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Rutting Season

Dante x Nero
von

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Akt 4

Die Luft in der verwinkelten, düsteren Untergrund-Bar war zum schneiden dick, geschwängert vom Geruch unzähliger, aneinander gedrängter Leiber, beißendem Zigarettenrauch und verschüttetem Alkohol. Eine wogende Masse an Körpern bewegte sich zu den harten Riffs und eingängigen Takten der Band, die auf der kleinen Bühne spielte. Der Bass vibrierte angenehm durch den Boden und ließ die Menge ekstatisch feiern.
 

Das Lokal war in den niederen Kreisen der Stadt recht beliebt und dementsprechend auch immer gut besucht, von Sterblichen wie Dämonen, denn der Besitzer der Bar war selbst ein Teufel, der geschäftstüchtig seinen Profit aus den Lastern und Gelüsten der Sterblichen zog. Nicht alle Dämonen wollten den Menschen unbedingt an den Kragen, einige waren eher harmlos und viel eher daran interessiert, eine wirtschaftlich profitable Koexistenz zu erwirken.
 

Heute hatten sich auch die Mitglieder des Devil May Cry unter die feiernde Menge gemischt. Trish und Dante besuchten die bekannte Bar relativ häufig, allerdings nicht nur des Alkohols wegen, sondern auch, da sie ein beliebter Anlaufpunkt für niedere Dämonen wie menschliche Handlanger war und damit oft auch als Umschlagplatz für diverse Waffen, Utensilien, Gerüchte oder handfeste Informationen diente.
 

Trish bahnte sich ihren Weg durch die feiernden Gäste und unterhielt sich hier und da mit diversen, kleinen Dämonen oder menschlichen Unterwelthändlern, ließ geschickt ihren Charme spielen, da auch Dämonen bisweilen unter Alkoholeinfluss ins Plaudern gerieten.
 

Nero verweilte am Bartresen und konzentrierte sich pedantisch auf die glutrote Flüssigkeit in seinem Glas, während er recht steif auf seinem Hocker saß und seit geraumer Zeit den Blick geradezu verkrampft geradeaus gerichtet hielt, um nicht wieder der masochistischen Versuchung zu erliegen, in dem dichten Gedränge zu Dante zu schielen.
 

Der drängende Rhythmus der Musik erreichte ihn kaum und vermochte ihn nicht aus seinen düsteren Grübeleien zu reißen oder seine trübe Laune maßgeblich zu verbessern. Mechanisch hob er das Glas an die Lippen, trank von dem scharfen, dämonischen Whiskey, der Spezialität des Hauses, während er hoffte, dass ihm der starke Alkohol zumindest in dieser Nacht traumlosen Schlaf verschaffen würde.
 

Schätzungsweise zwei Wochen war „es“ jetzt her...

Nero fiel es immer noch schwer, die Dinge beim Namen zu nennen, also war „es“ einfach diese eine, bestimmte Nacht, in der Dante der Droge Red zum Opfer gefallen war.
 

Jene Nacht, die Nero seitdem krampfhaft aus seinem Gedächtnis zu streichen versuchte... allerdings mit eher zweifelhaftem, mäßigem Erfolg. Je heftiger er sich gegen die Erinnerung sträubte, desto vehementer machte die sich nämlich in seinem Hirn breit. Es war einfach zum verrückt werden!
 

Dante hingegen schien diese eine Nacht tatsächlich komplett ausgeblendet oder vergessen zu haben, was vielleicht eine glückliche Fügung des Schicksals - oder die Nebenwirkung der Droge - war, denn sein Mentor hatte die ganze Sache nicht einmal auch nur mit einem Sterbenswörtchen erwähnt oder angesprochen.
 

Wenn Nero nicht mit untrüglicher Sicherheit gewusst hätte, dass diese Nacht nicht nur eine Ausgeburt seiner Phantasie war, hätte er allein dem Verhalten des Devil Hunters nach in Versuchung geraten können, das Ganze wirklich für einen Traum zu halten...
 

Eigentlich hatte sich seitdem wirklich gar nichts verändert, der Alltag nahm seinen gewohnten Lauf, alles war beim alten... bis auf den kaum erwähnenswerten Umstand, dass Nero kurz vor einer inneren Supernova stand und ein unbändiges, mörderisches Verlangen verspürte, irgendetwas zerfetzen zu müssen.
 

Denn Dante saß jetzt hier ins dieser Bar, großkotzig und aufreißerisch wie immer, hatte seine Abstinenz vom weiblichen Geschlecht inzwischen offenbar überwunden - wie unglaublich toll für ihn! - und ließ sich von einer dunkelhaarigen, rassigen Schönheit mit der Zunge die Mandeln massieren!
 

Die Frau saß auf dem Schoß des Devil Hunters, hatte die Nägel verlangend in dessen Mantelaufschläge gekrallt, während sie ihn küsste und verzückt mit den schwer geschminkten Lidern flatterte, als ob sie im siebten Himmel schweben würde...
 

Na kein Wunder, bei dem Mund, säuselte eine hinterlistige Stimme in Neros Kopf. Er verzog die Lippen, angewidert und schockiert von seinen eigenen Gedanken, welche die verhassten Erinnerungen und diese abartige Hitze mit sich brachten, die ganz sicher nicht vom Alkohol herrührte...
 

Das ist doch alles Scheiße! Er schnaubte aufgebracht, spannte sich an und war nicht zum ersten Mal ernsthaft versucht rüber zu gehen und die Frau von Dantes Schoß zu zerren, damit er dem Devil Hunter eine verpassen konnte. Er wollte nichts mehr, als ihm dieses coole, anziehende Grinsen aus der attraktiven Fresse zu schlagen und ihm gehörig in den Arsch zu treten!
 

