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Attack on Dreams

Levi x OC
von

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Vaterliebe

Die Menschheit wurde von Titanen angegriffen und fast völlig ausgerottet. Die letzten Überlebenden hatten sich hinter die Mauern Maria, Rose und Sina zurückgezogen, welche sie schützen sollten. Doch an diesem denkwürdigen Tag wurde Mauer Maria vom kolossalen Titan zerstört und die Menschheit erinnerte sich wieder daran, wie es war von den Titanen beherrscht zu werden.
 

Ich konnte mich noch erinnern, wie die Titanen ins Mauerinnere von Shiganshina eindrangen und sich direkt auf die nächstbesten Menschen stürzten. Zu der Zeit hatte ich mich mit meiner Mutter und meinem Halbbruder an einem Marktstand befunden und frisches Obst eingekauft. Nie werde ich diese furchtbaren Schreie vergessen, vermischt mit dem Geruch von Blut.
 

„Mama, bitte kaufe auch frische Äpfel! Du weißt doch, dass ich die gerne esse!“ jammerte ich und zog meiner Mutter am Ärmel, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Mein Bruder stand daneben und spielte mit einer Birne. „Das sagst du immer und dann isst du sie eh nicht! Und frisches Obst ist teuer!“ entgegnete mir die brünette junge Frau und befreite ihren Ärmel aus meinem Griff. Schmollend griff ich wieder danach: „Die Äpfel, die du mir sonst gibst, sind ja auch alt wie sonst noch was! Klar, dass ich die nicht mag!“. Die brünette Frau mit den schulterlangen Locken seufzte genervt: „Genevieve, lass meinen Ärmel jetzt los! Ich kaufe dir-…!“. Plötzlich fing die Erde zu wackeln an und die Welt vor mir erzitterte. Es war, als wenn ein Erdbeben diese kleine Welt erschüttern würde, in der wir lebten. Ängstlich klammerte ich mich an meiner Mutter fest, die Mühe hatte das Gleichgewicht zu halten. Häuser schienen einzustürzen zu wollen, als das Erdbeben plötzlich abebbte. „Was war denn das?!“ hörte ich meine Mutter rufen, während mein Blick an einem riesigen roten Schädel hängen blieb, der oberhalb der Mauer aufgetaucht war. Dieser war anscheinend dabei, die Mauer zu zerstören. „Mama, da!“ schrie ich und deutete mit dem Finger auf den roten Riesen, „Ein Titan!“. Wieder erbebte die Mauer und der kolossale Titan brach durch. „Los, rennt!!“ schrie der Ladenbesitzer und machte, dass er Land gewann. Mein Bruder fing bitterlich zu weinen an, während meine Mutter ihn auf die Arme hob und mit mir an der Hand loslief. Wir waren nicht weit von der Einbruchsstelle entfernt und mit Sicherheit die Ersten, die von Titanen gefressen werden würden. Wir rannten in Richtung Mauer Maria, wo wir vor Titanen sicher sein würden. Ganze Menschenmassen drängten sich an uns vorbei in dieselbe Richtung. Beinahe wäre ich hingefallen und zertrampelt worden, doch meine Mutter hielt mich fest und zog mich weiter. Die panischen Gesichter der Menschen um uns herum brannten sich in mir ein, prägten mich und ihre Schreie betäubten meine Ohren. Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten, weil diese Lautstärke beinahe unerträglich war und mir wehtat. Doch ich konnte nicht, ich musste weiterrennen. Tränen rannen über mein Gesicht und meine Füße schmerzten. Natürlich konnte eine Fünfzehnjährige nicht mit dem Lauftempo einer Erwachsenen mithalten, auch wenn diese ein Kind trug. Nebenbei bemerkte ich, wie immer mehr Menschen verschwanden. Riesengroße Gestalten griffen nach uns. Der Mann, der neben uns lief, wurde gepackt und schreiend in die Lüfte gehoben. Meine Mutter beschleunigte ihr Tempo und ich kam nicht mehr hinterher. „Lauf schneller, Genevieve! Sonst kriegen sie uns!