gift für die Jüngere. Sie würden nichts tun, was ihre Gesundheit erneut gefährdete, darüber brauchten sie nicht zu sprechen, es gab Sachen die mussten nicht gesagt werden. „Du kannst dich auf uns verlassen Makoto-san, wir werden geschlossen hinter Mimi stehen und für sie da sein“, versprach der Braunhaarige. Die Freunde nicken zustimmend.

 

Dann erklang das Knirschen der Tür erneut und Mimi kam in den Aufenthaltsraum. „Hallo Leute“, murmelte sie schwach. Sofort sprang Sora von der Couch auf, lief zur Brünetten und zog sie in eine Umarmung. Ihr war alles egal, was sie gesagt oder getan hatte, ob sie noch wütend war oder nicht. In diesem Moment wollte sie ihrer jüngeren Freundin beistehen und ihr zeigen, dass wenn sie auch vieles falsch gemacht hatte, dennoch hier für sie da sein würde, um vielleicht ein bisschen Schaden wieder gut zu machen. Auch Koushiro stand gleich hinter der Takenouchi und begrüßte die Brünette mit einer liebevollen Umarmung. „Na komm mal her“, murmelte der Computerfreak „Schön, das ihr da seid“, erwiderte die Brünette und sah ihn mit Tränen in den Augen an, die sie aber gleich mit einem Ärmel verschwinden ließ. Auch Yamato begrüßte die Jüngere inniger als normal und drückte sie fest. „Wir sind stolz auf dich, okay?“, flüsterte der Blonde und ließ die Jüngere wieder los. Dann blickte Taichi zu Mimi, zog sie zu sich und hielt sie fest „Du bist nicht allein. Ich bin hier, dann kann dir nichts passieren“ sprach er leise und spürte wie die Brünette zaghaft mit dem Kopf nickte.

 

Was keiner der Freunde ahnte war, dass sie die gesamte Zeit über beobachtet wurden...

 

 
 

*.:*゚・..:*Yamato*.:*゚・..:*

 

Es war ungewohnt, sich in einer solchen Institution wiederzufinden. Noch nie hatte sich Yamato direkt mit Drogen und deren Konsum beschäftigt. Stattdessen hielt er sich davor lieber fern. Gerade in der Musikbranche war es nämlich so, dass Drogen gerne zu sich genommen wurden. Auch Yamato hatte bereits die ein oder andere Pille angeboten bekommen. Doch vehement lehnte er den Konsum solcher Substanzen ab. Es war einfach in seiner Branche, an besagte Mittelchen zu kommen. Leider sah man auch den einen oder anderen Zerfall bekannter Gesicht. Erschreckend, wenn man bedachte, dass dies nur damit zusammenhing, dass sie versuchten ihr Leben zu managen und dafür eben alles versuchten. Der Erfolg fiel schließlich nicht vom Himmel und man musste dafür auch aktiv arbeiten. Es war anstrengend, stressig und kräfteaufreibend. Der Blonde hatte durchaus Verständnis für Personen, die es nicht schafften, dem Druck standzuhalten. Doch lieber gab er seinen Traum auf, anstatt seine Gesundheit am seidenen Faden hängen zu haben.

 

Ein weiterer Grund bestätigte sich mit dem Besuch in der Entzugsklinik. Sie unterschied sich kaum von einer Psychiatrie oder einem Krankenhaus. Allgegenwärtig war der sterile Geruch, den man auch aus den Krankenhausaufenthalten kannte und lernte, ihn zu hassen. Nach wie vor konnte es der junge Musiker nicht fassen, dass ausgerechnet Mimi diejenige war, die sich hier besuchten. Mimi. Die Frohnatur schlechthin. Auch er war wütend auf Michael, wenn er darüber nachdachte, was Joe ihnen vor wenigen Wochen berichtet hatte. Dieser Mistkerl hatte ihr tatsächlich heimlich Drogen untergeschoben und die Tachikawa bemerkte es nicht einmal. Sicher war diese Tatsache ein wenig naiv, aber wer glaubte schon daran, dass der eigene Freund einen Drogen unterschieben würde. Der Modestudentin musste es schrecklich gehen.

 

Besonderes als er hörte, was Mimi die letzten Wochen hatte durchmachen müssen, stockte nicht nur ihm, sondern auch allen Beteiligten der Atem. Sein Blick ging automatisch zu seiner Exfreundin, der die Tränen in die Augen brannten. Dann wand er diesen zu Taichi, seinem besten Freund. Yamato bemerkte seine verkrampfte Haltung, sah, wie er wütend die Zähne knirschen ließ und das Gesicht verzog. Yamato konnte sich wirklich gut vorstellen, wie es im Inneren des Yagami aussehen musste. Er wollte sich nicht einmal in seine Lage versetzen, doch konnte er nicht anderes. Allein sich vorstellen zu müssen, dass Sora sowas durchmachen musste, bereitete ihm Übelkeit in der Magengegend. Richtig. Sora und er waren nicht mehr zusammen. Doch noch immer war die Rothaarige ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Er würde genau dieses geben, um die die Trägerin der Liebe zu beschützen. Aber so war es mit all seinen Freunden und mittlerweile fand auch er sich damit ab, nur ein Freund für die hübsche, angehende Modedesignerin zu sein. So war das Leben eben. Sie würden nicht wieder zueinander finden. So schwer es auch war.

Aber Tatsache war, dass er Taichis Zorn durchaus verstehen konnte. Koushiro wirkte bei dem Informationsfluss wesentlich entspannter, hatte er doch viel mit Makoto interagiert und kannte bereits einige Detail. Zumal er auch mit Mimi regen Kontakt hielt und fast täglich mit ihr telefonierte. Auch etwas, was für Taichi nur schwer zu akzeptieren war. Nicht nur einmal erwischte der Musiker seinen besten Freund dabei, wie er an Koushiros Türe die Telefonate mit der Tachikawa belauschte. Er konnte es sogar verstehen. Er wollte wissen, wie es seinem Mädchen ging und da Taichi und Koushiro noch immer nicht gut miteinander konnten, versuchte er eben auf andere Art und Weise an Informationen zu kommen.

 

Mit Mimis Erscheinen erhellten sich allmählich die Gemüter. Sie alle erkannten, dass die Tachikawa abgenommen hatte. Die junge Frau wirkte auch nicht unbedingt gesund. Trotzdem hatte sie ein Lächeln auf den Lippen. Sie freute sich, die anderen zu sehen. Auch auf den Lippen des Ishida zeichnete sich ein deutliches Lächeln ab, als er beobachten konnte, wie die Anspannung von Taichi abfiel, als er die junge Frau in seine Arme schließen konnte. Ähnlich ging es auch den anderen. Sora weinte, was auch Mimi zum Weinen brachte. Die Information, dass Mimi beinah an einen Rückfall gestorben wäre, war für alle Beteiligten ein Schock. Selbst für den blonden Musiker. Allein die Vorstellung, einen so wichtigen Menschen zu verlieren, würde ihnen allen einen Schlag verpassen.

 

Auch Yamato schloss die Brünette herzlich in seine Arme. Sanft strich er der Jüngeren über den Rücken, wobei er deutlich ihre Wirbelsäule spüren konnte. Gott. Dieses Mädchen musste dringend mehr essen. Doch er wollte gar nicht wissen, was sie alles an Alternativ-Präparaten schlucken musste, um den Entzug erfolgreich überstehen zu können. Er war nur froh, dass es ihr gut ging. „Es ist schön, dass es dir gut geht...“, erklärte er mit einem aufrichtigen Lächeln. Die Angesprochene nickte lächelnd. „Ja, ich bin auch froh!“, lachte sie. „Ah! Ich würde euch gerne jemanden vorstellen!“, sagte die junge Frau schnell und ging zur Türe. Der Blonde verfolgte ihre Handlungen und sah, dass sie draußen eine Hand packte. „Komm schon! Stell dich nicht so an!“, murrte die Braunhaarige. Sie zog ein Mädchen mit knallrotem Haar in den Raum, die sich unsicher den Arm neben Mimi rieb. Das Mädchen wirkte schüchtern und zurückhaltend. Zumal sie einen trübseligen Blick draufhatte. Aber Gott. Sie sah wirklich gut aus. Das musste selbst Yamato zugeben und bekam prompt warme Wangen.

 

„Das ist Rei-chan. Sie hat mir hier die ganze Zeit geholfen.“ „Freut mich euch kennen zu lernen!“, hauchte die Rothaarige und verbeugte sich förmlich. Yamato starrte die Rothaarige förmlich an. Selbst seinem besten Freund entging der direkte und intensive Blick nicht. Der Braunhaarige grinste und drückte dem Blonden seinen Ellenbogen in die Seite. „Genau dein Typ, was?“, lachte der Yagami keck. „Was?“, fragte Yamato vollkommen aus den Gedanken gerissen. Sein Blick suchte den von seinem besten Freund. „Ich weiß nicht, was du meinst!“, murrte der Angesprochene nur und verschränkte die Arme vor der Brust, während er zur Seite blickte. Taichi lachte nur kurz und zuckte mit den Schultern. „Na, wenn du das sagst“, erwiderte er.

 

Gemeinsam gingen sie in eines der anliegenden Cafés, wo sie sich an einen gemütlichen Tisch breitmachten. Yamato ließ sich neben seinem besten Freund und Rei nieder, die noch immer ein wenig distanziert sowie auch unsicher wirkte.

 

„Wie geht es dir, Mimi-chan?“, erklang die Frage von Koushiro, der vor der Angesprochenen selbst saß. Mimi sah leicht lächelnd zu ihrem Bruder, bevor sie den Blick von ihrem geliebten Computer-Nerd erwiderte. „Ich bin auf dem Weg der Besserung. Ich hoffe, dass sie mich bald entlassen werden“, erzählte sie munter. Taichi wirkte gar ein wenig bedrückt, während er die Jüngere musterte. Ihm war anzusehen, dass ihm die Entwicklung der Jüngeren gefiel, er sich trotzdem sorgte. „Wir müssen dringend eine Party schmeißen, wenn du wieder zurück bist!“, schoss es aus dem Yagami heraus. „Aber schön ohne Alkohol!“, mahnte Makoto an. Mimi hob die Augenbrauen. „Hey! Warum keinen Alkohol?!“, fragte sie ganz direkt. „Also ganz ehrlich. So wie du aussiehst, würdest du nicht einmal ein Bier vertragen!“, kam es dann aus einer Richtung, die wohl alle Beteiligten verwunderte. Mit verschränkten Armen sah Rei zu ihrer neu gewonnenen Freundin und trank, als ob nichts wäre, ihren Tee. Mimis Augenbraue zuckte gefährlich in die Höhe. „Das muss ich mir von einem Junkie wie dir echt nicht sagen lassen!“, erwiderte Mimi angesäuert. Was die Anwesenden nicht wussten, war, dass die beiden Mädchen immer so miteinander umgingen. „Außerdem siehst du nicht besser aus!“, schob sie hinterher. „Ich vertrage trotzdem mehr als du!“, sagte Rei erneut. „Boah Rei! Kannst du bitte woanders deine tolle Laune verbreiten?!“, fragte Mimi genervt. „Du hast mich doch eingeladen?“ „Und? Jetzt bist du eben wieder ausgeladen!“, kam es trotzdem von der Tachikawa, die ihre Arme vor der Brust verschränkte. Doch lange hielten es die beiden jungen Frauen nicht aus. Die Gesichter der anderen waren zum Schießen. Sie schienen wirklich zu glauben, dass sie sich wirklich stritten. Selbst Yamatos Gesicht wirkte angespannt, als die beiden Frauen loslegten. Genauso schockiert sah er drein, als die beiden Mädchen kicherten. „Was war das denn eben? Seid ihr noch ganz normal?“, fragte Sora aufgebracht. Sofort fixierte Rei die Takenouchi. Sie winkte ab. „Mach dich mal locker! Wenn man hier ist, kann man sowas nur mit Galgenhumor nehmen!“, erwiderte sie keck. Beeindruckend, wie Yamato fand.

 

„Wow, da hast du aber eine interessante Freundin gefunden!“, lachte nun auch Taichi und rammte erneut seinen Ellenbogen in die Seite seines besten Freundes. Dieser war nach wie vor beeindruckt von der Rothaarigen. Mit einer solchen Art war er noch nie konfrontiert worden. Diese junge Frau war das komplette Gegenteil von Sora. Sie sagte offen heraus, was sie dachte und versuchte es nicht jeden Recht zu machen. Etwas, das ihn wirklich imponierte. „Ja, die beiden sind der Wahnsinn. Solange wie sie sich nicht gegen dich verbünden!“, wand nun auch Makoto ein und nahm einen Schluck von seinem Milchkaffee. „Du bist doch selbst schuld.“ „Da muss ich Mimi-chan wirklich recht geben“, pflichtete auch Rei bei. Makoto verdrehte nur die Augen. „Weiber. Ich hab nur gesagt, dass ihr euch wärmer anziehen soll und schon bricht der dritte Weltkrieg aus!“, erwiderte er. Yamato folgte dem Gespräch gar nicht. Stattdessen sah er weiterhin Rei an, die sich motiviert an der Diskussion beteiligte. Dass sie gemeinsam mit Mimi in dieser Klink war, musste zwangsweise bedeuten, dass auch sie der Drogensucht verfallen war. Anderes als bei der Brünetten musste er davon ausgehen, dass sie diese Präparate womöglich freiwillig konsumierte. Ein Umstand, der ihm überhaupt nicht zusagte. Trotzdem fand er dieses Mädchen wahnsinnig interessant. Sie wirkte so taff, wobei er sicher war, dass sie das nicht in jeder Lebenslage war.

 

„Mimi-chan. Was hältst du davon, wenn wir nach deinem Aufenthalt hier endlich dein Geburtstagsgeschenk einlösen?“, fragte der Blonde dann an die Jüngere gewandt. Mimis Augen bekamen ein unverwechselbares Strahlen. „Oh ja! Das würde ich wirklich gerne!“, erwiderte sie glücklich. „Das Geburtstagsgeschenk? Was hast du denn bekommen?“, fragte Rei nun interessiert in die Runde. Die blauen Augen von Yamato fingen die Roten der Kleineren auf. „Wir haben ihr eine Songaufnahme in einem Musikstudio geschenkt. Zu ihrem Geburtstag“, erläuterte er. „Du musst wissen, dass Mimi eine wahnsinnig gute Sängerin ist. Wir wollten einfach, dass sie das auch mal professionell machen kann“, hing sich nun auch Sora in die Erzählungen mit hinein. Doch Rei reagierte darauf gar nicht. Augenblicklich fragte sich Yamato, ob diese wohl etwas gegen Sora hatte. Schließlich erwiderte sie kaum was auf die Worte der Takenouchi und würdige dieser auch keinen Blick. Der junge Mann konnte sich wirklich gut vorstellen, dass Mimi mit Rei über bestimmte Dinge ihres Freundeskreises geredet hatte und er konnte ihr noch nicht einmal einen Vorwurf machen. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie es sein musste, gefangen an einen solchen Ort zu sein. Sie hatte niemanden zum Sprechen und das, obwohl Mimi doch immer de soziale Interaktion suchte. Sie litt wahrscheinlich mehr darunter, als unter den eigentlichen Entzug an sich. Das erste Mal verspürte er echtes Mitleid für die Jüngere. Selbst für Rei. Jemand der in die Drogenszene abrutschte, machte dies nicht ohne Grund. Es war meistens so, dass es etwas Schlimmes im Leben gab, was zu solchen Handlungen führte. Keiner zerstörte seinen Körper aus freien Willen.

 

„Rei-san…? Wirst du auch mit Mimi-chan entlassen?“, fragte Koushiro die Rothaarige ganz direkt. Diese lächelte nur schwach und schüttelte den Kopf. „Nein. Die Kleine hat ein wenig mehr Glück als ich“ „Ach komm schon. Wenn alles läuft, musst du maximal zwei Wochen länger als ich bleiben. Du wirst es schon überleben“, sagte nun auch Mimi. „Studierst du auch?“, fragte Taichi neugierig. Rei nickte. „Ja. Ich bin eigentlich im vierten Semester meines Physik-Studiums. Allerdings musste ich das kurzerhand unterbrechen.“ „Rei-chan ist toll! Sie hat sich selbst einliefern lassen! Sowas zeugt von wahrer Stärke!“, kam es loben von der Tachikawa. Unsicher strich sie Rei eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wenn sie an ihren gemeinsamen Rückfall vor einer Woche zurückdachte, zog sich bei der Rothaarigen alles zusammen. Sie biss sich auf die Unterlippe und konnte nichts erwidern. Das schlechte Gewissen zog sich wie ein dunkler Schatten über ihr Gemüt. „Und sie hat mich die ganze Zeit unterstützt!“, trällerte Mimi weiter. „Mimi. Lass das. Du weißt ganz genau, dass erst ich dafür gesorgt habe, dass du…du…“, flüsterte Rei verzweifelt. „Was meint sie?“, fragte nun auch Taichi an Mimi gewandt. Diese wirkte gar etwas überfordert mit der Frage. „I-Ich bin schuld an Mimis Rückfall!“, sprach sie aus.

 

„Bitte was? Wie meint sie das?“, fragte nun auch Sora und fixierte die andere Rothaarige am Tisch. Diese saß mittlerweile in voller Anspannung den Freunden von Mimi gegenüber. Diese sah nur zu Rei rüber und schien die anderen beteiligten komplett auszublenden. „Rei-chan…das stimmt doch nicht…“, flüsterte Mimi traurig. „Hallo? Kann uns mal wer aufklären?!“, fragte Taichi aufgebracht. „I-ich…ich geh jetzt!“ Mit schnellen Bewegungen stand Rei auf, legte einen bestimmten Geldbetrag auf den Tisch und stürmte aus dem Café. Die Tachikawa bis sich auf die Unterlippe. „Hast du durch sie…?“, stammelte Koushiro die Frage. Doch ehe Mimi überhaupt nur zur Antwort ansetzen konnte, trat Makoto gegen die Tischkante. Die Besucher zuckten zusammen, als sie den drohenden Blick des Älteren kassiert bekamen. Richtig. Sie begangen in einer Wunde zu bohren, die nicht aufgerissen werden durfte. „Vergiss es einfach…“, schlussfolgerte dann auch Yamato. „Ihr werdet das schon unter euch geklärt haben. Wichtig ist, dass es dir wieder besser geht…“, sprach der Rocker weiter. Doch Mimi schien durch Reis Aufbruch unruhig zu werden. „I-Ich... Ich schau mal nach ihr. Ich komm gleich wieder!“, erklärte sie kurzerhand, als auch sie aufstand und ihrer Freundin folgte. Überrascht sahen die Freunde der Braunhaarigen nach. „Oh man…“, seufze Taichi nur und senkte den Blick. Verdammt. Sie waren mal wieder mega unsensibel gewesen. Das würde alles noch ein Kampf werden.

 

Wieder einmal dachte Yamato über die rothaarige Frau nach. Dass diese ausnahmsweise nicht Sora war, wunderte selbst ihn. Aber vielleicht war das ein Zeichen dafür, endlich über die Takenouchi hinwegzukommen.

 

Die Gruppe zuckte zusammen, als sie von draußen einen hallenden Schrei erklingen hörten. Allen Anwesenden war klar, dass es sich dabei nur um die schrille Stimme von Mimi handeln konnte. Noch schneller als ihr eigener Bruder waren es Taichi und Koushiro, die von ihren Stühlen aufsprangen und diese mit einem lauten, klirrenden Geräusch zu Boden fallen ließen. Den Kellner ignorierend, stürmten sie aus dem Café heraus, dicht gefolgt von Makoto, wie auch Sora und Yamato.

 

Sie ahnten alle noch nicht, mit welchem Wiedersehen sie konfrontiert werden würden. Der Albtraum stand direkt in der Türe, ohne je geklingelt zu haben.

Kontrollverlust...


 

Wer seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat,

den haben seine Gefühle unter Kontrolle.

Willy Meurer

 

 
 

*.:*゚・..:*Taichi*.:*゚・..:*

 

Als ob eine Vase zerschlagen wurde, klang ein klirrendes Geräusch an seine Ohren. Dicht gefolgt von einer männlichen Stimme, die er wohl unter Tausenden wiedererkennen würde. Es reichte bereits aus, in den Gang des Cafés zu schreiten, um das ganzen Spektakel sehen zu können. Taichis Blut geriet in Wallungen, als er Mimi erkannte, gepresst an die Wand, verängstigt, schockiert, starr und die Reste einer Blumenvase in der Hand. Zu ihren Füßen kniete ein junger, blonder Mann. Blut tropfte ihm von der Schläfe, Scherben lagen verteilt am Boden. Doch sein Blick blieb bei der jungen Frau. Seinem Mädchen. Die Tachikawa wirkte in diesem Moment mindestens genauso gebrechlich, wie die zerstörte Blumenvase in ihrer Hand. Sie wurde direkt mit ihrem Albtraum konfrontiert. Der Mann, der sie genau an diesen Punkt gebracht hatte. Der Mann, der sie zerbrach wie besagte Blumenvase.

 

„Du kleines Miststück! Was bildest du dir eigentlich ein?!“, brüllte Michael sie an und packte grob ihr Handgelenk. Er schien noch nicht einmal zu bemerken, dass sie nicht mehr alleine waren. Stattdessen agierte er brutal und einschüchternd. „W-Was…machst du hier?!“, hörte der Yagami noch die verzweifelte Stimme, bevor er nur noch sein Herz, anstatt seinen Verstand handeln ließ.

„Lass sie sofort los, du Dreckskerl!“, hörte man die laute Stimme von Taichi. Erst jetzt bemerkte der Amerikaner sowie dessen Exfreundin, dass sie nicht mehr alleine waren. Heftig packte Taichi den hinteren Kragen von Michaels Hemd und schleuderte diesen förmlich von der Tachikawa weg. Diese rutschte nur zitternd die Wand herunter, während dicke Tropfen ihrer Tränen ihre Wangen herunter kullerten. Sofort eilten Sora und Koushiro zu der Brünetten. „Es ist alles gut, Mimi!“, hauchte Koushiro einfühlsam und nahm die Kleinere sofort in seine Arme. Mit klopfenden Herzen legte auch Sora die Hände an den Rücken ihrer besten Freundin und streichelte diesen behutsam. Das Schluchzen der Braunhaarigen hallte durch den Gang. „Oh Gott, Mimi!“, hörte man nun auch die Stimme von Rei, die scheinbar gar nicht so weit vom Ort des Geschehen entfernt zu sein schien. Schnell eilte auch sie zu ihrer Freundin und musterte sie besorgt. Immer wieder sprach sie liebe Worte auf die Jüngere ein, nur um sie von den Geschehnissen abzulenken, mit welchen sie soeben konfrontiert worden war.

 

In Taichi selbst brannte alles wie Feuer. Dieser Mistkerl war es, der Mimi nur ausgenutzt hatte, um an das Erbe der Tachikawas zu kommen. In Heimtücke hatte er der jungen Frau Drogen untergeschmuggelt, während sie, naiv und lieb wie sie war, Vertrauen in sein Handeln setzte und diese ohne Bedenken nahm. Dieser Mensch hatte es zu verantworten, dass sie im Streit mit ihren Eltern auseinanderging und keinen Kontakt mehr zu ihnen pflegte. Michael sorgte dafür, dass Mimi der völligen Abhängigkeit zerfiel und ohne den Konsum der Drogen nicht konnte. Das Resultat endete in der Klink beinahe mit ihrem Tod. Allein die Vorstellung, dass Mimi wegen dem ganzen Scheiß nicht mehr leben könnte, nicht mehr in ihre goldbraunen Augen blicken oder ihr Lächeln sehen zu können, brachte sein Blut immer mehr in Wallungen. Dieser Drecksack hatte es nicht verdient, auch nur einen Zug von der Luft zu atmen, die sie alle zu sich nahmen. Er hatte in den Augen des Yagami so viel mehr als einen bloßen Schlag in die Fresse verdient. Nun war die Zeit gekommen, ihm eine Lektion zu erteilen, die er so schnell nicht wieder vergessen würde.

 

„Oh, der schimmernde Ritter kommt, um die drogenabhängige Prinzessin zu retten?“ Zynisch nahm Michael die Worte in den Mund und sah Taichi nur abschätzend an. Makoto und Yamato standen zunächst nur unbeteiligt an der Seite. Es verlief alles in Sekundenschnelle. Michael hatte soeben den letzten Geduldsfaden des Yagami gerissen. Mit einem lauten Schrei stürmte dieser auf den Blonden zu und schlug ihn mit der blanken Faust ins Gesicht. Wieder einmal spuckte der Blonde Blut, wirkte aber unbeeindruckt. Er richtete sich schwerfällig auf, während er Taichi mit einem Grinsen fixierte. „Was? War das etwa schon alles? Mehr hast du nicht drauf? Vielleicht hätte ich der guten Mimi noch ein Paar Mittelchen mehr geben sollte. Aber wer weiß. Vielleicht hab ich ihr ja das ein oder andere Mal auch die Mittel gegeben, die auch Sora dir gegeben hat?“, lachte der Blonde amüsiert. Es war offensichtlich, dass er versuchte den Brünetten zu provozieren. Und das klappte wirklich hervorragend. Taichi schoss sich direkt darauf ein. Allein daran zurückzudenken und sich vorstellen zu müssen, was dieser widerliche Kerl mit Mimi getan haben musste, reichte, um ihn wahnsinnig vor Wut zu machen.

 

„Taichi! Nicht!“, klang nur der schallende Ruf seines besten Freundes an sein Ohr, kurz bevor der Brünette auf Michael zustürmte. Er schlug einfach blind drauf zu. In sein Gesicht, auf seinen Oberkörper, auf seinen Kopf. Es war ihm vollkommen gleichgültig, ob er mit seinen Schlägen dafür sorgen könnte, dass Michael das nicht überlebte. Dieser Typ hatte es nicht verdient zu leben.

„Los wehr dich, du Arschloch!“, brüllte Taichi wütend, kurz bevor er einen Tritt mit dem Knie in der Magengrube spürte und zurücktaumelte. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Du…“, knurrte der Yagami, doch ehe er sich versah, bekam selbst er einen Schlag ins Gesicht verpasst. Just in dem Moment, wie auch Taichi zu Boden ging, sah Mimi auf. Mit geweiteten Augen beobachtete die Tachikawa, wie er aufkam. Keuchend und kurz Blut spuckend richtete er sich auf. Dass Michael sich nun wehrte, brachte auch Yamato dazu, in seiner Bewegung zu stoppen. Alle beteiligten hatten womöglich nichts dagegen, würde Michael hier tot zusammenbrechen. Dass er nun auch Taichi schlug, brachte das Fass zum Überlaufen. „Ich bring dich um!“, brüllte Taichi nun, als er erneut auf Michael zustürmte und ihn zu Boden schlug. In Taichis Rage schaffte es der Blonde nicht wirklich, sich zur Wehr zu setzten. Stattdessen hob er einfach nur seine Arme, um schwerwiegende Verletzungen als Folge ausschließen zu können. Doch schlug Taichi auch weiterhin auf ihn ein, würde das nur wenig Nutzen mit sich bringen.

 

Er bemerkte in seinem Hass nicht, wie sich Mimi an das Oberteil des Izumi krallte und nur verzweifelt zu der Auseinandersetzung der beiden jungen Männer sah. Taichi war blind vor Wut. Er blendete vollkommen aus, welche Konsequenzen sein Angriff nicht nur für ihn, sondern für Mimi, seine Schwester, einfach jeden in seiner Umgebung bedeuten würde. Doch Mimi wurde es klar vor Augen gehalten. Ihr war bewusst, dass sie nicht viel im Leben brauchte. Ihre Freunde. Koushiro – ihren besten Freund. Ihren Bruder und ganz klar Taichi. Mit jedem Schlag, den er austeilte, fühlte sie sich ein Stückchen weiter von ihm entfernt. Er kannte innerlich die Konsequenzen, ignorierte sie jedoch. Mimi nicht. Sie begann gar noch mehr zu weinen und vergrub sich erneut in den Armen von Koushiro. „Mach, dass sie aufhören!“, weinte sie bitterlich. Verwundert sah Koushiro zu seiner besten Freundin runter. „Mimi-chan? Michael hat es nicht anderes verdient!“, kam es mit ernster Stimme von Sora. Rei strich der Tachikawa über den Rücken. „Bitte…w-wenn…wenn er weiter macht…d-dann…“ Mimi schluchze verzweifelt. Sanft streichelte der Rothaarige über ihre Haare. „Er wird ihn aus deinem Leben verbannen… dann kannst du das alles ruhig verarbeiten…“, flüsterte der Computer-Nerd. „N-Nein…dann…dann verliere ich ihn…“, flüsterte Mimi weinend. Für einen Moment sahen die Freunde nur verwirrt zu der Tachikawa, als Koushiro klar wurde, was sie meinte. Sie hatte Recht. Sie handelten alle emotional, keiner verschwendete einen rationalen Gedanken. Mimi handelte auch emotional. Doch in eine ganz andere Richtung. Sie dachte nur daran, dass sie Taichi brauchte. Würde er Michael weiter verletzten…gar noch weitergehen, würde er im Gefängnis landen.

 

„Haltet ihn auf!“, rief nun Koushiro an Makoto und Yamato gewandt. Beide wirkten verwirrt. „Haltet ihn auf! Wenn er weitermacht, bringt er ihn noch um und dann werden wir Taichi sehr lange nicht sehen können!!!“, schrie der Rothaarige weiter. Schockiert rissen sich nun auch die Augen der anderen beiden jungen Männer auf. Ihnen wurde klar, was er meinte.

 

Unterdessen rührte sich Michael kaum noch unter dem Yagami. Nach wie vor war diese blind vor Wut, agierte in seiner eigenen kleinen Welt. Hier war es an ihn, Mimi zu beschützen und sie vor allen Gefahren zu bewahren. Michael gehörte zu einer besagter Gefahren. Er hatte es nicht verdient zu leben, nachdem er der Tachikawa so viel Kummer bereitet hatte. Wut auf sich selbst mischte sich unter die Gefühle des Yagami. Die letzten zwei Jahre hatte er sich nur um seine Belange gekümmert, hatte kaum mit Mimi geschrieben und sich in seinem eigenen Liebeskummer vergraben. Noch nicht einmal in Amerika bemerkte er, dass sie Drogen konsumierte und gänzlich anders war, als das Mädchen, welches damals sein Herz erobert hatte. Sie hatte sich selbst verloren und nicht er war es, der ihr die Hand reichte, um sie aus der Dunkelheit zu befreien. Nicht einmal Koushiro konnte das oder Makoto. Sie musste sich ganz alleine daraus helfen. Wie er es doch hasste, handlungsunfähig zu sein und nichts tun zu können. Diesmal. Diesmal würde er Mimi beschützen.

 

„Hör auf, Taichi!!!“, holte ihn sein bester Freund aus den Gedanken. Gepackt von zwei starken Armen wurde der Yagami von Michael runtergezogen. Er bemerkte, wie Sora die Telefonnummer eines Notarztes rief. „Was soll das?! Seid ihr bescheuert?! Der Kerl hat es nicht anderes verdient! Ich bring ihn um!!! Ich bring ihn um!!!!“, rief der Braunhaarige aus und versuchte mit aller Kraft erneut auf Michael zu stürmen. Dieser hatte mittlerweile das Bewusstsein verloren und lag leblos vor ihnen am Boden. Sora war schockiert, als sie den leblosen Körper von Michael betrachtete. Gott, war er tot?! „Verdammt, Taichi! Siehst du nicht, dass er schon am Ende ist?! Wenn du so weitermachst, wird das schwerwiegende Konsequenzen haben!!!“, schrie ihn Yamato an, während er Unterstützung von Makoto erhielt, den Yagami festzuhalten. „Das ist mir scheiß egal!!! Der Kerl ist dafür verantwortlich, dass Mimi hier gefangen ist! Er hat es nicht anderes verdient!“, brüllte Taichi wütend.

 

Er bemerkte gar nicht, dass Koushiro von seinem Platz aufgestanden war und Rei Mimi überließ, welche schwesterlich die Arme um die Jüngere legte. Koushiro hielt nichts mehr auf seinen Hintern, zu wütend war er über das egozentrische Verhalten des Yagami. Anstatt groß Worte auszusprechen, war es diesmal der Rothaarige, der die Hand zur Faust ballte und diese voller Wucht in das Gesicht des Yagami schlug. Yamato und Makoto ließen diesen sofort los, so dass der Braunhaarige einige Schritte taumelnd zurückschritt. „Geht’s dir zu gut oder was?“, fragte der Geschlagene aufgebracht.

 

Koushiro selbst hielt sich den Handballen, während er aufgebracht den Yagami, seinen Konkurrenten, bezogen auf Mimi, musterte. „Du bist doch komplett bescheuert! Verdammt, Taichi!!!  Wenn du weiter auf ihn einschlägst verreckt dieses Arschloch! Und glaub mir, ich will nichts sehnlicher als dass dieser Kerl aus dem Leben von Mimi verschwindet. Aber denkst du auch mal an sie?! Verdammt! Mimi brauch dich!!!

Der Blick des Politikwissenschaftsstudenten glitt automatisch zu der noch immer schluchzenden Tachikawa. Weinte sie etwa wegen ihm? Weil er so ausgeflippt war? Hatte sie nun womöglich Angst vor ihm, weil er so stark die Kontrolle verloren hatte? Gott. Was war er nur für ein Vollidiot? Er hatte den Schlag von Koushiro wirklich verdient. Sein Blick ging zu Michael. Erleichtert sah man, dass dieser noch atmete. Zwar sehr flach und schwach, aber er atmete. Taichis Atem ging selbst schwer, als er wieder zu seinem Freund sah. Sein Handeln würde mit Sicherheit Konsequenzen haben. Da konnte er sich sicher sein. Michael war ein intrigantes Arschloch. Er hatte es darauf abgezielt, den Yagami zu provozieren und ihn aus der Haut fahren zu lassen. Noch nicht einmal dumm, wenn Taichi einmal rational darüber nachdachte. Wenn er selbst aus dem Verkehr gezogen wurde, würde er Mimi nur halb so gut beschützen können. Augenblicklich dachte Taichi auch an seine schwangere kleine Schwester zurück. Verzweifelt fuhr er sich mit der Hand durch das Gesicht. Was hatte er nur wieder angestellt? Mal wieder hatte er gehandelt, ohne groß darüber nachzudenken. Nun wurde ihm deutlich vor Augen gehalten, wo er womöglich landen würde. Aus dem Gefängnis aus würde er weder Mimi beschützen, noch für seine kleine Schwester da sein können…

 

„Verdammt…“, flüsterte er nur zähneknirschend.

 

Nur wenige Minuten später erreichte nun auch der Krankenwagen das Café. Auch die Polizei war vor Ort, doch keiner der Beteiligten erzählte davon, dass Michael von Taichi zu zugerichtet worden war. So konnte dieser zunächst bei seinen Freunden bleiben, nachdem er notdürftig verarztet wurde. Noch immer konnte er nicht fassen, dass er auf das falsche Spiel des Amerikaners herausgefallen war und womöglich noch andere davon die Leidtragenden sein würden. „Ich glaube es ist besser, wenn sie gehen würden…“, erklang plötzlich die blonde Pflegerin von Mimi und Rei. Diese besah sich Mimi kritisch. Die Tachikawa zitterte nach wie vor am ganzen Körper und schien sich kaum beruhigen zu können. Taichi bereute es, so agiert zu haben. Andererseits hatte es Michael gar nicht anderes verdient. Er ließ sich auf einen der Stühle nieder. Mit einem traurigen Blick konnte er beobachten, wie Mimi von der Pflegerin eine Spritze verabreicht bekam. Nach und nach beruhigte sich das Mädchen, schien dabei aber auch in den Armen von Rei einzuschlafen. „Tachikawa-san. Würden sie Mimi-chan in ihr Zimmer bringen?“, fragte sie an Makoto gewandt. Dieser nickte nur. Betroffen sah er zu den Freunden von Mimi. „Tut mir echt leid, Leute…“, hauchte er und nahm seine Schwester in die Arme. Auch Rei erhob sich, nur um mit einem vielsagenden Blick die anderen zu verabschieden. Dabei striff sie unauffällig die Augen von Yamato und folgte dann der Pflegerin, sowie dem Tachikawa-Geschwisterpärchen.

 

„Das ist wohl gänzlich in die Hose gegangen…“, erklang dann die Stimme von Koushiro, der sich neben Taichi niederließ. Der Blick des Braunhaarigen ging zu der Hand seines Nachbars. „Die sieht ganz schön geschwollen aus…“, murmelte er. Koushiro lachte schwach. „Das liegt an deinem Dickschädel.“ Taichi musste leicht lachen. „Ja… da hast du wohl Recht…“, erwiderte er nüchtern, während er seine Hände durch die braune Wuschelmähne fahren ließ. Verdammt. Was hatte er da nur angestellt?

 
 

*.:*゚・..:*Koushiro*.:*゚・..:*

 

Nachdem sich die Gemüter etwas entspannten, begannen alle Beteiligten nachzudenken. Sie saßen noch zu viert im Café an einem runden Tisch und überlegten wie es weitergehen sollte. „Wie konnte Michael Mimi-chan hier nur finden?“ fragte Sora und sah die drei jungen Männer nacheinander an. „Keine Ahnung, vielleicht ist er uns gefolgt?“ mutmaßte der Braunhaarige. „Aber sowas hätte ich doch gemerkt, wenn mir die gesamte Strecke über das gleiche Auto in der Geschwindigkeit hinterher fahren würde...“ grübelte der Blonde und hielt seine Stirn in Falten. „Egal er hat sie gefunden, jetzt müssen wir uns schleunigst was überlegen. Die Polizei wird sicher bald anfangen Fragen zu stellen und uns einzeln Verhören“ argumentierte der Rothaarige sachlich. „Na und? Dann Schweigen wir eben alle, sowie bisher“ kam es angesäuert aus dem Brünetten. „Das klappt solange bis Michael im Krankenhaus zu sich kommt und dich wegen Körperverletzung anzeigt“ erwiderte die einzige Frau am Tisch. „Dann muss Mimi-chan Michael zuerst wegen Körperverletzung anzeigen und das er hier in der Entzugsklinik quasi eingebrochen ist“ schlug Yamato vor „Genau und das er Mimi erneut Angst gemacht hat“ stimmte die Rothaarige ihrem Exfreund zu. „Richtig! Schon sehen sie das ich aus Notwehr gehandelt habe.“ Alle drei Freunde sahen argwöhnisch zu ihrem ehemaligen Anführer. „Du? Das wäre dann wohl eher Mimis Part, aber nicht deiner“ erwiderte der beste Freund des Brünetten, während er sich durch die kurzen blonden Haare fuhr. Die Situation war wirklich verzwickt.

 

Koushiro hörten den Diskussionen seinen Freunden aufmerksam zu und obwohl manche Vorschläge nicht verkehrt waren. Sie alle bedachten das Offensichtliche nicht. „Es ist viel mehr die Frage, ob ihr überhaupt jemand glauben wird. Ich meine wir kennen Mimi-chan, aber wer wird ihr denn die Geschichte abkaufen, dass sie nichts davon wusste, dass sie Drogen konsumierte. Zumal Michael das Gegenteil behaupten kann und dann steht Aussage gegen Aussage und wir haben keine Beweise“ stellte der Rothaarige die Fakten auf den Tisch. Soweit hatte bisher keiner der Freunde gedacht. Michael war ein gerissenes Arschloch aber leider auch ziemlich Intelligent.

„Aber wir sind doch mehr oder weniger Zeugen, reicht das denn nicht?“ fuhr es aufgebracht aus dem Brünetten und fixierte den Rothaarigen, den Kopf nur schüttelte. „Wir müssen uns genau überlegen was wir als nächstes tun, damit der Schaden nicht noch größer wird. Stell dir mal vor Mimi-chan sitzt im Zeugenstand sagt aus, erzählt allen möglichen Leuten was passiert ist, während Michael alles dementiert, sich als Opfer darstellt, Mimi als Lügnerin abstempelt und das Gericht ihm nachher noch glaubt?!“ redete sich der Computerfreak in Rage, während er zunehmend angespannter wirkte und eine verkrampfte Körperhaltung einnahm. „Das würde sie komplett zerstören“ nuschelte der Brünette betrübt und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Warum hatte er es nur so weit kommen lassen? Er hatte Mimi dadurch mehr geschadet, als dass er ihr geholfen hatte.  „Aber ich könnte doch zumindest aussagen, dass er mich gezielt aufgesucht hat und mir Drogen gegeben hat...Dann wäre zumindest klar, dass er des Öfteren illegale Substanzen mit sich herum führt“ schlug die Takenouchi vor und schaute Koushiro an, den Blick der anderen Beiden ignorierend. „Er könnte das Gegenteil behaupten! Außerdem hast du sie tatsächlich genutzt und Taichi somit außer Gefecht gesetzt, somit könnte Taichi auch aus Rache gehandelt haben und gleichzeitig könnte man dich noch gleich mit bestrafen.“ „Dieses miese Schwein hat das alles prima durchdacht, er scheint uns immer einen Schritt voraus zu sein...“ schoss es wütend aus dem blonden Musiker. „Aber wir können doch nicht nichts machen und ihn ungeschoren davonkommen lassen!“ schrie es aufgebracht aus dem Brünetten, während er wütend mit den Fäusten auf den Tisch schlug, dabei machte der komplette Kaffeesatz einen Sprung und die Hälfte des Geschirrs fiel klirrend zum Fußboden.

 

Koushiro überlegte verzweifelt wie er für dieses Problem eine Lösung finden sollte. Da war es deutlich einfacher ein Virusgeschädigte Festplatte zu konfigurieren, anstatt zu überlegen wie sie Michael überlisten sollten. „Ich glaube das Beste wäre du zeigst dich selber an und entschuldigst dich bei Michael“ schlug der Computer-Nerd vor.  Dem jungen Mann fiel augenblicklich alles aus dem Gesicht. „Das ist jetzt aber nicht dein Ernst?! Ich werde mich doch nicht bei dieser miesen, hinterhältigen Ratte entschuldigen“ fuhr es aufgebracht aus dem Braunhaarigen. „Doch und zwar mit der Faust in der Tasche“ entgegnete der Blonde und sah eindringlich zu seinem besten Freund. „Das war bisher der beste Vorschlag, man Taichi bisher bist du noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, hast einen festen Wohnsitz, studierst was Vernünftiges, wenn du Reue zeigst und dich selbst anzeigt, kann das Straflindern wirken“ versuchte auch der Blonde seinen besten Freund rational anstatt emotional agieren zu lassen. „Ich weiß nicht...Ich weiß ich bin zu weit gegangen, aber Fakt ist, dass es mir nicht leidtut. Ich hoffe es geht ihm jetzt so richtig schlecht, dass er sich krümmt vor Schmerzen und das für lange Zeit“ zischte der Braunhaarige verärgert. „Taichi-kun das ist uns klar und er hat es auch nicht anders Verdient nach allem was passiert ist, aber wir müssen jetzt versuchen rational zu denken“ versuchte auch die Rothaarige den Träger des Mutes zu überzeugen. „Als Verteidigung könntest du dann immer noch angeben, dass Michael deine Freundin belästigt hat und dir deshalb die Sicherungen durchgebrannt sind und ja Koushiro ich weiß sie sind kein Paar, aber dies könnte man nachher zu Gunsten von Taichi auslegen und darum geht’s gerade.“ schoss es gleich aus dem blonden Musiker heraus.

 

Koushiro nickte daraufhin hin nur. Er wusste wie Yamato dies meinte und sicher hatte er auch mit der Argumentation Recht, aber scheiße alleine die Vorstellung sie als festes Paar zu sehen, schnürte seine Eifersucht erneut, aber sie hatten Makoto ein stilles Versprechen gegeben und er würde alles dafür tun, damit es der Brünetten bald besserginge, außerdem wollte er Taichi auch nicht im Gefängnis sehen, sie standen zwar Beide auf das gleiche Mädchen, aber deshalb hatte er nicht gleich die Gefängnisstrafe verdient. Wenn einer in den Bau wandern sollte, dann war es Michael. „Passt auf! Wir holen uns einen verdammt guten Anwalt, ich kenne da einen absoluten Haifisch, er ist ein Bekannter meiner Eltern. Eigentlich mag ich den nicht so, aber seinen Beruf hat er nicht verfehlt. Er gewinnt fast alle seiner Fälle und gemeinsam überlegen wir uns eine Strategie“ schlug Koushiro vor und sah in die Runde und ließ seinen Blick bei dem jungen Yagami ruhen. Taichi nickte „Wir haben doch schon ganz andere Dinge gemeistert, dann lassen wir uns doch nicht von einem Schwein wie Michael besiegen“ erwiderte er bissig. „Wir müssen nur zusammenhalten. Einen Finger kann man brechen, eine Faust nicht!“ erwiderte Yamato und ließ seine Hand in die Mitte des Tisches ruhen, daraufhin folgte auch Taichi und legte seine über diese von Yamato ab, dann Sora und schließlich auch Koushiro. „Wie sagen die Musketiere: Einer für Alle“ fuhr Taichi fort „Und Alle für einen“ erwiderte die restlichen drei im Chor. „Okay ich mache alles was der Anwalt mir sagt, scheiße notfalls gehe ich vor dem Mistkerl auf die Knie“ erwiderte der Brünette verärgert und rollte dabei mit seinen Augen. „Okay, dann werde ich gleich mal telefonieren. Wollt ihr schon nach Mimi-chan sehen?“ fragte der Rothaarige in die Runde. Geschlossen nickten die Freunde und sie verabredeten sich in Mimis Zimmer.

 

Koushiro dachte noch lange an das Gespräch mit seinen Freunden zurück, daran wie Taichi auf Michael losgegangen war, ein Stück weit war er froh, dass dem eingebildeten Amerikaner mal so richtig die fresse poliert wurde, aber die Konsequenzen waren Verheerend und jetzt musste sie schnell eine Lösung finden, bevor Michael wieder bei Kräften war und zum Gegenschlag ansetzen würde. Der Rothaarige war sich sicher, dass Michael mit dieser Handlung des Braunhaarigen gerechnet hatte, schließlich hatte der Blonde bereits Bekanntschaft mit Taichis Faust in New York gemacht und sicher war es auch dem Amerikaner nicht entgangen, dass Taichi für Mimi mehr als nur freundschaftliche Gefühle hegte. Somit spielte Taichi dem Amerikaner geradezu in die Hände. Aber sie würden nicht aufgeben und das Feld räumen. Sie würde kämpfen mit fairen Mitteln und sie würde es schon irgendwie schaffen. Es konnte doch schließlich nicht angehen, dass das Böse gewinnt.

 

Der Rothaarige telefonierte erst mit seiner Mutter, ehe er die Nummer des bekannten Anwalts bekam. Koushiro klärte den Anwalt über alle Fakten auf und bat ihn um Hilfe. Er nahm das Mandat an und versicherte für Taichi die Verteidigung zu übernehmen. Das Honorar war nicht gerade wenig, aber auch dafür würden sie schon gemeinsam eine Lösung finden. Der Anwalt schlug vor, dass Taichi gleich am nächsten Tag vorbeikommen sollte, damit er alles aus seiner Sicht erfuhr um besser agieren zu können. Er teilte Koushiro mit für den heutigen Tag die Füße still zu halten und gegenüber der Polizei sollten sie erneut auftauchen keine Informationen preiszugeben, da alles nur gegen ihn verwendet werden würde. Der Rothaarige beendete das Gespräch und mit klopfendem Herzen ging er aus das Zimmer der Brünetten zu. Taichi teilte ihm vorab noch mit welche Zimmernummer das Mädchen hatte, da er bei der Anreise das Zimmer schon gesehen hatte. Ein Zustand den ihr ärgerte, aber das Mimi so oft ihn anrief war gewiss etwas das den Braunhaarigen ärgerte, somit waren sie auch wieder quitt.

 

Der junge Izumi klopfte vorsichtig an, ehe er die Türe zum Mädchenzimmer öffnete. Das kleine Doppelzimmer war ganz schön überfüllt. Rei saß auf ihrem Bett, während sich Yamato zu ihr gesellte, Sora stand etwas hilflos im Zimmer und musterte die Kleinere besorgt. Makoto und Taichi saßen beide jeweils auf einer Betthälfte der Brünetten, während sie der Jüngeren beim unruhigem schlafen zu sahen. Mimi wirkte vollkommen erledigt. Der Tag hätte so schön werden können, er sollte ihr neue Kraft schenken, ihr zeigen das es bergauf ging, doch stattdessen hatte der Tag neue Probleme einher gebracht. Irgendwie war Koushiro erleichtert, dass die Braunhaarige schlief, nichts von der grausamen Realität mitbekam, denn sobald ihre Augen wieder geöffnet waren, würde der Alptraum erneut beginnen. Wie viel konnte ein einziger Mensch verkraften?

 

Sie blieben noch eine ganze Weile im Zimmer der Mädchen, bis Mimi nach zwei Stunden schwerfällig ihre Augen öffnete. Die Gedanken an den vergangenen Tag holten sie sofort ein und sie begann gleich sich aufrecht hinzusetzen. „W-wo ist er?“ fragte die Jüngste in der Runde ängstlich nach und hielt sich schützend ihre Decke vor die Brust. „Er ist im Krankenhaus“ klärte Makoto seine Schwester auf. Mimi nickte „A-aber er...“ „Ja...er lebt...!“ beantwortete Taichi gleich die Frage und beendete somit ihren Satz. Mimi sah zu Taichi rüber, einen Augenblick sahen sie sich nur still und schweigend an, ehe die Brünette ihre Hand hob und Taichi an seiner aufgeplatzten Lippe berührte. Sanft fuhr sie mit ihrem Daumen über die Wunde des Brünetten, dieser schloss seine Augen, genoss den kurzen Moment der Berührung, ehe er die Augen öffnete und die Jüngere besorgt ansah. „Gehts denn einigermaßen?“ hakte er bei der Tachikawa nach. Sofort fing die Jüngere an zu Weinen und hielt sich krampfend am Shirt des Älteren fest. „Ich darf dich nicht verlieren, du musst bei mir bleiben hörst du?“ schluchzte die Jüngere verzweifelt. Sofort zog der Braunhaarige das Mädchen in seine Arme und hielt sie fest, während er der Jüngeren beruhigend über den Rücken strich. „Ich werde bei dir bleiben, du wirst mich nicht verlieren. Okay?“

 

Koushiro beobachtete sie und fixierte das Bild genau. Auch wenn es Beiden noch nicht klar war, ihm dämmerte es schmerzlich, dass der Braunhaarige derjenige war der das Herz der Tachikawa vollends erobert hatte und das sie zusammengehörten. Er ging langsam aus dem Zimmer raus, er brauchte einen Moment für sich. Der Informatiker lehnte sich von außen mit dem Kopf gegen die Türe an. Das Leben hatte seine eigenen Spielregeln, es scherte sich nicht darum, wie viele zurückgeworfen worden, wie viele mit einem gebrochenem Herzen zurückblieben. Sie musste selbst dafür sorgen, dass sie an der Last nicht zerbrachen. Aber Teufel nochmal, wenn Mimi einen Entzug überstand, konnte er ja wohl auch mit ein bisschen Liebeskummer fertig werden. Oder?

 

...und die Konsequenzen.


 

Wenn wir uns von der Vorstellung lösen, es müßte immer so weitergehen wie bisher, dann laden uns plötzlich tausend neue Möglichkeiten zu neuem Leben ein.

Jochen Mariss

 

 
 

*.:*゚・..:*Joe*.:*゚・..:*

 

 

„Es hat alles so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe“ „Wirklich? Dafür hast du dich grün und blau schlagen lassen? Verdammt, Michael! Du hast einen gequetschten Lungenflügel, gebrochene Rippen, eine Gehirnerschütterung und von deinem Gesicht will ich gar nicht erst anfangen. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob es das alles wirklich wert war!“, fluchte eine rauchig klingende Frau. „Warum? Du willst doch auch nicht, dass die beiden zusammenkommen?“ „Dich deshalb halb umbringen lassen ist aber auch nicht das Wahre!“, murrte die junge Frau und spielte mit ihrem schwarzen Haar. Joe kannte die Stimme der jungen Frau irgendwoher, wagte es aber nicht, in das Krankenzimmer hineinzusehen.

 

Der angehende Arzt hatte bei seiner Schicht in der Ambulanz mitbekommen, wie Michael in das Krankenhaus eingeliefert wurde. Als er erfuhr, woher er kam, war dem Kido direkt klar, woher die Blessuren des Blonden herrührten. Wobei Blessuren tatsächlich ein harmloses Wort waren, wenn man bedachte, dass der Amerikaner auch einen Bruch in seinem Oberschenkel hatte und weiter Prellungen am ganzen Körper. Das folgende Gespräch mit Koushiro gab ihm dann Gewissheit darüber, dass er mit seiner Vermutung Recht hatte. Nur einem seiner Freunde war bedauerlicherweise ein solcher Kontrollverlust zuzutrauen. Mist verdammt. Sie spielten dem Amerikaner direkt in die Karten. Und nun musste er sich auch noch dieses abscheuliche Gespräch anhören. Nach wie vor kam er nicht darauf, um wen es sich bei seiner Gesprächspartnerin handeln musste. Fakt war jedoch, dass ihm die Stimme seltsam vertraut vorkam.

Schlimmer als das, waren jedoch die Inhalte des Gespräches. Es war ein abgekartetes Spiel. Michael hatte den Yagami bewusst provoziert, um eine solche Eskalation heraufzubeschwören. Es hätte viel schlimmer ausgehen können, doch das momentanen Resultat war auch nicht unbedingt gut. Denn dem Brillenträger war klar, dass es für Taichi schwer werden würde – selbst mit einem renommierten Anwalt – aus dieser Geschichte ungeschoren davon zu kommen. Wäre er nicht aufgehalten worden, hätte er den Exfreund seiner großen Liebe ohne zu Zögern umgebracht. Das wusste auch Michael. Zumal Joe nicht glaubte, dass dieser ohne einen guten Anwalt vor Gericht ziehen würde. Denn Geld hatte er schließlich zur Genüge. Und Joe fiel partout nicht ein, wie er ihm helfen sollte. Er könnte Michael mit einem Kissen ersticken. Das wäre wohl für alle das beste gewesen. Doch seine Zukunft, sein Leben und alles, was damit im Zusammenhang stand, wollte er dann doch nicht gefährden.

 

„Ich werde gesund. Die Anzeige wird den Yagami noch jahrelang verfolgen. Zumal er zugeschlagen hat. Würde mich nicht wundern, wenn das auch der guten Mimi Angst gemacht hat. Vielleicht fliegt das Täubchen ja ganz alleine zurück in meine Arme!“ Das widerliche Lachen des Blonden forderte den Würgereiz des Brillenträgers geradezu heraus. Er knurrte leise, als ihm plötzlich ein Handy entgegengestreckt wurde. Überrascht sah er zu seiner Freundin, die ihn unbeeindruckt ansah. „Was soll ich mit dem Handy?“ Die Angesprochene legte nur den Kopf schief. „Nimm ihn auf. Ich weiß. Das ist kein Beweismaterial, was man vor Gericht gegen ihn verwenden kann. Aber vielleicht finden deine Freunde und du einen anderen Weg, es zu nutzen. Schaden kann es zumindest nicht!“, argumentierte die Blonde, die ihr langes Haar zu einem lockeren Dutt gebunden hatte. Sie war wirklich eine außerordentliche Schönheit. Noch immer konnte er nicht glauben, einen solchen Engel für sich gewonnen zu haben.

 

Und dazu noch einen unglaublich intelligenten Engel. „Du bist ein Genie!“, kam es sprudelnd, aber flüsternd über die Lippen des angehenden Arztes. Schnell griff er sie an ihrer Hüfte und zog sie zu sich, um ihr einen liebevollen Kuss aufzudrücken. Wie nichts Anderes zu erwarten, erwiderte sie diesen. Sie kicherte leise. „Ich weiß!“ Joe lächelte verliebt, bevor er wieder von ihr abließ und zu dem Handy blickte. Schnell hatte er die Memo-Funktion gestartet und hielt das Handy nah an die geöffnete Zimmertüre, um dem Gespräch weiter zu folgen.

 

„Wie willst du nun weiter vorgehen?“, fragte die Frau, die man nicht erkennen konnte. „Ich zeige den Kerl an. Außerdem wird es Mimis Eltern sicher brennend interessieren, dass sie in einer Entzugsklinik ist!“, lachte er. „Ihnen wird das sicher nicht gefallen. Mir kann schließlich niemand nachweisen, dass ich ihr die Drogen unterjubelt habe. Zumal sie diese ja freiwillig konsumiert hat. Und er wird schon einer Drogenabhängigen oder einem brutalen Schläger glauben. Ist doch logisch, dass auch die Freunde von ihnen nicht besonders glaubwürdig sind, würden sie doch jederzeit eine Falschaussage für den Deppen machen! Und dann hab ich Mimi genau da, wo ich sie haben will. Mit dem Zerbrechen ihrer Freundschaften wird auch sie am Ende sein. Und wer ist dann da, um für sie da zu sein? Ich natürlich! Und dann hast du deinen Taichi auch für dich!“, lachte der Amerikaner heimtückisch. „Ich bin raus“ „Was?“ „Ich bin raus Michael. Ich mach da nicht mit!“ „Wieso? Du sollst doch nur den Leuten übermitteln, dass Mimi ein Drogenjunkie ist“, lachte Michael unbeeindruckt. „Ich glaube, es reicht aus, wenn du ihre Freundschaft zerbrichst. Aber sag mal… Kann ich mit deinen Mittelchen andere gefügig machen?“, fragte sie neugierig. „Du hast ihn doch schon so in die Kiste bekommen!“, erwiderte Michael direkt. „Na und? Jetzt wo Tachikawa da ist, nutzen kleine Hilfsmittel manchmal Wunder.“ „Ich habe nichts dergleichen dabei. Nur die Pillen, die ich Mimi immer gegeben habe. Aus Amerika irgendwas nach Japan zu schmuggeln ist nicht gerade einfach.“ Sein Gegenüber schnaubte.

 

„Das dürfte reichen, um ihn unter Druck setzten zu können.“ Der Blauhaarige wand den Blick zu seiner Freundin, kurz bevor er die Aufnahme beendete. Er nickte zustimmend. „Ja, das stimmt wohl. Außerdem muss ich zum Schichtwechsel.“ „Du wirst direkt nach Feierabend zu ihm gehen, oder?“, fragte Yuri interessiert. Er nickte. „Ja. Ich werde auch die anderen zusammentrommeln. Wir müssen uns gemeinsam eine Lösung suchen!“, nickte er zustimmend und steckte das Handy zurück in die Tasche seiner Freundin. „Vergiss nicht zu essen, Joe!“, erklang die strenge Stimme der Jüngeren. Überrascht hob er seine Augenbraue. „Wie kommst du dann bitte drauf?“, fragte er überrascht, als sie zeitgleich den Gang herunterliefen. Joe würde seine Freundin noch zum Schwesternzimmer bringen. „Ich kenn dich. Wahrscheinlich hast du heute noch gar nichts gegessen und ich finde das nicht besonders lustig! Ein guter Arzt sollte auch selbst einen gesunden Lebensstil praktizieren“, mahnte sie ihn an. Er konnte nur Schmunzeln bei ihrer Argumentation. „Ich werde in meiner Pause was essen! Mach dir nicht immer so viele Sorgen!“, lachte er und fuhr der Blonden durch die Haare. Diese verdrehte nur die Augen. „Du bist echt unmöglich!“ „Ich weiß. Aber deswegen liebst du mich doch?“, fragte er keck. Yuri wurde prompt ein wenig rot um die Nase. „Ach! Sei doch still.“ Verlegen sah sie zur Seite. Joe lächelte bei ihrer verlegenen Art nur. Wie er doch genau diese Seite an ihr liebte. Er beugte sich ein wenig zu ihr runter und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Wir sehen uns später…“, säuselte er daraufhin und ging den Gang weiter runter, nachdem er seine Freundin beim Schwesternzimmer abgeliefert hatte.

 

Im Pausenraum angekommen zog er sich zunächst um, als er die Nachricht mit der Sprachmemo an sein Handy gesendet bekam. Auf Yuri war eben Verlass. Genau das bestätigte sich auch, als er in sein Bento blickte. Selbst Fleisch hatte sie in dieses gefüllt, obwohl sie überzeugte Veganerin war. „Itadakimasu!“, sprach er zu sich selbst, zog die Stäbchen auseinander und genoss das von Yuri zubereitete Bento.

 

Irgendwie war er richtig stolz auf sich. Dass er mithilfe von Yuri nun eine Möglichkeit gefunden hatte, seinen Freunden zu helfen, machte ihn wirklich glücklich. Zumal er tatsächlich das Gefühl hatte, dass die Freundschaft immer intensiver wurde und allmählich alle wieder zueinander fanden. Wenn Joe darüber nachdachte, was sie alle durchgemacht hatten, trübte sich jedoch sein Blick. Es war nicht richtig, auf diesen Weg wieder in die Gruppe zu finden. In den letzten Jahren hatten sie sich stark auseinandergelebt und jeder hatte sich nur auf das eigene Wohlergehen konzentriert. Andere wichtige Menschen und deren Leben wurden komplett ausgeblendet. Wenn Joe darüber nachdachte, verfolgte ihn das schlechte Gewissen. Er konnte nur seufzen. Aber ein Gutes gab es dann eben doch an dieser ganzen Misere. Mimi war wieder bei ihnen und der gemeinsame Feind, sprich Michael, sorgte dafür, dass sie wieder zueinander fanden. Selbst Koushiro und Taichi schien sich zusammenraufen zu können. Vielleicht auch, weil es um das Mädchen ging, was sie beide sehr mochten. Tatsache war einfach, dass die alte Freundschaft der Digiritter wiederauflebte und das war alles, was zählte. Gemeinsam würden sie schon einen Weg finden, Michael das Handwerk zu legen.

 

Seine zweite Schicht verlief schnell und ohne große Probleme. Es war einer der wenigen Tage, an welchen er es tatsächlich schaffte, das Krankenhaus pünktlich zu verlassen. Nachdem er seine Arbeitskleidung in den Spind geschlossen hatte, nahm er seine Tasche und schritt aus dem Krankenhausgebäude zum Parkplatz. Dort angekommen wühlte er in seiner Tasche nach dem Autoschlüssel und bemerkte nicht, wie er verfolgt wurde.

Daher schreckte er auch ziemlich zusammen, als er von hinten plötzlich umarmt wurde. „Yuri!“, sagte er schnell und sah überrascht zu der Blonden. Diese grinste ihn keck an. „Mensch. Manchmal solltest du wirklich vorsichtiger sein. Stell dir vor, ich wäre ein brutaler Vergewaltiger?!“, fragte sie kichernd. Joe verdrehte nur erneut die Augen. „Ist das dein Ernst? Die Sorgen muss ich mir ständig machen, wenn du alleine mit der Bahn nach Hause fährst!“, erwiderte er streng. Yuri schnaubte nur. „Ich will aber kein Auto fahren. Bus und Bahn sind viel ökonomischer als die Abgase von seinem Wagen!“, erwiderte sie trotzig. „Mit mir fährst du doch auch immer.“, murrte er. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber da fährst ja du, also macht das nichts.“ Joe konnte nur schwach lächeln. Diese Frau schrieb sich ihre Regeln auch so zurecht, wie es ihr am besten passte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie hier stand, obwohl sie heute eigentlich Schicht hatte. „Was machst du überhaupt hier?“, fragte er daher verwundert. Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Ich hab mit Seri-chan getauscht. Wollte dich mit zu den anderen begleiten…“, erklärte sie und sah ihn zurückhaltend an. „Ist das schlimm?“, weitete sie ihre Aussage mit einer Frage aus. Joe hatte die Augen nur leicht geweitet. „Wow…Echt? Nein. Natürlich nicht! Ich freu mich darüber!“, sagte er glücklich und nahm seine Freundin in den Arm. Mit jedem Augenblick, den sie gemeinsam verbrachten, wurde ihm mehr und mehr bewusst, dass dies die Frau seiner Träume war, die er nie wieder loslassen wollte.

 

Gemeinsam stiegen die beiden ins Auto ein, in welchem Joe den Motor startete. Über die Freisprechanlage telefonierte er zunächst mit Koushiro, der ihm berichtete, dass er im Moment allein in der WG war, die anderen aber zusammentrommeln würde. Joe war dies nur Recht. Es war wichtig, dass sie das alles gemeinsam besprachen. Er nahm an, dass Taichi womöglich bei seinen Eltern war, Yamato bei irgendeiner Probe und die anderen taten womöglich das, was sie sonst auch taten. Zudem bat er Koushiro auch darum, Makoto mit in das Thema zu involvieren. Da dieser den wohl intensivsten Kontakt zu seiner Schwester hatte, war es wichtig, dass auch er mit in die Pläne miteingeschlossen wurde.

 

Es dauerte keine halbe Stunde, bis Joe und Yuri auf den Parkplatz des Wohnblocks der Chaos-WG fuhren und gekonnt eine Parklücke besetzten. Zusammen schritten sie zur Türe, als sie bereits von hinten eine ihnen bekannte Frau erkannten. „Sora-chan?“, fragte der Brillenträger verwundert. „Joe-Sempai?“, erwiderte sie respektvoll und zog ihn in eine Umarmung. Genauso freundlich begrüßte sie auch die Freundin des Brillenträgers. „Auf euren Computer-Freak scheint wirklich Verlass zu sein!“, kicherte Yuri, während sie das Surren vernahmen, welches andeutete, dass die Türe geöffnet wurde. Zu dritt schritten sie in das Gebäude. „Ich war gerade eh im Stoffladen in dieser Straße. Deshalb bin ich direkt hergekommen“ „Nähst du eine neue Kollektion?“, fragte Joe neugierig und mit einem freundlichen Lächeln. Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich nähe für Mimi einen Yukata.“, erklärte sie schüchtern. Verwundert hob der Träger der Zuverlässlichkeit die Augenbrauen. „Tatsächlich? Warum denn das?“ Schuldbewusst sah sie zur Seite, während Yuri dem Älteren nur einen Seitenhieb gab. Sie blickte zu Sora. „Für das Tanabata wäre es aber ein wenig spät…“, sagte die Blonde vorsichtig. Sora nickte. „Ja. Ich weiß. Aber Mimi liebt das Tanabata. Hikari-chan und ich haben uns überlegt, es vielleicht nachzuholen, wenn Mimi-chan aus der Klinik wieder entlassen wird“, erklärte sie. Der Brillenträger wirkte gar ein wenig überrascht, musste dann aber Lächeln. „Wow, das ist wirklich eine tolle Idee!“, sagte er schnell. „Und wo soll das dann stattfinden?“ „Sakura-chans Eltern haben ein richtig großes Anwesen in Kyoto mit einem unglaublich schönen Garten! Da dachten wir einfach, ein kleines Gartenfest gestalten zu können!“, sagte sie mit einem Grinsen. „Ich finde, das ist wirklich eine schöne Idee. Mimi wird sich sicher freuen.“ „Das hoffe ich…das hoffe ich wirklich…Ich will sie als meine beste Freundin zurück…“, murmelte die Takenouchi, kurz bevor sich der Fahrstuhl zum Stockwerk der Chaos-WG öffnete.

 
 

*.:*゚・..:*Hikari*.:*゚・..:*

 

Hikari war gerade auf dem Weg nach Hause, die letzte Unterrichtsstunde fiel aus und sie war wirklich froh darüber. Der Tag war anstrengend genug, denn mittlerweile wussten auch alle der jüngeren Generation über die neuen Umstände der Braunhaarigen Bescheid. Nach den ersten Schockmomenten die man in den Gesichtern der Freunde deutlich erkennen konnte, wand sich der Blick schnell in Freunde um. Daisuke unbeholfen in seiner Art, wollte der jungen Yagami alle Hindernisse aus den Weg räumen, war aber meist selbst das Größte Hindernis. Mira hielt ihrer Klassenkameradin eine Leerstunde über die beste Ernährung vor, Cody erklärte der Jüngeren Detailreich alles über die bevorstehende Zeit, da sie dies gerade im Biologieunterricht durchnahmen und scheinbar vergaß, das die Brünette das alles schon längst wusste. Takeru war überbesorgt und fragte im Minutentakt nach, ob es der Brünetten auch an nichts fehlte. Am liebsten wäre sie nach dem Gongschlag aus dem Klassenzimmer geflohen, doch sie wäre ohnehin nicht weit gekommen, da Takeru sie nie alleine nach Hause gehen ließ.

 

Sie kamen gerade am Hausblock, indem die Familie Yagami wohnte an, als sie sich zu dem Blonden umdrehte. „Danke, dass du meine Schultasche getragen hast, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen“ erwiderte die Brünette und versuchte Dankbar anstatt genervt zu klingen, während sie die Schultasche von dem Blonden entgegennahm. „Na hör mal, das gehört jetzt zu meinen Aufgaben, immerhin sollst du nichts Schweres tragen, das hat Cody-kun eben nochmal expliziert erklärt“ erwiderte auch der Blonde leicht ironisch. „Hör bloß auf, es ist ja schön, dass er anfängt sich für Mädchen und deren Körper zu begeistern, aber bitte deshalb muss er mir noch lange nicht erklären was mit meinem Körper geschieht…“ murrte die Yagami, was bei dem Größeren nur zu einem lauten Lachen führte. „Vielleicht führt der jetzt Tagebuch mit der Aufschrift: Hikari im Wandel der Schwangerschaft und deren körperlichen Veränderungen.“ „Das redest du ihm bitte aus, okay?“ forderte die Trägerin des Lichts bei ihrem Freund auf der Stelle ein, dieser nickte mit dem Kopf, während er sich noch immer nicht ganz einkriegen konnte. Sie verabschiedeten sich mit einem langen Kuss voneinander, ehe die Braunhaarige ihrem Freund den Rücken kehrte und wenige Minuten später die Wohnungstür aufschloss.

 

Die Oberschülerin sah gleich die großen Schuhe ihres Bruders auf der Fußmatte stehen, schlüpfte aus ihren raus, stellte dieses daneben ab und sah unsicher in die Küche. Dort saßen tatsächlich Taichi, ihre Mutter und ihr Vater. Moment. Ihr Vater? Zu dieser Zeit? Das war nicht nur ungewöhnlich, sondern geradezu verdächtig. Was war los? Sie begrüßte ihre Familie argwöhnisch und blieb einen Moment irritiert stehen. Taichi drehte sich kurz zu seiner kleinen Schwester um, zog für sie einen Stuhl zurück und bat ihr diesen an, sich niederzulassen. „Setz dich, das Ganze geht auch dich was an.“ Hikari nickte zustimmend und ließ sich auf dem Stuhl nieder, es war das erste Mal seit ihrer Auseinandersetzung das sie überhaupt miteinander sprachen. Es war ohnehin die längste Funkstille der Yagami-Geschwister und die Jüngste litt sehr darunter. „Danke“ murmelte sie und fixierte erneut ihre Eltern. Das letzte Mal das so eine angespannte Stimmung in der Luft lag, war an dem Tag an dem die Braunhaarige ihren Eltern von der Schwangerschaft erzählte. Es konnte also nur etwas Schlimmes passiert sein, da war die Trägerin des Lichts sicher. „Da denkt man, wir müssten uns die größten Sorgen um Hikari-chan machen, da taucht dein Bruder auf, nimmt ohne Probleme Anlauf und setzt mal eben so einen drauf“ zischte Yuuko verärgert. „Was ist denn passiert?“ fragte die Braunhaarige unsicher nach. „Michael ist passiert...“ brummte der Ältere. Sofort verzog sich das Gesicht der Jüngeren und sah abwartend zu ihrem Bruder, damit er mit seiner Aussage fortfuhr. „Er ist in Mimis Entzugsklinik aufgetaucht und ich hab etwas die Nerven verloren“ „Etwas?“ kam es streng von Susumo und fixierte seinen Ältesten verärgert. „Hast du auch mal eine Sekunde an deine Zukunft gedacht? An uns gedacht? Meine Güte Taichi-kun wie kannst du Jemanden halbtot prügeln?“ Taichi schwieg, sein ganzer Körper war angespannt, er mied den Blick seiner Eltern die ihn enttäuscht ansahen und sah stur zur leeren Obstschale auf der Mitte des Tisches.

 

Hikari bekam direkt Mitleid mit ihrem Bruder, saß sie doch vor wenigen Wochen selbst reumütig am Tisch vor ihren Eltern und beichtete. „Ich wollte mich ja selbst anzeigen und mich sogar bei diesem Vollidioten entschuldigen, aber heute Morgen bekam ich ein Schreiben von seinem Anwalt. Er kam mir zuvor“ entgegnete der Braunhaarige und atmete tief ein und aus. „Wieso hast du es nur soweit kommen lassen? Wenn jemand am Boden vor Schmerzen liegt, hört man für gewöhnlich auf“ kam es bestimmend aus Yuuko. „Man, er hatte es nicht anders Verdient, er hat so viel Schlimmes gemacht und... „Du bist nicht die Justiz...Taichi!“ schnitt sein Vater ein und redete barsch dazwischen. „Das ist kein Spiel, durch dein kindisches Handeln hast du eventuell deine gesamte Zukunft zerstört. Du hast eine Anzeige wegen Körperverletzung die fast in Totschlag gemündet wäre!“ schrie es fassungslos aus dem Familienoberhaupt. Taichi schwieg wieder, sackte mehr und mehr in seinem Stuhl ein und scheute den Blick seines Vaters.

 

„Aber kannst du dich nicht immer noch entschuldigen und damit zumindest zeigen, dass du deine Taten bereust?“ schlug Hikari vor und versuchte zwischen ihrem Bruder und ihren Eltern zu schlichten. „Ich bereue das aber nicht“ „Taichi!“ widersprachen beide Elternteile. „Was? Ja es war übertrieben, aber er hatte es verdient mit dem Drecksboden auf diese Weise Bekanntschaft zu machen. Wegen diesem Idioten wäre Mimi-chan beinahe gestorben. GESTROBEN!“ schimpfte der Brünette, ballte seine Hände zu Fäusten und kämpfte gegen die aufsteigende Wut in ihm an. „Und dann taucht er da einfach auf, wo es ihr langsam endlich besserging und droht alles wieder umzuwerfen. Ich konnte in dem Moment einfach nicht anders und wahrscheinlich würde ich auch wieder so reagieren“ argumentierte der Fußballspieler. „Wir verstehen, dass dich das alles belastet und du dich irgendwie rächen wolltest, aber doch nicht so...“! Erwiderte Yuuko besorgt. Taichi nickte nur resigniert mit dem Kopf. „Ich wollte euch keinen Kummer bereiten. Es tut mir leid“ entschuldigte sich der Brünette und sah hilfesuchend zu seinen Eltern. „Was soll ich denn jetzt machen?“

 

Dieses Mal hielten die Eltern der Geschwister für einen Moment inne, dann stieg Yuuko von ihrem Stuhl auf, ging zu ihrem Ältesten rüber und drücke ihn. „Wir werden auch das hinbekommen, wir werden schon eine Lösung finden, sowie wir bisher immer eine gefunden haben“ erwiderte sie und sah auch lächelnd zu ihrer Tochter. Hikari konnte sich ein Wimmern nicht verkneifen, ja zurzeit hatten es ihre Eltern nicht leicht mit ihren Kindern, aber egal was war, sie wussten Beide, dass sie sich immer auf ihre Eltern verlassen konnten und so war es auch diesmal. „Ja, wir müssen nur alle zusammenhalten“ schluchzte Hikari plötzlich, wedelte sich mit der flachen Hand Luft zu, um die Tränen zu trockenen, die sich in ihren Augen sammelten, bevor sie ihr das Makeup ruinierten. Man diese blöden Schwangerschaftshormone machten sie wirklich noch fertig. Taichi nickte erneut und schaffte es auch sich ein müdes Lächeln abzugewinnen.

 

Nachdem die vier Familienmitglieder noch länger am Tisch saßen beruhigten sich allmählich die Gemüter. Susumo telefonierte bereits seit einer Stunde mit Taichis Anwalt und Yuuko recherchierte im Internet welche Optionen sie beziehungsweise Taichi hatten. Auch Hikari fasste sich ans Herz, ging auf ihren Bruder zu, der sich auf die Couch zurückgezogen hatte und die Augen fest verschlossen hielt. „Taichi-kun?“ fragte sie vorsichtig nach und berührte ihn an der Schulter, der angesprochene hielt den Kopf etwas schräg und öffnete seine Augen. „Darf ich mich zu dir setzen?“ „Natürlich, du wohnst doch schließlich hier“ meinte Taichi und schaute weiterhin zu seiner Schwester. „E-Es tut mir leid, was ich neulich gesagt habe, das war blöd“ murmelte Hikari kopfschüttelnd und wedelte schnell mit ihrer Hand. Taichis Blick wurde wehmütig. „Schon okay...Schwamm drüber. Mir tut es auch leid. “Ich hasse es, wenn wir uns streiten“ sagte Hikari mit fester Stimme, hielt sich bockig die Arme vor ihre Brust, setzte sich mit dem Schneidersitz auf die Couch und schaute ihrem Vater beim Telefonieren zu. Der Wuschelkopf konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während er seine Schwester beobachtete.

„Das hast du früher schon immer gemacht, wenn dir was nicht gepasst hat.“ Überrascht sah Hikari zu ihrem älteren Bruder. „Was meinst du?“

„Immer wenn dich was geärgert hast, hast du ewig geschmollt, wenn du traurig warst, hast du dich zurückgezogen und wenn dich etwas beschäftigt hast, dann warst du nur körperlich anwesend und mit den Gedanken ganz weit weg. Das meiste davon hat sich bis heute bewährt. Hikari-chan ich mache mir eben Sorgen, du bist doch meine kleine Schwester. Ich habe immer versucht meine Pflicht als großer Bruder ernst zu nehmen und dich zu beschützen. Na ja und jetzt habe ich es ganz schön vermasselt, wenn ich Pech habe, komme ich ins Gefängnis und kann weder Mimi-chan, noch dich beschützen“ erklärte der Träger des Mutes aufrichtig. Hikari traten wieder Tränen in die Augen, schnell zog sie an ihrem Ärmel ihrer Strickjacke und wischte sich die feuchte Augenpartie trocken. „Ach Taichi-kun, das wird nicht passieren. Mama und Papa lassen das nicht zu und ich auch nicht und wenn dieser blöder Michael nicht endlich aufhört uns alle zu nerven und uns das Leben weiter schwermacht, dann kann der aber was erleben“ schrie es kämpferisch aus der Jüngeren raus, was auch dazu führte das Yuuko und Susumo zu ihrer Tochter sahen. Taichi fing unterdessen laut an zu lachen und zog die Jüngere in eine Umarmung. „Na dann sollte sich Michael wohl lieber in Acht nehmen.“ Hikari nickte amüsiert. „Aber hallo!“

 

Die Geschwister lösten sich aus der Umarmung und sahen sich versöhnlich an. Tai nahm seine Hand, legte diese auf dem Kopf der Jüngeren ab und wuselte ihre Haare durcheinander, während sie sich zur Wehr setzte und ihm ihre Ellbogen gegen die Seite drückte, was dazu führte das beide Geschwister wieder laut lachen mussten. „Könnt ihr mal ruhig sein? Ich telefoniere“ rief der Vater der Geschwister ihnen bestimmen zu. „Jaja, ist ja gut“ brummte Taichi als Antwort, als ihm der Ernst der Lage wieder klar wurde. „Ich wollte dir übrigens noch etwas zeigen“ flüsterte die Kleine, stand auf, holte ihren Mutterpass und hielt ihn Taichi entgegen. Der Fußballspieler nahm das Heftchen angespannt entgegen und blätterte es durch, bis sein Blick auf ein kleines schwarz-weises Ultraschallbild fiel. Er zog es ganz heraus und starrte ganze fünf Minuten drauf, bis Hikari ihm das Foto wieder wegnahm. „Ich wollte dir nur deine Nichte präsentieren“ lächelte die Jüngere. Taichi sah direkt in die braunen Augen seiner Schwester. „Nichte? Wird es ein Mädchen?“ fragte er leise nach. Hikari zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, aber in meinen Träumen sehe ich immer ein Mädchen vor mir“ schwärmte die Kleine. Taichi ließ seinen Blick wieder quer durch das Wohnzimmer fällen, ehe er erneut zu seiner Schwester sah. „Ich werde alles dafür tun, das ich meinen Neffen oder meine Nichte sehen werde.“

Ein summen unterbrach die Geschwister, sie sahen sich beide nach ihren Mobiltelefonen um und öffneten die Nachricht, die sie von Koushiro empfangen hatten:

 

`Hallo Leute, bitte kommt alle so schnell wie möglich in die WG. Joe hat wichtige und dringende Neuigkeiten. Weitere Erklärung erfolgen später. LG Koushiro. `

 

„Okay, dann werde ich mich gleich auf den Weg machen“ murmelte der Brünette und steckte sein Handy zurück in seine Hosentasche. „Warte ich komme direkt mit“ erwiderte die Jüngere, ging schnell in ihr eigenes Zimmer, um die Schuluniform aus und normale Sachen anzuziehen. Die Yagami-Geschwister verabschiedeten sich noch kurz bei ihren Eltern und gingen dann zur Chaos-WG. „Was glaubst du was Joe-Sempai herausgefunden hat?“ hakte die Jüngere bei dem Braunhaarigen nach, während sie in Laufschritten zur U-Bahn-Station eilten. „Ich weiß es nicht, aber vielleicht hat er eine neue Idee, wie man diese Made aufhalten kann“ zischte der Ältere verachtend. „Ich hoffe es, ich hoffe es so sehr.“ 

Vorkehrungen


 

Auch Meinungsverschiedenheiten sind Berührungspunkte, an denen sich der Zusammenhalt erproben lässt.