Am liebsten hätte Nero seinem Mentor die Erinnerung wieder eingeprügelt... und sich damit wahrscheinlich komplett lächerlich gemacht, weswegen er auch sitzen blieb und weiter finster vor sich hinbrütete.
 

Er war in den letzten Tagen schon mehrfach kurz davor gewesen, die Sache einfach anzusprechen, weil er die ständigen Grübeleien nicht mehr aushielt, hatte aber jedes Mal kurz davor einen Rückzieher gemacht, denn... was hätte er auch sagen sollen?! „Hey Dante, du weißt es zwar nicht mehr, aber wir hatten neulich Sex, ja und nun bekomm' ich das nicht mehr aus dem Kopf oder besser gesagt, dich nicht mehr aus dem Sinn! Hast du vielleicht einen Rat für mich? Ich weiß nicht, sollten wir das vielleicht einfach nochmal wiederholen, damit ich nicht mehr der Einzige bin, der sich hier total dämlich vorkommt!?“
 

Ja, ganz toll... prima Idee!
 

Verflucht, das ist doch einfach nicht fair! Während Nero noch immer mit dem zu kämpfen hatte, was da zwischen ihnen passiert war, hatte dieser Idiot wieder einmal das unverschämte Glück, sich über gar nichts den Kopf zerbrechen zu müssen, weil er sich schlichtweg einfach nicht erinnern konnte! Dante durfte einfach so weitermachen wie bisher und als wäre nie etwas passiert!
 

Und dabei hatte Nero doch genau das eigentlich gewollt, hatte gehofft, fast gefleht, dass sein Mentor sich nicht würde erinnern können, als er verstohlen und hektisch nach dieser Nacht aus dessen Schlafzimmer geflüchtet war, während der Devil Hunter am Morgen glücklicherweise noch geschlafen hatte.
 

Er hatte Angst gehabt, dass sich dadurch etwas zwischen ihnen ändern würde, dass ihr unkompliziertes Verhältnis verkrampft und seltsam werden könnte, hatte den Gedanken gefürchtet, dass ihre Zusammenarbeit damit gefährdet und sein Aufenthalt im Devil May Cry zu Ende sein könnte.
 

Und jetzt... jetzt machte es ihn wütend, dass sich eben nichts geändert hatte und alles wie vorher war?! Das war doch wirklich völlig bescheuert!
 

Er sollte eigentlich froh sein, dass die Sache nicht weiter zum tragen kam, damit er seine menschlichen Moralvorstellungen nicht zwangsweise überdenken musste, denn immerhin hatte er Sex mit 'nem Kerl und gleichzeitig Dämon gehabt!
 

Sex mit einem Mann, einem Halbdämonen, zum ersten Mal in seinem Leben und das nicht nur mit irgendeinem, dahergelaufenem Fremden, um die Neugier zu befriedigen... nein, mit Dante! Mit seinem verdammten Mentor und Partner!

Und noch dazu ziemlich heißen, wilden, verboten guten, harten, dämonischen Sex...
 

Ach komm, reiß dich zusammen, so gut ist es nun auch wieder nicht gewesen, versuchte er das Offensichtliche herabzuspielen. Nein, du hast recht... eigentlich war es nicht nur gut, es war viel besser! Besser, als du jemals erwartet hättest, bezichtige ihn sein Gewissen sofort schamlos der Lüge, das er mit einem weiteren Schluck des feurigen Whiskeys mehr schlecht als recht zum schweigen brachte. Er wollte sich nicht mit den Schlussfolgerungen und Fragen auseinandersetzen, die unweigerlich folgen würden, wenn er solche Gedanken erst zuließ.
 

Er war sich zwar ziemlich sicher, dass sich die Beziehung mit Kyrie auf einem sterbenden Ast befand und so gut wie abgehakt war, aber das musste doch nicht zwangsläufig bedeuten, dass er deswegen sofort radikal die Richtung änderte und alles über den Haufen warf, an das er bisher geglaubt hatte... oder?
 

Es reichte schon, dass er neuerdings ständig ungewollt zusammenzuckte, wenn Dante ihm zu nahe kam, weil sofort all diese verfluchten Eindrücke ihrer gemeinsamen Nacht wieder da waren, all die Gerüchte, die Geräusche, die Empfindungen... und das so deutlich und klar, dass er jede verdammte Einzelheit wieder genau vor Augen hatte.
 

Seitdem konnte Nero die Arbeit und die Momente mit dem Devil Hunter nicht mehr zwanglos genießen, konnte ihren Körperkontakt kaum noch zulassen, weil ihn das auf einer äußerst befremdlichen Ebene viel zu sehr durcheinander brachte, Gedanken und... Gefühle in ihm erweckte, die er verabscheute. Die er einfach nicht haben wollte!
 

Alles war so perfekt gewesen, sein ganzes Leben war endlich so gelaufen, wie er es sich schon immer gewünscht hatte. Er hatte sich zuhause gefühlt, wirklich angenommen und verdammt wohl bei Dante und Trish im Devil May Cry... und dann hatte ihm diese eine, verfickte Nacht alles kaputt gemacht!
 

Er selbst hatte es sich kaputt gemacht, denn wenn er auf seinen Mentor gehört hätte, nur dieses eine Mal, wäre das alles nie passiert!
 