“ kreischte sie panisch und zog an meiner Hand. Nun weinte ich richtig, da ich dem nicht Folge leisten konnte und am Ende meiner Kräfte war. Überall tauchten Titanen auf und zerstörten die Häuser, in die sich die Menschen geflüchtet hatten. Einige andere versuchten nach den immer noch Fliehenden zu haschen. Die Frau hinter uns machte Bekanntschaft mit den Zähnen eines Titans. Man konnte die Knochen bersten hören. Mutter und ich kamen auf einen weitläufigen Platz an, wo sich die Überlebenden sammelten. Mein Stiefvater kam auf uns zugelaufen, doch Zeit uns darüber zu freuen hatten wir nicht. Wir mussten weiterlaufen. Schon brachen die nächsten Monster mit grinsenden Gesichtern aus den Häuserreihen hervor. Menschen stoben in Panik auseinander, andere wurden direkt geschnappt und gefressen. Wir rannten weiter. Doch mittlerweile kamen Titanen nicht mehr von hinten und den Seiten, auch von vorne griffen sie an und schnitten uns den Weg ab. Meine Eltern wussten nicht mehr wo sie hin laufen sollten, während Titanen von überall her kamen. Von den Überlebenden waren kaum noch mehr welche übrig. Plötzlich hörte ich Würgegeräusche und ich bekam mit, wie ein Titan der etwas kleineren Sorte sich übergab und damit einen Haufen Leichen preisgab. Von den Menschen waren nur noch Überreste vorhanden, welche dick in klebrigem Schleim eingepackt waren. Aber die Überreste der Kleidung konnte man noch recht deutlich erkennen. Entsetzt starrte ich auf die Überbleibsel des Obstverkäufers. Wie lange war es her, seitdem wir vor dem Mann gestanden hatten und ich meine Mutter um Äpfel angebettelt hatte? Das konnte doch gar nicht so lange her sein, vielleicht eine halbe Stunde? Meine Mutter hatte die Überreste nun auch erkannt und fing an hysterisch zu schreien, die Augen weit aufgerissen. Mein Vater geriet dadurch nur noch mehr in Panik und beide sahen sich hektisch um, während mein Bruder nur noch lauter weinte. Beide waren durch ihre Angst nicht mehr klar bei Verstand, dass wusste ich und die Titanen rückten immer näher. Alles verkrampfte sich in mir, da ich meine Eltern, die Menschen auf die ich gerade am dringstens angewiesen war, nicht mehr wiedererkannte. Mir wurde schlecht und das Ehelend fraß sich wie Säure durch meinen Magen. Mein Blick löste sich wieder von meiner Familie und wanderte wieder zu dem Haufen Erbrochenem. Wollte ich wirklich so enden? Als Titanenkotze? Ganz zu schweigen was mit meiner Familie passieren würde. Direkt über mir hörte ich es schreien, als einem Mann ein Bein abgebissen wurde. Scheinbar hatte der Titan vor seinen eben entleerten Magen wieder zu füllen. Und dann legte sich in mir ein Schalter um, der meine Angst in den Hintergrund schob und mich wieder klar denken ließ. Ich wollte noch nicht sterben, ich wollte leben und dafür würde ich bin zum bitteren Ende kämpfen. Entschlossen blickte ich mich um. Das Haus der Meyers fiel in mein Blickfeld. Es war noch nicht von Titanen besetzt worden. Soweit ich wusste, hatten die Meyers einen Keller mit einer eisenbeschlagenen Türe. Ich war einmal dort gewesen und hatte mit dem freundlichen alten Herren Meyer Wein hergestellt, den er dort unten in seinem Kellerraum lagerte. Die Vorstellung, dass der alte Herr mit dem weißen Bart und der Nickelbrille gefressen worden war, betrübte mich irgendwie ein wenig. Trotzdem würde seine Vorliebe für Wein uns vielleicht das Leben retten. „Los! In das Haus der Meyers! Die haben einen Keller!“ wies ich meine Familie an. Schnell flitzten wir an anderen Überlebenden vorbei und zwischen den Titanen hindurch. Zügig erreichten wir die Haustüre der Meyers, die glücklicherweise offen stand, und visierten die kleine Falltür an, welche ich direkt ausfindig gemacht hatte. Wir kletterten nach untern und schlossen ab. Gerade in dem Moment hörte ich das Fensterglas bersten. „Hoffentlich entdecken die uns nicht!“ hörte ich meine Mutter flüstern, als wir im Keller zwischen den Weinfässern saßen und uns ängstlich zusammenkuschelten. Stampfende Schritte von den kleinsten der Titanen waren zu hören, die mühelos in das Haus passten, während die größeren Exemplare weiter die Einrichtung demolierten. Doch waren diese Wesen nicht intelligent genug, um uns zu finden.
 

