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Demonic Rewind

[Demonic Reverie]
von

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Kapitel 25: Das war doch, was du wolltest.

Trotz der Blicke aller Anwesenden, die erwartungsvoll auf sie gerichtet waren, ließ Konia sich nicht beirren. Zwei Finger ihrer rechten Hand ruhten auf Cathans Handgelenk, während sie auf ihre Uhr sah und mitzählte. Schließlich ließ sie ihn wieder los und wandte sich den anderen zu. „Er kommt schon wieder auf die Beine.“

Luan und Kieran atmeten sichtbar auf, während Ciar und Kian scheinbar vollkommen desinteressiert waren; es blieb Konia jedoch nicht verborgen, dass sie sich erst von ihr abwendeten, nachdem sie diese gute Nachricht überbracht hatte.

„Dann schläft Papa nur?“, fragte Luan.

Seine Bezeichnung für Cathan verwunderte Konia, aber sie ließ sich das nicht anmerken, sondern nickte ihm zu. „Er ist ein wenig erschöpft, wird jedoch bald wieder aufwachen.“

Damit waren alle Patienten wieder sicher zurück in der Krankenstation und diesmal war jeder von ihnen auch der richtige. Cathans Gesicht war ein wenig eingefallen, aber ansonsten schlief er friedlich.

Kieran stand ein wenig hilflos zwischen den Betten ohne sich einem zu nähern. „Wird er Nebenwirkungen von dem Dämon zurückbehalten?“

Ciar hatte ihn zuvor als Weltenverschlinger bezeichnet, aber Kieran blieb bei seiner Sichtweise des ihm bekannten Feindes. Es verwunderte sie ein wenig, weswegen das so war, aber sie hinterfragte das auch nicht weiter; er würde seine Gründe haben.

„Das ist schwer zu sagen“, antwortete sie ihm. „Aber ich gehe davon aus, dass keinerlei Nachwirkungen zu befürchten sind. Genaueres werden wir jedoch erst wissen, wenn er wieder wach ist.“

Luan ließ sich tiefer in seine Kissen sinken. „Das war ganz schön aufregend.“

„Und ich habe natürlich alles verpasst“, murrte Kian. „Voll unfair.“

„Ich kann dir ja beschreiben, wie cool ich war“, sagte Ciar.

Keiner der anderen beiden widersprach ihm, weswegen Konia einfach davon ausging, dass er sich wirklich derart gut angestellt hatte. Bevor er zu erzählen beginnen konnte, meldete Kieran sich noch einmal zu Wort: „Ich werde dann Lowe Bescheid geben, dass Cathan hier ist.“

Er wandte sich der Tür zu, wurde jedoch aufgehalten, als Ciar seinen Namen sagte, gefolgt von: „Kannst du vielleicht auch Mum Bescheid sagen? Wenn ich sie deswegen anrufe, wird sie nur total nervös, du würdest sie bestimmt weniger stören.“

Kieran zögerte, er sah zu Konia hinüber, die ihm knapp zunickte. Wenn Granya wirklich immer noch derart auf Ciar reagierte, wäre sie bestimmt erleichtert, diese Nachricht von Kieran überliefert zu bekommen. Genau genommen waren es ja zwei Nachrichten: Cathans Besessenheit und seine erfolgreiche Rettung. Kieran konnte das bestimmt besser erzählen als Ciar. Und er würde den Weltenverschlinger dabei unerwähnt lassen.

Diese Gedanken mochten ihm ebenfalls durch den Kopf gegangen sein, als er sich wieder an Ciar wandte: „Okay, ich mache das. Kümmer dich solange um Kian.“

Damit verließ er die Krankenstation. Luan sah ihm einen Moment länger als notwendig hinterher, dann sank er ebenfalls in seine Kissen zurück.

„Lass dich nicht so hängen“, murrte Kian. „Das war doch, was du wolltest.“

Luan gab nur ein zustimmendes Geräusch von sich und sah auf die Decke hinab. Konia tätschelte seinen Kopf, um ihn zumindest ein wenig zu beruhigen. Ihr menschliches Ich wäre darin wesentlich besser gewesen, sie hätte den Schmerz eher verstanden. Aber dennoch wollte sie nicht, dass er sich zu schlecht fühlte, da er nun alles tat, was er konnte, um die entstandenen Probleme zu bewältigen. Zumindest in ihrem Fall gelang ihm das auch.

