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Bird On A Wire

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen!

Hoffe, ihr seid einigermaßen gut durch die Woche gekommen!

Ich bin ja mehr so sehr Wintermensch... Ich hasse das Wetter. Und die Woche war im Allgemeinen so chaotisch und vollgestopft mit Arbeit... Zu allem Überfluss dann gestern noch die Katze gepackt und zum Tierarzt gebracht, weil sie eine Entzündung im Auge hat. Generell bin ich bei der Katze immer überfürsorglich, wegen ihrer Epilepsie. Aber nichts Ernstes und durch die Augentropfen ist es sogar in den letzten 14 Stunden deutlich besser geworden. Ich habe micht tatsächlich mal gefreut, dass sie was 'Normales' hat *hust* Wobei wir damit gerechnet haben, dass unser kleiner Kater der alten Dame mal wieder einen mitgegeben hat in seinem jugendlichen Übermut.


Und dann, viel Spaß beim Lesen :3

LG
yezz Komplett anzeigen

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Am Kern der Wahrheit

"Nein, Yakov, ich habe einfach total vergessen, dass ich noch den Termin zur Impfung hatte", maulte Victor gerade zum 3. Mal in den Hörer. "Komm vorbei und überzeuge dich." Makkachin sprang auf das Bett und kuschelte sich an seine Seite. "Nein, ich mache das nicht mit Absicht. Ich habe noch nie mit Fieber auf eine Impfung reagiert!" Er rollte sich ein wenig zur Seite, um besser seine Arme um seinen Hund schlingen zu können. Auch, wenn ihm gerade der Schweiß vom Fieber auf der Stirn stand, empfand er es als tröstlich, die flauschige Wärme zu spüren. „Ja, danke. Dir auch eine gute Fahrt“, sagte er in den Hörer und legte dann auf. Er vergrub sein Gesicht in das flauschige Fell. „Jetzt habe ich die Woche geackert wie ein Pferd, nur um krank zu sein“, seufzte er. „Ich bin zwar auch etwas froh, dass ich nicht mit muss, aber... krank sein ist doof.“ Makkachin winselte leise, wie zur Bestätigung.
 

Das nächste Mal riss ihn ein Klopfen aus dem Schlaf. „Victor? Ich habe Suppe für dich gemacht!“, kam es aus dem Wohnbereich. Es war Aida, Katyas Mutter. Eigentlich wollte er das einfach ignorieren und weiterschlafen, doch dann ertönte das Klopfen wieder. „Victor? Brauchst du noch irgendetwas? Wie geht’s dir?“, die Tür wurde ein Spalt geöffnet. „Ich sterbe, Aida!“, verkündete Victor mit schwacher, leidender Stimme. „Ja, genau, Victor. Nebenwirkungen von Impfungen sind bei Männern immer tödlich. Ich bin auch nur gekommen, um zu fragen, welche Farbe dein Sarg haben soll“, ihre Stimme war voller Sarkasmus. „Kannst du nicht ein bisschen feinfühliger sein? Mir geht es so schlecht und du machst noch Witze über mich. Wie hält Katya das aus, wenn sie krank ist?“, Victor schniefte.
 

„Wie alle Frauen. Sie macht sich was zu essen und ruht sich dann weiter aus. Von ihr höre ich nie irgendwelche übertriebenen Klagen. Aber du solltest vielleicht tatsächlich mal aufstehen, etwas essen und vielleicht auch noch duschen. Dann fühlst du dich bestimmt etwas besser. Soll ich dein Bett frisch beziehen?“, nun war die Stimme doch deutlich sanfter. Stöhnend richtete sich Victor auf. „Nein, nein. Ich komm schon klar. Danke für die Suppe“, er lächelte schief und auch etwas gequält, doch Aida nickte. „So ist es gut. Sag Bescheid, wenn du noch irgendetwas brauchst. Soll Katya später mit Makkachin raus?“, fragte sie. Victor schüttelte nur den Kopf. „Die frische Luft tut mir bestimmt ganz gut. Ich darf mich nur nicht am Arm stoßen“. Er schob den Ärmel seines T-Shirts, das er zum Schlafen angezogen hatte, hoch und entblößte eine fiese, hochrote Beule am Arm. „Das solltest du schon besser kühlen“, schlug Aida vor. „Das sieht tatsächlich schmerzhaft aus. Aber jetzt übertreib bloß nicht gleich wieder, nur weil ich dir mal zustimme!“ Aida brachte ihm ein Kühlpad aus dem Gefrierfach, bevor sie sich wieder verabschiedete.
 

