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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Angebtanntes Essen

254) Angebranntes Essen
 

Müde und vollkommen erschöpft schlichen sie an frühen Abend wieder ins Haus.

„Hast du Hunger?“, fragte Sam seinen Bruder.

„Schon, aber keine Lust zum Kochen.“

„Ich bestelle uns was. Pizza oder Chinesisch?“

„Chinesisch.“

„Gut“, nickte Sam. „Du solltest gleich heiß duschen. Nicht das dein Muskelkater noch schlimmer wird.“

„Hm“, brummelte Dean und schlurfte ins Bad. Beim Minigolf war der kaum zu spüren und auf den Trampolins hatte er ihn gar nicht gemerkt, doch auf der Rückfahrt schlug der erbarmungslos zu und er fürchtete kurz sich nie wieder bewegen zu können.

Okay, er war aus dem Auto gekommen. Trotzdem schimpfte er sich in Gedanken einen Idioten! Wieso hatte er diese dämliche Idee gehabt? Wieso musste er ausgerechnet heute alles auf einmal machen? Minigolf war ja noch in Ordnung aber Trampolin springen? Er musste wirklich noch viel lernen. Aber genau das wollte er ja morgen auch wieder tun!

Sam musterte seinen Bruder skeptisch. Sie hatten es wirklich übertrieben! Und Dean musste darunter leiden! Warum hatte er ihn nicht gebremst? Warum war er mit ihm nach dem Minigolf nicht wieder nach Hause gefahren?

Weil er sich freute, dass Dean Zeit mit ihm verbringen wollte! Weil er Dean nicht an ein paar Pferde und Emily verlieren wollte! ‚Toll Sam! So behält dich dein Bruder in richtig guter Erinnerung!‘, dachte er sarkastisch und schüttete den Kopf. Er selbst schrieb Bewerbungen für Praktika, bewarb sich an Unis und wollte ab morgen in der Bibliothek arbeiten gehen. Nein, er hatte nun wirklich keinen Grund auf Emily eifersüchtig zu sein.

Er holte seinen Laptop, suchte einen chinesischen Lieferservice und bestellte. Danach schaltete er den Fernseher ein und holte Bier und Wasser aus dem Kühlschrank und deckte schon mal den kleinen Tisch vor der Couch, soweit er für das chinesische Essen überhaupt etwas decken musste.

„Das Essen sollte gleich kommen“, empfing er seinen Bruder, als der aus dem Bad kam.

Dean nickte nur und schlappte zur Couch, auf der er sich leise ächzend fallen ließ.

„Hat die Dusche geholfen?“, fragte Sam leise.

„Ein bisschen.“

„Ruh dich morgen aus. Du kannst die Bücher mit auf die Veranda nehmen oder mach es dir hier drin gemütlich. Du solltest nur keine Bäume ausreißen wollen“, versuchte Sam ihm Vorschläge für morgen zu machen, zu denen Dean träge nickte. Doch Sam wusste, dass er nicht wirklich zugehört hatte.

Als es klingelte schreckte Dean hoch. Er war erschöpft eingeschlafen und musste sich erst einmal daran erinnern, wo er war. Verwirrt rieb er sich die Augen.

Sam war schon an der Tür und nahm das Essen entgegen, bezahlte und trug alles zum Tisch.

„Kommst du essen?“, fragte er seinen Bruder, doch der schüttelte den Kopf.

„Ich glaube, ich komme nicht hoch“, stellte der geknickt fest.

„Warte, ich helfe dir.“ Schnell stellte sich Sam vor seinen Bruder und hielt ihm die Hand hin. Er zog ihn in eine aufrechte Position und machte es sich dann neben ihm bequem. In aller Ruhe packte er eine Essensschachtel nach der anderen aus, zeigte Dean ihren Inhalt und ließ ihn entscheiden, wovon er probieren wollte.

Den entschied sich für die frittierte Ente mit gebratenen Nudeln und süßsaurer Soße und versuchte sich sogar an den Stäbchen, doch als er sich in zehn Minuten gerade mal ein Paar Nudeln in dem Mund hatte schieben können, legte er sie frustriert beiseite und nahm sich eine Gabel. Jetzt ging das Essen so viel leichter und vor allem schneller.

Irgendwann stellte er den leeren Karton beiseite und ließ den Kopf auf die Rückenlehne fallen.

„Hey, Dean“, Sam rüttelte seinen Bruder an der Schulter. „Dean?“

„Was?“, nuschelte der und versuchte seine Augen zu öffnen.

„Geh ins Bett, Alter.“

„Hmm. Gleich:“

„Nix gleich. Jetzt! Da ist es gemütlicher und du verrenkst dir nicht auch noch den Rücken“, schimpfte Sam und versuchte gleichzeitig sich das Grinsen zu verkneifen.

„Ich geh ja schon!“ Schnaufend stemmte sich der Ältere von der Couch hoch und schlurfte in sein Zimmer.

