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DIGIMON ADVENTURE 03 – The Light in the Heart

Das Licht im Herzen
von

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Verdrängte Erinnerungen und eine bedrückende Stimmung

Es war dunkel. Stockdunkel war es um ihn herum.

Warum war es nur so dunkel?

Lichter, viele Lichter gingen an ihn vorbei. Kleine und großen Lichter, in den unterschiedlichsten Farben. Weiße, gelbe, grüne, rote, blaue und noch andere farbige Lichter gingen an ihn vorbei.

Oder flogen sie?

Nein, sie flogen nicht, sie sausten an ihn vorbei. Ja, sie sausten an ihn vorbei, denn er hatte nicht das Gefühl das er ging, lief oder rannte. Doch war dennoch der Ansicht, dass er sich doch fortbewegte.

Lief er doch?

Rannte er?

Er wusste es nicht genau. Und diese Lichter, sie wirkten alle so unklar. Grob erkannte man, dass sie unterschiedliche Formen aufwiesen. Doch waren die Umrisse alle recht verschwommen. Es kam ihn so vor, als sei seine Sicht auf irgendeine weise beeinträchtigt.

Aber warum nur?

Warum war dies so?

Er hörte etwas. Vernahm ein ununterbrochenen Laut, oder war es ein Rauschen? Er glaubte es zumindest, aber sicher war er sich nicht. Er nahm alles nur dumpf war, als seien seine Ohren mit Watte vollgestopft worden.

Und da war jemand, der mit ihm zu reden schien.

Glaubte er zumindest. Eine Stimme, glaubte er zu vernehmen. Aber auch kaum zu hören und völlig unklar die Worte zu verstehen.

Warum?

Warum konnte er die Worte nicht hören?

Warum konnte er nicht richtig sehen und hören?

Was sagte diese Stimme bloß?

Die Stimme, es wirkte so, als sei sie direkt neben ihm. Doch verstand er nach wie vor kein einziges Wort.

Er merkte, dass er seinen Kopf zur Seite neigte, in die Richtung von der die Stimme zu hören war. Er merkte, wie er den Mund öffnete und etwas sagte. Doch auch seine eigene Stimme hörte sich an, als sei sie ein unverständliches Flüstern, meilenweit entfernt und ebenso dumpf. Er unterhielt sich, redete mit der Stimme neben ihn. Doch verstand er noch immer kein richtiges Wort, oder sah gar etwas genau.

Seine Ohren hörten nur dumpfe Geräusche.

Seine Augen sahen nur verschwommene Lichter.

Und es war weiterhin nur dunkel.

Aber warum?

Warum nur?

Plötzlich bemerkte er ein Licht. Nein, es waren zwei Lichter. Diese Lichter, sie waren anders als die Anderen. Während die anderen Lichter an ihn vorbeigingen, waren diese Lichter direkt vor ihm. Sie wirkten weit entfernt. Doch nein, sie kamen langsam aber sicher auf ihn zu. Kamen näher.
 

Doch Warum?

Warum kamen sie näher?
 

Die Lichter wurde immer heller.

Wurde noch heller.
 

Sie wurde immer größer.

Wurde noch größer.
 

Sie kamen immer näher.

Kamen noch näher.
 

Heller.

Größer.

Näher.
 

Nah.

Zu nah.

Viel zu nah!
 

"PASS AUF!!!"
 

Mit weit aufgerissenen Augen schreckte er hoch. Zitternd am ganzen Leib und heftig nach Luft japsend, saß er kerzengerade auf seinem Bett, während sein Herz so schnell raste, als würde es ihn bis in den Hals schlagen. Um ihn herum war es dunkel – nein, nicht ganz. Schwaches, kaum durchdringendes Dämmerlicht schien durch die dünnen Schlitze eines mit Jalousien behangenden Fensters hindurch. Noch immer etwas geschockt, blickte er sich fieberhaft um. Seine Augen gewöhnten sich nach und nach an das Halbdunkel und die vagen Umrisse von verschiedenen Dingen und Gegenständen wurden langsam erkennbarer.

Er erkannte eine geschlossene Tür, einige Regale, auf denen einige Bücher standen. Einen großen Kleiderschrank mit Seitentüren und ein paar halb geöffneten Schubladen aus denen ein paar Kleidungsstücke raus hingen. Einen Schreibtisch, auf dem ein Computer stand und einen dazugehörigen Drehstuhl. Auf dem Boden lag verschiedener Krimskram herum. Hefte, Zeitschriften, Kleidungsstücke und andere Kleinigkeiten.

"Davis?"

Erschrocken blickte Davis sich um. Wo kam diese Stimme her? Er war noch etwas benommen vom Albtraum, der noch immer in seinem Kopf herumspukte.

"Davis?"

Da war sie schon wieder. Wo kam diese Stimme bloß her? Plötzlich merkte er, dass ihn jemand am Ärmel zog. Noch leicht verwirrt blickte Davis zu der Stelle, wo er gezogen wurde. Er sah ein kleines, drachenartiges Wesen, das ihn besorg anguckte. Es hatte eine blaue Hautfarbe, bis auf den Bauch-, Mund- und Nasenbereich, diese waren weiß. Ein kleines Horn zierte seine Nase. Auf der Stirn war ein gelbes V abgebildet und unter den runden, rotfarbenen Kulleraugen waren gelbe, strichartige Markierungen zu erkennen. Die fünffingrigen Hände und dreizehigen Füße waren mit kleinen Krallen bestückt. Zudem hatte es noch zwei spitze, drachenartige Ohren und ein kurzes Drachenschwänzchen.

"Davis, geht‘s dir gut?", fragte der kleine Drache ihn mit besorgter Stimme und ebenso besorgten Blick.

Davis, der noch immer etwas zitterte und leicht nach Luft hechelte, realisierte langsam wo er sich befand. Er war in seinem Zimmer, saß schweißgebadet auf seinen Bett und das drachenartige Wesen, was ihn immer noch besorgt anblickte, war sein Freund und Digimon-Partner Veemon.

"Davis?! Jetzt sag doch endlich was!", flehte das kleine Drachen-Digimon nun schon ängstlich besorgt.

