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Let's Run!!!

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich entschuldige mich bereits im Voraus für die vielen nervigen Schrägstriche. xDD
Nevis ist ein/e kleine/r Pendant/in und hat seine/ihre Schrägstrich-Politik allen Personen in seinem/ihrem Umfeld so nachdrücklich eingebläut, dass da auf keinen Fall Ausnahmen gemacht werden dürfen, auch nicht für den Lesefluss. ;P Komplett anzeigen

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what did you expect?

Es war Sonntag Nacht. Mehr als eine Woche war vergangen seit dem Tag, an dem Ran ihm gesagt hatte, dass er nach Hawaii ziehen würde. Dash hatte ihm weiter jeden Tag geschrieben, aber von Ran hatte er seitdem nichts mehr gehört. Es machte ihn nervös. Die Angst, dass er Ran egal werden würde. Die Angst, dass er zu lange brauchen würde, um genug Geld zu sparen, um ihm wirklich hinterher zu reisen. Er war bei der Arbeit abgelenkt, machte immer wieder kleine und größere Fehler, die nicht immer unbemerkt blieben und ihm schon die eine oder andere Rüge von seiner Chefin, die ihn ohnehin für einen „Traumtänzer“ hielt, wie sie immer wieder betonte, eingebracht hatten. Er versuchte sich abzulenken, indem er am Abend etwas mit den Kollegen unternahm, aber sie waren kein Ersatz für Piroska und Nevis. Nachdem Piroska Anfang der Woche doch misstrauisch geworden war, warum sie gar nichts mehr von Ran zu hören bekam, hatte er ihr erzählt, dass Ran seit dem Vorfall mit Lunis (dem Vorfall, über den er immer noch nicht reden konnte) den Kontakt gemieden hatte. Dass er nach Hawaii ziehen würde. Zum Glück war Piroska genau so verrückt wie er, sprach ihm Mut zu, dass er einen Weg finden würde, Ran zurückzuerobern, auch wenn es offensichtlich war, dass es ihr lieber wäre, wenn dieser nicht darin bestehen würde, mit ihm nach Hawaii zu ziehen.

 

Er hatte noch eine Weile damit verbracht, mit seinen Dash-und-Ran-Sims zu spielen (mittlerweile hatten sie fünf Hunde und ein Baby adoptiert), Ran vor dem Einschlafen noch einmal geschrieben und war dann früh ins Bett gegangen, schließlich musste er am Montag wieder zeitig raus. Die Alpträume – oder vielmehr Erinnerungen – von Lunis, der ihn bedrohte, ihn fesselte, ihm falsche Worte in den Mund legte und ihm weh tat, kamen immer noch, jede Nacht, selbst wenn er Rans YouTube-Kanal laufen und das Licht angeschaltet ließ. Aber deshalb den Schlaf zu meiden hatte noch weniger Sinn, sorgte nur dafür, dass er bei der Arbeit noch geistesabwesender war, und so nahm er es einfach hin, dass er einmal die Nacht schweißgebadet und mit dem widerlichen Gefühl, benutzt geworden zu sein, aber irgendwie selbst daran schuld zu haben, aufwachte. 

 

Diese Nacht sollte es nicht anders sein. Ein heftiges Donnergrummeln riss ihn aus dem Traum, draußen tobte ein schweres Gewitter. Er hatte Gewitter immer geliebt, den Geruch des Regens, wie sie es schafften, selbst den hellsten Tag in tiefe Dunkelheit zu tauchen, nur um sie dann mit gleißenden Blitzen zu erhellen. Er stand auf und öffnete die Balkontür, um ein wenig von der sauberen Regenluft hereinzulassen. Auf dem Laptop sah er sich selbst neben einem genervt-amüsierten Ran bei ihrem Let’s Play in die Kamera winken und wünschte, er könnte die Zeit zu diesem Tag zurückdrehen.

