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Zwei Tiere in Ionia

von

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Kapitel 49 - Über Intrigen und Täuscher

Neru PoV

 

...Auf dem kleinen Pfad zum Anwesen der Du Couteaus wurde ich von einer Wache begleitet, die streng geradeaus ging ohne etwas zu sagen. Auch lief er im Eiltempo um mich schnell abzuliefern. Als ich mich umsah, sah ich innerhalb der Mauer, die das Anwesen umkreiste, nur graugrünes, kurzes Gras. Es sah alles gleich und langweilig aus.

 

Wir erreichten eine große, schwere Holztür, die jedoch nach einem Klopfen sofort geöffnet wurde. Talon zeigte sich hinter ihr, aber seine kalten Gesichtszüge lockerten sich auch nicht, als er mich erkannte. ,,Hey", grüßte ich ihn schüchtern, weil ich nicht wusst, was ich sagen sollte. ,,Ich bringe dich sofort zu Katarina", meinte er nur gleichgültig. Zugegeben überraschte es mich etwas, dass er sich mir gegenüber so soldatisch verhielt. Aber auf dem Kriegsschiff habe ich auch keine Sonderbehandlung erwartet.

 

Er schloss die Tür hinter mir, während die Wache zurück zu ihrem Posten lief. ,,Komm", forderte Talon mich auf und ging auf eine breite Steintreppe zu, die am Ende der  Eingangshalle lag. ,,Kat meinte schon, dass sie dir eine Nachricht hinterlassen hat, aber ich glaube nicht, dass sie erwartet hat, dich hier so schnell zu sehen", sagte er, während wir die Stufen hinauf stiegen. ,,Ja, das war auch eine sehr spontane Entscheidung", sagte ich etwas verlegen, ,,aber ich störe doch nicht, oder?" ,,Wie könnten du oder deine Schwester uns jemals stören?"

 

Selbst bei dieser Aussage lächelte er nicht, aber ich wusste, dass sie von Herzen kam. Also schmunzelte ich den Rest des Weges, der noch durch einen langen Gang führte, ehe er mich vor einer Tür stehen ließ. ,,Das ist Kats Zimmer. Ich suche sie und bringe sie sofort her. Tritt ruhig ein und mach es dir gemütlich", dann verschwand er in den Schatten.

 

Langsam öffnete ich die Holztür und betrat die prachtvollen Gemächer Katas. Vor den riesigen Bogenfenstern hingen blutrote Vorhänge aus Satin, die bis zum Boden reichten. Die Möbel waren aus hochwertigem Wahlnussholz und glanzpoliert. Der Kleiderschrank sowie der schwere Schreibtisch waren mindestens zwei Meter breit und Kleinigkeiten wie Fenster-, Tür- und Schubladengriffe oder Stifte bestanden aus Kirschholz, welches hier weit und breit nicht existieren sollte. In der Ecke stand die Tür zu einem privaten, luxuriösen Bad offen und das Bild wurde durch einen großen, goldenen Kronleuchter mit fünf Kerzen perfektioniert, welcher zusätzlich noch mit kleinen Rubinen und noch kleineren Smaragden bestückt war. Auf einer Fensterbank standen noch zwei Öllampen aus Altgold, die nachts zusätzliches Licht spendeten. Ich war einfach überwältigt. Als Du Couteau hat man es wohl gut.

 

Weil ich mir nicht sicher war, wo ich mich hinsetzen sollte, setzte ich mich neben dem Tisch einfach auf meine Rute. Es gab sowieso nur eine Sache, die für mich bequemer gewesen wäre.

 

Aber dann sah ich mich genauer um und bemerkte den Schild über der Tür, der Noxus' Wappen trug. Er war rund und eher klein, aber aus Stahl, und zwei Kurzschwerter - ähnlich wie Katas - hingen gekreuzt dahinter. In den Regalen lagen Waffen - vor allem Dolche - aller Art und standen Trophäen und Auszeichnungen. Herr Du Couteau ist bestimmt ein stolzer Vater dachte ich mir, als plötzlich die Tür aufging und die rothaarige Frau eintrat, an die ich gerade gedacht habe.

 

,,Neru!", begrüßte sie mich erfreut und umarmte mich, dabei kickte sie die Tür mit dem Bein hinter sich zu. Ich erwiderte die Umarmung, und als wir uns lösten, meinte sie: ,,Setz dich doch auf den Stuhl oder aufs Bett, sonst fühl ich mich noch schlecht" Dankend kichernd ging ich ihrer Bitte nach und nahm Platz am Schreibtisch, während sie sich vor mich auf die Tischplatte setzte und ihre Beine überschlug.

 

,,Bist du gut hergekommen?", begann sie mich auszufragen. ,,Ja, alles lief gut", antwortete ich mit einem Lächeln. ,,Komm, ich zeig dir das Schloss, während wir plaudern" S-s-schloss!? Mir ist aufgefallen, dass das Anwesen gigantisch ist, aber das ist schon bisschen übertrieben, oder nicht? Diese Familie blieb mir für immer ein Rätsel. Aber vielleicht war das einfach typisch für Adelige. Ich meine, für Azir war ein Palast zu erwarten, aber war es normal mit viel Geld auch das krasseste Haus zu besitzen? Ich hatte noch Einiges über die verschiedenen Kulturen zu lernen. Denn ich wusste nur für mich, dass ich mit unserem kleinen Haus mehr als zufrieden war.

