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Sailor Moon Crystal - Blutfürst

von

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Miraii

Minako und Rei hatten sich die ganze Zeit leise darüber beraten, was in diesem Schloß vor sich ging und was Usagi und Haruka wohl gerade erdulden mussten.

Ami und Makoto hatten ebenfalls das eine oder andere dazu zu sagen gehabt. Nur Michiru schwieg. Hätte noch diesselbe Finsternis wie zu Anfang in diesem Gewölbe geherrscht und die kleine Lampe in der Nische nicht etwas Licht gespendet, sodass die Mädchen sie sehen konnten, hätten diese gar nicht gemerkt, dass sie auch noch hier war.

"Ob sie wirklich alle zusammen irgendwo hin gebracht wurden?" fragte Ami in die Runde,

"Ich habe einfach das ungute Gefühl, dass sie nicht wieder kommen."

"Sag doch soetwas nicht", schimpfte Rei,

"Natürlich kommen sie wieder! Du hast gehört, was Mihara gesagt hat und Haruka haben sie ja auch wirklich zurück gebracht!"

"Selbst wenn Mihara wirklich auf unserer Seite steht", widersprach Ami,

"Das bisherige Schema des Fürsten beruhte darauf, den Mädchen Blut abzuzapfen, aber sie am Leben zu erhalten. Und wenn er nun in Harukas Blut etwas gefunden hat, dass alles ändert? Wenn er nur sie braucht? Es gibt einen Grund, warum sie Haruka auch wieder mitgenommen haben - das war mehr als deutlich!"

"Aber in Usagis Blut werden sie diesselben Kräfte finden, wie in Harukas", gab Makoto zu bedenken,

"Spätestens dann werden sie sie bei uns allen vermuten und suchen."

"Das sichert zumindest unser Überleben", schniefte Minako,

"Dann sind wir alle gleich wertvoll für sie."

"Sind wir nicht", war zum ersten Mal Michirus Stimme zu hören und sofort sahen alle zu ihr rüber.

Sie hatte den Kopf gesenkt und regte sich auch sonst nicht.

"Es gibt drei unter uns, die sich von den anderen unterscheiden", sprach sie dennoch weiter,

"Drei, die nicht nur Senshi sind..."

"Was meinst du?" wollte Rei wissen.

Jetzt hob Michiru langsam den Kopf und sah die Mädchen an.

"Hotaru zum Beispiel", sagte sie,

"Sie ist nicht nur Sailor Saturn, sondern..."

"Auch der Messias der Stille", beendete Ami ihren Satz.

Michiru nickte.

"Und Usagi ist auch Prinzessin Serenity", murmelte Makoto,

"Und Haruka..."

"Ist sowohl Mann, alsauch Frau", beendete dieses Mal Michiru den Satz,

"Wir alle sind Senshi und haben Kräfte gleichen Ursprungs, aber Hotaru, Usagi und Haruka haben noch eine weitere, zusätzliche Seele in sich. Hotaru ist glücklicherweise nicht hier, aber Usagi und Haruka haben sie schon - als hätten sie gezielt jene von uns, mit den größten Kräften, zuerst geholt."

"Du meinst...sie wussten es?" war Rei verblüfft,

"Aber woher denn?"

Michiru unterbrach den Blickkontakt und schwieg einen Moment.

"Da gibt es einige Möglichkeiten", sagte sie schließlich,

"Möglich, dass sie es von Anfang an wussten, oder sie haben uns hier belauscht..."

"Du glaubst aber, dass Mihara etwas damit zu tun hat, nicht wahr?" fragte Ami,

"Nur was bringt dich zu der Annahme? Sie war die ganze Zeit über mit uns hier eingesperrt und definitiv ebenfalls gefesselt. Wann und wie hätte sie jemanden erzählen sollen, was sie hier gehört hat?"

"Das weiss ich ja eben auch nicht", war Michiru gereizt,

"Aber sie hat damit zu tun. Ich bin mir hundert prozentig sicher! Mit ihr stimmt etwas nicht und es ist keine Kleinigkeit."

"Wie kommst du darauf?" fragte Minako ratlos,

"Ich finde sie eigentlich ziemlich normal."