 

Es hatte keinen Sinn mehr, noch einmal schlafen zu gehen, in einer Stunde würde sowieso sein Wecker klingeln. Er ging duschen und durchsuchte gerade mit um die Hüfte gewickeltem Handtuch seine Umzugskisten nach Klamotten, als ihn die Klingel regelrecht vor Schreck zusammenfahren ließ. Es war wörtlich mitten in der Nacht. Warum sollte jemand um diese Uhrzeit bei ihm klingeln? Sein erster Gedanke galt Ran. Aber selbst wenn Ran ihm verziehen hätte und sich aussprechen wollte, wäre er nicht der Typ dazu, das aus einer Laune heraus mitten in der Nacht zu tun – oder? Vielleicht auch nur ein Nachbar, der zu hart gefeiert hatte und jetzt seinen Schlüssel nicht finden konnte… „Hallo?“, fragte er in den Hörer der Sprechanlage. „Hi, BAE.“ Lunis’ Stimme ließ ihn am ganzen Körper erschaudern. Nein, alles nur das nicht… Das war immer noch einer seiner Alpträume, oder?

 

„Sorry, dass ich so unangemeldet auftauche.“ Lunis klang zittrig, ein wenig weinerlich. Dann hörte er ein Niesen. „Es … es tut mir leid wegen letztens. Ich benehm mich dieses Mal, versprochen. Ich brauch nur echt jemanden zum Reden.“ Er hörte, wie Lunis die Nase in ein Taschentuch schnäuzte. „Ich hab mich mit Nevis gestritten.“ Trotz all der Angst und Bitternis, die gerade in ihm war, versetzte der letzte Satz ihm einen kleinen Stich ins Herz. Er hatte so sehr darauf gehofft, dass sich für Lunis alles wieder ein bisschen normalisieren und zum Besseren wenden würde, jetzt, wo er sich mit Nevis versöhnt hatte. Und ausnahmsweise war er sich nicht ganz sicher, dass Lunis Schuld an dem Streit hatte. Nevis hatte eine Tendenz dazu, verletzende Dinge zu sagen. Aber das durfte nicht mehr sein Problem sein. „Lunis, ich … Sorry, du musst dir jemand anderes zum Reden suchen.“ Für einen Moment herrschte Stille, dann hörte er, wie Lunis noch einmal nieste und die Nase hochzog. „Ich … hab niemand anderes zum Reden.“ Dash musste mit sich ringen. Lunis war nie gut darin gewesen, Freundschaften aufrecht zu erhalten. Er war gut darin, oberflächliche Bekanntschaften zu schließen, andere für sich zu begeistern – bis sie sich näher kennenlernten. Die wenigsten kamen mit Lunis’ Art klar. „Könntest mich wenigstens kurz zum Aufwärmen reinlassen, du Sozi“, hörte er Lunis mit gefaktem Schweizer Akzent sagen und konnte sich ein Lachen über die Anspielung auf das legendäre 300g-Schokolade-Video nicht verkneifen. „Es regnet in Strömen, falls du’s nicht gemerkt hast, du Vollmongo, ich bin grad zwei Stunden auf der Rocket durchs Gewitter gefahren und durchgeweicht wie ‘ne Essiggurke.“ Zwei Stunden?! Warum schafften die die Strecke alle in zwei Stunden??? Okay, Piroska und Lunis fuhren wirklich beide wie die Säue… Wenn Lunis’ und Nevis’ Eltern nicht regelmäßig ihre Beziehungen spielen lassen würden, wären vermutlich beide schon ihren Führerschein los. Er konnte ihn nicht einfach da draußen im Regen stehen und so wieder zurückfahren lassen. „Früher war ich wenigstens noch ein Poké-Mongo“, versuchte er zu scherzen und sich noch ein bisschen Bedenkzeit zu verschaffen, bevor er die Tür öffnete. „Du kriegst ’nen Poké-Mongo-Ehrenorden, wenn du mich reinlässt.“ Vielleicht wollte Dash sich selbst etwas beweisen, als er den Türöffner drückte. Dass er dieses Mal für sich selbst einstehen würde. Dass er Lunis unmissverständlich klarmachen würde, wo sie standen. Vielleicht hoffte er ein bisschen, dass das ihre Chance sein würde, im Reinen auseinanderzugehen, so wie es ihm beim letzten Mal versprochen wurde. Vielleicht glaubte er immer noch zu sehr daran, dass Lunis in seinem Inneren ein guter Mensch war und sie einfach Freunde sein könnten.