Ernst Reinhardt

 

 
 

*.:*゚・..:*Allgemeine Sichtweise*.:*゚・..:*

 

Angespannt saßen die jungen Erwachsenen im Wohnzimmer der Chaos-WG. Noch immer waren nicht alle Beteiligten anwesend, so dass Taichi zunächst einmal Tee, Kaffee und andere Getränke verteilte. Yamato lehnte relativ entspannt an der Wand, während Joe die Finger ineinander verhakte hatte und nervös seine Daumen kreisen ließ. Nach wie vor war dem Brillenträger bewusst, dass seine Aufnahmen keine handfesten Beweise waren. Sie würden eine Möglichkeit finden müssen, wie sie die Sache anderes angehen konnten. Selbst wenn sie den Amerikaner unter Druck setzten konnten, würde dieser schnell einen Weg finden, sich daraus zu reden. „Kommt Hikari-chan mit Taichi?“, fragte Takeru nun in die Runde, der sich auf der Couch befand und immer wieder aufgeregt zwischen Türe und den anderen hin und her blickte. Man sah dem jüngeren Bruder Yamatos an, dass er sich Sorgen um die Mutter seines Kindes machte. „Ja. Sie müssten eigentlich gleich da sein“, antwortete Koushiro, der nun die beiden Teetassen vor Joe und Yuri abstellte. „Ich hab‘ auch mit Makoto-Sempai nochmal gesprochen. Er nimmt morgen den ersten Flug nach New York. Er will dort nach Möglichkeiten suchen, Michael an den Pranger zu stellen“, erwiderte Koushiro, welcher sie auf dem Sessel niederließ und genüsslich einen Schluck seines schwarzen Kaffees zu sich nahm. „Wie geht es eigentlich Mimi-chan?“, fragte nun Yuri den Rothaarigen interessiert. „Den Umständen entsprechend. Durch den Vorfall mit Michael dürfen zunächst nur Familienmitglieder zu Besuch kommen“, erklärte er sichtlich frustriert. Seine Finger ballten sich zu Fäusten. Yamato selbst presste die Lippen aufeinander. Seit dem Besuch stand er in regen SMS-Kontakt mit Rei und wusste, wie es den Mädchen ging. Rei wahrscheinlich noch schlechter als Mimi. Trotzdem war er komisch erleichtert, dass es ihnen gut ging. Andererseits hätte er die Rothaarige gern noch einmal gesehen. Er verstand sich selbst nicht mehr. Ständig schlich sich die Hübsche Drogenabhängige in seine Gedanken. Dabei hatte er sich damals geschworen, niemals jemanden aus diesem Klientel an sich heran zu lassen – und nun schaffte er es nicht einmal mehr, sie aus seinen Gedanken zu verbannen.

 

Seine Gedankengänge nahmen ein jähes Ende, als es an der Türe klingelte. Der blonde Musiker drückte sich von der Wand weg und schritt zur Sprechanlage, nur um Sora wenige Sekunden später die Türe zu öffnen. „Hallo, Yamato. Die Nachricht klang ja richtig bedrohlich!“, war es die Stimme von Sora, die ihn begrüßte. Er nickte. „Ja. Gut, dass du so schnell gekommen bist“, antwortete er. Unter seinen Arm hinweg ging sie in die Wohnung, bevor der Ishida die Türe wieder schloss. Sie wand den Blick zu ihrem Exfreund. Nach wie vor war das Verhältnis zwischen ihnen unterkühlt und angespannt. Etwas, das die Takenouchi wahnsinnig belastete. Sie hatte Fehler gemacht. Ja. Aber musste sie deswegen ihr Leben lang büßen? War es nicht möglich, endlich Grad über die Sache wachsen zu lassen. „Yama-kun?“, fragte sie ihn, bevor sie überhaupt ins Wohnzimmer schreiten konnten. „Ja?“, verwundert sah er die Jüngere an. „Könnten wir bitte wieder normal miteinander umgehen? So wie damals? Ich hasse es, dass wir so miteinander umgehen…“, flüsterte sie. Der Angesprochene sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wie kommst du jetzt darauf?“, fragte er sichtlich verwirrt. Sora zuckte mit den Achseln. „Wir gehen uns schon seit geraumer Zeit aus dem Weg. Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Aber müssen wir deswegen alles aufgeben? Ich ertrage das alles nicht… Es tut mir leid, dass ich dir weh getan habe. Herrgott! Mir tut alles so leid. Doch ich kann die Zeit nicht einfach zurückdrehen…“, flüsterte sie schuldbewusst und rieb sich dabei den Oberarm. Noch immer war Yamato beeindruckt über die Worte der Takenouchi. Bisher hatte sie sich nur bei Mimi und Taichi entschuldigt. Scheinbar hatte sie die ganze Zeit nicht wahrgenommen, dass auch er verletzt war. Aber irgendwie hatte sich was verändert. Es störte ihn nicht mehr, dass sich Sora für andere Männer interessierte. Auch er sehnte sich danach, die alte Freundschaft von damals wiederaufzubauen.

Yamatos Lippen zierte ein Lächeln, kurz bevor er seine Hand auf den Rotschopf ihrer Haare setzte. Kurz wuschelte er durch die kurzen Haare und entlockte der Jüngeren ein kleines Kreischen. „Hey! Was soll das?!“, brachte sie hervor und versuchte die kurzen Strähnen ihrer Haare wieder zu richten. „Ich möchte auch, dass es wieder wie damals wird. Einfach nur Freunde“, erklärte er mit einem Grinsen. Daher sah er zurück zu der Rothaarigen, nachdem er an ihr vorbeigegangen war. Lässig grinste er sie an. „Oder wie siehst du das?“ Tränen bildeten sich in den Seiten ihrer Augen, als auch sie schnell nickte. „Danke…“, formte sie mit ihren Lippen, als sie gemeinsam das Wohnzimmer betraten.

 

„Hallo, Sora-chan! Schön, dass du so schnell konntest!“, wurde sie herzlich von Joe begrüßt. Sora lächelte schwach. „Ist doch selbstverständlich. Koushiro-kun? Ich wollte dich nochmal fragen, wie es Mimi geht. Mira-chan war sie letzte Woche besuchen, aber viel hat sie mir nicht erzählt“, gab sie von sich. Jeder der Anwesenden wusste, dass der Rothaarige und die Tachikawa viel miteinander telefonierte. Manchmal war Sora gar ein wenig traurig, nicht genauso viel Kontakt mit ihrer besten Freundin zu haben. Aber durch die Vorkommnisse hatte sich auch ihr Verhältnis verschlechtert. Auch das wollte die Takenouchi verbessern, nachdem Mimi wieder zu ihnen zurückkommen würde. Nur noch zwei Wochen. Sie hoffte wirklich, dass nichts nochmal etwas dazwischenkommen würde. „Ihr geht es gut. Ich soll euch allen Grüße ausrichten und sagen, dass ihr euch keine Sorgen macht“, sagte er mit einem schwachen grinsen. Trotzdem sah man ihm noch immer die Sorge an.

 

„Möchtest du auch was zu trinken? Oder Kaffee? Tee?“, fragte Yamato, der an der Türe zur Küche stand. „Ein Tee wäre gut.“ „Schwarz? Mit Zitrone?“, fragte er wissend. Klar, damals hatte sie schon immer diese Sorte Tee bevorzugt. Mit einem sanften Lächeln nickte. „Der wäre perfekt.“ Danach ließ sie sich neben Joe und Yuri auf dem Sofa nieder. „Wo sind den Taichi und Hikari-chan?“, fragte sie in die Runde. Doch noch ehe die Frage beantwortet wurde, erklang das Raschelns des Schlosses der Wohnungstüre.

 

Ein sichtlich angenervter Taichi Yagami sowie dessen kleine Schwester betraten die Wohnung. Takeru sprang direkt auf und schloss die Jüngere in seine Arme. „Geht es dir?“, fragte er direkt nach und wirkte dabei ziemlich besorgt. Viel zu besorgt nach ihrem Geschmack. Schon seit die Schwangerschaft allen bekannt war, war Takeru einfach nur überbesorgt und tat alles, um sie zu schützen. Dabei war sie nur schwanger, nicht schwerbehindert. „Ja, es ist alles okay…“, säuselte sie daher nur kichernd, kurz bevor sie ihn einen Kuss auf die Wange hauchte und schon mal ins Wohnzimmer vorging.

 

„Nichts ist okay. Heute kam ein Brief von Michael Anwalt. Ich könnt noch immer im Quadrat kotzen!“, fluchte der Brünette, bevor er sich geschafft auf das Sofa fallen ließ und Sora dabei völlig außer Acht ließ. Diese hätte sich beinahe den gesamten Inhalt ihrer Teetasse übergeschüttet, schaffte es jedoch noch rechtzeitig, wieder Gleichgewicht zu bekommen. „Mensch. Kannst du nicht etwas rücksichtsvoller sein?“, fragte sie vorwurfsvoll. Taichi jedoch verdrehte nur die Augen und erwiderte nichts darauf. Stattdessen sah er Joe nur vielsagend an. „Koushiro schrieb, dass es was Wichtiges ist. Habt ihr einen Weg gefunden, wie wir Michael verschwinden lassen können?“, fragte er genervt. Sora stellte kopfschüttelnd ihre Tasse zurück auf den Tisch. „Wirklich. Wir wollen ihn nur loswerden. Nicht verschwinden lassen.“ „Och. Ein Expressversand in die Antarktis würde selbst ich nicht besonders schlimm finden“, wand nun Yuri belustig bei, die sich an ihren Freund schmiegte. Joe seufze resigniert, danach holte er sein Handy aus der Tasche und reichte es dem älteren Yagami.

 

„Was soll ich mit deinem Handy? Ich will mir euren Dirty-Talk sicher nicht anhören!“, erwiderte Taichi empört, als er erkannte, dass er sich eine Sprachmemo ansehen sollte. „Gott, Taichi. Kannst du dich nicht einfach wie ein Erwachsener benehmen?“, schnaubte der Computerfreak genervt. Nicht umsonst waren die beiden Studenten nach wie vor nicht gut aufeinander zu sprechen. „Nerv nicht Izumi!“, drohte der Braunhaarige. „Was ist es denn?“, wand sich nun auch Hikari dem Gespräch zu und musterte das Handy. „Ich habe ein Gespräch in der Klink belauscht, was euch interessieren könnte. Aber Hikari-chan…?“ Der Brillenträger sah zu der Jüngeren der Yagami-Geschwister. „Könntest du das Handy nehmen?“, fragte er verunsichert. Yamato hob verwundert die Augenbrauen. „Warum soll sie das Handy nehmen? Hast du Angst, dass ich es fallen lasse oder was?“, fragte Taichi gereizt nach. „Abwegig wäre das nicht einmal“, lachte sein bester Freund. „Yamato!“, knurrte der Brünette und sah drohend zu seinem Kumpel. „Mensch. Wir haben wirklich keine Zeit für sowas!“, mahnte nun auch Sora an. „Ich will nur verhindern, dass Taichi-kun vor Wut mein Handy zu Boden knallt…“, erklärte der angehende Arzt folgend. „Du hast ein Gespräch von Michael belauscht?“, verstand der Izumi im Raum sofort. Nun weiteten sich auch die Augen von Taichi.

 

Wut pochte erneut durch die Adern des Fußballers. Allein den Namen dieser Person zu hörte, brachte sein komplettes Inneres in Wallungen. Wenn Joe schon so weit ging, dass er ein Gespräch aufnahm, dann war es womöglich die beste Idee, wenn er nichts zu Greifen hatte. Bereitwillig gab er auch seiner Schwester das Handy und sah diese erwartend an. Hikari zögerte keine Sekunde, kurz bevor sie auf den Knopf drückte, um die Sprachmemo abzuspielen. Die gesamte Gruppe umgab eine ehrfürchtige Ruhe.

 

Zehn Minuten später stand den Freunden der Schock ins Gesicht geschrieben. Bis auf Taichi. Dem standen der Hass und die Wut ins Gesicht geschrieben. Dieser Arsch plante also, Mimi wieder zu sich nach Amerika zu nehmen und dafür ihre Freundschaft in Zwei zu reißen? Als ob sie sowas jemals zulassen würden. Vor allem nicht mit dieser Information. Allerdings wirkten die anderen trotzdem etwas bedrückt. Besonderes Sora. Diese presste schuldbewusst die Lippen aufeinander. Mit ihrem Handeln hatte sie dem Amerika direkt in die Karten gespielt. Das schlechte Gewissen verursachte Übelkeit in ihrem Inneren. „Das können wir ihm nicht durchgehen lassen!!!“, schrie auf einmal Taichi auf, kurz bevor er vom Tisch aufsprang und beinah den Tisch umgeworfen hätte. Wütend lief er zum Küchentisch und schlug einmal mit einem Krachen auf diesen herab. „Können wir das nicht einfach der Polizei zukommen lassen?“, fragte Yamato, der sich im Moment nichts sehnlichster als eine Zigarette wünschte. „Eher unwahrscheinlich. Heimlich gemacht Aufnahme verletzten das Persönlichkeitsrecht und werden als Beweismaterial nicht zugelassen“ „Aber vielleicht können wir Michael damit unter Druck setzen?“, war es der hoffnungsvolle Vorschlag vom kleinen Bruder des Musikers. „Das dachte ich mir auch. Aber Michael ist schlau. Er wird trotzdem ein Mittel finden, Mimi-chan unter Druck zu setzen oder Taichi einen Strich durch die Rechnung zu machen…“, kam es frustriert von Joe. „Das ist doch noch normal. Es kann doch nicht sein, dass wir nichts gegen diesen Mistkerl machen können?!“, kam es erneut aufgebracht von Taichi.

 

„Du hättest deine Gefühle einfach besser unter Kontrolle haben müssen!“, erwiderte nun Koushiro vorwurfsvoll. Diesmal kassierte er jedoch einen Tritt gegen sein Schienbein der jüngeren Yagami. „Das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Mimi-chan ist später die Leidtragende!“, mahnte die reife junge Frau an. Taichi unterdrückte einen verachtenden Kommentar. Hikari hatte wirklich Recht. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um zu streiten. Zumal er einfach keine Lust mehr auf das Ganze hatte. Er wollte sich nicht mit seinen Freunden streiten. Dass alles belastete ihn einfach nur noch. Die Anzeige. Die Sache mit Mimi. Michael. Dass Hikari schwanger war. Seine Eltern. Und von seinem Studium wollte er gar nicht erst anfangen.

 

Der junge Man ließ sich auf einem der Küchenstühle nieder und raufte sich die Haare. Langsam überforderte ihn das alles. Natürlich würde er alles für die Tachikawa tun. Für sie würde er sogar sterben. Aber alles hatte seine Grenzen. Der Yagami hatte das Gefühl, erstand vor einer Mauer, welche er so leicht nicht überwinden konnte. Koushiro musterte den Braunhaarigen und seufze innerlich. Sie benahmen sich kindisch. Wirklich. Schon seit geraumer Zeit bemerkte er mehr und mehr, dass Taichi unter der Situation litt. Auch darunter, dass sie sich stritten, dass es einfach nicht mehr so wie damals war. Dem Rothaarigen ging es genauso. Sie mussten sich zusammenraufen und wieder zu ihrem alten Glanz finden. Verdammter Dreck! Sie alle waren schließlich Freunde. Selbst wenn die Gefühle sie zu Rivalen machten, hieß das noch lange nicht, dass sie nicht dennoch freundschaftlich zusammenhalten konnten. Ihm selbst waren seine Freunde auch so wahnsinnig wichtig. Er wollte Mimi helfen, aber auch Taichi. Denn sie waren ein Team. Und das würde sich ohne Weiteres nicht ändern.

 

„Wir werden das schon irgendwie durchstehen. Gemeinsam.“ Koushiro fixierte mit seinem Blick seinen Rivalen in Herzensangelegenheiten. Dieser setzte sich auf und erwiderte diesen misstrauisch. Auch er war es leid, sich Wortgefechte mit dem Träger des Wissens zu liefern. Dafür hatte er wirklich nicht den Kopf. „Und wie sollen wir das anstellen? Ich habe nun wirklich nicht die besten Karten.“ „Taichi. Du hast noch nie aufgegeben und das wirst du jetzt auch nicht tun!“; mahnte Hikari ihn an. „Außerdem bist du nicht alleine. Gemeinsam schaffen wir das schon und suchen eine Lösung.“ „Makoto-kun ist auch nach Amerika aufgebrochen, um was herauszufinden. Michael wird nicht gewinnen!“, ergänzte Sora die Ansprache ihres Exfreundes. Auch Joe nickte. „Diese Aufnahme hilft uns vielleiht wenig vor dem Gesetz, aber sie kann Michael deutlich zeigen, dass wir nicht aufgeben werden!“, sagte er streng und nahm sein Handy wieder entgegen. „Meine Güte. Wir haben Digimon auf dem Megalevel besiegt. Da werden wir doch wohl einen solchen Mistkerl zur Strecke bringen!“, mischte sich auch Takeru ein. Koushiro nickte zustimmend, ließ den Blick aber nicht von Taichi ab.

 

„Wir sind Freunde. Und wir werden nicht zulassen, dass ein dahergelaufener Hund einfach alles zerstört!“, sprach er theatralisch aus. Damit brachte er selbst Taichi zu einem zurückhaltenden Nicken. Das war es, was Freundschaft und Zusammenhalt ausmachte. Nicht aufgeben und immer geradeaus blicken.

 
 

*.:*゚・..:**.:*゚・..:*

 

Zwei Wochen später…

 

*.:*゚・..:**.:*゚・..:*

 

Endlich, endlich kam der Tag an dem Mimi die Entzugsklinik vorerst verlassen durfte. Nun hieß es den Alltag durchzustehen und die Herausforderungen zu meistern die zu Hause auf sie warten würde. Die Brünette packte gerade ihren Koffer, während Rei die Modestudentin traurig dabei beobachtete. „Ich will hier nicht alleine zurückblieben. Ohne dich geh ich hier voll ein“, seufzte die Rothaarige und hielt ihre Arme und verschränkte diese vor ihrer Brust. „Ach so ein Unsinn, du wirst doch maximal in zwei Wochen auch entlassen, das schaffst du schon“, versuchte die Trägerin der Reinheit die Physikstudentin zu überzeugen. „Ich will es hoffen, sonst mache ich dich alleine für alles verantwortlich!“ erwiderte die Rothaarige ernst. Mimi hörte prompt auf zu packen und sah irritiert zu Rei rüber, dann fing die Rothaarige laut zu lachen an und wedelte mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht herum. „Spaß, zerbreche dir mal meinetwegen nicht dein hübsches Köpfchen“, „Du dummes Opfer, jag mir doch nicht so ein Schrecken ein“, fluchte die Brünette und widmete sich wieder ihrer vorherigen Tätigkeit dem packen zu. „Junkie...“ entgegnete Rei amüsiert zurück, stand von ihrem Bett auf, holte etwas aus ihrer Schreibtischschublade, ging auf Mimi zu und hielt der Brünetten ein kleines Präsent vor. „Was ist das?“ fragte Mimi neugierig nach und griff nachdem Geschenk. „Na mache es auf, dann weißt du es“, drängte die Rothaarige und sah die Modestudentin auffordernd an. Mimi löste die Tesastreifen vom Papier und zog das Geschenk heraus. „Ein Daruma?“ murmelte die Braunhaarige und sah ihre Zimmermitbewohnerin strahlend an. Rei nickte eifrig mit dem Kopf. „Ja, ich dachte er könnte dir helfen, dich bei deiner Willensstärke zu unterstützen, immerhin soll er doch Wünsche erfüllen“, zwinkerte die Rothaarige ihr zu. „Oh Rei-chan, das ist so toll, komm mal her.“ Sofort sprang die Brünette vom Fußboden auf und zog die Physikstudentin dankbar in ihre Arme. „Ach das ist doch nichts.“ „Oh doch! Komm lass mich sein rechtes Auge anmalen“, flötete die Brünette, nahm sich ihre Handtasche, zog einen grünen Filzstift heraus, malte das rechte Auge an und konzentrierte sich ganz auf ihren Wunsch. „Dein Wunsch geht sicher in Erfüllung.“

 

Als Mimi fertig war, strahlte sie auf die kleine Mönchfigur „Danke, die bekommt einen Ehrenplatz in meinem Zimmer“, erwiderte die Braunhaarige gerührt, dann ging Mimi auf ihre Kommode zu, kniete sich vor dieser hin, öffnete die oberste Schublade und hielt der Rothaarigen ein kleines besticktes Stoffbeutelchen entgegen. „Ein O-Mamori?“, hakte Rei gespannt nach und griff nachdem kleinen Säckchen. „Ja, ein kleiner Talisman für dich, er soll dir Glück und Gesundheit bringen“ erwiderte die Braunhaarige freudig. „Wow, ich habe schon seit Jahren kein Geschenk mehr bekommen. Danke“, nuschelte die Rothaarige und hielt das Stoffsäcken mit den schützenden Schriftzeichen im inneren fest an ihre Brust.  Mimi sah betrübt zu ihrer neu liebgewonnenen Freundin „Dann wurde es höchste Zeit, du bist nämlich ein wundervoller Mensch und ich bin froh dich in meinem Leben zu haben.“ Die Mädchen lächelten sich beide einen Moment an und sahen dann auf ihre Geschenke. „Was hältst du davon, wenn wir zusammen nach einem Jahr unsere Glücksbringer hier im Tempel verbrennen, zumindest, wenn wir es geschafft haben bis dahin clean zu bleiben?“, schlug die Rothaarige vor, Mimi stimmte gleich mit einem nicken ein. “Oh ja, ich bin sicher, dass wir das gemeinsam schaffen“, dann stand Mimi auf und die beiden Freundinnen umarmten sich liebevoll, während beiden mit Tränen in den Augen kämpften. „Das Beste an dem gesamten dämlichen Aufenthalt war es dich kennenzulernen“ erwiderte Rei und löste sich aus der Umarmung, Mimi liefen bereits die ersten Tränen über ihre Wangen. „Ohne dich, hätte ich das niemals geschafft“ wimmerte die Brünette. „Oh Doch, du bist nämlich stärker als du meinst. Glaub immer daran, dann kannst du auch alles erreichen“, „Das gleiche gilt auch für dich...“ Mimi wischte sich die Tränen mit ihrem Handrücken weg und schniefte danach in ihr Taschentuch, auch Rei klimperte ein paar Mal hintereinander mit ihren Augenlidern um die Tränen nicht ausbrechen zu lassen, wischte sich aber daraufhin auch mit einem Taschentun, dass ihr Mimi entgegen hielt über die feuchte Augenpartie.

 

Nachdem Mimi mit packen fertig war, blickte sie sich noch einmal in dem Doppelzimmer um, etwas Wehmut machte sich in ihrer Brust breit, hatte sie doch eine unglaublich schwere und nervenstarke Zeit in diesen Räumlichkeiten verbracht und doch schöpfte sie endlich wieder Hoffnung und Zuversicht. Hier wollte sie nie wieder landen, dieses Kapitel wollte sie endgültig hinter sich lassen. Für immer.

 

„Und du willst wirklich lieber alleine zurückfahren? Ich bin sicher sowohl Taichi, wie auch Kushiro-kun wären sofort hier um dich abzuholen“, erwähnte Rei und hielt vielsagend ihre Augenbrauen hoch. „Ja, ich bin sicher, ich sehe sie ja zu Hause sowieso alle wieder und den ganzen Weg auf sich zu nehmen nur um mich abzuholen, halte ich wirklich für übertrieben, außerdem hoffst du doch nur, das Yamato-kun hier nochmal auftaucht und du ihn zu Gesicht bekommst“, zwitscherte die Brünette und zwinkerte ihrer Freundin zu, immerhin wusste die Braunhaarige das Rei und Yamato im regem SMS-Kontakt standen. Sofort färbte sich ein leichter Rotschimmer auf die Wangen der Rothaarigen. „So ein Unsinn“, nuschelte die Physikstudentin, rollte mit den Augen und versucht den Blick der Brünetten auszuweichen. „Der Womanizer interessiert mich nicht die Bohne...“, stellte sie klar. Mimi nickte beiläufig den Kopf. „Wenn du das sagst“ kicherte sie. „Ach glaub doch was du willst“ jammerte die Rothaarige. Sie musste sich eingestehen, dass der Blonde ihr wirklich unglaublich gut gefiel, aber sie rechnete sich keinerlei Chancen bei dem Musiker aus, was sollte auch ein begehrter junger Rocker mit einem kleinen drogenabhängigen Mädchen wie sie eines war, anfangen? „Ich wäre sowieso nicht die richtige für ihn“ flüsterte sie vor sich hin. Mimi lächelte sie aufmunternd an. Sie war sich sicher, dass ihre Freundin gefallen an dem Musiker gefunden hatte, verdenken konnte sie es ihr nicht, aber Yamato war auch weiß Gott kein Kind von Traurigkeit und eine lieblose Romanze brauchte die Rothaarige nach einem Entzug sicher nicht und für mehr war der Blonde leider nicht zu haben.

 

Zu zweit gingen die Mädchen über den Flur, während die Brünette ihren Koffer hinter sich herzog und Rei ihre Jacke und Handtasche über ihre Arme hielt. Mimi bedankte sich bei allen Schwestern und Pflegern die ihr in den letzten fünf Wochen zur Seite standen und sie durch die Hölle getragen hatte mit einer herzlichen Umarmung, auch das Personal der Entzugsklinik wünschten der Brünette alles Gute und verabschiedeten sich lieber mit den Worten `Lebe Wohl` anstatt `Auf Wiedersehen` zu sagen. Denn ein Wiedersehen war eher von trauriger Natur begleitet und auch wenn sie ihre Patienten mit der Zeit ans Herz gewachsen waren, wollte sie sie lieber glücklich und gesund bei ihren Liebsten wissen, als in ihrer Obhut.

 

Die Mädchen kamen in dem Empfangsbereich an und die Braunhaarige unterschrieb nur allzu gerne die Entlassungspapiere, die Blonde Rezeptionisten die Mimi echt nicht mehr sehen konnte, wünschte ihr ebenfalls alles Gute, schon alleine die Vorstellung wie sie ihrem Taichi schöne Augen gemacht hatte, nervt sie nach wie vor, daher erwiderte sie nicht viel und kehrte ihr einfach den Rücken zu, während Rei ein Schmunzeln nicht unterdrücken konnte, da sie über alles involviert war. „Das Taxi ist gleich da, Miss Tachikawa“ erwiderte die Rezeptionisten noch beiläufig. „Schön“ erwiderte die Brünette knapp und verschwand mit Rei nach draußen. Die schwüle Sommerluft lag bereits allgegenwärtig in der Luft und obwohl die Temperatur erdrückend war, fühlte Mimi sich einfach nur gut und befreit. Nach einigen Minuten kam ein Taxi an, der Taxifahrer stieg aus, nahm Mimi den Koffer ab und beförderte diesen in den Kofferraum. Mimi und Rei sahen sich nochmal an und umarmten sich „In zwei Wochen sehen wir uns wieder“, sagte Rei zum Abschied. „Ja und wenn was ist kannst du dich jederzeit melden.“ Mit diesen Worten verabschiede sich auch die Braunhaarige, ehe sie auch auf dem Weg zum Taxi machte. Sie steig hinten ein und winkte der Rothaarigen nochmal zu, die diese Geste erwiderte. Sogleich fuhr der Taxifahrer los und fuhr die junge Frau zum Bahnhof.

 
 

*Zwei Stunden später ..:*

 

Mittlerweile saß Mimi schon seit einer halben Stunde im Zug, noch eine Stunde Fahrt lag ihr bevor, ehe sie sich wieder in Tokio befinden würde. Sie stützte ihren Kopf auf ihrem Handrücken ab, sah aus dem Fenster nach draußen und ließ die Landschaft einfach an ihr vorüberziehen und auf sich wirken. Was hatte sie nicht alles erlebt und hinter sich gebracht. Sie war wieder bei Kräften und fühlte sich um einiges besser, als zu Beginn der Therapie, was allerdings auch nicht sehr schwer war, aber sie hatte auch Angst. Angst vor dem was ihr jetzt bevorstand, Angst vor einem Rückfall, Angst davor Schwach zu sein, Angst das wieder alles wie ein Kartenhaus zusammenfallen würde. Die Angst würde wohl auch noch eine Zeitlang anhalten, aber sie glaubte an das was sie in der Entzugsklinik gelernt und was Rei ihr gesagt hatte. Sie kramte nach ihrem Handy und las sich den letzten Nachrichtenverlauf den sie mit Koushiro ausgetauscht hatte nochmal in Ruhe durch. Sie erfuhr von ihrem rothaarigen Freund, dass Michael tatsächlich Taichi wegen Körperverletzung angezeigt hatte, sie war wütend über diese Gewissheit, dass Taichi ihretwegen Ärger hatte, regte sie unglaublich auf. Sie fühlte sich schuldig und verantwortlich, wäre sie nicht gewesen, wäre er niemals so ausgerastet, sie wollte ihm irgendwie helfen, sich revanchieren. Sie wollte kämpfen für sich und für Taichi.

 
 

*Eine Stunde später ..:*

 

Mit klopfenden Herzen stand Mimi am Bahnhof und ging auf den Taxistand zu. Der Fahrer musterte seinen neuen Fahrgast erfreut und half ihr dabei ihren Koffer zu verstauen. „Wo darf es denn hingehen junge Dame?“, fragte der Taxifahrer nach. „Ich würde gerne zum Uniklinikum“ antworte die hübsche Brünette höflich. „Sehr gerne.“ Es dauerte circa zwanzig Minuten bis Mimi an ihrer Wunschadresse ankam. Sie bezahlte den Taxifahrer, nahm den Koffer entgegen und schritt auf den Eingang des Krankenhauses zu. Sie war unglaublich nervös, ihre Atmung wurde etwas schwerer und ihre Hände feucht, aber es war ihr egal, auch wenn sie sich etwas fürchtete, dieses Mal würde sie keine Angst zeigen. So schritt sie mutig in das Krankenhaus ein um einen speziellen Gast zu besuchen.

 

Wenn die Kraft am Ende ist und die Erschöpfung einhergeht


 

Ein wesentliches Merkmal eines von Hektik und Erschöpfung gezeichneten Lebensstils ist, dass Energie und Zeit an Dinge sowie Aktivitäten verschwendet werden, die – genau besehen – weitgehend wertlos sind.

Siegfried Santura

 

 

 
 

*.:*゚・..:*Mimi*.:*゚・..:*

 

Nervös ließ sie ihren Fuß auf- und abschlagen, während sie „am Empfang auf die Rezeptionistin wartete. Ihre Finger krallten sich förmlich in die Ablage, während sie ihren Blick durch die Flure des Krankenhauses schweifen ließ. Die Angst, die sie mit jeder verstrichenen Sekunde mehr und mehr ihren Weg durch ihr Inneres bahnte, ließ ihre zierlichen Finger zittern. Sie zuckte wahrhaftig zusammen, als endlich der leere Platz vor ihr besetzt wurde. „Entschuldigen sie Miss. Gerade ist ein Notfall hereingekommen. Was kann ich für sie tun?“, fragte die junge, freundlich wirkende Frau. Mimi lächelte zaghaft, obwohl ihr zum Heulen zu Mute war. Doch heute musste sie stark sein. Kämpfen für Taichi und die Probleme, die sie in seinem Leben verursachte. „Ich würde gerne Michael Grace besuchen. Leider kenne ich weder seine Zimmernummer noch seine Station“, schilderte die Brünette die Lage. „Okay. Einen Moment bitte…“, erklärte die Schwester und tippte in den Computer den Namen des Blonden ein. Sie nickte zufrieden, als sie scheinbar fündig wurde. „Sein Zimmer ist in Station 3 und hat die Nummer 57.“ Mimi nickte dankend und wollte schon zum Fahrstuhl fahren, als sie von der Stimme der Schwester aufgehalten wurde. „Im Moment sind auf der Station Visiten. Es wird noch ungefähr zwanzig Minuten dauern. Das heißt, jetzt gerade ist das Besuchen nicht möglich!“, erklärte die Dame aus der Rezeption. Mimi seufze. Dabei wollte sie doch so schnell wieder möglich aus diesem schrecklichen Gebäude raus. „Na gut. Dann werde ich warten…“, flüsterte sie leise.

 

Die Tachikawa begab sich zu dem integrierten Café, um sich einen Tee zu genehmigen. Allein auf die Sorten zu schauen und Grüntee überhaupt zu lesen, verursachte bei der jungen Frau Übelkeit. Noch immer konnte sie nicht fassen, dass der Amerikaner ihr sowas angetan hatte. Schließlich war sie mit ihm aus einen bestimmten Grund zusammengekommen. Neben der Liebe war nämlich das Vertrauen eine der wichtigsten Grundlagen für eine Beziehung. Eine Emotion, die bei Michael nicht stärker ausgeprägt sein konnte. Ja. Sie hatte ihn vertraut. Blind. Ohne irgendwelche Hintergedanken. Auch bei den Pillen hatte sie keinerlei Zweifel bekommen. Sie halfen ihr und basierten auf natürlicher Grundlage. Das versicherte er ihr und sie glaubte ihm. Für ihre damalige Naivität konnte sie sich noch heute in den Arsch beißen. Wie hatte sie nur so dumm sein und ihm vertrauen können?

 

„Mimi-chan?“, erklang plötzlich eine Stimme hinter der Tachikawa, die sie zum Zusammenzucken brachte. Erschrocken drehte sie sich um und verschüttete einen Teil ihres Früchtetees auf dem Handgelenk. „Au!“, schnell schüttelte sie die heiße Flüssigkeit ab, während Yuri nur leicht schmunzelte. Diese wühlte in ihrer Uniformentasche und holte ein Taschentuch heraus. „Entschuldige. Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken“, erklärte die blonde Schönheit und musterte die Jüngere. Diese wirkte noch immer sehr dünn, im Allgemeinen aber wesentlich besser als zuvor. „Yuri-san…ist schon gut“, sprach Mimi, die dankend das Taschentuch nahm und die letzte Nässe abtropfte. „Was machst du denn im Krankenhaus? Sag mir nicht, dass du schon…“ „Nein!“, unterbrach Mimi sie gleich. „Ich wurde heute entlassen…und…und hab noch jemanden zu besuchen…“, stammelte sie. Verwirrt hob die Freundin von Joe die Augenbraue. „Jemanden zu besuchen? Moment mal! Du meinst doch nicht etwa Michael?!“, fragte sie aufgeregt. „Nein!“, versuchte Mimi weiter zu lügen, doch scheinbar wurde sie bereits von der Älteren durchschaut. „Bist du komplett bescheuert? Der Kerl hat dich in die Klinik gebracht und du besuchst ihn auch noch? Wissen Koushiro-kun oder Taichi-kun davon?“ Mimi schüttelte den Kopf. „N-nein…und das sollen sie auch nicht!“, meinte die Jüngere schnell. „Auf die Erklärung bin ich wirklich gespannt…“, murrte Yuri verständnislos und verschränkte die Arme vor der Brust. „K-Koushiro-kun hat mir davon erzählt, dass Michael Taichi-kun angezeigt hat. Ich will ihn davon überzeugen, die Anzeige zurückzunehmen. Die anderen hätten nie zugelassen, dass ich das mache… Daher…daher wollte ich es geheim machen…“ „Zurecht! Der Kerl ist unberechenbar! Wer weiß, was der mit dir anstellt!“, erwiderte die Krankenschwester streng. Mimi rieb sich nervös den Oberarm. „Aber ich will nicht ständig beschützt werden. Ich muss Taichi-kun irgendwie helfen. Das alles zu meistern muss einfach nur schwer sein…“ „Ja, vor allem wo seine kleine Schwester schwanger ist…“, erwähnte Yuri zustimmend.

 

Schockiert weiteten sich die Augen der Tachikawa. „Was?!“ Unbekümmert zuckte die Blonde mit den Schultern. „Ja, soweit ich weiß schon im dritten Monat. Hat dir keiner etwas davon?“ Bedrückt blickte Mimi zu Boden. Nein. Niemand hatte es für nötig gehalten, ihr davon zu erzählen. Nicht einmal Taichi oder Koushiro, mit denen sie wohl den meisten Kontakt hatte. Sanft legte die Ältere eine Hand auf die Schulter der Brünetten. „Sie wollten dich sicher schützen. Taichi-kun hat womöglich nur versucht, die jeden Ärger vom Hals zu halten!“ „Das ist ja das Problem!“, schrie Mimi verzweifelt aus und trat dabei wütend auf den Boden unter sich. „Die gesamte Zeit waren sie alle für mich da und haben mich unterstützt. Und dann komme ich wieder und kann keinen helfen. Wahrscheinlich bin ich die Einzige, die Michale noch zur Besinnung bringen kann! Es kann doch nicht sein, dass wir ihm so ein leichtes Spiel machen!“, brachte die junge Frau zähneknirschend hervor. „Michael will dich damit nur unter Druck setzen und eure Beziehungen untereinander zerstören. Sein Plan ist so simpel, dass es ihn schon wieder genial macht. Aber wenn ihr zusammenhaltet werdet ihr das alle schaffen.“ „Ja, aber ich möchte trotzdem mit ihm reden…“ „Dann komme ich aber mit. Joe und auch dein lieber Taichi würden mich umbringen, wenn ich dich alleine zu ihm lasse…“, beendete Yuri das Gespräch und ließ keinen Raum für Widersprüche.

 

Gemeinsam gingen die beiden Frauen zu den Fahrstühlen, wo Yuri den Knopf betätigte. Noch immer hatte sich Mimi nervös in den Saum ihres Rockes gekrallt. Die blonde Krankenschwester bis sich leicht auf die Unterlippe, während die beiden das Innere des Fahrstuhls betraten. Sie zweifelte daran, ob es Mimi wirklich schaffen würde, eine sachlich korrekte Konversation mit dem Amerikaner zu führen. Aber auch sie musste einsehen, dass es keine schlechte Idee war. Mimi kannte Michael wohl am besten von allen und konnte vielleicht noch besser argumentieren, als sie selbst.

 

„Könntest du vielleicht einfach vor der Türe warten? Ich glaube nicht, dass Michael mit mir sprechen wird, wenn auch du dich im Zimmer befindest“, bat die Trägerin der Reinheit Joes Freundin. Diese sah die Jüngere misstrauisch an, dachte kurz nach und nickte folglich. „Aber nur, wenn wir die Türe offenlassen. So kann ich dann direkt zugreifen, wenn irgendwas ist!“, erläuterte sie ruhig. Zaghaft nickte Mimi. Das war zumindest ein Kompromiss. „Muss Joe-kun heute gar nicht arbeiten?“ „Nein. Heute hat er Seminare in der Universität“, gab sie trocken die Antwort. „Aha…“, murmelte Mimi folglich, als sie vor dem Zimmer des Amerikaners zum Halten kamen.

 

Ein bis zwei Mal nahm sie tief Luft, nur um sie später wieder auszublasen. Vorsichtig klopfte sie an der massiven Türe des Patienten und wartete auf ein bekanntes Herein. Dieses ließ nicht lange auf sich warten. Kurz tauschten sich die beiden Frauen noch einen vielsagenden Blick aus, als Mimi dann auch die Türklinge nach unten drückte und in das Zimmer schritt. Die Türe fiel nicht gänzlich ins Schloss, doch das beachtete die Braunhaarige gar nicht mehr.

 

„Mimi-chan! Das ist aber schön, dass du mich besuchen kommst! Hast du etwa Ausgang?“, begrüßt sie die widerwertige Stimme des Blonden. „Hast du dich doch dazu entschieden, dass du besser bei mir, als bei diesen Schwachmaten aufgehoben bist?!“, fragte er mit einem heimtückischen Grinsen. „Nein! Ich will, dass du die Anzeige zurückziehst!“, forderte sie ihn auf und stellte sich an das Fußende seines Bettes. Michael hob nur eine Augenbraue in die Höhe, wirkte im Allgemeinen aber sehr gelassen. Zu entlassen, wenn man seine Exfreundin fragte. Amüsiert lehnte er sich zurück und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. „Ach…und warum sollte ich das tun?“, fragte er unbeeindruckt. „Weil es nicht richtig ist. Und das weißt du!“ „Tzz…Der hat mich grün und blau geschlagen, beinahe sogar umgebracht. Und ob er es verdient hat, in den Knast zu kommen. Der Kerl ist eine Gefahr für die Allgemeinheit!“, erwiderte Michael aufgebracht. Mimi fuhr gar ein wenig zusammen. Oh Gott. Wo war nur ihr starkes Selbstbewusstsein hin verschwunden.

 

„Hör doch auf, dir die Tatsachen so zurecht zu legen, wie sie dir gerade passen! Du hast ihn doch bewusst provoziert!“, konterte Mimi wütend. Wie hatte sie nur vorher nicht darauf aufmerksam werden können, dass sich hinter dem freundlichen Lächeln, ein solches Arschloch befand?! „Ach. Und ich nehme an, dafür hast du Beweise?“ Überlegen sah Michael die Jüngere an, welche sich mittlerweile aufgebracht an das Geländer seines Bettes klammerte. Der amerikanische Digiritter konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Jetzt hatte er sie genau da, wo er sie haben wollte.

 

„Nun…es gibt natürlich eine Möglichkeit, wie wir dem guten Taichi helfen könnten…“, meinte er amüsiert. Mit dem Finger deutete er der Tachikawa an, sich zu ihm ans Bett zu setzen. Doch blieb sie in ihrer Position. „Vergiss es!“, gab sie nur verärgert von sich. Am liebsten wäre sie ja aus dem Zimmer gestürmt. „So? Dann möchtest du also nicht, dass ich deinem Freund helfe?“, fragte er amüsiert. Mimi biss sich auf die Unterlippe, bevor sie sich zögerlich auf den Bettrand niederließ. Natürlich noch mit einem gewissen Sicherheitsabstand. „Was willst du also?!“, fragte sie genervt. „Also damals warst du mir wirklich näher. Findest du nicht, dass wie eigentlich eine ganz gute Zeit hatten? Ich sehne mich wirklich dahin zurück. Du nicht aus?“, plapperte er einfach drauf los, ohne die Frage der Tachikawa zu beantworten. Diese verzog nur angewidert das Gesicht. „Damit du mich erneut unter Drogen setzen kannst?“, fragte sie wütend. „Ich habe dich nicht dazu gezwungen. Außerdem ging es dir doch danach besser? Keiner hat von dir verlangt, von heut auf Morgen die Mittel abzusetzen…“ Unbekümmert erwiderte er ihren Vorwurf. „Du bist wirklich ein widerliches Arschloch!“, fluchte die Tachikawa und war schon dabei, sich wiederaufzurichten, als sie plötzlich seine starke Hand an ihrem Handgelenk bemerkte. „W-Was?!“

 

In Sekundenschnelle hatte Michael die Jüngere zu sich gezogen und seine Lippen auf die ihre gedrückt. Auch wenn sich Mimi augenblicklich von ihm wegdrängte, sah sie diese mit einem Grinsen an. Die junge Frau holte aus und verpasste dem Blonden eine Ohrfeige, so dass sein Kopf zur Seite schnellte. Sein Grinsen konnte sie ihm jedoch nicht aus dem Gesicht wischen. „Ich hab dir doch gesagt, dass du mich nochmal brauchen wirst.“ „Auf deine Angebote verzichte ich dankend! Du bist nichts weiter als ein mieser Betrüger!!!“

Mimi war tatsächlich im Begriff dazu, zu gehen, glaubte sie schließlich sowieso nicht, dass er ihr effektiv bei der Problematik helfen würde. Ihm ging es doch nur darum, sie zu quälen und die anderen leiden zu lassen. „Ich glaube wirklich nicht, dass uns das Gespräch irgendwie weiterführt. Du bist ein Mistkerl und irgendwann wird dich das Karma finden!“, brodelte es aus der jungen Frau.

 

„Ach…du möchtest deinem Freund doch nicht helfen? Das ist wirklich schade.“ Schauspielerisch gab er sich enttäuscht, erkannte jedoch sofort, wie sich der Körper von Mimi anspannte. Wütend drehte sie sich zu ihm um. „Du willst und doch überhaupt nicht helfen. Dir macht es doch Spaß, uns leiden zu sehen!“, erklärte sie. Dabei ballten sich ihre Hände zu Fäusten, Verzweiflung machte sich in ihr breit. Sie hatte nun wirklich keine Lust mehr. „Das stimmt. Ich möchte euch tatsächlich nicht helfen. Vor allem habe ich nicht vor, als Verlierer aus der ganzen Sache herauszugehen. Ich werde die Anzeige zurückziehen…“, sagte er ruhig. Nun wand sich Mimi mit ihrem kompletten Körper zu ihm. „Du willst die Anzeige zurückziehen?“, fragte sie erneut ungläubig nach.

 

„Ja. Aber nur unter einer Bedingung…“ Mimi schluckte. War ja klar, dass er das nicht für umsonst machen würde. Es war einfach zu offensichtlich, dass noch ein gewaltiger Rattenschwanz dahinterstand. „Was willst du?“, fragte sie daher ganz direkt. Die junge Frau war von diesem Katz und Maus Spiel allmählich wirklich müde. Sie hatte keine Lust mehr, sich auch weiterhin mit ihm zu befassen. „Dich, Mimi-chan. Ich will, dass du mit mir zurück nach Amerika gehst und die Firma deiner Familie übernimmst. Außerdem wirst du mich heiraten und mir eine gute Frau sein!“, sagte er mit einem süffisanten Grinsen. „Das glaubst du doch nicht…“ „Na…na…na! Wirst du wohl nicht so egoistisch sein. Denk an den Armen Taichi, der so viel wegen die durchmachen musste!“, mahnte er an und verursachte damit eine Gänsehaut bei der Jüngeren.

 

Verdammt. Warum konnte sie ihm diesbezüglich nicht einfach widersprechen?!

 
 

*.:*゚・..:*Taichi*.:*゚・..:*

 

„Hatschi“, nieste Taichi bereits zum zehnten Mal. „Gesundheit“, murmelte der blonde Musiker verstimmt und ging lieber etwas auf Abstand um sich nicht noch anzustecken. „Danke“, erwiderte der Braunhaarige mürrisch. „Als hätte ich nicht schon genug scheiße am Arsch kleben, kommt jetzt noch ne dämliche Erkältung dazu“, fluchte der Brünette genervt am Frühstückstich, während er missmutig eine Schüssel Müsli verschlang. Yamato trank gerade einen weiteren Schluck seines schwarzen Kaffees und musterte seinen besten Freund misstrauisch. „Sicher, dass du in diesem Zustand Fußballspielen willst?“ „Natürlich, der Sport ist das Einzige was ich noch unter Kontrolle habe, bei allem Anderen habe ich bereits glorreich versagt.“ Yamato stellte seine Kaffeetasse auf dem Küchentisch ab und fixierte wütend seinen besten Freund. „Hör auf, so eine scheiße zu labern. Wo hast du denn bitte versagt?“

 

Taichi stand vom Stuhl auf, ging auf den Kühlschrank zu und holte sich nun aufstrich für seine Toastscheibe heraus. „Tzz... Hikari-chan ist schwanger, Mimi...keine Ahnung... wir haben kaum Kontakt im Gegenteil zu Koushiro-kun. Du hörst ja mehr von Rei-chan, als ich von Mimi höre und meine letzte Prüfung habe ich auch den Sand gesetzt, während Michael diese miese Ratte sich wahrscheinlich krumm über meine Dummheit lacht“, jammerte der Yagami und setzte sich wieder zurück auf den Stuhl. „Hatschi.“ Yamato hielt ihm ein Taschentuch entgegen, welche Taichi entgegennahm und benutzte. „Das Hikari-chan schwanger geworden ist, hättest du wohl kaum verhindern können oder möchtest du jetzt immer dabei sein, wenn es unserer Geschwister wild miteinander treiben“, grinste der Blonde, während der Politikwissenschaftsstudent angewidert sein Gesicht verzog. „Könntest du bitte aufhören, mir so eine kacke einzureden, von sowas will ich gar nichts hören. In meiner Welt haben sie nämlich immer nur Händchen gehalten.“ Yamato fing unterdessen laut zu lachen an „Ja, dann wäre Hikari-chan wohl die neue Jungfrau Maria“, scherzte er, bevor sein Gesicht wieder ernster wurde. „Und was Mimi-chan angeht, sie wird doch jeden Moment entlassen und dann seht ihr euch auch wieder öfters und Michael wird sein dämliches Grinsen auch noch vergehen.“

„Das ist es ja, ich weiß nicht mal genau wann Mimi-chan entlassen wird. Koushiro-kun weiß es bestimmt. Boah wie mich das alles ankotzt. Hatschi.“ Genervt nahm Taichi das Taschentuch erneut hervor. „Sie wird sich schon melden, okay? Vielleicht will sie dir auch erst mal Zeit geben, alles zu verarbeiten und runter zu kommen“, mutmaßte der Blonde. Taichi zuckte mit den Schultern, mittlerweile war er wirklich ratlos. Immer gingen die Beiden zwei Schritte nach vorne und kurzdrauf einen Schritt zurück. Wie lange sollte das noch so weitergehen?

 

Nachdem Frühstück packte Taichi seine Sporttasche zu ende, schulterte diese und machte sich auf dem Weg zur Wohnungstür. „Kommst du heute gucken?“, hakte er bei seinem besten Freund nach, meistens war der blonde Musiker mit seinen Pflichten der Band gegenüber zu beschäftigt um ein Spiel des Yagamis aufzusuchen. „Ich versuchs.“ Mit dieser Antwort hatte der Braunhaarige bereits gerechnet und verließ die Wohnung. Irgendwie konnte er den Blonden auch verstehen, wenn Yamato alles zu viel wurde, flüchtete er zur Musik und er hatte als Ventil eben den Sport. Der Träger des Mutes stieg auf sein Fahrrad und war nach zehn Minuten am Sportplatz angelangt. Er fühlte sich irgendwie schlapp, er hatte die Nacht – sowie die gesamten Nächte zuvor nicht wirklich viel Schlaf gefunden, erst die Sorgen und der Ärger den ihn heimsuchten und zum krönenden Abschluss hatte er sich eine blöde Erkältung eingefangen. Man wenn das Leben einen fickt dann so richtig. Er nahm das Fahrradschloss heraus und befestigte sein Rad an den Fahrradständern vor dem Sportplatz, einige Spielkameraden nahmen ihren Kapitän bereits in Augenschein und begrüßten ihn fröhlich. Taichi begrüßte sie ebenfalls höflich und lief in die Umkleidekabine um sich sein Trikot überzuziehen und sich aufzuwärmen. Beim Aufwärmen bemerkte der junge Mann bereits ein paar Mal wie es ihm ziemlich viel Kraft raubte und schneller wie gewohnt zu schwitzen begann. Er fuhr sich mit seiner Hand an seine schweißnasse Stirn und war sich nicht sicher, ob er immer schon eine so heiße Stirn beim Aufwärmen gehabt hatte, doch dann wand er seinen Blick zur Zuschauertribüne und seine Augen weiteten sich prompt. Neben Hikari, Takeru, Koushiro und Sora war tatsächlich auch Mimi anwesend.

 

„Mimi-chan?“, flüsterte der junge Mann ungläubig und überlegte gerade ob er einen Fiebertraum hatte, doch sie schien tatsächlich real zu sein. Zügig lief er auf seine Freunde zu. „Überraschung“, sagte die Braunhaarige schüchtern. „Ja, das kann man wohl laut sagen, seit wann bist du denn entlassen?“, hakte er bei der Braunhaarigen nach und blieb kurz vor ihr stehen. „Seit gestern...Entschuldigung ich wollte mich eigentlich gemeldet haben, aber als ich dann in der WG war, war ich doch ganz schön geschlaucht von Sora-chan habe ich erfahren das du heute spielst und ich wollte dich überraschen. Bist du böse?“ hakte Mimi unsicher bei dem Wuschelkopf nach, dieser schüttelte seinen Kopf „Es ist schön dich zu sehen und noch schöner das du hier bist“, erwiderte er grinsend und umarmte die Jüngere, noch ehe Mimi die Umarmung erwidern konnte, löste er sich auch wieder von ihr und blickte auch zum Rest seiner Freunde. „Schön, dass auch ihr hier seid“, sagte der Braunhaarige und lief zurück zum Spielfeld. Etwas verwundert war er doch, das Koushiro anwesend war, doch sicher war Mimi der Grund dafür und weniger er selbst.

„Ich glaube er ist doch böse auf mich“ murmelte Mimi niedergeschlagen. „Nein, ist er nicht Mimi-chan, er ist nur ziemlich durch den Wind in letzter Zeit“, erwiderte die junge Yagami mitfühlend. Mimi nickte resigniert mit dem Kopf. „Ich werde alles wieder gut machen“, murmelte die Brünette leise vor sich hin. „Was hast du gesagt“, fragte Sora bei ihrer Freundin nach. „Ähm...nichts... nur das ich ihn verstehen kann“, log sie und ließ sich auf einem der Sitze nieder.

 

Vor fünfzehn Minuten pfiff der Schiedsrichter das Spiel an und Taichi bemühte sich ein gutes Spiel hinzulegen. Er lief mit Tempo nach vorne und versuchte die Gegenspieler unter Druck zu setzen. Für den Moment fühlte er sich besser, wollte er doch zeigen, was in ihm steckte, vor allem, weil Mimi schon lange nicht mehr bei einem Spiel von ihm dabei war. Kenchi schoss den Ball zielgerecht zu dem Braunhaarigen rüber, der Brünette nahm den Ball mit seiner Brust entgegen und versuchte diesen ins Tor zu befördern, doch er verpasste das Tor knapp und traf lediglich den Pfosten. „Verdammter Mist“, fluchte der Braunhaarige. „Yagami, konzentriere dich“, schimpfte der Trainer vom Spielfeldrand. Der Torwart schoss den Ball weit über die Mitte des Spielfeldes und mit einer gelungenen flanke, schaffte es dieser seinen Mitspieler den Ball zuzuspielen, dieser nahm den Pass entgegen und lief auf das gegnerische Tor zu. Taichi sprintete wie ein aufgescheuchtes Huhn über den Platz, wollte er seinen Patzer wieder gut machen, doch weit kam er nicht, da der gegnerische Spieler bereits im Strafraum war, zielsicher auf das Tor schoss und den Fußball im Netz versenkte. „Scheiße“, rief Taichi wütend auf.

 

„Oh weia, was ist denn nur mit meinem Bruder los?“ wunderte sich die Jüngere, war er doch sonst viel selbstsicherer im Spiel. „Ja, er ist nicht so in Form“, pflichtete Sora bei. „Er wird schon noch ins Spiel finden“, kam es wie immer hoffnungsvoll von Takeru. Mimi hoffte es auch, wollte sie doch, dass der Braunhaarige alles von sich zeigen konnte, doch besorgt musterte sie ihn. Taichi wirkte wirklich ausgepowert und sie war sich sicher, dass sie der Grund dafür war, als sie daran dachte, wie viel Ärger der Yagami ihretwegen hatte begann sie zu schluchzen. „Mimi-chan, was ist denn mit dir?“, kam es besorgt aus Koushiro. „Taichi-kun, er hat so viel Stress und das alles wegen mir, das tut mir so leid“, weinte Mimi weiter. „Aber Mimi-chan, das Taichi-kun so ausgerastet ist, dafür kannst du doch nichts“, versuchte auch Sora die Jüngere aufzumuntern. „Doch, weil er mich beschützen und rächen wollte.“ „Taichi ist alt genug um für sein Handeln die Konsequenzen zu tragen und wenn er jemand halbtot prügelt, hat er sich das selbst zuzuschreiben und nicht du“, sagte der Computernarr streng. „Ich muss Koushiro-kun Recht geben, er weiß was er getan hat, aber Mimi-chan wir werden schon einen Weg finden, wie Taichi-kun da ungeschoren davon kommt“, erwiderte Sora. Mimi nickte und zwang sich zu einem Lächeln, doch die Sorgen um den Brünetten ließen nicht nach.

 

Es stand kurz vor Ende der ersten Halbzeit, Taichi wusste schon lange nicht mehr, was er eigentlich auf dem Spielfeld trieb, dass der Trainer ihn ohne ende entgegenschrie nahm er kaum mehr war, genauso wenig wie einige Mitspieler ihm immer auf die Schulter klopften und sich erkundigten, ob alles in Ordnung sei. Er lief erneut los um den Ball in seinen Besitz zu bekommen, doch plötzlich wurde es dem Braunhaarigen kurz schwarz vor Augen, er schüttelte ein paar Mal den Kopf und lief unbeirrt weiter. Taichi schaffte es mühsam sich in den gegnerischen Strafraum hereinzuspielen, er nahm Anlauf, sprang in die Höhe um von Kenchi den Ball anzunehmen. Mit einem Kopfball versuchte er den Ball geradewegs auf das Tor zu schießen, doch er nahm gar nicht mehr wahr, ob er das Tor traf, denn in dem Moment wo der Ball seine Schläfe getroffen hatte, drehte sich alles um den Kapitän und noch ehe seine Beine wieder auf dem Spielrasen angelangt waren, brach er auch schon unter diesen ein, fiel zu Boden und stand auch nicht wieder auf. Sofort pfiff der Schiedsrichter das Spiel ab. Alle Spieler beugten sich zu dem Braunhaarigen runter, doch eine Reaktion des Kapitäns blieb aus. „Wir brauchen einen Arzt“, schrie Kenchi aufgebracht zum Trainer. Die Sanitäter rasten auf das Spielfeld zu.

 

Die Freunde sprangen aus ihren Sitzen, während Mimi und Hikari bereits ebenfalls auf das Spielfeld liefen. „Taichi-kun,“ schrien beiden Mädchen gleichzeitig und voller Panik. Taichi hörte wie sein Name besorgt gerufen wurde und erkannte auch die Stimmen, aber er war nicht in der Lage seine Augen zu öffnen. Irgendwas schien ihn zu behindern. Taichi wurde auf den Rücken gedreht und untersucht. Er wusste nicht wie viel Zeit verstrich, aber es fühlte sich endlos an. „Taichi, bitte wach auf. Komm schon“, erneut hörte er die vertraute Stimme seiner Schwester, doch um ihn herum gab es nur schwarz, kein Licht, keine Helligkeit, keine Wärme.

„Verdammt Taichi-kun, öffne deine Augen!“ Eine zweite Stimme. Genauso besorgt wie die Erste und auf einmal spürte er etwas Warmes an seiner Wange. „Er kommt langsam zu sich.“ Eine fremde Stimme. Eine Männerstimme und auf einmal wurde es heller um ihn herum. Die Dunkelheit lichtete sich etwas und mühsam versuchte Taichi seine Augen zu öffnen. Grelles Licht schien ihm entgegen, das wohl von einer Taschenlampe kam und schloss schnell schützend seine Augen. Langsam und mit unendlich viel Anstrengung hob er seine Hand, um nach Mimis Hand zu greifen. Doch augenblicklich durchfuhr ihn ein brennender Schmerz in seinen Lungen und stöhnte auf. „Ruhig. Ganz ruhig liegen bleiben. Taichi.“

„Mimi-chan?“, fragte Taichi schwach und merkte wie schwer es ihm fiel, nur dieses eine Wort auszusprechen.  „Ja, ich bin hier, bitte bleib ganz ruhig liegen“, hörte er die Brünette sagen und schlug vorsichtig seine Augen wieder auf. „Mimi“, murmelte Taichi leise während er in die wunderschönen Augen von Mimi blickte, die ihn besorgt musterten. „Taichi-kun, ich bin so froh das du wach bist“, erwiderte die Trägerin der Reinheit sanft und Sekunden später bemerkte der junge Yagami, wie Mimi ihm zärtlich über seine Stirn strich. „Er fühlt sich ganz warm an“ murmelte die Brünette besorgt. „Taichi-kun hat bestimmt Fieber“, nahm er erneut seine kleine Schwester war und sah auch Hikaris durchnässtes Gesicht.  „Was machst du nur für Sachen?“ Die Stimme der kleinen Schwester war brüchig und voller Sorge. Was war nur geschehen? Was war nur mit ihm los? Kraftlos schloss er erneut seine Augen, während alles wieder dunkel wurde.

Verschmähte Herzen


 

Weißt du, was das heißt, zu lieben und verschmäht zu werden? Das ist nicht wie sonst ein Leid. Nimmt man mir heute etwas, so lern' ich morgen, daß ich's entbehren kann. Schlägt man mir eine Wunde, so hab' ich Gelegenheit, mich im Heilen zu versuchen. Aber, behandelt man meine Liebe wie eine Thorheit, so macht man das Heiligste in meiner Brust zur Lüge.

Christian Friedrich Hebbel

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Hikari*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Es dauerte nicht lange bis der Krankenwagen auf dem Sportplatz ankam und Taichi ins Krankenhaus beförderte, er kam zunächst nicht wieder zu sich und die kleine Schwester sowie seine Freunde machten sich große Sorgen um ihren ehemaligen Anführer. Hikari durfte als Schwester mit im Krankenwagen fahren und die Freunde wollten so schnell wie möglich ins Krankenhaus nachkommen. Hikari rief unterwegs ihre Eltern an, auch diese machten sich umgehend auf den Weg. „Taichi-kun, kannst du mich hören?“, rief die Trägerin des Lichts und musterte ihren großen Bruder besorgt, noch immer fühlte er sich kochend heiß an und dennoch schien er am ganzen Körper zu zittern, die Sanitäter nahmen ein Fieberthermometer und stellten fest, dass der junge Mann bereits eine Körpertemperatur von 39,9° Grad erreicht hatte. Wie konnte er nur in diesem Zustand Fußballspielen? Er war so unvernünftig. Sie kamen im Krankenhaus an und wurden zur Notfallaufnahme gebracht. An diesem Tag hatte Joe Dienst und die junge Yagami verlangte direkt nach ihm. Es dauerte nicht lange, bis Joe auch bei seinen Freunden erschien und realisierte kurz was geschehen war. Er ließ sich von den Rettungssanitätern kurz berichten, dass Taichi aufgrund körperlichen Überanstrengung mit starker Körpertemperatur zusammengebrochen war. Er zeigte den Sanitätern kurz mit einer Handbewegung, dass sie Taichi in einen Untersuchungsraum fahren sollten, der sich hinter der Notfallambulanz befand. Dann sah er kurz zurück zur jungen Yagami und musterte auch sie besorgt. „Mach dir keine Sorgen Hikari-chan, wir werden ihm jetzt ein Antibiotikum geben, damit die Temperatur wieder gesenkt wird und wenn es anschlägt braucht er nicht mal über Nacht zu bleiben, okay?“ Hikari nickte betrübt, während sie schon hörte wie ihre Freunde angerannt kamen.

„Wie geht es Taichi-kun?“, fragte Mimi verzweifelt. „Joe-Sempai kümmert sich um ihn.“ Takeru schritt gleich auf seine schwangere Freundin zu „Geht es dir gut?“, fragte der Blonde besorgt nach. Die Braunhaarige nickte: „Soweit schon, ich hoffe das es Taichi bald bessergeht.“

 

Der Tag nahm alle Freunde sehr mit, mittlerweile wurde Taichi wieder wach und durfte Besuch empfangen, jedoch war die Temperatur noch nicht runtergegangen. Yuri kam jede Stunde und wechselte die Wadenwickeln des Yagamis und kontrollierte das er auch genug Flüssigkeit zu sich nahm. Die Schmerzmittel die gegen die Gliederschmerzen und das Antibiotikum das gegen das Fieber helfen sollte, wirkte nur langsam, daher entschied Joe Taichi über Nacht im Krankenhaus zu behalten. Taichi dürfte erst das Krankenhaus verlassen, wenn er eine Temperatur von unter 38,5° Grad erreichen würde. Mimi und Hikari blieben dabei die ganze Zeit bei Taichi im Krankenzimmer, während sich die restlichen Besucher abwechselten, auch Yamato kam kurze Zeit später, nachdem Sora ihn benachrichtigt hatte.

 

Nach bitten ihres Freundes gab sich Hikari schließlich geschlagen und ging mit Takeru in die Cafeteria. Er wollte das seine Freundin etwas zu sich nahm. „Na komm Hika, iss mal etwas“, sagte der Blonde mitfühlend und holte gerade einen Teller mit einer kleine Portion Reis und Geschnetzeltem hervor und stellte es der Kleineren auf den Tisch ab. Sie blickte auf das essen und stichelte mit einer Gabel etwas missmutig darin herum, doch entschied sich dann auch wenn sie eigentlich keinen Hunger hatte, zu essen. „So ist brav“, lächelte der Blonde „Schmeckt noch immer besser, als das essen von Mama“, lachte die Braunhaarige. „Das ist auch nicht besonders schwer,“ erwiderte der Oberschüler grinsend. Hikari nickte und sah zurück zu ihrem Freund. „Das stimmt.“ Nach zehn Minuten war der Teller leer und Hikari schob den Teller von sich weg. „Darf ich jetzt zurück zu meinem Bruder?“, hakte sie bei ihrem Freund nach. Takeru sah sie besorgt an. „Du musst auch auf dich aufpassen Hika, Taichi-kun wird schon bald wieder der alte sein.“ „Das hoffe ich wirklich und zwar in allen Lebenslagen, es ist doch blöd, dass er momentan so viel Pech hat“, murmelte die Braunhaarige nachdenklich.

 

Hikari bemerkte ein kurzes aber intensives zwicken in ihren Unterbauch und verzog das Gesicht. „Alles okay Hika?“, hakte der Basketballspieler gleich nach, als er sah wie seine Freundin schmerzlich ihre Lippen aufeinanderpresste. „Irgendwie habe ich gerade Krämpfe“, nuschelte die Brünette. Sofort sprang Takeru von seinem Platz auf und lief zu seiner Freundin. „Krämpfe? Das ist nicht gut, das kommt sicher wegen der ganzen Aufregung des heutigen Tages“, mutmaßte der Blonde. Er sah sich in der Cafeteria um und suchte nach einem Arzt oder Pfleger, doch er fand nur Angehörige und Patienten. „Es geht gleich wieder, Keru“, versuchte die Brünette ihren Freund zu beschwichtigen. „Nein, ich rufe Joe mal an.“ Gesagt wie getan schnappte sich der Blonde sein Telefon und rief seinen blauhaarigen Freund an. Kurz erklärte Takeru was los war und ein paar Minuten später tauchten Joe mit Yuri und einem Rollstuhl auf. „Man, die Familie Yagami hält mich heute ganz schön auf trapp“, beklagte sich der junge Assistenzarzt, als sie die Jüngere abholten. Sie fuhren die Braunhaarige zur Gynäkologie rauf. Eigentlich wollte der Blauhaarige so schnell wie möglich das Weite suchen, denn die Gynäkologie war sicher nicht sein Wunschfachbereich und bei einer jüngeren Freundin, die auch noch die Schwester von Taichi war, wollte er schon gar nicht genauer nach- beziehungsweise hinsehen. „Wo willst du hin Joe-Sempai?“, hakte die junge Yagami verwirrt und ängstlich nach. „Ich rufe eine Kollegin“, erklärte der Brillenträger unbeholfen und ging weiter zur Türe. „Er hat es nicht so mit den weiblichen Geschlechtsorganen...“, erwiderte Yuri zügig, wurde prompt rot im Gesicht und korrigierte haspelnd ihren vorherigen Satz. „Ähm...ich meine in fachlicher Hinsicht.“ Takeru und Yuri halfen Hikari beim Aufstehen und setzten sie vom Rollstuhl auf den Behandlungsstuhl.

 

„Ahhh“, rief die junge Yagami erneut auf. „Zieh dein Rock aus Hikari-chan“, forderte die junge Krankenschwester bei der Trägerin des Lichts auf. Nachdem die junge Frau ihren Rock komplett abgestreift hatte, blickte sie gleich auf ihre Unterhose die mit einem Mal rot statt weiß war. Panisch schlug sie ihre Hand vor ihrem Mund. „Keru“, flüsterte sie ängstlich „Mein Baby.“

„W-was ist das?“ fragte der werdende Vater aufgeregt bei Yuri nach, die sich mit den Jüngeren alleine im Krankenzimmer befand, da Joe schon losgegangen war um eine Kollegin zu konsultieren. „Macht euch erst mal keine Sorgen Zwischenblutungen können in der Schwangerschaft ganz normal sein, erst Recht, wenn man viel Stress und Sorgen hat und beides hattest du heute zu genüge, entspann dich einfach okay?“ Unsicher nickte Hikari mit dem Kopf, während sie nach den Händen ihres Freundes suchte. Yuri bereitete alles für einen Ultraschall vor und wartete gemeinsam mit ihren Freunden darauf, dass endlich ein Arzt auftauchen würde.

 

Kurze Zeit später tauchte Joe zusammen mit einer junge Ärztin auf, die ein Jahr weiter als der Brillenträger war. „Hallo mein Name ist Dr. Iwabuchi, sie sind als schwanger und haben Krämpfe?“ fragte die junge Ärztin bei ihrer Patientin nochmal nach. „Ja und jetzt auch Blutungen“, erwiderte sie traurig. „Dann machen wir erst mal eine Sonographie und dann schauen wir weiter“, schlug die junge Ärztin vor, setzte sich auf einen kleinen schwarzen Hocker und stellte den Monitor in die Richtung von Hikari und Takeru. „Das könnte jetzt etwas kalt werden“, sprach die Ärztin mit ruhiger Stimme weiter und die Oberschülerin spürte eine geleeartige Flüssigkeit an ihrem Unterbauch. Die Ärztin nahm die Sonde in die Hand und ließ diesen an Hikaris Unterleib wandern. Augenblicklich erschien am Bildschirm ein kleiner Embryo mit deutlichem Herzschlag. Erleichterung machte sich in der junge Frau breit, während auch Tränen in ihren Augen glitzerten, auch Takeru ließ sich geschafft auf einem Stuhl nieder, ließ die Hand seiner Freundin jedoch zu keinem Zeitpunkt los. „Na da haben wir ja ihren kleinen Schatz und zwar putzmunter“, strahlte die Ärztin. „Zur Sicherheit werde ich aber noch ihren Gebärmutterhals und den Schambereich untersuchen um zu schauen wo die Blutung herkommt“, erklärte die Ärztin. „Ja, ich schau dann mal nach deinem Bruder“, erklärte Joe mit rotem Kopf und verließ geradezu fluchtartig den Raum. Yuri schüttelte fassungslos den Kopf „Idiot.“

 

„Kann es sein, dass sie in den letzten 24 Stunden Geschlechtsverkehr hatten?“, fragte die Ärztin bei dem Pärchen nach. „Ähm ja“, antwortete die junge Frau wahrheitsgemäß und es legte sich ein roter Filter um ihre zierliche Nase. „Okay, wissen sie der Muttermund wird während der Schwangerschaft besonders gut mit Blut versorgt, und manchmal kann es nachdem Geschlechtsverkehr zu kleinen Verletzungen der Adern kommen, die jedoch ungefährlich für sie und ihr Baby sind“, erklärte die junge Ärztin mitfühlend. „Also sollten wir besser keinen Sex mehr haben, solange ich schwanger bin?“, fragte Hikari bei der Ärztin nach und jetzt war sie doch froh, das Joe nicht mehr ihr behandelnder Arzt war. „Was?“, fragte auch Takeru geschockt nach und hoffte, dass die Ärztin einen anderen Vorschlag hatte. Wie sollte er denn bitte sechs Monate ohne Sex überleben? „Doch sie können weiterhin miteinander schlafen, nur vielleicht ein wenig vorsichtiger“, erwiderte die Ärztin mit einem Lächeln. „Takeru geht ja ganz schön ran“, trällerte Yuri im Hintergrund fröhlich, während Hikari der Veganerin nur einen bösen Blick zuwarf. „Sie sollten sich in den nächsten 24 Stunden schonen, viel trinken und na ja auch zunächst auf den Geschlechtsverkehr verzichten, bis ihr Arzt ihnen ein klares `Go` gibt, aber länger als zwei Wochen sollte das nicht dauern.“ „Vielen Dank Dr. Iwabuchi.“

 

Hikari war erleichtert, dass mit ihrem Baby alles in Ordnung war. Schon jetzt konnte sie es sich nicht mehr vorstellen ohne Baby zu sein, auch wenn sie noch ein paar Monate warten müsste bis sie ihr Baby tatsächlich sehen würde. Sie konnte es kaum erwarten in die Augen ihres Kindes zu sehen. „Unglaublich wie groß Little You schon geworden ist, findest du nicht auch?“, fragte der Blonde bei seiner Freundin nach, blickte auf das neueste Ultraschallbild und hauchte seiner Freundin einen Kuss auf die Stirn. „Oh Ja.“  Yuri wischte die Flüssigkeit von Hikaris Unterbauch mit einigen Papierhandtüchern weg und staunte auf die kleine Wölbung die sich nicht länger bestreiten ließ. „So eine Schwangerschaft ist doch wirklich ein Wunder“, erwiderte sie fröhlich. „Ja, das stimmt, ich bin auch immer ganz aufgeregt, wenn wir einen Frauenarzttermin haben und wir Little You wiedersehen können. Wir sind immer ganz erstaunt wie es sich immer verändert und entwickelt“, erzählte sie verträumt. „Wann ist eigentlich der errechnete Geburtstermin?“ wollte die hübsche Krankenschwester wissen. „Am 17. Januar“, antwortete die junge Frau zufrieden. „Schön.“

 

Plötzlich ging die Türe auf und Yuuko Yagami trat zur Türe rein „Hikari, ich habe gerade Joe getroffen, alles in Ordnung?“ fragte die besorgte Mutter nach. „Ja, alles wieder gut, ich habe keine Krämpfe und keine Blutungen mehr. Ich muss mich nur etwas schonen“, erklärte die Braunhaarige ihrer Mutter. „Was ist heute nur für ein Tag?!“ „Entschuldigung Mama“, sagte das jüngste Familienmitglied reumütig. „Du kannst ja nichts dafür.“ „Das erinnert mich immer an einem Spruch den meine Mutter immer gesagt hat: Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen“, dachte Yuri laut nach. „Da ist wohl mal was Wahres dran“, sagte Yuuko und legte ihrer Tochter ein paar Haarsträhnen, die an ihrer Stirn klebten zur Seite.  „Wie geht es denn Taichi?“, hakte der blonde Oberschüler nach. „Die Temperatur geht langsam runter, aber die Nacht wird er noch hierblieben um weiter zu Kräften zu kommen. Musst du auch über Nacht bleiben?“ Hikari schüttelte den Kopf. „Nein, ich darf nach Hause, zwar muss ich strenge Bettruhe einhalten, aber ich brauche nicht hier zu bleiben“, berichtigte sie ihrer Mutter. „Wenigstens etwas.“

 

Hikari war froh, so viele liebe Menschen an ihrer Seite zu haben die ihr halfen und zur Seite standen. Sie würde alles dafür tun um ihr Baby zu beschützen. Zusammen mit Takeru. Sie würden eine Familie werden, zwar sehr viel früher als gedacht, aber das würde ihnen keiner kaputt machen können. Aus Liebe würde Leben werden, noch trug sie unter ihrem Herzen ihren ganzen Stolz und dennoch spürte sei bereits die tiefe Verbundenheit. Welche Familie war schon perfekt? Keine aber sie mussten nicht perfekt sein, sie mussten sich nur lieben und füreinander da sein. Aufeinander aufpassen und sich gegenseitig beschützen dann hatten sie schon viel gewonnen. Hikari lächelte zufrieden und blickte positiv in ihre Zukunft.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Sora*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Immer und immer wieder entrang ihrer Kehle ein Seufzen, während sie durch das Blickfenster in der Türe zu dem Yagami blickte, der sich dem erholenden Schlaf hingab. Seine Hand lag dabei in der kleinen Hand der Tachikawa, ihrer besten Freundin. Wie sehr sich Sora doch wünschte, selbst an dieser Stelle zu sitzen und bei Taichi zu sein. Aber ihr war es nicht gewährt. Bei seinem Zusammenbruch hatte er nach Mimi, nicht aber nach seiner besten Freundin verlangt. Wahrscheinlich würde sie niemals sein Herz erobern, egal was sie versuchte. In festen Händen hielt nämlich bereits Mimi das Herz des Yagami in ihren Händen. Damals war es für Sora ein Schlag ins Gesicht gewesen, zu erfahren, dass ihre beste Freundin ein Auge auf den Fußballer geworfen hatte. In ihrer Verzweiflung tischte sie der Tachikawa eine Lüge nach der Anderen auf und trieb sie somit direkt in die Armes des rothaarigen Computerfreaks. Eine Wahl, die selbst Sora treffender für die Jüngere fand, als Taichi selbst. Aber auch sie wusste, wie es war, wenn man sich nicht wie geplant verliebte. Yamato hatte ihr immer gutgetan, war für sie da und legte ihr die Welt zu Füße. Und was tat sie? Sie trat die Bemühungen des Blonden mit Füßen und verliebte sich in dessen Freund. Dabei prophezeite man ihr und Yamato eine hervorragende Zukunft. Manchmal sehnte sich die Rothaarige dahin zurück, sehnte sich nach der Sicherheit und Geborgenheit des Musikers. Doch dann fiel ihr schmerzlich ein, dass ihr Herz bei seinem besten Freund, nicht aber an Yamato selbst hing. Sie kämpfte auf verloren Posten. Allein wenn sie die Blicke zwischen Taichi und Mimi beobachtete, zog ein stechender Schmerz durch den Körper. Auch bei seinem Zusammenbrach vor wenigen Stunden war es scheinbar Mimi, die er sehen und bei sich wissen wollte. Nicht Sora. Sie tat gut daran, sich mit diesen Gegebenheiten abzufinden. Doch es tat so weh…

 

„Willst du nicht reingehen?“ Die Angesprochene fuhr zusammen, als sie die Stimme von Yamato hinter sich vernahm. Sie war froh, dass sie sich ausgesprochen hatten, aber es war ihr unangenehm, dass er sie mit diesem wissenden Blick ansah. „N-Nein…i-ich…ich glaube, ich geh nach Hause…“, flüsterte sie niedergeschlagen. Die junge Frau wich seinem Ausdruck aus, wusste sie doch ganz genau, dass auch er wusste, wie es in ihr aussah. Ein unangenehmes Gefühl. „Ich habe dir gesagt, du wirst sein Herz nicht gewinnen. Du solltest vielleicht beginnen, auch jemand anderen die Chance zu geben…“, erklärte er direkt, aber auch mit einfühlsam klingender Stimme. „Musst du mir das jedes Mal sage?! Ich weiß das selber! Aber es ist nicht besonders einfach, okay? So von jetzt auf nachher sich verlieben…“ „Was du nicht sagst…“, erwiderte Yamato nur sarkastisch und öffnete die Zimmertüre seines besten Freundes. Verdutzt sah die Takenouchi ihrem Exfreund nach. Hatte sie ihm wehgetan oder warum reagierte er plötzlich so angepisst? Doch schon im folgenden Moment fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Ich Idiotin…“, murmelte sie nur wütend und fuhr sich durch ihre roten Haare. Konnte nicht einmal was so funktionieren, wie man sich es vorstellte? In letzter Zeit ging wirklich alles schief, was nur schiefgehen konnte.