Sam schaute seinem Bruder hinterher und seufzte leise, als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Zum nächsten Reittermin würde er mitfahren. Vielleicht ging es ihm danach ja auch so und sie konnten gemeinsam leiden. Es war eine blöde Idee und doch fühlte er sich nach diesem Entschluss etwas besser. Nun stand er ebenfalls auf und räumte den Tisch ab. Er spülte das Geschirr und ging dann in sein Zimmer. Für heute hatte auch er genug.
 

Wieder weckte ihn das leise Klappern von Geschirr und der feine Geruch nach Kaffee. Er setzte sich auf, streckte sich und ging in seinem Schlafshirt nach unten.

„Warum bist du denn schon auf?“, fragte er und fuhr sich mit den Händen durch die Haare.

Der Blick, mit dem Dean ihn streifte, sprach Bände und er atmete durch. Sein Bruder war noch immer ein Getriebener. Ein Getriebener seines eigenen Willens und des Hungers nach Wissen. Oder war das ihrem Leben geschuldet? Außer wenn er krank war, hatte Dean seit Jahren nie länger an einem Ort gelebt. Sie waren von Fall zu Fall gehetzt, ohne sich viel Zeit für sich zu nehmen. Mal ein Konzert, mal einen Abend auf der Motorhaube des Impalas wenn das Wetter es zuließ und sie schweigend in die Sterne schauen konnten und natürlich seine Frauen, bei denen er für eine Nacht alle Sorgen vergessen wollte. War diese Unruhe Teil seiner Persönlichkeit?

Dean hatte inzwischen den Tisch fertig gedeckt. Breit strahlend nahm er die Milch vom Herd, sie war nicht übergekocht, und machte sich seinen Kakao.

„Machen Waschbären Yoga?“, fragte er und setzte sich.

„Was?“, Sams Augenbrauen zogen sich irritiert zusammen. „Wieso Yoga?“ Langsam kam er zum Tisch.

„Das Ding auf deinem Shirt. Das ist doch ein Waschbär, oder?“

Der Jüngere schaute an sich herab.

„Stimmt,“ erklärte er dann. „Das ist ein Waschbär der Yoga macht.“ Er hatte sich das Shirt gestern Abend nur gegriffen, ohne es sich genauer anzuschauen. „Es ist nur ein Shirt. Waschbären machen kein Yoga.“ erklärte er und war gleichzeitig stolz, dass sein Bruder den gezeichneten Waschbären und die Yogahaltung erkannt hatte.

Sie frühstückten in aller Ruhe und während Sam danach wieder nach oben ging um sich für seinen ersten Arbeitstag fertig zu machen, räumte Dean auf und machte ein paar Sandwiches.

„Ich muss dann los“, rief Sam während er die Treppe herunterkam. „Ich versuche mich mal zu melden.“ Er ging zur Tür.

„Warte“, rief Dean, sprang auf und holte eine Papiertüte aus dem Kühlschrank, die er seinem Bruder in die Hand drückte.

„Was ist das?“

„Ein Lunchpaket?“ Er hatte das in einem Film gesehen. Jetzt kratzte er sich irritiert am Kopf. „Nicht gut?“

„Doch!“, begann Sam noch immer etwas überrascht. „Ich hatte nur nicht damit gerechnet. Danke!“ Er lächelte wehmütig. Schon als er klein war hatte Dean ihm ein Lunchpaket für die Schule mitgegeben. Damals wusste er das nicht wirklich zu schätzen, auch weil er annahm, dass Dean in der Kantine aß und er das auch wollte. Dass sein Bruder oft nur mit einer Mahlzeit am Tag auskommen musste, weil das Geld nicht reichte, war ihm erst viel später klar geworden. Damals hatte er es ihm nicht gedankt. Heute wollte er es.

„Danke“, sagte er also noch einmal mit einem Lächeln im Gesicht und nickte, bevor er das Haus verließ.
 

Nachdem das Röhren des Impalas verklungen war, packte der ältere Winchester seine Bücher und ging mit ihnen zu dem Baum mit der Schaukel. In seinem Schatten machte er es sich gemütlich und begann zu lernen.
 

Das plötzlich einsetzende Klingeln seines Handys ließ ihn zusammenzucken. Irritiert schaute er sich um. Was war das? Dann fiel ihm das kleine Teil ein, das Sam ihm heute morgen noch einmal eindringlich ans Herz gelegt und er mit einem Augenrollen in die Tasche gestopft hatte. Er holte es hervor, drückte die kleine grüne Taste und meldete sich.

„Alles in Ordnung?“, fragte Sam besorgt.

„Ja, ich hab nur nicht mehr an das Telefon gedacht“, entschuldigte sich der Ältere.

„Was machst du?“

„Ich sitze draußen und versuche Mathe zu verstehen.“

„Ist nicht leicht. Ich kann es dir heute Abend gerne in Ruhe erklären.“ Ein Lächeln huschte über Sams Gesicht. Damals hatte Dean ihm das erklärt.