 

Aber noch während er an der Wohnungstür wartete, fing er an, seine Entscheidung zu bereuen. Was, wenn doch wieder das selbe passieren würde? Plötzlich wurde ihm schrecklich bewusst, dass er nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet – oder eben nicht bekleidet – war. Seine Hände begannen zu zittern. Was war das? Wie aus Reflex rannte er ins Schlafzimmer und machte die Tür hinter sich zu. „Ich bin gleich da“, rief er, als er Lunis in die Wohnung kommen hörte und wühlte wie verzweifelt in der riesigen Kiste nach einer Unterhose. „Ich muss nur schnell noch~“ „Was überziehen?“, grinste Lunis ihn an, als sie ungefragt ins Zimmer kam und ihn mit ihrem Blick durchbohrte, verlaufenes schwarzes Makeup unter den Augen, auf die es von den pitschnassen Haarsträhnen heruntertropfte. Eindeutig einer ihrer girly Tage. „Kannst du kurz draußen warten?“, versuchte Dash so streng zu klingen wie er nur konnte. Lunis schnaubte amüsiert. „Ich weiß wie du nackig aussiehst, Pfirsichspalte. Lass mich kurz ausruhen, ‘kay?“ Sie warf sich in ihrem klatschnassen Motorradanzug auf Dashs Bett. „Ich behalt meine Hände bei mir, versprochen.“ Lunis sah echt fertig aus. Aber er wollte sich nicht vor ihr umziehen, er war immer noch seltsam zittrig am ganzen Körper. Er hatte endlich alles, was er für ein vollständiges Outfit brauchte, zusammengefunden, klemmte es sich unter den Arm und machte sich mit einem „Ich bin gleich wieder da“ auf den Weg ins Badezimmer. „Bring mir ein Handtuch mit, ja?“, rief Lunis ihm müde hinterher.

 

Als er etwas gefasster und mit dem Vorsatz, ihr klar zu machen, dass sie gleich wieder gehen müsse, zurück kam, hatte sie sich aus dem nassen Motorradanzug und ihren Socken befreit und lag in Lederleggings und einem übergroßen weißen T-Shirt mit dem Aufdruck „I Hate you to the Moon and Back“, durch das ihr schwarzer Harness-Bra durchschimmerte (sie liebte die Dinger und hatte ungefähr drölf Dutzend davon, die angeblich alle anders waren), auf Dashs Bett. Sie hatte den Kopf seitlich in ein Kissen gedrückt, sah verletzlich aus, nicht wie die Bedrohung, als die Dash sie eben noch empfunden hatte. Er setzte sich auf die Bettkante und reichte ihr das Handtuch für ihre Haare. „Was war mit Nevis?“, fragte er nach. „Nevis hasst mich“, war alles, was Lunis zu sagen schaffte, bevor sie ihr Gesicht vollständig im Kopfkissen vergrub. Dash legte aus Gewohnheit eine Hand tröstend auf ihre Schulter – und wünschte im selben Moment, er hätte es nicht getan. Jetzt war sie da. „Ich glaube nicht, dass Nevis das gesagt hat“, versuchte er zu beschwichtigen. Lunis neigte dazu, zu übertreiben und zu dramatisieren – und das alles dann auch selbst zu glauben. Sie schaute wieder zu ihm hoch. „Aber gemeint.“ Dicke kajalschwarze Tränen kullerten ihre Wangen herunter. „Wir hatten endlich wieder Frieden … ich hab mich so … vollständig gefühlt.“ Lunis griff nach Dashs Hand, die immer noch auf ihrer Schulter lag, drückte sie an sich. Dash überkam ein flaues Gefühl, aber Berührungen waren immer seine Art gewesen, andere zu trösten. Es wäre herzlos gewesen, seine Hand jetzt wieder wegzuziehen.  „Wir haben so lange geredet an diesem Sonntag, einfach nur geredet … Über dich … Nevis hat schon recht, es  war falsch, dass ich hergekommen bin, und das tut mir leid … Ich meine, jetzt bin ich natürlich wieder hier“, Lunis lächelte fast ein bisschen verlegen, so, dass Dash ihr nicht böse sein konnte, „Aber dieses Mal ist anders. Ich versuch nicht mehr, dich zurückzukriegen, wenn du nicht willst.“ Dabei drückte sie seine Hand noch ein bisschen fester an sich, sah ihn ein wenig hoffnungsvoll an, als würde sie darauf warten, dass er ihr widerspricht. „Ich will das nicht“, zwang Dash sich zu sagen und zog nun doch seine Hand wieder zu sich, auch wenn es ihm das Herz brach, daran zu denken, wie Lunis sich dabei fühlen musste. Sie wandte ihren Blick ab und redete in den Raum. „Und dann haben wir über die Aufnahmeprüfung geredet, alles nochmal richtig aufgearbeitet.“