Nackt und mit diesem Blick, als hätten sie Weed geraucht, erinnerten Titanen leicht an Zombies. Zwar gab es sie in allen unterschiedlichsten Größen, aber Intelligenz konnte man ihnen wahrlich nicht zuschreiben. Doch dabei waren sie beinahe unzerstörbar. Zombies konnte man wenigstens den Kopf abschießen, aber anders als Zombies vermehrten sich Titanen nicht. Zumindest vermutete ich das. Die Schritte entfernten sich bald und die Titanen hörten auf das Haus zu verwüsten. Man hörte noch die Schreie von Menschen, die gefressen wurden. „Und was machen wir jetzt? Die suchen zwar nicht mehr nach uns, aber weg kommen wir hier genauso wenig!“ ergriff mein Vater als erstes das Wort. „Von Wein können wir uns auf jeden Fall nicht ernähren! Wir werden sterben, genau wie die anderen!“ entgegnete meine Mutter und fing bitterlich zu weinen an. „Das ist alles deine schuld! Hättest du uns nicht in diesen blöden Keller geschleppt!“ raunzte Radolf mich an, was mich tierisch aufregte. Ohne mich wären wir jetzt alle tot, aber ja, ich war ja immer an allem schuld.
 

Radolf Freiburg war groß, schlank gebaut und ein Typ Mann, dem die Haare überall sprossen…außer auf dem Kopf. Seine Haare waren hellbraun und er trug einen Schnauzhart. Sein Blick war stechend und die meiste Zeit angriffslustig auf mich gerichtet. Mit seinen blauen Augen und seiner gebräunten Haut hätte er für sein Alter ein bildschöner Mann sein können, wäre ihm da sein eigenes Verhalten nicht im Wege. Der Mann war Choleriker, ein Macho, kam mit sich selbst und seinem Leben nicht zurecht und benahm sich oftmals wie ein Maurer. Gut...als Holzfäller ensprach er im weitesten Sinne dem Berufsbild eines Maurers oder zumindest dem eines schwer arbeitenden Mannes, aber wer mit einem Tritt geweckt wurde, der würde sich diesen Mann lieber als einen Schreiber...oder Arzt wünschen. Radolf aß auch noch wie ein Schwein aus einem Trog und stellte Sachen nicht zur Seite, sondern trat sie zur Seite. Meinen Erzeuger hatte ich nie kennen gelernt und seit meinem vierten Lebensjahr war er für mich präsent. Als ich acht Jahre alt war, bekam meine Mutter dann meinen Bruder. Während ich mich mit meinem Stiefvater ständig in der Wolle hatte, verstand ich mich mit Pascal und meiner Mutter bestens.
 

Da ich durch meine Erziehung von Kind an nichts anderes gewohnt war, als hinzunehmen und zu schweigen, war ich versucht auch dieses Mal wieder die Klappe zu halten und den Mann vor mir zu ignorieren. Vielleicht würde meine Mutter notgedrungen wieder für mich einspringen und mich verteidigen. Doch ich hatte Menschen sterben sehen, hatte gesehen wie meine Nachbarn und andere qualvoll ums Leben kamen. Ich.wollte.nicht.mehr.schweigen!! „Ist das dein scheiß ernst?!! Ich habe euch den ARSCH gerettet, verdammt! Ohne meinen Einfall wären wir jetzt alle tot!! Wer ist denn konfus durch die Gegend gerannt? Du oder ich?!“ schrie ich ihn an, sodass meine arme Mutter direkt aufzuckte, in der Erwartung, Titanen hätten mich gehört und würden versuchen hier einzudringen. Doch nichts rührte sich, während von draußen weiterhin Schreie zu hören waren. „Ich will nach Hause!“ weinte mein Bruder und meine Mutter nahm ihn tröstend in den Arm.
 

Clodia Freiburg war eine starke und energiegeladene junge Frau mit dunkelbrünetten schulterlangen lockigen Haaren, grünbraunen Augen und leicht gebräunter Haut. Auf ihrem Schoß saß mein sieben Jahre alter Bruder. Pascal hatte dunkelblonde kurze Haare, Vaters blaue Augen und einen normalen Teint. Ich sah ihm, mit meinen hellblonden hüftlangen Haaren und den ebenfalls blauen Augen ziemlich ähnlich. Auch hatte ich ungefähr dieselbe Hautfarbe wie er. Obwohl wir nur Halbgeschwister waren, sahen wir uns ähnlicher wie direkte Blutsverwandte.
 

