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Genieße den Augenblick

von

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Prolog

Meine Finger glitten über meine Lippen und mit verträumten Blick sah ich aus dem Fenster.

Es war Frühling, die Jahreszeit der Liebenden.

Ein Seufzer entwich mir und der Wind blies mir stärker entgegen.

Es war wie ein Zeichen, ein Signal das er da war.

Wie eine Vorankündigung.

Mein Blick blieb gezielt an einer Person hängen: Leigh!

Nur sein Anblick entfachte 1000 Gefühlsregungen in mir.

Ich konnte die Augen nicht mehr von ihn wenden.

Bis ihre Stimme neben mir ertönte.

"Oh, er ist schon da. Liz willst du heute zusammen mit mir und Leigh nach Hause gehen?"

Meine beste Freundin Rosa lächelte mich an und mein Blick senkte sich.

Es war Frühling, doch es war für mich nicht die Jahreszeit der Liebe.

Kapitel 1

Der Lehrer redete seinen, wie es auf mich klang, seinen eingeübten Text runter. Nur er allein wusste wie oft in seinen Leben er diese Stunde schon frei aufsagte. Aber ausnahmsweise war ich dankbar für, denn heute war wieder einer dieser Tage in denen der Freund von meiner besten Freundin sie abholte. Viele würden darin kein Problem sehen. Nun für mich war das anders, denn an dem Tag an den sie ihn mir vorgestellt hatte habe ich mich auf den ersten Blick in ihn verliebt.

An diese Art der Liebe glaube ich eigentlich nicht. Denn mal ehrlich man verliebt sich doch eigentlich dann nur in das Aussehen oder? Schließlich kennt man diese Person noch nicht, kennt nicht seine guten und seine schlechten Seiten.

Deswegen war ich durch dieses Gefühl völlig irritiert als ich es empfand. Doch es verschwand nicht. Immer wenn ich ihn sah, immer wenn ich ihn begegnete sprang mir das Herz fast aus der Brust. Mir wurde völlig heiß und ich spürte wie meine Wangen glühten. In solchen Momenten verstand ich was alle mit Schmetterlingen im Bauch meinten.

Doch ich wollte dieses Gefühl nicht empfinden! Nicht bei ihm! Nicht bei Leigh!

Die Stimme des Lehrers riss mich aus meinen Gedanken. Verwirrt sah ich den älteren Mann vor mir an, der immer damit beschäftigt war seine schief sitzende Brille gerade zu rücken. "Adaliz hättest du jetzt die Güte uns die Lösung von Aufgabe 5 mit zu teilen?"

Verdammt er hatte seinen Vortrag beendet und wollte schon das wir igrendwas lösen! Ich sah in mein Buch, jetzt hatte ich doch Sehnsucht nach dem erlösenden Klingelsignal.

Wenigstens in diesem Punkt war die Glücksgöttin auf meiner Seite, es klingelte!

Erleichtert klappte ich das Buch zu. Den strengen, wissenden Blick des Lehrers ignorierte ich.

Rosa nahm meine Hand und zog mich mit sich, noch bevor ich meine Sachen gepackt hatte. "Man da hast du echt Schwein gehabt, was Liz? Du bist aber auch unaufmerksam in letzter Zeit... Hast du was?" Ich schüttelte den Kopf, etwas zu heftig wie mir der skeptische Blick meiner Freundin verriet. "Nein es ist alles okay. Nur die Bracht des Frühlings, die wieder auflebende Natur... Es fasziniert mich und zieht mich in seinen Bann. Es ist einfach wunderschön. Viel fesselnder als der Unterricht, ich wünschte er würde uns wenigstens draußen an der frischen Luft in den Schlaf reden.

Gelogen waren meine Worte nicht, ich liebte die Natur und besonders in der Frühlingszeit. Doch das mein eigentlicher Hauptgedanke ihr Freund war verschwieg ich lieber. Ich wusste das es feige war es ihr zu verheimlichen. Ich wusste das sie mich nicht vor den Kopf stoßen würde, das sie mir mit ihrer direkten, ehrlichen Art beistehen würde, doch trotzdem brachte ich es nicht über mich es ihr zu sagen. Ich würde nicht mal wissen wie ich Anfangen sollte.

Sie zog mich weiter mit, während ich versuchte trotz allem meine Schulsachen in meine Tasche zu stopfen. Und da stand er: Leigh... Ob mein Gesicht genauso strahlte wie Rosas?

Neben ihn stand sein jüngerer Bruder Lysander, nun ich hatte nichts gegen ihn, doch irgendwie hatte ich immer das Gefühl uns würde nie etwas verbinden, das wir nie so richtig einen Draht zueinander finden würden und ich glaube er sieht es genau so.

"Leigh! Danke das du mich abholst. Sorry wir hatten eine Stunde länger, weil sich der ein oder Andere im Unterricht nicht zu benehmen wusste!" Der Jüngere der Brüder lächelte leicht und neigte den Kopf dabei, was ihn älter wirken ließ als er eigentlich war. "Lass mich raten: Castiel? Ich entschuldige mich in seinen Namen." Als ob es dem Rothaarigen leid tun würde...

Rosalia nahm die Hand des Schwarzhaarigen, was mir einen Stich des Neids zufügte. Ach könnte man Gefühle doch steuern... Ich versuchte dem Anblick aus zu weichen, was dazu führte das Lysander und mein Blick sich trafen. Etwas in seinen Augen sagte mir das er mich durchschaut hatte. Ob mein wegsehen mich verraten hatte? War es zu auffällig gewesen? Ich versuchte den Kloß in meinen Hals runter zu schlucken, oh bitte Gott lass mich den Weg nach Hause überstehen.
 

Lysander schwieg den Weg lang, noch nie schätzte ich seine ruhige Art so sehr wie heute!. Überhaupt war Rosa die Einzige die so wirklich redete, wie immer eigentlich. Die beiden Brüder waren nicht die gesprächigsten und ich hatte in ihrer Anwesenheit nichts zu sagen. Die Angst das ich mich mit irgendwas verriet war zu groß. Verdammte Feigheit!

"Ach ja Liz! Lysander? Hättet ihr nicht lust morgen auf ein Doppeldate?" Ihre Worte ließen uns für einen Moment erstarren. Ich war davon überzeugt das er und ich gerade das selbe dachten: "Haben wir nicht!", doch keiner von uns Beiden sprach es aus, eher aus Rücksicht Rosalia gegenüber als zueinander. Wir sahen uns kurz schweigend an, es war als würden wir gedanklich miteinander reden. Die Einigung musste schnell folgen: "Bringen wir es hinter uns!" Wir nickten einander in Gedanken zu und sahen zu Rosa. "Ja warum nicht...", sagte Lysander mit erzwungener Gelassenheit. Ich willigte nur mit einen nicken zu, meine Worte hätten nicht überzeugend geklungen. Die Augen meiner besten Freundin strahlten, scheiße sie will mich mit Lysander verkuppeln...

Kapitel 2

Mit gesenkten Kopf ging ich nach Hause, was sollte ich jetzt machen wegen dem Date? Ich hatte keine Lust drauf! Aber Lysander ja auch nicht. Absagen konnte ich aber auch nicht... Da war sie wieder diese Feigheit. Rosa war meine beste Freundin, warum hatte ich nicht den Mut ehrlich zu ihr zu sein? Ich kam mir so falsch vor.

Zuhause angekommen begrüßte mich schwanzwedelnd mein kleiner Hund Dia, ein kleiner Zwergmaltesermischling. Meine Mutter stand gerade am Herd und rief ein "Willkommen Zuhause, Adaliz", ohne sich zu mir um zu drehen. Sie erkannte mich irgendwie schon immer an den Schritten und an Dias Reaktion wenn ich an der Tür stand.

"Hallo Mama... Ich bin oben im Zimmer." "Ach Ada warte mal einen Moment." Ich blieb auf der Treppe stehen und drehte mich zu meiner Mutter, die mit den Kopf aus der Küche raus guckte. "Demon ist wieder bei dir oben. Er ist Dia gefolgt. Bringst du ihn bitte zurück zu den Nachbarn? Ich trau mich an ihn nicht ran..."

Na toll! Castiels Köter schon wieder! Immer kam er zu mir ins Zimmer und läuft Dia hinterher wie ein verknallter Gockel! Ich stampfte in mein Zimmer, Castiel war mein Nachbar und von unseren Fenstern aus konnten wir quasi in das des Anderen sehen, was der Hauptgrund war warum ich immer Vorhänge davor hatte und mein Zimmer stehts dunkel war.

Als ich mein Zimmer betrat, hob Demon den Kopf und wedelte mit den Schwanz. Er hatte sich schon wieder auf mein Bett gelegt! "Demon! Runter da! Ich zog an dem großen Tier das, wenn er auf zwei Pfoten stand, fast größer war als ich. Aber es hatte keinen Sinn, der Hund drehte sich auf den Rücken und wälzte sich in MEINEM Bett!

*Leicht* genervt riss ich meine Vorhänge auf. Der Rothaarige saß an seinen Schreibtisch und hatte seine Fenster offen, das würde er gleich bereuen! Ich zog meinen rechten Hausschuh aus, zielte, warf und traf ihn genau an den Kopf. Ha! 7 zu 0 für mich! "Castiel! Hol deinen Hund sofort von meinen Bett runter!!!"

Mit mürrischen Blick sah er zu mir rüber und reibte sich die Stelle an der ich ihn getroffen hatte. "Man Ada reg dich ab! Er tut doch nichts. Aus mir unbekannten Gründen mag er dich sogar..." "Mir egal! HOL DEINEN HUND!"

Genervt stand er auf und holte ein Brett das er als Brücke zwischen unseren Fenstern benutzte. Ja zu meinen betrauern waren die Fenster nicht sehr weit voneinander entfernt. Trotzdem traute ich mich nie es ihm nach zu machen und über ein wackliges Brett zu klettern.

Ich sah zu wie das Stück holz bei jeder Bewegung zitterte und mir wurde schon schlecht wenn ich nur dabei zu sah. Doch nach nicht mal 2 Minuten die Castiel auf allen Vieren verbrachte, stand er schon in meinen Zimmer. "Kannst du nicht die Tür benutzen wie ein normaler Mensch?" "Mecker nicht so gehts schneller. Na komm Demon, ab rüber mit dir." Kaum sagte Herrchen was, schon bewegte sich das riesige Tier von seinen erwählten Platz runter. "Du kletterst jetzt aber nicht mit den Hund über das Brett oder?" "Neeee natürlich nicht! Was wenn er abrutscht oder das Brett nachgibt? Nein ich nehme mit ihm die Tür."

Na wenigstens war er noch so weit bei Verstand nicht auch noch den Hund in Gefahr zu bringen. "Ach ja, ich hab gehört du hast ein Date mit Lysander?" Castiel schenkte mir ein amüsiertes Grinsen was ich mit rollenden Augen beantwortete. "Geh rüber! Du bist einer der Letzten mit den ich darüber reden will. Los Kusch dich, Chuchu." Ich machte eine Handbewegung als wollte ich eine lästige Fliege verscheuchen, was auch Castiel mit rollenden Augen beantwortete. Aber zu meinen Glück fragte er nicht weiter nach und führte seinen Hund die Treppen runter. "Na dann Ada, viel Spaß bei deinem DATE!"

Mein Mund klappte auf und meine Augen weideten sich, scheiße warum tut er mir das nur an? Und genau wie ich es ahnte streckte meine Mutter ihren Kopf wieder aus der Küche. "Date? Welches Date?" "Nichts! Vergiss es!" Ich versuchte in mein Zimmer zu flüchten, doch meine Mutter kam hoch. Warum war diese Frau nur so neugierig? Sie hatte eine Tochter mitten in der Pubertät, wo blieb die Rücksichtnahme? "Adaliz was für ein Date? Hast du jemanden kennengelernt? Wie heißt er? Holt er dich hier ab? Was ziehst du an?" Bildete ich es mir nur ein oder war nur meine Mutter so schlimm?

"Man Mama du bist schlimmer als Peggy aus meiner Schule... Es ist kein richtiges Date, ich treffe mich nur Mit Rosa, ihren Freund und dessen Bruder..." "Also ein Doppeldate?" Warum gab diese Frau nur nicht auf? Castiel das wirst du mir büßen! "Mama... Kümmer dich ums Essen, ich hab Hunger." Das war das einzige Argument was diese Frau davon abhielt mir jetzt Löcher in den Bauch zu fragen.

Zum Glück funktionierte es auch und ich ließ mich in mein Bett sinken. Dia sprang auf meinen Schoss und sah mich an als wollte sie mich trösten. Ich strich über ihr kurz geschnittenes Fell und schloss die Augen. Doch kaum entspannte ich mich, wanderten meine Gedanken zu Leigh.

Kapitel 3

Ohne es gemerkt zu haben war ich eingeschlafen. Im Reich meiner Träume, wo alles für mich schön war und jeder Gedanke Formen annahm und wünsche in Erfüllung gingen, war ich glücklich und jedes Problem fern. Ich war nie ein Mensch gewesen, der einen leichten, kurzen Schlaf hatte. Dafür war es in meiner Welt der Träume immer zu schön.

Ich vernahm eine Melodie, die nicht zu meinen Traum gehörte. Jemand summte sie, von weit her. Es klang wie ein Schlaflied, sanft, ruhig, sodass es das Gefühl von Geborgenheit vermittelte. Das Lied nahm noch deutlichere Gestalt an, als die Stimme, die sich bis eben noch aufs summen beschränkt hatte, anfing zu singen.

Mein Körper rührte sich, meine Augen kämpften gegen die Kraft des Schlafes. Dann sah ich das helle Licht meiner Deckenbeleuchtung und legte meinen Arm über die Augen. Mein Körper war noch schwer und schlapp durch den Schlaf aus den ich mich unsanft selbst gerissen hatte. Das Lied neben mir erklang noch immer und ich drehte meinen Kopf zur Quelle des Gesangs.

Ich hob leicht meinen Arm, der mich noch immer vor dem Licht schützte, und sah auf das schöne, lange, silberne Haar meiner besten Freundin. "Rosalia?" Mein Hals war trocken und meine Stimme leise, ihr Gesang übertönte mich mit Leichtigkeit. Erst als sie verstummte merkte sie das ich wach war. Ihre Sonnenblumen-gelben Augen leuchteten mich an wie ein warmer Sommermorgen und ihr Lächeln sorgte ohne große Mühe dafür, das auch meine Mundwinkel nach oben gingen.

"Na, wach? Ich wollte mit dir Shoppen gehen, aber du bist nicht an dein Handy ran gegangen, deswegen dachte ich ich komm vorbei." "Oh... Ja ich... Ich muss eingeschlafen sein." Ich richtete mich auf und meine Freundin kicherte. "Du meinst wohl zu BIST eingeschlafen. Und zwar tief und fest! Dia konnte auf dir rumtanzen, du hast dich nicht einmal gerührt. Ich wusste schon gar nicht mehr wie ich dich wach kriegen sollte und hatte kurz mit Casi gequatscht, der sagte mir das du durch Musik wach wirst."

Ja das war mein Hauptproblem mit Castiel, Musik riss mich immer aus den Schlaf und er spielte ständig auf seiner Gitarre. Das führte schon zu vielen Fenster-Diskussionen. Wie viel Schlaf war mir schon durch seinen Einbildungen ein Musiker zu sein verloren gegangen?

"Nun ja jetzt bin ich ja wach. Willst du noch shoppen gehen oder ist es schon zu spät?" Ich hatte kein Zeitgefühl und durch meinen Vorhang konnte ich nicht mal sehen wo die Sonne gerade stand. "Klar können wir noch gehen, so lange hast du nun auch wieder nicht geschlafen. Ich geh schon mal runter, du kannst dich ja schnell fertig machen. Außer du willst mit einer Bettfrisur aus dem Haus. Mit einen Grinsen im Gesicht strich mir Rosalia über den Kopf, was meine Haare nicht dazu veranlasste nicht wieder in die Höhe zu schießen.

Ich zog mich um und versuchte meine Haare zu bändigen. Durch den Schlaf war mir so als hätte der nächste Tag schon angebrochen. Mein Spiegelbild sagte mir, das mein Körper eigentlich darauf eingestellt war bis morgen früh durch zu schlafen.

Ein leises Knacken riss mich von meinen Anblick los. Es klang als hätte Castiel das Brett zwischen unserer Beider Fenster gelegt. Ich ging zum Vorhang, wollte mich gerade vergewissern, doch dann hörte ich Rosalia meinen Namen rufen und entschied mich dafür meinen Fensternachbern zu ignorieren. Bei mir war alles zu, es wäre sinnlos von dem Rothaarigen jetzt aufs Brett zu krabbeln. Wahrscheinlich hatte das Geräusch einen anderen Ursprung.
 

Wie ich es mir schon dachte hatte Rosalias Shoppinglust einen ganz bestimmten Ursprung: Das morgige Doppeldate! Sie ging davon aus das ich dafür nichts zum anziehen hatte, womit sie richtig lag. Aber ich hatte gehofft sie würde woanders hingehen wollen, aber wo bekam man denn bessere Sachen als bei Leigh?

Grausames Schicksal, soll mich wirklich mein Schwarm und dessen Freundin beraten was ich zum Date mit einen Anderen anziehen sollte? Einen, zu dem ich nicht mal einen guten Bezug hatte? Eins stand fest: Dies würde mein erstes und mein letztes Date mit Lysander sein!

Wir betraten Leighs Geschäft und er kam uns sofort entgegen. Zum ersten Mal sah ich mal das der Laden relativ leer war. Ich hatte noch immer nicht auf die Uhr gesehen, aber der Stand der Sonne verriet mir das bald Ladenschluss war.

"Hay Leigh, hilfst du uns das passende Outfit für Liz für morgen zu finden?" "Natürlich. Ich dachte mir schon das ihr heute noch vorbei kommt und habe deswegen schon ein paar Sachen zurück gelegt." Ich hob den Kopf und zum ersten mal, seit langem, trafen sich unsere Blicke wieder.

Das letzte mal als ich ihm direkt ins Gesicht gesehen hatte, hatte ich mich in ihn verliebt. Seit dem hatte ich Augenkontakt immer vermieden, aber das Gefühl war immer noch das gleiche wie damals. Meine Wangen wurden heiß und bekamen eine leichte Röte, mein Herz setzte einen Schlag aus, nur um dann mit erhöhtem Tempo weiter zu schlagen. Mein Magen kribbelte, als würde jemand einen Stepptanz darin veranstalten und über meinen Körper lief ein süßer Schauer, als würde ihn jemand liebkosen.

Ich atmete tief ein und aus um wieder Fassung zu erlangen und ihn nicht an zu starren, aber als er mich dann auch noch anlächelte, nichts ahnend was für eine Wirkung es auf mich hatte, spürte ich wie meine Knie langsam den Geist aufgaben und mich nicht mehr tragen wollten, bis auf das letzte Stück in seine Arme.

Nur mit Mühe und Not gelang es mir mich aufrecht zu halten und mir nichts anmerken zu lassen. Ich hatte nicht mal mehr mitbekommen was die Beiden sagten, ich folgte ihnen nur, wie eine Puppe ohne eigenen Willen und selbsterwähltes Ziel.

Dann blieben wir stehen, vor drei wunderschönen Outfits. Das erste war ein Kleid, schwarz mit weißen Bändern und Schnüren vorne. Es war Schulterfrei und eine Seidenblüte im zarten hellrosa schmückte die rechte Seite. Ich strich über die Blüte und stellte mir vor wie es die Schulter seines Trägers schmeichelte.

Dann widmete ich mich dem zweiten Kleidungstück. Ein weiteres Kleid, nur dieses mal weiß mit viel Spitze im sanften blau. hinten war es zum Schnüren und zeigte viel Rücken. Es war etwas kürzer als das erste und würde bei mir wahrscheinlich gerade noch so bis zum Knie reichen.

Das dritte und letzte war ein Zweiteiliges Outfit und bestand aus einer langärmligen, schwarzen Bluse und einen Weinroten Faltenrock. Erst bei näheren Hinsehen fand ich diesen dunklen Rotton auch in der Bluse an sich wieder. In den kleinen, verschlungenen Stickereien die den Kragen und die Knopfleiste schmückte.

Und eins dieser Bekleidungen sollte ich für das Date mit Lysander tragen?

Kapitel 4

Rosalia musterte die Kleidungstücke genau, überlegte sie welches mir am besten stand oder was Lysander besser gefiel? Dadurch schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, ist Leigh bei der Auswahl nach Lysanders Geschmack gegangen? Irgendwie nervte es mich, ich wollte Lysander nicht gefallen!

"Probier die drei Outfits an, mal sehen welches dir besser steht." Ich sah zu Rosalia die mich mit ihren warmherzigen Lächeln begrüßte. Es ging wohl nicht anders und die Sachen waren ja schön, also war der saure Apfel in den ich beißen musste erträglich.

Ich nahm die Sachen und verschwand in die Kabine. Als erstes war das schwarze Kleid dran. Ich schlüpfte hinein und stellte mal wieder fest das es nichts schwereres gab als Frauensachen an zu ziehen! Männer hatten es da eindeutig leichter, ich fand nicht mal die Öffnung für meinen Kopf, dabei hatte es nicht mal träger.

Ich gab ein komisches Quietschen von mir, das immer dann ertönte wenn ich Probleme beim anziehen hatte. Zu Meinen Bedauern gab ich dieses Geräusch fast jeden Morgen von mir. "Liz? Kommst du klar?" Anscheinend konnte Rosa dieses Laut von mir nicht definieren und kam rein. "Halt still!" Mit einen Ruck hatte ich meinen Kopf durch und wand die Arme nur noch durch.

Mit einen Kichern streich mir meine Freundin die Haare glatt und musterte mich. "Du bist wie ein kleines Kind, musst noch immer angezogen werden." Sie nahm die vorderen Schnüre in die Hände und zog sie zusammen. Für einen Moment schnürte es mir die Luft ab, doch dann spürte ich wie Rosa die Bänder lockerer ließ und sich wieder Luft in meiner Lunge sammelte. "Aber das Kleid steht dir!", stellte die Silberhaarige fest und lächelte zufrieden.

Ich strich über den Stoff, das Kleid schmiegte sich regelrecht an. Mein Blick ging zum Spiegel, die Blüte schien sanft auf meiner Schulter zu liegen und berührte leicht meinen Hals. Sie schmeichelte meiner Hautfarbe und ließ mein Gesicht weiblicher wirken.

Ich drehte mich vor den Spiegel hin und her und ließ dabei meinen Anblick nicht aus den Augen. Dieses Kleid war wirklich schön, nicht nur für das Date, sondern auch im Allgemeinen. "Also das ist schon mal in der engeren Wahl! Und jetzt probier das Zweite!", forderte Rosalia und half mir beim ausziehen.

Meine beste Freundin verließ wieder die Kabine, traute sie mir wirklich zu das ich das zweite Kleid ohne Hilfe anziehen konnte? Doch erstaunlicherweise schaffte ich es wirklich! Nur meine Haare sahen immer schlimmer aus. Ich legte die Hände darauf und drückte sie platt um mich ohne Bettfrisur im Spiegel zu betrachten. Es saß noch sehr locker weil ich es hinten nicht zugeschnürt hatte. "Rosa? Kommst du bitte?" Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen stand sie auch schon hinter mir. Mit einen prüfenden Blick erkannte sie warum ich sie brauchte und machte sich gleich ans festbinden des Kleides.

Noch einmal betrachtete ich mein Spiegelbild, ohne Rosalias Worten zu zuhören. Diese zarten Farben ließen mich blass erscheinen und der gewagte Schnitt schmeichelte meinen Problemzonen nicht gerade. Für das Date mit Lysander war es also perfekt! Aber wenn ich daran dachte das Leigh dabei war beschloss ich dieses Kleid nie wieder an zuziehen. "Und was sagst du dazu?" "Es sieht zwar einzeln schön aus, aber mit mir zusammen bringen wir nur die Nachteile voneinander hervor. Kurz gesagt: Dieses Kleid auf gar keinen Fall." Meine Freundin nickte zustimmend und lockerte mit einen geübten Handgriff die Schnüre. "Dann gucken wir mal was mit den letzten Outfit ist." Mit diesen Worten verließ sie erneut die Kabine.

Leicht unbeholfen befreite ich mich aus dem weißen Kleid. Was den Schwierigkeitsgrad des an- und ausziehens anging hatten sich die Kleider abgewechselt.

Mein Blick ging zum Zweiteiler, so auf den ersten Blick wirkte es für mich am sympatischsten, weil es etwas war was ich auch in der Schule tragen konnte. Es war auch am leichtesten an zuziehen, da ich hauptsächlich nur auf und zu knöpfen musste. Es war sehr Frisurschonend, ein deutlicher Pluspunkt!

Ich strich die Bluse glatt, sie war so angenehm und anschmiegsam wie Seide, genau wie der Rock. Erst beim anziehen bemerkte ich das in den Rock ein Petticoat eingenäht war, wodurch ich gleich das Bedürfnis hatte mich zu drehen um zu sehen wie er in die Höhe ging. Als ich diesen Bedürfnis nachkam kicherte ich unbewusst und drehte mich vor dem Spiegel immer im Halbkreis.

Die Bluse und der Rocken machten eine schöne Figur, das rot allerdings biss sich leicht mit meiner Haarfarbe, aber das gab der ganzen Sache eine gewisse Würze. Das Outfit ließ mich, trotz Figurbetontem Schnitt, nicht zu weiblich erscheinen, sondern eher frech und verspielt. "DAS ist es!" "Was hast du gesagt Liz?", rief Rosa von etwas weiter weg, wahrscheinlich war sie auch auf der Suche nach neuen Klamotten. "DAS ist mein Outfit für morgen! Es ist perfekt!" "Ach echt?", ich hörte wie Rosalias Stimme beim Sprechen näher kam und vernahm ihre Schritte.

Noch während ich mich wie ein kleines Kind hin und her drehte, riss sie den Vorhang auf und musterte mich. "Bist du dir sicher das es das ist?" Ich nickte und grinste, was ich selten tat. "Dieses und kein Anderes! Wie ich schon sagte: Es ist perfekt!" "Nun gut... Dann suchen wir dir noch passende Schuhe, zieh dich um."

Schnell zog ich mich um und verließ die Kabine. "Müssen wir nicht. Ich hab Schuhe dafür. Willst du auch was kaufen?" Rosalia drückte Leigh die Beiden Kleider in die Hand, die er dann auch gleich zur Seite packte. "Gut, dann sind wir fertig. Ich hab schon was.", sagte sie mit einen Lächeln und wedelte mit einer Tüte herum. Anscheinend hatte sie sich schon was gekauft während ich mich umgezogen hatte.

Ich bezahlte schnell die Sachen, wobei ich es vermied Leigh noch ein weiteres Mal an zu sehen und verabschiedete mich knapp von ihn. Niemals zu viel Emotionen bei ihm zeigen, war mein Motto! Rosalia hackte sich bei mir ein und lächelte. "Na dann auf auf nach Hause. Ich freu mich schon auf Morgen!" Ich lächelte nur gespielt, wagte es aber nicht ihr zuzustimmen.

Kapitel 5

Endlich wieder zu Hause! Ich verabschiedete mich noch kurz von Rosalia und sie ging wieder. Sie wollte sich auf das morgige Date vorbereiten meinte sie. Kurz dachte ich nach in wie fern man sich darauf vorbereiten musste, aber ich wollte es gar nicht so genau wissen.

Ich ging rein und wurde gleich von den Geruch des Abendessens begrüßt und Dia die angerannt kam, als sie meine Schritte vernahm. "Bin wieder da!", rief ich und nahm meinen Hund hoch, eher gab sie keine Ruhe. Meine Mutter streckte den Kopf raus, verließ sie die Küche überhaupt noch? "Hay mein Schatz, na wie war das Shoppen mit Rosalia? Das Essen ist übrigens fertig. Bringst du Castiel etwas rüber?"

Sie hielt mir eine Plastikschüssel mit Essen entgegen und ich zog meine Schuhe wieder an. "Mach ich..." Castiels Eltern waren viel unterwegs, wodurch er meist allein war. Gelegentlich kochte meine Mutter für ihn mit, da sie der Meinung war das es sich nicht lohnte nur für zwei Personen zu kochen. Wie lange war jetzt die Trennung meiner Eltern her? Eigentlich erinnerte ich mich überhaupt nicht mehr daran das sie mal zusammen waren.

Nicht ganz Freiwillig ging ich rüber zu unseren Nachbarn und klingelte. Demon bellte und man hörte gedämpfte Schritte. Wahrscheinlich war er nicht oben in seinen Zimmer gewesen. "Demon! Ruhe!" Mit diesen Worten öffnete mir der Rothaarige die Tür und sah mich überrascht an. Hatte er jemand anderen erwartet? "Hallo... Meine Mutter hat wieder für dich mitgekocht.", meinte ich knapp und streckte ihn die Schüssel entgegen. "Hm... Trifft sich gut, meine Pizza ist völlig verkohlt." Er nahm mir die Schüssel aus der Hand und hielt Demon mit den Bein von der Tür fern. "Sag ihr Danke." "Wie immer..."

Ich wollte mich gerade umdrehen, als Castiel mich festhielt. "Ada... Warst du eigentlich schon..." "Hm? War ich schon was?" Er ließ mich wieder los und sah weg. "Nichts, nichts... Schon gut. Scheinst noch nicht lange zu Hause zu sein." Mir war sein Verhalten gerade ein völliges Rätsel, er war doch sonst nicht so Wortkarg. "Nein ich bin gerade erst zurück, wieso? Gibts irgendwas besonderes?" "Nein nichts, vergiss es. Nochmal danke fürs Essen." Mit diesen Worten schloss er die Tür und ließ mich verwirrt stehen. "Männer..." Darüber sollte ich mir keine Gedanken machen, wer weiß was der schon wieder hatte.
 

Das Abendessen und das dazugehörende Gespräch hatte ich nur am Rande mitbekommen. Ich war mit den Gedanken völlig auf den morgigen Tag gesteuert. Bestimmt hatte ich meiner Mutter immer nur mit halbherizigen Dingen wie "Hm, Mhm und ja" geantwortet, aber sie hatte sich nicht beschwert.

Als ich dann alles aufgegessen hatte stand ich geistesabwesend auf und stellte meinen Teller weg. "Kann ich jetzt hoch gehen?" "Klar, aber vergiss morgen nicht zurück zu rufen." Zurück zu rufen? Okay jetzt hatte ich anscheinend doch etwas wichtiges bei dem Gespräch verpasst. "Zurück rufen? Wen?" "Tja wenn du mir zugehört hättest, wüsstest du das jetzt."

DESWEGEN hatte sie sich nicht beschwert! Sie wusste das ich mir damit ins eigene Fleisch geschnitten hatte. "Es tut mir leid okay? Jetzt sag wer hat angerufen?" Benahm sich nur meine Mutter wie ein pubertierender Teenager oder war es eine Volkskrankheit? "Weißt du mein Kind, ich hasse es mich zu wiederholen.", neckte sie mich und bekam von mir ein Augenrollen als Antwort. "Mooooom, bitte..." "Ist ja gut ist ja gut! Dein Bruder hatte angerufen als du weg warst. Dein Vater zieht bei ihm nicht gerade das Schonprogramm durch."

Sofort hatte sie meine volle Aufmerksamkeit gewonnen. "Ken hat angerufen? Und was hat er gesagt? Kann er wieder aus der Militärschule? Kommt er wieder zu uns oder bleibt er bei Papa??" Kentin war mein ein Jahr älterer Bruder und lebte eigentlich bei meinen Vater. Vor drei Monaten allerdings schickte unser lieber Herr Papa ihn auf eine Militärschule weil er seiner Meinung nach zu schwach und verwöhnt wäre. Ich hörte nur selten was von ihn, mir wäre es am liebsten er wäre wieder bei mir und unserer Mutter.

"Nun das kann er dir ja morgen alles selber sagen. Ruf ihn morgen einfach an wenn du von deinen Date zurück bist, dann hast du ihn auch was zu erzählen. Oh und ich möchte dann aber auch informiert werden! Mama ist neugierig." Ich verdrehte wieder die Augen, warum konnte sie mich wegen dem Date nicht inruhe lassen? "Mom... Du weißt doch wie es ist: Die Neugierigen sterben zuerst. Ich geh jetzt ins Zimmer, Nacht Mom." "Nacht Schatz und mit einen frühen Tod kann ich leben! Also ich will morgen alles wissen!", rief sie mir noch nach, aber ich tat so als hätte ich es nicht mehr gehört.

Nach meinen schnellen Aufentalt im Bad ließ ich mich ins Bett sinken, endlich schlafen! Dann aber fiel mir das seltsame Geräusch ein was ich vorhin, kurz bevor ich mit Rosa aufgebrochen war, gehört hatte und ging zum Fenster. War da irgendwas gewesen? Ich zog den Vorhang zur Seite und sah aus dem Fenster, direkt in Castiels Zimmer. Das Licht war an, das Fenster zu und gedämpfte Musik war noch leicht zu hören. "Hm nichts ungewöhnliches... Aber ich könnte wenigstens mal Lüften.", meinte ich zu mir selbst und riss mein Fenster auf.

Zu meiner Überraschung lag auf meinen Fensterbrett eine rechteckige, in silberpapier eingewickelte Schokoladentafel. Verwirrt hob ich sie auf und fand einen kleinen Zettel dran kleben. "Hilft gegen Liebeskummer, aber iss nicht zu viel sonst wirst du fett.", las ich vor und blähte die Wangen auf. Ich wusste jetzt nicht ob ich diese Geste nett finden oder ihn für diesen Zettel verfluchen sollte. Ich befreite die obere, rechte Ecke der Schokolade von den Papier und biss ab. Auf meiner Zunge schienen die Geschmacksnerven für Bitter und Süß sich eine Schlacht zu leisten welcher Geschmack stärker war und die Schokolade zerging in gefühlter Sekundenschnelle. "Edelbitterschokolade... Meine Lieblingssorte, von meiner Lieblingsmarke...", stellte ich fest und gestand mir selbst, das die Dankbarkeit für diese nette Geste überwiegte.

Kapitel 6

Mein Schlaf war unruhig, mir kam es vor als würde ich gar nicht ruhen, sondern würde nur da liegen und die Augen geschlossen haben. Schwerfällig öffnete ich die Augen, als ich das Gefühl hatte sie nicht mehr geschlossen halten zu können. Kopfüber hing ich vom Bett runter und starrte hoch zu meinen Digitalwecker. "Lio?", las ich nuschelnd vor und griff danach. Ich war noch zu benommen um zu verstehen das ich die Zahlen verkehrt rum gelesen hatte. "Null Uhr Siebzehn?", stellte ich dann fest und trieb mir die Augen. Das konnte nicht sein. Es konnte nicht kurz nach Mitternacht sein, schließlich ging die Sonne schon auf.

Ich drückte auf die Knöpfe rum, nur um fest zu stellen das er kaputt war. "Verdammte Technik...", fluchte ich und nahm mein Handy, es war kurz nach sechs. Seufzend stand ich auf und zog mich für die Schule an, die Sachen für das Date würde ich erst später anziehen. Mein Blick ging zu Dia, die in meinen Bett lag und gerade feststellte das sie allein darin lag. Genüßlich rollte sie sich auf den Rücken, wälzte sich kurz hin und her und machte sich breit. "Egoistin... Geb nur damit an das du liegen bleiben kannst."

Meine Lustlosigkeit hatte an diesen Morgen einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ich fühlte mich unausgeruht, kraftlos und genervt. Der Gedanke zur Schule zu laufen oder mit dem Bus zu fahren, trieb mich dazu an mich wieder hinlegen zu wollen. Mit schleppenden Schritten ging ich zum Fenster und öffnete es. Castiels Fenster war, wie so oft, geöffnet. Allerdings war er nicht in meinen Blickfeld. "Castiel?" Keine Antwort. Ich holte Luft um etwas lauter sprechen zu können. "Castiel!"

Der Rothaarige tauchte, mit freien Oberkörper und einen genervten Blick, vor dem Fenster auf und versuchte sich die Bettfrisur glatt zu streichen. "Was willst du?! Brüllst hier rum schon am frühen Morgen!" Ich ignorierte sein Gemaule und lehnte mich an den Fensterrahmen. "Nimmst du mich auf dem Motorrad mit? Bitte..." Überrascht sah er mich an, ich fragte mich warum ihn diese Frage so schockierte. "Ähm... Wenn du willst. Dann musst du aber in ner halben Stunde fertig sein!" Ich nickte nur und tratt vom Fenster weg, ich formte noch mit den Lippen das Wort "Danke", war mir aber nicht sicher ob er das noch gesehen hatte, denn er wendete sich wieder vom Fenster ab.

Wenn ich so darüber nachdachte sollte mich seine Verwunderung nicht überraschen. Früher waren Castiel und ich sehr gut befreundet gewesen. Wir gingen in den selben Kindergarten, in die selbe Grundschule und jetzt auch ins gleiche Gymnasium, doch hingegen zu früher wusste jetzt so gut wie keiner mehr das er und ich uns überhaupt kannten. So ist das halt mit den älter werden, man lebt sich auseinander oder die Freundschaft, die doch so unüberwindbar wirkte, zerbrach durch einen Vorfall, oder wie in Castiel und meinen Fall, durch eine andere Person. Ja seit der siebten Klasse war diese "Mauer" zwischen uns, nur kleine Gesten, wie zum Beispiel die Schokolade gestern, oder kurze, vertraute Gespräche ließen an unsere frühere Freundschaft erinnern.

Mit der Trägheit eines Faueltieres ging ich die Treppe runter und nach links in die Küche. Meine Mutter war schon weg und hatte nur noch einen Teller mit Frühstück für mich übrig gelassen. Trotz des Sättigungsgefühl in meinen Magen quälte ich mir eine Kiwi und einen Apfel hinter, ohne Frühstück aus dem Haus zu gehen war ungesund!

Schwerfällig schleppte ich mich nach draußen um dort auf Castiel zu warten. Der Himmel war grau und bewölkt, kein schönes Frühlingswetter das mich dazu einlud munter zu werden. Gerade als die ersten Tropfen den Weg zum Boden fanden, kam der Rothaarige aus dem Haus und ging mit festen Schritten zu mir. "Hier setz meinen Ersatzhelm auf.", forderte er und hielt ihn mir hin. Ich nickte nur, zog ihn mir über den Kopf und folgte meinen Nachbarn zu seinen Motorrad. "Wie komms das du mitfahren willst? Sonst immer nennst du mein gutes Motorrad doch eine Höllenmaschine." "Das ist sie ja auch... Aber heute ist einer dieser Tage an den ich mit einen Unfall leben könnte." Castiel verzog die Miene grimmig und setzte sich auf sein Fortbewegungsmittel. "Darüber macht man keine Witze! Los steig auf und halt dich bloß fest! Wenn ich von deiner Mutter Ärger kriege weil du runter geflogen bist werde ich es dir bis an dein Lebensende heimzahlen." "Ja ja.", gab ich nur zurück und machte eine abwertende Handbewegung.

Ich setzte mich hinter ihn und schlang die Arme um seine Hüfte. "Sie können losfahren, James.", sagte ich leicht höhnisch und konnte mir sein Grinsen bildlich vorstellen. "Werd nicht frech, sonst kannst du laufen.", erwiderte er amüsiert und startete den Motor.

Von der Fahrt bekam ich nichts mit, ich war eher darauf konzentriert nicht in einen Tiefschlaf zu fallen. Selbst den immer stärker werdenden Regen bemerkte ich kaum. Und obwohl ich Angst hatte vor dem Motorradfahren, fühlte ich mich sicher.

Kapitel 7

Das wir in der Schule ankamen merkte ich nicht mal richtig, ich war noch so schlaftrunken das die Fahrt für mich verschleiert erschien. Erst als Castiel sich aus meinen Griff löste und abstieg, merkte ich das wir nicht mehr fuhren. "Hay Ada! Bite sag mir nicht das du eingepennt bist. Das ist kein Auto, auf einen Motorrad kannst du kein Nickerchen machen!" "Ich hab nicht geschlafen...", nuschelte ich und befreite mich von dem Helm.

Der rothaarige Bengel grinste mich an und neigte den Kopf. "Schicke Frisur Schlafmütze." Irritiert sah ich in den Seitenspiegel der Maschine und stellte fest das der Helm eindeutig nicht mein Freund war! Ich sah aus wie gerade erst aufgestanden. "Ich fahr nie wieder mit dir.", jammerte ich und trauerte meiner gemachten Frisur nach. Mein Nachbar zuckte nur mit den Schultern und scheuchte mich von seinen Verkehrsmittel weg. "Mir ist das egal du Klammeraffe. Ich hab dich ja nicht drum gebeten mit zu fahren." "Ich bin kein Klammeraffe...", nuschelte ich während ich mich meinen Haaren widmete.

Castiel wartete auf mich, dachte er ich würde seiner Maschine was antun wenn er mich damit allein ließ? "Hm Blondi guckt dich aber finster an.", sagte er nachdenklich und lehnte sich an das Motorrad. "Blondie?" Fragend drehte ich meinen Kopf in seine Blickrichtung und sah zu Amber, die vor Wut rot anlief. "Ach die ist nur eifersüchtig weil ich mit dir her gefahren bin.", sagte ich und winkte ab. Was interesierte mich Amber? Ich hatte schlimmere Probleme als das Möchtegernprinzesschen.

"Liiiz! Da bist du ja!" Erneut drehte ich mich um und sah, wie Rosalia angerannt kam und Castiel und mich angrinste. "Was denn, hab ich dir den Falschen für das Doppeldate ausgesucht? Wäre dir Casi hier lieber?", fragte sie neckend und grinste uns Beide abwechselnd an. Nun den Falschen hatte sie mir wirklich ausgesucht, aber mit Castiel wäre ich auch nicht glücklicher gewesen.

"Oh ja, bin grün vor Neid! Ich hab Lysander gestern angefleht mit mir zu tauschen.", gab Castiel mit sarkastischer Stimme zurück und grinste fast so breit wie Rosa, schön das sich alle darüber lustig machen konnten!

Ich sagte nichts dazu und ging los, als meine Haare endlich wieder nach etwas aussahen. "Komm Rosa und hör auf mit den Witzen." Meine Freundin ging mir sofort nach und lief neben mir, Castiel war ein ganzes Stück hinter uns. "Habt ihr euch wieder vertragen?" "Wer?", fragte ich skeptisch, obwohl ich wusste wen sie meinte. "Na du und Castiel... Früher wart ihr so gut befreundet... Aber seit der Sache..." Bevor sie den Satz beenden konnte, winkte ich ab. "Ich habe nichts gegen Castiel, wenn du das meinst... Hatte ich nie. Wir verbringen eifach nicht mehr unsere Freizeit miteinander." "Oder die Schulzeit... Früher wart ihr unzertrennlich."

Ich nervte dieses Gesprächsthema, als ob meine Mutter mich nicht oft genug deswegen ausgefragt hatte und jetzt musste Rosalia auch wieder damit anfangen! Aber alles war besser als über das heutige Date zu reden. "Rosa... Ich habs dir doch schon damals erklärt... Seine damalige Freundin hatte ein Problem mit mir, er musste sich zwischen uns entscheiden und entschied sich für sie. Und als sie dann weg war, hatte ich keinen Bock Kummerkasten zu spielen, Ende. Wir haben nie gestritten oder sowas und ich hab ihn auch nie einen Vorwurf draus gemacht. Okay ich geb zu, vielleicht war ich nicht unbedingt die Netteste als man ihn dann hat stehen lassen, aber sonst war da nichts. Und jetzt kommen wir gut ohne einander aus. Wir sind... Nachbarn, Bekannte." "Hm... Ich versteh trotzdem nicht warum ihr nicht einfach drüber redet.", sagte Rosalia nur schulterzuckend und ging mit mir in den Klassenraum.

"So aber jetzt zu einen angenehmeren Thema: Das Date!" Dieses Thema war nur für sie angenehm. "Ich hab mir schon genau überlegt was wir heute machen! Also..." Aber der Lehrer unterbrach sie und ich war dankbar dafür. Erleichtert folgte ich den beginnenden Unterricht.

Kapitel 8

Die Stunde verging wie im Flug, wahrscheinlich weil ich mir wünschte das sie ewig dauern würde. Die Pause begann und ich ging mit schleppenden Schritten hinaus auf den Schulhof, doch statt die angenehm, milde Wärme der Frühingsluft zu spüren, lag Feuchtigkeit in der Luft. Winzige, vereinzelte Wassertropfen fanden ihren Weg nach unten, es rieselte.

Seufzend lehnte ich mich an eine Mauer die meinen Kopf ein klein wenig Schutz bot gegen das Werk des Himmels. Rosalia lehnte sich rechts neben mir an und sah, wie ich, zum grauen Himmel.

"Hm... Das beste Wetter erwischen wir für unser Date nicht." "Willst dus verschieben?" Oh ich betete zu Gott das sie das tun wollte, aber sie schüttelte den Kopf und sah mich lächelnd an. "Nein, das was ich geplant habe findet eh nicht draußen statt." Und da waren wir bei dem Thema, über das Rosa reden wollte, seit sie den Plan im Kopf hatte. Seufzend ergab ich mich und drehte meinen Kopf zu ihr. "Und was hast du geplant?"

"Nun da ist so eine Vernissage die sich Leigh und ich ansehen wollten! Das wäre doch eine schöne Eröffnung für das Date! Du interessierst dich doch auch für Kunst und Lysander ist dagegen auch nicht abgeneigt. Und danach können wir schön Essen gehen. Gleich in der Nähe der Ausstellung ist ein echt tolles Restaurant! Es ist nicht teuer und das Essen ist da der helle Wahnsinn! Du wirst sehen Liz das wird sicher toll."

Eigentlich klang die Planung nicht schlecht und Rosas Vorfreude war sonst immer ansteckend, aber es gab NICHTS was dieses Date für mich toll gestalten würde. Dafür waren einfach zu schlechte Vorraussetzungen geboten: Erstens, Ich war in Leigh verliebt! Ich wollte ihn und Rosalia nicht beim turteln zusehen! Schon der Gedanke verursachte mir sollche Schmerzen das ich das Gefühl hatte mich übergeben zu müssen. Und zweitens, mein Date war Lysander! Lysander!! Mit dem ich sogut wie nichts zutun hatte! Den ich nicht mal einschätzen konnte! Der Junge, der mir stehts das Gefühl gab, etwas Falsches zu sagen. Nein, unter diesen Umständen konnte dieses Date für mich einfach nicht gut laufen!

Mein suchender Blick blieb an Lysander hängen, der neben Castiel stehend uns fast gegenüber war. Was dachte er wohl über das Date? Was dachte er wohl über mich? Das ich ihn nerve? Das es zu anstrengend ist mit mir längere Zeit zusammen zu sein? Ob er sich auch einen Fluchtweg aus der Sache wünschte?

Doch als ich ihn so ansah, viel mir etwas auf was ich vorher nie wahr nahm. Doch jetzt, wo ich es bemerkte wurde mir klar das es schon immer so war: Er sah die ganze Zeit zu Rosalia und sein Blick... Es war der selbe Blick den ich auch immer bei Leigh hatte!

Durch diese Erkenntnis wurde mir etwas bewusst, etwas fatales! War es Möglich, das er und ich, das selbe Problem hatten? Liebten wir Beide eine Person die für uns unerreichbar war, weil dessen Partner uns zu wichtig war, um die Beziehung zu zerstören?

Ich schluckte schwer, dies machte die Situation nicht leichter. Aber es war nur eine Vermutung, ich brauchte Sicherheit! "Ähm Rosa? Entschuldigst du mich einen Moment?" "Hm? Klar doch"

Ich holte noch einmal tief Luft, sammelte meinen gesamten Mut, so wenig es auch war, und ging durch die ,immer mehr werdenden, Wassertropfen zu ihn rüber. Mit erstaunden Blick musterten Castiel und Lysander mich, aber mein Blick war fest auf den Silberhaarigen gerichtet. "Wir müssen reden! Allein..." Meine Augen gingen kurz zu Castiel, um ihn klar zu machen das ich ihn nicht dabei haben wollte.

Die Beiden Jungs tauschten kurze Blicke aus und Lysander neigte den Kopf kurz zur Seite um seinen Freund damit zu zeigen, das er gehen sollte.

Erst als der Rothaarige außer hörweite war stellte ich mich neben Lysander und sah in Rosas Richtung, die uns Neugierig beobachtete. "Was denkst du über Rosalia?" Mein Gesprächspartner drehte sein Gesicht schlagartig in meine Richtung und sah mich überrascht an, fühlte er sich ertappt? "Nun... Ich vermute, ich denke das gleiche über Rosa, wie du über meinen Bruder."

Ich biss mir auf die Lippe, das Gefühl aufgeflogen zu sein stach unbehaglich in meinen Kopf. "Was glaubst du denn was ich über deinen Bruder denke?" "Liz, hör auf mit den Spielchen. Ich finde das ist Offensichtlich! Du liebst ihn... Glaubst du ich habe deine Blicke nicht bemerkt? Mich erstaunt es eher das du mich durchschaut hast." Ich wagte es nicht mehr ihn an zu sehen, ich wollte nicht in seinen Augen lesen was er gerade dachte. "Zufall... Aber ich war mir unsicher." Ich dachte kurz nach, ich war mir immer noch unsicher. Es klang blöd, aber ich wollte es direkt von ihn bestädigt kriegen.