 

Die Aufnahmeprüfung war jahrelang ein Triggerword gewesen, der Grund für den Streit zwischen Lunis und Nevis, und Dash und Lunis waren schon eine ganze Weile zusammen gewesen, bis sie sich endlich hatte überwinden können, ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Lunis hatte sich zu Beginn des Studiums als Nevis ausgegeben, um anstelle ihres Zwillings die Aufnahmeprüfung an der Uni zu machen (damals hatten beide noch naturschwarze Haare). Ohne das Wissen von Nevis. Weil diese/r am Tag vorher heftige Migräne und Übelkeit erlitten hatte und ohne die Prüfung nicht das Studium hätte beginnen können, für das ersie ein halbes Jahr lang gebüffelt hatte. Lunis hatte geglaubt, Nevis damit einen riesigen Gefallen zu tun, löste damit aber den heftigsten Streit aus, den die Zwillinge jemals gehabt hatten. Weil sich herausstellte, dass Nevis’ Beschwerden einer Angst vor der Zukunft als Leiter/in des Pharma-Unternehmens ihrer Eltern entsprungen und eine eigentlich willkommene Ausrede gewesen waren, die Besiegelung dieses Schicksals noch ein wenig hinauszuzögern. Weil ersie es Lunis zum Vorwurf machte, mit derart illegalen Aktionen die akademische Zukunft von beiden aufs Spiel zu setzen. Weil ersie es Lunis zum Vorwurf machte, deshalb „auf ewig“ mit einer „schlechten“ Note in der Aufnahmeprüfung dazustehen (die niemals wieder irgendwo auftauchen würde. Und die dafür, dass Lunis genau eine Nacht für die Prüfung gelernt hatte, extrem gut ausgefallen war.) Aber vor allem, weil beide Zwillinge gegenseitig über ihre Unehrlichkeit enttäuscht waren – Lunis darüber, dass Nevis ihr nicht von seinen/ihren Zukunftsängsten erzählt hatte, Nevis darüber, dass Lunis sich hinter seinem/ihrem Rücken als Nevis ausgegeben hatte. 

 

„Nevis hatte mir endlich verziehen. Wir haben uns geschworen, dass wir in Zukunft ehrlich zueinander sind und dass alles wieder wie früher wird.“ Lunis starrte wehmütig in den Raum. „Und ich wollte so sehr ehrlich zu Nevis sein, ich hab’s mir fest vorgenommen.“ Dash wartete auf den Plottwist. „Ich hab Nevis gesagt, dass ich nur für ihn Schrägstrich sie das Studium angefangen habe, damit ich irgendwann an Nevis’ Stelle die Firma leiten kann und er Schrägstrich sie machen kann, was er Schrägstrich sie wirklich will.“ Eines der vielen, Dash wohlbekannten Opfer, die Lunis so gerne ungefragt für die Menschen, die sie liebte, erbrachte. Lunis hatte sich ein Semester nach Nevis ebenfalls für einen Management-Studiengang qualifiziert – nicht aus eigenem Antrieb, sondern um ihren Fehler wieder gut zu machen und Nevis die Zukunft, die ersie niemals wollte, zu ersparen. „Und weißt du, was Nevis gesagt hat?“, drückte Lunis nun ihr Gesicht wieder halb in Dashs Kissen. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Mama und Papa dich das Unternehmen führen lassen.“ 