„Dr. Belfond und ich verstehen uns übrigens gut“, sagte sie ihm. „Immer noch.“

Das war eine Information, die er vermutlich kaum gebrauchen konnte, schließlich konnte er es sich sicher bereits denken, da ihr Körper immer weiter heilte. Das Experiment verlief gut.

Er lächelte schwach. „Da bin ich froh.“

Ciar nutzte die Gelegenheit, dass Luan abgelenkt war, und verwickelte Kian in sein eigenes Gespräch, in dem er ihm erzählte, wie großartig er gewesen war. Konia wiederum konzentrierte sich weiter auf Luan: „Ich denke, du hast es getan, um zu helfen, das solltest du nicht bereuen. All die Nebenwirkungen konntest du unmöglich vorhersehen.“

Besonders was diesen Weltenverschlinger anging. Glücklicherweise hatte Parthalan versichert, sich um dieses Problem zu kümmern. Ihm würde schon etwas einfallen.

„Es war trotzdem nicht in Ordnung, mit der Zeit zu spielen“, widersprach er schwach.

„Und deswegen wirst du es auch nie wieder tun.“

Natürlich fehlte ihm die Möglichkeit dafür, aber selbst wenn er sie besäße, davon war sie überzeugt, würde er so etwas nicht noch einmal tun. Er sagte nichts mehr darauf.

„Schlaf ein wenig“, schlug sie ihm vor. „Nach diesem Stress kannst du das gebrauchen.“

Er seufzte zustimmend, drehte sich auf die Seite und rollte sich zusammen. Am liebsten hätte sie ihn noch mehr getröstet, aber da stieß sie an ihre Grenzen. Bei Gelegenheit müsste sie Jii fragen, was man in einer solchen Situation am besten tun sollte.

Cathan schlief noch, Kian wurde immer noch von Ciar unterhalten, es gab nichts mehr für sie mit den Patienten zu tun. Daher ging sie in ihr Büro, um sich dort ihren Unterlagen zu widmen. Dabei dachte sie weiter darüber nach, was sie tun könnte, um Luan aufzumuntern – und auch, wann sie die Gelegenheit finden würde, Vane wieder zu besuchen, ein Ereignis, dem sie überraschend ungeduldig entgegensah. Mit diesen Gedanken setzte sie sich an ihren Schreibtisch und begann damit, die Unterlagen zu aktualisieren.
 

Parthalan konnte sich nicht erinnern, dass jemals so viele Personen im Kristallraum gewesen waren. Kieran Haze, Ares Liam, Morte, Patrok und Amari und Abby waren hier mit ihm versammelt. Amari hatte darauf bestanden, dass das dringend benötigte Gespräch an diesem Ort stattfinden sollte – was vor allem bedeutete, dass er auf mindestens drei dieser Personen ein Auge haben musste. Morte nahm er davon aus, da sie eindeutig eine Traumbrecherin war und Jiis Urteil zweifelte er nicht an. Haze und Ares befanden sich etwas abseits, keiner von ihnen wirkte sonderlich interessiert an ihrem Umfeld, möglicherweise hatten sie es in der Vergangenheit schon oft genug gesehen. Aber Abby stand auffallend dicht am Kirschbaum, den sie fasziniert betrachtete – und das gefiel Parthalan nicht besonders. Er sah zu den beiden anderen hinüber. „Könntet ihr dem Mädchen sagen, dass es sich von dem Kristall entfernen soll?“

Ares warf nur einen Blick zu Haze, der sofort reagierte: „Abby, komm her.“

Kaum hatte er das gesagt, verwandelte das Mädchen sich in einen Schatten, der zu Haze hinüberhuschte. Dort angekommen, verwandelte sie sich wieder zurück. Hinter ihm Schutz suchend schielte sie zu Parthalan, der ihren Blick nur emotionslos erwiderte. Aber immerhin war sie nun nicht mehr in der unmittelbaren Nähe zum Kristall.

„Warum sollten wir alle hierher kommen?“, fragte Ares. „Wir hätten genauso gut im Büro reden können. Oder?“

Amari schüttelte sofort mit dem Kopf. „Das hier ist der einzige Ort, an dem wir davon ausgehen können, dass wir von niemandem belauscht werden. Oder möchtest du, dass Luan die Wahrheit erfährt?“

Ares' Augenbrauen verengten sich. Amari stieß ein zufriedenes Geräusch aus. „Dachte ich mir.“

„Diese Selbstsicherheit ist ungewohnt“, kommentierte Haze monoton.

