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Poisonous

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Kapitel 6

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass die Zeit leider viel zu schnell vorbei ging und die Zeiger sich immer mehr dem Bild ‚halb neun‘ näherten. Seufzend starrte ich auf die Uhr, es hieß ja, dass die Zeit langsamer verging, wenn man auf Uhren sah… Hatte mir jedenfalls mal meine Großmutter erzählt. Was meine Oma wohl davon gehalten hätte, wenn sie gewusst hätte, dass ich mal zu einer Motorradgang gehören würde…

„Asuna Schatz?“, drang die Stimme meiner Mutter aus der Küche zu mir herüber, „Willst du noch etwas essen, bevor du dich mit deinen Freunden triffst?“ Ich hatte ihr erzählt, dass ich ein Projekt mit ein paar Schulfreunden machen würde und wir es nicht am Nachmittag machen konnten, weil der eine nachmittags angeblich arbeite. Unwillig verzog ich die Mundwinkel, ich hasste es, meine Eltern anzulügen.

„Äh, ja, gerne, Mama…“, ich stand auf und trottete in die Küche, wo ich mich an den Tisch setzte und auf die Sushi-Röllchen blickte, die meine Mutter dort hingestellt hatte. „Sieht echt lecker aus“, ich nahm mir meine Stäbchen und begann zu essen. Ich liebte das Sushi, das meine Mutter machte, ich hatte noch nie besseres gegessen.

„Wann holen dich deine Freunde gleich noch mal ab?“, fragte sie und gab mir einen Kuss auf den Kopf. „Das freut mich, wenn es dir schmeckt! Ach, Asuna, ich finde es schön und gleichzeitig traurig, dass du schon so groß geworden bist!“

„Mama… Ich bin schon lang kein Baby mehr…“, murrte ich und nahm das letzte Maki in den Mund, als ich einen Blick auf die Uhr warf und mich fast verschluckte. Gerade eben hatte ich doch noch eine halbe Stunde Zeit gehabt! Verdammt, jetzt war es schon zwei Minuten vor halb neun! „Äh, ich muss los! Tschüss, Mama!“, schnell sprang ich auf, lief in den Gang, schnappte meine Tasche und verließ das Haus. Ich wollte ungern, dass Yahiko auf mich warten musste. Nicht dass ich ihn mögen würde, ich hatte nur das ungute Gefühl, dass er mich seinen Ärger über mein Zuspätkommen spüren lassen würde.

„Da bist du ja“, empfing mich Yahikos ach so lieblich raue Raucherstimme, „Und keine Sekunde zu früh. Komm, nimm den Helm und steig auf, wir haben heute Abend noch genug vor uns.“ Er hielt mir den Kopfschutz hin und qualmte an seiner Zigarette.

„Rauchen tötet“, murrte ich, nahm den Helm und zog ihn auf, während ich mich auf sein Motorrad hinter ihn setzte und mich an ihm festklammerte.

„Hast du etwa Angst?“, Spott schwang in seiner Stimme mit und am liebsten hätte ich ihm den mitsamt seinen dämlichen Snakebites heraus gerissen. Wieso musste dieser Arsch auch immer so gemein sein? Er hatte ja fast so ein vorlautes Mundwerk wie… ich. Aber bei mir war das was anderes! Ich musste mich ja irgendwie wehren, wenn ich schon weder groß noch kräftig war!

„Geht dich nen feuchten Scheiß an!“, schnaubte ich, „Meintest du nicht, wir hätten es eilig?“ Das ließ er sich nicht zwei Mal sagen. Er gab Vollgas und schon schossen wir los und ich machte mir beinahe in die Hosen. Ich hasste es, wenn er so fuhr! Blitzschnell glitten wir über den Asphalt und ich hatte mehr als einmal Angst, dass die Reifen nicht mehr in die Straße greifen würden und ich danach meiner Fähigkeit zu gehen Lebewohl sagen könnte. Gott sei Dank verging die Zeit durch eben diesen Fahrstil schneller und wir waren in viel kürzerer Zeit beim Gang-Quartier.

„Was hast du eigentlich deinen Eltern gesagt wo du hingehst?“, fragte mich Pain, während er abstieg und den Helm abnahm. Er sah mich an und nahm eine Zigarette in den Mund.

„Ich hab ihr gesagt, dass ich mit Freunden ein Projekt für die Schule mache und wir nicht früher beginnen könnten, da einer dieser Leute nachmittags arbeiten müsse…“, seufzte ich. Jetzt erzählte ich diesem Idioten auch noch, dass ich meine Familie angelogen hatte… Noch ein Ding weniger, mit dem ich mich aus dummen Situationen herausreden könnte.

„Na dann lass uns…“, Yahiko verstummte plötzlich.

