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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Wiedersehen

196) Wiedersehen
 

Schnell stieg er ein und schob den Zündschlüssel ins Schloss. Er startete den Wagen und das Grollen des erwachenden Motors war wie ein Willkommensgruß und Balsam für die brennende Wut, die die Misshandlung seiner Schönheit hinterlassen hatte. Er legte den Gang ein und lenkte den Impala vom Hof.

Im Vorbeifahren nickte er Sam zu, der inzwischen auf dem Fahrersitz ihres Leihwagens saß und fuhr zur Leihwagenfirma voraus.
 

Dean gab den Wagen wieder ab und fuhr sie dann, in seinen Grübeleien versunken, zum Motel zurück. Auch Sam hing seinen Gedanken nach. Das Ganze kam ihm so unreal vor.

Am Motel angekommen half Dean seinem Bruder ins Zimmer und schob ihn auch sofort aufs Bett, damit der seinen Knöchel schnell wieder hochlegen konnte. Sam hatte zwar nichts gesagt, aber er hatte an seinen Bewegungen ablesen können, dass der wieder mehr schmerzte und er hatte seine stille Hoffnung, den Ort heute noch verlassen zu können, begraben. Er wollte Sam nicht auf den Rücksitz verbannen, damit der seinen Fuß hochlegte, wenn er sich hier doch viel besser erholen konnte. Vielleicht sollten sie hier noch ein oder zwei Tage dranhängen, auch wenn er diesen merkwürdigen Ort viel lieber sofort verlassen wollte.

Dean warf noch einen Blick auf Sam, bevor er sich zusammenriss und den vorerst wichtigen Dingen zuwandte. Er stellte sein Essen in die Mikrowelle und deckte den Tisch.

„Geh raus, Dean“, forderte Sam leise. „Schau dir den Schaden an.“

„Du bist wichtiger!““

„Geh schon, du hast doch sonst keine Ruhe.“ Der Jüngere deutete grinsend auf den Tisch und Dean sah, dass er zwar vier Messer, jedoch keine Gabel auf dem Tisch verteilt hatte.

„Ich ...“, begann er und brachte die Messer zurück.

„Geh! Solange kann ich auch noch warten.“

Dean nickte. Er atmete tief durch und schoss regelrecht zur Tür hinaus. Sam musste schon wieder grinsen. Vorsichtig zog er seinen Schuh aus und tastete den Knöchel ab. Viel besser war es noch nicht geworden. Aber wie auch. Verstauchungen dauerten und diese hier war gerade mal ein paar Stunden alt.

Vor dem Zimmer ließ Dean seine Finger vorsichtig über das zerkratzte Schloss und die Spuren, die das Brecheisen hinterlassen hatten, gleiten. Er schob den Schlüssel in das Schloss und versuchte, ob der Kofferraum richtig schloss. Dass es funktionierte, wusste er ja schon. Zumindest in der Beziehung konnte er sich entspannen. Soweit war alles in Ordnung auch wenn er bei Bobby noch einmal Hand an seine Schönheit legen musste. Er ging wieder ins Zimmer zurück.
 

„Wie sieht´s aus? Überlebt sie es?“, empfing ihn Sam grinsend.

„Es wird gehen.“

„Las Vegas steht also nichts mehr im Weg?“

„Außer deinem Knöchel? Nein“, antwortete der Ältere und hakte gleich nach. „Wie geht’s dir?“

„Soweit ganz gut. Solange ich den Fuß hochlegen kann, tut er kaum noch weh. Ich denke, morgen geht es wieder. Außerdem könnte ich ja einen Stützverband anlegen.“

„Das sollten wir gleich noch machen“, stimmte Dean zu.

„Nach dem Essen“, wiegelte Sam Deans schon wieder aufkeimenden Aktionismus ab. „Nicht dass du noch jemanden anfällst, so wie dein Magen knurrt.“

„Okay“, stimmte der Ältere zu. Seine Sorge um Sam und sein Baby hatten ihn den Hunger vergessen lassen.

Er half Sam beim Aufstehen. Langsam gingen sie zum Tisch und dann holte er ihr Essen.
 