 

Die junge Frau beschloss nach Hause zu gehen. Sie fühlte sich so und auch so vollkommen fehl am Platze und wollte nicht weiterhin dem jungen Glück im Krankenzimmer zusehen. Vielleicht sollte sie sich auch einfach die Worte ihres Exfreundes zu Herzen nehmen. Bei ihm wusste sie schließlich, dass er noch eine lange Zeit Gefühle für Sora gehegt hatte. Es tat der Takenouchi immer leid, teilweise sogar weh, ihn leiden zu sehen, doch wollte sie ihm einfach nichts vormachen, was nicht der Realität entsprach. Aber mittlerweile schien dies nicht mehr sonderlich relevant zu sein. Denn scheinbar hatte er nun einen anderen Augenstern. Es wurmte Sora tatsächlich etwas. Jeder ihrer Freunde schien sein Glück irgendwie zu finden. Nur sie nicht. Sie… und Koushiro.

 

Dieser Gedanke kam ihr, als sie das Gebäude des Krankenhauses verließ und direkt in ihrem Blickfeld den Izumi erkannte. Er hatte sich auf eine der Parkbänke niedergelassen und tippte irgendwas in sein Handy ein. Erst jetzt fiel ihr richtig auf, dass er gar nicht mehr im Krankenhaus war, sondern sich schon vor geraumer Zeit zurückgezogen hatte. Für den Computernarren musste die ganze Situation ebenfalls ziemlich belastend sein, schließlich wussten sie alle, dass er noch immer Gefühle für die Tachikawa hegte. Die saß allerdings am Bett von Taichi und würde in nächster Zeit sicher nicht aufstehen.

Schweigend schritt sie zu dem Träger des Wissens und musterte in kritisch, bevor sie ihre Worte aussprach: „Was machst du denn hier draußen? Ganz allein?“, fragte sie neugierig und schaffte es erst durch ihre Frage, den Jüngeren aus den Gedanken zu reißen. Verwirrt hob er den Blick und sah in das Gesicht von Sora. „I-Ich…ähm…ich warte auf Mimi-chan…“, erwiderte er ruhig und steckte das Handy in seine Jackentasche. Die Takenouchi hob nur verwirrt die Augenbrauen. „Auf Mimi-chan? Dir ist aber schon klar, dass sie sicherlich die nächsten paar Stunden nicht von seiner Seite weichen wird, oder?“, fragte sie verständnislos. Koushiro zuckte jedoch nur unbekümmert mit den Schultern. „Na und? Ich werde trotzdem für sie da sein, wenn sie gehen muss…“ „Du bist doch bescheuert. Nichts für Ungut. Es ist doch offensichtlich, dass sie sich für dich nicht entscheiden wird… Warum machst du dir selbst das Leben so schwer?“, fragte sie aufgebracht und verschränkte die Arme streng vor der Brust. „Ich gebe halt die Hoffnung nicht so schnell auf. Zumal Mimi-chan nicht nur meine Exfreundin, sondern auch meine beste Freundin ist. Wenn sie unglücklich ist, möchte ich für sie da sein. Besonderes nachdem sie den Entzug hinter sich gebracht hat!“

 

Sora biss sich auf die Unterlippe. Unbewusst hatte Koushiro eine Flut schlechtes Gewissen in ihrem Inneren ausgelöst. Sie wollte sich dieser Emotion nicht hingeben, aber sie konnte nicht anderes. Wie für Taichi, war auch sie die beste Freundin von Mimi. Aber sie wollte nicht jedes Mal damit konfrontiert werden, wie sich die beiden verliebt anstarrten und verträumte Blicke austauschten. Ehrlich gestanden kotzte es Sora richtig an, die beiden miteinander glücklich zu sehen. Irgendwas in ihrem Inneren weigerte sich dagegen, sich für die Beiden und ihr gemeinsames Glück zu freuen. Nein, sie wollte an der Stelle von Mimi sein. Genauso wie Koushiro an der Stelle von Taichi stehen wollte. Trotzdem blieb er bei der Tachikawa, obwohl das Zusammensein doch wahnsinnig schmerzlich sein musste. Sie verstand die Perspektive des Rothaarigen nicht.

 

„Ich verstehe dich nicht…“, flüsterte sie und ließ sich neben ihm nieder. „Tja… Du versuchst das Herz deines Schwarmes ja auch mit unfairen Mitteln zu gewinnen…“, schnaubte Koushiro verächtlich und demonstrierte ihr damit offensichtlich, dass er von ihren Aktionen wirklich nichts hielt. Sora seufze. „Ich weiß, dass ich die Sache nicht richtig angegangen bin. Aber wenigstens sehe ich ein, dass es aussichtslos ist.“ „Mimi und ich haben uns an ihrem Geburtstag geküsst… Freiwillig…“, erklärte Koushiro. Überrascht sah Sora den Rothaarigen an. „Was?! Wie? Warum das?“ „Sie war traurig und ich war möglicherweise zur richtigen Zeit, am rechten Ort“, erklärte er neutral. „Tzz. Aber das hat doch gar nichts zu bedeuten. Mimis Geburtstag war einfach nur ein Reinfall und sie war am Ende mit ihren Kräften!“ Koushiro sah in die rotbraunen Augen der Älteren, wirkte dabei gar ein wenig verletzt, lächelte jedoch. „Ja, vermutlich hast du Recht. Aber es gab einen Grund, warum Mimi und ich ein Paar geworden sind. Nicht nur, weil ich ihr bester Freund bin. Ich bin mir sicher, dass noch immer was zwischen uns ist…“, sagte er. Doch Sora glaubte ihm nicht. Kein Wort. Koushiro schien sich ja noch nicht einmal selbst zu glauben. Es klang wie ein Mantra, welches er sich täglich aufsagte, nur um die Kraft zu erlangen, den Tag zu überstehen.

 

„G-Glaubst du…zwischen mir und Taichi ist irgendwas…?“, fragte sie zaghaft. „Sicher.“ Überrascht sah sie den Jüngeren an. „Wie sicher?“ „Naja…sicher ist da war zwischen euch. Aber Sora-san. Ganz ehrlich. Du weißt selber, dass er in dir nur seine beste Freundin sieht. Damals hat er zu dir aufgesehen und der Stärke deines Herzens vertraut. Das macht er heute auch noch. Aber du wirst niemals sein Herz gewinnen. Selbst wenn es Mimi-chan nicht gäbe“, erläuterte der rational denkende Student. Sora spürte, wie die Tränen in ihren Augen brannten, während sie sich von Koushiro abwand. „Das heißt also, ich bin nicht attraktiv genug?“ Koushiro schnaubte nur. Frauen konnten wirklich so anstrengend sein. „Schwachsinn. Das hat gar nichts damit zu tun. Aber ich weiß, welch Lawinen es auslöst, wenn man sich in die beste Freundin verliebt. Man hat Angst, sie für immer aus dem Leben streichen zu müssen, wenn es mit der guten Liebe nicht funktioniert. Viele Beziehungen zerstören langjährige Freundschaften. Du bist für ihn seine beste Freundin. Egal was du machst. Du wirst diese Rolle wohl immer haben, auch wenn er nach manchen Handlungen sauer auf dich sein wird, wird er dir wohl immer verzeihen. Aber sein Herz gehört einer anderen…“, erläuterte er. „Genauso wie Mimis Herz einem anderen gehört“, schoss sie zurück. Koushiro schüttelte den Kopf. „Benehme dich bitte nicht so kindisch, Sora. Ich weiß, was ich fühle und ich werde warten. Vielleicht kämpfe ich tatsächlich auf verlorenen Posten. Aber ich bin mir sicher, dass zwischen uns noch was ist…“, hauchte er. Dann sah er sie aber mit einem warmen Lächeln an und Sora wich zurück. „Ich werde immer für Mimi da sein. Auch wenn sie mit Taichi zusammenkommt. Wenn er sie glücklich macht, ist das okay für mich. Denn das ist es, was mir am Wichtigsten ist. Ich möchte, dass sie glücklich ist…“ Bemitleidend sah sie ihn an. „Koushiro… das wird dir selbst das Herz brechen? Warum tust du dir das alles an?“, fragte sie verständnislos. Er seufze. „Ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich, weil ich masochistisch veranlagt bin. Oder weil ich sie glücklich machen will. Noch weiß ich nämlich nicht, ob Taichi der richtige Mann ist, um sie glücklich machen zu können. Aber die Zeit wird alle Fragen beantworten. Und vielleicht wird auch die Zeit irgendwann das Glück für mich bereithalten. Wann das sein wird, kann ich nicht einmal mit meinem PC herausfinden. Doch ich warte…“, erklärte er und sah dabei gen Himmel, während er sich zurücklehnte.

 

Sora selbst war tatsächlich beeindruckt von seiner positiven Einstellung der Welt entgegen. Sie war sich nicht sicher, ob auch sie dies alles konnte, ob auch sie diese Stärke erbringen konnte. Sora wusste nicht, ob sie Taichi an der Seite von Mimi glücklich sehen wollte. Natürlich wollte sie, dass er glücklich wurde, aber konnte er dafür nicht Sora selbst auswählen?

Doch Koushiros Worte hatten sie zum Nachdenken angeregt. Sie beschloss, die Sache aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Schließlich war sie die beste Freundin von Taichi und Mimi. Als solche musste sie sich zunächst erstmal wieder bewähren. Sie wusste nicht, was passieren würde. Aber vielleicht war es auch einfach an der Zeit, eine andere Richtung einzuschlagen. Denn auch wenn sie nicht wollte, dass die beiden zusammenkamen, hatte Koushiro recht. Sie wollte, dass sie glücklich waren. Mimi, die schon immer für sie wie eine kleine Schwester war und Taichi, den sie liebte. Manchmal war es womöglich genau das Gefühl der Liebe, was von den Menschen wahnsinnig viel abverlangte. Aber genauso war es Liebe, wenn man manchmal verzichtete und versuchte, das Schlagen des eigenen Herzens zu ignorieren. Wenn man sich liebte, dann gab es viele Formen davon. Nicht nur auf der romantischen Basis, sondern auch freundschaftlich. Genau diese Liebe sollte für sie nun im Vordergrund stehen. Die Freundschaften wieder neu wachsen und gedeihen lassen. Danach konnte sie noch immer schauen, was die Zukunft mit sich brachte.

 

Die junge Frau stand von der Bank auf und streckte sich einmal ausgiebig. Irgendwie tat es gut, sich die Perspektive von Koushiro anzuhören. Auch wenn er ihr nach wie vor leidtat. Sie glaubte nicht daran, dass er die Chance bei Mimi bekommen würde, die er sich erhoffte. Koushiro wusste das, da war sie sich sicher. Aber er schritt seinen Weg eigenständig und würde auch sein eigenes Resümee daraus ziehen. Genauso wie Sora. „Ich geh jetzt nach Hause…“, murmelte sie. „Und du bist sicher, dass du hierbleiben wirst?“, fragte sie an den Jüngeren gewandt. Er grinste. „Jap, ganz sicher.“ „Gut, dann sehen wir uns vermutlich die Tage. Sag Mimi-chan und Taichi-kun liebe Grüße!“, hauchte sie grinsend.

 

Danach bewegte sie sich von ihm weg, schritt zur Haltestelle und stieg in die folgende Straßenbahn. Während die Gebäude an ihr vorbeifuhren, dachte sie an die Konversation zurück. Sie hatte sich entschieden. Sie wollte wieder zu sich selbst finden. Zu der Liebe in ihrem Inneren. Der Liebe zur Freundschaft. Wie ging das besser, als sich direkt zuhause an den Yukata für ihre beste Freundin zu setzen und diesen zu nähe. Denn Dinge, die man aus dem Herzen tat, gelangen bekanntlich am besten. Und ihre Freundschaften wieder zurück finden zu lassen war wahrlich eine Herzensangelegenheit, gefruchtet in der Liebe.

Tanabata


 

Trockne Tränen und schenke Lachen,

glücklich sein heißt glücklich machen.

Unbekannt

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Zwei Wochen waren seit dem Zusammenbruch von Taichi vergangen, er durfte zum Glück am Tag darauf das Krankenhaus verlassen und die Erkältung wurde der Braunhaarige nach einer Woche auch vollständig los. Mimi kam jeden Tag vorbei um sich um den Yagami zu kümmern. Zugegebenermaßen gefiel es dem jungen Mann sehr, wie liebevoll sich Mimi um ihm gekümmert hatte, weshalb er sich auch etwas quengelnder angestellt hatte, als es eigentlich notwendig gewesen wäre, etwas das Koushiro nur missgünstig verfolgte, denn er fand das gar nicht lustig, dass der junge Mann Mimis Gutgläubigkeit ausnutzte, nur um sie bei sich zu halten. Auch Rei wurde mittlerweile aus der Entzugsklinik entlassen und bezog ihre alte Wohnung in Tokio.

 

Die Freunde lagen 500 Kilometer zurück, um im Anwesen von Sakuras Eltern ein kleines persönliches Tanabatafest nachträglich zu feiern. Sie brachten die gesamte Dekoration, sowie ihre Yukatas aus Tokio mit, jedoch wollten sie alle Lebensmittel lieber vor Ort kaufen. Heute teilten sich die Freunde auf, um noch fehlende Dinge zu besorgen. Die jüngere Generation wollten sich um die Lebensmittel kümmern, während die ältere Generation Feuerwerkskörper und Goldfische besorgen wollten. Sakura, Luna, Joe und Yuri blieben im Anwesen der Familie Hirota zurück um die schon mitgebrachte Dekoration aufzuhängen. Sakura gab ihren Freunden unentwegt Anweisungen, um die Girlanden, Luftballons und Luftschlangen in möglichst vielen bunten Farben zu schmücken. Nach einigen Stunden Arbeit brachten es die vier Ältesten zügig über die Bühne den grünen Garten in ein farbenfrohes Paradies zu verwandeln. „Oh wow, das ist einfach nur schön“, flötete Luna aufgeregt. „Es gefällt mir sogar besser, als die übertriebene Dekoration die sie immer in Tokio benutzten“, erwiderte Sakura weiter. „Ich finde es eher schöner, Tanabata zu feiern, ohne dabei ständig von allen Leuten angerempelt zu werden wo man sich permanent auf die Füße tritt“, erklärte Yuri Kopfschüttelnd. „Das stimmt, so kann man das Fest mal ganz in Ruhe feiern“, stimmte der junge Arzt seiner Freundin zu. „Na ja, ob man ein Fest mit Mimi-chan feiern kann, dass ruhig ist, wage ich irgendwie zu bezweifeln“, widersprach Yuri. Luna und Sakura kicherten. „Es kann auf jeden Fall alles möglich sein.“

 

Taichi, Koushiro, Yamato, Mimi, Sora und Rei machten sich auf den Weg um die Feuerwerkskörper zu besorgen. „Ich habe von zu Hause aus alles in die Wege geleitet und eine Genehmigung bei der Stadt eingeholt, damit wir in Ruhe ein Feuerwerk zünden dürfen, ohne mit nachträglichen Konsequenzen rechnen zu müssen, allerdings habe ich nur eine Genehmigung für ein kleines Feuerwerk ausschöpfen können“, erklärte der Rothaarige seinen Freunden, als sie vor einem Fachgeschäft standen. „Das ist doch super“, trällerte Mimi munter. „Ein kleines ist doch besser, als gar keines“, sagte auch Sora.

 

„Hallo, wir sind hier um die Feuerwerkskörper abzuholen“, flötete Mimi als sie an der Kasse stand und der Verkäufer die junge Frau amüsiert betrachtete. „Mimi-chan, du kannst doch nicht einfach so nach Feuerwerkskörpern verlangen“, erklärte Taichi ihr grinsend. Mimi drehte sich kurz zu Taichi um, der jetzt hinter ihr stand „Kann ich wohl. Wir haben auch eine Genehmigung. Kouchiro-kun zeigst du ihm die bitte.“ „Ähm...klar“, murmelte der Computerfreak und kramte in seinen Taschen nach der Genehmigung, als er diese gefunden hatte, zeigte er diesem dem Verkäufer. „Ach, das Kinderfeuerwerk“, sprach der Verkäufer unbeeindruckt „Das bekommt doch jeder.“

„Wow Koushiro, da hast du dir ja richtig Mühe gegeben“, erwiderte Taichi sarkastisch. „Als hättest du das besser hinbekommen“, sprach er Taichi direkt an und sah ihn böse an. „Tzzz... wie du hörst ist das ja Kinderleicht, also ja!“ „Boah Jungs, ihr nervt“, sprach Mimi dazwischen blickte beide Männer tadelnd an und wand sich dann wieder mit unschuldigem Lächeln an den Verkäufer. „Entschuldigen Sie Mister, wäre es nicht möglich, dass sie uns ein größeres Feuerwerk verkaufen können?“, flirtete die Brünette offensiv drauf los, funkelte den Verkäufer mit ihren goldbraunen Augen an und klimperte ein paar mal mit ihren Augenlidern. „Ähm... ich glaube nicht, dass das so einfach ist“, erklärte der Verkäufer unsicher. Rei stellte sich zu Mimi und sah ebenfalls auf den Verkäufer „Aber sie als so ein richtiger Mann, kann uns doch da sicher helfen und auch mal ein paar Regeln übergehen“, flirtete auch sie den Verkäufer an und biss sich mit ihren Zähnen auf ihre Unterlippe. „Und wir sind den ganzen weiten Weg von Tokio nach hier gekommen, weil man uns gesagt hatte, dass sie die Besten und Größten Feuerwerkskörper im ganzen Land hätten“, sprach Mimi mit lasziven Lächeln weiter und betonte die Worte Besten und Größten mit anzüglichem Grinsen. Es dauerte keine Minute da hatten die beiden Mädchen dafür gesorgt, dass der Verkäufer ihm sein ganzes Repoirtarie auf die Theke legte und ihnen auch noch erklärte welches das beste wäre. Mimi und Rei bedankten sich mit einem kecken Lächeln und ließen die Jungs bezahlen. Taichi und Yamato konnten nicht anders, als das ganze Schauspiel ungläubig entgegen zu starren. Mimi ging näher an Taichi ran und flüsterte ihm ins Ohr „Ich bin vielleicht naiv, aber nicht bescheuert, wenn ich etwas will, dann bekomme ich es auch, hast du das etwa in all den Jahren noch nicht gelernt?“ Taichi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und folgte sie mit seinem Blick. Als Mimi den Laden verlassen wollte, drehte sie sich nochmal kurz um. Ihr Blick streifte den des Yagamis, der sie glatt mit seinem Blick gefangen hielt und beinahe dafür sorgte, dass sie gegen die Tür lief, konnte sich aber noch aufrappeln und versuchte selbstbewusst den Laden ohne größeren Schaden zu verlassen.
 

Takeru, Hikari, Daisuke, Mira, Miyako, Ken und Cody befanden sich gerade an einem Fischstand, während Hikari sich schon zum dritten Mal übergeben hatte. „Sollen wir nicht lieber schon zurückgehen? fragte der Blonde besorgt bei seiner Freundin nach. „Nein, geht schon...“, versuchte die Brünette zu beschwichtigen. Mira legte behutsam einen Arm um die Braunhaarige und brachte ihr eine Flasche Wasser, die Daisuke schnell in einem Kiosk erwerben konnte. „Hier trink mal ein Schluck, dann geht es dir vielleicht was besser“, bot die kleine Tachikawa an und Dankbar griff die Oberschülerin danach. „Danke. So eine Schwangerschaft ist aber auch wirklich kein Kinderspiel“, erklärte die Braunhaarige. „Huhu... hier ist der Seelachs und die Garnelen den die Jungs unbedingt wollten“, trällerte Miyako fröhlich, während sie gerade mit Ken auf die kleine Gruppe zulief und stolz ihrer besten Freundin ihre Errungenschaft präsentierte. Hikari konnte nicht anders, als sich erneut zu übergeben als Miyako die Tüte öffnete und sie die Fischkadaver betrachtete und den Duft der Fische einatmete. „Igitt“, schrie die Brillenträgerin schrill auf. „Ich geh dann nochmal los“, brummte Ken und lief zurück in die Richtung die sie gerade gekommen waren. „Warte, ich komme mit“, rief Cody ihm hinterher und ergriff ebenfalls die Flucht.

 
 

Drei Stunden später

 

Die Mädchen zogen sich zurück um sich für den Abend fertig zu machen, alle hatten einen Yukata dabei, nur Mimi bekam die Anweisung keinen einzupacken, da sie ihren in Kyoto bekommen würde. Sora wand sich an Mimi und etwas unsicher ging sie auf die Braunhaarige zu. „Mimi-chan, ich wollte dir doch noch deinen Yukata zeigen“, sprach sie und ein roter Schimmer legte sich um ihre Nase. „Ohhhh ja, da bin ich gespannt“, trällerte Mimi ausgelassen und ging mit Sora in ein anderes Zimmer. Sie schritt an ihren Koffer und holte einen edlen grünen Yukata heraus. Sie stellte sich hin, drehte sich zu Mimi um und präsentierte ihr den Yukata. Der Yukata war in einem samtenen Grünton, jedoch am unteren Teil zeichneten sich rosafarbene Lotus-Blumen ab, das ganze Kleidungsstück wurde mit einem lilafarbenen Obi fertiggestellt. „Der ist ja wunderschön“, sprach sie mit leiser und etwas zittriger Stimme „Wo hast du den denn her?“, fragte sie bei ihrer Freundin nach. „Ich...Ich habe den selbst gemacht...“, murmelte Sora verlegen. Die Augen der Tachikawa wurden immer größer „Was? Du hast den selbst gemacht? Wow... der ist wunderschön und wirklich für mich?“, hakte die Brünette ungläubig nach. Sora nickte mit dem Kopf. „Mimi-chan, ich weiß zwischen uns ist viel vorgefallen und vieles war wirklich nicht okay von mir, ich weiß nicht warum, aber irgendwie... irgendwie fällt es mir nicht so leicht Taichi aufzugeben, auch wenn ich weiß, dass ich keine Chance bei ihm habe“, erklärte sie unsicher. Mimi senkte ihren Kopf uns sah zum hölzernen Fußboden. „Sora ich... wenn es dich zu sehr verletzt dann werde ich eben nicht mit Taichi-kun zusammenkommen.“ Sora sah direkt zu Mimi „Was?“ Mimi zuckte mit den Schultern. „Sora-chan, ich hatte viel Zeit zum Nachdenken und mir über vieles Gedanken gemacht, auch über das was du gemacht hast. Du bist kein Mensch der einfach so Andere Schaden zufügt und du warst in Taichi verliebt und hattest Angst ihn an mich zu verlieren und irgendwie kann ich das sogar verstehen. Wer weiß wie ich reagiert hätte, wenn es andersrum gewesen wäre. Warum wir was machen oder nicht machen, lässt sich nicht immer rational erklären. Wir alle bauen hin und wieder scheiße. Wir sind alles nur Menschen und ich... ich bin sicher auch nicht fehlerfrei, denn ich habe zwar wissentlich nicht gewusst, dass ich Drogen konsumiere, aber vielleicht habe ich es im Unterbewusstsein ja doch gewusst und einfach nur selbst Angst gehabt, die Wahrheit herauszufinden und lieber die Augen davor verschlossen. Es ist nicht alles alleine Michaels schuld, ich hätte ja auch einmal nachfragen können, habe ich aber nicht. Mir ging es danach besser und das war das Einzige was für mich zählte.“ „Mimi ich“, sprach Sora dazwischen. „Nein, lass mich das sagen, was ich sagen möchte. Taichi bedeutet mir sehr viel, das hat er immer und das wird er auch immer, aber ich möchte auch nicht, dass du jedes Mal traurig bist, wenn du uns zusammen siehst, das macht auch mich traurig. Ich...ich habe eine Entscheidung getroffen um Taichi zu helfen und dementsprechend kann ich sowieso nicht mehr mit Taichi zusammen sein“, sagte Mimi traurig und scheute sich davor Sora anzusehen. Sora ließ den Yukata fallen, ging auf Mimi zu, hielt sie an ihren Schultern fest und sah ihr tief in die Augen. „Mimi-chan, ich weiß nicht was du damit meinst, aber es ist Schwachsinn meinetwegen nicht mit Taichi zusammen zu kommen. Irgendwann wird er ein Mädchen kennenlernen mit der er zusammen sein möchte und mit dem er sich mehr vorstellen kann und dann würde es mich genauso verletzten, aber lieber sehe ich meine beiden besten Freunde zusammen glücklich, als dass sie beide einsam und unglücklich zurückbleiben. Nicht meinetwegen. Du bist lange genug unglücklich gewesen und hast lange genug auf Taichi gewartet, jetzt solltest du nicht länger warten.“ „Sora“, erwiderte die Brünette traurig. Sora fing an zu weinen, genauso wie Mimi. „Es tut mir leid, Mimi, alles was ich gemacht habe.“ „Es tut mir auch leid“, sagte Mimi schluchzend. „Ich wollte dich doch auch nie verletzten, ich habe nicht gewusst, dass du Taichi magst und dann warst du mit Yamato zusammen...“ „Mimi, es ist schon okay, trag den Yukata ja? Ich bin sicher, du wirst Taichi-kun darin umhauen“. Mimi nickte mit dem Kopf und wischte sich die Tränen weg. „Ich habe noch nie einen so schönen Yukata gesehen“, erwiderte Mimi, als sie zurück auf den Yukata sah. „Du hast meinen noch nicht gesehen“, entgegnete die Rothaarige selbstbewusst und kicherte dabei, auch Mimi konnte nicht anders als zu Lachen „War ja klar, du Biest.“ „Nein, meiner ist noch von letzten Jahr, der ist aber trotzdem schön.“ „Davon bin ich überzeugt.“

 

Nachdem die beiden jungen Frauen sich ausgesprochen hatten, zog sich auch Sora um. Ihr Yukata war rot mit orangenen Flammen-Akzenten und einen orangenen Obi, passend zu ihrem Orangerotem Haar. Hikari ging es zum Glück gleich besser, als sie den Fischmarkt verließ und beschloss für den Rest ihrer Schwangerschaft keinen Fischmarkt mehr aufzusuchen. Miyako half der Kleineren dabei ihr den rosafarbenen Yukata mit dem orangefarbenen Obi zu binden, während Miyako einen hellblauen Yukata mit einem grünen Obi trug. Grüne, filigrane Ranken zierten den Kimono der Brillenträgerin. Hikaris Kleidungsstück ließ verschiedenfarbige Schmetterlinge auf dem Stoff fliegen. Mira trug einen lilafarbenen Yukata mit einen rosafarbenen Obi, welcher rosa Orchideen auf dem Stoff beherbergte, während Rei einen gelben Yukata mit einem feuerroten Obi trug, in passendem Akzent zu ihrer Haarfarbe. Auch hier zierten in flammenden Farbtönen Hibiskusblüten den Stoff. Sakura trug ein dunkelblauen Yukata, der gestaltet mit Kirschblüten war. Luna selbst hatte ein olivgrünen Yukata an, der violette Blüten der Chrysantheme zeigte und Yuri trug einen orangefarbenen Yukata mit einem dunkelgrünen Obi.

„Also ich finde wir können uns sehen lassen“, quickte Miyako begeistert. „Ja, unsere Männer können sich wirklich glücklich schätzen, dabei weiß ich gar nicht ob die das verdient haben“, sprach Mira weiter. „Na ja, dann machen wir es eben für uns, weil wir gut aussehen wollten, scheiß doch auf die Männer“, erwiderte Rei. Mimi kicherte „Stimmt, die sehen wahrscheinlich aus wie immer.“

„Okay Mädels, seid ihr bereit?“, fragte Sakura in die Runde. „Jaaaa“, schrien sie gemeinsam und Sakura öffneten die Türen ihres Gartens, auf dem die Männer bereits ungeduldig auf die Mädchen warteten. „Neiiiiin!“, schrie es plötzlich aus Mira und die Mädchen zuckten zusammen. „Was denn noch?“, fragte Hikari verwirrt. „Wir müssen noch unsere Haare machen!“, schnellte es aus der Cousine von Mimi heraus. Mit einem Hieb fiel auch die Türe zurück ins Schloss.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

In dem großzügigen Zimmer von Sakura, beschäftigten sich die Mädchen noch mit ihren Haaren. Die Mädchen mit langen Haaren, wie Mimi, Sakura, Mira und Miyako steckten sich die Strähnen mit schön verzierten Haarspangen hoch. Mimi beispielsweise hatte eine rosa Lotusblüte in den Haaren, die noch kleine Perlen als Ketten runterfallen ließ. Sora trug lediglich eine Haarspange, mit violetten Applikationen. Mit Zufriedenheit in den Augen musterte sich auch Miyako im Spiegel, die ihre Blütenvielfalt in den Haaren musterte und hier und da noch ein Paar Strähnen zurechtzupfte. „Mira, du bist richtig talentiert!“, trällerte die Brillenträgerin. „Möchtest du irgendwann Frisörin werden, Mira-chan?“, fragte nun auch Sora neugierig, die noch immer überrascht darüber war, dass Mimis Cousine tatsächlich echte Blumen für die Haare organsiert hatte. Die Angesprochene machte sie gerade mit einer geflochtenen Haarsträhne ihren Dutt zurecht, während sie über das Spiegelbild zu ihren Freunden blickte. „Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Aber es macht mir auf jeden Fall Spaß, mir und Freunden die Haare zu machen“, erklärte sie mit einem Grinsen. „So, das müsste sitzen. Luna hatte einen filigranen Blumenkranz aus Gänseblümchen im Haar, die perfekt zu ihrem Yukata passten. „Jetzt verstehe ich auch, warum du uns zuvor gefragt hast, welche Muster unsere Yukata haben würden. Wirklich ausgefuchst, deine Cousine, Mimi-chan!“, lachte die Grünhaarige. Mimi konnte nur schmunzeln, zuckte aber nur mit den Schultern. „So sind eben die Tachikawas!“

 

„So wie es aussieht, haben die Jungs schon den Grill angeschmissen…“, bemerkte Sakura beiläufig, die ihr pinkes Haar zu einem, zu Seite gesteckten Zopf, geflochten hatte. In den einzelnen Strähnen des Zopfes tummelten sich lauter kleine Kirschblüten in einen zarten Weißton. „Denen werden die Augen aus den Kopf fallen, wenn sie euch sehen…“, sagte die Älteste mit einem kessen Grinsen und musterte die jüngere Generation. Die Mädchen wurden nun ein wenig rot um die Nasen, während Rei nur mit den Schultern zuckte. Ihre feuerroten Haare waren zu ihrem Pferdeschwanz hochgebunden und eine Haarspange ausgestattet mit einem Kanzashi trug. „Wir sehen immer gut aus, da braucht es keinen Yukata! Aber können wir endlich mal runter? Langsam bekomme ich wirklich Hunger…“, meinte sie schnippisch. Mimi verdrehte nur die Augen. „Du bist eine Nervensäge, Rei…“, bemerkte sie. „Oh man, ich hab gar keinen Hunger…“, flüsterte nun auch Hikari müde und hielt sich den Magen. „Bitte sag mir, dass du nicht wieder kotzen musst. Vielleicht sollten wir eine Tüte oder so mitnehmen!“ „Ey! Ich kann nichts dafür! Wenn du diesen stinkenden Fisch einfach so anschleppst!“, verteidigte sich die Jüngere gegen den Kommentar von Miyako. „Der Fisch war frisch!“ „So roch er aber nicht!“, diskutierten die Beiden. „Wir sollten wirklich langsam runter…“, murmelte dann Yuri. „Ja! Ich will einen Goldfisch angeln!“, kam es euphorisch von Mimi, die bereits vorging. Die junge Frau wusste gar nicht, dass ihre Freunde diese Feierlichkeit aufgrund ihres Aufenthaltes in der Entzugsklink stattfanden. Doch es war ihr auch egal, schließlich konnte sie mit ihren Freunden zusammen sein und das hatte wirklich mehr Bedeutung als alles andere.

 

Grazil wie eh und je schritt die Tachikawa in ihren Pokkuri, den berühmten Holzsandalen, die Treppen nach unten. Mit wackligen Füßen folgten auch Sora und Miyako, die sich jeweils mit beiden Händen an dem Geländer festhielten. „Wie kann es sein, dass Mimi-chan die gesamte Zeit in Amerika lebt und trotzdem auf diesen Schuhen gehen kann?“, sprach die Violetthaarige aus. Yuri verdrehte nur die Augen, während sie und Luna normale Sandalen zu dem Yukata trugen, lief auch Mira ganz unbekümmert mit den Pokkuri die Treppen runter. „Unfair. Das muss in der Familie liegen!!!“, hörte man von oben nun auch die unsichere Stimme von Rei. Mimi musste fast schon kichern, als sie die unbeholfene Art ihrer neuen Freundin beobachtete. Dafür, dass die Rothaarige in allen anderen Lebenslagen sehr taff wirkte, schien sie nun wie ein scheues Reh. „Ahhh!!!“, rief diese aus, als sie über ihre eigenen Füße stolperte und die Treppe nun ohne Halt nach unten ging. Sie schaffte es in ihrem stürmige Gehen nicht zu stoppen und sah sie schon im nächsten Moment gegen die nächste Wand klatschen, als sie von einem blonden, durchaus gutaussehenden jungen Mann aufgehalten wurde. „Na, na? Wohin so eilig, junge Dame?“, fragte Yamato mit einem coolen Grinsen und hielt Rei mit einem Arm von ihrem Sturz ab. Auf deren Wangen zauberte sich ein roter Filter, während sie zögerlich seine Hand von ihrer Taille wegschob. „Danke für die Rettung…“, murmelte sie nur verlegen. Mira und Mimi, die heil und unbeschadet unten angelangt waren, beobachteten die Szenerie mit einem wissenden Grinsen. Wie deutlich doch zu erkennen war, dass die ach so taffe Rei bei einem gut aussehenden Musiker auch gut Mal schwach werden konnte. „Hey! Hört auf zu kichern!“, murrte die Rothaarige und löste sich direkt von dem Ishida. Dieser grinste nur und half seiner Exfreundin bei der letzten Stufe. „Gut schaust du aus.“, gab er ihr das Kompliment, jedoch mit einem unglaublich neutralen Unterton. Sora biss sich etwas auf die Unterlippe, nickte ihrem Exfreund dann aber zu. „Danke…“, sagte sie nur und löste sich dann wieder von ihm. „Ihr habt euch ja richtig zurechtgemacht. Wie soll sich man(n) denn da bitte entscheiden?“, lachte er machohaft. „Gut, dass du sicher nicht in der Position bist, dich für was anderes, außer für ein Steak zu entscheiden!“, erwiderte Rei frech und streckte dem Älteren die Zunge raus, kurz bevor sie sich bei Mimi einhakte. Diese grinste ihre Freundin nur wissend an. „Hör‘ auf mich so anzusehen, sonst stell ich dir ein Bein!“, drohte die Rothaarige. Mimi grinste nur. „Du weißt, dass ich dich dann auch mit zu Boden ziehe, oder?“, drohte die Jüngere mit einem frechen Grinsen an. Die Rothaarige schnaubte nur augenverrollend und ging mit der Tachikawa nach draußen. Ihnen folgten auch die anderen jungen Erwachsenen.

 

Draußen angekommen zersplitterte direkt einer der Porzellanteller von Sakuras Familie, der sich zuvor noch in den Händen von Koushiro befand. Fand zuvor noch ein reges Miteinander zwischen den Männern statt, hatte es ihnen beim Anblick der Frauen nun die Sprach verschlagen. Verlegen sah Daisuke zwischen Hikari und seiner aktuellen Freundin hin und her. Beide Mädchen sahen umwerfend aus, genauso wie der Rest der Gruppe oder auch Miyako. Diese hielt sich noch immer stützend an der Terassentüre fest, so dass sie nicht an Halt verlor. Automatisch war es Ken, der sich als erstes in Bewegung setzte und zu seiner Freundin schritt. Ganz der Gentleman hielt er ihr seine Armbeuge hin, in welche sie sich dankend einhakte. „Wow, ihr seht ja richtig klasse aus!“, erklang die lachende Stimme von Joe, der nur belustigt die Situation der Jüngeren begutachten konnte. Seit er mit der blonden Krankenschwester zusammen war, hatte sich auch sein Verhältnis zu Frauenthemen verändert. „Wow… Ihr seht echt Bombe aus!“, meinte dann Daisuke, bei dem es fast schon wirkte, als würde er im nächsten Moment beginnen zu sabbern. Er schritt jedoch zu seiner Freundin und lächelte diese keck an. „Du ganz Besonderes…“, hauchte er und strich ihr eine Haarsträhne hinter das linke Ohr. Mira sah ihn nur verlegen an. „Hübsch siehst du aus…“, hörte man auch Joe sagen, als sich Yuri zu ihm dazugesellte. Diese sah ihn mit einem lieben Lächeln an und nickte leicht. Übrig blieben nur Koushiro und Taichi. Koushiro war das Gesicht eingeschlafen, er bemerkte nicht einmal, dass ihm der Teller vor die Füße gefallen war. Der junge Mann hatte Mühe und Not damit, nicht in Nasebluten auszubrechen. Ausnahmslos alle Mädchen sahen richtig hübsch aus, aber Mimi stellte mal wieder alle in den Schatten. Ihr Yukata passte perfekt zu ihrer blassen Haut und zu ihren hellbraunen Haaren. Gott. Diese Frau war fabelhaft. Doch er wurde direkt in seiner Schwärmerei unterbrochen, als ein kleiner Aufschrei hinter sich erklang. Sofort blieben alle Blicke an dem Yagami kleben. „Autsch! Verdammter Dreck!“, fluchte er, während er sich das Handgelenk hielt. In seinem unaufmerksamen Moment hatte er sich prompt am Grill verbrannt und damit vollkommen die Stimmung zerstört.

 

„Oh Nein!!! Das teure Porzellan!“, erklang plötzlich die helle Stimme von Sakura, die Koushiro entgegenkam. Dieser wich einen Schritt zurück und wurde etwas panisch. „I-Ich…es tut mir leid… Ich ersetze das natürlich!“, stammelte er. In der Zwischenzeit hatte sich auch Takeru von der Ansammlung abgekapselt und schritt zu seiner Traumfrau. Einfühlsam legte er eine Hand um ihre Taille. „Geht es dir gut? Du siehst wirklich bezaubernd aus!“, sagte er mit einem strahlenden Grinsen. „Danke… Und ja, mir geht es gut!“, flüsterte sie, wirkte dabei aber ein wenig müde. „Komm, wir setzen und irgendwo hin. So ganz fit, scheinst du mir nicht zu sein…“, argumentierte der Blonde. Gemeinsam ließen sie sich auf einer der Gartenbänke nieder. Hikari seufze innerlich nur. Sie liebte diesen Kerl wirklich. Aber manchmal konnte er wirklich mit seiner Fürsorge nerven.

„Du kannst den Teller nicht ersetzen! Gott. Was soll ich nur meinen Eltern sagen? Das ist ein teures Erbstück!“, meinte Sakura panisch und steckte Koushiro direkt damit an. Mimi konnte der ganzen Thematik nichts abgewinnen. Ihre Mitbewohnerin war aber auch gemein. „Was hat Koushiro kaputt gemacht?“, fragte nun auch Yamato, der an die Seite der Mädchen geschritten war. „Kümmere dich mal um Rei!“, meinte Mimi nur mit einem Grinsen. Noch ehe sich besagte Rothaarige rühren konnte, ließ Mimi von dieser ab. Rei war darauf nicht vorbereitet. Prompt drohte die Ältere auf ihrem Hintern zu landen. Aus Reflex hielt sie sich jedoch an Yamatos Arm fest, der sie mit einem gekonnten Handgriff wieder auf sicheren Boden führte. „Sind wir etwas wacklig?“, fragte er mit einem belustigten Unterton. „Ach, Drecks-Pokkuri!“, fluchte sie nur.

 

Intension der Tachikawa war es eigentlich, ihren besten Freund aus der misslichen Lage zu befreien. Doch kam sie nicht weit. Stattdessen flitzte nur ein Grünschopf an ihr vorbei und trat an die Seite von Sakura. Die Kleinere stemmte ihre Arme in die Hüften und sah Sakura mahnend an. „Sakura-chan! Hör auf Izumi-kun zu ärgern!“, meinte sie. Verdutzt blickte der Izumi zu den beiden Freunden. Sakura schmunzelte, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrach. Noch immer stand der Schock in Koushiros Gesicht geschrieben. „Du hättest sein Gesicht sehen müssen!!“, lachte sie und hielt sich dabei den Bauch. „Kann mich mal bitte Jemand aufklären?“, fragte der Rothaarige verzweifelt. „Als ob ich unser teures Porzellan für euch opfern würde!“, meinte Sakura nur amüsiert und klopfte Koushiro nur auf die Schulter. Dieser wirkte noch immer etwas überfordert. Mitleidig sah Luna ihn an, legte dabei den Kopf schief und fixierte den Rothaarigen. „Mach Dir nichts draus. Manchmal hat sie so Anwandlungen.“

 

Mit Argwohn beobachtete die Tachikawa die Szene vor ihren Augen. Irgendwie wirkte es komisch, ihren Exfreund dabei zu beobachten, wie er sich mit einem anderen Mädchen unterhielt. Seit Anbeginn der Zeit war sie es gewöhnt, dass er sie ansah und dabei verliebt wirkte. Diesmal aber schenkte er einer anderen Frau seine Aufmerksamkeit. Ein Lächeln zeigte sich auf den Lippen, während sie die Beiden beobachtete. Nichts mehr wünschte sie sich, als den Rothaarigen glücklich zu sehen.

„Na? Sind wir eifersüchtig?“, klang die zynisch klingende Stimme von Taichi, der an ihr vorbeischritt und dabei ihr diese Worte zuflüsterte. Er wirkte angespannt und verärgert, doch ehe sie nachfragen konnte, war er schon im Haus verschwunden. Welche Laus war ihm denn über dem Weg gelaufen?

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

„Taichi-kun? Könnte ich kurz mit dir sprechen?“ Der Angesprochene hatte sich mit Yamato, sowie Daisuke und Ken ein wenig abgeseilt, während sie sich nach dem ausgedehnten Essen ein Bier gönnten. Verwundert sah er zu Joes Freundin, die ihn mit einem ernsten Blick fixierte. „Hab ich mal wieder was ausgefressen. Ich schwöre Yuri-san – Egal, was es ist. Ich war’s nicht!“, sagte er schnell. Die Anderen beschäftigten sich im Moment damit, sich dem Angeln der Goldfische hinzugeben. Immer wieder erklang die fluchende Stimme von Joe, dem es einfach nicht gelang, einen der kleinen Fische zu fangen. Anderes als bei Cody, der mit seiner Geschicklichkeit den Mädchen – einer nach der anderen – einen Goldfisch geben konnte. Natürlich ließen die jungen Frauen diese wieder frei, doch man bemerkte sie ausgelassene Stimmung, die in der Luft lag. „Du hast nichts gemacht. Ich möchte einfach mit dir reden. Es geht um Mimi-chan…“, hauchte die Ältere. Sofort gefror das Gesicht des Brünetten zu Eis. Kurz nickte er seinen Freunden zu, bevor er der Freundin des Kido folgte.

 

„Was ist mit Mimi?“, fragte er ernst, nachdem sie sich etwas von der Gruppe entfernt hatten. „Sie war vor deinem Zusammenbruch im Krankenhaus, um Michael zu besuchen.“ „Willst du mich verarschen oder was?! Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein!“, entgegnete er wütend und war drauf und dran Mimi zu Rede zu stellen. „Warum macht sie so einen Scheiß?“, fragte er verständnislos. Yuri hielt ihm am Arm zurück, kurz bevor er zu der Jüngeren schreiten konnte. „Ist die Frage ernstgemeint? Sie hat von Koushiro-kun erfahren, dass Michael dich angezeigt hat. Mimi-chan wollte dir helfen, indem sie mit Michael redet.“ „Als ob das funktionieren würde.“ „Michael hat eingewilligt, die Anzeige zurückzunehmen…“ Verwirrt sah Taichi die Blonde an. War das ihr Ernst? Er konnte sich nun wirklich nicht vorstellen, dass sich dieser amerikanische Vollidiot einfach zurückziehen würde. Das hatte doch einen gewaltigen Haken. Es stank zum Himmel. „Was hat er dafür von ihr verlangt?“, fragte er ganz direkt und wirkte angespannt. „Wenn sie mit im zurück nach Amerika geht und die Firma übernimmt, stellt er das Verfahren gegen dich ein…“ Wütend ballte Taichi seine Hände zu Fäusten. Das konnte doch nur ein schrecklicher Albtraum sein. Wie konnte sein Mädchen denn so dumm und naiv sein, sich auf eine solch bescheuerte Idee einzulassen. „Das ist doch bescheuert. Als ob er seinen Triumph nicht weiter ausspielen würde, um Mimi nur noch weiter unter Druck zu setzen“, erwiderte der Wuschelkopf aufgebracht. Mit diesem temperamentvollen jungen Mann hatte man es wirklich nicht leicht. Einmal mehr musste sie ihm am Arm festhalten, um zu verhindern, dass er Mimi vor allen darauf ansprach.

 

„Du raffst es nicht, oder? Mimi-chan macht das für dich. Weil sie sich Vorwürfe macht, dass du das alles nur für sie getan hast. Sie möchte dir dafür etwas zurückgeben. Als du zusammengebrochen bist, hat sie sich schreckliche Vorwürfe gemacht. Denn sie gibt sich dafür die Schuld, dass es dir so schlecht geht. Dafür würde sie Michael sogar heiraten und ein Leben in Kummer eingehen. Kapierst du die Zusammenhänge nicht? Nicht mal jeder geht eine Ehe mit seinem absoluten Albtraum ein, nur um einen anderen Menschen zu beschützen!“, erklärte die Krankenschwester mit strengen Unterton. Taichis Körper begann sich zu entspannen, während er seinen Blick auf die Tachikawa legte.

 

Sein Blick wurde trübsinnig. Seine Intension war es, sie zu beschützen und immer für sie da zu sein. Dass sie ein solches Opfer für ihn eingehen wollte, machte selbst den Yagami melancholisch. Er wollte nicht, dass sie bereit war einen solchen Schritt zu gehen. Doch auch er erkannte die gesamte Problematik dahinter. Sie Beide – er und sie – versuchten zu helfen, agierten dabei aber als Einzelkämpfer, ohne nach der Hand des jeweils anderen zu greifen. Taichi knurrte wütend. „Ich werde mit ihr sprechen…“, murmelte er zähneknirschend. Er wollte nicht, dass das alles so im Raum stehen blieb. Vor allem aber wollte er nicht, dass sie das Land verließ und sich in ihre persönliche Hölle begab. Dafür wollte er sie zu sehr beschützen und sie bei sich wissen. „Aber sei sensibel!“, sagte Yuri nochmal ernst. „Bin ich doch immer!“, lachte Taichi und kratzte sich dabei am Hinterkopf. „Sicher… Wie eine Dampflock…“, erwiderte Yuri nur augenrollend. Gemeinsam gingen sie zurück zu ihren Freunden.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Gegen Mitternacht versammelten sich die Jugendlichen alle, um das Feuerwerk ansehen zu können. Die Angestellten aus dem Hause Hirota hatten sich alle versammelt, um die aufgestellten Raketen zu zünden und in die Luft zu befördern. Mit einem farbenfrohen Spektakel schoss die erste Rakete in die Luft und verwandelte sich in spritzige Sterne. Sie erhellten die komplette Umgebung und verwandelten die Stimmung aller Beteiligten in ein ausgelassenes und emotionales Gefühl. Es war familiär und Geborgenheit umrahmte die Situation. Rot, blau, pink vermischt mit Geld. Große und kleine Sterne erhellten den Himmel.

„Wie schön!!!“, trällerte nun auch Luna glücklich, während Yamato den Mädchen jeweils Wunderkerzen austeilte. Sora hatte kleine Zettel vorbereitet, während Yamato aus dem Haus einen kleinen Bambusbaum herausholte. Erstaunt sah Mimi das Gewächs an. „Wow! Ihr habt ja wirklich an absolut alles gedacht! Das hier ist so viel besser, als das normale Tanabata!“, quietschte die junge Frau euphorisch und wirklich glücklich. Mit einem sanften Lächeln sahen ihre Freunde ihr dabei zu, wie sie munter tanzte, in der einen Hand ihre funkelnde Wunderkerze, in der anderen das weiße Stück Papier. „Was hast du denn gedacht? Wir machen keine halben Sachen!“, kicherte Sora, nachdem sie auch jedem einen Stift in die Hand drückte und sich selbst einen gab. Mimi lächelte ihrer besten Freundin zu. „Oh! Ich weiß schon, was ich mir wünsche!“, trällerte nun auch Miyako euphorisch aus und schrieb ihren Wunsch auf das weiße Blatt Papier. Sie war die erste, die ihren Herzenswunsch an das kleine Bäumchen hing, dicht gefolgt von Mira und Cody. Ken konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und schritt auch zu dem kleinen Blumentopf. Auch Daisuke brauchte keine zehn Sekunden, bevor er seinen Wunsch an den Baum hängte. Hikari lächelte Takeru mit einem warmen Ausdruck an. Dieser nickte wissend, band seinen eigenen Wunsch an den seiner Freundin und ging mit beiden Zetteln zum Baum. Dort befestigte er auch ihren gemeinsamen Wunsch. Yamato selbst hielt nichts von dieser Wunschgeschichte, bekam jedoch von Sora einen Stoß in die Rippen. „Hey!“ Sora lächelte. „Ach tu doch nicht so. Auch ein so toller Rocker wie du, hat einen Wunsch!“, grinste sie wissend und ging zu dem kleinen Bäumchen, um ihren Wunsch fest zu machen. Yamato sah zu Rei, die dieser entgegenkam und sich neben ihn stellte. Automatisch grinste er und schrieb einige Zeilen auf das Papier. Dicht gefolgt von Joe und Yuri, die ihre Wünsche ebenfalls an den Baum festmachten. Übrig blieben zum Schluss nur Luna, Koushiro, Mimi und Taichi, nachdem auch Sakura ihren Wunsch festgebunden hatte. Die Grünhaarige sah kurz hoch zu Koushiro, wurde leicht rot um die Wangen, wand den Blick wieder ab und ging schnell zu dem Baum, um ihren Wunsch zu befestigen. Koushiro selbst sah ihr kurz verwirrt nach, kurz bevor auch er zu dem Baum ging, um seinen Zettel zu befestigen, Taichi und Mimi folgten ihm, sahen sich kurz an und befestigten dann ihre Wunschzettel.

 

„Und weiter geht’s mit dem Feuerwerk!“, leitete Sakura wieder ein und erneut schossen farbenfrohe Raketen in den Himmel stiegen. Diesen Moment nutzt auch der Yagami, griff nach dem Handgelenk von Mimi und zog sie mit. „T-Taichi…Was wird das?“, fragte die Kleinere sichtlich überrumpelt. „Psst… Ich entführe dich! Also sei brav!“, meinte er mit einem Grinsen und zog die Jüngere mit sich. Mimi wurde etwas rot um die Nase, ließ sich letztlich aber von dem Braunhaarigen mitziehen. Gemeinsam führte er sie zu einem etwas abgelegenen Ort, von welchem man jedoch einen ausgezeichneten Blick auf das Feuerwerk hatte. „Es ist wirklich schön…“ „Ja, das bist du…“, flüsterte nun auch Taichi. Mimi drehte sich erschrocken zu ihm herum. Hatte er ihr gerade tatsächlich gesagt, dass sie schön war. „Ä-Ähm…was?“, fragte sie unsicher. Taichi wirkte verlegen, kurz bevor er sich auf den Boden unter einen Kirschbaum setzte. „Nichts…nichts…“, wank er ab.

 

„O-Okay…“ Die Tachikawa ließ sich neben den Braunhaarigen nieder. Die beiden saßen bestimmt geschlagene zehn Minuten nebeneinander und sahen dem farbenfrohen Spektakel am Himmel zu. Als Taichi plötzlich die Stimme erhob, zuckte die Jüngere zusammen. Denn bis dahin hatte sie es einfach nur genossen, gemeinsam mit Taichi hier zu sein. „Ich möchte nicht, dass du das Angebot von Michael annimmst!“, sagte er geradeaus und fixierte Mimi mit einem strengen Blick. „Woher weißt du, dass…“ „Yuri hat es mir erzählt.“ „Aber Taichi-kun… Es gibt keine andere Möglichkeit. Wenn er die Anzeige nicht zurücknimmt, ruiniert er deine gesamte Zukunft!“, erklärte sie traurig und ließ den Blick sinken. Taichi sah sie eindringlich an, legte seine Hand an ihr Kinn und hob dieses an. Mimi war just in dieser Sekunde gezwungen, ihm in die Augen zu sehen. Gott. Wie sie diese dunkelbraunen, warmen Augen doch liebte. Damals war sie in diesen immer versunken und drohte zu ertrinken. Ähnlich ging es auch dem Braunhaarigen bei ihren goldbraunen Iriden. „Vertraust du mir etwa nicht?“, fragte er ganz direkt. „D-Doch…natürlich… Aber Michael, e-er…“, stammelte sie nervös. Sanft legte er seinen Daum an ihre Lippen und verschloss ihr den Mund. „Ich möchte seinen Namen wirklich nicht mehr aus deinem Mund hören. Vertraust du mir?“, fragte er nun noch direkter. Mimi war so in seinen Bann gefangen, dass sie nur nicken konnte. „Ja. Ich vertraue dir.“ „Ich komme mit Sicherheit nicht ins Gefängnis! Also hör auf dir Sorgen zu machen und vertraue mir einfach!“, hauchte er einfühlsam und wich keine Sekunde ihren Blick aus.

 

Gefangen in ihrer eigenen kleinen Welt, drangen die Geräusche der zerschellenden Raketen in den Hintergrund. Nur sie einander zählten in diesen bezaubernden Augenblick. Sie versanken gegenseitig in den Augen des jeweils anderen. Taichi fuhr mit seiner Hand über die Wange von Mimi und strich ihr einige Strähnen aus dem Gesicht. Der Tachikawa wurde heiß und kalt zugleich, während sie langsam ihre Augen schloss. Sie wussten beide, was nun im folgenden Moment passieren würde. Taichi senkte langsam seinen Kopf zu der Jüngeren herab und legte sanft seine Lippen auf den Kirschmund der Tachikawa. Es dauerte keine Sekunde, da erwiderte sie seinen begonnenen Kuss und die beiden verschmolzen miteinander. Mimi bettete ihre Hände auf der Brust von Taichi, während dieser seine Hände in ihren Haaren vergrub. Zaghaft stupste er mit seiner Zunge die samtweichen Lippen der Tachikawa an, bevor sie ihren Mund einen Spalt öffnete und ihr Einlas gewährte. Taichi zog die Jüngere näher an sich heran und legte seine Arme beschützend um ihren zierlichen Körper. Liebevoll spielten ihre Zungen miteinander, bis sich das anfängliche Zögern in eine wilde Raserei verwandelte. Intuitiv drücke Taichi Mimi mit den Rücken voran in den Rasen und beugte sich küssend über sie. Es war die Atemnot, die die beiden veranlasste, sich wieder voneinander zu lösen. Doch keiner der beiden vergaß beim Öffnen der Augen, dem anderen wiederholt ganz direkt anzusehen. Sie lächelten. Liebevoll. Freundschaftlich. Mit dem gesamten Ausmaß an Vertrauen.

 

„Ich werde dich immer beschützen…“, flüsterte Taichi einmal mehr, kurz bevor er sich erneut zu der Jüngeren herunterbeugte und sie mit seinen Lippen in Beschlag nahm.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:**.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Es war so oft das Schicksal, welches Liebenden Steine in den Weg warf, um ihnen jeden Weg zu erschweren. Doch es ist das gemeinsame Herantreten, die gemeinsame Entscheidung, dem entgegen zu wirken. Wir sind alles nur Menschen. Das werden wir immer sein. Höhere Mächte sind es, die uns oft ein Bein nach dem anderen stellen. Die uns jedes weitere Voranschreiten erschweren. Zu erkennen, dass man die Wege nicht alleine gehen muss, ist die wahre Stärke eines jeden Herzen.

 
 

„Ich wünsche mir eigentlich gar nicht viel. Nur Ramen. Viel Ramen. Damit es für mich, Mira-chan und all meine Freunde reicht. Ja gut. Eine Tonne Ramen! Mehr wünsche ich mir nicht. Denn Ramen macht glücklich! Und gemeinsam schmeckt es doch immer noch am besten!“ – Daisuke Motomiya

 

„Ich möchte meine Ziele erreichen. Arzt werden, das ist mein Traum.

Aber mittlerweile hat sich neben diesen noch ein weiterer Traum eröffnet. Dessen Erfüllung wünsche ich mir noch mehr als Arzt zu werden. Ich möchte Yuri glücklich machen.

Denn ich habe gemerkt, dass genau das es ist, was mich glücklich macht. – Joe Kido

 

„In den letzten Monaten hat sich so viel in unserem Leben verändert.

Doch wir wollen einfach nur eins. Gesund und glücklich sein.

Gemeinsam mit unserem ungeborenen Kind. Gemeinsam in eine wunderbare Zukunft blicken,

mit all unseren Freunden.“ – Hikari Yagami & Takeru Takaishi

 

 

Nicht alles wird uns gelingen. Nicht jeden Schritt werden wir meistern. Aber wir haben schon so viele Wege zurückgelegt, schon so viel erlebt. In einer Freundschaft ist es meist so, dass man sich neuen Herausforderungen stellen muss. Nicht jede davon ist einfach. Aber den Kopf einzuziehen und den Weg nicht weitergehen zu wollen, hat noch keinen vorangebracht.

 
 

 

„Mein Wunsch wäre es, endlich in das Gefühl der Liebe zu kommen.“ – Iori Hida

 

„Ich will heiraten! Und zwei – nein drei Kinder haben! Und das alles gemeinsam mit Ken! Punkt!“ – Miyako Inoue

 

„In meinem Leben musste ich so oft kämpfen, um in das Gefühl der Liebe zu kommen.

Endlich scheine ich angekommen zu sein.

Mein Wunsch ist es einfach, dass sich alles weiter in diese Richtung bewegt.

Und dass ich nie die Liebe zu Ramen verliere! :-) – Mira Tachikawa

 

„Es beginnt allmählich die Zeit, neue Wege zu gehen.

Dabei wünsche ich mir einfach, nicht erneut auf die Fresse zu

fallen und endlich auch mein Glück zu finden. – Yamato Ishida

 

„Eine großartige Krankenschwester bin ich ja schon.

Jetzt wünsche ich mir nur, auch eine großartige Ehefrau zu werden. :-) – Yuri Hinamori

 

 

 

Glück. Was bedeutet schon Glück? Und ist es wirklich gleichbedeutend mit dem „glücklich sein“? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es wohl nicht. Aber das brauch es auch nicht. Denn jeder ist auf eine andere Art glücklich, jeder findet sein Glück auf verschiedenen Wege.

 
 

„Ich möchte wie mein Vater der Welt etwas Gutes tun.

Viele Fehler habe ich in der Vergangenheit begangen, aber ich

wünsche ich mir trotzdem, ein glückliches Leben zu führen.“ – Ken Ishijouji

 

„Mir ist mittlerweile klar, dass ich auf verlorenem Posten kämpfe.

Aber deshalb möchte ich nicht aufgeben, an die große Liebe zu glauben.

Denn das ist mein Wunsch: Ich möchte sie finden… Die wahre große Liebe.“ – Sora Takenouchi

 

„Endlich Normalität im Leben haben. Mehr brauch und will ich gar nicht.“ – Rei Kamiya

 

„Bitte lass Izumi-kun mich irgendwann um ein Date fragen!! Bitte!“ – Luna Arihyoshi

 

„Es wäre doch schon Mal ein Fortschritt, die Akzeptanz für meine Lebensweise zu bekommen, die ich mir stets für mich gewünscht habe. Dieser Wunsch wird sich wohl nie ändern…“ – Sakura Hirota

 

 

Wünsche sind meist etwas, das nicht jeder sieht, nicht jeder erkennt und die Wenigstens davon wissen. In Unwissenheit schaffen es die besonderen Menschen in ihrer Umgebung, uns glücklich zu machen und geheime Herzenswünsche zu erfüllen. Manchmal wissen wir selbst nichts von unseren Wünschen, sondern lernen sie erst kennen, wenn sie uns erfüllt werden. Glück ist relativ, genauso wie das Leben. Jeden Tag verändert sich eine Gegebenheit und etwas Neues entsteht. Wichtig ist es, nicht die Augen für das Neue zu verschließen, sondern jedem Augenblick, jeder Momentaufnahme, jedem Menschen und jedem neuen Wunsch eine Chance zu geben.

 
 

 

„Glücklich sein. Ich und meine Freunde. Ein hochgestochener Wunsch.

Aber ich muss ja nicht immer realistisch und rational sein.“ – Koushiro Izumi

 

„Ich wünsche mir einfach, meine Freunde und meine Familie glücklich zu sehen.

Denn dann kann auch ich glücklich sein.

Und genau dieses Glück wünsche ich mir stets beschützen zu können.

Schließlich bin ich doch der Beschützertyp! :D – Taichi Yagami

 

„Es gibt nicht viel, das ich mir wünsche.

Denn ich hab eigentlich schon alles, was ich brauche.

Nur eins:

Ich möchte dabei immer glücklich sein und

stets ein Lächeln auf die Lippen meiner Lieben zaubern.

– Mimi Tachikawa

 


 

Neue Empfindungen


 

Gefühle sind Empfindungen, die man ohne Verstand verstehen kann.

Prof. Dr. med. Gerhard Uhlenbruck

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Takeru*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Warme, zärtliche Sonnenstrahlen waren es, die die Nase eines jungen, blonden Mannes kitzelten. Nur träge zwang er sich dazu, seine blauen Augen zu öffnen und dem Licht entgegen zu blicken. Doch es blendete im ersten Moment so stark, dass sich seine Augen wieder angestrengt zusammenkniffen. Morgendliches Vogelgezwitscher drang an sein ihr, genauso wie der ruhige Atem der zierlichen Person, welche in seinen Armen lag. Dies war Grund genug, seine Augen wieder zu öffnen und sich gegen das Leuchten der Sonne entgegenzusetzen. Sein Blick ging diesmal jedoch nicht empor. Stattdessen sah er direkt in das schlafende Gesicht seiner Freundin. Friedlich schlief Hikari, tief in das Kissen gekuschelt und die Hand von Takeru fest umklammert. Dieser verglich sie gerne mit einem Engel. Sie war sein Engel. Besonders aber, wenn sie schlief. Leicht musste er bei diesem Gedanken schmunzeln. Fast drei Jahre waren sie nun zusammen. Was hieß fast? In eineinhalb Wochen war Ohr gemeinsamer Jahrestag und wie jedes Jahr, wusste er nicht gleich, welche Freude er ihr machen sollte. Denn für ihn war sie das Kostbarste auf Erden. Es musste was Besonderes sein. Denn sie hatte ihm so viel mehr gegeben, als dass er sich jemals angemessenen dafür revanchieren konnte.

 

Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen streichelte er mit seiner noch freien Hand über ihren Bauch. Mittlerweile war schon eine deutliche Wölbung zu spüren. Kein Wunder, war sie schließlich bereits im fünften Monat schwanger und eine zierliche Persönlichkeit. Mittlerweile erfüllte es ihn mit Stolz, Vater von Hikaris Kind zu sein. Zumal sich im Moment zumindest für ihn alles in die richtige Richtung bewegte. Natürlich waren sie noch jung und hatten nicht alle Mittel, die man sich vorstellte, um ein Kind in die Welt zu setzen. Doch waren sie nicht alleine. Ihre Freunde wie auch die Familie würden sie unterstützen, so dass sie beide ihren Wünschen und Träumen weiterhin nachgehen konnten. Es würde nicht einfach werden, dennoch hatten sie sich dafür entschieden, dieses kostbare Geschenk anzunehmen. Sicherlich hatte es seine Gründe, dass sie so früh damit konfrontiert wurden. Er freute sich. Takeru Takashi freute sich auf das Kind und die gemeinsame Zukunft mit diesem und seiner zukünftigen Frau. Denn es stand außer Frage, dass er kein anderes liebreizendes Wesen außer ihr an seiner Seite wissen wollte.

 

Denn er liebte sie. Mit allem, mit dem man einen Menschen nur lieben konnte. Sie war seine absolute Traumfrau, herzlich, liebevoll, ein heißer Feger (!) und seine beste Freundin. Es hatte wohl niemanden überrascht, dass ausgerechnet die beiden zueinander gefunden hatten. Wobei sie sich damit wirklich Zeit gelassen hatten. Vielleicht auch aus Angst, nicht den besten Freund an ihrer Seite zu verlieren. Verständlich, machten Beziehungen doch auch häufig Freundschaften kaputt. Allein der Gedanke an Koushiro und Taichi bestätigte ihm diese Aussage. Aber bei Hikari und ihm war es anders. Takeru schaffte es nicht zu beschreiben, was es war. Doch er fühlte einfach, dass er sie niemals verlassen würde. Und sie ihn nicht. Selbst dabei war er sich ziemlich sicher.

 

Just in dieser Sekunde kam ihm ein Gedanke, der seinen blassen Wangen einen Rosaton schenkten. Er wollte sie. An seiner Seite. Für immer. Warum also nicht den nächsten Schritt wagen? Automatisch begann sein Herz schneller zu schlagen, Aufregung und Nervosität machten sich im ihm breit. Hikari schenkte ihm alles, was er sich fürs Leben wünschte. Sie gehörte ihm. Warum also nicht auch aller Welt zeigen, dass sie zu ihm, wie er zu ihr gehörte? Takeru wollte sie zu seiner Frau machen. Für sein ganzes Leben. Bis der Tod sie irgendwann scheiden würde. Er wollte sie heiraten!

 

Seine Gedankengänge fanden vorerst ihr Ende, als sich Hikari umher windete und ihn mit ihren braunen Augen verschlafen ansah. Überraschung zeichnete ihren Blick, als sie erkannte, dass ihr Freund bereits wach war. „Guten Morgen ~˝, säuselte die Jüngere verschlafen. Takeru lächelte sie nur zärtlich an, bevor er sich ihr etwas entgegenbeugte und einen Kuss auf ihre Stirn hauchte. „Guten Morgen mein Engel ~“, flüsterte er. „Warum hast du mich denn nicht geweckt?“ fragte sie nur, während sie sich den Schlaf aus den Augen rieb und ausgiebig streckte. „Warum hätte ich das tun sollen? Du sahst so niedlich aus, während du auf mein Kissen gesabbert hast.“ „Was?! Ich hab gesabbert? Oh nein! Wie peinlich!“, kam es von der Jüngeren, die sich sofort aufrichtete und das Kissen nach feuchten Stellen untersuchte. Takeru konnte nicht einher und begann zu kichern. „Du bist so niedlich!“, lachte er amüsiert. In der nächsten Sekunde hatte er direkt das Kissen in seinem Gesicht. Du bist echt gemein!“ Empört plusterte die Yagami ihre Wangen auf. Takeru packte sie am Handgelenk und zog sie zu sich runter. „Aber ich bin dein liebster Idiot, oder nicht?“, fragte er mit einem Grinsen. Die Angesprochene wurde rot um die Wangen. „Dass du nach all den Jahren noch immer verlegen wirst, wenn wir uns näher kommen…“, meinte er amüsiert und strich ihr sanft über die Wangen. Die Jüngere sah ihn verlegen an. „Na und? Ist das ein Problem?“ Takeru schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Ich finde es sehr schön...“ Danach zog er ihren Kopf zu sich runter und hauchte ihr zärtlich einen Kuss auf die Lippen.

 

Danach beförderte er ihren Körper gekonnt unter den seinen, so dass er sich über sie gebeugt hielt. Sanft strich er mit Zeige- und Mittelfinger über ihre Halsbeuge. „Sehe ich da etwa eine Gänsehaut?“ Amüsiert musterte er seine Freundin, die unter seiner Berührung erschauderte. Tja, da waren sie wieder: Die Schwangerschaftshormone. Takeru kicherte. „Jetzt bist du selbst schuld, dass du zu spät kommen wirst…“, flüsterte sie mit Verführung in der Stimme. Die Braunhaarige streckte ihre Hände empor und legte diese in den Nacken des Takaishi, kurz bevor sie ihn zu sich nach unten zog und ihn einen Kuss auf die Lippen hauchte, der schnell erotische Ausmaße nahm. Takeru selbst grinste in diesen nur hinein, während er ihn erwiderte. So war es doch seine Intension gewesen, genau diese Reaktion hervorzurufen.

 

Einfühlsam stupste der Ältere gegen die weichen Lippen von Hikari. Bereitwillig öffnete diese ihren Mund, kurz bevor sich die Beiden ein heißes Match mit ihren Zungen lieferten. Dabei vergrub die Jüngere ihre kleinen Finger in die blonden Haare ihres Freundes. Seine Hand strich ihre Seite nach unten, nesselte sich an den Saum ihres T-Shirts und striff dieses sanft nach oben, nur um mit seinen Fingern über ihren Bauch zu streicheln. Die junge Frau kicherte unter seiner Berührung ein wenig auf. „Hihi… Das kitzelt…“, meinte sie amüsiert. Doch schon bald verwandelte sich das Kichern in leises Keuchen, als seine Hand weiter nach oben wanderte und über ihre unbedeckten Brüste wanderte. Takeru um streichelte diese sanft, berührte sie jedoch zu keiner Sekunde direkt. Stattdessen machte er sich einen Spaß daran, ihre Erregung mehr anzutreiben und ihr Blut zum Kochen zu bringen. „Kitzelt das noch immer?“, fragte er die Jüngere neckisch. Mit schweren Atem und geröteten Wangen erwiderten ihre rehbraunen Augen seinen Blick. Wie er diesen Blick doch liebte. Sie wirkte so schüchtern und unsicher unter seinen Berührungen. „Mach weiter…“, flüsterte sie keuchend. Takeru lächelte sanft. „Sehr gerne, Liebste…“

 

Die Qual sollte ihr Ende finden, als seine Hand nun endlich ihre linke Brust berührte. Einfühlsam strich er über ihre aufgerichtete Knospe und spielte mit dieser neckend. Die Trägerin des Lichtes wand sich unter Takerus Berührungen und ihrem Keuchen folgte bald ein Stöhnen. Auch der Hoffnungsträger spürte innerlich seine Erregung anwachsen, war es doch immer nur Hikari, die es schaffte, solche Emotionen in ihm auszulösen. Er striff ihr das T-Shirt über den Kopf und bekam vollen Einblick auf ihren prächtigen, aber auch zierlichen Körper. „Du bist wunderschön…“, flüsterte er. Die Schülerin spielte bereits seit geraumer Zeit auch an seinem Shirt, so dass er dieses im nächsten Moment ebenfalls auszog und unachtsam auf den Boden fallen ließ. Wieder beugte er sich nach unten, nur um seine Lippen mit den Ihren zu verschließen. Sanft streichelte seine Hand entlang ihres Körper, blieb bei ihrer rechten Brust stehen und begann, diese sanft zu massieren. Daraufhin wanderten seine Lippen ihre Halsbeuge nach unten, liebkosten ihr Schlüsselbein und küssten abwechselnd mit Lippe und Zunge zu ihrer Brust nach unten. Ihre zierlichen Finger streichelten dabei über seinen Rücken, wo sich seine Nackenhaare leicht aufstellten. Auch sein Atem beschleunigte sich, als er mit seinen Lippen ihre Knospe umschloss und diese liebkoste. Seine rechte Hand wanderte nun weiter ihren Körper nach unten, bis er ihre empfindsamste Mitte traf. Hikari wand sich weiterhin unter ihm, bäumte sich ihm gar ein wenig entgegen, gierte förmlich nach seinen Berührungen.

 

Ihr Keuchen wechselte sich mit ihrem Stöhnen ab, während seine Hand nun begann, vorsichtig über ihre Mitte zu streicheln. Seine andere Hand umfasste ihre linke Brust, die er auch weiterhin mit seinen Lippen verwöhnte. „Oh Gott, Ta-Takeru-kun…“, stöhnte sie Jüngerer mit gebrochener Stimme und konnte kaum an sich halten. Vorwitzig stahl sich ein Finger unter ihren Slip und begann, die warme Umgebung zu erforschen. Dabei begann dieser auch frech ihren Kitzler zu massieren und die Jüngere emotional an ihr Äußeres zu treiben. Diese krallte sich mit der einen Hand in den Kissenbezug, während die Andere Halt in seinen Haaren suchte. In der Zwischenzeit hatte sich Takeru auch seiner eigenen Hose entledigt, bereit, den nächsten Schritt zu wagen. Er entzog sich seiner Hand und griff nach dem Bund ihres Slips. In Sekundenschnelle hatte er ihr auch diesen vom Leib gestohlen. „Bitte…Keru…“, säuselte die Yagami unter ihm und strich ihm mit ihrer bebenden Hand über die Wange. Takeru lehnte sein Gesicht gegen ihre kleine Hand und lächelte sie verliebt an, während er sich zwischen sie platzierte. Im nächsten Moment verschmolz er in zweierlei Hinsicht mit seiner Freundin. Erneut verschloss er ihre Lippen mit einem Kuss, während er in sie eindrang. Erneut wurden sie eins.

 

Mittlerweile wartete er nicht mehr darauf, bis sie sich an das Gefühl gewöhnt hatte. Schließlich kannte sie dieses schon ausreichend gut genug. Der junge Basketballspieler bewegte sich direkt schnell in der Jüngeren, während selbst sie ihre Hüften nicht stillhalten konnte und sich ihm entgegenbewegte. Dabei massierte er noch immer ihre Brust und reizte ihre Brustwarze. Mit der anderen Hand griff er nach ihrem Knie, um ihr Bein etwas hochzudrücken. Er spürte die Hikari überall um sich herum, ihr Stöhnen war wie Musik in seinen Ohren und heizte ihn von Sekunde zu Sekunde mehr an.

 

Innerlich begann sich in ihnen beiden ein wärmendes, loderndes Feuer auszubreiten. Seine Bewegungen wurden immer schneller, von jedem Augenblick an. Hikari griff haltsuchend zu seiner abstützenden Hand und ihre Finger verhakten sich miteinander. Nun war auch das keuchen von Takeru zu vernehmen.

 

„Ich liebe dich…Hika…!“, keuchte der Blonde. Er spürte, dass er sich nicht mehr lange zurückhalten können würde. Seine Bewegungen wurden intensiver und er spürte, dass Hikari auch nicht mehr lange brauchen würde. Denn sie würde mit jedem weiteren Stoß enger um ihn herum. Schweißperlen wanderten über die Stirn von Takeru. In den Augen von der Frau unter ihm schimmerten kleine Tränchen, während sie ihm mit einem verliebten Lächeln fixierte. Sie löste ihre Hand von der Seinen, nur um sie wenig später um seinen Hals legten zu können und ihn nah an sich zu ziehen. Aneinander gedrückt bettete sie ihr Kinn an seine Schulter… „Ich liebe dich auch…“, hauchte sie schweratmend.

 

Danach schafften sie es beide nicht mehr, sich zurück zu halten. Drei weitere feste Stöße in die Yagami verpassten ihn ekstatische Elektroschocks, die durch seinen Körper strömten. Ihr gesamtes Inneres zog sich um ihn herum zusammen, während sie stöhnen zu ihrem Höhepunkt kam und ihren Kopf in den Nacken warf.

 

Fest umschlossen verblieben sie in ihrer Position. Ihre nass geschwitzten Körper lehnten aneinander. Takeru hatte seinen linken Arm um ihren Körper geschlungen, damit sie nicht an Halt verloren. Sein anderer Arm stützte die beiden Liebenden ab. Noch immer klang der schwere Atem seiner Freundin an sein Ohr, welche ihr zärtlichen Lippen über seinen Hals und seine Wange wandern lies, um diese zu liebkosen. „Ich liebe dich…“, kam er erneut über ihre Lippen. Takerus Herz schlug ihm bis zum Hals, während er ihren Worten lauschte. Mit diesen Worten stand es für ihn fest. Diese Frau würde seine Frau werden. Denn sie hatte sein Herz gestohlen…

 
 

“Für immer…“

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Yamato*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Immer und immer wieder spielte der junge Ishida auf seiner Gitarre und summte leise vor sich hin. Er arbeitete schon seit einiger Zeit an einem neuen Song, aber so recht gefiel ihm nicht was er da komponierte und auf dem Blatt Papier niederschrieb. Seit wann fiel es ihm so schwer ein paar Zeilen zu formulieren? Irgendwie lief sein Leben nicht so wie er es sich erhofft hatte. Seit zwei Jahren war er bereits von Sora getrennt, seit zwei Jahren ließ er niemanden mehr näher an sich heran, zumindest kein Mädchen. Yamato war sich sicher, dass es so das Beste sei, denn immerhin war er Musiker und er war sich sicher, dass sich Frau, Haus, Kind und Rockstarleben auf der Bühne wohl kaum vereinbaren ließen. Doch seit er wusste, dass Takeru und Hikari Eltern werden begann er darüber nachzudenken was wirklich wichtig war im Leben. Takeru würde Vater werden, sein jüngerer Bruder würde mit der Frau die er liebte eine Familie gründen, sicher würden sie auch eines Tages heiraten und all den ganzen Quatsch machen den Verliebte eben so machten. Meine Güte und wie war das bei Joe? Auch er war glücklich und lebte bereits mit seiner Freundin in einer gemeinsamen Wohnung. Immer mehr seiner Freunde mutierten in diesen grässlichen Beziehungskisten, aber er konnte sich wenigstens immer auf seinen besten Freund verlassen. Auf Taichi, mit dem er Nächtelang durch die Bars und Clubs Tokios zog und jetzt? Jetzt bündelte selbst Dauersingle Taichi eine Art Beziehung an. Er kannte seinen aktuellen Beziehungsstatus zwar nicht, aber seit dem Tanabatafest vor einer Woche bekamen sowohl Taichi wie auch Mimi dieses verräterische Grinsen nicht aus dem Gesicht, welches ihm ganz klar demonstrierte, dass bei den beiden Brünetten wieder was gelaufen war. Und was war mit ihm? Bei ihm schien die Zeit irgendwie still zu stehen, er kam mit seinem Leben nicht voran, weder privat noch beruflich, er steckte in einer Sackgasse fest. Noch nie fühlte er sich so beschissen wie derzeit, nicht mal nach der Trennung zu Sora. Irgendwas fehlte ihm. Aber was?

