Zum Inhalt der Seite

Die Piratenprinzessin

Das Blut eines Dämons
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Abgrund

^^ 2 Monate später ^^
 

„Lass mich“, nuschelte die Schwarzhaarige und versuchte sich aus dem Griff ihres besten Freundes zu befreien. „Das werde ich ganz sicher nicht tun“, meinte Marco und verstärkte seinen Halt um ihre Schultern nur noch. „Du hast mehr als genug getrunken Carina. Du bist voll wie tausend Mann. Und das meine ich wortwörtlich, immerhin liegen die Anderen schon alle unten in der Kneipe unter den Tischen.“ „Spielverderber“, maulte Angesprochene nur und ließ sich in das Zimmer, das über der Kneipe lag, schleifen. Im nächsten Moment lag sie auch schon auf dem Bett und vergrub ihren Kopf kichernd in den Kissen. Innerlich verdrehte Marco die Augen. Wie war es möglich, dass aus Carina jedes Mal wieder ein kleines Kind wurde, wenn sie zu viel getrunken hatte? Gerade wollte er zu einer Schimpftirade ansetzen, da begann die Piratin bereits leise vor sich hin zu schnarchen. „Oh man“, murmelte er. Sie würde schon morgen früh sehen, was sie davon hatte.
 

Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und veranlassten die junge Frau dazu, sich zu regen. Langsam öffnete die Augen und brauchte mehrere Augenblicke, um sich zu orientieren. „Oh Gott“, stöhnte sie beim Aufsetzen, denn ihr Kopf protestierte mit einem eindeutigen Signal gegen jegliche Bewegung. „Ich hätte auf Marco hören sollen“, dachte sie. Etwas unsicher auf den Beinen stieg sie die Treppe zur Kneipe herunter und bemerkte erleichtert, dass es ihren Brüdern kaum besser ging als ihr. Die Meisten von Ihnen schliefen noch tief und fest. Diejenigen, die wach waren, saßen am Tresen und nahmen Kopfschmerztabletten mit reichlich Wasser zu sich. Einzig und allein Marco schien es relativ gut zu gehen. Kleinlaut setzte sie sich neben ihn und verlangte ebenfalls nach irgendeinem Mittel gegen Kopfschmerzen. „Ich hatte dich gewarnt“, grinste Marco und Carina stöhnte. Das war ja so klar gewesen. „Erspar mir deine Moralpredigt. Im Nachhinein weiß man es immer besser. Und du musst gerade reden, du bist viel öfter betrunken als ich.“ „In letzter Zeit nicht. Irgendjemand muss ja auf euch – und vor allem auf dich – aufpassen.“ Genervt pustete die Schwarzhaarige sich eine Strähne aus ihrem Gesicht und leerte ihr Wasser in einem Zug.
 

Marco betrachtete sie eingehend. In letzter Zeit gefiel ihm ihre auffallende Veränderung immer weniger. Sicher, früher hatte er sich immer gewünscht, dass seine kleine Schwester endlich erwachsen werden würde, aber nun… Die Infernoprinzessin war, was bestimmte Dinge betraf, um einiges ernster geworden. Sie war nicht mehr so unbeschwert wie früher, konnte bei weitem nicht mehr so ungezwungen lachen. Und dann gab es wiederum Momente, wo sie sich endlich mal entspannte, aber dann vollkommen abstürzte. So wie gestern zum Beispiel. „Der Krieg hat sie verändert“, sagte er sich immer wieder, aber es konnte nicht das schlechte Gefühl vertreiben, das er bei der ganzen Sache hatte. Der Krieg hatte sie alle verändert, aber bei niemandem trat diese Veränderung so deutlich hervor wie bei Carina. Marco wünschte sich das lebensfrohe, kleine Kind zurück, das sie damals an diesem verlassenen Strand in ihre Bande aufgenommen hatten. Und er wusste, dass die anderen Kommandanten das genauso sahen, denn auch ihnen war die Veränderung nach kürzester Zeit aufgefallen.
 