 

Das war nicht der Plottwist, den Dash erwartet hatte. Lunis traf wirklich keine Schuld. „Warum… warum mach ich alles falsch…?“, weinte Lunis in sein Kissen. „Bin ich wirklich so eine Enttäuschung? Warum hassen mich alle…? Mama, Papa, Nevis, du…“ Dash musste schlucken. Er ertrug es nicht, Menschen so leiden zu sehen, auch nicht Lunis. Lunis’ und Nevis’ Eltern mit ihrem zerstörerischen Leistungsdruck, den sie ein Leben lang auf ihre Kinder ausgeübt hatten, hatte niemand verdient. Und die unangenehmen Eigenschaften der Zwillinge – Nevis’ kalte, oft herablassende Art und Lunis’ Aufmerksamkeitssucht – waren letztlich nichts anderes als die Resultate dieser Erziehung. „Nevis hasst dich nicht“, versuchte er Lunis zu beruhigen, „Du weißt doch, dass Nevis oft nicht merkt, wenn ersie was Verletzendes sagt, und das eigentlich gar nicht so meint.“ Lunis’ wandte ihm ihre verheulten Augen wieder zu. „Aber trotzdem hat Nevis recht … Für Mama und Papa bin ich nichts als eine Enttäuschung… Und für dich war ich auch immer nur ein schlechter Ersatz, weil du Nevis nicht haben konntest.“ Lunis’ Weinen war echt nicht hübsch. Da waren sie wieder, Lunis’ tiefsitzende Komplexe, die Angst, den Vergleich mit Nevis niemals gewinnen zu können. „Du weißt, dass das nicht stimmt“, schüttelte Dash den Kopf. Das Thema war während ihrer Beziehung mehrmals aufgekommen. Ohne darüber nachzudenken, was er da tat, fasste er nach Lunis’ Hand. Er wollte sie irgendwie beruhigen. „Wenn ich euch beide gleichzeitig kennengelernt hätte, ich hätte mich immer für dich entschieden.“ Lunis lächelte ihn mit vom Weinen geröteten Augen an. „Du bist so viel witziger als Nevis, du glaubst doch nicht, dass ich mit der Spaßbremse wirklich hätte was anfangen können.“ Lunis musste ein bisschen kichern. „Und rebellischer. Und der rebellischen Lunis, die ich kenne, ist es egal, was ihre Spießer-Eltern von ihr denken, weil sie weiß, dass sie ihren eigenen Weg gehen wird.“ Er drückte noch einmal aufbauend Lunis’ Hand und merkte gleichzeitig, wie unangenehm es ihm war, wie sehr sie sich an ihm festhielt, ihm keine Chance gab, seine Hand wieder wegzunehmen. Er nahm mit der anderen Hand sein Handy vom Nachttisch, um auf die Uhr zu sehen. „Wieder alles in Ordnung?“, gab er ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Ich bin mir sicher, wenn du nochmal mit Nevis redest, dann tut es ihmihr leid, was ersie gesagt hat. Nevis war doch auch froh, dass ihr euch wieder versöhnt habt, also muss es schon was an dir geben, was selbst Nevis zu schätzen weiß.“

 