„Okay?“

„Aber eigentlich wollte ich mich für die Sandwiches bedanken. Die sind super! Und dir sagen, dass ich bis fünf arbeite und so gegen halb sechs, sechs wieder da bin.“

„Okay“, antwortete Dean einsilbig und nickte.

„Mach nicht zu viel“, verabschiedete sich Sam, offenlassend was genau er damit meinte und legte wieder auf.

Dean starrte noch einen Augenblick auf das kleine Teil in seiner Hand, bevor er es zurück in die Tasche schob.

Sein Magen grummelte. Er legte das Buch beiseite und ging ins Haus, um sich ebenfalls ein Sandwich zu machen, das er dann vor dem Fernseher verputzte. Gelangweilt schaltete er dabei durch die Kanäle und blieb bei einem alten Schwarz-Weiß-Film hängen. Die Hausfrau empfing ihren Mann, der gerade von der Arbeit nach Hause kam, mit einem leckeren Abendessen.

‚Das könnte ich auch‘, überlegte sich Dean. Er schaute im Kühlschrank nach, was sie vorrätig hatten und holte sich danach seinen Laptop. Kurz musste er überlegen welche Seite Jody aufgerufen hatte, als sie nach einem Rezept suchte. Sie hatte ihm lang und breit erklärt wie diese Seite funktionierte, wie man auch für das, was man noch vorrätig hatte ein Rezept finden konnte und wie wunderbar das Internet doch war. Heute musste er ihr Recht geben. Vor wenigen Wochen war ihm das noch ziemlich gleichgültig, ja sogar suspekt, gewesen.

Er tippte seine Ausbeute in die Suchleiste ein und erhielt schnell ein paar Vorschläge, die nicht mal schwierig zu sein schienen.

Sofort stand sein Entschluss fest. Er würde Sam mit einem Essen überraschen!
 

Eineinhalb Stunden bevor Sam wieder da sein wollte, begann er mit den Vorbereitungen. Er schälte die Kartoffeln und rieb sie in eine Schüssel, drückte sie aus und würzte die Steaks.

In einem Topf brachte er die Erbsen zum Kochen. Eine Pfanne benutzte er für die Steaks und eine weitere wollte er für die Hash Browns nehmen.

Die fertigen Steaks nahm er aus der Pfanne, vergaß aber die Platte darunter auszuschalten. Er schaufelte eine Ladung Kartoffeln in die Pfanne.

Die Erbsen kochten über.

Und während er die Platte kleiner regelte entzündete sich das Fett in der heißen Pfanne. Entsetzt starrte Dean auf die Flammen. Was jetzt?

Nach einer Schrecksekunde stülpte er sein Schneidebrett darüber und warf noch ein Handtuch drauf. Er zerrte die qualmende Pfanne mit den Hash Browns von der Platte und stürzte hustend und keuchend aus der Wohnung. Wie hatte das denn so schnell zum totalen Desaster werden können? Sein Herz klopfte wie ein Trommelwirbel und seine Knie begannen zu zittern. Er lehnte sich auf das Geländer der Veranda und versuchte durchzuatmen. Ihm war übel.

Genau in diesem Moment kam Emily vom Einkaufen zurück. Sie sah den Rauch und einen etwas derangierten, blassen Dean, hielt an und kam sofort zu ihm.

„Was ist los. Alles okay? Bist du verletzt?“, wollte sie besorgt wissen.

„Nein, es ist … ich bin okay. Ich hab nur … Ich wollte kochen … wenn Sam wiederkommt. Aber plötzlich fing das Fett an zu brennen und der Topf kochte über und ...“ Dean schniefte. Er sah zu ihr auf und jetzt kullerten ihm doch ein paar Tränen aus den rotgeränderten Augen.

Bei dem Wort Feuer hatte Emily einen Blick in die Küche geworfen, konnte aber keine Gefahr mehr erkennen. Sie zog Dean in ihre Arme und strich ihm beruhigend den Rücken.

„Es ist alles gut gegangen. Du hast genau richtig reagiert. Du hast die Flammen nicht mit Wasser gelöscht! Da warst du wirklich sehr umsichtig!“; lobte sie ihn.

„Aber jetzt hab ich nichts zu Essen für Sam und die Pfanne ist bestimmt auch dahin und streichen müssen wir auch wieder, wenn wir hier überhaupt noch wohnen können und dürfen?“

„Warum denn nicht? Du bist nicht der erste, bei dem eine Pfanne Feuer fängt“, tröstete sie ihn. Woher sollte er es auch können? Andere Menschen hatten viel Zeit ihrer Mutter beim Kochen zuzusehen. Er wohl nur ein paar Monate, vielleicht auch nur Wochen? Dafür schlug er sich doch ganz gut, überlegte sie.



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