 

Der blonde Musiker legte seine Gitarre bei Seite und sah sich im leeren Proberaum um, die Bandprobe war seit einer halben Stunde zu Ende und seine Bandkollegen waren bereits aufgebrochen, aber er wollte noch nicht nach Hause, sondern weiter an dem Song arbeiten, aber es gelang ihm einfach nicht und so gab er sich geschlagen und ließ es für heute ruhen. Er nahm die Gitarre zurück in seine Hände nur um sie wenig später in seinem Gitarrenkoffer zu legen. Morgen war Taichis Geburtstag und er musste noch dringend ein Geschenk besorgen, er schulterte seinen Gitarrenkoffer und machte sich auf den Weg.

 

Es regnete wie aus Eimern und der Blonde lief in eiligen Schritten zu seinem Auto. Er legte seinen Gitarrenkoffer vorsichtig auf den Rücksitz, steuerte auf den Vordersitz zu und fuhr los. Er fuhr in einem etwas belebteren Stadtteil zu und parkte in einem Parkhaus. Sicher war sicher. Immerhin wollte er nicht das seinem Baby was geschah, dabei sprach er nicht nur von seinem Auto, sondern auch von seiner Gitarre. Dieser beförderte er kurzerhand in den Kofferraum bevor er das Parkhaus verließ und ein Einkaufszentrum betrat. Eigentlich ging der Blonde gerne shoppen und bereute es die Chance vertan zu haben in New York shoppen zu gehen. Das war dumm. Er ging meistens alleine shoppen, auch wenn es nur ganz bestimmte Läden gab, in denen er Klamotten kaufte, diese mussten immerhin auch zu seinem Stil passen und in den meisten Läden gab es nur scheiße.

 

Er war gerade in einem für ihn untypischen Laden ein Sportgeschäft, als ihn plötzlich jemand auf die Schulter klopfte. Yamato drehte sich um und sah ein rothaariges Mädchen. „Rei-chan“, begrüßte er die Kleinere gleich grinsend und checkte sie einmal kurz ab. „Hallo, was machst du denn hier?“, fragte Rei bei dem Rocker nach. „Möchtest du dich neuerdings in Sport versuchen? Sicher das, dass eine gute Idee ist?“ Yamato verdrehte nur seine Augen. „Ich such was für Taichi-kun zum Geburtstag und du? Treibst du etwa Sport?“ Rei fing gleich laut zu lachen an. „Ich und Sport? Ja klar, übe derzeit für einen Marathon“, erwiderte sie sarkastisch. Yamato stieg auch in ihr Lachen mit ein. „Ja so siehst du auch wirklich nicht aus. “ „Nein, ich habe dich gesehen und“, „Und dann konntest du nicht anders, als gleich alles stehen und liegen zu lassen und zu mir zu rennen?“, unterbrach der Blonde grinsend ihren Satz. Fassungslos sah Rei zu dem blonden Musiker, während ein leicht rötlicher Schimmer um ihre Nase zog. „So ein Unsinn, ich wollte nur höflich sein, dann gehe ich eben wieder“, zickte sie den Blonden an, drehte sich um und wollte schleunigst das Sportgeschäft verlassen, als Yamato auch schon gleich hinterherlief und die Rothaarige an ihrem Handgelenk zurückzog. „Hey, jetzt warte doch mal. Was hast du denn heute noch so vor?“ „Geht dich gar nichts an“, giftete die Physikstudentin den Musiker an und ging stur weiter geradeaus. „Hi das war nicht so gemeint. Warum müssen Frauen eigentlich immer so kompliziert sein?“, fragte er direkt nach. Rei blieb stehen, während Yamato sich irritiert nach ihr umdrehte. „Ich bin nicht kompliziert“, verteidigte sich Rei gleich. „Klar, alle Frauen sind kompliziert“, entgegnete der blonde Musiker prompt. „Tzz woher willst du das denn wissen? Als Womanizer der pausenlos mit irgendwelchen Groupies und Schlampen schläfst und sich nicht mal an ihre Namen erinnern kann, wirst du ja kaum irgendwas über uns Frauen verstehen und über mich schon mal gar nicht!“  Yamato blickte Rei argwöhnisch an. Unrecht hatte sie nicht, aber fand sie wirklich, dass er so oberflächlich war? Und warum störte ihn das so? „Bilde dir nicht ein mich zu kennen, du weißt doch gar nichts über mich“, erwiderte er zynisch und hielt ihrem Augenkontakt stand. „Und was weißt du über mich? Dass ich kompliziert bin, weil alle Frauen kompliziert sind? Meisterleistung Herr Rockstar Ishida“, blaffte die Rothaarige den Musiker an, während sich ihre Augen zu schlitzen zusammenzogen. Yamato prustete in dem Moment gleich los, als er den wütenden und ernsten Ausdruck der Jüngeren sah. „Herr Rockstar Ishida gefällt mir“, sprach er amüsiert weiter. Verwirrt blickte die Rothaarige den Blonden an, waren sie sich nicht gerade noch am Streiten? Doch dann musste auch sie lachen, warum stritten die überhaupt? „Ich... ich bin gerade auf den Weg zur Therapie, um deine Frage von eben zu beantworten“, murmelte die Rothaarige und sah nun in eine andere Richtung, da es ihr gerade unangenehm war, dies vor Yamato gesagt zu haben.

 

Der Blonde ging auf die junge Frau zu, griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich. „Hey, was machst du?“, rief sie ihm hinterher, während er sie durch das ganze Einkaufscenter zog. „Ich hab Hunger.“ „Ja, dann iss was, aber lass mich los“, wehrte die Rothaarige sich, während sie versuchte sich aus dem Griff des Blondes zu befreien. „Du hast gesagt, ich weiß nichts über dich. Ich bin neugierig, erzähl mir was über dich“, bat er die Jüngere und steuerte gerade in seinen Lieblingsladen, musste Taichis Geschenk eben noch warten. „Ich erzähle dir gar nichts, ich kenne dich ja nicht mal.“

„Ja darum geht es doch, ich möchte dich vielleicht kennenlernen“, sprach er ganz direkt und sah die Jüngere an, diese wurde gleich wieder etwas rot im Gesicht. Verdammt. Schon ewig fühlte sie sich in Gegenwart einen jungen Mannes nicht mehr so unsicher wie jetzt, was war nur mit los mit ihr? Aber der blonde Rebell sah einfach so gut aus und er wollte sie kennenlernen? Sie? Warum? Sie war ein einfaches Mädchen, ein Ex-Junkie die immer noch lauter Probleme hatte, was wollte er denn nur von ihr? „Warum?“ flüsterte Rei und sah unsicher zu Yamato, dieser blieb stehen und sah die Jüngere fragend an. „Warum was?“ „Warum willst du mich kennenlernen, dir laufen doch sicher genug Mädchen hinterher? Und ich...“ Rei brach ihren Satz ab, sie wollte vor ihm keine Schwäche zeigen. „Weil du anders bist“, sagte er ehrlich. Misstrauisch zog sie ihre Augenbrauen zusammen „Wie anders?“ Yamato zuckte mit den Schultern. „Ich kann es dir nicht erklären, aber ich finde dich interessant. Schlimm?“ Rei schüttelte sachte ihren Kopf. Natürlich war das nicht schlimm, aber sie verstand es trotzdem nicht, was ein Schönling wie Yamato in ihr sah. „Und außerdem bist du heiß“, sprach er ganz direkt aus was er dachte.

 

Augenblicklich lief die Rothaarige tiefrot an, was Yamato erneut zum Lachen brachte. Es war bereits das dritte Mal, dass sie es mit ihrer Art geschafft hatte ihn zum Lachen zu bringen. „Weißt du eigentlich, dass du gerade ein Chamäleon ähnlich siehst? Deine Haarfarbe, deine Augenfarbe und deine Gesichtsfarbe haben gerade den gleichen Farbton“, gluckste er, während Rei sich schämend von ihm wegdrehte und ziellos eine andere Richtung ansteuerte. „Hey, jetzt warte doch mal“, rief er ihr wieder hinterher. „Man Yamato-kun, du kannst echt nerven. Ich muss jetzt aber wirklich langsam los“, murmelte sie weiter und traute sich nicht dem Blonden in die blauen Augen zu sehen. So blaue Augen. „Rei-chan ich weiß gar nicht was du hast, seit wann bist du denn so zurückhaltend?“ „Bin ich nicht, aber ich bin keines deiner dummen Gören und wenn du mich wirklich kennenlernen willst, dann musst du dir schon etwas mehr Mühe geben“, erwiderte sie selbstbewusst und setzte wieder zum Gehen an. Yamato grinste und vergrub seine Hände in seiner Hosentasche. „Bist du morgen auch bei Taichi-kun auf dem Geburtstag?“ Rei drehte sich zu Yamato um und nickte lächelnd. „Okay, dann freu ich mich auf morgen“, zwinkerte er der Rothaarigen zum Abschied zu. Diese lächelte daraufhin noch breiter, auch wenn sie eigentlich ernster bleiben wollte und setzte weiter ihren Weg fort. Yamato blickte ihr noch eine Zeitlang grinsend hinterher, ehe er sich noch etwas zu essen und schließlich auch Taichis Geburtstagsgeschenk besorgte.

 

Nach einer halben Stunde kam der blonde Musiker in der Chaos-WG an, er sah seinen besten Freund wie er am Telefonieren war und seinem Freund kurz zu nickte. Erneut huschte ein kurzes Lächeln über das Gesicht des Brünetten. Okay, jetzt wusste er mit wem er telefonierte. Er nahm sich ein Wasser aus dem Kühlschrank und begab sich in sein Zimmer. Den ganzen Rückweg über dachte er an die Begegnung mit Rei zurück. Sofort zog er seine Gitarre aus dem Gitarrenkoffer und begann wie von selbst eine Melodie zu spielen und einen Text zu komponieren, was ihm am Anfang des Tages noch so unglaublich schwerfiel, gelang ihm jetzt quasi von alleine. Um nichts zu vergessen, schnappte er sich zügig sein Songtextbuch und begann seine Worte die ihm in Kopf herum schwirrten in einen fließenden Text aus dem ein Song entstehen sollte zu verwandeln, dabei hielt er immer wieder kurz inne, um auch wieder verschieden Melodien auf seiner Gitarre auszuprobieren. Die Zeit verflog und es war bereits spät abends, doch der Song nahm immer mehr Gestalt an, der Songtext war zumindest fertig, es fehlte deutlich noch der Feinschliff und er konnte es kaum erwarten, den Song seinen Bandkollegen zu präsentieren und zu hören wie der Song mit den anderen Instrumenten harmonieren würde. Er legte zufrieden seine Gitarre in seinen Gitarrenkoffer und blickte zur Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. In einer Minute wurde sein bester Freund 21 Jahre und er wollte der erste sein der ihm gratulierte. Es war überraschenderweise ein Abend an dem keiner der Männer weiblichen Besuch hatte. Wow, das gab es nicht oft. Er klopfte an und wartete das bekannte „Herein“, ab.

„Was willst du, kannst du alleine nicht schlafen?“, grinste der Brünette dem Blonden an. Yamato schielte kurz zur Uhr. Punkte 0:00 Uhr erblickte er an seinem Wecker der auf seinem Nachttisch stand. Er lief ohne Kommentar auf seinen besten Freund zu, warf sich auf ihn drauf, durchwuselte seine Haare und lachte laut auf. „Alles Gute du Dreckskerl“, während Taichi den Blonden verärgert wegdrückte. „Danke“, murmelte er zurück und legte seine Haarpracht wieder zurecht. „Jetzt ernsthaft, ich wünsche dir nur das Beste du hast es Verdient und natürlich das all deine Wünsche in Erfüllung gehen.“ „Danke. So viel wünsche ich mir eigentlich gar nicht“, erwiderte er nur schulterzuckend, der Blonde konnte sich schon denken, was er sich wünschte, keine Haftstrafe, das es Hikari und dem Kind immer gut gehen würde und natürlich Mimi.

 

Überschwemmen der Gefühle

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Verletze Offenbarung


 

Nur, wenn man die verletzt, welche man wirklich liebt, verletzt man sich selbst.

Antonio Arcudi

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Koushiro*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Eine unruhige Nacht lag hinter Koushiro. Nein um ehrlich zu sein lag eine mehr als beschissene Nacht hinter ihm und dies hatte einen besonderen Grund, schließlich hörte er seine Herzensdame in deutlicher Aktion mit Taichi – ausgerechnet Taichi. Unglaublich hatte er sie tatsächlich rumgekriegt. Seine Hand ballte sich zu einer Faust und verärgert biss er sich auf die Unterlippe bis diese schmerzlich drückte. Er stand auf und marschierte aus seinem Zimmer raus. Koushiro, blind vor Wut, wollte ins Badezimmer unter die Dusche springen, doch kam er nicht weit, denn er sah sich kaum um und stolperte mit einem Mal über seinen blauhaarigen Freund. „Ahhh“, jammerte dieser „Kannst du nicht aufpassen?“, fragte Joe verärgert bei seinem Freund nach. „Ich? Du liegst doch hier auf dem Fußboden rum“, keifte der Rothaarig zurück. Joe sah sich verwirrt um, suchte nach seiner Brille, ertastete diese auf dem Fußboden neben sich und zog sie auf. „Ohh, mir war gar nicht klar, dass ich auf dem Boden lag, mir war nicht mal klar, dass ich hier geschlafen habe. Oh weia mein Kopf“, stöhnte er auf und bemühte sich aufzustehen. „Wäre ich letzte Nacht mal so betrunken gewesen...“, kam es niedergeschlagen auf dem Computerfreak. „Die beiden habe ich auch gehört, falls du das meinst? Ich glaube die gesamte Nachbarschaft haben die beiden gehört und dann noch Yamato nebenan...meine Güte und war er mit Rei-chan zu Gange?“, runzelte der junge Assistenzarzt seine Stirn. „Willkommen in meinem Leben“, kam es sarkastisch von Koushiro und verdrehte die Augen. Koushiro half Joe beim Aufstehen und reichte ihm seine Hand, die er dankbar ergriff. „Ich hätte es ihr gestern sagen sollen, dann wäre es niemals dazu gekommen, war doch klar das Taichi viel zu feige ist!“ erwiderte der Rothaarige verärgert. „Koushiro-kun, das ist nicht deine Angelegenheit und das weißt du auch!“ Koushiro schüttelte fassungslos seinen Kopf, er sah das ganz anders und ob es auch ihn etwas anging.

 

Zu zweit gingen die Freunde in die kleine Küche und bereiteten sich einen Kaffee zu. „Habt ihr Kopfschmerztabletten hier?“, fragte Joe nach, nahm seine Brille wieder ab und stellte fest wie verdreckt sie war „Und ein Tuch?“ Koushiro nickte „Das Einzige was wir im Übermaß hier haben sind Kopfschmerztabletten, Kondome und Tücher“, erwiderte er zynisch. Joe prustete los. „Ich weiß echt nicht wie du das aushältst.“ „Na ja, es ist ja nicht so, als würde ich das alles nicht auch brauchen“, kam es betrübt aus dem Rothaarigen und senkte seinen Blick. „Vielleicht solltest du sie endlich los lassen“, kam es beherzt von Joe, während er ein Taschentuch von dem Jüngeren entgegennahm. „Weil das auch so einfach ist.“ „Das habe ich nicht gesagt, aber so wie es aussieht sind die zwei jetzt zusammen und das sicher nicht ohne Grund“, belehrte er den Jüngeren.

 

„Guten Morgen“, rief Yamato durch die Wohnung und ging ebenfalls in die Küche, auf der Suche nach Kopfschmerztabletten und Kaffee. „Morgen“, kam es etwas zaghafter von Rei aus dem Hintergrund und schielte hinter seinen Rücken hervor um die beiden jungen Herren zu begrüßen. „Morgen“, richteten beiden im Chor an die Neuankömmlinge. „Kaffee läuft“, sagte Koushiro monoton. „Super.“ Yamato kramte in der Schublade nach Schmerztabletten, zwei Gläsern, befüllte diese mit Wasser und bugsierte die Rothaarige zum Esstisch. „Oh man, hier sieht es ja aus.“ Rei sah sich in der Chaos-WG um, überall lagen leere Pfandflasche, offene Chipstüten, Essensreste hingen in sämtlichen Ritzen und Pappgeschirr und Besteck lagen ebenfalls in allen Ecken. Das war mal eine Party. „Findest du?“ Für Yamato war der Anblick nicht wirklich was neues, ihre Partys ruderten meistens aus.

 

Koushiro sah zu Joe. „Oh man, in dieser Wohnung ist eine Luft. Ich gehe mal kurz auf den Balkon und lüfte die Wohnung.“ „Ja, das ist eine gute Idee“, pflichtete der Blauhaarige seinem jüngeren Freund bei. Joe ging mit drei Kaffeetassen zu seinen Freunden und stellte jeweils eine Tasse vor Yamato und eine Tasse vor Rei ab. „Wie kommt es, dass du hier geschlafen hast?“, wand sich Yamato an den Ältesten. Joe zuckte mit den Schultern. „Hör bitte auf, mein ganzer Rücken schmerzt und ich muss heute noch in die Spätschicht.“ Er schielte zu seinem Handy, Yuri würde ihn in einer Stunde abholen, hoffentlich musste er nicht beim Aufräumen helfen.

Im nächsten Moment kamen auch Taichi und Mimi Händchenhaltend und kichernd aus seinem Zimmer. Sie saßen sich zu Yamato und Rei an den Küchentisch. „Hallöchen“, trällerte Mimi fröhlich, während sie sich auf dem Schoß des Yagamis niederließ, dieser legte gleich seine Arme um die Jüngere und küsste ihren Nacken. Kurz sahen sie sich an, ehe Mimi ihre Lippen auf die des Yagamis drückte. „Ist es das was ich denke was es bedeutet?“, fragte Rei interessiert nach und sah neugierig zu Mimi. Die Brünette strahlte in ihre Richtung. „Ja, wir sind zusammen“, erwiderte sie zufrieden. „Glückwunsch“, kam es auch von dem Blonden der seinen besten Freund wissend angrinste „Danke“, sagte Taichi und schnappte sich die Kaffeetasse die vor Yamato stand. „Ich darf doch, oder?“ „Gute Idee“, pflichtige Mimi Taichi bei und griff zügig nach Reis Tasse. „Ihr zwei seid zusammen ja noch schlimmer als einzeln“, erwiderte Joe und hielt seine Tasse fest verschlossen. Taichi grinste „Ja, Vorsicht mit wem du dich ab heute anlegst, sonst bekommst du uns im Doppelpack“, drohte er scherzend.

 

Koushiro stand unterdessen auf dem Balkon, die Lautstärke der Großstadt nervte ihn und wirklich daran gewöhnen konnte er sich bis heute nicht. Er setzte sich wieder zum Gehen an, als ihm plötzlich ein Kleidungsstück auffiel. Nicht irgendein Kleidungsstück, ein BH, der nur von einer jungen Frau sein konnte. Er griff nachdem wenigen Stück Stoff. `Oh Gott, er zog sie auf dem Balkon aus?´ Konnte er damit nicht warten, bis sie in seinem Zimmer war? Koushiro wurde wütend, er packte den BH und ging zurück in die Wohnung. Er sah auf den Küchentisch in dem seine vier Freunde saßen. Koushiro feuerte den BH auf den Küchentisch ab. „Hab ich draußen gefunden, weiß ja nicht ob du den noch brauchst“, erwiderte er zynisch. Mimi griff panisch nach ihrer Unterwäsche und mit rotem Kopf versehen entschuldigte sie sich bei ihren Freunden und verschwand im Badezimmer. „Ah, da war der, haben den eben nicht gefunden“, kam es schulterzuckend von dem Yagami. „Du bist echt das Letzte Yagami“, schoss es wütend aus dem Rothaarigen, fragend erwiderte der Braunhaarige seinen Blick. „Warum das denn? Sie liebt mich und ich liebe sie. Wir hatten Sex...Uhhh... was fällt mir nur ein?“, kam es sarkastisch aus dem Älteren, während er zu seinem besten Freund sah, der ein lächeln unterdrücken musste. „Tzz... es ist unglaublich vögelst mit Serena rum und sagst Mimi-chan nicht mal was davon!“ Taichi stemmte beide Handflächen auf den Tisch ab, stand etwas auf und sah wütend zu dem Rothaarigen. „Halt deine Klappe!“ „Wer ist denn Serena? Moment, doch nicht die Serena?“, fragte Rei nach, sie konnte sich gut an die Geschichte erinnern die Mimi ihr in der Entzugsklinik über die Schwarzhaarige erzählt hatte. „Genau die Serena“, antworte der Träger des Wissens und sah zu Rei. „Koushiro, ich warne dich...“ „Was?“ unterbrach er ihn rasch. In diesem Augenblick kam Mimi aus dem Badezimmer zurück, misstrauisch hob sie ihren Blick, irgendwas war anders, die Stimmung war eindeutig gekippt. „Alles in Ordnung?“, fragte Mimi unsicher in die Runde. „Frag doch deinen Freund“, kam es verletzend aus Koushiro. Verwirrt blickte die Brünette zu Taichi. „Was meint er?“ „Ich hab keine Ahnung wovon er redet.“ „Ach wirklich nicht?“ hakte der Izumi nach. „Koushiro-kun“, kam es streng von dem Blauhaarigen, während er sachte mit dem Kopf schüttelte, doch dies bemerkte auch Mimi. „Okay, ich will SOFORT wissen, was hier los ist?“ Taichi stand ganz auf und ging zu Mimi, er legte beide Hände auf die Schultern der Jüngeren ab und sah ihr tief in die Augen. „Mimi-chan, das alles hat überhaupt nichts mit uns zu tun.“ Koushiro schüttelte fassungslos seinen Kopf. „Lass sie das doch selbst entscheiden.“ Taichi wand seinen Blick wütend zu dem Jüngeren, während sich Mimi von ihm loseiste. „Ich will es immer noch wissen“, erinnerte sie den Yagami abermals. „Du hast sie gehört.“ Taichi drohte jeden Moment zu platzen, das durfte doch nicht wahr sein. Wie konnte Koushiro ihm so die Pistole auf die Brust setzen? Am liebsten würde er den Rothaarigen das Maul stopfen.

 

„Taichi hat mit Serena geschlafen, als du in der Entzugsklinik warst!“

 

Alle Augen weiteten sich prompt, hatte Koushiro das gerade laut gesagt? Sofort schellte der Blick des Yagamis zu seiner Freundin zurück, die ihn fassungslos ansah. Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf. „Nein! Sag mir das das nicht wahr ist“, forderte sie augenblicklich von dem Älteren ein. Schuldbewusst versuchte er den Blick der Tachikawa standzuhalten. „Das kann ich nicht. Mimi...es tut...“

 

KLATSCH

 

Noch ehe der junge Mann seinen Satz zu ende sprechen konnte, färbte sich ein roter Handabdruck auf die rechte Wange des Yagamis. „Wie konntest du nur? Du schläfst mit Serena? Mit diesem Flittchen? Schon wieder? Während ich die Hölle meines Lebens durchmache! Irgendwie versuche auf mein Leben klar zu kommen und was machst du? Ich glaub das einfach nicht.“ Während am Anfang ihre Worte noch laut und wütend waren, wurden sie zum Schluss hin immer leiser und brüchiger. Tränen schimmerten in den Augen der Brünetten, die deutlich zeigten wie verletzt die Jüngere war. Zaghaft versuchte der Brünette seine Hand nach ihr auszustrecken, doch diese schlug die Trägerin der Reinheit gleich weg. „Fass mich nicht an!“, brüllte sie ihn an. „Warum hast du das gemacht?“ „I-Ich weiß nicht, ich war irgendwie enttäuscht und genervt, weil ich eine Woche nichts von dir gehört hatte...“ „Moment was? Ich konnte mich nicht melden“, fiel sie ihm gleich ins Wort. „Ja, ich weiß...also jetzt, aber zu dem Zeitpunkt eben nicht und dann musste ich mich irgendwie ablenken, hab mir die Kante gegeben, war feiern und traf auf Serena und dann kam eins zum anderen“, versuchte der Braunhaarige sich irgendwie zu rechtfertigen, doch jedes Wort machte es nur noch schlimmer. „Hör auf“, murmelte sie „Mimi-chan, ich…“. „Sei ruhig!“, schrie sie ihn an, während sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. „Ich hasse dich“, schluchzte die Brünette. „Mimi-chan...“ Die Brünette konnte nichts mehr erreichen, nichts mehr wahrnehmen, es kam ihr vor wie ein Traum – ein Albtraum. Sie musste hier weg, sie hielt es keinen Moment länger in dieser Wohnung aus. Hektisch lief sie an dem Älteren vorbei, ignorierte ihre Freunde, schlüpfte in ihre Schuhe und verließ weinend die Wohnung, während ein lauter Knall einer zugeschlagenen Tür, alle Freunde panisch zusammenzucken ließ. „Warte Mimi-chan“, rief Rei ihr besorgt hinterher, kramte nach den Habseligkeiten die sie packen konnte, hob ihre Schuhe vom Fußboden auf und lief der Jüngeren barfuß hinterher.

 

Taichi sah zu Koushiro und starrte ihn wütend nieder. Yamato und Joe tauschten einen flüchtigen Blick aus, waren sie sich sicher, dass Tai jeden Moment auf den Rothaarigen losgehen würde und wenn Michael schon ein Wrack war, wie würde der Computerfreak nach einer Prügelattacke aussehen? Taichi verzog seine Augen zu schlitzen und besah seinen jüngeren Freund. „Bist du jetzt zufrieden? Ernsthaft, das möchte ich wirklich von dir wissen, geht es dir jetzt besser?“ schrie er den Jüngeren an, blieb aber an Ort und Stelle stehen. Koushiro zuckte mit den Schultern „Sie hatte ein Recht darauf zu erfahren was du hinter ihrem Rücken gemacht hast“, rechtfertigte sich der Computerfreak. Taichi lachte nur verachtend aus. „Und du entscheidest, wann sie das zu erfahren hat?“, brüllte Taichi durch die ganze Wohnung, während eine Zornesfalte bedrohlich auf seiner Stirn erschien. „Du hättest es ihr doch niemals gesagt!“ „Ach bitte. Du konntest es doch nur nicht ertragen, dass sich Mimi für mich entschieden hat, dass sie mit mir zusammen sein wollte und ich nicht mit dir. Ich habe sie letzte Nacht glücklich gemacht und du hast dafür gesorgt, dass sie jetzt am Boden zerstört ist. Ja schon klar, ich habe mit Serena geschlafen und dass das scheiße war, das weiß ich selber und ich bereue es mehr als du dir vorstellen kannst, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, dich einzumischen. Mimi hat es nicht verdient jetzt heulend durch die Straßen zu laufen, hast du das auch berücksichtigt, als du einen auf ach so besten Freund machen wolltest oder konntest du es einfach nur schlichtweg nicht ertragen, dass sie glücklich und ich der Grund dafür war? Dann Glückwunsch du hast uns unser Glück genommen, kannst stolz auf dich sein. Wirklich“, rief er weiter in einem spöttischen Tonfall. Er besah den Jüngeren nochmal mit einem Blick, der nicht nur pure Verachtung und Verrat spiegelte, sondern auch Fassungslosigkeit. „Ich war das erste Mal in meinem Leben wirklich glücklich und du konntest es mir, Pardon uns nicht gönnen, dann frag ich mich ernsthaft was das über unsere Freundschaft aussagt. Als du damals mit Mimi zusammengekommen bist, habe ich mich da so aufgeführt? Schon damals war ich in Mimi verliebt, nicht nur du aber das war dir egal. Du hast es nicht mal gemerkt, habe ich irgendetwas getan um euch auseinander zu bringen? Nein, weil Freunde so etwas nicht machen“, belehrte er ihn weiter und redete sich in Rage „Hör mir mit diesem ganzen Freundschaftskodex unter Männern, denn wenn es so wäre, hättest du die Finger von Mimi-chan gelassen“, rief Koushiro ihm entgegen. Taichi lachte wütend aus. „Weißt du was der größte Unterschied zwischen uns beiden ist? Mir ging es die ganze Zeit um Mimi, dir hingegen ging es nur um dich.“ Taichi wand sich von seinen Freunden ab und ging in schnellen Schritten auf sein Zimmer zu. Dann wand er seinen Blick nochmal kurz zurück zu Koushiro. „Wir zwei sind die längste Zeit Freunde gewesen und es wäre besser, du würdest dir eine neue Wohnung suchen, ich kann deine Visage nicht mehr ertragen!“

 

Schweigend standen die drei jungen Männer wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten im Wohnzimmer. Koushiro räusperte sich „Sie hatte ein Recht es zu erfahren“, wiederholte der Rothaarige wie ein Mantra vor sich hin. Joe stand verzweifelt daneben. „Aber nicht so, das hätte man alles anders klären können.“ „Nein, du hättest einfach deine Klappe halten sollen!“, schoss es aus dem blonden Musiker. „Du hast einen Freund verraten, nur, weil du nicht verlieren kannst, das ist erbärmlich Izumi“, griff der Blonde für seinen besten Freund Partei. „War ja klar, dass du auf Taichi-kun Seite bist, schon vergessen was er gemacht hat?“, erinnerte er seinen blonden Freund abermals. „Ja Taichi hat scheiße gebaut, aber wusstest du noch gar nicht, dass wir alle die ganze Zeit scheiße bauen? Sora hat deutlich scheiße gebaut, Mimi hat auch Mist gebaut, sorry aber sie war in einer Entzugsklinik, Ich hab scheiße gebaut und ja auch Taichi, aber den größten Mist von uns allen hast echt du gebaut, dir ging es nicht darum, dass Mimi die Wahrheit erfährt, dir ging es nur darum die beiden auseinander zu bringen, sonst hättest du es ihr schon viel früher gesagt.“ „Vielleicht hab ich nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet“ „Ach und der war heute?“, kam es gereizt von dem Blonden. „Es wäre wirklich das Beste, wenn du dir eine neue Wohnung suchst.“ Yamato hielt nichts mehr am Esstisch, er verabschiedete sich mit einem Kopfnicken von dem Ältesten, klopfte vorsichtig an der Zimmertüre von Taichi an und verschwand in seinem Zimmer. Taichi brauchte ihn jetzt, da war er sich sicher.

 

Koushiro blickte dem Blonden noch eine Zeitlang hinterher. „Ich hätte auf dich hören sollen“, murmelte der Rothaarige geknickt. „Ja, das hättest du wirklich, aber jetzt kannst du es nicht mehr ändern, aber vielleicht würde dir ein räumlicher Abstand zu Taichi guttun. Ihr geht euch eh schon seit Wochen aus dem Weg, so kann das nicht weitergehen“, belehrte der Brillenträger den Rothaarigen. Koushiro nickte. „Ja ich denke du hast Recht, dieses Mal höre ich besser gleich auf dich.“ Koushiro ließ reuevoll seinen Kopf hängen. Wegen seiner blinden Eifersucht hat er gleich zwei Freunden weh getan, gut Taichi hat den Mist gebaut, aber er hat insgeheim Mimi damit verletzt und Taichi als Freund verloren und was hatte er dafür gewonnen? Das war nicht gerade sein cleverster Schachzug.

 

Man sagt Wissen sei Macht, aber was bringt es, wenn man mit der Macht nicht richtig umgehen kann?

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Mimi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Keine Ahnung, wie lange sie lief, wie schnell und wohin überhaupt, doch es verließ sie irgendwann der Atem, als sie keuchend an einen Baum gestützt in die Knie ging. Noch immer tropften ihr die Tränen die Wangen entlang, jede Sekunde war ein Schluchzen zu hören. So schnell wie sie ihr Glück gefunden war, so schnell war es wieder geplatzt wie eine Seifenblase. Taichi hatte sie nicht betrogen. Das war Fakt. Fakt war aber auch, dass es erst Serena gewesen war, die ihre Chancen auf eine Beziehung der Beiden zunichtegemacht hatte. Natürlich hatte auch Sora ihre Finger mit im Spiel gehabt, doch Tatsache war nun einmal, dass es ihre Avancen, die sie Taichi unaufhörlich gemacht hatte waren, die einer gemeinsamen Beziehung im Wege stand. Unter anderen Umständen hätte sie das nicht so getroffen. Doch sie kannte Serena, kannte ihre Intension. Zumal es Mimi einfach wahnsinnig machte, dass er tatsächlich erneut mit ihr geschlafen hatte, während sie die Hölle ihres Lebens durchlebte. Anstatt einfach nachzufragen hatte er gehandelt. Es schien ihn nicht einmal in den Sinn zu kommen, über seinen Schatten zu springen und Koushiro nach dem Verlauf der Therapie zu befragen. Mimi war schließlich bewusst, dass Koushiro regelmäßig mit Makoto im Kontakt stand. Aber was tat Taichi? Er betrank sich bis zur Besinnungslosigkeit und landete erneut mit Serena im Bett. Sie konnte es nicht fassen. Noch nie hatte ein Mensch ihr so wehgetan. Es schnürte ihr direkt die Brust zum Atmen zu.

 

„Mimi-chan?!“, erklang von hinten die besorgte Stimme ihrer rothaarigen Freundin, die sofort zu ihr hineile und sich neben die Jüngere kniete. Ohne, dass sie etwas dazu sagen musste, nahm die Rothaarige ihre Freundin in die Arme und drückte sie an sich.

 

„nee kimi wa ima dare o omotte iru no?

watashi wa kimi o omotte iru yo“

- Say, whom are you thinking about right now?

As for me, I'm thinking about you. -

 

Etwa geschlagene zehn Minuten drückte sich die Tachikawa nur an die Brust ihrer Freundin und ließ ihren Tränen freien Lauf. Noch immer schmerzte ihre Brust vor Kummer und die Bilder in ihrem Kopf wollten gar nicht stoppen. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Wie hatte sie sich auf ihn einlassen und mit ihm schlafen können? Gott, sie war in jeder Sekunde, die sich die Beiden nähergekommen waren, so glücklich gewesen. Und dann zersplitterte ihr Konstrukt in tausend kleine Teile. Wütend war sie zudem nicht nur auf Taichi, sondern auch auf ihren besten Freund. Es war offensichtlich, warum er so agiert hatte. Er konnte es nicht ertragen, Mimi mit Taichi glücklich zu sehen. Bis zu einem gewissen Punkt verstand sie sogar seine Gefühle, fühlte mit ihm und hatte ein schlechtes Gewissen. Aber man konnte doch nichts erzwingen. Sie liebte Koushiro, er war ihr wichtig, aber es waren andere Gefühle, als jene, die sie den Yagami entgegenbrachte. Er hatte eigennützig und falsch gehandelt und in seinem Schmerz in Kauf genommen, dass er auch sie verletzte. Herzlichen Glückwunsch, das hatte er geschafft.

„Ich kann nicht mehr Rei…“, flüsterte Mimi. Ihr Körper zitterte wie Espenlaub, während sie sich kraftlos an ihre Freundin klammerte. „Wem soll ich denn bitte noch vertrauen? Michael gibt mit Drogen, damit ich abhängig bin, Koushiro benimmt sich wie ein Arsch, Taichi betrinkt sich und vögelt mit irgendwelchen Nutten rum, meine beste Freundin tritt mir in den Arsch, weil ihr verletzter Stolz nicht zulassen will, dass ich glücklich werde. Rei… Was mach ich eigentlich noch hier?“, fragte die Tachikawa niedergeschlagen. Die Rothaarige selbst presste die Lippen aufeinander. Wie gut sie dieses Gefühl doch kannte, gänzlich am falschen Ort zu sein und bei jedem Aufstehen wieder zu Boden gedrückt zu werden. Es gab schließlich Gründe, warum Menschen zu Drogen griffen. Wenn es kein Licht mehr gab, musste man sich dieses eben künstlich erschaffen…

 

„Du bist hier, weil deine Freunde hier sind…“, erklärte die Rothaarige. Mimi lachte zynisch. „Sicher. Wo denn? Ich bin mir ziemlich sicher, dass Taichi Koushiro-kun eins übergebraten hat. Mit Sora versteh ich mich zwar wieder, aber ausgesprochen haben wir uns auch nicht wirklich. Mit Yamato habe ich eh nicht viel am Hut…“ Die Jüngere richtete sich etwas auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Unsere Freundschaft ist doch ein Witz. Gefühle sind ein Witz. Am Ende wird man doch trotzdem verletzt!“, murrte Mimi nur. „Izzy hat dich damals nicht verletzt!“, versuchte sie dieser pessimistischen Einstellung entgegen zu wirken. „Nein, da bin ich ihm zuvor gekommen…“, kam es nüchtern von der Tachikawa. Rei sah sie nur mitleidig an. Dann fuhr sie ihrer Leidensgenossin über die Wange. „In der Klinik fand ich dich anfangs ziemlich beschissen, Mimi… Aber du hast mich beeindruckt. Du hast keine Sekunde daran gezweifelt, dass du kämpfen willst und hast dabei nicht einmal primär an dich, sondern immer nur an deine Freunde gedacht. Gib dich nicht deiner Trauer hin. Du bist stark. Deine Gefühle sind stark. Selbst wenn du nur von Idioten umgeben bist, du wirst immer wieder aufstehen. Es ist nicht deine Art, schwach zu sein!“, sprach die Rothaarige direkt aus. Mimi senkte den Blick. „Ich fühle mich aber so schwach…“, murmelte die Jüngere. „am liebsten würde ich einfach nur vergessen…“, hauchte sie, so dass Rei die Augen weitete. Sie wusste genau, was Mimi damit meinte. „Denk nicht mal dran!“

 

„mado o akeru to kanjita

Ah  yoru no nioi

ima dare no kao ga

kokoro no naka ni ukanda?“

- I could sense the scent of the night,

ah, when I opened my window.

Right now whose face

is surfacing in my mind? -

 

Unsicher sah Mimi zu Boden. „Ich werde keine Drogen mehr nehmen…“, meinte sie nur betrübt. „Das will ich auch hoffen. Wir haben so hart gekämpft. Gemeinsam! Das war nicht umsonst!“ Die Angesprochene nickte nur. „Ich geh nach Hause…“, murmelte die Tachikawa dann nur und richtete sich wieder auf. Sie mache ihr Kleid zurecht und wischte sich nochmal über die Augen. „Dann bringe ich dich nach Hause!“, meinte Rei schnell. „Wieso? Es ist hell. Mich wird schon keiner überfallen!“ „Aber ich finde es nicht gut, wenn du jetzt alleine bist…!“, meinte die Rothaarige schnell. Mimi schmunzelte schwach. „Ich brauch das einfach…Ich möchte einfach alleine sein…“, murmelte sie nur mit einem falschen Lächeln. „Hör auf mich so falsch anzugrinsen! Ich kann das echt nicht leiden!“, fuhr die Ältere Mimi an. Diese wich gar einen Moment zurück, verzog die Lippen dann aber zu einem Strich. „Entschuldige…“ „Schreib mir, wenn du zu Hause bist. Ich mache mir sonst Sorgen…“, erklärte Rei stur und mit verschränkten Armen vor der Brust. Mimi nickte nur zaghaft. „Tut mir leid, Rei-chan…“ Danach wand sich Mimi von ihrer Freundin ab und lief einfach los.

 

Um einen kühlen Kopf zu bekommen, lief sie sicherlich noch eine halbe Stunde ziellos durch die Straßen. Ihre Augen wirkten verquollen, doch ihre Tränen waren versickert. Was brachte es auch, sich diesen hinzugeben? Sie würden die Tatsachen nicht verändern, würden das Leben und die Umstände nicht drehen. Es war einfach so, wie es aktuell war. Vielleicht übertrieb sie ja mit ihrer Reaktion bezüglich des Yagamis. Sie liebte ihn. Das wusste sie. Aber ihr Stolz, ihre Emotionalität stellte ihr regelrecht ein Bein nach dem Anderen. Zumal sie Koushiro noch nie so wütend erlebt hatte. Warum tat sie ihrem besten Freund sowas eigentlich an? Warum kam sie mit seinem Kumpel zusammen, obwohl sie damit eine jahrelange Freundschaft zerstörte? Was für ein egoistisches Miststück war sie eigentlich, dass sie so eigensinnig handelte. Jetzt mal von ihren Gefühlen abgesehen machte sie gerade zwei Herzen unglücklich. Von ihrer besten Freundin mal abgesehen. Denn dieser hatte sie ja ebenfalls das Herz gebrochen, indem sie sich Taichi an den Hals warf. Traurig sah Mimi in das Schaufenster eines kleinen Ladens. Sie erkannte sich selbst. Dünn, verquollene Augen, nicht mehr das, was sie damals gerne im Spiegel gesehen hatte. Ein Ex-Drogenjunkie und noch nicht richtig im Leben angekommen. Was tat sie eigentlich hier? Was tat sie hier in Japan? Sie fühlte sich so fehl am Platz. Alles, was sie tat, war die jahrelange Freundschaft zu zerstören, die sich alle aufgebaut hatten. Vielleicht wäre es ja besser gewesen einfach in Amerika zu bleiben, die Nachfolge ihrer Eltern antreten zu lassen und ihre Freunde in Ruhe zu lassen. Koushiro hätte sicher irgendwann seine Herzensdame gefunden und Taichi sicher sein Glück in Sora… Sie hatte mit dem Betreten des japanischen Bodens alles kaputt gemacht…

 

„tsumetai ame  zubunure ni

natte'ta watashi ni

kimi dake ga sono te o

sashinobete kureta'n da“

- When I was soaked from head to toe

from the freezing rain,

you were the only one

who would offer me a hand. -

 

Tatsächlich kam sie den Abend nicht mehr in der Wohngemeinschaft der Mädchen an. Auf lästige Fragen hatte die Tachikawa schlicht und ergreifend keine Lust. Daher kam sie nach gut einer Stunde Fahrweg auch bei ihren Großeltern an, die sie herzlichst begrüßten und sie gleich liebevoll bekochten. So war das eben mit Großeltern und Mimi fühlte sich gut aufgehoben. Mehrere Nachrichten erreichten sie an diesen Abend, doch nur die Nachricht für Rei beantwortete sie. Mimi verzog sich nach einer gewissen Zeit einfach in das ehemalige Kinderzimmer ihrer Mutter und verkrümelte sich auf die Fensterbank, um der Sonne dabei zuzusehen, wie sie hintern Horizont verschwand. Sie stützte ihren Kopf auf ihre Hände, die sie auf ihre Knie gelegt hatte, als es an der Türe klopfte.

 

„Mimi-chan? Kekse?“, fragte ihre Großmutter fürsorglich und schritt zu ihrer Enkelin. Diese lächelte die Mutter ihrer eigenen Mutter an und nickte freundlich. Dann nahm sie sich einen Keks und kaute auf diesem eine geschlagene Ewigkeit rum. „Möchtest du nicht deiner alten Oma erzählen, was passiert ist, dass du nicht zurück zu deinen Mädchen in eure Wohnung möchtest?“, fragte Mimis Großmutter Sayuri. Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf. „Nein… Das ist alles so kompliziert. Und ich habe den Eindruck, dass ich wirklich genug geredet habe…Ich brauche einfach etwas Abstand“, antwortete die Jüngere traurig und sah wieder aus dem Fenster. Sayuri konnte nur bedauernd seufzen. „Das ist schade… Aber du weißt, dass du jederzeit mit mir und deinen Großvater reden kannst!“, meinte sie aufmunternd. „Hast du nochmal mit deinen Eltern geredet?“ „Boah… Fang mir damit nicht an…“, kam es aufgebracht von Mimi, die nur verächtlich schnauben konnte. Den Teufel würde sie tun und mit ihren desinteressierten Eltern reden. „Als ob die sich für mich auch nur ein bisschen interessieren würden…“, traurig sah Mimi zu ihrer Großmutter. Diese wirkte auch ein wenig geknickt, schien sie schließlich das Gefühl zu haben, ihre Tochter verloren zu haben. „Ich kann das alles noch gar nicht verstehen… Aber weißt du…“, ihre Großmutter sah mit einem Lächeln zu ihrer Enkelin zu sehen. „…als ich als junges Mädchen Kummer hatte, weißt du, was mir da geholfen hat?“, fragte sie munter. Mimi wirkte gar ein wenig verwundert. Sie schüttelte den Kopf. Sayuri legte ihre Hand auf das Klavier, welches neben dem Bett stand. „Ich habe gesungen. Deine Mutter hat früher auch immer gesungen, wenn es ihr schlecht ging. Danach ging es ihr gleich besser. Genauso wie mir!“ „Ist das dein ernst? Ich soll singen?“, fragte Mimi nur fassungslos. „Das musst du selbst entscheiden“, danach richtete sich die Ältere wieder auf und schritt aus dem Zimmer ihrer Enkelin.

 

"naze itsumo kimi na'n darou

sasaete kureru hito wa

sono tabi

mata suki ni natte yuku“

- Just why is it that you're always

the one giving me strength?

Whenever you do,

you're making me fall deeper in love.-

 

Gedankenverloren sah Mimi zu dem Flügel, bevor sie sich tatsächlich aufrichtete und zu dem guten Stück hinbewegte. Sie öffnete den Verschluss und strich einen Moment über die Tasten. Es tat gut, den Klang der Musik in ihren Ohren wieder zu hören. Tatsächlich war es ein befreiendes Gefühl. Mimi sah sich einmal kurz um, bevor sie aus dem Zimmer schritt und zu ihren Großeltern ins Wohnzimmer ging. „H-Habt…ihr zufällig noch alte Notenhefte da?“, fragte die Jüngere schüchtern. Verwundert hob ihr Großvater Hiro die Augenbrauen. „Wozu brauchst du das denn?“, fragte er neugierig. „Meine Freunde haben mir zum Geburtstag eine Studioaufnahme für ein Lied geschenkt. Ich möchte es schreiben…“, gestand Mimi kurzerhand und sah die beiden Älteren an. Ihre Großmutter grinste nur, schritt zur Schublade und zog ein kleines Heft heraus. „Viel Spaß.“, meinte sie nur. Mimi kicherte. „Danke!“ Danach war sie wieder in ihre Zimmer verschwunden.

 

nee nani shite mo kimi ni aitaku naru yo

suki ni naru tte kurushii'n da ne

ureshiku naru no mo setsunaku saseru no mo

itsu de mo riyuu wa kimi dake da yo

sokkenai taido shite mata

kyou ga sugite yuku

hontou wa iya ni naru kurai

kimi ga ki ni naru no ni“

 

- Say, I really want to see you.

Falling in love is quite painful.

You're always the reason behind

both my happiness and my pain.

Today, once again,

I'm pretending not to care,

despite the fact that you've been on my mind

to the point of making me annoyed. -

 

 

Dort ließ sie sich auf dem Stuhl vor dem Flügel nieder, stellte das Notenheft in den dazugehörigen Ständer und nahm sich einen Stift aus der Tasche. Ihr Handy schaltete sie aus, schließlich rief sie Taichi bereits zum fünften Mal an. Der konnte sie mal. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben. Daher atmete sie einmal tief ein und aus, bevor sie begann, ihre Finger über die Tasten zu bewegen. Zunächst wirkten die Töne allesamt sehr schief, noch nicht wirklich ein geprobt und wie gewollt und nicht gekonnt. Wie lang war es nur her, seit sie das letzte Mal am Klavier gesessen war? Dabei liebte sie es so, sich der Musik hinzugeben, zu singen und die Klänge des Klavierspiels zu hören. Irgendwann schloss sie die Augen, konzentrierte sich, gab sich den schönen und ausgeglichenen Erinnerungen ihres Lebens hin und bewegte ihre zierlichen Finger über die Tasten.

 

„doushite suki na hito ni

sunao ni narenai'n darou

itsu de mo

sabishisa no uragaeshi“

 

- Just why is it that I'm unable

to honest with the person I love?

I always end up

lonely and miserable. -

 

Schon bald darauf erhob sie zudem auch ihre Stimme, sang aus vollen Leibe, spürte, wie ihr immer mal wieder die Tränen über die Augen wanderten. Doch sie ignorierte es, wischte sie einfach wieder weg und sang weiter. Immer und immer wieder. Nur für sich selbst. Dabei steckte sie all die Emotionalität ihrer Gefühlsebene in das Lied, schrieb die Teilen nieder, strich vereinzelnde Strophen dieser wieder und begann nochmal von vorne. Tatsächlich waren es weit nach Mitternacht, als sie zufrieden zu dem Text sah und die Klappe des Klaviers zuklappte. Müde sah sie zu diesem und lehnte ihren Kopf an die Klappe. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, als sie zu ihren Händen sah und nach diesem griff. Mit zitternden Fingern schaltete sie es wieder an. Besorgte Nachrichten gingen von ihren Freundinnen darauf ein, Koushiro versuchte sich bei ihr zu entschuldigen, Yamato versuchte für Taichi zu schlichten und Taichi versuchte sie unaufhörlich anzurufen. Als es erneut begann zu klingeln, sah sie traurig das Gesicht des Fußballers auf dem Bildschirm an. Sie blickte zwischen diesem und ihrem geschriebenen Songtext hin und her. Mimi vermisste ihn. Dabei waren sie nur wenige Stunden getrennt. Trotzdem war sie zu verletzt, um ihn seine Tat zu verzeihen.

 

„nee kizuite hoshii yo

heiki da yo tte

tsutaeru toki hodo naite'ru koto

miageta yozora

hoshi ga kirei na dake de

koko ni kimi ga ite kuretara tte

soba ni irareta nara“

- Please, I wish you'd realize

that I'm actually crying

when I tell you I'm fine.

Looking up at the night sky

and seeing the beautiful stars,

I wish you would be here with me.

If I could stay by your side...-

 

Es wunderte sie jedoch selber, als sie tatsächlich den grünen Hörer betätigte und seinen Anruf entgegennahm. Schweigend legte sie das Handy an ihr Ohr.

„Gott sei Dank. Endlich gehst du dran. Wo bist du?! Sora hat gemeint, du wärst nicht zu Hause angekommen! Alle machen sich Sorgen!“, bombardierte er sie zunächst mit Vorwürfen.

„Bei meinen Großeltern“, gab sie knapp und traurig zurück.

„Mimi. Hör zu. Lass uns reden. Das ist alles nicht so, wie du denkst!“, versuchte er sich zu erklären.

„Das heißt, du hast nicht mit ihr geschlafen?“

„Doch. Hab ich. Aber das hatte nichts zu bedeuten. Du weißt ganz genau, dass du mir alles bedeutest! Ich will keine Andere, als dich!“, versuchte er seine Gefühle zu erklären. Und Mimi verstand ihn sogar. Sie glaubte ihn, dass er sie liebte und niemand anderen sonst. Aber ihr Herz schmerzte so sehr, dass sie nur atemringend nach Luft schnappte.

„Ich kann das nicht. Und vor allem will ich das nicht.“

„Was meinst du?“

„Du scheinst das Körperliche mit dem Emotionalen trennen zu können. Koushiro-kun scheinbar auch. Ich kann das nicht. Das konnte ich noch nie. Ich liebe dich Taichi, das weißt du. Aber ich zerstöre mich mit den Gefühlen zu dir nur selbst! Dazu kommt noch, dass wir unsere gesamte Freundschaft in den Abgrund stürzen. Das ist nicht richtig.

„Hat das letzte Nacht – das zwischen uns – hat sich das falsch angefühlt?!“

Mimi schluckte. In ihr schrie alles danach, ihm ein handfestes NEIN an den Kopf zu schmeißen. Denn das war es, was der Wahrheit entsprach. Noch nie in ihrem Leben hatte sich etwas so richtig gefühlt, wie das mit Taichi. Noch nie hatte sie sich so geliebt und lebendig gefühlt. Sie konnte die Gefühle dieses Augenblickes gar nicht in Worte fassen. Sie waren Echt. Atemberaubend. Entführten sie in eine fantastische Welt. Etwas, in das sie sich voll fallen lassen wollte. Das erste Mal im Leben hatte sie sich richtig, geborgen und sicher gefühlt. Das erste Mal ging es ihr gut. Das erste Mal war sie aus ihrem persönlichen Alptraum befreit worden. Aber es ging einfach nicht. Es war nicht gerecht, wenn sie glücklich waren, während alle anderen um sie herum unglücklich waren.

 

„Ja“, erwiderte sie daher seine Frage und kämpfte gegen die aufkommenden Tränen.

„Das ist doch ein schlechter Scherz! Du lügst doch! Mimi! Ich bitte dich! Hör auf, dich selbst zu belügen! Ich weiß ganz genau, dass du glücklich warst! Und ich war es auch. Wir müssen uns das doch nicht kaputt machen lassen!!!“
 

„nee kimi wa ima dare o omotte iru no?

doushite kono kimochi osaekirenai no?

nee nani shite mo kimi ni aitaku naru yo

suki ni naru tte kurushii'n da ne

ureshiku naru no mo setsunaku saseru no mo

itsu de mo riyuu wa kimi dake da yo“

 

Say, whom are you thinking about right now?

Why is it that I'm unable to contain my feelings?

Say, I really want to see you.

Falling in love is quite painful.

You're always the reason behind

both my happiness and my pain.

 

 

Verzweifelt kämpfte Taichi auf verlorenen Posten. Mimi hatte sich entschieden. Sie wollte nicht mehr. Wollte nicht mehr, dass auch weiterhin jemand wegen ihr litt. Bereits jetzt bereute sie die nächsten Worte, die sie gleich aussprechen würde. Doch ihr blieb keine andere Wahl. Taichi musste sie loslassen. Er sollte sich nicht mehr auf sie, sondern auf seine Freundschaften konzentrieren. Sie wollte einfach nicht noch mehr kaputt machen. Stattdessen wollte die Tachikawa die Einzelteile ihrer Freundschaft wieder zusammensetzen und von vorne anfangen. Gefühle machten alles kaputt. Sie zerstörten, machten traurig, gaben kurz Glückgefühle und machten dann doch wieder alles kaputt. Das war es alles nicht wert.

 

„ima kimi o omotte'ru yo“

- I'm thinking about you right now. -

 

„Es ist vorbei. Es war ein Fehler. Alles.“

 

Danach legte sie einfach auf und brach weinend in sich zusammen.

 

„nee aitai yo“

- I really want to see you. -

 

 

 

Nach Regen folgt auch wieder Sonnenschein

Ein Regenbogen erscheint nur wenn sowohl Regen als auch Sonnenschein ist.

Unbekannt

 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Mimi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Wie passend das Wetter sich doch manchmal den eigenen Emotionen anschmiegte. Denn trotz des Sommers war es der Regen, der unerbittlich gegen die Scheiben prasselte und das Wetter von seiner besten Seite zeigte. Seit gut einer Woche wurde Tokyo förmlich von einer Unwetterperiode nach der anderen heimgesucht. Doch es hinderte die Menschen nicht, auf die Straßen zu gehen und durch den Regen zu spazieren. In Mitten der Massen setzte ein Mädchen einen Schritt vor den Anderen. Ihre rosa Gummistiefel ließen das Wasser nicht an ihre Füße heran, während ihr schwarzer Regenschirm das Wasser vom Himmel abperlen ließ. Völlig in Gedanken musterte sie ihre Schuhe, die sich durch das Laufen abwechselten. Mittlerweile war sie zurück in die WG gezogen, doch sie blieb ihrer Entscheidung treu, hatte sich von ihren Freunden distanziert und ließ kaum mehr Jemanden an sich heran. Mit einem traurigen Ausdruck in den Augen schloss sie den Regenschirm, als sie unter das Vordach des The University of Tokyo Hospital trat. Seufzend ging sie in das Gebäude, um sich bei der Anmeldung anzukündigen. Nach nur wenigen Minuten wurde sie von einem ihrer besten Freunde aus dem Wartezimmer abgeholt.

 

„Wie geht es dir, Mimi-chan?“, fragte Joe eindringlich, trug dabei aber ein aufrichtiges Lächeln auf den Lippen. Mimi selbst versuchte nur schwerlich das Lächeln zu erwidern, beließ es letztlich dabei und zuckte nur niedergeschlagen mit den Schultern. „Den Umständen entsprechend, könnte man sagen…“, sagte sie ehrlich. Mit einem misstrauischen, aber zugleich besorgen Blick sah Joe seine jüngere Freundin an. Er hatte schließlich mitbekommen, was sich vor einer Woche ereignet hatte. Im Gegensatz zu ihr hatte er aber auch das Ausmaß der Katastrophe mitbekommen. Leider. Er bereute es, nicht direkt eingegriffen zu haben. Nun waren all seine Freunde unglücklich. Allen voran Mimi, die sich komplett der Freundschaft entzog. Er verstand nicht ganz, warum sie diesen Weg schritt, wollte er ihr aber auch nicht reinreden. Das Problem dabei war nun, dass er sah, dass es ihr mit dieser Entscheidung nicht gut ging. Mimi hatte in der nur einer Woche anscheinend kaum was gegessen, wirkte einfach nur müde und kraftlos, ihre Haut war noch blasser als sonst. Der Brillenträger hatte Angst, sie könnte rückfällig werden, was die Drogen anging. Sie wäre nicht die Erste, die bei einem solch hohen Stresspensum nicht mehr Herr über ihre Gefühle wurde.

„Du solltest wirklich etwas mehr essen…“, mahnte Joe an und legte seine Utensilien zur Seite, die er für die Untersuchung verwendet hatte. „Deine Vitalwerte sind an für sich in Ordnung. Aber du scheinst mir schon wieder abgenommen zu haben. Das gefällt mir eher weniger. Nimmst du regelmäßig die Opiate… Ich meine… die Medikamente?“, fragte er forschend und blieb dabei sehr sachlich. Schließlich war er im Moment nicht nur Mimis Freund, sondern auch ihr behandelnder Arzt. „Ja… Aber sie sind bald leer…“, erwiderte sie mit ruhiger Stimme und fuhr sich etwas durch die Haare. „Dann werde ich dir nochmal ein Rezept ausstellen… Mimi…?“, fragte er und bemerkte, dass sie gedankenverloren auf den Boden starrte. Dabei hob sie nicht den Blick, sondern schien seine Worte gar nicht wahrgenommen zu haben. „Mimi-chan…“, flüsterte er und fasste ihr leicht an die Schulter. Sie schreckte augenblicklich hoch. „W-Was?“, fragte sie erschrocken. „Ich stellte dir nochmal ein Rezept aus. Hast du mal mit Jemanden über das Ganze gesprochen?“, fragte er sie nun ganz direkt. Sie strich sich nervös über den Oberarm. „Ja, sicher… Rei-chan ist ja regelmäßig bei mir…“, erwiderte sie. Irgendwie war es nicht die Antwort, die sich Joe erhofft hatte. Selbst wenn Rei ein liebes Mädchen war, so war sie auch eine lange Weile an das Teufelszeug gebunden. Wenn Mimi konsequent genug bat, würde sie ihr vielleicht Zugang verschaffen.

 

„Warum fragst du?“ „Ich mache mir Sorgen um dich. Schließlich war die Sache mit Koushiro-kun und Taichi sicher nicht einfach für dich. Ich habe mitbekommen, dass du dich bei beiden nicht mehr meldest und auch mit Sora-chan kaum ein Wort sprichst!“, sprach er gerade aus. „Na und? Wo ist das Problem?“, fragte sie verständnislos. „Du brauchst gerade in deiner jetzigen Lebensphase gute Freunde an deiner Seite. Auch wenn du den Entzug überstanden hast, kannst du gerade in deiner jetzigen Situation schnell einen Rückfall erleiden!“, versuchte er so vorsichtig wie möglich sich an die Jüngere herantasten. „Joe. Deine Sorge in allen Ehren, aber ich werde keinen Rückfall erleiden. Ich habe so eine harte Zeit hinter mit und ich bin nicht scharf daraus, das, was ich geschafft habe, bedeutungslos zu machen. Zumal wegen mit auch meine Freunde unter der Situation zu leiden hatten. Ich werde die ganzen Bemühungen sicher nicht zu Nichte machen!“, sagte sie aufgebracht. „Und Rei-chan hilft mir dabei wirklich gut!“ „Denkst du wirklich, es ist so gut, wenn du“ „Stop! Jetzt gehst du drei Schritte zu weit. Richtig, sie war genauso wie ich abhängig, aber sie ist für mich da und verhindert, dass ich aus Verzweiflung nochmal danach greife! Das kann keiner von euch!“, meinte Mimi wütend.

 

Es war besser, gleich jeden von sich zu stoßen, als ihn noch tiefer mit in den Abgrund zu stoßen.

 

Joe jedoch ließ sich nicht beirren. „Okay. Dann bin ich ja froh. Ich habe nicht vor, mich dir aufzudrängen. Aber ich hoffe dir ist klar, dass wir Freunde sind und ich andere Ansichten als du hast. Selbst wenn du dir einredest, dass du an allem schuld bist. Wie alle sind erwachsen und können selbst Entscheidungen treffen und deren Konsequenzen abwägen!“, sagte er noch eindringlich. Mimi war in der Zwischenzeit aufgesprungen und hatte sich ihre Jacke genommen. Verzweifelt biss sie sich bei seiner Aussprache auf die Unterlippe und schob ihren Oberkiefer hin und her. „Aber vielleicht ist deine Herangehensweise gar nicht falsch. Du hast recht, wenn du sagst, dass du eine schwere Zeit hinter dir hast. Manchmal ist es ganz gesund, den Dingen mit Abstand zu begegnen und sich ein neues Bild zu machen. Ich hoffe wirklich, dir wird klar, warum wir dass alles getan haben.“

 

Danach ging Mimi ohne ein weiteres Wort aus dem Behandlungszimmer. Tränen brannten in ihren Augen und sie kniff die Augen zusammen, bevor sie mit ihren zierlichen Fingern die Tränen wegwischte. Seit wann war Joe nur so redegewandt? Mimi vermisste ihre Freunde schon genauso sehr wie in Amerika. Und da waren sie tausende von Kilometern voneinander entfernt. Es schmerzte sie, von Taichi getrennt zu sein, obwohl ihr Herz unaufhörlich nach ihm verlang. Es schnürte ihr die Luft zum Atmen ab, nicht mit ihrer besten Freundin reden zu können, ganz zu schweigen von ihrem besten Freund…

 

Draußen angekommen hatte sich das Wetter nach wie vor nicht verändert. Traurig öffnete sie ihren Regenschirm und schritt erneut durch die Straßen. Ihr bester Freund. Warum musste ausgerechnet er sich in sie verlieben. Mimi hob ihren Arm, an welchen noch immer das silberne Armband schimmerte. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf…“, waren damals seine Worte gewesen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wusste sie, dass sie seine Gefühle wohl niemals richtig erwidern würde. So sehr sie es sich auch wünschte, ihn zu lieben, so gelang es ihr einfach nicht, sich zu diesen Gefühlen zu zwingen. „Was bin ich nur für eine blöde Kuh… Ich hab versucht mich selbst zu belügen und dabei meinem besten Freund das Herz gebrochen…“, hauchte sie über ihre Lippen, als sie mitten im Park zum Stehen blieb und mit glasigen Blick vor sich sah.

 

Warum hatte sie in der Vergangenheit eigentlich nie mitbekommen, dass auch das Herz ihrer besten Freundin für Taichi schlug? Die gesamte Zeit war Mimi so Ich-Bezogen gewesen, dass sie nicht einmal die sehnsüchtigen Blicke bemerkt hatte, die die Rothaarige dem Yagami die gesamte Zeit zugeworfen hatte. Und Mimi, naiv wie sie war, hatte der Takenouchi auch noch brühwarm davon erzählt, dass sie Taichi geküsst hatte. Mimi hatte überhaupt kein Recht dazu, auf ihre beste… oder…frühere beste Freundin böse zu sein. Sicher waren ihre Taten keine Glanzleistung getan, aber Mimi selbst hatte als beste Freundin doch noch mehr versagt. Ohne Rücksicht auf die Gefühle von Sora hatte sie einfach gehandelt, frei ihrem Herzen folgend und wollte glücklich sein. Er also konnte es Sora verübeln, dass auch sie versuchte, dieses Ziel zu erreichen. Schließlich war das Herz keine Maschine, dass man einfach kontrollieren konnte. Oder gar an-oder ausschalten. Stattdessen waren Gefühle etwas, was man einfach nicht unter Kontrolle bringen konnte. Mimi konnte Sora für die Gefühle zu Taichi keine Vorwürfe machen, denn sie selbst konnte nichts dafür. Schlussendlich war es Mimi, die ihre beste Freundin zu ihren Taten getrieben hatte…

 

Ein Schluchzen erklang in der Ferne, bevor Mimi ihren Regenschirm einfach zu Boden fallen ließ und vor sich besagte Frau sah. Überrascht sah sie in das weinende Gesicht von Sora, die ebenso verwirrt zu Mimi blickte. Sora trug nur eine dünne Jacke und Joggingsachen, doch laufen sah für Mimi anderes aus. „Was machst du bei dem Wetter hier draußen?“, fragte Sora und versuchte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. „Das Gleiche könnte ich dich fragen!“ „Ich bin einfach nur joggen…“ „Im Regen?“ „Manchmal tut das ganz gut…“, erwiderte die Rothaarige nur. „Und weinend?“, fragte Mimi, die sich selbst die Tränen aus dem Gesicht wischte.

 

„Das sagt die Richtig!“, kam es von Sora nur monoton. Doch sie brach in sich zusammen, ihr gesamten Kartengerüst brach in sich zusammen, als sie in das traurige Gesicht ihrer besten Freundin blickte. Die letzten Wochen waren ihr zu viel geworden. Zu viel Streit, Kummer und Schmerz. Etwas, was sie alle nicht verdient hatten. „E-Es…Es…Es tut mir leid!“, schoss es plötzlich aus der Takenouchi heraus, die daraufhin zitternd und mit bebenden Schultern zu Boden sank. Mimi sah nur schockiert zu der Rothaarigen und ging sogar einen Schritt zurück. Unaufhörlich war nur das starke Schluchzen von Sora und das Niederprasseln des Regens zu hören.

Mimi überwand die zwei Schritt zu ihrer Freundin und kniete sich zu ihr herunter. Ihr was es ganz egal, dass der Regen ihre Kleider durchnässte und sie womöglich die nächsten drei Wochen niederringen würde. Doch noch nie hatte es ihr gefallen, ihre Freundinnen weinend zu sehen. Augenblicklich schossen auch der sensiblen Tachikawa Tränen in die Augen, während sie die Schulter von Sora sanft berührte. „Sora-chan…“, murmelte Mimi nur, bevor die Angesprochene ihren Blick hob. „Es tut mir alles so leid Mimi! Die gesamte Zeit habe ich nur an mich gedacht, habe dir und Taichi-kun, ja sogar Yamato weh getan und nun ist unsere Freundschaft nur noch ein Scherbenhaufen, dessen Einzelteile ich nicht zusammentragen kann! Ich ertrag diese Distanz zwischen und nicht. Dabei hab ich mich so darauf gefreut, dich wieder in Japan – bei mir zu wissen. Ich hab so viel Mist gebaut und immer wieder angenommen, dass du mir verzeihen würdest, aber mir ist klargeworden, dass meine Taten unverzeihlich sind“, die Ältere schluchze, während sie ihre flache Hand auf ihren Mund legte. „Ich wollte keinem von euch jemals wehtun. I-ich…Ich war verliebt…und hab gehandelt. Blind. Ohne auch nur jemanden anderen zu sehen. Und nun…nun hab ich nicht nur Taichi, sondern auch dich verloren!“, brach es aus ihr heraus.

 

Seit der letzten Woche hatte es Sora schmerzlich erleben müssen, dass sich etwas verändert hatte. Zuvor hatten sich die Mädchen noch unterhalten und die ein oder anderen Späße miteinander getrieben. Doch mit Mimis Heimkehr veränderte sich die Lage. Mimi zog sich ihr Schneckenhaus zurück. Nicht nur einmal standen Koushiro und Taichi, selbst Yamato vor der Türe und hatten versucht, mit Mimi zu reden, doch sie öffnete nicht die Türe. Stattdessen brach es Sora förmlich das Herz, ihren ehemals besten Freund verzweifelt und flehend vor Mimis Türe zu sehen, während er hoffte, sie würde ihn erhöhen. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Rothaarigen klar, was Liebe wirklich bedeutete. Liebe bedeutete loslassen, wenn es am Schwersten fiel. Die Menschen, die ihr am meisten bedeuteten litten und quälten sich und obwohl ein Zusammensein ihre blutenden Herzen heilen würde. Trotzdem weigerte sich Mimi, Taichi auch nur ansatzweise an sich heran zu lassen, sprach nicht einmal mit ihm, bis er enttäuscht und am Ende seiner Kräfte die Wohnung verließ. Nie zuvor im Leben hatte sich die Rothaarige je gewünscht, für ihre Freunde da sein zu können. Doch mit Taichi hatte sie es sich verscherzt und auch Mimi konnte ihr kein Vertrauen mehr entgegenbringen. Es war eine Sache, um die Liebe zu kämpfen, eine andere aber, andere Menschen damit zu verletzten… Sie wollte gut machen, was sie verspielt hatte und heilen, was sie verwundet hatte.

 

„Du hast mich doch gar nicht verloren…“, flüsterte Mimi plötzlich und Sora hob erschrocken den Kopf. „I-ich…Ich…Sora…wegen mir…musst du die ganze Zeit leiden. Das wollte ich nie. A-Aber…Aber ich kann nicht einfach…von heut auf morgen…“, stammelte die Jüngere. Doch Sora konnte ihren Worten kaum Glauben schenken. „Ich hab es versucht. Wirklich. Und ich hab dich wirklich lieb. Aber du hast mir mit deinen Aktionen wirklich weh getan…“, platzte es dann auch der Tachikawa heraus. „Ich war so sauer auf dich und hab deine Denkweise nicht verstanden… Aber… Aber… Ich glaube, ich hätte an deiner Stelle genauso gehandelt…“, gestand Mimi. „Was?“ „Ja… Wenn man verliebt ist, macht man manchmal Dinge, die man später bereut. Ich war wirklich sauer. Aber Sora…ich hab dich auch lieb! Und es tut mir noch mehr weh als alles andere, dich verloren zu haben! Als meine beste Freundin!“ schluchze Mimi nun laut auf und Tränen tropften ihr unaufhörlich über die Wange. „Mimi-chan…“, murmelte Sora nur. „Lass uns wieder beste Freundinnen sein! So wie damals!“, brachte die Angesprochene nur schwerlich über die Lippen und sah Sora direkt an. Diese lächelte einfach nur, während auch ihr die Tränen die Wangen entlang tropften. Mit einem Ruck hatte sie ihre braunhaarige zierliche Freundin fest in die Arme genommen. „Ich wünsche mir nichts mehr als das…“

 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Taichi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Taichi hatte mit einer seiner schlimmsten Woche hinter sich. Von dem Zeitpunkt an, an dem Mimi das Telefongespräch beendet hatte, hatte er nichts mehr von ihr gehört beziehungsweise ließ sie es nicht zu, dass sie in irgendeiner Art und Weise kommunizieren würden. Der Yagami bemühte sich verzweifelt sich irgendwie abzulenken, mit Sport, mit Freunden – allen voran Yamato, selbst seine kleine Schwester Hikari kam täglich vorbei um nach ihrem großen Bruder zu sehen, auch sie versuchte Mimi zu erreichen, aber ihre Bemühungen blieben erfolglos. Dem Politikstudenten drohten ihm folglich seine Emotionen zu übermannen, als würde sein Schädel zerspringen und das Herz zermalmen. Gedankenverloren saß er auf seinem Fensterbrett, starrte aus dem Fenster um den starkem Regen dabei zuzusehen, wie sie ganz allmählich die schrille Stadt in sich versinkt. Wäre das Wetter besser gewesen, wäre er zum Sportplatz oder joggen gegangen, aber so hatte er keinen Bock, er hatte einen gelben Tennisball in der Hand und warf diesen Ball immer mal wieder in die Luft um ihn dann wieder aufzufangen. Der Tennisball war ein Geschenk von Sora, mit diesem Ball hatte sie gespielt, als sie vor vielen Jahren ihr erstes Turnier gewann und es dem Brünetten geschenkt, damals war er sprachlos und freute sich über die Geste und was war heute? Seine beste Freundin hatte sein Vertrauen missbraucht – dabei bräuchte er sie genau jetzt mehr denn je und seine erste und einzige Liebe die er je hatte, ja, was war mit ihr? Was war nur los mit ihr? Egal wie oft Taichi diesen Tag in seinen Gedanken immer und immer wieder abspielte, er verstand es einfach nicht. Er verstand natürlich, dass Mimi sauer, enttäuscht und verletzt wegen der Sache mit Serena war, aber deshalb gleich alles hinzuschmeißen und aufzugeben? Noch nie war er so glücklich wie in jener Nacht an seinem Geburtstag. In den knappen zwei Sekunden, in denen sie beide glücklich waren. Ja – sie beide. Kein Zweifel. Erinnert sie sich denn nicht daran? In jenen gefühlten zwei Sekunden, hatte er sich so echt gefühlt, wie nie zuvor und er war sich sicher, dass es bei der Jüngeren nicht anders war. So gut konnte kein Mensch der Welt schauspielern.

 

Aber Mimi war es egal. `Es war ein Fehler. Alles´ hatte sie ihm ausrichten lassen und dann aufgelegt. Das zu hören, war ein scheissgefühl und ließ seinen Magen gleich rebellieren, was ihn noch mehr enttäuschte als dieser Satz als solches, der deutlich mehr schmerzte, als die Ohrfeige die sie am gleichen Tag verteilte, war die Tatsache, dass er nicht mal lächerliche fünfzehn Sekunden bekam, um sich zu erklären um irgendwie zu versuchen miteinander umzugehen. Aber auch das wird ihr wohl egal sein. Herzlich egal mit Sternchen. Und Taichi kam sich selber vor wie der dümmste Mensch der Welt. Mit Abstand. Weil er noch immer nicht wusste, verstand oder gar realisierte, wieso er und alles was mit ihm zu tun hatte, ihr auf einmal so herzlich egal geworden war, dass sie ihm komplett aus dem Weg ging und keine Art der Kommunikation zu ließ.

 

Wie oft hörte er seine Freunde in der letzten Woche sagen: `Lass den Kopf nicht hängen´ und `Das wird schon wieder. ´ Nichts wird wieder! Und obwohl der Träger des Mutes wusste, dass seine Freunde es nur gut meinten, stellte er sich in einem kurzen Nebensatz vor, wie ihre ewig nett labernden Köpfe mal eben abheben und in einem bunten Feuerwerk hoch oben am Himmel detonieren.

Ach. Lasst. Mich. Doch. Alle. in. Ruhe. War alles war er dachte. Sie hatten doch keine Ahnung wie es sich anfühlte, alles verloren zu haben, nachdem für zwei Sekunden dachte, alles gewonnen zu haben.

 

Ein klopfen an seiner Zimmertüre holt ihn zunächst aus seinen trübseligen Gedanken, während er den Tennisball ein letztes Mal auffing. Da es nicht geklingelt hatte – konnte nur eine Person auf der anderen Seite der Zimmertüre stehen, denn Koushiro war am gleichen Tag vorrübergehend zu seinen Eltern gezogen, dass war auch besser und sicherer so. Für alle Beteiligten. Yamato öffnete die Türe, er wartete schon lange nicht mehr auf ein höfliches <herein> seinerseits ab. Besorgt musterte er seinen besten Freund der sich dafür entschied lieber aus dem Fenster – als zu seinem besten Freund zu sehen. Noch nie hatte Yamato seinen besten Freund so fertig und neben sich gesehen – wie in der letzten Woche und die zwei haben genug scheiße erlebt. Nachdem Telefonat mit Mimi viel der Braunhaarige in ein regelrechtes Loch, dass aus Kummer, Schmerz und Verzweiflung bestand. Nachdem Ende des finalen Satzes sah er eine Art Verzweiflung in seinem Blick die er so nicht von ihm kannte. Nicht wirklich. Der blonde Musiker hatte am besagten Abend eigentlich ein Konzert mit seiner Band gehabt, doch dieses sagte er ab, nachdem er einen Blick auf seinen besten Freund warf. Ja – er sagte ein Konzert ab! Premiere.

„Hi, du sitzt hier ja schon wieder rum wie ein Schluck Wasser“, kam es mürrisch aus dem Älteren. „Was soll man bei dem Wetter auch sonst machen?“ Yamato schüttelte seinen Kopf, er war mit seinem Latein am Ende und er wusste nicht wie er noch zu ihm durchdringen konnte. „Hast du nochmal versucht Mimi zu erreichen?“ „Und was soll das bringen? Ich könnte natürlich ein weiteres Mal versuchen, sie zu erreichen und sie könnte ein weiteres Mal nicht abheben. Ich könnte ihr die achtundzwanzigste SMS schreiben und sie ins <Nirwana der im endlosen Nichts toter Beziehungen leise verhallenden Textnachrichten senden> wozu denn auch? Es interessiert sie nicht mal.“

„Endlosen Nichts toter Beziehungen?“, fragte Yamato lachend nach. „Darf in den Satz für einen meinen Songs verwenden?“, fuhr er fort. Taichi sah genervt aber auch amüsiert zu seinem besten Freund und bewarf ihm mit dem Tennisball, doch dieser fing ihn auf und schmiss ihn prompt zurück. „Nein, darfst du nicht“, erwiderte Taichi grinsend.

„Na kommt lass uns was zocken, immer noch besser als dem Regen zuzugucken oder?“ „Stimmt“, erwiderte der Yagami und ließ den Tennisball auf den Boden fallen und liegen.

