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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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London 3 - Gemeinsam ist man weniger allein

Dominico

Er konnte nicht sagen, wie lange sie dort standen, doch als sie sich lösten, fühlte Nico sich wirklich besser. Als sie sich in Bewegung setzten, schaffte er es sogar, Kieran einen kleinen Klaps auf den Po zu geben und es fühlte sich gut an, dessen Körper wieder unter den Fingern zu haben, ohne gleich in sexuellem Sinne zu denken. Er wollte nicht mehr hinaus auf das Fest, also räuberte er Essen und Wein in der Küche, genug für sie beide. Denn Kieran hatte seiner Meinung nach viel zu wenig auf den Rippen und dem musste entgegen gewirkt werden. Vielleicht bekam er ihn ja auch noch zum essen. Beladen mit einer Platte voller Leckereien und Wein machte sich Nico dann auf den Weg zu seinen Gemächern. Amadeo hockte vor Alessios Zimmer auf dem Boden, an die Wand gelehnt und döste. Er versprach alle Stunde zu Alessio ins Zimmer zu gehen und nach ihm zu sehen. Rod schien ebenfalls zu schlafen - oder zumindest nicht mehr aus dem Zimmer zu kommen - also hatten sie ihre Ruhe. So öffnete Nico Kieran die Tür zu seinem Schlafzimmer, das bereits leicht beleuchtet worden war. Er stellte das Essen auf den Nachttisch neben das Bett und schälte sich schon kurz darauf aus seiner Kleidung, bis er nur noch das leinene Beinkleid trug und befreiter durchatmen konnte. "Fühl dich wie zu Hause...", murmelte er leise in Richtung Kieran, ehe er Wein in zwei Becher füllte und ersteinmal wieder einen Schluck trank. Er hatte unsäglichen Durst und langsam kam auch der Hunger zurück.
 

Kieran

Dass Nico mit allem nur nicht mit einer Umarmung gerechnet hatte, bemerkte er. Er bemerkte auch, dass es Nico schwer fiel, damit umzugehen. Für ihn selbst war es das einzig Mögliche, die verfahrene Situation zwischen ihnen irgendwie zu retten. Nach und nach schien sich Dominico auch endlich zu entspannen. Kieran strich ihm sanft über den Rücken, spielte kurz mit seinem Haar. Alles war in etwa so, wie er es 'verlassen' hatte. Als Dominico ihn nun selbst umarmte, lächelte Kieran gegen die Schulter des anderen. Diese Umarmung wurde fester und fester. Mit jeder Sekunde, die verstrich, ob der sie einfach nur so dastanden, bestätigte sich Kieran, dass Nico einfach zu fertig gemacht worden war, als dass er ihn gegenüber eben recht emotional sein konnte. Die Worte, die er dann vernahm, ließen ihn erleichtert ausatmen. Mehr verlangte er ja gar nicht. Mehr wollte er doch gar nicht.

Als sie sich lösten, ging es auch Kieran endlich besser. Was so ein wenig Körperkontakt alles bewirken konnte... Aber es war ok so. Kieran nahm sich vor, jetzt einfach noch ein wenig mehr zu geben, um letztlich etwas zu bekommen. Nico brauchte gerade jetzt vielleicht einfach etwas Stütze. Deswegen war nicht vergessen, was ihn so verletzt hatte. Der kleine Klaps riss ihn aus den Gedanken. "He!", protestierte er, musste aber grinsen. "Und schon ist er wieder frech, der junge Mann."

Sie gingen durchs Haus, holten zu essen und zu trinken. Nico klärte für sich, ob er sich zurückziehen konnte und schließlich betraten sie das Schlafzimmer, an dessen Erinnerung sich Kieran so oft geklammert hatte. Kieran beobachtete, wie Nico das Essen am Bett abstellte, wie sich Nico seiner Kleidung entledigte und konnte nicht umhin, seinen Blick über den gut trainierten Körper gleiten zu lassen. Wie sehr er diesen Körper vermisste! Allerdings würde er ihn heute nicht verlangen ...