"Es ist die Art, wie sie Haruka angesehen hat", war das einzige, was Michiru dazu sicher sagen konnte,

"Auch wenn sie vor mir die kleine Eingeschüchterte gespielt hat - ihr Blick war reine Herausforderung."

"Glaubst du wirklich?" war Makoto skeptisch,

"Auf mich macht sie einen sehr schüchternen Eindruck. Und das viele weibliche Teenies das große Kribbeln im Bauch bekommen bei Haruka, ist auch nicht neu."

"Ich trau ihr nicht", blieb Michiru der Überzeugung,

"Und sollte sie Haruka auch nur einen Millimeter zu nahe kommen, werde ich sie eigenhändig durch einen Fleischwolf drehen!"
 

Haruka saß allein an dem großen Tisch und wartete. Er machte sich Gedanken darüber, wie es den anderen ging und ob Michiru vorerst wirklich sicher war.

»Solange ich das behütete Töchterchen bei Laune halten kann, wohl schon«, war er sich relativ sicher,

»Auch wenn der Alte total irre ist, er hat Stil und Ehrgefühl. Trotzdem kann das jederzeit umschlagen, wenn ich nicht vorsichtig bin.«

Er fragte sich, wie die Tochter eines solchen Wahnsinnigen wohl war. Ein junges Mädchen, eingesperrt in dieses Schloß, immer allein, weil niemand auf der Welt eine Erklärung für ihre Erkrankung finden konnte, an der sie schon so viele Jahre litt. Einsamkeit veränderte Menschen, machte sie seltsam und sonderlich.

Das würde den Befehl des Fürsten sicherlich nicht vereinfachen. Wenn Haruka dem Mädchen jedes Wort aus der Nase ziehen musste, oder am Ende nicht einmal eine Vertrauensbasis aufbauen konnte.

In diesem Moment öffnete sich leise eine Tür und sofort richtete Harukas Blick sich in diese Richtung.

»Na, das ist doch mal was...«, war der nächste Gedanke,

»Ich hab schon gewonnen!«

Ein junges Mädchen mit langen, dunkelblauen Haaren und wundervoll blauen Augen trat lächelnd auf sie zu. Sie war zwar blass und zierlich, wirkte aber keinesfalls, als leide sie seit zehn Jahren an einer geheimnisvollen Krankheit. Sie kam ohne jedes Zögern auf Haruka zu und blieb direkt vor ihm stehen.

"Mein Name ist Miraii", drang eine weiche, warme Stimme an seine Ohren,

"Ich möchte dir dafür danken, dass du freiwillig dein Blut spendest, damit ich endlich gesund werde."

"Freiwillig?" rutschte es Haruka heraus, doch er fing sich schnell,

"Ja, natürlich", erhob er sich und verbeugte sich leicht,

"Es ist mir eine Ehre, der Tochter des Fürsten helfen zu können."

Miraii lächelte derart bezaubend, dass Haruka in so eine Art 'Gewohnheitsmodus' fiel.

Ob nun als Mann, oder Frau - sie war ein Charmeur und liebte es, schöne Frauen um den Finger zu wickeln. Am meisten genoss sie es, wenn sie als Frau in Männerklamotten für letzteres gehalten wurde. Vor Michirus Zeit hatte sie darin eine doppelte Herausforderung gesehen. Erobern, ohne aufzufallen und nach der Enttarnung trotzdem nicht abserviert werden.

Mit Michiru jedoch hatte ihr wildes Leben von heute auf morgen ein Ende gefunden. Selbst schon in ihrer kennenlern Phase hatte Haruka nicht mehr den geringsten Bedarf danach verspürt, einer anderen als Michiru so nahe zu kommen, das ihr ' als Mann verkleidete Frau - Spiel ' zwangsweise aufgefallen wäre.

Dieses Mädchen allerdings, hatte Haruka allein mit ihrem Lächeln verzaubert. Vielleicht lag es auch daran, dass sie Michirus jüngere Schwester hätte sein können, so ähnlich sah sie dieser.

"Bitte", lächelte Haruka und bot Miraii den Stuhl direkt neben sich an.

"Danke", schmunzelte diese und setzte sich,

"Dein Name ist Haruka, sagte mein Vater."

Haruka setzte sich wieder und sah das Mädchen an.

"So ist es", lächelte er/sie,

"Und du wolltest mich also unbedingt kennen lernen?"