„Ich hatte mir überlegt, dass wie vielleicht ein bisschen länger auf dieser Insel bleiben.“ Carina zog beide Augenbrauen in die Höhe. „Wieso?“ „Ich denke wir haben uns eine kleine Auszeit von den ganzen Strapazen verdient, die wir in letzter Zeit hatten. Ein kleiner Urlaub würde uns doch allen ganz gut tun.“ Die Schwarzhaarige zuckte lediglich mit den Schultern. „Wenn du meinst, du bist der Käpt’n.“ Marco verdrehte die Augen. Was für eine Aussage. „Damit meine ich vor allen anderen dich, Carina.“ Angesprochene starrte ihn nur schweigend an. „Mein Gott, Carina“, stieß er hervor und stemmte die Hände auf den Tisch. „Du warst es doch, die vor unserem Aufbruch große Reden geschwungen hat. Du hast gesagt, dass Ace und Vater zwar tot sein mögen, aber sie immer noch bei uns sind. Und das auf eine Art und Weise, die die Marine und die Weltregierung niemals begreifen werden. Waren das etwa alles nur leere Worte?“ Ihre Augen verengten sich. „Nein, natürlich nicht. Glaubst du wirklich, ich würde so etwas sagen und es nicht ernst meinen?“ „Nein, genau das ist das Problem. Du hast es ernst gemeint, aber jetzt bist du diejenige, die sich von uns allen am meisten hängen lässt. Ich verstehe, dass die derzeitige Situation schwierig für dich ist, aber merkst du nicht, wie du dich selbst kaputt machst?“
 

Erneut schwieg sie. Was wollte Marco denn vor ihr hören? Das sie sich bemühen würde, wieder so zu werden wie früher? „Ich werde nie wieder so sein wie früher“, dachte sie mit einem bitteren Geschmack im Mund. Dabei wollte sie so gerne wieder die alte Carina sein. Sie stand so schnell auf, das ihr Stuhl hinten über kippte. Nun lagen alle Blicke in der Kneipe auf ihr, doch sie sah lediglich Marco an. „Es tut mir Leid“, flüsterte sie und verließ mit schnellen Schritten das Gebäude. Als man Ace und Whitebeard zu Grabe getragen hatte, musste wohl auch ihr altes Ich beerdigt worden sein.
 

Schwer atmend ließ die 19-Jährige sich gegen einen Baum sinken und rutschte an ihm herunter. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. „Was geschieht nur mit mir?“, dachte sie. Konnte Marco denn nicht sehen, wie sehr sie Ace und ihren Vater vermisste? Ihre Hand glitt unter ihr Oberteil und holte das Medaillon hervor, das die Crew ihr damals zum Geburtstag geschenkt hatten. Sie klappte es auf und betrachtete das Bild, das sich darin befand. Ihr 15 Jahre altes Ich hatte jeweils einen Arm um Ace und Marco gelegt und grinste frech in die Kamera. Zur linken von Ace stand Vista und zur rechten von Marco Jozu. Thatch kniete vor ihr und machte ein Piece Zeichen, während Whitebeard hinten im Bild stand, aber natürlich alle überragte. Ihre Familie. Und was war jetzt? Drei dieser Personen waren tot. Für immer weg, für immer ausgelöscht. Sie versuchte sich an den fröhlichen Gesichtern auf diesem Bild festzuhalten, aber immer wieder sah sie ihre toten Körper.
 

Thatch durchbohrt von einem Messer.

Ace durchbohrt von glühend heißem Magma.

Whitebeard durchbohrt von Kugeln, Klingen und Teufelskräften.
 

Ein Knirschen ertönte, als sie ihre Zähne fest aufeinander presste. „Verdammt“, zischte sie und dann brach es endgültig aus ihr heraus. Ihre Faust zerschmetterte den Baum, an dem sie gesessen hatte. „Scheiße“, brüllte sie mit aller Kraft in ihrer Brust, aber es linderte den Schmerz nicht. Es machte ihn nur noch schlimmer. Weinend vergrub sie das Gesicht zwischen ihren Knien. „Warum Ace? Warum hast du mich allein gelassen?“
 