"Also liebst du Rosa..." Er seufzte und aus meinen Blickwinkel konnte ich sehen, das sein Blick zu Rosalia ging. "Ja... Schon bevor sie mit Leigh zusammen war...", gab er zu und schwieg. Auch ich traute mich nicht etwas zu erwidern, ich wusste nur eins: Wir Teilten ein Leid. Unsicher nahm ich seine Hand und drückte sie sanft, in der Hoffnung ihn den Trost zu vermitteln, den ich nicht in Worte fassen konnte.

Kapitel 9

der Regen hatte zugenommen, die Gespräche der Schüler vermischten sich mit dem Klang der Tropfen, die den Weg zum Boden fanden. Kein klares Wort der anderen drang zu meinen Ohren, nur das stille, ruhige Atmen von Lysander war deutlich zu hören.

Mein Blick ging zu Rosalia die uns neugierig anstarrte. Ich erschauderte , als ich plötzlich warmen Atem an meinen Ohr spürte. "Ich glaube sie versteht das miss..." Obwohl ich darauf vorbereitet war, erschrak ich als ich Lysanders ruhige Stimme in meinen Ohr hörte.

Fragend drehte ich mich zu ihn um und sah ihn direkt in die Augen. Das war eindeutig zu nah! "Wa... Was meinst du?" "Rosa... Sie beobachtet und..." Er hob unsere Hände, die immer noch ineinander verschlungen waren. "... Ich glaub sie versteht das ihr falsch." "Oh..."

Ich ließ seine Hand los und lehnte mich wieder an die Mauer, um Abstand zwischen unser Gesicht zu gewinnen. "Du weißt aber wie es gemeint war, oder?" Er nickte und lächelte mich an. "Natürlich und danke." "Für was?" "Deinen Trost. Und auch wenn es nicht gerade etwas positives ist, bin ich froh mit diesen Problem nicht allein zu sein. Wir schaffen dieses Doppeldate schon irgendwie."

Ich sah ihn an und lächelte. "Ja, wir schaffen das."

Schweigend beobachteten wir den Regen und das grau des Himmels. "Ich sollte wieder zu Rosa, die Pause ist fast rum und sie sieht so aus als wolle sie mich dringend ausfragen." "Was wirst du ihr sagen?" Mein Blick ging zum genervten Castiel, der außer Hörweite von uns stand. "Hm... Das selbe wie du ihn vermutlich sagen wirst.", gab ich zurück und ging zu meiner besten Freundin, während der Rothaarige durch den Regen zu Lysander stampfte.

"läuft was zwischen euch?" Ich zuckte zusammen, ich sah das Rosalia diese Worte sprach, aber irgendwie klang es nach einer zweiten Stimme. ich drehte mich kurz um und verstand, das Castiel gerade das selbe gefragt hatte wie sie.

seufzend stellte ich mich neben sie und lehnte mich erneut an die Mauer. "Nein... wir haben nur geredet." "Händchenhaltent?", fragte meine Freundin mit skeptischen Blick. "Über was habt ihr geredet?" Ich biss auf meine Unterlippe, ich wollte sie nicht belügen, aber die Wahrheit konnte ich ihr auch nicht sagen.

"Über das Date und über Leigh und dich." "Über uns???" Ich nickte und suchte nach der richtigen Formulierung. "Ja... aber nichts wichtiges. Und sicher auch nicht über das, was du dir erhofft hast." Rosa blähte die Wangen auf um ihre Enttäuschung zu zeigen. "und ich hatte gehofft... Naja vielleicht funkts ja zwischen euch bei dem Date. Ihr scheint euch ja schon mal gut zu verstehen! Um ehrlich zu sein war ich mir schon unsicher, ihr wirktet ziemlich distanziert zueinander."

Sie hatte es also bemerkt, nun es war ja auch unübersehbar gewesen. Das es zwischen uns funken würde bezweifelte ich stark, aber nun ja, ich wollte ihr auch nicht widersprechen. Sie hätte nur eine Erklärung verlangt.

Mein Blick ging, durch den Regen, rüber zu Castiel und Lysander. Wie er es Castiel wohl erklärt hatte? Was ich für Leigh empfand wusste er, doch wusste er auch über Lysanders Gefühle bescheid? Aber wenn er es wüsste hätte er doch sicher nicht gefragt ob zwischen Lysander und mir was läuft.

Meine Gedanken rotierten und gerade als ich mich meinen Überlegungen hingab, klingelte es zur Stunde. "Komm Liz, nur noch ein paar stunden und dann haben wir endlich das Doppeldate!", erinnerte mich Rosa, mit einen strahlenden Gesicht daran. Es kam zwar selten vor, aber heute wünschte ich mir, obwohl ich nichts mehr direkt gegen Lysander hatte, das die Schule nicht enden würde.

Kapitel 10

Wir saßen im Unterricht, was zum Glück Rosalias Gesprächslaune zügelte. Oh wie dankbar ich dem Lehrer war das er kein Privatreden in seinen Unterricht dultete! Allerdings hatte er trotz aller Dankbarkeit nicht einen Funken meiner Aufmerksamkeit, die gehörte ganz dem Fenster neben mir. Mit müden Blick sah ich zu wie der Regen immer mehr abließ und die Sonne sich angestrengt durch die grauen Wolken durchkämpfte. Der Wetterbericht hatte sich geirrt, heute würde man doch noch die Sonne zu Gesicht kriegen.

Mit dieser Erkenntnis fiel ich in einen Döszustand, der nur dadurch verborgen blieb, das ich es schaffte die Augen offen zu lassen. Um mich wach zu halten entschloss ich mich doch mal meinen Lebensretter zuzuhören, doch als dieser den 30-jährigen Krieg erwähnte, verlosch meine Entschlossenheit ihm zuzuhören. Ihm war es noch nicht klar, aber nachz seinen Unterricht würde ich nicht mehr über diesen Krieg wissen, als das er 30 Jahre lang ging. Und so verschwamm mein Blickfällt und war überzogen von dem Schleier der Müdigkeit, bis alles schwarz war.
 

"Ada... Hay Ada!", diese mir so vertraute Stimme versuchte mich aus dem Schlaf zu reißen. Murrend wehrte ich mich gegen das rütteln meiner Schultern und versuchte blind die Person von mir weg zu schlagen, doch meine Hand ging ins Leere. "Man Ada! Wach endlich auf!" Ada... Es gab nur eine Person an der Schule die mich Ada nannte.

"Castiel lass mich...", murrte ich als ich erkannte, wer mich da aus dem Schlaf reißen wollte. "Dann pennt doch hier, ist mir egal. Aber sag dem Hausmeister das er dich morgen vor dem Unterricht wecken soll." Ich ergab mich meinen Schicksal und öffnete die Augen.

"Wieso? Ist der Unterricht schon vorbei?" Vom Licht der Sonne völlig erschlagen kniff ich die Augen zusammen. "Könnte man so sagen ja... Du hast 2 Unterrichtstunden verpennt UND hast einträge ins Klassenbuch einkassiert, böses Mädchen." Ich konnte durch das helle Licht noch immer nichts sehen, wusste aber das der Rothaarige grinste.

"Und warum weckst gerade DU mich? Wo ist Rosa?" "Draußen bei ihren Freund, er holt sie ab. Und ich soll dich fragen ob du lieber mit ihnen nach Hause läufst oder mit mir zurück fährst." Endlich gewöhnten sich meine Augen an das Licht und ich starrte zur Decke. "Ich versteh trotzdem nicht warum mich Rosa nicht geweckt hat... Und warum du hier bist..." "Willst du jetzt mit mir mitfahren oder nicht, Ada?"

Seine Stimme klang genervt, wer weiß wie lange er schon versucht hatte mich wach zu kriegen. Ich überlegte was ich tun sollte, eigentlich wollte ich ja nicht mit ihn mitfahren, wollte eigentlich so wenig wie Möglich mit ihn zutun haben, aber ich wusste das dies fast unmöglich war. Außerdem wollte ich mir nicht schon vor dem Date das Geturtel von Leigh und Rosalia antun und mit dem Bus würden sie mich nicht fahren lassen, dann würden sie fragen warum ich allein fahren will.

"Du bist das kleinere Übel... Nimm mich bitte mit..." Castiel runzelte die Stirn und sah mich mürrisch an. "Wie freundlich du heute wieder bist. Komm steh auf, du hast lange genug gepennt. Geh zu deiner Busenfreundin und sag ihr bescheid, ich warte am Motorrad.", meinte er und verließ den Raum.

Benommen wankte ich aus dem Schulgebäude, mein Kopf war noch nicht vollständig präsend. Wäre mir Rosalia nicht entgegen gekommen, kaum das sie mich gesehen hatte, hätte ich wahrscheinlich Stunden zu ihr gebraucht. "Hay Liz, na wach? Die Lehrer haben sich tierisch aufgeregt über dein kleines Nickerchen." Berichtete sie mir und grinste amüsiert. "Warum hat mich keiner geweckt?" "Wir habens versucht, aber du warst nicht wach zu kriegen und die Lehrer waren sauer, haben dich ins Klassenbuch eingetragen und mich beauftragt dir zu sagen das du Beide Stunden selbstständig nachholen sollst. Also wollen wir los?"

Klasse... Nicht nur ein Alptraumdate stand bevor, nein jetzt hatte ich auch die Lehrer gegen mich aufgebracht. "Ähm... Ich fahr mit Castiel zurück... Wo und wann wollen wir uns treffen?" Meine Freundin sah mich überrascht an. "Mit Castiel? Aber ich dachte du wolltest nicht... Ähm ok dann holen wir dich in zwei Stunden ab... Aber warum willst du jetzt doch mit Castiel mitfahren?" Ich hatte geahnt das sie mich das fragen würde und zu meinen Unglück war ich noch zu benommen um mir eine gute Lüge zu überlegen.

"Mit ihm gehts schneller... Ich will noch meinen Bruder anrufen bevor ich zum Date komme und ich will nicht nur 10 Minuten mit ihm reden oder mich beim umziehen abhetzen.", versuchte ich mich raus zu reden und hoffe das sie es so hinnahm. "Ach so... Okay. Und ich dachte schon du wolltest mit Castiel... Naja egal, dann bis später Liz."

Wollte ich mit Castiel was? Ich hasste es wenn man seine Sätze nicht beendete! Aber ausnahmsweise ließ ich es vorerst auf sich beruhen und schwankte zu meinen Nachbarn. Eigentlich wollte ich einfach nur nach Hause, ins Bett und bis zum nächsten Tag durchschlafen.

Kapitel 11

Schwerfällig ging ich zum Parkplatz der Schule, wo Castiel an seiner Maschine lehnend auf mich wartete. "Da bist du ja. Man u pennst ja beim laufen fast ein, hast du letzte Nacht nicht geschlafen?" "Ich rieb mir die Augen um den Rest des Schlafes los zu werden. "Doch... Aber ich bin schon den ganzen Tag irgendwie so träge. Sollte etwas hinter dir poltern bin ich es, die schlafend auf der Straße liegt.", meinte ich und setze den Helm auf den er mir reichte. "Oder tot wenn du unglücklich fällst. Halt dich bloß fest.", ermahnte mich der Rotharrige und setzte sich aufs Motorrad.

Ich setzte mich hinter ihn und schlang die Arme um seine Hüfte. "Ich pass schon auf, keine Sorge.", nuschelte ich, doch er startete den Motor und hörte mich nicht.

Wir fuhren los und kaum rasten wir an Leigh und Rosalia vorbei, fing der Regen wieder an. Die Angst mit der Maschine auf der Straße ins Schleudern zu kommen, schnürrte mir die Kehle zu und ich klammerte mich mehr an Castiel. "Keine Panik Ada, so schlimm ist der Regen noch nicht. Und ich kann gut Fahren zum Teufel!" Castiels stimme war kaum zu hören durch den lauten Motor des Motorrads, aber trotzdem beruhigten mich seine Worte und ließ den Griff etwas lockerer.

Ich war jetzt wieder ruhig, was die Müdigkeit in mir zurück holte. Meine Augen brannten, am liebsten hätte ich mich jetzt einfach nur an ihn gelehnt, die Augen geschlossen und geschlafen. Doch bevor mich die Müdigkeit völlig übermannte, hielten wir vor unseren Häuser an und der Motor verstummte. "Wir sind da.", verkündete der Rothaarige und setzte seinen Helm ab.

Ich hatte noch immer die Arme um ihn geschlungen und lehnte mich matt an seinen Rücken. "Ada? Hast du gehört?" Ich antwortete mit einen nicken, blieb aber in meiner Haltung bis Castiel sich halb zu mir drehte und mir den Helm abnahm, was mich dazu zwang den Kopf zu heben.

Unsere Blicke trafen sich, ich wusste nicht was er in meinen Augen las, aber irgendwie starrte er mich leicht verwirrt an. "Was ist?" "Nichts... Aber du kannst mich jetzt los lassen. So kann ich nicht aufstehen." Er deutete auf meine Arme die ihn immer noch fest hielten. Kurz dachte ich an früher, als wir noch Kinder waren. Da hatte ich ihn immer zum Abschied, wenn ich nach Hause musste, umarmt und wollte ihn ewig nicht los lassen, auch später fiel ich ihn und wieder in diese Angewohnheit, erst seit dem Streit damals machte ich es nicht mehr.

Mein Blick ging zu meinen Armen, dann sah ich ihn erneut an und zitierte mich als Kind. "Ich will dich aber nicht los lassen." Plötzkliche röte stieg in Castiels Gesicht und ließ mich grinsen. Sofort versuchte er die Verlegenheit aus seinen Gesicht zu entfernen und bemühte sich um ein neckisches Grinsen, es gelang ihn mehr schlecht als recht.

"Ich weiß das ich toll bin, aber du hättest ruhig sagen können das du sehnsucht nach mir hast, da musst du dich nicht so an mich klammern.", sagte er mit deutlich hörbaren sarkasmus in der Stimme. Er versuchte amüsiert zu klingen, aber ich bemerkte noch immer die Verlegenheit in seinen Zügen.

"Sehnsucht..." Ich verzog das Gesicht als ich dieses Wort wiederholte. "Jetzt bildest du dir aber zu viel ein Castiel. Ich schwelge eher in Erinnerung.", gab ich zur Antwort und lächelte. Das Grinsen in seinen Gesicht verschwand und ich hörte ihn schlucken, wie gerne würde ich jetzt seine Gedanken lesen! Denn seine Mimik ließ mich nicht erahnen was gerade in ihn vorging.

"Ada, komm lass mich los." Seine Stimme war eher ein flüstern und die plötzliche Ernsthaftigkeit darin irritierte mich, seit wann klang er so er streng? Seine Hand strich über meine Wange, was mich vor Schreck zurückzucken ließ. Dieser plötzliche Stimmungswechsel verwirrte mich immer mehr und ich traute mich irgendwie nicht ihn an zu sehen.

Mein Griff um ihn wurde langsam lockerer, ich wollte dieser seltsamen Atmosphäre entkommen, aber außer weglaufen viel mir nichts ein. Doch so richtig die Flucht ergreiffen wollte ich auch nicht.

"Was macht ihr Kinder da?" Die Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken. Mit einen Ruck befreite sich Castiel hastig aus meiner *Umarmung* und ließ mich auf dem Motorrad wanken. Ich war auf diese Handlung nicht eingestellt und hatte mein Gewicht zu ihn rüber gelagert. Durch den plötzlichen Verlust meiner Stütze viel ich von der Maschine runter und nur Castiels Reaktion war es zu verdanken dass das Motorrad mir nicht auf den Boden folgte.

"Autsch! Verdammt!" "Ada was machst du denn da???", fragte mich der Rothaarige genervt während er noch sein Motorrad festhielt. "Das sollte ich eher dich fragen! Wegen dir bin ich runter gefallen!" "Ach jetzt bin ich wieder schuld oder wie?!"

Ich rafte mich auf und sah den skeptischen Blick von meiner Mutter, der zwischen mir und Castiel hin und her wechselte. "Ach ich Stimmungstöter... Ich hätte es weiter von drinen beobachten sollen.", sagte meine Mutter seufzend und ging wieder rein. Ich errötete, denn ich verstand worauf sie hinaus wollte. "Nein Mama warte! Das war so ganz anders als du jetzt denkst! Mama!" Schnell sprang ich auf und folgte ihr rein ins Haus, drehte mich nochmal zu Castiel um, streckte ihn, wie ein kleines Kind, die Zunge raus und schloss die Tür.

"Aha... Es war also ganz anders als ich denke... Und was war es dann?" Ich seufzte und lehnte mich an die Tür. "Ich habe keine Ahnung..."

Kapitel 12

Nervös ging ich in der Küche auf und ab, während meine Mutter mich mit den Augen verfolgte. Was war das gerade? Irgendwie brachte mich dieser Moment mit Castiel völlig durcheinander. "Ada? Schatz alles okay? Man wäre ich doch bloß nicht raus gekommen! mist, Mist, Mist!" "Was? Nein es war gut das du raus gekommen bist! Okay das Fallen hat weh getan... Aber sonst war es gut das du raus kammst!"

"Willst du mir zu Castiel und dir irgendwas sagen? Irgendwas berichten... Mich auf den neusten Stand bringen... Oder so?" Ich blieb kurz stehen und sah sie an, mir war klar in welche Richtung sie noch immer dachte. "Nein Mama... Wie ich dir bereits sagte, war es nicht so wie du denkst! Zwischen Castiel und mir hat sich nichts geändert! wir sind nicht wieder befreundet und mehr als Freunde sind wir sowieso nicht!"

Meine Mutter sah mich ungläubig an und nahm das Telefon zur Hand. "Wie du meinst Ada... Aber erzähl das jemanden der dir glaubt, deinen Bruder zum Beispiel." sie reichte mir das Telefon und lächelte. "Weißt du noch? Du wolltest ihn nach der Schule anrufen" Meine Augen wurden größer und ich Griff zum Hörer. "Du hast Recht! Ich sollte Ken anrufen! Meine Stütze, mein Licht am Ende des Tunnels! Mein Lieblingsfamilienmitglied!" "Danke Ada... Ich liebe dich auch über alles.", meinte sie sarkastisch und verdrehte die Augen.

Sofort tippte ich seine Nummer und ging hoch in mein Zimmer. Als er auf die Militärschule kam durfte ich ihn noch nicht anrufen, unser Vater hatte ihn das Handy weggenommen und meinte er dürfe es erst wieder haben, wenn er Fortschritte gemacht hätte. Und nun konnte ich endlich wieder seine Stimme hören!

Kurz schloss ich mein Fenster, damit Castiel mich nicht hörte, und zog den Vorhang zu. Aufgeregt wartete ich bis er ran ging, jedes Tuten ließ mein Herz schneller schlagen vor Ungeduld.

"Ja?" Ich zuckte zusammen, klang seine Stimme schon immer so tief? "Ke-Kentin?" "Hay Ada! Schön deine Stimme zu hören." Ich strahlte, noch nie hatte ich mich so sehr auf ein Telefonat gefreut.

"Ja ich freu mich auch, ich vermiss dich Bruder! Wie geht es dir? Weißt du schon wann du uns mal wieder besuchen kannst?" Ich hörte sein Lachen und es ließ mich unwillkürlich Lächeln. Sofort entspannte ich mich und lehnte mich an die Wand neben meinen Bett.

"Mir geht's hier ganz gut so weit. Das Training ist nur hart... Aber ich hab eine gute Nachricht: Ich kann bald wieder zu Mama und dir." "Wirklich??? Wann? Nur zu Besuch oder ziehst du zu uns?", fragte ich aufgeregt und spielte aufgeregt mit meinen Haaren.

"Ganz ruhig Ada.", meinte er lachend. "Wann genau ist eine Überraschung! Und es wird nicht nur ein Besuch sein, sondern ich darf dann wieder zu euch ziehen. Ich hab mit Dad geredet und nach langen hin und her hat er es mir dann erlaubt. Aber er war echt schwer zu überzeugen!" Aufgeregt tanzte ich in meinen Zimmer rum. Mein Bruder würde endlich wieder bei uns wohnen! Ich konnte ihn wieder jeden Tag sehen! Am liebsten hätte ich die ganze Welt vor Freude umarmt.

"Ada? Tanzt du wieder?", fragte er amüsiert und mein kindliches Gekicher reichte ihm zur Antwort. "Jetzt sitz still, bevor du noch vor Freude einen Flickflack machst. Aber jetzt sag mal, was gibt's denn bei dir Neues? Wir haben uns ja eine Weile nicht mehr gehört."

Und schon war meine gute Laune dahin. Oh ja bei mir gab es viel Neues, nur wenig Gutes... "Oh Kentin... Wo soll ich nur anfangen?" seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte zur Decke hoch.

"Sag mal... Erinnerst du dich an Leigh? Den Verkäufer im Modegeschäft?" "Ja, dunkel... Das war doch der Bruder von lysander oder? Schwarze Haare... Eher Ruhig." "Genau der... Er ist mit Rosalia zusammen... Und nun ja... Als ich ihn immer nur in seinen Laden sah nahm ich ihn kaum war, er war ein Fremder, ein unbekannter... aber Dann als Rosa ihn mir vorstellte... Und ich ihn näher kennenlernte... Da..." Ich stutzte und biss mir auf die Lippe, meine Kehle war zugeschnürrt und ich schluckte schwer. Erst jetzt wurde mir so richtig wieder bewusst wie sehr mich diese Situation mitnahm.

"Ich hab mich in ihn verliebt... Und ich weiß nicht was ich tun soll... Er ist mit meiner besten Freundin zusammen, aber es ist so schwer... Meine Gefühle zu unterdrücken... Und mir vor Rosa nichts anmerken zu lassen... Immer wenn ich die Beiden zusammen sehe könnte ich los heulen! Dabei würde ich mich so gern für die Beiden freuen... Ich hab schon ständig Magenschmerzen und Übelkeit wenn ich an all das denke! Und Rosalia muss es irgendwie gemerkt haben das ich unglücklich bin und jetzt hat sie sich in den Kopf gesetzt mich mit seinen Bruder Lysander zu verkuppeln! Und jetzt hab ich ein Doppeldate mit den drein und ich glaub ich bin gerade kurz vor einer Panikattacke und... und..." Ich rede ohne Luft zu holen und spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen.

"Ganz ruhig Ada, bitte vergiss das atmen nicht..." Schnell hastete meine Lunge nach Luft und ließ mich zu schnell ein und aus atmen, was mir es nicht mehr ermöglichte die Tränen zu unterdrücken. Aber vor meinen Bruder musste ich nicht die starke spielen, ich konnte alles raus lassen! Doch jetzt sehnte ich mich nur noch mehr nach seiner Schulter, an der ich mich ausheulen konnte.

"Man Schwesterchen... Wenn ich gewusst hätte das es bei dir so schlecht läuft dann..." "Schon gut... Papa hat dich ja weggeschickt... Du wolltest das ja nicht. Aber ich vermiss dich so! Ich brauch dich... Ich brauch jemanden dem ich alles erzählen kann. Irgendwie komm ich mir wie eine Seiltänzerin vor und die ganze Zeit kämpf ich mit dem Gleichgewicht damit ich nicht abstürze. Und ich seh das Ende vom Seil nicht! Ich weiß, du kannst mir bei Liebeskummer auch nicht wirklich helfen, weil man gegen Gefühle nichts tun kann... Aber ich brauch irgendeinen Lichtblick, irgendwas schönes. Das du wieder kommst ist schon mal was schönes.", meinte ich und rieb mir die Augen damit die letzten Tränen versiegten.

"Hm... Man das ist echt schwer...", meinte mein Bruder bedrückt und schwieg kurz. "So wirklich kann ich dir nichts gutes raten, was dir helfen könnte bei diesen Problem, aber vielleicht kann ich dir bei deiner Traurigkeit helfen!" "Und wie?", fragte ich überrascht."

"Oh Gott das wird jetzt kitschig klingen... Aber glaub mir das hilft! Hör zu, es kann ja nicht alles schlecht sein. Bestimmt wird es ja trotz allem schöne Momente für dich geben und wenn es nur das schöne Wetter ist. " "Heute hatts geregnet..." "es war nur ein Beispiel! Nagel mich nicht dran fest... Jedenfalls wird es ja auch schöne Augenblicke geben. und wenn so einer ist, dann schließt du die Augen, wirst dir dem guten Gefühl bewusst und genießt einfach den Augenblick. Und immer wenn du dich wieder schlecht fühlst, denkst du daran zurück."

Ich kicherte und wischte die letzte Träne von meiner Wange. "Das ist echt kitschig... Aber gut. Danke, Kentin, ich werd es mir merken." Ich stand auf, zog den Vorhang auf und sah zum blau werdenden Himmel. "Ich genieße den Augenblick..."

Kapitel 13

Voller Aufregung ging ich im Badezimmer auf und ab. Ich war schon lange fertig mit umziehen und zurecht machen, traute mich aber einfach nicht aus den Raum! Es war mein erstes Date, ein Doppeldate! Rolasia, Lysander, Leigh und ich... Wie sollte ich das nur überstehen ohne Leigh die ganze Zeit verliebt an zu starren?

Aber Lysander als Unterstützung und nicht als weiteres Problem an meiner Seite zu haben beruhigte mich. Und mit diesen Gedanken wagte ich mich aus dem Bad, bald würden sie kommen um mich ab zu holen.

Dia tänzelte freudig um mich herum, wahrscheinlich in der Hoffnung das ich sie mitnehmen würde. "Tut mir leid Süße, da muss Frauchen allein durch. Glaub mir ich beneide dich darum das du hier bleiben kannst.", sagte ich zu ihr während ich sie hintern Ohr krauelte.

Ich ging in mein Zimmer um meine Tasche zu holen und das letzte Stück der Schokolade zu essen, das mir Castiel geschenkt hatte. Während der süße Geschmack sich auf meiner Zunge verteilte, ging mein Blick zum offenen Fenster. Ein Teil in mir, tief in meinen Inneren vergraben, hoffte Castiel dort stehen zu sehen.

Diese Situation vorhin... Ich spürte einen Kloß im Hals und in meiner Brust war ein Stechen, das mir das Gefühl gab gleich ohnmächtig zu werden. Schnell riss ich den Vorhang zu. Der Teil in mir, der ihn eben noch sehen wollte, versang in den Tiefen meines Inneren. Ein Problem reichte mir für heute.
 

Es klingelte pünktlich auf die Minute an meiner Haustür und mein Herz setzte einen Schlag aus! Nun war es soweit...

Wie auf der Flucht rannte ich zur Tür, bevor meine Mutter sie erreichen konnte, und öffnete sie mit zitternden Händen. Aber zu meiner Überraschung stand nur Lysander da und musterte meinen nervösen Blick. "Lysander? Wo sind..." "Vor gegangen. Rosa wollte das ich dich allein abhole.", erklärte er mir und verdrehte die Augen. Natürlich wollte Rosalia das ich kurz mit ihn allein bin und sei es nur auf den Weg zur Galerie. Und einen Vorteil hatte es noch für sie: Sie war kurz allein mit Leigh.

Ich spürte kurz wie die Eifersucht mich dazu führte, mir vor zu stellen ihr die Augen aus zu kratzen und schämte mich in der nächsten Sekunde dafür. Er war IHR Freund, nicht meiner. Ich hatte kein Grund zur Wut oder Eifersucht.

Lysander beobachtete prüfend das Mimikspiel meines Gesichtes, nahm meine Hand und zog mich raus.

Ich stolperte vor überraschung leicht und fiel nur nicht, weil er mich noch immer festhielt. "Grübel nicht zu viel, komm wir müssen los." Ich nickte, schloss die Tür und folgte ihn noch leicht befangen. "Wie erträgst du es?", nuschelte ich, denn mich ließ der quälende Gedanke gerade nicht los wie gern ich doch an Rosalia's Stelle wäre.

"Ich denke darüber nicht so viel nach... Es macht die Sache nicht besser und ändert auch nichts wenn ich mich mit diesen Gedanken selbst foltere." Foltere, also war es für ihn mindestens genauso schwer wie für mich, er konnte nur besser damit umgehen. "Außerdem freue ich mich für meinen Bruder."

Ich schwieg. Natürlich freute ich mich auch für Rosalia, trotzdem schien mir auch diese Freude geheuchelt vor.

Lysander klopfte mir sanft mit seinen Handrücken gegen die Stirn und seufzte. "Du grübelst immer noch zu viel, Liz." Tadelte er mich und ich rieb mir schmllend die Stirn. "Mein Kopf lässt sich nun mal nicht ausschalten... Und diese Gedanken kommen automatisch! Wir werden jetzt die ganze Zeit bei ihnen sein! Ich will ihnen nicht beim glücklich sein zuschauen müssen... Ich... Ich..."

Ich biss mir auf die Lippe. Was war es, das ich Lysander, den ich kaum kannte, gerade meine schwache, eifersüchtige Seite zeigte? War es weil es noch von vorhin, bei dem Telefonat mit Ken, noch in mir schallte? Oder weil ich das Gefühl hatte, das Lysander der Einzige war, der es wirklich nachvollziehen konnte?

Der Silberhaarige strich mir über die Wange, bis ich mit traurigen Blick zu ihn hoch sah. "Wenn es uns zu viel wird gehen wir einfach... Wir haben schließlich ein *Date*, da wäre es nicht ungewöhnlich wenn wir uns kurz abseilen würden. Mach dir keine Sorgen Liz, du bist nicht allein."

Ich nickt und spürte wie mir ein großer Stein von Herzen fiel. Ich war mit diesen Gefühl nicht allein, ich hatte jetzt jemanden der mich verstand. "Danke Lysander...", nuschelte ich und erst dann viel mir auf, das er die ganze Zeit, seit wir unterwegs waren, meine Hand hielt. Ich drückte seine und genoss das stille Verständnis füreinander. Diese Hand gab mir Trost und Halt, etwas was ich gerade heute dringend brauchte. Und so wie es mir mein Bruder geraten hatte, prägte ich mir diesen Moment genau ein.
 

Als wir ankammen lief Rosalia ungeduldig vor den Eingang hin und her, anscheinend hatte sie schon früher mit uns gerechnet. Als ihr Blick dann uns streifte, blieb ihre Aufmerksamkeit, natürlich, bei unseren in einander verschränkten Händen hängen. "Wir haben es schon wieder getan...", flüsterte mir Lysander mit seufzender Stimme leise zu. "Was?" "Wir erwecken in ihr schon wieder den Eindruck, als ob zwischen uns was laufen könnte.", wies er mich drauf hin und drückte meine Hand, um unseren Fehler noch mal zu verdeutlichen.

Brummend ließ ich seine Hand los und ging mit gespielter Entspanntheit auf meine Freundin und Leigh zu. Ich wollte in Rosalia eigentlich nicht die Hoffnung wecken das dieser Verkupplungsversuch wirklich gelingen konnte, aber von Lysander Abstand halten, nur im ihr zu beweisen das ich an eine Beziehung nicht interessiert war, wollte ich nun auch nicht mehr. Schließlich war er mein Rettungsboot, das ich besonders heute brauchte um das hier zu überstehen, ohne in Eifersucht und Neid zu ertrinken.

"Entschuldigt die Verspätung, wir waren etwas langsam. Komm Rosa, gehen wir rein. Ich freu mich schon auf die Gemälde." Und diese Freude darauf war nicht mal gelogen! Ich mochte Kunst und ich wusste das Rosalia die als Eröffnung gewählt hatte damit ich etwas entspannter war.

Meine beste Freundin nickte nur voller Vorfreude und ging mit mitreißender Begeisterung rein, ich folgte ihr mit gemischten Gefühlen. Mein Blick streifte Leigh, der diesen auch gleich bemerkte und mich flüchtig anlächelte. Ich zog hastig die Luft ein, mein Herz begann sofort schneller zu schlagen und Röte stieg in mein Gesicht. Wie sollte ich das Date überstehen ohne auf zu fliegen, wenn ich jetzt schon aussah als ob ich ein Freiticket auf Wolke sieben gewonnen hätte?

Kapitel 14

Ich versuchte Leigh's Blick aus dem Weg zu gehen, seinen ANBLICK sowieso. Wahrscheinlich machte ich dabei eine witzige Figur, denn immer wenn ich zu Lysander sah, bemerkte ich wie er sich ein Lachen verkniff.

Doch ich sah keinen anderen Weg, denn jeder Blick würde mich verraten! Jedes Lächeln, jede freundliche Geste würde in mir ungewollt Hoffnung aufbrennen lassen. Warum tat ich mir das alles nur an? Warum hab ich nicht *Nein* gesagt?

Ich zuckte zusammen, als ich eine Hand auf meinen Kopf spürte und drehte mich leicht um. "Du grübelst schon wieder zu viel und wirkst als wärst du auf der Flucht." "So schlimm?" Lysander schmunzelte und senkte die Hand. "Hin und wieder sah es auch so aus als hätte mein Bruder eine ansteckende Krankheit. Er hat mich schon gefragt ob du irgendwas gegen ihn hast."

"Oh wenn es doch so wäre.", jammerte ich leise und machte eine übertrieben, dramatische Geste. "Wie schaffst du es bei Rosalia so locker zu bleiben? Und jetzt komm mir nicht mit *Ich denke nicht drüber nach*. Sie tanzt dir quasi die ganze Zeit vor der Nase rum!"

Mein Leidensgenosse neigte den Kopf und sah zu dem Bild hoch das vor uns war. "Hast du dir überhaupt schon eins der Gemälde angesehen?" Ich war kurz verwirrt, wieso wechselte er jetzt das Thema? Mein Blick ging zu dem Bild das er betrachtete. "Nein... Ich hab mir noch kein Einziges wirklich angesehen.", stellte ich fest. Ich war so damit beschäftigt gewesen vor Leigh zu fliehen, das ich ganz vergessen hatte wo wir uns gerade befanden.

"Rosa meinte du liebst Kunst, deswegen hat sie diese Ausstellung ausgesucht. Lenk dich doch damit ab. Es ist auf jedenfall besser als hier durch die Gänge zu schleichen." Ich hob noch einmal meinen Blick zum Gemälde, Lysander hatte Recht. Ich sollte lieber die Ausstellung genießen.

Das Bild vor mir war mit Kohle gezeichnet worden. Ein Mädchen in einem hellen Kleid, an Beiden Armen hielten sie Ketten an den Ästen eines Baumes fest, der in voller Blüte war. Ihr wellig, langes Haar flackerte wie Feuer in alle möglichen Richtungen und ihr Körper wurde von Phönixflügeln fast völlig verdeckt, das man kaum Akzente von ihren Kleid erkennen konnte. Der Pöhnixschweif war nur seitlich leicht zu erkennen und ging durch die Blüten, die im Wind tanzten fast unter. Es schien, als würde sie die Ketten ignorieren, den ihr Blick war wie gebannt nach unten gerichtet.

Unter ihr, fast so nah das sie ihn mit freien Armen hätte erreichen können, war ein Junge. Er war in schwarz gekleidet, die eine Hälfte seines Gesichts war von seinen schulterlangen Haaren verdeckt. Seine Arme und Beine waren von Dornenranken gefässelt und sein Blick ging zu den Mädchen nach oben, doch ich konnte seinen Ausdruck nicht deuten. Wollte er sie erreichen oder war sie ihn gleichgültig? Trotz der Ranken die ihn am Boden hielten wirkte seine Haltung lässig.

Wie gebannt starrte ich auf dieses Bild und versuchte die Geschichte dahinter zu erkennen. Mein Blick ging auf den Titel. "So Close... So Nah...", nuschelte ich Gedankenverloren und musste mich zurückhalten nicht die Hand nach dem Bild aus zu strecken.

"Gefällt dir das Bild?" Ein Schauer durchzog mich, als ich Leigh's Stimme genau neben mir hörte. Automatisch hielt ich die Luft an und verkrampfte mich. Ich darf ihn nicht ansehen, ich darf ihn nicht ansehen. "So Close.", las er vor und hatte sich etwas zum Bild gebeugt. Ja, so nah, viel zu nah! Das machte mein Herz nicht mit!

"Hm, diese Flügel. Soll das ein Engel dar stellen?" Ich schluckte und hoffte, das mein Herz nicht gleich aus der Brust sprang. "Nei-Nein... Ich glaub das ist ein Phönix. Da siehst du? Der Schweif ganz am Rand ist der eines Phönix.", sagte ich mit leiser, etwas quietschiger Stimme und zeigte mit den Fingern auf den Schweif. Leigh folgte der Richtung, in die Mein Finger zeigte und kam wieder einen Schritt näher.

"Du hast Recht... Aber sag mal, was ist mit deiner Stimme?" Ich räusperte mich, in der Hoffnung das ich danach wieder normal klingen würde. "Frosch im Hals..." Die Hoffnung war vergebens, ich klang noch immer wie Micky Maus.

"Ähm... Wo sind denn Lysander und Rosa?", versuchte ich mich zu retten und sah mich hilfesuchend um. Wo war Lysander wenn ich ihn brauchte?! "Rosa hat ein Gemälde gesehen was sie ihn unbedingt zeigen wollte, ich weiß aber nicht wo genau sie ihn jetzt hingezogen hat." Klasse, er saß also in dem gleichen Schlamassel wie ich. Wir hätten zusammen bleiben sollen...

"Adaliz? Ist alles okay?" "Ähm klar... Und du kannst mich ruhig Liz nennen.", sagte ich mit aufgesetzen Lächeln und war froh das meine Stimme wieder einigermaßen normal klang. "Sicher? Du bist ziemlich blass im Gesicht." Blass? Ich hätte jetzt eher vermutet das ich rot War wie eine Tomate. Ich sah zu ihn hoch und blickte direkt in seinen besorgten Blick. Jetzt war ich mir ziemlich sicher das ich rot wurde! Ich hatte das Gefühl meine Beine wurden gleich nachgeben, nur damit ich einen Vorwand hatte in seine Arme zu fallen. Der Geist war willig Abstand zu halten, doch der Körper war schwach und suchte seine Nähe.

Noch bevor ich es so richtig mitbekam, gaben meine Beine wirklich nach unbd nur Griff um mein Handgelenk hielt mich noch oben. "Liz? Bist du dir SICHER das es dir gut geht?", fragte er mich mit etwas Nachdruck und versuchte mich wieder richtig auf die Beine zu kriegen.

Ich nickte und klammerte mich, auf der Suche nach Halt, an ihn fest. "Ja... Ich glaub ich hab nur etwas zu wenig getrunken..." Wenn ich so drüber nachdachte war es nicht mal gelogen. Gegessen hatte ich auch nicht gerade viel, weil ich den ganzen Tag viel zu müde war um auch nur daran zu denken. "Soll ich dir was zu Trinken holen? Ich glaub Lysander müsste eine Flasche Wasser dabei haben." Suchend sah sich Leigh um, ich wusste nicht genau ob er die Beiden suchte oder etwas wo er mich absetzen konnte.

Ich kam noch einen Schritt näher an ihn ran und lehnte meine Stirn gegen seine Brust. Mein Verstand war vernebelt, von den plötzlichen Glücksgefühl das seine Nähe in mir auslöste. Ich wusste das es falsch war diese Situation auszunutzen und mein Gewissen schrie mich an. Doch das erste mal überhörte ich die warnenden Worte in meinen Kopf und sah zu Leigh hoch.

Kapitel 15

Mein Blick war nach oben gerichtet und verlor sich in Leigh's Augen. "Liz? Alles okay?", fragte er mich mit verwirrten Blick und ich biss mir auf die Lippe. Er merkte es nichtmal, sogar jetzt nicht wo mein sehnsüchtiger Blick und meine seine Nähe suchender Körper ihm die Worte doch quasi entgegen schrien.

Plötzlich spürte ich wie mich jemand von Leigh wegzog und den Arm um mich legte. Leicht überfordert blickte ich neben mir und sah Lysander, der zuerst mich an sah und dann seinen Bruder. "Was ist los? Geht es Liz nicht gut?" Mir war klar warum er ihn fragte und nicht mich persönlich, er konnte sich denken das ich mich bestimmt nicht an Leigh klammerte, weil es mir nicht gut ging.

Der Ältere der Beiden nickte und sah mich noch einmal kurz besorgt an bevor er antwortete. "Ihr ist schwindlig, vielleicht solltest du dich einen Moment mit ihr hinsetzen damit sie sich kurz ausruht. Wo ist Rosa?" "Rosa ist noch hinten und guckt sich die Gemälde an. Geh ruhig zu ihr, ich kümmer mich um Liz."
 

Ich sagte kein Wort und musste meine Gedanken erst einmal sammeln. Doch noch bevor ich irgendwas sagte, zog mich Lysander auf eine Sitzbank, ein Stück weit Weg von Leigh, der jetzt eh zu Rosalia ging.

Noch immer kaute ich auf meiner Lippe herum und starrte zum Boden. Jetzt würde ich mir bestimmt was anhören müssen. "Ist dir wirklich schwindlig?" Stumm nickte ich und sah ihn trotzig an. "Nur weil ich einen Moment Schwach geworden bin, heißt es nicht das ich lüge damit er mich festhält. So berechnend bin ich nicht..." "Natürlich... Entschuldige, ich wollte nur auf Nummer sicher gehen. Aber du..."

Ich hob die Hand um ihn zu unterbrechen. "Ich weiß schon, ich hätte das nicht tun sollen. Zum Glück... Hat es Rosalia nicht gesehen..." Ich starrte wieder nach unten, Ziel waren diesesmal meine Füße, die ich wie ein kleines Kind gegeneinander prallen ließ bis ich einen kurzen Stich in Beiden spürte.

"Ja Rosa hat euch nicht gesehen, weil ich sie gleich zum nächsten Bild geschickt habe. Liz, mein Bruder merkt sowas nicht sofort, SIE schon. Tu nichts Dummes wenn Rosalia dir wichtig ist." Oh Gott er klang wie mein Gewissen! Ich wusste ja das er Recht hatte und Rosa war mir wichtig! Ich wollte sie auch auf keinen Fall verlieren und erst recht nicht verletzen aber... Je mehr ich mich selbst ermahnte von Leigh die Finger zu lassen, desto mehr sehnte ich mich nach seiner Nähe.

"Ja du hast ja Recht... Und danke das du Rosa davon fern gehalten hast... Ich... Ich versuch ja schon nicht schwach zu werden." Lysander strich mir kurz über meinen Kopf und seufzte. "Ich weiß das es schwer ist. Wäre es dir lieber wenn wir uns abseilen?"

Mit gemischten Gefühlen spielte ich mit meinen Fingern, auf der einen Seite war ich froh Lysander als Unterstützung zu haben, aber auf der anderen Seite schnürrte mir sein Verständnis die Kehle zu. Ich hatte gerade ernsthaft vor gehabt mich an den Freund meiner besten Freundin ran zu schmeißen! Ich hatte mein Gewissen ignoriert und auch wenn ich letzten Endes nichts gemacht hatte, ich hatte es vor gehabt. Verdiente ich da wirklich sofortige Nachsicht?

"Adaliz?" Ich zuckte zusammen, man sagte selten meinen vollen Vornamen. Unsicher sah ich Lysander an und merkte, wie er versuchte ab zu schätzen was ich gerade dachte. "Was ist los?" "Ich... Ähm... Könntest du mich kurz raus bringen? Ich brauch etwas frische Luft..." Mein Kopf brauchte eindeutig Sauerstoff, außerdem hat ich das Gefühl die ganze Halle würde sich drehen. Ich war mir allerdings nicht sicher ob es das schlechte Gewissen war, das mich damit bestrafen wollte, oder ob es daran lag das ich zu wenig getrunken und gegessen hatte.
 

Lysander begleitete mich nach draußen und der kühle Wind wehte mir sofort entgegen. Dankbar zog ich die Luft ein und merkte, wie mein Kopf langsam an Klarheit zurück gewann.

"Gehts dir besser?", fragte mein Begleiter besorgt, während ich bei dem nächsten Baum Halt suchte. "Etwas... Ich brauch noch einen Moment. Könntest du bitte den Beiden schnell bescheid sagen?"

Lysander sah mich kurz überrascht an, verstand dann aber wahrscheinlich das ich einen Augenblick allein sein wollte und nickte. "Okay... Ich komm gleich wieder.", nuschelte er und verschwand wieder rein in die Ausstellung.

Ich wartete kurz und holte mein Handy aus der Tasche. Sollte ich ihn wirklich anrufen? Eigentlich wollte ich so wenig wie möglich mit ihn zutun haben, aber mit Kentin konnte ich nicht reden, er war zu rücksichtsvoll mir gegenüber. Nur er war direkt und rücksichtslos, etwas was ich gerade brauchte.
 

Langsam gab ich im Adressbuch meines Handys den Namen *Castiel* ein und starrte auf die Nummer. Konnte ich mit ihn wirklich über sowas reden? Über LIEBE? Ich musste fast lachen bei dieser Überlegung.

Trotzdem drückte ich auf die grüne Taste und hielt mir das Handy ans Ohr. Jedes Tuten schien für mich eine Ewigkeit zu dauern und in mir wuchs das Verlangen einfach auf zu legen.

"Ada?" Seine Stimme die plötzlich in meinem Ohr erklang ließ mich aufschrecken und ich ließ fast das Handy fallen. "Ca-Castiel?" "Klar wer sonst? Hast du dich verwählt oder was?", spottete er und ich verdrehte die Augen. "Nein du Hirni! Du bist bei mir der Einzige unter *C*. Mich wundert es eher das du ran gehst."

Er schwieg und ich blickte auf den Bildschirm, weil ich schon befürchtete das er weg war. "Ich hab deine Nummer nicht mehr im Handy, ich wusste nicht das du dran bist.", erklärte er mir mit einer ungewohnt monotonen Stimme und ich hatte das Gefühl mein Magen zog sich gerade zusammen.

"Also was wolltest du?" Irgendwie war mir gerade jede Lust auf reden vergangen und meine Umgebung begann sich wieder zu drehen. "Nichts... Vergiss es...", antwortete ich ihm kühl und legte auf.
 

Kurz lehnte ich mich wieder an den Baum und atmete tief ein und aus. Es sollte mich nicht Wundern das er meine Nummer nicht mehr hatte. Wir waren nicht befreundet, nicht mehr... Und wenn er was wollte musste er eh einfach rüber kommen. Trotzdem war es wie ein Schlag ins Gesicht.

Ich hörte Schritte, Absätze die sich mir näherten und jemand sanft meine Hand Griff. "Liz?" Rosalia stand mit besorgten Blick neben mir und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Die Jungs sagten dir gehts nicht gut, willst du lieber nach Hause?" Ich schüttelte den Kopf und schob jeden Gedanken an Castiel weit von mir weg. "Nein... Nur ich hab ganz schön Hunger, wollen wir langsam was Essen gehen?"

Rosalia nickte, ging kurz wieder rein und kam mit den Beiden Brüdern an ihrer Seite wieder raus.
 

Sie und Leigh gingen voraus, während ich und Lysander weit genug weg waren, das man uns nicht unbedingt hörte. "Warum wolltest du allein sein?" Ich schüttelte den Kopf, darüber wollte ich jetzt wirklich nicht reden. "Egal...", meinte ich, sah auf mein Handy und drückte Castiel weg, der mich gerade anrief.

Kapitel 16

Ich war froh als wir endlich das Restaurant erreichten. Die ganze Umgebung drehte sich schon und mich und ich schien richtig zu spüren wie mein Kreislauf langsam zusammenbrach.

Ich sah nochmal kurz in meiner Tasche, in der Hoffnung das ich doch so klug war und an die Tropfen gedacht hatte, aber Fehlanzeige.
 

Rosalia hatte uns einen Tisch reserviert, sie hatte wirklich an alles gedacht. Nur fiel mir jetzt erst auf, wie sollten Lysander und ich uns hier davonstehlen, wenn es uns mit Rosalia und Leigh zu viel wurde?

Meine beste Freundin setzte sich auf den Platz neben mir und die Jungs gegenüber von uns. Ich starrte auf den Tisch, um nicht zu Leigh blicken zu müssen und schnappte mir die karte. Ich brauchte irgendwas salziges, etwas das den Kreislauf anregte.

Meine Augen suchten den nächst besten Fisch, aus Erfahrung wusste ich das mir der am besten half.

Ich ignorierte die höfliche Begrüßung des Kellners und bestellte mir eine große Tasse grünen Tee, immer noch den Blick stur gesenkt. "Liz? alles okay?", fragte rosa vorsichtig und ich nickte nur stumm.

Irgendwie war ich gerade von meiner eigenen Gefühlswelt überfordert. Die Sehnsucht nach Leigh, die Wut auf Castiel und das Beides schön durchgeschüttelt von meiner Benommenheit. Ich wollte mir einfach nur noch das Essen und den Tee runter quälen und dann so schnell es ging nach Hause verschwinden.

"Liz? Hay Liz" Lysander riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich aufschrecken. "Hm? Was ist?" "Kommst du bitte mal kurz mit?", fragte er mich und stand schon auf. Rosalia sah uns skeptisch an als ich mich dann auch nach einen Nicken erhob. "Ihr geht ja heute recht oft zu zweit weg..." "Ich muss mit ihr etwas privates bereden." mit diesen Worten und einen gefassten Lächeln ging Lysander und zog mich mit.
 