Davis, der sich langsam etwas beruhigt hatte, wollte gerade etwas sagen, um seinem kleinen Freund nicht noch mehr zu beunruhigen, als auch schon die Zimmertür aufging und das Licht eingeschaltet wurde.

"Davis, Veemon, was ist denn hier bei euch los?"

Eine Frau mit kurzen, geschwungenen braunen Haar war hereingetreten, um zu wissen, weshalb hier so ein Lärm war. Das war Davis' Mutter, Nazumi Motomiya, die ihren Sohn und Veemon fragend ansah.

Veemon meldete sich als erstes zu Wort.

"Es tut mir leid, Nazumi. Ich wollte wirklich nicht laut werden …", entschuldigte sich dieser bei Frau Motomiya, die das kleine Digimon anblickte. "Aber Davis hat sich so unruhig im Schlaf gewälzt und gemurmelt, und da hab' ich mir Sorgen gemacht und versucht ihm zu wecken. Und als er wach war, hab' ich versucht mit Davis zu reden, aber er hat nicht auf mich reagiert, weshalb ich mir noch mehr Sorgen gemacht. Ich wollte wirklich keine Aufregung verursachen. Entschuldige."

Als das blaue Drachen-Digimon fertig mit seiner Erklärung war, sah Frau Motomiya zu ihrem Sohn, der noch immer in seinem zerwühlten Bett saß. Dieser schien sich nun endlich entspannt zu haben, doch sah man es seinem Gesicht an, dass er noch etwas verstört und aufgewühlt von seinem Albtraum wirkte, den er vor kurzem gehabt hatte.

Frau Motomiya ging zu ihrem Sohn und blickte nun auch ihn besorgt an.

"Davis ist das wahr? Hattest du wieder …?"

"Mama", unterbrach er schnell seine Mutter, "kann ich erst duschen geh'n? Ich bin total durchgeschwitzt."

Frau Motomiya hielte kurz inne, dann schien sie kurz zu überlegen. Letzten Endes nickte sie ihren Sohn etwas unsicher, aber freundlich zu.

"Na gut.", sagte sie nur und ging Richtung Tür.

"Ich mach schon mal das Frühstück fertig.", fügte sie noch hinzu, als sie aus dem Zimmer ging, ihrem Sohn jedoch noch einen kurz besorgten Blich zudachte, eh sie um die Ecke bog.

"Ja … okay!", rief er seiner Mutter noch nach.

Als Frau Motomiya in die Küche ging, blieb Davis noch einen Moment auf seinem Bett sitzen. Er rieb sich die Augen, nicht weil er noch müde war, nein, davon konnte keine Rede mehr sein. Dafür saß der Schreck seines Albtraums von vorhin noch zu tief.

Dann hielt sich Davis mit der Hand die Augen zu, um kurz die Stille um sich zu nutzen. Einen kleinen Moment, um nur für sich zu sein, verharrte er so. Mehr brauchte er nicht, damit der Sechzehnjährige zur Ruhe kam. Davis atmete einmal kurz tief ein und aus. Sein Herzschlag und seine Atmung normalisierten sich allmählich wieder. Auch das leichte Zittern seines Körpers ebnete sich langsam wieder ab, bis es sich gänzlich gelegt hatte.

"Davis …?"

Der bereits nun sechzehnjährige Teenager nahm die Hand von seinem Gesicht, blickte statt seines Freundes aber die ihm gegenüberstehende Wand an.

"Hm?", war das einzige was Davis von sich gab.

"Bist du … Bist du böse auf mich? Weil ich Nazumi erzählt habe, dass du schon wieder so unruhig geträumt hast?", hakte das Drachen-Digimon vorsichtig nach.

Erst jetzt wandte sich Davis Veemon zu. Doch Veemons Befürchtungen sein Freund sei sauer auf ihn verflogen sofort wieder.

Stattdessen lächelte der Teenager ihn sanft an.

"Nein, bin ich nicht.", beruhigte er ihn.

Das erleichterte Veemon wirklich, jedoch ließ seine Besorgnis sich nicht wirklich aus seinem Gesicht verdrängen.

"Und mir geht's auch gut.", fügte Davis noch hinzu. "Also mach dir keinen Kopf deswegen weiter, okay?"

Einen Moment blickte Veemon ihn noch an, dann nickte dieser und lächelte ihn nun selbst zu.

"Okay, Davis.", sagte der Drache nun etwas mehr erleichtert. "Ich geh' dann Nazumi helfen."

Und mit diesen Worten verließ Veemon auch schon Davis' Zimmer.

Als Davis die Gewissheit hatte, dass Veemon draußen war, wich sein Lächeln. Etwas trauriges und schmerzhaftes lag nun im seinen Augen.

Das erste Mal seit langen wieder., dachte der Teenager für sich. Und ich dachte, es wär' endlich vorbei.

Missmutig ließ er alles für ein paar Sekunden schweifen, als sein Digitalwecker, der sich auf seinem Nachtschrank, neben dem Bett, befand, sich meldete. Davis blickte auf das Gerät und sah wie spät es war.

Es war bereits halb sechs.

Zeit zum Aufstehen …, dachte Davis für sich, verzog das Gesicht etwas dabei und stellte den nervigen Piepton dann ab.

Davis fragte sich gerade, wie lange er jetzt wohl schon so im seinem Bett saß? Sein Zeitgefühl war völlig neben der Spur. Kein Wunder bei den Albtraum, den er vor kurzem gerade noch gehabt hatte. Noch immer schwirrten ihm einige der Bildfetzen seines unschönen Deliriums durch seinem Kopf. Schnell wollte er diese aus seinen Gedankengängen verjagen und schüttelte kurz mehrere Male mit den Kopf, während er die Augen fest zusammenkniff. Eine Methode die Davis sich angewöhnt hatte, um seine Gedanken zu klären, wenn ihn sein wiederkehrender Albtraum wieder plagen sollte, in der Hoffnung, so die Bilder abzublocken und loszuwerden.

Nach kurzer Zeit gelang es ihn schließlich dann auch und er stieß einen zufrieden Seufzer aus. Dann öffnete Davis seine Augen und stieg aus seinem Bett, um etwas im Wallung zu kommen.