"Ist das nicht verständlich?" lächelte Miraii weiterhin zuckersüss,

"Ich habe zehn Jahre gewartet und gehofft und nun, da mir tatsächlich jemand helfen könnte, da will ich diesen Menschen natürlich auch kennen lernen."

"Und?" fragte Haruka,

"Enttäuscht?"

"Keineswegs", wurde ihm wieder dieses betörende Lächeln geschenkt,

"Das Gegenteil ist der Fall."

"Das hört man gern", senkte Harukas Stimme sich zu einem lockendem Flüstern,

"Und was tun wir beiden Hübschen nach dem Essen?"

"Wenn ich ehrlich bin, möchte ich das Essen lieber ausfallen lassen", lächelte Miraii zum ersten Mal nicht,

"Seit ich krank bin, habe ich sehr wenig Appetit und immer wenn ich Hunger habe und esse, geht es mir danach schlecht."

Haruka nickte verständig.

"Und was schlägst du dann vor?" fragte er,

"Ich tu alles, um wieder dieses zauberhafte Lächeln auf deinen Lippen zu sehen."

Die Antwort war dieses Lächeln.

Sogar eine minimale Röte legte sich auf Miraii´s Wangen.

"Dann komm mit", sah sie sich kurz um und griff nach Harukas Hand.

Sie erhob sich und zog ihn sanft mit sich mit.

Wie ein Kind, das Flausen im Kopf hatte, stahl sie sich mit ihrer neuen Bekanntschaft aus dem Salon, durch endlose Gänge, viele Treppen nach oben und schließlich durch einen Geheimgang, den sie mit Hilfe eines versteckten Mechanismus` geöffnet hatte.

Innerhalb dieses Geheimganges gab es eine Menge Abzweigungen und andere Ausgänge, allein auf dem relativ kurzem Stück, welches sie zurück legten.

"Sieht aus, als würden diese Gänge durchs ganze Schloß führen", bemerkte Haruka, als Miraii vor einem Ausgang stehen blieb.

"Das tun sie auch", grinste diese verschwörerisch,

"Ich kenne jeden Winkel dieser Gänge. Durch sie kann ich der Überfürsorge meines Vaters öfter Mal entkommen. Allerdings benutzt er einige dieser Gänge auch, weshalb Vorsicht angesagt ist. Er darf nicht wissen, dass ich mich hier besser auskenne, als er selbst."

"Ich verrate kein Sterbenswort", versprach Haruka,

"Das bleibt ein Geheimnis zwischen dir und mir."

Wieder war die Reaktion dieses betörende Lächeln.

Dann öffnete Miraii die, gut getarnte, Geheimtür und trat mit ihrer Begleitung hinaus. Angenehm kühle Nachtluft empfing sie und ein blutroter Vollmond leuchtete vom Himmel. Unzählige Sterne glänzten über ihnen und ein leichter, warmer Wind streichelte ihre Körper.

"Was ist das hier?" fragte Haruka,

"Wie weit sind wir gegangen?"

"Das ist der unbewohnte Teil des Schlosses", erklärte das Mädchen,

"Der südliche Turm. Wie du siehst, bricht an einigen Stellen bereits die Mauer weg, aber ich liebe diesen Ort. Es ist der einzige Platz, an dem ich mich kurz vollkommen frei fühle, ohne die Regeln meines Vaters. Hier bin ich einfach nur ich und nicht das totkranke, kleine Mädchen, dass ständig in Watte gepackt wird."

Haruka sah sie an.

"Du warst sehr einsam all die Jahre, nicht wahr?" fragte er.

Miraii erwiederte den Blick und erneut fehlte das Lächeln auf ihren Lippen.

"Mein ganzes Leben lang", antwortete sie leise,

"Auch bevor ich erkrankte, war mein Vater schon so. Kurz nach meiner Geburt hat er meine Mutter auf tragische Weise verloren und von da an, wurde er übervorsichtig."

"Das tut mir sehr leid", entgegnete Haruka leise,

"Aber jetzt bin ich hier und du bist nicht mehr allein."

Sofort war das Lächeln wieder da und freudiger Glanz stieg in Miraii´s Augen.

"Zum Glück bist du das", gab sie ihrem Gegenüber Recht,

"Es tut gut endlich mal mit jemandem in meinem Alter reden zu können und nicht nur mit meinem Vater oder seinen Bediensteten."