Dann wäre ihm nie so klar geworden, dass er Dante wirklich brauchte, dessen Freundschaft und Rückhalt, die Neckereien zwischen ihnen, das Gefühl des Vertrauens, die Gewissheit, dass der andere immer für ihn da sein würde. Er konnte sich kaum noch vorstellen, ohne all das zu sein, wusste nicht, wie er allein weitermachen sollte, wenn ihre Jobs irgendwann erledigt wären und ihre Zusammenarbeit enden würde...
 

Eigentlich war es also nicht wirklich das Devil May Cry oder die Dämonenjagd, woran Nero hing, nein, es war der Devil Hunter selbst, den er nicht verlieren wollte, nach dem er sich... sehnte. Denn er spürte instinktiv, dort wo Dante war, da war sein Zuhause.
 

Nero wollte Dante plötzlich nahe sein, näher, als es ihre gemeinsamen Jobs eigentlich erforderten und das war einfach nur... absurd. Unmöglich und völlig falsch.
 

Nero hasste das.

Er begann Dante dafür zu hassen, dass der solche Gefühle in ihm wecken konnte, wo er sich doch seiner Unabhängigkeit und seiner Stärke immer gerühmt hatte.
 

Doch fast noch mehr hasste er sich selbst, dass er diese dämlichen Gefühle nicht einfach abstellen konnte, dass er zu schwach war, um seinen so erschreckend menschlichen Bedürfnissen zu widerstehen und nicht einfach weitermachen konnte wie bisher. Er war doch glücklich gewesen und mehr als zufrieden mit seinem momentanen Leben, warum also musste er plötzlich mehr wollen?!
 

Er hatte sich niemals, nicht einmal in der Beziehung mit Kyrie, soweit auf einen anderen Menschen eingelassen, dass der ihn ernsthaft hätte verletzen könnte... und jetzt das! Jetzt kam dieser dämliche, großkotzige, weißhaarige Mistkerl daher und brachte einfach alles durcheinander!
 

Ungewollt schweifte Neros Blick wieder zu seinem Mentor und schon im nächsten Moment wünschte er sich, er könnte sich die Augen ausstechen, um nichts mehr sehen zu müssen...
 

Dante grinste die dunkelhaarige Frau auf seinem Schoß gerade verschmitzt an, dann lehnte er sich nah zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr, was sie albern kichern ließ, während er ihren, durch das offenherzige Kleid, entblößten Rücken mit ausschweifenden, sanften Bewegungen streichelte.
 

Nero beobachtete das Ganze mit atemloser Fassungslosigkeit, während es ihm so vorkam, als hätte man unvermittelt einen Kübel eisigen Wassers über ihm ausgekippt.
 

Wenn er geglaubt hatte, der Softporno vorher wäre unerträglich gewesen, dann wurde er jetzt eines besseren belehrt, denn diese... Vertrautheit, die sein Mentor nun mit einer Fremden teilte, ließ Nero bittere Übelkeit in der Kehle aufsteigen. Es schnürte ihm förmlich die Brust zu.
 

Es fühlte sich an, als hätte er etwas verloren, als hätte man ihm etwas weggenommen, was er doch eigentlich nie wirklich besessen hatte... und auch nie besitzen würde.
 

Nero krallte seinen unheilvoll glimmenden Devil Bringer in das splitternde Holz der Theke, während sich seine menschlichen Finger so fest um das Glas in seiner Hand spannten, dass dieses schon kläglich zu knirschen begann.
 

»Hey, Kleiner!« Der Barkeeper und gleichzeitig Besitzer des Lokals klopfte vernehmlich mit der Faust auf den Tresen und wedelte mit einem Geschirrtuch vor Neros Nase, um dessen Aufmerksamkeit zu erregen. »Wenn du mir mein Inventar zerstörst, geht das auf deine Rechnung, klar!?«, wies ihn der bullige Teufel mit dem abgebrochenen Horn auf das malträtierte Holz unter seinen Fingern hin.
 

»...'tschuldigung«, grollte Nero angespannt, löste die Klauen seines Devil Bringers umsichtig vom Tresen und hob jenen in einer Geste der Kapitulation. Dann kippte er den scharfen Whiskey in einem Ruck herunter, verzog das Gesicht kurz wegen des angenehm feurigen Brennens in der Kehle, bevor er dem Barkeeper das leere Glas wieder vor die Nase knallte.
 

Der hob nur skeptisch eine Braue über den Rand seines pompös verzierten Monokels. »Junge, ich glaube, du hattest schon genug von dem Zeug...«, mahnte er an, in genau diesem Tonfall, den Nero gerade gar nicht gebrauchen konnte. Das klang viel zu sehr nach Dante und der war gerade das eindeutig falsche Thema!
 

Er verengte die Augen mürrisch und warf dem Dämon eine Hand voll zerknüllter Geldscheine aggressiv auf den Tresen.
 

»Schön, von mir aus. Du musst ja wissen, was du tust... bist ja alt genug.« Mit einem resignierten Schulterzucken schenkte er Nero wie gewünscht nach und nahm sich dann die Geldscheine, um sie in seiner Hosentasche verschwinden zu lassen. Wenn sich der Kleine um den Verstand saufen wollte, war das ja immerhin auch nicht sein Problem.
 

Irgendein betrunkener Dämon rempelte Nero im nächsten Moment von hinten an und prallte dann dümmlich kichernd gegen den Tresen, um das eben erst wieder aufgefüllte Glas mit dem Arm auf den Boden zu fegen.
 

Das war dann zu viel... der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Dem jungen Hunter knallten sämtliche Sicherungen durch und seine überstrapazierte Selbstbeherrschung war dahin.
 