Innerlich jammerte ich, eigentlich wollte ich das aufstehen und gehen vermeiden bevor ich nicht meinen fisch und meinen Tee hatte. "Was gibt's denn Lysander?"

Er blieb im Vorraum des Restaurant's stehen und lehnte sich an eine freie Wand. "Erstens konnte ich mir die Ferienpläne von den Beiden nicht mehr mit anhören... Und zweitens, hier, er nervt mich.", meinte er und drückte mir sein Handy in die Hand.

Irritiert sah ich ihn an. Ferienpläne? Sein Handy? Mein Blick ging auf den Display, war ja klar das es Castiel war.

Lysanders Blick ließ allerdings keine Diskussion zu, selbst mein gequälter Blick entlockte ihn nur ein Augenrollen. Ich führte das Handy an mein Ohr und knabberte an meiner Unterlippe rum.
 

"Was willst du Castiel?"

"Warum hast du aufgelegt und mich dann auch noch weggedrückt?!", fauchte er mir ins Ohr und klang dabei genervter als sonst.

"Was interessiert es dich? Wenn das alles ist was du von mir wolltest kann ich ja auflegen..." Ich wollte nicht mit ihn reden!

"Nein Herr Gott! Leg nicht gleich wieder auf! Was wolltest du denn vorhin? warum hast du mich angerufen? und wehe du sagst jetzt das es egal ist!" Schade, genau das wollte ich sagen.

"Es... Ähm... Es war nicht wichtig... Und ich will auch nicht mehr drüber reden Castiel, vergiss es einfach."

Ich wartete auf eine Antwort, aber es kam keine.

"Castiel?"

"Ich bin noch dran..." Seine Stimme war kaum zu hören, sie hatte nicht mehr diesen gereizten Klang wie sonst, sondern eher müde, erschöpft.

"Ada..." "Ich hab doch gesagt du sollst mich Liz nennen. Das sag ich dir jetzt schon seit zwei Jahren!", fiel ich ihn ins Wort und bekam nur ein genervtes seufzen.

"Ich nenne dich wie ich will! Und wenn du wegen der gelöschten Nummer sauer sein solltest... Zu deiner Info, ich kann deine Nummer AUSWENDIG, ich muss sie mir nicht einspeichern."

"Warum hast du sie überhaupt gelöscht?", fragte ich und klang dabei trauriger als ich wollte.

Wieder keine Antwort. Ich dachte kurz nach und verdrehte die Augen. "Debrah..." Ich zischte ihren Namen angewidert und spürte wie wieder die Wut in mir hoch kam. Castiel antwortete mir nicht, was ich als Bestätigung für meine Annahme nehmen konnte. "das Miststück hat MEINE Nummer aus DEINEN Handy gelöscht???"

Lysander ging ein paar Schritte von mir weg und ich sah ihn kurz fragend an. "Sicherheitsabstand...", erklärte er mir kurz und sah weg. Hatte er Angst das ich gegen die Wand trete? Andererseits, keine schlechte Idee!

"Ada..." "Nee! Nichts Ada! Dieses Gespräch geht eh schon viel zu lange! Lass mich für heute und den Rest der Woche einfach in ruhe Castiel! Bis dann!2, knurrte ich noch ins Telefon und legte auf.
 

Jedes Bedürfnis nach Essen war mir vergangen, ich wollte jetzt einfach nur noch auf etwas einschlagen. Und am besten es wären Debrah und Castiel!

Ich biss wütend auf meiner Lippe rum bis ich den leichten, Eisengeschmack von Blut auf meiner Zunge schmeckte. "Liz?", fragte Lysander vorsichtig. "Was?!", fauchte ich ihn mehr oder weniger an und sah wütend zu Boden. "Man... Du bist ja sogar schlechter auf Castiels ex zu sprechen als Nathaniel..."

"Natürlich! diese verdammte Schla..." Ich brach kurz ab, holte tief Luft und versuchte wieder ruhiger zu klingen. "Debrah ist Schuld daran das Castiel und ich nicht mehr befreundet sind... Sie wusste das ich..." "Das du was?"

"Vergiss es... Komm, gehen wir wieder zu den Anderen. Ich brauch meinen Tee."
 

Kaum ging ich ein paar Schritte spürte ich, wie mir nach jeden dritten Schritt kurz schwarz vor Augen wurde. Komisch, ich dachte meine Wut auf Debrah und Castiel würde meinen Blutdruck in die Höhe schießen lassen.

es hieß ja Sport würde den Blutdruck erhöhen, vielleicht sollte ich mal boxen an den Beiden ausprobieren.

Mit gespielter Gelassenheit ließ ich mich wieder auf meinen Platz sinken. Mein Tee war schon da und ich tank ihn mit einen hieb aus, als ich feststellte das er nur noch lauwarm war. "Alles geklärt?", fragte mich Rosalia mit einen ungläubigen Blick. Wahrscheinlich sah sie das meine Ruhe nur gespielt war.

Ich nickte und war froh als das Essen kam. "Ich hab dir Fisch bestellt, das wolltest du doch haben oder?", fragte Rosa mich nochmal zur Sicherheit und ich nickte. "Genau richtig, Danke Rosa."

Mir war immer noch nicht nach Essen zumute, eher schlecht als recht quälte ich mir den Fisch und die Beilagen runter und starrte auf den, nicht leerer wollenden Teller runter.
 

Die Benommenheit ließ langsam nach, wurde aber abgelöst von Müdigkeit. Die Sehnsucht nach meinen Bett wuchs und ich schob die Reste meines Essens von einer Seite des Tellers zur Anderen.

Lysander, Leigh und Rosalia unterhielten sich ausgibig, okay hauptsächlich redete Rosa. Sie versuchte mich auch immer ins Gespräch mit ein zu beziehen, doch ich nickte nur oder antwortete mit Ja und Nein. Gedanklich war ich schon im Land der Träume.
 

"Liz?" Wieder riss mich Lysanders Stimme aus meinen Gedanken und ich sah zu ihn hoch. "Komm, wir gehen noch ein Stück durch den Park."

Irritiert sah ich mich um. War ich mein Kopf so benebelt gewesen das ich das ganze Tischgespräch versäumt hatte? Toll, mein erstes Date und ich hatte die Hälfte mit träumen verschwendet.

Schnell stand ich auf und folgte den Anderen nach draußen. Der Park war zum Glück in der Nähe und zu meiner Überraschung war es noch nicht mal dunkel. Durch den Winter war ich gar nicht mehr gewöhnt solange die Sonne zu sehen, aber ich war froh darüber.
 

Im Park angekommen ließen Lysander und ich uns wieder nach hinten fallen, das Geturtel des glücklichen Paares war einfach nicht aus zu halten. Selbst meine wachsende Müdigkeit konnte mich dies nicht ignorieren lassen.

"Schlaf beim laufen nicht ein." "Hm?" Lysander lächelte leicht deutete mit den Kopf in die Richtung einer Sitzbank. "Rosalia und Leigh gehen bestimmt zum kleinen Teich, in der Mitte des Parks, aber ich persönlich kann mir ihr Gerede nicht mehr mit anhören. Wollen wir uns kurz setzen?"

"Wenn ich nicht einschlafe, gerne.", meinte ich und ließ mich auf die Bank fallen. Mein Begleiter setzte sich rechts von mir und sah nachdenklich zu den Baumkronen. "Worüber denkst du nach?" "Über dich und Castiel..."

Ich zog meine Augenbraue skeptisch nach oben und lehnte mich zurück. "Warum?" "Er hat mir einiges erzählt... Und ich frage mich wie das alles aus deiner Sicht war...", erklärte er mir ohne mich direkt nach meiner Sicht zu fragen.

"Das Sitzen verstärkte meine Müdigkeit und mir vielen die Augen zu. "ich war in Castiel verliebt... Das war noch bevor er mit Debrah zusammen kam... sie wusste es und hat ihn gesagt, das er sich von mir fern halten soll...", nuschelte ich benommen von der Müdigkeit und schlief ein.
 

Ich bekam nicht mehr viel mit. Nur aus weiter Ferne nahm ich Stimmen wahr, die zu Leigh und rosa gehörten. Dann spürte ich einen leichten ruck und etwas warmes, weiches an das ich mich lehnen konnte.

Kapitel 17

Ich schlief tief und fest. War ich noch im Park? Oder schon Zuhause? Wo ich auch immer war, meine letzten Gedanken waren in der Vergangenheit, damals, als ich noch mit Castiel befreundet war. Mein Unterbewusstsein ließ mich alles noch einmal sehen, wie eine kleine Zeitreise, verpackt in einen Traum.
 

Ich weiß noch, als ich noch mit Castiel befreundet war, wirkte ich wie ein völlig anderer Mensch! Ich war ausgeflippt, ständig an reden und immer am lachen. Meine Mitschüler beschrieben mich immer als Sonnenscheinchen, als offen natürlich. Ich konnte nie den Mund halten und hatte eine übertriebene Mimik und Gestik.

Warum war ich früher so? Rosalia meinte, es lag daran das ich glücklich war.
 

Es war immer der selbe Ablauf: Morgens gingen Castiel und ich zusammen zur Schule, in den Stunden war ich bei Rosalia, da ja Castiel eine Klassenstufe höher war als ich. In der Pause saß ich wieder bei meinen besten Freund, wir alberten rum und redeten meistens über Musik.

Wir hatten allerdings Unterschiedliche Musikrichtungen, ich mochte klassische oder ruhige Musik mit melankolischen Texten, Castiel liebte Rock-Musik, laut schwungvoll und voller Energie.

Nach der Schule gingen wir zusammen wieder nach Hause und halfen meiner Mutter beim kochen. Unsere Mütter waren seit ihrer Kindheit beste Freundinnen gewesen, deswegen kannten wir es nicht anders als ständig zusammen zu sein.

Nie hätte ich gedacht das sich daran etwas ändert...
 

Es war ein schleichender Prozess, doch nach und nach entfernte sich Castiel immer mehr von mir. Er war immer öfter in den Pausen bei Debrah, seiner Klassenkameradin, dann fing es an das er sie hin und wieder nach Hause brachte, oder sich nach der Schule mit ihr traf.

"Sorry heute hab ich keine Zeit.", "Sorry heute hab ich was anderes vor." oder "Hay, wir müssen ja nicht immer zusammen nach Hause gehen, oder?" , waren die Sätze die ich immer öfter zu hören kriegte.

Es verpasste mir einen stich, jede Abfuhr fühlte sich an als ob man auf mich einprügelte. Ich vermisste ihn, auch wenn wir uns trotzdem jeden Tag sahen. Dadurch merkte ich wie wichtig er mir wirklich war und das ich ihn liebte. Ich liebte ihn, nicht nur als besten freund oder wie einen Bruder und es schmerzte mich zu sehen wie er sich von mir entfernte.
 

Ich liebte ihn, aber ich traute mich nicht es ihn zu sagen. Ich hatte Angst das er noch mehr auf Abstand geht, hatte Angst verletzt zu werden. Ich war Feige!

Nur Rosalia erzählte ich davon. Seitdem Castiel sich mehr und mehr von mir entfernte, wurde die Freundschaft zu ihr immer stärker.

Als ich ihr von meinen Gefühlen erzählte, war sie nicht gerade erstaunt, sie hatte es sich schon gedacht.

"Als ihr noch so intensiven Kontakt hattet hast du gestrahlt. Du warst das reinste Sonnenscheinchen, aber jetzt... Ich sehe dich kaum noch Lächeln, seit ihr weniger Zeit miteinander verbringt. Du wirst auch immer schweigsamer. Ich dachte mir schon das es mit der Liebe zutun hat. Du hast Liebeskummer!"

Liebeskummer... Verliebt sein... Das war alles so neu für mich. Mein blick ging immer wieder sehnsüchtig zu Castiel, aber der redete und lachte mit Debrah...
 

Ich veränderte mich, ich wollte weiblicher wirken. Statt Hosen und T-shirts trug ich Röcke, Blusen und Kleider, in der naiven Hoffnung er würde mich anders wahrnehmen. Ich wollte nicht mehr der Kumpel sein, der beste Freund.

Doch es fiel ihn nicht mal auf das ich mich verändert hatte, sein Blick war schon fest auf Debrah gerichtet. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte ihr. Meine einzige Chance sein Interesse auf mich zu ziehen war, ihm meine Gefühle zu gestehen.
 

In der Pause kam ich zu ihn, auch wenn Debrah dabei war. "Ich muss dir was wichtiges sagen... Hast du nachher Zeit?" Als ich das sagte hatte ich einen Kloß im Hals, die Angst vor Zurückweisung war zu groß.

"Klar, ich würd sagen nach der Schule? Ich muss dir nämlich auch etwas sagen." Ich wünschte ich könnte diesen Tag aus meinen Gedächtnis streichen...
 

Wir saßen uns gegenüber, Fenster an Fenster. Warum wir wichtige Dinge immer am Fenster besprachen weiß ich nicht mehr, vielleicht damit wir uns zurückziehen konnten wenn es uns zu viel wurde?

"Hay Ada... Bevor du was sagst, ich muss dir erstmal was erzählen!" "Was denn?" Mir stieg die Hitze in den Kopf, wollte ich seine Neuigkeit wirklich wissen? "Ich bin jetzt mit Debrah zusammen."

Mein Magen zog sich zusammen, mein Kopf glühte als hätte ich Fieber, mein Herz schmerzte so heftig, das ich es nicht beschreiben konnte und der Kloß in meinen Hals lies mich nicht sprechen. Wie ich es schaffe nicht gleich los zu heulen fragte ich mich bis heute.

"Ada? Alles okay? Was wolltest du mir eigentlich sagen?" Ich versuchte etwas zu sagen, aber es gelang mir nicht ganz. "Egal... Schön für euch...", quälte ich mir raus und schloss das Fenster.

Seit dem war mein Fenster meist geschlossen, ich wollte nicht mehr hören was in seinen Zimmer geredet wurde.
 

Meine Augen öffneten sich schwerfällig. Nach ein paar mal Blinzeln stellte ich fest das ich in meinen Zimmer war. Zurück in der Gegenwart, zurück im hier und jetzt.

Ich schob meinen Traum, oder besser gesagt meine Erinnerung aus meinen Gedanken und versuchte alles in meinen Kopf zu ordnen und sah mich um.

Kapitel 18

Ich richtete mich auf und rieb mir die Augen, mein Verstand war noch nicht ganz wach.

Wie war ich in mein Zimmer gekommen? "Verdammt, ich bin eingeschlafen...", nuschelte ich und sah auf meine Uhr. Es war schon nach 21 Uhr, wie lange hatte ich geschlafen?
 

Geräusche von unten zogen meine Aufmerksamkeit auf sich und ich ging aus meinem Zimmer. "Mama?" Keine Antwort.

Ich schlich in die Küche, wenn sie Zuhause war befand sie sich eh immer dort. Doch statt meiner Mutter saß dort Castiel und aß Palatschinken. Ich sah ihn überrascht an und runzelte die Stirn.

"Was machst du hier?!" "Warten, das du aufwachst. Man wie kannst du bei einen Date einpennen?" Ich biss mir auf die Lippe, hatte er mir am Telefon nicht zugehört?

"Ich sagte doch, ich will den Rest der Woche nichts mehr von dir hören... Verschwinde!", nuschelte ich und sah weg.

Er seufzte, stand auf und ging zu mir hin. "Keine Panik, ich wollte eh gehen, sobald du wach bist. Leonie hat mich gebeten auf dich auf zu passen, weil Lysander meinte es ginge dir nicht gut."

Ich sah ihn herausfordernd an, ich war immer noch sauer und hatte das tiefe Bedürfnis

, ihn ins Gesicht zu schlagen.

"Wo ist meine Mutter?" "Keine Ahnung, Leonie sagte zu mir das sie noch was in ihrer Firma musste und das ich solange auf dich aufpassen soll. Sie meinte, es ist ihr egal ob wir gerade Streit haben oder nicht."
 

Ich biss weiter auf meiner Lippe rum und ging zur Eingangstür, die sich genau neben der Küche befand. "Nun, ich bin ja jetzt wach, also geh bitte.", sagte ich und sah ihn dabei nicht an.

"Ada..." "Spars dir! Verschwinde endlich Castiel.", meinte ich mit etwas zu scharfen Ton und sah ihn wütend an. Durch meinen Traum war meine Wut und der Frust von damals zurück gekehrt und ich wollte einfach nur meine Ruhe haben.

Castiel vergrub seine Hände in seine Jackentasche und ging an mir vorbei. Ohne mich an zu sehen oder etwas zu sagen ging er raus und schloss die Tür, genau wie damals, als ich ihn nach seiner Entschuldigung raus schmiss.

"Scheiß Déjà-vu...", nuschelte ich und schloss ab.
 

Noch immer etwas wacklig auf den Beinen, schleppte ich mich zurück in mein Zimmer, schaltete mein Handy wieder an und rief Rosalia an.
 

"Liz? Na, wieder wach?", begrüßte sie mich mit amüsierter Stimme. "Hay Rosa... Ja bin ich, seit kurzem. Was ist denn überhaupt passiert? Ich erinnere mich nur noch, das wir im Park waren..."

"Du bist auf der Parkbank eingeschlafen, Lysander hat dich dann nach Hause getragen. Deine Mutter war aber nicht da, deswegen haben wir dann Castiel bescheid gesagt. Er hat uns in dein Haus gelassen und gemeint, das er deiner Mutter bescheid sagt.", berichtete sie mir.

Klasse, warum nur immer Castiel? Warum musste ausgerechnet er nebenan wohnen?

"Toll... Und als ich wach wurde, hab ich gleich mal zur Begrüßung den Menschen gesehen, den ich mit am wenigsten Begegnen will..." "Habt ihr euch schon wieder gestritten? Man Liz! Sprecht euch endlich aus! Das kann man sich ja nicht mit ansehen."

Aussprechen! Das war leichter gesagt als getan. Ich seufzte leicht genervt und massierte mir die Schläfen.

"Reden wir über was anderes als Castiel...""Ja, zum Beispiel: Was ist jetzt mit dir und Lysander?" Rosalia war auf einen Schlag in ihren Element, vielleicht hätte ich doch nicht das Thema wechseln sollen.

"Da wird nichts laufen rosa, er ist zwar nett und wir verstehen uns gut, aber mehr als Freundschaft wird da nie sein." Ich konnte mir das enttäuschte Gesicht meiner besten Freundin bildlich vorstellen. Sie hatte sich höchst wahrscheinlich eine andere Antwort von mir erhofft.

"Mist... Dabei würdet ihr so gut zusammenpassen! Ich mein, ihr liebt beide die Musik, Kunst, seit beide eher ruhig und hasst es, wenn man über euch redet!"

"Erstens, ja ich mag zwar die Musik, aber eher klassische und hauptsächlich hab ich es eher mit Tanzen. Und zweitens, nur weil wir uns charakterlich ähnlich sehen, heißt es noch lange nicht das wir das perfekte Paar sind. Aber ganz unrecht hattest du nicht, wir verstehen uns gut. Es ist also nicht so, als wäre das Date umsonst gewesen."
 

Ich hatte einen Leidensgenossen gefunden, jemand der mich unterstützte und den ich beistehen konnte und deswegen war ich Rosalia dankbar für das Doppeldate, aber wenn ich an das, mit Leigh dachte, fing ich schon wieder an Gewissensbisse zu kriegen.

"Echt blöd... Weißt du, du und Lysander, ihr saht in letzter Zeit so depri aus. Ich dachte, vielleicht würde euch ein Date ganz gut tun, aber der Schuss ging wohl nach hinten los."

Klasse, meine beste Freundin war besorgt um mich und wollte mir helfen und was mach ich? Falle fast über ihren Freund her!
 

"Danke Rosa, aber du musst dir keine sorgen um mich machen. Du, es ist schon spät, wir sollten jetzt besser Schluss machen."

So spät war es zwar noch nicht, aber mit ihr zu reden erinnerte mich nur an mein mieses Vorhaben von vorhin. "Okay... Hast du eigentlich morgen Zeit?" "Nein, ich hab Tanzkurs." Und ich war froh darüber, keine Zeit zu haben!

"Na gut... Meld dich wenn du Zeit hast, bis dann." "Mach ich, bye Rosa."
 

Als ich das Tuten des Handy's hörte, schmiss ich es auf mein Bett und seufzte. Ich hatte zu abweisend ihr gegenüber geklungen! Dabei hatte sie doch gar nichts falsch gemacht, sondern ich!

Ich ließ mich auf mein Bett sinken und starrte die Decke an.

Kentin meinte, ich solle die schönen Augenblicke genießen und festhalten, aber gerade viel mir keiner ein.

Kapitel 19

Ein Gewicht machte sich auf meiner Brust breit, ein kurzes "Wuff" verlangte nach Aufmerksamkeit und wiederwillig öffnete ich die Augen. Verschlafen sah ich in das aufgeweckte Gesicht meines Hundes. "Dia... Es ist Wochenende... Lass Frauchen doch wenigstens an diesen zwei Tagen ausschlafen."

Doch die Hündin wedelte nur aufgereckt mit den Schwanz und hüpfte auf mir herum. Mir blieb keine andere Wahl als auf zu stehen.
 

Kaum war ich aufgestanden, platze meine Mutter rein, mit verwuschelten Haaren und die Bluse falsch geknöpft. "Morgen Schatz.", begrüßte sie mich mit ihrer singsang Stimme und ich musterte sie nur skeptisch.

"Morgen... Hattest du eine wilde Nacht oder einen wilden Morgen?", fragte ich sie und zeigte auf ihre Sachen. Meine Mutter sah an sich herab und Lächelte verlegen. "Einen wilden Morgen. Wilde Nächte hatte ich schon lange nicht mehr Schatz."

"Zu viele Informationen Mama... Warum bist du schon wach? Samstags schläfst du doch immer bis zum späten Nachmittag." Meine Mutter knöpfte ihre Bluse neu und sah mich mürrisch an. "Ich muss heute Arbeiten. Durch die Osterfeiertage müssen wir die Zeitschrift früher rausbringen. Das heißt also: Hallo Überstunden und bis dann erholsames Wochenende, du wirst mir fehlen."
 

Während sie mir frustriert von ihren Leid erzählte, gingen wir zusammen runter in die Küche. "Du musst heute arbeiten??? Aber wer soll mich dann heute zur Tanzschule fahren!" "Frag doch Castiel." Ich verzog das Gesicht. Wie oft hatte ich ihr schon gesagt das ich nichts mit ihn zutun haben will?

Meine Mutter sah meine mangelnde Begeisterung und verdrehte die Augen. "Was denn? Schon wieder gestritten? Man ihr seit ja schlimmer als ein Ehepaar kurz vor der Scheidung! Bist du nicht gestern noch mit ihn zur Schule gefahren?" Sie drückte mir ein Glas mit frisch gepressten Orangensaft in die Hand und fing an Semmel in den Backofen zu schieben.
 

"Ja schon... Aber ich... Ach ich weiß nicht, in seiner Nähe werd ich zur Zicke. Er ist einfach so ein Idiot!", meinte ich und nippte an meinen Glas. "Schatz, die meisten Männer sind Idioten, jeder auf seine ganz eigene Art und Weise. Die Frage ist eher ob man sie erträgt oder nicht." "Und ich ertrag ihn nicht.", meinte ich dann und deckte den Tisch.

"Ach du bist doch nur frustriert wegen seiner Ex, die ich persönlich auch nicht mochte." Überrascht drehte ich mich zu ihr. Ich kann mich nicht erinnern mit ihr darüber geredet zu haben. "Woher...?" "Castiel redet mit mir! Hingegen zu dir. Aber dadurch kenn ich es auch nur aus seiner Sicht, aber ich kann mir denken wie es bei dir war. Aber ich hab das Gefühl, das Castiel nicht das einzige Problem ist, das meiner lieben Tochter quer im Magen liegt.", meinte sie, lehnte sich an die Arbeitsplatte und sah mich prüfend an.

"Glaubst du? Sagt dir das dein Mutterinstinkt oder was?" "Nö, Rosalia war bei mir und erzählte mir, das dich irgendwas belastet, sie wüsste aber nicht was." Warum kammen die eigentlich alle zu meiner Mutter?? Und wann redeten sie mit ihr? Warteten alle bis ich ausser Hörweite bin um meiner Mutter den neusten Klatsch und Tratsch rund um mich herum aus zu plaudern?
 

"Ich hab nichts weiter..." "Oh Ada, meine süße, kleine Ada, du lügst genauso schlecht wie dein Vater. Übrigens, trägst du immer noch deine Sachen von gestern."

Ich sah an mich herab, das ich immer noch meinen Rock und meine Bluse trug hatte ich völlig vergessen. Seufzend ließ ich mich auf meinen Platz sinken. "Ja... Ich bin gestern eingeschlafen und hab nicht mehr dran gedacht mich um zu ziehen... Aber egal! Mama, wie soll ich zur Tanzschule kommen?!"

Meine Mutter holte die fertigen Semmel aus den Ofen, packte alle in ein kleines Körbchen und stellte sie auf den Tisch.
 

"Ada, du hast drei Möglichkeiten und ich werde mit der Angenehmsten anfangen und mit der Unangenehmsten enden. Erstens, du lässt dich von Castiel fahren. Zweitens, du fährst mit den Bus, was doppelt so lange dauert. Oder, drittens, du Läufst! Denn ICH kann dich nicht fahren, so leid es mir tut."

Sie setzte sich an den Tisch, schnitt ihre Semmel auf und schmierte sich Streichkäse drüber. "Also ich an deiner Stelle würde Castiel fragen, aber ist ja deine Entscheidung."

Ich kaute mir auf der Lippe rum, schnappte mir ein Brötchen, biss rein und kämpfte die Füllung raus um sie mir dann in den Mund zu schieben. "Ich kann ihn nicht fragen..." "Warum nicht?" Ich sah die leere Hülle der Semmel an und fing an sie in Mundgerechte Stücke zu reißen.

"Ich hab ihn gestern rausgeschmissen..." "Schon wieder???? Aber du hast nicht wieder etwas nach ihn geworfen oder? Ada ich mein es ernst, hör auf ihn ständig raus zu schmeißen! Meine Lieblingsvase musste doch schon dran glauben!"

Ich senkte den Kopf und aß die abgerissenen Stücke. "Ich hab nichts nach ihn geworfen... Aber ich hab ihn gesagt das ich ihn bis Montag nicht sehen will. Ich werd mir dann mal die Busroute raus suchen.", meinte ich und stand auf. "Oder du entschuldigst dich bei ihn." "Ich such lieber nach der Busstrecke."

Kapitel 20

Ich saß in meinen Zimmer und suchte im Internet eine geeignete Busstrecke, doch endwieder würde es ewig dauern oder ich musste ständig umsteigen. Warum machten es einen öffentliche Verkehrsmittel so schwer? Da war ja laufen noch einfacher! Eines stand jedenfalls für mich fest: Ich würde nicht Castiel fragen.

Mit sinkender Begeisterung suche ich weiter und schaltete Musik an, zur Aufmunterung. Meine Mutter kam rein und sah meinen frustrierten Gesichtsausdruck. "Du könntest auch Castiel fragen." "Nein Mam...", sagte ich seufzend und sah sie an. "Kannst du mich nicht fahren bevor du zur Arbeit musst? Ist doch nur ein kleiner Umweg..." "Ada, ich muss gleich los, das heißt ich fahre jetzt und du hast doch erst in drei Stunden Kurs.", meinte sie und zog sich hüpfend ihre Strumpfhose an.
 

"Und? Dann lauf ich da solange in der Gegend rum..." "Ada, der nette Junbge von nebenan, der dich schon kennt seit du diese schöne Welt erblickt hast, hat ein Motorrad! Warum soll ich, die im Arbeitsstress ist, dich, die erst in drei Stunden Tanzkurs hat, da hinfahren? Und das alles nur, weil du wegen seiner Ex frustriert bist und wahrscheinlich noch irgendwelche anderen Probleme hast, die du an deiner Umwelt ausläst. Ne Ada, such dir eine schöne Busstrecke oder frag Castiel. Ich muss jetzt los.", verkündete sie nun mit leicht genervter Stimme und schlüpfte in ihre Schuhe.

"Aber Mama... Ich will Castiel nicht fragen und die öffentlichen Verkehrsmittel kann man vergessen..." "Dann, mein süßer Schatz, zieh deine Sportschuhe an und lauf, dann bist du gleichg aufgewärmt für den Tanz. Aber erwarte kein Mitleid von mir, denn wenn du nicht so stur wärst könntest du es viel bequemer haben. Und jetzt bye, ich muss los." Sie küsste meine Stirn und stürmte, wie ein Schulmädchen das verschlafen hatte, los.
 

Ich starrte auf den Bildschirm meines PC's und ging nochmal die Liste der mir möglichen Strecken durch. Keine war annehmbar. Mein Blick ging zu meinen Fenster, hinter dem sich Castiels Zimmer in unmittelbarer Nähe befand. Er war auch keine annehmbare Möglichkeit.

"Also bleibt mir nur laufen...", nuschelte ich und sah auf die Uhr. Wenn ich laufe blieb mir noch eine Stunde.
 

Ich verbrachte die Stunde vor meinen Aufbruch damit, zu baden, Sachen für den Tanzkurs aus zu suchen und mir meine Laufstrecke aus dem Stadtplan nochmal genau an zu sehen. In einen Punkt hatte meine Mutter recht, es war eine gute Aufwärmung.

Im Tanzkurs hatten wir im Moment den Rumba, ein Tanz der es mir nicht leicht machte und meinen Partner dadurch auch nicht. Lateinamerikanische Tänze vielen mir schon immer schwer, ich mochte eher die klassischen, langsamen, in diesen Kleidern für den Walzer fühlte ich mich deutlich wohler als in denen für den Rumba.
 

Nachdem ich Dia zu Rosalia gebracht hatte, weil ich sie nicht so lange allein lassen wollte, lief ich zu meinen Kurs. Es war ein langer, aber ruhiger Weg den ich mir ausgewählt hatte.

Er war schön grün und kaum ein Mensch war zu sehen. Ein kleines, grünes Paradies in der Nähe der Stadt.

Während ich diesen Weg ging, erinnerte ich mich an die Tanzschritte, drehte mich und summte die Melody zu der wir immer übten. Ich vermischte das Gehen mit Tanzen, führte in die Bewegungen neue Tanzschritte dazu und ließ in meinen Kopf eine neue Musik entstehen.

Ruhig und trotzdem Stark und Ausdrucksvoll, voller Gefühl und Tiefsinn und trotzdem mit flotten Rhythmus.

Das Lied in meinen Kopf nahm immer mehr gestalt an, genau wie mein Tanz. Eine kleine Gruppe von Läufern kam mir entgegen und ich ging leicht verlegen normal weiter. Ich lächelte die skeptisch guckenden Jogger peinlich berührt an und ging normal weiter.

Wenigstens war ich schon kopfmäßig voll und ganz in der Musik und im Tanz drin.
 

Ich ging etwas schneller, die Kompination aus Gehen und Tanzen war zwar eine gute Aufwärmübung und auch inspirirend, aber ich kam nicht schnell genug vorran. Also beschränkte ich mich nur auf die Musik in meinen Kopf.

Ich fing wieder an zu summen und drehte mich hin und wieder wenn ich nicht mehr anders konnte. Der Text zu dem Lied wollte aus mir heraus und ich sang leise für mich ein paar Zeilen.

"Zwei Menschen, lächelten, trafen aufeinander.

Jedes Herz hatte die Gewohnheit Träume zu verwirklichen.

Traurigkeit findet keinen Weg in uns,

Jedes Herz lässt nur das Glück auf sich zukommen.

Eines Tages werden wir bereuen

was wir getan haben, wir machen viele Fehler."
 

Die zwei Stündige Spaziergang zu meinen Kurs verflog auf diese weise gerade zu und ich war selbst überrascht als ich vor dem Gebäude stand. Ich lächelte, schloss die Augen und genoss die Musik in meinen Kopf.

Kapitel 21

Ich lehnte gegen die Mauer des Gebäudes, langsam sammelten sich die anderen Kursteilnehmer, nur noch ein paar Wenige und die Tanzlehrerin fehlten.

"Buh!", machte es neben mir und ich zuckte leicht vor Schreck zusammen und drehte mich um. "Dimitry... Was soll das? Sag mir doch normal Hallo.", sagte ich zu meinen Tanzpartner und lächelte.

Wir tanzten schon lange zusammen und waren deswegen gut aufeinander eingestellt. Nur bei den Momentanen Tanz hatte er Schwierigkeiten mit mir. er konnte es zwar, aber ich machte viele Fehler.
 

"Wo ist deine Mutter?" "Sie muss heute arbeiten, ich bin hier her gelaufen. Wie gehts Mary?" Dimitry war schon Anfang 20 und war, seit ich ihn kannte, mit seiner Traumfrau Mary zusammen. Er lächelte mich leicht verlegen an, was selten bei ihn war, denn eigentlich wirkte er meist eher kühl, außer wenn es um seine Freundin ging.

"Wir sind jetzt verlobt...", gestand er mir und band sich seine langen Haare zusammen, als die Lehrerin endlich eintraf. "Echt? Verlobt? Gratuliere!", sagte ich begeistert und folgte den Anderen rein ins Gebäude.
 

Unser kurzes Gebräch wurde Unterbrochen, als wir in die Umkleideräume gingen um uns unsere Trainingssachen an zu ziehen. "Adaliz?" Ich zog mir gerade mein Bauchfreies Top und meine kurzen Shorts an als die Tanzlehrerin zu mir kam. "Ja?" "Hast du Zuhause geübt? Letzte Woche war nicht deine beste Stunde."

Ich seufzte still. Nein geübt hatte ich nicht, ich hatte andere Sorgen gehabt verdammt! "Nein... Aber heute streng ich mich mehr an." "Adaliz! Du hast viel Talent, aber du musst dich mehr anstrengen! Bei den Standardtänzen bist du die BESTE, aber bei den lateinamerikanischen bewegst du dich wie ein Stock!"

In Gedanken rollte ich mit den Augen, aber äußerlich nickte ich nur während ich meine Haare zu einen Dutt zusammenband. Herr Gott, wenn ich alle Tänze schon könnte würde ich doch sicher nicht mehr zur Tanzschule gehen, sondern schon bei Turnieren kräftig mitmischen!
 

"Wie ich bereits sagte, heute wirds besser.", meinte ich nur knapp und ging in die Halle, wo Dimitry schon auf mich wartete.

"Na, musstest du dir wegen letztes Mal einen Text anhören?" "Natürlich... Siehst du, das passiert wenn man bei einer Sache die Beste ist, schon erwarten alle das man alles kann. Nächstes Mal verhau ich die Standardtänze so sehr, das mein Rumba richtig gut daneben aussieht." Mein Tanzpartner schmunzelte und schüttelte den Kopf. "Wärm dich lieber auf, bevor du auf noch mehr seltsame Ideen kommst."
 

Ich lauschte unserer rhythmischen Aufwärmmusik und machte meine Dehnübungen, auch wenn ich durch den Spaziergang eigentlich schon völlig Einsatzbereit war.

Ich überlegte kurz Dimitry noch mal auf seine Verlobung anzusprechen, verwarf allerdings diesen Gedanken als ich den strengen Blick der Lehrerin sah. Ich hätte bei den Standardtänzen wirklich schlechter sein sollen, jetzt war ich auf ihren Schirm.

Ich hatte zwar früher mal Ballett gelernt und war dadurch ziemlich gelenkig, aber trotzdem hatte ich einfach nicht diesen Rhythmus für die lateinamerikanischen Tänze.
 

Die Aufwärmung war vorbei und ich gesellte mich wieder zu meinen Partner. Die Lehrerin stellte sich vor uns und musterte ihre Schüler streng. "Also, wir gehen nochmal den Ablauf durch. Es ist eigentlich ganz einfach!" Ja, das sagte sie immer...

"Gehen wir erst die Reihenfolge der Herren durch.

Also, die Herren beginnen mit Schritt mit rechts, nach rechts.

Dann Schritt mit links nach vorne und dann den Fuß voll belasten.

Als nächstes den RECHTEN Fuß voll belasten, den linken entlasten.

Einen Schritt mit links seitwärts nach links machen. Nun 2 Schläge warten. Hüfte bewegt sich aber.

Dann den Rechten Fuß rückwärts setzen und voll belasten.

Als nächstes den Vorderen linken Fuß voll belasten.

Und zum Schluss den Rechten Fuß seitwärts nach rechts setzen. 2 Schläge warten. Hüfte bewegt sich.

Und dann beginnt ihr wieder von vorn. Und immer auf den Rhythmus achten meine Herren!", ermahnte sie alle, während alle männlichen Tänzer versuchten die genannten Schritte zu tanzen.
 

"Nun zu den Damen..." Oh Gott... Ich schluckte und machte mich bereit genau ihren Anweisungen zu folgen.

"Es ist eigentlich das gleiche wie bei den Herren, nur Spiegelverkehrt. Hört genau zu und macht es mir nach." Sie drehte sich mit den Rücken zu uns, sodass sie in den Spiegel sah, der die ganze Wand beanspruchte.

"Wir beginnen mit Schritt links, nach links.

Mit Schritt rechts nach hinten und dann den Fuß voll belasten.

Dann den linken Fuß voll belasten, den anderen dafür entlasten. Alle mitmachen meine Damen!

Einen Schritt mit rechts seitwärts nach rechts machen. Nun 2 Schläge warten, dabei die Hüfte laufen lassen. Nicht die Hüfte vergessen Adaliz!

Als nächstes den linken Fuß vorwärts setzen und voll belasten.

Dann folgt den hinteren rechten Fuß voll belasten.

Und natürlich den linken Fuß seitwärts nach links setzen. 2 Schläge warten. Hüfte bewegt sich!

Dann geht das alles wieder von vorn los. Ist doch gar nicht so schwer, oder meine Damen?"
 

Jetzt stands fest, Rumba war meine Hölle und diese Frau schaufelte mit voller Begeisterung mein Grab. "So, versuchen sie erstmal allein sich diese Schritte an zu eignen und dann, wenn sie sich dabei sicher sind, versuchen sie es zusammen. Und immer im Rhythmus bleiben!"
 

In Gedanken sprach ich die Schrittfolge nach und bewegte mich dazu, das schwere war dabei nicht aus den Takt zu kommen und Synchron mit der Musik zu sein. "Adaliz! Beweg die Hüften! Beim Rumba tanzt der ganze Körper! Alles bewegt sich, nichts hält still. Alles ist eine flüssige Bewegung die im völligen Einklang ist mit dir, der Musik und deinen Partner. Ich will Leidenschaft sehen!"

Ich weiß nicht was sie wollte, das Leiden schafft mich doch sichtlich. Ich war doch keine Bauchtänzerin verdammt nochmal!
 

"Meine Damen und Herren, das was sie hier üben sind die GRUNDSCHRITTE. Das ist noch nicht mal Ansatzweise der ganze Tanz! Also bitte ich will Ergebnisse sehen!", rief sie durch den ganzen Saal und ich seufzte. Sie stellte das immer so leicht dar.
 

Ich schloss die Augen, konzentrierte mich auf die Musik und die Schritte und ließ mich von der Musik tragen, ohne weiter auf meine Umgebung zu achten. Tanz war nicht das Abkämpfen von einer festen Schrittfolge, Tanzen war ein Ausdruck von Freiheit

Mit einen Punkt hatte die Lehrerin Recht: Ich musste im Einklang sein mit mir und der Musik. Ich machte meinen Kopf völlig frei und Bewegte mich nur noch zu der Musik.

Kapitel 22

Ich tanzte, hörte nur die Musik und nichts anderes, fast wie auf den Weg hier her. Nur war die Musik nicht nur in meinen Kopf.

"Adaliz!", vernahm ich endlich die rufende Stimme und stolperte über meine Füße. "Huch...", sagte ich noch bevor mein Gesicht den Boden küsste. "Liz? Alles klar?" "Auaaa... Dimitry... Was soll das?", nuschelte ich und stand wieder auf. Jetzt tat mir die Nase weh.

"Wir müssen weiter üben. Du warst so im Freestyle drin, das ich dich geschätzte 50 Mal rufen musste." Mein Tanzpartner wirkte leicht amüsiert, er war heute sichtlich gut gelaunt.
 

Seufzend sah ich zu den Anderen, die gerade dabei waren die Grundschritte zusammen zu tanzen. "Wir hängen hinter her... Entschuldige, das ist meine Schuld." "Mach dir keinen Kopf, so gut bin ich beim Rumba auch nicht. Dafür sind wir die besten beim Wiener Walzer und beim Tango."

Ich nickte nur, klar bei den klassischen Tänzen war ich stehts eine der Besten, aber das ich beim Rumba so hinterher hing nagte am Ego und Das Dimitry nicht gut darin war, war gelogen!
 

Mein Tanzpartner nahm meine Hand und riss mich damit aus meinen negativen Gedanken. "Komm, probieren wir es mal zusammen.", sagte er lächelnd und ich runzelte die Stirn. "Aber ich kann nicht mal den Wiegeschritt! An eine Drehung ist noch nicht mal zu denken..." "Ganz ruhig, wir machen nur die Grundschritte zusammen ja?"

Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Dimitry drückte leicht meine Hand, was mir Kraft gab. Ich spürte den Blick der Tanzlehrerin auf mir und musste Schlucken. "Konzentriere dich nur auf mich und die Musik.", sagte mein Partner leise, der meine Nervosität bemerkt hatte. Ich nickte und wartete darauf, dass das Lied von vorn begann.
 

Die ersten Töne des Liedes erklangen und wir begannen mit den Grundschritten. Mein Fuß ging nach links. Weich und flüssig, wie die Musik, sagte ich mir in Gedanken. "lang, Wiegeschritt, lang...", nuschelte ich kaum hörbar und verlagerte immer abwechselnd mein Gewicht, während Dimitry spiegelverkehrt, aber synchron mit mir gleicht tat.

Ohne es zu merken führte er mich durch die Grundschritte und ich drehte mich. Ich stoppte mitten in der Bewegung und sah zu meinen Tanzpartner. Irgendwie hatte er mich dazu gebracht weiter zu tanzen und mir die Unsicherheit zu nehmen.

Ich merkte wie er sich ein Grinsen verkniff und meine Hand los ließ. "Lief doch gut, weiß gar nicht was du hast.", flüsterte er mir amüsiert zu und ich schmollte. Wie schaffte er es nur immer? Mir wurde wieder bewusste, wie schon so oft, das ich nur so gut war weil ER mit mir tanzte.

Die Lehrerin kam auf uns zu und nickte. "Na das sah doch mal nach was aus. Gut, daran lässt sich doch arbeiten.", meinte sie, jetzt sichtbar besser gelaunt.
 

Nach gefühlten Stunden war der Tanzunterricht vorbei und ich am Ende. Völlig erschöpft lag ich am Boden und schlüpfte aus den Schuhen. "Willst du dich nicht umziehen?" "Umziehen? Ich kann nicht mal gehen.", jammerte ich und streckte mich.

Bei den Gedanken, das ich jetzt den ganzen Weg zurück laufen musste wurde mir schlecht. Dimitry zog mich mit einen Ruck auf den Beinen und drückte mir meine Schuhe in die Hand. "Komm schon, so schlimm war es doch gar nicht." Das konnte nur jemand sagen, der Rumba konnte.

"Du musst ja auch nicht nach Hause laufen... Ich will nur kurz Kraft dafür tanken." "Warum musst du überhaupt laufen?", fragte er mich während er seinen Zopf wieder löste und sein langes Haar über seine Schulter und Rücken fiel. "Ich hab doch gesagt das meine Mutter arbeiten muss..." "Was ist mit diesen Bengel... Ähm... Castiel? Du meintest mal er hätte ein Motorrad."

Ich verzog das Gesicht, lieber sterbe ich als ihn zu fragen! Diese Diskussion hatte ich doch schon mit meiner Mutter... "Du erinnerst dich noch an mein Gejammer über ihn? Und mein Gefluche? Das hat sich nicht geändert." "Ihr seit immer noch zerstritten? Das sind dann wieder die Momente bei denen ich merke, das du jünger bist als ich."

Ich schmollte, mir war klar das es kindisch ist ihn das immer noch nach zu tragen. Aber was sollte ich machen? Die Wut und der Frust waren immer noch da. Sobald ich an damals denke hatte ich das tiefe Bedürfnis etwas ein zu schlagen und solange das so war konnte ich nicht behaupten, das ich ihn verzeihe.
 

Irgendwie hatte ich es geschafft mich zu dem Umkleideraum hin zu schleppen und zog mich erschöpft um. Die anderen Mädchen schenkten mir wenig Beachtung und redeten über ihre Fortschritte oder darüber wie schrecklich oder wie toll der Rumba war. Ich lauschte ihnen schweigend und stopfte meine Sachen in die Tasche. Ein Blick auf die Uhr verriet mir das ich mich beeilen sollte, sonst würde ich die Hälfte des Weges im Dunklen verbringen.

Schnell zog ich mir meine Sachen über, ließ ausnahmsweise meine Haargummis mit den rosa Perlen um meine Handgelenke und rannte raus.

Vor der Tür stand Mary, Dimitry's Verlobte und lächelte mir zur Begrüßung zu. Ich kannte sie kaum, aber sie wirkte nett. Ihre blonden, leicht gelockten Haare waren kurzer als Dimitry's und ihr Gesicht wirkte noch ziemlich kindlich sodass es unmöglich war, genau zu sagen wie alt sie war.

Mein Tanzpartner kam raus und strahlte, als er seine Freundin sah. "Mary, was machst du denn hier?" "Ich war in der Nähe und wollte dich abholen.", sagte sie lächelnd und ging mit schnellen, aber anmutigen Schritten zu ihn hin. Ich seufzte, sie waren echt ein süßes Paar. "Bis dann Dimitry.", rief ich und er winkte mir noch kurz zum Abschied, bevor ich um die Kurve verschwand.
 

Eigentlich wollte ich im Schnellschritt den Weg hinter mich bringen, aber meine Füße schmerzten so sehr, das es mir nicht möglich war. Kurz spielte ich mit den Gedanken Castiel an zu rufen und sah auf mein Handy.

Dann aber viel mir wieder ein, was mich beim Date so wütend gemacht hatte... Er hat wegen seiner blöden Ex meine Nummer gelöscht! Murrend steckte ich das Handy wieder ein. Ich laufe lieber!

Das dachte ich... Bis die ersten Tropfen mich trafen. Nein... Kein Regen!

Kapitel 23

Ich rannte, ignorierte die schmerzenden Füße, denn der Regen kam in Strömen vom Himmel. Innerlich fluchte ich das ich nicht über meinen Schatten gesprungen war und nicht einfach Castiel angerufen hatte. Warum war ich nur so stur gewesen?
 

Als ich endlich Zuhause ankam, gab es keine Stelle an meinen Körper die nicht nass war. Ich tropfte als hätte ich mich bekleidet eine Stunde unter die Dusche gestellt.

Kaum hatte ich die Haustür hinter mir geschlossen fing ich an ein nasses Kleidungsstück nach den anderen aus zu ziehen und begab mich nur noch in Unterwäsche gehüllt in mein Zimmer.

Ich nahm mir trockene Sachen und ging in mein Badezimmer, die Badewanne schrie nach mir! Während ich mir Wasser einließ und meine schmerzenden Füße sich wieder bemerkbar machten, hörte ich die Haustür aufgehen. "Adaaaaaaa bin wieder daaaaaa.", rief meine Mutter und ich fühlte mich leicht verarscht...
 

Toll! Kaum war ich Zuhause, kam sie zurück... Jetzt, wo ich aussah wie ein übergossener Pudel! Schmollend legte ich mich in die Wanne, genau in dem Moment in dem meine Mutter rein kam. "Na Spatz, wie war der Tanzunterricht?"

Ich sank bis zur Nasenspitze ins Wasser und überlegte kurz ob ich ihr gestehen sollte das ich lieber im Regen gelaufen war, als Castiel an zu rufen. "War okay...", meinte ich dann, als ich den Kopf wieder hob. "Hat Castiel dich abgeholt?" Verdammt! Da war sie, die Frage auf die ich keine Antwort wusste! Ob sie mir glauben würde, wenn ich behaupte das ich den Bus genommen hatte?

"Bin mit dem Bus gefahren..." "Aha... Und warum kann ich deinen Weg von der Haustür bis in dein Zimmer zurück verfolgen?" Mist! Erwischt! "Ada... Warum hast du ihn nicht gefragt?" "Mom, er hat ein Motorrad... Ich wäre eh nass geworden.", antworte ich pampig und schmollte. "Nicht so stark wie wenn du den langen Weg läufst. Du bist ein Sturkopf.", meinte sie dann seufzend und ging raus. "Das hab ich von dir!", rief ich ihr nach und brummte.

"Ach ja, Mama!" "Was ist?" "Holst du bitte Dia von Rosa ab?", rief ich ihr noch nach und versank wieder in meinen warmen Badewasser.
 