"Naja, ganz dein Alter bin ich wohl nicht", grinste Haruka,

"Ein paar Jahre älter als du bin ich schon."

"Wahrscheinlich weniger, als du denkst, schöner Mann", grinste auch sie,

"Lass uns weiter vor gehen und die Aussicht genießen..."

Ihre Stimme klang genauso verlockend, wie es ihr Lächeln war und als sie erneut Harukas Hand ergriff, schoss es diesem fast wie ein Stromstoss durch den Leib.

»Nicht gut...«, kam er/sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück,

»...gar nicht gut! Genau darum ziehe ich das Frau sein vor. Man behält einfach länger die Selbstkontrolle. Als Mann ist es viel schwerer, so wunderschönen Augen und solch verlockenden Lippen zu widerstehen...«

Trotz der wieder gefundenen Kontrolle, ließ Haruka sich willig von Miraii führen und lehnte sich neben ihr an die Burgzinnen, um mit ihr gemeinsam auf die nächtlichen Ländereien zu schauen.

Immer wieder warf er ihr kurze, verstohlene Blicke zu, um sie zu studieren. Sie trug beinahe ständig dieses zauberhafte Lächeln auf den Lippen, so süß und unschuldig, wie Haruka es nie zuvor gesehen hatte und doch lag in ihrem Blick eine so unstillbare Sehnsucht, wie er sie bisher nur in Michirus Augen gesehen hatte.

»Ihr Leben war sehr traurig und leer«, dachte er bei sich,

»Irgendwie verstehe ich den Fürsten, dass er absolut alles tut, um sie zu beschützen. Und wenn ich ehrlich bin, hat bereits diese kurze Zeit mit ihr, genau dieses Bedürfnis auch in mir geweckt.«

"Ich würde so gern einmal über die Wiesen zu den Hügeln dort hinten laufen", riss Miraii´s Stimme ihn aus seinen Gedanken,

"Oder durch die Wälder auf der anderen Seite streifen..."

"Du...warst noch nie da draußen?" sah Haruka sie irritiert an,

"Heisst, du hast dein komplettes Leben in diesem Schloß verbracht?"

Miraii nickte schüchtern.

"Ich habe dieses Schloß noch nie verlassen", waren ihre Worte sehr leise,

"Es ist seit dem Tag meiner Geburt mein Schutz und mein Zuhause, aber auch mein Gefängnis."

»Im Grunde geht es ihr nicht anders als uns allen in diesem Schloß«, erkannte Haruka,

»Mit dem einzigen Unterschied, dass es ihr eigener Vater ist, der sie gefangen hält.«

"Du bist nie barfuß über eine Wiese gelaufen, nie auf einen Baum geklettert oder in einem klaren See schwimmen gewesen?" war Haruka fast entsetzt,

"Du hattest keine Freunde, niemanden zum Reden, Geheimnisse austauschen, Spaß haben oder verlieben...? Das ist einfach fürchterlich traurig."

"Aber das du jetzt hier bist, entschädigt mich für alles", war da wieder dieses süße, unschuldige Lächeln,

"Und wer weiss? Vielleicht laufen wir ja mal gemeinsam über die Wiesen, hinauf auf die Hügelkette."

"Vielleicht machen wir das", lächelte Haruka,

"Und vielleicht sogar noch viele andere Dinge."

Miraii sah ihm in die Augen und schnell verschwand das Lächeln von seinen Lippen.

»Du darfst sie auf keinen Fall küssen!«, widerstand Haruka dem aufkommenden Wunsch danach,

»Völlig egal, was der Fürst befielt! Tu nichts, was ihr signalisieren könnte, dass sie genau dein Typ ist!«

"Komm mit", flüsterte Miraii, der Harukas Zwiespalt scheinbar gar nicht aufgefallen war,

"Ich zeig dir mein Reich..."

Und wieder ließ Haruka sich von ihr bei der Hand nehmen und zurück in die Geheimgänge führen.

Dieses Mal waren sie dort etwas länger unterwegs und Haruka hätte niemals den Weg zurück gefunden, so viele Abzweigungen und Etagenwechsel waren sie durchlaufen. Als Miraii endlich stehen blieb und erneut einen verborgenen Durchgang öffnete, hoffte er, dass sie nicht ständig in diesen Gängen unterwegs sein würden.