Als er das nächste Mal aufwachte, beherzigte er den Rat seiner Nachbarin. Mit einem gequälten Stöhnen richtete er sich auf, Makkachin sprang sofort vom Bett und wartete erwartungsvoll auf ihn. „Das ist mein Zeichen für ein Spaziergang, was?“, lachte Victor leise. Also zog er sich an, trank noch 2 Gläser Wasser und führte seinen Hund aus. Kurz spielte er mit der Überlegung, sich bei diesem neuen japanischen Imbiss etwas zu holen, doch erinnerte sich dann an Aidas Suppe. Er musste gestehen, dass er sich darüber sehr freute. Es war schon viele Jahre her, dass jemand mal etwas für ihn gekocht hatte. Es war eine Geste, die ihm warm ums Herz werden ließ und er beschloss, dass er sich noch richtig bedanken und revanchieren musste. Er merkte, dass die frische Luft ihm tatsächlich gut tat, atmete tief durch und genoss die Sonne auf seinem Gesicht.
 


 

„Na warte! Wie kannst du mir so in den Rücken fallen?! Ich mach dich alle!“, presste Yūri zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. Gleichzeitig teilte er mit dem Fuß nach Phichit aus, der geschickt auswich. „Yūri! Nun sei doch nicht so!“ „Doch, genauso bin ich! Wenn du so bist, musst du mit so einer Reaktion rechnen! Ich werde dich in Grund und Boden stampfen!“ Phichit fing an zu lachen. „Das ist doch nur ein Spiel!“, lachte er. „Spiel?! Das ist bitterer Ernst, mein Freund. Dir wird das Lachen noch vergehen!“, drohte Yūri. Die beiden lieferten sich einen erbitterten Kampf, bis am Ende der Sieger feststand: Yūri. „Man, du wirst viel zu emotional bei Mario Kart“, grummelte Phichit. „Wenn du mir so in den Rücken fällst!“, konterte Yūri. „Aber so geht das Spiel! Du hast mich doch auch abgeschossen!“ „Das ist was vollkommen anderes. Die Pizzen sind fertig“, damit beendete Yūri die Diskussion. Das lag nicht nur daran, dass er generell nicht gut verlieren konnte, sondern auch, dass er es wirklich ungern gesagt bekam. Wenn er einmal verlor, gab es immer nur zwei Möglichkeiten: Entweder kratzte es sehr an seinem Selbstbewusstsein oder, gerade wenn er bei irgendwelchen Spielen verlor, waren die anderen schuld und er fing an zu maulen. Nicht, dass er diese Seite besonders an sich mochte, aber so war er eben.
 

Ein Blick in den Ofen verriet ihm, dass sie sich doch besser einen Wecker hätten stellen sollen. Phichits Pizza war eindeutig zu schwarz oben und Yūri vermutete, dass seine Pizza unten schwarz war. Seufzend stellte er den Ofen aus und öffnete ihn. In dem Moment kam auch Phichit herein. „Oh, Röstaromen“ grinste er. „Angebranntes soll doch krebserregend sein, oder hab ich da was Falsches im Kopf?“, fragte Yūri. Doch Phichit winkte ab. „Nicht mein Gebiet. Kann sie also noch mit Appetit essen!“ Er holte das Besteck aus der Schublade, während Yūri mit Tellern und Pfannenwender bewaffnet, die Pizzen aus dem Backofen holte. Nachdem Phichit auch noch zwei Gläser und eine Flasche Wasser geholt hatte, gingen sie zum Esstisch.
 

„Und? Was planst du für die Woche?“, wollte Yūri noch wissen. „Nun ja, hauptsächlich Vorbereitungen für New York. Wir sichten aktuell noch einmal alle Unterlagen und machen eine Kurzfassung aus den Ergebnissen. Neben unserem Alltag, natürlich“, Phichit rollte ein wenig mit den Augen, doch auch ohne diese Geste wusste Yūri, dass es aktuell anstrengend für ihn war. Sein Mitbewohner machte zurzeit mehr Überstunden als sonst und fiel auch oft direkt nach Ankunft ins Bett. Das hatte zur Folge, dass der Haushalt und das Kochen fast komplett an ihm hängen blieb. Das wiederum hatte zur Folge, dass er in der letzten Woche seinem Nebenjob nicht wirklich viel nachgekommen war. Zwar hatte er eigentlich nicht viel dagegen, doch spätestens am Ende des Monats würde er sich dafür in den Hintern beißen wollen. Nicht, dass er sich Sorgen machte, dass er einen Anruf von Victor verpassen würde, denn auch außerhalb seiner Zeiten konnte er die Durchwahl freigeben, sodass es geklingelt hätte. Aber Victor hatte nicht angerufen. Yūri wollte es sich nicht eingestehen, aber es wurmte ihn ein wenig. Hatte er beim letzten Mal etwas Falsch gemacht?
 