Der nächste Tag kam eindeutig zu früh! Es war Montag, doch ein Schulfreier Tag. Trotzdem riss mich etwas aus dem Schlaf: Ein starker Husten und er kam auch noch von mir! Hustend setzte ich mich auf und wankte, Gott brummte mir der Schädel! "Mamaaaa...", rief ich mit kratziger Stimme und erschrak davor.

Ich hörte es Poltern und mit einen riesigen Krach, den nur eine Horde Elefanten oder meine Mutter verursachen konnten, stolperte letztere in mein Zimmer. "Was ist los???", fragte sie mich während sie einbeinig in eine Strumpfhose steckte. "Ich glaub ich bin krank...", nuschelte ich und betrachtete den wüsten Anblick meiner Mutter, von ihr hatte ich also die schnell verstruppelten Haare geerbt.

"Krank? Hoch mein armer Spatz." Wieder ganz Muttertier kam sie zu mir an und legte ihre Lippen auf meine Stirn. "Du bist auch ganz warm... Warte, ich ruf bei mir in der Arbeit an und frag ob sie mich dringend brauchen." "Und wenn sie dich brauchen? Ich will nicht allein sein...", jammerte ich und verkroch mich völlig unter meine Decke. "Tja, dann muss sich Castiel um dich kümmern.", verkündete sie und verließ den Raum. Mit entsetzten Blick sah ich ihr nach, war das jetzt ihr Ernst?
 

"Okay Castiel, ich muss dir ja eigentlich nichts erklären, du weißt ja wie Ada drauf ist wenn sie krank ist." "Jub..." Ich verdrehte die Augen, warum tat mir der liebe Gott das an? Was hatte ich verbrochen? "Und vergiss bitte nicht das du noch..." "Leonie, ich weiß was ich einkaufen muss, Ada is ja nicht zum ersten Mal erkältet. Geh du arbeiten, ich regel das schon." Sichtbar erleichtert nickte meine Mutter und gab mir einen Kuss auf den Kopf.

"Sei nett Ada.", meinte sie und drehte sich wieder zu meinen schlimmsten Alptraum. "Danke Castiel das du dich um sie kümmerst, ruf mich an wenn was ist." "Leo... Ich hab alles im Griff. Geh ruhig, ich habs schon früher hinbekommen." Meine Mutter seufzte und sah kurz zu mir.

"Ja... Aber das war BEVOR meine Liebe Tochter die Vase nach dir geworfen hat und dich aus MEINEN Haus schmiss... Wenn ich zurück komme, will ich euch Beide lebend und unverletzt vor finden, ist das klar?!", ermahnte uns meine Mutter und sah uns kurz drohend an.
 

Wir nickten Beide und mit unsicheren Ausdruck im Gesicht ließ meine Mutter uns allein. Mein Blick streifte Castiels und sofort wendete ich mich wieder ab. Warum er?

"Ruh dich aus, ich geh kurz einkaufen..." "Einkaufen?" Überrascht sah ich wieder zu ihn. "Ja, ich hol lieber das ganze Zeug BEVOR du anfängst zu jammern!" "Ich jammer nicht...", meinte ich schmollend was Castiel kurz zum lachen brachte.

"Warst du nie dabei wenn du Erkältet warst? Ab einen bestimmten Punkt jammerst du pausenlos! Du mutierst zu einen verwöhnten, kleinen Kind das keine Ruhe gibt, bis sie hat was sie will.", erklärte er mir grinsend und lehnte sich an den Türrahmen. "Und jetzt hau dich hin und penn, ich bin gleich wieder da."

Er drehte sich gerade zum gehen um und hielt noch mal inne. "Ach ja, macht es dir was aus wenn ich Demon her bringe? Ich will nicht das er drüben allein hockt." "Solange er nicht über Dia her fällt kann er ruhig rüber kommen... Meine Mom ist ja weg.", nuschelte ich und zog die Decke bis zur Nasenspitze. Hoffentlich arbeitet meine Mutter heute nicht lange...

Kapitel 24

Mein Herz war so laut wie ein Presslufthammer. Warum Mama? Warum musstest du mir ausgerechnet Castiel als Krankenbetreuer schicken?

Ich wurde doch immer so anhänglich und verjammert wenn ich krank war! So wollte ich nicht vor Castiel sein... Nicht mehr! Früher hatte ich mich immer gefreut wenn er sich um mich kümmerte wenn ich krank war, weil ich so seine Nähe suchen konnte, ohne das es ihn komisch vor kam. Aber jetzt?
 

Die Tür ging auf und Dia und Demon stürmten freudig rein. "Na ihr Beiden...", sagte ich lächelnd und krauelte Demon, der gleich mit dem Schwanz wedelte. "Schön das wenigstens mein Hund mit einen Lächeln begrüßt wird...", meinte Castiel und verdrehte die Augen. Ich versuchte ihn zu ignorieren und hob Dia hoch auf mein Bett.

Seufzend stellte mir mein verhasster Kindheitsfreund eine Tasse auf meinen Nachttisch. "Dein Kamillentee..." "Ich hasse Kamillentee.", erwiderte ich dazu nur schmollend. "Ich weiß, aber du kennst doch Leo's Regeln.", sagte er amüsiert und schob die Tasse näher zu mir.
 

Ja, egal ob Magenprobleme, Erkältungen oder Kopfschmerzen, die Antwort auf jede Krankheit war für meine Mutter Kamillentee! Warum? Das wusste wahrscheinlich nur sie... Auch wenn Castiel krank war, kam sie immer mit einer ganzen Kanne Kamillentee zu ihn rüber und blieb so lange bis er diesen ganzen Liter ausgetrunken hatte.
 

Brummend nahm ich die Tasse in die Hände und nippte vorsichtig dran, kein Zucker, dafür Honig... Verdammt Castiel kennt mich einfach zu gut! "Trink nicht so schnell, das Zeug ist noch verdammt heiß." "Was hast du eigentlich alles eingekauft?", fragte ich dann. Das er überhaupt einkaufen war hatte ich kaum mitgekriegt, kaum war er aus der Tür raus war ich eingeschlafen und erst durch Demons Gebelle wieder wach geworden.

"Das Übliche, drei Packungen Kamillentee, Orangensaft, alles für die Gemüsesuppe und alle Zutaten für den Eintopf." Die Gemüsesuppe, wieder eine heilige Regel meiner Mutter wenn man Erkältet war... "Eintopf?" "Ja, das einzige was du in deinen Kranken Zustand essen willst und eins der wenigen Dinge die ich kochen kann.", sagte er mir grinsend und ich sah weg.
 

Diese Situation... Wie früher und doch hinterließ seine Nähe und all sein Wissen über mich einen bitteren Nachgeschmack in mir zurück.

"Ada?" "Du sollst mich nicht so nennen...", nuschelte ich und trank den letzten Schluck meines Tees. Warum tat er so als wäre es noch so wie früher? Ich hab ihn letztens noch angeschrien, raus geschmissen und seine Anrufe ignoriert, warum tat er so als wäre das alles nicht passiert?

Er sah mich schweigend an und seufzte. "Ich koch mal deine Suppe..."Reflexartig griff ich nach seinen Arm und hielt ihn fest. Verwundert drehte er sich zu mir um. "Was denn, fängt jetzt die Anhänglichkeit an?" Unsicher biss ich mir auf die Lippe, in meinen Kopf breitete sich eine Hitze aus die meinen Verstand vernebelt.
 

Benommen zog ich ihn näher ran, was ich nicht geschafft hätte wenn er nicht bereitwillig meinen ziehen gefolgt wäre. Ich vergrub mein Gesicht in sein Shirt und konnte nicht mal sagen warum ich das jetzt tat. Zitternd schlang ich die Arme um ihn, während Castiel unbeholfen neben meinen Bett stand.

"Ada... Ich glaub du hast Fieber..." "Warum?",fragte ich immer noch benommen und spürte seine Hand auf meiner Stirn, die dann langsam runter ging zu meiner Wange. "Weil dein Gesicht ganz heiß ist... Komm ruh dich aus, ich mach dir was zu Essen und hol dir was um das Fieber zu senken."

Ich schüttelte den Kopf und drückte ihn leicht. "Geh nicht...", jammerte ich und wurde aufs Bett gedrückt. Verwirrt wollte ich zu ihn hoch gucken, aber er legte mir seine Hand auf die Augen. "Ausruhen!", meinte er mit fordernden Stimme und drehte sich schnell von mir weg.
 

Dia und Demon nutzen die Gunst der Stunde und sprangen Beide auf mein Bett. Meinen Hund auf dem Bett zu haben war ja eine Sache, aber bei Demon kriegte man echt Platzangst. "Hay... Das ist mein Bett...", jammerte ich während es sich die Hunde schon bequem machten.

Ich zog mir die Decke übern Kopf und murrte. Die Situation von ebend und die Reaktion von Castiel überforderten mich, ich glaub ich hab wirklich Fieber... Seufzend schloss ich die Augen, vielleicht half mir ein bisschen Schlaf ja wirklich.

Langsam schloss ich die Augen und erinnerte mich an die Situation von Neulich, bei der mich Castiel nach Hause gefahren hatte. Dieser Moment... Kurz bevor meine Mutter raus kam... Da war die Atmosphäre auch schon so komisch gewesen.

Irgendwie lagen diese Erinnerungen mir quer im Magen. Warum spürte ich so einen schmerzenden Stich in der Brust? Fast so schmerzhaft wie wenn ich Rosalia und Leigh zusammen sehe...

Kapitel 25

Mit Demon neben mir und Dia am Fußende versank ich in einen leichten Schlaf. Erst ein lautes "Scheiße", riss mich aus den Schlaf. Müde öffnete ich die Augen und rieb mir die Müdigkeit weg. "Castiel? Alles klar?", rief ich und roch den Duft von verbrannten Essen.

"Ja alles gut... Ich hab nur die scheiß Platte zu hoch gestellt! Bleib im Bett!", meinte er und fluchte dabei hörbar. Unsicher kletterte ich aus dem Bett, die Hunde interessierte es nicht und sie machten sich nur noch breiter. Da würde ich sicher keinen Platz mehr finden.
 

Ich kam runter in die Küche und beobachtete Castiel, wie er verbrannte Gemüsestückchen raus fischte. "Sagtest du nicht du kannst das?" "Man Ada! Ich sagte doch du sollst liegen bleiben! Ich hab es nur zu hoch eingestellt. Seit wann wird das so schnell heiß? Das hat früher länger gedauert..."

Ich schwankte leicht zu ihn, durch das Fieber sah ich noch alles leicht verschwommen. "Mama hat eine neue Platte gekauft... Da gehts schneller..." Ich lehnte mich an ihn und stellte die Temperatur runter. Er legte mir seine Hand auf die Stirn. "Du bist ja immer noch heiß.", meinte er und legte seine Lippen auf meine Stirn.

Ich erstarrte bei dieser plötzlichen, viel zu intimen Nähe und klammerte mich an sein Shirt. "Lass das...", nuschelte ich unsicher. "Geh wieder ins Bett Ada..." Ich nickte nur und verließ die Küche.
 

Taumelnd ging ich die Treppe hoch und schaffte es irgendwie in mein Zimmer. Auf meinen Bett war immer noch kein Platz, dank Demon der sich da vergnügt drauf wälzte.

"Ihr Egoisten... Wo bleibt die Rücksichtnahme?", meinte ich brummend und ließ mich auf den Boden sinken, stehen war zu anstrengend. Ich strich mir über die Stirn, die immer noch brannte und hatte das Gefühl noch seine Berührung darauf zu spüren. "Das Fieber muss echt hoch sein...", nuschelte ich und ließ mich gegen meinen Schreibtisch fallen, was ihn leicht rütteln ließ.
 

Ein paar Unterlagen fielen zu Boden und schwerfällig versuchte ich alle ein zu sammeln. Mit darunter war ein kleines Stück Papier, ein Foto das leicht verknickt war. Ich nahm das Bild in die Hand und faltete es auf.

Ein altes Kinderfoto von mir und Castiel... Er war weggeknickt worden und sein Gesicht leicht zerkratzt. Das war fast jedem Foto passiert das ich damals in die Finger bekam als das mit seiner Ex war.

Ich strich es glatt und seufzte. Fieber machte mich viel zu sentimental! "Demon! Raus aus dem Bett", sagte ich murrend und der Hund folgte meiner Aufforderung.

Ich stand auf, ging zum Bett und ließ mich darauf fallen. Es roch nach Hund, aber ich empfand das nicht als unangenehm. Langsam fielen meine Augen zu und ich schlief wieder ein.
 

Fieber war was seltsames, es hatte sogar Einfluss auf die Träume, zumindest hatte ich bei mir den Eindruck.

Mein Traum bestand nicht aus Bildern oder Geräusche, sondern als Empfindungen, als würde ich nicht schlafen, sondern hätte einfach nur die Augen zu. Ich spürte eine sanfte Hand die über meine Stirn und Wange strich... Doch plötzlich war das Gefühl weg und ich lag in der Dunklen Leere.

Es riss mich aus den Schlaf und wieder öffnete ich noch von Müdigkeit benebelt die Augen.
 

"Lass deine verdammten Pfoten von meiner Schwester!" Diese Stimme... Schlagartig wurde ich wach und richtete mich auf. Ich sah zu den Jungen der mit Castiel in meinen Zimmer stand, seine Hand festhielt und ihn wütend ansah. "Ke-Kentin??"

Er sah zwar stark verändert aus, aber das war eindeutig mein Bruder! "Wa-Was machst du hier?", fragte ich verwirrt und sah zu den sichtbar genervten Castiel. "Lass mich los verdammt und meine andere Hand lernt dein Gesicht kennen.", knurrte der Rothaarige und ich runzelte die Stirn. Was hatte ich denn jetzt verpasst?

"Kentin... Lass ihn los..." Auf meine Bitte hin ließ mein Bruder den Griff locker und Castiel zock seinen Arm zurück.

Beide sahen sich mit giftigen Blick an und ich sah zwischen den Beiden hin und her. Klasse kaum macht man kurz die Augen zu und dann... "Jungs... Was ist hier überhaupt los?" War das noch der Fiebertraum?

Kapitel 26

Ich saß immer noch im Bett, sichtlich überfordert, während die Beiden Jungs sich versuchten mit Blicken zu erstechen. Langsam ließ mein Bruder Castiels Hand los, ging an ihn vorbei und setzte sich zu mir aufs Bett. "Ada... Alles okay mit dir?", fragte er mich Fürsorglich und streichelte meine Wange.

Allerdings blinzelte ich nur, sah ihn erstaunt an und sah zwischen ihn und Castiel hin und her. "Ähm... Ke-Kentin... Was machst du hier? Und warum geht ihr gleich verbal aufeinander los?" "Ich mache gar nichts! Der Typ regt sich doch Grundlos auf!", brüllte mein Kindheitsfreund und verschränkte die Arme. "Grundlos? Du verdammter Vollpfosten hast im Zimmer meiner Schwester gar nichts zu suchen! Nach dem was du ihr angetan hast!"

"Jungs! Bitte, ich krieg von euren Rumgebrülle Kopfschmerzen... Kentin, Castiel ist nur hier, weil Mama ihn drum gebeten hat sich um mich zu kümmern weil ich krank bin. Sie ist also Schuld. Seit wann gehst du überhaupt so in die Luft? Und nochmal: Was machst du eigentlich hier?"
 

"Na ich hab dir doch gesagt das ich bald zurück komme! Papa hat mich gerade her gefahren. Und kaum kam ich rein sehe ich diesen Abschaum bei dir!", zischte mein Bruder giftig und sah dabei zu Castiel. "Abschaum? Du Verdammter..." Er nahm meinen Bruder am Kragen und hob schon die Faust. Schnell krabbelte ich zwischen ihn und Kentin und hielt mir die Hände schützend vors Gesicht. "Hört jetzt auf! Oder ich schmeiße euch BEIDE raus! In meinen Zimmer wird sich nicht Geprügelt! Castiel, Aus!"

"Aus? Ich bin doch kein Hund!", meckerte er und ließ die Hände wieder sinken.

"Aber du benimmst dich wie einer! Wie ein tollwütiger! Und du Ken, reiz ihn nicht auch noch!", befahl ich und stand auf.
 

Mir wurde kurz schwindlig und ich hielt mir den Kopf. Castiel stützte mich von hinten, während Kentin meine Hüfte umfaste und mich besorgt ansah. "Gehts?", fragte mich mein Bruder und ich sah ihn gereizt an.

"Nein! Ich hab Fieber und kaum wach ich auf muss ich hier den Schlichter spielen! Lasst mich los! Alle Beide!", sagte ich und drängte die Hände von mir. "So... Und jetzt nochmal langsam, OHNE Beleidigungen und Gewaltbereitschaft!", zischte ich Beide ermahnend an und seufzte genervt. "Vater hat dich her gefahren? Ist er noch hier?"

Mein Bruder nickte zu meiner Überraschung. "Ja, er ist unten in der Küche, er will auf Mama warten."
 

Wow, mein Vater war hier, es war lange her das ich mit ihn gesprochen hatte, geschweige denn ihn gesehen hab! "Okay, dann geh ich mal runter zu ihn... Und ihr kommt mit! Euch kann man ja nicht allein lassen!", meinte ich murrend und zog Beide mit.

Das war mir immer noch alles zu viel! Fieber, Castiel, das plötzliche Auftauchen von Kentin, ihr Rumgestreite und mein Vater... Ich hätte nicht schlafen sollen! Aber da viel mir ein... Was hatte mein Bruder vorhin gesagt? *Lass die Pfoten von meiner Schwester*? Aber Castiel hatte doch gar nichts gemacht.
 

Kurz vor der Treppe hielt ich an und drehte mich zu Beiden um. "Sag mal Ken... Was hat Castiel denn gemacht, das du dich so aufgeregt hast?" "Wo soll ich Anfangen? Er wurde geboren, er schnappt mir die Luft weg, er hat dich verletzt, er war in deinen Zimmer und..." Castiel wollte ihn gerade ins Gesicht schlagen, als mein Bruder mit ungewohnter Gekonntheit auswich und murrte.

Mein Blick ging zwischen die Beiden hin und her, hatte Ken nicht früher Angst vor ihn? Wo war diese Angst nur hin? "Nun ja... Egal... Castiel nimm die Faust runter. Schlag meinen Bruder und ich werfe dir wieder was entgegen und dieses Mal treffe ich, klar?"

Die Beiden waren ja jetzt schon unerträglich zusammen! Ich verdrehte die Augen und ging langsam die Treppe runter, das Fieber war immer noch zu spüren und mir wurde kurz immer mal schwindlig.
 

Unten hörte ich die Kaffeemaschine dröhnen, sie gab die komischsten Geräusche von sich die man sich vorstellen konnte! Aber meine Mutter liebte das Ding... Ich kam in die Küche und sah den breiten Rücken meines Vaters, der sich an den Küchentisch gelehnt hatte und vermutlich auf die Kaffeemaschine starrte. Hatte er von den Gestreite der Beiden Jungs nichts mit gekriegt? Warum war er nicht zu mir hoch gekommen?

Ich blieb am Türrahmen stehen und sah ihn an. Wie sollte ich ihn jetzt anreden? Papa klang zu vertraut und Vater zu befremdlich...

Gerade als ich den Mund öffnete um etwas zu sagen, drehte er sich zu mir um.

Kapitel 27

Ich war wie erstarrt als ich mit meinen Vater Auge in Auge war. Wenn ich so seine mittelbraunen Haare und seine smaragdgrünen Augen sah, wurde mir wieder bewusst wie unähnlich ich ihm sah.

"Adaliz? Warum bist du nicht im Bett?" Ich zuckte zusammen als ich seine tiefe, fremd gewordene Stimme hörte und er auf mich zu kam. Irritiert sah ich ihn an, die wenigsten nannten mich *Adaliz*, nur Fremde taten das.

Behutsam legte er mir die Hand auf die Stirn und sah mich prüfend an. "Du hast Fieber, leg dich lieber hin." Er sah zu den Beiden Jungs, die sich böse Blicke zuwarfen. "Und ihr! Warum lasst ihr sie runter gehen wenn sie Fieber hat? Überhaupt..." Er schien kurz nach zu denken. "Castiel oder? Du kannst jetzt ruhig nach Hause, Kentin und ich kümmern uns um Adaliz bis Leonie zurück ist."

Seiner Stimme konnte man die versteckte Botschaft deutlich raus hören: Castiel solle sofort verschwinden.
 

Ich sah zu Castiel und er musterte mein unsicheres Gesicht prüfend. "Sorry, Leo sagte mir deutlich das ich bei Ada bleiben soll bis sie zurück ist." Er griff zu meiner Hand und zog mich zu sich, wodurch ich ihn schon fast in die Arme stolperte.

"Außerdem... Würde ich Ada nur ungern mit einen Fremden und diesen Weichei, der sich ihr Bruder schimpft, allein lassen." Ich sah Castiel entsetzt an. War im klar mit wem er da gerade redete? Wusste er nicht womit mein Vater sein Geld verdient? Oder war er einfach nur Lebensmüde???

Ich sah die Situation schon eskalieren und ich stand auch noch zwischen den fronten!
 

Ich hatte die Augen geschlossen und die Hände vor dem Gesicht, als ich die schönste Stimme vernahm, die man in dieser Situation nur hören konnte: Die meiner Mutter!

"Bin wieder daaaaa." "Mama!!!" Ich viel ihr sofort in die Arme und verkroch mich hinter ihr. "Bitte geh nie wieder weg...", jammerte ich und sah zu den überraschten Gesichter der Jungs und meines Vaters.

"Huch... Was ist denn hier los? Hab ich was verpasst?" Leicht verwirrt sah meine Mutter die Menschenansammlung an und runzelte die Stirn. "Hm... Das Haus ist voller geworden... Kentin, Lio, was macht ihr Beiden hier? Und Castiel warum ist meine Tochter so aufgelöst?"

"Ich hab doch gesagt das ich bald her komme! Und als du meintest das Ada krank ist haben wir entschieden das wir heute vorbei kommen. Aber Mama, warum lässt du meine Schwester allein mit dem da?!"
 

Meine Mutter ging in die Küche, was ihr sichtbar schwer fiel, da ich immer noch an ihr klebte. "Castiel, bitte bring Ada ins Zimmer. Kentin, setz dich hin. Lio..." Sie seufzte kurz. "Da du noch hier bist, wette ich das du mit mir reden willst. Sag mir nur ob ich den Wein raus holen muss oder ob das kein Gespräch wird das ich nur mit Alkohol überstehe."

"Ich wollt mit dir über die Kinder reden.", meinte er knapp und setzte sich zu meinen Bruder. "Ah, also brauch ich Wein... Cas, bring Ada bloß hoch, könnte wieder mal hässlich werden das Gespräch." Mein Vater zog bei ihren Worten eine Augenbraue hoch und seufzte leicht genervt.
 

Castiel packte wieder mein Handgelenk und zog mich zur Treppe. "Geh voraus... Ich bin hinter dir." "Warum?", fragte ich und hielt mich am Treppengeländer fest. "Falls du umkippst, du hast die Neigung dazu.", erwiderte er nur und folgte mir nach oben.

Ich kam in mein Zimmer, auf meinen Bett lagen, wie immer, Demon und Dia, die uns mit fragenden Blicken ansahen.

Castiel schloss hinter sich die Tür, lehnte sich an diese und verschränkte die Arme. "Demon! Runter!", befahl er und der Hund folgte sofort seinen Worten. Ich ließ mich aufs Bett sinken und seufzte. "Castiel?" "Ja?"Er sah zu mir, während Demon ihn mit der Schnauze anstupste. "Du... Kannst jetzt ruhig gehen... Mama ist ja jetzt da."

Er brummte, krauelte seinen Hund und schwieg kurz. "Wenn du meinst..." Ich starrte ihn an, bis mein Blick auf meine in sich verschränken Hände gingen. "Warum gehst du immer wenn ich es dir sage? Du widersprichst jedem, nur nicht mir... Das versteh ich nicht so ganz. Letztens auch als ich dich angebrüllt hab. Statt kontra zu geben, bist du wie ein geprügelter Hund gegangen, wieso?"

Ich drückte die Hände zusammen. Warum sprach ich ihn darauf an? Warum nahm ich es nicht einfach hin und war froh, das er meiner Bitte nach ging?

"Warum sollte ich mit dir diskutieren? Wenn du mich nicht hier haben willst muss ich das ja wohl hinnehmen, oder? Mir fällt bei dir kein Argument ein warum ich weiterhin mit dir in einen Raum sein sollte. Ich komme nur her oder bleibe hier wenn du oder Leo mich drum bittet, das hab ich dir doch damals versprochen."
 

Ich hob den Kopf und unsere Blicke trafen sich. Ich versuchte aus seinen Augen zu lesen was ich jetzt erwidern sollte, doch sie waren ausdruckslos. Es gab jetzt nur zwei Mögliche Antworten: Zu sagen er habe Recht und ihn gehen lassen, oder ihn sagen das er sich nicht mehr an das Versprechen halten musste und ein und aus kommen konnte wie er wollte.

"Stimmt... Das Versprechen. Hatte ich fast vergessen.", sagte ich und blickte wieder weg. "Okay dann, geh bitte aus meinem Zimmer." Ohne ein weiteres Wort ließ er mich mit Dia allein. Ich war ja so ein verfluchter Sturkopf!

Kapitel 28

Ich lehnte an meiner Wand, irgendwie bereute ich es Castiel weg geschickt zu haben, aber die Alternative wiederstrebte mir völlig! Dia war von meiner Wahl eindeutig nicht begeistert, schnaubend sah sie zu der Tür, wahrscheinlich in der Hoffnung das Demon wieder rein kam.

Es klopfte und ich brummte nur, konnte ja nur meine Mutter oder mein Bruder sein. Kentin öffnete die Tür und sah mich besorgt an. "Wie fühlst du dich?" "Überhitzt durch das Fieber, überfordert durch dich und Vater und irgendwie mies..."

Er kam rein und schloss die Tür hinter sich. "Tut mir leid das wir dich so überfallen haben..." Ich schüttelte den Kopf und winkte ihn zu mir. Er setzte sich zu mir aufs Bett und ich nahm seine Hand. "Ich bin froh dich zu sehen, es hat mich nur überrascht. Ich hab nicht so früh mit dir gerechnet und mit Vater so wie so nicht..."

Mein Bruder seufzte und drückte sanft meine Hand. "Ich wollte auch eigentlich nicht das er so lange bleibt... Aber er wollte unbedingt mit Mama reden. Jetzt diskutieren die Beiden schon die ganze Zeit." "Definier mir diskutieren. Anschreien? Gegenstände nacheinander werfen? Oder mit gereizter Stimme und unterdrückter Wut versuchen ruhig zu sprechen?"

Kentin musste bei meinen Beschreibungen schmunzeln und sah mich an. "Eher das Letzte. Sie haben einfach zu verschiedene Ansichten. Es ist fragwürdig wie die Beiden zueinander fanden... Papa ist so streng, diszipliniert, organisiert und total spießig."

Ich fing an zu lachen. "Ja und Mama ist chaotisch, flatterhaft, etwas kindlich und zwischendurch ziemlich hinterlistig und rebellisch. Man, Gegensetze scheinen sich echt an zu ziehen."
 

Gerade als ich den Satz beendet hatte, riss meine Mutter sichtbar schlecht gelaunt die Tür auf und brummte. "Kinder, verabschiedet euch von euren Vater." "Oh fährt er schon?", fragte ich überrascht. "Ja, weil ich sonst meine letzte gute Vase an ihn verschwende. Dein Streit damals mit Cas inspiriert mich richtig."

Mein Vater kam nach oben und wirkte deutlich ruhiger als meine Mutter. "Leonie, ich wollte dich damit in keinster weise persönlich angreifen." "Stimmt, du redest nur alles schlecht was ich sage und tue.", fauchte sie ihn an und wirkte dabei eher wie eine Jugendliche die mit ihren Vater streitet.

"Nein, ich äußere nur meine Meinung dazu und gebe dir Hinweise wie es besser funktionieren könnte." Meine Mutter atmete tief ein und aus, setzte sich ein gespieltes Lächeln auf und sah zu uns. "Verabschiedet euch, ich hol solange die Vase."
 

Kentin und ich sahen uns kurz an und seufzten. "Ich bring dich noch zum Auto Papa.", meinte mein Bruder und stand auf. Ich blickte unbeholfen zu meinen Vater, immer noch unsicher wie ich ihn ansprechen sollte. "Bis dann Adaliz." "Bye...", zwang ich mir nur raus und sah ihn mit Kentin gehen.
 

Seufzend legte ich mich hin und starrte meine Zimmerdecke an. Meine Mutter kam rein und legte sich zu mir. "Ich hab überreagiert...", meinte sie dann kaum das der Motor des Autos startete. "Das fällt dir ein wenn du ihn wegfahren hörst?" "Es fällt mir immer erst dann ein wenn er weg ist. Ich weiß nicht, irgendwas an ihn bringt mich immer auf die Palme... Vielleicht seine beherrschte Art?"

Ich dachte kurz nach. "Von dir hab ich das also...", sagte ich schließlich. Meine Mutter sah mich fragend an. "Was?" "Es immer sofort zu bereuen wenn ich etwas dummes mache oder sage... Und mich trotzdem nie dafür zu entschuldigen..."

Beim Date hatte ich es auch sofort bereut Leigh küssen zu wollen und auch das vorhin mit Castiel bereute ich kaum das er nicht mehr da war.
 

Meine Mutter nahm eine Haarsträhne von mir und fing an sie zu flechten. "Was bekümmert dich eigentlich in letzter Zeit? Ich mein... Das du ein Problem mit Cas hast weiß ich, aber da ist doch noch mehr! Ich sehe es dir an." Ich runzelte die Stirn und dachte an Leigh. Sollte ich mit meiner Mutter wirklich darüber reden?

"Sag mal Mama... Hattest du eigentlich schon eine Beziehung bevor du mit Vater zusammen kamst?" Meine Mutter sah mich überrascht an, schüttelte aber dann den Kopf.

"Nein... Nun ja jedenfalls nichts richtiges. Ich war unglücklich verliebt, lenkte mich ein bisschen ab und dann traf ich irgendwann deinen Vater. Wir heirateten kaum das ich aus der Schule raus war, gründeten viel zu schnell eine Familie und hatten uns schneller auseinander gelebt als wir es merkten..."

Bei den Punkt mit dem unglücklich verliebt wurde ich stutzig, über die Sache mit den Ablenken wollte ich gar nicht nachdenken. "Du warst unglücklich verliebt?" "Ja... In Castiels Vater..."
 

Sofort richtete ich mich auf und starrte sie an. Oh Gott! Es war eine Familienkrankheit! Sich in den Freund der besten Freundin zu verlieben war erbbar! "In Castiels Vater???? War er da schon mit Tamina zusammen???" Auch meine Mutter setzte sich auf und nickte. "War er... Ich habs ihr gesagt, sie hat mir ins Gesicht geschlagen, mir dadurch nen Zahn abgebrochen und zu mir gemeint ich soll es ihn sagen, was ich dann auch getan hab. Dann hab ich ne Abfuhr von ihn bekommen und ja..."

Meine Mutter musterte mein bleiches Gesicht. "Sag mir jetzt bloß nicht das du momentan das selbe durch machst..." Ich schluckte und sah zur Seite.

Kapitel 29

Ich schwieg, traute mich nicht meiner Mutter zu antworten, aber mein Schweigen reichte ihr. "Du bist den den Freund von Rosalia verliebt??? Autsch, das ist mies." Ein Seufzen entwich mir und ich sah zu meiner Mutter. "Ja... Und ich weiß nicht was ich machen soll..." "Nimm Castiel!"

Ich zog eine Grimasse und meine Mutter grinste. "Was denn? Wäre er 20 Jahre älter oder ich jünger würde ICH ihn ja nehmen, da das nicht der Fall ist will ich ihn wenigstens als Schwiegersohn." "Dann krieg noch ne Tochter und hoffe das sie auf ältere steht.", gab ich ihr nur zur Antwort und verdrehte die Augen.
 

Ich versuchte mit ihr über ein ernstes Problem zu reden und sie versucht mich mit diesen Idioten zu verkuppeln! "Gut dann halt der hübsche Junge mit dem du letztens ein Date hattest, dann krieg ich wenigstens schöne Enkelkinder." Ich sah sie skeptisch an und hob eine Augenbraue.

"Was denn? Ich kann dir nur empfehlen es so zu machen wie ich es getan habe. Sag es Rosalia, hol dir deinen Schlag ins Gesicht von ihr und deinen Korb von ihn ab und versuch es mit einer neuen Liebe." "Sowas geht doch nicht auf Knopfdruck!", beklagte ich mich und meine Mutter streichelte meinen Kopf.

"Es geht aber auch nicht wenn du dich in dein stilles Kämmerlein verkriechst und ihn ewig nachweinst. Schließe damit ab und das kannst du am besten wenn er dir direkt sagt, das du keine Chance hast. Und dann such dir jemanden der deine Gefühle auch erwidern kann." Sie küsste sanft meine Stirn und stand auf. "Schlaf noch ein bisschen, dein Fieber ist zwar fast weg, aber du brauchst ruhe.", meinte sie noch und verließ mein Zimmer.
 

Ich legte mich hin und befühlte meine Stirn, war mein Fieber wirklich gesunken? Unten hörte ich leise Kentin und meine Mutter miteinander reden. Jetzt waren wir wieder zu dritt... Irgendwie konnte ich das noch gar nicht realisieren das mein Bruder jetzt wirklich da war, alles ging so schnell... Und obwohl dieser Tag noch nicht mal rum war, kam er mir wie ein Traum vor.

Meine Gedanken schweiften von einer Stelle zur Anderen: Castiel, Kentin und Leigh...

Castiel und meine Beziehung zueinander war... Merkwürdig...

Kentin hat mich mit seinen Erscheinen überfallen und schien mit Castiel auf schweren Kriegsfuß zu sein...

Und Leigh... Sollte ich es Rosalia sagen? Und ihn...

Ich zog mir die Decke übern Kopf und schloss die Augen, es den Beiden zu sagen... Dafür war ich zu feige...

Und mit diesen, sich drehenden Gedanken schlief ich ein.
 

Ein klingelnder Wecker und ein bellender Hund rissen mich aus meinen Träumen. Murrend öffnete ich die Augen und sah zu Dia, die Schwanz wedelnd vor mir saß und erneut bellte. Als sie merkte, das ihr Weckversuch erfolgreich war, krabbelte sie zu meinen Gesicht und leckte es mit purer Begeisterung ab.

"Ih Dia, ih! Lass das... Ja ich bin ja wach.", sagte ich quietschend und versuchte sie von meinen Gesicht weg zu kriegen. "Ich will keinen Zungenkuss!"

Ich richtete mich auf und sah genervt zu meinen Hund, die mich nur freudig anstrahlte. Brummend stand ich auf, mit der Hündin im Arm und kämpfte mich verschlafen die Treppe runter.
 

Meine Mutter klapperte schon in der Küche, sie war also schon fleißig dabei Frühstück zu machen. "Morgen mein Schatz!", trällerte sie mit einer gut gelaunten Stimme, die ich nicht teilen konnte. "Morgen..." "Na gut geschlafen? Bereit für die Schule?"

Sie nahm mir Dia ab und setzte sie auf den Boden, während ich mir versuchte den Schlaf aus den Augen zu reiben. "Frag mich in fünf Stunden nochmal..."

Meine Mutter lachte, dabei war es mein ernst. "Ich glaub ich bin noch krank..." "Hm... Meinst du?" Sie befühlte meine Stirn, Wangen und meinen Hals. "Nun... Fieber hast du nicht mehr, aber für alle Fälle bleibst du heute noch Zuhause. Aber ich muss dich leider allein lassen! Castiel und Kentin müssen zur Schule und ich zur Arbeit."

Ich nickte und schnappte mir eine Semmel. "Kein Problem, ich hol mir noch Demon rüber und ruh mich schön aus während die Hunde einander haben." Meine Mutter erschauderte, sie hatte Angst vor großen Hunden, was Demon immer nutzte um ins Haus zu kommen. "Aber versprich mir das er weg ist wenn ich wieder komme..."

Ich nickte und biss in die trockene Semmel. "Morgen!", kündigte sich Kentin an, küsste meinen Kopf und streichelte mich. "Wie gehts dir heute?" "Es geht...", meinte ich nur und kaute.

"Ada bleibt heut noch Zuhause, hier ess dein Frühstück. Wir müssen gleich los und dich wieder in der Schule anmelden. Ich hab nicht so viel Zeit."
 

Ich ließ mir Zeit beim Frühstück, pickte in, von meiner Mutter gemachten, Rührei rum und trank in aller Ruhe meinen ekligen Kamillentee. Ich hatte nicht mal die Hälfte gegessen, da räumten die Beiden ihr Geschirr schon weg, küssten mich Beide auf die Stirn und stürmten raus.

Kauend wartete ich bis ich sie wegfahren hörte, stand auf, schlüpfte in meine Schuhe und ging rüber zu Castiel.

"Was...?", fragte mich ein, mit roten Wangen und glasigen Augen verzierter Castiel und sah mich erschöpft an. "Hast du dich etwa bei mir angesteckt???"

Kapitel 30

Genervt ging sich Castiel durchs Haar, sie waren noch ganz durcheinander und sein Gesicht war leicht gerötet. "Ja kann sein... Ich bleib heut Zuhause, morgen gehts sicher wieder. Ist nur ne leicht Erkältung. Was willst du überhaupt?"

"Ich... Ähm... Bleib auch heut Zuhause und wollte eigentlich Demon rüber holen, aber das ist ja nicht nötig wenn du eh da bist.", nuschelte ich. Mein Sandkasten freund sah mich kurz schweigend an, wartete ob ich noch was sagen würde, aber ich blieb stumm. "Nun ja... Dann wäre das jetzt geklärt. Du solltest jetzt besser ins Bett, bist immer noch blass."

Ich versuchte den Mund auf zu kriegen, aber noch immer kam kein Wort raus. Ich blickte auf die verschlossene Tür und senkte den Kopf, ich konnte einfach nicht über meinen Schatten springen.
 

Zuhause setzte ich erstmal Tee auf, Kamille wie es meine Mutter immer verlangt wenn man krank war. "Ich hätte ihn meine Hilfe an bieten sollen... Oder Dia?" Meine kleine Hündin sah zu mir hoch. "Schließlich... Hat er mir gestern auch geholfen... Und ich hab ihn raus geschmissen. Und heute ist er krank und ich biete ihn meine Hilfe nicht mal an."

Ich setzte mich zu Dia auf den Boden und krauelte sie.

"Dabei sollte ich ihn dankbar sein! ich hab gestern kaum an Leigh gedacht... Und Castiel hat sich wirklich Mühe gegeben mir zu Helfen. Da wäre es doch das mindeste wenn ich es auch versuche... Außerdem lenkt es mich auch ab. Je weniger ich an Rosalia und Leigh denke desto besser. Mama meinte ja selbst sie hätte sich früher abgelenkt."

Ich seufzte und starrte zum kochenden Wasser. "Aber wirklich über ihn hinweg kam sie durch meinen Vater... Und selbst das ging in die Brüche..."
 

Erst jetzt begriff ich wie schwer das meiner Mutter alles Fallen musste. Nach meinen Vater hatte sie keine Beziehung mehr gehabt, dabei war sie sonst so ein Lebensfroher Mensch.

Und ich war jemand der ständig an jammern war über sein eigenes Leid, das ich Castiel ständig mit meiner Abweisenden Art verletzte übersah ich gern, oder das nicht nur meine Liebe ewig unerwidert blieb. Die Gefühle von meiner Mutter und Castiel habe ich irgendwie nie gesehen, nur meine Eigenen.
 

Ich schnappte mir die hässliche, alte, gelb-rote Kanne von meiner Mutter, hing drei Teebeutel rein und goss das heiße Wasser hinein.

"Ich sollte ihn wenigstens Tee bringen!", sagte ich entschlossen und Dia hob neugierig den Kopf. "Komm Süße, du kannst zu Demon." Sofort wedelte sie mit ihren Schwanz und rannte zur Tür. Kichernd folgte ich hier und ging rüber.
 

In meinen Magen kribbelte es, warum ich so aufgeregt war wusste ich nicht. Wieder öffnete mir Castiel mit benommenen Blick die Tür und Dia rannte an ihn vorbei, auf der Suche nach ihren geliebten Demon.

"Ada... Was ist?" "Ich hab dir Tee gemacht, Kamille. Und... Ich dachte vielleicht könnte ich dir auch eine Suppe machen." Er blinzelte ein paar Mal überrascht und sah mich prüfend an. "Was ist denn mit dir los?" "Nichts, nur... du hast dich gestern um mich gekümmert, heute kümmer ich mich um dich. Also, nur wenn du willst."

Er ging einen Schritt zur Seite damit ich rein kommen konnte und nur mit langsamen Schritten wagte ich mich vorwärts.
 

Mein Blick wanderte durch das Haus, es wirkte fast unbewohnt und befremdlich. Castiel war meist nur in seinen Zimmer, wodurch die restlichen Räume unbenutzt blieben. Schweigend folgte ich ihn in die Küche. Er stellte zwei Tassen auf den Tisch und setzte sich. "Zwei?" "Du bist doch auch noch nicht ganz gesund. Du trinkst das Ekelzeug schön mit!", forderte er und ich lächelte leicht.

Ich setzte mich ihn gegenüber und goss uns Beiden etwas ein. "Kein Zucker?" "Kein Zucker, höchstens mit Honig! Du kennst Mamas Regeln!" Er nippte an der Tasse und verzog das Gesicht. "Das tue ich meinen Kindern später auch an... Nur damit sie wissen wie ich mich gefühlt habe." Ich musste kichern und nickte. "Meine auch, meine auch... Und wenn sie sich beklagen sag ich sie sollen ihrer Oma die Schuld geben!"

Castiel sah mich an mit einen Blick den ich nicht deuten konnte. Irritiert trank ich meinen Tee und starrte in die Tasse. "aber du solltest dich langsam lieber hinlegen. Hast du was da womit ich eine Suppe machen kann?" "Neee, aber bei dir drüben ist noch genug. Hab ja gestern was geholt."

Ich nickte und stand auf. "Gut dann leg du dich ins Bett, ich hol alle Zutaten und koch dann ne Suppe. Ich könnte auch was davon vertragen."

Schweigend stand Castiel auf und ging an mir vorbei. Verwirrt sah ich ihn nach. Warum war die Atmosphäre plötzlich so komisch geworden? Schnell ging ich nach drüben und holte alles was ich brauchte. Ich sah im Spiegel, der im Flur hing mein gerötetes Gesicht und befühlte meine Stirn. Fieber hatte ich eigentlich nicht mehr...

Kapitel 31

Die Suppe köchelte vor sich hin, während ich in Castiels Küche auf einen Stuhl hockte, das Kinn auf den Knien und Dia und Demon beobachtete.

Castiel war im Bett und schlief, wenn die Suppe fertig war würde ich es ihn gleich tun. Doch dieser seltsame Moment von Vorhin ging mir nicht aus dem Kopf. Es war wie letztens, als er mich nach Hause gefahren hatte, dieser kurze Moment bevor meine Mutter raus kam...

"Irgendwas ist anders...", nuschelte ich und sah zu den Beiden Hunden die meinen Blick fragend erwiderten.
 

Mein Handy klingelte und ich gab nur ungern meine bequeme Haltung auf um an mein Handy zu gelangen. Rosalia hatte mir eine SMS geschrieben, vermutlich hatte sie gerade Pause.

»Hay Liz, alles okay bei dir? Warum hast du mir nicht erzählt das dein Bruder wieder da ist!!! Man sieht der jetzt gut aus! Hab ihn kaum erkannt! Er meinte du wärst krank, Castiel ist auch nicht zur Schule gekommen. hdl Rosa«

Mein Bruder... Ja er sah verändert aus, er sah unseren Vater jetzt noch ähnlicher, deswegen hatte mich sein Aussehen wahrscheinlich eher weniger überrascht.

»Bei mir ist alles klar, komme morgen wieder zur Schule. Das Ken wieder da ist hat mich gestern auch umgehauen.« Ich hielt kurz inne, sollte ich ihr erzählen das ich bei Castiel bin?

»Castiel ist auch krank, hat sich wahrscheinlich bei mir angesteckt. Bin gerade bei ihn und...« Irgendwie war mir das peinlich und ich löschte den letzten Satz.

»Castiel ist auch krank, hat sich wahrscheinlich bei mir angesteckt. Bei ihn bin ich mir nicht so sicher ob er morgen zur Schule kommt. hdl Liz« Ich drückte auf Senden und packte das Handy wieder weg. Warum war es mir peinlich zu schreiben das ich bei ihn war? Obwohl... Rosalia würde nur Fragen stellen, fragen auf die ich eigentlich keine Lust hatte.
 

Gedankenverloren rührte ich in der Suppe rum. Schon wieder hatte ich ein schlechtes Gewissen. Seit ich mich in Leigh verliebt hatte, hielt ich so viel vor meiner besten Freundin geheim. Ja das mit Castiel war nur eine unwichtige Kleinigkeit, aber viele Tropfen höhlten den Stein. Meine Geheimnistuerei grenzte schon an gezielte Beharrlichkeit.
 

Sie erzählte mir so viel von sich und ich hörte nur zu, gab nichts mehr von mir Preis und das fiel ihr auf... Wieder hörte ich es klingeln, nur dieses Mal war es ein Anruf.

Ohne groß darüber nach zu denken schnappte ich das Handy und ging ran. "Ja?" Ein Schweigen. Ich runzelte die Stirn. "Hallo?" "Liz? Bist du das???"

Ich brauchte einen Moment um zu begreifen wessen Stimme ich da hörte. "Lysander?" Verwirrt sah ich aufs Handy, es war nicht meines. Wie es scheint hatten Castiel und ich den gleichen Klingelton!

"Was machst du mit Castiels Handy?" "Ich... Das war ein Versehen.", meinte ich dann nur und wurde rot, ich Idiotin! Mein Handy lag doch immer noch auf den Tisch! Warum hab ich das nicht gemerkt?

"Du bist also bei Castiel." "Ja... Wir sind Beide krank und... Ich mach uns Suppe. Er schläft gerade." Dieses Gespräch war mir irgendwie mehr als peinlich und ich wollte nur noch auflegen.

"Er ist also wirklich krank... Nun gut wenn du ein Auge auf ihn hast bin ich beruhigt. Rosalia sagte mir gerade das es ihn nicht gut geht und da war ich besorgt." "Es ist alles okay, er muss sich nur ausruhen." Ich hörte ihn leise kichern und machte einen Schmollmund.

"Was ist so witzig?" "Nichts, nichts... Schon gut... Ich bin nur froh das du da bist und dich um ihn kümmerst. Ich will auch gar nicht weiter stören. Außerdem, soweit ich das am Telefon höre kocht da gerade etwas über." Ich drehte mich zum Herd, der ein zischendes Geräusch von sich gab. "Ah! Die Suppe!" "Bis dann Liz, viel Glück."

Ich sah kurz skeptisch zum Handy. Hatte ich da gerade in Lysanders Stimme Schadenfreude gehört???
 

In letzter Minute rette ich noch die Suppe, zum Glück war da nicht viel um an zu brennen, aber die meisten Nudeln klebten jetzt hartnäckig am Boden fest. "Mistdinger!", fluchte ich leise während ich die Suppe in zwei Schüsseln umfüllte und versuchte den Boden frei zu kratzen.

Ich ging als Verlierer hervor und begnügte mich damit den Topf ein zu weichen. Leicht genervt nahm ich Beide Schüsseln, zwei Löffel und ging zu Castiels Zimmer. Zum Glück hatte er die Tür offen gelassen, das wäre sicher schief gegangen wenn ich mit vollen Händen daran rumgefuchtelt hätte.
 

Verschlafen sah mich mein Sandkastenfreund an und ging sich durchs verwuschelte Haar. "Du machst ja einen Krach..." "Hier, deine Suppe!", meinte ich nur und setzte mich an seinen Schreibtisch, von den aus ich den Vorhang in meinen Zimmer bewundern konnte.

"Da sind aber wenig Nudeln drin..." "Na und? Du hast den Eintopf gestern auch anbrennen lassen." Castiel sah mich an und grinste. "Dir brennt sogar Suppe an? Traurig..." "Klappe...", erwiderte ich schmollend und fing an die Schüssel nach und nach zu leeren.
 

Nach einigen Minuten des Schweigends ergriff Castiel das Wort. "Ada?" "Hm?" Mit den Löffel im Mund, den ich auf und ab wippen ließ, drehte ich mich zu ihn. "Danke..."

Kapitel 32

Ich ließ den Löffel aus dem Mund fallen und sah meinen Kindheitsfreund irritiert an. "Wo für Danke?", fragte ich schließlich und beugte mich runter zum Löffel.

"Na für deine tolle, angebrannte Suppe.", erwiderte er schadenfroh und schnappte mir den Löffel weg. "Ja, ja wie lustig! Ich lasse eine Suppe anbrennen." Der Sarkasmus in meiner Stimme war nicht zu überhören. Es war ja eigentlich Lysanders Schuld gewesen! Er hatte mich abgelenkt!