Der Raum, welchen sie betraten jedoch, brachte ein ganz anderes Unwohlsein in Haruka hervor.

"Das ist mein Zimmer", lachte Miraii sie an,

"Keiner außer mir hat es in den letzten zehn Jahren betreten. Selbst mein Vater betritt es nicht. Es ist mein Refugium in diesem riesigen Schloß."

»Zu viel Privatsphäre«, hämmerte es in Harukas Kopf,

»Der Fürst wird mich umbringen, wenn er erfährt, dass ich hier war...und Michiru wahrscheinlich auch...«

Gerade wusste er nicht, wen er wohl mehr fürchten musste, wenn herauskam, dass er in Miraii´s Schlafzimmer war.

Michiru würden wahrscheinlich weder Fesseln, noch eine verschlossene Kerkertür aufhalten. Ihre Haruka, als Mann, im Schlafzimmer eines anderen Mädchens... Definitiv musste er Michiru mehr fürchten, als den Fürsten. Diese hatte irgendwann mal etwas über 'Eunuchen' verlauten lassen, als Haruka in ihrer männlichen Form Usagi viel zu nahe gekommen war und sie dann, in ihrer weiblichen Gestalt, auch noch geküsst hatte.

"Fühl dich ganz wie zu Hause", riss Miraii sie aus ihre Gedanken,

"Hier wird uns niemand stören."

Sie trat an einen Schrank und begann, darin etwas zu suchen.

So sah sie nicht Harukas deutliche Reaktion auf ihre Aussage.

»Wie bin ich nur hier herein geraten?«, ratterten seine Gedanken,

»Ein Urlaub sollte es werden - nichts weiter. Mit einer Adoption hat sowieso niemand gerechnet - aber das hier???«

Sein Blick schweifte zu Miraii, die bereits zur Hälfte in diesem riesigen Schrank verschwunden war und immernoch intensiv etwas zu suchen schien.

»Ich sollte mir etwas einfallen lassen, die anderen zu befreien, Mihara und Miraii gleich mit einpacken und zusehen, dass wir alle von hier weg kommen. Stattdessen lass ich mich von Töchterchen heimlich in ihr Schlafzimmer schmuggeln und spiel Traumprinz im Auftrag ihres Vaters...«

"Setz dich ruhig", riss Miraii´s Stimme ihn aus seinen Gedanken.

Haruka sah kurz zu ihr und dann durch den Raum.

Da gab es nur das Höckerchen vom Schminktisch und der hatte eher Kindergröße. Darauf zu sitzen war sicher nicht sehr bequem.

"Das Bett!" drang Miraii´s Stimme aus dem Schrank zu ihr,

"Da ich eh nie Besuch bekomme, gibt es hier keine Stühle."

Haruka blinzelte.

Miraii steckte noch immer mit dem ganzen Oberkörper im Kleiderschrank und kramte nach etwas. Trotzdem hatte sie Haruka´s Dilemma offenbar bemerkt und ihm die Lösung geliefert. Also setzte Haruka sich vorsichtig auf die Bettkante am Fußende des großen Bettes und sah sich genauer in dem Zimmer um.

Die Einrichting war ebenso antik und altmodisch, wie das ganze Schloß es war, aber die persönlichen Dinge des Mädchens waren die, welche die meisten Mädchen ihres Alters in ihren Zimmern hatten. Sie brachten Farbe und Leben in die düsteren Mauern des alten Schlosses. Irgendwann wurde es Haruka jedoch zu langweilig und er fragte Miraii, wonach sie so angestrengt suchen würde und ob er irgendwie helfen könne.

Daraufhin kam sie endlich aus dem Schrank hervor und blinzelte Haruka unschuldig an.

"Ich hab da ein paar Sachen, zu denen ich gern deine Meinung hören würde", lächelte sie wieder dieses unschuldige Lächeln,

"Ich habe immer heimlich den Stallburschen beauftragt, sie für mich irgendwo zu besorgen."

"Heimlich?" fragte Haruka,

"Hätte dein Vater dir die Sachen nicht gekauft?"

"Nicht diese Sachen", grinste Miraii,

"Dafür wäre meine Mutter die geeignete Ansprechpartnerin gewesen. Väter mögen nicht damit konfrontiert werden, dass ihre kleinen Mädchen Erwachsen geworden sind."