 

Tatsächlich schaffte es der Träger der Freundschaft den Brünetten während sie GTA zockten für eine ganze Stunde abzulenken, doch spätestens nach einer Stunde fing er doch wieder das leidige Thema mit dem Namen <M> an. „Ich verstehe es einfach nicht, Yama“, sprach es ungehalten aus dem Brünette. Yamato seufzte, er wusste nicht was er noch sagen sollte. Er hatte schon alles gesagt immer und immer wieder. Er versuchte Mimi ebenfalls zu kontaktieren, war sogar bei ihr in der WG aber sie sprach nicht ein Wort mit ihm. „Ich weiß es doch auch nicht Tai, aber du bist ihr sicher nicht egal.“ „Tzz...merk ich, sie ignoriert mich doch in einer Tour. Es war ein Fehler. Alles“, kam es zynisch von dem Yagami. „Ein Fehler“, schrie er wieder auf. „Ein Fehler“, kam er einfach nicht über diese Worte „Wie konnte sie das nur sagen?“ Yamato sah zu seinem besten Freund und nahm ihm den Controller aus der Hand. „Taichi, was wenn es wirklich ein Fehler war?“ Ungläubig sah Taichi zu seinem besten Freund. „Wie bitte?“ „Ich meine ihr zwei seid beide sehr impulsiv, vielleicht wäre es ohnehin nicht gut gegangen und dann doch besser früher als später“, argumentierte er sachlich. Taichi stand wütend auf und schritt in die Küche, er dachte über die Worte seines besten Freundes nach und besann sich zur Ruhe, dann drehte er sich zurück zu Yamato. „Du irrst dich, dass zwischen uns mag vielleicht impulsiv sein, aber sicher ist es kein Fehler. Auch wenn wir nur eine Nacht zusammen waren, war es immer noch die beste Nacht meines Lebens.“ Yamato grinste ihn schelmisch an. „Beste Nacht also.“ Taichi rollte genervt mit seinen Augen. „Ich spreche nicht vom Sex. Na ja nicht nur“, erwiderte er lachend, denn stand ganz außer Frage, dass diese Nacht seine beste Nacht in jeglicher Hinsicht war. „Schon alleine ihre Nähe, sie bei mir zu wissen, ihr lächelnd am nächsten Morgen in die Augen zu sehen, das war kein Fehler!“, beteuerte er abermals. „Und das kann doch nicht alles nur an dieser dämlichen Serena liegen.“

 

Yamato zuckte mit den Schultern. „Frauen sind kompliziert, sie erfinden Gründe auf die wir niemals kommen würden. Sie sind böse mit uns wegen Sachen die sie sich selber in ihrem Kopf pflanzen. Wer weiß mit welchen Gedanken sich Mimi-chan herumplagt, aber sicher nicht nur mit Serena.“ „Und warum kann sie mit ihren Gedanken nicht zu mir kommen und wir finden eine Lösung.“

„Weil Frauen kompliziert sind“, entgegnete Yamato erneut unbeeindruckt. „Sora war einmal sauer auf mich, weil ich mich mal ein Tag nicht gemeldet hatte. Schon war sie mit ihren Gedanken in der nächsten Notaufnahme oder bei der Polizei, dabei hatte ich einfach nur keine Zeit“, erklärte Yamato neutral. Taichi kicherte „Und du hattest nicht mal eine Minute Zeit ihr das zu sagen?“, kam es amüsiert aus dem Brünetten. „Nein, das hatte ich wirklich nicht, das habe ich damals auch versucht Sora zu erklären, natürlich hatte ich deshalb keine Zeit, weil ich mich mit anderen Frauen getroffen habe“, erwiderte Yamato augenrollend. Taichi kicherte. „Wir hatten einfach nur Studioaufnahmen“, beteuerte Yamato. Taichi lachte weiter „Okay, ich glaube dir ja schon“. „Danke und Mimi-chan ist noch weitaus komplizierter. Gib ihr doch einfach mal ein paar Wochen Zeit, melde dich gar nicht mehr. Keine Anrufe, keine Nachrichten, kein Lebenszeichen. Geh ihr aus dem Weg und leb einfach dein Leben wir zuvor!“ Taichi grübelte, während er mit zwei Bieren bewaffnet zurück auf das Sofa zusteuerte.  „Und dann?“ Yamato sah zu Taichi und nahm ihm das zweite Bier aus der Hand. „Dann wirst du sehen, ob Mimi ohne dich leben kann oder nicht, wenn nicht wird sie auf dich zukommen. Gefühle kann man nicht steuern, glaub mir ich hab’s versucht, wenn sie dich liebt wird sie es nicht ewig aushalten dich nicht zu sehen.“

Taichi öffnete seine Bierflasche mit Yamatos Feuerzeug, stieß mit ihm an und nahm einen Schluck. „Was, wenn sie nicht kommt? Wenn sie mich nicht genug liebt?“, murmelte Taichi betrübt und blickte zum Fußboden. „Wenn du nur an die Nacht und an nichts Anderes denkst, was sagt dir dein Gefühl?“ „Sie liebt mich und sie war glücklich“, kam es wie aus der Pistole geschossen aus dem Brünetten. „Na siehst du und wer kann schon ewig ohne Liebe leben?“ Taichi sah zu seinem besten Freund.

 

„Du.“ Der blonde Musiker stellte sein Bier auf dem Wohnzimmertisch ab und blickte auf den Fernseher, der noch immer das Spiel seiner Play-Station auf der <Pause> Taste erblickte. „Nicht wirklich, ich tarne nur.“ „Was läuft denn da mit dir und Rei-chan? Ihr habt doch in der gleichen Nacht miteinander geschlafen“, fragte Taichi interessiert nach und bekam prompt ein schlechtes Gewissen, er hatte noch nicht einmal nachgefragt, während sein bester Freund die ganze Zeit für ihn da war. Er war doch echt scheiße. „Und seitdem nicht mehr gesehen. Man nennt das einen One-Night-Stand“, erklärte er monoton. „Ach komm, Laber doch nicht. Du magst Rei doch, zumindest mehr als so manch anderes Mädchen“, stichelte Taichi nach. „Ich weiß nicht, ja irgendwie mag ich sie, aber... ich glaube nicht, dass sie die richtige ist.“ Taichi wusste genau, was das Problem für den Blonden war, ihre Drogenvergangenheit, denn ansonsten war sie genau der Typ Frau die den Rebellen gefiel. Schlank, hübsch, alternativ, selbst rebellisch, schlagfertig, einfach anders eben. „Du solltest ihr eine Chance geben. Sie richtig kennenlernen und dann entscheiden, ob sie die richtige ist oder nicht“, erwiderte der Yagami und nahm sein Controller statt sein Bier in die Hände. „Vielleicht hast du Recht“, überlegte er, während er die >Pause< Taste beendete und sie sich erneut ihrem GTA Spiel hingaben. „Vielleicht hast du auch Recht“, erwiderte Taichi und stellte jetzt erst fest wie schlecht er die ganze letzte Woche gespielt hatte. „Ey, mein Durchschnitt ist ja voll im Keller“, beklagte er sich lautstark, während Yamato selbstgefällig grinste. „Viel Spaß dabei, dass wieder hinzukriegen.“ „Tzz du bist mir ein Freund, meine Verletzlichkeit so auszunutzen“, kam es theatralisch aus Taichi, was Yamato zum Lachen brachte. „Jammer nicht kämpfe!“ Taichi sah zurück zu seinem besten Freund. „Werde ich auch und wie ich kämpfen werde. “

"Das klingt schon eher nach meinem besten Freund."

Taichi grinste. Was auch immer Mimi wirklich dachte über ihn und sie beide, egal werden ihm die zwei Sekunden des Glücks sicher niemals sein, die sie in dieser Nacht verunden hatte. Er würde kämpfen um sein Glück und wie er kämpfen würde.

 

Echte Freundschaft


 

Es braucht eine echte Freundschaft, damit Seelenqualitäten wie Empathie, Heiterkeit, Vertrauen und die Fähigkeit zur Versöhnung nicht verkümmern.

Gjergj Perluca

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Sora*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

Sora wälzte sich von einer Seite zur anderen, während sie versuchte wieder einzuschlafen. `Wenigstens noch eine halbe Stunde. Wenigstens noch ein kleines bisschen´, schoss es ihr durch den Kopf.  Die ganze Nacht über erklang immer mal wieder ein leises Schluchzen aus dem Nebenzimmer welches von Mimi war. Beim ersten Mal klopfte sie noch vorsichtig an ihre Zimmertüre, doch die Brünette versicherte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen bräuchte und sie für sich alleine bleiben wollte. Sora wollte das zwar eigentlich nicht, aber sie wollte Mimi auch nicht bedrängen. Sie ließ ihr ausrichten, dass sie nur eine Zimmertüre entfernt und jederzeit zu ihr kommen könnte, falls sie ihre Meinung änderte. Nachdem sie nach einer Stunde ein weiteres Wimmern vernahm, stand sie erneut auf, holte ein weißes Blatt Papier aus ihrer Schreibtischschublade heraus, schrieb `Ich denk an dich´ drauf und schob es unter ihrer Zimmertüre durch. Sora wusste nicht im Einzelnen was zwischen Mimi und Taichi vorgefallen war. Sie wusste, dass die Beiden an seinem Geburtstag kurz zusammen waren und miteinander geschlafen hatten. Eine Gewissheit an der die Rothaarige etwas zu knabbern hatte, wobei ihr klar war, dass dies früher oder später passieren würde. Es tat ihr dennoch unsagbar leid, dass die Jüngere jetzt so fertig war – wusste sie doch genau warum sie so traurig war und sie war sich sicher, dass es Taichi nicht anders ging. Sora entschied sich dazu, ihr Bett zu verlassen, es brachte ja doch nichts sich weiter im Bett hin und her zu wälzen. Sie wollte heute unbedingt in die Chaos-WG, auch wenn Taichi nach wie vor nicht besonders gut auf sie zu sprechen war und auch das Verhältnis zu Yamato schon mal deutlich besser gewesen war. Sie wollte nach ihren beiden besten Freunden sehen.  Sie wollte auch für Taichi da sein, sie wusste, dass es ihm nicht gut ging, dazu kannte sie ihn zu gut.

 

Die Rothaarige ging ins Badezimmer und genehmigte sich erst mal eine lange Dusche, legte sich ein dezentes Make-Up auf und zog sich auch schon eine helle Röhrenjeans, sowie einen enganliegenden roten Pullover an. Sie schritt anschließend in die Küche und erblickte gleich darauf ihre braunhaarige Freundin, die deutlich mitgenommen aussah. „Guten Morgen Mimi-chan.“ Mimi sah sich verwirrt um, „Morgen“, murmelte sie und setzte sich mit dem Kaffee an die Küchentheke. Sora stellte sich ebenfalls vor die Kaffeemaschine, während sie ebenfalls den Toaster herausholte um sich ein kleines Frühstück zuzubereiten. „Möchtest du auch etwas essen?“, fragte sie bei ihrer besten Freundin nach. Mimi schüttelte nur den Kopf und trank einen weiteren Schluck von ihrem Kaffee. „Mimi, es ist wirklich nicht gut, dass du so wenig isst.“ „Ich habe aber keinen Hunger“, murmelte sie betrübt. „Du hast keinen Appetit, das ist etwas Anderes. Jeder Mensch muss essen, gerade du musst vorsichtig mit deinem Körper umgehen.“ „Boa man Sora, Ich weiß das selber, du musst mich nicht belehren“, zickte die Brünette zurück, doch augenblicklich tat ihr ihre Wortwahl leid und sie senkte ihren Kopf. „Entschuldigung, ich weiß du meinst es nur gut, aber zurzeit bekomme ich einfach kaum etwas herunter. Du musst dir keine Sorgen um mich machen, wirklich“, beteuerte Mimi mit ruhiger Stimme und lächelte Sora an. „Doch, das muss ich. Ich möchte nicht, dass es dir wieder schlechter geht oder du vor Erschöpfung wieder zusammenbrichst“, erwiderte die Rothaarige besorgt. „Das wird nicht passieren. Versprochen.“ Die Toastscheiben sprangen gerade vom Toaster heraus und holten die Mädchen kurz aus ihrem Gespräch.

 

Sora holte sich verschiedene Aufschnitte, sowie Frischkäse und Marmelade aus dem Kühlschrank, wusste die Rothaarige schließlich genau, dass Mimi morgens sehr gerne Frischkäse mit Marmelade aß. Vielleicht würde sie es sich ja doch anders überlegen, so setzte sich Sora an die Küchentheke gegenüber von Mimi hin und schmierte sich ihr Toastbrot. Mimi sah sich den gedeckten Tisch an und mit einem Mal knurrte ihr Magen. Daraufhin musste Sora kichern und auch Mimi konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Die Ältere legte ihre Toastbrotscheibe auf ihrem Teller ab, nahm sich das andere und beschmierte die Toastbrotscheibe mit Frischkäse und Marmelade und hielt der Jüngeren die Toastbrotscheibe entgegen. „Na komm, iss wenigstens eine Scheibe“, lächelte die Trägerin der Liebe die Tachikawa an. Sie verzog die Augenbrauen etwas, nahm die Toastbrotscheibe aber dennoch entgegen und biss herzhaft herein. „Schmeckt super“, schmatzte die Brünette und leckte ihre Finger zeitgleich ab, an der etwas Marmelade klebte. „Wusste ich doch, dass du nicht widerstehen kannst“, zwinkerte die Takenouchi der Jüngeren zu. Mimi streckte ihr die Zunge raus. „Das mache ich nur, damit ich Ruhe vor dir habe“, erwiderte sie unbeeindruckt. „Was machst du eigentlich heute noch so?“, fragte Mimi bei ihrer besten Freundin nach. „I-ich wollte mal nach Taichi und Yamato sehen“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Mimi nickte nur sachte mit dem Kopf. „Verstehe“, murmelte sie betrübt. „Wenn du mich brauchst, kann ich aber auch hierbleiben.“ „Nein, nein brauchst du nicht. Ich komme schon klar, ich bin ein großes Mädchen“, versicherte sie ihr. „Außerdem wollte ich mal bei Mira-chan vorbei, sie scheint wohl ihre Cousine etwas zu vermissen oder sie macht sich wieder Mal Sorgen um mich, daher werde ich wohl bei ihr vorbeigehen um sie zu beruhigen“, erklärte sie ihrer besten Freundin.  „Okay, es ist sowieso die Frage, ob sie mich überhaupt sehen wollen“, brummte die Rothaarige und schluckte den letzten Bissen ihres Frühstücks herunter. „Mehr als versuchen kannst du es nicht“, argumentierte die Jüngere sachlich. „Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Taichi sich freut.“ Sora blickte argwöhnisch zur Jüngeren rüber. „Wieso das denn?“ Die Brünette zuckte mit den Schultern. „Na ja, ich kann mir vorstellen, dass Taichi-kun Freunde gerade im Moment gut gebrauchen kann und trotz allem was passiert ist, bist du seine beste Freundin“, beteuerte Mimi weiter. Sora nickte und hoffte, dass Mimi Recht behalten würde. Sie vermisste die Freundschaft zu den beiden jungen Männern sehr.

 

Mimi nahm sich ihre Kaffeetasse, deckte gemeinsam mit Sora den Tisch ab und sie spülten die restlichen Sachen die in der Spüle standen gleich mit ab. „Ich bin übrigens überrascht, dass du so gut in einer Wohngemeinschaft leben kannst. Ehrlich gesagt, habe ich anfangs gedacht. Mimi und WG? Ob das gut geht?“, kicherte die Rothaarige. Mimi lachte nur spöttisch, war sie sich doch durchaus im Klaren was man von ihr dachte `Mimi, Das verwöhnte Prinzesschen aus Amerika`.  „Ihr solltet mich nicht immer unterschätzen“, erwiderte Mimi spielerisch und schlug mit einem Geschirrtuch, dass sie zum Abtrocknen in den Händen hielt auf Soras Oberschenkel ein. „Autsch, du Biest“, jammerte sie und bespritzt sie mit dem Spülwasser als Gegenangriff. „Igitt, das eklige Wasser kannst du behalten“, trällerte sie munter. „Dann benutzt das Geschirrtuch aber auch zum Abtrocknen“, belehrte sie ihre jüngere Freundin. „Jaja, Ist ja schon gut.“ Sora kicherte. „Ich bin froh, dass du hier eingezogen bist“, sprach sie dann mit ernster Stimme weiter, die Trägerin der Reinheit nickte und lächelte die Ältere an. „Ich auch.“ Nachdem Abwasch zog sich auch Mimi zurück, machte sich fertig und ging zu ihrer Cousine, während Sora all ihrem Mut zusammennahm um sich auf den Weg in die Chaos-WG zu machen.

 

Nervös erreichte sie das Gebäude in dem die jungen Herren derzeit zu zweit – ohne Koushiro – lebten. Das hatte ihr Yamato schon vergangene Woche mitgeteilt, als er plötzlich bei ihnen vor der Wohnung stand und mit Mimi über Taichi sprechen wollte, aber Mimi wollte niemanden sehen und so unterhielt sich Sora eine Zeitlang mit ihrem Exfreund. Yamato war zwar nicht mehr böse mit ihr und auch nicht nachtragend, aber dennoch distanzierte er sich von ihr. Ein Umstand, der ihr ganz und gar nicht gefiel, auch das sich zwischen Yamato und Rei etwas anbahnte passte der Takenouchi in keinster Weise.  An sich hatte die Trägerin der Liebe nichts gegen Rei, aber sie machte sich in ihrem Freundeskreis eindeutig zu breit und ein Stückweit kam es ihr vor, als würde sie ihre Stelle einnehmen, als Mimis neue beste Freundin, als Yamatos neue Flamme, wenn sie jetzt noch gut mit Taichi auskommen würde, würde sie eindeutig nicht weiterwissen, wie sie mit ihr umspringen sollte. Zumal Sora sich sicher war, dass Rei auch nicht besonders viel von ihr hielt, denn die Spannung zwischen den beiden Mädchen bemerkte jeder. Angespannt blickte sie auf die Klingel und wusste nicht, ob sie die nun drücken sollte oder nicht. Plötzlich bemerkte sie einen Postboten der gerade dabei war die Post zu verteilen. Sie sah, dass der Postbote gerade ins Fach der Männer zusteuerte und die Briefe einwerfen wollten. „Entschuldigung Sir, Sie können die Post von Yagami und Ishida auch mir geben. Ich wollte gerade zu ihnen“, erklärte sie dem Herrn freundlich. Der Mann mittleren Alters sah die Rothaarige kurz lächelnd an und überreichte ihr dann die Briefe. „In Ordnung, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.“ „Danke, gleichfalls.“ Jetzt wo sie die Post der beiden Männer in den Händen hielt, hatte sie doch irgendwie einen Vorwand die beiden Männer zu besuchen. Sie betätigte die Klingel und wartete einen Moment ab. „Hallo, wer ist da?“, hörte sie ihren Exfreund fragen. „Ähm…Ich bins Sora. I-ich ähm habe Post für euch“, murmelte sie und schüttelte ihren Kopf. Wie dumm war das denn bitte? „Okay, komm hoch“, hörte sie den Blonden durch die Lautsprecherfunktion sagen.

 

Mit klopfenden Herzen betrat Sora die WG und blickte erst nur mit dem Kopf in die Wohnung ein, ehe sie sich traute ganz die Wohnung zu betreten.  „Du kannst ruhig reinkommen“, sagte Yamato und sah wie die Rothaarige die Türe hinter sich schloss. „Hier, eure Post“, erwiderte die junge Frau und überreichte dem Blonden die Post, der nahm sie entgegen und machte zwei Stapel einen für sich und einen für seinen besten Freund, als er jedoch einen bestimmten Brief von Taichi in den Händen hielt, wurde er stutzig. „Alles okay?“, fragte Sora nach, die gleich bemerkte das irgendetwas nicht stimmte.  Yamato sah kurz zurück zur Rothaarigen, aber beantwortete ihre Frage nicht. „Taichi? Kannst du mal kommen?“, rief er durch die Wohnung und wartete das sich was tat, aber der Brünette blieb stumm. „Taichi? Es ist wichtig“, schrie er diesmal aufgebracht nach weiteren zwei Minuten die vergangen waren durch die Wohnung, doch dann öffnete sich doch die Zimmertüre und Taichi trat hervor. „Was ist denn?“, fragte er genervt nach, er kam gerade vom Sport, wahrscheinlich vom Fußball wie Sora vermutete. „Post für dich.“

 

„Und deshalb soll ich sofort kommen?“, fragte er verständnislos nach, dann erblickte er Sora und sah kurz zu ihr, er wollte sich gerade wieder von ihr abwenden, als Yamato erneut das Wort ergriff. „Die Post ist wichtig, Taichi!“, knurrte der Blonde streng. Taichi ging auf den Poststapel zu und ging ihn durch. „Da ist nichts Interessantes bei.“ Yamato hielt ihm einen anderen Brief vor, auch seine Augen weiteten sich prompt, schnell griff er danach und zog Yamato den Brief aus der Hand. „Das glaub ich nicht“, sprach er leise aus. „Was ist es denn?“ fragte Sora nach, man sie hätte die Post mal durchgehen sollen, dann wüsste sie wenigstens um was es ging. „Amtsgericht. Das ist meine Vorladung“, erwiderte Taichi, während er den Brief durchlas. „Oh, das ging aber schnell“, murmelte die Rothaarige und sah besorgt zum Brünetten der fassungslos den Brief durchlas. „Ich soll am 17.10. um 10:15 Uhr beim Gericht sein“, murmelte er gedankenverloren „Dann wird wohl entschieden, ob ich ins Gefängnis komme oder nicht“, sprach er geschockt aus und pfefferte den Brief auf den Boden. „Hey, das wird nicht passieren“, sprach der blonde Musiker aus. „Das darf auch nicht passieren, das wäre total ungerecht“, pflichtete auch Sora ihrem Exfreund bei. Taichi lächelte gequält „Also würde das Gericht das interessieren, wenn Michael seine Nummer abzieht.“ Auch Yamato ging seine Post durch. „Ich habe ebenfalls Post vom Amtsgericht, ich soll als Zeuge aussagen, ich denke ihr werdet auch alle eine Vorladung bekommen“, überlegte Yamato und sah zu Sora. „Super, ihr dürft aber nicht lügen, ihr steht unter Eid!“, kam es aufgebracht von dem Brünetten. „Das werden wir auch nicht, aber dennoch können wir es so erklären, dass Michael der Arsch ist und nicht du!“ Taichi schüttelte den Kopf und schien jegliche Hoffnung verloren zu haben. „Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, ist doch sowieso alles egal, nichts spielt mehr eine Rolle, also kann ich auch gleich ins Gefängnis gehen.“

 

KLATSCH

 

Diesmal war es Yamato der seinem besten Freund wütend eine verpasste. „Was soll der Scheiß?“, brüllte Taichi seinen besten Freund an. „Was das soll? Taichi, ernsthaft, gib dich nicht auf und lass nicht zu, das Michael gewinnt, diese miese Made werden wir zerquetschen, aber das geht nur, wenn du dich nicht hängen lässt“, schrie der Blonde ebenso aufgebracht zurück. Taichi hielt sich seine Wange. „Yamato hat Recht, Taichi du bist doch der geborene Kämpfer und stehst immer für deine Überzeugungen ein, das ist es was dich ausmacht, lass dir das nicht nehmen, wenn du alles so erklärst wie alles gekommen ist, wird das Gericht dir glauben“, kam es bestimmend aus der Rothaarigen und sah hilfesuchend zurück zu ihrem Exfreund.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Yamato*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

Gedanklich musterte der Blonde seinem besten Freund. In den letzten Wochen hatte er viel mitmachen müssen. Emotional und Körperlich. Gerade jetzt war Yamato froh, dass er sich nicht alleine mit dem Braunhaarigen auseinandersetzen musste, sondern das Sora an seiner Seite war. Die Freundschaft unter ihnen hatte einen beklemmenden Riss bekommen, als Sora mit dem Blonden zusammengekommen war. Mimi war in den USA und Taichi fühlte sich womöglich wie das dritte Rad am Wagen, während die beiden Frischverliebten miteinander herumturtelten. Als sie sich trennten war es schwer unter ihnen geworden, auch an diesem Punkt war die Freundschaft nicht erneut aufgeblüht. Stattdessen distanzierten sie sich alle voneinander. Besonderes, als sie den Abschluss machten und jeder begann in seinem eigenen Studienfach zu studieren. Sie lebten sich auseinander und die Freundschaft lag auf dem Eis. Besonderes, als Sora in die Mädchen-WG zog und Taichi, Koushiro und er die Chaos-WG gründete. Yamato bedauerte es seit Langem, dass ihre Freundschaft sich so auseinandergezogen hatte. Natürlich waren es Soras Machenschaften, die den Riss erweiterten und ihre Freundschaft mehr den Abgrund näherbrachte. Umso schöner war es, dass sie zu dem stand, was sie getan hatte und es bereute. Sie war hier, jetzt, wo Taichi sie am Meisten brauchte. Er stand am Rand der Verzweiflung und jeden Tag schien ein neues Problem hinzukommen. Yamato ertappte sich mehr als einmal bei dem Gedanken, einfach einen Auftragskiller zur arrangieren und Michael töten zu lassen. Diese Made hatte es schlicht und ergreifend nicht verdient, ungeschoren davon zu kommen. Zumal er das Leben aller zur Hölle machte. Dabei standen seine Chancen auf null, Mimi nach Amerika zurück zu schleifen. Vor allem, da sie sich gänzlich zurückzog.

 

„Sora hat Recht. Wir werden das schaffen und du wirst sicherlich nicht ins Gefängnis kommen!“, kam es bestimmend von dem Älteren. Taichi sah ihn nüchtern an, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich seufzend an die Wand. „Ihr klingt dabei so zuversichtlich. Dabei wisst ihr selbst, dass es nicht nur schwer, sondern verdammt schwer sein wird. Man. Koushiro-kun wäre da um Einiges rationale…“, schnaubte der Yagami. Der Blonde hob nur die Augenbrauen. „Vermisst du ihn etwa?“ „Kein bisschen. Dass, was er uns angetan hat. Mimi und mir ist unverzeihlich!“, kam es wütend von Taichi, der dann einfach ins Wohnzimmer ging. Sora und Yamato sahen sich vielsagend an, folgten dem Braunhaarigen dann.

 

Wie sehr ihre Freundschaft doch in die Brüche gegangen war.

 

„Ich glaube, Mimi-chan hält sich genau deswegen von dir und den anderen fern…“, flüsterte Sora nun und lehnte sich an den Türrahmen. Taichi horchte auf und auch Yamato sah sie fragend an. „Mimi redet nicht viel mit mir, aber“ „Kein Wunder, nachdem was du getan hast!“, unterbrach Taichi, kassierte aber prompt einen Gong von seinem besten Freund. Schmerzlich hielt er sich seine Wuschelmähne. „Aua! Bist du blöd oder was?“ „Lass sie doch mal aussprechen. Oder willst du nicht wissen, wie es Mimi geht?“, fragte er den Jüngeren mit hochgezogenen Augenbrauen. Taichi brummte nur etwas Missverständliches und lehnte sich dabei zurück. Mit seinen braunen Augen fixierte er Sora. „Rede weiter“, forderte er sie auf.

 

„Mimi-chan gibt sich selbst dafür die Schuld, dass wir uns alle streiten. Seit sie wieder hier ist, ist noch nichts Positives passiert. Ich weiß, dass ich meinen wesentlichen Teil dazu beigetragen. Aber auch das Verhalten von dir oder Koushiro-kun hat sie ziemlich mitgenommen. Sie glaubt wahrscheinlich, dass es damit zusammenhängt, dass sie wieder da ist…“ „Würde mich nicht wundern, wenn sie doch auf das Angebot von Michael eingeht…“, sprach Yamato locker aus. Taichi funkelte ihn wütend an. „Sicher nicht. Mimi-chan ist doch nicht blöd!“ „Aber sie hat auch nichts zu verlieren“, erwiderte Yamato trocken und sah seinen besten Freund ernst an. Taichi knurrte und lehnte sich zurück. „So ein Schwachsinn. Mimi ist nicht bescheuert.“ „Aber verzweifelt…“, flüsterte Sora und ließ sich an einen der Essstühle nieder. „Sei doch mal logisch, Taichi! Einmal in deinem verdammten Leben und benehme dich nicht wie ein bockiges Hortkind!“, mahnte Yamato. „Deine Exfreundin hat sich in dich verliebt und damit ihrem besten Freund das Herz gebrochen. Als du sie für dich gewonnen hast, ist die Situation zwischen dir und Koushiro komplett eskaliert. Sora ist als Mimis beste Freundin ebenfalls auf Distanz gegangen, zu Recht, schließlich waren deine Handlungen alles andere als in Ordnung“, Sora senkte den Blick, als er sich zu der Jüngeren wandte, „Mich würde es nicht wundern, wenn sie glaubt, dass wegen ihrer Anwesenheit alles eskaliert ist…“ „Stimmt gewissermaßen ja auch…“, flüsterte Sora traurig. „Aber letztlich waren wir es selbst, die diese Freundschaft zerstört haben…“, erklärte die Takenouchi. Entschuldigend sah sie zu Taichi, dieser winkte jedoch nur schnaubend ab. „Ich will keine weitere Entschuldigung. Ich kann es eh nicht mehr ändern“, meinte er schnell. „Außerdem vermisse ich es auch, meine besten Freunde um mich zu haben…“, gestand er, sah dabei aber zur Seite. Yamato grinste nur und sah zu Sora, der die Tränen in die Augen stiegen.

 

„Wir müssen Mimi aus ihrem Schneckenhaus holen. Das wird aber nur funktionieren, wenn wir unsere eigenen Schneckenhäuser verlassen und uns annähern“, schlussfolgerte Yamato. Sora und Taichi nickten. Doch verzog Taichi sein Gesicht. „Ich soll mich also mit Koushiro aussprechen? Dieses Arschloch ist dafür verantwortlich, dass Mimi mit mir kein Wort mehr redet!“ „Nein, denn du hast mit Serena geschlafen. Koushiro hat es nur ausgesprochen. Das war nicht unbedingt kameradschaftlich, aber in seiner Situation zu verstehen!“, erwiderte Yamato nüchtern. Taichi richtete sich wütend auf, ging auf seinen besten Freund zu und packte ihm am Kragen. „Willst du mir jetzt erzählen, dass du auf seiner Seite bist oder was?“, fragte er ihn. Yamato schloss die Augen. Sora sah zweifeln zwischen den beiden hin und her. „Hört auf damit!“, rief sie aus. „Hör auf, dich jedes Mal deinen impulsiven Gefühlen hinzugeben Taichi. Denn auch das hat dich in die Scheiße geritten!“ Mit einem gekonnten Griff packte er das Handgelenk des Yagamis und drückte ihn von seinem Kragen. „Ich bin kein Fan von Koushiros Handlung, aber ich kann mich auch in seine Situation versetzen!“, sagte er wütend. Der Fußballer wich zurück, versank in sich und fuhr sich fahrig durch die Haare. „Er ist genauso wie du in Mimi verliebt. Dass ihr turtelnd vor ihm rumgesprungen seid, muss auch für ihn schwer gewesen sein. Ihr habt es förmlich herausgefordert. Dass er da ausflippt ist nicht falsch, sondern…“ „…, sondern menschlich…“, beendete Taichi den Satz. Überrascht sah ihn Sora an. Yamato grinste nur. „Ich weiß, dass es von mir nicht die feine englische Art war. Im Grunde genommen hat er sich genauso wie ein Arschloch verhalten wie ich zuvor… Verdammte Kacke. Wir machen genau das, was Michael sich erhofft…“, kam es verzweifelt von dem Braunhaarigen. Mitfühlend setzte sich Sora neben ihn und legte ihre Hand auf seine Schulter.

 

„Nein, das werden wir nicht tun!“ Augenblicklich schnellten die Köpfe der Anwesenden hoch und sahen in die nachtschwarzen Augen von Koushiro, der im Türrahmen des Wohn- und Essbereichs stand. „Koushiro-kun?“ „Was machst du hier?“, knurrte Taichi und sah ihn wütend an. Trotz seiner vorangegangenen Worte wurde ihm noch immer kalt und heiß gleichzeitig, wenn er die Visage seines Freundes sah. Doch er versuchte sich zu beruhigen, wollte nicht wieder einen Streit vom Zaun brechen. Es war genug, wirklich genug. „Ich dachte, du hättest den Schlüssel hiergelassen?“, fragte der Musiker nach. Der Angesprochene seufze resigniert. „Deswegen bin ich unter anderem hier. Ich hatte ganz vergessen, dass ich auch den Generalschlüssel besitze. Ich hatte geklingelt… Aber scheinbar habt ihr es nicht mitbekommen…“, bemerkte er niedergeschlagen. „Ich bin nicht alleine gekommen…“ Er trat zur Seite und Makoto betrat den Raum. Mit einem strengen Ausdruck fixierte er die Freunde. „Wollt ihr mich eigentlich verarschen? Was habt ihr mit meiner kleinen Schwester gemacht?!“, fragte er vorwurfsvoll in die Gruppe der Freunde. Taichi setzte an zu sprechen, doch Makoto unterbrach ihn. „Ich will es gar nicht hören. Mimi kommt gerade frisch aus der Entzugsklinik und ihr habt nichts Besseres zu tun, als sich aufeinander zu stürzen und sich verbal zu verschlingen. Was für Idioten seid ihr eigentlich? Ich bin wirklich drauf und dran, Mimi einfach mit nach Kyoto zu nehmen! Weil ihr tut ihr wirklich nicht gut!“, kam es vorwurfsvoll von dem Ältesten. „Makoto, wir können das erklären!“, versuchte es Sora erneut. Doch der Rebell ging darauf gar nicht erst ein. „Ich will keine Erklärungen, sondern Ergebnisse. Ihr seid ihre Freunde. Ihr liebt sie alle auf verschiedene Art und Weise. Also reißt euch gefälligst zusammen! Denn ihr wisst alle, was ihr machen müsst, damit Mimi wieder zu euch findet!“ Koushiro senkte den Blick, auch die anderen wurden traurig.

 

„Es tut mir leid…“, sprach er als erster aus, während er seine Hände zu Fäusten ballte. „Ich hätte dir nicht so in den Arsch treten sollen und mich nicht einmischen dürfen…“, gestand er und sah zur Seite. „Ich bin nie wirklich über sie hinweggekommen. Deshalb wollte ich kämpfen. Und ich werde auch nicht aufgeben, bis sie mir klar und deutlich sagt, dass sie mich nicht will. Aber mir ist es wichtiger, dass sie glücklich ist, als gegen Windmühlen zu kämpfen und etwas zu erreichen, was unerreichbar ist. Wenn sie mit dir glücklich ist, dann werde ich das akzeptieren. Auch wenn es mit nicht leichtfällt.“, erklärte er. Taichi sah den Rothaarigen überrascht an. Auch Yamato und Sora waren sprachlos. Dann war es die Stimme von Taichi, die alle überraschte. „Es tut mir auch leid… in das gleiche Mädchen verliebt zu sein ist scheiße. Aber es ist wichtiger, dass sie glücklich ist, egal mit wem von uns beiden…“ Beeindruckt sah Yamato zu seinem besten Freund. Er lachte. „Mensch! Du kannst ja richtig erwachsen sein!“ Dabei schlug der dem Yagami gegen die Schulter. Ein wenig zu fest, wie er wenig später feststellen konnte. Denn er fiel förmlich über den Schoss von Sora, die dabei rot anlief. „Verdammt! Ishida! Ich mach dir die Hölle heiß!“, fluchte Sora und drückte Taichi von sich runter. Dieser kratzte sich am Hinterkopf. „Wir sind scheinbar alles ziemliche Idioten!“, lachte er. Sora seufze nur resigniert. Das würde alles nicht besonders einfach werden. Sich einfach zu entlieben. Aber sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Denn auch sie wollte, dass ihre beste Freundin wieder aufrichtig lächelte. „Wow… Meine Schwester schafft es selbst, ohne dass sie dabei ist, im Mittelpunkt der Welt zu stehen!“, lachte Makoto amüsiert. „Das ist eben Mimi-chan!“ „Miss Mittelpunkt!“, kam es auch von zustimmend von Yamato. Sie lachten, alle gemeinsam. Zum ersten Mal seit Langem. Als Freunde. Wie gut es doch tat.

 

„Jo, Tachikawa. Was machst du eigentlich hier?“ „Wir wollten euch eigentlich mitteilen, dass wir endlich etwas gegen Michael in der Hand haben!“, sagte Koushiro schnell. In dem ganzen Gespräch hatten sie daran gar nicht gedacht. Die Augen der anderen Drei weiteten sich. „Ernsthaft?“ „Was?“ „Muss Taichi-kun doch nicht ins Gefängnis?!“, fragten sie durcheinander. Makoto fuhr sich durch die gefärbten Haare. „Ich glaube, damit werden wir ihm ordentlich ins Handwerk fuschen!“, grinste der Älteste und setzte sich mit Koushiro zu den anderen. Gemeinsam planten sie ihre kommenden Vorgehensweisen und Makoto berichtete ihnen, was er herausgefunden hatte, um Michael das Handwerk zu legen. Endlich war ein Ende dieser Leidenstour in Sicht.

 

Inmitten des Gesprächs zuckte Yamato zusammen, als er eine SMS bekam. Verwundert hob er die Augenbrauen, als er den Namen des Absenders erkannte. „Hey Yamato. Ich habe mich für die Aufnahmen im Tonstudio für ein Lied entschieden. Hättest du die nächsten Tage Zeit, das mit mir zu besprechen?“ – Mimi. Doch er musste grinsen. So würde er nochmal eine Chance bekommen, mit der jungen Dame zu sprechen. Und das musste er, wenn er einen Blick in das noch immer traurige Gesicht seines Freundes sah. Für die Beiden musste es doch ein Happy End geben. Das alles hier musste ein Ende finden. Sie alle mussten irgendwie glücklich werden. „Klar. Ich kümmere mich um einen Termin im Studio. Ich melde mich dann bei dir. – Yamato“

Konfrontation


 

Vertrauen ist meist auch nicht mehr als ein Zeichen von Bequemlichkeit und mitunter sogar verbrämter Ausdruck der Angst vor der Konfrontation mit den oftmals horrenden Tatsachen.

Peter Rudl

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Taichi*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

Zu fünft saßen sie im Wohnzimmer der Chaos-WG, während Taichi, Yamato und Sora auf dem Sofa saßen, holten sich Makoto und Koushiro zwei Stühle hervor. Taichi hörte genau zu, als Mimis Bruder erzählte, was er alles über den Amerikaner in den USA herausgefunden hatte. Es überraschte ihn in keinster Weise, wenn er genauer darüber nachdachte. Michael hatte nämlich nicht nur Mimi in den Sumpf der Drogen gezogen, er hatte sich in New York einen bekannten Namen in der Drogenszene gemacht. Er sah es dabei besonders auf junge Mädchen ab. Er verkaufte eigentlich alles, was er verkaufen konnte, es war ihm jedoch vollkommen gleich, welche Dosierung das alles beinhaltete oder ob auch wirklich das drin war, was er verkaufte. Nicht nur ein Mädchen war deshalb in lebensgefährliche Situationen gekommen. Genauso wie Mimi wurde den Mädchen Drogen unter anderem Namen verkauft. Alles harmlos, alles gar nicht schlimm. Auch der Inhalt war nicht immer den Preis wert, oft war er auch noch link und berechnend dabei, aber er saß am längeren Hebel und seine Opfer mussten es notdürftig akzeptieren. Keines der Mädchen war volljährig, sie waren minderjährig und wussten nicht wie man sich im Leben durchkämpfte. Für einen Mann wie Michael die perfekte Grundlage mit seinen miesen Geschäften eine ganze Menge Geld zu verdienen und nicht nur um Geld ging es ihm. Macht, sein Ruf, sein Image. Makoto wollte gar nicht mehr ins Detail gehen, was die Mädchen alles machen mussten, wenn sie mal nicht genügend Geld hatten um ihn zu bezahlen. Die Tatsache, dass er die ganze Zeit auch mit seiner Schwester zusammen war, brachte ihn schlichtweg zur Weißglut.

Auch in Taichi stieg die Wut ins Unermessliche und schon wieder fand er, dass das, was er gemacht hatte, eigentlich gar nicht Mal so schlimm war. Diese miese Ratte hatte es doch wirklich nicht anders verdient.

 

„Und du bist dir sicher, dass die auch alle aussagen würden?“, hakte der Brünette nochmal eindringlich nach. Makoto nickte „Ja, absolut! Wie hassen dieses Schwein genauso wie wir. Sie freuen sich schon richtig ihm das Handwerk zu legen. Ich habe sogar schon einige schriftlichen Aussagen mitbekommen, so sehr wollen sie ihn fertigmachen“, setzte Makoto ernst an. Taichi nickte entschlossen. „Okay, dann werde ich ihm wohl gleich mal einen Krankenbesuch abstatten.

„Aber nicht alleine!“, sprachen Yamato und Sora gleichzeitig aus und musterten den Brünetten. „Warum denn nicht?“, fragte er irritiert nach. „Ach bitte Taichi, er wird sicher wieder versuchen dich zu provozieren“, sprach es besorgt aus der Rothaarigen. „Ihr glaubt doch nicht, dass ich so bescheuert bin, dass ich den gleichen Fehler zweimal mache?“ „Willst du darauf eine ehrliche oder eine höfliche Antwort?“, hakte Koushiro zweifelnd nach. Taichi seufzte resigniert. „Ernsthaft Leute, auch wenn ich es wirklich will, ich werde das nicht nochmal machen“, versicherte der Politikwissenschaftsstudent aufrichtig. „Ich werde dich trotzdem begleiten. Sicher ist sicher“, scherzte der Blonde und zwinkerte dem Brünetten zu. „Wenn du dann endlich deine Klappe hältst. Meinetwegen.“ „Warum eigentlich nicht gleich so?“, erwiderte der Blonde grinsend.

 „Danke Makoto, sicher können wir mit den Informationen was bewirken“, unterbrach Sora die beiden jungen Männer und hielt sich nicht weiter an deren Sprüchen auf. Die Beiden waren manchmal schlimmer wie ein altes Ehepaar. „Dafür, braucht sich niemand zu bedanken, es geht um meine Schwester und Taichi?“ Der Yagami richtete seinen Blick auf Makoto der Gegenüber von ihm saß und sah ihn fragend an. „Ja?“ „Hättest du ihn damals nicht Krankenhausreif geschlagen, hätte ich es heute getan. Spätestens jetzt nach all den Informationen, die ich über ihn herausgefunden habe.“ Taichi nickte verstehend. „Hätte ich nicht schon mindestens zehn gute Gründe gehabt ihn damals fertig zu machen, hätte ich spätestens jetzt einen sehr guten Grund gehabt um das erneut zu rechtfertigen und jetzt bin ich auch ganz froh, dass ich mich nie dafür entschuldigt habe!“ Taichi wusste, dass er wohl immer wieder genauso reagieren würde, egal welche Konsequenz ihn heimsuchte. Er hatte Mimi auf so vielen Ebenen weh getan und sie verletzt, dass er niemals anders gekonnt hätte. Der Träger des Mutes musste einen Kloß im Hals runterschlucken, als er daran dachte, dass er Mimi ebenfalls unfassbar weh getan hatte. Er hielt sich an die Abmachung, die er mit Yamato besprochen hatte. Er meldete sich nicht mehr bei ihr, das hatte er zwar vorher schon aufgegeben, da keine Antwort von ihr kam, aber dieses Mal hielt er sich ganz bewusst zurück. Es war unfassbar schwer, sich nicht zu melden und die Versuchung war groß, aber er hatte derzeit nichts zu verlieren und es brachte ja doch nichts, sich selber immer wieder deshalb den Kopf zerbrechen zu müssen. So wie er es die letzte Woche getan hatte. „Gut, dann würde ich sagen, lasst uns aufbrechen“, sprach es bestimmend aus dem Yagami. „Okay und lasst mich wissen, was bei der Unterhaltung herausgekommen ist. Ich werde jetzt mal meine Schwester besuchen. Sora kann ich gleich mitkommen?“, wand sich der ältere Tachikawa an die Rothaarige. Sora nickte eifrig mit dem Kopf. „Ja klar, sie müsste von Mira-chan schon längst wieder zurück sein. Ich kann dich gerne mitnehmen.“ Die Freunde verabschiedeten sich alle voneinander und zu zweit machten sich Taichi und Yamato auf den Weg ins Krankenhaus in dem Michael noch lag.

 

Taichi wurde mit jedem Schritt den er näher auf das Krankenhaus zu lief aufgeregter. Auch Yamato bemerkte die Anspannung des Jüngeren. „Bist du sicher, dass du das willst?“, fragte er daher lieber nochmal nach. „Ich kann auch mit ihm reden.“ „Auf keinen Fall, das werde ich selber regeln, außerdem freue ich mich auf das Gesicht, wenn ihm klar wird, dass er verloren hat.“ Taichi ging neben seinem besten Freund, während er mit den Händen in den Hosentaschen zum Bordstein blickte. „Ich schlage ihn jetzt mit seinen eigenen miesen Waffen!“ Yamato nickte. „Boa das Gesicht müsste man echt mit einer Kamera festhalten.“ Im Krankenhaus angekommen, gingen sie gleich auf die Station in dem der Blonde lag. Von Joe und Yuri wusste sie bereits schon vorab auf welcher Station und in welchem Zimmer er lag, vor dem besagten Zimmer standen sie jetzt. Taichi holte nochmal tief Luft, ehe er noch einmal zu Yamato schaute und die Zimmertüre öffnete.

 

Michael blickte gleich zur Türe, als sich diese öffnete und wirkte etwas überrascht, als er Taichi und Yamato sah. „Oh, welch eine Ehre. Bist du hier um dich zu entschuldigen?“, begrüßte er die beiden Freunde amüsiert. „Halt deine Klappe!“, zischte der Yagami und schon war es mit seinen guten Vorsätzen vorbei. Selbst bei so einem Spruch fiel es ihm schwer die Ruhe zu bewahren, aber seine Visage lud förmlich dazu ein, sie immer wieder polieren zu wollen. „Nana, redet man so etwa mit einem armen hilflosen Opfer, dass immer noch versucht sich von den schrecklichen Schmerzen zu erholen?“, sprach es mit einem dreckigen Lachen aus dem Amerikaner. Taichi ging näher auf das Bett des Blonden zu, beugte sich etwas vor und fixierte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Hoffentlich hast du die Schmerzen deines Lebens gehabt. Wir wissen alles über dich und eines lass dir gesagt sein, keiner legt sich mit mir an, versucht mich hinters Licht zu führen und glaubt, dass er damit durchkommt!“

„Uhh... ich habe Angst, siehst du gar nicht wie ich zittere?!“, feixte es aus dem Amerikaner und hielt dem Blick des Brünetten unbeeindruckt stand. `Dein Lachen wird dir noch im Halse stecken bleiben´ dachte sich der Yagami triumphierend. „Makoto war in New York!“, mischte sich auch Yamato in das Gespräch ein. „Schön für ihn, hat er den Weg zurück zu seiner Familie gefunden? Aber warte, wurde er nicht verstoßen?“, kam es grinsend aus dem Blonden, während er einen Finger an sein Kinn hielt, eine nachdenkliche Pose einnahm und dann doch wieder unverschämt grinste. „Sagen dir die Namen: Mary, Sara und Nicole etwas?“, fragte Taichi nach. „Oder Caroline und Anna?“, sprach der Musiker weiter. Ein wenig verzog Michael das Gesicht, ehe es sich wieder lässig gab. „Ich weiß gar nicht, wovon ihr redet.“ „Also warst du nicht der Dealer der Mädchen und hast sie gefügig und abhängig gemacht?“, fragte Taichi provokant nach. „Ihnen Falschdrogen verkauft und sie zu schlimmen Dingen gezwungen?“, kam es auch herausfordernd von Yamato. Michael rollte genervt mit seinen Augen. „Ihr könnt mir gar nichts anhängen und jetzt verschwindet!“ „Ich glaube schon, dass wir das können“, sprach es kämpferisch aus dem Träger des Mutes. „Sie alle haben ein Geständnis abgelegt, wir haben sie schriftlich und sie sind alle bereit vor Gericht gegen dich auszusagen und wenn dir das noch nicht ausreichen sollte, hätten wir noch das.“ Taichi kramte sein Handy aus der Hosentasche und ließ einen bestimmten Tonbandschnitt abspielen, es war jene Nachricht die Joe damals im Krankenhaus aufgenommen und ihn zugeschickt hatte. Kurz überlegte Taichi, dass ihm die Mädchenstimme doch irgendwie bekannt vorkam, aber er konnte sie einfach nicht zuordnen und schon meldete sich auch Michael wieder zu Wort. „Woher habt ihr das?“ „Das kann dir egal sein, hast du wirklich geglaubt, du kannst hier so eine Show abziehen? Mimi Drogenabhängig machen, Taichi ins Gefängnis zu bringen. Glaubst du wirklich, dass wir deswegen so streiten, dass wir unsere Freundschaft verlieren und Mimi dann dazu bringst, dass sie wieder zu dir zurückkommt? Du bist so töricht!“, sprudelte es aus dem Rebell heraus. „Und wenn schon, der Tonschnitt ist vor Gericht nicht brauchbar.“ Taichi lachte unbeeindruckt. „Wir haben mindestens fünf Zeugenaussagen, die das widerlegen und Mimi-chan ist nicht mal miteingeschlossen, der Tonschnitt ist nur die Sahne auf dem Eisbecher. Wir kriegen dich und nachher bist du derjenige, der im Gefängnis landet, bist du dir also wirklich sicher, dass du es darauf ankommen lassen willst?“, fragte Taichi eindringlich nach, während er den Amerikaner wütend niederstarrte. „Ja und Sora, Koushiro und ich überlegen die ganze Zeit, wie das war und dann wurde es uns doch wieder klar und uns ist eingefallen wie das genau abgelaufen war. Du hast Mimi aufgelauert, sie angegriffen und dich dann auf Taichi gestürzt und der hat sich nur verteidigt. Ja genau so war das!“, sprach es ernst aus dem Blonden. „Tzz, nein das war anders, als würdet ihr vor Gericht lügen.“ Taichi sah zu Yamato und dann wieder zurück zu Michael. „Aber das ist doch keine Lüge, genauso und nicht anders habe ich es auch in Erinnerung.“ Taichi grinste triumphierend, er sah wie Michaels Fassade begann zu bröckeln, doch als er gerade was sagen wollte, öffnete sich die Zimmertüre erneut und ein ihm bekanntes Mädchen stand plötzlich mit im Zimmer.

 

Unwirklich sah der Brünette zu dem Mädchen. „Taichi-kun?“ „Serena. Was machst du hier?“, kam es argwöhnisch aus dem Sportler, dann begann es wie wild in seinem Hirn zu rotieren. Die Stimme – die weibliche Stimme auf der Tonbandaufnahme, jetzt erkannte er die Stimme wieder. Verdammt, wieso kam er nur nicht schon früher darauf? „Du steckst mit ihm unter einer Decke?“, knurrte es fassungslos aus dem Yagami. Yamato verstand im nächsten Moment auch wovon sein bester Freund sprach. „I-Ich hab mich im Zimmer vertan“, versuchte sich die Brillenträgerin aus der Affäre zu ziehen und langsam kleine Schritte rückwärts zu gehen. „Das ist ja wohl die schlechteste Ausrede der Welt“, brummte Yamato und verschränkte seine Arme vor der Brust. Immer noch ungläubig starrte Taichi Serena an. „Wie konntest du nur?“ „Taichi-kun...I-ich...“ „Spar es dir!“ „Mein Gott, wir waren Klassenkameraden, sechs Jahre lang, und du machst gemeinsame Sache mit so einem kriminellen Arsch“, kam es aufgebracht aus dem Blonden. „E-es tut mir leid. I-ich...“, sie unterbrach ihren Satz und formte ihre Hände zu Fäusten. `Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Erst schläft er mehrmals mit ihr ihr und dann guckte er sie mit dem Arsch nicht mehr an?‘ „Wenn du mich anders behandelt hättest, wäre das Ganze überhaupt nicht passiert.“

„Achso jetzt bin ich daran schuld?“, brüllte es fassungslos aus dem Brünetten und blickte starr zu Serena. „Du ignorierst mich die gesamte Zeit, noch nicht mal `Hallo´ sagen kannst du mir und selbst in der Uni gehst du mir aus dem Weg. Ich war wütend auf dich und wollte dir eine Lektion erteilen“, wurde auch die Schwarzhaarige mit jeder Silbe lauter. „Tzz, das ist so erbärmlich, weißt du eigentlich, dass du dich als Mitwisser mit strafbar machst?“, brummte es verachtend aus dem Yagami. Wieder einmal wurde ihm klar, was für ein Fehler dieses Mädchen war und das er sich niemals hätte auf sie einlassen dürfen. Nicht ein einziges Mal. „Wenn dieses dämliche Miststück wieder in Amerika sein würde, würdest du erkennen, dass sie nicht die Richtige für dich ist, sondern ich.“ „Du bist krank“, pfefferte der Brünette in Richtung seiner Kommilitonin. „Und nenne sie nie wieder dämliches Miststück, das einzige Miststück, das ich sehe, bist du und dämlich oben drein.“ „Na warte, das wirst du mir bereuen, das werdet ihr mir alle büßen“, schrie die Schwarzhaarige aus. Die Diskussion wurde unterdessen so laut, dass sie auch durch verschlossener Tür über die ganze Station zu hören waren, das war Taichi sich sicher. „Droh mir nicht!“, sprach es bestimmend aus dem Träger des Mutes. „Ihr habt Beide nicht die geringste Ahnung, mit wem ihr euch angelegt habt.“ Abwechselnd ging sein Blick zwischen Michael und Serena hin und her. „Aber ihr werdet mich noch kennenlernen!“

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Joe*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

Mit den Händen in seinen Hosentaschen lehnte Joe an der Wand, die sich neben Michaels Türe befand. Er fühlte sich nicht wohl dabei, Schmiere zu stehen. Doch für Mimi war er alles bereits zu tun. Wenn er an die Zeit in der Digiwelt zurückdachte, fielen ihn viele Situationen ein, die dafür Sorge getragen hatten, dass er weder an Mut, noch Selbstbewusstsein verlor. Mimi war eine Frohnatur, sah im Schlechten noch immer das Gute und kämpfte sich mit ihrer Einstellung durch. Dass sie oftmals aneckte war kein Wunder, war sie eben ein geradliniger Mensch, der wusste, was er wollte. Insgeheim hatte Joe sie häufig um diese Einstellung bemüht. Sie lebte in einer kindlichen, farbenreichen Welt, in welches die Brutalität des Alltags noch keinen Einzug bekommen hatte. Sie träumte, hoffte und glaubte. Etwas, was er früh verloren hatte. Als der Älteste der Gruppe war er auch immer für das Wohlergehen seiner Freunde verantwortlich. Egal, ob diese das auch wollten oder nicht. Er stellte sich selbst in diese Rolle, hatte es im Leben nicht anderes vorgelebt bekommen. Dass er sich dabei seiner eigenen Kindheit beraubte, bemerkte er erst dann, als es zu spät war. Deshalb war es für ihn immer ein Genuss, seine Freunde zu treffen. Denn auch, wenn sie im Leben standen und mittlerweile alle eine Perspektive hatten, verloren sie nicht die Lust am Leben. Er selbst liebte das Leben mehr denn je. Doch auch er hatte dies lernen müssen. Immer war das Lernen, Arbeiten und Anstrengen im Mittelpunkt seines Lebens. Bis Yuri in sein Leben trat. Sie zeigte ihn von Beginn an, dass es auch andere Dinge im Leben gab. Er sah viel von Mimi in Yuri wieder, obwohl ihre Charaktere offensichtlich absolut verschieden waren. Doch genauso wie Mimi sah Yuri immer noch die andere Seite des Lebens, sie farbenfrohe, glückliche und optimistische Seite der Gegebenheiten. Ihm wurde klargemacht, dass es okay war, auch mal faul zu sein und sich Ruhe zu können. Natürlich war es sein Ding, zu arbeiten und sein Ziel zu erreichen. Doch er nahm sich zwischenzeitlich auch mal eine Auszeit und atmete durch. Selbst Joe, der sonst so besonnen war, verspürte wahrhaftig Hass durch seine Venen pulsieren. Hass darüber, dass Michael so tiefe Narben in Mimi verursacht und seinen Freunden Kummer bereitet hatte. Fast automatisch ballten sich seine Hände zu Fäusten und er biss sich auf die Unterlippe, fuhr mit den Schneidezähnen vor und zurück. Das alles musste ein Ende haben. Sie alle mussten wieder zusammenfinden. Sie waren Freunde, verdammt nochmal. Es konnte doch nicht angehen, dass es einer so kleinen Ratte gelang, einen so tiefen Steilhang zwischen sie zu schlagen. Nein, diese Kluft würden sie wieder zusammenschieben. Sie alle. Zusammen.

 

Der junge Mann zuckte zusammen, als er seine kühle Hand an seiner geballten Haut fühlte. Mit einem sanften Lächeln sah er in die blauen Augen von Yuri, die je nach Lichteinstrahlich violett schimmerten. „Du bist ja noch immer hier. Dabei hast du doch schon Feierabend…“, sagte sie mit einem Grinsen. Joe nickte und schaffte es in ihrer Anwesenheit, seine Finger zu lockern. „Ja, ich stehe Schmiere…“, gestand er wahrheitsgemäß. Die Angesprochene kicherte. „Lass uns gemeinsam Schmiere stehen…“, schlug sie vor. „Ich hoffe, Michael verschwinde und alles wird wieder normal…“ „Normal ist relativ. Ich glaube von deinen Freunden wird keiner normal!“, lachte sie und sah dabei an die Decke. „Aber ich bin wirklich fasziniert. Ihr zickt euch an, deine Freunde streiten sich um das gleiche Mädchen, aber ihr haltet immer zusammen. Ich finde das wirklich schön. Du hättest mir deine verrückte Crew ruhig mal früher vorstellen!“, lächelte sie. „Ging ja nicht… Wir waren irgendwie in alle Winde zerstreut…und naja…dann…dann war das nicht mehr möglich…“, flüsterte er traurig. Yuri nickte wissend. Sie sah aus dem Fenster. Dann sah sie wieder zu Joe. „Hey… Was hältst du davon, wenn wir deine Freunde zum Essen einladen?“, schlug sie vor. „Zum Essen? Du willst circa fünfzehn Leute zu uns in die Wohnung einladen?“, fragte er unglaubwürdig. „Warum denn nicht? Findest du nicht, dass sie es alle verdient haben, etwas runterzufahren? So lerne auch ich deine Freunde besser kennen“, erwiderte sie trocken. „Aber Yuri-chan. Unsere Wohnung ist viel zu klein und draußen wird es allmählich zu kalt dafür.“ „Ach Joe. Sei doch mal lockerer. Das bekommen wir schon hin!“, kicherte sie und Joe sah die Jüngere nur mit großen Augen an. „Wer bist du und was hast du mit meiner Freundin gemacht?!“, fragte er sie. Beide mussten lachen, bevor Joe seine Hand auf ihre Wange legte und ihr Gesicht zu sich drehte, um ihr einen sanften Kuss zu geben. Als sie sich lösten, sah er ihr in die Augen: „Ich liebe dich…“ „Ich weiß…“ Er knuffte sie in die Seite, worauf sie kichern musste. „Ich dich auch…“, hauchte sie dann aber trotzdem und verschloss ihre Lippen nochmal mit den Seinen.

 

„Arschloch!!!“, ließ sie ein Aufschrei zusammenzucken und eine aufgebrachte Serena verließ das Krankenzimmer von Michael. Joe glaubte nicht, was er da sah. Verwirrt sah er der Schwarzhaarigen nach. War es etwa sie, die mit Michael unter einer Decke steckte? „War sie es, die du mit aufgenommen hast?“, fragte er seine Freundin. Diese nickte unbekümmert. „Ja, aber wer ist das denn?“, fragte sie verwirrt. „Die Tussi, mit der Taichi regelmäßig geschlafen hat!“, murrte eine gänzlich andere Stimme hinter den Beiden. Überrascht sahen die beiden in das Gesicht von Mimi. „Mimi-chan! Was machst du denn hier?“, fragte Joe verwirrt. „Ich wollte nochmal mit Michael reden. Aber Makoto hat mich abgefangen…“, erklärte sie mit ruhiger Stimme. „Wir haben es geschafft! Endlich haben wir dieser miesen Ratte das Grinsen aus dem Gesicht gewaschen! Joe! Du warst der Hammer!“, hörte man nun die euphorische Stimme von Taichi, der das Zimmer verließ, als wäre kein anderer darinnen. Er stoppte jedoch in seiner Euphorie, als er in die haselnussbraunen Augen von Mimi blickte. Ihm schlief dabei förmlich das Gesicht ein. „M-Mimi…“, stammelte er. Diese rieb sich nur unsicher den Oberarm, erwiderte dabei seinen Blick allerdings nicht. Stattdessen sah sie lieber zu Boden. Eine unangenehme Situation breitete sich aus, das konnte wohl jeder spüren. Joe verspürte unsagbares Mitleid mit den beiden. Sie liebten sich, das wussten sie alle. Und trotzdem hatte sich Mimi dagegen entschieden, glücklich zu sein. Er war sich sicher, dass sie so nur handelte, weil sie glaubte, mit einer Beziehung die Freundschaft zu gefährden…

 

„S-Schön…Dass sich das mit Michael jetzt erledigt hat…“, flüsterte sie leise und wollte sich schon wegdrehen, als es Yuri war, die ihren Arm packte. Auch Taichi hatte sich nach ihr ausgestreckt, doch war es Joe, der ihn stoppte. Verwirrt sah Mimi Yuri und Taichi Joe an. „Wir machen ein gemeinsames Essen. Ich will für euch kochen! Weil…Weil… Joe die Prüfungsphase gut überstanden hat!“ Joe musste grinsen. Das stimmte zwar, aber dass sie sich das so schnell aus den Fingern saugen konnte, beeindruckte selbst ihn. „Genau… Und wir wollen, dass ihr kommt“ „Ihr alle!“, beendete Yuri den Satz von Joe. „Wir haben Michael besiegt, ihm das Handwerk gelegt. Das ist viel bedeutender als meine Prüfungen. Wir sollten das wirklich feiern!“, erklärte Joe weiter. Taichi hob nur misstrauisch die Augenbrauen und auch Mimi sah unsicher in das Gesicht seiner blonden Freundin. „Wann?“, kam es wie aus einem Mund von den Beiden. Die Tachikawa sah verlegen zu Taichi auf, wand den Blick aber wieder unsicher zur Seite. Aus ihren Wangen offenbarte sich ein rötlicher Schimmer. Yuri grinste wissend. „Ich würde euch alle auch gerne besser kennenlernen. Das wäre doch die perfekte Möglichkeit. Was haltet ihr vom Samstag?“, schlug Yuri vor. Joe bemerkte, wie Taichi verstohlen zu der unsicheren Mimi sah. Yamato wirkte teilnahmslos, hielt die Arme vor der Brust verschränkte und beobachtete das Szenario, welches sich vor seinen Augen bot. „Vielleicht will sich Yamato-kun ja um die Musik kümmern…“, schlug Yuri vor und der Brillenträger sah zu seinem Freund. Dieser zuckte mit den Schultern. „Kann ich tun…Mensch…habt ihr ein Glück, dass ich am Samstag kein Konzert habe!“, lachte er. „Du kommst doch auch, oder Mimi-chan?“ Sofort waren alle Augen auf die Jüngste gerichtet. Diese hatte sich die letzten Tage ja ziemlich zurückgezogen und kaum mehr Jemanden an sich gelassen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Joe war sich sicher, dass auch sie sich ein Einklang zwischen den Freunden wünschte. „I-Ich…denke…denke schon…“, hauchte sie. Mit einem Grinsen auf den Lippen konnte Joe beobachten, wie sich das Gesicht von Taichi erhellte. „Aber…Aber ich muss dann auch wieder…Makoto und Mira-chan warten…“, sagte Mimi dann aber direkt, löste sich von Yuri und rannte den Gang runter.

 

„Sagt mal… habt ihr das gerade spontan geplant?“, fragte Yamato verwirrt, nachdem Mimi den Ganz runter gerannt war und aus dem Blickfeld der jungen Erwachsenen verschwunden war. Yuri zuckte mit den Schultern und grinste. „Nein. Ich wollte euch schon immer mal an veganes Essen gewöhnen!“ Das war für Taichi die Nadel, die den Luftballon seiner Gedanken zum Platzen ließ. Er sah wieder zu den anderen, lag sein Blick schließlich die gesamte Zeit dort, wo Mimi noch bis vor wenigen Minuten gestanden war. „Wie vegan? Können wir nicht Steaks oder so mitbringen? Ich bin Sportler. Ich brauch Fleisch!“, beschwerte sich der Brünette. Yuri stemmte aber nur die Arme in die Seiten und begann eine wilde Diskussion mit dem Yagami. Durch seine Brillengläser beobachtete Joe seine geliebte Freundin dabei. Sie waren schon seit drei Jahren zusammen, lebten sein einem Jahr zusammen. Ihr Leben konnte nicht besser verlaufen. Auch wenn sie seine erste Freundin war, sie sollte immer nur seine einzige Freundin sein. Er lächelte verträumt, als er gedanklich einen Entschluss fasste. Und diesen würde er definitiv am Samstag in die Tat umsetzen.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.: *Samstag*.: 。✿*゚’゚・✿.。.: *

 

Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Joe hatte keine Ahnung, wann seine Freundin aufgestanden war, doch in der der Küche herrschte ein heilloses Durcheinander. Yuri machte alles auf einmal, sie kochte vegane Bolognese, die munter vor sich her blubberte, ekelte sich vor dem Fisch, den sie mit Handschuhen filetierte, um Sushi vorzubereiten und im Backofen befanden sich kleine Törtchen. Dabei sah die Küche aus, als sei eine Atombombe explodiert. Der Brillenträger wagte sich kaum, die Küche zu betreten, denn jedes Mal erklang ein Fluchen aus der Räumlichkeit. Joe schmunzelte einfach nur, während er ins Wohnzimmer ging. Sie hatten Glück, dass sie eine so geräumige Wohnung bekommen hatten, die nicht zu viel kostete. Das Wohnzimmer verfügte über einen Wohn- und Essbereich. Joe war erstaunt darüber, dass Yuri bereits den Tisch gedeckt hatte. Für fünfzehn Leute hatten sie tatsächlich keinen Platz. Doch das machte nichts. Daisuke und Ken waren mit ihrer Fußballmannschaft in einem Trainingslager. Mira hatte sich gemeinsam mit Mimi und Makoto angekündigt, dafür war leider Miyako abgesprungen, die bei ihren Eltern im Laden aushelfen musste. Cody hatte ein Turnier im Kendo-Club und damit waren sie nur noch elf. Neben Mira begleitete auch Rei die beiden Tachikawa-Geschwister. Joe war nach wie vor erleichtert um den Umstand, dass Mimi nicht abgesagt hatte. Wie nicht anders zu erwarten kamen auch Taichi und Yamato, sowie Sora. Überraschend war unter diesen Voraussetzungen sogar, dass auch Koushiro kam. Dieser hatte aber zuvor schon mit dem angehenden Arzt gesprochen, sich mit Mimi aussprechen zu wollen. Joe hielt ihm das zu Gute, schließlich war Mimi nicht nur seine Exfreundin, sondern auch seine beste Freundin. Daher belastete es sie beide, dass der Kontakt nicht zu Stande kam.

 

Aber der Abend war nicht nur der Versöhnung angedacht. Mit einem Lächeln auf den Lippen holte er ein kleines Schächtelchen aus seiner Hosentasche und betrachtete es. Zufrieden steckte er es zurück in seine Hosentasche, als das Läuten der ersten Klingel erklang. Freundlich begrüßte er die Yagami-Geschwister wie auch Yamato mit seinem kleinen Bruder. Jedes Mal aus Neue war er erstaunt über den kleinen Babybauch, der Hikari nun deutlich anzusehen war. „Gut seht ihr aus!“, lachte Joe und fixierte dabei direkt den nervösen Taichi. „Warum schaust du mich dabei so an?“, fragte er vorwurfsvoll. „Sag mal…Kannst du ihr nicht doch noch irgendwie Fleisch unterjubeln? Taichi hat noch nichts heute gegessen und frisst uns anscheinend die Haare vom Kopf, wenn er nur Veganes bekommt!“, flüsterte Yamato mit einem Lachen. „Das hab ich gehört, Ishida!“, feixte der Braunhaarige und begrüßte Yuri in der Küche. „Wow! Du machst ja Sushi! Und wow…es riecht wirklich köstlich!“, sprach er anerkennend aus, als auch Hikari und Takeru sie begrüßten. Diese führte der Brillenträger auch gleich ins Wohnzimmer. „Wow… Wir waren noch nie bei dir… Ist ja richtig gemütlich!“, flötete Hikari begeistert. Die Beiden waren aktuell auf Wohnungssuche, da ihre Eltern beschlossen hatten, sie mit dem Kind zu unterstützen. Dabei waren sie sich jedoch schnell einige, dass es für das Kind besser war, in einer geregelten Umgebung aufzuwachsen. Während der Schulzeit würden sich die Mütter um die Kleine kümmern. Mittlerweile waren diese nämlich schon ziemlich aufgeregt, wie Hikari Joe berichtete. „Ihr werdet sicher tolle Eltern!“, sagte er schnell, denn es klingelte erneut.

 

Nach und nach trudelte auch der Rest ein. Koushiro und Sora kamen fast zweitgleich an, während die Tachikawa wenige Minuten später folgten. Joe hatte in der Zwischenzeit bereits Getränke verteilt, bemerkte aber direkt, dass die Stimmung noch immer angespannt war. Koushiro stand abseits von der Gruppe, genauso wie Mimi, die sich energisch mit Mira unterhielt und vermied, weder zu Koushiro, noch zu Taichi zu blicken. Sie fühlte sich sichtlich unwohl. Dass sie am Tisch gezwungener Maßen neben dem Yagami saß, machte sie Sache nicht unbedingt besser. Aber sie fand sich damit ab. Yuri deckte den Tisch mit dem Sushi ein, welches sie als Vorspeise präsentierte. Die Augen von Taichi strahlten, während er ein Teilchen nach dem Anderen verputzte. Seine offene und unbeholfene Art brachte die gesamten Anwesenden zum Lachen. Selbst Mimi musste schmunzeln.

 

Nach dem Hauptgang servierte Yuri die selbstgemachten Törtchen. Das Schmatzen ertönte aus allen Munden. „Man! Du kannst wirklich hervorragend kochen!“, kam es schmatzend von Mira. Mimi musste schmunzeln. Mira konnte ihrem Freund wirklich ähnlich sein und das, obwohl sie ein Mädchen war. Erneut ertönte die Klingel, doch diesmal war es Yamato, der hochschnellte. Wissend sah Taichi zu seinem besten Freund. „Klappe!“, sagte der Blonde nur, bevor Taichi das Wort erheben konnte. Mimi wirkte gar ein wenig überrascht, als sich wenig später die blassen Arme von Rei um sie legten und sie von dieser begrüßt wurde. „Du bist auch hier?“, fragte sie verwundert. Rei nickte, bevor sie sich neben Yamato und Joe niederließ. „Wow… Das sieht wirklich köstlich aus!“, kam es beindruckt von Rei, die Yuri angrinste. Diese nickte. „Danke…“, kam es sogar ein wenig schüchtern von Yuri. „Du hast wirklich eine tollte Freundin!“, sagte nun auch Takeru. „Mensch, da könnt man sich ja glatt verlieben!“, grinste Makoto und kassierte direkt einen schockierten Blick von Joe. „Mako! Das würde Sachi-chan sicher nicht gefallen!!“, mahnte Mimi. „Ich weiß, dass ich eine wunderbare Freundin habe…“, kam es dann plötzlich aus Joe.

 

Für ihn erschien es der richtige Moment zu sein. Daher sah er zu seiner Freundin, die ihn nur verwirrt musterte. Doch als der Blauhaarige den Stuhl zurückschob und vor der Blonden auf die Knie ging, verstummte der gesamte Besuch. Mit geweiteten Augen sahen alle zu dem Brillenträger, der den Kopf gesenkt hielt. „Yuri-chan… Du bist das Beste, was mir jemals hätte passieren können. Wir sind jetzt schon länger als drei Jahre zusammen und ich bereute keine einzige Sekunde, die ich mit dir teilen wollte. Ich liebe alles an dir. Deine manchmal bestimmende Art. Dein Veganismus, deine liebevolle und zärtliche Art, dein treues Wesen. Du bist die Jenige, die mir immer wieder zeigt, was im Leben wirklich wichtig ist und worum es sich lohnt, zu kämpfen. Ich kann mir keinen einzigen anderen Menschen an meiner Seite vorstellen als dich…“ Yuri zog scharf die Luft ein, während die Anderen diese förmlich anhielten. In den Augen der Blonden war das Aufblitzen von Tränen zu erkennen. „Willst du mich heiraten…?“, fragte Joe und sah sie mit großen Augen an. Tränen flossen der jungen Frau über die Wangen, als Joe panisch wurde. „Warte, Moment…Ahhh! Jetzt hab ich das ganz vergessen!“, kam es von Joe. Die Anwesenden mussten kichern. Er wühlte die kleine Schatulle aus seiner Tasche und streckte sie Yuri geöffnet entgegen. Hervor kam ein kleiner Brillantring. „Also nochmal: Yuri Himawari: Möchtest du meine Frau werden?“, fragte er erneut. Yuri schluchze leise. „Ja! JA! Du Vollidiot!“, sagte sie schnell und fiel ihrem – nun – Verlobten in die Arme. Die Freunde jubelten herzlich, freuten sich für die Beiden und lachten herzlich. Ein Stein fiel dem Kido vom Herzen, als er der Blonden den Ring anstecken konnte.

 

Und was keiner bemerkte, war die Hand, die sich sanft auf den zarten Handrücken von Mimi gelegt hatte. Überrascht sah Mimi zu Taichi, der sie anlächelte. Zaghaft erwiderte sie das Lächeln. Ungewiss, was die Zukunft bringen würde… Doch noch immer glaubend, an ein Licht, am Ende der dunklen Straße. Denn wo es Licht gab, da gab es auch Hoffnung. Wo Freundschaft existierte, lebte auch die Liebe weiter… So wie das Wissen, dass alles, was zusammengehörte, auch wieder zusammenfand. Zuversichtlich in einer Zukunft blicken, die Zuverlässigkeit und Treue wieder ins das Herzen der Freunde bringt, um die Reinheit zurück in die die Gemüter der zusammengeschweißten Seelen zu zaubern.

Der ganz normale Schulwahnsinn


 

Die Schule lehrt uns denken, umdenken das Leben.

Peter e. Schumacher

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Hikari*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Fast schon melancholisch sah sie aus dem Fenster, die kleinen Hände an ihren wohlgeformten Bauch gelegt, den strahlenden Himmel betrachtend. Es war warm, die Sonne schien und keine Wolke bahnte sich ihren Weg, um die Sonnenstrahlen zu behindern. Der perfekte Tag, um glücklich und gut gelaunt einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Die Mimik der Braunhaarigen verriet jedoch, dass sie sich sichtlich unwohl fühlte. Sie stand in einem leeren Raum und betrachtete den Himmel aus der breit gefächerten Fensterfront. Ihre Eltern hatte eine wunderschöne Wohnung für die werdenden Eltern ausgewählt, doch noch waren die Räumlichkeiten leer und kahl. Noch war Hikari nicht wirklich in ihrem neuen Leben angekommen. In nur wenigen Monaten würde sich ihr Leben komplett verändern. Natürlich freute sie sich darüber, doch das alles war nicht leicht. Noch immer ging sie in die Schule und allmählich häuften sich die argwöhnischen Blicke. Sicherlich wurde sie mit Vorurteilen konfrontiert, mehr noch als Takeru, der ja „nur“ der Mann war, der sie geschwängert hatte. Sie wurde verurteilt und hinter ihrem Rücken wurde gelästert. Auch wenn sie es nicht sah, sie wusste es, spürte die strafenden Blicke und die verurteilenden Gedanken… Es war nicht leicht, besonderes nicht für die Yagami, die mit ihrem sensiblen Gemüt sich wirklich alles zu Herzen nahm.

 

Leise seufze sie, bevor sie ihre Tasche nahm und aus der leeren Wohnung schritt. Irgendwie hatte sie die Nacht nur schlecht geschlafen und es zuhause nicht mehr ausgehalten. Daher war sie in die leere Wohnung geschritten und hatte sich noch einmal mit den Gegebenheiten konfrontiert. Sie würde Mutter werden, das bewies ihr das einzig fertige Zimmer in der Wohnung. Nämlich das ihres noch ungeborenen Kindes. Sie freute sich darüber, sein Kind auszutragen. Doch wie alles im Leben, hatte ein solcher Umstand seine Vor- und Nachteile.

 

Vor dem Schulgebäude erwartete sie bereits ein nervöser Takaishi, der mit seinem Fuß nervös hin und her wippte. Sie musste bei seinem Anblick kichern und überraschte sich nicht, dass er sie erleichtert erblicke. Ganz aus dem Häuschen kam er der Jüngeren entgegen und musterte sie besorgt. „Wo warst du denn? Ich wollte dich heute Morgen abholen, aber deine Mutter meinte, du wärst schon früh aus dem Haus! Ich hab‘ mir Sorgen gemacht!“, warf er der Brünetten vor. Diese verdrehte nur die Augen. Immer wieder diese übertriebene Sorge. Dabei war sie nur schwanger, nicht gleich schwerbehindert. Durfte sie denn nicht alleine aus dem Gebäude gehen und sich die Füße vertreten? „Guten Morgen erstmal“, mahnte sie daher nur und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei verlagerte sie ihr Gewicht auf einem Fuß. „Du benimmst dich schon wie mein Bruder. Wie eine Glucke. Ich konnte nicht schlafen und bin daher nochmal in die Wohnung!“, erklärte sie und strich sich dabei eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du hättest mich anrufen können, dann hätte ich dich begleitet!“, erwiderte er streng und brachte Hikari wütend zum Schnauben. „Verdammt, Takeru! Ich bin schwanger, nicht behindert. Ich finde den Weg schon ganz alleine. Du musst nicht immer das Kindermädchen spielen!“, erwiderte sie streng und wirkte dabei sichtlich genervt. Ihr Gegenüber wich gar ein wenig zurück, wunderte sich über ihre genervte Haltung. Dann jedoch kratzte er sich am Hinterkopf. „Ich möchte doch einfach nur auf dich aufpassen, Hikari-chan…du…du bist schließlich schwanger und wich will nicht, dass Euch was passiert. Das würde ich mir nie verzeihen…“, erklärte er sich. Natürlich sorgte er mit seinen Worten dafür, dass ihre Gesichtszüge weicher wurden. Er machte sich nur Sorgen um sie. Das verstand sie sogar. War bei ihrem großen Bruder ja nichts Anderes. Aber sie wollte nicht, dass sich alles veränderte. Dass sich vor allem alle veränderten, nur, weil sie schwanger war. Natürlich würde sich das Leben verändern, das hieß doch aber nicht, dass sie auch ihre Persönlichkeiten verändern mussten. Besonderes nicht in eine, in der sich alles nur noch um sie drehte. Denn nichts war ihr unangenehmer, als jede Sekunde der Zeit im Mittelpunkt zu stehen.

 

„Weiß ich doch. Aber übertreib es einfach nicht, ja?“, sagte sie einfühlsam und legte eine Hand an seine Wange. „Ich kann mir schließlich noch immer selbst die Schuhe binden!“, kicherte sie. Danach stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen und gab ihn einen Kuss auf die Lippen. Schon in der nächsten Sekunde erklang der schrille Schrei von Daisuke. „Hikari-chaaaaan!“, rief er durch die ganze Nachbarschaft und kam den beiden entgegen. Im Schlepptau seine Freundin, die nur ein wenig gestresst wirkte. „Guten Morgen, Daisuke-kun, Mira-chan!“, begrüßte Hikari die beiden mit einem sanften Lächeln. Mira erwiderte die mit einem Lächeln, während die Jungs sich mit dem typischen Männergruß begrüßten. „Du wirkst ein wenig angespannt, Mira-chan…?“, meinte Hikari verwundert. Die angesprochen strich sich die langen Haare hinter die Schulter. „Bin ich auch. Wegen Daisuke wären wir nämlich beinahe zu spät gekommen!“, beschwerte sie sich und wirkte dabei sichtlich genervt. „Stimmt doch gar nicht! Was kann ich dafür, wenn die einfach das Schild woanders hinstellen!“ Mimis Cousine schnaubte nur. „Welches Schild? Daisuke. Du gehst nun das dritte Jahr in Folge auf die Schule. Kann doch nicht sein, dass du dich auf dem Schulweg verläufst! Du bist aus einer komplett anderen Richtung gekommen, als ich an der Straßenkreuzung auf dich gewartet habe!“, maulte sie den Igelkopf an. Dieser konnte nur leicht beschämt lachen und kratzte sich dabei am Hinterkopf. „Mensch… Ich wollte einfach mal einen anderen Weg ausprobieren!“, präsentierte er nun die nächste Ausrede. Diese jedoch hatte zur Folge, dass er eine Kopfnuss von seiner Freundin verpasst bekam. „Das nächste Mal warte ich nicht!!“, drohte sie an.