Kieran zog seine Schuhe und seine Weste aus und trat zum Bett, nahm den zweiten Becher, den Nico eingeschenkt hatte. Er solle sich wie zu Hause fühlen... Es klang irgendwie seltsam. Aber die Umarmung hatte ihm gezeigt, dass er wohl erstmal alle Gedanken an sich beiseite schieben musste. Er würde Nico einfach beistehen und ihm ein wenig Kraft spenden. Erst wenn sich dessen Leben wieder normalisiert hatte, würde er sehen, ob er etwas dafür zurückbekam. Auch wenn er selbst so müde war.

Kieran setzte sich aufs Bett und wartete bis Nico es ihm gleichgetan hatte. "So ungefährlich war es in Portsmouth übrigens gar nicht", sagte er dann und erzählte Nico von den Manövern und auch von ihrer Begegnung mit den Spaniern, während sie aßen. Kieran dachte, es würde ihm vielleicht einfach gut tun, wenn er über letztlich Belangloses sprach und erzählte, wie es ihm ergangen war. "Du siehst also, dass ich zwar vor Cromwell sicher war, aber bei der Schlacht hatte ich gedanklich schon mit meinem Leben abgeschlossen." Er lächelte den anderen an. Mittlerweile hatten sie gegessen. Kieran sah Nico einen Moment an, dann schob er das Tablett weg und rutschte näher zu ihm. Sacht strich er Nico übers Haar, die Wange. "Ich hab mir hin und wieder gewünscht, einfach nur mit dir zu fahren. Irgendwohin. Wo niemand ist, der einen zu irgendwas verpflichtet, der einen anfeindet oder für den man verantwortlich ist. Eine italienische Insel vielleicht. Wo würdest du hinwollen, wenn du die Möglichkeit hättest, dich einfach einmal von allen Verpflichtungen zu lösen?"
 

Dominico

Sich in sein Zimmer zurück zu ziehen, war definitiv die richtige Entscheidung gewesen. Hier war er sicher und das Zimmer gab ihm auch ein gutes Stück weit das Gefühl von Sicherheit zurück, das er draußen nicht mehr so sehr empfand. Im bequemen Beinkleid auf seinem Bett mit Wein und Essen fühlte sich Nico langsam aber sicher besser und schob Kieran den Teller hin, so dass der auch ein wenig naschen konnte. Es erinnerte ihn an die Szene in Cambridge, in der Kieran nachts noch essen verlangt hatte... Er hatte damals Gaz gehabt, diese leckere klebrige Zuckermasse. Hier gab es das leider nicht, dafür süßes Obst. Er hatte Kierans Blick bemerkt, fühlte sich aber schon lange nicht mehr in der Form, in der er gewesen war, als sie sich kennen gerlernt hatten, auch wenn seine Form heute beinahe besser war als damals. Er hatte für dieses Turnier viel trainiert, aber ihm fehlte inzwischen der Kampfgeist. Hoffentlich kam der wieder, sonst brauchte Nico wirklich nicht antreten. Nur von Hass geleitet, brachte das Ganze ja nichts.

Während sie aßen ging Kieran nicht weiter auf das Thema ein, das eben noch zwischen ihnen gestanden hatte und Nico war wirklich dankbar darum. Er fühlte sich elendig genug, als das er das jetzt noch ertragen hätte. Er brauchte Kieran an seinr Seite, der jetzt nicht alles was zwischen ihnen war, in Frage stellte, sondern da war bis diese Sache erleidgt war. Dann konnten sie diesen Konflikt aufarbeiten, wenn sie es denn noch wollten. Er hörte ihm zu, wie er von der Mannschaft sprach und den Abenteuern auf See und es gefiel ihm. Es war nicht das, was er für immer tun wollte, doch ein Leben auf See war spannend. Ihm gefiel der Gedanke, jeden Tag zu nehmen, wie er kam, und einfach zu LEBEN, weil das Leben jeden Moment vorbei sein konnte und die See ihr eigenes Leben führte. Vielleicht konnte er das irgendwann einmal verwirklichen. Irgendwann in sehr ferner Zukunft.

