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Calls out of the Dark

von

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Gefühle

Er würde nie vergessen, wie seine Eltern sich von ihm verabschiedet hatten und danach nie wieder gekommen waren.

Wie sie ihn alleine gelassen hatten, bei dieser alten Schrulle, die ihn mit ihren konservativen Erziehungsmethoden beinah an den Rand der Verzweiflung getrieben hatte.

Rational gesehen wusste er, das sie selber mit dem Verlust IHRES Kindes, seinem Vater, zu kämpfen hatte und da es offensichtlich war, das Sasori diesem mehr als ähnlich sah, sich wahrscheinlich einfach nicht auf ihn einlassen konnte.

Und es frustrierte ihn, immerhin hatte er am wenigsten für den ganzen Schlamassel gekonnt, war er doch gerade mal acht Jahre alt gewesen und hätte sich doch nicht sehnlichster als Aufmerksamkeit und Trost gewünscht.

Doch Menschen waren eigen, feige und ließen sich viel zu sehr von ihren Emotionen leiten.

Das Chiyo deswegen ihr Enkelkind hatte vor den Kopf gestoßen war Beweis genug.

Weil sie „emotional nicht dazu in der Lage war“, so hatte man es ihm damals erklärt und schon als Kind hatte er gewusst, dass das totaler Quatsch war.

Etwas Gutes hatte die alte Kuh jedoch mit sich gebracht und zwar hatte sie ihn ans Puppenspiel heran geführt und das war bis heute das einzige Scherbenteil, welches sich nicht verräterisch in seinen Rücken gebohrt hatte.

Er zählte sich eher zu ihnen, als zu den Menschen.

Kalt, gefühllos und vor allem unantastbar.

Er hatte wie sie sein wollen und es letztendlich auch geschafft und manchmal wünschte er sich, es gäbe die Möglichkeit seiner Großmutter noch einmal über den Weg zu laufen, einfach um ihr genau das rein zu drücken…
 

Er seufzte, als er die erneute Weggabelung erblickte und die leeren, schier endlosen Gänge, die dahinter lagen.

Hier sah aber auch alles gleich aus.

Und es war so unübersichtlich, von draußen machte das Gebäude gar nicht mal so einen großen Eindruck.

Doch er musste sich eingestehen, dass sie sich wohl verlaufen hatten.

Um ehrlich zu sein konnte er nicht einmal mehr genau sagen, auf welcher Etage sie sich befanden und jedes Mal wenn er durch eines der Fenster nach draußen lugte, dann konnte man wegen des dort vorherrschenden Schneesturmes kaum etwas erkennen.

Das Wetter in den Bergen änderte sich oft ziemlich rasch, von einem Extremum zum Anderen, das hatte seine Mutter ihm einst mal erklärt.

Sie, in der Wüste, hatten eigentlich immer nur Sonnenschein gekannt, doch nachts, da konnte es manchmal so richtig kalt werden.

Er hatte es geliebt, sich dann immer zu seinen Eltern ins Schlafzimmer zu stehlen, zwischen sie zu kuscheln und dort weiter zu schlafen.

In der Geborgenheit von Mama und Papa, und…

Ruckartig hielt er an, schüttelte den Kopf und versuchte somit die sentimentalen Gedanken ein für alle Mal los zu werden, doch es gelang ihm nicht.

Das Bild seiner Eltern war genau so klar zu sehen wie auch zuvor schon.

Was nur in ihn gefahren?

Jahrelang hatte er nicht einen Gedanken an sie verschwendet, nicht einen.

Und jetzt…

Ob sie deswegen böse waren, fragte er sich plötzlich.

Verwundert guckte er auf, immer noch mit sich selber rangelnd richtete er den Kopf schließlich gen Decke, als erwartete er, das seine Eltern dort hängen würden.

Was sie wohl sagen würden, zu dem Weg welchen er gewählt hatte?

Ob sie ihn trotzdem noch lieben würden?

Ob sie stolz wären?

Er drehte den Kopf ein wenig, schielte zu Deidara, welcher sich rasselnd atmend hinter ihm her schleppte, die Wangen feuerrot und kalter Schweiß tropfte ihm von der Stirn.