Langsam schritt er auf das Fenster zu und griff an einen daneben hängenden Faden, der an der Jalousien angebracht war, und zog daran. Als Davis die Jalousien hochgezogen hatte, blickte er durch die Fensterscheibe, obwohl ihm der Anblick bestens bekannt war. Mehrstöckige Wohnblocks, die Reihe um Reihe nebeneinander standen. Mittlerweile fing es draußen an langsam hell zu werden. Nach kurzem begutachten wendete sich der sechzehnjährige Teenager dann ab und ging zum Schrank. Er kramte sich Unterwäsche und seine Schuluniform heraus.

Als er dann ins Bad gehen wollte, hielte er an seinem Schreibtisch inne. Seine Aufmerksamkeit fiel auf einen Bilderrahmen, der dort stand. Er nahm es in die Hand und blickte es schweigend an. Davis' Augen strahlten dabei eine solche Leere aus, dass man meinen könnte, seine Seele wäre aus seinem Körper gewichen. Davis stellte das Bild langsam wieder auf dem Tisch und betrachtete es weiterhin stumm. Dann wandte er sich von diesen ab und hielt auf seine Zimmertür zu. Dabei betätigte Davis beim Vorbeigehen den Lichtschalter, mit der seine Mutter vorhin das Deckenlicht seines Zimmers angeschaltet hatte und stellte es wieder aus, anschließend marschierte er weiter Richtung Badezimmer.

Dort angekommen entledigte sich Davis seiner durchgeschwitzten Klamotten, warf sie in den Wäschekorb und ging unter die Dusche. Er drehte die Ventile auf die gewünschte Temperatur ein und ließ sich das angenehme Nass über sich ergießen.

Es war eine wahre Wohltat für den Teenager.

Nach einer Weile war Davis fertig und stieg aus der Dusche. Er trocknete sich ab und zog seine Boxershorts schon mal an, da er sich noch seine nassen Haare trocken föhnen wollte. Er griff nach den Föhn, steckte es an die Steckdose und schaltete das Gerät an.

Vorm Badezimmerspiegel fuhr sich der Teenager dabei durch sein bourdeauxviolettes Haar, um es schneller trocken zu bekommen und um die von ihm allseits bekannte, typische Igelfrisur hinzubekommen. Während er das tat, versuchte er eine bestimmte Stelle am Kopf zu ignorieren, so wie er es immer tat, wenn er sich die Haare machte. Er wollte die Stelle nicht ansehen, versuchte sie nicht mal zu berühren. Doch als Davis besagte Stelle versehentlich doch berührte, blickte er sie reflexartig an.

Eine kleine, kaum sehbare Narbe, die sich an seiner rechten Schläfe befand.

Wie gebannt starrte Davis sie mit geweiteten Augen an.

Sein Körper fing zu beben an.

Sein Herz fing wieder zu rasen an.

Seine Atmung wurde auch wieder schneller.

Erinnerungen, die Bilder, kamen langsam wieder hoch.

Wollten sich aus dem Tiefen seiner Seele erheben.

NEIN!

Der Sechzehnjährige schüttelte den Kopf, wie so vor in seinen Zimmer; nur heftiger. Er wollte das nicht. Er wollte nicht daran denken. Sich nicht daran erinnern. Nein! Er musste schnell an was anderes denken. An was anderes. Irgendwas, aber bloß nicht daran.

Prompt kam ihn sein Plan in den Sinn.

Ja, genau, sein Plan. Dieser wäre ihm beinahe, wegen den ganzen Theater von heut Morgen, fast entfallen. Schnell ließ er sich diesen noch mal durch den Kopf gehen, um die Bilder zu verdrängen. Er hatte sich diesen Plan vor zwei Tagen überlegt. Und heute war der Tag gekommen, wo er diesen konsequent in die Tat umsetzen wollte. Mehrmals ging er ihn noch einige Male gedanklich durch, konzentrierte sich ganz und gar nur darauf. Nur um sich von diesen Bildern in seinem Kopf abzulenken, sie zu vertreiben.

Und es klappt dann auch wieder.

Nach und nach verdrängte Davis die ungewünschten Erinnerungen und der Rhythmus seines Herzschlages und seiner Atmung beruhigten sich wieder. Das Zittern ließ auch wieder nach. Er dachte nur an sein heutiges Vorhaben, und während er das tat, verdeckte der Teenager schnell die Narbe mit seinen Haaren, um sie nicht weiter ansehen zu müssen.

Als Davis fertig war, machte er den Föhn wieder aus. Zögernd blickte er in den Spiegel, um zu sehen ob er die Narbe richtig verdeckt hatte. Er neigte den Kopf etwas zur Seite und stellte erleichtert fest, dass sie nicht mehr zu sehen war.

Davis legte den Föhn beiseite, machte den Wasserhahn am Waschbecken, mit kaltem Wasser, an und wusch sich das Gesicht. Eigentlich völlig unnötig, da er sich ja gerade eben erst geduscht hatte. Doch er tat dies nicht, weil er ein Mensch war, der übertrieben viel Wert auf Reinlichkeit legte. Nein, er machte das nur, wenn er sauer auf sich selbst war. Wenn er auf die Narbe gesehen hatte.

Davis drehte das Wasser wieder ab, dann blickte er sein Spiegelbild an und strafte sich selbst mit einem bösen Blick.

"Reiß dich zusammen! Mach's so wie immer und alles is' gut.", sagte er streng zu sich selbst.

Nach einigen Sekunden wandte sich Davis vom Spiegel ab und begann sich anzuziehen.
 

Währenddessen hatten Frau Motomiya und Veemon in der Küche, die auch gleichzeitig als Esszimmer genutzt wurde, den Frühstückstisch fertig gedeckt.

"Vielen Dank, Veemon.", bedankte sie sich bei ihrem kleinen Helfer. "Du bist mir wie immer eine große Hilfe."

Verlegen über Frau Motomiyas Lob, kratzte sich Veemon am Hinterkopf.

"Ach, das ist doch gar nicht der Rede wert. Und so viel Arbeit war das nun auch wieder nicht.", meinte er bescheiden und stellte gerade den letzten Teller auf dem Tisch.