"Nein jetzt ernsthaft! Danke für deine Hilfe, so freundlich und hilfsbereit kenne ich dich gar nicht mehr." Warum fühlte sich sein Dank immer wie Stichelein an? Ach ja, weil er nach netten Worten immer noch fiese hinterher wirft!

"Ich wollte dir nur nichts schuldig sein." Er stand auf, ging zu mir hin und verwuschelte meine Haare. "Du warst mir nichts schuldig...", sagte er mit einer ungewohnt, sanften Stimme. "Du meinst weil du mich wegen deiner Ex eiskalt hast stehen lassen?", fragte ich bitter und sah zu ihn hoch. "Nein, da waren wir schon quitt als du mich mit einer Vase beworfen hast.", erwiderte er und grinste, was allerdings schnell verschwand als ich zur Antwort nur seufzte.

"Willst du endlich mal drüber reden?" Ich schüttelte nur den Kopf und löste meine Zöpfe, die durch ihn eh nicht mehr richtig saßen.

Ein drückendes Schweigen lag im Raum, ich schnappte mir die leeren Schüsseln und stand auf. "Ich wasch dann mal ab.", nuschelte ich und ging an Castiel vorbei.
 

Verdammt! Ich fiel schon wieder in meine Flucht-Angewohnheit! Dabei wollte ich mich doch bessern...
 

Unten in der Küche ließ ich heißes Wasser in die Spüle fließen und haute ordentlich Spülmittel rein. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis nach viel Schaum.

Ich wagte einen Blick in den fast leeren Kühlschrank und schnappte mir den ungesunden, kalten Fertigmacchiato, die Castiel immer trank wenn er lange wach bleiben wollte.

Mit zwei Schlücken hatte ich den kleinen Becher geleert, ging zum Radio und drehte die Musik laut. Ich wollte meine eigenen Gedanken nicht mehr hören!

Das Lied was gerade lief war sehr ruhig, leicht klassisch angehaucht. Sonst mochte ich genau solche Musik, aber jetzt wollte ich was rockiges!

Jennifer Rostock, kündigte der Moderator an, perfekt! Sie hatte selten ruhige Lieder und selbst die hatten wenigstens einen ordentlichen Bass!
 

Ich drehte das Wasser ab, schnappte mir das Geschirr und fing mit dem Abwasch an, während ich zu dem Lied laut mit sang.
 

"Doch ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr

Mein Blick ist trocken, meine Hände leer

Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr

Und ich weiß es ist nicht fair

Und ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr

Mein Herz wird taub, mein Kopf wird schwer

Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr

Und wir tun so, als ob's ein Anfang wär...

Du zeichnest die Konturen von Türen mit Kreide an die Wand

Stößt sie auf und rennst ins Dunkel mit dem Messer in der Hand

Du ziehst in immer neue Kriege und es ist doch die selbe Schlacht

Ich hab so viele dieser Träume mitgekämpft und mit bewacht"
 

Ich übertönte die laute Musik, schrie den Text eher als das ich ihn sang und merkte nicht mal wie außer Atem ich war. Merkte nicht mal, wie Kopf, Schultern und Hüfte sich im Rhythmus mit bewegten.

Der Abwasch war fertig und ich ließ das Wasser ablaufen, machte eine Drehung zum Radio und drehte es nach dem Lied leiser.

Hastig zog meine Luge die Luft zu sich und ich strich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
 

"Erstaunlich was Coffein mit dir anstellt." Ich drehte mich um und sah Castiel an dem Türrahmen lehnen. Sein Blick ging zu der riesen Pfütze vor dem Spülbecken und er musste schmunzeln. "Nicht mal beim Abwaschen kannst du still halten. Du wärst ne miese Hausfrau."

"Warum? Das war so gewollt! Ich will den Boden wischen.", versuchte ich mich zu retten, aber durch meine atemlose Stimme klang es wenig überzeugend.

er lachte, wie immer überspielte er die Situation die oben noch war, dieses bedrückende.
 

Er ging zum Radio neben mir, schaltete die Sender durch und hielt bei einen inne. "Gehst du bei jeden Lied von der so ab?" Ich guckte kurz fragend, bis ich hörte das wieder ein Lied der Sängerin lief. Und auch noch *Nichts tät ich lieber*... Bei diesen Lied hatte ich es bis jetzt nie geschafft still zu halten! Das Radio war gegen mich!

Ich verschränkte die Arme als Castiel sich grinsend an die Wand lehnte. "Glaub ja nicht das ich mich jetzt vor dir zum Trottel mache.", sagte ich, merkte dann aber das mein Kopf schon im Takt wippte.

Dieser verdammte Mistkerl grinste noch breiter, sagte aber nichts. Schmollend drehte ich mich um und widmete mich dem Abtrocknen des Geschirrs.

Doch als der Refrain wieder erklang konnte ich nicht widerstehen! Ich drehte mich, bewegte mich zum schnellen Rhythmus und sag mit.
 

"Nichts tät ich lieber

Nichts tät ich lieber

Ich spiel hier stille Post mit dir

Doch das Spiel kennt keinen Sieger

Ich schwitz und frier, doch wie infizier

Ich dich mit meinem Fieber

Nichts tät ich lieber

Nichts tät ich lieber"
 

Als die letzten Töne des Liedes erklangen, hörte ich sein leises lachen und sah beleidigt zu ihn. "Idiot!", meinte ich dazu nur und er drehte das Radio leiser. "Die Sängerin merk ich mir, jetzt weiß ich wie ich dich zum rumzappeln kriege."

Statt ihn zu antworten, streckte ich ihn nur kurz die Zunge raus und stellte das Geschirr weg.
 

Lachend ging Castiel hoch in sein Zimmer und ich folgte ihn schmollend. Er schmiss sich wieder aufs Bett und sah zu Demon und Dia, die auf dem kleinen Teppich schliefen. Ich stand noch an der Tür und grübelte. Ich hatte ihn Tee gebracht, Suppe gemacht und mich ums Geschirr gekümmert... Was sollte ich denn jetzt machen?

"Was ist?" "Ich überleg nur was ich als nächstes mache...", sagte ich leicht Gedankenversunken. Castiel winkte mich zu ihn hin, ohne drüber nach zu denken ging ich zu ihn hin und wurde in sein Bett gezogen.

Ein kurzer Aufschrei, dann ein irritierter Blick zu ihn. "Wie wärs mit ausruhen?" Unsere Blicke trafen sich. Ich sah zwischen ihn und dem Bett hin und her und neigte den Kopf. "Und wo schläfst du?" "Im Bett." Ich dachte kurz nach, sah mich um und drehte mich mit den Kopf dann wieder zu ihn. "Und wo schlafe ich?" "Im Bett."

Ich blinzelte, starrte ihn dann an, rückte zum Rand des Bett und schob ihn an die Wand. Da war immer noch zu wenig Platz zwischen uns...

Kapitel 33

Ich sah zu Castiel, mit der Situation eindeutig überfordert! "Was ist?", fragte er und blickte mich skeptisch an. "Das mit dem *in einen Bett schlafen*... Das ist ein Witz oder?" "Ne warum? Haste Angst das ich über dich her falle oder was?"

Das nicht... Aber empfand er das nicht als unangenehm? Ging es wirklich nur mir so? Moment... Er meinte das ernst????
 

Mein Blick ging wieder zu den geringen Abstand zwischen uns und ich zog die Decke zu mir. "Behalte deine Hände da wo ich sie sehen kann und wenn du es wagst mich an zu fassen hau ich dir so heftig eine rein das du dich an die letzten drei Jahre nicht erinnern kannst!", drohte ich und rollte mich zu einer Raupe in die Decke ein.

"Glaubst du ernsthaft das ich dich Befummel? An dir ist doch kaum was dran, das ist den Aufwand nicht wehrt.", meinte er nur nüchtern und wickelte mich aus der Decke raus. "Aber davon will ich was ab haben. Wenn du eine eigene willst, geh runter ins Wohnzimmer, da ist noch eine."

"Hay! Klau mir nicht die Decke! Und nur zu deiner Information: An mir ist was dran! Jetzt tu mal nicht so als wäre ich flach wie ein Brett! Warte... Was verteidige ich meine Oberweite überhaupt vor dir! Denk doch was du willst!" Ich entriss ihn die Decke, wickelte sie um mich und drehte ihn den Rücken zu. "Aber wegen deiner Unverschämtheit behalte ich die Decke für mich! Geh doch selbst ins Wohnzimmer!"

"Warum bist du denn jetzt so zickig?" Ich sah ihn nochmal böse an und rückte noch etwas weiter weg von ihn.

Beleidigt schloss ich die Augen. Gewohnte Geruch vom Weichspüler meiner Mutter, vermischt mit den, von Kindertagen bekannten, Duft von Castiel hatten irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich und sofort fiel ich in einen tiefen Schlaf.
 

Das Gebell der Hunde riss mich aus meinen Schlaf. Benommen rieb ich mir das Auge und sah verschwommen, das der Rand des Bettes weiter weg war als er hätte sein sollen.

Ich lag, mit den Rücken an Castiel gelehnt, seine Arme um mich geschlungen und sein war in meinen Haaren vergraben.

Ein leichtes Schaudern überkam mich als ich seinen Atem in meinen Nacken spürte und ich lief rot an. "Ca-Castiel... We-werd gefäll-gefälligst w-wach... Und lass mich los!", jammerte ich verzweifelt und zappelte.

Brummend richtete er seinen Kopf auf, sein Griff aber lockerte sich nicht. "Was stotterst du hier rum?" "Was hab ich in Bezug zu deinen Händen gesagt?" Er rückte etwas hoch und hatte seinen Kopf auf meinen gelegt, ich spielte mit den Gedanken meinen Ellbogen in seinen Magen zu rammen.

"Sie sind da, wo du sie sehen kannst. So wolltest du es doch." "Ich hab aber auch gesagt du sollst mich nicht anfassen! Was soll die Haltung??? Lass mich endlich los!", zeterte ich, doch noch immer lockerte sich sein Griff nicht und er ließ den Kopf wieder hinter meinen sinken.
 

Die Hunde waren mittlerweile ruhig und beobachteten uns neugierig, während ich versuchte mich aus der ungewollten Umarmung zu befreien. "Du hast gezappelt wie ein Fisch auf dem Trockenen, außerdem war mir wegen deinen Deckenklau kalt." "Billige Ausrede! Lass dir was besseres einfallen! Du perverses Schwein! Lustmolch! Belästigung! Mistkerl! Vollidiot! Nimm deine Pfoten weg!", meckerte ich.

Castiel seufzte und ließ mich los. Schnell kullerte ich wieder an Rande des Bettes und sah ihn böse an. "Du sabberst übrigens, schnarchst und quietschst.", meinte er und grinste leicht.

Ich blähte meine Wangen auf und boxte ihn gegen die Brust was ihn kurz husten ließ. "Wenn du Schmusebedürftig bist lass es nicht an mir aus! Knuddel mit Demon wenn du nähe brauchst!"sagte ich mürrisch und zog ihn das Kopfkissen weg.

Unsere Hunde hatten sich mittlerweile am Fußende wiedergefunden und beobachteten das Schauspiel Schwanz wedelnd. Ob sie uns nur deswegen geweckt hatten?
 

"Was ist dein Problem?" "Das wir keine Kinder mehr sind und du kein Recht hast mich als Plüschtier, Heizung oder Kopfkissen zu missbrauchen! Nur weil wir das als Kinder gemacht haben, heißt das nicht das du das heute noch einfach tun kannst!" Ich wollte gerade aufstehen, wurde aber wieder ins Bett gezogen. Ich quietschte kurz auf und haute ihn mit den Kopfkissen. "Was soll das???" "Wo willst du hin?", fragte er mich murrend und hielt meine Handgelenke fest.

Was war das hier für eine Paradoxe Vorstellung? "Ich geh auf die Couch! Da es dein Bett ist kann ich dich ja wohl kaum ins Wohnzimmer schicken!" "Man ich hab doch überhaupt nichts gemacht! Warum bist du so empfindlich?"

"Warum willst du unbedingt das ich bei dir im Bett schlafe???" Okay ich musste zugeben, auf einer Seite klang diese Frage irgendwie dumm und naiv, auf der anderen Seite wusste ich wirklich keine logische Antwort darauf. Castiel schwieg kurz und ließ mich dann los. "Man dann geh doch auf die Couch!", es war als würde ich mit einen trotzigen Kind reden.

Ich stand auf, ging zur Tür und hielt nochmal inne. Mein Herz raste als wäre ich einen Marathon gelaufen und meine Wangen glühten. Kurz fragte ich mich ob das schon die ganze Zeit so war und drehte mich wieder zu Castiel, der gerade sein Kissen in die richtige Postion brachte. "Was wollte das eben? Dieses, Umarmen und drängen das ich bei dir bleibe?", fragte ich ihn jetzt mit ernster Stimme und kam mir dabei immer noch dumm und naiv vor.

Extra - Gefühle vergehen nicht - Teil 1

~Leonie~
 

Mein Blick ging zur Uhr. Schmunzelnd fragte ich mich was Casi und Ada jetzt wohl gerade machten. Es war irgendwie fies von mir die Beiden krank allein zu lassen, aber man musste ihnen ja immer nach helfen! Wenn ich sie nicht hin und wieder allein lasse, vertragen sie sich ja nie! Ada verkriecht sich und Casi kuscht vor ihr, weil ihn immer noch das Gewissen plagt. Diese Kinder...
 

Mein neuer Assistent, ein noch recht jung wirkender mit haselnussbraunen, etwas längeren Haaren kam rein und musterte mein Büro.

Es war vollbestückt mit Fotos von Ada, Casi und Ken. Es wirkte wie ein Fotoalbum in Form eines Zimmers. Ich persönlich mochte es viele Fotos um mich zu haben, es gab mir das Gefühl Zuhause zu sein.

Mit einen charmanten Lächeln und einen leichten Kopfneigen sah ich zum Neuling. "Gibt es etwas?", fragte ich mit übertrieben freundlichen Stimme, oh wie ich es liebte Männer durcheinander zu bringen!

"Ähm... Ja die Fotos die sie wollten. Die neue Frühlingsmode.", meinte er und ging unsicher zu meinen Schreibtisch.

Sein Blick ging zu den Fotos von Tamina und David. Zu meiner großen Scharm musste ich zugeben das die Fotos von David überwogen, ich kamen halt nie aus dieser Phase ganz raus...

"Ihr Mann?", fragte mein Assistent vorsichtig und neigte den Kopf zu den Fotos. Mit einen leicht traurigen Lächeln schüttelte ich den Kopf. "Mein Bruder.", erwiderte ich und schenkte meine Aufmerksamkeit den Bildern der Frühlingsmode.

Der skeptische Blick des Neulings entging mir aber dabei nicht. Ich sah ihn an das er mehr wissen wollte, sich aber nicht traute zu fragen. Gut erzogen der Kerl, viele hatten schon versucht auf Umwege mehr über die Personen auf den Fotos heraus zu bekommen. Es war immer ein Spaß gewesen sie alle an der Nase herum zu führen, auch bei meinen Assistenten wartete ich nur auf eine Gelegenheit ihn auf den Arm zu nehmen und zu verwirren.

"Gibt's noch etwas?", fragte ich ihn nun mit etwas ernsterer Stimme, was ihn leicht zusammen zucken ließ. "Nein, ich versuche sie nur zu durchschauen, aber so ganz gelingt es mir nicht." Hm der Junge hatte Mut. Ich schenkte ihn zur Belohnung ein Lächeln und strich mir mit der Hand eine Strähne aus dem Gesicht. "Das haben schon viele Versucht.", erwiderte ich nur und mit einen leicht amüsierten Lächeln ging er wieder raus und ließ mich in meinen Fotoalbum allein.
 

Mit den Fingerspitzen ging ich über das Glas des Bilderrahmens von Davids und Taminas Foto. Das mit den Bruder war nicht ganz gelogen, doch die Wahrheit war es auch nicht. Verliebt betrachtete ich sein schulterlanges, rabenschwarzes Haar und seine, fast Silber wirkenden, grauen Augen. Wann werde ich wohl je völlig über ihn hinweg kommen?

Ich wusste, das tief in mir die Gefühle für ihn nie verschwinden werden.

Verträumt schloss ich die Augen und erinnerte mich zurück.
 

Meinen Vater kannte ich kaum, er war ein Fremder von dem ich nur wenige Gesichtszüge und die Haarfarbe geerbt hatte. Wir sprachen meist nicht mal die selbe Sprache, waren überhaupt nicht auf einer Wellenlänger, aber er fehlte mir nicht, er hinterließ kein Loch in mir, nur leere Emotionen. Ich wünschte mir für ihn, das er irgendwann seinen Weg finden würde.

Meine Mutter, die mich allein groß zog, war lieb, hilfsbereit und steht's bemüht, aber auch schwach... Sie hatte kein Selbstvertrauen und konnte Emotional nie mit irgendeiner Art von Abweisung umgehen. Sofort suchte sie immer die Schuld bei sich und weinte. Ich hatte mich nie gefragt warum sie so war, ich kümmerte mich eher um mich mit einen deutlichen Ziel vor Augen: So wie meine Eltern will ich nicht werden!

Ich wollte auf meinen eigenen Füßen stehen, für mich selbst sorgen können und von Niemanden auf irgendeine Form abhängig sein.

Hilfe schlug ich grundsätzlich immer ab und war auch im Allgemeinen sehr abweisend, ein verbittertes Kind das sich nichts sagen ließ und stur wie ein Esel war.
 

Nur Tamina, die nebenan wohnte und ein Jahr älter war als ich, schaffe es zu mir durch zu dringen. Sie war die Tochter wohlhabender Geschäftsleute und ein klein wenig rebellisch. Ein Wirbelwind der unaufhaltsam war, wenn er sich erst mal in Bewegung setzte.

Ihr rotes, langes, welliges Haar erinnerte immer an loderndes Feuer und ihre Rehbraunen Augen ließen sie, wenn sie wollte, unschuldig wie einen Engel erscheinen. Ich hörte ihr gern zu, betrachtete ihre selbstbewusstes Erscheinungsbild und wusste: SO will ich werden!

Stark, Schön und Witzig. Sie war mein Vorbild!

Mit ihr Teilte ich so gut wie fast alles, nur meine Schwächen, meine Ängste verbarg ich vor ihr. Wollte ihr nicht zeigen, wie Einsam und hilflos ich mich eigentlich fühlte. Dabei hätte sie es verstanden. Ich hätte mich ihr ohne Probleme anvertrauen können, aber mein Stolz stand mir im Weg.
 

Nicht mal als meine Mutter starb, als ich 16 war, vergoss ich vor ihr oder irgendjemanden sonst auch nur eine Träne. Heute könnte ich mich für meinen falschen Stolz ohrfeigen, aber damals war er das Einzige was mich daran hinderte zu zerbrechen.

Wo wollte ich hin? Zu meinen Vater sicher nicht, ich wusste ja nicht mal wo er war... Die Eltern meiner Mutter waren schon vor meiner Geburt gestorben und über die Familie meines Vaters wusste ich nichts.

Das Jugendamt machte meine Tante ausfindig, die ältere Schwester meiner Mutter.

Ich erinnere mich bis heute nicht das meine Mutter sie je erwähnt hatte. Wieder eine Fremde... Allerdings als ich sie sah, strahlte sie eine Warmherzigkeit, eine mütterliche Fürsorge aus, die meiner eigenen Mutter immer fehlte.
 

Sie, ihr Mann und ihr Sohn zogen in das Haus meiner Mutter, zumindest so lange bis ich volljährig werde und für mich sorgen konnte. Und da sah ich ihn zum ersten Mal, den Sohn meiner Tante, der, mit dem Tamina seit ein paar Wochen zusammen war und den sie mir eigentlich nächste Woche vorstellen wollte, mein Cousin David!

Extra - Gefühle vergehen nicht - Teil 2

David war ein Jahr älter als ich, er hatte meist ein gehässiges Grinsen im Gesicht, seine Augen funkelten stehts frech, wenn er nachdachte, hatte er die Angewohnheit den Kopf zu neigen, den Zeigefinger an den Mundwinkel zu legen und nach oben zu gucken.

Jede seiner Bemerkungen traf ins Schwarze und dessen war er sich bewusst. Auf den ersten Blick wirkte er unsensibel, aber schnell merkte ich, wie seine Worte mich eigentlich stehts auffingen...

Durch ihn merkte ich erst, wie deprimiert ich eigentlich war, wie schwach... Und wie schlecht ich die Starke spielte. Schnell wurde er unersetzlich für mich, meine Stütze.

Anfangs hoffte ich noch das es familiäre Gefühle waren die ich für ihn empfand, aber so war es nicht... So war es nie...
 

Seufzend öffnete ich die Augen, so viele Erinnerungen, so viele Momente, die sich in mich eingebrannt hatten. Szenen, die mir einen Stich verursachten, spielten sich noch einmal vor meinen Augen ab...
 

Es war noch ganz am Anfang, als David erst zu mir gezogen war, Tamina war begeistert, ihr Freund und ihre beste Freundin wohnten genau neben an. Überglücklich umarmte sie mich stürmisch als ich gerade auf den Weg zur Schule war. Ihr Feuerrotes Haar wirbelte verspielt um sie.

"Huch! Tami, was ist denn in dich gefahren? Warum so früh schon so munter?", fragte ich sie noch schlaftrunken, mir lag das frühe Aufstehe nicht.

"Ach ich bin einfach so froh! David wohnt jetzt nicht mehr so weit weg! Aber das ihr Verwand seit wusste ich gar nicht." "Wir sind nicht wirklich verwand...", verwirrt sah mich meine Beste Freundin an und versuchte ihre Haare zu bändigen.

"Wie meinst du das? Eure Mütter sind doch Schwestern dachte ich." "Davids Schwester wurde adoptiert, anscheinend dachten meine Großeltern das sie keine Kinder kriegen konnten, ein Jahr nach der Adoption wurde meine Mutter geboren. Wir sind also keine richtigen Blutsverwandte."

Adaliz, die Mutter von David hatte es mir am Abend zuvor erzählt, ich selbst wusste vorher auch nichts davon. Nun ja, ich hatte meine Mutter auch nie nach ihrer Familie gefragt.

"Hm... Nun ja Hauptsache du verstehst dich mit ihnen." Ich nickte nur, mit meiner Tante verstand ich mich sogar sehr gut, ihre mütterliche Wärme hatte mich sofort gefesselt, von meiner eigenen Mutter hatte ich das nie gekannt, da hatte ich immer eher das Gefühl mich um sie kümmern zu müssen und nicht umgekehrt, aber bei Adaliz, konnte ich irgendwie einfach Kind sein, ohne Sorge darüber das sie bei den kleinsten bisschen Druck schon zusammen brach.
 

"Leonie?" "Hm? Was?" "Ich hab dich gefragt wie es dir geht, wegen deiner Mutter..." Ich blickte zur Seite und dachte kurz nach wie ich es ausdrücken sollte, ohne kaltherzig zu klingen. "Ich habs verarbeitet... Es geht mir also gut."

Tamina zog die Augenbraue hoch, anscheinend glaubte sie mir nicht ganz. "Ach ja! Ich hab was für dich!" Verwundert blieb ich mit ihr stehen und sah ihr zu, wie sie in ihrer Jackentasche rumsuchte. Sie holte eine silberne Kette hervor, mit einen Halbkreis als Anhänger. Er sah aus, als wäre er zerbrochen worden und hatte etwas einkraviert. "Eine Freundschaftskette, ich hab sie anfertigen lassen. Etwas kitschig, aber du magst ja sowas.", meinte sie grinsend und meine Augen strahlten.

Ich liebte solche Ketten! Immer hatte ich davon geträumt so eine zu haben. "Die gehört echt mir?" "Natürlich! Guck..." Sie holte ihre Kette hervor und hielt die beiden Teile, die zusammen einen Kreis ergaben, aneinander. "Da stehen dein und mein Name. Ich hab sie extra nur für uns machen lassen. Man habe ich ewig drüber nachgedacht welches Motiv ich nehme! Ein Herz wäre mir wirklich ZU kitschig gewesen! Aber alle anderen Muster haben mich auch nicht angesprochen, also dachte ich, ich nehme was schlichtes. Ich hoffe es ist okay?" Voller Begeisterung fiel ich ihr um den Hals.
 

Bei der Erinnerung musste ich kichern, wie schlicht meine Wünsche doch damals waren... Diese Kette war Jahrelang mein größter Schatz, auch heute besaß ich ihn noch, nur war der Anhänger nicht mehr allein...

Ich holte aus meiner Handtasche das Kästchen raus, indem sich die Kette befand und begutachtete die zwei Anhänger, den, den mir Tamina schenkte und der Zahn den sie mir ausschlug als ich ihr sagte, das ich in ihren Freund verliebt war.

Beides war für mich das Symbol für meine Entscheidung die ich still für mich traf: Egal was passierte, egal ob die Gefühle für David blieben oder gingen, Tamina würde immer meine beste Freundin und der wichtigste Mensch außerhalb meiner Familie bleiben!

Unwillkürlich dachte ich an jenen Tag, an dem ich merkte was ich für David empfand, der Moment als ich nicht mehr verleugnen konnte was ich fühlte...
 

Ich saß am Schreibtisch und machte meine Hausaufgaben, wie immer machte ich sie auf den letzten Drücker, kurz vor der Angst. David lag auf meinen Fußboden und hörte über meinen Walkman Musik.

Immer wieder wanderte mein Blick zu ihn, er hatte die Augen geschlossen und formte mit den Lippen den Text der Musik. Mit den Fuß stupste ich seinen Arm an, er öffnete ein Auge und schob die Kopfhörer auf seine Schultern.

"Was ist?" "Was hörst du?" Er grinste breit und neigte den Kopf. "Kitsch, andere Musik hast du ja nicht." Schmollend blies ich meine Wangen auf. "Musst ja nicht meine Musik hören. Kauf dir doch selbst Kassetten!" "Dafür geb ich doch nicht mein Geld aus! Ich muss sparren hingegen zu dir. Da ertrag ich lieber diesen Liebesscheiß den du dir da anhörst."
 

Ich rutschte von meinen Stuhl runter zu ihn auf den Boden, nahm ihn die Kopfhörer ab und lauschte was er da gerade hörte. "Ach du hast doch keine Ahnung! Das ist ein wunderschönes Lied!" "Ich kapier nicht mal den Sinn von dem Mist.", erwiderte er nur und lehnte sich an mein Bett.

"Du bist mein Zuhaus, was ist daran nicht zu verstehen? Sie singt davon das sie sich bei ihm geborgen und Zuhause fühlt, das sie bei ihn ganz sie selbst sein kann, ohne darüber nach zu denken, sich einfach fallen lassen kann."

Er runzelte nur die Stirn, nahm die Kopfhörer wieder an sich und hörte genauer hin. "Hm... Trotzdem alles nur Geschnulze." Dieser Banause!

Brummend nahm ich ihn den Walkman wieder an mich und hörte verträumt das Lied. Wie es wohl ist jemanden zu haben bei dem man sich so fühlt? Unbewusst lehnte ich mich an David.

Sein Duft hatte etwas beruhigendes an sich, seine Wärme umgab mich und gab mir dieses Sichere Gefühl nach dem ich mich jahrelang sehnte. Seine warme Hand strich über meinen Kopf, langsam schloss ich die Augen und kuschelte mich an seine Schulter.
 

"Schmusebedürfnis?" Ich nickte nur zur Antwort und wurde gekrault. Die Kassette war zu Ende und im Raum hörte man nur noch unser leises Atmen. Mein Herz schlug schneller, flehte nach seinen Armen und ich rückte näher zu ihn.

In meiner Fantasie malte ich mir aus wie er sich zu mir runter beugte und mich küsste.

Erschrocken riss ich die Augen auf und sprang auf. Sein irritierter Blick ging zu mir hoch und fragend neigte er den Kopf. "Alles okay?", fragte er mich vorsichtig und ich nickte nur. "Ich bin müde...", meinte ich und er stand auf.

"Alles klar, dann geh ich rüber." Sanft streichelte er meinen Kopf und ich wünschte mir das es die Wange wäre. "Schlaf gut.", sagte er und ging raus. Mein Blick folgte ihn und noch immer schlug mein Herz schneller.
 

Ich zog die Luft ein und schloss das Kästchen. "Du bist mein Zuhause...", wiederholte ich die Worte, die ich damals zu ihn sagte.

Ob dieses Gefühl jemals verschwinden wird?

Kapitel 34

Noch immer sahen wir uns an, ich wartete auf eine Antwort, aber Castiel schwieg. Das Einzige was die Stille zu durchbrechen schien, war mein Herzschlag, der wie wild hämmerte.

"Ich hab dir eine Frage gestellt.", sagte ich mit gespielter Entschlossenheit. "Was sollte das hier Castiel? Warum wolltest du...", er stand auf, was mich kurz verstummen ließ. Ich lehnte mich an den Türrahmen, da ich befürchtete das meine Beine gleich wegklappten. Warum war ich so nervös?

Er stand vor mir und sah in meine Augen. Irgendwie kam ich mir kleiner vor als früher. Langsam löste er meine, eh schon schief hängenden, Zöpfe und beugte sich zu mir runter. Meine Nervosität stieg und ich wünschte mir eindeutig mehr Abstand zwischen uns.

"Was für eine dumme Frage." Ich blinzelte und neigte den Kopf. "Was?" "Wie kann man nur eine so dämliche Frage stellen und dann auch noch eine Antwort erwarten?" Ich war mir nicht sicher ob er das ernst meinte oder mich nur aufziehen wollte.

Stirnrunzelnd versuchte ich es in seinen Augen zu sehen und sah darin nur mein eigenes Spiegelbild.
 

Wieder beugte er sich etwas mehr zu mir runter und lehnte seine Stirn gegen meine. "Ich hab kein Fieber mehr...", murmelte ich. Castiel schmunzelte nur, blieb aber in dieser Haltung. "Ich weiß...", meinte er nur. "Und warum lehnst du dann..." "Wehe du stellst jetzt wieder eine dumme Frage!"

Ich blähte die Wangen leicht auf und drehte den Kopf weg.

"Meine Fragen sind nicht dumm! Ich weiß echt nicht was das alles hier soll! Du verhälst dich seit Tagen so... So anders, das verwirrt mich! Wenn du mich aufziehst ist das eine Sache, aber wenn du so komisch bist, wenn diese ungewohnte Stimmung zwischen uns ist, bin ich überfordert, denn dann kann ich dich nicht einschätzen. Also was ist dumm daran wenn ich dich frage?"

Ich sah wieder zu ihn, er war mir zum Glück etwas auf Abstand gegangen, aber trotzdem nah genug das ich mich eingeengt fühlte.
 

"Du kapierst es einfach nicht...", sagte er nach einer Schweigeminute. "Was denn? Erklärs mir!"

Wieder beugte er sich zu mir runter und ich hielt den Atem an. Das war zu nah! Viel zu nah! Und er stoppte nicht! In meinen Kopf drehte sich alles und meine Wangen glühten, bekam ich etwa wieder Fieber?

Am liebsten wäre ich einfach aus dem Zimmer gerannt, aber mein Körper war wie versteinert.

Ich spürte seinen Atem an meinen Lippen, irgendwie schien alles in Zeitlupe zu vergehen.
 

Es klingelte an der Tür, was mich aus meiner Erstarrung riss. Nur wenige Millimeter trennten Castiel und mich und bevor sich das änderte, flüchtete ich aus den Zimmer runter zur Haustür.

Noch völlig durcheinander und mit vernebelter Sicht öffnete ich die Tür und sah Lysander mit ruhiger Miene dort stehen.

"Liz? Du siehst etwas... Ähm... Entschuldige, hab ich dich geweckt? Ich wollte eigentlich nur sehen ob bei euch alles okay ist."

Ich starrte ihn kurz leicht geistesabwesend an. Die Szene von gerade ebend lief noch einmal vor meinen Augen ab.

Er hätte mich fast geküsst... Oder hätte er noch in letzter Sekunde gestoppt?

Er hätte mich fast geküsst! Und ich hatte nur blöd da gestanden!

"Liz?", fragte Lysander noch mal vorsichtig und sah mich besorgt an. "Liz, alles okay? Du bist so blass."

Ich hob meinen Kopf, hätte er nicht geklingelt dann...
 

Schnell übersprang ich die paar Schritte Abstand zwischen uns und umarmte ihn. "Ähm... Liz? Bist du im Fieberwahn? Ich bin nicht Leigh... Und du erdrückst mich." Ich schluckte schwer und klammerte mich an ihn fest. Mein Herz war mir in die Hose gerutscht und Jeder Einzelne Moment dieses Tages lief wie ein Film vor meinen Augen ab.

"Liz?" "Mir geht es gut! Ich hab kein Fieber... Ich bin... Nur gerade so durch den Wind... Alles dreht sich und ich glaub, wenn ich mich nicht an dir fest halte kipp ich um."

Lysander hielt mich an den Schultern fest, was mir das Gefühl gab fester auf den Füßen zu stehen. "Und du hast sicher kein Fieber?" "Nein ich... Ich kann gerade nicht klar denken, aber nicht wegen der Erkältung."

Ich hörte Schritte hinter mir und drehte leicht den Kopf. Castiel sah uns Beide prüfend an und ich schluckte. "Verstehe...", nuschelte Lysander und ich ließ ihn langsam los.

"Was machst du hier?", fragte Castiel und ein gewisser Unterton lag in seiner Stimme. Lysander hob die Arme, als wollte er zeigen das er unbewaffnet war. "NUR nach euch sehen.", erwiderte er mit unschuldiger Mine und neigte den Kopf.

Mein Sandkastenfreund brummte nur und lehnte sich erschöpft an die Wand. "Mir gehts gut, der Schädel schmerzt nur etwas."

Lysander sah zwischen uns hin und her, ich senkte nur unsicher den Kopf und schwieg. "Nun ja, trotzdem scheint ihr ja auf den Weg der Besserung zu sein. Ich werde mal gehen bevor Rosa her kommt, sie wollte unbedingt einen Krankenbesuch machen.", warnte er mich indirekt vor und drehte uns den Rücken zu.

"Bis morgen in der Schule...", rief Castiel ihn zum Abschied, schwankte zur Tür und schloss sie.

Ich zuckte kurz zusammen und hob den Kopf wieder mit unsicheren Blick. Er stützte sich mit einer Hand an der Tür ab und sah mich schweigend an. Was würde ich jetzt dafür geben, das der Boden mich einfach verschluckt...

Kapitel 35

Stille...

Ich war völlig unfähig etwas zu sagen, auch wenn mir 1000 Worte durch den Kopf schossen, alles würde falsch, dumm oder naiv klingen. Wo war das Loch zum verkriechen das ich gerade so brauchte?

"Ada..." Unsicher hob ich den Kopf und unsere Blicke trafen sich. Sofort errötete ich und strich mir das Haar aus dem Gesicht. "Hay Ada, bist du noch geistig da?" Ich brummte nur zur Antwort und sah weg.

"Wegen eben..." "Castiel, du solltest dich wieder hin legen, du bist immer noch blass. Ich mach uns einen Kamillentee.", sagte ich dann schließlich, wollte in die Küche flüchten, wurde aber fest gehalten. "Nein, du hörst mir endlich mal zu! Langsam hab ich die Schnauze voll von deinen Ausflüchten! Könnten wir BITTE reden?"

Ich biss mir auf die Lippe, Flucht lag mir mehr als Konfrontation. "Wir können oben reden...", versuchte ich es hinaus zu zögern und er ließ mich los. "Gut, diskutieren wir das im Bett aus...", konterte er und ging an mir vorbei, die Treppen hoch. Im Bett? Seinem Bett würde ich nie wieder zu nahe kommen! Nicht nach der Sache von eben...
 

Gedankenverloren sah ich den Wasser beim kochen zu und spielte nervös mit den Faden des Teebeutels. Wie gern würde ich jetzt einfach aus dem Haus rennen, in mein Zimmer und es abschließen! Natürlich mit geschlossenen Fenster und Vorhang!

Aber ich rannte doch schon vor Rosalia weg und vor Castiel schon seit der Sache mit seiner Ex. Sollte ich das wegrennen nicht langsam über haben? Oder war ich schon so daran gewöhnt, dass das Stehenbleiben für mich so eine Qual war?

Nein, ich wollte mich bessern! Ich bin hier her gekommen mit dem festen Wunsch mich meinen Schwächen endlich zu stellen! Und einer meiner größten Schwächen war mein Verhalten Castiel gegenüber...

Wie lange wollte ich noch wie ein beleidigtes Kind in der Ecke stehen und ihn patzig zurück stoßen? Ich musste mich ihn stellen und was er auch immer bereden wollte, ob nun die Sache von vorhin, oder der Streit damals, ich sollte ihn zumindest zuhören.

Ich sah entschlossen in mein verzerrtes Spiegelbild im Wasserkocher. "Du schaffst das Adaliz, du willst dich ändern!", meinte ich zu mir selbst und schüttete das kochende Wasser in die Tassen. Ich wollte nicht mehr nur auf der Stelle stehen, ich wollte voran kommen!
 

Entschlossen ging ich hoch in sein Zimmer. Dia und Demon kamen mir sofort freudig entgegen und ich empfing sie mit einen Lächeln. Mein Blick ging zu Castiel, der auf seinen Bett lag und zu mir sah, die ganze Zuversicht war verflogen und die Fluchtinstinkte machten sich in mir wieder breit.

Ich schluckte sie runter, ging zu ihn und gab ihn seine Tasse. Noch bevor er mich packen konnte, flüchtete ich zu seinen Schreibtischstuhl, ich würde mich bestimmt nicht zu ihn setzen!

"Wow, noch nicht aus den Fenster gesprungen und Richtung Horizont gerannt? Ich dachte, ich würde dich heute nicht mehr wieder sehen.", zog er mich auf, nippte an der Tasse und verzog das Gesicht. "Ih... Kamille..."

"Hab ich den Grund zu fliehen?" Er zuckte mit den Schultern und trank unbeirrt weiter. "Das *ich will mit dir reden* schlägt dich meist in die Flucht." "Aber dieses Mal bin ich nicht abgehauen... Du willst reden, okay dann reden wir. Was genau willst du denn besprechen? Der Fast-Kuss bevor Lysander her kam, oder unser Jahrelange Streit?" Ich spielte die Gelassene, aber ich merkte schnell das ich zur Schauspielerin nicht geboren war.
 

"Sowohl als auch... Ich muss es doch ausnutzen das du nicht abhaust.", sagte er grinsend und ich schluckte. "Wegen der Sache mit Deb..." "Castiel, du warst ein Idiot und ich bin schrecklich nachtragend, können wir es nicht dabei belassen?"

Er murrte, streckte das Bein aus und zog den Stuhl auf den ich saß näher heran, verflucht seit ihr, ihr verdammten Rollen!

"Nein ich will es nicht dabei belassen! Ja du hast recht, ich war ein Idiot. Ich hätte nicht einfach leichthin unsere Freundschaft für sie hinwerfen sollen und ich kann verstehen das du deswegen wütend auf mich bist, aber du warst schon komisch BEVOR ich dir sagte das wir uns nicht mehr treffen können und ich will von dir wissen warum! Ada, sag mir endlich was damals mit dir los war! Du benahmst dich so komisch seit ich..."

"Seit du mit ihr zusammen warst? Ja... Ich weiß... Es... Es war nicht deine Schuld ich..." Ich biss mir auf die Lippe, wie sollte ich ihn denn jetzt noch sagen das ich damals in ihn verliebt war? Und das ich eifersüchtig war und frustriert?
 

Unsicher trank ich den letzten Schluck aus und stellte die Tasse ab, Castiel tat es mir gleich. Ich erwiderte nicht seinen Blick und starrte auf meine Finger, die sich ineinander verschränkt hatten.

"Ich war damals in dich verliebt... Ich wollte es dir sagen, aber dann erzähltest du mir das du mit Debrah zusammen bist und... Da war ich eifersüchtig..." Ich hob den Blick und sah in sein überraschtes Gesicht.

"Und als du auch noch sagtest, das wir uns nicht mehr treffen könnten, weil deine ach so geliebte Debrah das nicht wollte, wurde aus Eifersucht reine Wut. Ich wollte euch einfach nur noch ins Gesicht schlagen! Sie war in meinen Augen ein verdammtes Miststück und du einfach nur das letzte Arschloch!

Ich meine, okay es hat mich verletzt das du in sie und nicht in mich verliebt warst, aber das hätte ich irgendwann akzeptieren können... Aber das du für sie den Kontakt mit mir abbrichst... Ich könnte dich heute noch dafür erwürgen! Du warst und bist ein Idiot Castiel!

Wir sind zusammen aufgewachsen! Wir waren IMMER zusammen und du wirfst das alles für dieses miese Biest hin? Nein das hab ich dir bis heute nicht verziehen! So blind kann Liebe nicht machen! Wie kann dir Freundschaft so unwichtig sein das du sie für diese Heuchlerin einfach hinschmeißt?"
 

Castiel nahm meine verkrampften Hände in seine und lehnte seine Stirn gegen meine Schulter. "Tut mir leid..."

Diese Worte hatte ich eigentlich schon oft von ihn gehört. Meist antwortete ich ihn voller Wut: "Wenn es mit *Tut mir leid* getan wäre, bräuchten wir keine Hölle mehr!", aber dieses Mal fühlte es sich anders an. Lag es daran das er jetzt wusste was ich damals empfand? Oder lag es an seine Art wie er es sagte? So leise und voller Schuld... Oder war es diese plötzliche Nähe?

Er packte mich und zog mich zu sich aufs Bett. Mit roten Wangen sah ich ihn unsicher an. Wie selbstverständlich nahm er mich in den Arm und legte seinen Kopf auf meinen. Unbeholfen klammerte ich mich an sein Shirt. Das war mir alles irgendwie peinlich. So handzahm und Nähesuchend kannte ich ihn nicht mehr.
 

Eine Weile blieben wir schweigend so sitzen, bis Castiel die Stille unterbrach. "Du warst in mich verknallt?" Jetzt hatte seine Stimme wieder diesen gehässigen Ton und ich brummte. "Damals! Das ist schon laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaange her und ich kann überhaupt nicht mehr verstehen wie ich nur so dumm sein konnte, so etwas für DICH zu empfinden!", stellte ich sofort mit übertriebener wütenden Stimme klar und sah zu ihn hoch.

Ich hätte ein Grinsen erwartet, aber statt dessen sah er leicht frustriert zur Seite. "Was ist?" "Ach... Ich versteh jetzt nur warum Leo mich letztens ausgelacht hat."

Ich richtete mich auf und guckte überrascht. "Meine Mutter hat dich ausgelacht? Warum?" "Weil ich... Ähm..." Er überlegte, schien die richtigen Worte zu suchen und sah mich dann ernst an.

"Weil ich ihr gesagt hab das ich in dich verliebt bin Ada..."

Kapitel 36

Völlig sprachlos starrte ich ihn an, hatte ich mich gerade verhört? Noch immer außer stante irgendwas zu antworten sah ich ihn an, als wäre er ein seltenes Tier im Zoo.

Nervös legte mir Castiel seine Hand auf die Augen. "Was soll das Geglotze? Sag was man!" "Ähm..." "Sag was anderes!"

Langsam ließ er die Hand wieder sinken und ich blickte ihn unsicher an. "Du verarscht mich oder? Darauf falle ich nicht rein..." "Über so was mach ich keine Witze! Das solltest du wissen..."

Okay... Jetzt war es amtlich, ich werde gleich ohnmächtig! Ich sah schon Sternchen vor meinen Augen und sprang auf, was ich lieber nicht hätte machen sollen, denn es führte dazu das meine Knie nach gaben.

Irritiert drehte ich mich mit den Kopf zu Castiel, der amüsiert schmunzelte. Mein Fluchtversuch schien auch noch lustig zu sein... "War klar das du fliehst wenn ich das sage." "Also verarschst du mich doch!" "Nein! Man Ada... Soll ich dir jetzt auf kitschige Liebesfilm-Weise beweisen das ich es ernst meine?"

Ich versuchte es mir kurz vor zu stellen... Aber es war mir nicht möglich. Ich verkniff mir kurz ein Lachen, als ob Castiel irgend eine romantisch-kitschige Ader hätte! "Neee, dann könnte ich dich nicht mehr ernst nehmen.", meinte ich und kämpfte mich auf die Beine.
 

Langsam atmete ich tief ein und aus, drehte mich zu ihn und sah ihn prüfend an. "Also ist das wirklich kein Witz?" Er schmollte leicht. "Ich-mache-darüber-keine-Witze!", wiederholte er und betonte dabei jedes Wort.

"Ada, ich bin WIRKLICH in dich verliebt und ich finde es schon peinlich genug das ich es wiederholen muss!" Castiel ist in mich verliebt... Dieser Satz schallte immer wieder in meinen Kopf und ich errötete.
 

Warum hatte mich meine Mutter nicht vorgewarnt? Warum hab ich das nie gemerkt? Was sollte ich denn jetzt machen???

Mein Kopf sagte mir: Weg laufen! Meine Instinkte sagten mir das selbe, aber mein Wunsch mich zu bessern riet mir, ihn zu antworten. Aber was sollte ich sagen??? Er wusste doch das ich in Leigh verliebt war!

Unsicher sah ich zu ihn, mir war klar das meine Wangen glühten und ich kämpfte immer noch gegen das tiefe Bedürfnis einfach weg zu rennen. "Du weißt das ich in Leigh verliebt bin..." "Weiß ich.", bestätigte er mir. "Aber jetzt weiß ich auch das du das auch mal für mich empfunden hast.", erwiderte er und hatte wieder dieses Grinsen!

"Ja okay, stimmt schon... Aber das ist jetzt nicht mehr der Fall Castiel..." Durch das Fenster hörte ich die Stimmen von Rosalia und Kentin. Erst jetzt viel mir ein das die Schule ja vorbei war und das Rosalia mich besuchen wollte!

Castiel sah kurz zum Fenster und seufzte. "Ich bring dich runter... Bevor Rosa noch auf blöde Gedanken kommt und dein Bruder mich wieder nervt. Er ist wie ein kleiner Taschenköter der sich für nen Kampfhund hält, nur an bellen und knurren!", murrte er und ich folgte ihn schweigend die Treppe runter, das Gespräch fühlte sich so unbeendet an...
 

Wir starrten Beide die Haustür an, was er wohl gerade dachte? Ich traute mich nicht so ganz etwas zu sagen, aber das Schweigen war erdrückend! "Was bin ich für dich?" Überrascht sah ich zu Castiel, wie kam er denn jetzt auf diese Frage? "Ich... Ich weiß nicht was ich darauf antworten soll... Früher warst du mein bester Freund, dann mein Schwarm, jetzt warst du eine lange Zeit Platz zwei auf meiner Hassliste, aber was du jetzt bist... Ich weiß es nicht, aber eins weiß ich..."

Ich sah zu ihn hoch und unsere Blicke trafen sich. "Ich bin nicht in dich verliebt, vielleicht noch nicht ganz über dich hinweg, aber auch nicht mehr verliebt."
 

Mit diesen Worten verließ ich sein Haus und seufzte schwer. Ich hatte das tiefe Bedürfnis mit jemanden zu reden, aber mit wem?

Rosalia kam mir sofort entgegen und umarmte mich. Besorgt fragte sie mich nach meinen Gesundheitszustand, mein Bruder meckerte während dessen darüber ich bei Castiel war.

Ihre Stimmen drangen nicht ganz zu mir durch, über mein Bewusstsein schien ein Schleier gelegt zu sein, alles wirkte so verzerrt und trüb. Selbst meine eigenen Gedanken konnte ich nicht ganz hören. Was war das nur für ein Gefühl?

Was war es, das mir den Magen so zusammen zog das mir fast schlecht wurde?

Schweigend ging ich mit den Beiden ins Haus und plötzlich wurde mir etwas bewusst: Während ich bei Castiel war, hatte ich nicht einmal an Leigh gedacht!

Kapitel 37

Kentin hatte Rosa und mich allein im Zimmer gelassen, wahrscheinlich fühlte er sich unwohl allein unter Frauen. Noch immer hing ich meinen Gedanken nach und grübelte.

"Liz? Hay Liz!" "Hm? Was?" Ich sah auf das schmollende Gesicht meiner besten Freundin und Lächelte entschuldigend. "Man Liz! Wo bist du denn mit deinen Gedanken? Bitte sag mir nicht das du wieder Streit mit Castiel hattest..."

"Ähm... Nein wir haben nicht gestritten...", nuschelte ich und Rosalias Augen funkelten auf. "Habt ihr euch wieder vertragen? Habt ihr euch ENDLICH ausgesprochen? Ich hab nämlich schon mit den Gedanken gespielt euch mal zu zweit ein zu sperren und euch erst raus zu lassen bis ihr das getan habt!"

Ich verdrehte nur die Augen, wenn sie das getan hätte, wäre ich wahrscheinlich lieber in dem Zimmer verhungert als mit ihn zu reden. "Nun ja... Ja man könnte sagen das wir uns ausgesprochen haben..." "Aber? Es klingt nämlich nach einen fetten aber!"

Seufzend spielte ich mit einer Strähne und starrte zu Boden. "Weiß nicht... Es ist alles so... Komisch... Und verwirrend..." "Was ist denn genau komisch und verwirrend?" Ihre Neugierde war geweckt und ich wog ab, wie viel ich erzählen wollte.