Und mit einem Mal schämte er sich.

Vor seinen Eltern, vor allem vor seiner Mutter.

Denn so wie er die Gute kannte, wäre der Junge genau nach ihrem Geschmack gewesen.

Süß, gesprächig und vor allem höflich und zuvorkommend.

Und das war er tatsächlich, beinah schon zu gut erzogen für einen Nuke-Nin.

Meistens.

Ein bisschen mehr Respekt könnte auch dem Gör nicht schaden, so viel stand fest.

Er biss sich nervös auf die Unterlippe, als die blauen Augen seines Partners und seine Braunen sich mit einem Mal trafen.

Angesäuert blickte der Jüngere ihn an.

„Was?“, keuchte er und man merkte, dass ihn das Sprechen anstrengte.

Pikiert rümpfte der Blonde die Nase und warf ihm einen weiteren, mürrischen Blick zu.

„Machts' Spaß zu zusehen, wie Andere deinetwegen leiden?“, verlangt er schließlich zu wissen.

Sasori lachte trocken.

Seinetwegen, der war schon ein Scherzkeks.

Was konnte er denn bitteschön für die Schwächen des menschlichen Körpers?

„Was habe ich mit deiner geschwächten Immunabwehr am Hut?“, entgegnete er trocken, wollte weiter gehen, doch der Blonde hatte sich erschöpft an die Wand gelehnt und begann erneut zu Husten.

So ging das schon die Ganze Zeit und wenn es so weiter gehen würden, dann wären sie noch bis Neunjahr hier drinnen.

Und Sasori hasste es, wenn sich Sachen unnötig in die Länge zogen.

Er hasste es zu warten.

Er hatte so lange gewartet.

Auf seine Eltern.

Jeden Tag, jeder verdammten Tag!

Knurrend wirbelte er zu der blonden Frohnatur herum und funkelte ihm zornig entgegen.

„Muss das echt jedes Mal sein?“, raunte er dunkel, nachdem diese sich von ihrem Anfall erholt hatte und zitternd zum Stehen kam.

„Ein bisschen Mitgefühl wäre mal freundlich.“, knurrte Deidara nur zurück und schaute ihn aus zusammen gekniffenen Augen an.

Sasori lachte trocken.

„Mitgefühl? Für so etwas hab ich nichts übrig, das weißt du.“

„Könnte aber mal nicht schaden.“, zischte der Blonde gehässig zurück.

Sasoris Braue zuckte.

„Ich habe keine Gefühle und das weißt du. Und wenn ich dir einen Tipp geben dürfte, dann würde ich dir raten sich ihnen ebenfalls schnellst möglichst zu entledigen. Es lebt sich wirklich besser ohne, außerdem würdest du dann nicht bei jedem Kleinscheiß rum heulen...“

„Wegen jedem Kleinscheiß!?“, fiel ihm der Blonde ins Wort, „Entschuldige bitte das ich wegen dir, Meister Sasori, draußen im Schnee überwintern musste und deswegen, oh Wunder, auch noch krank geworden bin! Ist ja nicht so, das ich es mir ausgesucht hätte, aber wenn du nicht immer nur mit deinen Gedanken bei dir selbst und deinen Problemen wärst, dann wär' die Mission vielleicht inzwischen längst beendet.“

Zähne knirschend hob der Rothaarige den Blick.

Das Balg war doch echt von allen guten Geistern verlassen, was maßte es sich da eigentlich an?

„Ich hab keine Probleme.“, fuhr er den Jüngeren barsch an, „Mein einziges Problem bist du.“

Deidara schnaubte verächtlich, was den Puppenspieler noch mehr in Rage versetzte.

Und mit einem Mal war es ihm egal, was seine Mutter davon halten musste, wie er war.

Er war halt so zu Deidara, weil man zu ihm nicht anders gewesen war.

Weil er alleine gewesen war.

Weil keiner ihm gegenüber Mitleid gezeigt hatte.

Aber es war nicht seine Schuld, diesen Schuh würde er sich nicht anziehen.

Er war so gemacht worden, er hatte sich nicht selbst so gemacht.

Und er hasste es.

Er hasste sie alle, jeden Menschen der seinen Weg kreuzte, denn sie alle waren gleich.

