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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Ärztlicher Beistand

172) Ärztlicher Beistand
 

Sam war noch nicht ganz am Fuß der Treppe angekommen, als Dean sich erneut keuchend auf die andere Seite warf.

Mary hatte ihren Jungen die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen. Jetzt trat sie aus den Schatten und setzte sich an sein Bett. Zärtlich strich sie ihm durch die schweißnassen Haare.

„Alles wird gut, mein Engel. Halte durch“, sagte sie leise und konnte sich nicht zurückhalten, ihm sanft über die Wange zu streicheln.

Für die Dauer eines Lidschlags erschien das leichte Lächeln auf seinem Gesicht. Doch es wurde fast sofort von einem heftiger Hustenanfall weggewischt. Mary fasste zu, zog ihren Jungen an ihre Brust und strich ihm beruhigend über den Rücken.

„Es ist gut, mein Großer. Sammy ist gleich wieder da. Er macht dir Tee“, sagte sie leise.

Sie hielt ihn, wie sie ihn früher immer gehalten hatte, wenn er krank war. Er war nicht oft krank, aber die wenigen Male war er sehr anhänglich gewesen. Versonnen strich sie ihm weiter über den Rücken und wünschte sich wieder einmal noch zu leben und wirklich für ihre Söhne, da sein zu können, denn sie war sich sicher, dass auch Sam Unterstützung nötig hatte.

Endlich hörte sie ihren jüngeren Sohn die Treppe hochkommen. Sie ließ Dean wieder in die Kissen gleiten und deckte ihn zu. Als Sam durch die Tür kam, stand sie auf und stellte sich neben das Fußende von Deans Bett.

„Hey“, grüßte Sam und lächelte, kaum dass er sah, das sein Bruder wach, auch wenn er blicklos Richtung Fußende starrte. Neugierig schaute sich Sam um. Gab es da doch etwas zu sehen?

Der nächste Hustenanfall riss Sam aus seinen Gedanken.

Quälend lange Minuten vergingen, bis Dean sich endlich wieder beruhigte und Sam ihn dazu bringen konnte, ein paar Schlucke Tee zu trinken, ohne dass er Angst haben musste, dass der sich verschluckte.

Leise stöhnend ließ sich Dean in die Kissen fallen. Und wieder wanderte sein Blick zum Fußende seines Bettes. Seine Lider wurden schwer. Er war so müde und doch wollte er nicht schlafen, aus Angst sie wieder zu verlieren. Er wollte sie so lange wie möglich festhalten, egal ob es ein Trugbild war oder nicht.

„Was siehst du da?“, fragte Sam leise, da sein Bruder so gar keine Anstalten machte, den Blick von dieser einen Stelle abzuwenden.

„Mom“, krächzte Dean kaum hörbar.

Ruckartig fuhr Sam herum. Mom?

„Mom?“, fragte er laut. Enttäuschung und Angst schwangen in seiner Stimme mit. Er atmete tief durch. Es stand doch schlimmer um ihm, als er befürchtet hatte.

Dean schaffte es nicht mehr zu antworten. Er war viel zu erschöpft, um sich noch länger gegen die bleierne Müdigkeit zu stemmen.

„Ich … nich gehn“, bettelte er fast tonlos und schloss die Augen.

Mary seufzte. Nein, sie würde erst gehen, wenn es ihrem Jungen wieder gut ging. Gleichzeitig wünschte sie sich, dass auch Sam sie sehen könnte, aber sie wusste nicht, ob sie überhaupt hier sein durfte und sie wollte nichts tun, was die Mächte im Himmel auf sie aufmerksam machte.

Sam seufzte fast gleichzeitig mit seiner Mom. Dean fantasierte. Er legte ihm die Hand auf die Stirn. Ja, Dean glühte regelrecht. Er zog sein Handy aus der Tasche und ging aus dem Zimmer. Gerade als er wählen wollte, klingelte das kleine Teil.

„Ja?“, fragte er etwas ratlos. Die Nummer kannte er nicht.

„Sam, hier ist Jody. Wie geht es Dean?“

„Immer schlechter. Er fantasiert! Ich wollte gerade den Arzt anrufen.“

„Lass mal. Wir haben hier inzwischen alles unter Kontrolle und ich wollte kurz nach Hause kommen. Also kann ich Rave auch gleich mitbringen.“

„Das wäre Klasse! Danke!“ Erleichtert legte Sam auf und ging nun endlich ins Bad, um eine neue Schüssel kaltes Wasser zu holen. Deans Temperatur musste unbedingt runter.