Parthalan erinnerte sich nur wenig an Amaris früheres Verhalten. Sie war verschwunden, bevor er zu Cerises rechter Hand geworden war, deswegen musste er sich darauf verlassen, dass Haze eine andere Amari kannte als diese und daher wusste, wovon er sprach.

„Ich finde es erfrischend“, warf Morte ein. „Aber wichtiger ist jetzt doch wirklich, dass wir darüber sprechen, was geschehen ist und wie es weitergehen wird.“

„Was ist denn genau geschehen?“ Parthalan war insgeheim erleichtert, dass er endlich einmal eine Einschätzung von Leuten bekommen konnte, die mehr wussten als Jii – dieser hatte zwar die Erinnerungen seines Ichs dieser anderen Zeitachse übernommen, doch sie waren untrennbar mit jenen verwoben, die er in dieser Zeitachse durchlebt hatte, weswegen sie oft ungenau und verzerrt waren. Und bislang waren Amari und Patrok nicht sonderlich kommunikativ gewesen, was ihre Vergangenheit und ihren Aufenthalt im Limbus betroffen hatte. Ihre Erklärung, dass sie Erinnerungsfetzen in Muspelsheim gejagt hatten, konnte er jedenfalls nicht glauben, sie war eindeutig gelogen.

Die drei ehemaligen Weltenzerstörer sahen einander an, dann entschieden sie sich offenbar dafür, dass Ares die Erklärung übernehmen sollte, denn er hob die Stimme: „Nachdem Luan die Uhr benutzte, brach Kieran zusammen – und der Weltenverschlinger wurde auf unsere Welt aufmerksam. So sind wir ihm das erste Mal begegnet.“

Morte nickte. „Er kämpfte mit einer Kraft, der wir bislang noch nie entgegengetreten waren. Es schien nur ein Spiel für ihn zu sein – und dann fegte er uns einfach davon.“

Sie deutete mit einer Handbewegung etwas an, das entfernt daran erinnerte, wie jemand etwas beiseite wischte.

„In jener Zeitachse“, fuhr Haze fort, „hat er uns einfach getötet.“

Das konnte nicht sein – aber dennoch stellte Parthalan keine Lüge fest. „Wie kommt es, dass ihr dann mit eurem gesamten Wissen hier sein könnt?“

„Das ist etwas komplexer“, meinte Morte, während sie sich die Schläfen rieb.

„Luan hat“, übernahm Ares wieder das Wort, „mit seinem unbedachten Zeitsprung eine neue Zeitachse erschaffen. Dabei hat er nicht nur seine alte Welt beeinflusst, sondern alle mit ihr verbundenen, etwa auch Muspelsheim.“

Dort mussten Patrok und Amari damals gewesen sein. So kam Parthalan nur zu einem Schluss: „Das bedeutet, dass, obwohl ihr in der alten Zeitachse getötet worden seid, ihr uns nun hier aufsuchen konntet, weil ihr in der neuen zum jeweiligen Moment gerade in einer mit dieser verbundenen Welt wart?“

„Genau“, bestätigte Amari. „Der Sprung muss das komplette Konstrukt dieser Welt in einer neuen Linie nachgeahmt haben. Inklusive der drei Zerstörer. Weil sie aber keine Welten mehr zerstören, gab es keine Erinnerungsfetzen mehr, die wir vernichten mussten.“

Zumindest ein Teil ihrer Geschichte war also wahr gewesen. „Wie kommt es dann, dass manche von euch sich erinnern?“

Die Anwesenden tauschten Blicke miteinander, als müssten sie sich erst einmal einigen, wer von ihnen als erstes antworten sollte. Amari gewann diese Runde und übernahm dies: „Ich weiß nicht, wie das in meinem Fall funktionierte. Die Erinnerung kam einfach über mich und ich wusste, dass sie der Wahrheit entsprach.“

„Und ich glaube ihr, weil ich weiß, dass Amari nicht lügt“, fügte Patrok hinzu.

„Bei uns war das anders“, sagte Ares. „Wir konnten uns zuerst an nichts erinnern. Bis Abby aufgetaucht ist.“

Er deutete zu dem Mädchen hinüber, das sich plötzlich in Pose stellte. Die Beine weit auseinander, die Hände in die Hüfte gestemmt, nickte sie zufrieden. „Genau! Abby hat Papa und die anderen wieder an das erinnert, was vor der bösen Uhr passiert ist.“

Als böse hätte Parthalan diese Uhr nun nicht eingeschätzt. Aber andererseits war es nun einmal eine schwarze Taschenuhr, die sich einem Klischee beugen könnte.