Mit einem impulsiven Schrei sprang er auf und aktivierte seinen Devil Bringer, packte den unglücklichen Kerl am Schädel und schleuderte ihn aufgebracht durch die halbe Bar, bevor das arme Würstchen in einem Krachen mit der nächsten Wand kollidierte und dort liegen blieb.
 

Viele Augenpaare starrten Nero sofort regelrecht entsetzt an und die Leute wichen murmelnd vor ihm zurück, doch das war ihm gelinde gesagt gerade scheißegal. Er nahm gerade noch so wahr, wie jemand zu ihm trat, fühlte Trishs vertraute Präsens an seiner Seite, die dem Barkeeper mit der Hand einen beruhigenden Wink gab, der schon eingreifen wollte. »Alles okay, Kleiner?«, fragte sie mit ruhiger Stimme.
 

»Hm... klar...«, erwiderte Nero kühl. »Ich glaub', ich geh' irgendwas töten...«, grollte er düster, schnappte sich sein Schwert, das bisher am Tresen gelehnt hatte und überprüfte, ob seine Waffe noch im Hosenbund steckte, bevor er sich ohne ein weiteres Wort abwandte und in Richtung Ausgang stapfte. Die Menge machte ihm sofort bereitwillig Platz.
 

Auf halbem Weg begegnete er Dante, der ihn irritiert aufhalten wollte, doch er schüttelte die Hand des Devil Hunters mit einem knurrigen »Lass mich!« einfach ab und verließ fast fluchtartig die Bar.
 

Trish sah Nero besorgt, fast ein wenig mitleidig hinterher, dann seufzte sie schwer und ließ sich nun auf den leer gewordenen Barhocker fallen, während sie sich mit einem eleganten Wink einen Cocktail orderte.
 

Es dauerte nicht lange, da ließ sich Dante mit einem geschafften Schnaufen auf den Hocker neben ihr plumpen und gab dem Barkeeper ein Zeichen, dass er ihm ein Bier bringen sollte. Mit einem breiten Grinsen wandte er sich Trish zu und fuhr sich mit den Fingern in einer erschöpften Geste durch die - eindeutig von Frauenhänden - durcheinander gebrachten Haare.
 

»Man man, es ist gar nicht so einfach, Infos aus den Damen herauszukitzeln, die für Hive Corp. arbeiten. Die sind ziemlich anspruchsvoll... geradezu unersättlich«, stöhnte er erledigt. »Aber ich hab' was wirklich hilfreiches über das Amulett von Karveg herausgefunden. Ich kann mir jetzt vorstellen, warum der Typ das so dringend haben wollte.«
 

»Ja, du siehst wirklich aus, als hättest du unglaublich hart für diese Infos gearbeitet...«, bemerkte Trish nur sarkastisch und völlig unbeeindruckt, während sie ihm einen knappen Blick mit gehobener Braue zuwarf. Dann fragte sie übergangslos: »Hast du mit Nero gesprochen, Dante?«
 

Wenn sie den Devil Hunter so ansah und die zurückliegenden Ereignisse bedachte, war es für sie nicht sonderlich schwer sich vorzustellen, warum Nero vorhin so überstürzt und erhitzt abgerauscht war... und auch, dass Dante garantiert noch kein Wort zu dem Kleinen gesagt hatte.
 

Dante fuhr sich nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger über das stoppelige Kinn. »Meinst du über die Sache mit dem Vulgako-Dämon?! Hm, du hast recht, er hätte wirklich nicht so eine Sauerei mit dem Mistkerl veranstalten müssen, dessen Gedärme hingen ja wirklich überall-...«
 

»Nein, nicht über diesen Job«, unterbrach sie ihn brüsk und seufzte schwer. Manchmal war der Devil Hunter wirklich begriffsstutzig... oder er tat zumindest so, um sein Gegenüber auf die Palme zu bringen. »Ich meine, über diese Sache zwischen euch«, erklärte sie ihm mit einem beharrlichen Blick, während sie seelenruhig an ihrem pinken Cocktail nippte.
 

Dante wandte sich betont unbeteiligt seinem Bier zu, das der Barkeeper eben über den Tresen zu ihm schob. »Welche Sache denn?«, besaß er tatsächlich die Frechheit, den Unwissenden zu spielen, während er einen Schluck von seiner Flasche nahm und der Frau von vorhin keck zuzwinkerte, die völlig bezaubert von dem Halbdämon schien.
 

Trish beobachtete sein Verhalten missbilligend und schlug dem Devil Hunter mit der Faust gegen die Schulter, um seine Aufmerksamkeit zurück zu erlangen. Sie fühlte sich wirklich wie eine Mutter, die ihrem Nachwuchs Verstand eintrichtern musste.
 

»Dante, ich bin vielleicht blond, aber du solltest nicht den Fehler machen und mich für blöd halten«, meinte sie trocken. »Als ich wieder kam, hab' ich ihn überall an dir riechen können und ebenso hing dein Geruch an ihm. Es war wirklich alles andere als schwer sich vorzustellen, was da gelaufen ist...«
 

Dante wandte sich ihr wieder zu, doch statt Einsicht zu zeigen, weitete er nur empört die Augen. »Woah, Trish, schon mal was von Privatsphäre gehört?! Also wirklich... du hast doch nicht etwa an unserer benutzten Wäsche geschnüffelt?!«, grinste er sie dann unverschämt an.
 

