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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Ein blöder Zwischenfall und eine noch blödere Idee

263) Ein blöder Zwischenfall und eine noch blödere Idee
 

Dean schob sein Handy in die Tasche. „Sam meint, dass es okay ist“, erklärte er ruhig. „Ich komme mit, wenn du nichts dagegen hast, Greg.“

„Warum sollte ich? Du bist jung. Amüsiere dich!“, erklärte der und nickte bestätigend.
 

Stunden später setzte Dean sein Glas ab. Die Männer um ihn herum erzählten sich Geschichten und Anekdoten. Gerade lachten sie über die eines der Männer, der erzählte, wie er zum ersten Mal einen dicken Wasserschlauch in der Hand gehalten und die Kraft des Wassers vollkommen unterschätzt hatte. Er beschrieb wie der Schlauch mit ihm die irrwitzigsten Bewegungen vollführte und er von dem Schlauch hin und her geschleudert wurde, weil er einfach nicht loszulassen wollte.

Dean hatte sowas schon Mal in einem Trickfilm gesehen und so konnte er hier sogar mitlachen. Aber auch sonst war es nicht schlimm, wenn er nicht wusste, wovon sie erzählten. Sie sprachen meistens von Begebenheiten, bei denen er eh nicht dabei gewesen war und ihm reichte es zuzuhören.

Das hatte er auch schon bei seinen Kollegen auf dem Bau festgestellt. Aber selbst wenn sie sich über Dinge unterhielten, die er wissen müsste, machte es ihn nicht mehr so wütend, wenn er nichts verstand. Sam hatte Recht gehabt. Je mehr er sich auf das reale Leben einließ, um so einfacher wurde es. Vielleicht sollte er Bobby bitten ihm einige Begebenheiten von ihrer gemeinsamen Zeit in seinem Haus und auf dem Schrottplatz zu erzählen. Vielleicht war das alles da dann ja nicht mehr so furchteinflößend? Er nahm sich vor, genau das Sonntag vorzuschlagen.

Dean rutschte von seinem Hocker und ging zur Toilette.
 

Gerade als er sich die Hände waschen wollte, torkelte ein total betrunkener Kerl aus einer Kabine. Er prallte gegen Dean.

„Hey“, grummelte der und schob den Typen von sich. Er hasste es, wenn ihm jemand so nah kam.

„Was willsu! Was grabschu mich an? He?“ Der Kerl baute sich vor dem Winchester auf und schlug ihm unvermittelt die Faust ins Gesicht.

Dean riss die Arme hoch. „Ist … ich“, stammelte er erschrocken, während ihn sein Gegenüber immer weiter gegen die Wand neben der Tür drängte.

„Was he?“

In diesem Augenblick ging die Tür neben Dean auf. Er nutzte die Gelegenheit und huschte nach draußen. Kreidebleich und zitternd stand er im Gang. Der einzige Gedanke, den er fassen konnte, war Sam! Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte.

„Sam?“, fragte er, kaum dass der abgenommen hatte.

„Dean? Was ...“, fragte der Jüngere irritiert. Sein Bruder klang komisch!

„Kannst du mich holen? Bitte“, wisperte Dean und seine Stimme überschlug sich fast vor Angst.

In Sams Kopf schrillten alle Alarmglocken. „In welcher Bar seid ihr?“

Dean nannte ihm den Namen.

„Ich bin sofort da!“

Dean nickte. Er schlich regelrecht zurück und verkroch sich auf einen Platz in der Bar, von dem aus er am wenigsten zu sehen war, nicht das der Typ noch einmal auf ihn losging.
 

Keine viertel Stunde später stürzte Sam in die Bar und schaute sich suchend nach seinem Bruder um.

Zur selben Zeit wollte Darren zur Toilette. Sein Blick fiel auf Dean, der sich neben der Jukebox an die Wand drückte. Irritiert schüttelte er den Kopf. Was war mit ihm? Er ging zu ihm.

„Dean ..“, begann er genau in dem Moment, als er von einem Riesen beiseite gedrängt wurde.

„Hey!“, knurrte er. „Lass ihn in ...“

„Sam!“, Dean hatte seinen Bruder entdeckt und drängte sich sofort an ihn.

„Mein Gott, Dean! Was ist passiert?“ Vorsichtig legte Sam seine Hand unter Deans Kinn und drückte sein Gesicht hoch. Sanft tastete er über das malträtierte Jochbein.