Für jeden anderen Menschen auf der Welt wäre es ein seltsames Bild gewesen, wenn ein kleiner, blau-weißer Drache, der auch noch sprechen konnte, einer Frau beim Tischdecken half. So hatte einst auch Frau Motomiya vor fünf Jahren gedacht, als ihr Sohn Veemon das erste Mal seiner Familie vorstellte. So erfuhr sie auch, dass Davis ein DigiRitter, ein Auserwählter, der dazu bestimmt wurde die DigiWelt, sowie die reale Welt, die Erde, zu beschützen. Unterstützt wurden die DigiRitter dabei von ihren Digimon-Partnern, Digimon, die mit Hilfe ihres jeweiligen menschlichen Partners digitieren können, um gegen wilde und bösartige Digimon zu kämpfen, um den Frieden zwischen den Welten zu wahren. Für sie war dieses Geheimnis, was Davis ihr all die Monate vor ihr und ihrer Familie verschwiegen hatte, mehr als nur überraschend, sowie schockierend gewesen. Am Anfang musste sie und der Rest der Familie, sich erst an ihren neuen Mitbewohner gewöhnen. Aber im Lauf der Zeit wurde Veemon in ihren Augen ein festes Familienmitglied. Sie hatte den kleinen Drachen tief ins Herz geschlossen und ihn nicht wie irgendein gewöhnliches Haustier oder gar wie ein gefährliches Monster behandelt. Das zeigte sich eines Tages daran, dass Frau Motomiya ihm eines Tages anbot, sie ruhig bei ihrem Vornamen Nazumi zu nennen.

"Sag mal, Veemon …", begann Frau Motomiya das drachenartige Digimon nach einer Weile zu fragen, "… hat Davis dir vorhin vielleicht irgendwas noch erzählt?"

Diese Frage beschäftigte sie sehr, seit sie ihren Sohn heute Morgen so verstört in seinem Bett vorfand.

Veemon, der gerade dabei war, auf einen Stuhl hochzuklettern, der sich am Küchentisch befand und dort Platz nahm, sah Frau Motomiya fragend an.

"Erzählt? Was meinst du, Nazumi?", wollte Veemon von ihr wissen.

Frau Motomiya setzte sich selber am Tisch hin, bevor sie sich erklärte.

"Ich meine, ob Davis dir vielleicht erzählt hat, dass er schon länger diese Albträume wieder hat oder … oder hast du in den letzten Nächten davor schon mal was mitbekommen, dass Davis wieder so unruhig schläft?"

Veemon musste nicht lange über die Frage von Davis' Mutter überlegen und schüttelte letztlich den Kopf.

"Öhm … Nein. Er sagte, dass es ihm gut geht und die Nächte davor war auch alles in Ordnung gewesen.", meinte er ehrlich zu ihr.

Es wunderte ihn nicht, dass ihm Frau Motomiya solche Fragen stellte. Er selber machte sich ja auch Sorgen um Davis, auch wenn ihm sein Freund versichert hatte, dass alles in Ordnung sei. Doch war er sich selbst nicht ganz sicher, ob Davis dies auch so meinte. Die anderen Panikattacken davor, die schon Monate zurücklagen, hatte der Digiritter Veemon auch oft erzählt, dass mit ihm alles in Ordnung sei.

Diese Zeit damals war besonders schlimm gewesen. Anfangs wühlte und murmelte Davis jede Nacht unverständlich im Schlaf, nur um dann aufgeschreckt aufzuwachen. Veemon, der ja bei Davis mit im Zimmer schlief, war deswegen immer wach geworden, wenn dies mal wieder passierte. Doch hatte das Digimon sich nie bei Davis darüber beschwert, oh nein, nicht unter diesen bestimmten Umständen. Jedes Mal hatte er sich Sorgen gemacht. Hatte ihn ängstlich angestarrt, wenn er so da lag, sich im Bett wühlte, im Schlaf undeutlich geredet hatte und dann mit diesem Schrecken im Gesicht erwachte. Der Satz, PASS AUF!!!, war immer das erste gewesen, wenn Davis schon wieder diesen einen bestimmten Albtraum hatte und wach wurde.

Es hatte sehr lange gedauert, bis Davis wieder richtig schlafen konnte. Danach war es nur noch recht selten passierte, bis es schließlich vor einigen Monaten ganz aufgehört hatte.

So dachte es Veemon zumindest.

Er dachte, Davis hätte es endlich überwunden.

Doch als der Drache durch eben jenes unverständliche Gemurmel heute wach wurde, zum Bett seines Freundes blickte und sah, dass dieser wieder eine Panikattacke bekam, wusste er es besser. Sofort war Veemon aus seiner kleinen Hängematte, die für das Digimon im Davis' Zimmer als Schlafplatz angebracht war, herausgesprungen und rannte aus Sorge zu dem Teenager hin.

Es hatte Veemon wirklich Angst gemacht, Davis so wieder sehen zu müssen und nichts weiter tun zu können.

Frau Motomiya seufzte leise auf. Sie stützte ihre Ellbogen auf dem Tisch, faltete ihre Hände zusammen und drückte diese gegen die Stirn. Mit Blick auf den ihr vorliegenden Teller gerichtet, überlegte sie, wie sie gleich das Gespräch mit ihrem Sohn über seine plötzlich wiedergekommene Panikattacke beginnen wollte. Es war nicht einfach für sie mit Davis über dieses spezielle Thema zu reden. Zumal ihr Sohn es immer herunterspielte oder schnell das Thema wechselte. Zum anderen wusste Frau Motomiya auch nicht so richtig wie sie anfangen und was sie sagen sollte.

So wie jetzt auch.
 

Davis, der noch nichts über das bevorstehende Gespräch ahnte, war währenddessen damit beschäftigt sein Hemd zu zuknöpfen. Es war weiß, mit ellenbogenlangen Ärmeln und einer kleinen Tasche auf der linken Brustseite. Dazu hatte er eine schwarze Hose und schwarze Socken an. Außerdem gehörte noch eine ebenso schwarze Krawatte und ein hellblauer Blazer mit Seitentaschen dazu, wobei er diese beiden Kleidungsstücke noch in seinem Zimmer gelassen hatte.

