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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Familienbande

@ Vanilein - Ja, manchmal ist ein Streit wie ein Gewitter.

Sam wird sich auf jeden Fall bemühen, Dean die Unterstützung zu geben, die er braucht. Ob er das immer kann?
 

LG Kalea
 


 

69) Familienbande
 

Die Stunden vergingen. Dean saß noch immer in seinem Bett und laß.

Seite für Seite blätterte er um, bis er auch die letzten Worte in sich aufgesogen hatte.

Er ließ das Buch sinken und rieb sich die brennenden Augen. Jetzt blieb nur noch die Zeichnung, die er einer genaueren Betrachtung unterziehen wollte. Hatte er die Kraft dazu oder sollte er bis Morgen warten? Wohl besser nicht. Er würde so nicht schlafen können. Aber er hatte auch Angst davor, dass ihn seine Gefühle und Erinnerungen wieder heimsuchten. Johns Verrat saß einfach zu tief.

Noch einmal holte er tief Luft. Er rieb sich die Augen, um die beginnenden Kopfschmerzen zu vertreiben und blätterte dann zu der Seite.

"Es tut mir so leid, Mom", wisperte er kaum hörbar und blickte schuldbewusst auf die rotbraunen Streifen, die seine blutenden Finger hinterlassen hatten. Er entschuldigte sich jedoch nicht nur für seine Fehler. Vielmehr war diese Entschuldigung für John gedacht, der ihre Kinder genau so aufwachsen ließ, wie sie es nie wollte und sich dann auch noch ein neues Familienglück suchte, obwohl er mehrfach geschworen hatte, nicht zu ruhen bis sie gerächt war.

Wieder strichen seine Finger sanft über die Zeichnung.

Er schluckte den Klos herunter, der sich in seinem Hals bildete und blinzelte die Tränen weg. Sämtliche Gefühle beiseite schiebend zwang er sich dazu, die Zeichnung als Jäger zu sehen. Jedes Detail nahm er in sich auf, während seine Finger mit der oberen Ecke spielten.

Plötzlich fühlte er zwei Ecken unter seinen Fingern. Er stutzte und begann die Seite genauer zu untersuchen.

Konnte es sein, dass Samuel hier zwei Seiten zusammengeklebt hatte? Sie fühlte sich kaum stärker an, als die anderen Seiten. Hatte Mary die Zeichnung nicht richtig ausgeführt und musste sie noch einmal machen? Hatte sie die auf ein anderes Blatt gemalt, damit Samuel die später einkleben konnte? Aber warum hatte er sich dann so viel Mühe gegeben? Das Blatt war kaum von den anderen zu unterscheiden. Es fühlte sich nur minimal steifer, und wenn man wusste dass es zwei Blätter waren, auch etwas dicker an.

Blieb die Frage, wie bekam er sie wieder auseinander ohne sie zu zerstören?

Ein Lächeln huschte über Deans Gesicht. Die Lösung war so naheliegend!

Leise, um Sam nicht zu wecken, rutschte er vom Bett und ging nach unten. In der Küche befüllte er den Wasserkocher und schaltete ihn ein. Kaum begann der heiße Dampf aus dem Ausgießer aufzusteigen, hielt er die Seite darüber.

Langsam lösten sich die Seiten voneinander und als er endlich beide Blätter komplett voneinander lösen konnte, war Dean genauso schlau wie vorher. Verwirrt blickte er auf das, was sich ihm offenbarte. Was sollte das sein? Auf den ersten Blick würde er es für einen Stammbaum halten. Aber wer brauchte einen Stammbaum, der nur aus schwarzen und blauen Punkten bestand?

Immer dichter hielt er sich das Buch vor die Nase und blinzelte. Konnte das sein? Je näher er diesen vermeintlichen Punkten kam um so mehr schienen sie sich zu entfalten und zu Buchstaben zu werden. Aber wer konnte denn so klein schreiben? Jetzt mit ihren Computern und Scannern wäre das wohl kein Problem mehr. Aber damals?