Haruka zog die Augenbrauen hoch.

Das konnte nun wirklich einiges bedeuten, doch ein Thema für Haruka war sicherlich keine der Möglichkeiten. Selbst als Frau eignete er/sie sich nicht für Modeschauen, Gespräche über Schminke, Schmuck und andere schöne Dinge und erst Recht nicht Gespräche über typische Frauenprobleme.

Zumindest eines davon befürchtete er allerdings nun und überlegte fieberhaft, wie er sich elegant aus dieser Situation heraus winden könnte.

"Wir haben doch noch mehr als genug Zeit", sagte er daher,

"Du kannst meine Meinung auch noch ein anderes Mal erfragen. Für heute können wir uns einfach weiter kennen lernen und die Gegenwart des anderen genießen."

"Du hast Recht", lächelte Miraii und kam ebenfalls um Bett,

"Lernen wir uns besser kennen..."

Sie blieb vor Haruka stehen und sah ihm in die Augen.

"Gefalle ich dir?" fragte sie und sofort war Haruka angespannt,

"Ich meine, findest du, dass ich hübsch bin?"

Haruka war sich nicht sicher, ob das nun eine Anmache war oder nur die unschuldige Frage eines jungen, naiven Mädchens.

Würde er falsch liegen, könnten seine Worte ebenso falsch verstanden werden.

"Was für eine Frage", sagte er daher,

"Natürlich bist du hübsch. Hat jemand mal etwas anderes behauptet oder warum fragst du?"

Sie setzte sich neben Haruka und legte die Hände in den Schoß.

"Naja, ich kenne keine Mädchen in meinem Alter", sagte sie,

"Und auch keine Jungs. Demnach weiß ich nicht, was genau als hübsch empfunden wird und was Jungs gefällt."

»Glück gehabt!«, war Haruka erleichtert,

»Das hätte wirklich schlimmer kommen können.«

"Was wirklich angesagt ist oder nicht, kann ich dir auch nicht sagen", erklärte er dem Mädchen neben sich,

"Mir ist egal, was 'In' oder 'Out' ist. Ich bin ich und ich finde, du bist ein sehr hübsches Mädchen."

"Hübsch genug für dich?" sahen die großen, blauen Augen ihn fragend an.

"Für mich?" verschluckte Haruka sich beinahe,

"Ich meine..."

"Also nicht", murmelte Miraii und ließ den Kopf sinken.

Ihr langes Haar fiel nach vorn und verbargt ihr ganzes Gesicht, wie hinter einem Vorhang.

»Nicht im Sinne des Erfinders«, dachte Haruka geschlagen,

»Und auch nicht in dem des Fürsten...«

Der Auftrag war, sie glücklich zu machen und ihr genug Kraft und Hoffnung zu geben, dass sie gesund wurde und sie nicht zu enttäuschen oder traurig zu machen.

"Hey...", flüsterte er aufmunternd und legte den Finger unter ihr Kinn, um sie mit dem Gesicht wieder zu sich zu drehen,

"Ich sagte, du bist sehr hübsch. Und ich habe das gesagt, weil ich es genau so sehe. Du bist ein atemberaubend hübsches Mädchen und wenn du erst wieder gesund bist, wirst du dich vor Verehrern kaum retten können."

"Atem...beraubend...?" wisperte sie leise und reckte sich Haruka leicht entgegen.

"Ja...", nickte dieser kaum merklich,

"...absolut atemberaubend..."

Ihre Blicke vertieften sich und Miraii näherte sich ihm noch ein Stück.

"Atemberaubend genug...mich küssen zu wollen...?" öffnete sie leicht ihre Lippen.

Wieder dieses minimale Nicken Harukas und ein noch tieferes versinken in den wundervoll, blauen Augen des Mädchens.

"Dann tus doch endlich..."

Ihre Stimme war kaum mehr ein Flüstern und kaum hatte sie ihre Worte beendet, begann sie sanft, Haruka zu küssen.

»Das geht nicht gut«, dachte er noch, schloß seine Arme um sie und zog sie an sich.