Als Davis den Kragen seines Hemdes fertig gerichtet hatte, ging er aus den Bad Richtung Küche, wo seine Mutter und Veemon schon auf ihn warteten. Beide blickten zu den Teenager, als dieser in die Küche eintrat.

"Morgen, Mama.", gab er grüßend von sich, als hätte es die Aufregung wegen seiner Panikattacke von vorhin in seinem Zimmer nicht gegeben.

"Morgen, mein Schatz.", erwiderte seine Mutter lächelnd.

Frau Motomiya hatte es sich schon gedacht, dass ihr Sohn in die Küche kam und so tat, als wäre heut Morgen nichts vorgefallen. Das war nichts neues für sie gewesen. Die Male davor schon, hatte es Davis auch so gemacht, wenn er nicht über seine Panikattacken und den dazugehörigen Grund, warum er diese hatte, weiter sprechen wollte. Am Anfang hatte Frau Motomiya mehrere Versuche unternommen mit ihrem Sohn zu reden. Doch da Davis es nie wollte und immer alles abblockte, gab sie es irgendwann komplett auf, obwohl sie der Meinung war, dass es bestimmt besser wäre darüber zu reden, statt es zu verdrängen. Und im Anbetracht dessen, was vor wenigen Minuten war, hielte es Frau Motomiya doch für richtig das Gespräch zu suchen.

"Morgen, Veemon.", wünschte Davis auch seinen Digimon-Partner, als er sich neben ihm am Tisch hin setzte.

"Äh, ja … guten Morgen, Davis.", stimmte Veemon etwas zögernd mit ein.

Er verstand Davis' Verhalten nicht, warum dieser so tat, als sei alles in Ordnung. Auch wenn der Teenager Veemon vorhin versichert hatte, dass es ihm gut ging, so konnte das Drachen-Digimon seine Sorgen um ihn doch nicht so einfach beiseite schieben. Immerhin war ihm Davis doch nicht egal.

Davis aber nahm sich, ohne auf seine Mutter oder Veemon zu achten, eine Scheibe Brot und ein Glas mit Erdbeermarmelade. Als er sein Brot beschmiert hatte und gerade abbeißen wollte, bemerkte er erst jetzt ihre Blicke.

Blicke, die er nur allzu gut von ihnen kannte.

Und auch nicht mochte.

Abwechseld sah er beide an.

"Is' was?", fragte Davis gespielt grinsend und mit einer hochgezogenen Augenbraue, als wenn nichts besonderes wäre.

Seine Mutter, die ihm direkt gegenüber saß, sah ihn mit einem nun bedrückten Gesichtsausdruck an. Dann zu Veemon, der nun auch sie, mit dem selben Ausdruck anblickte. Beiden war bewusst, dass das Grinsen nur gespielt von ihm war. Es war Davis' Art so mit dieser ihm nicht unbekannten Situation umzugehen und dem Gespräch mit seiner Mutter möglichst zu umgehen.

Schweigend nahmen Davis' Mutter und Veemon dann auch was vom gedeckten Tisch. Eine Zeitlang herrschte nun eine verkrampfte und unangenehme Stimmung, in der jeder der Drei stumm sein Frühstück aß.

Davis war das Ganze recht so, dennoch entging es ihm nicht, dass seine Mutter und Veemon ihn gelegentlich mit diesen Blicken flüchtig ansahen. Aber das ignorierte er einfach. Es war auf jeden Fall besser, als wenn er über seinen wiedergekehrten Albtraum sprechen musste. Und der DigiRitter hoffte inständig, dass seine Mutter es dabei auch belassen und nicht doch noch damit anfangen würde.

Weiterhin war es unangenehm ruhig und nur das Ticken der Uhr, die an der Wand hing, war zu vernehmen.

"Willst du reden, Davis?", fragte plötzlich seine Mutter vorsichtig nach und sah ihren Sohn wieder besorgt an.

Sofort hielte dieser in der Bewegung inne, als er gerade einen weiteren Bissen nehmen wollte. Seine Hoffnung, dem Ganzen doch irgendwie zu entgehen, war dahin. Stur blickte er nun betrübt die angefangene Brotscheibe an, die er in der Hand hielte, bemüht nicht seine Mutter anzusehen, die ihn weiter anblickte, hoffend, dass er doch noch das Gespräch mit ihr suchte. Nach einigen Sekunden aber wanderte Davis' Blick doch zu dem seiner Mutter.

"Nein.", war schließlich die kurze und knappe Antwort.

Er wandte sich ab, biss in das Brot und kaute schweigend weiter. Damit war für Davis das Gespräch beendet.

Doch seine Mutter sah das Ganze nicht so. Und obwohl ihr es selber unangenehm war, Davis weiter damit zu behelligen, versuchte es Frau Motomiya nach einigen Minuten dennoch erneut.

"Davis, du kannst mit mir doch über alles reden. Egal um was es geht.", sprach sie sanft auf ihm ein.

Statt ihr zu antworten, schüttelte Davis nur leicht den Kopf und kaute weiter auf sein Brot rum.

Frau Motomiya, die langsam immer unsicherer wurde, je mehr sie versuchte mit Davis zu reden, biss sich leicht auf die Unterlippe. Sie wollte es schon aufgeben, entschied sich aber es nochmals zu versuchen.

"Es … Es ist doch nicht schlimm, mein Schatz.", meinte sie zu Davis. "Aber weißt du … ich mache mir doch nur Sorgen um …"

"Es ist nichts!", fiel der Teenager seiner Mutter schnell ins Wort, blickte sie aber nicht weiter an. "Können wir das Thema einfach beenden, bitte?"

Davis war es langsam leid, dass seine Mutter ihn damit weiter auf die Nerven ging. Er hatte vor kurzem erst im Badezimmer seinen inneren Kampf, gegen seine schrecklichen Erinnerungen, die der Teenager am liebsten für immer aus seinem Kopf verbannen würde, überwunden. Doch seine Mutter war gerade dabei, wenn auch nicht absichtlich, die verdrängten Bilder wieder hervor zu hollen. Davis war bewusst, dass sie es nur gut meinte, aber er konnte und wollte nicht darüber reden. Er wollte diese Bilder, diese Erinnerungen, nicht schon wieder hochkommen lassen.