„Erde an Yūri! Bitte kommen!“, riss ihn Phichits Stimme aus den Gedanken. Er blinzelte kurz. „Ähm... was?“, fragte er irritiert. „Du hast mit dem Glas in der Luft inne gehalten und abwesend geguckt. Ist dir gerade eine Synapse durchgeknallt oder so etwas?“, Phichit grinste breit, was Yūri erröten ließ. Dass er so aus der Bahn geworfen wurde, war ihm mehr als peinlich. „Ich habe mich nur gerade gefragt, was dein Krankenhaus macht, wenn ihr alle weg seid“, log Yūri, da er nicht wollte, dass sein Freund nach dem Grund für seinen Aussetzer fragte. „Es sind nur Dr. Celestino, ein weiterer Kollege und ich, die fahren. Also sind noch genug andere Ärzte da. Aber glaube nicht, dass ich nicht bemerkt habe, dass du mir ausweichst. Nur weil ich so ein toller Freund bin, bohre ich nicht genauer nach. Du kommst schon zu mir, wenn du reden willst“, Phichit fixierte ihn mit seinem Blick. Yūri nickte. Das war ihm nur noch unangenehmer. Aber sollte er ihm wirklich erzählen, dass er sich Hals über Kopf in einen seiner Kunden verknallt hatte? Ohne zu wissen, wie er überhaupt aussah? Er könnte doch ein alter, fieser, verschrumpelter Perverser sein! Warum musste so etwas ausgerechnet immer ihm passieren? Warum nicht wem anders?
 

„Und was hält deine Woche so für dich bereit?“, wollte Phichit zwischen zwei Bissen Pizza wissen. „Ich habe ein Bewerbungsgespräch bei einer IT-Firma, die auf Stundenbasis bezahlt. So, wie ich es verstanden habe, kann ich mir über eine Homepage mit Zugangsdaten Aufträge zuordnen und die erledigen. Aber wie genau das läuft, kann ich dir noch nicht sagen. Aber sie scheinen gut zu bezahlen und im Internet liest man viel Gutes von ihnen. Sie scheinen auch mit größeren Firmen zusammenzuarbeiten. Zum Beispiel mit dem Verlag hier, Feltsman oder so, richtig? Ich denke, das macht sich recht gut im Lebenslauf und vielleicht komme ich so auch in eine der Firmen später unter“, schloss Yūri seine Erklärung und Phichit nickte kauend. „Und was ist mit deinem... du weißt schon welchen Job ich meine“, fragte er, nachdem er fertig gegessen hatte.
 

„Den werde ich wohl an den Nagel hängen. Ich meine, besonders gesellschaftsfähig war er nie, aber ich bin froh um das Geld gewesen. Ich konnte wieder ein wenig sparen und möchte bald versuchen, auch ohne auf festen Beinen zu stehen. Außerdem meckerst du ja eh immer“, Yūri lachte, als Phichit ihm die Zunge rausstreckte. „Aber mal ehrlich, wenn du jemanden findest, mit dem du dir was vorstellen kannst und er oder sie fragt dich, was du arbeitest... Das kann schon echt peinlich sein, Yūri“, grinste Phichit und Yūri musste lachen. „Warum? Für eine Fernbeziehung kann diese Fähigkeit doch ziemlich nützlich sein.“ „Ja, für eine Fernbeziehung. Aber dafür musst du erst einmal eine Beziehung haben. Außerdem wolltest du doch auch nicht, dass dein Partner ein Professioneller ist, oder?“, fragte Phichit. „Na, das ist ja schon ein bisschen was anderes. Ich lass ja keinen wirklich ran“, Yūri schüttelte den Kopf. „Dennoch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dein zukünftiger Partner oder zukünftige Partnerin glücklich wäre zu hören, dass du nebenbei bei einer Telefonsex-Hotline arbeitest.“
 

„Schon klar. Aber ist trotzdem was anderes“, murmelte Yūri und biss von seiner Pizza ab. „Oh? Warum auf einmal so verlegen? Gibt es da jemanden?“, sein Mitbewohner war plötzlich aufmerksam. Yūri winkte ab, doch Phichit ließ nicht locker. „Also so läuft der Hamster hier! Du hast dich verliebt. In wen? Wie heißt er? Wie alt? Wie sieht er aus? Studiert er oder arbeitet er? Ist er heiß? Oder ist es doch eine Frau? Wobei du bisher doch eher mehr für Männ...“ „Phichit. Halt einfach die Klappe“, unterbrach Yūri ihn. „Ok, Mann. Also?“, jetzt ließ er nicht mehr locker. Das war auch Yūri klar. Phichit war so lange ruhig und geduldig, bis er irgendwie an den Kern der Wahrheit gelangt war. Und danach gab es kein Stopp mehr. Würde er jetzt nicht alle Karten auf den Tisch legen, würde er ihn bis in alle Ewigkeiten nerven.
 