Anmaßend, egoistisch und selbstgerecht.

Genau so wie…

„Was gibt es da zu lachen?!“, fuhr er seinen Schüler an, welcher ihn mit belustigter Miene anschaute.

„Ich bin nicht dein Problem.“, hauchte er und fieses Grinsen zuckte über seine Lippen.

„Dein Problem, Sasori. Bist du selbst.“
 

Er bemerkte das leichte, angespannte Zucken herum um die Mundwinkel seines Partners und wusste, das er seinen Danna genau da hatte, wo er ihn haben wollte.

Und das war auch längst überflüssig.

Denn länger würde er sich nicht mehr von diesem kleinen Giftzwerg herum schubsen lassen, zumindest nicht ohne einmal reinen Tisch gemacht zu haben.

Zornig funkelte Pumuckel ihm entgegen, ihm war wohl nicht entgangen, dass er sich das „no danna“ gespart hatte, etwas, was er bis zum heutigen Tag noch kein Einziges Mal gewagt hatte.

„Wie bitte?“, knurrte der Ältere, doch Deidara zuckte nur gleich gültig mit den Schultern.

„Genau so, wie ich es gesagt habe.“, erwiderte er monoton und beobachtete genau, wie sich der Körper seines Meisters anspannte, wie seine Atmung sich beschleunigte, wie er wütend wurde.

Sehr wütend.

Sasori hasste es, wenn man meinte ihn zu analysieren, wenn man sich anmaßte etwas über ihn zu wissen, was er selber noch nicht wusste.

Immerhin war der Rotschopf der Meinung er hätte die Menschen durch schaut und sah sich somit in der Position eines Art Überwesens, genau so war es und Deidara hatte es sofort gesehen.

Für ihn war sein Meister einfacher zu lesen, als ein offenes Buch.

Und das würde er sich genau jetzt auch zu Nutze machen.

„Was willst du mir denn damit sagen?“, bedrohlich machte der Ältere einen Schritt auf ihn zu, doch der Blonde schlug nur unbeeindruckt mit den Augen auf.

„Du hasst mich, oder?“, begann er und funkelte ihn heraus fordernd an, was Sasori nur ein kaltes Lächeln hervor lockte und er nickte gefährlich.

„Okay.“, Deidara seufzte, „Dann sag mir mal warum, was hab ich dir je getan?“

Innerlich grinsend versuchte er eine Unschuldsmiene auf zu setzten, er wusste was jetzt kam, er kannte seinen Partner, er kannte ihn in und aus wendig.

Es würde Beschimpfungen und Vorwürfe regnen in, 3, …. 2, … 1….

„Was du mir getan hast?!“, lachte der Puppenspieler gehässig auf.

„Lass mich mal überlegen, wo soll ich nur anfangen?!“, wollte er dann übertrieben freundlich wissen, „Vielleicht bei deiner kompletten Art, du bist laut, du bist respektlos, du bist frech, Gott und wie frech du bist. Du kannst die Füße nicht still halten, du bist einfältig und naiv, stark gewiss, aber du wirst jung sterben und dazu noch die Schaufel für dein eigenes Loch in der Hand halten.“, feuerte er ihm entgegen und ein verhaltenes Lächeln zuckte über des Bombers Lippen.

„Ich weiß nicht was da so lustig ist.“, knurrte Sasori, schien jedoch lange noch nicht fertig:“Du handelst unüberlegt und deine dämlichen Tonklumpen rauben mir noch den letzten Nerv, weißt du, dein Gemansche hat rein gar nichts mit Kunst zu tun.“

Verärgert biss sich der Bombe auf die Unterlippe, versuchte seinen Zorn herunter zu schlucken, wenn er sich jetzt hinreißen ließ, dann würde er nur das bestätigen, was Sasori gerade sagte.

Gefährlich lächelnd blickte der Rothaarige ihn an, wusste um das rote Tuch, um die Wunde, in welcher er gerade mit seinem salzigen Finger porkelte, ehe er doch funbeirrt fort fuhr :“Du machst mich einfach krank. Alles an dir.“

Er beschaute sich den Jüngeren mit einem Mal, als ob er etwas rein widerliches wäre, eine Kakerlake oder so, ehe er ihn mit seinen braunen, kalten Augen direkt anschaute.