 

Hikari beobachtete das Schauspiel nur mit einem Lächeln. Irgendwie erinnerte sie sich dabei an das Verhältnis von Mimi und Taichi. Scheinbar war sie damit nicht die Einzige, denn auch Takeru beugte sich auch etwas zu ihrem Ohr herunter und flüsterte: „Die sind ja fast wie Mimi-chan und dein Bruder…“, meinte er mit einem Grinsen. Hikari jedoch seufze nur, musste aber nicken. „Ja… Aber zusammen sind sie nicht…“, meinte sie traurig. Die kleine Schwester von Taichi wusste, wie sehr dieser unter den Bruch zu Mimi litt. Schließlich war der Yagami klar, dass er sein Herz schon damals an die Tachikawa verloren hatte und sie an seiner Seite haben wollte. Aber er hatte Mist gebaut und der Brünetten wirklich wehgetan. Diese Wunden schließen zu können, würde noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen.

 

Schon im folgenden Moment war es die Schulglocke, die die Jugendlichen dazu antrieb, ins Schulgebäude zu schreiten. Dort trennten sie sich von Mira, die eine andere Klasse besuchte und betraten die eigene. Sofort wurde es still um sie herum. Hikari klammerte sich selbst leicht in das Jackett ihres Freundes. Bisher hatte sie immer einen guten Stand in der Klasse gehabt, nun zerfetzten sich alle förmlich das Maul um sie. Sie war wie das gefundene Fressen für Lästereien. Und sie würde lügen, wenn sie behauptete, dass sie das nicht belastete. Hikari fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut und lief schweigend an ihren Klassenkameraden vorbei. Selbst die Mädchen, mit denen sie sich damals so gut verstanden hatten, steckten nun ihre Körper ineinander und sprachen über die Braunhaarige. Dabei hatte diese gar nichts gemacht. Verdammt! Sie war doch nur schwanger. Sonst nichts….

 

„Lass dich nicht unterkriegen, ich bin bei dir…“, flüsterte ihr Takeru noch zu, bevor er sich auf den Platz hinter ihrem niederließ. Sie lächelte leicht, doch der Tag gestaltete sich nicht besser. Es war irgendwie reine Schikane, dass ausgerechnet heute in Biologie der Sexualunterricht thematisiert wurde. Selbst der Lehrer konfrontierte sie mit Stichelleien, bemerkte man doch, dass er noch immer ein veraltetes Bild der Gesellschaft innehielt und sie für ihre Unachtsamkeit verurteile. Hikari wünschte sich Verschlungen im Erdboden zu versinken. Denn selbst wenn man sie nicht ansah, fühlte sie sich fast mit jedem zweiten Satz angesprochen. „Hättet ihr eine Freundin, die nun ungewollt schwanger wird, wie würdet ihr vorgehen?“, fragte der Lehrer in die Klasse. Hikari selbst wurde immer kleiner in ihrem Stuhl. Eine ihrer ehemaligen Freundinnen meldete sich, wurde natürlich auch sofort aufgerufen. „Ich würde ihr raten, das Kind abzutreiben!“, sagte sie streng. „Bist du verrückt!? Das Kind kann doch nichts dafür, wenn die Eltern zu dumm sind, zu verhüten. Sie sollte es der Adoption freigeben. Dort kommt das Kind in erfahrene Hände und kann mit allem Notwendigen versorgt werden!“, konterte eine andere Mitschülerin. „Das arme Kind… Wenn man früh Kinder bekommt, kann man dem Kind doch gar nichts bieten!“, schoss nun auch einer der Jungen ein. „Und denk mal an den Vater! Nur weil die Frau zu dumm ist, zu verhüten, muss der Partner noch drunter leiden!“, stimmte auch ein anderer Klassenkamerad ein. Hikari wurde schlecht, sie wollte weg, Tränen brannten in ihren Augen. Hinter sich konnte sie das Knurren ihres Freundes hören, doch auch er wusste nicht, was er sagen sollte. Sie auch nicht. An für sich waren die Argumente ja nicht falsch – jetzt mal abgesehen von der mangelnden Verhütung. Schließlich hatte bei ihr tatsächlich die Pille versagt.

Unschlüssig sah sie zu ihrem Freund. Sah er das genauso? Hatte er das Gefühl, dass sie ihm ein Kind unter die Nase hielt, welches er nicht wollte? Doch er lächelte sie nur an. Er freute sich auf das Kind, da war sie sich sicher. Und auch sie freute sich. Aber trotzdem trafen die Diskussionsthemen direkt ins Herz der Yagami. Manchmal wünschte sie sich doch tatsächlich Taichi an ihre Seite. Dieser würde den Lästereien ein Ende bereiten. Stattdessen folgten weitere verbale Schlagabtausche, die dafür sorgten, dass ihr schlecht wurde. Auch dem Kind schien das nicht zu gefallen, denn sie spürte, wie es gegen ihren Unterleib trat. Doch alle verstummten, als ein Krachen erklang.

 

Wütend hatte Daisuke seine Hände zu Fäusten geballt und sie auf die Tischplatte geschlagen. Verwirrt sahen seine Klassenkameraden, inklusive die Yagami und Takeru zu dem Braunschopf. „Ihr redet immer wieder nur von Abtreibung und Adoption. Schon mal darüber nachgedacht, dass ein Kind auch bei den leiblichen Eltern aufwachsen kann?!“, fragte er angesäuert. Die Augen von Hikari weiteten sich. „Ja klar, Daisuke. Was will man dem Kind schon bieten, wenn man selbst nichts hat?“, konterte Kenji, der mit dem Igelkopf Fußball spielte. „Genau. Von Luft und Liebe kann man kein Kind ernähren!“, stimmte auch eines der anwesenden Mädchen ein. Hikari sah traurig zu Natsuki, die noch vor wenigen Monaten mit ihr gemeinsam gegessen und gelacht hatte. Warum wurde sie so verurteilt? Hikari verstand diese Abwehrhaltung nicht, zumal es sie wirklich belastete. „Luft und Liebe sind aber wichtig. Aber manchmal ist es nicht nur die Kohle, die für ein Kind wichtig sein sollte, sondern auch die Unterstützung. Wenn man Freunde und Familie hat, die einem unterstützen, dann ist alles zu schaffen!“, erklärte er überschwänglich und grinste dabei. „Jipie. Dann wurden die auch noch mit reingezogen und müssen nun mit ausbaden, was die Jugend verbockt hat!“, erwiderte ein weiterer Klassenkamerad zynisch. Daisuke schnaubte nur. „Ich weiß ja nicht, was du für Freunde hast. Aber meine Freunde würden ohne mit der Wimper zu zucken für mich und meine Partnerin da sein, wenn so etwas geschehen würde. Und keiner würde mich verurteilen. Kein Verhütungsmittel ist 100%-ig sicher und ich finde es schrecklich, dass man jemanden dazu drängen will, sein Kind abzutreiben oder herzugeben. Wenn es passiert ist, dann ist es eben passiert. Man muss eben das Beste draus machen. Also haltet die Klappe und versetzt euch einfach mal in die Lage von anderen, bevor ihr euer Maul aufreißt und dabei von nichts eine Ahnung hat!“ Mit jedem ausgesprochenen Wort wurde der Motomiya lauter, ernster und strenger. Er kannte seine Freunde schließlich und wusste, dass Hikari ziemlich sensibel war. Zudem hatte er auch ihre kleinen Tränchen am Augenrand erkannt, was ihm gar nicht gefiel. Sie gehörte zu seinen besten Freunden und stand somit unter seinem Schutz. Keiner würde ungestraft, ob direkt oder indirekt, über sie herziehen.

 

Die Jugendlichen im Klassenraum verstummten. Da fielen ihnen wohl keinerlei Gegenargumente ein. Auch die Kinnlade von Hikari war unten. Dass Daisuke sie stark für so Partei ergriff hätte sie nicht gedacht. Aber sie freute sich auch darüber. Das zeigte einmal mehr, dass sie den richtigen Weg gewählt hatten. Denn sie hatten die richtigen Freunde, die ihnen immer zur Seite stehen würden. Sie sah nach hinten, lächelte ihren Freund an, der sie aufmunternd angrinste. Dann sah sie zu Daisuke. Der Lehrer hatte zur Ruhe gemahnt und die Aufmerksamkeit wieder nach vorne gelegt. Mit einem kecken Lächeln sah der Igelkopf zu der Yagami. Diese formte nur stumm ein „Danke“ mit ihren Lippen, wonach Daisuke nur den Daumen nach oben zeigte und stolz grinste.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Takeru*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Takeru wollte irgendwas machen um Hikari aufzumuntern. Der Schultag heute war wirklich ätzend, er konnte nicht glauben, mit welcher Boshaftigkeit die Mitschüler mit ihnen, besonders aber mit Hikari umsprangen. Er wusste selbst, wie schwer die Situation war, das mussten nicht die ganze Zeit irgendwelche Klassenkameraden oder sogar der Lehrer immer wieder thematisieren. Ein Lehrer sollte seine Schüler schützen und nicht verurteilen und zusätzlich sticheln, er überlegte wirklich, ob er deswegen nicht zum Direktor gehen sollte. So ein Verhalten und Respektlosigkeit wollte er sich einfach nicht bieten lassen, aber zunächst wollte er erst mal dafür sorgen, dass es seiner Freundin und zukünftigen Mutter seines Kindes bessergehen würde. Er klingelte bei der Wohnung von Sora und Mimi und hoffte auf eine bestimmte Person zu treffen.

 

Die Türe öffnete sich und tatsächlich tauchte die grünhaarige Luna auf. „Oh Hallo Takeru-kun, Mimi und Sora-chan sind beide in der Uni“, klärte sie den Blonden gleich auf. „Ich wollte auch ehrlich gesagt zu dir?“ „Zu mir?“, fragte die Grünhaarige überrascht nach und machte die Haustür ganz auf um den Blonden in die Wohnung zu lassen. „Komm rein, möchtest du etwas trinken?“, fragte Luna höflich nach. „Nein danke, ich habe nicht so viel Zeit. Luna du bist doch Fotografin, oder?“, hakte er interessiert nach. Luna nickte eifrig mit dem Kopf. „Ja und die beste noch dazu“, flötete sie fröhlich „Aber einfach so fragst du das doch sicher nicht, oder möchtest du jetzt auch Fotograf werden?“

„Ich? Um Gottes Willen nein, ich frage, weil ich dich gerne engagieren würde.“ Überrascht sah Luna zu dem Jüngeren. „Okay gerne, ich freue mich immer über einen Auftrag. Was genau soll ich denn fotografieren? Dich?“, wollte sie von dem Jüngeren wissen. „Ich würde gerne ein Shooting buchen und zwar für Kari und mich. Du weißt ja sicher schon, dass sie schwanger ist und ich finde so etwas sollte man doch festhalten.“ Luna riss ihre Augen weit auf. „Oh man, dass ist ja so niedlich und eine ganz tolle Idee. Oft fühlen sich Frauen besonders zum Ende der Schwangerschaft nicht mehr besonders wohl oder hübsch, obwohl sie auf ihre Wachstumskurven Stolz sein sollten“, erwiderte Luna und war bereits ganz in ihrem Element.

 

Sie ließ den Blonden kurz alleine, ging in ihr Zimmer und hielt dem Blonden schließlich ein Album vor. „Du kannst dir ja mal angucken, wie ich schwangere fotografiere und ob es dir gefällt“, erklärte sie ihm. Begeistert nahm er das Fotoalbum in die Hand und blätterte die Bilder durch. Mit so viel Nacktheit hätte er nicht gerechnet, viele Frauen zogen sogar Reizwäsche an und hielten den Babybauch bewusst in die Kamera und irgendwie war jede Frau auf ihre Art schön. „Du hast wirklich Talent Luna-chan“, erwiderte Takeru anerkennend. Genau so etwas hatte er gesucht. Luna kicherte und wurde tatsächlich etwa rot um die Nase. „Ach was, ich sagte doch, ich bin die Beste“, kam es wieder selbstbewusst aus der Fotografin. „Gut, damit bist du engagiert“, erwiderte der Oberschüler, klappte das Fotoalbum wieder zu und gab es Luna zurück. „Okay, das freut mich sehr. Wann genau soll das Shooting stattfinden? In der wievielten Schwangerschaftswoche ist sie denn jetzt?“, fragte Luna aufgeregt nach. „Sie ist jetzt die 21. Schwangerschaftswoche gekommen“, erklärte der werdende Vater. „Oh ihr habt ja dann schon Halbzeit.“ „Stimmt“, kam es selbst überrascht von Takeru. „Dann solltet ihr noch etwas warten, damit der Bauch noch etwas runder wird. Was hältst du davon, wenn wir den Termin machen, wenn sie Ende der zwanzigsten, Anfang der 30. Schwangerschaftswoche ist?“, schlug Luna vor. Takeru nickte, er vertraute da ganz auf das Urteil des Profis. Luna machte ihm einen Freundschaftspreis, machten einen Termin für Anfang Dezember aus und bekam prompt einen Gutschein ausgestellt, Takeru bedankte sich freundlich und verabschiedete sich.

 

Takeru war zwar erleichtert, dass das mit dem Shooting so reibungslos klappte und war sich sicher, dass Hikari sich darüber freuen würde, aber er wollte etwas machen, was sie jetzt aufmunterte und nicht erst in sieben Wochen. Er überlegte, als er an dem Supermarkt der Miyakos Familie gehörte vorbei ging Karis Lieblingsschokolade zu kaufen, davon konnte sie momentan wirklich nicht genug bekommen. So ging er in den Supermarkt und traf tatsächlich gleich auf die beste Freundin seiner Freundin. „Hallo Miyako-chan“, begrüßte er die Brillenträgerin gleich. Überrascht drehte sich die Ältere um und erblickte den Blonden. „Hey, was machst du denn hier?“ Takeru erzählte Miyako kurz was heute in der Schule vorgefallen war, verärgert blies sie ihre Wangen auf, hielt die Luft an um einen Wutanfall runterzuschlucken und wurde vor Wut schon ganz rot im Gesicht. „Boah, diese aufgeblasenen Weiber, am liebsten würde ich ihnen alle einzeln die Augen auskratzen. So etwas Hinterhältiges, wenn ich die sehe dann...“ „Hey, hey, immer mit der Ruhe Commander“, versuchte der Blonde das Mädchen zu besänftigen. Sie schoss die Luft aus und sah ihn fragend an. Der Basketballspieler erzählte Miyako von dem Shooting und das er ihr gerne noch irgendwie anders eine Freude machen wollte, dass sie irgendwas tun könnten, worauf sie sich als Eltern freuen und sie die schrecklichen Stunden in der Schule vergessen konnte und da das Kinderzimmer schon eingerichtet war, fiel dem Blonden im Moment nichts ein. Miyako legte ihre Stirn in Falten, dann schlug sie mit ihrer Faust in ihre flachen Hand ein „Bingo“, trällerte sie fröhlich und zog den Blonden hinter sich her. „Was? Hast du eine Idee?“, fragte er interessiert nach und lief der Älteren quer durch den Supermarkt hinterher, während sie ihm immer andere Dinge in die Hände drückte. Erst auf dem Kassenband sah er was die Lilahaarige da herausgesucht hatte. Takeru verstand überhaupt gar nichts. Auf dem Kassenband befanden sich: Vaseline, Olivenöl, Spachtelpulver, Feinkörniges Schleifpapier, Weißes Gesso, Acrylfarben und Klarlack. „Was soll ich denn bitte mit diesen Sachen anfangen?“, fragte der Takaishi verständnislos nach. Miyako besah den Jüngeren über ihre Brille hinweg, in dem sie ihren Kopf etwas nach unter senkte. „Na ihr macht einen Babybauch-Gipsabdruck“, klärte sie den Jüngeren auf. „Gipsabdruck?“ Die Mathematikstudentin lächelte den Blonden an. „Oh ja, den Rest werdet ihr zu Hause haben, im Internet findet ihr eine Anleitung wie das genau funktioniert und ich überlege eine Babyparty für Kari zu schmeißen. Sicher werden die zukünftigen Omis mir gerne helfen und von den anderen Mädels muss ich gar nicht erst reden.“ Takeru lächelte „Ja, da würde sie sich sicher freuen, aber würde man das mit dem Gipsabdruck nicht etwas später machen, wenn Hikari weiter ist?“, fragte der Blonde verwundert nach. „Nein, nicht unbedingt, ihr habt doch Halbzeit das kann man doch auch festhalten und dann macht ihr das gleich nochmal etwas später und nimmt beide Gipsabdrucke mit zu dem Shooting, das ist doch mal ein Accessoire.“ Takeru lachte „Du kommst auf Ideen, Danke.“ Miyako grinste triumphierend. „Nicht dafür, Kari ist meine beste Freundin ich würde alles für sie tun.“ Takeru bezahlte, eher er alles in die Tüte stopfte und sich auf den Weg zu seiner Freundin machte.

 

 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*20 Minuten später*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Takeru klingelte im Wohnungsblock der Familie Yagami. „Ja?“, kam es monoton aus der Yagami. „Ich bins“, begrüßte er seine Freundin, kurz darauf hörte er wie ein Türsummen ihn in die Wohnung ließ. Er gab seiner Freundin ein Kuss auf die Lippen und lächelte sie breit an. „Was ist denn mit dir los?“, fragte sie ein wenig gereizt nach. Sie war wohl noch nicht besser drauf, als heute Morgen in der Schule. „Ich habe eine, nein zwei Überraschungen für dich“, wurde das Grinsen des Blonden immer breiter. Etwas skeptisch blickte sie zu ihrem Freund. „Eine, nein zwei Überraschungen?“ Takeru hielt ihr als erstes einen Umschlag vor. „Das ist die erste Überraschung“, erwiderte der Träger der Hoffnung und drängte Kari, dass sie doch endlich den Umschlag öffnen sollte. Wie ihr befohlen, öffnete Kari den Briefumschlag und zog einen Gutschein heraus. Takeru hat sich natürlich nicht nehmen lassen, vorab noch einen Brief beizulegen, wo beschrieben war, was bei dem Shooting fotografiert werden soll und wann es stattfindet. Ungläubig sah die Braunhaarige zu ihrem Freund. „Keru“, flüsterte die Kleinere. Takeru wusste, wie Kari die Fotografie liebte und dass es einst ihrer Lieblingshobbys war. Sie sah zurück zu dem Blonden und lächelte ihn liebevoll an. „Jetzt kommen wir zur Überraschung Teil zwei“, fuhr er fort und legte alle Utensilien auf den Wohnzimmertisch. Hikari zog ihre Nase kraus. „Willst du streichen?“, riet sie drauf los. T.K schüttelte lachend den Kopf. „Nein, wir machen jetzt einen Babybauchabdruck.“ Hikari lächelte einen Babybauchabdruck? Aber so groß ist der Bauch doch noch gar nicht“, murmelte sie irritiert.

„Ja genau, wir machen das gleich nochmal, wenn du am Ende der Schwangerschaft bist und dann könnten wir doch beide Gipsabdrücke mit zum Shooting nehmen und selber ich kann mir dann einen Bauch anlegen“, lachte der Blonde. Bei der Vorstellung musste auch die Braunhaarige lachen. „Okay ich bin dabei.“ Takeru ging nochmal in Hikaris Zimmer und holte ihren Laptop hervor. Er suchte nach einer Anleitung und gab dieses in einer Suchmaschine ein, einige Klicks später fanden sie eine Anleitung und gemeinsam lasen sie sich genau durch, was zu tun war, damit sie auch nichts falsch machten. „Ich bin dafür, dass wir auch deine Brüste mit eingipsen“, grinste der Blonde und sah mit anzüglichem Grinsen zu seiner Freundin, die rollte nur mit den Augen. „War mir klar.“

 

Takeru holte noch zwei Handtücher aus dem Badezimmer, sowie eine Schüssel mit warmen Wasser und eine Schere. Gemeinsam sahen sie sich die ganzen Utensilien an. „Sicher, dass wir das hinbekommen?“, fragte sie mit leichter Skepsis in der Stimme nach. „Klar, schau mal es fängt damit an, dass ich dich überall mit Öl und Vaseline eincremen darf. Na dann: zieh dein Oberteil und deinen BH aus.“ „Können wir das nicht lieber ins Badezimmer gehen, bevor Mama nach Hause kommt und ein Schrecken bekommt, wenn überall Reste rumliegen?“ Takeru nickte und so räumten sie alles ins Badezimmer.  Kari hatte damit begonnen viele Gipsbinden zurecht zu schneiden und der Takaishi legte sie alle vorsichtig aufeinander. Takeru begann damit und die Braunhaarige überall einzucremen und musste bei jeder Berührung ihres Freundes leicht kichern. „Jetzt benimm dich und mach das vernünftig“, tadelte Kari ihren Freund. „Keine Sorge, dass werde ich mit oberster Sorgfalt machen“, erwiderte er grinsend. Irgendwie war das schön, wie sie gemeinsam im Badezimmer saßen und sich wieder auf die schönen Seiten der Schwangerschaft konzentrierten. Verdammt in ihr wuchs ein kleines Wunder heran, entsprungen aus der Liebe der Beiden, sollten ihre dämlichen Mitschüler doch über sie reden, wie sie und was sie wollten. Hikari hatte eine Familie die hinter ihr stand, tolle Freunde die sie unterstützte und sie hatte Takeru, den tollsten Freund und Vater für ihr Kind den man sich überhaupt nur wünschen konnte. Und sie hatte Little You, ihr kleines Mädchen, noch einmal legte sie ihre Hand an ihrem Unterbauch, als sie ein Tritt spürte und sie lächeln musste. Hikari nahm die Hand ihres Freundes und gemeinsam lächelten sie sich an, als auch er den Tritt spürte. Abtreibung? Adoption? Die Mitschüler hatten doch keine Ahnung was sie da sagten. Dass hier war ein Wunder, eine Liebe wie keine Zweite, um nichts in der Welt würde sie ihr eigenes Fleisch und Blut, welches neun Monate unter ihrem Herzen heranwuchs in fremde Hände geben. Sie waren jung, ja, aber war das schlimm? Ob man gute oder schlechte Eltern war, war doch keine Frage des Alters, sondern der Einstellung und sie hatten sich klar für ihr Kind entschieden. Takeru gab seiner Freundin noch einmal ein Kuss auf ihren Bauch, ehe er mit seiner Arbeit begann.

 

Die erste Gipsbinde legte der Blonde ins Wasser und ließ es ein paar Sekunden einweichen. Die Binde legte er auf ihrem Oberkörper ab und mit dem Finger strich und glättete er sanft darüber. So machte er behutsam weiter. Hikari genoss die Berührungen ihres Freundes sehr und ihre anfänglichen roten Wangen ließen schnell nach. Es war allerdings auch ganz schön anstrengend, weil sie die ganze Zeit stehen musste, während Takeru bequem auf dem Toilettendeckel saß. „So.…fertig“, strahlte der Träger der Hoffnung auf sein Meisterwerk, als er die letzte Binde angelegt hatte, während Hikari an sich runter sah. „Und jetzt?“ Takeru grinste seine Freundin an. „Jetzt muss du dreißig Minuten so stehen bleiben und möglichst flach atmen, damit die Form beibehalten wird“, laß er den Vorletzten Teil der Anleitung noch einmal durch. Die Braunhaarige konzentrierte sich, doch mit ihrem Freund an ihrer Seite gingen die dreißig Minuten doch ganz schnell um. Vorsichtig tippte der Blonde an dem Gipsabdruck um zu testen, ob der Abdruck auch fest war, als dieser fest war, löste er behutsam den Gipsabdruck von Hikari und legte ihn schnell und sicher neben sich ab. Begeistert sahen sie sich das Endergebnis an. „So.…jetzt noch zwei, drei Tage richtig trocknen lassen und dann können wir es mit Acrylfarbe anmalen“, trällerte die Braunhaarige fröhlich. Takeru räumte währenddessen alle Utensilien wieder an ihren Ort und ging zurück ins Badezimmer. „Kommen wir jetzt zu meinem Lieblingsteil.“ Verwundert sah Hikari zu ihrem Freund. „Hä? Wir sind doch fertig“, erwiderte sie verwirrt. „Nein, sind wir nicht“, kam es streng von Takeru, was bei Hikari zu einem noch verwirrteren Gesichtsausdruck führte. Takeru fing laut zu lachen an, als er seine Freundin so sah und konnte nicht länger ernst blieben. Takeru zog sich sein Shirt, samt Hose ebenfalls aus. „Jetzt gehen wir duschen. Immerhin muss das ganze Zeug von dir runter“, grinste der Blonde, während er auf die Rückstände des Gipsabdruckes an ihrem Oberkörper deutete. „Du bist unmöglich“, trällerte Hikari fröhlich, zog aber schließlich auch ihr Höschen aus, um die Dusche zu betreten.

Glückgsgefühle


 

Die einfachen Freuden der Seele sind die süßesten. Sie lassen sich nicht motivieren, zergliedern, deuten, beschreiben, sie sind als Elemente unseres Glücksgefühls unzerlegbar und eben darum so mächtig.

Paul Keller

(1873 - 1932), deutscher Schriftsteller

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Yamato*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Yamato war mit den restlichen Jungs von Knife of Day im Tonstudio. Heute würden sie einen neuen Song aufnehmen den sie schon länger im Bandraum geprobt haben. Sie mussten in kürzester Zeit Gas geben, denn jede Stunde war teuer und abgesehen davon würde Mimi am Nachmittag vorbeikommen, wenn die Band mit ihrem Song fertig wäre. Diese Stunden waren bereits bezahlt, da Mimi ihr Geburtstagsgeschenk einlösen wollte und der Blonde ging nicht davon aus, dass Mimi übertrieben lange brauchen würde, wobei er sehr neugierig war, was den Song anging, denn Mimi hatte ihm später noch geschrieben, dass sie ein Lied aufnehmen möchte, dass aus ihrer eigenen Feder stammte und nicht von einem anderen Künstler. Zudem fragte er sich auch, ob sie sich Gedanken um eine Kompensation gemacht hatte. „Okay, das passt. Danke Jiro“, rief der Produzent aus dem Regieraum, den der Gitarrist über Lautsprecher im Aufnahmeraum hören konnte. Jiro verließ den Aufnahmeraum, legte seine Gitarre in den Gitarrenkoffer und ging zu seinen Bandkollegen in den Regieraum, wo der Produzent, der Tontechniker und die restlichen Bandkollegen saßen. „Kann es ich mir kurz anhören?“, fragte der Schwarzhaarige nach, der um seinen Kopf ein rotes Stirnband trug. „Klar“, erwiderte der Musikproduzent, drehte sich auf seinem Drehstuhl zurück zum Mischpult und ließ die letzte Aufnahme nochmal laufen. Die Jungs wippten im Takt mit und hörten den letzten Seiten der Gitarre klingen. „Klingt echt super“, erwiderte auch Takato, der Schlagzeuger der Band der als erstes seine Aufnahme im Kasten hatte. Nun mischte der Tontechniker das Schlagzeug, den Bass und die Gitarre grob zusammen und die Jungs grölten bereits los, als wäre der komplette Song abgemischt und auf CD gebrannt. „Echt super“, erwiderte Yamato anerkennend. „Dann fehlt uns ja nur noch deine liebliche Stimme“, grinste Jiro zu seinem Frontmann. Yamato lachte auf und verließ den Regieraum um seinen Part einzusingen. Er stellte sich vor das Mikrofon, nahm die Kopfhörer die auf einem Ständer vor ihm standen und setzte sich diese auf seinem Kopf. Der Songtext stand auf einem Notenständer ebenfalls vor ihm, obwohl er den Text auswendig kannte, immerhin hatte er das Lied selbst geschrieben, aber manchmal konnte es helfen, falls man mal einen Patzer oder Texthänger hatte. Der Blonde Rebell wechselte das Mikrofon, denn für die Instrumente wurde ein anderes Mikrofon genutzt, als für den Sänger, das war wichtig, weil jedes Mikrofon seinen bestimmten Klang mitbrachte. Yamato konzentrierte sich, schloss seine Augen, hörte über die Kopfhörer den Intrumentalteil und begann mit seinem ersten Take.

 

Nach circa fünfzehn Minuten unterbrach der Produzent den Frontmann, in dem er eine Hand hob. „Ja? War was falsch?“, fragte der Blonde gleich irritiert nach. „Es hat geklingelt“, informierte ihn der Produzent über die Lautsprecher. Yamato nickte verstehend „Könnte Mimi-chan sein, ich schau mal kurz“, erwiderte Yamato, nahm sich die Kopfhörer ab und ging in Laufschritten zur Türe. „Du bist zu früh“, belehrte er die Jüngere grinsend. „Ich weiß, ich war neugierig und wollte mal bei der Entstehung bei einem euren Song dabei sein“, gab sie schüchtern zu. Yamato gab ihr mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass sie eintreten durfte. „Ich bin schon ganz aufgeregt“, murmelte die Brünette angespannt. „Ach du schaffst das schon, aber es wird noch einen Moment dauern. Ich bin noch nicht ganz fertig.“ „Jaja, kein Ding ich weiß ja, dass ich viel zu früh bin.“ Yamato brachte Mimi zu den Anderen in den Regieraum, die die Brünette erfreut anlächelten. „Hallo Mimi-chan, ich kümmere mich um dich, solange Yamato beschäftigt ist“, grinste Takashi und klopfte mit seiner Hand auf den leeren Platz neben sich. „Finger weg!“, ermahnte der Frontmann den Schlagzeuger. Immerhin ging es um Mimi, die große Liebe seines besten Freundes, wenn einer seiner Bandkollegen Mimi schöne Augen machte, würde auch er ein großes Problem mit Taichi bekommen und darauf konnte er wirklich verzichten. „Mach dir keine Sorgen Matt. Ich bin ja auch noch da“, erwiderte Jiro und zwinkerte Mimi zu. „Und das soll mich jetzt beruhigen?“, kam es mürrisch von dem Blonden. „Zeit ist Geld mein Lieber“, erwiderte Akio, der Bassist der Band, der Gleichzeitig auch für die Finanzen der Band verantwortlich war und da er der einzige war, der eine feste Freundin hatte, bat er selbstlos an, ein Auge auf Mimi zu werfen, ganz ohne Hintergedanken versteht sich. Natürlich wie Yamato dachte. Der Frontmann ging zurück in den Aufnahmeraum und begann mit seinem vierten Take. Nach weiteren zwanzig Minuten waren alle – einschließlich Yamato zufrieden und er ging zurück in den Regieraum. „Kann ich mal alles zusammen hören?“, fragte Mimi aufgeregt nach, die ohne hin so wirkte als wäre sie von allem – einschließlich der Technik begeistert. „Ja, aber der Song ist noch lange nicht fertig, er muss noch nachproduziert und die einzelnen Takes so aufeinander angestimmt werden, dass alles passt“, erklärte Akio ihr. „Ja, aber eben haben wir uns auch schon etwas ohne Vocals angehört, dann können wir uns jetzt mal die grobe Fassung komplett anhören“, widersprach Jiro. „Ihr könnt kurz eine Pause machen. Ich stimme das etwas aufeinander ab und spiele es gleich einmal ab“, erklärte der Tontechniker. „Super, gute Idee“, stimmte Yamato zu und verließ den Regieraum. „Mimi kommst du mit, dann kannst du mir mal das Lied zeigen.“ „Den Song will ich auch hören“, schrie Takashi aus. „Was? Geht ihr danach nicht?“, fragte Mimi nervös nach. „Nö, ich hab danach eh nichts weiter vor.“ „Ich auch nicht“, stimmte Jiro mit zu. Matt fasste sich mit seiner flachen Hand an die Stirn. Die Hormone gingen mal wieder seinen Bandkollegen durch, dabei hatte er sie eindringlich informiert, dass dieses Mädchen für keinen zu haben wäre.

 

Mimi sah irritiert zwischen Jiro und Takashi hin und her, stand aber schnell auf und folgte Yamato nach draußen, der die Zeit nutzte um eine Zigarette zu rauchen. „Wie geht es dir?“, fragte der Blonde bei der Jüngeren nach, als sie oben und zu zweit waren. „Passt schon“, antwortete sie zaghaft und versuchte tapfer zu lächeln. Irgendwie wollte er Mimi auf Tai ansprechen, aber Mimi war nicht dumm. Sie wusste schließlich auch, dass Taichi sein bester Freund war und ihm alles erzählen würde und Yamato war sich sicher, dass Taichi bereits den ganzen Tag auf ihn warten würde, darüber musste er kurz den Kopf schütteln und lächeln. „Darf ich mal den Song sehen?“ hakte der Musiker nach. Mimi bekam gleich einen roten Schimmer der sich um ihre Nase zog, sonst war sie stets eine selbstbewusste junge Frau, aber sie war gerade im Begriff ein Stück Papier zu zeigen, auf den sie ihr ganzes Herz sprechen ließ. Ein Song den sie unter Tränen schrieb, an dem Tag wo sie ihre Hoffnung verloren hatte. „Na komm schon, gleich höre ich es sowieso oder willst du es ins Mikrofon flüstern?“, fragte er amüsiert nach. „Nein natürlich nicht, aber du darfst mich nicht auslachen“, tadelte sie ihn und sah den Älteren böse an. „Hallo? Wo denkst du bitte hin?“ Mimi gab ihn den Text und Yamato laß ihn sich durch. „Darf ich fragen, wann du das geschrieben hast?“ Yamato war nicht dumm, er war sich sicher, dass es sich bei dem Lied um Taichi handelte. „Vor drei Wochen“, gab sie schließlich zu. Der Blonde nickte, hatte er also doch Recht, denn vor drei Wochen gab es den großen Knall und trotzdem hatte der Song für den Blonden eine ganz klare Botschaft, dass sie Taichi nach wie vor liebte, auch die Blicke am vergangen Samstag waren eindeutig von beiden Seiten. Er war sich sicher, dass die Beiden noch eine Chance hatten und trotzdem fragte er sich, ob Mimi Taichi das Lied jemals vorspielen würde. Er würde sicher durchdrehen. „Hast du eigentlich nochmal mit Koushiro gesprochen?“, wollte Yamato wissen. Mimi schüttelte den Kopf. „Außer kurz bei Joes Verlobungsfeier nicht. Er wollte aber heute Abend mit mir reden und sich wohl entschuldigen“, erklärte Mimi und sah erwartungsvoll was er denn von dem Text hielt, denn momentan war ihr das wichtiger, als alles andere. „Ich finde es richtig gut.“ „Wirklich?“, fragte Mimi schrill nach. Yamato kicherte und nickte. „Ja, aber zu einem guten Lied braucht es mehr als einen guten Text. Was ist denn mit der Musik?“ Mimi druckste etwas herum. „Ich hab das Lied am Klavier geschrieben.“

Yamato staunte nicht schlecht. „Du spielst Klavier?“ Mimi nickte. „Na ja...Ich habe vor...wann war das.…vor fünf Jahren angefangen einige Klavierstunden zu nehmen, dann aber einige Jahre nicht gespielt. Ich bin etwas eingerostet“, gab sie zu. „Wir bekommen das schon hin. Jiro kann auch Keyboard und so anders ist das auch nicht und wenn du willst, spielte ich gerne noch etwas Gitarre dazu“, grinste er. „Hey, kommt ihr“, rief Jiro, als er die Türe öffnete und mit ihren vor dem Tonstudio stand. Sie nickten dem Gitarristen zu, Yamato drückte seine Zigarette an der Bordsteinkante aus und folgte Mimi zurück in den Regieraum.

 

Gemeinsam hörten sie sich den Song an, auch wenn das noch nicht die Endabschmischung war, waren alle hellauf begeistert. „Das Lied ist echt super“, gratulierte Mimi fröhlich. Die Jungs waren richtig stolz, klatschten sich begeistert in die Hände und sahen dann erwartungsvoll zu Mimi. „Dann bist du jetzt dran“, drängte Yamato die Brünette.

„Wollt ihr etwa alle blieben?“, fragte sie überrascht nach „Sogar Akio?“ Der Bassist stand auf und ging zu Mimi. „Klar, Yamato hat uns gesagt, dass du gut singen kannst und wir hören gerne Musik und sind sowieso gerne im Tonstudio, also wenn es dich nicht stört. Würden wir gerne bleiben“, erklärte Akio ihr. „Und wir haben dich auch zuhören lassen“, erinnerte der Gitarrist sie grinsend. „Dann wäre es nur fair, wenn wir auch was zu hören bekommen, wenn wir schon nichts sehen dürfen“, entgegnete auch der Schlagzeuger schlagfertig. Mimi rollte nur die Augen. „Ich geb mich ja schon geschlagen. Meinetwegen.“ „Ihr seid solche Idioten“, kam es genervt von Yamato.  Der Blonde machte mit Mimi eine kleine Studioführung. Den Regie-Raum kannte sie bereits, dann gab es einen noch kleinen Technikraum - sicher ein Traum für den Computerfreak, den Aufenthaltsraum und den Musikraum, denn viele Instrumente standen auch im Studio und gehörten dem Produzententeam. Wobei die meisten Künstler ihre Instrumente lieber selber mitbrachten. Mit einem Klavier war das jedoch nicht so einfach. Yamato erklärte Mimi, dass sie entweder verschiedene Takes machen und Instrumental und Vocals getrennt aufnehmen könnte oder aber im Ensemble sprich Klavier spielen und singen könnte. Mimi entschied sich fürs letztere. Sie fühlte sich so ein wenig sicherer auf das Klavier, als durch eine Glasscheibe auf die Jungs hinter der Scheibe zu sehen.  Yamato machte eine kleine Einweisung und erklärte Mimi alles Wichtige. Zusammen mit Jiro und Takashi trugen sie das Klavier in den Aufnahmeraum. Mimi setzte sich mittig in den Schallgeschützen Raum, das Mikrofon konnte man noch etwas runterziehen und die Kopfhörer waren sowieso funktional und tragbar. Nervös legte sie ihre Zeilen auf einen Notenständer und wartete darauf, dass sie anfangen konnte.

 

„Okay jetzt bin ich ja mal gespannt was die Kleine drauf hat“, sprach Jiro der interessiert zuhörte. „Wie gut, das sie sitzt, sonst würde sie sicher gleich umkippen, so nervös wie sie ist“, erwiderte Akio. „Hey seid mal ein bisschen gnädiger, sie macht das heute zum ersten Mal.“

„Was wir entjungfern sie gerade?“, kam es angeheitert von Takashi. „Boah Jungs, haltet die Klappe sonst schmeiße ich euch raus!“, belehrte Yamato seine Freunde. Der Produzent machte ein Zeichen und Mimi verstand. Sie begann mit einem kurzen Intro auf ihrem Klavier, ehe sie begann auch zu singen. An Anfang hörte man die Nervosität in ihrer Stimme deutlich raus, aber dennoch machte sie ihre Sache gut wie Yamato fand. Er nahm sich das Mikrofon und sprach zu Mimi. „Hey, du machst das gut, du musst nur die Nervosität in den Griff bekommen. Mimi schenkte Yamato nur einen `Wenn das so leicht wäre´- Blick und begann mit ihrem zweiten Take. Mit jedem Take wurde die Nervosität weniger und Mimi selbstsicher. „Sie ist wirklich gut“, sprach er beeindruckt aus Jiro. „Sie hat wirklich eine tolle Stimme und singt mit viel Gefühl, obwohl sie das Lied jetzt zum fünften Mal singt“, staunte Takashi nicht schlecht. „Ob Mimi einverstanden ist, wenn wir noch ein paar Instrumente mit reinbringen?“, fragte Akio nach. Yamato zuckten mit den Schultern „Glaube nicht.“

Der Musikproduzent nahm sich das Mischpult und brachte eine Standartfolge Schlagzeug mit rein. „Yeah“, erwiderte Takashi, der Begann mit dem Kopf im Rhythmus mit zu wippen. „Ich will nichts sagen, aber ich glaube die Kleine ist ne Goldgrube. Ein ungeschliffener Diamant“, sprach es ehrlich aus dem Musikproduzenten und er wusste immerhin wovon er sprach. Er hatte täglich Musiker in seinem Tonstudio. Mit mehr oder weniger Talent. „Und sie macht das nur so nebenbei?“, fragte er daher ungläubig bei Yamato nach, dieser nickte „Ja... Das war ein Geburtstagsgeschenk“, murmelte der blonde Rebell. Er musste eine Zeitlang über die Worte des Produzenten nachdenken. Mimi hatte wirklich musikalisches Talent und ein gutes Gespür für Musik. Der Text war fließend und ging schnell in Ohr. So schnell das Yamato den Text bereits mitsingen konnte. Ja – wer hätte das gedacht, Yamato der Rocker sang ein Lied von der Popprinzessin mit.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Mimi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Ab einem gewissen Zeitpunkt schaffte es die Tachikawa, die anderen komplett auszublenden und sich in das Gefühl des Liedes direkt einzufühlen. Mit jeder weiteren Strophe klang ihre Stimme gekräftigter und intensiver. Selbst ihr fiel das auf, wobei es ungewohnt war vor Publikum ihr eigenes Lied zu präsentieren. Aber es war nur fair, hatte sie von Yamatos Band schließlich auch den neuen Song hören dürfen. Außerdem war es ab einem gewissen Punkt vollkommen gleich, wer sie hörte, da sie sich komplett in der Emotionalität des Liedes wiederfand. Sie sah sich erneut zu jenem Abend zurückversetzt und spürte die Trauer durch ihren Körper krabbeln. Es war nicht einfach, das Herz an einen besonderen Menschen verloren zu haben. Vor allem, da es sich einfach nicht richtig anfühlte, wenn sie im Nachhinein darüber nachdachte. Mit ihrer Liebe verletzten sie die Menschen, die ihnen am wichtigsten waren. Und ihre Freundschaft war viel kostbarer als alles andere. Noch immer schmerzte es sie, dass sie nicht mit ihrem besten Freund über den Kummer reden konnte, der sich in ihre Gedanken festgesetzt hatte. Auch mit Sora vermied sie Gespräch über Taichi. Es ging einfach nicht, wenn sie wusste, dass Koushiro in sie und Sora in Taichi verliebt waren…

 

Etwas traurig senkte sie den Blick und sah zu den Tasten des Klaviers. „Okay! Mimi-chan! Jetzt nochmal volle Power im letzten Take! Dann sollten wir es haben!“, hörte sie die Stimme des Managers von Yamato. Die Angesprochene nickte zaghaft und legte ihre Finger an die Tasten. Als sie begann, die Melodien des Liedes zu spielen, wurde sie erneut von den Gefühlen eingenommen. Diesmal schloss sie einfach die Augen und alles funktionierte wie von selbst. Vor ihren inneren Augen sah sie sich selbst bei Taichi sitzen.

 

„Du bist ein Idiot! Kein Wunder, dass sich Mietzi verzogen hat!“, kicherte die 16-Jährige. Es war der 2. August und Mimi war seit Langem wieder zu Besuch in Japan. Gestern hatten sie sich mit den Anderen getroffen, wie es immer am ersten August der Fall war. Schon heute Abend würde sie wieder abreisen, wollte aber vorher ihrem Findelkind einen Besuch abstatten. „Menno… und dabei bin ich extra gekommen, um Mietzi zu besuchen…“, murrte die Jüngere und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Taichis amüsiertes Lachen verstummte bei ihrer Aussage und er fixierte sie mit einem strengen Blick. „Du willst mir jetzt aber nicht weiß machen, dass du nur wegen der Katze gekommen bist?“, fragte er die Tachikawa vorwurfsvoll. Unsicher hob sie den Kopf und sah in die braunen Augen des Yagami. Schlagartig färbten sich ihre Wangen rot. Nur wegen ihm war sie eigentlich hier, trotz der Tatsache, eigentlich in einer Beziehung zu sein. Sie sah zur Seite. „Vielleicht bin ich auch wegen Hikari-chan hier…“, erwiderte sie trocken. Taichi wurde sauer. Wollte sie ihn gerade verarschen? „Vielleicht solltest du dann gehen. Wie du siehst, sind weder Hikari noch Mietzi hier!“, meinte er beleidigt, wobei Mimi kichern musste. Mit einem sanften Lächeln wand sie ihren Blick wieder zu dem Braunhaarigen. „Manchmal bist du wirklich ein Idiot! Natürlich bin ich auch wegen dir hier!“, sagte sie mit einem Schulterzucken. Taichi sah sie direkt an. Nach wie vor verstand er nicht, warum sie in einer Beziehung mit Koushiro war. Noch jetzt konnte er die offensichtliche Atmosphäre zwischen den Beiden bemerken. Es war nicht einfach Freundschaft, die zwischen ihnen lag. Da war so viel mehr…

 

„Ich hätte da noch einige Fragen…“, meinte er dann ruhig, ohne auf ihre Worte etwas zu erwidern. Mimi wollte gerade etwas erwidern, als er sie am Handgelenk packt, mit sich zog und rücklings aufs Bett schmiss, nur um sich im nächsten Moment über sie zu beugen. „Warum?“, fragte er sie direkt und fixierte ihre goldbraunen Augen. „W-Was…was meinst du?“, stammelte die junge Frau unsicher und legte ihre Hände an seine Brust, um ihn von sich zu schieben. Doch der Yagami war schneller, packte sich ihre Handgelenke und drückte sie über ihren Kopf zusammen. „Warum bist du mit Koushiro zusammen?!“ Ihre Augen weiteten sich, ihr Blick wurde trüb, bevor sie ihn wegdrehte. „Warum interessiert dich das?“, erwiderte sie schwer atmend. Seine Nähe machte sie wahnsinnig nervös. „Weil ich genau sehen kann, wie du reagierst!“, sagte er streng und fixierte sie. Seine Hand an ihren Handgelenken löste sich. „Zwischen uns ist was… das weißt du ganz genau. Warum kommst du mit deinem besten Freund zusammen?“ Tränen brannten in ihren Augen, als sie daran zurückdachte, wie Sora ihr davon erzählte, dass Taichi etwas mit seiner Klassenkameradin hatte. Es war wie ein Schlag ins Gesicht für sie, wie ein Betrug, der niemals hätte stattfinden sollten. Schmerz füllte ihre Brust. „Ich weiß nicht, von was du sprichst! Geh runter von mir!“, forderte sie verzweifelt aus. „Warum weinst du jetzt?“ „Ich weine nicht!“ „Doch, natürlich!“ Und nun spürte sie auch, wie die einzelnen, salzigen Tränen ihre Wangen hinabliefen. Mimi schluckte, wollte sich vor ihm – nicht vor ihm – nicht die Blöße geben. „I-Ich…ich…das geht dich gar nichts an!“, meinte sie nun etwas lauter, wütender. „Bitte, lass mich los!“, flehte sie nun sogar. Doch Taichi reagierte nicht.

 

„Mimi…“, flüsterte er nur, bevor er sich weiter zu ihr runterbeugte. Ihre Augen waren geweitet, wusste sie schließlich, welche Intention dahinterlag. Doch sie war nicht im Stande dazu, sich zu rühren. Als sich ihre Lippen einmal mehr berührten, konnte sie nicht anders, als ihre Augen zu schließen und sich ihm hinzugeben. Sanft streichelte Taichis Hand über ihre Wange und wischte ihr kleine Tränchen weg. Vorsichtig bahnte sich seine Zunge den Weg in ihre Mundhöhle und sie selbst stupste seine mit der Zungenspitze an. Wie in Trance gab sie sich dem Kuss hin und drohte darin zu versinken, als das lächelnde Gesicht ihres Freundes vor ihren Augen aufblitzte. Nein! Das hatte er nicht verdient. Koushiro liebte sie und sie küsste einfach einen anderen. Das konnte sie nicht tun! Das war nicht fair. „Nein!“, hauchte sie atemlos, nahm ihre ganze Kraft zusammen und stemmte ihre Arme gegen seine Brust, nur um den Überraschungsmoment auszunutzen und den Yagami von sich zu schubsen. „Ich kann das nicht!“, sagte sie mit schmerzverzerrten Gesicht, drückte sich von seinem Bett und stand direkt auf. Die Tachikawa suchte sich ihre Sachen zusammen und stürmte förmlich aus dem Zimmer. Im ersten Moment war Taichi zu perplex, um gleich reagieren zu können. Doch dann schnellte er hoch und folgte der Braunhaarigen. „Mimi! Verdammt!“, fluchte er und folgte ihr. „Mimi, jetzt warte doch…“, rief er ihr nach, doch die Türe war ins Schloss gefallen...

 

Und das Lied fand sein Ende.

 

Die Anwesenden waren sprachlos und sahen die junge Frau dementsprechend an. Selbst Yamato war von ihrer Performance beeindruckt und erkannte von Weitem, wie sich die Tränen über die Wangen der Tachikawa bahnten. Diese saß noch immer vor dem Klavier und hielt ihre Augen geschlossen. „Mann! Die Kleine ist der Hammer! Die sieht nicht nur aus wie ein Star, die singt auch noch so!“, flötete Jiro beeindruckt, als er seine Stimme wiederfand. Auch Takaishi musste dem zustimmen. „Ja, die Kleine ist ein richtiges Goldkehlchen!“ Yamato erwiderte nichts, stattdessen sah er die junge Frau an, die noch immer im Aufnahmestudio saß und traurig vor sich hersah. „Und sie ist wirklich Single?“, fragte nun wieder Jiro mit einem vielsagenden Grinsen. Yamato sah nun jedoch scharf zu seinem Bandmitglied. „Finger weg!“, drohte er. „Stehst wohl selbst auf die Kleine, was? Passen würde es ja, wenn man bedenkt, dass ihr Beide nicht nur optisch, sondern auch gesanglich gut harmonieren würdet!“, kicherte Takaishi und legte eine Arme um die Schulter des Blonden. „Vergiss es!“, murrte er. „Aber er hat schon recht. Ihr würdet rein musikalisch wirklich gut passen. Schon mal über ein Duett nachgedacht?“, war es nun Akio, der seine Stimme erhob. Überrascht sah Yamato den Älteren an. Taichi würde ihn umbringen, schoss es dem Träger der Freundschaft durch den Kopf. Daher schüttelte er nur schwach den Kopf. Doch auch sein Manager schoss darauf ein und drehte sich zu dem Ishida. „Ishida! Ich will das Mädchen, mit dir auf der Bühne. Hast du eine Ahnung, wie gut sich das verkaufen wird?!“, fragte er euphorisch. „Und die Kleine wird von den ganzen Groupies zerfleischt!“, lachte Takaishi und bekam einen Stoß gegen die Rippen. Yamato selbst war nach wie vor nicht sonderlich begeistert von der Idee. Er schnaubte nur, vergrub die Hände in den Hosentaschen und schwieg. Mimi selbst bekam nichts von der Diskussion mit, sondern schritt aus dem Aufnahmestudio. Noch leicht sah man die kleinen Tränchen auf ihren Wangen, die sie sich wegwischte.

 

„Du warst ausgezeichnet. Sag mal. Warum singst du nicht professionell?“, wurde sie direkt von Yamatos Manager gefragt, wobei sie selbst ein wenig zurückwich. Professionell? Sie? Nie und nimmer. Ihr wurde allein bei dem Gedanken schlecht, auf der Bühne singen zu müssen, denn damit verband sie nicht unbedingt positive Erinnerungen. Jetzt mal abgesehen von dem Zwischenfall in der Digiwelt, hatte man sie schon als Kind sehr häufig auf sogenannte Talentshows geschleppt, wobei der Spaß dabei auf der Strecke blieb. „Uhm… Ich bin mir nicht sicher, ob ich das professionell könnte…“, murmelte sie schüchtern und spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. „Es würde auf jeden Fall uns helfen, ein neues Publikum anzusprechen…“, erklärte Akio sachlich. Hilfesuchend sah Mimi zu Yamato. Diese seufze nur. „Du kannst es dir ja überlegen…“, meinte er knapp. Verwundert legte sie ihren Kopf schräg. „Du meinst also, dass unsere Stimmen harmonieren würden?“, fragte sie neugierig. „Keine Ahnung. Müssten wir ausprobieren. Aber es wäre sicherlich interessant und du hast wirklich eine super Stimme!“, erklärte er ehrlich. Mimi wurde gar ein wenig rot auf ihren Wangen. „Danke…“, murmelte sie zurückhaltend.

 

Bei der ganzen Unterhaltung hatten sie gar nicht mitbekommen, wie es geklingelt und Jiro dem Gast die Türe geöffnet hatte. Umso überraschter blickte Mimi in das Gesicht ihres Exfreundes. „Koushiro-kun?“, fragte sie verwundert. Auch Yamato folgte dem Blick und blieb bei dem Rothaarigen hängen. Ein strenger Blick haftete sich an den Jüngeren. Versuchte er tatsächlich immer noch an Mimi ranzukommen? Hatte er nicht schon genug kaputt gemacht? „Was machst du denn hier?“, fragte der Blonde daher stechend scharf. Mimi schluckte. Die Anspannung lag förmlich in der Luft. Dabei waren sie doch alle Freunde. Daher trat auch sie vor und sah ihren Freund fragend an. Dieser rieb sich unschlüssig den Oberarm. „Ich wollte nochmal mit dir sprechen… Sora-chan hat mir gesagt, dass du hier bist…a-aber…aber wenn es nicht passt, dann geh ich wieder…“, murmelte er. Es schmerzte die Tachikawa, ihren besten Freund so zu sehen. Niemals hätte es so weit kommen dürfen. Sie brauchten doch einander. Koushiro war ihr wahnsinnig wichtig und sie wollte ihn nicht verlieren. Selbst wenn sie ein Paar gewesen waren, so waren sie auch immer die besten Freunde gewesen. Diese Distanz zwischen ihnen belastete Mimi. Es war zudem schön, dass der Izumi den ersten Schritt ging und auf sie zukam. Nun war sie an der Reihe zu handeln. Daher legte sie nur sanft die Hand auf die Schulter von Yamato und lächelte ihn an. „Ich überlege mir das mit dem Lied. Ihr braucht mich nicht mehr, oder?“, fragte sie neugierig. Yamato zuckte mit den Schultern und sah sie streng an. „Mach dir keine Sorgen…“, hauchte sie nur mit einem Grinsen. Mimi konnte sich schließlich vorstellen, dass es dem Ishida nur um seinen besten Freund ging. Auch Mimi war nicht scharf darauf, dem Yagami erneut zu verletzten. Tatsache war jedoch auch, dass die beiden kein Paar mehr waren und die Tachikawa sich auch nicht sicher war, ob es Sinn machte, eine Beziehung mit ihm einzugehen. Zunächst wollte Mimi die Glasscherben am Fußboden zusammensuchen und sie wieder zusammensetzen. Freundschaften sollten wieder zum Leben erweckt werden. Sie selbst hatte in Amerika niemanden, der ihr zur Seite stand, keine Freunde, denen sie vertrauen konnte. Hier sollte es so nicht weitergehen. Sie wünschte sich ihren besten Freund zurück an ihre Seite. Das war nun einmal Koushiro… kein anderer… und diese Rolle würde er auch immer in ihrem Herzen tragen. „Wir sehen uns…!“, verabschiedete sich daher die Tachikawa mit einem Lächeln und winkte den restlichen Bandmitgliedern noch zu, bevor sie sich einfach in den Arm von Koushiro einhakte und ihn mit sich zog. „Ich hab Hunger! Lass uns was essen gehen!“, flötete Mimi glücklich. Und ehrlich. Sie war froh darüber, dass er da war und sie abholte. Dass er scheinbar wieder mit ihr Zeit verbringen wollte. Denn sie hatte schrecklich darunter gelitten, ihn nicht an ihrer Seite zu wissen.

 

So fanden sich die Beiden in einem kleinen, schnuckeligen Restaurant wieder. „Ich habe reserviert… auf Izumi…“, erläuterte Koushiro dem Barkeeper, bevor die Bedienung hervortrat und ihn freundlich ansah. „Folgen sie mit bitte!“, erklärte sie liebreizend. Mimi sah sich interessiert um. Also hatte der Rothaarige geplant, sie hierher zu entführen. Soso… Sie hoffte nur, dass das keine Hintergedanken mit sich zog. Mimi seufze, als sie zu seiner Hand sah. Diese umschloss die ihre, während er sie mitzog. Das Gefühl von Geborgenheit machte sich einmal mehr in ihr breit. Neben Taichi hatte sie sich bei ihm schon immer am besten gefühlt. Ein weiterer Grund, warum sie damals die Beziehung zu ihm eingegangen war. Auch wenn es vielleicht ein Fehler war, so hatte sie den Schritt nie bereut. Denn sie taten sich gegenseitig einfach gut.

 

An ihren Platz angelangt setzte sie sich dem Rothaarigen gegenüber und sah beeindruckt aus dem Fenster. Vor ihr erstreckte sich die Skyline Tokyos und Mimi war wirklich beeindruckt. „Wow…Das ist wirklich wunderschön! Da hast du aber ein hübsches Restaurant ausgesucht!“, meinte sie fröhlich. „Ja, das hab ich damals das erste Mal mit meinen Eltern besucht und dachte, es könnte dir auch gefallen!“, gab er verlegen zu. Nachdem sie ihre Bestellungen aufgegeben hatten, sahen sie einander intensiv an. Koushiro konnte dem Blick nicht lange standhalten und senkte ihn nur unsicher. „Es tut mir leid…“, flüsterte er. „Das sagtest du doch bereits… müssen wir das alles jetzt nochmal aufrollen?“, fragte sie vorwurfvoll. „Ich hab eure Beziehung zerstört, weil ich damit nicht klarkomme, dich mit ihm zu sehen…“, gab er zu. Mimi sah zu der gedeckten Gabel. „Wenn du es nicht getan hättest, wäre es wohlmöglich Sora-chan gewesen. Taichi und ich…das ist einfach unmöglich…Ich glaube nicht, dass unsere Beziehung eine Chance für die Zukunft hat. Viel zu viele Herzen wurden gebrochen und unsere Freundschaft ist zerfallen wie ein Kartenhaus.“ Mimi verkrampfte ihre Hand leicht zur Faust. „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mir die Freundschaft zu dir oder auch zu Sora-chan viel wichtiger ist…“ Mit ihren goldbraunen Augen sah sie ihn an. Tränen schimmerten an ihren Augenrändern. „Ich hab dich so vermisst… Du bist doch mein bester Freund und ich würde es nicht ertragen, dich zu verlieren…“, flüsterte sie traurig. Auch in seinen dunklen Augen schimmerten leicht Tränen auf, doch er schaffte es, sich zusammenzureißen. „Du hast dich wirklich kein bisschen verändert… noch immer ist dir das Wohl anderer wichtiger als Deines…“, meinte er mit einem Lächeln. Sanft legte er eine Hand auf ihre und löste die verkrampfte Haltung. „Egal, was zwischen uns geschieht. Ich werde immer dein bester Freund bleiben. Ich kann nicht bestreiten, dass mein Herz nach wie vor für dich schlägt, aber ich kann es noch weniger ertragen, wenn du wegen mir leidest. Ich möchte, dass du glücklich bist. Auch wenn das bedeutet, dass du an seiner Seite stehst und nicht an meiner…“, hauchte er, wobei man den Schmerz aus seiner Stimme herauslesen konnte. Mimi selbst senkte nur den Kopf. Wie sehr wünschte sie sich doch, dass sie ihn lieben könnte. Wie viele Probleme wären dadurch vermieden worden. Doch sie konnte weder sich, ihr Herz noch ihn weiterhin belügen. Den besonderes ihr Herz sagte ihr einmal mehr, dass sie Liebe nur dem Yagami gegenüber empfand. Daher tat es auch so weh, dass er in ihrer schwersten Zeit nochmals mit Serena geschlafen hatte. Ein Umstand, den sie bis heute nicht verstand und auch gar nicht verstehen wollte. „Können wir einfach das alles vergessen und von vorne anfangen?“, fragte sie ihn kurzerhand und sah ihn fast schon flehend an. Überrascht erwiderte er ihren Blick, lächelte dann aber sanft. „Natürlich…“, flüsterte er, ließ jedoch seine Hand auf ihrer. Mimi spürte das, ihre Finger prickelten leicht, bevor sie diese mit seinen verhakte. Mimi hatte das vertrauensvolle Miteinander zu ihm einfach nur vermisst…

 

Der Abend zog sich in die Länge. Wieder sprachen sie frei und ausgelassen miteinander, genau wie damals. Ihre Zungen lockerten sich mit jedem weiteren Schluck Wein. So sprachen sie über die Uni, die vergangenen Geschehnisse und auch über die Auseinandersetzung mit Michael. Mimi wunderte es nicht, dass Koushiro die ausschlaggebende Kraft war, die Makoto kontaktiert hatte. Sie streichelte mit ihrem Daum leicht über die Haut seiner Hand. „Danke…“, flüsterte sie. Überrascht sah der Ältere in ihre Augen. „Was meinst du?“, fragte er verwirrt. „Hättest du damals nicht Makoto kontaktiert, dann wäre ich wohlmöglich durchgedreht. Ich glaube, ich habe mich noch nie wirklich dafür bedankt…“ „Dafür musst du dich nicht bedanken…“ „Doch…Denn während Taichi sich mit einem anderen Weib begnügt hat, hast du alles nur Erdenkliche getan, um mit zu helfen. Dafür bin ich dir unendlich dankbar…“, flüsterte sie etwas bedrückt. „Wir wollten doch nicht darüber sprechen…!“, klärte er sie auf und schenkte ihr ein weiteres Glas Wein. Weder er, noch sie machten sich groß Gedanken über die Konsequenzen ihres Konsums. Mimi genoss den Abend, genauso wie er es auch tat. Daher stießen sie schon im nächsten Moment miteinander an. Die Tachikawa nahm einen großzügigen Schluck ihres Glases, bemerkte aber bereits mit diesem Glas, dass sie nicht besonders viel vertrug. Aber dieser Abend, ihre Versöhnung, musste gefeiert werden. Denn endlich hatte sie ihren besten Freund wieder.

 

Weitere Gespräche folgten und das Restaurant leerte sich. Mimi spürte die aufkommende Hitze und den Alkohol ganz deutlich in ihren Sinnen. Vor ihr drehte sich alles und sie war definitiv an ihre Grenzen gekommen. Sie musste ins Bett, bevor sie noch irgendwas Dummes anstellte. Koushiro ging es ähnlich. Daher rief er auch die Kellnerin und erklärte, dass er bezahlen wollte. Mimi nahm sich schon ihre Handtasche, um ihren Teil zu bezahlen, da stoppte sie bereits Koushiro. „Nicht. Du bist eingeladen!“, meinte er mit einem schiefen Grinsen. „Aber Koushiro-kun… Wir haben zwei Weinflaschen getrunken…d-du…du solltest nicht alles bezahlen!“ „Keine Diskussion!“, erwiderte er frech und bezahlte folglich mit einem großzügigen Trinkgeld.

 

Als sich Mimi aufrichtete spürte sie, wie schwer sich alles anfühlte. Sie war wacklig auf den Beinen und sah im ersten Moment alles doppelt. Erst als sie seine Hand an ihrer spürte, sah sie zu dem Rothaarigen auf und wirkte gar einen Moment überrascht, aber auch verlegen. Irgendwie war es wie damals, als sie zusammen waren. Natürlich hatten sie da nie zu viel getrunken, doch Koushiro hatte sich immer um sie gekümmert, wenn es ihr nicht gut ging. Wieder ließ sie sich von ihm und seiner Hand nach draußen führen. Ihre gläsernen Augen hatten sich auf ihre beiden verschlossenen Hände gerichtet, bevor sie den Kopf hob und seine roten Haare musterte. Laut schlug ihr das Herz gegen die Brust und sie spürte ein unbändiges Verlangen, je länger sie ihm folgte. Sie fühlte sich einsam und verlassen. Mimi sehnte sich nach Wärme und Geborgenheit. Jetzt und hier. Sie vermisste Taichi. Doch er war nicht hier. Nur Koushiro, ihr bester Freund. Wahrscheinlich würde sie ihren nächsten Schritt bereuen, doch sie wollte endlich wieder leben. Sie wollte das Leben endlich wieder genießen. Daher dachte sie auch nicht groß nach, als sie ihre Hand löste und den jungen Mann vor ihr von hinten umarmte. „Nimm mich mit zu dir…“, flüsterte sie leise. Dabei konnte sie genau fühlen, wie sich sein Körper anspannte. „Mimi…was redest du denn da?!“, fragte er erschüttert. Fast automatisch glitten ihre Hände unter seine Jacke und berührten seine Haut. Dabei zuckte er zusammen. „Bitte…“, flüsterte sie eindringlich und vergrub ihr rotes Gesicht in seiner Jacke. „Du wirst es morgen bereuen…Mimi… Ich bin auch nur ein Mann!“, hauchte er in die Nacht hinein. „Ich weiß… Bitte…nimm mich mit…“, erwiderte sie erneut flehend. Koushiro schluckte und drehte sich zu der Jüngeren zurück. Weitere Komplikationen würden entstehen, weiterer Kummer sich entwickeln. Sie würden erneut jemanden wehtun. Doch wenn er zu ihr hinabsah und in ihre goldbraunen, flehenden Augen blickte, konnte er nicht anderes. Daher legte er nur seine Hände an ihre Wangen und drückte ihr Gesicht in die Höhe. „Und du bist sicher, dass du das willst?“, fragte er sie. Deutlich erkannte er an ihren Blick, dass sie betrunken war. Aber auch ihm ging es nicht besser. Ein deutliches Verlangen machte sich in ihm breit, bevor er seine Hand über ihre Wange streicheln ließ. Mimi bekam eine Gänsehaut, dann nickte sie zaghaft. „Ich weiß ganz genau, was ich will…“ Liebe, Geborgenheit und Wärmeein letztes Mal von ihm.

 

„Okay…“ Koushiro beugte sich zu der Jüngeren runter und gab ihr einen einfühlsamen Kuss. Danach griff er nach ihrer Hand und zog sie kurzerhand in die entgegengesetzte Richtung. Nun gab es kein Zurück mehr.

Loslassen


 

Nur wer wirklich liebt – kann auch loslassen.

Stefan Wittlin

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Koushiro*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Ihre Augen glänzten im Schimmer des Mondscheins, während er sie ansah, sie musterte in ihrem Blick versank. Wieder lag sie unter ihm, wirkte unschuldig und verlegen. Ein roter Film hatte sich auf ihren Wangen gebildet, der deutlich den Einfluss des Alkohols widerspiegelte. Schnell und unregelmäßig hob sich ihr Brustkorb. Alles ging so schnell. Sie betraten seine Wohnung, küssten sich und landeten letztlich in seinem Bett. Koushiro wusste gar nicht, wie ihm geschah. Dieses Mädchen unter ihm war die Liebe seines Lebens, doch ihr Herz schlug für einen anderen. Trotzdem war sie hier… Bei ihm… Mimi war gewillt mit ihm zu schlafen, den Grund verriet sie ihm nicht. Aber auch er wollte sich nicht zurückhalten, wollte das Feuer der Leidenschaft und ihre Nähe spüren. Doch immer wieder schlichen sich erneut Zweifel in seine Gedanken. Morgen früh würde sie es bereuen. Dabei waren sie beide ungebunden, sie beide waren in keinen Beziehungen. Sie waren vollkommen frei in ihren Entscheidungen, wenn man es mit dem Verstand betrachtete. Allerdings war Mimi ein emotionaler Mensch, sie würde sich fühlen, als habe sie den Yagami betrogen und er selbst würde dabei zusehen müssen, wie das schlechte Gewissen sie innerlich zerfraß.

 

„Was hast du?“, drang seine Stimme an sein Ohr. Einen Moment lang schloss er seine Augen und atmete tief ein und durch. „Wenn wir weiter gehen…Es ist ein Fehler…das weißt du, oder?“, fragte er. Er öffnete seine Augen und fixierte den goldbraunen Glanz ihrer Augen. Mimi sah zur Seite. „Du meinst, weil ich Taichi liebe?“, fragte sie und blickte aus dem Fenster. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, als sie ihm offen kundtat, dass sie ihn liebte. Er biss sich auf die Unterlippe und nickte. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie seine Geste. „Das hat nichts hiermit zu tun…“, erklärte sie dann und richtete den Blick wieder zu dem Älteren. „Ich bin in keiner Beziehung. Ich fühle mich einsam…“, begann sie zu erklären, „Ich möchte ehrlich zu dir sein, Koushiro-kun…Wir sind nicht zusammengekommen, weil ich mein Herz an dich verloren habe…Wir sind zusammengekommen, weil ich dich geliebt habe und es auch heute noch tu…“ Dem Älteren stockte der Atem, mit geweiteten Augen sah er die Brünette an. „Mein Herz trug schon immer Taichi, aber geliebt habe ich dich, weil du immer für mich da bist, mir Sicherheit und Geborgenheit vermittelt hast und ich mich bei dir einfach wohl gefühlt habe. Du hast recht, wenn du dir darüber Gedanken machst, mit mir zu schlafen, obwohl ich dir nicht mein Herz schenke. Aber vielleicht wird es besser, wenn ich dir sage, dass ich dich wirklich aufrichtig liebe...:“, ihr Blick senkte sich. „Ich bin eine schlechte Freundin. Wahrscheinlich nutze ich deine Gefühle zu mir schamlos aus, aber es ist nicht so, dass du für mich einfach nur ein ‚Freund‘ bist. Du bist so viel mehr als das. Du bist mir wirklich wichtig und ich vertraue dir. Blind und bedingungslos…Es ist vielmehr die Frage, ob du damit leben kannst…“, sagte sie ehrlich. Koushiro atmete tief durch. Mimi liebte ihn. Aber würde er diese Gefühle nicht einfach ausnutzen, wenn er sich jetzt einfach ihr hingab. Er fühlte sich einem Zwiespalt ausgesetzt, nicht wissend, was er tun sollte. Denn er wollte nicht erneut einen Freund hintergehen und er wusste, wie sehr Taichi diese Frau liebte. Andererseits würde ihn dieses Märtyrertum auch nicht glücklich machen. Denn im Moment gab es nur sie und ihn. Sein Blick fixierte den Ihren. „Was ist, wenn du es morgen doch bereust?“ „Was soll ich denn bereuen? Ich habe nicht vor, Taichi irgendwas zu verheimlichen! Aber ich bin ihm nichts verpflichtet! Während ich mich meiner persönlichen Hölle ausgesetzt fühlte, hat er willkürlich mit Serena geschlafen. Ich will einfach glücklich sein, aber das kann ich mit Taichi nicht, weil er mehr mit seinem Schwanz denkt, als mit seinem Gehirn!“, brodelte es aus ihr heraus. Koushiro bemerkte den verletzten Klang ihrer Stimme und hob seinen Oberkörper an. War er bis eben noch über der Jüngeren gebeugt, entfernte er sich nun von ihr. Wie sehr es sie noch immer schmerzte, dass Taichi mit Serena geschlafen hatte.

 

„Warum weichst du jetzt von mir?“, fragte sie ihn vorwurfsvoll. Koushiro rieb sich den Oberarm. „Ich möchte keinen weiteren Keil zwischen euch treiben.“ „Welchen Keil? Du verstehst die Lage nicht, oder? Ich bin nicht mit ihm zusammen, Koushiro! Ich sehne mich nach Wärme und Geborgenheit, die ich mir nicht von Taichi erhoffen kann.“ „Du weißt, dass das nicht stimmt…Er kämpft um dich…und das weißt du…“ „Aber auf verlorenem Posten!“, murrte sie wütend und stand auf. Sie schritt zum Fenster und sah hinaus. „Wenn du mit mir schläfst, dann kannst du ihm das mit Serena nicht vorwerfen…“, meinte er ruhig. „Will ich auch nicht…Ich…Ich…“ Mimi senkte den Blick und krallte sich mit den Nägeln ins Fensterbrett. „Verdammt…ich liebe ihn…aber ich…i-ich…ich kann nicht mit ihm zusammen sein…“, schluchze sie nun und fuhr sich durch die Haare. „Warum nicht?“ „Weil du mir wichtiger bist!“, sagte sie direkt. Die junge Frau drehte sich zu ihm um, ging auf ihn zu und drückte ihn auf Bett. Nun war es sie, die über ihn gebeugt war. Er sah sie mit geweiteten Augen an, Tränen tropften auf sein Gesicht. „Ich liebe ihn…Aber ich verliere dich…Sora-chan…unsere komplette Freundschaft geht durch das Gefühl der Liebe zu Bruch…Ich liebe dich schließlich auch und ich wünschte, ich könnte dich mehr als ihn lieben. Ich wünschte, ich könnte dir mein Herz schenken, aber er hat es an sich gerissen und lässt es einfach nicht los. Es tut so weh, ihn zu lieben und wissen, dass er mit ihr geschlafen hat. Ich liebe ihn schon solange, aber er muss was mit ihr anfangen…Ich kann das nicht. Vor allem aber will ich das nicht. Ich weiß, dass das egoistisch ist, dass ich nur an mich denke und dass er kämpft…Aber ich will nicht mehr, ich will nicht lieben und dabei dein schmerzverzerrtes Gesicht sehen. Das ist es mir nicht wert. Denn irgendwie…keine Ahnung…Wäre doch alles einfacher, wenn wir alle Freunde sind und auch bleiben…“ Sie redete sich um Hals und Kragen. Völlig zerfressen von Schmerz und Kummer kullerten die Tränen der jungen Frau über ihre Wangen. Schon damals konnte er es nicht ertrage, sie so zu sehen. Koushiro sah sie mitleidig an. Diese Gefühle für den Yagami waren aufrichtig, doch anstatt dass sie ihr guttaten, bereiteten sie ihr Kummer.

 

„Du wirst mich nie verlieren, egal, was für einen Weg du einschlägst…“

 

Mimi hob den Blick und sah in die dunklen Augen des Izumi. „Ich würde es nicht bereuen, wenn wir uns näher kommen…“, flüsterte sie kraftlos. Der Rothaarige hob den Arm und wischte ihr die nassen Tränen aus dem Gesicht. „Ich bin Single und sehne mich danach…Was ist falsch daran…Schließlich spiele ich doch mit offenen Karten…“, hauchte sie mit heißerer Stimme. Noch immer zirkulierte der Alkohol durch ihr Blut, das sah auch Koushiro an ihren Blick. Sanft strich er über die braunen Haare der Tachikawa. „Das bist nicht du, Mimi…“, flüsterte er. Koushiro schloss die Augen. Ihr Herz schlug für einen anderen und trotzdem wollte sie mit ihm schlafen. Mimi war kein Mädchen, dass das Körperliche von dem Emotionalen trennen konnte. Sie würde sich selbst mehr schaden als irgendwem sonst. Es war Zeit, loszulassen und Mimi ziehen zu lassen. Er wollte, dass sie glücklich wurde und das würde sie nicht mit ihm, sondern einzig und alleine mit Taichi werden. Selbst wenn sie die Sache zwischen ihnen als belanglosen Sex abstempeln würden, würde er es ernster nehmen, sich Hoffnungen machen und letztlich doch wieder dabei zusehen müssen, wie sie in den Armen eines anderen landete. Mimi war ihm als Freundin wesentlich wichtiger, als dass er das ausnutzen wollte. „Ich möchte nicht mit dir schlafen…Ich würde deinen emotionalen Zustand nur ausnutzen und dafür sorgen, dass es dir nicht gut geht, wenn du morgen früh wieder die Augen öffnest. Genauso wie du mich liebst, liebe ich dich auch. Du bist mir einfach zu wichtig. Mimi, du bist meine beste Freundin, aber unsere Beziehung auf romantischer Ebene hat hier ihr Ende gefunden.“, erklärte er ihr. Mimi sah ihn nur schockiert an und wich vor ihm zurück. Sie sah ihn unsicher an, sah dann wieder durch den dunklen Raum und schloss die Augen. Was war nur los mit ihr. Ihr Herz schlug eindeutig für den Yagami und trotzdem warf sie sich ihrem Exfreund an den Hals. Dabei würde sie wieder Hoffnungen schüren, wo keine waren. Das konnte sie doch nicht einfach so machen.

 

Wieder flossen Tränen die Wangen der Tachikawa runter. Koushiro sah sie traurig an, bevor er den Arm nach ihr ausstreckte und sie in seine Arme schloss. „Wir wollten von vorne anfangen…Aber, wenn sie nun wieder miteinander schlafen, dann führen wie das bereits begonnene fort. Ich weiß, dass ich verloren habe…und du weißt auch, dass du ihn liebst…und nicht mich…Nicht auf diese Weise…“, hauchte er. Mimis drückte ihr Gesicht an seine Brust, ein Schluchzen entrang ihrer Kehle. „Es tut mir so leid…Ich wünschte, ich könnte es…ich wünschte, ich könnte dich lieben. Aber der Schmerz in meiner Seele beweist mir jedes Mal, dass ich nur ihn liebe…“, weinte sie und krallte sich in das Shirt des Älteren. Er bettete seine flache Hand auf ihren Hinterkopf und starrte vor sich her. Auch in seinen Augen glitzerten Tränen auf.

 

Damit hatte er wohl verloren.

 

„Woher der Sinneswandel?“, fragte Koushiro an die Jüngere gewandt. Verwirrt sah sie ihn mit ihren goldbraunen Augen an. „Warum willst du plötzlich mit mir zusammen sein?“, erweiterte er seine Frage. „Weil ich dich mag…“, gab sie zu. Koushiro sah zur Seite. „Mögen ist aber nicht lieben…Ich zweifle an, dass es ausreicht, einfach nur zu mögen…“, kam es bitter über seine Lippen. „Liebst du mich denn?“ Mimi geriet ins Stocken. Ein bitteres Lächeln zeichnete sich auf seinen Ausdruck wieder. Er wusste es. „Wenn das so ist, sollten wir das nicht tun…Es fühlt sich nicht richtig an…“ „Ich liebe dich, Koushiro…und deswegen möchte ich mit dir zusammen sein!“, schoss aus ihr heraus. Überrascht sah der Ältere die Jüngere an. Sein Herz machte einen auffälligen Hüpfer, bevor er sich zu dem Mädchen runterbeugte. Seine Hände klammerten sich an die Ketten der Schauekel, auf welcher sie sah. Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen und färbte die Umgebung in ein schimmerndes Gold. Mimis Wangen waren gerötet, ähnlich wie sich seine anfühlten.

 

„Du hattest doch immer nur Augen für Taichi…“, sagte er ruhig. Mimis Gesicht wirklich schmerzverzerrt. „Ich habe für ihn geschwärmt…Aber mit…Gefühlen hat das nichts zu tun…Außerdem scheint er ein anderes Mädchen zu mögen…“ „Das heißt, ich bin nur ein Lückenbüßer?“, fragte Koushiro. Erschrocken hob Mimi den Kopf. „Was?! Nein, natürlich nicht! I-Ich…“, bevor sie sich erklären konnte, legte er den Finger an ihre Lippen. „Es ist mir egal…Ich liebe dich und ich möchte dich für mich haben. Auch wenn du mich noch nicht liebst…Ich werde dich dazu bringen…“, erklärte er und beugte sich weiter zu ihr runter, bevor er seinen Mund mit den Ihren verschloss. Ihre geweiteten Augen wurden mit den Bewegungen seiner Lippen kleiner und letztlich schloss sie ihre Augen. Ihre Finger verkrampften sich, als Koushiro seine Hände an ihre legte. Doch bald schon lockerte sich ihre Haltung.