Trish war für einen Augenblick aus dem Konzept gebracht, dann packte sie ihm unverfroren in den Schritt und drückte zu, was Dante das Gesicht verziehen ließ, teils schmerzhaft, teils amüsiert. »Hey hey, was denn... ins Schwarze getroffen?!«
 

»Versuch mich nicht für dumm zu verkaufen, Dante, sonst wird dein geliebter, kleiner Freund nie wieder das Tageslicht erblicken, weil ich ihn dir dahin stopfe, wo die Sonne nie scheint«, erläuterte sie mit zuckersüßem Lächeln. »Also erzähl' nicht solchen Mist und hör mir gefälligst zu, klar?!«
 

Sie ließ ihn wieder los und widmete sich ihrem Cocktail, als wäre nie etwas passiert. »Du weißt ganz genau, dass Dämonen eine äußerst feine und empfindliche Nase besitzen. Gerade andere Dämonen können wir oft am Geruch erkennen und sind besonders empfänglich für diesen charakteristischen Duft einer dämonischen, sexuellen Kennzeichnung...«
 

»Also so ist es ni-...«
 

Dante wollte gerade etwas erwidern, doch Trish schnitt ihm mit einer knappen Handbewegung das Wort ab. »Und selbst wenn ich es nicht gerochen hätte... unmissverständlich war der Anruf einiger, bekannter Sirenen, die sich bei mir darüber beschwert haben, dass du deinen Schwanz lieber in den Welpen statt in sie steckst und sie dadurch nicht auf ihre Kosten kommen. Die Damen waren eigentlich für dich gedacht gewesen, um dich vom Red runter zu kriegen und naja... offenbar haben sie gesehen, was ihr getrieben habt.«
 

»Was zum Teufel...!?« Dante starrte sie völlig perplex an und gerade als Trish dachte, dass sie eine Reaktion bei ihm erwirkt hätte... »Ich brauch' unbedingt Fensterläden! Wobei, Vorhänge wären wahrscheinlich billiger...«
 

»Dante!« Trish knallte ihr Glas wütend auf den Tresen, was den Barkeeper ängstlich in ihre Richtung schielen ließ, da er das fragile Glas offenbar schon in der Hand der Dämonin zu Bruch gehen sah. Seine Gäste schienen es heute nicht gut mit seinem Inventar zu meinen...
 

Dante hob verteidigend die Hände. »Hey, wie würdest du dich bitte fühlen?! Ich rekapituliere gerade, wie oft ich nackt durch mein Zimmer laufe!«
 

»Ist das gerade wirklich dein einziges Problem?!«, fuhr sie ihn fassungslos an. Sie wusste ja, dass er einen Hang dazu hatte, alles ins Lächerliche zu ziehen, aber bei wichtigen Themen hatte sie doch bisher immer auf seine Ernsthaftigkeit zählen können.
 

Endlich schien so etwas wie Vernunft bei dem Devil Hunter Einzug zu halten, denn er holte tief Luft und lenkte mit einem knappen Kopfschütteln ein. »Okay, nein, ich hab' nicht mit ihm darüber gesprochen. Warum auch? Ich dachte, es wäre besser, wenn ich so tue, als könnte ich mich nicht erinnern und wir es einfach vergessen.«
 

»Red mag viele Nebenwirkungen haben, Gedächtnisverlust gehört aber nicht dazu«, erinnerte ihn Trish.
 

»Das weiß Nero doch aber nicht«, war Dantes fast berechnende, kühle Antwort.
 

Sie sah ihn einen Augenblick sprachlos an. Dingen so einfach so aus dem Weg zu gehen... das war einfach nicht Dantes Art, im Gegenteil, es war völlig untypisch für ihn. »Findest du das Nero gegenüber wirklich fair?! Willst du dich so einfach aus der Affäre ziehen und aus deiner Verantwortung stehlen?«
 

Dante knallte die Bierflasche heftig auf den Tresen und schien plötzlich seltsam aufgebracht. »Verantwortung?! Wofür bitte bin ich denn verantwortlich? Der Kleine ist erwachsen und es ist ja auch nicht so, als hätte ich ihn darum gebeten, bei mir zu bleiben, damit wir vögeln können! Nein, ich hab' ihn gewarnt, ich hab' ihm gesagt, er soll gehen, doch er konnte ja wieder mal nicht hören! Ich dachte einfach, es wäre besser für ihn, wenn ich so täte, als hätte das alles nie stattgefunden, damit er sich nicht den Kopf zerbrechen oder sich schlecht deswegen fühlen muss! Ist das genug Verantwortung für dich?!«, grollte er Trish aufbrausend entgegen, dann wandte er sich mit einem resignierten Schnaufen ab und fuhr sich mit der Hand erneut durch die wirren Haare.
 

Trish stutzte perplex und zog verwundert eine Braue nach oben, denn solch einen Gefühlsausbruch war sie von dem sonst so coolen Devil Hunter überhaupt nicht gewöhnt. Es kam selten vor, dass er solche Reden schwang, noch dazu so leidenschaftlich. Was war denn nur los mit ihm?
 

Vorsichtig schlug sie einen wesentlich versöhnlicheren Tonfall an: »Ich geb' dir doch nicht die Schuld an dem, was passiert ist, aber... Nero vergöttert dich. Er sieht dich als großen Bruder, als seinen Mentor und als solcher trägst du eben auch eine gewisse Verantwortung. Du musst doch gemerkt haben, dass irgendwas nicht stimmt?! Der Kleine ist ziemlich durch den Wind und das nicht erst seit heute...«
 

Dante starrte dumpf ins Leere. »Natürlich hab' ich das gemerkt, aber ich dachte, dass würde sich mit der Zeit schon wieder einrenken...«
 

Trish legte ihrem Freund und langjährigen Partner bedächtig eine Hand auf die Schulter. »Du solltest wirklich mit ihm reden, ich glaube, das Ganze beschäftigt ihn doch mehr als du vielleicht denkst. Lass ihn jetzt nicht hängen. Wenn ihr weiter zusammenarbeiten wollt, musst du das aus der Welt schaffen und die Sache klären... oder vielleicht solltest du ihn auch erst mal eine Weile zurück nach Fortuna-...«
 

»Nein!« Das Wort zischte wie ein Peitschenknall zwischen ihnen nieder, was Trish irritiert blinzeln ließ.
 