„Musst du weg?“ Lunis’ war sein Blick auf die Uhr nicht entgangen. „Ich muss gleich zur Arbeit, ja. Wenn du noch ein bisschen deine Base chillen willst, bevor du wieder heimfährst, kann ich dir ‘nen Tarantino-Film anmachen.“ Tarantino-Filme waren Lunis’ Disney-Filme. „Was für’n bekackten Job hast du denn, dass du um die Uhrzeit zur Arbeit musst?“ Dash musste grinsen. Wenn Lunis wieder fluchen konnte, konnte es ihr so schlecht nicht mehr gehen. „Ich fahr Pakete aus.“ „Mit gelben Autos rumrasen, verstehe“, grinste Lunis ihn an. Sie hielt immer noch seine Hand fest. „Können wir nicht noch ein bisschen reden … über uns?“ Dash wich ihrem Blick aus. Er hatte ja selbst gehofft, dass das ihre Chance sein würde, Probleme aufzuarbeiten, im Reinen auseinander zu gehen. Aber nach den vielen Missgeschicken der letzten Woche wäre er besser beraten, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. „Ich kann mir grade echt nicht erlauben, zu spät zur Arbeit anzutanzen, sorry.“ Es tat ihm ehrlich leid. „Kannst du dich nicht krank melden?“, bettelte Lunis. „Wie stellst du dir das–“, wollte er fragen, als Lunis ihm auch schon ins Wort fiel. „Ich fälsch dir ’nen Krankenschein.“ Aus irgendeinem Grund konnte Lunis das tatsächlich ziemlich gut und in der Uni hatte es die Professoren unzählige Male überzeugt. Trotzdem wurde ihm irgendwie immer unwohler bei dem Gedanken. „Ich weiß nicht, ob das eine gute–“ Lunis’ Gesichtsausdruck schlug von seinem fast beruhigten Zustand plötzlich wieder ins totale Gegenteil um. „Ich … ich schaff das noch nicht, wieder heim zu fahren. Du kannst das immer irgendwie, mich mit ein paar Sätzen wieder aufzubauen, aber wenn ich heimkomme und Nevis sagt nochmal sowas, dann–“ Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Wie aus Reflex nahm Dash sie in die Arme. „Hey, du … du bist ein großes Mädchen, du schaffst das schon, ich glaub an dich!“ Er spürte, wie sie ihren Kopf mit einem Schütteln fester in seine Schulter drückte. „Geh nicht… bitte…“

 

Er hätte wirklich nicht so viel Mitleid mit Lunis haben sollen, nach allem, was sie ihm angetan hatte. Aber er hatte es. Ihre Fälschungen waren gut, was sollte schon passieren? Und auf der anderen Seite war die Angst, dass ihr etwas passieren würde, wenn sie in ihrem jetzigen Zustand die Strecke nach Hause fahren würde. Und die Chance, sich endlich mit ihr auszusprechen, endlich die bitteren Gefühle, die Wut und die Angst loszuwerden, die immer noch jedes Mal in ihm hochkamen, wenn er an ihre Beziehung dachte. 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Maire
2018-05-08T08:18:59+00:00 08.05.2018 10:18
Ach Dashy Boy.. Wieso lässt du dich nur um den Finger wickeln.. Wenn das so weiter geht, gehen all deine guten Vorsätze doch den Bach runter und Ran ist auf und davon.... -.-
Mir ist und bleibt Lunis nicht geheuer... Ich.. ich mag sie/ihn (what ever) einfach nicht.... Bin ich jetzt böse deswegen? Außerdem will ich das Ran wieder mehr vorkommt, aber dafür muss Dash ja seinen Arsch hoch bekommen.... und endlich mal von Lunis weg...