Warum konnte seine Mutter die ganze Geschichte nicht einfach auf sich beruhen lassen?

Sah sie nicht, dass es für ihn die reinste Qual war, wenn er mit ihr darüber reden sollte?

Konnte sie es nicht respektieren, dass er das nicht wollte?

Konnte sie ihn nicht einfach damit in Ruhe lassen?

Von ihren Sohn eben unterbrochen, sah Frau Motomiya Davis nur stumm an. Sie war kurz davor seiner Bitte doch noch nachzukommen und das Thema zu beenden.

Doch bei allem Verständnis für das Verhalten ihres Sohnes, sie konnte es nicht. Sie sah es doch, dass es ihm offensichtlich innerlich noch sehr belastete. Da konnte es Davis runterspielen wie er wollte.

Es konnte einfach nicht mehr so weitergehen.

Also ergriff sie erneut und etwas entschlossener das Wort.

"Davis", begann Frau Motomiya, "ich weiß doch, dass es für dich nicht leicht ist."

Für zwei, drei Sekunden hörte der Teenager zu kauen auf. Stur auf dem Teller vor sich starrend, nahm er dann einen weiteren Bissen von seinem Brot zu sich.

"Aber versteh' doch, es ist auch nicht gut, dass du alles immer nur herunterschluckst.", fuhr seine Mutter weiter fort.

Den Blick weiter auf seinen leeren Teller gehaftet, kaute Davis schweigend weiter.

"Ich meine, du hast die Male davor schon immer alles abgeblockt, wenn du wieder eine Panikattacke hattest.", sprach Davis' Mutter weiter, wobei ihr Blick nun selbst auf ihren Teller vor sich wanderte.

Ihre Hände knetete sie dabei auf ihrem Schoß rum.

Doch je mehr Frau Motomiya auf Davis einredete, desto mehr verfinsterte sich sein Gesicht ein wenig. Seine Scheibe Brot hatte er schon längst aufgegessen. Die Hände ebenfalls auf seinem Schoß ruhend saß er einfach nur da, starrte weiter auf seinem leeren Teller und hörte seiner Mutter mehr oder weniger zu.

Veemon, der die etwas einseitige Unterhaltung schweigend mit ansah, blickte leicht nervös zu seinen Freund. Er merkte, dass Davis' Laune sich nach und nach verschlechterte. Vor allem sah er es an der Miene des Jungen.

"Ich war so naiv und habe ja auch geglaubt, dass du diesen schlimmen Unfall irgendwie verarbeitest hast. Das du damit doch klar kommst.", setzte Davis' Mutter weiter an, in ihrem Blick keimte etwas Trauriges hervor. "Doch ich habe mich geirrt."

Davis' Blick nahm kurz einen erschrockenen Ausdruck an, als er das Wort Unfall von seiner Mutter vernahm. Dann würde seine Mimik schlagartig todernst und er ballte seine Hände zu Fäusten, die anfingen zu zittern.

"Und in Anbetracht dessen, dachte … ich mir, dass du … dass du vielleicht … dass du vielleicht doch eine Therapie machen solltest und dich einen Thera…"

Nun reichte es Davis!

"VERDAMMT NOCH MAL, NEIN, MAMA!", platzte es wütend aus ihm heraus und schlug mit den Fäusten auf den Tisch, so dass das Besteck darauf laut zu scheppern anfing.

Erschrocken zuckten Davis' Mutter und auch Veemon vor Schreck zusammen, als der Teenager seine Fäuste auf die Tischplatte niedersausen ließ und seine Stimme sich zu einem Brüllen erhoben hatte.

Zornig funkelte Davis seine Mutter an, die Fäuste ließ er weiter auf den Tisch ruhen.

"ES GEHT MIR GUT UND ICH WILL NICHT DARÜBER REDEN! UND SCHON GAR NICHT MIT IRGENDEINEN THERAPEUTEN, ODER MIT DIR! NICHT JETZT UND AUCH IN ZUKUNFT NICHT! MIT NIEMANDEN! MEIN GOTT NOCHMAL!"

Bedrückend still war es nun in der Küche. Nur das Ticken der Küchenuhr war zu hören.

Frau Motomiya, von ihrem Sohn verstummt, sah ihn weiter erschrocken an. Langsam und mit einem schmerzlichen Blick in den Augen, senkte sie dann aber traurig den Kopf.

Auch Veemon wagte es nicht irgendein Wort zu sagen. So hatte er Davis noch nie erlebt. Normalerweise ging dieser immer schweigend weg, wenn es um dieses Thema ging und es ihm zuviel wurde.

Dies schien Davis wohl jetzt auch umzusetzen, denn dieser schob sich samt Stuhl, der am Boden ein knarrendes Geräusch verursachte, vom Tisch weg und stand auf.

"Hab' kein Hunger mehr.", meinter er säuerlich und verließ die Küche.

Seine Mutter schenkte er dabei keinen einzigen Blick mehr.

Veemon sah Davis nach, als dieser aus der Küche verschwand, dann schaute er zu dessen Mutter. Diese saß nur noch schweigend da. Als er genau hinsah, stellte der Drache betrübt fest, dass einige Tränen ihren Wangen herunter liefen.

Das kleine Digimon kletterte von seinem Stuhl runter und ging zu ihr hin.

"Hey, Nazumi …?", sprach Veemon sanft und legte tröstend seine Hand auf ihren Arm. "Er … Er hat es nicht so gemeint. Du kennst ihn doch, wenn es um …"

Doch ehe er weiter reden konnte, neigte sie ihm ihr Gesicht zu. Freundlich, aber dennoch traurig, nickte sie den kleinen Drachen zu, dass sie wusste, was er meinte.

Dennoch liefen die Tränen bei ihr leise weiter.
 

Immer noch verärgert über das aufdringliche Einreden seiner Mutter, band sich Davis, der schnurstracks in sein Zimmer marschiert war, seine Krawatte um den Hals. Doch irgendwie gelang ihm das nicht so richtig. Eigentlich war das kein allzu großes Problem für den DigiRitter gewesen, da er dies ja auch eigentlich konnte und dementsprechend schon oft gemacht hatte.