„Wir müssen hier weg, ehe wir die einzigen Überlebenden sind!“ richtete ich mein Wort wieder an alle.

„Und wie bitte soll das gehen? Dann denk dir mal einen schlauen Plan aus, wenn du ja alles kannst!“ gab mir Radolf zur Antwort. Warum konnte mich dieser Mann eigentlich nicht leiden? Ich versuchte mir zu erklären, was ich ihm getan hatte, dass er mich nicht mochte? Mein Bruder war auch nicht immer seiner Meinung und meine Mutter legte sich auch oft genug mit ihm an. Aber ich wurde als einzige Person IMMER von ihm angegriffen oder ins Visier genommen. Ich verstand das einfach nicht. Lag es vielleicht daran, dass wir nicht blutsverwandt miteinander waren? „WAS?!! Nur weil du zu doof bist oder weil wir nicht blutsverwandt sind?!“ fauchte ich ihn an, da ich nicht mehr Herr über meine Gefühle war. „Genevieve, sei gefälligst leise! Sonst hören die uns noch!“ wollte meine Mutter dazwischen gehen, wurde aber von beiden Streitparteien ignoriert. „Was hat das denn damit zu tun?!“ wurde nicht minder laut zurückgefaucht. „Du hast mich mein Leben lang immer zur Sau gemacht, weil wir nicht blutsverwandt sind! Ist.doch.so!“ entgegnete ich ihm gefährlich ruhig.

„Ja klar! Einbildung ist auch eine Bildung!“

„Dann bin ich anscheinend sehr gebildet! Hach, was bin ich schlau!“~

„Wenn du so schlau bist, dann kannst du uns sicher sagen, wie wir hier wieder wegkommen?!“

„Nö! Denk doch selber nach, du...MONK! ...Aber mal Butter bei die Fische! Warum kannst du mich nicht leiden???“

„Weil du nicht hörst, wenn ich dir was sage; dich im Haushalt rein gar nicht betätigst….!“

„Weil ich andere Ansichten habe und nicht einsehe, dass ich als Frau nur den Haushalt machen muss, während du und mein Bruder daneben sitzt…!“

„Weil ich erwachsen bin und weiß, was das Richtige ist und weil das nun mal so ist, dass die Frauen den Haushalt machen und die Männer dafür arbeiten gehen…!“

„Weil Alter keine Reife in allen Dingen vorrausetzt und ich zu einer Generation Menschen gehörte, die alles eben anders angehen.. Und zum Thema Arbeit! Wir können ja gerne tauschen! Und seit wann arbeitet Pascal? Also warum soll ich dann den Haushalt machen und er nicht?!“