„Schon komisch“, begann Sam leise, nachdem er den ersten Hunger gestillt hatte und legte seine Gabel nieder.

„Was? Dass du nur die Hälfte deines Hasenfutters gegessen hast?“

„Nein“, grummelte er und schob sich eine volle Gabel in den Mund.

„Erinnerst du dich an das Gespräch des Besitzers des Lebensmittelgeschäftes mit einem Kunden, als wir vor einer Woche hier waren?“, wollte er wissen nachdem er geschluckt hatte. „Sie haben sich darüber unterhalten, dass eine Frau von einer Schlange gebissen wurde und ein Mann, der in ein Erdwespennest getreten war“, fasste er der Gespräch zusammen.

„Was willst du damit andeuten?“

„Dass hier irgendwas nicht ganz koscher ist. Die Clowns, dass der Impala abgeschleppt wurde, die Kakerlaken im Essen. Willst du behaupten, dass so was normal ist?“

„Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was normal ist. Für mich sind das einfach blöde Zufälle.“

„Ein paar zu viel, oder?“

Dean zuckte mit den Schultern.

„Wie oft hat jemand den Kofferraum geknackt und unsere Waffen gefunden?“

„Nie. Aber sie haben auch noch nie so offen da drin rumgelegen.“

„Und gerade jetzt macht es einer? Das kann kein Zufall sein, Dean.“

„Was denn sonst? Willst du schon wieder nach einem Fall suchen?“

„Nein ich will nicht nach einem Fall suchen. Ich denke nur, dass der Fall uns gefunden hat.“

„Der letzte Fall, der uns gefunden hat, hat aus mir einen Wolf gemacht“, gab der Ältere zu bedenken. Sam wimmerte leise.

„Nicht dass ich diese Erfahrungen bereue. Ich möchte sie nur nicht noch einmal machen und das Ende will ich schon gar nicht noch einmal erleben müssen“, fuhr er fort.

Sam konnte nur bestätigend nicken. Nie wieder wollte er seinen Bruder so verlieren.

„Du hast ja Recht. Ich hatte nur gehofft, es übersehen zu können“, lenkte Dean ein.

„Werden wir das je können? Wie sollen wir bei unserem Wissen einen Fall übersehen?“

„Wir werden lernen müssen, dass es auch andere Jäger gibt.“

„Auch wenn wir vor Ort sind?“

„Wahrscheinlich auch dann.“

„Und was machen wir jetzt, Dean?“

Der Ältere verdrehte die Augen. Der Sam, der ihn gerade anschaute, erinnerte ihn an den kleinen Sammy, der mal wieder umsonst auf Dad gewartet hatte. Unbewusst musste er bei der Erinnerung lächeln.

„Was?“, fragte Sam sofort nach.

„Du erinnerst mich gerade ein einen kleinen Sammy, den ich mal vor einer Ewigkeit gekannt habe.“

„Und was hättest du dem gesagt?“

„Nicht das, was ich Dir jetzt sage.“

„Du lässt dir mal wieder alles aus der Nase ziehen!“

„Weil mir die Antwort nicht gefällt!“

„Wir gehen dem nach“, stellte Sam ernst fest.

„Wenn es dein Knöchel erlaubt“, schränkte Dean ein und Sam verzog das Gesicht. Jetzt hing die Entscheidung wieder bei ihm. Aber das geschah ihm wohl ganz Recht. Er wollte ja in Entscheidungen mit einbezogen werden und außerdem hatte er darauf hingewiesen, dass es vielleicht ein Fall war.

„Okay, ich mache mir gleich einen Stützverband und dann sehen wir mal.“

„Eigentlich ist es Quatsch heute noch irgendwohin zu gehen. Ich meine, für uns ist es normal um die Zeit zu arbeiten, aber jetzt noch zu einer Befragung aufzukreuzen, ohne dass es einen Anlass gibt“, überlegte Dean laut.

„Einen Anlass haben wir schon.“

„Ja, aber es ist keine Gefahr in Verzug ...“

„Wo hast du denn gelernt so geschwollen zu reden?“, grinste Sam.

„Ich ...“ Dean verstummte. Er verzog genervt das Gesicht.