Als Kieran das Tablett wegschob, griff Nico es und stellte es zur Seite. Als er sich wieder ausstreckte rutschte Kieran an ihn heran und legte sich in seinen Arm. Es war angenehm und lockte andere Gedanken und Gefühle in Nico hervor. Sex hatte er, bis auf das eine betrunkene Mal mit seiner Frau keinen gehabt. Sie waren lange getrennt gewesen, was seinem Körper die Erinnerung nur versüßte. Nico schämte sich, daran zu denken, weil es nicht richtig war. Kieran würde sich ohnehin nicht darauf einlassen, er fühlte es. Die Angst des anderen, genau deswegen hier zu sein, wollte er nicht damit schüren, ihn erneut zu verführen oder es zu versuchen. Also versuchte er sich zu entspannen, schob die Gedanken bei Seite und konzentrierte sich auf ihr Gespräch. Den Kopf auf ein aufgestelltes Kissen gestützt musste er schmunzeln, als Kieran über seine Wange strich. "Dein Haar ist lang geworden...", murmelte er, ohne direkt auf Kierans Frage einzugehen. Er strich durch die schwarze Mähne und griff probeweise hinein. Oh ja, das fühlte sich gut an. "Es gefällt mir. Es steht dir gut... du solltest es so lassen." Auch wenn es natürlich nicht nur nach ihm ging, was Kierans Haarlänge betraf. Dann schien er kurz nachzudenken. Eigentlich hätte er sagen wollen, dass er nicht gehen konnte. Das ER nicht eifnach gehen konnte. Dass er sich den Verpflichtungen nicht entziehen konnte, seiner Frau nicht und seinen Kindern nicht. Aber das würde Öl ins Feuer gießen und so ließ er sich auf dieses theoretische Denken ein. "Ich weiß es nicht genau. Ich glaube, ich würde nach Giannutri segeln. Es ist eine sehr kleine Insel vor der Küste, in Form eines Halbmondes. Sie ist zu klein, um bewohnt zu werden, aber ihre milden Winter und das gute Klima sorgen dafür, dass ausreichend Nahrung angebaut werden kann. Und es gibt Süßwasser... wohl der wichtigste Aspekt. Die Insel ist unbewohnt und wird vom Festland ignoriert. Schiffe legen kaum an, viele Felsen im Wasser und damit für große Schiffe kaum anzufahren... Ich glaube, wenn ich wollen würde, dass mich niemand findet, dann würde ich dorthin gehen." Lediglich das Bauen eines Hauses war wohl etwas schwerer dort.. aber nichts, was sich nicht auch bewerkstelligen ließe.

Er hatte einen Arm um Kieran geschlungen und zog ihn noch etwas näher, genoss das Gefühl des Körpers an seinem, auch wenn der noch immer zu viel Kleidung trug. Ob ein Kuss zu viel war? Nico hob die zweite Hand und hob sanft Kierans Kinn an, so dass der ihn ansehen musste. Und als er ihn ansah küsste Nico ihn sanft, aber dennoch bestimmt. Es sollte ja kein Kuss mit Fragezeichen sein.
 

Kieran

Kieran merkte, dass er die richtige Entscheidung getroffen und ihre Differenzen erst einmal beiseite geschoben hatte. Nico hörte ihm interessiert zu und offensichtlich hatte er es geschafft, ihn für die Zeit einfach vergessen zu lassen, was heute, was in letzter Zeit alles geschehen war.

Als er zu ihm rutschte und sich an ihn schmuste fühlte sich Kieran doch irgendwie wieder wie zu Hause. Nico war so etwas wie sein zu Hause gewesen und so wie es sich anfühlte, als dieser ihn in seine Arme schloss, war es wie ein nach Hause kommen. Kieran genoss es und fast schien alles vergessen, was ihn vorhin noch so gekränkt hatte, was ihn die letzten Monate geschmerzt hatte. Sicher, er hatte Lust, diesen Körper wieder sein nennen zu dürfen, mit diesem Körper wieder zu verschmelzen, aber das Thema hatte er für heute ausgeklammert. Er wollte keinen Versöhnungssex, weil er für seinen Teil noch nicht versöhnt war. Außerdem wollte er nicht das Gefühl haben, nur deswegen hier sein zu dürfen.

Die Worte des anderen zu seinem Haar, die Hand des anderen darin ließen ihn schmunzeln. "Findest du?", fragte er erstaunt. "Mich nerven sie ein wenig. Ich hatte noch keine Zeit, sie schneiden zu lassen. Aber vielleicht lass ich es ein wenig so..."