„Was ist denn los? Wir sollten was?“, ich verstand gar nicht, was eigentlich los war. Mit den Augen folgte ich Yahikos starrem Blick, der auf ein Motorrad gerichtet war. Stimmte etwas damit nicht?

Ohne mir zu antworten hastete er in das Gebäude und ich folgte ihm schnellstmöglich. Mich interessierte wirklich, was gerade eigentlich los war. Ich verstand nur Bahnhof. Wieso musste er auch so schweigsam sein, verdammte Axt?! Da ich so in Gedanken verloren war, bemerkte ich gar nicht, dass Yahiko schon längst stehen geblieben war und knallte gegen seinen Rücken. „Au!“, stöhnte ich auf und hielt mir die Nase. Hatte der etwa eine Eisenplatte oder so im Rücken?

„Nagato…“, ich konnte nicht einschätzen, welche Emotion da in Pains Stimme lag. Er klang kalt und warm zugleich, angespannt und locker, froh und traurig. Aber Moment… Nagato? Hieß so nicht der letzte Anführer ihrer Gang, der ausgestiegen war?

„Pain!“, kam eine andere, mir bis jetzt unbekannte Stimme, näher, „Wie geht es dir? Wir haben uns ja schon länger nicht gesehen, was?“

Ich konnte sehen, wie sich Yahikos Rückenmuskulatur vor meinem Gesicht verspannte. Und aus irgendeinem Grund ließ er mich nicht an sich vorbei. Ich konnte weder einen Blick erhaschen, noch mich an ihm vorbei schieben. „Ja, schon ziemlich lange… Mir geht es ganz gut. Und selbst?“, die Unterhaltung hatte etwas, was mich unwohl fühlen ließ. Ich wollte ganz und gar nicht hier sein, die Luft schien aufgeladen und könnte jeden Moment explodieren.

„Mir geht es ganz gut, ich habe wieder etwas mehr Luft. Ich habe überlegt Akatsuki wieder als aktives Mitglied beizutreten. Was würdest du denn davon halten, hm?“, die Stimme, mit der Nagato sprach, klang wie aus Honig, süß, geschmeidig, aber dennoch hatte sie irgendetwas, was ihn mir unglaublich unsympathisch machte.

„Hast du das?“, Yahikos Rücken verspannte sich noch mehr, „Das ist ja wundervoll. Dann kannst du doch gleich mit…“

„Konan ein Team bilden, genau das hatte ich vor“, unterbrach Nagato ihn. Der scharfe Unterton, den er hierbei hatte, war kaum zu überhören.

Yahiko sagte einen Moment nichts, atmete tief ein und aus, er schien zu beben vor Anspannung. „Ist in Ordnung für mich. Für dich auch, Pain?“, fragte nun Konan. Sie klang so freundlich, wie sie auch schon die ganze Zeit mit mir gesprochen hatte. Spürte sie die Anspannung zwischen den beiden nicht? Was wurde hier denn nur gespielt?

„Wenn du das wünscht, Konan“, wieder schwieg er einen Moment, schien nachzudenken. Ich konnte seine Anspannung wie eine Aura um ihn wahrnehmen. Was beschäftigte diesen sonst so emotionslosen Typen nur dermaßen, dass er gleich so die Fassung verlor?

„Dann kannst du ja ein Team mit Asuna-chan bilden!“, schlug Konan nun vor und Yahikos Rücken – ich hätte es nicht für möglich gehalten – verspannte sich noch mehr.

„Asuna-chan?“, kam nun die Frage von Nagato. Er klang sehr interessiert und ich fühlte mich dabei mehr als unwohl. Warum auch immer, aber von Nagato nun gesehen zu werden war das letzte, was ich wollte. „Ist sie hier? Ein ganz neues Mitglied? Ich würde sie gerne einmal willkommen heißen!“

„Pain, mach doch mal Platz, dass sie an dir vorbei kann“, sagte Konan mit sanfter Stimme und im nächsten Moment trat Yahiko, wenn auch sehr zögerlich zur Seite. Zum ersten Mal fiel mein Blick auf Nagato. Er war ein großer, dünner Mann mit schulterlangem dunkelrotem Haar, welches die Hälfte seines Gesichts bedeckte. Er trug schwarz, hatte jede Menge Ketten mit Kreuzen um seinen Hals und hatte dicke, schwere, schwarze Stiefel an. Seine Haut war bleich wie Papier.

„Das kleine Ding ist also Asuna-chan“, meinte er und betrachtete mich von oben bis unten. Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass er durch meine Kleidung und durch mein Fleisch direkt in meine Seele blicken konnte. „Hübsches Mädchen“, merkte er an, doch ich fühlte mich alles andere als geschmeichelt.