»Dante, ich hab' mich mal ein bisschen umgehört... dieser Vorfall mit der Cesspoolkönigin, zur Hölle, das war eindeutig ein Anschlag auf dich, auf euch, keine Ahnung auf wen, aber jemand hat es wieder mal auf deinen Kopf abgesehen.«
 

Ihr Blick schweifte kurz durch die gut gefüllte Bar und sie senkte die Stimme trotz der Musik bedacht ein wenig ab. »Wenn die Gerüchte stimmen, dann darfst du das wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Du solltest das Missverständnis mit Nero schnell aus dem Weg räumen, damit ihr euch wieder konzentrieren könnt, sonst seid ihr beide unnötig angreifbar. Daher dachte ich einfach, dass du in Erwägung ziehen solltest, ihn vielleicht nur vorübergehend zurück-...«
 

»Ich sagte Nein!«, fiel ihr Dante abermals ins Wort, außergewöhnlich forsch und bissig. Seine Augen glühten bedrohlich auf und viel hätte nicht gefehlt, dann hätte er Trish vermutlich angeknurrt. »Er bleibt hier.«
 

Die blonde Dämonin weitete die Augen erstaunt wegen dieser heftigen Reaktion. Er tat ja fast so, als wollte sie ihm etwas wegnehmen! Allerdings... Konnte es vielleicht sein, dass...?! Langsam schien ihr zu dämmern, was hier eigentlich los war, denn Dämonen führten sich doch nur so auf, wenn sie... nun ja...
 

Trish schüttelte den Kopf. Ach, das war Unsinn! Bestimmt interpretierte sie das völlig falsch.
 

Sie zuckte in einer ergebenen Geste die Schultern. »Schön, von mir aus. Ich hab' es nur gut gemeint. Mach, was du willst, aber kümmere dich darum!« Sie leerte ihren Cocktail in einem Zug, dann stand sie auf und schob dem Barkeeper ein paar Münzen zu. »Ich geh' mich noch ein wenig umhören.«
 

Dante sah ihr aus dem Augenwinkel nach, wie sie wieder in der feiernden Menge verschwand und seufzte schwer. Er hätte seine treue Freundin wirklich nicht so anfahren müssen, aber die Option, Nero wegzuschicken... stand einfach nicht zur Diskussion.
 

Die Vorstellung daran hinterließ einen bitteren Beigeschmack und ein frostiges Stechen in seiner Brust. Geistesabwesend griff er nach seinem Bier und schluckte das fade gewordene Getränk, während er die lästigen Flirtversuche der schwarzhaarigen Frau vehement ignorierte, die jetzt offenbar wieder auf seine Gesellschaft hoffte, nun, da Trish verschwunden war.
 

Doch Dante hatte ehrlich gesagt so viel Lust auf diese Frau wie auf Fußpilz. Es war schon eine Meisterleistung gewesen ihr überhaupt glaubhaft Interesse vorzugaukeln, während sein Körper so völlig unbeeindruckt von ihren Bemühungen gewesen war, nur damit sie ihm schlussendlich ein paar Informationen ins Ohr säuselte. Die Erinnerung an ihre Küsse und die Zunge in seinem Mund ließen ihn völlig kalt.
 

Er orderte mit einem Fingerschnipsen den hauseigenen, feurigen Whiskey und versuchte nicht all zu sehr darüber nachzudenken, dass Nero vorhin hier gesessen und seine abgezogene Show offenbar beobachtet hatte. Der Kleine würde doch wohl erkannt haben, dass das nur gespielt gewesen war... ?! Oder hatte er es vielleicht ein bisschen übertrieben?
 

Verflucht, warum machte er sich überhaupt solch einen Kopf über Nero und dessen Gedanken?!

Ja, warum wohl, du Trottel?!, stichelte sein Gewissen und Dante seufzte ergeben. Er sollte wahrscheinlich wirklich aufhören, die Lüge selbst glauben zu wollen, die er dem jungen Mann die ganze Zeit über auftischte.
 

Er hatte überhaupt nichts vergessen.

Er konnte sich ziemlich gut erinnern.

Und es wäre wirklich mehr als dämlich den Umstand zu leugnen, dass ihm der junge Hunter inzwischen etwas bedeutete, mehr, als er sollte und mehr, als gut für sie beide war.
 

Seit der Nacht, die er mit Nero verbracht hatte, war Dantes Lust auf Sex mit dem weiblichen Geschlecht spürbar abgekühlt. Begierden hatte er natürlich noch, doch nicht unbedingt in Verbindung mit irgendeiner Frau, nein... sein Verlangen fokussierte sich inzwischen auf etwas ganz anderes, oder besser, auf jemand anderen...
 

Allerdings war er sich mehr als bewusst, dass er diesem Verlangen niemals nachgeben konnte und durfte. Daher hatte er versucht einfach so weiterzumachen wie bisher, hatte versucht, sich nichts anmerken zu lassen, um Nero nicht in Verlegenheit zu bringen und die Erinnerungen an diese eine Nacht irgendwie aus seinem Gedächtnis zu tilgen, doch... vergeblich.
 