„Ich...“, begann er, doch Deidara fiel ihm prompt ins Wort.

„Du hasst mich?“, er bemühte sich ruhig zu bleiben und es gelang ihm tatsächlich, wahrscheinlich da er auf Grund seiner Krankheit eh kaum noch Energie hatte, das letzte Bisschen war drauf gegangen, als er hier hinter seinem Meister durch die Gänge her geirrt war.

„Ich weiß, du hasst mich, du hasst alle, alle die böse zu dir waren?“, er hob den Blick und schaute seinen Meister überheblich an. „Ist doch so, oder… Sasori?“

Knurrend fletschte der Rotschopf die Zähne, ähnelte eher einem tollwütigem Hund, als einer lebensgroßen Puppe, es fehlte nur der Schaum in den Mundwinkeln.

„Zügel deine Zunge.“, drohte er dem Jüngeren, doch Deidara dachte gar nicht dran.

„Was wenn nicht? Willst du mich töten? So wie du alle tötest, die dir quer kommen?“, verlangte er zu wissen, wich keinen Zentimeter zurück, als Sasori mit einem Mal bedrohlich auf ihn zu stapfte, „Los, komm töte mich. Ich hätte sowieso längst sterben sollen, du kannst Pein erzählen ich wäre meiner Krankheit erlegen, das steht doch ganz in deinem Interesse.“

Der Puppenspieler nickte zustimmend.

„Das könnte ich machen.“, ein gefährliches Grinsen zuckte über die schmalen Lippen.

„Vielleicht kannst du mich sogar zu einer Puppe machen, ich meine, Pein hätte sicher nichts dagegen. Ich könnte deine neue Lieblingswaffe werden.“, zog der Blonde ihn weiter auf.

Er wusste, wenn Sasori ihn jetzt umbringen wollen würde, was er höchst wahrscheinlich soeben beschworen hatte, dann war sein Schicksal besiegelt.

Er war zu schwach um sich auch nur Ansatzweise zu verteidigen und sein Meister war ihm so schon überlegen.

Er blickte in die rehbraunen, vom Wahnsinn angetriebenen Augen seines Partners, schluckte den Klos in seinem Hals herunter und zwang sich dann ruhig zu bleiben, immerhin hatte er noch ein Ass im Ärmel.

Und damit würde er gewinnen.

Er kannte die Menschen zu gut.

Er kannte Sasori zu gut.

„Als Puppe wärst du zumindest von größerem Nutzen als jetzt.“, wusste der Ältere und seine kalte Hand griff in Deidaras Nacken.

Der Jüngere zuckte leicht zusammen unter der Berührung, biss sich dafür instinktiv, strafend auf die Zunge und blickte seinen Danna dann direkt an.

Die braunen und die blauen Irden fixierten sich eine Weile stumm, beide waren hasserfüllt, bis sich Sasoris Griff um seinen Hals mit einem Mal festigte.

Deidara wehrte sich nicht, bemühte sich ruhig zu bleiben, sich keine Blöße zu geben, obgleich er es langsam mit der Angst zu tun bekam.

Doch er hatte nur eine Chance und diese war jetzt gekommen.

Die Chance Sasori ein für alle mal auf emotionaler Ebene Schach-Matt zu setzten.

„Und wie geht es dann für dich weiter?“, wollte er schließlich nach ein paar Augenblicke der Stille wissen.

Er spürte wie Sasoris Hand kurz zuckte, es war ein kleines Detail, welches ihm verriet, dass sein Meister nicht mit so einer gelassenen Frage gerechnet hatte, denn sein Gesicht verriet wie immer nicht den Hauch einer Emotion.

„Ich werde Pein sagen, du bist leider an der Lungenentzündung verschieden, dann mach ich dich zu einem Teil meiner Samm...“

Deidara lachte gekünstelt auf und für den Bruchteil einer Sekunde flackerte Verwirrung in den braunen Augen seines Gegenübers auf.

„Das mein ich doch nicht.“, gab er belustigt zu verstehen, „Ich meine wie DU dein Leben weiter führen willst.“

Sasori hob verständnislos eine Braue und der Blonde musste sich inständige auf die Zunge beißen, nicht triumphierend zu lächeln.