Jetzt darf gerne ein neues Kapitel kommen, bin bereit es zu lesen XP Hab es leider nicht früher geschafft. Erst war ich zu faul und dann hab ich es vergessen, dann wollte ich es unbedingt lesen, hatte aber keine Zeit und dann hatte ich wieder keine Lust XD (Ehrlich wärt am längsten, oder ^^')
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel <3 Ich liebe eure Geschichte einfach
Antwort von:  Mezzo
09.05.2018 07:19
Ja, in diesem Kapitel wird deutlich, dass Dash teilweise echt dumm ist, man kann es nicht anders sagen. :( Und Lunis zu misstrauen ist eine sehr gute Entscheidung, die Dash endlich auch mal treffen sollte… Ich vermisse Ran auch schon total – so sehr, dass ich schon die Hälfte des übernächsten Kapitels, in dem er wieder aktiv vorkommen wird, geschrieben habe, anstatt mich um das nächste, Lunis-zentrierte zu kümmern, haha. Aber an das werde ich mich nun auch endlich mal dransetzen (ich bin umgezogen und war deshalb die letzten Wochen über mit allem anderen außer Schreiben beschäftigt ;) ), die Show muss ja weitergehen…
Und keine Sorge, mit dem Schreiben geht's mir ja genauso wie dir mit dem Lesen. ;) Man muss schon in der richtigen Stimmung sein, um es auch genießen zu können…
Nochmal vielen Dank, dass du uns weiter treu bist. Freue mich immer total über deine Kommentare! <3
Von: abgemeldet
2018-04-20T05:42:28+00:00 20.04.2018 07:42
Eine sehr schöne Fanfic, sie gefällt mir ausgesprochen gut! Dein Schreibstil ist einfach nur der Hammer - ich kann verstehen, warum du die goldene Ananas für die schlechtesten Wortspiele gewonnen hast xD Und auch sonst, dein Sprachgebrauch ist experimentell und sehr kreativ. Endlich mal eine wirklich innovative Geschichte, Hut ab (oder vielleicht doch eher Glückauf? ;D Sorry, ich bin in Wortspielen nicht so bewandert wie Dash...) Selten habe ich so gelacht, da du die Situationen so gut nachvollziehbar darstellst, dass man eher mittendrin als nur dabei ist.
Und dann die Sache mit den Dratinis... Ich bin mit Lachtränen in den Augen zusammengeklappt, ich konnte nicht mehr! Mir persönlich gefällt es übrigens sehr gut, dass du so viele Anspielungen auf Pokémon unternimmst, selbst wenn dabei andere Fandoms etwas zu kurz kommen.
Jetzt bin ich auf die weiteren Kapitel gespannt. Dashs Chancen, Ran zurückzugewinnen, stehen im Moment ja scheinbar ziemlich schlecht... Und ob das Ganze zu seinem optimistischen Grundtenor zurückfindet, oder in reiner Verzweiflung endet. Ich bin aber optimistisch ;)
Sehr schön auch die Illus, das verleiht dem Ganzen noch mehr Lebendigkeit.
Insgesamt spürt man also, dass du wirklich sehr viel Zeit, Aufwand und vor allem Herzblut in diese Geschichte gesteckt hast/steckst, und das Ergebnis ist wirklich bemerkenswert. Meine Hochachtung~

Antwort von:  Mezzo
09.05.2018 07:13
Nawww, vielen, vielen Dank für den lieben, ausführlichen Kommentar, das motiviert mich total! <3 (Hab ihn jetzt erst gesehen, weil ich umgezogen bin und die letzten Wochen alle Hände voll zu tun hatte…)
Und ja, auf die Wortspiele und die Dratini-Szene bin ich besonders stolz, hahaha. Ich hoffe, dass ich dieses "Niveau" bei zukünftigen Schmuddelszenen halten kann ;) …die es geben wird, es muss nur einiges erkannt und ausgesprochen und getan werden, bevor Dash und Ran wieder zusammenfinden. Aber keine Sorge, trotz heftigen Drama-Elementen gerade bleibt die Story in erster Linie eine Comedy und auch auf Pokémon-Anspielungen wirst du in Zukunft nicht verzichten müssen. xD (Tatsächlich war Pokémon einer meiner größten Motivatoren, diese Charaktere zu entwickeln und die Story zu schreiben, daher die starke Präsenz.)
Ich hoffe, dass ich bald Nachschub liefern kann, würde mich freuen, wenn du weiter dranbleibst und wir hin und wieder Kommis von dir zu lesen bekommen. <3


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