Nero hatte die Sache zwischen ihnen nie angesprochen, also hatte Dante es auch nicht getan und sich in die willkommene Illusion des Gedächtnisverlustes gestürzt, um es ihnen beiden nicht unnötig kompliziert zu machen. Immerhin war es doch eindeutig, dass Nero das, was da passiert war, so schnell wie möglich vergessen wollte und Dante hatte das ebenfalls für das Beste gehalten, hatte das Spiel mitgespielt, um dem Kleinen einen Gefallen zu tun.
 

Schlussendlich wünschte er sich wirklich, er könnte sich nicht erinnern, wie er es vorgab. Das hätte vieles um einiges leichter gemacht. Doch leider erinnerte er sich... an jede verdammte Einzelheit!
 

Wenn Trish dachte, dass ihn das alles im Gegensatz zu Nero völlig kalt lassen würde, befand sie sich aber gehörig auf dem Holzweg. Nichts hätte den Devil Hunter mehr aus der Bahn werfen können, als diese eine, gemeinsame Nacht mit Nero.
 

Vielleicht war es noch nicht einmal der Sex - der absolut fantastische, grandiose Sex - gewesen, der solch einen Eindruck bei ihm hinterlassen hatte, sondern der Umstand, dass Nero bis zum Morgengrauen erschöpft in seinem Bett geschlafen hatte, unwissend, was er damit in Dante angerichtet hatte.
 

Niemals zuvor hatte der Devil Hunter jemanden über Nacht in seiner unmittelbaren Nähe, ganz zu schweigen von seinem Bett, geduldet. Niemand war ihm je wichtig genug gewesen, niemandem hatte er je so vertraut, um diese delikate Grenze zu überschreiten und einem anderen einen so wichtigen Platz in seinem Leben zuzugestehen.
 

So lange er sich erinnern konnte, waren seine Nächte immer einsam gewesen.

Und dann plötzlich... war da jemand.

Und es hatte sich gut angefühlt. Sicher. Vertraut. Wie ein Stück Heimat.
 

Nachdem die Leidenschaft zwischen ihnen irgendwann abgeklungen war und Dante sich ein paar Stunden Schlaf gegönnt hatte, hatte er Nero ausgiebig betrachtet, der nackt, schutzlos und so verdammt verführerisch seelenruhig neben ihm geschlafen hatte.
 

Die Spuren von Dantes Raserei waren glücklicherweise irgendwann verblasst, die Biss- und Krallenwunden schnell verheilt, obwohl ein Teil von ihm diese Zeugen ihrer gemeinsamen Nacht gern länger auf der blassen Haut des jungen Hunters gesehen hätte, da sie ihm wie ein unmissverständlicher Stempel vorkamen, eine Markierung, die niemand würde ignorieren und missverstehen können.
 

Eigentlich hatte Dante in der restlichen Stunden nach ihrem Sexmarathon wirklich nicht viel mehr getan, als Nero anzusehen und trotzdem war es ihm als die... ja, erfüllteste Nacht seines ganzen, bisherigen Lebens erschienen.
 

Nero hatte mit seiner puren Anwesenheit in den dunklen Stunden einen Platz, eine Leere in seinem Leben gefüllt, von der sich Dante bisher nie so bewusst gewesen war, dass sie überhaupt existierte.
 

In diesem Moment hatte er vor Augen geführt bekommen, es klar erkannt, dass es vielleicht tatsächlich funktionieren könnte... dass er einen anderen an seiner Seite akzeptieren, sich diesem völlig öffnen könnte, ohne Angst oder Zweifel dabei zu verspüren.
 

Es wäre möglich - wenn es Nero wäre, nur er und kein anderer.
 

Dante hatte realisiert, dass er Nero an seiner Seite wollte, über ihre Arbeit hinaus und weit über die Verpflichtungen als sein Mentor hinweg. Er vertraute ihm wie keinem anderen, so sehr, dass er bereit war, alles in seinem Leben mit ihm zu teilen... selbst sein Bett.
 

Dante musste nur die Augen schließen, um die Bilder dieser sündigen Nacht wieder heraufzubeschwören... diese lustvollen Laute aus Neros Mund, dessen verschwitztes, gelöstes Gesicht, die verschleierten Augen, die ihn so voller Gier angesehen hatten, ihre beiden Körper, die sich hitzig aneinander rieben...
 

Nur das brauchte es und er war sofort hart und äußerst erregt, allein von der Vorstellung, Nero wieder nackt neben sich zu haben. Ein Zustand, den die Frau vorhin mit all ihren aufreizenden Bewegungen und verheißungsvollen Worten nicht hatte erreichen können.
 

Dante hatte in seinem Leben wirklich schon guten Sex gehabt, keine Frage, aber das mit Nero... das war einfach auf einem gänzlich anderem Niveau gewesen, weil er sich völlig hatte gehen lassen können, hatte nichts bedenken, nichts abwägen müssen. Das Red hatte seinen Verstand nicht völlig ausgeschaltet, wie Nero wahrscheinlich vermutete, sondern ihn nur komplett enthemmt und schlummernde, tief vergrabene Begierden geweckt.
 

Er hatte einmal einfach er selbst sein können, wenn auch durch die Droge gefördert, hatte nichts zurückhalten müssen, nicht einmal seine rasende, dämonische Seite, weil er sich sicher gewesen war, dass Nero seine Leidenschaft würde tragen können, eben, weil er auch ein Halbdämon war.
 

Dante wollte nicht mehr irgendeine Frau.

Er wollte nicht mal einen anderen Mann.
 