Dann hörte er den Worten zu und wiederholte den Namen der Insel "Giannutri". Er lächelte. "Klingt paradiesisch." Mehr sagte er dazu lieber nicht. Er wollte nicht fragen, ob er dort Gast sein dürfte. Aber er hoffte es irgendwie. Aber da das alles ohnehin nur ein Gedankenspiel war, spielte es eh keine Rolle. Er dachte an das Zukunftsszenario, das ihm Tancred gezeichnet hatte. Dominico würde irgendwann - wenn es so weiter ging sicher bald - zurück nach Italien gehen. Er hatte es seinen Angestellten letztlich vorhin auch versprochen. Und da war für ihn definitiv kein Platz mehr. Das war ihm klar. Kieran schob den Gedanken wieder beiseite. Es war zu frustrierend. Aber das war ein Punkt, den er auch klären musste, bevor sie diese Beziehung richtig wieder aufnahmen.

Als er die Hand an seinem Kinn spürte, hob er den Kopf. Der Kuss kam überraschend und doch irgendwie erhofft. Er war so anders als Tancreds. Nicht so höflich sondern bestimmt. Es war vielleicht nicht recht, dass er in diesem Moment an den Kapitän dachte, aber es fiel ihm eben auf. Da war etwas bei Nicos Kuss, das ihm die Gewissheit gab, dass die Nacht mit Tancred keinerlei Bedeutung hatte: die Schmetterlinge, die er jetzt gerade in seinem Bauch verspürte, als er den Kuss erwiderte und vertiefte. Sein Körper reagierte vollkommen anders auf Nico, als er es bei Tancred getan hatte. Es war intensiver, tiefer, ein Gefühl von... Es war schwierig, das genau zu greifen. Es war ein Gefühl, als sei das hier das Richtige, so als gehörte es so - und nicht anders. Kieran konnte es nicht beschreiben.

Denken wollte er eigentlich gerade auch nicht so richtig. Viel lieber glitt seine Hand in das Haar des anderen und sein Körper schmiegte sich an. Es tat gut, so unendlich gut.

Als er den Kuss lieber löste, bevor er sich nicht mehr bremsen konnte, spürte er, dass ihm nach definitiv mehr verlangte. Er blickte Dominico an, strich sanft über die Wange. Die Nase hatte bereits eine interessante Blaufärbung, war aber zum Glück nicht angeschwollen. Sanft küsste er ihn noch einmal, kurz. Sie sollten lieber nur reden... Und er wollte nochmal nach Alessandro sehen... Er gab Nico erneut einen sanften Kuss. "Wir sollten das verschieben", sagte er und seine Stimme klang so rau. "Auch wenn es mir verdammt schwer fällt, die Finger von dir zu lassen", knurrte er seufzend. "Ich frage mich, wie du das immer schaffst, mich so inkonsequent werden zu lassen und dir alles zu vergeben, egal wie sehr ich gelitten habe..." Er meinte das nicht anklagend oder böse und das hörte man auch. Es war eher eine Feststellung. Und warum dem so war, wusste er nur zu gut: er liebte Nico aus vollstem Herzen. Und es war interessant zu begreifen, dass sich daran nichts geändert hatte, obwohl er versucht hatte, sich etwas anderes einzureden, um nicht noch mehr zu leiden.

Er liebte ihn. Und wenn Nico irgendwann nach Italien zurückkehren würde, wusste Kieran, dass er danach nicht mehr der selbe sein würde. Wahrscheinlich würde er funktionieren, aber leben? Das würde er nicht mehr können.
 

Dominico

Der Kuss belebte Nico auf eine Art und Weise, die es weder Wein noch irgend ein Medikament der Welt hätten tun können. Ihm ging es da wohl ähnlich wie Kieran, es war wie ein nach Hause Kommen. So als habe jemand die Türe aufgestoßen und ihn wieder in sein Heim gelassen, aus dem er vorher vertrieben worden war. Es fühlte sich gut an, frei und schwerelos und ohne jeden Gedanken an das, was eben noch seinen Kopf dominiert hatte. Wie sollte er jetzt noch aufhören, Kieran zu küssen? Er spürte bereits, wie der sich enger an ihn schmiegte, wie seine schlanken Finger in Nicos Haar wanderten und er schluckte unwillkürlich, weil er selbst merkte, dass er viel zu sehr bereit war, jetzt einfach alle Vernunft fahren zu lassen. Aber das konnten sie nicht und Kieran würde ihn nicht lassen und die Zurückweisung zu ertragen war nichts, das Nico jetzt auch noch konnte. Ohne dass Kieran es vielleicht ahnte, wusste Nico, dass er ihn nie wieder allein lassen konnte, wenn er denn noch er selbst bleiben wollte. Er würde ihn nicht mehr wegstoßen, nicht jetzt wo er doch wusste, von wo der Wind wehte, der ihnen das Leben zur Hölle machte. Er würde für diese Liebe mehr kämpfen müssen und weniger erwarten, dass Kieran seine Position verstand. Es war Giulia, die ihn auch darauf aufmerksam gemacht hatte, wie Kieran sich wohl fühlen musste... Und wie seine Frau gefühlt und gelitten hatte, stumm um ihn nicht damit zu quälen - das wusste Nico nur all zu gut.