Das verstehst du nicht, oder, alter Mann?, schoss es ihm durch den Kopf.

„Hab ich doch gerade gesagt, ...“, begann Sasori nach wie vor unberührt von vorne, doch Deidara schüttelte nur den Kopf, was ging, also hatte Sasori seinen Griff um seine Kehle ein bisschen gelöst, woraus er schlussfolgerte, das er dessen Interesse hatte.

Alles verlief nach Plan.

„Ich meine wie es für DICH weiter geht.“, herausfordernd blickte der Jüngere ihn an, senkte den Kopf ein wenig und schielte dann neckisch nach oben.

Sasori schwieg, was Deidara nur als Bestätigung auffasste.

„Nachdem du mich getötet hast...“, wollte er dann mit unschuldiger Miene, „Wie willst du dann weiter machen. Du wirst wieder einen neuen Partner bekommen und der wird dir auch wieder quer kommen, du wirst ihn auch hassen, so wie du alle hasst.“, prophezeite er seinem Meister, welcher zustimmend nickt.

„Menschen taugen ja auch nichts.“, war alles was er dazu zu sagen hatte.

„Tatsächlich?“, Deidara hob den Kopf und ein schelmisches Grinsen breitete sich aus, „Und dabei bist du doch selbst ein Mensch.“

Sasori knurrte und mit einem Mal festigte sich der Griff um seine Kehle wieder, was Deidara ein leises Stöhnen entlockte.

„Ich bin, kein Mensch.“, fuhr der Rothaarige ihn zornig an, zitterte leicht, Deidara hatte ihn.

Den wunden Punkt.

So präzise, so genau angezielt, er hatte ihn nicht verfehlen können.

„Lüg dich doch nicht an.“, entgegnete Deidara ruhig, bemühte sich regelmäßig zu atmen, was schwierig war, denn Sasori drückte die Fingerspitzen in sein Fleisch, schnürte ihm somit die Luft ab.

„Ich lüg dich nicht an.“, knurrte der Rothaarige zurück, hatte in seinem Zorn wohl gar nicht mitbekommen, was sein Partner eigentlich gesagt hatte.

„Nicht mich, dich.“, wiederholte dieser, „Das du mich anlügst, ist mir doch vollkommen egal, außerdem hab ich das direkt bemerkt. Das Schlimme ist, dass du dir Selber was vormachst und es nicht einmal merkst.“

Der Griff wurde noch fester, nun doch panisch schnappte der Blonde nach Luft und seine Hände klammerten sich um Sasoris steinharten Griff.

„Deidara, halte endlich den Mund.“, befahl sein Meister böse.

„Du bist blind, Sasori, du bist blind vor Hass!“, röchelte der Blonde und begann unkontrolliert mit den Beinen zu zucken., „Töte mich, töte sie alle, doch dadurch wird es dir im Endeffekt nicht besser gehen, es wird dir keine Linderung verschaffen, du wirst nie ruhen können, bis du dich nicht mit deinem wahren Feind auseinander gesetzt hast.“

Ihm wurde schwindelig.

Er bekam keine Luft.

Er erstickte.

„Und das bist du selbst!“, presste er unter seiner Schnapsatmung hervor und mit einem Mal ließ Sasori ihn los, er glitt an der Wand hinunter wie ein nasser Sack und blieb zitternd auf dem Boden kauern.

„Was willst du von mir?!“, fuhr Sasori ihn an und das erste Mal in ihrem gemeinsamen Werdegang erkannte Deidara eine Emotion in den Zügen des Älteren.

Und das war Verzweiflung.

„Ich will das du dich ansiehst.“, brachte er schwach hervor und hob den Blick.

„Und was hast du davon?“, wollte der Rothaarige wissen, ließ sich an der gegenüber liegenden Wand hinunter gleiten und blickte dann ebenfalls auf.

Deidara schüttelte den Kopf.

„Nichts?“, es war mehr eine Frage, als eine Antwort.

Nein, so gesehen hatte er nichts davon, wenn er Sasori dazu bringen würde endlich mit sich selber ab zu schließen.