"Ich bin mir nicht sicher wie Castiel und ich momentan zu einander stehen... Ich weiß nicht wie ich es definieren soll. Auf der einen Seite sind wir so eng befreundet gewesen, sind zusammen aufgewachsen und kennen uns so gut, das man nicht sagen kann das wir *Bekannte* oder einfach nur *Freunde* sind... Auf der anderen Seite hatten wir jetzt so lange keinen engen Kontakt mehr und dann die Sache mit seiner Ex... Das man jetzt auch nicht behaupten kann das wir beste Freunde sind..."
 

Rosalia lehnte sich an die Wand und überlegte. "Muss man es denn immer bei dir benennen können? Liz, dein Problem ist, das du immer nur schwarz und weiß siehst, immer nur stur die eine Richtung. Zerdenk doch nicht immer alles, rede und handle doch mal instinktiv und grübel nicht über jedes Wort und jede Handlung nach... So übersiehst du doch nur was du eigentlich wirklich willst und was du wirklich fühlst."

Ich biss mir auf die Unterlippe, was ich will und fühle... Ja genau diese zwei Punkte bereiteten mir in letzter Zeit massive Probleme.
 

"Dein Bruder hat übrigens eine komische Art sich zu Rächen." Verwirrt über diesen plötzlichen Themawechsel sah ich zu Rosa, die mich nur anlächelte. "Was denn? Du sahst mir nicht so aus als ob du über die andere Sache weiter reden möchtest, also sei doch froh das ich mich daran nicht festbeiße."

Ich nickte nur und versuchte auf das Gespräch ein zu gehen. "Was meinst du mit Rächen?" "Ach, wegen Amber... Ich hab da was gehört. Jedenfalls hat dein Bruder sich ganz schön verändert..." Ich schüttelte den Kopf und lächelte. "Nein das wirkt nur so. Kentin ist und bleibt Kentin. Jedenfalls bei mir, aber ich wollte mich eh nochmal mit ihn zusammen setzen und in ruhe mit ihn reden, dazu kamen wir gestern nicht so wirklich."
 

Rosalia musterte mich prüfend. "War dein Vater eigentlich auch da?" Ich nickte. "Ja, aber nur kurz, er hatte noch mit meiner Mutter geredet und dann ist er wieder gefahren." Meine beste Freundin musterte mich prüfend, was erhoffte sie sich denn in meinen Gesicht zu sehen?

"Was wollte er denn von Leonie? Sie ist ja immer so schnell reizbar wenns um ihn geht... Hatte er auch mit dir geredet?" "Was soll ich denn mit meinen Vater bereden?", erwiderte ich Stirnrunzelnd.

"Versteh mich nicht falsch, es ist nicht so das ich was gegen ihn hätte... Aber ich wüsste auch nicht was ich mit ihn bereden sollte. Und was meine Mutter angeht... Sie wird, wenn er da ist, einfach wieder wie eine Jugendliche die sich trotzig einen Erwachsenen entgegen stellt. Oder es quält sie noch das schlechte Gewissen weil sie es war die sich trennen wollte. Sie ist einfach überempfindlich wenn es um ihn geht.", plapperte ich, aber eigentlich hatte ich keine Ahnung was genau zwischen den Beiden war.
 

Wir redeten noch eine Stunde über Beiläufiges, ich war dankbar für diese Ablenkung und froh, das ich trotzdem die Gedanken schweifen lassen konnte. Meine Gedanken führten mich zu einen Entschluss: Ich werde es wie meine Mutter machen, ich werde mit Rosalia reden was Leigh angeht.

Zwar hatte ich Angst vor ihrer Reaktion, aber es fühlte sich richtig an mit offenen Karten zu spielen. Ich wollte mich nicht mehr drum herum reden, ich wollte endlich ehrlich zu ihr sein... Nur ich musste den richtigen Moment abpassen, ich konnte ja nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen!
 

Als ich mich dann von Rosalia verabschiedet hatte, ging ich erschöpft zu meinen Bruder und ließ mich einfach in sein Bett fallen.

Er saß auf dem Fensterbrett und sah skeptisch zu mir. "Alles klar? Macht dir die Erkältung noch zu schaffen?" "Nein... Ich glaub da hab ich das schlimmste hinter mir... Aber ich sollte dringend mal in meinen Kopf aufräumen...", nuschelte ich und vergrub mein Gesicht ins Kopfkissen.

"Wegen Rosalia und Leigh?" "Auch..." Kentin setzte sich zu mir aufs Bett und strich durch mein Haar. "Was bereitet dir denn noch Kopfschmerzen?" Skeptisch sah ich zu ihn hoch und legte meinen Kopf auf seinen Schoß.

"Ich bin mir nicht sicher ob du dafür der richtige Ansprechpartner bist..." "Also gehts auch um Castiel.", stellte er murrend fest und legte seine Hand an meine Wange, an die ich mich sofort leicht anlehnte.

"Ja... Aber er hat mir nichts getan oder so... Also bitte geh jetzt nicht in die Luft..." "Ada, *nichts getan* definieren wir bei Castiel grundsätzlich verschieden.", meinte er leicht mürrisch, beugte sich zu mir runter und küsste meine Stirn.
 

Was ich will und fühle... Irgendwo in diesem Chaos, das ich meinen Kopf nenne, musste doch die Antwort darauf sein...

Kapitel 38

Ich hatte bei meinen Bruder im Bett übernachtet, das meine Mutter nach Hause kam hatte ich gar nicht mitbekommen. Als ich morgens wach wurde, hatte Kentin seinen einen Arm um mich gelegt und sein anderer ruhte unter seinem Kopf.

Lächelnd kuschelte ich mich an ihn und atmete seinen Duft ein. Ja, das war mein geliebter, großer Bruder, egal wie sehr er sich auch äußerlich verändert hatte.

"Schmusebedürftig?" Leicht überrascht sah ich zu ihn hoch, sein sanftes, leicht amüsiertes Lächeln machte mich verlegen und ich vergrub mein Gesicht in sein Shirt.

"Etwas... Morgen." "Morgen Ada.", erwiderte er nur und streichelte meinen Kopf. "Gut geschlafen?" Ich nickte nur und kuschelte mich noch etwas mehr an ihn. Ich wollte gar nicht wissen wie spät es schon war, am liebsten hätte ich noch Stunden so gelegen.
 

Wir blieben eine Weile so liegen, ich war mir nicht sicher wie lange, aber es war für mich zu kurz. Erst als der Wecker von Kentins Handy klingelte ließ er mich los und stand auf.

Brummend blieb ich im Bett zurück und sah zu, wie er sich Sachen raussuchte. "Deiner Haltung entnehme ich, das ich als Erster ins Bad kann.", sagte er grinsend und ich kuschelte mich in die Decke.

"Mach nur... Ich bleib noch Fünf Stunden liegen..." "Ada, du musst heute wieder in die Schule!", erinnerte er mich und verließ das Zimmer.

Wieder brummte ich nur und sah aus dem Fenster. Von Kentins Zimmer aus konnte man auf unseren Garten sehen. Es war eine ganz andere Aussicht als meine, ich hatte nur einen direkten Blick zu Castiel.
 

Als ich dann seufzend einen Blick auf die Uhr wagte, ergab ich mich meinen Schicksal, stand auf und ging in mein Zimmer.

Eher unbewusst ging mein erster Weg nicht zum Schrank, sondern zum Vorhang, den ich aufzog und in Castiels leeres Zimmer starrte. War er schon wach?

"Ada?" Ich zuckte zusammen und zog den Vorhang schnell wieder zu. Das Ergebnis war, das mein Bruder mich skeptisch ansah, ich wollte gar nicht wissen was er gerade dachte. "Das Bad ist frei, ich geh schon mal was essen."

Ich nickte nur und sah ihn seufzend nach. Wo war ich nur mit meinen Gedanken? Schnell griff ich mir das erste, was ich in meinen Schrank erwischte und ging ins Bad. Irgendwas war doch heute anders... Etwas fehlte...

"Oh Gott! Ich hab Dia bei Castiel vergessen!", schrie ich auf, zog mir schnell die Sachen über und rannte runter. Meine Mutter streckte den Kopf aus der Küche und musterte mich überrascht. "Ada? Wo willst du hin?" "Dia! Sie ist noch drüben! Ich hatte sie völlig vergessen!", jammerte ich und meine Mutter lachte.

"Hat den Hund vergessen... Das sind keine gute Voraussetzungen als Mutter... Ich hoffe du vergisst deine Kinder später nicht über Nacht bei anderen Leuten.", scherzte sie und grinste.
 

Ich ignorierte einfach mal ihre Worte und stürmte rüber. Nach einen zwei Minütigen Dauerklingeln riss Castiel genervt die Tür auf und sah mich, mit einer Zahnbürste im Mund, skeptisch an. "Dia!", sagte ich nur und er nahm die Zahnbürste aus dem Mund.

"Das fällt dir ja früh ein...", nuschelte er und ging einen Schritt zur Seite, damit ich rein konnte.

"Diaaaaaaaaaaaa", rief ich und mein Hund kam freudig zu mir gerannt. Schwanzwedelnd empfing sie mich und hüpfte in meine, nach unten gestreckten, Arme. "Oh Dia... Es tut mir leid."

"Du vergisst deinen eigenen Hund? Schlechtes Frauchen! Hast du ein Glück das Demon sie bei Laune gehalten hat.", meinte er, ging in die Küche und spülte seinen Mund aus.
 

"Ich hoffe für dich, du hast nicht vor SO zur Schule zu gehen." Fragend runzelte ich bei seinen Worten die Stirn und wagte mal einen Blick in den Spiegel.

Meine Haare waren, wie fast jeden Morgen, völlig zerzaust und sahen aus wie ein Vogelnest.

Die Bluse die ich trug, war erstens, falsch zugeknöpft und zweitens, nur drei von den sechs Knöpfen im Loch, sodass der Bauchnabel und zu viel des Dekoltee's zu sehen war.

Die Hose war einfach nur über gezogen, aber nicht zu gemacht, was dazu führte, das man ein bisschen von meiner Unterwäsche sah.

Verlegen richtete ich zumindest meine Sachen richtig und wagte keinen Blick zu Castiel, dem lag bestimmt schon ein gehässiger Spruch auf der Zunge und den wollte ich beim besten Willen gar nicht hören!
 

"Nun ja, danke das du dich um Dia gekümmert hast...", setzte ich an und sah skeptisch zu ihn. "Kommst du heute wieder in die Schule?" "Klar, mir gehts wieder gut. Nichts hilft besser gegen eine Erkältung, als eine Frau neben sich.", erwiderte er mit leichten Sarkasmus und sah voller Genugtuung zu, wie ich rot anlief.

"Ich will damit eigentlich sagen, das dein Hund bei mir im Bett gepennt hat.", erklärte er dann spöttisch und lachte leicht, als aus meiner Verlegenheit Wut wurde. "Du bist ein Idiot! Bis nachher.", meinte ich beleidigt, schnappte meinen Hund und ging wieder rüber.
 

"Und wie gehts Castiel heute?", fragte mich meine Mutter sofort und ich ließ mich neben Kentin auf den Stuhl sinken. "Gut! Zu Gut!", gab ich knurrend von mir und aß beleidigt das Frühstück.

Kapitel 39

In der Schule wurde ich gleich von Rosalia mit offenen Armen empfangen, auch Lysander wirkte Erleichtert mich zu sehen und begrüßte mich mit einen kurzen Lächeln.

"Ach ja Liz, das Beste hab ich dir ja noch gar nicht erzählt!", sagte Rosa dann freudig, als Castiel gerade an uns vorbei ging. Ich versuchte ihn zu ignorieren und konzentrierte mich ganz auf meine beste Freundin.

"Was denn?" "Nun, wenn Castiel zustimmt, organisieren wir ein Konzert hier in der Schule!" Verwundert starrte ich sie an und wollte kurz zu Lysander sehen, aber der war mit Castiel schon ins Schulgebäude gegangen.

"Ein Konzert? Warum das? Wie kommt ihr auf die Idee?", fragte ich Stirnrunzelnd. "Meine wars nicht, aber ich bin ganz Begeistert davon! Ari kam darauf." "Wer?" Ich neigte den Kopf verwirrt und grübelte, sollte mir der Name was sagen?

"Na Ari! Das Mädchen das mit deinen Bruder vorher in die gleiche Schule ging! Die, in die er so verschossen war.", sagte sie grinsend und sah neckisch zu ihn rüber.

Mürrisch tat Kentin so, als hätte er sie überhört und zog mich rein. "Der Unterricht fängt gleich an.", meinte er nur und ließ die amüsierte Rosalia zurück.
 

Ich dachte kurz nach und hatte einen Aha-Moment. "Ach ja! Ich erinnere mich! Du hast mir von ihr erzählt! Bist du nicht sogar nur wegen ihr zu Mama und mir gezogen?", fragte ich und er ließ mich seufzend los.

"Ja... Aber so ist das jetzt nicht mehr... Könnten wir bitte nicht über sie Reden? Kein Wort mehr?", flehte er und ich guckte leicht verwundert. "Ist irgendwas passiert?" "Nein... Das Thema hat sich einfach erledigt, okay?"

Seufzend nickte ich, wenn er nicht drüber reden wollte, konnte ich es nicht ändern, auch wenn ich irgendwie neugierig war.
 

Ich ließ meinen Blick über die Schüler, die an ihren Spinten standen, schweifen und fragte mich, wer von ihnen wohl der frühere Schwarm meines Bruders war.

Hatte ich sie schon gesehen, ohne sie direkt wahr zu nehmen? Hatte ich vielleicht mit ihr sogar schon gesprochen?

"Worüber denkst du nach?", fragte mich Kentin, während er seine Bücher aus den Spint nahm. "Wer von all diesen Mädchen Ari ist..." Er verdrehte die Augen. "Adaaaaa..." "Was denn? Ich rede doch nicht mehr drüber! Aber ich darf ja wohl über die Sache nachdenken..."

Seufzend ergab sich mein Bruder meiner Neugierde und drehte meinen Kopf zu einen Silberhaarigen Mädchen. "Das ist sie.", meinte er knapp und wand sich wieder seinen Spint zu.

Erstaunt musterte ich das Mädchen. Sie hatte bis zur Hüfte reichendes, glattes Haar, recht helle Haut, eine sportliche Figur und große, freundliche Augen, nur die Farbe erkannte ich von Weitem nicht.

Ich war mir ziemlich sicher das... Ich nie mit ihr geredet hatte...
 

Castiel ging an Ari vorbei und sie rannte ihn sofort hinterher. Ich hob kurz eine Augenbraue und spielte mit den Gedanken ihnen nach zu schleichen, aber das wäre albern! Warum sollte ich das auch tun?

"Ada!" "Hm? Was?" Leicht irritiert drehte ich mich zu meinen Bruder, der mir seine Armbanduhr unter die Nase hielt. "Der Unterricht fängt gleich an, willst du nicht lieber deine Bücher holen?"
 

Schockiert sah ich auf die Zeit, nickte und rannte schnell zu meinen Spint. Rosalia wartete bereits auf mich und musste schmunzeln, als ich völlig außer Atem bei ihr ankam. "Hat dich was abgelenkt?", fragte sie breit grinsend und ich schnappte mir meine Bücher.

"Was meinst du?" "Ich hab gesehen wie du mürrisch Ari und Castiel nachgesehen hast. Eifersüchtig?" Typisch... "Nein, nur verwundert... Kennen die sich?", fragte ich eher beiläufig und ging mit ihr zum Bioraum.

"Nun ja, sie sind in einer Klasse und so weit ich weiß verstehen sie sich recht gut. Aber bestimmt wollte sie ihn nur fragen ob er beim Konzert mitmacht. Beim Orientierungslauf, den wir geschwänzt haben, waren sie übrigens in einem Team."

Warum wurde ich das Gefühl nicht los das Rosalia WOLLTE das ich eifersüchtig werde? Wollte sie mich jetzt mit Castiel verkuppeln?
 

Ich schwieg nur dazu und setzte mich auf meinen Platz. Was zwischen Ari und Castiel war interessierte mich eher wenig, aber ich fragte mich eher, was zwischen ihr und meinen Bruder abgelaufen war! Warum wollte er mit mir nicht darüber reden?

Kapitel 40

In der Pause saß ich mit meinen Bruder zusammen. Gedankenverloren knabberte ich an meinen Sandwich rum und starrte auf den Boden. "Ada? Alles okay?" Noch leicht von meiner geistigen Abwesenheit benebelt, sah ich zu ihn hoch.

"Ja... Ich überleg nur..." Kurz runzelte ich die Stirn, ich sollte mit Kentin nicht drüber reden.

"Worüber denkst du nach?", fragte er mich, während er sich den letzten Bissen seines Mittagessens in den Mund schob. Ich zögerte noch, aber trotzdem wollte die Frage stellen.

"Wie ist Ari so?" Mein Bruder verschluckte sich und klopfte sich hustend auf die Brust. "Warum interessierst du dich plötzlich so für Ari?", fragte er und musterte mich misstrauisch.
 

Ich spekulierte was er als Grund für mein Interesse hielt, das ich wegen ihn neugierig war, darauf kam er bestimmt nicht.

Kurz zuckte ich mit den Schultern und biss von meinen Essen ab. "Nur so... Also, erzähl mal. Was für ein Mensch ist sie?" "Frag doch die Anderen, so gut wie jeder kennt sie, nur du irgendwie nicht." Schmollend verzog ich das Gesicht und nippte an meiner Wasserflasche.

"Sie ist eine Klassenstufe über mir, warum sollte ich sie kennen?" "Nun ja, Rosalia, Amber und ihr Gefolge kennen sie und die sind ja alle auch in deiner Klasse."

Ich verdrehte kurz die Augen, das war ja wohl kein Vergleich!

"Sowohl Amber und ihr Gefolge, als auch Rosalia kennen ja wohl JEDEN! Leg noch Peggy dazu und wir haben alle, die jeden Schüler sogar mit Nachnamen kennen. Amber hat sie sich bestimmt als Opfer ausgesucht und Rosalia war wahrscheinlich wieder mal Neugierig."

Gerade als ich den letzten Schluck aus meiner Flasche trinken wollte, schnappte mein Bruder mir mein Getränk weg und nippte dran. "Ari ist... Nun ja Ari halt." Brummend entriss ich ihn meine Flasche, nur um fest zu stellen das sie leer war.

"Wow, mit der Aussage kann ich ja viel anfangen..." "Warum willst du das denn unbedingt wissen? Wenn ihr nicht mal in der selben Stufe seit und ihr euch auch nie begegnet seit, dann muss es dich doch nicht interessieren."
 

Leicht beleidigt ließ er den Blick über den Schulhof schweifen und blieb an einer Stelle hängen. "Ist es weil sie mit Castiel befreundet ist?" Verwundert sah ich zu ihn hoch. "Hä?"

Ich sah in die selbe Richtung wie er und blickte zu Ari und Castiel. War das der Grund warum Kentin auf sie so schlecht zu sprechen war? "Wie kommst du da rauf?", fragte ich mit skeptischen Blick.

Mein Bruder sprang auf und guckte wie ein kleines Kind, dem man das Lieblingsspielzeug geklaut hatte. "Bist du etwa wieder an diesen Vollidioten interessiert?", motzte er mich fast an und ich hob die Arme zur Verteidigung. "Okay, ab wann ging das Gespräch um Castiel, mir gings eigentlich um Ari, nicht um ihn."
 

Kentin knurrte kurz, drehte sich um und ging. Verwirrt sah ich ihn hinterher. Was war denn jetzt sein Problem? "Komisch...", hörte ich gerade Rosalia neben mir sagen und überrascht drehte ich mich zu ihr.

"Rosa? Seit wann stehst du da?" "Seit den Beginn eures Ehestreits.", scherzte sie und grinste. Ich verdrehte nur die Augen. "Witzig...", erwiderte ich sarkastisch und aß das letzte Stück meines Sandwiches.

"Nein ehrlich, was gehts deinen Bruder an, auf wen du stehst und auf wen nicht? Ich finds komisch das er da so empfindlich ist.", meinte sie und nahm neben mir Platz.

Ich zuckte nur kurz mit den Schultern. "Er mag Castiel nun mal nicht. Er regt sich nur bei ihn auf.", erklärte ich und sah Zweifel in Rosalias Augen.

"Ist das so ja? Bist du sicher das ihr verwand seit? Ich mein ja nur..." "Rosa... Du siehst wieder Dinge, die nicht da sind. Aber du könntest mir sicher meine Frage beantworten! Wie ist diese Ari?"

Rosalia sah kurz in eine andere Richtung und schmunzelte. "Finde es doch selbst raus, sie kommt gerade zu uns." Überrascht drehte ich mich um und sah Ari vor mir stehen.
 

"Du bist Adaliz oder? Kentins Schwester. Könnten wir kurz reden?" Ich nickte und folgte ihr zu einer anderen Sitzbank. Was wollte sie von mir?

Kapitel 41

Unsicher sah ich Ari an, immer noch mit der Frage im Kopf, was sie ausgerechnet von MIR wollte. War es wegen Kentin?

"Ähm... Also... Adaliz..." "Sag ruhig Liz, es ist ungewohnt wenn man meinen ganzen Namen sagt." "Liz? Hm... Castiel nennt dich aber Ada, oder?" Woher wusste sie das? Hatte Castiel etwa über mich geredet? Oh Gott, wer weiß was der da von sich gegeben hat!

"Ähm... Nur Familienmitglieder nennen mich Ada, Castiel ist da eine Ausnahme. Aber egal, worüber wolltest du mit mir reden?" "Über Castiel..." Na Großartig! Das würde ja ein tolles Gespräch werden!
 

"Aha, was gibts denn da über ihn zu besprechen?", fragte ich skeptisch. "Hast du schon davon gehört, das ich ein Konzert versuche zu organisieren?" "Nun ja, selbst wenn nicht, spätestens jetzt wüsste ich es ja. Aber was hab ich damit zutun?"

Ari seufzte und sah kurz in die Richtung meines Sandkastenfreundes, der an der Schulmauer lehnte. "Könntest du ihn bitten auf zu treten? Ken... Ähm ich meine Kentin, meinte ihr währt zusammen aufgewachsen."
 

Mein Blick ging zwischen hier und Castiel hin und her und ich murrte. "Sind wir, aber warum fragst du ihn nicht selbst?" "Hab ich schon und er meinte er hat keine Lust, dieser Vollidiot! Und ich dachte, bei seiner Sandkastenfreundin wäre er vielleicht etwas handzahmer. Wenn ich ihn nochmal frage muss ich betteln und den Gefallen will ich ihn nicht tun!"

Ari schüttelte mit überzeugten Blick den Kopf. "Nein, ich bin der festen Überzeugung das er auf dich hören würde. Bitte versuch es, nur einmal.", bat sie mich flehend und setzte ihre großen, grau-blauen Augen ein. Dieser Dackeblick ließ kein nein zu.

Seufzend ergab ich mich und erklärte mich bereit mit Castiel zu reden.
 

Mit mangelnder Begeisterung ging ich zu ihn hin. Nur hatte ich keine Ahnung wie ich ihn fragen sollte, schließlich bestand unser letztes Gespräch daraus, das ich ihn einen Korb gab.

"Castiel?" Mein früherer, bester Freund drehte den Kopf zu mir und grinste leicht. "Hay Ada, was gibts?" "Nun... Man hat mich vor geschickt um dich zu überreden an dem Konzert teil zu nehmen. Und ich schwöre dir, wenn du jetzt irgend einen dummen Spruch oder eine alberne Bedingung stellst, hau ich dir vor allen Schülern so dermaßen eine rein, das du meinen Namen vergisst!"

Der Idiot lachte auch noch und schüttelte den Kopf. "Ada, Ada, Ada... So bissig heute? So bittet man jemanden aber nicht um einen Gefallen.", meinte er neckisch.

Ich kannte diese Ari nicht, aber MAN, war die mir was schuldig! "Castiel... Sag mir einfach ob du da mit machst oder nicht?" "Hm, na gut. Weil ich gute Laune hab mach ich mit." "Wirklich? Ohne jede Bedingung? Oder Gemeckere? Nicht mal Gegenargumente? Ich bin erstaunt! Sogar positiv überrascht."

Castiel verzog mürrisch das Gesicht. "Ich überlegs mir gleich anders." "Nein, nein, schon gut. Ich sag nichts mehr. Geh einfach nur zu Ari und sag ihr die erfreuliche Nachricht."
 

Ich wollte mich umdrehen und gehen, aber natürlich hielt er mich fest... Wie lange ging diese verfluchte Pause noch mal?

"Ada warte mal." "Castiel, ich muss wieder zu Rosa. Die Pause ist gleich vorbei und ich hab kaum mit ihre geredet." Okay ich geb ja zu das es eine billige Ausrede war, aber was besseres viel mir nicht ein.

"Ja klar, wenn du nicht mindestens fünf Sätze mit ihr in der Pause redest ist eure tiefe Freundschaft in Gefahr.", sagte er mit stark sarkastischer Stimme. "Gehst du mir etwa weiterhin aus dem Weg? Ich dachte wir hätten unsere Differenzen beseitigt, oder hast du noch was vergessen mir gegen den Kopf zu knallen?"

"Nein, ich glaub ich hab dir alles gesagt aber... Ich..." Noch bevor ich mir etwas raus quälen musste, erlöste mich zum Glück die Schulklingel. "Castiel, ich muss jetzt zum Unterricht... Bis später."
 

Okay, eigentlich hatte ich mir vorgenommen nicht mehr weg zu rennen und direkt zu sagen was ich denke und fühle, aber man konnte sich ja nicht über Nacht ändern.

"Und, was wollte Ari von dir?", fragte mich Rosalia, die zu mir angerannt kam. "Nichts besonderes, sie wollte das ich Castiel überrede beim Konzert mit zu machen." "Und hatts geklappt? Der soll gefälligst auftreten!

Ein Konzert wäre ENDLICH mal eine interessante Veranstaltung an dieser Schule! Außerdem will ich mich um die Klamotten kümmern! Ich hab schon ein paar Ideen.", erzählte sie mir freudig, während sie mir zum Klassenzimmer folgte.

"Ja er macht es, du willst also mit Leigh zusammen die Sachen für den Auftritt nähen?" "Ja! Irgend ein bestimmten Wunsch was ich Castiel nähen soll?" Ich sah sie skeptisch an, oh nein... Jetzt wollte sie mich wirklich auch noch mit ihn verkuppeln!

"Ähm... Nein, aber bevor du in den völligen Nähwahn versinkst, wollen wir heute nach der Schule zu zweit was unternehmen?" "Ja klar warum nicht!", meinte sie lächelnd und ich schluckte. Ob sie mich nach meinem Geständnis immer noch anlächeln würde?

Kapitel 42

Die Schule verging schneller als mir lieb war, oder es kam mir nur so vor weil ich Angst hatte. Vielleicht sollte ich doch einen Rückzieher machen... Feigheit war da keine Schande! Schließlich ging es um meine Freundschaft zu Rosalia!

Wenn ich Glück hatte und mich einfach von Leigh fern hielt, vielleicht würden dann die Gefühle doch verschwinden...
 

Während ich mit blassem Gesicht meine Schulbücher in meinen Spint packte, gesellte sich Lysander zu mir und sah mich schweigend an.

Ich schielte kurz zu ihm und seufzte. "Was ist?" "Das frag ich dich... Du stehst seit der großen Pause etwas neben dir... Ist alles okay?", fragte er mich mit besorgter Mine. "Ja... Ach wen will ich was vor machen? Nein es ist nicht alles okay. Ich will es Rosalia sagen, also das mit Leigh... Aber ich hab Angst."

Lysander blinzelte verwundert, drehte sich kurz um und sah zu irgendwas, drehte sich dann aber wieder zu mir. "Ich misch mich ja ungern ein Liz aber... Willst du nicht vielleicht doch noch warten?" "Worauf? Das es einfach verschwindet? Ich bezweifle langsam das es so einfach ist."

Lysander schwieg kurz, schien über seine Worte genau nach zu denken, winkte dann allerdings ab. "Es ist letzten Endes deine Sache, aber ich mach mir einfach nur Sorgen, das du etwas ins rollen bringst, was nicht nötig gewesen wäre. Willst du nicht lieber nochmal darüber schlafen?"

Ich schüttelte den Kopf und schloss meinen Spint. "Ich habe schon darüber geschlafen..." "Aber trotzdem hast du Angst." "Das würde ich auch morgen haben und übermorgen und in einer Woche... Und sogar wenn ich mir noch ein Jahr Zeit gebe, hätte ich immer noch Angst. Danach kann ich nicht gehen."
 

Ich ging an ihn vorbei und seufzte. Jetzt hatte ich nur noch mehr Panik vor dem Gespräch.

In Gedanken versunken ging ich raus auf den Hof, bestimmt wartete Rosalia schon auf mich, aber als ich das Schultor erreichte, war sie nicht zu sehen. Irritiert blickte ich mich um. Sie hatte doch vor mir den Klassenraum verlassen.

"Hay Ada, auf wen wartest du?", fragte mich die gut gelaunte Stimme meines Bruders. "Ähm... Ich war mit Rosalia verabredet... Hast du sie gesehen?" Er verzog kurz das Gesicht und nickte. "Ja, sie ist mit Ari Richtung Treppenhaus gegangen. Keine Ahnung warum."

Da viel mir wieder ein, ich wusste immer noch nicht was da zwischen ihn und Ari abgelaufen war! Mit fragenden Blick neigte ich den Kopf und starrte ihn an. "Was ist?" "Was war denn da nun bei dir und Ari? Du hattest schon wieder so das Gesicht verzogen." Mein Bruder verdrehte kurz die Augen und streichelte meinen Kopf, als wäre ich ein kleines Kind. "Ist nicht so wichtig. Du solltest jetzt nach Rosalia sehen, nicht das sie dich noch vergisst.", meinte er lächelnd und ging.

Mit schmollenden Gesicht sah ich ihm nach. Diese Ausflüchte! Lag es in der Familie weg zu laufen?
 

Wieder ging ich grübelnd zurück zur Schule Richtung Treppenflur. Was war da nur bei Ari und Kentin das er es mir nicht mal erzählen wollte?

"Aber Ari! Die Hausaufgaben...", hörte ich plötzlich denn Schulsprecher jammern und sah skeptisch zu ihn und Ari, die ihn hinter sich her zerrte. "Kannst du doch immer noch später machen. Bitte Nathaniel, es dauert doch nicht lange wenn du mithilfst."

Warum hatte ich nur gerade das Gefühl, das ich besser doch draußen warten sollte?
 

Ich wollte mich gerade umdrehen und mich wieder auf den Hof verkrümmeln, als mir plötzlich jemand die Hand auf die Schulter legte. "Adaliz, du bist auch noch da?"

Seufzend drehte ich mich um und sah ihn das lächelnde Gesicht von Ari. Warum hatte ich nicht einfach draußen gewartet? "Ähm ja... Ich suche Rosalia..." "Oh, die ist unten im Keller. Sie hilft uns beim aufräumen. Komm ich bring dich zu ihr.", meinte sie und ehe ich mich versah, wurden der Schulsprecher und ich schon zum Keller gezerrt.
 

Genau wie ich es schon ahnte, wurde ich mit eingespannt bei der Arbeit. Ari, Rosalia, Lysander, Castiel, Nathaniel und sollten zusammen den Keller ausräumen. Ich wollte eigentlich nein sagen, aber Ari machte es mir schwer ab zu sagen und Rosalia machte es mir sogar unmöglich. Waren die irgendwie verwand?

"Okay, wir tragen immer zu zweit. Wer mit wem?", fragte Ari voller arbeitseifer und ich schnappte mir schnell Lysander, bevor Castiel auch nur den Mund aufmachen konnte. Stirnrunzelnd sah er uns nach und auch Ari neigte fragend den Kopf.

"Ähm... Castiel, hilfst du mir?", hörte ich sie noch fragen, als ich die Treppe runter ging.

"Warum hast du nicht Castiel gefragt?", meinte Lysander, als wir uns ein paar Kisten schnappten. "Weil... Ach, seine nähe macht mich nervös... Ich bin immer noch so buff darüber das er in mich... Können wir nicht einfach nur Kisten tragen? Ohne reden?"

Er nickte und nahm mir eine Kiste ab. "Aber vielleicht solltest du darüber nachdenken warum er dich nervös macht.", meinte Lysander und ging hoch.

Kapitel 43

Ich schwieg. Warum machte mich seine Nähe nervös? Das war eine gute Frage… Aber wollte ich das wirklich wissen?

„Lysander? Wie machst du das immer?“ „Hm? Was denn?“, fragte er unschuldig und stapelte die Kisten übereinander. „Mich noch mehr zum grübeln zu bringen, als ich es eh schon tue.“, jammerte ich und reichte ihm meine letzte Kiste.

„Ich dachte du wolltest nicht reden.“, erwiderte Lysander leicht amüsiert. „Ich habs mir anders überlegt. Ich will reden.“ „Liz, dein Problem ist, das du erstens zu viel nachdenkst und zweitens, über die falschen Dinge.“, sagte er und stellte die letzte Kiste ab.
 

„Was meinst du?“ „Ich meine, Gefühle ändern sich, oder du bemerkst sie vielleicht auch einfach nicht mehr, weil du dich an sie gewöhnt hast.“

Jetzt kam ich nicht mehr mit! Verwirrt sah ich ihn an und neigte den Kopf. „So und jetzt noch mal auf Idiotensprache bitte.“ „Wir sollten lieber wieder in den Keller.“, meinte Lysander und ging an mir vorbei.

„Hay! Du kannst mich nicht erst verwirren und dann dumm sterben lassen! Lysander, jetzt bitte mal ganz direkt: Was willst du mir sagen? Worüber soll ich nachdenken?“
 

Er seufzte und sah mich an. „Ich glaube, du bist noch in Castiel verliebt. Ich zweifle nicht, dass du meinen Bruder nicht liebst, aber ich denke… Das du dich nur in ihn verliebt hast weil du deine Gefühle für Castiel unterdrücken wolltest beziehungsweise auf einen Anderen projiziert hast.“
 

Ich zuckte zusammen, Lysander ging raus, aber ich folgte ihn nicht. Stattdessen ging ich raus auf den Schulhof und tat das, was ich die ganze Zeit schon vorhatte: Ich verließ das Schulgelände. Es waren genug Leute die Ari halfen und ich konnte genauso gut draußen auf Rosalia warten.
 

Still wartete ich angelehnt an der Schulmauer und gab mich wieder meinen Gedanken hin. Hatte Lysander Recht? Das wäre doch eigentlich gut für mich! Es würde bedeuten, dass ich nicht wirklich in den Freund meiner besten Freundin verliebt war, es würde so viele meiner Probleme lösen!

Also ist es doch nur wünschenswert, dass ich mir die Liebe zu Leigh nur eingebildet habe. Nur… Warum machte mich dieser Gedanke so traurig?
 

Ich blickte zum Himmel, die warme Frühlingsluft umspielte meine Haare und ließ sie in alle möglichen Richtungen wehen.

Ja, es wäre alles viel einfacher wenn ich mir diese Gefühle nur einbilden würde…
 

Überrascht sah ich Leigh die Straße lang gehen und schlagartig schlug mein Herz wieder schneller. „Leigh… Willst du Rosalia abholen?“ „Oh, hallo Adaliz. Ja, sie hatte mir geschrieben dass sie länger in der Schule bleibt. Wartest du auch auf sie? Seid ihr verabredet? Dann geh ich lieber wie-„ Ich schüttelte den Kopf und lächelte.

„Nein bleib ruhig. Mich sieht sie doch eh den ganzen Tag. Sie freut sich sicher wenn du mit ihr was unternimmst.“
 

Ich stieß mich von der Wand ab und ging an ihn vorbei. Dieses Gefühl bildete ich mir nicht ein!

Diese Beschleunigung meines Herzschlages, diese brennende Eifersucht und der Neid auf Rosalia. Nein, ich konnte mir nichts vor machen, diese Gefühle waren echt. Darüber musste ich nicht weiter nachdenken.

Das einzige, worüber ich mir Gedanken machen musste war, was empfand ich noch für Castiel?
 

Endlich Zuhause angekommen schmiss ich halbherzig meine Tasche in die Ecke. Ich hatte schon wieder einen Rückzieher gemacht! Gleich zwei Rückfälle an einem Tag… Erst floh ich vor Lysander und dann vor dem Gespräch mit Rosalia.

Wie feige konnte ein einzelner Mensch eigentlich sein?
 

„Bin wieder da…“, rief ich lustlos und sofort lugte der Kopf meiner Mutter aus der Küche. „Du kommst aber spät.“ „Hab noch ein paar Mitschülern nach der Schule beim aufräumen geholfen…“, meinte ich und ging zu ihr in die Küche, auf der Suche nach Essen.

„Ach so und das hat so lange gedauert?“ „Sogar noch länger, aber ich bin frühzeitig gegangen.“

Ich schnappte mir eine trockene Semmel und biss mit nachdenklichem Blick rein. „Erst hilfst du und dann haust du ab?“, fragte meine Mutter skeptisch und schien über den Zusammenhang zu grübeln.

Ich nickte nur und schob den Rest der Semmel in den Mund. „Ich hatte eigentlich von an fang an nicht vor zu helfen, aber weil ich eigentlich mit Rosa nach der Schule verabredet war und sie da mitgemacht hat, konnte ich nicht wirklich ablehnen.“

„Und warum bist du dann doch abgehauen? Augenscheinlich ohne Rosalia?“ „Weil… Ach ich weiß nicht… Weil ich die Wahrheit nicht ertrage? Und ein Hasenfuß bin?“
 

Meine Mutter verdrehte die Augen und guckte mich leicht genervt an. „Ich hoffe das ist nur eine Phase von dir und nicht deine wirkliche Lebenseinstellung.“ „Was?“, fragte ich betrübt.

„Dein verfluchter Selbsthass. Echt Ada! Ich hab dich ja lieb aber… Man kauf dir bei Gelegenheit mal ein bisschen Selbstvertrauen, ja?“, meinte sie und ich sah sie überrascht an.
 

„Wie bitte? Mama, sollten Eltern mit ihren Kindern so reden?“, fragte ich murrend. „Es ist eigentlich nicht meine Art, aber Ada, du bist so verflucht negativ dir gegenüber eingestellt, dass man dir mal gehörig den Kopf waschen sollte! Was soll diese Halbherzigkeit?“

„Wieso halbherzig? Weil ich denen nicht mehr beim Kisten tragen helfen wollte?“, erwiderte ich ungewohnt zickig und verschränkte die Arme.
 

„Nein, weil du ja augenscheinlich vor irgendwas geflohen bist und dich, wie ich es deinen Blick entnehme, dich gedanklich dafür runter machst. Man Ada, hab doch endlich mal Arsch in der Hose. Was immer du dir vornimmst, was immer du denkst oder fühlst, zieh es doch bitte einmal im Leben auch durch!

Dir fehlen anscheinend Erfolgserlebnisse. Die kannst du aber auch nur haben, wenn du endlich mal dich durchbeißt.“, sagte meine Mutter und schnappte nach den langen Text kurz nach Luft. „Oh ich hasse es wenn ich solche Ansprachen halten muss.“, sagte sie dann und ihre Stimmung war plötzlich wieder heiter. „es gibt gleich Essen.“, verkündete sie und nahm mir damit jede Chance auf Wiederspruch.

Kapitel 44

Schweigend saß ich mit meiner Mutter und Kentin am Esstisch. Wie ich es hasste wenn meine Mutter mich zusammen stauchte… Allerdings hatte sie leider nicht Unrecht. Aber was sollte ich machen?

Ich war so daran gewöhnt weg zu rennen, das es schon wie ein Reflex war, einfach zu gehen wenn mir die Situation nicht gefiel.

Letzten Endes waren das aber nur Ausreden… Ich hatte mir vorgenommen mich zu ändern, aber eigentlich… War ich zu Feige dafür. Und dann jammerte ich auch noch über meine Feigheit! Je länger ich darüber nachdenke, umso bewusster wurde mir, meine Mutter hatte mit ihren Vortrag völlig Recht!
 

„Ich bin satt.“, sagte ich und stand auf. Meine Mutter und mein Bruder sahen mich Beide skeptisch an. „Aber du hast doch kaum was gegessen…“, meinte Kentin besorgt und stand mit mir auf.

„Schon gut, ich hab wirklich keinen Hunger mehr. Darf ich ins Zimmer gehen?“, fragte ich meine Mutter höflich, die ihre Gabel im Mund auf und ab wippen ließ. „Natürlich darfst du, aber willst du nicht wirklich noch was essen?“ Ich schüttelte nur den Kopf und ging hoch in mein Zimmer.
 

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett sinken. Zweiter Versuch bei der persönlichen Mission: Mutiger werden!

Dia sprang auf mein Bett und saß Schwanz wedelt neben mir. „Und was erwartest du jetzt von mir?“, sagte ich lächelnd und nahm sie in die Arme. Sie sah mich mit ihren großen, braunen Augen an und schien mir damit irgendwas sagen zu wollen.

„Ach du bist so süß.“, nuschelte ich und knuddelte sie. Doch ich durfte mich nicht ablenken lassen! Mit gespielter Entschlossenheit griff ich zu meinem Handy und rief Rosa an.
 

„Hay Liz! Ich wollte dich auch gerade anrufen. Was ist los? Warum bist du einfach abgehauen?! Kameradenschwein…“ „Sorry ich… Ach ich musste einfach weg. Egal, jedenfalls, können wir uns kurz treffen? Im Park oder so?“

Ich konnte Rosalias skeptischen Blick förmlich vor mir sehen, wahrscheinlich spinnte sie sich gerade die verschiedensten Gründe für mein Verhalten zusammen.

„Ähm, ja klar. Hab eh Zeit, bring Dia mit, das süße Fellkneul!“
 

Mit Dia im Schlepptau machte ich mich auf den Weg. Ich wechselte alle Fünf Minuten zwischen Entschlossenheit und Zweifel, auch Lysanders Worte gingen mir nicht aus dem Kopf. Vielleicht begann ich jetzt einen Fehler… Aber ich musste es wagen, sonst würde ich nie meine Ruhe haben!
 

Dann war es soweit, Rosalia und ich standen uns gegenüber. Mir wurde Abwechselnd heiß und kalt und meine Nackenhaare stellten sich auf. Dabei war es doch meine eigene Entscheidung das zu tun… Und trotzdem hatte ich Angst.

Rosalia musterte mich kurz und guckte besorgt, wahrscheinlich wirkte ich gerade wie jemand, dessen Hund gestorben war, völlig aufgelöst.

„Liz? Ist alles okay?“ Ich atmete noch mal tief ein und aus und nickte. „Ja, ich… Ich muss mit dir kurz über etwas reden… Oder eher dir etwas sagen.“ Oh Gott, statt die ganze Zeit Panik zu schieben hätte ich lieber mal mir überlegen sollen, wie ich es ihr sage! Jetzt war ich völlig unvorbereitet und wirkte dadurch noch unsicherer.
 

Rosalia packte meine Hand und zog mich zu der nächsten Sitzbank, wahrscheinlich hatte sie Angst dass ich jeden Moment ohnmächtig werde!

„Also, was möchtest du mir sagen? Was ist passiert?“ Das sitzen war keine schlechte Idee, denn mir wurde gerade wirklich schwindlig. „Ich… Ähm… Es ist so das ich…“

Ich konnte es nicht! Ich musste von hier weg! Die Entscheidung war gefallen, ich nehme diese Sache mit ins Grab! „Liz, jetzt red Klartext! Was ist los?“, forderte sie und hielt mich fest.

„Ich bin in Leigh verliebt!“, platzte es dann aus mir heraus und ich erschrak mich selbst davor. Schockiert starrte mich Rosalia an. Oh wie gern wäre ich jetzt jeder, nur nicht ich…

Kapitel 45

Im Inneren hörte ich das Ticken einer Uhr, ein unerträglich langes Schweigen war zwischen meiner besten Freundin und mir und ich traute mich nicht, sie zu unterbrechen.

"Du bist was?", fragte Rosalia mich dann schockiert und stand auf. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah traurig zu ihr hoch.

"Es tut mir leid... Aber glaub mir, ich hab nicht vor euch dazwischen zu funken oder so. Das wollte ich nie! Ich finde, das ihr das perfekte Paar seit und möchte auch das es so bleibt! Ich kanns mir nur bis zu einen bestimmten Punkt nicht mit ansehen...

Das ist auch der Grund warum ich mich öfter mal so komisch verhalten hab..." Ich sah sie an, doch sie hatte den Kopf weggedreht. "Wie lange schon?" "Was?" "Wie lange bist du schon in ihn verliebt?", fragte sie mich ernst und sah mich wieder an.

"I-Ist das denn wichtig?", fragte ich unsicher und schluckte. "Nein, eigentlich nicht..." Sie seufzte und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und drehte mir den Rücken zu.

"Ich geh nach Hause... Ich... Ich muss nachdenken. Bis dann Liz.", sagte sie und ging. Ich traute mich nicht sie auf zu halten und nuschelte nur ein "Bis dann...".
 

Zuhause ging ich gleich direkt in mein Zimmer, Kentin wollte mit mir reden, aber danach war mir nicht.

Gedankenverloren öffnete ich mein Fenster, hing leicht raus und sah zu unseren Garten, in dem Dia rumrannte und den Zaun, hinter dem Demon saß, anbellte.

"Was ist los?" Castiels Stimme riss mich aus den Gedanken und ich sah zu ihn, wie er, fast in der selben Haltung wie ich, aus dem Fenster hing.

"Ich habs Rosalia erzählt..." "Was denn?" "Na was wohl?" Ich verdrehte die Augen und er brummte. "Und das, obwohl dir Lysander davon abgeraten hat? Mutig... Aber dumm.", meinte er und neige den Kopf.

Seufzend richtete ich mich auf. "Warum rede ich mit dir überhaupt darüber? Du bist da eindeutig die falsche Ansprechperson." Ich schloss das Fenster und zog den Vorhang zu.
 

Bei den Weg zur Schule, ließ ich mir dieses mal etwas Zeit, trotzdem bestand mein Bruder darauf mich zu begleiten, auch wenn ich ihm ansah das ich ihm etwas zu langsam war.

Als wir ankamen, stand Castiel mit wütenden Blick an der Schulmauer gelehnt, was meinen Bruder sichtlich nervös machte.

"Castiel, warum bist du noch draußen? Der Unterricht fängt bald an! Schwänzt du wieder?". Er antwortete mir nicht, also wollte ich an ihn vorbei. "Warte... Geh nicht rein...", meinte er und hielt mich fest. "Hm? Warum nicht? Castiel, es klingelt gleich! Ich hab keinen Bock zu spät zu kommen!" "Ob du zu spät kommst ist egal! GEH-DA-NICHT-REIN!", forderte er und betonte dabei jedes Wort.

Kentin beobachtete uns verwirrt und ging rein.
 

Schnell rannte er wieder raus, schob sich zwischen Castiel und mich und nahm meine Hände. "Er hat Recht... Du solltest lieber warten bis es klingelt." Skeptisch hob ich eine Augenbraue und verschränkte die Arme.

"Jungs was soll das? Es ist schon unheimlich genug das ihr euch einig seit, aber warum zum Teufel darf ich nicht in die Schule???" Beide schwiegen. Was war denn nur los? Genervt sah ich auf die Uhr, in fünf Minuten begann der Unterricht.

"Nun ja, macht was ihr wollt, ich geh rein!" "Aber Ada, du solltest wirklich nicht..." "Castiel, ich hab genug! Ich geh jetzt!"
 

Ich betrat den Flur und alle meine Mitschüler starrten mich an. Jeder hielt eine Schülerzeitung in der Hand, die Peggy austeilte. Leicht irritiert ging ich zu meinen Spint, warum sahen mich alle so komisch an? Und seit wann lesen alle den Wisch von Peggy?

Mein Blick fiel auf den Boden, wo eine dieser Zeitungen lag. Ein Foto von mir und Rosalia war abgebildet. "Was zum Teufel..." Ich beugte mich runter um sie auf zu heben und las die Überschrift. Lysander kam angerannt und riss mir die Zeitung aus der Hand. "Liz! Lies nicht dieses schwachsinnige Klatschbla..." Schockiert sah ich ihn an.

Kapitel 46

Ich saß in der Stunde, konnte mich aber nicht auf den Unterricht konzentrieren. Die ganze Zeit dachte ich an diesen Zeitungsartikel, in dem mich Peggy als Männerstehlendes Biest darstellte.

Dieses Miststück hatte uns gestern belauscht! Und entwider hatte sie nicht bis zum Schluss zugehört, oder aber sie hatte nur das gehört, was sie hören wollte.

Mein Blick ging zu den anderen Mädchen, die mich abschätzend musterten.
 

In der großen Pause verkroch ich mich zu Castiel und Lysander in den Keller. "Ich hab dir ja gesagt du sollst nicht rein gehen!" "Was sollt ich denn machen? Die Schule schwänzen? Außerdem konnte ich ja nicht wissen das Peggy Rufmord an mir begeht!", meckerte ich und lehnt mich frustriert gegen die Wand

"Was mach ich denn jetzt? Rosalia ist heute auch nicht da... Hätte ich doch nur die Klappe gehalten!"