Als Kieran sich von ihm löste sah Nico ihn an, seine Augen genau so verschleiert wie Kierans für den ersten Moment. Er griff Kierans Hand, um zu verhindern, dass er sich ihm ganz entzog und aufstand. Kierans Stimme löste einen eiskalten Schauer bei ihm aus, und es war ein Gefühl, das er vermisst hatte, wie er feststellte. "Ist keine Absicht..", murmelte er, leicht beschämt. Er wollte nicht, dass Kieran dachte, er täte das, nur um ihn wieder und wieder ins Bett zu kriegen, denn das wollte er wirklich nicht. Es war einfach so, dass Kieran ihn magisch anzog und dass Nico dann nicht von ihm lassen konnte. Und das war nicht nur für Kieran wirklich wirklich schwer.
 

Kieran

Der Blick, den er sehen durfte, als er den Kuss löste, ging ihm durch und durch. Kieran war sich sicher, dass sich niemand so sehr verstellen konnte, ihm einen solchen Blick zuzuwerfen, der nicht aufrichtig war. Aber er wusste auch so, dass Nico ehrlich zu ihm war, es immer gewesen ist. Die Show, auf die Tancred ihn aufmerksam gemacht hatte, war einfach Teil der Lebenswirklichkeit, in der Nico agieren musste. Sanft strich er mit seiner festgehaltenen Hand über Nicos Wange. Dass es keine Absicht war, ließ ihn leicht lachen. Und das Lachen war befreiend. Die Schwere der letzten Monate verschwand mehr und mehr von seinem Herzen. "Du bist wahrscheinlich ein heimlicher Zauberer, der mir meine Vernunft raubt, überlegte er und küsste den anderen erneut. "Und bevor du mich noch mehr verzauberst, gehe ich lieber mal nach deinem Bruder sehen, ob alles in Ordnung ist..."
 

Dominico

Als er ihn schließlich doch entlassen musste, weil es ihm immerhin auch um seinen Bruder ging, vermisste er ihn schon, kaum dass Kieran zur Tür hinaus war. Es dauerte jedoch keine zwei Minuten, da öffnete sich die Türe erneut, und eine Giulia im Schlafgewand kam herein. Sie winkte ab, als Nico schon verwirrt die Augenbrauen hochzog. "Ich werde in meinen Gemächern schlafen, ich stehe dir nicht im Weg, das weißt du doch..." Nico lächelte entschuldigend und griff ihre Hand, um sie zu den Lippen zu führen und sie zu küssen. "Ich habe dich als Ehefrau nicht verdient.. und du hast wirklich einen besseren Mann verdient als ich es bin." Giulia zuckte mit den Schultern, setzte sich neben Nico auf das Bett und besah seine Nase. "Ich habe wenigstens einen Mann, mit einem sehr gutaussehenden Bruder und noch besseren Cousins in Italien. Ich bin nicht unglücklich, das weißt du doch, oder?" Nico strich ihr über die Wange. Er wusste, dass sie ihn anlog, um ihm kein schlechtes Gefühl zu geben. Giulia WAR unglücklich, denn hier in England hatte sie stets vor der Nase, was sie geliebt und verloren hatte: Henry. Sie machte gute Miene zu bösem Spiel und Nico tat so, als würde er es nicht sehen, wenn der König sich seiner Frau in unsittlicher Weise näherte. Wenn er sie wollte und sie es zuließ, dann konnte er ohnehin nichts dagegen tun, doch er war sich ziemlich sicher, dass bei ihrem jetzigen Besuch nichts dergleichen vorgefallen war. Er hätte sie gern glücklicher gemacht, doch es war nicht an ihm, über ihr Glück zu entscheiden. Also nickte er. "Ja, aber manchmal macht es mich traurig, dich nicht so glücklich machen zu können, wie ein anderer es getan hätte." Das konnte er sich nun doch nicht verkneifen. Giulia lächelte und strich über Nicos Finger. "Das kannst du aber auch nicht.. also sollten wir uns deswegen nicht grämen.." Sie beugte sich vor und gab Nico einen Kuss auf die Stirn und der Italiener schloss die Augen. Sie war seine beste Freundin und er liebte sie, aber nicht so wie er Kieran liebte. Es war gut, dass sie beide diese Gefahr namens Cromwell bekämpfen würden und er war froh, sich ihrer Unterstützung sicher zu sein. "Ich wünsche dir eine gute Nacht, Lady Sforza." Sein schiefes Grinsen sorgte bei ihr für ein Kichern und einen Stoß gegen seine Schulter. "Ich werde schlafen wie ein Stein, denn ich habe gegessen für zwei, vergiss das nicht. Aber jetzt, da wir den Feind kennen, möchte ich dich sehr gern auf diesem Turnier reiten sehen. Aber lass uns morgen darüber sprechen." Sie wollte sich gerade erheben, als Kieran wieder hereinkam und mit einem ziemlich undefinierbaren Blick. Nico konnte sich denken, wie das schon wieder aussah, und Giulia löste sich bereits von ihm, während Nico die Hand Richtung Kieran ausstreckte.
 