Der Hausherr fand anscheinend keine guten Argumente mehr, denn er schwieg sich erstmal aus. Diese Gelegenheit nutze ich sofort: „Ich wiederspreche oder mache manche Dinge nicht, weil ich dich ärgern will, sondern weil ich darin nicht den Sinn sehe und es deshalb anders machen möchte! Und ich weiß nicht! Eigentlich habe ich dich sogar sehr lieb, aber du behandelst mich immer wie das arme Stiefkind! Blutsverwandtschaft sagt nichts über eine Familie aus! Nichts über die Bindung, die Liebe, die einem als Familie verbindet! Ich bin nicht dein Blut, aber ich bin das, was du aus mir machst! Ich bin dein Herz! Und das zählt mehr als die Gene!“. Ernst sah ich den Mann vor mir an und Stille legte sich über den kleinen Kellerraum. Plötzlich hörte man es splittern und ein Arm bohrte sich durch die Falltür des Weinkellers. „Sie haben uns gefunden!“ rief Pascal und sprang auf. „Jetzt sind wir erledigt!“ fügte mein Vater hinzu. „Nein! Nicht wenn wir die Zwischentür zum Nachbarskeller aufbekommen! Der Keller der Meyers ist mit dem Keller der Nachbarn verbunden und nur durch eine Türe getrennt! Zumindest hat Herr Meyer mir das so gesagt!“ warf ich in die Runde und hechtete zu der besagten Türe, die sich ganz hinten im meyerischen Keller befand und einen eher unauffälligen Eindruck machte. Als ich daran rüttelte, war sie verschlossen. Inzwischen waren die Titanen dabei sich immer weiter durch die Türe zu graben. „Was machen wir denn jetzt?!“ rief meine Mutter in Panik aus. Ich nahm mir eine Axt zur Hand, die an der Wand gelehnt hatte: „Ihr tretet die Türe ein und ich filetiere die Titanen!“. Radolf wollte protestieren, als ich nach vorne stürmte und mich auf den ersten Titanen stürzte, der sich durch die Falltür pellte. Diese Exemplare hatten zum Glück menschliche Größe, weshalb sich der Kampf mit ihnen sich ein wenig leichter gestaltete. Während ich meine Axt schwang und sie dem ersten Titanen in den Hals bohrte, schlug meine Familie wie verrückt auf die Türe ein. Noch mehr Titanen zwängten sich durch den aufgebrochenen Spalt und so langsam wurde es eng. Egal wo ich hinschlug, diese Wesen regenerierten sich wieder oder es hatte gar keinen Effekt auf sie. „Mist!“ hörte ich mich selber lauthals fluchen, da die Titanen mir gefährlich nahe kamen und immer noch mehr von ihnen mit dazu stießen. Endlich hörte ich das bersten von Holz hinter mir und ich wusste, dass meine Familie es endlich geschafft hatte die Verbindungstüre zu durchbrechen. Schnell spurtete ich in ihre Richtung, die Titanen im Schlepptau. Wir liefen durch die Türe und nach oben in die Wohnung. Von dort aus ging es auf die Straße. „Zur Mauer Maria ist es nicht mehr weit!“ erklärte ich und spurtete vorraus, meine Familie folgte mir. Um den Titanen ausweichen zu können, konzentrierte ich mich auf mein Gehör, da diese Wesen nicht gerade leise waren und immer noch Menschen fanden, die sie fresen konnten. Ich bemühte mich also, in Richtung der Titanen zu rennen, die bereits beschäftigt waren oder Stellen zu suchen, wo sich keine Titanen aufhielten. Die Axt hatte ich immer noch in der Hand, um mich im Notfall verteidigen zu können. Doch als wir vor Mauer Rose standen, klaffte dort ein riesiges Loch. „Die Mauer ist anscheinend auch durchbrochen worden! Was machen wir denn jetzt? Soweit ich weiß, liegt dahinter nur eine riesige Fläche, perfekt um gefressen zu werden!“ konnte ich meine Mutter hören, während wir alle Fassungslos vor der kaputten Mauer standen. Wenn die anderen Mauern auch durchbrochen wurden, dann gab es keine Überlebenschance mehr für uns. „Da kommen Soldaten! Bestimmt retten die uns!“ hörte ich meinen Vater sagen und tatsächlich kamen vier Reiter auf uns zu. Da auf ihren Uniformen das Zeichen der Rose zu sehen war, konnte es sichs dabei nur um die Mauergarnison handeln.
 