„Es ist okay. Ich bin nur überrascht“, beschwichtigte Sam sofort. „Es klingt gut. Du klingst verdammt autoritär.“

„Dann hätte ich es wohl schon so machen sollen, als du ein Teenager warst.“

„Ich bezweifle, dass das geholfen hätte.“

„Stimmt. Du hattest mit Autoritäten Probleme, wenn John oder ich es waren.“

„Das Privileg des Kleinsten.“

„Der warst du schon nicht mehr als du sechzehn warst.“

„Okay, des Jüngsten“, grinste Sam. „Aber du hast Recht. Unsere Fragen ändern nichts an dem, was war. Also können wir auch morgen losziehen. Dann quäle ich mal weiter das Internet.“

„Okay“, nickte Dean. Er holte sich die Fernbedienung und warf sich auf sein Bett. Lustlos zappte er durch die Kanäle, während es sich sein Bruder mit seinem Lieblingsspielzeug auf dem Bett bequem machte.

Schnell schaltete Dean den Fernseher wieder aus. Es lief nichts, was ihn auch nur halbwegs fesseln konnte. Er schloss die Augen und döste, von dem beruhigenden Klappern der Laptoptasten begleitet, ein.
 

„Hey!“

Dean erwachte und blinzelte zu Sam hoch.

„Was?“

„Geh ins Bett.“

Er streckte sich, gähnte herzhaft und setzte sich auf. Wie lange hatte er geschlafen? Irritiert schaute er zu seinem kleinen Bruder auf.

„Du hast dein Schlafshirt an.“ Dean stand noch immer auf der Leitung.

„Weil ich ins Bett will.“

„Okay“, langsam rappelte er sich auf und schlurfte ins Bad.

Sam hatte ihn wohl aus einer Tiefschlafphase gerissen. Nur langsam wurde er etwas wacher. Etwas, das ihm nur in Sams Gegenwart passierte. Niemand anderer, außer John, hätte sich ihm auch nur nähern können, ohne dass er wach geworden wäre. Bei niemand anderem, auch bei seinem Vater nicht, hätte er je so fest geschlafen.

Schnell machte er sich fertig und ging wieder ins Bett.

Entgegen seiner Befürchtung jetzt nicht mehr schlafen zu können, glitt er schnell wieder in Morpheus Arme.
 

An folgenden Morgen erwachte er als erster. Kein Wunder, er hatte ja auch ein paar Stunden mehr am gestrigen Abend.

Die aufgehende Sonne brach durch die Wolken und vertrieb die dunklen Schatten, die vor ihrem Fenster lungerten. Der perfekte Beginn für einen perfekten Tag?

Immerhin konnte er ihn auch für Sam perfekt starten lassen.

Leise verschwand er im Bad und kaum dass er fertig war, schlich er aus dem Zimmer, um Sammy sein Lieblingsfrühstück zu besorgen.
 

Als er zurückkam, saß Sam auf seinem Bett und versuchte seinen Knöchel zu verbinden.

„Warte“, sagte er und lud seine Einkäufe auf dem gedeckten Tisch ab.

„Das musstest du doch nicht“, erklärte er leise.

„Wenn du schon auf bist und Frühstück holst ...“

„Ich habe auch keinen verstauchten Knöchel!“ Er nahm Sam den Verband aus der Hand, hockte sich vor ihn und begann den Fuß zu verbinden.

„Und?“, wollte Dean leise wissen und trat zurück, damit Sam seinen Fuß belasten konnte.

„Besser als gestern auf jeden Fall.“

„Nein, Sammy. Entweder du kannst normal laufen oder wir lassen das.“

Das letzte Röcheln der Kaffeemaschine enthob ihn vorerst einer Antwort. Sie gingen zum Tisch und setzten sich. Dean zauberte eine kleine Packung Cornflakes und Milch aus einer Tüte, außerdem noch ein Croissant und etwas Obst. Sich selbst hatte er einen Burger mitgebracht.

„Burger zum Frühstück?“

„Es ist einer mit Putenfleisch“, schränkte der ältere Winchester ein.

„Was ist los?“

„Mir war nicht nach fettig.“ Dean zuckte mit den Schultern und biss hinein.