„Musstest du ihr das wirklich so direkt sagen? Natürlich hast du Recht Marco, aber versuch doch auch sie zu verstehen“, meinte Vista und der Phönix seufzte tief. „Ich verstehe Carina und ganz genau deshalb weiß ich, dass sie noch tiefer in ihrer Trauer versinken wird, wenn wir nichts unternehmen.“ Jozu nickte zustimmend. „Ja, aber was willst du tun? Jeder Mensch geht anders mit seiner Trauer um. Andere zeigen sie frei heraus und lassen sich helfen, wieder andere fressen sie in sich hinein und versuchen die Situation allein zu bewältigen. Das Carina zu der zweiten Kategorie gehört ist dir ja wohl klar.“ Marco nickte ruhig. „Also, was willst du tun?“ „Wenn ich das nur wüsste“, antwortete er, als plötzlich vor den Türen der Kneipe ein lautes Lachen ertönte. „So voll war ich gestern nun auch wieder nicht Ben. Außerdem ist das kein Grund heute nicht zu trinken.“ „Das ist nicht wahr“, dachten Marco, Jozu und Vista synchron und drehten sich mit fassungslosen Mienen in Richtung der Stimme. Nein, es konnte doch nicht wirklich sein, dass sie sich nach so kurzer Zeit wieder über den Weg liefen. Aber es war tatsächlich Shanks, der dicht gefolgt von seiner Bande die Bar betrat. Und diese war auch noch so groß, dass tatsächlich beide Mannschaften hinein passten. Ben bemerkte sie zuerst, aber auch Shanks brauchte nicht viel länger. „Hey Marco“, rief er ihm zu und der Phönix verdrehte genervt die Augen. Was fand Carina nur an diesem Vollpfosten?
 

„Das ist ja ne Überraschung“, meinte der Kaiser und ließ sich auf den Hocker neben dem Blonden fallen. Marco schnaubte. „Ja allerdings. Ich weiß nur noch nicht, ob mir diese Überraschung wie du es nennst gefällt.“ „Ach, komm schon. Wir sollten die alten Streitigkeiten vergessen und noch mal von vorne anfangen, wir stehen immerhin alle auf derselben Seite.“ Shanks hatte es mit seinem üblichen Grinsen gesagt, doch seine Stimme war ernst. Er meinte seine Worte vollkommen ehrlich. Marco sagte nichts, nickte jedoch kurz. Irgendwie hatte der Rotschopf ja Recht, aber das würde er niemals laut aussprechen. „Genauso stur wie Whitebeard“, dachte Shanks lächelnd. Seine Augen glitten langsam und suchend durch den Raum. „Wo ist Carina?“, fragte er und Marco seufzte. „Das wüsste ich auch gerne.“ Für einen kurzen Moment verengten sich die Augen des Piratenkaisers. „Ist irgendetwas mit ihr?“, fragte er ruhig, doch in seiner Stimme schwang Sorge mit. „Was glaubst du wohl? Sie hat ihren Bruder verloren.“ Ben zog langsam an seiner Zigarette. So etwas in der Art hatte er sich schon gedacht. Die Schwarzhaarige hatte zwar bei ihrem Aufbruch so getan, als ginge es ihr gut, doch niemand konnte so einen tiefen, inneren Abgrund lange verbergen. Shanks hatte dieselben Gedanken wie sein Vize. Er konnte sich noch mit einer erschreckenden Klarheit an den Schmerz erinnern, den er nach der Hinrichtung seines Käpt’n gefühlt hatte. Und Carina hatte gleichzeitig auch noch ihren Zwilling, einen Teil von ihr, verloren. Es musste ihr entsetzlich schlecht gehen. Und Marcos Miene sagte ihm, dass es genau so war.
 

„Es braucht seine Zeit, bis solche Wunden heilen können, das weiß ich. Aber wie lange soll ich mir das denn noch ansehen? Ich kann doch nicht einfach dabei zusehen, wie es sie kaputt macht“, sagte Marco. „Es gibt Wunden, die nie richtig heilen“, meinte Shanks, berührte für einen Moment die Narben über seinem Auge. Innerlich fasste er einen Entschluss. Er musste mit ihr reden. Und obwohl er aufgrund der Lage ernst bleiben sollte, schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen. Dieses Mal würde er zu ihr durchdringen.
 

Ob sie das nun wollte oder nicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  lorrenor
2014-11-12T19:17:23+00:00 12.11.2014 20:17
Gutes Kapitel wann get es weiter
Von:  fahnm
2014-05-16T21:49:13+00:00 16.05.2014 23:49
Spitzen Kapi^^


Zurück