Während das Wasser in die Schüssel lief, kam ihm erst so richtig zu Bewusstsein, was Jody gerade gesagt hatte. Sie kam nach Hause! Ein trauriges Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Dean hatte sich gewünscht, dass Jody den alten Brummbären mochte und jetzt konnte er ihm nicht mal mitteilen, dass sein Wunsch sich erfüllt hatte. Klar, er konnte es ihm sagen aber was brachte das? Dean fantasierte! Er sah Mom! Auch wenn er ihm und sich wünschen würde, dass Mom wirklich da wäre, sie war es nicht. Sie durfte fast ihr ganzes Leben nicht für sie da sein.

Schnell drehte er das Wasser ab und ging zurück zu seinem Bruder.

Unbewusst musterte er die Stelle, die Dean die ganze Zeit angestarrt hatte, doch da war nichts.

Er seufzte noch einmal und machte sich dann daran, Dean Wadenwickel anzulegen und ihm zusätzlich noch die Handgelenke und die Stirn zu kühlen.
 

Es dauerte noch etwas mehr als eine Stunde, bis er Schritte auf der Veranda hörte. Füße stampften sich den Schnee ab und dann wurde ein Schlüssel in die Tür geschoben.

„Bin gleich wieder da“, informierte er seinen Bruder und verließ das Zimmer. Hastig rannte er die Treppe herunter.

„Hey“, grüßte er. „Wie wäre es mit einem Kaffee?“

„Ich bin nur kurz hier, um zu duschen. Ich muss gleich wieder los. Geh du lieber mit Rave hoch. Ich denke da wirst du mehr gebraucht. Aber danke“, lächelte Jody und ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen.

Sie fand es niedlich, wie sich Sam bemühte. Mit Sicherheit langweilte er sich da oben, würde es aber nie zugeben, denn es ging um seinen Bruder. Trotzdem. Sie kannte das ja von ihrem Sohn. So gerne sie den Jungen hatte, ihm Gesellschaft zu leisten wenn er krank war, war ihr immer eine Herzensangelegenheit, aber es war auch nervenaufreibend und sie konnte es nie erwarten, ihn wieder durch die Räume toben zu sehen. Sam würde es nicht anders gehen, auch wenn Dean nicht mehr wirklich tobte.
 

Dean war wach. Mary saß für alle anderen unsichtbar auf der Bettkante und hielt das, was sie von seiner Hand fassen konnte. Als Sam mit dem Arzt hereinkam, stand sie auf und trat ein paar Schritte zurück. Auf keinen Fall wollte sie der Hilfe im Weg stehen. Außerdem hatte sie so die Chance ihren Jüngsten ein wenig zu beobachten.

„Ihr solltet noch mehr lüften“, sagte der Arzt, kaum dass er das Zimmer betreten hatte. „Ich weiß, dass das schwer ist, bei diesem Wetter, aber es ist wichtig. Gerade für ihn und wenn ihr ihn hierbehalten wollt.“

„Er soll auf keinen Fall in ein Krankenhaus, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.“

„Dachte ich mir.“ Dr. Rave Jamesson schaute sich noch kurz um und musterte dann die Gipsarme.

„Wie habt ihr das denn hinbekommen?“

„Unfall mit einem Schneemobil“, erklärte Sam ruhig.

„Schneemobil?“

„Wir waren im Glacier Nationalpark.“

„Okay“, gab sich der Arzt zufrieden. Er wusste ja, was sie machten und auch wie wenig sie von ihrer Arbeit preisgeben würden.

„Wir waren wirklich da.“

„Das glaube ich dir sogar. Wie lange muss er die noch tragen?“

„Ein bis zwei Wochen auf jeden Fall.“

„Bis dahin sollte er auch soweit wieder auf dem Damm sein.“

In diesem Augenblick wurde der ältere Winchester von einem weiteren heftigen Hustenanfall geschüttelt.

Sofort setzte sich Sam zu ihm, zog ihn an sich und hielt ihn leicht über die Bettkante. Es wäre nicht das erst mal, dass er sich durch das Husten auch noch erbrach. Vorsichtig strich er seinem Bruder über den Rücken.

Zumindest das Erbrechen blieb ihm dieses Mal erspart, was aber nicht hieß, dass es ihm dadurch besser ging. Er wimmerte bei jedem erkämpften Atemzug leise. Diese Schmerzen würde Sam ihm nur zu gerne abnehmen, wenn er schon sonst kaum etwas für ihn tun konnte!

Dr. Jamesson beobachtete seinen Patienten aufmerksam.

„Kannst du ihn noch halten, ich möchte mir seine Lunge anhören“, fragte er, nachdem sich Dean wieder beruhigt hatte.

Sam nickte. Er zog seinen keuchenden Bruder fester an sich.