Kieran

Alessandro lag ruhig schlafend da. Offenbar hatte die Mixtur geholfen, die er ihm gegeben hatte. Er würde John dafür danken, wenn er ihn wiedersah. John... Kieran machte sich ein wenig Sorgen um ihn. Er war für ihn in die Bresche gesprungen und dass er Nico eine verpasst hatte, nahm ihm ehrlich gesagt nicht übel. Letztlich hatte es geholfen, die Beziehung zu Nico wieder auf die richtige Spur zu bringen. Aber John wirkte in letzter Zeit so fertig, irgendwie. Wenn er ihn darauf ansprach, sagte der nur, dass Kieran selbst genug Probleme hätte und sich nicht auch noch mit seinen unwichtigen Wehwehchen herumschlagen müsste. Kieran kehrte nachdenklich zu Nicos Zimmer zurück und öffnete die Tür, trat ein und als er aufblickte, erschrak er fast, weil er nicht mit Giulia gerechnet hatte. "Entschuldigt", sagte er und wollte schon wieder gehen, als er Nicos Hand sah, die ihm sagen wollte, dass er bleiben solle. Er zögerte. "Ich will nicht stören. Soll ich wieder gehen?" Er wusste, dass Giulia und Nico sich wichtig waren. Sicher hatte die hübsche Frau nur nach ihrem Mann sehen wollen, oder? "Alessandro schläft zu Glück traumlos und ruhig. Ich denke, die Nacht wird so bleiben." Er wusste, dass sie nur Freunde waren, und doch kam in ihm wieder der Gedanke auf, dass sie sich die letzten Wochen das Bett geteilt hatten, dass Giulia Nico sogar verführt hatte. Er kannte die Zusammenhänge und verstand sie, aber dennoch wäre es ihm lieber gewesen, er wüsste nichts davon. Genauso wie er Nico nie von Tancred erzählen würde, weil es nicht zwischen ihnen stand und keine Bedeutung hatte, sondern den anderen nur unnötig verletzen würde. Mit seinem schlechten Gewissen musste er selbst klarkommen. Das konnte er nicht auf Nico laden.
 

Dominico

Nico setzte sich etwas auf, als Kieran zögerte näher zu treten, und Giulia wich noch ein wenig weiter von Nico zurück, rutschte auf dem Bett gegen Fußende und erhob sich schließlich. Nico schüttelte derweil entschieden den Kopf. "Erstens störst du nicht und zweitens lasse ich dich nicht wieder einfach so gehen." Stellte er klar und war froh, dass Kieran sich näherte und nicht gleich wieder die Flucht antrat.