Lysander lehnt sich neben mir und seufzte tief. "Du konntest ja nicht wissen das Peggy euch belauscht und sich einfach ihr eigenes Urteil bildet. Wenn Rosalia wieder da ist wird sie alles aufklären und der Zeitungsartikel ist Schnee von Gestern." Er versuchte mich damit auf zu muntern, aber ich hatte nicht das Gefühl das es so einfach war...

Außerdem Fragte ich mich warum Rosalia heute nicht da war.
 

Den Rest der Schulzeit verbrachte ich entwider versteck im Keller oder im Schutze meines Bruders.

Jetzt hatte ich den einen Tag Mut bewiesen und mich überwunden und musste mich letzten Endes doch feige verstecken.

Aber ich wollte mich nicht von den Anderen verbal oder mit Blicken runter machen lassen, nur weil Peggy der Meinung war, das ich anderen den Freund ausspanne. Und wenn ich etwas dagegen sage, würde man mir nicht glauben, nur Rosalia konnte die Sache aufklären...
 

Ich wartete, bis die meisten Schüler weg waren und ging zu meinem Spint. "Adaliz, da bist du ja." Ich schreckte zusammen und drehte mich unsicher um. Ihre silbernen Haare wehten in der leichten Brise, die durch den Flur gingen, ihre großen, grauen Augen funkelten mich neugierig an.

"A-Ari? Was gibts?" Ich schluckte schwer, hatte sie den Zeitungsartikel gelesen und wollte mich jetzt runter machen?
 

"Warum bist du das letzte Mal so plötzlich verschwunden? Wir hatten dich überall in der Schule gesucht." "Entschuldige... Ich bin früher nach Hause gegangen, ich hätte euch bescheid sagen sollen.", nuschelte ich und war verwundert über das Gesprächsthema. Hatte sie den Artikel etwa nicht gelesen?

"Was ist los? Du wirkst so nervös." "Hast du die Schülerzeitung nicht gelesen?", fragte ich skeptisch. "Nö, so ein Klatschblatt les ich nicht. Peggy schreibt immer irgendeinen scheiß. Die wichtigen Sachen erfahre ich auch ohne sie. Aber wieso fragst du?"
 

Sie wusste also nichts davon... Es wunderte mich das die Anderen ihr nichts erzählten hatten, war aber auch dankbar dafür. "Nicht so wichtig... Wolltest du noch irgendwas?", fragte ich und nahm meinen letzten Kram.

"Nun ja, ich wollte dich fragen ob du mir noch einmal hilfst bei der Vorbereitung. Rosalia ist heute nicht da und Armin und Nathaniel sind auch schon weg... Ich konnte gerade noch so Castiel, Lysander und Kentin aufhalten."

Ich wusste nicht ob Ari dreist oder witzig war. Wie schaffte sie es nur immer sich ihre Arbeitskräfte so erfolgreich zu organisieren?
 

"Nun ja... Eigentlich wollte ich ja ohne Umwege nach Hause..." Sie nahm meine Hände und sah mich mit großen Augen an. "Biiiiiitte... Nur heute! Außer Lysander sind die Jungs nur eine Halbherzige Hilfe. Kentin ist die meiste Zeit damit beschäftigt mir aus dem Weg zu gehen und Castiel tut nur was er will."

Ich schmunzelte leicht, ja das klang nach den Dreien. "Na gut, ich helf dir, aber nicht Stundenlang.", erwiderte ich und schloss meinen Spint. Vielleicht konnte ich Ablenkung gebrauchen, damit ich nicht weiter über diesen verdammten Artikel nachdachte.

"Super! Und währen wir den Keller herrichten, erzählst du mir von dem Zeitungsartikel wegen dem du anscheinend so einen Schiss hast." Na toll...

Kapitel 47

Ich war zusammen mit Ari los gegangen, einen Vorhang kaufen. Warum ich ihr dabei helfen sollte, wusste ich nicht, aber sie hatte darauf bestanden.

"Hm.... Was meinst du Liz, welche Farbe nehmen wir?" Sie hielt die Stoffe hoch und ich musterte sie lustlos. "Den Roten..." "Rot?", fragte sie nochmal nach und musterte den Stoff. "Ja... Sag mal, warum organisierst du dieses Konzert überhaupt?" Es interessierte mich eigentlich nicht großartig, aber ich nahm jedes Gesprächsthema das ich kriegen konnte, das sich nicht um den Artikel drehte.

"Ich hab diesen komischen Lauf versaut... Jetzt will ich mit diesen Konzert Geld zusammen kriegen. Außerdem will ich unbedingt Castiel und Lysander auf der Bühne sehen! Okay... Ich gebs zu... Das mit Lysander und Castiel ist der Hauptgrund.", gestand sie und grinste breit.

"Hm...", erwiderte ich nur und dachte über ein neues Thema nach, während Ari den Stoff für den Vorhang zusammenwickelte.
 

"Hast du sie schon mal gehört?", fragte sie dann, als wir auf den Weg zur Kasse waren und ich zuckte zusammen. "Hören? Was?" "Du meinst wohl eher *Wen*. Ich meine Lysander und Castiel, hast du die Beiden schon mal gehört?", fragte sie nochmal amüsiert.

"Ähm... Castiel hab ich schon oft Gitarre spielen hören, aber Lysanders Gesang kenne ich nicht." "Stehen Castiel und du dir nahe?" Hm... Irgendwie gefiel mir dieses Gesprächsthema auch nicht. Warum horchte sie mich aus? War sie etwa an ihn interessiert und wollte überprüfen ob ich eine Konkurrentin bin?

"Nun ja nahe... Wir sind zusammen aufgewachsen und wohnen nebeneinander... Aber ansonsten ist da nichts weiter.", erwiderte ich und hoffte auf ein Ende dieses Gesprächsthemas.

"Ach so... Also läuft da nichts zwischen euch?" Sie musterte mich neugierig und ich erwiderte ihren Blick nur skeptisch. "Nein, da läuft nichts...", versicherte ich ihr noch mal.
 

Wir waren auf den Weg zurück und Ari sah die ganze Zeit nachdenklich geradeaus. Es war fast unheimlich wie still sie war, allerdings war ich auch froh, nach reden war mir nicht.

"Was stand jetzt eigentlich in diesen Artikel von Peggy?" Mist! Zu früh gefreut! "Ach das... Nichts wichtiges... Da steht Blödsinn drin! Nur die Halbe Wahrheit... Und der andere Teil zusammengereimter Schwachsinn." Sie nickte und musste lachen.

"Nun, das trifft auf die meisten ihrer Artikel zu, aber was war denn das Thema? Es muss ja mit dir zutun haben." "Hat es... Mit mir und Rosalia... Peggy behauptet das ich Rosalia den Freund ausspannen will und nur für den Fall das ich scheitere, mir anscheinend die Anderen Jungs noch warm halte. Kurz gesagt, sie stellt mich als Miststück hin und die meisten glauben das auch noch."

Ari blieb stehen und starrte mich mit offenen Mund an. "Das hat sie geschrieben? Krass... Also entschuldige... Aber wie ein Männerverführendes Miststück kommst du mir gar nicht vor. Und was ist jetzt da das kleine Funke Wahrheit in diesen Artikel?"

Ich blieb stehen und schluckte schwer, das wollte ich ihr nun wirklich nicht erzählen... "Nun ja... Darüber möchte ich nicht reden. Aber ich will weder irgendjemanden den Freund ausspannen, noch wickle ich irgendwelche anderen Jungs um den Finger. Peggy hat anscheinend Langeweile, zu viel Fantasy oder nichts interessanteres zu berichten, jedenfalls ist dieser Artikel echt beleidigend. Und das die Anderen das auch noch glauben ist die größte Unverschämtheit!", meinte ich und riss die Tür des Schuleingangs auf.
 

Ari hing mit Lysander zusammen den Vorhang auf, während Castiel und ich das Schlagzeug aufbauten. "Wer spielt überhaupt daran? Sind es nicht eigentlich nur Lysander und du?", erkündigte ich mich und Castiel sah mich kurz überrascht an. Worüber wunderte er sich denn?

Dann aber verzog er das Gesicht und rückte das Instrument noch zurecht. "Unser verehrter Schulsprecher, Aris schwachsinnige Idee. Keine Ahnung was sie sich dabei denkt.", murrte er und ich schmunzelte nur.

"Verstehen Ari und du euch gut?" Er sah mich kurz schweigend an, schien über seine Antwort nach zu denken, was mich stutzig machte. Gerade als er mir antworten wollte, hob ich die Hand. "Lass nur, ich wills eigentlich nicht wissen."

Er verdrehte die Augen und sprang von der Bühne runter, die er, Kentin und Lysander aufgebaut hatten, als Ari und ich unterwegs waren. "Wenn dus nicht wissen willst, warum fragst du dann überhaupt?" Ich zuckte mit den Schultern und kam zu ihn runter.

"Mir reichte einfach dein Schweigen als Antwort." "Hay wenn du mich schon abblitzen lässt, dann mach hier nicht eine auf eifersüchtig.", schnaubte er genervt und ich verzog das Gesicht. "Jetzt bildest du dir aber zu viel ein! Ich bin doch nicht eifersüchtig! Ich sage nur, das nach deiner Schweigeminute eine Antwort nicht nötig ist."

Lysander und Ari sahen uns zu, Lysander eher Stirnrunzelnd, Ari neugierig. "Warum streiten die Beiden?", fragte sie Lysander dann und dieser schüttelte nur den Kopf. "Kommunikationsschwierigkeiten.", erwiderte er nur.
 

Ich seufzte genervt und ging zu Kentin. "Weiß du was Castiel, denk doch was du willst! Ari, Kentin und ich gehen jetzt nach Hause, es ist ja jetzt alles aufgebaut.", rief ich zu ihr und sah zu meinen Bruder. "Ach wir gehen?", fragte er nochmal nach und ich nickte.

"Ähm... Ich hab mal eine kurze Frage Ada, worüber haben Castiel und du jetzt eigentlich gestritten?", fragte Kentin mich leise und ich seufzte. "Eigentlich über nichts..." Ich war nicht eifersüchtig!

Kapitel 48

Zuhause hatte ich mich sofort wieder ins Bett fallen lassen. Dieser Schultag war eindeutig zu lang gewesen! Dieser verdammte Artikel... Und dieser verfluchte Castiel!

Kentin steckte den Kopf in mein Zimmer und sah mich prüfend an. "Alles klar bei dir?", fragte er vorsichtig und ich brummte. "Das Leben ist eine Härteprüfung der Nerven... Und wenn du jetzt mit *Was dich nicht umbringt, macht dich stärker* ankommst, schwöre ich dir, tue ich dir weh!", knurrte ich und rollte mich auf den Rücken.

Mein Bruder setzte sich auf meine Bettkante und zog vorsichtig meine Haargummis raus. "Mach dir keine Sorgen, was auch immer die Anderen in der Schule über dich behaupten oder denken, die, die dir nahe stehen wissen wie du bist. Und sobald Rosalia wieder da ist, wird sich das eh alles wieder aufklären."

Ich sah ihn an und nickte. "Ja... Ich frage mich nur warum sie heute fehlte... Ist sie wirklich krank, oder fehlte sie heute wegen mir? Am liebsten würde ich sie anrufen, aber was ist wenn sie ihre Ruhe haben will?"
 

Ich setzte mich aufrecht und lehnte mich an die Schulter meines Bruders. "Wünscht du dir gerade, es ihr nicht gesagt zu haben?", fragte er mich leise und ich schüttelte den Kopf. "Ich bin froh... Ich habe es die ganze Zeit gehasst vor Rosalia etwas geheim zu halten. Endlich konnte ich ehrlich zu ihr sein. Es gefällt mir nur nicht, das jetzt auch die, die es nichts angeht bescheid wissen und das Peggy es mit solchen Lügen noch ausgeschmückt hat."

Kentin legte seinen Kopf auf meinen und schnaubte verärgert. "Ja, diese Peggy regt mich auch tierisch auf. Ich schlag ja eigentlich keine Frauen, aber wenn du willst mach ich bei ihr gern eine Ausnahme!"

"Das musst du nicht. Ich kann mittlerweile meine Kämpfe allein austragen. Es reicht mir, wenn ich weiß das du hinter mir stehst. Ich schaff das schon, keine Sorge. Aber heute lasse ich nochmal den Kopf hängen und bin genervt, aber du wirst sehen, morgen bin ich wieder kampfbereit.", sagte ich zu ihn und versuchte zu lächeln.

Kentin stand auf, verwuschelte mir die Haare und grinste. "Jetzt klangst du fast wie Mama!" "Na irgendwann muss ja auch mal ihr kämpferisches Blut in mir hochkochen. Ich kann ja nicht nur ihr Aussehen geerbt haben.", erwiderte ich amüsiert.
 

Unserer Mutter erzählten wir nichts von den Artikel, sie musste ja nicht unbedingt alles wissen. Aber am Esstisch wusste ich, das sie spürte, das was nicht stimmte, war ihr aber dankbar das sie nicht nachfragte.

Den ganzen Abend dachte ich darüber nach, ob ich Rosalia anrufen sollte, aber letz endlich entschied ich, das ich sie lieber Inruhe lassen sollte. Wenn sie mit mir reden wollte, hätte sie sich auch gemeldet. Das sie kein Lebenszeichen von sich gab bedeutete wohl, das sie mich noch nicht sprechen wollte.

Ich betete zu Gott das sie morgen wieder da ist, denn auch wenn ich Kentins Hilfe abgelehnt hatte, wusste ich nicht wie ich den morgigen Tag allein überstehen sollte.
 

Mein Blick ging zum Fenster, ob Castiel zufällig in seinen Zimmer war und das Fenster im Blickfeld hatte?

Neugierig zog ich meinen blickdichten Vorhang ein Stück zur Seite und spionierte in das Nachbarzimmer. Er war tatsächlich dort, nur hatte er Kopfhörer auf und den Blick in eine Zeitschrift. Er würde mich sicher nicht bemerken.

Seufzend zog ich den Vorhang wieder zu, dann nicht.

"Ada?", meine Mutter steckte den Kopf in mein Zimmer und musterte mich prüfend. "Hm? Was gibts?" "Könntest du Castiel das Essen vorbei bringen?", fragte sie unschuldig und ich kniff die Augen misstrauisch zusammen. Konnte diese Frau etwa Gedanken lesen? Wartete sie nur darauf das ich auch nur eine Sekunde an ihn dachte???

"Warum machst du das nicht? Warum gehst du extra die Treppen rauf und fragst mich, statt einfach selbst mal die drei Schritte rüber zu gehen?" Meine Mutter grinste frech, wie nur sie es konnte und neigte dabei den Kopf. "Nur so, komm schon, tu deiner lieben Mutter diesen Gefallen."
 

Genervt hatte ich nachgegeben, auch wenn ich den Sinn dahinter nicht verstand und ging rüber.

Ich klingelte und dachte kurz nach. Ob er das überhaupt hörte? Schließlich hatte er eben noch Kopfhörer auf.

Ich hörte Demons lautes Bellen und Gerumpel. Doch, er würde die Klingel mitkriegen. Fluchend öffnete er die Tür und hinderte seinen Hund gerade noch daran, mich um zu rennen.

"Ada???", fragte er verwirrt und ich hielt ihn die Schüssel unter der Nase, in der schon quasi sein Name eingraviert war. "Mit besten Grüßen von meiner Mutter. Außerdem wollte ich mich entschu..." Ich stockte, als ich das Cover der Zeitschrift in seinen Händen sah. Da war seine Ex drauf... Die er jetzt nervös hinterm Rücken versteckte.

Kapitel 49

Noch immer starrte ich die Zeitschrift an, die er erfolglos vor mir verbergen wollte. Ich hätte mir nicht weiter dabei gedacht, wenn er nicht plötzlich so nervös wäre.

Ich räusperte mich und hielt ihn wieder die Schüssel hin* "Dein Essen." "Ja... Danke... Was wolltest du eben noch sagen?", fragte er unsicher und nahm mir die Schüssel ab. "Nicht so wichtig, lass es dir schmecken. Bis morgen Castiel.", erwiderte ich nur und drehte mich um.

Warum sollte ich mich aufregen? Es war nur eine Zeitschrift! Und das seine Ex darauf abgebildet war, konnte mir doch egal sein. Nur warum wollte er es vor mir verstecken?
 

"Ada!" Ich blieb stehen und drehte mich wieder zu ihn. "Ist noch was?" "Was war jetzt eigentlich vorhin? Warum hast du dich so aufgeregt?" Ich brummte und verschränkte die Arme. "Ich hab mich nicht aufgeregt." "Doch natürlich hast du das! Und das wegen nichts! Du hast mich ja noch nicht mal ausreden lassen!

Nein warte, du hast mich GAR NICHTS sagen lassen! Zwischen Ari und mir, da ist nichts! Wir verstehen uns gut, ja, aber sie geht mir manchmal so auf die nerven und macht sich auch noch einen Spaß draus. Aber da läuft nicht mehr, frag sie wenn du willst! Sie wird dir das selbe sagen!"

Ich seufzte, neigte den Kopf und dachte kurz nach. "Na gut, wenn du das sagst. Aber eigentlich geht mich das ja auch gar nichts an.", meinte ich Schulter zuckend und Castiel verzog das Gesicht. Machte ich ihn gerade etwa unbewusst wütend?

"Na gut, wenn du das sagst.", zischte er, ging ins Haus und knallte die Tür zu. Okay, warum war ER denn jetzt sauer??
 

Ich wendete mich zu meinen Haus und sah meine Mutter und meinen Bruder, die uns von Fenster aus beobachtet hatten. Ihre Reaktionen hätten nicht unterschiedlicher sein können! Meine Mutter guckte schon leicht verzweifelt und enttäuscht, während die Augen von Kentin regelrecht vor Begeisterung leuchteten.

Genervt kam ich wieder rein und sah zu den Beiden. "Was ist denn los??? Warum habt ihr euch denn nun schon wieder gestritten?", fragte meine Mutter schmollend und ich ließ mich auf die Couch im Wohnzimmer sinken.

"Wir haben nicht gestritten..." "So sah das aber nicht aus.", erwiderte mein Bruder, während unsere Mutter eine dramatische Geste machte. "Wie man es auch dreht und wendet... Einer von euch Beiden ist immer sauer. Was macht ihr denn nur?"
 

Ich ignorierte das Theater meiner Mutter und dachte nach. Womit hatte ich ihn jetzt wütend gemacht? Und warum wollte er die Zeitschrift vor mir verstecken? Auf den Cover war SIE drauf gewesen... Aber die Beiden hatten doch keinen Kontakt mehr, oder?

"Adaaaaaaa! Telefon für dich!", rief meine Mutter und riss mich aus meinen Gedanken. "Telefon?", wiederholte ich verwundert, rannte hin und hoffte das es Rosalia war.

"Ja?", fragte ich vorsichtig.

"Liz? Ich bins, Lysander.", hörte ich seine ruhige, tiefe Stimme sagen und war überrascht.

"Lysander? Was gibts denn? Woher hast du meine Festnetznummer?"

"Entschuldige, ich hab Rosalia gebeten sie mir zu geben. Ich wollte dir eigentlich nur bescheid geben, das sie krank ist. Eine schwere Erkältung, mein Bruder war gerade bei ihr. Sie wird die ganze nächste Woche wahrscheinlich nicht zur Schule kommen."

Ich schwieg kurz, sie würde eine ganze Woche nicht da sein... Ich sollte eine ganze Woche aushalten ohne zu wissen was sie zu meinen Gefühlen zu Leigh sagt? Eine Woche das Gerede über diesen Artikel aushalten?

"Liz? Bist du noch dran?"

"Ja bin ich, sorry ich... Ich war gerade in Gedanken... Kö-könntest du mir einen Gefallen tun?", fragte ich unsicher.

"Natürlich, was denn?"

"Könntest du sie fragen, ob ich sie besuchen darf? Ich trau mich nicht sie selbst zu fragen. Ich hab Angst vor ihrer Antwort..."

"Ich denke schon das du sie besuchen darfst. Liz, sie war von dem, was du ihr gesagt hast überrascht und überrumpelt, aber deswegen hasst sie dich doch nicht gleich und will dich nicht mehr sehen.", sagte er mit beruhigender Stimmte.

"Bitte frag sie trotzdem. Es wäre mir lieber wenn sie deutlich sagt ob sie mich sehen will oder nicht.", meinte ich und kaute dabei auf meinter Unterlippe herum.

"Na gut ich frag sie, ich geb dir dann morgen bescheid, okay?"

Ich nickte, auch wenn Lysander es nicht sah. "Danke Lysander, bis morgen.", sagte ich noch und legte auf.

Seufzend lehnte ich mich an die Wand. Ich hoffte so sehr, das sie mich sehen wollte...

Kapitel 50

Heute hatte ich es mal eilig zur Schule zu kommen, ich war sogar schneller als mein Bruder! Aber auch nur, weil ich unbedingt wissen wollte, ob Rosalia mich sehen wollte oder nicht.

Mein Herz raste als ich in der Schule ankam und ich mich zielstrebig nach Lysander umsah. Ich betete zu Gott das sie mich sehen wollte, das sie mir verzeihen würde.

Ich wollte ihr so gerne sagen, das mir meine Liebe zu Leigh nicht mal ansatzweise so wichtig war, wie ihre Freundschaft. Ich wollte sie nicht aus meinen Leben missen, nicht sie, meine beste und wichtigste Freundin.
 

"Morgen Liz.", hörte ich Lysanders Stimme hinter mir und drehte mich mit hoffnungsvollen Blick zu ihn um. "Morgen Lysander! Was hat sie gesagt???", fragte ich und klammerte mich an ihn.

Er streichelte fürsorglich meinen Kopf und seufzte. "Beruhig dich erst mal. Und hör mir jetzt genau zu. Sie will nicht das du vorbei kommst, ABER du kannst sie jederzeit anrufen. Und sie will auch nur das du nicht vorbei kommst, weil sie krank ist, also bitte guck mich jetzt nicht traurig an."

Ich dachte einen Moment nach, schwankte ob ich seine Antwort gut oder schlecht finden sollte und sah ihn unsicher an. "Ich darf sie anrufen? Ist sie denn sauer auf mich?" "Ja, du darfst sie anrufen und wie sie gerade zu dir steht weiß ich nicht, das hab ich sie nicht gefragt."

Typisch Lysander...
 

Im Unterricht war ich allein, keine Rosalia, keine Mitschüler die noch mit mir redeten. Ich versuchte das Getuschel der Mädchen zu ignorieren, zumindest während des Unterrichts. Ich musste nur diese Woche durchhalten und auch nur in den Stunden, in den Pausen hatte ich ja Castiel, Lysander und Kentin, ja sogar Ari.

Immer wenn ich die Pausenklingel hörte, seufzte ich erleichtert auf und stürmte in den Keller, in dem Lysander und Castiel waren.

Nur in der großen Pause, wenn sie mit Nathaniel und Iris probten, verkroch ich mich irgendwo mit meinen Bruder. Wir lauschten meistens der Musik aus dem Keller und beobachteten Ari dabei, wie sie hin und her rannte.

Ich hätte meinen Bruder so gern über sie ausgefragt, aber wich dem Thema immer aus und bat mich, nicht weiter darüber zu reden. Ich schmollte, denn meine Neugierte wuchs von Mal zu mal, traute mich aber nicht mit Ari so direkt darüber zu reden, schließlich kannten wir uns kaum und ich hatte das Gefühl meinen Bruder dann irgendwie in den Rücken zu fallen.
 

Die Schule war aus, Gott sei Dank, und Ari schnappte mich wieder auf, damit ich ihr bei den Vorbereitungen half. Der Gedanke: "Warum ich?", schoss uns wahrscheinlich allen durch den Kopf, denn es waren immer die selben, die sie für sich beanspruchte: Lysander, Castiel und ich, hin und wieder erwischte sie auch Kentin, der dann trotzig die Arme verschränkte.

"Wann ist denn jetzt eigentlich das Konzert?", fragte ich, da ich den Termin völlig aus den Augen verloren hatte. "Diesen Samstag! Deswegen müssen wir UNBEDINGT fertig werden. Ich bin ja schon froh, das Rosalia am Samstag vorbei kommt und die Kostüme bringt. Hatte ja schon Panik als ich erfuhr das sie Krank ist." Samstag... Nun das war wirklich nicht mehr viel Zeit.
 

Als wir endlich fertig waren, wobei es ja eh kaum noch etwas zutun gab, verschwand mein Bruder ohne jedes Wort gleich als Erster. Er schien wirklich ungern mit Ari Zeit zu verbringen. Schweigend sah sie ihm nach, während sie ihre Sachen packte. Auch Lysander und Castiel verabschiedeten sich kurz darauf und nur noch wir Beide blieben übrig.

"Hat Kentin dir irgendwas erzählt?" Ich zuckte zusammen und sah sie an. "Was? Irgendwas über dich? Nein, darüber will er nicht reden. Und das akzeptiere ich auch." Okay, das war gelogen...

"Hm...", sagte sie nur und starrte ins Leere. Ich unterdrückte den Drang nach zu fragen, wie schaffte Lysander sowas nur immer? "Bist du... In meinen Bruder verliebt?", fragte ich dann doch vorsichtig und Ari lächelte nur traurig. "Nein, das ist ja das Problem, aber er ist mir wichtig... Nur reicht das leider nicht... Ich... Liebe jemand anderen.", meinte sie und nahm ihre Tasche.

"Ach ja, vorhin hab ich ein Braunhaariges Mädchen gesehen. Sie fragte nach Castiel und wann das Konzert ist. Sie bad mich ihm diesen Brief zu geben. Ich habs nur leider komplett vergessen ihn den zu geben. Du wohnst doch in seiner Nähe, gibst du ihn den bitte?" Ich nickte und nahm den Brief entgegen.

Nachdenklich blickte ich darauf und spürte, wie es mir die Kehle zu schnürte.

Kapitel 51

"Ähm... Hay Liz, alles okay?", fragte mich Ari, während mein Gesicht immer blasser wurde. Ich schluckte, nahm den Brief zwischen meine zittrigen Finger und begann ihn zu zerreißen.

Schockiert hielt Ari meine Handgelenke fest, aber es war zu spät, der Brief war nicht mehr lesbar. "Wa-Was machst du denn da???" Erst nach ihrer Frage wurde mir so richtig bewusst was ich getan hatte. "Bitte... Erzähl Castiel nichts davon... Weder von dem Mädchen, noch von dem Brief. Dieses Miststück... Sie ist reines Gift!", knurrte ich und trat noch auf die Überreste des zerfetzten Briefes und stampfte davon.
 

Ich war selbst überrascht über mein Verhalten, aber um nichts in der Welt wollte ich sie nochmal in meiner Nähe haben und auch nicht in Castiels Nähe! Nicht seine Ex!!

Trotzdem hatte ich nicht das Recht gehabt diesen Brief zu zerreißen und auch nicht das Recht, Ari um Verschwiegenheit zu bitten, aber was sollte ich tun?

Ich wollte nicht das dieses Biest mir wieder den Boden unter den Füßen wegriss. Und ich wollte auch nicht, das sie mit Castiel wieder so spielte...

Im Trance-Zustand kam ich nach Hause und wandelte an meiner Mutter und meinen Bruder vorbei. Langsam wurde das schon zur Gewohnheit.
 

In meinem Zimmer wollte ich mich mit angenehmeren beschäftigen: Rosalia!

Noch etwas unsicher suchte ich ihre Nummer raus und rief sie an. Jedes Tuten ließ mein Herz etwas schneller Schlagen. Es kam mir qualvoll lange vor, bis sie endlich ran ging.

"Hallo?", fragte ihre, wahrscheinlich durch Husten, kratzige Stimme.

"Ha-Hallo Rosa... Ich bins, Liz. Lysander meinte ich dürfte dich anrufen..."

"Ja klar darfst du das...", erwiderte sie und hustete.

"Ähm... Also wegen Leigh..."

"Liz... Da brauch ich noch ein bisschen mehr Zeit, ich komm damit immer noch nicht ganz klar. Reden wir über was anderes, okay?"

"Ja gern, aber eine Kleinigkeit wäre da noch..."

Ich erzählte ihr von dem Artikel und Rosa ging in die Luft. Hustend meckerte sie über Peggy und sagte mir, das ich mir den Scheiß nicht zu Herzen nehmen sollte.

Oh diese Erleichterung! Ich war so froh, das Rosalia es nicht so sah wie es in dem Artikel stand. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen, das ich an ihr gezweifelt hatte...

"Ach Rosa... Da wäre noch was...", sagte ich dann unsicher.

"Noch mehr? Na was kommt denn jetzt?"

"Sie... Ähm... Debrah war in der Schule... Sie wollte mit Castiel reden. Sie hat ihn einen Brief geschrieben und ihn Ari gegeben. Und... Und ich hab den Brief zerrissen..."

"Gut so! Hast du auch drauf gespuckt? Ihn verbrannt?? Ich hätts getan und mir dabei vorgestellt das sie es wäre!", schimpfte meine Beste Freundin und ich lachte.

"Nein, ich hab ihn nur zerrissen. Aber das Reicht schon. Jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen..."

"Wieso? Liz bei der musst du keine Gewissensbisse haben! Sie ist ein gemeines Biest! Und sie tut Castiel nicht gut. Ich weiß, du wolltest es damals nicht sehen, aber es ging ihn echt scheiße als sie ihn so eiskalt abserviert hat! Er hätte dich gebraucht... Und es ist gut das du jetzt alles unterbindest was du kannst! Der Trottel soll nicht schon wieder auf sie rein fallen!"
 

Wir telefonierten fast eine Stunde, wobei ich irgendwann den Schlussstrich zog, da Rosalias Stimme immer kratziger wurde.

Was es wirklich richtig was ich getan hatte? Ich hatte einen Brief, der weder von mir noch an mich war, zerrissen und eine nette Schulkameradin gebeten für mich zu lügen.

Nein, das war nicht richtig von mir! Auch wenn es um Debrah ging!
 

Ich ging rüber zu Castiel, wild entschlossen es ihm zu sagen und klingelte wie wild. Mit leicht verwuschelten Haaren öffnete er mir die Tür und musterte mich skeptisch.

"Ada... Was ist los?" Ich schluckte schwer. Nein ich musste es ihm sagen! Es wäre falsch noch länger darüber zu schweigen. "Debrah war in der Schule... Und hat nach dir gefragt!

Kapitel 52

Mit aufgerissenen Augen starrte er mich an, sagte aber nichts. Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und sah weg. "Sie hatte dir auch einen Brief geschrieben... Aber... Nun ja... Ich hab ihn zerrissen.", nuschelte ich.

Castiel packte meinen Arm, zog mich ins Haus und schloss hinter mir die Tür. Überrascht blinzelte ich ihn an und machte mich auf eine Predigt gefasst.

"Warum?" "Hä?" Er seufzte. "Warum hast du ihren Brief zerrissen?" Ich schwieg kurz, versuchte aus seiner Stimme raus zu hören was für eine Laune er gerade hatte, was mir aber nicht gelang.

"Ich weiß nicht... Es war wie ein Reflex... Ich... Du willst das vielleicht nicht hören, aber sie ist ein verdammtes Miststück! Sie manipuliert und spielt mit Anderen! Ich will nicht das du wieder auf sie rein fällst! Du bist so ein liebeskranker, blinder Idiot bei ihr! Okay, ein Idiot bist du öfters, aber nur bei ihr liebeskrank und blind!", brüllte ich ohne ihn dabei an zu sehen.
 

Ich wartete auf irgendein Wort, irgendeine Reaktion von ihm, doch es kam nichts. Unsicher sah ich zu ihm, doch sein Blick ging ins Leere.

"Du hast kein Recht dich da ein zu mischen Ada. Du kannst von ihr halten und denken was du willst, das gibt dir aber nicht das Recht für MICH zu entscheiden.", sagte er kühl und ich zuckte zusammen.

"Aber... Ich... Ja ich weiß, ich hätte den Brief nicht zerreisen sollen, das tut mir ja auch leid! Aber ich hatte einfach Panik... Deswegen bin ich ja hier um dir das zu sagen, weil ich mich entschuldigen wollte!", versuchte ich zu erklären und spielte nervös mit meinen Haaren.

Castiel schwieg kurz und sah mich nachdenklich an. "Du lässt mich abblitzen, regst dich aber auf wenn meine Ex mit mir Kontakt möchte?"

"Das eine hat mit dem Anderen nichts zu tun! Hier geht es nicht um meine Gefühle, sondern um Debrah! Wenn deine Exfreundin ein lieber, aufrichtiger Mensch wäre, wärs mir egal ob ihr Kontakt habt oder nicht, das wäre dann deine Sache. Aber ja, wenn du wieder Kontakt mit DER hast dreh ich durch! SIE ist schuld das wir uns überhaupt zerstritten haben! Und kaum reden wir wieder miteinander taucht sie wieder auf?! Das ist... Nein das will ich nicht hinnehmen! Ich will sie weder in meiner noch in deiner Nähe haben!"
 

Ich sah ihn schon fast verzweifelt an, hoffte das er mich verstehen würde, doch er drehte sich wieder von mir weg.

"Ada... Bitte misch dich da nicht ein. Es ist meine Entscheidung mit wem ich Kontakt habe und mit wem nicht." "Ach... Plötzlich ist es deine Entscheidung... Aber als SIE dich darum bat keinen Kontakt mehr mit mir zu haben, hast du brav eingewilligt... Ich wusste es... Wenn es um sie geht sind dir meine Gefühle egal.

Gut, dann lass dich von ihr doch wieder ausnutzen, aber glaub nicht das du noch mal zu mir gekrochen kommen kannst, wenn sie dich wieder verletzt.", sagte ich traurig, ging an ihn vorbei und aus dem Haus raus.

Es hatte sich nichts geändert...
 

Ich biss mir auf die Unterlippe und ging schnellen Schrittes rüber und zielstrebig in mein Zimmer.

Warum tut es wieder so weh? Warum ist der Schmerz genauso schrecklich wie damals? Ich kämpfte gegen die Tränen, nein heulen wollte ich nicht schon wieder! Nicht deswegen! Auch wenn die Einsicht, das sich wirklich NICHTS geändert hatte, sowohl erschreckend als auch verzweifelnd für mich war.

Kapitel 53

Ich sah zur Uhr, es war zu spät noch mal Rosalia an zu rufen, außerdem musste sie sich ausruhen, damit sie zum Konzert wieder fit war. Das Konzert... Bestimmt würde auch SIE da auftauchen... Um Castiel zu sehen.

Wütend biss ich auf meiner Unterlippe herum. Dieser Idiot! Merkte er denn nicht wie sie wirklich war? War er so blind?
 

Ich zuckte zusammen, als meine Tür geöffnet wurde und mein Bruder rein blickte. "Ada? Alles okay? Du bist so schnell zurück ins Zimmer gerannt. Hat Castiel wieder etwas blödes gesagt? Wenn ja schlag ich ihn! Ich hab zwar angst vor dem... Aber für dich würde ich das tun...", nuschelte Kentin und ich musste kichern.

"Komm erstmal rein... Und nein, du musst niemanden für mich verprügeln. Aber ja, Castiel und ich haben wieder gestritten. Es war dumm von mir wieder Kontakt mit ihn auf zu nehmen..."

"Na das war ja von Anfang an meine Rede!" Wir schwiegen Beide kurz und mein Bruder schluckte. "Nein jetzt mal ehrlich... Was ist passiert?", fragte er und setzte sich zu mir.

"Seine Ex... Sie... Sie will wieder Kontakt mit Castiel. Ich wollte es unterbinden, okay ich hab mich ungefragt eingemischt, aber das hätte ich nicht getan wenn sie auch nur einen funken Gutes in sich hätte!"

"Hm... Ist sie wirklich so mies, oder hast du das damals nur so gesehen weil du eifersüchtig warst?", fragte er mit skeptischen Blick nach. "Nein, sie war echt so mies. Sonst hätte ich mich ja jetzt nicht eingemischt! Glaub mir, sie ist eine verdammte Hexe!

Aber vor den Meisten hat sie Miss Perfekt gespielt, deswegen glaubt mir das fast keiner... Der Einzige, der weiß wie hinterlistig sie ist, ist der Schulsprecher... Der musste wegen ihr auch einiges mit machen...

Man und sie muss natürlich genau dann auftauchen wenn die Anderen mich eh im Visier haben!"

Kentin zog mich zu sich in seine Arme. "Jetzt vergiss mal die Anderen und auch Castiel! Rosalia ist doch immer noch deine Freundin, oder?" Ich nickte. "Na siehst du und du hast auch noch mich und auch Lysander und Ari.

Selbst wenn Castiels Ex auftaucht, er irgendwas blödes zu dir sagt und auch die Anderen dich schief angucken, du hast immer noch uns. Also lass den Kopf jetzt nicht hängen, okay?" Ich nickte wieder und kuschelte mich an ihn. Ich musste an das schöne denken was mir heute passiert ist: Ich konnte trotz der Sache mit Leigh mit Rosa normal reden, wir waren noch immer Freunde.
 

Am nächsten Tag ging ich mit Kentin zusammen zur Schule, übermorgen war das Konzert und ich grübelte die ganze Zeit, ob ich Castiel aus dem Weg gehen sollte oder nicht. Allerdings konnte ich dann Ari nicht mehr bei den Vorbereitungen helfen, auch Lysander konnte ich dann selten sehen, denn Castiel war meistens bei ihm.

"Kentin, was sagst du? Ihm aus dem Weg gehen oder nicht?" "Warum solltest du dir die Mühe machen? Wenn er dich nicht sehen oder mit dir reden will, soll er doch gehen! Verhalt dich ganz normal, nimm dir nicht noch mehr Fluchtorte."

Er hatte Recht, wenn ich meinen anderen Mitschülern UND Castiel aus dem Weg ginge... Dürfte ich gar nicht mehr zur Schule gehen.
 

Ich sah mich um, aber die auffällig roten Haare waren nirgends zu sehen. Stattdessen stachen aus der Menge der Schüler, die weiß-silbernen Haare von Lysander und Ari heraus und kamen auf mich zu.

"Morgen Liz.", begrüßte mich Ari in morgendlicher Frische und ich lächelte nur knapp. "Hay Ari, übrigens hab ich Castiel das mit dem Brief erzählt, du musst es also nicht für dich behalten." "Was für ein Brief?", fragte Lysander verwundert und sah zwischen uns hin und her. "Debrah... Sie hat Castiel geschrieben, weil sie ihn nicht gefunden hat... Ich hab den Brief zerrissen bevor er ihn lesen konnte.", erklärte ich knapp und Lysander schwieg kurz. "Verstehe..."
 

Während des Unterrichts versuchte ich weiterhin die Blicke der Anderen zu ignorieren, mittlerweile war es mir sogar tatsächlich egal was sie dachten. Die Pausen verbrachte ich mit Lysander, Ari und Kentin, praktischerweise schwänzte Castiel heute. Leider war mir seine Abwesenheit nicht so egal wie das Gerede der Anderen...

Nach der Schule konnte ich ausnahmsweise pünktlich nach Hause, da nichts mehr zu tun war, wobei Ari Hilfe brauchte. Mein Bruder ging noch in die Stadt, während ich

mit Lysander den Weg nach Hause ging.

"Du besuchst also Castiel?" "Ja, ich möchte nur mal nach ihn sehen, nicht das er tot in seiner Wohnung liegt und keiner merkts.", versuchte er ausnahmsweise zu scherzen, aber ich lächelte nur knapp.

Lysander musterte mich kurz und sah dann gerade aus. "Willst du darüber reden?" "Hm? Über was?", fragte ich verwundert. "Über das, was gestern zwischen dir und Castiel vorgefallen ist. Du wirkst heute noch nachdenklicher als sonst."

Ich seufzte, starrte auf meine Füße und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Wir haben uns gestritten... Er war sauer auf mich, weil ich den Brief zerrissen habe und ich war sauer weil... Nun ja, weil es um Debrah ging...

Er sagte, ich solle mich raus halten und ich hab Angst das er wieder auf sie rein fällt." "Soll ich mit ihn reden?" Ich schüttelte den Kopf und sah zu ihn hoch. "Schon gut. Wenn es um sie geht, schaltet sich sein Hirn aus... Wahrscheinlich muss er erst RICHTIG auf die Nase fallen um es zu verstehen."

Lysander schwieg wieder einen Moment, schien gut über seine nächsten Worte nach zu denken und sah mich an. "verletzt es dich sehr das er sich wieder wegen ihr von dir abwendet?" "Seit wann bist du so neugierig Lysander?"

Ein Schmunzelt huschte über sein Gesicht und er sah wieder auf den Gehweg. "Bin ich eigentlich nicht, ich will dich nur zum nachdenken bringen." "Du sagtest doch letztens noch, das ich zu viel nachdenke!", meinte ich schmollend und wir blieben vor meiner Haustür stehen. "Nein, ich sagte, du denkst über die falschen Dinge nach. Ich geb dir jetzt folgende Denkaufgabe: Verletzt es dich genauso sehr wie damals? Und wenn ja... Warum?", fragte er und ging zu Castiels Haus. Ich blieb mit aufgerissenen Augen an der Tür stehen.

Kapitel 54

Schweigend betrat ich das Haus, mit dem Blick auf den Boden gerichtet. "Hay meine Adalein!", begrüßte mich meine Mutter voller Freude und ich musste ein paar mal blinzeln, bevor ich sie mit klarem Blick ansehen konnte.

"Mama... Warum so gut gelaunt?", fragte ich skeptisch und stellte meine Schultasche ab. "Weil sie dieses Wochenende wieder mal hier sind!", trillerte sie wie ein kleines Kind, das sich über ein Eis freute.

Ich runzelte die Stirn und zog mir die Schuhe aus. "Wer ist hier?" "Na wer wohl! Über welche beiden Personen würde ich mich wohl so freuen?", fragte sie breit grinsend und zupfte leicht an meinen Zopf. "Castiels Eltern...?" "Ja genau! Ist das nicht großartig? Sie sind endlich wieder mal im Lande! Oh ich muss einen Kuchen backen! Ich lad die drei zu uns ein! Sie haben bestimmt viel zu erzählen! Ohhhhh ich bin schon so aufgeregt!"

"Moment! Die DREI? Du lädst Castel mit ein?"

Meine Mutter blinzelte überrascht als meine verzweifelte Stimme ihre Begeisterung abdämpfte. "Natürlich lad ich ihn mit ein." "Mama! Du... Du kannst doch nicht..." "Ada, ich kann mich nicht ständig nach dir richten. Man so viele Höhen und Tiefen Cas und du habt... Wahrscheinlich werdet ihr euch bis zum Wochenende wieder vertragen, dann wieder streiten, dann wieder versöhnen... Da wird einem ja schwindelig!"

"Nein Mama, dieses mal ist es ein schlimmerer Streit. Aber ist ja auch egal, lad ein wen du willst. Ich muss mich ja nicht dazu setzen. Wann lädst du sie denn ein?", fragte ich und dachte an das Konzert am Samstag. "Am Samstag, oder sollte es doch lieber Sonntag sein?" "Nimm Sonntag, am Samstag ist das Konzert in der Schule.", meinte ich und ließ meine Mutter mit ihrer euphorischen Freude allein.
 

Endlich war das Konzert, ich war schon früh außer Haus gegangen um Ari helfen zu können. Irgendwann sollte ich sie mal nach ihren vollen Namen fragen!

Außer mir und Ari war noch niemand da, nun ja es war ja auch erst um Sieben und es war immerhin Samstag.

"Danke das du mir bei den letzten Vorbereitungen hilfst, Lysander wollte eigentlich auch kommen, aber ich glaub der hat verschlafen.", meinte sie und sah immer wieder zur Tür.

"Oh er kann gar nicht verschlafen, schließlich steht er jeden Tag zur selben Zeit auf, sonst vergisst er seinen Wecker zu stellen." Ari lachte laut als ich das sagte, schüttelte den Kopf und nuschelte "Typisch..."

Die ganze Zeit war ich in Gedanken, während ich die Getränke bereit stellte und die Preise platzierte.

Tat es genauso weh wie damals?

War es der selbe Schmerz oder doch ein anderer?

Ich seufzte schwer, ich hatte das Gefühl, das ich mich im Kreis drehte. Warum beschäftigte ich mich nur wieder mit Castiel verdammt nochmal! Ich hatte doch gerade erst das mit Rosalia überstanden, hatte immer noch das Problem mit meinen Mitschülern... Warum also dachte ich über Castiel nach?!
 

... Ich hatte Angst das sich alles wiederholte, befürchtete das wir uns wieder voneinander entfernten und dieses mal für immer...

Aber hatte ich Angst um unsere Freundschaft oder um seine Liebe?

Dafür hatte ich keine Antwort, war mir unsicher oder wollte es vielleicht auch gar nicht wissen...
 

Das Konzert stand kurz bevor, Rosalia lief aufgeregt umher und gab den Jungs ihre Outfits, sogar Ari hatte von ihr ein wunderschönes, rotes Kleid bekommen.

Erleichtert seufzte sie als sie sich neben mich stellte und mit mir das Konzert beschaute.

"Du hast es geschafft, der Keller ist voll.", sagte ich zu ihr und Ari lächelte. "Ja, aber ohne euch hätte ich es nicht geschafft, danke Liz." "Nein... Ich hab dir zu danken... Durch dich konnte ich mich ablenken, von all meinen Stress und danke... Das du nichts auf Gerüchte gibst.", meinte ich und lächelte sie leicht an.

Das letzte Lied lief und ich sah nachdenklich zu Castiel. Was bedeutete er mir wirklich?

Kapitel 55

Das Konzert war vorbei. Während der Keller wieder leerer wurde, fing ich an auf zu räumen. Ich wollte noch nicht raus, wollte noch nicht nach Hause oder irgendwelchen Gedanken nach gehen.

"Hay Liz...", nuschelte es leicht heiser hinter mir und ich drehte mich um. An Rosalias Stimme hörte man noch leicht die Spuren ihrer Krankheit.

"Hay... Wie fühlst du dich?", fragte ich leicht unsicher. Ihr so gegenüber zu stehen war doch noch komisch. "Och körperlich wieder ganz gut, Montag darf ich endlich wieder zur Schule. Nun ja und sonst... Ich hatte viel Zeit zum nachdenken und ich glaub das hab ich auch gebraucht."

Ich schluckte schwer. Rosalia kam auf mich zu und nahm meine Hände. "Ich bin... Froh das du dich mir mitgeteilt hast. Ich war zwar über die Sache noch weniger als nicht begeistert... Aber erleichtert das du ehrlich zu mir warst. Endlich versteh ich dich. Aber bitte, schließ mich nie wieder so lange aus und lass nach Ewigkeiten dann so eine Bombe platzen, okay?", meinte sie mit sanfter Stimme und ich blickte sie irritiert an.

"Das heißt... Du bist nicht sauer oder so?" "Oh nein bin ich nicht. Aber solltest du jemals was versuchen bei MEINEN Freund... Adaliz dann scheiß ich auf das beste Freundin Ding und bring dich um und sollte mein Freund auf sowas eingehen töte ich ihn gleich mit.", sagte sie mit einen kalten Lächeln und ich wurde blass.

"Keine Angst... Ich hab ja gesagt ich lass die Finger von ihm. Erstens, weil ich an meinen Leben hänge. Zweitens, weil ihr ein tolles Paar seit. Drittens, weil ich bei ihm eh keine Chance hätte. Und viertens... Und das ist der wichtigste Punkt! Weil wir Freunde sind. Aber sollte es zwischen euch nicht mehr funktionieren, werde ich da sein.", erwiderte ich grinsend und zwinkerte ihr zu.

Lachend ließ sie meine Hände los. "Oh dann musst du lange warten meine Liebe! Nun ja, ich geh dann mal zu Lysander, bleib du auch nicht mehr zu lange, ja?"

Mit diesen Worten ging sie und ich war wieder allein.
 

Die Stimmen von oben wurden immer leiser, wahrscheinlich war kaum noch jemand da. Ich räumte weiter auf, noch immer wollte ich nicht diese Treppe rauf gehen.

Ob Ari oder Kentin noch da waren? Ich hatte meinen Bruder ja gesagt er solle nicht auf mich warten, aber ich würde ihm zutrauen das er es trotzdem tat.

Ich ging ein paar Stufen nach oben und lauschte, aber ich konnte keine Stimmen erkennen, wahrscheinlich waren alle auf dem Hof und niemand mehr im Gebäude.
 

Nachdem so gut wie nichts mehr von oben zu hören war, beschloss ich jetzt doch mich auf den Weg nach Hause zu machen, in der Hoffnung nun niemanden mehr zu begegnen.

Ich ging die Treppe hoch und sah in den dunklen Flur, hoffentlich hatte man mich jetzt nicht eingeschlossen.

Schnellen Schrittes ging ich zum Ausgang und stellte erleichtert fest, das noch offen war.

"Du hast aber lange gebraucht..." Ich zuckte erschrocken zusammen und sah überrascht zu Castiel, der neben der Tür stand, mit verschränkten Armen und mich ansah.