„Mein Name ist Asuna Hanaguchi“, war das einzige, das ich herausbekam. Mein Hals war staubtrocken und in meinem Kopf wollte sich kein Satz bilden lassen. Das einzige, woran ich denken konnte, war, dass ich fürchterliche Angst vor Nagatos Augen hatte.

„Wie kommt es, dass so ein süßes Mädchen bei Akatsuki landet? Deidaras Fanclub oder wie?“, Nagato lachte, klang dabei schrecklich abfällig. Erst jetzt fiel es mir auf. Außer Konan, Pain, Nagato und mir war noch keine einzige Person im Quartier.

„Nein, sie hat ein Gespräch zwischen Pain und Hidan belauscht und…“, begann Konan, doch ich konnte mich nicht davon abhalten, ihr ins Wort zu fallen.

„Nicht belauscht! Die beiden haben einfach direkt neben mir angefangen sich zu unterhalten und das in einer Lautstärke, dass ich sie nicht hätte überhören können“, murrte ich und sah aus dem Augenwinkel, wie Pain mir einen schnellen Blick zuwarf.

„Das Vögelchen kann ja doch zwitschern, was? Und wenn du nur mitbekommen hast, worüber sie gesprochen haben, wie bist du dann dazu gekommen, hm? Hast du sie freundlich gebeten beizutreten?“, Nagatos Blick war herabwürdigend und am liebsten wäre ich davon gelaufen, doch ich konnte meine Beine nicht bewegen, sie schienen am Boden zu haften.

„Sie hat sich an den vereinbarten Treffpunkt geschlichen und uns beobachtet. Pain hat ihr keine andere Wahl gelassen, als dass sie uns beitritt“, Konan sah zu Nagato auf und – warum auch immer – ich konnte auch ihren Blick nicht deuten. Sie schienen alle sich mehr zu verstecken, da sie nun zu dritt waren. Konan hatte mir doch erzählt, Pain, Nagato und sie haben zusammen Akatsuki gegründet, warum also dieses Verhalten?

„Soso…“, Nagato beobachtete mich und kam nun schnellen Schrittes auf mich zu, ich wich etwas zurück, doch zu langsam, er ergriff mein Kinn und zog mein Gesicht ein Stück seinem entgegen. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Pain zuckte und angespannt in unsere Richtung sah. „Ein recht neugieriges Mädchen, das nicht weiß, was gut für es ist… So jemanden kann man immer gebrauchen. Recht hübsch noch dazu. Wir könnten sie an allen möglichen Stellen einsetzen, zum Beispiel…“

Yahiko schlug Nagatos Hand von meinem Kinn fort, drängte mich zurück und schob sich zwischen Nagato und mich. „Wir sind nicht mehr so eine Organisation, Nagato. Vergiss nicht, weshalb du ausgetreten bist“, Pain knurrte schon beinahe und mir blieb fast das Herz stehen. Die Luft schien zu gefrieren, ich begann zu zittern. Das einzig warme, was ich spürte, war Yahikos Hand auf meinem Arm, die mich hinter sich hielt.

„Stimmt ja, ich vergaß, dass ihr jetzt nur noch ein Kurierdienst seid, ein erbärmlicher noch dazu“, Nagato schien die Worte beinahe auszuspucken. „Was soll‘s? Ich habe so oder so zu viel freie Zeit, ich werde dennoch wieder beitreten. Und wer weiß? Vielleicht wollen die anderen die alten Strukturen zurück? Und auf jeden Fall werde ich unsere gute, kleine Asuna-chan im Blick behalten, man weiß ja nie…“

Ich zuckte. Was meinte er denn damit? Und was waren die alten Strukturen? Was zur Hölle war denn vorgefallen, dass Nagato ausgetreten ist? Und was meinte Nagato mit ‚Kurierdienst‘?

„Ihr seid ja schon da!“, erklang plötzlich Kisames Stimme hinter mir. Die anderen waren wohl auch einmal eingetroffen. „Asuna-chan! Du bist ja jetzt wirklich dabei! Weißt du schon, in wessen Team du kommst?“

„In meins“, sagte Pain emotionslos und verstärkte den Griff um meinen Arm auf einmal etwas, „Konan hat ein neues Team. Ihr Partner ist jetzt Nagato.“

Kisame und Itachi blieben augenblicklich wie angewurzelt stehen. Deidara und ein paar andere hingegen wirkten eher verwirrt und nur Hidan ging weiter auf uns zu.

„Tatsächlich?“, grinste er, „Der alte Leader ist wieder im Quartier?“

Nach diesem Satz gefroren Kisames und Itachis Minen und auch Yahiko versteifte sich erneut. Was war nur los hier?!



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