 

Zu keiner Sekunde hatte sich die Nähe zu dem Izumi falsch angefühlt…Keine Sekunde bereute sie es, ihm nahe zu sein und sich in seine Welt entführen zu lassen. Schon immer war Koushiro für sie da gewesen, genauso wie andersrum. Sie liebte ihn vielleicht nicht auf die richtige Art, doch jeder Augenblick, den er mit ihr verbringen durfte, schloss er in sich ein und bewahrte ihn sicher auf. Sie war seine große Liebe und er genoss es, mit ihr zusammen zu sein. Von Sekunde zu Sekunde. Auch wenn sie ihn nicht liebte, so liebte er sie ausreichend genug für sie beide. Er wollte mit ihr zusammen sein und das war er nun. Egal erschien ihn seine Umgebung. Denn nur ihm gehörte sie.

 

Doch nun hatte er verloren. Ihm war es viel wichtiger, dass sie glücklicher war. Ein Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. Mit ihr hatte er eine unglaubliche Zeit, an sie verlor er sein erstes Mal, durch sie erfuhr er, was es hieß, zu lieben. Mit ihr teilte er kostbarste Momente seines Lebens, wovon er keinen bereute. Er war froh über das, was er von ihr erhielt und es würde stets sein Schatz bleiben. Sie war seine erste Freundin und er war glücklich mit ihr. Keine Sekunde bereute er. Doch nun war es an der Zeit, loszulassen. Denn er konnte nicht weiterzusehen, wie sie von ihren eigenen Emotionen zerfressen wurde. Er war ihr bester Freund und das würde er immer sein. Das reichte aus. Mehr brauchte er nicht. Er brauchte sie, egal ob als seine Partnerin oder beste Freundin. Hauptsache sie war da, mit ihrer aufgeweckten und lebensfrohen Art. Er wünschte sich die alte Mimi zurück. Und nur bei Taichi würde sie endlich wieder glücklich werden. Es war an der Zeit, das zu akzeptieren und sich dafür zu bedanken, was er mit ihr erleben durfte.

 

Denn ihre Beziehung war vorbei.

 

Er hatte gekämpft.

 

Er hatte mit unfairen Mitteln gespielt.

 

Er gefährdete Freundschaften.

 

Koushiro verlor.

 

Nun wurde ihm klar, dass das alles okay war und wohl dazu gehörte, um seinen eigenen Weg zu gehen. Es gehörte dazu, geliebten Menschen nicht mehr Steine in den Weg zu werden, sondern ihnen den Weg zu ebnen. Und das tat er, indem er losließ. Es war okay. Denn sie würde trotzdem bei ihm bleiben. Denn sie waren beste Freunde…Für immer…und ewig.

 

Ruhig lauschte er dem Klang ihres Atmens. Er senkte den Blick und erkannte, dass Mimi an seiner Brust eingeschlafen war. Einfühlsam streichelte er über ihr Haar. Der Izumi konnte stolz auf sich sein. Endlich fand er die Kraft dazu, sie loszulassen und trotzdem für sie da zu sein. Auch wenn es nach wie vor schmerzte, so fühlte es sich besser an. So war es richtig.

Sanft bettete er die Jüngere auf sein Bett und legte die Decke über ihren zierlichen Körper. Noch einen Moment betrachtete er ihren Körper durch den Schein des Mondes. Dann strich er ihr noch kurz eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er sanft einen Kuss auf ihre Lippen hauchte. Es war der Abschied von einer wundervollen Zeit. Danach löste er sich von ihr. Nur ein kleines Wort erklang in der Dunkelheit, bevor er den Raum verließ.

 

„Arigatou…“

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Tai*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Taichis Tag drehte sich wie die vergangenen Tage nur um eines, um Mimi. Er hatte es nicht wirklich geschafft sich nicht bei ihr zu melden, immer wieder schrieb er ihr oder rief sie an, aber eine Antwort bekam er nicht. Sie ging ihm aus dem Weg, zuletzt hatten sie sich bei Joe und Yuri bei ihrer Verlobung gesehen und der Moment in dem sie sich ansahen und lächelten bekam selbst er wieder Hoffnung, aber auch danach hörte er nichts von der Brünetten. Heute hatte er Fußballtraining, er freute sich darauf, etwas Ablenkung würde ihm sicher guttun. „Tai, hörst du mir überhaupt zu?“ Irritiert hob der Braunhaarige seinen Kopf. Was hatte Matt gesagt? Worüber hatten sie eigentlich gesprochen? „Ähm...sorry, war in Gedanken“, murmelte er. Yamato seufzte. „Tai, das geht so echt nicht weiter.“ Tai schob sein Glas bei Seite und starrte zum Fernseher. „Ja ich weiß, aber zu wissen, dass sie ganz in meiner Nähe ist, ich sie aber trotzdem nicht sehen kann macht mich ganz fertig. Selbst du hast mehr Kontakt zu ihr als ich. Jeder hat mehr Kontakt zu ihr als ich. Soll das denn jetzt ewig so weitergehen? Will sie gar nicht mehr mit mir reden? Nie wieder“, kam es verzweifelt aus dem Yagami. „Doch sicher, aber du musst ihr wohl noch etwas Zeit geben, sie ist stur und verletzt, vielleicht musst du sie einfach dazu zwingen, dass sie dir zuhört“, schlug der blonde Musiker vor. „Mimi und zwingen? Das kann eigentlich nur schiefgehen“, erwiderte der Träger des Mutes mürrisch. „Aber deine bisherigen Bemühungen liefen auch ins Leere“, entgegnete der Rebell unbeeindruckt. „Stimmt. Hast du eigentlich nochmal was mit Rei gemacht?“, wollte er wissen und gleichzeitig vom Thema ablenken. Yamato schüttelte seinen Kopf. „Ich weiß nicht, seit unserer Nacht verhält sie sich irgendwie komisch. Wir schreiben zwar, aber mehr auch nicht und gesehen habe ich sie seitdem auch nicht mehr.“

„Bestimmt sagt Mimi ihr das“, grübelte der Braunhaarige. „Die bösen Männer aus der Chaos-WG, halte dich von ihnen fern“, grinste der Blonde. Taichi lachte. „Also zutrauen würde ich es ihr.“

 

Nach einer Stunde machte sich der Brünette fertig, er schulterte seine Sporttasche und machte sich viel zu früh auf den Weg zum Fußballtraining. Wie von selbst zog es ihn aber in eine ganz andere Richtung. Unterwegs kam er an einem Blumenladen vorbei, er ging herein und sah sich um, es gab echt viele Blumen. Eine Floristin kam gleich auf den jungen Mann zu und begrüßte ihn freundlich. „Kann ich Ihnen helfen?“ „Siehst man mir das so an?“, fragte er unsicher an.

„Ehrlich gesagt schon.“ „Ich suche...keine Ahnung...Blumen?“ „Dann sind sie hier schon mal richtig“, erwiderte die Floristin und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. „Für wen denn, sicher für ein Mädchen?“ Tai nickte „Ja, für das tollste Mädchen von allen, aber ich habe Mist gebaut und jetzt redet sie nicht mehr mit mir. Gibt es dafür die richtigen Blumen?“ Wieder kicherte die Dame und führte den Yagami in den Laden. „Erzählen sie mir was von ihr“, forderte die Verkäuferin auf. Taichi wusste nicht so Recht, was er sagen sollte, führte aber in kurzen Stichworten auf, was sie ausmachte, dann sah er neugierig zur Floristen. „Ich glaube ich habe da das richtige für sie.“

„Ehrlich?“ Die freundliche Dame zeigte dem Träger des Mutes eine einzelne Blume Dahlie. „Sieht gut aus“, erwiderte der Brünette und roch an der Blume. „Sie riecht auch gut.“

„Die Blume steht für Reinheit.“ Überrascht riss der Brünette die Augen auf „Die passt wirklich gut.“

„Sie hat aber noch eine andere Bedeutung. Was ist mit der Welt ohne deine Liebe.“

„Okay ich nehme einen ganzen Strauß“, sprudelte er los. „Sagen Sie? Kann man diese Blumen auch per Kurier verschicken?“ Die Verkäuferin nahm mehrere Blumen zusammen, nahm hier und da noch etwas grün hinzu und verpackte den Blumenstrauß in Papier ein. „Selbstverständlich, dann sollten sie aber auch eine Karte dazu packen, damit das tollste Mädchen der Welt auch weiß von wem die Blumen kommen.“ Jetzt war Taichi doch etwas überfordert, was sollte er denn jetzt auf die Karte schreiben. Mit Worten konnte er nicht gut umgehen. Offensichtlich, sonst hätte Mimi sich ja mal bei ihm gemeldet. Er nahm eine Karte vom Floristen, einen Stift und schrieb. `Die Blumen sagen alles aus, was ich zu sagen habe – Taichi. ´

Er gab der Verkäuferin den Stift zurück, teilte ihr die Adresse der Jüngeren mit und bezahlte den Blumenstrauß und den Kurier. Die Verkäuferin sagte, dass der Blumenstrauß heute noch bei ihr eintreffen würde und höflich bedankte sich der junge Mann und machte sich auf den Weg zum Fußballtraining.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Sora*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Sora stand früh morgens auf, stand in der Küche mit Luna und Sakura und bereiteten das Frühstück vor. Mimi fehlte, keine der Freundinnen wusste, wo Mimi die Nacht über war. Sora hoffte, dass es ihr gut ging, auch wenn sie ganz neugierig war wie der Tag im Tonstudio war. Sie setzten sich an den Tisch und begannen zu essen. Ein Klingeln unterbrach die Freundinnen und aufgeweckt lief die Grünhaarige in den Flur. Sie öffnete summend den Türsummer und einige Minuten später, kam ein Kurier mit einem großen Blumenstrauß an ihre Wohnung. Neugierig starrte Luna auf die schönen Blumen. „Wohnt hier eine Mimi Tachikawa?“, fragte der Kurier nach. „Ja“, antworte Luna und bekam gleich den Blumenstrauß in die Hand gedrückt. „Oh... ist der schön“, schwärmte die Grünhaarige und roch an den frischen Blumen. „Von wem die Blumen wohl sind?“, fragte Luna in die Runde und ging mit dem Blumenstrauß zu den Mädchen. „Ich habe da so eine Theorie“, kam es unbeeindruckt von Sakura. „Da ist eine Karte“, stellte die Grünhaarige fest. „Luna stelle die Blumen ins Wasser und lass die Karte wo sie ist“, stellte Sora klar. „Aber vielleicht sind die Blumen ja doch für mich“, grübelte die Fotografin. „Wenn du neuerdings Mimi Tachikawa heißt, dann schon“, erwiderte Sora und nahm Luna den Blumenstrauß vorsichtshalber ab.

 

Zufrieden ging der Ältere zum Fußballtraining und konzentrierte sich ganz auf das Training, er schaltete sein Kopf und sein Herz für den Moment ab und ließ seine Sorgen, seine Sorgen sein. Nachdem Training wurde er sowohl von seinem Trainer, wie auch von seinem Mannschaftskameraden für die gute Leistung gelobt. Anschließend ging er in die Umkleidekabine, ging Duschen und zog sich seinen frischen Trainingsanzug an, da er nach Hause wollte und für heute beschloss noch etwas für die Uni zu machen. Als er die Umkleidekabine verließ, war er überrascht ein ihn sehr bekanntes Mädchen zu sehen, jedoch war es nicht das Mädchen welches er am liebsten gesehen hätte. „Sora?“

„Hi, ich wollte nochmal mit dir reden, ginge das?“, fragte die Rothaarige unsicher nach. „worüber?“ wollte der junge Mann wissen, bevor er sich darauf einließ. „Über uns.“ „Es gibt kein uns“, entgegnete er prompt und wand sich zum Gehen um. „Tai, jetzt warte doch mal“, rief sie ihm hinterher und stellte sich vor ihm. „Mir ist es klar, dass es kein uns geben wird. Ich weiß, für wen dein Herz schlägst, aber ich hätte trotzdem gerne meinen besten Freund zurück“, schrie sie ihm aufgebracht entgegen. Taichi sah zu Sora, irgendwie tat es ihm auch leid, dass er so mit ihr umging. Gefühle sind eben scheiße, erst Recht, wenn man sich in den falschen verliebte. Es gab eben keinen An und Ausschalter für Gefühle. Eine bittere Erfahrung die er ihn den letzten Jahren immer wieder machen musste und nun ihren Höhepunkt fand. „Einen Kaffee, hast du Zeit für einen Kaffee“, fragte Sora mit gesenktem Blick nach. Taichi nickte „Ja, für einen Kaffee habe ich sicher Zeit.“ Sora strahlte. „Danke, ich weiß auch ein super Café, ganz hier in der Nähe.“

 

Zu zweit verließen sie den Sportplatz und kamen nach fünfzehn Minuten gehen, an einem kleinen Café an. „Es gibt auch super Kuchen hier, wenn du willst“, sagte die Modestudentin lächelnd, wohl wissend, dass der Braunhaarige meistens kein Essen verschmähte. „Wenn ich Zeit für einen Kaffee habe, habe ich auch Zeit für einen Kuchen“, erklärte Taichi grinsend. „War mir klar“, lächelte auch Sora. „Wie geht es dir?“, fragte sie schließlich nach. Der Brünette zuckte mit den Schultern. „Wie soll es mir schon gehen? Mimi treibt mich noch in den Wahnsinn, aber sonst gut.“ „Ich habe den Blumenstrauß gesehen“, gab sie zu. Überrascht riss der Braunhaarige die Augen auf. „Mimi-chan auch?“ „Mimi war noch nicht zu Hause. Ich weiß nicht, wo sie war. Vielleicht bei ihren Großeltern, da war sie in der letzten Zeit öfter“, erklärte Sora weiter. „Woher weißt du denn, dass die Blumen von mir sind? Hast du die Karte gelesen?“, fragte er direkt nach. „Was? Nein, aber Luna“, kicherte Sora. „Die ist wirklich sehr neugierig und sie hatte wohl die Hoffnung, dass sie Blumen für sie sind. Bei vier Mädchen in einer Wohnung und einem Blumenstrauß fühlt sich eben erstmal jedes Mädchen angesprochen“, erklärte sie schnell. Tai war sich absolut sicher, dass er Mimis Namen gelesen hatte, auch ohne dass man dafür die Karte öffnen musste, aber gut jetzt konnte er es eh nicht mehr verhindern. „Sie wird sich sicher freuen.“

„Sowie über meine Anrufe und Nachrichten, die sie ignoriert?“ kam es sarkastisch von dem Yagami. „Sie freut sich auch darüber, aber irgendwie...“ „Irgendwie kann und will sie mir trotzdem nicht verzeihen?“ Sora nickte „Ja...irgendwie schon, aber sie hat sich mega gefreut, als sie gehört hatte, dass die Anklage gegen dich fallen gelassen wurde. Sie hat den ganzen Tag gelächelt, dass hatte sie ewig nicht gemacht.“ „Echt?“, fragte der Brünette nach. Sora nickte und Taichi begann unwillkürlich zu schmunzeln. Das musste doch etwas bedeuten, wenn sie sich so für ihn freute. Er wollte einfach nicht glauben, dass es für die Beiden keine Chance mehr gab. Er liebte sie und die Worte in jener Nacht, die ihn bestätigen, dass auch sie ihn liebte konnte er einfach nicht vergessen. Es konnte einfach noch nicht verloren sein. Michael war weg, er war endlich aus dem Weg geräumt und auch wenn er wusste, dass er Mimi unwahrscheinlich verletzte hatte, wollte er dennoch nicht aufgeben und seinen Fehler wieder gut machen. Sie musste ihm nur eine Chance geben. Nur eine.

 

„Weißt du eigentlich wie es zwischen Yamato-kun und Rei läuft?“ Taichi verzog die Augenbrauen. „Warum interessiert dich das?“

„Einfach so, Yama ist auch einer meiner besten Freunde und ich will, dass es ihm gut geht und dass ihm keiner weh tut.“ „Sowie du?“, fragte er zynisch nach. Sora verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Das ist unfair Taichi, ich habe Yamato-kun nie absichtlich weh getan und er hat sich im Endeffekt für die Musik entschieden.“ „Du weißt genauso gut wie ich, dass das nur ein Teil der Wahrheit ist“, erwiderte der Brünette unbekümmert. „Dennoch, weißt du was mit den Beiden ist?“

„Sie haben sporadisch Kontakt“, erklärte er wahrheitsgemäß. Erleichtert atmete Sora aus. „Lass es Sora, bitte. Lass ihn in Frieden.“ Sora sah ihn irritiert an. „Was willst du denn damit sagen?“

„Sora, er kommt endlich über dich hinweg und ist bereit sich auf etwas Neues einzulassen und ganz ehrlich deine Gefühle ihm gegenüber waren nie so tief und er hat es auch Verdient, dass er ein Mädchen findet, die das gleiche fühlt und wenn es Rei ist, dann ist es Rei und wenn es eine Andere ist, dann eben eine andere, aber ganz sicher nicht du“, kam es lauter als beabsichtigt. Es war wohl doch nicht so einfach auf den beste Freunde Modus umzuschalten, wenn so viele unterschwellige Gefühle eine Rolle spielten. „Taichi ich will ihn doch gar nicht zurück, aber du musst mich wegen dieser ganzen Sache nicht auch noch anfahren“, maulte sie zurück. „Okay, du hast Recht. Entschuldigung“, lenkte er ein. „Schon in Ordnung, ich bin da auch nicht stolz drauf, aber ich kann es leider nicht ungeschehen machen. Nichts von dem was ich getan habe, auch wenn ich es wirklich wollte. Es tut mir leid, dass ihr meinetwegen damals nicht zueinandergefunden habt. Wirklich Taichi. Ich bereue mein Verhalten zutiefst, kannst du mir das jemals verzeihen?“ Taichi zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht, damals waren er und Mimi sich so nah, es hätte nicht mehr viel gefehlt und aus ihnen wäre ein Paar geworden, aber mit einem Mal ging sie ihm aus dem Weg und kurz darauf kam sie mit Koushiro zusammen. Eine Erklärung hatte er nie bekommen, die fadenscheinige Ausrede von Mimi glaubte er nie, warum hatte sie ihm damals nicht gesagt, dass er angeblich was mit Serena hatte, dann hätte er es gleich klarstellen können, aber sie glaubte wohl lieber Sora, als ihm. „Sora, ich werde es versuchen, aber sicher wird es noch etwas dauern, aber ich denke, dass ich es mit der Zeit lernen kann und wer weiß vielleicht kann ich irgendwann sogar darüber lachen“, erwiderte Taichi. „Das wäre schön“, kam es niedergeschlagen von Sora. „Kann ich sonst irgendwas für dich tun?“ „Nein, den Rest muss ich alleine schaffen“, sprach er weiter und aß weiter seinen Kuchen.

Aufgeben oder Kämpfen?


 

Wer aufgibt – hat schon verloren.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Joe*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Joe und Yuri hatten heute beide einen freien Tag, dies war eine Seltenheit und gerade deshalb so besonders. Sie frühstückten gemütlich und saßen noch am Tisch. „Du Schatz, weißt du eigentlich was zwischen Mimi und Taichi-kun vorgefallen ist?“, fragte Yuri neugierig nach. Joe seufzte resigniert. „Na ja du weißt ja schon, dass Taichi mit Serena geschlafen hatte, als Mimi noch in der Entzugsklinik war und Mimi scheint ihm das wohl nicht verzeihen zu können“, erklärte der Assistenzarzt. Yuri schüttelte den Kopf. „Nein, da muss doch ein anderer Grund sein. Ich meine jeder sieht doch, was die Beiden füreinander empfinden. Scheinbar nur die Beiden nicht.“

„Ich gebe dir Recht und ich weiß, dass es Beiden nicht gut geht und trotzdem finden sie nicht wieder zueinander“, erwiderte der Brillenträger ein wenig traurig. „Sie hätten es Beide verdient glücklich zu sein, aber sie stehen sich selbst im Weg und bei diesen Sturköpfen muss erst mal was passieren“, fuhr er fort. „Hmm...als ich am Tanabatafest mit Taichi gesprochen habe und zuvor mit Mimi im Krankenhaus, ich habe gleich gemerkt, wie sehr sie sich lieben und dass sie Beide alles tun würden um den Anderen zu beschützen, aber gleichzeitig sind die Beiden auch wirklich schwer zu bändigen.“ „Du hast die Zwei gut zusammengefasst und das war auch schon immer so und wird sich auch sicher nicht mehr ändern.“ Joe nahm den letzten Bissen seines Frühstücks herunter, legte seine Morgenzeitung bei Seite und half Yuri dabei, den Tisch abzudecken. Ihren Verlobungsring zog sie zum Spülen aus um ihn jedes Mal danach mit einem Lächeln wieder aufzusetzen. „Es freut mich, dass dir der Ring gefällt“, schmunzelte der Blauhaarige, als er seine Verlobte beobachtete und dabei den Tisch mit einem Lappen abwischte. „Er ist perfekt“, flötete die Blondine. Seit der Verlobung war Yuri fast schon wie ausgewechselt. Sie war ausgelassen und war schon ganz der Hochzeit verschrieben. Dem jungen Arzt waren diese Angelegenheiten nicht ganz so wichtig, aber er freute sich, dass es Yuri glücklich machte, denn das war es was er wollte. Er wollte sie glücklich machen.

Bisher stand erst der Grundrahmen der Hochzeit fest. Beide wollten im Sommer heiraten, da waren sie sich schnell einig. Sie hatten sich für den Monat Juni entschieden und für den 20.06. einen Termin beim Standesamt bekommen. Den Termin sagte Beiden zu und sie nahmen ihn, dass würde allerdings auch heißen, dass sie bis zur Hochzeit im Juni nur noch knapp neun Monate Zeit haben würden um alles zu planen. Die blonde Krankenschwester hatte ziemlich genaue Vorstellungen von der Hochzeit und Joe bemerkte schon, dass sie nicht an allen Punkten einer Meinung sein würden, aber hatte er als Mann überhaupt was zu sagen? Aber er musste, sonst würde Yuri vermutlich in einer Scheune heiraten und sicher eine rein vegetarische Küche präsentieren und das konnte der Träger der Zuverlässigkeit doch nicht zulassen. Wusste dieser doch, dass seine Freunde leidenschaftliche Fleisch und Fischesser waren – bis auf Mimi, die wohl mit Yuris Essensauswahl weniger Probleme hatte, aber selbst sie hatte beim Essen immer auch ihre Freunde berücksichtigt.

Dennoch waren sich sicher, dass sie alles zeitig schaffen würden. Denn sowohl Joe, wie auch Yuri waren sehr gut organisiert und strukturiert. Es stellte sich allerdings die Frage, wen sie als Trauzeugen nehmen wollten. Joe wollte Koushiro fragen, denn bei dem Rothaarigen war er sich sicher, dass der Junggesellenabschied nicht in einer Katastrophe enden würden und bei Yamato und Taichi war er sich nicht sicher, ob er am nächsten Tag nicht in einem anderen Land aufwachen würden. Zuzutrauen wäre es ihnen. Yuri hingegen war sich unsicher, wen sie fragen sollte. Sie war selbst Einzelkind und hatten zu ihren alten Schulfreunden keinen Kontakt mehr. Sie dachte darüber nach einer von Joes Freundinnen zu bitten, denn sie wurden auch zu ihren Freundinnen, aber sie wusste nicht, ob sie es überhaupt machen würden und wenn, wen sie fragen sollte.

 

Nachdem Frühstück machten sie sich dann auf den Weg in die Stadt. Sie gingen ein paar Kleinigkeiten einkaufen

 Sie hatten von Taichi vor Wochen erfahren, dass an seiner Fakultät eine Halloweenparty steigen würde und wollten dafür nun ein passendes Outfit besorgen. Hauptsächlich wollte Yuri nach Stoffen schauen, die umweltfreundlich und preislich erschwinglich waren. Dies stellte besonders Joe vor einer Herausforderung, aber er kannte seine Verlobte gut genug um zu wissen, wie sie es meinte und da Halloween war konnte auch er mal eine Ausnahme machen und würde sich nicht gegen sie auflehnen. 

 

Sie kamen gerade in einem Fachgeschäft für Kostümverleih und verschiedene Stoffe sowie Muster an, aber so Recht gefiel der blonden Frau die Auswahl nicht. Ein Fertigkostüm kam für die Krankenschwester ohne hin nicht in Frage, damit würde sie nur wieder die gierige Konsumindustrie unterstützen und das oblag ihr in keinster Weise. „Hmm…also irgendwie ist hier einfach nichts dabei, das ist alles Schrott“, kam es bissig von Yuri. „Was stört dich denn an den Stoffen?“, fragte der Blauhaarige nach, der die einzelnen Stoffe besah, aber nicht wirklich einen Unterschied feststellen konnte. Für ihn war es wichtig, dass es praktisch und bequem war.  Yuri schenkte ihm einen bestimmten Blick, drehte sich dann weg und verließ den Laden. Auf diese Diskussion hatte sie keine Lust, erst Recht, wenn die Sache so eindeutig war. „Schatz, jetzt warte doch mal“, rief er ihr hinterher und folgte seiner Verlobten auf die Straße. Er legte einen Arm um sie und zog sie etwas näher zu sich. „Was hältst du denn davon, wenn wir die Kostüme einfach komplett selber machen. Ich könnte doch zum Beispiel Freddy Krüger machen und du bist mein Opfer, dann brauchen wir nur ein paar alte Sachen zu verwerten, Blut können wir auch künstlich erzeugen oder ich nehme dir einfach ganz viel Blut ab und verteilen es auf die Klamotten. Mimi und Sora könnten uns sicher auch helfen, wenn es ein etwas komplizierter Schnitt sein sollte“, schlug Joe diplomatisch vor, auch wenn er das mit der Blutabnahme eher als Scherz sah. Juri war hellauf begeistert und von der Idee ganz angetan. „Das ist eine grandiose Idee, ich liebe es alte Sachen aufzuwerten und ihnen noch einmal eine besondere Note zu geben, etwas Zerreisen, Fäden herausziehen, besprühen und Ohh… du kannst so viel Blut von mir haben, wie du willst“, klärte die Krankenschwester ihren Verlobten auf. „Immer mit der Ruhe, etwas Blut brauchst du schon auch noch“, erinnerte er sie spielerisch. „Oh ich stell mir das schon bildlich vor, dass lässt sich richtig gut machen und…“ „Ach nee, ich glaube ich traue meinen Augen nicht“, sprach der Brillenträger dazwischen und deutete auf ein kleines Café, an dem Taichi und Sora saßen. „Oh super, wenn das kein Zeichen ist, dann kann ich Sora gleich fragen“, kreischte die blonde Frau und lief gleich auf die Beiden zu. „Warte!“, rief Joe ihr noch hinterher.

 

„Hallo ihr Beiden“, begrüßte Yuri Sora und Taichi freundlich. „Geht es euch gut?“, fragte auch Joe nach. Sora nickte. „Hallo, ja alles bestens und bei euch?“, erwiderte sie ebenso freundlich.

„Auch, Danke.“ „Ihr könnt euch dazu setzten, wenn ihr wollt“, schlug Taichi vor. Das Pärchen sah sich an, nickten und nahmen sich jeweils einen Stuhl, wobei Joe darauf bedacht war, den Stuhl seiner Verlobten zurückzuziehen und ihr so ein wenig Platz zu machen und sich anschließend auf diesem niederzulassen. „Was treibt euch denn hierhin? Habt ihr frei?“, fragte der ehemaliger Anführer nach. „Wir haben für deine Halloweenparty Inspirationen gesucht“, klärte die blonde Frau den Brünetten auf. „Meine Halloweenparty?“, fragte dieser verwundert nach und zog die Augenbrauen misstrauisch zusammen. „Ja, von deiner Fakultät, du meintest doch an deinem Geburtstag noch, dass wir alle kommen können“, erinnerte Yuri den Yagami. Taichi winkte ab. „Achso… ich weiß nicht mal, ob ich selbst hingehe. Mir ist die Lust vergangen. An meinem Geburtstag war alles noch anders“, brummte der Brünetten. „Was ist denn eigentlich mit dir und Mimi-chan los?“, fragte der Älteste direkt an Taichi gewandt. Der Träger des Mutes schien der Mut verlassen zu haben und er seufzte resigniert. „Sie kann mir wohl nicht mehr Vertrauen und ich habe sie verloren“, erklärte er kurz angebunden, während Joe überrascht war wie schnell sie dieses Thema doch schon wieder aufgegriffen hatten. Immerhin hatten sie erst beim Frühstück geredet und Joe war nicht der Typ, der sich bei so etwas Kompliziertem einmischte. Er war froh, dass in seine Beziehung alles so lief, wie er es sich wünschte, aber dafür musste auch er kämpfen. Yuri hingegen, schien da nicht so die Stille zu sein und wollte scheinbar jedes noch so kleine Detail wissen. Egal ob es sie etwas anginge oder nicht. Er wusste zwar, dass es sie es nur gut meinte, aber Taichi schien das alles auch nicht mit jedem besprechen zu wollen. Was er auch wirklich gut verstehen konnte. „Ähm...Ich glaube ich werden dann langsam mal gehen“, sprach es auf einmal aus der Rothaarigen. „Was? Wieso das denn? Wegen uns?“, fragte die Krankenschwester nach. „Nein, nein. Ich habe gleich noch Training“, erklärte die Rothaarige. Sie winkte den Kellner heran und orderte die Rechnung an. Sie bezahlte für ihren Kuchen und Kaffee und wollte gerade aufstehen, als Yuri sie nochmal kurz zurückhielt. „Du...Sora-chan, könntest du mir vielleicht bei meinem Halloweenkostüm helfen?“, fragte sie gleich nach. Sora nickte gleich. „Natürlich, weißt du denn schon, was du werden möchtest?“, hakte die Modestudentin interessiert nach. „Also Joe wird Freddy Krüger und ich sein Opfer“, erklärte sie lächelnd. Gleich weiteten sich die Augen des Yagamis und musste schelmisch grinsen. „Du Freddy Krüger?“ „Ja, warum denn nicht? Was wirst du denn?“, stellte er gleich die Gegenfrage. „Wie gesagt, ich weiß nicht ob ich überhaupt hingehe“, brummt er als Antwort. „Davon werde ich dich schon noch überzeugen und Sora kann ich dann mal bei euch vorbeikommen und alles besprechen?“ Sora lächelte „Natürlich, ich schicke dir später zu wie ich die Woche Zeit habe und gleichst es mit deinen Schichten ab. Wir finden schon einen Termin“, erklärte die Trägerin der Liebe freundlich. Yuri nickte und bedankte sich. Dann verschwand Sora auch schon und die blonde Frau konzentrierte sich ganz auf den Braunhaarigen der sie misstrauisch ansah. „Was?“ „Jetzt erzähle schon!“, forderte Yuri ihn erneut auf. „Was soll ich erzählen?“ „Die ganze verdammte Mimi-Geschichte“, herrschte die Krankenschwester den Yagami an. Genervt verdrehte der Braunhaarige die Augen und sah flehend zu Joe. „Sie wird keine Ruhe geben, bis du es ihr erzählt hast“, stellte er klar. Taichi grinste, an wen erinnerte Yuri sie gleich nochmal?

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Taichi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Die gesamte Mimi-Geschichte also? Wo sollte er da nur anfangen? Schließlich war die Tachikawa die Liebe seines Lebens. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann er sich in sie verliebt hatte. Nachdenklich starrte er sein Stück Kuchen an. Er hatte sie verloren. Das war alles, was ihm durch den Kopf ging. Es war doch vollkommen gleichgültig, wann er sich in sie verliebt hatte und wie die Geschichte begonnen hatte. Das, was er wusste, war die Tatsache, dass sie sich gegen ihn entschieden hatte. „Wozu soll ich dir die Geschichte erzählen? Es ist ein abgeschlossenes Buch… Die Seiten sind zugeschlagen…“, murmelte der Yagami und legte seine Kuchengabel zur Seite. Yuri wechselte kurz mit Joe Blicke aus, bevor sie ihn wieder ansah. Unbeeindruckt stützte sie ihren Kopf auf ihrer Handfläche ab. „Du liest nicht viele Bücher, oder?“, fragte sie ihn. Verwirrt hob er den Kopf. Wie kam sie jetzt darauf, ihn zu fragen, ob er viel oder wenig las. „Was soll die Frage?“, fragte der junge Mann. Yuri seufze nur. „Liebst du Mimi-chan?“, fragte sie. „Natürlich liebe ich sie! Ist das nicht offensichtlich?“, fragte er gleich darauf aufgebracht. Sie kicherte. „Warum gibst du dann so schnell auf?“, fragte er. „Sie blockt mich vollkommen ab! Ich bin nicht der Jenige, der einfach aufgibt!“ „Und warum denkst du darüber nach, nicht zur Party zu gehen?“, fragte sie weiter und drängte ihn damit immer mehr in die Ecke. Der junge Mann wich etwas zurück und sah sie ihn. Joes Verlobte jedoch lehnte sich nur zurück und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Die meisten Bücher haben auch einen zweiten Teil… Nichts ist verloren, wenn zumindest noch einer kämpft!“, erklärte sie streng und lächelte dem Jüngern zu.

 

Unsicher stocherte der Yagami auf seinem Stück Kuchen rum. Er hatte Mimi doch eigentlich verloren? Oder? Er liebte sie, keine Frage. Aber er wusste eben auch, dass er sie sehr verletzt hatte, was ihm noch immer leidtat. Aber dann waren da diese kleinen Momente, in denen er sich mit ihr verbunden gefühlt hatte. Noch immer kribbelte seine Hand, wenn er an den kleinen Lichtblick bei Joes Verlobung dachte. War denn wirklich noch nicht alles verloren? Er war sich einfach nicht sicher. Vor allem aber wollte er die Tachikawa nicht bedrängen oder unter Druck setzen. „Aber was soll ich tun…?“, fragte er letztlich ein wenig verzweifelt und seufze leise. „Geh‘ zu der Party und such nochmal das Gespräch mit ihr. Ihr wart nicht zusammen, als du mit dem anderen Mädchen geschlafen hast. Das macht es zu keinem Kavaliersdelikt, aber sie kann dir das nicht vorwerfen, selbst wenn es wehtut, dass du es getan hast, obwohl ihr beide wusstet, dass da etwas zwischen euch ist. Mimi leidet sicher auch unter der Situation…“, erklärte nun Joe, der seine Freundin dabei unterstützte, Taichi wieder aufzumuntern. „Ich glaube eher, dass Mimi Angst vor dem Ganzen hat. Womöglich vermutet sie, dass sie eure Freundschaft und die der anderen kaputt macht. Koushiro ist in sie verliebt, Sora in dich. Soweit ich weiß, sind sie beide die besten Freunde von Mimi. Wahrscheinlich ist es ihr lieber, auf dich zu verzichten, anstatt den anderen beiden wehzutun“, wand auch Yuri ein und trank einen Schluck von ihrem Milchkaffee. „Und was soll ich nun machen? Einfach zur Party gehen und mit ihr reden? Sie wird mir wahrscheinlich gar nicht zuhören. Du kannst dir nicht vorstellen, wie stur sie ist!“, flüsterte der Yagami. Der Appetit war ihm nun wirklich vergangen. Unschlüssig umfasste er mit beiden Händen sein Glas.

 

„Ich kann Soras Gefühle nicht erwidern und das will ich auch gar nicht. Wenn Mimi sich auf Koushiro einlassen würde, würde sie ihm viel mehr weh tun, als wenn sie es bleiben lässt…“, murmelte er. „Taichi“, verwundert hab er den Kopf. „es geht hier nicht um die Liebe, sondern auch um eure Freundschaft!“, erklärte Yuri. „Mimi will eure Freundschaft nicht gefährden. Sie will ihre besten Freund nicht verlieren. Sie muss sich in einem emotionalen Desaster befinden und leidet sicherlich unter der Situation. Deswegen hat sie sich gegen dich entschieden. Sie muss erkennen, dass ihre Freundschaften nicht zerbrechen, wenn sie sich ihrer Liebe zu dir bekennt!“, erklärte Yuri. Mit verschränkten Armen lehnte sich die junge Frau zurück und sah zu ihrem Zukünftigen. „Ist der Kerl immer so schwer von Begriff?“, fragte sie genervt. Joe aber lächelte nur schwach. Taichi verzog seine Lippen zu einer Schnute. „Ich bin nicht schwer von Begriff!“, rechtfertigte er sich. Danach sah er mit roten Wangen zur Seite und ließ Yuris Worte erstmal sacken.

 

Sie klangen wirklich nach Mimi. Meistens war es so, dass sich die junge Frau mehr Gedanken um andere machte als um sich selbst. Auch wenn sie manchmal sehr eigenwillig und Ich-Bezogen wirkte, war sie in Wirklichkeit doch das komplette Gegenteil davon. Er wollte nicht, dass sie darunter litt. Er wusste schließlich, dass Koushiro wie auch Sora sich damit abfanden, keine Chance zu haben. Warum sah das nicht auch Mimi? Manchmal konnte sie so blind sein. Aber Yuri hatte Recht! Er konnte seine große Liebe nicht einfach aufgeben. Er hatte sein Herz an die braunhaarige Schönheit verloren. Sie trug es in seinen Händen und bei keinem anderen fühlte es sich besser aufgehoben. Mit einem Lächeln sah sie die beiden an. „Danke…“, hauchte er. Yuri schmunzelte, bevor sie ihre Hand ausstreckte und ihm gegen die Stirn schnippte. „Und… Was wird deine nächste Amtshandlung sein?“, fragte die Blonde. Taichi rieb sich die schmerzende Stirn. „Ich suche mir ein passendes Geschenk?“, erwiderte er. Wieder schnippte die Ältere gegen seine Stirn, gerade als er seine Hand hatte sinken lassen. „Falsch… zuerst wirst du uns einladen! Ich will Kuchen!“, lachte die Krankenschwester. „Mensch… Auf Dauer tut das wirklich weh!“, murrte der Yagami. Joe lächelte nur schwach. „Das ist wohl eine Angewohnheit vorn ihr…“, erwiderte dann Joe, da sich seine Verlobte bereits aufgerichtete hatte, um bei der Vitrine ein Stückchen Kuchen herauszusuchen.

 

„Als was gehst du denn? Hast du schon eine Idee?“, fragte nun Joe interessiert den Jüngeren. Nachdenklich sah der Yagami aus dem Fenster. Mhm… Ich weiß es noch nicht so genau…“ „Bei deiner Wuschelmähne solltest du als Werwolf gehen!“, erklang dann die Stimme von Yuri, die auf die beiden zuging und sich wieder neben Joe niederließ. Sie hatte sich ein Stück Rhabarberkuchen ausgesucht, welcher mehr wie ein Gift-Kuchen auf den Yagami wirkte. „Als Werwolf?“, fragte er nach. „Ja… Deine Mähne scheint ja kaum zu bändigen zu sein… Und wer kann schon einen Werwolf bändigen?“, lachte die Blonde und biss genüsslich auf ihr Stückchen Kuchen. „Boah… Ist der lecker!“, flötete sie. Sonst wirkte Yuri ja wirklich reif und erwachsen, aber während sie so auf ihrem Stück Kuchen knabberte, schien sie fast ein wenig verspielt und kindlich. Das mochte er. „Du hast dir wirklich eine gute Frau ausgesucht!“, kicherte Taichi und wand sich dabei an den Ältesten. Dieser wurde glatt verlegen und drehte den Kopf leicht zur Seite. „Wir haben ja schon gedacht, dass du mal nie eine Freundin abbekommst und jetzt bist du sogar der Erste, der unter die Haube kommt!“, lachte er amüsiert und klopfte seinem Freund auf die Schulter. Dieser wurde nur noch röter auf den Wangen. Yuri konnte dabei nur kichern. „Er ist halt wesentlich erwachsener als ihr!“, sagte Yuri gleich und legte einfühlsam eine Hand auf den Oberschenkel ihres Verlobten. Dieser erwiderte mit einem liebevollen Lächeln den Blick der Jüngeren. Gott. Das war wirklich zu viel des Guten. Das brachte ihn ja fast dazu, den Beiden vor die Füße zu brechen. So viel Liebegesülze ertrug er nicht. Vor allem, da er noch immer ein Kostüm brauchte. „Leute… Ich will ja nicht unhöflich sein, aber ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt gehe… Ich werde mal Hikari-chan anrufen. Vielleicht hilft sie mir beim Aussuchen. Aber danke für den Tipp!“, lachte der Yagami den Beiden zu. Ohne auf Wiederworte der beiden Älteren zu warten, bezahlte er deren Verzehr und Kaffee und verließ das Geschäft.

 

Draußen angekommen atmete er erleichtert die frische Luft ein. Sie hatten ihm neue Hoffnung gegeben. Mimi würde es ihm nicht leichtmachen, das wusste er. Aber er hätte sich die Tachikawa nicht ausgesucht, wenn er angenommen hätte, dass sie es ihm leichtmachen würde. Vielleicht mochte er auch einfach die Herausforderung. Er schmunzelte, als er an die Jüngere dachte. Er wollte sie. Hier an seiner Seite. Mit einem Lächeln auf den Lippen sah er zurück zu den beiden Turteltäubchen. Er wollte sie an seiner Seite, wie Joe Yuri an seiner Seite stehen hatte. Die Beiden passten hervorragend zusammen und ergänzten sich perfekt. Taichi war sich sicher, dass es auch bei ihm und Mimi so sein würde. Doch wenn er aufgab, würde er gar nichts gewinnen. Weder sie, noch ihr Herz. Denn das war es was er wollte. Er wollte Mimi… Bei sich. An seiner Seite. Für immer.

 

Mit diesen Gedanken machte sich der Yagami auch auf den Weg.

Halloween


 

Geister schreien, Hexen lachen,

gebt uns süßes sonst wird´s krachen!

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Mimi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Die Mädchen der Mädels-WG waren schon ganz aufgeregt, heute war ein besonderer Tag. Halloween und Mimi war da ganz in ihrem Element. Halloween wurde in Amerika richtig groß gefeiert und sie hat sich diesen Brauch gerne angenommen. Es machte ihr Spaß sich zu verkleiden und dementsprechend zu schminken. Sie konnte es so gut, dass sämtliche Freundinnen von Mimi wollten, dass sie sie auch schminkte, weshalb die Mädchen kurzerhand beschlossen sich für die Party gemeinsam fertig zu machen. Abgesehen davon war es für sie eine willkommene Ablenkung, denn Taichi ging ihr einfach nicht aus dem Kopf, sie versuchte seit ein paar Tagen seinen Namen nicht zu sagen, doch wirklich gelang es ihr nicht. Sie vermisste den Braunhaarigen und brauchte ihn an ihrer Seite mehr als sie zugeben wollte. Die Halloweenparty würde zudem noch an der Fakultät von Taichis Universität stattfinden, damit wusste Mimi das sie auch auf Taichi treffen würde und das machte sie nervös. Auf der einen Seite freute sie sich den Brünetten wiederzusehen, auf der anderen Seite hatte sie auch etwas Angst wie das Aufeinandertreffen aussehen würde.

 

Mimi hatte sich für dieses Jahr überlegt sich als Puppe zu verkleiden und Sora wollte als Nixe gehen. Gemeinsam hatten sie unheimlich Spaß dabei Stoffe und Muster auszusuchen. Die Kostüme vorzuzeichnen und Schnitte zurecht zu schneiden. Wieder einmal konnte Mimi nur staunen über welches Talent die Rothaarige verfügte. Sora zeigte ihr ein paar Tricks die sie schnell verinnerlichte und umsetzte. Sie waren beide wirklich stolz auf ihr Ergebnis. Sora hielt ihr Kostüm in verschiedenen Grüntönen und setze Akzente mit rot, sie trug eine Netzstrumpfhose in schwarz und Mimi wollte ihre Haare wild toupieren, damit ihre Frisur ein wenig stürmischer wurde und nicht so brav war wie sonst. Mimi trug einen ausgestellten Rock in hellblau, eine weiße Bluse, eine hellblaue Fliege und weiße Overkneesstrümpfe. „Ich glaube du hast vor heute noch jemanden den Verstand zu rauben“, kicherte Sora, als Mimi umgezogen aber noch nicht fertig geschminkt aus ihrem Zimmer trat. Unschuldig sah Mimi zur Älteren. „So ein Unsinn“, murmelte sie verlegen, dennoch fragte sie sich, ob das Kostüm Taichi gefallen würde. Sakura, die als Dämonin ging und Luna die als Waldfee verkleidet war hatten ebenfalls schon ihre Kostüme an und sahen auch lächelnd zu Mimi. „Also wenn Taichi dich nicht will, finden wir sicher auch noch einen anderen“, flötete Luna. „Oder eine andere“, zwinkerte Sakura ihr zu. Mimi wurde gleich rot im Gesicht und winkte ab. „Könnt ihr mal damit aufhören?!“, richtete sie an ihre Mitbewohnerinnen und verschwand schnell in einem der beiden Bäder. Sakura kicherte „Sie ist so süß und so leicht zu verunsichern.“

 

Mimi schminkte sich schon mal, damit sie wenn ihre Freundinnen kamen fertig war und sich nur noch um diese kümmern musste, dass würde stressig genug werden, aber zum Glück hatte sie mit ihrer jüngeren Cousine eine talentierte Assistentin an ihrer Seite. Sie schminkte sich wie es für eine Puppe gehörte größere Augen, legte roten Rouge auf die Wangen und malte mit einem roten Lippenstift einen Puppenmund. Zudem legte sie weißes Puder an ihre Haut, so dass sie die Blässe einer Porzellanpuppe repräsentierte. Als sie sich im Spiegel betrachtete, musste sie lächeln. Sie war zufrieden mit ihrem Make-Up, ihre Harre ließ sie noch offen, da sollte sich später ihre Cousine drum kümmern. Da war sie einfach unschlagbar und sie wollte heute nichts dem Zufall überlassen. Warum eigentlich? Schnell schüttelte sie ihren Kopf und trat aus dem Badezimmer. „ich will nichts hören“, sprach sie gleich als sie in die Küche trat. Sobald Mimi ankam, klingelte es an der Tür. Sora ging zur Wohnungstür und kreischend und gesammelt standen Hikari, Miyako, Mira, Rei und Yuri vor ihnen. Ihre Kostüme hatten sie auch schon an. Kari verkleidete sich als Engel, Miyako als Hexe, Mira als Katze, Rei kam als Zombie und Yuri war das arme Opfer ihres Verlobten Freddy Krüger. „Ihr seht ja schon mal super aus", begrüßte Sora ihre Freundinnen und ließ die Mädchen in die WG eintreten.

 

„Ich freue mich voll, das ist meine erste Halloweenparty“, freute Hikari sich. „und sicher auch vorerst deine Letzte“, zwinkerte Miyako ihr zu und deutete auf ihren Babybauch. „Eigentlich müsste ich so richtig auf den Tisch hauen, aber das geht ja gar nicht“, überlegte sie. „Ach egal, es gibt wichtigeres.“ „Also wie teilen wir uns jetzt am besten auf?“, fragte Rei nach. „Ich würde sagen, die einen machen erste die Haare und der Rest kümmert sich ums Make-Up und dann wird getauscht?“, schlug Sora diplomatisch vor. Rei nickte „wenn du meinst!“ „Mir ist das egal, aber ich brauche erst mal eine Steckdose“, rief Mira und kramte in ihrer Tasche rum und holte ein Glätteisen hervor, mit dem man aber auch Locken machen konnte. „Ich möchte gerne so schöne Locken wie Mimi“, flötete Kari begeistert und setzte sich auf einen Stuhl. „Ich bin schwanger, daher sollte ich auch beginnen“, richtete sie an ihre Freundinnen. „Das ergibt natürlich total Sinn“, erwiderte Miyako unbekümmert. 

 

Mimi war unterdessen etwas ruhiger geworden und nahm sich Yuri vor, als erste zu schminken. „Alles okay bei dir?“, fragte die junge Krankenschwester bei der Brünetten nach, die auf dem Sofa saß. Mimi saß er gegenüber, hatte ihre Schminkutensilien, sowie verschiedene Farbe und Kunstblut auf dem Wohnzimmertisch ausgebreitet, blickte zur Älteren auf und nickte. „Sicher?“, fragte Yuri nach. Mimi nahm einen Schwamm in die Hand tupfte die Vorderseite in die weiße Farbe und ging vorsichtig über Yuris Gesicht. „Taichi“, murmelte sie. „Er wird kommen“, erwiderte Yuri. „Hab ich mir gedacht“, kam es monoton aus der Brünetten. „Du solltest wirklich nochmal mit ihm reden Mimi.“ Die Tachikawa stoppte in ihrer Bewegung.  „Hast du was von ihm gehört?“ Yuri nahm Mimis Hände in ihre. „Da muss man nichts hören, es reicht, wenn man ihn sieht. Ihm geht es gar nicht gut. Du fehlst ihm.“ Schuldbewusst ließ die Jüngere ihren Kopf sinken. „Das…ich…Er fehlt mir doch auch“, flüsterte sie niedergeschlagen. „Dann sag ihm das, rede mit ihm Mimi. Du bist doch so auch nicht glücklich.“ Sie schüttelte den Kopf. „Na siehst du. Er wartet nur auf eine Chance.“ „Vielleicht sollte ich wirklich nochmal mit ihm reden.“ Yuri lächelte. „Du wirst es sicher nicht bereuen. Ihr verdient es glücklich zu sein.“  Im nächsten Leben würde sie ganz bestimmt Amor werden, dachte sie verzückt. „Danke, du bist mir wirklich eine gute Freundin geworden. Ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe. Joe kann sich glücklich schätzen“, murmelte die Brünette. Yuri stimme ihr zu. Sie war auch froh und hatte die Brünette wirklich in ihr Herz geschlossen, abgesehen davon lag sie auch Joe sehr am Herzen, dann kam ihr eine Idee. Sie streckte ihren Rücken durch und hielt erneut Mimis Hände. „Okay geht es dir auch gut?“, fragte sie argwöhnisch bei der blonden Frau nach. Yuri nickte begeistert. „Ich möchte dich etwas fragen.“ „Okay“, erwiderte Mimi verwirrt. „Liebe Mimi, möchtest du meine Trauzeugin werden?“, fragte sie nach und sah die Jüngere hoffnungsvoll an. Die Brünette wirkte noch immer überrascht. „Wirklich? Ich meine…ich würde mich freuen“, stotterte Mimi verlegen. Yuri nickte. „Ja, ich bin mir sicher. Ich mag euch alle. Joe hat wirklich tolle Freunde, aber ich fühle mich euch auch so nah und ich… ich würde mich.“ Mimi nickte. „Dann mache ich das sehr gerne. Ich hoffe nur ich werde dir auch gerecht“, murmelte sie. „Ach klar, da mache ich mir keine Sorgen, wenn ich da an deine Geburtstagsparty zurückdenke.“

 

Mimi rollte ihre Augen. Die Party hätte so schön werden können…Hätte wenn jemand bestimmtes sie nicht zerstört hätte, der ihr und ihren Freuden unaufhörlich ihr Leben schwermachte und obwohl es so schien, als hätten sie erst mal gewonnen, traute sie dem ganzen nicht. Michael würde nicht aufgeben bis er sein Ziel erreichte. Irgendwie bekam sie das Gefühl nicht los, als würde sie in der Zukunft wieder mit ihm konfrontiert werden.  

 

Nachdem ein Mimi ein paar der Mädchen geschminkt hatte schenkte sie nun Rei ihre Aufmerksamkeit, die gesamte Zeit fiel ihr schon auf, dass die Rothaarige sehr ruhig für ihre Verhältnisse war. Rei setze sich zu Mimi auf das Sofa und schloss gleich ihre Augen, damit Mimi beginnen konnte, denn vor lauter Mädchen die Mimi am Schminken war wollte sie nicht unnötig aufhalten. „Alles in Ordnung Rei?“, fragte die Brünette leise nach. „Jaja, du kannst ruhig anfangen.“ Mimi brummte und Rei öffnete ihre Augen. „Was?“, fragte sie zickig nach. „Komm schon, hör doch auf. Du kannst vielleicht den Anderen was vormachen, aber mir nicht!“, stellte die Tachikawa mit Nachdruck klar. Rei verdrehte genervt aber auch leicht entlarvt ihre Augen und sah niedergeschlagen zur Jüngeren. „Matt… Er hat sich gar nicht mehr gemeldet…“, flüsterte die Physikstudentin. Sie wollte nicht, dass die restlichen Mädchen speziell Sora etwas mitbekam. „Ich war wohl doch nur eine von vielen. Ich hätte es besser wissen müssen“, fügte sie bissig hinzu. Mimi wusste nicht so Recht was sie sagen sollte. Sie hatte mit Matt gar nicht mehr gesprochen, außer kurz während er Musikaufnahme, doch ob er etwas für Rei übrighatte oder nicht wusste sie nicht. Sie kam sich dumm vor, sie hätte ihn zur Rede stellen müssen, aber irgendwie hat sie sich nicht getraut und wollte auch nicht das er von Taichi anfangen würde. Aber Mimi wusste auch wie Matt war, aber würde er das auch mit Rei abziehen? „Na ja, er wird sicher gleich auch da sein. Du solltest mit ihm über eure Nacht sprechen!“ „Ach du meinst sowie du?“

 

Punkt für Rei, dachte Mimi sich verbissen. „Ich…ich werde auch heute mit Taichi reden…also, wenn er noch mit mir reden will“, gab sie leise zu. Rei machte große Augen und sah zur Jüngeren. „Woher kommt denn der Sinneswandel?“ Mimi zuckte die Schultern und seufzte. „Du liebst und vermisst ihr sehr, nicht wahr?“ sprach Rei das offensichtliche aus. Mimi nickte erneut. „Ich halte es gar nicht mehr aus, dieser Entzug…also von ihm getrennt zu sein, ist ja fast noch schlimmer wie von diesem Teufelszeug runter zu kommen“, nuschelte sie und knabberte an ihren Fingernägeln. „Lass das!“ Rei nahm Mimis Hand in ihre und musterte dieses kritisch. „Da müssen wir aber gleich noch was machen. Du hast ganz schön viel geknabbert.“ Verlegen entriss Mimi Rei ihre Hand und versteckte sie. „Rede du lieber mal mit Matt“, kam es beleidigt aus der Brünetten. „Ich wüsste ehrlich nicht was das bringen soll. Vielleicht ist es auch besser so. Ich meine Matt ist Musiker, relativ erfolgreich und weiß was er will und ich… na ja ich bin eben ich.“ „Was soll das denn heißen? Rei du bist eine wundervolle junge Frau, die in ihrem Leben leider sehr viel Pesch hatte und dennoch bist du stark, bist deinen Weg gegangen und hast dich nicht unterkriegen lassen und wenn er das nicht zu schätzen weiß, dann hat er dich auch nicht verdient!“, sagte Mimi streng und wurde mit jedem Wort lauter, weil sie sich so in Rage redete. „Psst Mimi, das soll doch nicht jeder hier mitkriegen.“ Etwas panisch sah die Rothaarige sich um, doch die Mädchen waren so mit ihren Kostümen, den Frisuren und Vortrinken beschäftigt, dass sie die Unterhaltung nicht mitbekamen. „Danke, wenigstens eine hält mich nicht für einen hoffnungslosen Fall!“ Mimi kicherte „Natürlich bist du ein hoffnungsloser Fall, du bist ja auch ein Junkie!“, lachte die Jüngere auf. „Opfer, mach dich lieber mal nützlich und schmink mich, damit wir uns um deine schäbigen Nägel kümmern können!“ Die Mädchen brachen in Gelächter aus, was doch dafür sorgte, dass sie anderen Mädchen zu ihnen sahen. „Oh… es geht wieder los“, flötete Miyako die gerade mit ihrer Frisur fertig wurde.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Hikari*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Erstaunt betrachtete sich die Yagami im Spiegel. Sie war die erste der Mädchen, die sich in ihrer Vollendung betrachten konnte und war sprachlos. Mit ihrem Freund hatte sie abgesprochen, dass sie als Engel und Teufel gehen würden, wobei sie die Rolle des Engels übernahm. Es war stets das Gleiche. In ihr sah man eben immer den lieben Engel, ein unschuldiges Mädchen vom Lande, welches kaum etwas zu bieten hatte. Manchmal störte es sie, wenn man sie so betrachtete, ohne sie zu kennen. Natürlich war sie ein liebes Mädchen, doch waren das die anderen genauso. Genauso konnte sie auch böse, gemein und ein kleiner Teufel sein. Mit einem verträumten Lächeln legte sie ihre Hände auf ihren Bauch. In diesen wuchs ein kleiner Engel heran. Dessen war sie sich sicher. Sie zuckte gar einen Moment zusammen, als sie bemerkte, wie das kleine Wesen in ihrem Bauch trat. Nicht schmerzhaft, dennoch deutlich zu spüren. „Hat es getreten?!“, trat plötzlich ihre beste Freundin an die Seite der Yagami und sah sie mit einem Strahlen im Gesicht an. Die Angesprochene nickte zaghaft. „Darf ich fühlen?“, fragte sie und bekam ein Glitzern in den Augen. Hikari selbst konnte nur schmunzeln und nickte. Vorsichtig legte Miyako schon im nächsten Moment ihre Hand auf den gewölbten Bauch ihrer Freundin. Als ob das Kind es spürte, trat es noch einmal kräftig und Miyako bekam große Augen. „Oh mein Gott! Es hat getreten! Es hat getreten!!!“, meinte die hibbelig und hüpfte aufgeregt umher. Die Yagami selbst kicherte und legte noch einmal selbst ihre Hand an ihren Bauch. Sie schloss die Augen und atmete tief ein und aus. In ihrem Leib wuchs das Kind von ihr und Takeru heran. Ein kostbareres Geschenk konnte man ihr gar nicht machen. Mittlerweile freute sie sich auf die Geburt des Kindes und die Zeit, die sie mit diesem und dem Vater dessen verbringen konnte. Sie würden eine Familie werden. Eine etwas verrückte Familie, aber eine Familie. Groß und bunt, mit all ihren Freunden.

 

„Jetzt muss ich mal dringend etwas probieren, was ich letztens in einem Video gesehen habe!“, gab Mimi bekannt, als sie sich Yuri gegenübersetzte und ihren Arm musterte. Prinzipiell war die Ältere bereits fertig, waren ihre Glieder schließlich voller Kunstblut und auch ihr Gesicht wirkte irgendwie ziemlich verletzt und tödlich. Jedoch störte es die Tachikawa, dass es noch nicht authentisch war. „Als ich gehört habe, dass du als Opfer von Freddy Krüger gehen möchtest, dachte ich mir direkt, dass echte Wunden bei deinem Kostüm richtig gut zu Geltung kommen würden!“, erklärte sie und holte Modellierwachs aus ihrer Tasche. Yuri hob misstrauisch die Augen. „Und ich wollte es schon immer mal versuchen, Wunden zu erstellen!“, kicherte die Jüngere und richtete alles hin. Auch Filmblut dürfte nicht fehlen, war es schließlich realistischer als das normale Kunstblut. So machte sie sich daran, der Älteren authentische und realistisch wirkende Wunden zu verpassen. „Ihhhh… Das sieht ja echt widerlich aus…“, bemerkte Rei, deren Haare gerade von Mira fertiggestellt worden waren. Mimi schmunzelte, während Hikari interessiert dabei zusah, was sie da fabrizierte. Die Jüngste der Gruppe war beeindruckt vom gestalterischen Talent der beiden Schwestern. Auch die Frisuren, welche von Mira gezaubert wurden, waren nahezu filmreif. „Ihr habt wirklich ein Talent, alles aus einem herauszuholen!“, bemerkte Hikari mit einem Lächeln. Mimi legte dankend den Kopf schief, während sie mit dem Pinsel weitere Akzente mit dem Blut zauberte. „Wenn Joe-kun da mal keine Angst bekommt…“, kicherte Miyako und stellte sich den Ältesten schon vor. „Wenn er sie überhaupt erkennt…“, merkte nun auch Sora an. Sie würde als nächstes auf den Stuhl zum Schminken kommen. Ihre Haare hatte Mira hochgesteckt und mit einer Muschel und Perlenschmuck individualisiert. Sie sah rein von der Frisur schon wie eine kleine Meeresgöttin aus. Passend zu ihrer Flosse plante Mimi ihr Schuppen ins Gesicht zu zaubern. „Mimi-chan, stört es dich eigentlich, wenn ich dir parallel zum Schminken die Haare mach? Die anderen sind schon fertig!“, erklärte sie. Erst jetzt hob Mimi den Kopf und sah zu ihren Freunden. Gott. Sie war beeindruckt. Man sah es Mira nicht an, aber die Frisuren, die sie zauberte, waren wirklich der Wahnsinn. Hikari war ebenso erstaunt. Sie sah sich um, erkannte ihre beste Freundin fast nicht wieder. Genau wie sie selbst war diese bereits fertig. Miyako hatte die Haare offen, trug sie doch einen Hut. Doch zur Akzentuierung hatte Mira ihr schwarze und rote Haarsträhnen ins Haar gemacht und sie gefährlich geschminkt. Miyako ging als Hexe, doch keineswegs als ein hässliches Wesen. Ihre Haut hatte mittels der Schminke einen leichten Grünstich erhalten, während ihre Lippen in einem knalligen Rot waren und ihre Augen gefährlich schimmerten. Sie hatte rote Kontaktlinsen drinnen, die aufgrund ihrer besonderen Anfertigung auch ihre benötigte Sehstärke besaßen. Ihr Outfit war ihn Schwarz gehalten, eine rot-schwarz gestreifte Strumpfhose und Absatzschuhe. Gott. Sie war eine verführerische Hexe. In diesem Outfit würde ihr Ken komplett verfallen, wenn dem nicht ohnehin schon der Fall wäre. Hikaris Blick wanderte weiter zur Rei. Kurz gesagt: Sie war tot. Und das sah man ihr an. Die Rothaarige war kein zerfleischter Zombie, aber sie war weiß wie eine Kalkwand und ihre Augen waren rot unterlaufen. Auch sie trug rote Kontaktlinsen und alltäglichen Klamotten, die jedoch komplett zerfetzt waren. Das einzige, was sie besaß, war eine große, klaffende Wunde an der Schulterpartie, welche wohl den Infektionsherd des Zombiedaseins zeigen sollte. Mimi hatte hier ebenfalls mit Modellierwachs und künstlichen Blut gearbeitet und die genaue Akzentuierung gefunden. Luna stand als zierliche und wunderschöne Waldfee daneben. Mimi hatte ihr im Gesicht sowie am Oberkörper und den Armen eine Efeuranke gezeichnet, die je nach Lichteinstrahlung glitzerte. Durch ihre grünen Haare und ihre zierliche Gestalt wirkte sie mit dem Make Up wie auch ihrer Verkleidung wirklich wie eine zierliche Waldfee, deren liebste Umgebung die Natur und die Pflanzenwelt war. Dahinter stand Sakura, die eine blaue und eine rote Kontaktlinse in ihren Augen hatte. Sie trug einen schwarzen Umhang mit Kapuze, so dass sich Mira das Haare machen der Älteren hatte sparen können. Ihr Gesicht war in einer rötlichen Farbe und ihre Augenbrauen wie Augen waren schwarz geschminkt. Würde Sakura in einem Horrorfilm mitspielen, würde sie sicher vielen Angst machen, schoss es der Yagami automatisch durch den Kopf. Der Blick dieser ging wieder zu Mimi, die nun detailgetreu Schuppen auf Soras Gesicht zeichnete, deren Abbildungen sie bis runter zur Halspartie und zu den Schultern ausbreitete. Es war Feinarbeit, die Mimi in wenigen Minuten absolvierte. Gekonnt nutzte sie die verschiedenen Blautöne und jeder Pinselstrich saß. In der Zwischenzeit kümmerte sich Mira um die Lockenpracht ihrer Cousine. Viel musste sie jedoch nicht machen. Mimi wollte die Haare offen tragen und sie nur ein wenig in Form und Volumen bringen. So machte Mira einfach mehr und vor allem nach an ihren Haaransätzen intensiviere Locken rein. Ihrer Frisur verlieh sie noch einen Touch an Niedlichkeit, indem sie mittels einer Flechtfrisur es etwas braver wirken ließ. Schließlich waren Puppen so. Sie waren meist niedlich und doch sehr bedrohlich. Zumindest in den Horrorfilmen.

 

Nachdem alle Mädchen mit dem Schminken fertig waren, verschwand Mimi selbst nochmal im Badezimmer. Sie setzte sich gerade die zweite weiße Kontaktlinse ein, als Hikari in die Räumlichkeit trat und unsicher zu ihrer Freundin sah. „Mimi-chan? Hast du eine Sekunde für mich?“, fragte die Jüngere unsicher. Mimi blinzelte mehrmals und wand sich dann zu Hikari um. „Natürlich… Ist alles okay bei dir?“, fragte sie gleich und beobachtete sie besorgt. „Bei mir ist alles okay… Großartig sogar… Aber ich mache mir Sorgen… um Taichi…“, meinte die Jüngere und rieb sich dabei den Oberarm. Eigentlich hätte Mimi damit rechnen müssen, war jedoch darüber überrascht. „Ich kann mir vorstellen, warum. Yuri-chan hat mir vorhin auch schon gesagt, dass es ihm nicht gut geht…“ „Geht es dir denn mit der Entscheidung gut, dich von ihm getrennt zu haben?“, fragte Hikari direkt. Mimi sah traurig zu der Schachtel mit den künstlichen Wimpern. Nur nicht weinen! Das würde das gesamte Make Up ruinieren. „Nein…“, murmelte sie. „Ich versteh‘ nicht, warum du dich dann getrennt hast. Bei euch geht es schon seit Jahren hin und her und ihr habt beide unter der Trennung gelitten! Und nun leidet ihr beide wieder!“, sprach Hikari als Stimme der Vernunft aus. „Hikari-chan… ich werde heute Abend mit ihm sprechen… Ich vermisse und liebe ihn, aber…“, sie stockte einen Moment und legte die Schachtelt beiseite, „Aber?“, erwiderte Hikari verwirrt. „Sora-chan ist in ihn verliebt… und Koushiro-kun in mich. Sie sind beide meine besten Freunde und mit der Beziehung zu Taichi haben wir ihnen sehr wehgetan. Ich habe damals abgewogen, was mit wichtiger ist. Mir war es lieber, auf die Liebe zu ihm zu verzichten, anstatt meine besten Freunde zu verlieren. Aber ich weiß, dass es ein Trugschluss war. An für sich ändert sich nichts daran. Taichi wird nicht mit Sora zusammenkommen und ich nicht mit Koushiro. Dafür reichen die Gefühle nicht. Zumal das alles nur ein Spiel wäre, keine echten Gefühle, keine echten Empfindungen. Ich habe viel darüber nachgedacht. Langsam weiß ich, wie die Liebe spielt. Es wird nie jemanden geben, der bei sowas nicht verletzt wird. Sora und Koushiro sind mir wichtig, aber ich kann ihnen diesen Kummer nicht nehmen. Sie werden immer und immer wieder abgewiesen werden, weil unsere Herzen nicht im gleichen Takt schlagen. Das habe ich eingesehen und ich weiß, dass ich Taichi-kun sehr verletzt habe. Aber ich war so durcheinander und wusste nicht, was ich tun soll… jetzt weiß ich, was ich möchte… Ich möchte ihn zurück. Denn ich liebe ihn…. Ich liebe ihn mehr als mich selbst, als mein Leben oder was auch immer. Er gibt mir das Gefühl, im Leben endlich richtig anzukommen. Das ist nicht viel mehr als eine innige Freundschaft, aber etwas, das ich braue, um glücklich zu sein. Genauso ist es bei Koushiro und Sora. Sie sind wichtige Menschen in meinem Leben. Und auch auf die Gefahr hin, jetzt egoistisch zu sein. Ich will Beides, um glücklich zu werden!“, sprach sie voller Tatendrang.

 

Mit jedem ausgesprochenen Wort der Tachikawa, strahlten die Augen von Taichis kleiner Schwester immer ein wenig mehr. Sie war stolz auf Mimi. Hikari kannte es selbst, wie schwer es doch war, zwischen Freundschaft und Liebe abzuwägen und niemanden verletzen zu wollen. Damals fand sie sich selbst der Situation konfrontiert, als Daisuke ihr aufrichtig ihre Liebe gestanden hatte. Früher hatte sie das noch als Quatsch angesehen, doch je älter sie waren, umso deutlicher wurde, wie ernst er es doch meinte. Hikari hatte ihn immer abgewiesen und geärgert, ohne zu bemerken, wie sehr sie ihm damit verletzt hatte. Heute bereute sie ihr Handeln und freute sich für den Motomiya, in Mira eine wunderbare Freundin gefunden zu haben. Denn heute wie früher schlug das Herz der Yagami stets für Takeru und sie hätte niemals, selbst wenn sie gewollt hätte, die Gefühle von Daisuke aufrichtig erwidern können. Niemals. Auch wenn es ihr leidtat. Manche Dinge konnte man nicht so einfach erzwingen. Im Nachhinein würde immer jemand verletzt werden.

 

„Mädels?! Seid ihr endlich fertig? Wir müssen langsam los!“, hörten sie die laute Stimme von Sakura, die bereits provokant mit ihrem Schlüssel klimperte. Hikari ging aus dem Bad heraus und suchte ihre Sachen zusammen, während Mimi sich noch die künstlichen Wimpern verpasste und dann scheinbar zufrieden herauskam. Die Mädchen teilten sich in zwei Gruppen auf. Yuri trank sowieso keinen Alkohol, so dass sie die eine Fahrt übernahm, während Sakura die andere Fahrt meisterte. Die Mädchen brauchten keine halbe Stunde, bis sie in der Fakultät ankamen, in welcher die Halloweenparty stattfinden würde. Sie waren voller Tatendrang. Jede von ihnen verfolgte ein anderes Ziel. Jede von ihnen war ihres eigenen Glückes Schmied. Und vielleicht würden einige von ihnen endlich einen Weg finden, ihr Glück zu finden und nicht ewig danach zu suchen. Das zumindest, hatte sich Mimi vorgenommen.

 

Endlich glücklich sein…

Gruselige Gestalten


 

Hinter jedem Grauen kann ich auch ein Schimmer der Glückseligkeit verbergen.

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Yamato*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Musik schallte durch die Wände, das Klirren von Gläsern drang an sein Ohr und die Interaktionen der Gäste hallten durch die Räume. Unbeeindruckt von der Party, die schon im vollem Gange war, lehnte der Ishida an der Wand und betrachtete die rote, süßlich riechende Flüssigkeit in seinem Becher. Er war nicht mal ansatzweise mit Motivation gesegnet und seine Laune war an für sich ebenfalls im Keller. Nur auf Bitten seines besten Freundes war er mitgekommen, auch wenn er sich nicht sicher war, warum eigentlich. Unterstützung? Weil der Yagami mit Mimi reden wollte? Dabei hatte der Ishida ganz andere Probleme mit einem störrischen Frauenzimmer. Seine Gedanken drifteten zu Rei ab. Dem Mädchen, dem er anfangs noch mit Misstrauen entgegengetreten war und dem Mädchen, dass er nun nicht mehr aus seinem Kopf bekam. Sie machte ihn fertig. Erst schlief sie mit ihm und dann meldete sie sich nicht mehr. Was dachte sie denn von ihm? Dass sie nur ein Mädchen für eine Nacht war? Dass sie eine von vielen war? Er zuckte gedanklich mit den Schultern. Ganz abzuweisen war der Gedanke ja nicht. Yamato hatte sich um die flüchtigen Bekanntschaften für eine Nacht nie geschert. Aber zwischen der Rothaarigen und ihm hatte sich etwas entwickelt. Ganz heimlich und ohne, dass es den beiden aufgefallen war. Und nun stand er schon seit Wochen da und wartete auf den Anruf oder ein Lebenszeichen von ihr. Doch nichts. Vielleicht hatte er jetzt ja auch die Rollen getaucht? Vielleicht war er nun die flüchtige Bekanntschaft für eine Nacht? In ihm zog sich alles zusammen, wenn er nur daran dachte. Das erste Mal seit Langem hatte er wieder Herzklopfen und nun sollte das alles nur Show, ein Spiel sein? Darauf hatte er wirklich keine Lust.

 

„Seit wann trinkst du denn so süßes Zeug?!“, riss ihn die verwirrte Stimme seines besten Freundes aus den Gedanken. Er sah von seinem Getränk auf und direkt in die braunen Augen des Yagamis. „Hier gibt es doch nichts Anderes…“, murrte der Angesprochene. „Nicht versagen, Taichi fragen! Ich weiß doch, dass du mit sowas nichts anfangen kannst!“, meinte er mit einem breiten Grinsen und reichte dem Blondem ein Glas mit einer braunen Flüssigkeit. Schmunzelnd nahm Yamato das Getränk entgegen und stellte den Becher mit Bowle zur Seite. „Wo hast du den denn her?“ Taichi zuckte mit den Schultern. „Hab ich mitgebracht… Cocktails und Longdrinks sind ja ganz nett, aber dann doch nicht unbedingt mein Fall. Zumal sie sich zum Mut antrinken auch nicht unbedingt eigenen!“, meinte er kess und hob das Glas, um mit seinem besten Freund anzustoßen. Dieser hob nur die Augenbrauen, bevor das Klirren ihrer Gläser erklang. Nachdem er einen Schluck von der braunen Flüssigkeit zu sich genommen hatte, fixierte er den Politikstudenten erneut. „Warum Mut antrinken? Du hast das Wappen des Mutes…“, sprach es verwirrt aus dem Yagami. Taichi kratzte sich am Hinterkopf. „Naja… weiß nicht… bei Mimi funktioniert das nicht ganz…“, antwortete er verlegen und sah mit einem schiefen Lächeln in die Runde. Sein Blick blieb direkt an einer jungen Frau hingen, die ihn mit einem Strahlen ansah und schon ansetzte, auf ihn zuzugehen. „Nee… Nicht die… Lass uns abhauen!“, meinte der Yagami dann grummelnd und packte seinen Freund. Dieser war im ersten Moment so überrumpelt, dass er sich einfach mitziehen ließ. Unterdessen erkannte er, dass Serena, des Übels Kern war und auf die beiden zukommen wollte. Verkleidet war sie als Spinne und Yamato dachte sofort, dass sie für ihren Charakter wohl kein besseres Kostüm hätte wählen können. Sie spann ihr Nutz aus einem Geflecht von Lügen und hielt ihre Beute darin gefangen, bis es kein Entkommen mehr gab.

 

„Hast du vor mit Mimi zu reden?“, fragte der Blonde, als sie auf dem Balkon traten. Taichi wirkte mit der Frage überfordert. Natürlich wollte er mit der Tachikawa sprechen, doch das er Angst vor einer erneuten Ablehnung hatte, sah man ihm deutlich an. Er griff fester um das Glas seines Getränkes und sah verbissen geradeaus. „Hast du vor mit Rei zu sprechen?!“, fragte er, anstatt die Frage zu beantworten. Yamato musste im ersten Moment aufpassen, nicht sein Glas fallen zu lassen. Denn mit einer solchen Frage hatte er nicht gerechnet. Er hatte noch nicht mal damit gerechnet, dass es dem Yagami aufgefallen war, dass ihn dieses Thema nicht aus dem Kopf ging. Der Blonde lehnte sich an das Geländer. „Wenn du mit Mimi redest?“, erwiderte er dann fragen. Taichi hob den Blick und sah aus seinen braunen Augen in die Blauen seines Gegenübers. „Das hatte ich sowieso vor…“, murmelte er und trank erneut einen Schluck.

 

„Das wäre auch langsam mal an der Zeit…“, erklang eine ihnen bekannte Stimme. Überrascht drehten sich beide zu dem Rothaarigen Informatikstudent um. Von Taichi war nur ein Kurren zu hören. Auf Koushiro war er seit den letzten Geschehnissen nicht unbedingt gut zu sprechen. Auch wenn sich der Izumi bemüht hatte, so hingen die Ereignisse noch immer wie ein Schleier über ihnen. „Was geht es dich an?!“, fragte Taichi gereizt. Koushiro verschränkte streng die Arme vor der Brust. „Sie hat es verdient, glücklich zu werden und das ist nun dein Job…“, meinte der Jüngere nüchtern. Taichi sah verwirrt auf. „Ach? Du hast sie also aufgegeben? Naja… Schöne Sache… Erst machst du alles kaputt und dann lässt du sie fallen wie eine heiße Kartoffel?!“, erwiderte der Yagami zynisch. Yamato entschloss sich, zunächst nicht einzugreifen. Dafür war er nicht hier. Zumal Koushiro ganz anders sprach als noch vor einigen Wochen. „Mimi-chan liebt mich nicht… Also gibt es keine Basis. Dafür liebt sie dich. Ich will, dass sie glücklich wird… Ich habe eingesehen, dass das nicht funktioniert, wenn ich sie unter Druck bringe und sie zwinge, mich zu lieben. Im Nachhinein liebt sie nur, um es mir recht zu machen, anstatt es wirklich ernst zu meinen… Das will ich nicht… Sie liebt dich und das habe ich eingesehen…“, erklärte er dem Yagami. Yamato konnte nur schmunzeln. Wurde langsam auch mal Zeit. Er sah in das schockierte Gesicht des Braunhaarigen. Ihm schien es die Sprache verschlagen zu haben. Das war dann wohl der Punkt, an dem sich die beiden aussprechen konnten. Denn diese Aussprache war dringend nötig. So ließ Yamato seine freie Hand in seine Hosentasche gleiten und sah grinsend zu dem großen Bruder von Hikari. „Wir sehen uns drinnen.“ Mit diesen Worten verschwand er vom Balkon und ging wieder nach drinnen.

 

Dort angekommen trafen zeitgleich auch die Mädchen ein. Sie wurden direkt von ihren jeweiligen Partnern begrüßt. Yamato nutzte zunächst den Moment, um sie in ihren Kostümen betrachten zu können. Ihm verschlug es direkt die Sprache. Sie sahen alle miteinander heiß aus. Für einige Sekunden blieb sein Blick sogar an seiner Exfreundin an. Diese hatte sich in das liebreizende Antlitz einer Meerjungfrau verwandelt. Die blauen Kontaktlinsen schenkten ihr nochmal eine komplett neue Ausstrahlung. Sie sah wirklich gut aus. Doch sein Herz machte bei einer anderen Frau einen auffälligen Hüpfer. Nämlich bei Rei, die scheinbar einen Zombie darstellte. Er erschreckte fast beim Anblick der klaffenden Wunde. Sie sah wirklich authentisch aus. Ähnlich wie Yuri, die sich direkt einer Leibesvisitation unterziehen durfte, als Joe, Freddy Krüger persönlich, sie musterte. Wie immer war Joe überbesorgt und inspizierte seine Freundin direkt nach richtigen Verletzungen. „Du machst mich fertig, Mimi-chan…“, klagte der Brillenträger. Die Jüngere hob verwirrt die Augenbrauen. „Warum das? Ich finde, ich hab das richtig gut hinbekommen!“, meinte die Tachikawa schmollend. „Wahrscheinlich ist genau das das Problem!“, lachte ihre Cousine munter und wurde von hinten von ihrem Freund umarmt. „Wuhuuu… Eine Miezekatze… Wenn ich dich nun beiße, wirst du dann zu einer Zombiekatze?!“, fragte Daisuke amüsiert. „Nein, aber vielleicht schnurre ich ja?“, erwiderte die Jüngere verführerisch. Mimi konnte bei der Betrachtung der beiden nur schmunzeln. Yamatos Blick ging zu der Braunhaarigen und deutete mit den Augen auf den Balkon. Auch wenn die Fenster spiegelten sah sie die beiden. Ihre Augen wurden größer und gar ein wenig panisch. „Keine Sorge, sie schlagen sich nicht die Köpfe ein…“, meinte er trocken, bevor sie losstützen konnte. Die junge Frau schien verbissen an etwas Anderes zu denken. Doch Yamato vermochte nicht zu sagen, um was es ging. „Lass uns was trinken, Mimi-chan…“, meinte dann Sora. „Hier sind eindeutig zu viele Liebespaare…“, fügte sie noch hinzu und sah kurz zu Yamato, bevor sie wieder wegsah. Tatsache. Sein Blick ging zu den anderen. Hikari und sein kleiner Bruder passten wirklich perfekt zusammen. Engel und Teufel. Wobei sein kleiner Bruder nun alles war, nur kein Teufel. Aber sie hatten sich wirklich gut abgesprochen. Er musste schmunzeln. Bald würde er der Onkel der beiden werden. Ein wohliges Gefühl machte sich in ihm breit. Er war sich sicher, dass die beiden guten Eltern sein würden. Sie würden es viel besser machen als es einst ihre eigenen Eltern getan hatten.