„Ok. Er heißt Victor“, fasste Yūri alle, nicht sexuellen, Fakten zusammen, die er hatte. Außerdem war er bei den vermeidlich sexuellen Fakten auch nicht sicher, was davon wirkliche Vorlieben und was Experimentierlust war. Phichit sah ihn erwartungsvoll an, als müsse da noch mehr kommen. Yūri überlegte. „Und er hat einen Hund.“ Nun wünschte er sich, dass er noch etwas Pizza übrig hätte, damit er irgendwie um weiteres Gerede herumkommen würde. Phichit legte den Kopf ein wenig schief und blickte ihn weiter erwartungsvoll an. „Mehr Details bitteschön“, meinte er, als Yūri nicht weitersprach. „Er hat einen leichten, ausländischen Akzent. Wenn ich raten müsste, würde ich vielleicht auf Russland tippen“, das war nun das Einzige, was ihm noch einfiel. Das verstand nun auch Phichit. „Mehr weißt du nicht? Dann rede mit ihm! Ist er ein Kommilitone von dir?“ Doch Yūri schüttelte nur den Kopf und wurde wieder rot. „Heilige Scheiße, Yūri! Das ist doch nicht etwa ein Kunde von dieser.. Hotline?“, Phichit ließ vor Schreck seine Hände auf den Tisch knallen und Yūri zuckte zusammen.
 

„Das ist nicht dein Ernst?!“, begann Phichit von Neuem, als zwischen ihnen einige Minuten betretenes Schweigen geherrscht hatte. Yūri war ein wenig im Stuhl zusammengesunken und blickte auf seine Hände. „Ich weiß, es ist Schwachsinn. Mach dir da bitte keine Sorgen. Er ist ein Kunde, mehr nicht. Nur seine Stimme... bereitet mir diese wohlige Art von Gänsehaut. Es ist... verrückt. Einfach verrückt“, er rieb sich mit den Händen durch das Gesicht und richtete danach seine Brille wieder. „Ja, das ist es auch. Versprich mir, dass du dich niemals mit ihm treffen wirst! Das ist mit Sicherheit so ein ekliger Perverser. Wer weiß, was er mit dir anstellen wird?!“, Phichits Augen waren groß, doch Yūri wedelte sofort abwehrend mit den Händen. „Wo denkst du hin? Ich treffe mich ganz sicher nicht mit ihm! Soll ich mir meine Tagträume versauen? Dieser Kerl kann einfach optisch mit seiner Stimme nicht mithalten. Ganz und gar unmöglich!“ Dass es ihn schon einmal reizen würde, den Mann hinter dieser Stimme zu sehen, behielt er für sich. Phichit würde nicht nur ausflippen sondern auch dafür sorgen, dass er niemals mehr alleine das Haus verlässt. Er hatte seinen Eltern hoch und heilig versprochen, auf ihn aufzupassen. Und das nahm er mehr als ernst.
 

„Schau mal, Phichit. Ich finde seine Stimme toll, ja. Aber ein Typ, der regelmäßig bei einer solchen Hotline anruft, muss irgendeinen riesengroßen Haken haben. Also halte ich weiter Abstand und sobald ich einen anderen Job habe, ist das Thema eh durch. Also brauchst du dir keine Gedanken zu machen. So einer kann nichts für mich sein“, erklärte er mit schiefem Grinsen. „Richtig! Der kann nicht ganz sauber sein! Das ist wahrscheinlich ein Stubenhocker, Mitte 40, der immer noch bei Mama zu Hause wohnt!“, Phichit begann gerade, richtig aufzudrehen. Er beschrieb immer weiter Worst-Case-Szenarien, wie Victor sein könnte. Yūri musste wirklich lachen, wie viel Energie sein Mitbewohner darauf verwendete. Doch er war tatsächlich von seiner Aussage überzeugt. Victor konnte niemals äußerlich so attraktiv sein, wie es seine Stimme war.



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