Im Haus schlug eine Tür und ließ ihn zusammenzucken.

Seine Augen brannten. Er kniff sie zusammen und rieb sich die Nasenwurzel. Sein Kopf pochte beständig. Dem Stammbaum wollte er sich ausgiebig und in Ruhe widmen und dazu sollte er halbwegs ausgeschlafen sein.

Nervlich am Ende stapfte er die Treppe nach oben, schlich in ihr Zimmer und ließ sich mit einem erleichterte Seufzen ins Bett fallen.

Er schaffte es gerade noch, sich unter der Decke zusammenzurollen, bevor er auch schon eingeschlafen war.
 

Stunden später erwachte Sam. Sein erster Blick ging zu seinem Bruder. Für einen kurzen Augenblick gestattete er sich ein befreites Durchatmen. Dean schlief. Doch dann stellte er fest wie, und schon gruben sich die Sorgenfalten wieder in seine Stirn. Er schälte sich aus den Decken.

Dean lag halb auf der Seite. Eine Hand hatte er um das Buch gekrampft und mit dem Gesicht lag er darauf.

Sam seufzte.

„Ich bin´s nur“, sagte er leise und drehte seinen Bruder auf den Rücken. Er grinste kurz, als er den Abdruck des Verschlusses auf Deans Schläfe sah. Das Buch begann vom Bett zu rutschen. Er griff danach, legte es auf den Nachttisch und begann seinen Bruder auszuziehen.

Dean grummelte zwar ungehalten, wurde aber nicht wach.

‚Wenigstens etwas‘, dachte Sam. Immerhin schien Dean ihm doch zu vertrauen.

Er deckte ihn zusätzlich mit seiner Decke zu. Sein Blick wurde von dem Buch angezogen. Zu gerne würde er einen Blick hineinwerfen wollen.

‚Nein! Dean wird es mir geben, wenn er fertig ist‘, überlegte er sich und ging nach unten.

Es war nicht viel los und so konnte er sich, nachdem er bei den Vorbereitungen für den Tag geholfen hatte, ohne schlechtes Gewissen der weiteren Bearbeitung des Fotos zuwenden.
 

Sam war fast fertig, als Dean wie ein Schatten durch den Schankraum huschte und nach draußen verschwand.

‚Was wollte er denn da?‘, fragte sich Sam und lehnte sich auf seinem Stuhl etwas weiter nach hinten, um aus dem Fenster schauen zu können.

Seine Bedenken zerstreuten sich schnell. Dean hatte nur etwas aus dem Kofferraum geholt.

Dieses Etwas identifizierte er, als sein Bruder wieder durch den Schankraum zur Treppe lief als dessen Laptop und den scannenden Drucker, den er am Vortag wieder zurückgebracht hatte. Was hatte er denn damit vor?

So langsam brannte Sam vor Neugier.
 

Dean hatte keinen Blick für seine Umgebung. Ihn interessierte nur, was das für ein Stammbaum war und warum da etwa ein Drittel aller Einträge in Blau geschrieben waren.

Schnell hatte er alles aufgebaut und verkabelt, das Buch auf die Glasplatte gepresst und wartete ungeduldig, bis sich das Bild aufbaute.

Schnell jagte er den Scan noch durch ein Bildbearbeitungsprogramm. Endlich konnte er es in Ruhe betrachten.

Wie er vermutet hatte, war es ein Stammbaum. Aber nicht irgendeiner. Die eingescannten Seiten offenbarten ihm seinen Stammbaum bis hin zu den Anfängen der Besiedlung Amerikas. Einer ihrer Vorfahren war mit der Mayflower auf diesen Kontinent gekommen und hatte hier eine Familie gegründet. Es sah so aus, als ob ihre Vorfahren oder zumindest Zweige seiner Familie schon immer Jäger gewesen wären.