„Du bist Sam?“, japste Darren. „Ich dachte schon du wolltest ihm ...“

„Deine Sorge kommt etwas spät, oder? Ich war so froh, dass er sich endlich traut auch ohne mich rauszugehen und dann das? Verdammt noch mal! Nur weil du nicht aufpassen konntest, wirf ihn das hier wieder um Wochen zurück!“ Sam war in Rage und es war ihm egal ob er hier den Richtigen anmachte oder nicht. Es ging um Dean!

Darren senkte den Kopf. Er hatte kaum mitbekommen, dass Dean verschwunden war und er hatte keine Ahnung wieso der plötzlich ein Veilchen hatte.

„Können wir gehen? Bitte?“ Dean zog am Sams Ärmel.

„Ja, lass uns gehen“, sagte er jetzt, da er mit Dean redete, vollkommen ruhig. Er trat hinter seinen Bruder, legte seine Hand auf dessen Schulter und schob ihn sanft zum Ausgang.

„Hah! Hasu entlich ein sum gebrabschn gefun, du Schwuchtel?“

Beim Klang der Stimme neben seinem Ohr erstarrte Dean. Sam drängte sich schützend vor ihn. Er baute sich zu seiner vollen imposanten Größe auf und machte sich so breit wie möglich, bevor der den Typen wütend anfunkelte. „Hast du meinem Bruder das Veilchen verpasst?“

„Die Schwuchl is dein Bruder? Mein Beileid!“ Der Kerl grinste süffisant.

„Erstens ist mein Bruder alles andere als schwul und selbst wenn er es wäre, hat dich das nichts anzugehen und zweitens: Komm ihm noch einmal zu nahe und ich reiß dir die Eier ab!“, knurrte Sam gefährlich leise bevor er sich abwandte und Dean nun endgültig aus der Bar und zum Impala brachte.

„Die ist für uns gestorben!“, entschied er, als er den Impala startete. Dean nickte nur hilflos.
 

Kaum dass Sam den Impala vor ihrem Häuschen zum Stehen gebracht hatte, sah er seine Befürchtungen auch schon bestätigt. Dean stürzte aus dem Wagen, lief ins Haus und verschwand in seinem Zimmer.

Frustriert schlug er auf das Lenkrad. „Verdammt!“ Sowas hätte einfach nicht passieren dürfen! Vielleicht war es doch zu früh gewesen, Dean alleine rausgehen zu lassen. Aber er konnte ihn doch nicht die ganze Zeit am Gängelband halten, da würde er ja nie selbstständig werden! Außerdem, wer konnte denn sowas ahnen!
 

Er atmete tief durch und hoffte, dass die Welt morgen schon wieder besser aussah! Doch dafür sollte er sich jetzt erstmal um Dean kümmern, nicht dass der sich noch tiefer in sein Schneckenhaus verkroch! Schnell stieg er aus, ging ins Haus und direkt in die Küche, um Dean einen heißen Kakao zu kochen.

Er krönte die Tasse mit einem Berg aus Sprühsahne und verzierte alles noch mit Schokosoße, bevor er dieses Gute-Laune-Getränk zu Deans Zimmer balancierte.

Vorsichtig klopfte er.

„Geh weg!“, hörte er die dumpfe Antwort und seufzte. Genau das hatte er befürchtet und genau das würde er nicht tun. Er öffnete die Tür.

„Ich hab hier was“, sagte er leise in den dunklen Raum hinein, während er seinen Blick suchend schweifen ließ.

„Will nicht!“, kam es leise aus einer Ecke.

Sam musste genau hinschauen, um seinen Bruder in der Ecke zwischen Schreibtisch und Wand hocken zu sehen. Er seufzte noch einmal. Es konnte doch nicht sein, dass eine blöde Begegnung alle Fortschritte zunichtemachen konnte. Am Liebsten würde er dem Typen noch nachträglich einen festen Tritt in seine Weichteile verpassen. Homophober Idiot. Bei diesem Gedanken fiel ihm auf, dass er nicht mal wusste, was passiert war.

Er stellte das Glas auf den Schreibtisch und schaltete die Nachttischleuchte ein. Dann hockte er sich zu seinem Bruder.

„Hey“, sagte er leise und legte seine Hand auf Deans Arm.

„Nicht“, wisperte Dean und zog seinen Arm weg. Er wollte sich gerade von niemandem berühren lassen.