 

Mit diesen Gedanken ließ er seinen Blick wieder durch die Runde schweifen. Luna und Sakura machten sich am Büffet zu schaffen und ehe er sich versah, waren nur noch er und Rei übrig. Verunsichert sah er zu der Rothaarigen, die seinen Blick streng erwiderte. Was sollte er sagen? Sonst fiel es ihm doch auch so einfach, die Mädchen anzusprechen. Doch da machte auch sein Herz keine Anstalten, aus seiner Brust springen zu wollen. Irgendwie war er wie gehemmt. Allerdings kam ihm Rei zuvor. Sie griff automatisch nach seiner Hand und zog ihn mit sich. „Du hast ein ganz schön langweiliges Kostüm…“, meinte sie amüsiert. Yamato hob die Augenbraue, als er sich von ihr nach draußen ziehen ließ. „Was soll das heißen?? Ich bin ein Pirat… Ich finde das gar nicht langweilig!“, erwiderte er mit einem beleidigten Unterton. „Jeder Zweite ist ein Pirat…“, „Oder ein Zombie!“, konterte er. Sie kicherte. „Ja, das stimmt wohl…“, murmelte sie. Die beiden liefen über den Universitätscampus und er verstand den Sinn nicht dahinter. „Keine Lust auf Party?!“, fragte er sie.

 

„War ich nur für eine Nacht gut?“, fragte sie plötzlich und schockiert weiteten sich seine Augen. Er starrte auf den schmalen Rücken der Kleineren. „Was?! Wie kommst du darauf?!“ „Oder liegt es an meiner Drogenvergangenheit, dass du dich nicht mehr gemeldet hast?!“ Sein Körper verkrampfte sich. Da er in der Musikbranche tätig war, war er dem Thema Drogen negativ eingestellt. Das hatte sich bis dato auch nicht geändert. Auch die Tatsache, dass sie durch ihre verantwortungslosen Handlungen beinahe dafür gesorgt hätte, dass Mimi durch den Drogenkonsum fast gestorben wäre, hing ihm noch im Hinterkopf. Er schluckte, als er Reis Rücken betrachtete und nicht dazu imstande war, etwas zu erwidern. Ein kleiner Schmerzenslaut war zu vernehmen. „Also doch… Du verurteilst mich, dass ich Drogen genommen habe…“, meinte sie dann direkt. „Ich verurteile dich nicht!“, verteidigte er sich direkt. Mit einem verletzten Ausdruck im Gesicht hob sie den Blick. Ihre rötlichen Augen schimmerten in der Dunkelheit traurig auf. „I-Ich…Ich… ich will einfach nicht in etwas mit reingezogen werden, wo ich später nicht mehr rauskomme…“, flüsterte er. Rei sah ihn mit geweiteten Augen auf. Ein Funkeln Zorn blitze in ihnen aus. „Geht’s noch? Selbst wenn ich noch Drogen nehmen würde – was ich definitiv nicht tue – würde ich dich niemals damit behelligen! Du verurteilst mich, ohne mich wirklich zu kennen. Du hast keine Ahnung, warum ich einst zu den Mitteln gegriffen habe! Ich habe mich in diese verdamme Anstalt selbst eingewiesen und diesen Kampf beschritten. Natürlich weiß ich, dass ich mich selbst in diese Misere geritten habe, aber dass du mich deswegen verurteilst, dass…“ „Das meinte ich nicht…“, unterbrach er sie.

 

Rei hatte sich vollkommen in Rage geredet und kleine Tränen liefen ihr übers Gesicht. Yamato legte mit einem Schmunzeln seine Hand auf ihre Wange. „Aber schön, dass du endlich mit mir sprichst…“, sprach er ruhig. Verwirrt sah sie ihn an. „Ich glaube nicht, dass du mich in irgendwas mit reinziehst. Außerdem glaube ich auch, dass dir diese Anstalt eine Lehre war… Ich meinte eigentlich…, dass ich glaube, dass du mich zu Gefühlen drängst, die ich eigentlich gar nicht mehr haben wollte…“, gestand er. Reis Augen wurden größer. „Du meinst…“, verlegen wand er den Blick ab. Dass seine Wangen einen roten Film abzeichneten war selbst für den Ishida etwas besonders. Reis Herz schlug so stark, dass sie glaubte, er würde es jeden Moment hören. Doch ihm ging es nicht anders. Stets hatte er geglaubt, dass Sora seine große Liebe war. Allerdings war es ein Trugschluss, dem er entgegengetreten war. Sicherlich hatte er die Takenouchi geliebt. Mittlerweile waren diese Gefühle aber gewichen und er erkannte, dass sein Herz für einen anderen Menschen schlug.

 

„Sag es…!“, forderte sie ihn auf. Schockiert sah er zu der Rothaarigen. Sie hatte sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt. „Sagen? Was!?“, sie grinste ihn an. „Ich will es hören!“ Nun war es Yamato, der zurückwich. Er war sich sicher zu wissen, was sie hören wollte. Doch der Musiker war nicht der Typ, der sowas aussprach. Er trug sein Herz nicht auf der Zunge. Was das anging, war er wohl ziemlich verklemmt. Stattdessen zeigte er den Frauen eher seine Gefühle, anstatt diese auszusprechen. „Ich weiß wirklich nicht, was du von mir willst!“, erklärte er. Rei kicherte. „Dann kann ich ja wieder gehen…“, kam es trocken aus ihrem Mund. Panisch sah er sie an. Dabei hatte er doch ganz direkt gesagt…oder vielleicht auch indirekt, dass er Gefühle für sie hatte. Warum wollt sie es nun auch noch hören? Reichte das nicht aus? „Rei…Warte!“, forderte er sie auf und streckte den Arm aus. Sie zuckte nur mit den Schultern. „…ich will es aber hören!“ Diese blöde Kuh! Wollte sie ihn auf diese Art und Weise aus der Reserve locken? Sie bewegte ihren Körper schwungvoll zurück zur Fakultät. Er knurrte.

 

So setzte er sich in Bewegung und griff nach ihrem Handgelenk. Rei konnte nicht so schnell reagieren wie er sie zu sich umgedreht hatte und seine Lippen auf ihre legte. Mit geweiteten Augen sah sie ihn an, doch er küsste sie anders als die anderen Male. Er legte die Emotionen in den Kuss, die er für sie fühlte. Und das spürte auch sie. Allmählich lockerte sich ihre verkrampfte Haltung und sie erwiderte den Kuss. Ihre Augen schlossen sich und sein Griff um ihr Handgelenk lockerte sich. Reis Hände beteten sich auf seinen Brustkorb, während sie am ganzen Leib die Gefühle verspürte, die er nicht auszusprechen vermochte.

 

Ich liebe dich…

 
 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Takeru*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*

 

Takeru konnte seinen Anblick überhaupt nicht von seinem Engel lassen, obwohl sie schwanger war und sich eigentlich ausruhen sollte, so tat sie es nicht. Sie alberte mit Miyako herum, tanzte mit Mimi und redete mit Sora. Sie ging mit Mira durch die Mengen und sah sich interessiert um. Takeru machte sich Sorgen, dass sie sich zu viel zumutete und hoffte, dass sie sich nicht überanstrengte. Die Party lief bereits seit mehreren Stunden und noch nicht einmal sah er sie sitzen. Er beschloss, dass es jetzt erst mal genug war und steuerte auf seine Freundin zu, die sich gerade mit Miyako angeregt zu unterhalten schien. „Was? Nein, das stimmt doch nicht“, widersprach Hikari.

„Oh doch, Davis ist auf der Toilette und kotzt“, kicherte die Lilahaarige.

„Hat er denn so viel getrunken?“, fragte die Braunhaarige besorgt nach.

„Ach, der dachte wohl wieder, dass er das verträgt, aber der kleine Mann hat sich wohl ganz schön überschätzt.“

„Sei nicht so gehässig, Davis tut mir leid, sich zu übergeben ist wirklich nichts Schönes“, rechtfertigte die junge Yagami den Igelkopf. „Ach, der überlebt das schon.“

„Was ist denn hier los?“, fragte Takeru nach, der die Mädchen einen Moment beobachtete und sich am Rand der Tanzfläche aufgehalten hatte. „Davis geht es wohl nicht so gut“, erklärte die Trägerin des Lichts. „und wie geht es dir?“, erkundigte sich der Blonde bei seiner Freundin und fuhr mit seiner Hand über ihre Wange. „Mir? Na gut, wie soll es mir sonst gehen? Mach dir doch nicht immer so viele Gedanken. Uns geht es gut“, versuchte sie ihren Freund zu beruhigen und streichelte ihren Babybauch. „Vielleicht sollte ich mal nach ihm sehen, obwohl nicht, dass ich mich ihm anschließe“, grübelte Hikari. „Ich mach das schon und du setzt dich jetzt mal dahin“, beschloss Takeru und deutete auf einen Tisch mit noch freien Stühlen. Kari rollte mit den Augen. „Keru, wir sind hier auf einer Party, sitzen ist da wirklich blöd.“ „Hika“

„Ach, komm schon Kari, ich könnte auch mal eine Pause vertragen“, sprang Miyako schnell dazwischen, zog Kari mit sich und zwinkerte Takeru kurz zu, dieser lächelte die Ältere dankbar an und wollte wirklich mal kurz nach Davis sehen. Immerhin war auch er sich sicher, dass der Motomiya noch gar nicht so viel getrunken hatte.

 

Er ging durch den Flur und traf schnell auf die Toiletten, noch ehe er die Türe zur Herrentoilette öffnen konnte, kam ihm schon ein hysterischer Schrei entgegen, „IHHHHGITTT Motomiya, du bist echt eine Sau.“ Aufgebracht kam plötzlich eine wütende Mira auf den Blonden zugelaufen. „Mira-chan alles okay?“, fragte der Takaishi nach. Mira deutete wütend auf ihr Katzenkleid, dass ein paar Essenspuren aufwies, jedoch nicht mehr klar zu definieren war. „Er hat mich angekotzt. Unglaublich“, sprudelte es aus der jungen Tachikawa heraus. Takeru musste sich ein Lachen verkneifen. „Davis, was.“

„Er hat einfach wieder zu viel gegessen und scheinbar irgendwas nicht vertragen, jetzt heult er da herum wie ein Baby und ich... ich kann jetzt nach Hause“, schniefte Mira und ekelte sich vor dem Geruch, der ihr in die Nase kroch. „ich schau mal nach ihm, vielleicht bekommst du das ja raus“, überlegte Takeru und deutete auf die Damentoilette. „Igitt“, klagte die Jüngere und machte sich mit hängendem Kopf auf den Weg in die Damentoilette, noch ehe sie diese öffnete drehte sie sich zu dem Blonden um. „Nimm dich in Acht, Takeru. Er ist sicher noch lange nicht fertig.“

„Ach, ich habe Erfahrungen damit“, kam es unbekümmert aus Takeru.

 

Der Basketballspieler öffnete die Türe und suchte nach seinem Freund, lange musste er nicht suchen, er hörte ihn bereits jammern. „Ohhhh.... mir ist sooo schlecht.“ Takeru stoß eine Kabinentür auf und fand schließlich den Igelkopf angelehnt vor der Toilettenschüssel. „Hey, geht es wieder?“

„T.K? Nein, ich versteh das nicht.“ Wieder kabbelte er sich hoch und übergab sich. Takeru musste zugeben, das war etwas Anderes als bei seiner Freundin, die schwanger von ihm war. „Na... soll ich mal Joe holen?“, überlegte er. „Nein, nein passt schon. Ist Mira-chan noch sauer?“

„Na ja, du hast eine Tachikawa angekotzt, also ja... wobei ich glaube das wäre wohl jedes Mädchen.“ „Oh nein“, nuschelte der Brünette, drückte die Toilettenspülung und zog sich hoch, Takeru half ihm dabei wieder auf die Beine zu kommen. „Ich habe gar nicht so viel getrunken, die Tintenfischringe waren bestimmt nicht mehr gut, die rochen auch so komisch, aber ich hatte Hunger“, rechtfertigte sich der Igelkopf, Takeru grinste, da musste man wohl Prioritäten setzen. Er stützte ihn und brachte ihn zu den Waschbecken. Dieser wusch sich durch das Gesicht und spülte sich den Mund durch. „Danke, es geht langsam wieder“, erklärte er und spürte wie sein Magen sich langsam beruhigte. „Unglaublich, dass Kari-chan das drei Monate durchgemacht hatte.“

„Ja, es ging ihr wirklich nicht immer gut, aber langsam normalisiert sich alles, solange sie nur genug Pausen macht.“

„Ach, das macht sie schon von sich aus, wenn sie merkt, dass es ihr nicht guttut.“ Da war Davis sich sicher, immerhin war Kari ja nicht unvernünftig. Die Männer verließen die Herrentoilette und im gleichen Moment kam auch Mira von der Damentoilette zurück. Sofort drehte sie ihren Kopf und ging wortlos an ihrem Freund vorbei. „Mira-chan“, sagte der Igelkopf und lief hinter seiner Freundin her. „Lass mich, deinetwegen ist die Party für mich beendete, ich stinke“, beklagte sie sich lautstark. „Es tut mir leid“, entschuldigte sich Davis abermals und schon verschwanden sie auch aus dem Blickwinkel des Blonden, er lächelte und schüttelte seinen Kopf – als er ihnen hinterher sah. Die waren schon ein verrücktes Paar.

 

Takeru ging zurück in den Feiersaal und steuerte auf den Tisch zu, an dem er seine Freundin zurückgelassen hatte, aber natürlich: Pustekuchen. Er drehte seinen Kopf und sah zur Tanzfläche, es dauerte nicht lange, bis er sie gefunden hatte. Sie tanzte mit Miyako und Mimi mitten auf der Tanzfläche. Genervt ging Takeru zur Tanzfläche und berührte sie an einer Hand. „Warum tanzt du denn schon wieder?“, fragte er aufgebracht nach. „weil es eine Party ist und ich Spaß mit meinen Freundinnen haben will“, antwortete sie gereizt. Es nervte sie, dass er sich immer so anstellte. Es ging ihr gut und sie wollte diese ausgelassenen Abende genießen – ehe sie es nicht mehr konnte. „Du solltest dich aber hin und wieder auch mal schonen, trink wenigstens etwas mit mir“, redete der Blonde auf seine Freundin ein. „Vielleicht hat T.K ja Recht“, erwiderte Miyako und sah zu Mimi. „Ja, du solltest dich wirklich etwas hinsetzen, wir können ja mitkommen“, lächelte die Ältere sie an.

„Nein, ich tanze jetzt“, erklärte sie und drehte sich um ihre eigene Achse. Mimi und Miyako sahen zu Takeru, die entschuldigend mit ihren Schultern zuckten.

 

Wieder verging eine halbe Stunde an dem Kari die Tanzfläche nicht verlassen wollte, auch wenn ihre Bewegungen deutlich langsamer wurden. Takeru holte ihr etwas zu trinken und reichte ihr ein Glas Wasser, als sie es gerade annehmen wollte geschah das Unvermeidliche und sie hielt sich ihren Kopf. „Alles okay?“, fragte Miyako nach und musterte ihre beste Freundin, doch schon bemerkte sie wie ihre Gesichtsfarbe blasser wurde. Kari zitterte und Mimi schaffte es gerade noch rechtzeitig sich hinter die Jüngere zu stellen um sie vor einem Sturz zu bewahren, dies führte dazu, dass Takeru schnell nach Kari griff, sie zu sich zog und Mimi auf ihren Hintern fiel. Schnell drehten sich alle nach den Beiden um. Takeru trug die Jüngere weg, Miyako half Mimi hoch und folgten den Beiden schnell.

In diesem Moment tauchten auch Taichi und Koushiro vom Balkon wieder auf. „Was ist mit ihr?“, fragte Taichi nach, der gleich heraneilte und besorgt zu seiner Schwester sah. „Sie hat sich übernommen“, erklärte Takeru. Tai drehte seinen Kopf, sah kurz Mimi – schluckte, als er sie sah und sah dann zu Koushiro.  „Kannst du Joe holen?“

„Natürlich.“ Sofort lief der Rothaarige los um nach dem jungen Arzt zu suchen. Tai sah wieder besorgt zu seiner Schwester. Takeru hatte die Brünette noch immer auf seinem Schoß und reichte ihr erneut das Getränk, sie griff danach und trank ein paar Schlucke. Kurz danach kam Koushiro mit Joe und Yuri wieder. „Was ist passiert?“, fragte der junge Assistenzarzt ruhig nach. „Sie wäre fast umgekippt, aber Mimi hat sie noch rechtzeitig gestützt“, erklärte Miyako. „Nehmt mal die Beine hoch.“ Taichi ging zum Fußende, nahm die Füße seine Schwester und hielt sie etwas hoch, während ihr Kopf auf dem Schoß ihres Freundes gebetet war. Joe nahm ihr Handgelenk und sah auf seine Uhr. Der Puls ist etwas zu niedrig, ich denke aber es wird gleich wieder“, erklärte er und lächelte die Jüngere an. Etwas verschwitzt war ihre Stirn, ob es am Tanzen oder am Kreislauf lag, konnte der junge Arzt nicht sagen, aber vermutlich war es eine Mischung aus Beidem. Miyako holte der Jüngeren etwas zu knabbern um ihren Kreislauf zusätzlich in Schwung zu bringen.

 

„Hier, iss etwas“, sagte die Lilahaarige im Hexenkostüm. Kari knabberte an einem künstlich blutigen Keks, spürte aber das es ihr langsam besserging. „Tai du kannst meine Füße ruhig abstellen“, sagte die Braunhaarige und sah zu ihrem Bruder. „Sicher?“, fragte er nach und sah sicherheitshalber zu Joe, dieser ertastete nochmal ihren Puls, der sich zum Glück wieder beruhigt hatte. Er nickte und sah Kari dann mit einem strengen Blick an. „Du musst dich wirklich mehr schonen, du bist schwanger, dein Körper verbraucht dreimal so viel Energie wie die der Anderen.“

„Ach, wirklich? Wo habe ich das nur schon mal gehört“, erwiderte Takeru ironisch und sah gespielt böse zu seiner Freundin, „Ich weiß, du hast ja Recht. I-Ich wollte doch nur den Abend genießen, bevor ich es nicht mehr kann“, erwiderte sie reumütig und sah entschuldigend zu ihrem Freund. „Ich weiß, dass dir das fehlen wird und auch, dass sich alles in unserem Leben ändern wird, aber Hika dafür bekommen wir ein Baby und ich bin mir sicher, dass es all das Wert ist und wenn du unser Mädchen erst mal in deinen Armen hältst, wirst du freiwillig zu Hause blieben wollen.“ Kari lächelte ihren Freund an und gab ihrem Freund einen sanften Kuss, dieser erwiderte ihn und strich behutsam über ihren Bauch. „Was meinst du, sollen wir nach Hause?“ Kari nickte lächelnd mit dem Kopf und bedankte sich bei allen für die Hilfe. Tai lächelte seine Schwester an und ein enges Gefühl machte sich in seinem Herzen breit. Eigentlich war es genau das, was er sich selber vom Leben wünschte. Eine Familie gründen und es gab nur einen Menschen mit dem er sich das vorstellen konnte. Er sah zu Mimi, die in diesem Moment auch zu ihm sah, doch den Blick schnell wieder wand. Takeru half seiner Freundin hoch, sie verabschiedeten sich von allen Freunden und verließen kurz darauf die Party, als Mimi sich gerade umdrehen und gehen wollte, hielt sie Taichi zurück. „Mimi, können wir kurz reden? Bitte?“ Fragend sah er sie an und hoffte, dass er endlich die Chance bekam, ihr nochmal alles zu sagen was ihm wichtig war, Mimi nickte zaghaft mit ihrem Kopf. Tai lächelte erleichtert und führte sie aus dem Feiersaal heraus.

Eine zweite Chance

Das Schlimmste ist, wenn man etwas loslassen muss und trotzdem die Hoffnung behält, es irgendwie festhalten zu können.

 

*.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Taichi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*
 

Nervös gingen sie auf einen Balkon um ungestört miteinander reden zu können. Taichi sah Mimi einen Moment lang schweigsam an, unsicher was er sagen sollte und dennoch war er froh, das Mimi ihn begleitet hatte. Er wusste nicht wie und wo er anfangen sollte, alles war so kompliziert geworden, aber er wollte jetzt seine Chance nutzen und keinen Rückzieher mehr machen. Nervös fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare und ruhte sie an seinem Hinterkopf, während er versuchte den Blickkontakt zu Mimi aufrecht zu erhalten, aber es gelang ihm nicht und so senkte er seinen Blick und sah starr zu ihren Schuhen. „Mimi... ich... ich weiß ich habe vieles falsch gemacht, dass alles mit Setsuna, das war einfach scheiße und du hast so etwas nicht Verdient, nicht du...“, murmelte er betroffen und hob seinen Blick um Mimi wieder ansehen zu können. In ihre wunderschönen Karamellfarbenden Augen, die ihn jedesmal wieder entzückten. Dennoch erkannte er ihren Schmerz und es machte ihn noch immer vollkommen fertig. „Ich wollte wirklich nie wieder mit dir reden...“, brummte Mimi verärgert nach einer Weile und sah ihn vorwurfsvoll an. „Warum hast du das nur gemacht? Ich versteh es echt nicht und ich habe die ganze Zeit versucht es zu verstehen.“

„Ich habe da keine logische Erklärung für, jedes Wort wäre falsch, jede Ausrede eine Heuschelei und auch das hast du nicht Verdient. Ich kann dir nur sagen, dass es mir aufrichtig leid tut und wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es sofort tun, aber das kann ich leider nicht.“ Nachdenklich blickte Taichi auf Mimi hinab, mutig legte er seine Hand auf ihre Wange und sah sie traurig an. „Ich vermisse dich und ich kann dir nur versprechen, dass du so etwas nie wieder durchmachen musst, wenn du mir noch einmal eine Chance gibst...“, flüsterte er und hielt ihrem Blick stand.

„Du fehlst mir auch...“, murmelte sie mit erstickter Stimme. „So sehr, dass es weh tut.“ Taichi legte auch seine andere Hand an ihr Gesicht und zog sie näher zu sich. Er legte seine Stirn gegen ihre und schloss seine Augen, er genoss den Moment ihr nahe zu sein und vor allem das sie es zuließ.

„Aber wie soll ich das alles je vergessen? Du hast mich enttäuscht als ich dich am meisten gebraucht habe, weißt du wie sich das anfühlt? Ich hätte das niemals von dir gedacht und dann warst du noch nicht mal ehrlich zu mir und hast es mir selber gesagt“, schluchzte sie und war untröstlich. Taichi brach es das Herz, Mimi so zu sehen. Er wusste wie sehr er sie mit seinem Handeln verletzt hatte, aber es ausgesprochen aus ihrem Mund zu hören machte alles nur Tausendmal schlimmer.

„Bitte verzeih mir, bitte gib mir die Chance alles wieder gut zu machen, dass ich der für dich sein kann, den du verdienst, dass ich der Mann für dich sein kann, den du dir wünscht“, flehte er und versuchte seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen, aber es war schwer. Die gesamte Situation, die Wochen ohne Mimi, wo sie sich davor so nah waren, sie so verletzt zu haben, das alles hatte sehr an seinen Nerven gezerrt und er konnte einfach nicht mehr. Mimi hob ihren Blick und er konnte nicht sagen, was sie dachte, aber ihr Blick... Sie sah so traurig aus und ihre Augen schienen sich mit Tränen zu füllen. Sofort wischte Taichi ihr die Tränen behutsam weg. „Ich will nie wieder der Grund für deine Tränen sein. Ich will der sein, der dich zum Lächeln bringt, der dich halten und dich beschützen darf, also wenn du das auch willst...“

„Tue mir so etwas nicht nochmal an, sei ehrlich zu mir. Dinge passieren und manchmal verstehen wir selber nicht warum, aber das zu verheimlichen macht uns angreifbar und verletzlich. Wir können nur stark sein, wenn wir zusammenhalten und ehrlich zueinander sind. Wir dürfen nicht zulassen, das sich jemand von außen zwischen uns drängt.“

Der Braunhaarige nickte irritiert, während er gar nicht glauben konnte was sie da eigentlich sagte. Sollte er wirklich nochmal eine zweite Chance bekommen? „Du... du gibst mir nochmal eine Chance?“, fragte er, als könnte er es noch gar nicht glauben. Nicht wirklich zumindest. Sie nickte zaghaft und lächelte ihn schief an. „Du... Jeder hat eine zweite Chance verdient... und ich vermisse dich auch“, hauchte sie, während Mimi versuchte ihre Tränen weiter zurückzuhalten. Taichi zog Mimi in eine stürmische Umarmung und hielt sie in seinen Armen. Er wusste überhaupt nicht mehr wo ihm der Kopf stand. Sie hatte ihm so sehr gefehlt und das er jetzt nochmal die Möglichkeit bekam ihr zu zeigen wie viel sie ihm bedeutete, fühlte sich an wie ein Traum. Ein Traum der wahr wurde.
 

Er hatte sich so nach ihr gesehnt, dass er sein Verlangen kaum noch zügeln konnte.

In dem Moment wo sie sich wieder in die Augen sahen presste er seine Lippen auf ihre. Er wollte diesen Geschmack ihrer süßen, kirschroten Lippen wieder auf seinen wissen. Zu seiner Überraschung ließ sich Mimi auf den Kuss ein und öffnete zaghaft ihre Lippen, was Taichi als Aufforderung verstand mit seiner Zunge in ihre Mundhöhle einzufahren, auch die Jüngere erwiderte das Zungenspiel und neckte seine Zunge mit ihrer. Eine Gänsehaut machte sich auf seinem Körper breit und seine Erregung wuchs sekündlich, sehr viel schneller als es ihm eigentlich lieb war. Immerhin waren sie hier alles andere als ungestört. Sie sollten es langsam angehen lassen. Das wäre sicher das Beste, aber... er konnte nicht. Die Sehnsucht und das Verlangen bestimmte sein Handeln. Er musste sich ganz schnell was einfallen lassen, sonst würde er es keine Sekunde länger aushalten und sie hier nehmen. Schwer atmend unterbrach er den Kuss, versuchte einen kühlen Kopf zu wahren und öffnete seine Augen mühsam. Er wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, doch da drückte sich Mimi wieder dem Älteren entgegen, ließ seine Erregung weiter verhärten und sie schlang ihre Arme und Beine um ihn. Als könnte er jetzt noch anders...

„Nicht hier...“, hauchte Taichi, drückte sie etwas von sich. Er wollte sie schützen und das konnte er hier nicht. Er ließ sie nochmal kurz auf ihren Füßen nieder und öffnete die Balkontür, er lugte mit seinem Kopf hervor sah sich nach rechts und links um, dann zog er die Brünette mit sich. „Wo gehen wir hin?“, kicherte Mimi und ließ sich von Taichi führen. „Warte es ab.“ Er fand einen Raum, öffnete diese und atmete erleichtert aus, als er diese auch öffnen konnte. Er zog Mimi hinter sich rein, schloss die Tür, drängte Mimi gegen die Türe und presste seine Lippen auf ihre.
 

Es war ein Abstellraum mit lauter Putzsachen, aber es war ihm egal. Hier waren sie allein, hier gab es nur sie und ihn und eine Welt die in diesem Moment still stand. Ihre Küsse wurden immer intensiver, leidenschaftlicher und drängender. Nichts als stöhnen und keuchen erklang in dem kleinen Raum und innerhalb von weniger Minuten stieg die Raumtemperatur um ein vielfaches an. Schweißperlen zeichneten sich auf seiner Stirn ab und er fuhr unter Mimis Spitzenbesetztes Rüschenoberteil, warum musste sie auch heute so etwas anziehen? Sie sah einfach umwerfend in dem Hallowennoutfit aus, das Oberteil bestand aus einer Corsage und Taichi hatte alle mühe sie aus diesem Oberteil zu bekommen. Amüsiert lächelte Mimi und drückte Taichi sanft von sich. Sie griff an ihre Seite und zog den Reißverschluß herunter. „Geht so leichter“, grinste sie keck und zwinkerte mit dem rechten Auge. Taichi ließ sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen. Innerhalb von Sekunden lag das Corset auf dem Boden und auch der Faltenrock fand sich schnell auf dem Fußboden wieder. Ungehalten öffnete auch Mimi das Hemd des Älteren, fuhr mit ihren zierlichen Fingern an seine Muskelöse Brust entlang und öffnete ungeduldig seine Hose, diese rutschte ebenfalls runter und schon fanden ihre Münder wieder zueinander. Keuchend unterbrach Taichi den Kuss, fuhr erneut mit seiner Hand an ihrem Oberkörper entlang, massierte ihre Brüste und küsste ihre Hals. Ein leises stöhnen, welches immer lauter wurde, drängte an sein Ohr und es machte ihn noch schärfer. Er fuhr weiter mit seiner Hand hinab, schob ihren Slip bei Seite und streichelte ihre Mitte, die immer feuchter wurde. „Oh Gott“, wimmerte Mimi und drängte sich den Bewegungen des Älteren entgegen. Taichi grinste als er ihre Reaktion bemerkte und wollte sie noch mehr reizen. Er fuhr mit einem Finger in sie hinein und spätestens als der zweite dazu kam, schrie Mimi vor Erregung laut auf und begann mit ihrem Becken den Bewegungen mehr Intensität zu verleihen. Taichi bemerkte ein pulsieren und zog seine Finger zurück, noch ehe Mimi protestieren konnte, zog er sich selber die Boxershort aus, hob Mimi an und versenkte sich mit einem gedämpften Schrei in ihr. Mimi krallte sich an seinen Rücken fest und Taichi begann gleich rythmisch seine Bewegungen aufzunehmen. Er konnte sich nicht zurückhalten. Das Gefühl mit ihr auf dieser Art und Weise verbunden zu sein beflügelte ihn. Mimi endlich wieder spüren zu können, ihre weiche Haut zu fühlen, zu riechen, zu schmecken. Nein, er würde sich niemals zurückhalten können. Seine Bewegungen wurden drängender, schneller und intensiver, Mimi bewegte sich ihm entgegen. Taichi öffnete seine Augen, sah in ihr errötestes und erregegtes Gesicht. Ihre Lippen halboffen, die Haare unbändig, keuchend und sich winden. Für ihn gab es in diesem Moment nichts schöneres als sie und er wollte diesen Moment für immer einfangen. Er spürte das pulsieren in seinem Inneren und auch Mimi wurde immer enger. Er wusste, sie würde nicht mehr lange brauchen. Ein lauter Schrei erlöste sie und sie ließ ihren Kopf nach hinten fallen, während Taichi seinen Kopf in ihrem Hals vergrub, seine Augen wieder schloss, noch zweimal nachstieß und ebenfalls in ihr kam.
 

Zehn Minuten waren vergangen. Zehn Minuten in denen sie ihre Atmung und Puls wieder unter Kontrolle bekamen. Zehn glückliche Minuten in denen sie sich sammelten und gar nicht glauben konnten was eigentlich gerade geschehen war. Taichi musste die ganze Zeit gegen ein Grinsen ankämpfen, auch wenn es ihm nicht wirklich gelang. „Hör auf damit“, tadelte Mimi ihn. Er zog seine Augenbraue hoch „Womit?“

„So blöd zu Grinsen.“ Taichi begann laut zu lachen, knöpfte den letzten Knopf seines Hemdes zu und gab der Jüngeren einen Kuss. Er sah ihr tief in die Augen, als er sich von ihr löste. „Ich glaub an dieses blöde Grinsen wirst du dich von nun an gewöhnen müssen. Ich bin nämlich glücklich, du machst mich glücklich“, zwinkerte er Mimi zu, bemerkte wie sie rote Wangen bekam und sich von ihm wegdrehte. Taichi schloss von hinten seine Arme um sie und drückte ihr einen Kuss in den Nacken. „Ich liebe dich“, hauchte er. Mimi drehte sich wieder zu ihm, wollte ansetzen etwas zu sagen, doch da drückte er seine Lippen wieder auf die der Jüngeren. Er musste es jetzt nicht hören, egal was sie sagen wollte. Vielleicht war sie so weit, vielleicht aber auch nicht. Er wusste was er fühlte, er wollte seine Gefühle nicht länger zurückhalten und vor allem wollte er seine Gefühle dem Menschen mitteilen denen sie galten. Er wollte nichts mehr aufschieben – nie wieder.

Er griff hinter die Jüngere und schloss die Türe wieder auf. „Bereit?“, fragte er grinsend nach, Mimi nickte mit dem Kopf und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Sie sahen sich nochmal an, lächelten sich gegenseitig zu und verließen schließlich den Abstellraum. Sie traten hinaus, sahen einige Studenten die kicherten, in ihre Richtung schauten oder mit ihren Fingern auf sie zeigten. Okay, sie waren wohl nicht so leise gewesen, wie gedacht. Er zog Mimi zu sich, beachtete die anderen Studenten nicht weiter und führte Mimi von hier weg. Doch weit kamen sie nicht, der nächste der ihnen gegenüber stand war Koushiro, der wohl auch mitbekommen hatte was in dem kleinen Raum passiert war. „Koushiro“, sagte Taichi und sah den Rothaarigen einfach nur abwartend an.
 

*..。✿*゚‘゚・✿.。.:*Koushiro*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*
 

Die nachtschwarzen Augen des Izumis wie auch die kastanienbraunen Augen von Taichi trafen aufeinander. Koushiro fiel es schwer, nicht das Offensichtliche zu sehen. Sein Blick hatte das Glitzern, welches der Rothaarige selbst immer erkannte, wenn er sich selbst dabei ertappte und an Mimi dachte. Genau damit ging sein Blick auch zu der Jüngeren. Ihre Haare waren zerzaust, über ihre Lippen lag ein leichter Schimmer und ihre Wangen waren gerötet. Doch erschreckend war ihr Gesichtsausdruck. In diesem spiegelte sich das schlechte Gewisse wieder, die Unsicherheit, wie sie mit ihrem besten Freund umgehen sollte, der früher noch ihr fester Freund gewesen war. Es schmerzte in seinem Herzen, doch ihm war es wichtiger, sie glücklich zu sehen. Nun war die Zeit gekommen, sie wohl loszulassen und das wirklich endgültig. In ihm zog sich tatsächlich alles zusammen und er atmete tief ein und aus. Doch Mimis Augen weiteten sich, als sich ein Lächeln auf seinen Lippen bildete. Ein ehrliches und aufrichtiges Lächeln, ein Lächeln, dass ihr vermittelte, dass es okay war, wenn sie glücklich war, auch, wenn er selbst nicht der Mann war, der an ihrer Seite stand. „Koushiro-kun…“, hauchte die junge Frau und er sah das Feuchte in ihren haselnussbraunen Augen aufleuchten. „Nicht weinen… du weißt doch, dass die Tränen überhaupt nicht stehen…“, lächelte er fürsorglich. Er ließ Taichi vollkommen außen vor, als er an die Jüngere herantrat und seine Hand auf ihre Wange legte. „Da verschmiert doch das gesamte Make-Up…“, grinste er und legte den Kopf schief. Mimi schien ein Schluchzen nicht vermeiden zu können und trotz seiner Worte, liefen ihr die Tränen über die Wangen. Mit seinem Zeigefinger stoppte Koushiro die Flüssigkeit. „Danke, Mimi… für alles, dass wir miteinander erleben durften…!“, sagte er mit einem Lächeln. Die junge Frau verkrampfte ihre Haltung, doch Koushiro sah, dass Taichi seiner jetzigen Freundin über die Haut ihrer Hand streichelte und ihr Halt gab.
 

„Heißt das…?“, begann Mimi. „Nein!“, unterbrach Koushiro sie direkt. „Das heißt nicht, dass wir uns jetzt voneinander verabschieden und getrennte Wege gehen werden! Auf keinen Fall! Du wirst immer ein wichtiger Teil in meinem Leben bleiben und ich kann mir keine bessere beste Freundin als dich vorstellen. Außerdem…“, dabei sah er grinsend zu Taichi, „weiß ich doch, was für ein Trottel Taichi sein kann und bei seinem Talent schafft er es sicher, wieder irgendwas Dummes zu tun und dann werde ich immer für dich da sein, damit wir gemeinsam über ihn lästern!“, erklärte der Rothaarige mit einem Grinsen. Taichi selbst seufze etwas: „Wenn dem wirklich der Fall sein sollte, dann weiß ich ja, wo ich sie abholen muss, um mich zu entschuldigen…“, lächelte er versöhnlich. Mimi sah Koushiro herzzerreißend an, bevor sie sich tatsächlich von Taichi löste und sich in Koushiros Arme warf. „Es tut mir leid! Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast und die Zeit mit dir war einfach wundervoll!“, sprach sie hektisch und unter Tränen. Koushiro jedoch lächelte nur und drückte sie einmal kurz und nah an sich. „Das seh‘ ich genauso…“, erwiderte er. „Aber ich will, dass du glücklich bist und ich weiß, dass du das an meiner Seite nicht in dieser Art kannst, daher…“, er drückte die Jüngere weg, „vertrau‘ ich dir meine beste Freundin an…“, wand er sich nun auch Taichi. Dieser legte verliebt die Hände um ihren zierlichen Körper. „Ich werde sie mit meinem Leben beschützen!“, sprach er selbstbewusst.
 

„Gut, das hoffe ich wirklich… Denn…“, damit schritt der Jüngere auf den Yagami zu und blieb neben ihm stehen, „wenn nicht, dann werde ich sie dir wieder wegnehmen… und ich werde nicht kampflos aufgeben!“, sagte er, jedoch flüsternd, damit es Mimi nicht hörte.
 

„Ich kann dich aber noch immer jederzeit anrufen, oder?“, fragte Mimi aufgeregt und sah zu dem Rothaarigen. Dieser schmunzelte und sah mit einem Lächeln zurück. „Natürlich. Ich werde dich auch immer anrufen, wenn ich dich brauche oder einfach deine Stimme hören möchte. Dafür sind wir schließlich beste Freunde und das werden wir immer blieben.“ Zur Verabschiedung hob er noch kurz die Hand, dann bog er um die Ecke. Noch einige Schritte ging der junge Mann weiter, bevor er sich nach kurzer Entfernung an die Wand lehnte. Sein Körper bebte und tatsächlich spürte er, wie ihm die Tränen in die Augen schossen. Ihm war es wahnsinnig schwergefallen, diesen Schritt zu gehen, auch, wenn er wusste, dass er dringend notwendig und nicht abzuwenden war. Er hatte Mimi in die Hände eines anderen Mannes gegeben und damit würde er klarkommen müssen. Doch den Schmerz in seiner Brust konnte er nicht ignorieren. Er biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte ein leises Schluchzen. Als Mann zu weinen… Er war wirklich ein Schwächling…
 

„Wow… Ich bin wirklich beeindruckt…!“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihm, die ihn zusammenfahren ließ. Hektisch wischte er sich die Tränen aus den Gesicht und wand sich zu Luna um. Er zwang sich zu einem aufgesetzten Lächeln, bevor er überrascht zu ihrer Hand sah. „Was… Was soll ich damit?“, fragte er sie und deutete auf das Taschentuch. „Okay, vielleicht nehm‘ ich meine Aussage wieder zurück. Du bist doch hoffentlich nicht einer der Typen, der der Meinung ist, dass Männer keine Gefühle zeigen dürfen? Tränen inklusive…“, meinte sie frei heraus. Koushiro war die Sache höchst unangenehm, war er doch das rationale Genie, welches die Probleme nicht mit unnötigen Emotionen, sondern mit intellektuellen Lösungen versuchte, aus der Welt zu schaffen. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst…“, murmelte der Ältere und wand den Blick beschämt zur Seite. Luna jedoch ließ sich nicht einfach abwimmeln. Stattdessen trat sie an ihn heran, nahm das Taschentuch und tupfte ihm zärtlich die feuchten Stellen im Gesicht trocken.
 

Koushiro bemerkte, wie sein Herz schneller anfing zu schlagen, je näher die Grünhaarige ihm kam. „Ich finde es toll, wenn Männer ihre Gefühle zeigen. Du bist ein toller Mensch, Koushiro-kun und etwas ganz Besonderes. Mimi-chan kann sich glücklich schätzen, dich ihren besten Freund nennen zu dürfen!“, sagte sie offen heraus und ließ die Hand wieder sinken. Ihre Wangen waren gerötet und Koushiro fiel das erste Mal richtig auf, wie unglaublich niedlich sie aussah. „Danke, Luna-chan… Das ist wirklich freundlich von dir…“, sprach er mit einem warmen Lächeln. Er las ihr Unsicherheit aus dem Gesicht ab und wich augenblicklich zurück. „E-Entschuldige, ich wollte nicht irgendwie aufdringlich sein… Aber… Aber…“, stammelte sie. Ihr Gegenüber hob die Augenbrauen. „Aber?“, hackte er nach. „Ich wäre sehr gerne für dich da…“, lächelte sie. Koushiro erwiderte das Lächeln und plötzlich fühlte sich sein Herz gar nicht mehr so schwer an. Es war ja nicht so, dass er Mimi verloren hatte und sie aus dem Leben streichen musste. Sie würde immer bei ihm bleiben. Er musste den Kopf nicht hängen lassen, sondern weiter nach vorne sehen. Denn auf ihn wartete sicher auch irgendwo sein Glück, er musste nur darauf warten und es packen, wenn es kam.
 

„Möchtest du mit mir einen Cocktail trinken?“, fragte er sie, wobei die Jüngere überrascht den Blick hob. Ihre Augen strahlten einen undefinierbaren Glanz aus, was seinen Bauch kribbeln ließ. Daher lächelte er sie einfach an. „Gerne…“, nickte sie letztlich.
 

Gemeinsam gingen die Beiden wieder in die Festhalle, wo die Halloween-Party im vollem Gang war. Er führte die Grünhaarige zu der kleinen Sitzgruppe, wo auch ihre Freunde saßen. Sakura sah Luna mit einem wissenden Blick an, was bei dieser wohl noch mehr das Röte in die Wangen schießen ließ. „Was möchtest du den trinken?“, fragte er sie und deutete dabei auf die Cocktail-Bar. „Ähm… Einen Pina-Colada?“, stammelte sie unsicher. Koushiro nickte mit einem Grinsen und ging zu der kleinen Bar. Bei dieser angekommen fiel ihm Yamato und dessen neue Freundin auf. Er hob überrascht die Augenbrauen, als er sah, wie die Hände des Musikers über den Körper wanderten, als ob sie sich gleich auf der Tanzfläche auffressen würde. Irgendwie behagte ihm dieser Anblick nicht, so dass er mittels eines Kopfschüttelns diesen Anblick schnell wieder abschütteln wollte. Sein Blick ging auf die Tanzfläche, wo er eigentlich erwartet hätte, Mimi mit Taichi tanzen zu sehen, doch scheinbar hatten die beiden die Party bereits verlassen. Stattdessen weiteten sich seine Augen schockiert, als er Sora erkannte, die mit den Augen auf Yamato, mit einem anderen rummachte. So kannte er die rothaarige junge Frau gar nicht, so dass er nur schlucken konnte. „Sie scheint sich wirklich zu verändern… Ich hoffe, sie findet ihr Glück noch…“, hörte er die Stimme seines besten Freundes. „Joe?“ Dieser grinste den Rothaarigen an. „Wie geht es dir?“, fragte er. Scheinbar schien er noch immer irgendwie niedergeschlagen zu wirken. Der Jüngere presste die Lippen aufeinander, gab aber zunächst die Bestellung auf, bevor er antwortete. Allein beim Bestellen musste er schmunzeln. „Ganz okay…“, und das war noch nicht mal gelogen. Es erleichterte ihn, Mimi freigegeben und sie damit glücklich gemacht zu haben.
 

„Ich habe Mimi-chan gesagt, dass ich sie freigebe und die Beziehung zwischen den beiden akzeptiere. Nicht, dass es notwendig wäre, aber“,

„aber es war für Mimi wichtig…“, beendete der Brillenträger seinen Satz. Anerkennend klopfte er dem Izumi auf die Schulter. „Ich bin wirklich froh, dass du damit umgehen kannst und dass du es akzeptierst. Es ist sicher nicht einfach gewesen.“ Koushiro zuckte mit den Schultern. „Am Anfang nicht… es war wirklich nicht einfach… Aber ich weiß, dass sie damit glücklich ist und das ist alles, was ich möchte… und ich weiß, dass sie möchte, dass ich glücklich werde!“, schmunzelte er und dachte dabei unweigerlich an das Mädchen, welches auf ihn wartete. Joe hob nur die Augenbrauen, als er sah, dass der Jüngere zwei Cocktails entgegennahm. „Aha… So läuft das also?“, lachte er. Koushiro zucke abermals mit den Schultern.

„Warum nicht? Ich bin frei und ich denke, dass ich nichts zu verlieren habe, oder?“, fragte er. Joe nickte auf die Frage hin nur, bevor auch Yuri zu ihnen stieß. Sein bester Freund verabschiedete sich kurz darauf wieder von den beiden, bevor er sich abwand, mit den Gläsern in der Hand und zur Sitzgruppe ging.
 

„Hier, das ist doch richtig, oder?“, fragte er Luna und blickte in ihr überraschtes Gesicht. Noch immer waren ihre Wangen gerötet, doch das störte ihn keinesfalls. „J-Ja… Vielen Dank…“, erwiderte sie. Sie nahm ihm das Glas ab und Koushiro ließ sich neben ihr nieder. „Geht es dir etwas besser?“, fragte Luna vorsichtig und sah ihn direkt an. Sakura war mittlerweile aufgestanden und schwang die Hüften auf der Tanzfläche. „Das fragen mich heute wirklich viele…“, meinte er und verdrehte dabei die Augen. „Aber es geht mir gut… Danke dafür…“, lächelte er sie an.

„Warum danke?“, fragte die Angesprochene mit den grünen Haaren und in ihrem Feenkostüm verwirrt. „Naja… Du warst da und hast mich nicht verurteilt, obwohl ich mich wirklich alles andere als männlich verhalten habe…“, stand er und kratzte sich am Hinterkopf. Luna schnippte ihm gegen die Stirn, was ihn zurückschrecken ließ. „Au! Was soll das denn?!“, fragte er sie erschüttert.

„Männer, die keine Gefühle zeigen können, können auch nicht gefühlvoll sein. Es ist wahre Stärke, sein Innerstes nach außen zu kehren… und… und…, wenn du das nächste Mal traurig bist, dann…dann… bin ich für dich da… Wenn du dich dafür schämst, dann zeig es nur mir, denn ich werde für dich da sein und alle Blicke von dir abwenden… also, wenn du es erlaubst!“

Ihre stammelnden Worte überraschten den Izumi und ließen seine Augen leicht weiten. Doch ein unglaublich warmes Gefühl machte sich in ihm bereit, als er ihre Worte Revue passieren ließ. Sie wollte für ihn da sein und mochte ihn für seine Schwäche. Sie verurteilte ihn nicht. Luna war ein wunderschönes Mädchen und dazu aufrichtig. Ähnlich wie Mimi und doch ganz anders. Genau das war es, was ihm gefiel und ein wohliges Gefühl in ihm auslöste. Lächelnd sah er sie an, bevor er seine Hand zärtlich auf ihre legte.

„Danke…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wir hoffen doch, dass ihr das erste Kapitel genossen habt.
Im Vergleich zu diesem, werden die nächsten Abschnitte immer länger und mehr Inhalt beherbargen. Zumal wir beschlossen haben, die Geschichte oftmals aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Wobei es immer mal wieder Ausnahmen geben wird, die wir euch vorher ankündigen werden.

Im Kapitel zwei werden wir die Perspektiven von Jou und Sora betrachten und uns allmählich auf den Weg zu Mimi nach Amerika machen. Wir hoffen natürlich sehr, dass auch das Kapitel gefallen hat. Nach wir vor haben wir entschieden, dass wir weiterhin aus der Erzählperspektive schreiben. Denn auch wenn ein bestimmter Charakter beleuchtet wird, kann man so noch frei die anderen Charaktere thematisieren. Daher fanden wir, dass wir das so am besten machen wollen.

Wür wünsche euch noch einen super Tag und einen versüßten Start in die Woche.
Alles Liebe

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und nun sind wir schon wieder am Ende.
Aber im Zuge dessen haben wir eine Frage an euch:
Wir haben jetzt schon einiges vorgeschrieben und könnten prinzipiell auch jede Woche zwei Kapitel hochladen. Wäre das auch in eurem Interesse? ;D Dann schreibt es uns. ♥
P.S. als nächstes werden die Sichtweisen von Yamato und Takeru erzählt, bliebt gespannt :)

Ansonsten wünsche wir ein entspanntes Wochenende °^° Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja~
Damit wäre dann der Koffer erstmal Weg ûu
Es sei gesagt, dass Mimi weder Kosten noch Mühen für ihre Freunde gescheut hat :D
Daher wird es ein erlebnisreicher und facettenreicher Urlaub ~
Bleibt also gespannt ^^

Im nächsten Kapitel - wer aufgepasst hat, weiß es selbst - wird neben Hikari nun auch endlich die Sicht von Mimi gezeigt. Am Wochenende dürft ihr damit rechnen.
Bis dahin wünschen wir eine schöne und entspannende Woche.

Alles Liebe
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie ihr merkt, laden wir momentan zwei Kapitel hoch.
Wir sind so motiviert, dass wir schon einiges in der Geschichte vorgeschrieben haben und euch des weiteren immer wieder mit neuen Kapiteln beglücken können :D

Das nächste Kapitel wird die Sicht von Taichi und Koushiro fokussieren.
Bleibt also gespannt =)
Wir lesen uns °^°

Alles Liebe
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So!
Damit wäre das Kapitel auch beendet.
Aber hier können wir mit Recht sagen. "Zuckerbrot ist alle!"
Im nächsten Kapitel wird es richtig los gehen. Wir schreiben in diesem aus der allgemeinen Erzählperspektive und einiges wird passieren. Bleibt also gespannt, denn jetzt geht es erst richtig los!

Wir sehen uns beim nächsten Kapitel~
Eine Schöne zeit wünschen wir noch.

Linchen-86 & Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und hier nochmal~
Danke fürs Lesen ;D
Über konstruktive Kommentare freuen wir uns immer :)
Das Kapitel war etwas turbulent und hat eine intressante Wendung bekommen~
Wir sind schon gespannt darauf, was ihr dazu sagen werden =D

Im nächsten Kapitel werden vier Sichten dargestellt. Genauergesagt die Sicht von Taichi, Mimi, Koushiro und Michael. Es verspricht mal wieder spannend zu werden =)
Wie immer freuen wir uns, euch wieder zu treffen =)

Alles Liebe~
Linchen-86 & Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So ôô
Damit hätten wir es auch geschafft.
Mit Michael haben wir und wirklich schwer getan XD
Aber er ist bei Weiten nicht mehr der liebe Kerl von damals ^^~
Das merkt man hoffentlich auch in diesem Kapitel.
Zumal ihr hier nun auch einen Haufen neuer Informationen bekommt =)

Wir freuen uns auf eure Kommentare und wie immer ist konstruktive Kritik gern gesehen :*
Im nächsten Kapitel entführen wir euch in die Welt von Takeru und Hikari :D

Ein schönes Wochenende euch ♥

Linchen-86 & Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So :D
Damit wäre dieses Kapitel auch fertig ~
Diesmal mit ein bisschen weniger Dramatik, sondern mit ganz viel Aktivität.
Manchmal muss man die Gemüter ja auch erholen lassen :D
Hihi~
Im nächsten Kapitel werde ihr wieder die Perspektiven von Koushiro und Taichi bekommen.
Aber keine Sorge :D Es gibt kein Drama, sondern was Schönes zu lesen.

Bis dahin hoffen wir, dass es euch gefallen hat.
Bis dahin ~ Alles Liebe für den Rest der Woche.

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So ♥
Damit wäre das Kapitel auch erledigt :D
Wir mögen dieses total :)
Es ist einfach romantisch und harmonisch~ Und mit viiiiel Liebe °^°
Im nächsten Kapitel wird es wieder etwas turbulenter. Da werdet ihr mir den Perspektiven von Sora und Yamato konfrontiert <3

Bis dahin ~
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöle~
Damit hätten wir auch dieses Kapitel rum :D Tja, Sora hat es bei uns nicht besonders leicht. Aber sicher kommen noch bessere Zeiten. Oder vielleicht auch nicht. Wir werden sehen ;D
Das gute Linchen war das Wochenende ja bei mir (Black-Starshine) und wir haben geplant bis Kapitel 52 XD Wird sind halt gut. Da diese FF wirklich ein Herzensprojekt ist und wir sooooo viele Ideen haben, gehen wir davon aus, dass es weit über die 50 Kapitel gehen wird. Aber lasst euch überraschen ^^

Hier an dieser Stelle möchten wir und auch bei den lieben Favoriten-Nehmern bedanken. Auch wenn nicht jeder von euch ein Kommentar hinterlässt, freuen wir uns, dass ihr die Geschichte so eifrig verfolgt *-*

Im nächsten Kapitel bekommt ihr Einblicke in die Welt von New York ;D Hier wird dann aus einer ganz besonderen allgemeinen Sicht geschrieben. Bleibt also gespannt ;D

Bis dahin~
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen lieben Dank an unsere Leser, die uns so eifrig verfolgen.
Auch natürlich an die lieben Favoritennehmer.
Es macht un immer wahnsinnig stolz zu sehen, dass auch ihr die Geschichte verfolgt :D
Vielleicht lesen wir uns ja bald in den Kommentaren. ♥

In den nächsten zwei Kapiteln werdet ihr wieder mit den Perspektiven von Mimi und Taichi konfrontiert ;D
Das Drama geht weiter *-*
Wir freuen uns schon, von Euch zu lesen :***

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So ihr lieben Leserlein~
Damit wäre auch das nächste Kapitel online ^^
Auch im kommenden Schritt werdet ihr die Perspektiven von Mimi und Taichi zu lesen bekommen. Diesmal wird auch eine kleine Eskalation der Fall sein. Drama Baby, Drama!

Wir sind schon gespannt, was ihr vom ersten teil davon haltet ♥
Schreibt es in die Kommentare und lasst es und wissen ~

Ansonsten noch eine schöne Restwoche und bis Samstag :*

Alles Liebe

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank für eure eifrigen Kommentare =)
Wir haben sicher nicht zu wenig Dramatik versprochen.
Aber das ist alles natürlich noch harmlos :D

Wir haben noch einiges in petto.
Aber zumindest sind die Taichi und Joe jetzt aufmerksam, was Mimi angeht.
Im nächsten Kapitel schreiben wir aus den Sichten von Joe und Hikari ~

Bis dahin ein schönes Wochenende und einen guten Start in die Woche
Alles Liebe
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So!
Damit hätten wir auch das neue Kapitel veröffentlich =)
Wir sind schon gespannt, was ihr dazu sagen werdet und ob jemand erste Spekulationen zu den Gegebenheiten ausspricht. Denn es bleibt definitiv spannen =)
Heute Abend berichten wir euch, wer im nächsten Kapitel auftreten wird ^^
Alles Liebe~

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jay~
wir wissen, dass das ein gemeiner Cliffhanger ist, aber wir wollen es schließlich spannend lassen.
Aber ihr seht, dass die Freundschaft der Gruppe ihre Risse bekommt, die sich immer mehr auftun.
Doch es gibt Situationen, wo man zusammenhalten muss~
Und nach jedem Regen folgt auch Sonnenschein...

Wir hoffen, ihr hattet Freude beim Lesen und hinterlasst und liebes Feedback.
Im nächsten Kapitel gibt es wieder einen Einblick in die Gefühlswelt von Taichi und Mimi ♥ (vielleicht Michi?)

Ansonsten wünsche wir euch ein mega schönes Wochenende!
In Liebe
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Noch einmal hallo ihr Lieben~

Wie ihr wahrscheinlich schon mitbekommen habt, findet ihr euch hier in einer kleinen Seifenoper wieder.
Und wir können sagen, dass noch Einiges in diese Richtung folgen wird. Aber natürlich auch schöne Augenblicke. Denn auch wir sind Fans von Happy Ends. Aber wie es der Name schon sagt: Erst am Ende :D

Wir hoffen, dass euch das Kapitel gefallen habt und freuen uns auf eure Eindrücke diesbezüglich ♥
Noch eine schöne Woche und bis zum Samstag~
Da entführen wir euch dann in die Gedanken von Joe und Sora :D

Bis dahin eine wunderbare Woche *-*
Alles Liebe

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke für euer Kommentieren und Lesen ♥
Wir hoffen natürlich, dass euch das Kapitel gefallen hat~
Die Dramatik nimmt ihren Lauf, aber besonderes deswegen lieben wir unsere Seifenoper ja.
Im nächsten Kapitel geht es dann um Yamato und Hikari gehen. (Also Tashalein~ Schön aufmerksam lesen ;D)

Jetzt muss ich aber wirklich ins Bettchen :D
Wir freuen und schon darauf zu lesen, was ihr von den Inhalten des Kapitels haltet.
Schreibt es in die Kommentare und lasst es uns wissen ♥

In diesem Sinne,
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo nochmal!
Wir danken euch nochmal dafür, dass ihr unsere Geschichte so fleißig verfolgt ;D
Natürlich hoffen wir, dass es euch gefallen hat *-*
Schreibt es in die Kommentare ♥

Wir schreiben uns am Samstag~
Da werdet ihr einen Einblick in die Gefühle von Takeru bekommen und Mimi geht einen wichtigen Schritt im Leben ♥ Wir lesen uns~

Ach für die, die sich das schöne Lied mal anhören wollen. Der Künstler heißt: Sebastian Hackel und das Lied Gegenwind und Mond. https://www.youtube.com/watch?v=PpH3IXISSHE
Ein sehr schönes Lied, das es verdient gehört zu werden und wir fanden es passt perfekt zu unserem Yamato ;)
Alles Liebe und eine schöne Woche
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wir hoffen doch mal wieder, dass es euch gefallen hat ♥
Das kommende Kapitel wird die Ruhe vor dem Sturm~
Und dann wird es ziemlich heftig ^^
Aber das kennt man von unserer geliebten Seifenoper ja bereits °^°

Im nächsten Kapitel bekommt ihr Sicht auf Koushiro und Taichi~ Wie sie mit der Trennung zu Mimi umgehen ♥
Wir freuen uns, wenn ihr uns ein Kommentar dalasst. Und der erste Auftitt von Makoto erfolgt ;)
In diesem Sinne: Ein schönes Wochenende *-*

In Liebe
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ha!
Ich habe gerade bemerkt, dass da noch ein Sailor Moon Name ist XD
Wir sind ja richtig gut ♥

Wir freuen uns schon auf eure Meinungen, Kritiken und allgemein eure lieben Worte :D
Am Samstag bekommt ihr wieder einen Einblick von Sora und Yama-chi XDDD
Und nein... die beiden kommen in diesem Kapitel nicht zusammen ^^ Wir haben da schon ein Paar Überraschungen für euch bereit gestellt ♥

Bis dahin noch eine wundervolle Woche *-*
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Mal wieder ein Lichtblick bei den hoch emotionalen Kapiteln~
Wir mögen es sehr, finden doch endlich ihre Freunde wieder zueinander.
Leider können wir nicht sagen, dass es beim Sonnenschein bleiben wird >.<
Denn schon im nächsten Kapitel gibt es wieder ordentlich Ärger~

Ach ja~ Wir sind Fans von Cliffhanger~
Welcher Albtraum lauert da wohl, der Mimi so aufschreien lässt?
Wir sind schon gespannt auf eure wilden Spekulationen ^^
Schreibt sie uns doch in die Komentare ♥

In diesem Sinne eine gute Nacht~
Ein schönes, sonniges Wochenende~
Und eine wunderschöne Zeit :*

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr Lieben,

diesmal kein Vorwort, da ich leider keine Zeit mehr habe.
Wie immer hoffen wir, dass euch unser neues Kapitel zu unserer kleinen Seifenoper gefallen hat. Schließlich ist es uns ein Anliegen, dass ihr immer wieder Spaß am Lesen habt.
Das Kapitel hätte auch gut und gerne die Überschrift "Eskalation" bekommen können. Denn eskalieren tut das alles wirklich. Und es wird einen blutigen Rattenschwanz nach sich ziehen =D
Aber zumindest bekommt Michael endlich mal seinen Senf ab :D
Ob das so gut ist, wird sich noch zeigen ûu

In diesem Sinne, noch eine schöne Woche ihr Lieben ♥
Und bis Samstag, gemeinsam mit Hikari und Joe <3
Euer Team
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen ihr Lieben,

anbei ein neues Kapitel von uns, an diesen doch so "sonnigen" Tag.
Kann nicht endlich der Sommer kommen?
Daher wird das Nachwort diesmal auch kurz~
Wür wünschen viel Spaß beim Lesen *-*
Und noch ein schönes Wochenende von uns ♥

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Einmal ganz kurz~ Wir hoffen doch, dass euch das Kapitel gefallen hat =)
Wir haben nach wie vor noch immer Spaß zu schreiben, wobei das Vorgeschriebene immer weniger wird, da wir zeitlich eng eingespannt sind XD
Wir hoffen doch, dass sich das wieder legt =)

Die Tage werden noch die ANtworten auf eure Kommentare erfolgen =)
In diesem Sinne noch eine schöne Woche °°
Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel wird mal wieder eine allgemeine Sichtweise und da gibt es auch den versprochenen Michi-Moment, war so aufgeregt, dass ich (Linchen) dachte, es wäre jetzt schon so weit, aber dann eben am Samstag ;)
Ja :) dann aber wirklich XD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen Ihr Lieben,

dieses Kapitel ist lang.
Einfach, weil es was ganz Besonderes ist.
Wir wollten darüber nicht viel reden oder schreiben~
Aber wir wollen es euch allen widmen ♥

Danke für Eure Treue und eure lieben Worte~
Wir hoffen doch, dass wir mit diesem Kapitel etwas davon zurückzugeben~

Auf diesem Weg müssen wir leider ankündigen, dass wir nun nur noch einmal die Woche ein Kapitel hochladen werden. Besonders bei Black-Starshine ist die Zeit sehr eng und sie brauch mehr Zeit, um neue Kapitel zu produzieren. Aus diesem Grund wird nur noch einmal die Woche, samstags, ein neues Kapitel hochgeladen. Wir haben noch Vorrat, daher ist das kein Problem =D Aber wir müssen erstmal wieder etwas mehr ansammeln.

In diesem Sinne, ein schönes Wochenende ♥

Linchen-86 und Black-Starshine Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So wir hoffen sehr, euch hat das neue Kapitel unserer Geschichte gefallen. Es ist unglaublich, dass ein Jahr lang nichts hier passiert ist. Wir hoffen, dass ihr nie wieder solange auf ein neues Kapitel warten müsst :)

Liebe Grüße Linchen-86 und Black-Starshine.

P.S Linchen-86 hat ein Autoronprofil bei Instragram angelegt, dort werden wir euch auch zu dieser Geschichte auf dem Laufenden halten.
Einfach https://www.instagram.com/linchen86xx/ klicken und folgen. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu dieser Fanfic (262)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...19]
/ 19

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Desiree92
2019-03-17T14:20:34+00:00 17.03.2019 15:20
Wann geht’s denn weiter?? ☺️☺️
Von:  Desiree92
2018-10-23T18:14:55+00:00 23.10.2018 20:14
Bis jetzt eine ganz ganz tolle Geschichte. Dein Schreibstil ist sehr schön, lässt sich gut lesen und die Emotionen kommen sehr gut rüber.

Bin echt gespannt wie es weiter geht und hoffe, dass das neue Kapitel nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Von:  Kaninchensklave
2017-11-21T13:30:13+00:00 21.11.2017 14:30
ein Tolles Kap

nun hat Izzy Mimi endgültig frei gegeben und das Glück liegt oft näher als man glaubt
da braucht er nur Daisuke zu fragen, der eindeutig unter dem Pantoffel von Mira steht
er hatte ja ähnliches durch gemacht und doch hat er es akzeptiert das nicht er der Mann a Hikaris seite sein wird

das mit Sora und Yamato ist auch in Ordnung so und wer weiss vieleicht hat das Schicksal noch andere Pläne mit den beiden
es ist ja nicht so das sie beide erst später merken was sie aneinander haben und hatten und dann funkt es wieder
und wenn nicht ist es auch Okay

doch jetzt wartet erst mal eine viel größere Aufgabe an alle, denn es dauert ja nur mehr ein paar Monate dann steht das neuste Mitglid der Gruppe Chaos im mittelpunkt und wird von allem bis auf die jungen Eltern regelrecht verwöhnt werden
da diese das nicht wollen aber was man nicht weis macht einen nicht heiss ;)

GVLG
Von:  dattelpalme94
2016-11-19T17:45:52+00:00 19.11.2016 18:45
Hallo ihr Lieben :)

Schön, dass ihr wieder zurück seid ;)

Ich muss sagen, dass mich Matt am Anfang ein bisschen genervt hat. Er hätte sich ja auch einfach mal bei Rei melden können, wenn ihm so viel an ihr liegt.. zumal sie ja die gleichen Gedanken hat, also dass sie nur für eine Nacht gut war.. aber sie haben es ja klären können , was mich für sie freut :)
Serenas Kostüm passt wirklich gut zu ihr :D hoffentlich funkt die nicht dazwischen, wenn Tai und Mimi miteinander sprechen.. zumal die beiden ja jetzt nicht mehr auf die Gefühle ihrer besten Freunde Rücksicht nehmen müssten, da Izzy ihnen ja nun auch grünes Licht gegeben hat.. ich bin auf das Gespräch gespannt ;)
Haha, ich musste über Soras Kommentar, dass dort zu viele Liebespaare sind lachen :D ich hab letzte Woche eine Karte mit der Aufschrift „Paare ertrag ich nur noch in Form von Schuhen“ gesehen :D vielleicht geht es Sora ja ähnlich :D

Bei Yamatos Abschnitt sind mir einige Kommafehler aufgefallen ;P und ihr habt geschrieben, dass er bald Onkel der beiden werden würde.. wie soll das denn gehen? :D

Kari sollte es wirklich ein bisschen ruhiger angehen lassen.. klar, sie ist jung und will ihren Spaß haben, aber sie muss jetzt auch an das Kind denken.. daher kann ich schon verstehen, dass sich Takeru so Sorgen macht :D

Liebe Grüße :*
Antwort von:  Kokoro-Tamashi
18.11.2017 16:36
Hallo Liebes :)

Schaden auf unser Haupt, dass das letzte Kapitel 1 Jahr zurückliegt :D War anders geplant XD

Yamato war wirklich ein Idiot, aber so langsam versteht er auch was er falsch gemacht hat.
Oh Ja, Spinne passt zu Serena.

Kari hat es wirklich etwas übertrieben und sollte auf ihren Körper achten. Immerhin ist sie jetzt nicht mehr alleine... Takeru wird sicher jetzt doppelt und dreifach aufpassen.

Wir versuchen weiter zu schreiben.
Liebe Grüße :):*
Von:  Kaninchensklave
2016-11-13T16:24:38+00:00 13.11.2016 17:24
ein Tolles Kap

tja endlich hat yamato Rei das gesagt was ihn beschäftigt hat und diese könnte nicht glücklicher sein
und nach dem einen abend haben sie wohl beide was falsch verstanden, außerdem kann ich mich nicht daran erinnern
das die beiden Nummern und asdressen ausgetauscht haben *Kopfschüttel* so kam es zu einem missverständniss
das sich zum glück aufgelöst hat

nun Hika hat Ihre Lektion gelernt das sie wenn sie schon auf einer Party süpaß haben möchte öfters was Trinken essen und pausen machen sollte und das wird sie auch das nächste mal machen da Hika jetzt zugebe muss das takeru recht hatte
auch wenn sie es nur ungern zugegeben hat

GVLG
Antwort von:  Kokoro-Tamashi
18.11.2017 16:34
Danke für dein Kommentar :)

Yamato und Rei haben sich endlich ausgesprochen. Jetzt muss man sehen, ob es das ist was sich beide wirklich gewünscht habem.

Hikari hat ihre Lektion gelernt. Man kann eben nicht einfach so weiter machen, wie als wäre man nicht schwanger. T.K muss jetzt gut auf sie aufpassen :)

LG
Von:  Tasha88
2016-11-13T14:55:11+00:00 13.11.2016 15:55
Hallo ihr Lieben ^^

da habt ihr uns ja ganz schön warten lassen, tzzz..
aber das ist vollkommen in Ordnung. Ich freue mich mit Sternchen, dass sie es endlich hinter sich hat ♥

zu Yamatos Teil...
ach Mädels... es tut mir wirklich leid, aber ich kann mit der Yamato/Rei Geschichte einfach nichts anfangen. und daher lese ich die Stellen immer mit einigem Widerwillen...gerade den letzten Teil >.> ich denke auch, dass sich da nichts mehr ändern wird...

aber schön, dass Izzy hier endlich Klartext spricht und auch sagt, dass er Mimi aufgeben wird.

Und ein kleiner Logikfehler XD: Yamato sieht Kari & TK und meint, dass er der Onkel der beiden wird... ah ja... wie soll das funktionieren? In dem er ihre Tante heiratet???

und dann Takari... okay, Takeru - aber das bedeutet eben Takari XD
ich kann TK verstehen, dass er um Kari besorgt ist. Ich bin um das Entchen auch immer besorgt... und ich bin nicht mal der Partner XD
Kari übertreibt auch... sie sollte sich zusammenreißen...
und dann noch Davis XD iiiiiihhhhhhh arme Mira -.-

Mädels es war toll, weiter so ^^

♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥
und tausend Küsschen
Antwort von:  Kokoro-Tamashi
18.11.2017 16:33
Wow... Das letzte Kapitel ist doch fast 1 Jahr her.

Wir versuchen immerhin doch nochmal eins hochzuladen.

Danke für dein Kommentar liebes.

Ich weiß für dich kann es nur Sorato geben. Mal sehen, was wir da machen oder auch nicht machen können ;)

Auch Izzy weiß das man niemanden zu seinem Glück zwingen kann und er will ja auch nur das Beste für Mimi ;)

Hmm... möglich? :D

Kari hat auch übertrieben und die Quittung gleich bekommen. In Zukunft wird sie es sicher ruhiger angehen lassen :)

Küsschen zurück :):*
Von:  Mitsuki27
2016-11-05T14:48:34+00:00 05.11.2016 15:48
Hallo :)

Haaach ich mag eure Geschichte so gern! Ich freue mich auf neue Kapitel! Tolle Arbeit mit viel Sinn fürs Detail! :)

Viele liebe Grüße Mitsuki
Antwort von:  Kokoro-Tamashi
13.11.2016 17:35
Hallo liebe Mitsuki :)

Schön, auch hier von dir zu lesen :)

Wir hoffen es gefällt dir weiterhin, heute gibt es auch endlich ein neues Kapitel :)

Viele Grüße zurück :)
Von:  dattelpalme94
2016-08-19T13:53:38+00:00 19.08.2016 15:53
Hallo ihr Lieben♥♥

Mimi geht also als Puppe :) das passt gut zu ihr, finde ich. Und auch, dass sie die anderen schminkt und ihr das auch Spaß macht :) und es lenkt sie von Tai ab :D wobei ihr wieder Hoffnung auf schöne und friedliche (!!) Michi-Momente bei mir weckt ;)
Schön fand ich auch, dass Sora Anspielungen bezüglich Tai bei Mimi macht.. es scheint als würde sie sich langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass die beiden vielleicht irgendwann mal in ferner Zukunft ein Paar sein werden ;)

Hihi, Kari ist lustig wie sie meint, dass sie als erste dran kommt, weil sie schwanger ist :D und Miyako ist so süß wie sie später eskaliert, weil das Baby getreten hat :)

Yuri *-* sie redet auch Mimi ins Gewissen und schafft es, auch sie zu überzeugen zu kämpfen :) irgendwie habe ich es mir schon gedacht, dass Mimi Trauzeugin wird.. immerhin hat sie mit ihr am meisten erlebt im Vergleich zu den anderen Mädels.. und sie hat Mimi die Haare beim Kotzen gehalten :D das ist wohl der größte Freundschaftsbeweis :D

Matt und Rei.. ist doch typisch.. sie meldet sich nicht, weil er sich nicht meldet und er sich nicht, weil sie sich nicht meldet.. und dann macht sie sich so fertig, weil sie glaubt, sie sei nur eine von vielen :( ich hoffe, die beiden schaffen es, miteinander zu sprechen, ebenso wie Mimi und Tai..

Das Gespräch zwischen Mimi und Kari hat mir noch mehr Hoffnungen auf eine Aussprache zwischen Mimi und Tai gemacht.. ich weiß aber noch nicht, ob ich mich traue, mein Michi-Fähnchen aus dem Schrank zu kramen.. immerhin gibt es da noch so eine Schlange namens Serena.. und die studiert doch auch an der gleichen Fakultät..

Gut, dass bald Sonntag ist und ein neues Kapitel kommt ;) dann klärt sich das, ob es zur Versöhnung kommt :D

Liebe Grüße♥:*
Antwort von:  Kokoro-Tamashi
26.08.2016 21:57
Hallo du Liebe ♥

Wie entschuldigen uns dafür, dass die Antwort erst so spät kommt. Aber du weißt ja auch, dass bei uns im Moment viel auf dem Plan steht. Deshalb werden die neuen Kapitel auch etwas länger dauern, denn wir haben keine mehr im Vorrat und aktuell neue Schreiben erfordert ein Mindestmaß an Konzentration, was schon nicht einfach ist. Diese ganzen Prüfungen. Ich wünsche, sie wäre schon vorbei. Ich habe schon das Gefühl, dass ich nichts Anderes mehr mache. Irgendwie hat die gute Black-Starshine kein Leben mehr :(

Puppe ist mal was anderes und Rotkäppchen wäre wirklich zu viel des Guten gewesen. Zumal Mimi in diesem Fall eine Perfektionistin ist und dementsprechend auch die Gesichter der anderen Mädchen aussehen. In Kombination mit Mira sehen sie wahrscheinlich aus, als seien sie frisch aus einem Märchenbuch gekrochen. Aber wirklich ablenken tut es Mimi nicht. Denn Liebe bleibt, egal, was man versucht. Und sie erkennt langsam, dass es keine Wahl mehr hat, sich dem zu entziehen.
Ja. Mit Sora hast du recht. Es wäre ihrem Charakter nicht entsprechend, wenn wir sie die gesamte Zeit si verständnislos darstellen. Im Endeffekt will sie genau wie Koushiro, dass ihre besten Freunde glücklich werden.

Tja XD
Das mit Miyako wird wohl noch schlimmer, wenn das Kind erst da ist XD
Dabei hat sie doch tausend Geschwister und kleine Kinder sollten nichts Besonderes mehr sein. Naja. Vielleicht sind sie ja immer was Besonderes ♥

Yuri ist sowas wie eine große Schwester für Mimi…
Und genauso ist was auch andersrum. Dementsprechend haben die beiden ein gewisses Band zueinander und dementsprechend ist sie auch Trauzeugin °^°

Kram es aus dem Schrank :D
Dann sind wir wieder schuld, wenn du es zurückräumen musst. Nein, im Ernst. Wir mögen die beiden. Es ist unser liebstes Pairing. Und wir wollen nicht, dass die beiden die ganze Zeit alleine sind und leiden. So masochistisch sind wir dann doch nicht. Deswegen machen wir dir jetzt mal ganz dezent Hoffnungen. Wobei wir hier auch sagen müssen, dass wir nun keinen festen Update-Tag mehr haben. Es ist einfach zu viel los und wir müssen erst nachholen und wieder reinfinden. Dementsprechend können die Pausen zwischenzeitlich nun auch länger oder kürzer sein. Aber wir haben viele Ideen, die wir noch alle aufs Papier zaubern werde. Denn wie lieben diese Geschichte und wollen sie natürlich beenden. Also keine Sorge!

In diesem Sinne wünschen wir ein schönes Wochenende!!!
Von:  Mikomi88
2016-08-14T14:05:08+00:00 14.08.2016 16:05
Irgendwie hab ich aber das Gefühl, dass es auf dieser Party trotzdem noch irgendeine unerfreuliche Überraschung geben wird ><
Ist Serena da dann nicht auch da?
Antwort von:  Kokoro-Tamashi
26.08.2016 21:46
Mhm~
Tja XD
Da hat aber jemand aufgepasst XD
Aber du weißt doch, dass wir nichts verraten :D Also musst du dich ein wenig gedulden ;D
Von:  Tasha88
2016-08-14T11:10:13+00:00 14.08.2016 13:10
Mädels, ich glaube ihr hattet Spaß bei dem Kapi ^^
es hat sich auch toll gelesen ^^
und ich konnte mir jede einzelne von den Mädchen gut vorstellen
und kari als Engel... als schwangerer Engel... ja, Takeru als Teufel passt XD

und ich freue mich, dass Mimi mit Tai reden will. Das wird auch Zeit....
aber das mit Rei gefällt mir immer noch nicht :/
tut mir leid, ich werde nicht ihr Fan... also ich mag sie als Person...aber da schwingt immer das mit Matt mit.. und dadurch kann ich sie in dieser Hinsicht nicht leiden... und es wird sich vermutlich nicht ändern
wobei die beiden selten dumm sind... er meint, sie meldet sich nicht.. und sie, dass er sich nicht meldet *augenverdreh*

egal - ihr wisst was ich wollt :***
hab euch lieb ♥♥
Antwort von:  Kokoro-Tamashi
26.08.2016 21:36
Guten Abend liebes Tashalein °^°
Warum stelle ich mir gerade Hikari in einem anderen Kostüm vor?
Sie hätte wohl die beste Kugel abgegeben... Hikari zu Halloween als Kugel XD
Gott, wenn es gerade nicht so bequem wäre, würde ich mich jetzt auf dem Boden kugeln XD
Aber nein, wir finden Hikari und Takeru auch niedlich °^° Und sicher wirst du das nächste Kapitel lieben :D Auch wenn wir gerade wirklich schleppend vorankommen. Aber das weißt du ja und du hast dafür ja auch Verständnis :*** Wenn nicht, bekommst du einen Lutscher :DD

Du, als Sorato-Fan wirst es wahrscheinlich in unserer FF nicht leicht haben. Natürlich wollen wir nicht so viel verraten, aber wir können sagen, dass sie besonders für dich Takari mehr ausbauen werden, damit du uns nicht gar so sehr hasst =D Manchmal müssen manche Menschen getrennte Wege gehen, um glücklich zu werden. Das heißt aber nicht, dass man nicht wieder zueinanderfinden kann. Aber wir sind auch Dramaqueens, wer weiß was noch alles bei uns passiert :D

Wir haben dich natürlich auch lieb :*
Aber wir schreiben ja noch ganz viel °^°


Zurück