Doch der Ärger in ihm hatte noch etwas die Oberhand und so fummelte Davis verzweifelt an der widerspenstigen Krawatte rum.

Mann! Jetzt komm schon, du blödes Ding!, schimpfte er innerlich mit dem Kleidungsstück, das sich partout nicht so binden lassen wollte, wie er es gerne hätte.

Genervt fing der Teenager noch mal von vorne an, doch als auch der erneute Versuch ihm wieder misslingte, zog er das dämliche Stoffteil mit einem Ruck vom Hals und schmiss sie wütend auf den Boden. Davis stemmte seine Hände in die Hüfte, holte tief Luft und stieß mit einem entnervten Seufzer diesen der Decke entgegen. Kurz schloss der Junge die Augen und sammelte seine Gedanken. Er musste sich abreagieren, sonst befürchtete der DigiRitter noch länger hier rumzustehen und sich mit seiner Krawatte abzukämpfen.

Als Davis der Meinung war, dass er sich ein wenig beruhigt hatte, ließ er es auf einen erneuten Versuch ankommen. Diesmal klappte das Binden aber ohne jegliche Probleme.

"Na also … Warum nicht gleich so?", brummte der Teenager für sich allein, als das blöde Teil endlich umgebunden war und er sich anschließend seine Armbanduhr umband, welche noch eben auf seinem Schreibtisch lag.

Dann ging Davis zum Kleiderschrank, holte seinen Blazer heraus und zog diesen an. Anschließend begab er sich zu seinem Schreibtisch, um seinen Rucksack, den der Teenager als Schultasche nutzte, der unten daneben angelehnt war, zu nehmen. Schnell überprüfte der Sechzehnjährige noch, ob er auch alles für heute drin hatte. Das letzte Mal, vor ungefähr drei Wochen, hatte es Davis schon gereicht, als seine Klassenlehrerin in vor versammelter Klasse wie einen dummen, kleinen Jungen getadelt hatte, da er seine Geschichtshausaufgabe zu Hause hat liegen lassen. Mit Ausnahme von seinen Freunden, T.K. und Kari, die ebenfalls in der selben Klasse wie er waren, hatten alle anderen wie die Kleinkinder gelacht und gekichert.

Und da hieß es: Je älter man wird, desto reifer wird man.

Von wegen.

Es müsste wohl eher heißen: Je älter man wird, desto unreifer wird man.

Als Davis sich vergewissert hatte, dass alles was er heute brauchte sich im Rucksack befand, machte er diesen zu. Er wollte gerade sein Zimmer verlassen, als ihm einfiel, dass er doch etwas vergessen hatte. Der Sechzehnjährige wandte sich daraufhin um und ging zum Nachtschrank, wo neben den Digitalwecker auch eine Nachttischlampe, sowie die Fliegerbrille, die ihm Tai einst bei seinem ersten Besuch in der DigiWelt vor fünf Jahren, geschenkt hatte, lag. Daneben lag noch sein D3-DigiVice, sein D-Terminal und sein Handy. Schnell verstaute Davis die drei Geräte in seinem Rucksack. Die Fliegerbrille, die der Teenager früher immer über der Stirn getragen hatte, hing er sich um seinen Hals. Der DigiRitter hatte es sich seit seinem Unfall vor zwei Jahren angewöhnt, die Brille ab da an immer so zu tragen.

Mit der Meinung, alles nun eingepackt zu haben, sah Davis flüchtig auf die Digitalanzeige seines Weckers.

Es war sieben nach halb sechs. In dreizehn Minuten kam schon sein Bus.

Shit!, dachte Davis leicht geschockt.

Eilig begab er sich aus seinem Zimmer, während er seinen Rucksack um die Schulter warf. Das Krawattebinden hat ihn wohl doch länger aufgehalten als er gedacht hatte. Schnell ging Davis Richtung Haustür, wobei er unweigerlich an der Tür zur Küche entlang kam.

"Bis dann!", meinte der Sechzehnjährige nur, da er vermutete, dass sich seine Mutter und Veemon noch in der Küche befanden, als er an der Tür vorbeiging.

Normalerweise wollte der Teenager auch keinen Blick in die Küche werfen, da er immer noch etwas sauer auf seine Mutter war. Doch tat er dies doch und als Davis seine Mutter dort vorm Küchentisch, der immer noch gedeckt war, sitzen sah blieb er stehen. Er sah, wie sie mit gesenkten Blick auf den Tisch starrte und die Tränen ihren Wangen herunter kullerten. Veemon stand neben ihr und streichelte sanft ihren Arm.

Davis kam sich in dem Moment so miss und blöd vor. Der Ärger über seine Mutter und ihren Versuch über sein Trauma zu diskutieren war sofort verflogen. Stattdessen ärgerte er sich jetzt über sich selbst, weil er sie vorhin so angebrüllt hatte. Er wusste, dass es seine Mutter nur gut gemeint hatte und sie sich doch nur um ihn sorgte, dass es auch für sie nicht leicht war. Immerhin hatte sich auch das Leben der gesamten Familie seit den Unfall stark verändert. Leider …

Und auch wenn seine Mutter über dieses Thema das Gespräch mit ihm suchte, so konnte Davis es einfach nicht.

Und er wollte es auch nicht.

Es ging einfach nicht.

Davis setzte seinen Rucksack auf den Boden ab. Dann betrat der Teenager langsam die Küche. Erst jetzt bemerkte ihn auch Veemon, der nun sah, dass sein Freund ein reumütiges Gesicht macht und auf seiner Mutter zu ging.

Zaghaft legte Davis ein Arm auf ihre Schulter und legte seinen Kopf sanft auf ihren. Frau Motomiya nahm ihren Sohn jetzt erst war, als er dies machte und zuckte leicht zusammen. Dann aber legte sie sanft eine Hand auf seinen Oberarm und ließ diese dort ruhen. Einen kurzen Moment verweilten Mutter und Sohn so stumm, ehe Davis als erster von beiden das Wort ergriff.

"Es … Es tut mir leid … Ich … ich wollt' dich nicht anschreien.", entschuldigte sich der Teenager aufrichtig bei ihr, wobei seine Stimme ein fast leises, wehmütiges Flüstern war.