Dean fühlte sich furchtbar. Er war zu schwach, um überhaupt alleine sitzen zu können, also ließ er seinen Kopf gegen Sams Schulter fallen. Seine Augen huschten suchend umher und blieben an seiner Mom hängen. Sie hier zu sehen, bedeutete ihm so viel und dass sie ihm ein Lächeln schenkte war wie Balsam. Selbst die Schmerzen schienen nicht mehr ganz so schlimm zu sein.

Vorsichtig schob Sam das durchgeschwitzte T-Shirt seines Bruders nach oben. Das würde er auch gleich noch wechseln, überlegte er und registrierte erschrocken, dass Dean schon wieder zitterte. Auch das Rasseln seiner Lunge schien noch schlimmer geworden zu sein. Es war wirklich kein Wunder, dass er fantasierte!

Dr. Jamesson brauchte nicht lange, um seine Diagnose zu stellen.

„Hat er sich schon länger krank gefühlt oder kam es schnell?“, fragte er Sam trotzdem.

„Gestern um die Zeit ging es ihm eigentlich noch gut“, antwortete der nach einem Blick auf die Uhr. Da waren sie beim Essen gewesen, kurz bevor sein Bruder in die Kälte geflüchtet war.

„Okay, dann muss ich nicht länger testen. Er soll wirklich nicht ins Krankenhaus?“

„Nein, nicht wenn es nicht unbedingt nötig ist“, bestätigte Sam noch einmal. Vorsichtig ließ er den Kranken wieder ins Bett gleiten und deckte ihn richtig zu. Alles andere konnte er gleich noch machen, wenn der Arzt wieder weg war.

„Ist er allergisch auf Antibiotika?“

„Nicht dass ich wüsste.“

„Gut.“ Er drückte Sam zwei Packungen in die Hand. „Drei Mal täglich eine bis alle Tabletten aufgebraucht sind. Sollte es morgen noch nicht besser geworden sein, muss er auf jeden Fall in ein Krankenhaus. Sollte sich sein Zustand noch weiter verschlechtern auch.“ Er musterte den Winchester.
 

„Wie weit seid ihr?“ Jody steckte ihren Kopf durch die Tür.

„Wir sind durch“, antwortete Rave und packte seine Gerätschaften wieder zusammen.

„Und wie schlimm ist es?“

„Wenn er einer meiner normalen Patienten wäre, würde ich ihn in ein Krankenhaus einweisen und auch so steht er kurz davor. Seine Lunge ist so angegriffen, dass er gerade so noch genügend Sauerstoff bekommt. Sollten sich seine Lippen oder Fingernägel jedoch blau färben, rufst du sofort einen Krankenwagen!“, wandte er sich mit dem letzten Satz an Sam.

Erschrocken nickte der Winchester. So schlimm hatte er es trotz der vorangegangenen Warnungen nicht erwartet. Er schob die Decke am Fußende nach oben und begann die Handtücher von Deans Beinen zu entfernen. Wenn es so schlimm stand, wollte er alles daran setzen, das Fieber endlich etwas zu senken.

Dr. Jamesson legte seine Hand auf Deans Beine.

„Warte mit den nächsten Wickeln, bis er sich wieder aufgewärmt hat. Eine Stunde mindestens und zieh ihm Socken an. Auch wenn sich das absurd anhört, die Füße sollten warm bleiben.“

„Okay“, nickte Sam.

„Wenn jetzt alles gut geht, sehen wir uns in zwei Wochen, wenn er die Gipsverbände los werden will.“ Rave holte noch ein Packung fiebersenkende Tabletten aus der Tasche.

Fragend schaute Sam den Arzt an.

„Ich möchte ihn kurz röntgen und seine Lunge kontrollieren.“

„Wir werden da sein“, erwiderte Sam erleichtert.

„Gut, dann gute Besserung“, verabschiedete sich Dr. Jamesson und verließ das Zimmer.

„Brauchst du noch was?“, fragte Jody.

„Nein, erst mal habe ich hier alles“, entgegnete Sam.

„Halt die Ohren steif“, sagte sie, ohne einen der Brüder genauer anzusehen. Sie mussten beide stark sein, jeder auf seine Weise.
 

Wenige Minuten später hörte Sam die Haustür zuschlagen und Bobbys schwere Schritte die Treppe nach oben kommen. Sie hatten sich wohl sprichwörtlich die Klinke in die Hand gegeben.

Gleich darauf stand der Jäger in der Tür.

„Rave klang ziemlich besorgt. Ich habe gerade noch mit ihm gesprochen“, sagte der Ältere und musterte ihren Patienten.

„Ja, er hat ziemlich deutlich gemacht, dass er Dean lieber im Krankenhaus sehen würde.“

„Und was denkst du?“

„Dass es ihm hier besser geht, solange es nicht schlimmer wird.“

„Gut, dann werde ich mich mal an die Suppe machen.“

„Danke Bobby.“



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