Trotzdem wollte er es.

Einfach so.

Weil er ihn mochte.

Weil er alles war, was er noch hatte.
 

Sasori blickte auf.

Was sagte der Junge da?

Aber was sollte dann das Theater?

Immer noch bebte er, innerlich, er versuchte sich keine Blöße zu geben, nicht noch mehr, doch wusste, er war bereits gescheitert.

Deidara hatte ihn durch schaut.

Noch bevor er sich selbst durch schaut hatte.

Aber wann…?

„Du bist so voller Hass...“, riss der Blauäugige ihn aus seinen Gedanken, saß ihm zusammen gekauert gegenüber, die Knie an die Brust gezogen, das blonde, glänzende Haar komplett zerzaust.

Was hatte Sasori ihm angetan?

Und vor allem, warum hatte er es nicht zu Ende bringen können?

Es hatte doch gar nicht mehr viel gefehlt.

Aber er konnte nicht, er konnte diesen Jungen nicht umbringen.

Nicht jetzt, nicht hier. Nicht so.

„Du bist so voller Hass und Rache, du stehst dir selber im Weg. Sasori...“, der Jüngere blickte auf, „Gibst du dir die Schuld, an alle dem was passiert ist?“

Verständnislos blickte der Puppenspieler ihn an.

„Was…?“, hauchte er, doch Deidara fuhr einfach fort.

„Du hasst dich selber, dafür das du bist wie du bist, du schämst dich, weil du nie hast so werden wollen, aber du hast keine andere Alternative gesehen. Du wolltest den Menschen weh tun, die dir weh getan haben, den Leuten aus Sunagakure, deiner Großmutter, wolltest sie schockieren, wolltest ihnen eins auswischen mit deiner Konvertierung zum Nuke-Nin.“

Sasori zitterte.

„Hör auf...“, hauchte er.

Das konnte nicht sein.

Das konnte doch alles nicht wahr sein.

Woher wusste dieses Drecksbalg das?

Woher hatte es diese Informationen?

Informationen die er immer so gut unter Verschluss gehalten hatte?

Vor allen, einschließlich vor sich selbst.

Doch Deidara schüttelte nur den Kopf, sprach einfach weiter und mit jedem weiteren Wort war es, als würden Sasori tausend Nadeln durch sein Herz gerammt.

„Du bist so auf Rache getrimmt, dass du gar nicht gemerkt hast, das du selbst zu einer Marionette geworden bist. Du bist das Püppchen deines eigenen Schicksals geworden und deswegen hasst du dich und diesen Hass projizierst du unerlässlich auf Andere und dadurch wird es nur noch schlimmer, es ist ein Teufelskreis, Sasori, es…“

„Hör auf!“, schrie der Rothaarige ihn mit einem Mal an, und plötzlich zog sich seine Kehle zu.

Und ihm kam wieder der Gedanke, ob seine Eltern ihn wohl immer noch lieben würden, trotz seines Werdeganges.

Er schämte sich.

Mit einem Mal schämte er sich vor ihnen so Abgrundtief.

Und dann wurde ihm plötzlich bewusst wie eng dieses Gefühl mit dem was Deidara da sagte verknüpft war.

Schwer atmend ließ er die Ellbogen auf die Knie sinken und vergrub den Kopf in den Handflächen.

Das Gör hatte Recht.

Es hatte ihn geknackt.

Bei dem Gedanken lief es ihm kalt den Rücken runter.

Er überlegte was er tun sollte, wie er reagieren sollte, all die Jahre war er sich über seine Handlungen so sicher gewesen, wie er sich gab, wie er sich verkaufte.

Doch Deidara hatte Recht, er hatte nur einen Show gespielt, hatte sich von sich selbst abgewendet und war darüber so frustriert gewesen, das er alles um sich herum dafür verantwortlich machte.

Vielleicht hatte es so kommen müssen, vielleicht hatte das Fass überlaufen müssen…

Wie eine zweite Chance.

Seine Gedanken überschlugen sich.

Er wollte schreien, weinen, er wollte sich an jemanden drücken und doch wollte er alle von sich weg stoßen und wieder alleine sein.