„Ich werde dir nicht weh tun!“

„Du nicht, ich weiß.“

„Warum kommst du dann nicht raus? Du musst dich nicht verstecken.“

„Ich ...“, hilflos mit den Schultern zuckend brach Dean ab und schüttelte den Kopf.

„Du hast eine furchtbare Erfahrung gemacht“, begann Sam ruhig. „Willst du dir all die guten Erfahrungen davon kaputt machen lassen? Willst du nie wieder mit Greg zur Feuerwehr oder für Ed arbeiten? Bitte Dean. Ich weiß, dass es weh tut, aber das wird vergehen.“ Sam nahm das Glas vom Tisch und hielt es seinem Bruder hin.

„Was ist das?“, fragte der Ältere skeptisch.

„Etwas um deine Laune zu heben. Ich hatte leider keinen Kuchen.“

Dean nahm das Glas. Er musterte es skeptisch, bevor er einen vorsichtigen Schluck nahm.

Als er das Glas wieder vom Mund nahm musste Sam wider Willen grinsen.

„Jetzt bist du ein Naseweis, obwohl du gar keiner bist.“

„Ich bin was?“

„Du hast eine weiße Nase“, baute Sam seinen Satz um.

Dean wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und leckte die Sahne ab. „Und was ist ein Naseweis?“

„Peter Pans Fee oder ein kleiner Besserwisser. Du bist weder das Eine noch das Andere.“

„Nein.“ Dean nahm noch einen Schluck. „Schmeckt gut.“

„Das freut mich. Und jetzt komme bitte da raus, ja.“

„Ich …“ Dean schüttelte den Kopf. „Nachher“, sagte er und trank noch einen Schluck.

Sam seufzte schon wieder, doch er wollte nicht streiten. „Du solltest dich nicht hier verkriechen. So viel Beachtung hat der Typ nicht verdient!“, versuchte er noch einmal an seinen Bruder zu appellieren. Er wollte gerade das Zimmer verlassen, als Deans Frage: „Warum?“ Ihn zurückhielt.

„Warum, was?“

„Warum hat der Kerl mich …?

„Ich kann nur vermuten“, begann Sam. „Er fühlte sich in seinem Ego bedroht. Er war betrunken und da werden kleine Dinge riesengroß und die Vernunft ausgeschaltet und das Schlimmste ist, dass er sich morgen wahrscheinlich nicht mal daran erinnern kann und du noch eine Weile mit dem Veilchen rumlaufen musst.“ Er seufzte leise. Wie sollte er sowas einem Kind, einem geistigen Kind, erklären sollte.

„Es tut mir so leid, Dean“, sagte er leise, sann verließ er das Zimmer, ließ aber die Tür offen.

Dean fühlte sich innerlich wie erstarrt. In seiner Welt waren die Menschen nett bis gleichgültig, aber nie gewalttätig gegen andere. Ja, er war wütend gewesen und hatte sich selbst verletzt. Sich selbst! Nie hätte er jemand anderes geschlagen. Er verstand ja nicht einmal warum der Typ auf ihn losgegangen war, selbst mit Sam Erklärungen verstand er es nicht. Er hatte ihn doch nur von sich weggeschoben! Und was war eine Schwuchtel?

Sam hatte ihn gerettet! Was wäre passiert, wenn Sam nicht gekommen wäre, wenn der Mann ihn vorher gesehen hätte? Hatte er den Mann früher schon mal getroffen? Aber Sam arbeitete tagsüber. Er konnte nicht immer auf ihn aufpassen!

Immer tiefer drehte sich Dean in dieser Spirale aus Angst, bis er es endlich schaffte sich aufzuraffen um ins Bett zu gehen. Kaum lag er, zog er sich die Bettdecke über den Kopf.

Auch Sam grübelte die halbe Nacht darüber nach, wie er Dean zu mehr Selbstvertrauen verhelfen konnte. Irgendwann schlief er ein, ohne einen Weg gefunden zu haben.

Es war der erste Morgen, seit sie hier wohnten, an dem Dean kein Frühstück machte und auch nur widerwillig essen kam, als Sam ihn rief.

Schweigend knabberte er an seinem Toast und verschwand, kaum das Sam sein Frühstück beendet hatte, wieder in seinem Zimmer. Der Jüngere seufzte leise. Genau das hatte er gestern befürchtet und doch darauf gehofft, es vermieden zu haben. Aber dafür brauchte es wohl mehr als einen Kakao.