Niemals zuvor war Haruka auf solche Weise geküsst worden. Nicht als Mann und auch nicht als Frau. Es lag so viel Leidenschaft und Sehnsucht in diesem Kuss, er war voller Zärtlichkeit, schon beinahe sanft und löste ein Kribbeln aus, welches kaum auszuhalten war.

»Michiru...«, dachte Haruka noch und ließ sich nach hinten aufs Bett zurück sinken.

Er zog Miraii einfach mit sich, doch die wäre ihm auch ohne jede Aufforderung gefolgt.

Minuten lang lagen sie so da und küssten sich, ohne dass irgendeine Veränderung eintrat. Der Kuss behielt durchgehend die gleiche Sanftheit, wurde weder schwächer, noch intensiver und als er endete sahen sie sich in die Augen, als kannten sie sich schon ewig und wüssten alles übereinander, was es zu wissen gab.

Überhaupt nicht mehr schüchtern richtete Miraii sich auf und blieb herausfordernd auf Haruka sitzen. Ihr Lächeln war Sünde pur und ihre Augen versprachen alles, als sie sich langsam das Kleid über den Kopf zog.

Harukas Atmung beschleunigte sich und seine Hose spannte sich merklich in der Lendengegend. Unter dem Kleid war das Mädchen absolut nackt. Keine Unterwäsche, kein nichts...

"Tu das nicht", bettelte Haruka,

"Du weisst nicht, was du da tust..."

"Glaub mir...", schnurrte Miraii und räkelte sich lasziv,

"...ich weiss genau, was ich tue..."

Ihre Worte waren ein verlockendes Schnurren, doch auch ohne das hätte Haruka keinerlei Zweifel daran gehabt. Seine Hose wurde immer enger, was auch für Miraii deutlich zu spüren war, denn sie öffnete ihre Schenkel etwas weiter und biss sich lustvoll auf die Lippe.

"Ich will dich...", lehnte sich sich vor, um Haruka erneut zu küssen.

Dieses Mal jedoch mit so viel Verlangen, dass es Haruka abwechselnd heiss und kalt wurde.

"Du verstehst das nicht", keuchte er zwischen ihren Küssen,

"Ich bin nicht...was du glaubst...! Ich weiss nicht..."

"Was du willst?" keuchte Miraii leise in sein Ohr,

"Aber ich weiss es..."

"Ich weiss nicht..." , japste er,

"...wie lange...ich mich noch...kontrollieren kann..."

"Wer sagt, dass du das sollst...?" hauchte Miraii verführerisch,

"Lass einfach los und nimm mich..."

Sie bewegte ihr Becken fordernd und Haruka entwich ein lustvolles Stöhnen.

Niemals zuvor hatte ein Mädchen ihn so weit gebracht. Niemals zuvor hatte er zugelassen, dass es auch nur annähernd so weit hätte kommen können. Ihn gab es erst, seit Sailor Uranus erwacht war. Haruka Tenou war eine Frau und nur als solche hatte Haruka je Sex gehabt. Mit dem männlichen Körper war auch Michiru in ihr Leben getreten und selbst wenn sie eine Gelegenheit gehabt hätte, als Mann so weit zu gehen, so hätte sie es gar nicht gewollt, denn ihr Herz gehörte allein Michiru.

Und jetzt lag er hier auf dem Rücken, im Bett eines superscharfen Mädchens, dass nackt auf seinem besten Stück herum rutschte und darum bettelte genommen zu werden. Völlig neue Reize und komplett neue Empfindungen schossen durch seinen Körper, überfluteten ihn wie eine Welle und ließen ihn ein Körperteil so deutlich spüren, dass alles andere beinahe unterging. Seine Hände legten sich um Miraii´s Hüften, damit diese sich nicht weiter bewegte, doch das änderte nichts mehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dreamfighter
2017-08-25T07:01:43+00:00 25.08.2017 09:01
Oh man... Das kann ja was geben... In was für eine Lage hat Haruka sich denn da gebracht? Und vor allem, wie wird Michiru reagieren, wenn sie genau das erfährt? Immerhin ist sie ja jetzt schon übermäßig eifersüchtig...

Ich bin echt gespannt darauf, wie es weitergehen wird.
Von:  Ambet1985
2017-08-25T05:43:36+00:00 25.08.2017 07:43
Ich muss sagen eine wirklich tolle Geschichte, sehr gut geschrieben. Ich hoffe haruka bleibt standhaft :)


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