 

Kata erzählte mir über Noxus und über ihre glorreichen Taten, während sie mich rumführte, aber auch über sie und Talon. Mir gefiel der Fakt sehr, dass sie schon von der ersten Sekunde an nervig war und ihr Vater lange brauchte um die beiden zu bändigen. Dafür waren sie jetzt wie ein Herz und eine Seele. Geschwister sind wirklich eine tolle Sache; anstrengend, aber toll.

 

Die Assassinin zeigte mir die Küche, den Konferenzsaal und etliche Trainingsräume, die auf das Training von professionellen Assassinen ausgelegt waren, aber viele Zimmer in den Gängen ignorierten wir. Auch ist mir aufgefallen, dass hier sehr viele Angestellte tätig waren. Jetzt liefen wir durch einen kleinen, sehr einfachen Garten, der wohl hinter dem Schloss lag, sodass ich ihn von vorne nicht gesehen hatte. Aber er war nicht wirklich nennenswert, denn mehr als Gras, zwei Bänke und einen kleinen Springbrunnen gab es hier nicht. Jener war nicht mal schön verziert oder so. Im Vergleich zu Ionias Gärten war das hier eine Beleidigung, aber was habe ich auch von Noxus erwartet?

 

Wir gingen wieder rein und gingen wieder eine Treppe rauf, da sah Kata sich um und flüsterte dann zu mir: ,,Wir müssen reden" Reden wir etwa schon nicht die ganze Zeit? Meinen fragenden Blick ignorierend zog sie mich den Flur entlang, bog ab und schob mich schnell in eine kleine Besenkammer.

 

Als sie sich zu mir drehte, fragte sie ernst: ,,Du hast meine Nachricht von Yi während des Krieges erhalten?" Ich antwortete - immer noch irritiert: ,,Ja, deshalb bin ich hier" ,,Gut", kommentierte sie. ,,Das was ich dir jetzt sage, darf niemand erfahren - nicht einmal Yi" Ich nickte stumm.

 

,,Also, es ist so", fing sie an, ,,Swain hat eine Art Gehirnwäsche benutzt, um sich überhaupt seinen Titel zu verschaffen. Eigentlich dürfte er gar nicht mehr beim Militär sein. Außerdem hat er es wahrscheinlich genauso bei Jarvan IV. gemacht, um einen Krieg anzuzetteln. Plötzlich sind ja noch mein Vater und unser letzter Herrscher verschwunden - beziehungsweise plötzlich verstorben; wir sind uns sicher, dass er daran Schuld ist, weil ihm sonst der Waffenstillstand im Weg wäre. Verstehst du? Er ist ein unheimlich guter Stratege, also braucht er einen Krieg, um dem Volk von Nutzen zu sein. Talon und ich haben es satt und wollen es beenden. Über die Raben kommunizieren wir seit 'ner Zeit mit Demacia, also nur mit Jarvan IV. und Garen. Sag Talon bitte nichts von Garen, denn ich schreibe die Briefe; das würde nur Stress geben. Die Post über Raben wird nämlich nie überprüft, weil nur Swain über sie schreibt. Das darf auch niemand erfahren. Es ist ein Staatsgeheimnis, weil das sonst jeder so machen würde. Wir haben uns mit Jarvan IV. verabredet, dass er uns bald abholt und nach Demacia schmuggelt. Aber man merkt, dass er uns nicht ganz vertraut, also könnte er vielleicht sogar nicht selber kommen, sondern jemanden schicken, aber das ist nicht schlimm. Wir müssen so schnell wie möglich dort hin. Ich habe keinen Bock mehr. Noxus braucht einen guten Herrscher und nicht einen macht-versessenen Krüppel. Doch wir haben keinerlei Beweise, um es öffentlich zu machen. Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Auch wenn ich jetzt wahrscheinlich viel zu viel von dir verlange, zähle ich auf deine Unterstützung, wenn wir diese benötigen. Wir finden schon Wege dich im Notfall zu erreichen. Keine Sorge, ich will dich nirgends mit reinziehen, wir brauchen nur einen unserer Leute in Ionia. Bist du dabei?" Sie streckte mir im Dunkeln eine Hand hin und ich schlug ohne zu zögern ein.

 

,,Steht's zu Diensten, meine Königin", sagte ich und verneigte mich. ,,Was!? Wieso Königin?", rief sie ungläubig auf. ,,Also ich bin dafür, dass du Noxus leitest", antwortete ich ehrlich. ,,Nein, ich bin kein Politiker. Ich mach den Job nicht. Außerdem bin ich schon auf der Suche nach einem guten Herrscher", sie kam mir etwas verlegen vor, weil es schon ein gewisses Kompliment war. ,,In Ordnung, aber wenn du keinen findest, wirst du wenigstens vorübergehend an die Macht müssen" ,,Ja, wahrscheinlich", sie scharrte nervös mit dem Fuß, ,,aber nur vorübergehend!" ,,Ja", lachte ich, ,,gehen wir hier wieder raus?" Schon öffnete sie die Tür und wir traten in Licht.

 

Ich werde mein Bestes geben um sie zur Königin zu machen. Sie hat durchaus die Qualifikationen, auch wenn sie etwas anderes behauptet. Denn ich bin überzeugt davon, dass sie ein Schlüssel zum Frieden in dieser Welt ist. Auch wenn es nicht besonders viel ist, werde ich mir alles mögliche versuchen, um sie zur Herrscherin zu machen...



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