Sam lächelte. Sein Bruder hatte sich doch nicht so sehr verändert.
 

„Was hast du gestern noch rausgefunden?“, fragte er nach wenigen Minuten.

„Wenn ich das wüsste! Immer wenn ich dachte, ich hätte etwas genaueres, zerfloss es mir mit der nächsten Schlagzeile wieder. Das ist einfach nur frustrierend. Das Einzige, was ich sagen kann ist, dass es eben keine Zufälle sind, denn dafür ist sind einfach zu viele.“

„Was hast du alles?“

„Die Notaufnahme des Krankenhauses platzt schon seit Tagen aus allen Nähten. Und die wenigsten haben nur einen Schnupfen, oder, was hier auch schon harmlos wäre, gebrochene Gliedmaßen.

Viele der Patienten haben Krebs, im Endstadium, Parkinson oder Alzheimer. Von gestern auf heute.

Die Ärzte operieren am Fließband. Geburten verkomplizieren sich, die Neugeborenen sind krank.

In der Grundschule haben sich gestern etliche Kinder mit Salmonellen vergiftet. Das Essen kommt aus einer Großküche. Die anderen Abnehmer hatten aber diesbezüglich keine Probleme. Es gab Hausbrände, diverse Unfälle in Haus und Garten, verpasste Vorstellungstermine, vergeigte Prüfungen, ein paar Jungs aus dem Footballteam haben Knieprobleme oder gebrochene Knochen. Der beste Werfer trifft nicht mehr. Soll ich fortfahren?“

Dean starrte blicklos aus dem Fenster. Er rollte unbewusst seine Tasse zwischen seinen Händen hin und her.

„Dean?“, fragte der Jüngere lauter.

Der Blonde zuckte zusammen, verschüttete etwas von seinem Kaffee auf seine Hose und stellte die Tasse leise fluchend auf den Tisch.

„Jetzt brauche ich auch noch eine saubere Hose! Wir sollten demnächst waschen gehen.“

„Aber nicht hier. Nachher liegen wir noch in der Maschine.“ Sam grinste kurz und fragte weiter: „Worüber hast du nachgedacht?“

„Ich bin unsere üblichen Verdächtigen durchgegangen. Aber das was du erzählt hast, könnte zu allem und jedem passen.

Okay, Ghouls, Werwölfe, Vampire und Wechselbälger können wir ausschließen, aber sonst? Eine Hexe, ein Fluch, die Kombination aus beidem, Dämonen? Gab es hier einen alten Indianerfriedhof?

Eine Tulpa können wir wohl auch ausschließen, oder?“

Er stand auf und holte sich seinen Laptop.

„Wonach willst du suchen?“, wollte Sam wissen.

„Wetterdaten, oder hast du eine andere Idee?“

„Die haben nichts ergeben“, hielt Sam ihn auf.

„Und was willst du dann tun?“ Dean schwante nichts Gutes.

„Wir könnten nochmal in das Cafe gehen. Den Arzt, den Busfahrer und den Schornsteinfeger könnten wir auch besuchen. Die liegen alle noch im Krankenhaus. Sie waren, soweit ich herausgefunden habe, mit die ersten Opfer. Vielleicht haben sie ja was gemerkt.“

Der Ältere nickte ergeben und ging zum Schrank, um sich in Schale zu werfen. Sam rutschte stand ebenfalls auf und humpelte zur Kommode.

„Du kannst kaum laufen!“, protestierte der Ältere.

„Es ist gut, Dean. Der Schuh wird den Knöchel auch noch stützen. Ich lasse dich nicht alleine in dieses Kakerlakennest gehen!“

Dean atmete einmal durch. Er wollte da gar nicht hin, aber das stand wohl nicht zur Auswahl. Schon allein bei dem Gedanken an die Kakerlaken stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Das war‘s dann wohl mit dem perfekten Tag!

„Mir wäre es am liebsten, wenn keiner von uns dahin ginge.“

„Das bleibt ein Wunsch, Dean.“

„Man wird ja wohl noch träumen dürfen“, schnaufte der Ältere und ergab sich in sein Schicksal.



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