„Wie hast du das getan?“, fragte er das Mädchen.

Sie schob die Unterlippe ein wenig vor, überlegte offenbar, ob sie es ihm verraten sollte, nachdem er derart gemein zu ihr gewesen war. Er selbst dachte bereits darüber nach, wie er sie am besten zum Reden bringen könnte. Doch Haze stieß sie einfach nur einmal sanft an, dann antwortete sie: „Abby gehört zu gar keiner Welt. Darum hat sie nichts vergessen, hatte aber auch kein Zuhause mehr, nachdem der böse Weltenfresser ihr alles weggegessen hatte.“

Sie pumpte Luft in ihre Backen und schmollte wieder, glücklicherweise fing sie sich aber auch sofort: „Abby hat dann Papa getroffen, von dem sie erst nicht wusste, dass er ihr Papa ist. Und dann hat Abby Papa und seinen Freunden alles von früher gezeigt. So toll ist Abby!“

Um den Punkt zu unterstreichen stellte sie sich in eine Pose, die einem beliebten Magical Girl gleichkam, dessen Name Parthalan entfallen war – doch das war auch nicht wichtig. Im Moment machte er sich eher Gedanken darüber, dass diese ganze Sache plötzlich derart verwirrend und komplex geworden war. Es gab einen Grund, weswegen Geschichten über Zeitreisen einen Kult hinter sich wussten, aber warum sie auch zu gern kritisiert wurden. Er kannte sich nicht wirklich mit derartigen Geschichten aus, daher konnte er nicht sagen, wie viel Sinn das ergab, was ihm gerade erzählt worden war, doch da er sich nun mit den Ergebnissen auseinandersetzen musste, sollte er sich vielleicht daran gewöhnen. Wieder einmal wünschte er sich, Cerise wäre wach, dann könnte er sich einfach auf ihr fantasievolles Verständnis verlassen. So blieb ihm aber nichts anderes übrig, als selbst zu versuchen, alles zusammenzusetzen.

Haze tätschelte Abbys Kopf, worauf sie zufrieden lächelte. Wenigstens eine Person konnte derart einfach zufriedengestellt werden.

„Nachdem wir nun darüber gesprochen haben, was geschehen ist“, fuhr Parthalan fort, „sollten wir darüber reden, wie es weitergehen wird. Wir können nicht zulassen, dass diese Welt zerstört wird.“

Die anderen stimmten ihm zu, versanken dann aber erst einmal wieder in Schweigen. Parthalan verstand das gut, denn einen Weltenverschlinger aufzuhalten – vor allem einen, der sie schon einmal alle getötet hatte – war schwer. Er hätte also genauso gut danach fragen können, wie sie die Entropie des Universums aufzuhalten gedachten.

Patrok musterte die anderen, aber keiner von ihnen machte Anstalten, etwas zu sagen, deswegen übernahm er das: „Während wir darüber noch nachdenken, würde mich erst einmal interessieren, weswegen der Weltenverschlinger dies eigentlich tut. Worum geht es ihm?“

„Das wissen wir nicht“, antwortete Ares.

„Wir wissen nicht einmal, wer er ist“, ergänzte Morte. „Wie ihr selbst gesehen habt, hat er eine Vorliebe, fremde Körper zu übernehmen.“

„Wir können nur theoretisieren, woran das liegt“, schloss Haze. „Vielleicht konnte Seline mehr herausfinden, sie konnte ihn mit ihrer Prägung sogar zum Rückzug zwingen.“

Wäre sie nicht ohnmächtig geworden und von Russel zurück nach Athamos gebracht worden, hätte Parthalan sie ebenfalls zu dieser Besprechung eingeladen, nicht zuletzt, weil es ihr gelungen war, dem Verschlinger derart lange Paroli zu bieten. Aber nun war sie in Athamos und wachte hoffentlich bald wieder auf.

„Ich werde sie fragen, wenn ich mit der Befragung von Cathan fertig bin.“

Da dieser von ihrem Feind besessen gewesen war, wusste er vielleicht mehr. Es wäre schließlich nicht verwunderlich, wenn er irgendwie an Bruchstücke einer Erinnerung gekommen wäre. Möglicherweise lag in der Identität ihres Feindes auch der einzige Weg, ihn zu besiegen.