Es war ihm als hätte sich rund um ihn herum mit einem Mal ein riesiger Abgrund aufgetan, er kam wieder vor noch zurück, es gab keinen Ausweg, er konnte nur hier sitzen, still und verharren, warten und hoffen das es irgendwie weiter ging.

Er wusste nicht wohin mit sich.

Er hatte immer alles im Griff gehabt.

Und doch hatte man nur ein Spiel mit ihm gespielt.

Ein selbst inszeniertes Bühnenbild, in welchem er den Hauptpart gespielt hatte.

Er schaute auf, blickte auf Deidara, welcher halb an der Wand lehnte, mit hängenden Lidern, den leeren Blick in den Gang gerichtet, rasselnd atmend und am ganzen Leibe schlotternd.

Auch der Blonde drehte den Kopf ein Stück, schien bemerkt zu haben, das er beobachtet wurde und als ihre Blicke sich trafen formte sich auf den Lippen des Jüngeren ein verhaltenes Lächeln.

Er sagte nichts, lächelte einfach nur freundlich, wie eigentlich immer, seine Haare verdeckten mehr als die Hälfte seines Gesichtes, den geschundenen Hals und mit einem Mal überkam Sasori eine Welle von Mitgefühl und auch des schlechten Gewissens.

Es war beinah paralysierend.

„Deidara...“, er lehnte den Hinterkopf an die Wand, begutachtete sich seinen erschöpften Schüler, welcher ihm nach wie vor lächelnd entgegen blickte.

„Sasori no danna...“, antwortete dieser leise und schloss dann die Augen, immer noch pfeifend atmend.

Müde schloss auch der Älter die Lider, sich eingestehend, das, das mit Abstand der anstrengendste Kampf war, den er seit langem geführt hatte.

Zu allem Überfluss hatte er verloren.

Und doch gewonnen.
 

„Mh...“

Mosernd versuchte er sich aus dem Griff zu befreien, doch was auch immer ihn fest hielt, es ließ nicht locker.

„Nein...“

Müde schimpfend versuchte er den Fremden mit den Händen von sich zu schieben und öffnete schließlich die verklebten, tränenden Augen.

„Komm jetzt.“, Sasoris Stimme war monoton wie eh und je, hatte allerdings einen etwas sanfteren Unterton.

Hustend ließ er sich von seinem Meister auf die Beine ziehen, knickte beinah weg, doch der Ältere hielt ihn mit seiner ganzen Kraft und für den Bruchteil einer Sekunde meinte Deidara erkannt zu haben, das Sasori ihn tatsächlich angelächelt hatte.

„Komm, ich kann nicht verantworten, dass du hier auf dem Boden ein Nickerchen machst.“

„Ich hab gar nicht geschlafen...“, nuschelte der Blonde immer noch tot müde und um ehrlich zu sein, wusste er nicht einmal genau wie spät sie es hatten.

Oder wie viel Zeit vergangen war.

„Sicher.“, murrte Sasori, zog seinen Arm über seine Schulter, so das der Blonde sich auf ihm ab stützen konnte und legte den anderen behutsam um dessen Hüfte.

Ohne groß auf weitere Einwände ein zu gehen, schleppte er den Blonden mit sich zum Fahrstuhl, was Deidara einfach geschehen ließ, immerhin war er immer noch nicht wieder ganz bei sich.

Erst als der kleine Raum sich langsam in Bewegung setzte, wurde er schließlich wacher.

„Zurück?“, war alles was er hervor brachte, denn mit einem Mal hatte sein Hals extrem angefangen zu kratzen und das vermochte nichts Gutes zu bedeuten.

Sasori nickte nur.

„Der Schneesturm würde selbst für mich problematisch werden.“, erklärte er dann, ohne ihn großartig an zu schauen, „Mit dir würde ich es nie durch schaffen.“

Angesäuert schnaubte der Blonde, musste sich aber eingestehen, dass der Ältere Recht hatte.

So wie es aussah, saßen sie vorerst hier feste.
 

Seufzend ließ er sich auf die freie Hälfte des Doppelbettes fallen und richtete den Blick ziellos auf die weiße Decke.

Er schielte zu Deidara, welcher sich direkt wieder unter den Bergen von Decken verkrümelt hatte und schwer atmend schon wieder kurz vorm weg dösen stand.