Er wollte Nero.

Und das war gefährlich.

Verdammt gefährlich, denn es war nicht nur die Begierde, die ihn zu dem jungen Hunter zog, das war ihm längst klar...
 

Eigentlich hatte Trish recht, er sollte seinen Schützling eine Weile wegschicken und hoffen, dass sich die Wogen wieder glätten würden, denn Nero war Dante inzwischen so wichtig, dass er den Punkt schon längst überschritten hatte, an dem er noch hätte umkehren können.
 

Allein der Gedanke, dass Nero nach Fortuna und freudig in Kyries Arme zurückkehren könnte, verursachte ihm körperliche Schmerzen und ließ die besitzergreifende, dämonische Seite in ihm wütend aufbrüllen. Ihm war unangenehm bewusst, dass er seine eigene Regel gebrochen hatte, sich niemals der Zuneigung und Hingabe für eine andere Person zu öffnen.
 

Da brauchte es also nur einen jugendlichen, vorlauten Hitzkopf und schon warf er all seine Prinzipien über Bord! Fuck! Er war doch wirklich verflucht schwach.
 

Aber durfte er nicht einmal in seinem Leben egoistisch sein? Durfte er nicht einmal auch etwas für sich einfordern?
 

Er wusste selbst wie riskant das war und er wollte auf keinen Fall, dass dem jungen Hunter etwas zustieß, aber... noch weniger wollte er ihn gehen lassen.
 

Nero war ein perfekter Partner, ein unverzichtbarer Freund, eine unbestreitbare Bereicherung für Dantes Leben... der kleine Bruder, der Seelenverwandte und Vertraute, den er nie gehabt hatte.
 

Das war wirklich eine heillose, verdammte Scheiße!
 

Dante kippte das Glas Whiskey in einem Ruck herunter, dann bezahlte er und erhob sich entschlossen. So oder so würde er mit Nero reden müssen, denn wenn Trish recht hatte - und er bezweifelte nicht, dass sie es hatte - und ihm wieder mal jemand nach dem Leben trachtete, war es mehr als wahrscheinlich, dass der Kleine früher oder später ins Fadenkreuz geraten würde, einfach dadurch, weil er dem Devil Hunter nahe stand.
 

Und das musste Dante verhindern, um jeden Preis. Wenn er dieser... Sache zwischen ihnen auch nur die geringste, aberwitzige Chance einräumen wollte, dann musste er dafür Sorge tragen, dass man den Kleinen nicht als Waffe gegen ihn verwenden konnte.
 

Also würde er mit Nero ein paar Dinge klären müssen, auch wenn er sich wirklich unsicher war, wie dieses Gespräch am Ende wohl ausgehen würde. Dante verspürte eine selten gekannte Unruhe, aber er war schlussendlich noch nie der Typ gewesen, der irgendetwas aus dem Weg ging und die Unterhaltung mit Nero hatte er nun wahrlich ewig genug herausgezögert.
 

Es war Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen... auch wenn er Gefahr lief, zu verlieren.
 

Er verließ die stickige Bar und schöpfte Atem in der kühlen, klaren Nachtluft, bevor er sich grübelnd den Kopf kratzte. Der Kleine war wahrscheinlich noch unterwegs, um irgendwas zu jagen und zur Strecke zu bringen, so wie der vorhin drauf gewesen war...
 

Womöglich wäre es das Beste, im Devil May Cry auf ihn zu warten, als ihn in der Stadt suchen zu wollen. Irgendwann würde er ja doch mal zurückkommen müssen. Also schwang sich Dante auf sein Motorrad, das er in einer Seitengasse neben der Bar geparkt hatte und machte sich auf den Heimweg.
 

Die Scheinwerfer glitten geisterhaft über die Fassade des Devil May Cry und schnitten wie Messer durch die düstere Nacht, als Dante in die Straße einbog, in der sein Laden lag. Je näher er dem Gebäude kam, desto mehr verdichtete sich ein ungutes Gefühl in ihm, welches eisige Spinnenfinger über sein Rückgrat schickte und seine dämonischen Sinne alarmierte.
 

Das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte.
 

Er ließ das Motorrad vor dem Devil May Cry ausrollen und drehte den Zündschlüssel, sodass die Stille im nächsten Augenblick beinahe ohrenbetäubend war. Dante zog die Brauen zusammen, als er angespannt von seiner Maschine stieg und die Hände in einer instinktiven Geste zu seinem Waffenholster gleiten ließ, um Ebony und Ivory zu ergreifen.
 

Es war eindeutig zu still...
 

Und das letzte Indiz dafür, dass irgendetwas so ganz und gar nicht stimmte, war der Umstand, dass die Tür des Devil May Cry sperrangelweit offen stand und ein unseliger, blauer Schimmer aus dem sonst dunklen Gebäude leuchtete, der Dante förmlich zu empfangen schien, als hätte man ihn bereits erwartet...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kaori-mori_08
2017-09-06T17:38:25+00:00 06.09.2017 19:38
NEEEIIIIIIIIIIIIIIIINN!!!!!
Gerade wenn es spannend wird hört das Kapitel auf. T_T
Ich finde die FF bis jetzt toll und bin schon gespandt wie es weiter geht.
Also bitte ganz schnell wieder weiter schreiben.
LG ^^
Antwort von:  Ceydrael
07.09.2017 20:46
Naja, wie heißt es doch... "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist" ;D
Freut mich, dass dir die Story bisher gefällt :) Ich hoffe natürlich, dass bleibt auch so ;)
Vielleicht bis zum nächsten Mal!

Liebe Grüße
Cey


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