Amari griff sich an die Brille, richtete diese, ließ sie aber nicht wieder los. „Vielleicht sollten wir eine Besprechung des weiteren Vorgehens vertagen, bis wir mehr Informationen haben. Es erscheint mir sehr fruchtlos, so darüber zu reden.“

Parthalan wollte dem gerade zustimmen, als er bemerkte, wie jemand an seinem Mantel zupfte, Abbys Stimme folgte direkt danach: „Mister, warum ist da eine Frau im Kristall?“

Als er hinabsah, entdeckte er das Mädchen direkt neben sich; ihm war nicht einmal aufgefallen, dass sie ihren Platz neben Haze verlassen hatte.

„Warum willst du das wissen?“, fragte er schroff.

Sie ließ sich davon nicht einschüchtern: „Abby ist neugierig.“

Morte kam zu ihrer Unterstützung: „Ich habe mich ohnehin schon gefragt, wo Cerise eigentlich ist. Bislang haben wir sie noch nicht gesehen. Warum ist sie in diesem Kristall?“

Widerwillig erzählte er ihnen von Cerises anstrengendem Kampf gegen Atanas und Armas und dass sie sich seitdem erholte. „Mehr zu diesem Thema hat euch nicht zu interessieren, es ist strenge Geheimsache.“

Lediglich hochrangigen Mitgliedern von Abteracht wurde anvertraut, welchen Zweck der Kristall noch beherbergte. Keiner der drei war allerdings auch nur annähernd ein Teil ihrer Gruppe, deswegen sagte er nichts weiter dazu – und die einzigen Mitglieder, Amari und Patrok, fragten nicht. Sie blieben beide dabei, dass man erst einmal mehr Informationen einholen sollte.

„Ich werde mich darum kümmern“, versicherte Parthalan. „Und dann komme ich noch einmal auf euch alle zurück, um eine Strategie zu besprechen.“

Er war immer noch nicht überzeugt, dass man jemanden töten konnte, der ganze Welten verschlang. Seine einzige Hoffnung ruhte daher erst einmal auf Cathan und Seline und den Informationen, die sie ihm möglicherweise über ihren Feind geben könnten.

Während die ehemaligen Zerstörer bereits dem Ausgang zustrebten, genau wie Amari und Patrok, wandte Parthalan sich noch einmal dem Kristall zu. So entdeckte er Abby, die erneut davor stand und zu ihm hinauf starrte. Eine innere Unruhe erfasste ihn wieder, obwohl das Mädchen bislang nichts getan hatte, was diese rechtfertigen könnte. Ihm genügte jedoch das Wissen, dass sie ein Wesen der Schatten war, um sein Misstrauen arbeiten zu lassen.

„Was möchtest du noch?“, fragte er.

Sie sah über ihre Schulter zu ihm. „Die Lady ist traurig. Sie kann das alles sehen.“

Parthalan schwieg. Abby neigte den Kopf. „Wir können sie nicht trösten. Aber vielleicht wacht sie bald wieder auf.“

„Wie kommst du darauf?“

„Abby war auch so traurig, als sie das erste Mal aufgewacht ist.“

Er spielte mit dem Gedanken, Abby in die Funktion des Kristalls einzuweihen, aber dann wischte er dies beiseite. Sie war unmöglich geeignet dafür.

Haze rief das Mädchen von der Tür aus zu sich, woraufhin sie wieder in einem Schatten verschwand und davon huschte. Parthalan stellte mit einem Blick sicher, dass sie alle gemeinsam den Raum verließen, auch Abby, die sich von Haze den Kopf tätscheln ließ. Als die Tür sich hinter ihnen schloss, sah Parthalan wieder den Kristall an. Im nebelgleichen Inneren entdeckte er Cerises Gesicht, dessen Ausdruck sich kaum geändert hatte im Vergleich zum Beginn: neutral, die Stirn leicht gerunzelt. War Abbys Aussage korrekt? Würde Cerise dann vielleicht wirklich aufwachen, sobald sie wieder gebraucht wurde? Aber was sollte sie schon tun können, wenn nicht einmal ihre Gegenstücke aus anderen Welten es zustande gebracht hatten, gegen den Weltenverschlinger zu gewinnen?

„Du würdest mir jetzt sicher sagen, dass ich nicht so negativ sein soll.“ Seine Stimme klang plötzlich sogar für ihn selbst hohl und als ob sie von allen Wänden zu ihm zurückgeworfen werden würde. „Ich werde dich aber weiterhin nur in deiner Funktion ersetzen, nicht in deiner Geisteshaltung. Wache bitte weiter über uns.“

Er bekam keine Antwort – und die eintretende Stille empfand er zum ersten Mal in seinem Leben als belastend.



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