Dean löste sich von dem Bildschirm und starrte aus trüben Augen vor sich hin.

Gab es für Sam und ihn eigentlich überhaupt eine Chance auf ein normales Leben? Konnte man noch tiefer in diesem Jägerleben stecken? Würden sie je die Chance haben auszubrechen oder würde sie immer wieder etwas daran hindern? Bis jetzt zumindest sah es mehr als nur danach aus. Oder lag es an ihnen. Wollten sie tief in ihrem Inneren vielleicht gar kein normales Leben mit weißem Gartenzaun und Hund?

Aber wie sollte er erkennen was er wollte und was nicht, wenn er doch nicht mal die Chance bekam dieses normale Leben auszuprobieren? Die Zeit bei Bobby war schön, aber wohl nicht mit Normalität gleichzusetzen. Konnte er sich vorstellen jeden Tag zur Arbeit zu gehen, jeden Tag acht Stunden das Gleiche zu machen?

Frustriert rieb er sich über das Gesicht und versenkte sich wieder in seine Lektüre. Es war einfacher die Fakten zu studieren, als sich wüsten Gedanken zu stellen. Außerdem wollte er wissen, warum einige Namen blau geschrieben waren.

Trotzdem schnürte ihm dieses neue Wissen die Luft ab. Die Einsamkeit ihres Zimmers schien ihn erschlagen zu wollen. Er musste hier raus!
 

Sam hatte das Foto beiseite geschoben und sich auf die Suche nach einem Konzert gemacht.

Besorgt blickte er seinem Großen entgegen, als der mit Laptop und Buch bewaffnet in den Schankraum zurückkam und sich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen ließ. Er schob das Buch zu Sam.

„Bevor du vor Neugier platzt“, sagte er leise, klappte seinen Laptop auf und rief das Bild ihres Stammbaumes wieder auf, während Sam ihn sprachlos anstarrte. Was war das denn? War sein Bruder schon fertig mit lesen? Er hatte das Buch nicht mal zwei Tage!

Eine Weile überlegte er, was er jetzt zuerst machen sollte, dann siegte die Neugier. Er klappte den Laptop zu und nahm sich das Buch. Die Fotos sagten ihm weniger als seinem Bruder, da er Mary ja nie als junges Mädchen gesehen hatte, und sie auch keine Fotos aus dieser Zeit von ihr hatten, also begann er zu lesen.

Schnell war auch ihm bewusst, dass er es hier mit einem weiteren Tagebuch zu tun hatte und er begann die Fakten in sich auszusaugen.

Hin und wieder warf Dean einen kurzen Blick über seinen Bildschirm auf seinen kleinen Bruder. Er sah wie sich dessen Mimik veränderte und hoffte, dass er mit diesem einen Satz nicht zu viele Hoffnungen geweckt hatte. Er wollte noch immer nicht reden. Nicht über Adam und nicht über das Dilemma ihrer Familie und nicht über den gestrigen Streit. Doch Sam schien, wie er, von den Fakten gefesselt zu werden. Ob er schon wusste, dass es sich um die Fälle ihres Großvaters handelte?

Etwas beruhigter konzentrierte er sich wieder auf die blau geschriebenen Namen aus ihrem Stammbaum. Ein Name zog ihn magisch an. Konnte das sein? Aber wie? Das war aber doch …

Dean Harrison. Seine Eltern waren Jacob und Sarah Harrison geborene Carson. Sofort tauchten diese grünen Augen, bei deren Blick er sich immer gefühlt hatte, als würde er in einen Spiegel schauen, die dicken blonden Zöpfe und die Sommersprossen in seiner Erinnerung auf. Dieser Dean hatte noch drei Geschwister. Christopher, Mary und Elisabeth. Einen Geburtsort gab es nicht, aber die Zeit könnte passen. Sollte das wirklich diese Sarah sein? War er während der Zeit im Wilden Westen auf Verwandtschaft gestoßen? Er hatte mal irgendeinem Film gesehen, bei dem es auch um Zeitreisen ging und da war die Theorie aufgestellt worden, dass das Blut diese Reisen leiten würde. Ob das wirklich so war? Es wäre eine Erklärung aber konnte er sie so akzeptieren?