Abermals seufzend schloss der Puppenmensch die Augen, das er mit Deidara nicht durch den Sturm gekommen wäre stimmte, doch ein weitere Grund für ihre Rückkehr war, das Pein hatte mit ihm sprechend wollen.

Der Raum um ihn herum verschwand in einem Schwall von Nebel und vor ihm tat sich die schemenhafte Silhouette ihres Leaders auf.

„Pein-Sama.“, begrüßte der Puppenmensch ihn respektvoll, doch der Anführer ließ nur ein ungeduldiges Schnalzen hören, ehe er direkt zur Sache kam.

„Sasori, wo seid ihr genau?“, wollte er wissen, was den Rothaarigen stutzig werden ließ.

„Goyakama.“, wiederholte er sich leicht verdutzt, „Wie gesagt.“

„Das kann nicht sein, bis du dir da auch ganz sicher?“, wollte der Rinneganträger wissen, doch Sasori nickte nur.

Natürlich, war er das, immerhin war er ja nicht blöd.

„Das kann nicht sein.“, murmelte der Leader, mehr zu sich selbst, als zu ihm und schaute dann auf, „Ich habe überall nachgeschaut, einen Ort wie Goyakama gibt es nicht, zumindest nicht mehr.“

„Nicht mehr?“, wiederholte Sasori ungläubig und hob eine Braue.

Was sollte das schon nun wieder bedeuten?

Der Leader nickte.

„Südlich des Hikada-Gebirges in der Nähe von Nayoga gab es einst ein kleines Döfchen namens Goyakama. Die Leute waren alle samt im Bergbau tätig, verfügten über mehrere Stollen, es war wohl der ganze Stolz der Gemeinde.“

Sasori nickte, die Beschreibung passte genau, er verstand also nicht, worauf der Anführer hinaus wollte.

„Wart ihr beim Arzt?“, wechselte er plötzlich abrupt das Thema, was den Puppenspieler aufhorchen ließ.

„Ja, im Krankenhaus.“, antwortete dieser wahrheitsgemäß und fasste sich dann ein Herz.

„Was Deidara angeht, ...“, begann er, doch Pein fiel im überraschender Weise ins Wort:“ Und im Krankenhaus war alles ganz normal?“

Nun doch reichlich verdutzt, zuckte der Akasuna mit den Schultern:“Normale Standards eben, … also noch mal zu Deidara...“

Doch wieder unterbrach Pein ihn und langsam spürte der Rothaarige, wie er zornig wurde, doch er riss sich am Riemen.

„Sasori, das kann nicht sein.“

Entrüstet schüttelte sein Vorgesetzter den Kopf.

Sasori hob eine Braue.

„Was meinst du?“

Pein seufzte gedehnt, hob dann den Blick und schaute ihn feste an:“Das Dorf Goyakama fiel mehreren Explosionen, die aus dem Stollen kamen, zum Opfer. Beinah alle Einwohner sind durch das Feuer umgekommen, da es bis ins Dorfinnere getragen wurde. Das war vor mehr als 100 Jahren.“

Ungläubig weiteten sich die Irden des Puppenmenschen.

„Du meinst, ...“, begann er, doch Pein nickte nur.

„Das Dorf in welchem ihr euch befindet, dürfte es eigentlich gar nicht geben.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2017-11-17T15:32:29+00:00 17.11.2017 16:32
Tolles Kapitel.
Sasori war ja vollkommen übergeschnappt. Zum Glück hat ihn Deidara zur Vernunft gebracht.
Gyokama gibt es also seit hundert Jahren nicht mehr. Hm. Das ist wirklich interessant. Also wohl ein Geisterdorf, auf dem ein Fluch liegt.
Das kann ja noch heiter werden.
Bin schon ganz gespannt, wie es denn nun weitergeht, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Antwort von:  -AkatsukiHime
17.11.2017 19:06
Sasori hat eben sehr gelitten und musste sich irgendwie abreagieren, aber Deidara hat glücklicherweise entsprechend reagiert. Jetzt ist Sasori zumindest ein geringeres Problem. *lacht*

Danke für den Kommi!:)


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