Während er den Tisch abräumte, überlegte er wie er diesen Zustand so schnell wie nur möglich beenden konnte. Dean durfte sich auf keinen Fall noch weiter in diese Situation hineinsteigern. Er musste sprichwörtlich sofort wieder aufs Pferd und er musste begreifen, dass er sich wehren konnte. Nur wie? Wie konnte er Dean zeigen, dass man manchmal auch kämpfen musste?

Plötzlich sah er seinen Bruder vor sich. Auf dem Rücken. Damals in Stanford, als er bei ihnen eingebrochen war, um ihn auf die Suche nach Dad mitzunehmen.

Dean auf dem Rücken … Eigentlich war sein Bruder meistens der, der ihn auf den Rücken legte. Hatte er ihn damals gewinnen lassen? Oder hatte er damals endlich etwas gefunden, wofür es sich zu kämpfen wirklich lohnte? Egal, das war vorbei. Letztendlich hatte sein Kampf damals nicht geholfen, aber hier und jetzt konnte ein Kampf helfen. Auch wenn er wohl alles andere als schön werden würde.

Gut! Die Idee war da, jetzt musste er sich überlegen wie und vor allem wo er seinen Bruder quälen wollte. Hier konnte er das auf keinen Fall machen. Dean würde einfach in seinem Zimmer verschwinden. Außerdem hatten sie hier kaum Platz und liefen Gefahr sich zu verletzen.

Hm. Eine Kollegin hatte von einem einsam gelegenen Teich mit Wald und Wiese davor gesprochen. Schnell zückte er sein Handy und suchte den Platz auf Google. ‚Der wäre wie geschaffen dafür!‘, überlegte er. Und falls da Leute waren, konnten sie noch auf ihr Wäldchen zurückgreifen. Da gab es nur die Flucht zu Bobby. Okay, also der Teich. Blieb noch ein leckeres Picknick als Ablenkung um Dean überhaupt hier herauszulocken.
 

Sam suchte alles zusammen und begann Sandwiches und Salat zuzubereiten. Er packte Cola und Wasser ein und buk Waffeln. Zu guter Letzt schlug er Sahne und wunderte sich, dass seine Geschäftigkeit Dean nicht aus seinem Zimmer lockte, so gerne wie der eigentlich in der Küche werkelte. Er stellte die Sahne zusammen mit einer Packung Eis in eine extra Kühlbox und packte einen Mix aus Beeren dazu.

Jetzt blieb ihm nur noch Dean zu dem Ausflug zu überreden. Er rollte mit den Augen und seufzte stumm. Das würde der schwierigste Teil des Planes werden.

Leise klopfte er an dessen Tür und trat ein. Sein Bruder hockte auf dem Bett und las.

„Was hältst du davon, wenn wir baden fahren? Es ist so schön draußen. Du kannst unmöglich den ganzen Tag nur im Zimmer hocken wollen.“

„Doch will ich!“

„Nein, Dean. Willst du nicht, nicht wirklich.“

„Und wenn doch?“

„Und wenn ich dir sage, dass ich einen Platz kenne, an dem wir unter uns sind. Pack die Badehose ein. Vielleicht können wir auch schwimmen gehen.“

„Ich möchte lieber hier bleiben.“

„Nur weil du ein Veilchen hast, musst du dich nicht im Haus verstecken. Das kann immer mal passieren. Willst du dir von so einem besoffenen Idioten alles kaputt machen lassen? Du hast in den letzten paar Wochen so viel erreicht und das soll jetzt alles für die Katze sein? Komm schon, wir gehen schwimmen. Weder du noch ich müssen dieses Wochenende lernen oder arbeiten. Wer weiß, wann das mal wieder so sein wird. Komm schon.“

Dean verdrehte die Augen, legte das Buch beiseite und stand auf. Sam würde ja eh keine Ruhe geben.

Mit gesenktem Kopf ging er zum Impala und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. Sam seufzte. Dean kam mit, aber er hatte einfach aufgegeben und das zu sehen tat mehr weh, als er gedacht hatte.

„Wir sollten Bobby morgen fragen, ob er ein Basecap für dich hat“, überlegte leise. „Dann kannst du dein Auge verstecken, wenn du das willst.“

Dean rutsche auf seinem Sitz noch tiefer.

Sam seufzte stumm. Das konnte ja heiter werden. Vielleicht sollte er seinen Plan besser aufgeben?

Er lenkte den Wagen auf die Straße.



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