Dieser Jacob Harrison war aus dem Nichts gekommen und Samuel hatte den Stammbaum dieser Familie nicht weiter geführt. Also waren sie wohl aus diesem Leben rausgekommen. Nur zu welchem Preis. Soweit er sich erinnerte, waren Sarahs und Benjamins Eltern gestorben als die beiden noch ganz klein waren.

Immerhin hinterließ dieser Eintrag einen winzigen warmen Flecken in seinem Bauch. Wenn es wirklich seine Gastfamilie war, hieß das, dass sie seinen Besuch unbeschadet überstanden hatten!

Dean Harrison. Hatte er so einen tiefen Eindruck hinterlassen? Jetzt interessierte er sich noch brennender für den Zusammenhang ihrer Familien. Sein Finger wanderte die Linie zurück. Emily Campell hatte einen Josiah Carson geheiratet und wohl nichts von ihrer Vergangenheit gesagt. ‚War sie nicht an Wundbrand gestorben?‘, überlegte Dean und versuchte sich an das zu erinnern, was William ihm über Benjamin und Sarah erzählt hatte. Ben hingegen schien nie geheiratet zu haben, obwohl? Das Todesjahr? Wahrscheinlich war Ben in den Bürgerkrieg gezogen. Er war 1863 gestorben. Wenigstens Jacob hatte sich an seine Warnung gehalten und war dem Krieg fern geblieben. Oder aber er hatte zumindest mehr Glück gehabt und diese Gemetzel überlebt. Er war 1916 gestorben.

Wie es wohl den anderen ergangen war? Robert, Thomas, William und nicht zu vergessen der alte Amos.

Und was hieß das jetzt für sie selbst? Gab es ein Entkommen?

Wenn er die Daten betrachtete, war das wohl eher unwahrscheinlich. Alle Jäger waren jung gestorben und selbst die Aussteiger hatten selten ein langes Leben.

Er schüttelte frustriert den Kopf. Wenn er hier noch lange über diesen Zahlen brütete, dann würde er verrückt werden. Er musste schleunigst eine Beschäftigung finden!

Das Knurren seines Magens riss ihn aus seinen Überlegungen. Okay, er würde ihnen erst etwas zu Essen holen und dann würde er sich die einschlägigen Internetseiten zu Gemüte führen. Er erhob sich und ging in Richtung der Toiletten.

Wenig später stand er in der Küchentür und wurde sofort von Ellen mit einem besorgten Blick gemustert.

„Hast du Hunger?“, fragte sie und drehte sich, ohne eine Antwort abzuwarten um, um ihm einen Teller zu füllen. Schnell machte sie noch einen Salatteller fertig und drückte Dean beide in die Hände.

„Den kannst du Sam geben“, sagte sie noch.

Dean nickte erneut und ging zu ihrem Tisch zurück. Er stellte den Salatteller neben Sam und tippte ihm vorsichtig gegen den Arm.

„Essen“, sagte er leise und ließ sich auf seinen Platz fallen.

Sams Gesicht zierte ein Lächeln. Sein Großer sprach wieder. Ihren Streit schien er ihm also nicht nachzutragen. Er klappte das Buch zu und schob es beiseite. Nach dem Essen wollte er ein anderes Versprechen einlösen, auch wenn der, dem er es im geheimen gegeben hatte, nichts davon wusste. Das Buch konnte er danach immer noch lesen. Jetzt war Dean einfach wichtiger! In aller Ruhe widmete er sich seinem Salat.



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