Giulia indess hatte sich erhoben und den dünnen Morgenmantel enger um die Schultern gezogen. "Ich werde noch einmal nach ihm sehen, ich kann ohnehin noch nicht schlafen." Sie legte sich eine Hand auf den Bauch, noch würde sie dieses Spiel nicht aufgeben, auch wenn sie durchaus sah, dass es jetzt weniger Sinn machte. "Ich wünsche euch eine gute Nacht und noch einmal Danke für alles, Kieran." Sie sah nicht mehr ein, warum sie ihn zu förmlich behandeln sollte.. Kieran war Familie und damit entfiel diese Umgangsform bei ihr. Sie verabschiedete sich mit einem Kopfnicken und kurz darauf waren die beiden wieder allein.
 

Giulia

Giulia lag ein Lächeln auf den Lippen, als sie Nicos Zimmer verließ. Sie wusste, wie sehr Kieran an Nico hing, hatte aber auch gesehen, wie Nico gelitten hatte, als Kieran nicht da gewesen war.. und es war umso schöner zu sehen, dass die beiden trotz aller Widrigkeiten immer wieder einen gemeinsamen Nenner fanden. Sie wusste, dass sie dieses Glück nicht stören wollte und nicht stören konnte.. zumal sie und Nico niemals diese tiefe Liebe füreinander empfinden würden, die die beiden Männer empfanden. Sie strich über das dunkle Holz der Tür an Alessios Schlafzimmer ehe sie sie öffnete und eintrat. Der Raum war nur sehr schwach erhellt und der Kardinal lag schlafend im Bett. Er bewegte sich nicht, lag da wie ein aufgebahrter Toter und als sie sich auf die Bettkante setzte kam auch keine wirkliche Regung. Sanft strich sie Alessio eine Strähne des dunklen Haares aus dem Gesicht und fühlte seine Körpertemperatur an der Stirn, doch die wirkte normal.

"Ich denke, vor morgen Mittag wird er nicht aufwachen." Unwillkürlich zuckte Giulia zusammen als Amadeo hinter ihr aus dem Schatten eines Wandvorhanges trat. Sie musterte den Mann, der langsam auf das Bett zukam, und nickte kaum merklich.

Amadeo war eine Faszination an sich, wie sie immer fand. Unglaulich höflich und diskret, unglaublich loyal und doch mit einem eigenen Kopf und einem Sinn für Recht und Gerechtigkeit. Aber eben auch mit dem gewissen Maß an Skrupellosigkeit, das erforderlich war, wenn man für eine Familie wie die ihre arbeitete. Allerdings war Giulia sich nie wirklich sicher gewesen, ob Amadeo für sie arbeitete. Da er so alt war wie Nico und Alessandro, oder aber zumindest nicht wesentlich älter, mussten sie sich schon als Kinder gekannt haben - denn als Giulia Nico geheiratet hatte, war Amadeo schon lange ein Teil dieser Familie gewesen. Immer ruhig im Hintergrund und nicht von adeliger Herkunft verstand der Assassine es blendend, sich neugierigen Augen zu entziehen. Er beherrschte perfekte Umgangsformen und wusste in jeder Situation erstens die Ruhe zu bewahren und zweitens die richtigen Schritte einzuleiten. Seine Hand legte sich auf Giulias Schulter und hob ihr schweres Haar nach hinten, die Berührung ließ sie leicht zittern. Sie wusste, dass die Finger, die gerade die Kontur ihres Halses nachfuhren Menschenleben auf dem Gewissen hatten, aber sie wich nicht zurück. Sie war vor diesem Mann noch nie zurückgewichen, auch nicht als er ihr ganz zu Beginn deutlichst auf den Zahn gefühlt hatte, bis er überzeugt davon war, dass von ihrer Seite kein Unheil für Nico oder Alessandro zu erwarten war.

Ihre Hand, die eben noch Alessandros Hand gehalten hatte, fuhr zu eben dieser Schulter an der Amadeos Finger ruhten und Amadeo legte seine Hand darauf, während sie beide für eine Weile schweigend den Mann auf dem Bett musterten. "Ich bin sicher er wird wieder der Alte. Es wird nur... ein wenig länger dauern."