„Schnell, steigt auf die Pferde!“ rief einer der Männer und kam zusammen mit den anderen zu uns geritten, um beim Aufsteigen auf die Pferde behilflich zu sein. Ein wenig ängstlich klammerte ich mich an dem anführenden Soldat fest, während meine Mutter, mein Vater und mein Bruder jeweils hinter den anderen Männern saßen. Lautes Stampfen ertönte, als Titanen auf uns zu gerannt kamen, in der Hoffnung noch etwas zu Essen zu ergattern. Schnell preschten die Pferde los und ich hatte Mühe mich festzuhalten. Nun tauchten Titanen von allen Seiten auf und versuchten uns zu greifen. Ich hatte noch gerade Zeit mich zur Seite weg zu ducken, als ein Titan meinem Vordermann den Kopf abbiss und vom Pferd hob. Schnell ergriff ich die Zügel. Ich hatte noch nie im Leben ein Pferd geritten, geschweige denn darauf gesessen, aber meine Instinkte leiteten mich und anscheinend reichte es, um das verängstigte Tier zu lenken. „Papa, duck dich!“ rief ich meinem Vater zu, ehe der nächste Titan ihn köpfen konnte. Der Soldat vor ihm hatte weit weniger Glück und so verschwand gleich der nächste Retter. Der nächste Titan stellte sich dem Reiter mit meinem Bruder in den Weg und schnappte sich den Soldaten von vorne. Pascal sah geschockt zu, wie der Mann vor seinen Augen verspeist wurde und blieb somit auf der Stelle stehen. „Nimm die Zügel in die Hand und komm!! Oder willst du gefressen werden?!“ schrie ich meinen Bruder an. Ziemlich verängstigt ergriff auch Pascal endlich, auch wenn unbeholfen, die Zügel. Ein wenig erleichtert konnte ich erkennen, dass das Tier sich von dem Kleinkind führen ließ und mein Bruder sich wieder in Bewegung setzte. Der Reiter meiner Mutter wurde von der Seite angegriffen, seinen Arm zwischen den Zähnen eines Titans eingeklemmt. Dadurch, dass der zusätzliche Ballast von den Pferden war, waren wir nun viel schneller und konnten den uns angreifenden Titanen entkommen. Diese nahmen aber weiterhin die Verfolgung auf. Das Tor von Mauer Rose kam schon in Sicht und erleichtert wollte ich aufatmen, als ich merkte, dass es sich schloss. „Scheiße! Die wollen uns hier einfach verrecken lassen! Das Tor geht zu!!“ schrie ich und trieb mein Pferd nur noch mehr an. „Mit den Pferden passen wir da nicht durch! Wir werden absteigen und durch das Tor laufen müssen!“ hörte ich meine Mutter rufen. Kurz warf ich einen Blick nach hinten. Die Titanen waren uns dicht auf den Fersen. „Wenn das Tor bis dahin noch offen ist, dann ja!“ entgegnete ich Ihnen. Im Laufsprung stiegen wir von unseren Pferden und meine Mutter hatte gerade noch genug Zeit meinen Bruder vom Pferd zu hieven. Das Tor war schon zu ein Fünftel heruntergelassen und bald würde kaum noch mehr ein Mensch durchpassen, als uns ein Titan von der Seite angriff und damit den Weg blockierte. „Lauft ihr rein, ich lenke ihn ab!“ rief ich meiner Familie zu, wieder die Führung übernehmend. Der Titan, der aussah wie ein Mongoloid mit speckiger Statur und einem blonden Pisspottschnitt, kam direkt auf mich zu und wollte nach mir greifen. Ich entfernte mich von dem Tor und schlug mit der Ax nach dem Titan. Doch dieser gluckste nur amüsiert und versuchte weiterhin nach mir zu greifen. Plötzlich nahm mir jemand die Axt weg und ich sah geradewegs in die Augen meines Vaters: „Geh durchs Tor! Ich werde das machen! Du kannst ja noch nicht mal die Axt richtig halten!“. „Du Doof! Warum bist du zurückgekommen?!“ schrie ich ihn panisch an, während wir zusammen mit dem Titanen ein kleines Tänzchen aufführten, um diesem ausweichen zu können. „Ich lasse meine Tochter bestimmt nicht hier sterben und sehe dabei zu! Geh durch das Tor, ehe es zu ist!“ wiederholte er seine Forderung nochmal und schwang die Axt. „Aber…!“ wollte ich protestieren, wurde aber von ihm unterbrochen; „Tu einmal im Leben was man dir sagt!!“. Ich schluckte, versuchend die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken: „Ist gut!“. „Ich bin Holzfäller, ich schaffe das schon!“ entgegnete er mir und wandte sich wieder dem Titanen zu, welchem mittlerweile ein paar Finger fehlten. »Ich kann das schon, ich bin der Beste«, so und nicht anders hatte ich diesen Mann mein Leben lang gekannt. Typisch Macho halt. Aber eben dieser Charakterzug war es, der diesen Mann zu dem machte, was er war. Ein Mann mit Selbstzweifeln, die er hinter vorgetäuschter Stärke zu vertuschen versuchte, ein Mann ohne Manieren, ein lauter Mann, aber auch ein Mann mit Herz. Er und ich wussten, dass er trotz dessen nicht wiederkommen würde. Da half ihm seine Arbeit als Holzfäller auch nicht viel. Dieser Satz war das Letzte, was ich von meinem Vater hören würde, ehe sich die Mauern für immer für ihn schließen würden. Ich würde meinen Vater niemals wiedersehen. Unter Tränen meine seelischen Qualen herausschreiend rannte ich zum Tor und schaffte es mich noch hindurch zu rollen, ehe sich dieses schloss und damit einen Menschen zurückließ, den ich mein Leben lang gehasst und bis zum bitteren Ende geliebt hatte.



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