Frau Motomiya hörte Davis schweigend zu, wobei sie ihren Kopf leicht zu ihm neigte. Langsam ließ der DigiRitter sie wieder los und ging dabei in die Hocke, um auf gleicher Augenhöhe mit seiner Mutter zu sein. Noch immer liefen ein paar Tränen ihren Wangen herunter. Sachte nahm er die Hände von ihr in die seine.

"Ich weiß, du meinst es nur gut, aber … aber ich … Können wir das einfach vergessen und alles ist wieder gut?", fragte Davis seine Mutter und sah sie weiter entschuldigend an.

Frau Motomiya blickte ihren Sohn weiter stumm und traurig an. Dann aber nickte sie mit ihren Kopf einmal und hob ihre Mundwinkel zu einem leichten, wenn auch traurigen Lächeln an.

"Okay.", sagte sie nur und streichelte ihren Sohn sachlich durchs Haar.

Nun setzte auch Davis zu einem sanften Lächeln an. Ja, es war dumm von ihm gewesen, wie er sich aufgeführt hatte und das wusste er auch. Seine Mutter machte sich halt Sorgen um ihn und meinte es nur gut. Auch das war ihm klar umso mehr schämte Davis sich für sein Verhalten von vorhin.

Veemon, der schweigend dastand und ruhig zugesehen hatte, war froh, dass sich Davis bei Nazumi entschuldigt und sich mit ihr wieder vertragen hat. Das Rookie-Digimon lächelte dabei glücklich.

Als Davis sich wieder aufrichtete und zufällig auf die Küchenuhr schaute, riss er seine Augen vor Schreck weit auf. Er hatte noch ganze zehn Minuten Zeit, um rechtzeitig an der Bushaltestelle zu sein und den Bus noch zu erwischen!

"Mist!", rief er aus und verlies eiligst das Küchenzimmer.

Seine Mutter, die sich gerade die letzten Tränen aus den Augen wischte, sah Davis, wegen seines Ausrufs kurz verwundert hinterher, dann erregte auch die Uhr an der Wand ihre Aufmerksamkeit.

"Oh, so spät ist es schon? Du musst schnell los, mein Schatz. Dein Bus kommt ja gleich.", realisierte Frau Motomiya und sah wieder ihren Sohn an.

"Äh, ja, ich weiß!", rief dieser noch, eh er um die Ecke bog.

Schnell rannte der DigiRitter zur Eingangstür und holte seine Schuhe aus den Schuhschrank, der sich neben dem Eingang befand.

"Veemon?!", rief Davis durch den Flur, während er sich schnell die Schuhe anzog. "Heut' Nachmittag nehm' ich dich mit zur Arbeit! Und nach den Feierabend geh' ich dann mit die durch den Park längst. Dann bist du auch mal wieder aus der Wohnung raus, okay?!"

"Ja, ist gut, Davis!", bestätigte der kleine Drache aus der Küche, dass er ihn gehört hatte.

Als Davis endlich fertig mit seinen Schuhen war, nahm er seinen Haustürschlüssel, welcher in einer kleinen Holzschale auf den Schuhschank neben der Haustür lag, an sich. Dann schloss er damit hastig die Tür auf und wollte nach dem Öffnen gerade loslaufen, als seine Mutter angerannt kam.

"Halt, Davis! Du hast deinen Rucksack vergessen!", rief sie ihm hinterher und hielte diesen in die Höhe.

Sofort wandte sich der Teenager blinzelt um und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn.

"Danke, Mama!", sagte Davis dankend und nahm ihr den Rucksack auch gleich ab.

"Deine Lunchbox habe ich auch schon mit eingepackt, oh, und hier ist etwas Geld, falls du was von der Schulkantine oder aus den Getränkeautomaten kaufen möchtest.", erklärte seine Mutter ihm schnell und drückte ihren Sohn das Geld in die Hand, welches er erstmal in seinen Rucksack steckte.

"Ja, danke nochmals, also dann, bis später!", verabschiedete Davis sich hastig bei ihr und lief aus der Wohnung ins Treppenhaus.

"Bis später, Schatz. Und sei bitte vorsichtig!", rief Frau Motomiya ihrem Sohn winkend von der Eingangstür aus noch nach.

Davis hatte gerade den ersten Treppenabsatz hinter sich gelassen, als er doch noch mal stehen blieb und sich umdrehte.

"Mama?"

Frau Motomiya, die gerade wieder in die Wohnung reingehen wollte, blieb stehen und wandte sich wieder Davis zu.

"Ja?"

Davis blickte sie lächelnd an, dann sagte er: "Mir geht's gut. Wirklich. Also mach dir bitte keine weiteren Sorgen mehr, ja?"

Kurz blickte Davis’ Mutter ihn an, ehe sie ihm nickend zulächelte und ein: "Ist gut, mein Schatz.", erwiderte.

Als der DigiRitter das vernahm, nickte auch er ihr kurz zu, ehe er wieder die Treppen hinunterhastete.

So! Und jetzt aber los!, meinte Davis zu sich selbst und gab Fersengeld.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dai-chan19882
2016-02-19T12:23:16+00:00 19.02.2016 13:23
Ich hab es gewusst das er ein Unfall hatte schreib bitte weiter bin so neugierig
Antwort von:  Blue_StormShad0w
08.03.2016 06:27
Nochmals Dankeschön für diese Kommi.
Ja, ich werde hier weiterschreiben. Nur ich habe jetzt auch eine zweite FF am Start und die wohlte ich nebenbei auch noch schreiben.
Ich weis, eine zweite FF, und ich hab noch nicht mal diese hier fertig? (^~^)°
Habt Gedult mit mir.
Von:  Mimi_Tachikawa
2012-08-17T19:32:52+00:00 17.08.2012 21:32
als als erstes: ich mag deinen Schreibstil ^^
sonst ... wie gehts weiter? x3 jez bin ich neugierig xD~
Antwort von:  Blue_StormShad0w
08.03.2016 06:16
Danke.
Hoffe, dass du weiter neugierig bist. (^-^)
Kann noch etwas dauern. Bemühe mich weiter zu machen.


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