"Hmn. Ich weiß nicht.. ich glaube es wird ihn verändern. Ich glaube unsere Tage in England sind gezählt..." Sie hörte, wie er hinter ihr leise lachte. "Das waren sie vom ersten Tag an. London ist kein Ort für Italiener. Aber immerhin hat uns London dich gebracht." Giulia drehte sich um und in ihren Augen funkelte es amüsiert, während sogar Amadeo soetwas wie ein Lächeln erahnen ließ. "Euch hat es mich gebracht? Oh wenn ich nur die Zeit zurückdrehen könnte.. dann hätte ich sicher nicht versucht jeden mit dem Nachnamen Sforza in mein Bett zu bekommen."

Jetzt lachte Amadeo wirklich und das auch laut, aber Alessandro rührte sich weiterhin nicht und damit war es wohl nicht schlimm, während Giulia die Hand wegnahm und Amadeo boxte. Die andere Hand lag noch immer auf ihrem Bauch, eine Geste, die sie sich angewöhnt hatte, auch ohne schwanger zu sein. Doch die brachte Amadeo dazu, deutlicher hinzusehen und wieder ernster zu werden. "Ist denn wirklich etwas dran an dieser Sache?" fragte er, seine Stimme ruhig und einfach nur fragend ohne die reinste Anklage. Giulias Handbewegung, gepaart mit ihrem Schulterzucken sagte eigentlich bereits alles. "Ich bin nicht schwanger. Die eine Nacht, die ich mit ihm verbracht habe, hätte dazu auch wirklich nicht gereicht. Er ist eingeschlafen bevor er wirklich fertig war. Ich habs mit dem Alkohol wohl zu gut gemeint. Ich sah nur keinen anderen Weg, diesem verdammten Turnier zu begegnen." Amadeo nickte zum Zeichen, dass er verstand. "Wirst du es ihm sagen?"

Wieder ein Schulterzucken. "Ich weiß es nicht. Ich wünsche mir eigentlich noch mehr Kinder, aber wie soll ich die bitte erklären, wenn mein Mann nicht mehr mein Bett teilt? Irgendwann werde ich es ihm sagen müssen, aber ein wenig will ich wenigstens den Gedanken genießen, dass es sein könnte. Begleitest du mich zu meinen Räumen?"

Eigentlich war Amadeo niemand, der seinen Posten verließ. Aber Alessio schlief wie ein Stein.. und für die kurze Zeit würde er auch einen anderen an diesen Posten setzen können, oder? Er nickte und betätigte eine Klingel neben dem Bett. Kurz darauf erschien einer von Alessios Kammerdienern, der nicht zu sehr gefeiert hatte, und Amadeo wies ihn an, auf den Kardinal ein Auge zu haben, bis er wieder zurückkam.

Mit Giulia am Arm verließ er Alessios Schlafzimmer und ging mit ihr die leeren langen Gänge des Anwesens hinunter bis in den Flügel, in dem ihre Räume lagen. Alles duftete nach Blumen, die Giulia frisch jeden Tag pflückte und in die großen Vasen stellte. Sie liebte Blumen und so wunderte es auch kaum, dass der Raum an den Wänden über und über mit floralen Mustern verziert war. Sie löste sich vor der Türe von ihm und öffnete sie, ehe sie sich noch einmal umdrehte, um nach Amadeo zu sehen. Die Traurigkeit in ihrem Blick berührte ihn in diesem Moment sehr. Er hatte hunderte junger Frauen in Trauer um Männer gesehen, die seinen Händen zum Opfer gefallen waren. Er hatte auch Hinterbliebene der Menschen gesehen, die aus wesentlich geringeren Verbrechen seinen Händen zum Opfer gefallen waren. Aber Giulias Trauer war anders und traf ihn. Sie lebte den Traum einer jeden jungen adeligen Frau und war doch unglücklich, weil da einfach niemand war, der sie hielt und der bei ihr blieb. Es geschah nicht oft, dass Amadeo seinen eigenen Weg ging und dabei Alessios oder Nicos Weisungen ignorierte, aber jetzt tat er es. Er ergriff ihren Arm und zog sie an sich, ehe er sie in den Raum schob und die Türe hinter sich zuzog. Seine Hand legte sich an ihre Wange und ihre schlanken Hände ruhten auf seiner Brust und ohne Worte verstand Giulia, was er ihr sagen wollte und sie schloss die Augen, als er sie küsste und die Welt in der Wärme und Geborgenheit seiner Arme versank.



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