"C-Castiel... Was machst du noch hier???", fragte ich und war selbst erschrocken über die Verunsicherung in meiner Stimme. "Ich hab auf dich gewartet... Ich möchte mi dir reden..."

Ich schluckte und wendete den Blick ab. "Übere deine Ex? Oder über den Brief?", fragte ich und spürte, wie sich mein Magen drehte und mir übel wurde. Wäre die Tür doch nur abgeschlossen gewesen... Hätte man mich doch nur eingesperrt...

"Nein, nicht direkt... Nun ja ich hab mi ihr geredet und deswegen will ich jetzt mit dir was klären..."

Jetzt sah ich ihn doch wieder an und versuchte etwas in seinen Augen zu lesen, irgendetwas um zu erahnen was er jetzt von mir wollte. Doch seine, in der Nacht schwarz wirkenden Augen sagten mir nichts. Sie waren fest auf mich gerichtet, aber er wirkte verkrampft und fast so angespannt wie ich.

Ich wollte wegrennen, aber dann wäre ich wieder wie früher...

Ach scheiß drauf ich wollte weg verdammt!! Jetzt könnte ich wahrscheinlich sogar über Mauern springen, nur um zu entkommen! Ich spürte das Adrenalin durch mich schießen, bereit dazu mich aus dieser Situation entkommen zu lassen.
 

Castiel musterte mich und runzelte die Stirn. Schnell packte er mich am Handgelenk, wahrscheinlich ahnte er was ich vor hatte.

"Oh nein, du läufst jetzt nicht so einfach weg! Verdammt Ada ich will dich doch nur etwas fragen, also beruhige dich! Ich will dich doch nicht fressen..."

Ich schluckte, sah zu erst auf mein Handgelenk das er umschloss und dann zum Schultor das in die Freiheit führte... Ich würde es so nie erreichen.

"Gut... Dann Frag mich... Was willst du wissen?" Ich spürte die Angespanntheit von ihm sogar durch seine Hand. Er sah zur Seite und schien nach zu denken.

"Oh scheiße das wird jetzt so albern klingen...", nuschelte er und sah mich wieder an.

"Liebst du mich? Oder... Hab ich auch nur die geringste Chance bei dir?"

Ich starrte ihn an und schwieg kurz, dann sagte ich das, was ich wahrscheinlich schon in fünf Sekunden bereuen würde. "Nein..."

Kapitel 56

Schweigend sahen wir uns an, jeder von uns schien darauf zu warten das der Andere etwas sagte, aber wir schwiegen...

Vorsichtig hob ich den Blick und sah ihn Castiels ausdruckslose Augen. Oh wäre ich doch bloß weggelaufen! Warum hatte er mich nur aufgehalten?! Um mir diese Frage zu stellen...

"Okay... Dann... Hab ich ja jetzt meine Antwort.", sagte er schließlich und drehte sich weg. "Es... Es tut mir leid..." "Was? Das du mich abblitzen lässt? Keine Sorge, ich bin ein großer Junge, ich komm damit klar.", meinte er und sah kurz zu mir und grinste.

"Nun ja, ich geh dann mal, Wir sollten nicht zusammen nach Hause gehen." "Warum nicht?", fragte ich kurz irritiert ohne darüber nach zu denken. "Weil ich keinen Bock auf peinliches Schweigen habe, deswegen." "Oh... Ja klar... Aber sag mal, du meintest die Frage hätte irgendwie mit deiner Ex zutun... In welchem Zusammenhang denn?"

Castiel drehte sich wieder zu mir und schwieg wieder kurz. "Nun ja... Sie ist hier weil sie einen neuen Gitarristen sucht..." Ich runzelte die Stirn, verstand kurz den Zusammenhang noch immer nicht... Und dann traf es mich wie ein Schlag.

"Du wirst... Du gehst mit ihr?" Er nickte. "Werde ich, ich hab keinen Grund ab zu lehnen." Doch! Deine Ex ist eine miese Hexe die Leute manipuliert und für sich ausnutzt! Sie wird dich wieder um den Finger wickeln, dir den Kopf verdrehen und wenn sie dich nicht mehr braucht, dich wieder fallen lassen wie eine heiße Kartoffel und du wirst dich wie ein geprügelter Hund verkriechen. Dies alles sagte mein Blick, aber ich brachte kein Wort raus.
 

Ich schüttelte den Kopf und biss kurz auf meine Unterlippe. "Geh nicht mit ihr..." "Warum nicht? Warum sollte ich diese Chance nicht nutzen? Ich weiß das du sie nicht leiden kannst, aber das ist für mich kein Grund darauf zu verzichten." Wieder schüttelte ich den Kopf und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. "Es ist nicht, weil ich sie nicht leiden kann... Es ist der Grund WARUM ich sie nicht leiden kann! Sie ist... Verdammt sie ist ein manipulatives Miststück!!", platzte es aus mir raus und er verdrehte die Augen.

"Ada, bitte ich hab jetzt echt keine Lust mit dir zu diskutieren. Ich habe nicht auf dich gewartet um dich nach deiner Meinung zu fragen. Ich wollte von dir wissen ob ich auch nur den Hauch einer Chance bei dir hab, du hast mir deutlich gesagt das ich es nicht habe und deswegen werde ich gehen." "Du gehst nur weil ich nicht mit dir zusammen sein will? Was ist mit unserer Freundschaft? Ist dir die egal???"

Castiel war kurz vorm ausrasten, aber ich auch! "Nein! Die ist mir nicht egal! Aber verdammt Ada das reicht mir nicht!! Ich werde auf diese Chance nicht verzichten um mit dir wieder auf best friends zu machen wo wir uns ja doch ständig in die Haare kriegen!! Ich meine, ich will nicht nur mit dir befreundet sein! Das reicht mir nicht verdammt!"

"Als ich in dich verliebt war, war ich trotzdem mit dir befreundet! Glaubst du für mich war das leicht?!", brüllte ich zurück. "DANN HÄTTEST DU MAL DEN MUND AUFMACHEN SOLLEN!!! Verdammt Adaliz! Ich kann nichts dafür das du dein verdammtes Maul nicht aufkriegst und stattdessen zu tiefst getroffen warst das ich mit einer Anderen zusammen kam!

Und jetzt kam ich zu dir, sage dir was du mir bedeutest und du weißt mich zurück, was ich dir nicht zum Vorwurf machen kann, aber dann flenn nicht das ich gehe!!", schrie er mich an.
 

Ich sah zu ihm hoch. Ungewollt glitten mir Tränen über die Wangen. Er hatte recht... Er hatte eigentlich mit allem recht, aber ich wollte einfach nicht das er geht! Ich wollte nicht das er wieder bei ihr ist!

"Bitte geh nicht...", nuschelte ich. Castiel seufzte, biss auf seiner Unterlippe herum und schien zu versuchen, sich wieder in den Griff zu kriegen.

"Warum nicht? Nenne mir nur EINEN guten Grund warum ich bleiben sollte! Und komm mir jetzt nicht mit dem *du solltest die Schule dafür nicht abbrechen*-scheiß." "Ich will nicht das du gehst... Und meine Mutter und Lysander wollen es sicher auch nicht! Und Debrah ist..." "NEIN! Nein, du wirst mir jetzt nicht wieder erzählen was für ein schlechter Mensch sie ist! Das will ich nicht hören, verstanden?! Und diese Gründe die du mir nennst, reichen mir NICHT Ada! Also, sag mir einen Grund der mich überzeugt! Aber den wirst du nicht finden, denn ich hab darüber nachgedacht und hier ist nichts das mich weiterhin dazu veranlasst hier zu bleiben."

Er wollte weiter reden, doch ich kam näher, packte seine Jacke, zog ihn runter und presste meine Lippen gegen seine.

Kapitel 57

Schnell stürmte ich nach Hause und knallte die Tür hinter mir zu. Völlig außer Atem schnappte ich nach Luft.

Ich hatte ihn geküsst! Ich hatte ihn wirklich geküsst! Warum hab ich nur sowas Dummes getan???

Als ich bemerkt hatte, was ich da tat, war ich einfach nur gerannt. Gerannt und gerannt ohne Pause. Ich wusste nicht mal wie er darauf reagiert hatte, was für einen Blick er hatte, ich wollte nur noch weg.

"Oh ich Idiot!", nuschelte ich gegen meine Hände, die ich auf meinen Mund presste.

Ich wollte nicht mehr mit ihm diskutieren, ich wollte nicht das er geht! Und er sollte verdammt noch mal den Mund halten! Aber das war doch kein Grund ihn mit einen Kuss zum schweigen zu bringen!

Es war so grausam und bösartig von mir! Ich wusste doch was er für mich empfand! Ich hatte ihm doch gerade eine Abfuhr gegeben, da konnte ich ihn doch nicht küssen nur damit er mich nicht weiter vollmeckert!
 

Nahe der Verzweiflung und der Verwirrung hockte ich angelehnt an der Haustür. Es war ruhig im Haus, ob mein Bruder und meine Mutter schon schliefen? Ich hoffte es, denn ich hatte keine Lust zu erklären wo ich so lange war.

Schwerfällig schleppte ich mich die Treppe hoch, ich fühlte mich zum wegschmeißen-erschöpft. Seufzend kam ich in mein Zimmer und ließ mich ins Bett fallen.

Wie sollte ich Castiel diesen Kuss nur erklären? Ich konnte doch nicht einfach sagen, das ich... Ach keine Ahnung warum ich es getan hatte! War es wirklich nur damit er die Klappe hält? Warum hatte ich ihm dann nicht einfach den Mund zu gehalten? Klar es hätte nicht so gut geklappt wie der Kuss, aber es wäre viel leichter zu erklären gewesen...
 

Ich wurde von dem andauernden Bellen Dia's aus dem Schlaf gerissen. Müde stellte ich fest, das ich in meinen Klamotten, die ich beim Konzert getragen hatte, geschlafen hatte.

Brummend ließ ich mich aus dem Bett rollen und sah zur Tür, Dia stand davor, kratzte, bellte und jaulte nach Einlass.

Meine Mutter riss die Tür auf und sah zuerst irritiert zum Bett und dann stirnrunzelnd zu mir auf den Boden. Dia kam Schwanz wedelnd auf mich zugestürmt und schleckte freudig über meine Wange.

"Wann bist du denn gestern nach Hause gekommen?" "Weiß nicht...", nuschelte ich und schob meinen Hund von meinem Gesicht weg. "Warst du besoffen oder warum hast du in deinen Sachen geschlafen?" "Ich war nüchtern..." Aber hätte ich getrunken, hätte ich eine wunderbare Ausrede für den Kuss! "Aber ich war so müde... Da bin ich sofort eingeschlafen." "Verstehe... Nun, mach dich menschlich, unser Besuch kommt gleich.", verkündete meine Mutter und ging fröhlich summend.

"Besuch?", überlegte ich und fluchte. "Scheiße... Castiel... Oh lieber Gott, bitte lass ihn Zuhause bleiben.", flehte ich und schickte ein Gebet, das man mich heute verschonen würde.
 

Nach langer, harter Arbeit um wieder einigermaßen gepflegt aus zu sehen, kam ich runter und stellte fest, Gott hört mir nicht zu!

Da saß er, auf meinen Stuhl und sah unseren Müttern gelangweilt beim Reden zu, sein Vater widmete sich dem Kaffee und beteiligte sich nur mangelhaft an dem Gespräch und mein Bruder saß mit verschränkten Armen da und sah ungeduldig zur Uhr.

Vielleicht sollte ich mich einfach wieder in mein Zimmer schleichen und- "Ada!Da bist du ja!", meinte Castiels Mutter freudig, stand auf und umarmte mich zur Begrüßung. "Hallo Tamina, das ist ja schon ewig her.", erwiderte ich mit einem gespielten lächeln und wurde schon von dem nächsten umarmt. "Lizzy, schön dich zu sehen.", meinte David, Castiels Vater lächelnd. Ich schmunzelte, denn er war der Einzige der mich Lizzy nannte.

Plötzlich fühlte ich mich wieder wie das kleine Mädchen, das ständig zu ihnen rüber kam und voller Faszination die Geschichten ihrer Reisen lauschte. "Wie war New York?", fragte ich als ich mich erinnerte, das Tamina meiner Mutter eine Karte von da geschickt hatte.

"Schön! Und riesig, das ist ein verrücktes Völkchen die Amis! Ich hatte einen richtigen Kulturschock!", plapperte Castiels Mutter munter und ignorierte das genervte Seufzen ihres Sohnes.

Ich setzte mich schweigend neben meinen Bruder und hörte Tamina aufmerksam zu, die jeden Tag in New York bis ins kleinste Detail erzählte.
 

Nach einer Stunde intensiven Zuhören flüchtete ich unauffällig in mein Zimmer, leider nicht unauffällig genug...

"Ada! Warte mal...", sagte Castiel hinter mir, als ich gerade die Tür meines Zimmers öffnete. Ich schluckte schwer und drehte mich zu ihn um. "Was gibts?" "Er hob eine Augenbraue und ging noch die letzten Stufen nach oben. "Na was wohl?", meinte er und ich ergab mich seufzend meinem Schicksal.

"Komm rein...", nuschelte ich, öffnete die Tür und folgte ihm rein in mein Zimmer. Wäre es Freiheitsberaubung wenn ich jetzt raus rennen und ihn hier einschließen würde? Es wäre ja nicht lange... Nur bis seine Eltern wieder rüber gingen und ihn wieder mitnehmen wollten...

"Wegen der Sache gestern...", fing er an und ich starrte nervös auf meine Hausschuhe. "Ada guck mich an!" Schlagartig riss ich den Kopf hoch und sah ihn in die Augen.

"Ich werde gehen, nicht weil es Debrah ist die mich drum bittet. Ich werde gehen, weil ich einfach schon immer mehr machen wollte, als nur im Keller zu spielen." Ich starrte ihn noch immer schweigend an, blinzelte ein paar mal und schluckte den Kloß im Hals runter.

Plötzlich war es mir doch lieber über den Kuss, statt über DAS zu reden. "Aber... Du willst gehen? Ernsthaft?" "Ja und nichts kann mich umstimmen. Ich werde heut Abend mit meinen Eltern reden, sie werden nicht begeistert sein, aber mein Entschluss steht fest."

Er ging an mir vorbei und öffnete die Tür. Ich war außer Stande noch irgendwas zu sagen. Meine Kehle schnürte sich zu und jeder Herzschlag schmerzte.
 

"Ach ja, bevor ich's vergesse...", nuschelte er. Ich drehte mich irritiert um, denn ich dachte er wäre schon raus gegangen.

Er legte eine Hand auf meinen Rücken, drückte mich näher zu, hob mit der anderen Hand mein Kinn an und küsste mich. Vor Schreck riss ich die Augen auf und vergass völlig zu atmen. Mein Herz raste und mein Kopf wurde ganz heiß, es war anders als gestern, das gestern war nur wie kurzer Lippenkontakt, DAS HIER war viel intensiver und ich wusste nicht, ob ich mich wehren oder drauf eingehen sollte.

Castiel drückte meinen Körper noch etwas mehr gegen seinen, bis er sich dann vollständig von mir löste. In meinen Gedanken drehte sich alles, etwas verloren sah ich in sein breites Grinsen, scheinbar zufrieden mit meiner Reaktion. "Das war ein Kuss, das gestern, konnte man ja wohl kaum zählen.", meinte er und verließ mein Zimmer.

Kapitel 58

Ich hatte gehofft, das er nicht gehen würde, aber leider zog er es durch.

Die Diskussionen mit seinen Eltern waren teilweise bis zu uns zu hören, nicht mal meine Mutter konnte ihn überzeugen! Dabei lag Castiel nichts ferner, als mit meiner Mutter zu streiten.

Tat er sich diesen Stress wirklich nur für die Musik an? Oder doch für SIE...

Ich hielt mich schweren Herzens da raus, denn ich wusste das ich ihn nicht überzeugen konnte, ich hatte es ja schon versucht.
 

Am Montag ging ich mit Kentin wie fast immer zusammen zur Schule. Er war der Einzige von uns, der sich im Thema Castiel überhaupt nicht einmischte, was nicht verwunderlich war, schließlich stand er ihm nicht Nahe.

Schweigend liefen wir nebeneinander. Der Blick meines Bruders schweifte immer wieder zu mir, was ich zwar bemerkte, aber nicht weiter beachtete.

"Heute ist Rosalia wieder in der Schule, oder?" Ich nickte nur zur Antwort. "Das ist doch... Gut! Dann kann sie das ja endlich aufklären!" "Ja...", nuschelte ich und Kentin seufzte.

"Ada, was ist los? Ist es wegen Castiel? Seit ihr jetzt im Streit auseinander gegangen oder wie? Oder ist es weil er weg geht?" "Im Streit auseinander... Hm... Das weiß ich gar nicht. Sind wir zerstritten?", fragte ich mich selbst und sah den irritierten Blick meines Bruders.

Ich dachte an den Kuss und schüttelte den Kopf. "Nein ich glaub zerstritten sind wir nicht." "Aber du bist dir nicht sicher? man! Das nenne ich mal ungeklärte Fronten!" Ja er hatte recht... Vielleicht war es ja das, was mich so störte.

"Du, Ada... Wie sieht Castiels Ex eigentlich aus?", fragte Kentin dann überraschender weise. Ich war noch völlig in Gedanken und starrte eher auf meine Schuhe, als auf den Weg. "Brünett, zu viel Geschminkt, zu knapp bekleidet und sie präsentiert ihren Ausschnitt so penetrant das sie irgendwann nen Buckel kriegt wenn sie sich so weiter vorbeugt, wieso fragst du?", sagte ich und wurde dann von ihm festgehalten.

Ich hob irritiert den Kopf und sah ihn das Gesicht der Person, die ich erst bei ihrem Begräbnis wiedersehen wollte, wenn ich auf ihrem Grab tanzen konnte.
 

"Oh... Hallo Debrah, is ne Weile her... Wenn auch nicht lang genug.", sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Oh, hay Adaliz. Ja ich hab dich auch nicht besonders vermisst, wenn ich so ehrlich sein darf. Wer ist das? Dein Freund?", fragte sie und musterte Kentin.

"Nein, mein Bruder. Komisch ich hätte nie gedacht das wir uns auf die Art wieder sehen... Ich habe es mir anders vorgestellt.", meinte ich und hob das Kinn etwas um herablassender zu wirken. Sie stemmte die Hände gegen die Hüfte und sah zu mir runter. Verdammt, wenn sie mal gerade stand war sie größer als ich!

"Ach ja? Und wie sahen unsere Wiedersehen in deiner Vorstellung aus?", fragte sie amüsiert. Ich neigte den Kopf und lächelte gespielt.

"Nun in der einen Vorstellung bettelst du verzweifelt um Geld oder darum, das man dir deine bescheuerten CD's abkauft. In der anderen begegnen wir uns eher zufällig am Straßenrand, wenn ich mit den Hund gassi gehe und du deinen Abendlichen Geschäft nach gehst, wenn das Rotlichtvirtel dein Zuhause geworden ist. Beide Vorstellungen finde ich doch recht realistisch, wenn ich davon ausgehe das du dich kein Stück geändert hast.", sagte ich zu ihr, packte Kentins Handgelenk und zog ihn in die Schule.
 

Genervt stampfte ich zu meinem Spint. Heute sollten sich die anderen Schüler mal erlauben sich mit mir an zu legen! Ich würde sie ihn der Luft zerreisen!

"Morgen Liz.", begrüßte mich Lysanders sanfte Stimme. Ich schlug meine Spinttür zu und sah ihn genervt an. "Morgen...", nuschelte ich unfreundlich und hatte das Bedürfnis gegen die Wand zu treten.

"Du hast sie also gesehen.", stellte er mit hochgezogener Augenbraue fest und ich murrte. "Ja, mir wäre fast das Frühstück wieder hoch gekommen! Was macht das Miststück hier? Sie hat doch schon wieder ihren Willen bekommen! Was will sie denn noch? Oh bitte sag mir das sie gerade vor fünf Sekunden einen tragischen Unfall hatte und ich von ihr erlöst bin, biiiiteeee.", flehte ich. "Ähm... Nein tut mir leid, sie erfreut sich bester Gesundheit soweit ich das richtig einschätzen kann... Sie trifft sich hier mit Castiel... Soweit ich weiß.", erwiderte Lysander, genauso wenig begeistert wie ich.

"Du weißt es also schon? Das Castiel mit ihr gehen will mein ich." Lysander seufzte. "Ja, ich weiß es schon. Ich hab gestern mit ihm telefoniert. Und nein ich konnte ihn nicht überzeugen es nicht zu tun. Er ist schon 18, wenn er die Schule abbrechen will, darf er das. Er ist selbst für sich verantwortlich."

Ich lehnte mich mit der Stirn gegen die Wand. "Warum? Warum darf er das so einfach entscheiden? Nein warte, warum lässt er sich von ihr so leicht um den Finger wickeln? Castiel dieser Idiot... Ich hätte ihn mit der Vase damals doch treffen sollen... Am besten am Hinterkopf! Hätte seinem Hirn bestimmt gut getan!"
 

Lysander hörte sich geduldig mein Gejammer und Gemecker an und begleitete mich zu meinen Klassenzimmer. "Hast du denn mal versucht mit ihm zu reden?", fragte er mich schließlich und sah kurz zum Fenster. "Ja... Naja ich habs versucht..." Ich ließ den Blick über den Klassenraum, der sich langsam füllte, schweifen und biss mir auf die Unterlippe.

"Ich schwänze...", nuschelte ich und Lysander sah mich verwundert an. "Was?" "Ich schwänze! Ich muss nochmal mit Castiel reden! Und Debrah so gewaltig in den Arsch treten das sie nie wieder sitzen kann! Wenn Rosalia kommt, sag ihr bitte sie soll sich ne Ausrede für mich ausdenken!", sagte ich und rannte schnell los, bevor Lysander mich aufhalten konnte.
 

Wahrscheinlich würde es nichts nützen, vielleicht wird es im Streit enden, aber ich MUSSTE einfach nochmal versuchen mit Castiel zu reden! Nur noch ein letztes Mal! Ein letzter Versuch... Ich konnte es einfach nicht so stehen lassen!

Die ganze Zeit hatte ich mir noch still gewünscht das seine Eltern, meine Mutter oder Lysander ihn umstimmen konnten, aber er ist so stur...

Also musste ich genauso stur sein!
 

Ich kam zum Schultor, Castiel und Debrah redeten gerade miteinander, was mich innerlich wieder zum ausrasten brachte! Ich spürte regelrecht wie die Wut durch meinen ganzen Körper ging und mein Tempo sich dadurch beschleunigte. Oh wie gern hätte ich ihr jetzt einfach ohne Vorwarnung ins Gesicht geschlagen!

"Castiel!", rief ich und drängte mich zwischen ihm und Debrah.

Kapitel 59

Der Wecker hämmerte ungeduldig nach mir und riss mich aus dem Schlaf. Schockiert öffnete ich die Augen und starrte die Decke an. Benommen legte ich meine Hand an meine Stirn. Hatte ich wieder geträumt?

Meine Zimmertür ging auf und verschwommen hörte ich eine Stimme. "Liz? Bist du wach? Komm das Frühstück ist fertig.", sagte Lysander und ich richtete mich wiederwillig auf. "Ich fühl mich Scheiße...", nuschelte ich und bekam eine Tasse Kaffee in die Hand gedrückt. "Sieht man.", sagte er lächelnd und setzte sich auf mein Bett.

"Schlecht geträumt?" Ich nickte zur Antwort und nippte an meiner Tasse. "Von Castiel... Und Debrah...", gestand ich und hörte Lysander seufzen. "Wie lange willst du der Sache noch nach trauern?", fragte er mich besorgt und stand auf. "Komm lieber frühstücken."
 

Ich sah ihm nach als er mein Zimmer verließ. Drei Jahre... Castiel war schon drei Jahre weg und noch immer ging ich diese letzten zwei Tage durch als ich ihn sah. Immer wieder ging ich die Ereignisse durch und bereute, das ich ihn gehen ließ.

Mit zerzaustem Haar und in meinen verwaschenen Pyjama ging ich in die Küche. Lysander hatte schon alles vorbereitet, der Kaffee schmeckte süchtig machend gut und der Toast war so verbrannt, das man kaum noch schmeckte was er ursprünglich war. Es war wie immer, seit wir zusammen wohnten.

"In einer Stunde müssen wir los, denk dran.", ermahnte er mich wie jeden Morgen, dabei wartete ich letzten Endes immer auf ihn und nicht er auf mich. "Ich weiß... Ich brauch doch eh nicht lange.", nuschelte ich und biss vom verkohlten Toast ab.

"Rosalia hat gestern übrigendes angerufen, sie und Leigh sind gut in London angekommen, auch wenn sie viel über den Flug gemeckert hat." Ich nickte nur und nagte weiter auf meinen Frühstück rum.

"Ach ja da fällt mir ein... Ich muss zwar heute nur den halben Tag arbeiten, aber ich werde trotzdem erst spät Zuhause sein. Ich treff mich mit Ken, machst du heute die Küche? Das Bad mach ich morgen.", sagte ich monoton und schob mir das letzte Stück des Toastes in den Mund.

"Klar kein Problem, geht ihr zu deiner Mutter?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein zu einer Ausstellung. Es ist eine Ähnliche wie die bei unseren Doppeldate mit Rosa und Leigh, ich hoffe dieses Bild wieder zu sehen." "Klingt interessant, wenn es gut ist geh ich da vielleicht auch hin.", meinte er und stand auf. Nachdenklich ließ er den Blick über unsere Wohnküche schweifen. "Wo ist mein Notizbuch?"

Ich schmunzelte, trank den letzten Schluck Kaffee und stellte mein Geschirr weg. "Typisch!", sagte ich und ging ins Bad.
 

Wieder mal rannten Lysander und ich zur Arbeit, wie so oft hatte er ewig sein Notizbuch gesucht. Ari war, wie fast immer, doch schon vor gegangen.

Ari und ich gingen Beide zur selben Uni, da wir Beide finanziell unabhängig sein wollten, arbeiteten wir mit Lysander zusammen in einem Restaurant. Lysander tat es seinem Bruder gleich und studierte nicht, tagsüber arbeitete er zwar mit uns zusammen, aber Abends trat er mit seiner Bands in Bars auf, in der Hoffnung irgendwann von seiner Musik leben zu können.

Wir wohnten noch nicht lange zusammen, aber die Vorzüge einer WG waren schnell ersichtlich: Wir sparrten dadurch einiges!

Kentin war in der Bundeswehr, einmal angefangen konnte er nicht mehr aufhören, es war also erwiesen: Die Einstellung meines Vaters war ansteckend!

Ich war froh, ihn endlich mal wieder sehen zu können, irgendwie glänzte er immer durch Abwesenheit.

Rosalia und Leigh haben sich zusammengetan und wurden, dank meiner Mutter und ihren Beziehungen in der Modewelt, zu bekannten Nachwuchsdesigner. Sie sahen meine Mutter öfter als ich, die jetzt wo alle Kinder außer Haus waren, sich ganz ihrem Modemagazin widmete.

Von Castiel hatte ich seit drei Jahren nichts mehr gehört... Jedenfalls nicht persönlich. Ich las über ihn und Debrah in Zeitschriften, hörte ihre Musik im Radio. Es war zum Verrückt werden! Ob er sich bei meiner Mutter meldete traute ich mich immer kaum zu fragen, denn Beide möglichen Antworten würden einfach zu sehr weh tun...

Zu spät hatte ich verstanden, das Leigh eigentlich nur ein Ersatz war, eine unerreichbare Schwärmerei damit ich mir selbst vortäuschen konnte, das ich nichts mehr für Castiel empfand.

Warum war ich nur so dumm gewesen?

Wie oft hatte ich ihm damals auf seine Mailbox gesprochen, bis er seine Nummer änderte...

Kapitel 60

Keuchend rannten wir ins Cafe in dem wir arbeiteten. Völlig außer Atem sah ich zu unseren Chef. "Noch Pünktlich?", fragte ich hoffnungsvoll und sichtlich vom rennen überanstrengt. "Gerade noch so! auf die Minute genau.", meinte er streng und musterte Lysander und mich. "Zieht euch um.", forderte er und widmete sich dem Gläser putzen.

"Nur wegen deinen blöden Notizbuch!", jammerte ich und ging mit Lysander in den Personalraum. "Entschuldige... Ich weiß nicht warum ich es immer verliere." "Ich frage mich eher warum du es zur Arbeit mitschleppst!", erwiderte ich und schnappte mir meine Arbeitsbluse.

Lysander drehte sich unaufgefordert um und zog sein Hemd aus, während ich mir mein Shirt übern Kopf zog um es gegen die Bluse aus zu tauschen. Kurz blickte ich auf seinen Rücken und schmunzelte. "Hat Ari dein Tattoo eigentlich mittlerweile gesehen? Sie versucht ja schon seit Jahren es mal zu Gesicht zu kriegen.", sagte ich, während ich mir die Bluse zuknöpfte.

Er lachte kurz und zog sich das schwarze Arbeitshemd an. "Nein hat sie nicht. Dabei könnte sie es so einfach haben. Statt Spannerin zu spielen, könnte sie mich ja einfach mal danach fragen." "Hm ich weiß nicht... Was soll sie machen? Dich fragen ob du dich mal kurz oben rum frei machen könntest damit sie deinen Rücken bewundern kann?" Er drehte sich leicht zu mir und schmunzelte. "Zum Beispiel."
 

Ari unterbrach unser Gespräch, als sie die Tür aufriss und sichtlich enttäuscht zu dem fertig umgezogenen Lysander sah. "Kommt ihr? Die ersten Gäste sind schon da." Amüsiert ging er an sie vorbei, er war in den letzten Jahren schon irgendwie in dem Punkt leicht fies geworden, aber Aris Bemühungen sein Tattoo zu sehen waren WIRKLICH witzig und unterhaltsam!

"Ich bin immer zu langsam...", jammerte sie und ich band mir die Haare zusammen. "Ja bist du." "Du hast es schon gesehen oder?", fragte sie deprimiert und lies sich hängen.

"Klar hab ich das! Ari, ich wohn und arbeite mit ihm zusammen. Ich hatte schon einige Gelegenheiten seinen nackten Oberkörper zu sehen, von vorne UND hinten." "Habt ihr zufällig noch ein Zimmer frei? Oder einfach nur eine Couch? Ich kann aus dem Koffer leben, ist kein Problem für mich." "Ari, wir sollten jetzt wirklich an die Arbeit gehen.", erwiderte ich und ging an ihr vorbei.

"Wie soll ich arbeiten wenn ich nur an Lysanders Rücken denke???", rief sie mir hinterher. Ich drehte mich um und lief rückwärts. "Es ist wirklich nur Lysanders RÜCKEN an den du denkst?", fragte ich breit grinsend und widmete mich dann gut gelaunt der Arbeit.
 

Nach meiner Arbeit wartete ich vor dem Cafe auf Kentin. Es war schon wieder ewig her das wir uns gesehen hatten, telefonieren war einfach nicht das selbe!

"Entschuldige! Bin ich zu spät?", fragte er, als er nach 20 Minuten Wartezeit angerannt kam. "da bist du ja! Ja du bist zu spät! Aber das ist egal.", sagte ich lächelnd und umarmt ihn stürmisch. "Ich hab dich so vermisst!" Er schlang die Arme um mich und legte seinen Kopf auf meinen. "Ich dich auch Ada.", hauchte er sanft und küsste meine Stirn.

"Na wollen wir los?" Ich nickte freudig und ging mit ihm zielstrebig zur Ausstellung.
 

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, das ich hier mit Lysander mein Doppeldate hatte. Ich dachte an das verzweifelte, verunsicherte Mädchen das ich damals war. Eine Adaliz, die nur ihre Gedanken damit verschwendete, zu hoffen das Rosalia nichts merkte... Nichts davon mitbekam wie ich ihren Freund anschmachtete und in Panik ausbrach wenn ich mir vorstellte, das sie von meinen Gefühlen erfuhr.

Ich dachte an das Essen nach der Ausstellung und Castiels Anruf... Ich wünschte mir die Zeit zurück zu drehen und mit dem Wissen was ich jetzt hatte, diesen ganzen Abend zu verändern...

"Also Ada! Wie heißt dieses Bild nochmal das du hoffst hier noch mal sehen zu können?", fragte mich mein Bruder und sah sich etwas verloren um. "So close...", flüsterte ich. *So Nah*, damals hatte der Titel gepasst, erstaunlich wie schnell sich alles ändern kann und trotzdem sehnte ich mich danach dieses Bild noch mal zu sehen.

"Aha... Und der Künstler?" Ich zuckte nur unwissend mit den Schultern. "Keine Ahnung."
 

Ich sah mich suchend um, in der Hoffnung diesen Stil wieder zu erkennen. Vor meinen Geistigen Auge sah ich das Bild, klar und deutlich mit jedem Detail, als hätte ich es gestern erst gesehen.

Plötzlich erkannte ich etwas weiter weg ein Bild, ich war mir nicht sicher, aber dieser blasse Rotton den ich von weitem sah rief regelrecht nach mir.

Ich packte Kentins Hand und zog ihn mit mir. "Ada? Hay was ist denn???" Schweigend blieb ich vor dem Bild stehen. Es war das selbe Mädchen! Dieses wellig, glänzende Haar, dieses weiße, leicht durchsichtige Kleid und diese ausdrucksstarken Augen! Es war das selbe Mädchen wie auf dem Bild *So close*!

Ich musterte das Gemälde, wie auch das, was ich vor drei Jahren gesehen hatte, waren nur die Umrisse Farbig, der Rest war weiß gehalten. Das Mädchen strahlte über ihr ganzes Gesicht und hatte einen Phönix auf ihrer Rechten Hand sitzen. Alles wirkte sehr verträumt und unscharf, als wäre ein Schleier darüber gelegt. Mein Blick ging zum Titel. "Just a dream...", las ich leise vor.

"Gefällt ihnen das Bild?", hörte ich eine unsichere Mädchenstimme hinter mir. Irritiert drehte ich mich um.

Kapitel 61

Ein Mädchen, deren Gesicht mir so verdammt vertraut vor kam, stand vor mir. Ihre violetten Haare waren nach hinten gebunden, unsicher zupfte sie an ihrem grauen Kleid und sah mich an. "Adaliz? Bist du es?", fragte sie mich und ich blinzelte verwundert. "Ähm... Ja... Bin i-... Viola?" Das Mädchen lächelte leicht und nickt.

"Ja genau... Hay das ist schon eine weile her. Wie gehts dir?", fragte sie mich höflich und zupfte weiter an ihrem Kleid. "Gut... Soweit... Und dir? Ist... Ist das Bild von dir?" Sie nickte wieder und stellte sich unsicher vor das Bild. "Ja das habe ich gemalt... Vor drei Jahren wurde schon einmal ein Bild von mir ausgestellt." "*So close*! Oder?", fragte ich begeistert.

Viola sah mich verwundert an und nickte erneut. "Richtig... Du warst bei der Ausstellung?" "Ja! Mit Rosa, Leigh und Lysander! Dein Bild... Es war traumhaft! Hast du es noch? Ich würde es so gern nochmal sehen!" "Ja hab ich. In meiner Galerie, es steht zum verkauf."
 

Voller Begeisterung schrieb ich mir ihre Adresse auf und ging mit Kentin weiter. "Was ist denn so toll an diesem Bild? Ich meine, ja sie hat echt Talent und ihr Bild war schön, aber warum diese ungezügelte Begeisterung? Hier sind doch viele Bilder beeindruckend, oder?"

"Ja schon... Aber ich fühle mich diesen Bildern nahe, es ist als würden sie mich wieder spiegeln. Klar das ist nur Zufall aber... Es berührt mich einfach. Die anderen Bilder sind hier auch schön, aber in keinem finde ich mich wieder, nichts spricht mich persönlich an. Ihre Bilder schon! Besonders *So close*..."

Mein Bruder sah mich an und verdrehte die Augen. "Es geht aber nicht wieder um Castiel, oder?" "Was? Nein! Bei diesen Bildern geht es um mich! Nicht um meine Männerprobleme. Es gibt auch eine Adaliz die nicht 24/7 an Castiel denkt." "24/7?", fragte er mich skeptisch. "24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.", erklärte ich und schlenderte weiter den Gang lang.

"Es gibt nicht nur die Castiel-hinterher-weinen-Adaliz... Es gibt auch, die studierende, die arbeitende, die leidenschaftlich gern tanzende Adaliz, die sich in ein Gemälde verliebt hat."

"Hm, interessant. Würdest du mir irgendwann auch die Über-Castiel-hinweg-gekommende-Adaliz vorstellen? Die würde ich WIRKLICH gerne mal kennen lernen!" Ich lächelte nur traurig. "Ja, die würde ich auch gerne kennen lernen, aber die entfernt sich jedes mal ein Stück wenn Castiel mit seiner Band in irgendeiner Zeitschrift oder im Fernsehen auftaucht, jedes Mal wenn das Radio diese Musik spielt und seine Gitarre zu hören ist..."

Kentin klopfte mir auf die Schulter und grinste. "Medien werden überbewertet, verkauf dein Radio und den Fernsehr und kauf dir keine Zeitschriften mehr, dann wird alles gut." "Oh ja, schön das ich mich nicht einschränken muss um nicht mehr an Castiel zu denken.", erwiderte ich sarkastisch und schüttelte den Kopf.

"Ach ich bin doch selbst schuld! Ich hab ihn gehen lassen, ich blöde Kuh! Und alles was mir blieb war Demon. Den er seit drei Jahren nicht besucht hat das Schwein! Armer Demon..." "Ja, in der ganzen Sache ist es der Hund, der leidet.", erwiderte jetzt Kentin sarkastisch und seufzte.
 

Nach der Ausstellung saßen wir noch in einem Cafe. Leicht Gedankenverloren starrte ich in die Karte. "Warum trinken wir bei dir keinen Kaffee?" "Weil die Kaffeemaschine Lysander gehört... Das Ding ist eine Wissenschaft für sich, glaub mir, ohne ihn schaffen wir es nicht die an zu machen und wenn er uns Kaffee macht schmeckt der scheußlich."

Ungläubig musterte mich mein Bruder. "Und warum trinkst du das Zeug dann jeden morgen und wirfst die Maschine nicht weg?" "Das Teufelszeug weckt sogar Tote auf und Lysander liebt seine Kaffeemaschine, außerdem ist es das Einzige Gerät in der Küche das ihm gehört, ich sollte nicht alles von ihm im Keller verstauben lassen."

Kentin sah wieder zu mir rüber und grübelte kurz. "Ich traue mich zwar kaum zu fragen, aber... In was für einer Beziehung stehst du zu Lysander?"

Mit skeptischem Blick hob ich den Kopf und sah ihn an. "Was erwartest du jetzt für eine Antwort von mir? Er ist ein guter Freund und mein Mitbewohner! Nicht mehr und nicht weniger!" "Ist das wirklich alles?" "Oh nein, nein. In einsamen Nächten krabble ich manchmal zu ihm ins Bett, Natürlich ist das alles! Was soll diese dumme Frage?", fragte ich leicht wütend, denn dieses Gespräch hätte ich mit meinen Kollegen schon zu oft gehabt.
 

Warum glaubte jeder, nur weil man sich gut versteht und zusammen wohnt, das es gleich bedeutet das man was miteinander hat? Ich wünschte ich wäre in Lysander verliebt! Denn er war erreichbar, er war mir nahe...

Ich müsste nicht ständig an ihn denken und ihn vermissen, ich könnte einfach zu ihm gehen! Oh wäre es doch nur Lysander, dann würde es nicht so weh tun!

Wäre er es, wäre alles leichter!

Selbst wenn er diese Gefühle nicht erwidern würde, alles wäre mir lieber, als damals Leigh, der mit meiner besten Freundin zusammen ist oder Castiel, von dem ich jetzt schon seit drei Jahren nichts mehr höre...

Hätte ich mich doch damals, bei dem Doppeldate nur in Lysander verliebt. Ich hätte mir damit so vieles erspart.

Aber nein, es ist Castiel!

Castiel, mit dem ich jede Gefühls Höhe und jedes Tief durch habe.

Castiel, an den ich ständig denken muss, egal ob ich schlafe oder wenn er mich wieder schlaflos macht.

Ich vermisse seine Stimme, sein freches Grinsen, das Wissen, das ich nur mein Fenster öffnen muss um ihn zu sehen.

Aber es ist zu spät... Ich hab es vermasselt, weil ich mir über meine Gefühle nicht im klaren war, weil ich gezweifelt habe.
 

Kentin sah mich schweigend an, ich wusste nicht was ich für ein Gesicht machte, aber es schien ihn zu verunsichern.

Zaghaft griff er zu meiner Hand und riss mich damit aus meinen Gedanken. "Ada... Tut mir leid... Ich habe was falsches gesagt, oder?" Ich schüttelte den Kopf und lächelte leicht. "Nein eigentlich nicht, ich bin nur etwas empfindlich."

Ich wollte mich gerade der Karte widmen, als mein Handy klingelte. Verwundert überflog ich die SMS von Lysander und blieb bei einem Wort hängen: Castiel!

Kapitel 62

"Ada? Was ist los?", fragte Kentin, während ich die SMS las.

»Hay Liz, ist es schlimm wenn Ari bei uns übernachtet? Ich weiß, Kentin wollte auch bei uns schlafen, aber es gab hier in der Wohnung einen kleinen Notfall und sie kam vorbei. Jetzt ist sie hier und es ist schon zu spät um sie nach Hause zu schicken. Sie hat hier her doch so eine ungünstige Busverbindung. Übrigendes brauchen wir eine neue Pfanne! Oh und ich habe eine Nachricht von Castiel, er«

Irritiert blieb ich an dem Wort *Castiel* hängen, aber die SMS ging nicht weiter! Ich bekam auch keine Fehlermeldung das die SMS unvollständig war.
 

"Oh man Lysander!", meckerte ich. "Was ist denn?" "Ach... Entwider hat er versehentlich wieder zu früh gesendet oder er hat vergessen das er noch nicht fertig mit schreiben war. Die meisten Frauen in meiner Arbeit finden ihn geheimnisvoll, ich finde ihn einfach nur schusselig! Natürlich vergisst er das wichtigste zu schreiben!

Und irgendwas hat er wieder mit meiner Pfanne angestellt!" Ich seufzte und überlegte ihn an zu rufen.

"Willst du lieber nach Hause? Es ist eh schon spät. Wir können doch bei dir was Essen.", schlug mein Bruder vor. "Ach das ist ja das Nächste... Ari ist da... Sie soll auch bei uns übernachten. Wir haben aber nur eine Couch. Ich muss mal Lysander fragen wie er sich das vorgestellt hat wo sie schlafen soll."

"Ich kann auch bei Mama schlafen, so weit ist das Haus von hier auch nicht weg.2, schlug Kentin vor, aber ich schüttelte sofort den Kopf. "Nein, da wärst du allein. Mama ist nicht Zuhause. Ne ne du schläfst bei mir. Entwider du oder Ari müsst damit leben mit mir das Bett zu teilen."
 

Wir bezahlten den Kaffee und begaben uns zu mir, ich grübelte die ganze Zeit was jetzt mit Castiel war... Und mit meiner Pfanne!

Als wir den Treppenflur betraten, roch es stark verbrannt, ich ahnte schon was mit meiner Pfanne passiert war. Das Schlimmste ahnend kam ich in die Wohnung und sah Lysander und Ari in unserer Wohnküche sitzen. Der Geruch nach Verbranntem kam eindeutig von hier.

Seufzend ging ich mit Kentin zu den Beiden hin.

"Was ist passiert?" "Lysander hat fast eure Küche im Brand gesetzt, er hatte vergessen den Herd aus zu machen.", erklärte mir Ari und wir Beide sahen vorwurfsvoll zu meinem Mitbewohner.

"Ich dachte ich hätte ihn aus gemacht... Dann hab ich mein Notizbuch gesucht und... Nun ja ich bemerkte den Brand etwas spät. Ich hatte Ari angerufen, gefragt was man gegen Fettbrand tut und während sie es mir panisch erklärte kam sie hier her.", erzählte Lysander und ich konnte einfach nur noch den Kopf schütteln. Er war so ein Schussel!

"Und so musste meine Pfanne dran glauben? Nun ja... Hauptsache die Wohnung steht noch..."
 

Wir setzten uns mit auf die Couch, Kentin vermied Augenkontakt mit Ari, aber ich ignorierte es ausnahmsweise. "Ach Lysander? Du hast mir wieder eine unfertige SMS geschickt! Was ist denn jetzt mit Castiel?", fragte ich und versuchte beiläufig zu klingen.

"Ach das! Ich wusste ich hab was vergessen... Hm was hatte er mir nochmal geschrieben?" "Zeig mir einfach die Nachricht!", sagte ich etwas ZU drängend.
 

Ich riss Lysander sein Handy aus der Hand und suchte Castiels SMS.

»Hay Lys! Bin nächsten Monat mal wieder in der Stadt, haste Zeit?«, las ich und schluckte.

Er kam hier her... Er hatte Lysander geschrieben, nicht mir...

Mein Blick wanderte zum älteren Verlauf und blieb kurz bei einer SMS von Castiel hängen, die er Lysander letzte Woche geschrieben hatte. Schnell drückte ich weg und gab ihm sein Handy wieder, ich wollte nicht in Lysanders Nachrichtenspeicher herumschnüffeln.

Nun ja, ich WOLLTE schon... Aber ich sollte es nicht tun!
 

"Ich geh duschen... Einigt euch mal wer wo schläft.", nuschelte ich und verschwand schnell ins Bad.

Castiel hielt also Kontakt mit Lysander...

Ich hatte ihn nie gefragt ob er was über Castiel wusste, ich ging immer davon aus, wenn Castiel sich nicht bei mir meldete dann auch sicher nicht bei Lysander!

Aber das stimmte nicht... Er wollte anscheinend nur mit MIR keinen Kontakt!

Ich wusste nicht ob ich wütend oder traurig sein sollte, irgendwie war ich Beides.

Warum hatte Lysander nie was gesagt? Bestimmt damit ich mich nicht so fühle wie jetzt.

Ob Castiel nach mir mal gefragt hat? Weiß er das ich mit Lysander zusammen lebe?

In einer Nachricht hatte er *Ada* geschrieben... Ich hätte sie lesen sollen... Wenigstens die Stelle mit mir.

Meine Gedanken kreisten, während ich das Wasser anstarrte das in den Abfluss floss.

Nächsten Monat wäre er hier... Er und... Debrah...

Ob sie wieder zusammen waren?

Das würde erklären warum er sich nicht bei mir meldet.

Schließlich würde Debrah das sicher nicht wollen, nach unseren letzten Treffen. Meine heftige Reaktion auf sie blieb bis zum Schulende in aller Munde. Der einzige Grund warum Peggy diese Ausgabe, nach Castiel Abgang, überlebt hatte, war das Kentin und Lysander mich mit Händen und Füßen daran hinderten sie zu erwürgen!

Castiel und Debrah... Ob es wirklich so ist? Aber warum sonst würde nur ich nichts von ihm hören?
 

Noch aufgewühlter als vorher kam ich in mein Zimmer. Voller Freude sprangen mir Beide Hunde entgegen. Kentin saß auf meinem Bett und blickte zu mir. "Ich schlaf bei dir. Ari und ich haben ausgelost.", meinte er und ich nickte nur müde.

"Von mir aus..." "Du wirkst fertig." "Bin ich... Die Dusche war nicht so entspannend wie ich hoffte. Ich hol mir mal kurz was zu trinken. Willst du auch was?" Kentin schüttelte den Kopf und ich ging mit Demon zurück in die Küche.
 

Ari bezog gerade die ausgeklappte Couch und sah zu mir. "Du siehst aus als hättest du eine 12-Stunden Schicht hinter dir. Was hast du denn unter der dusche gemacht?" "Nur geduscht... Und nachgedacht! Das war eigentlich das ermüdende..." Ari musterte mich und schüttelte den Kopf. "Es ist wegen Castiel, oder?" Ich nickte und holte mir ein Glas Wasser. Mein Blick ging kurz zu meiner völlig verbrannten Pfanne, man konnte Lysander echt nicht allein lassen.

"Wenn es dir hilft, bei mir hat sich Castiel auch nie zurück gemeldet.", sagte Ari und klopfte neben sich auf die Couch. Ich setzte mich zu ihr und nippte an meinem Glas.

"Du hast versucht ihn zu erreichen?" "Klar! Ich hatte das tiefe Bedürfnis ihm die Hölle heiz zu machen! Das muss er gespürt haben... Denn er hat sie nie gemeldet. Idiot!" Ich schmunzelte leicht. "Ja... Ich hab auch nie eine Antwort bekommen, aber Lysander anscheinend." "Wusstest du es nicht? Hat Lysander nie was gesagt?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich hab nie danach gefragt. Ich bin einfach davon ausgegangen das er genauso wenig wusste wie ich. War wahrscheinlich auch besser so, ich wäre Lysander nur auf die nerven gegangen, hätte ihn wahrscheinlich ständig nach Castiel gefragt... Das hätten selbst seine Nerven nicht ausgehalten."

Ari sah mich nachdenklich an. Sie griff in ihre Hosentasche und holte ein Handy hervor, das verdächtig nach Lysander's aussah. "Hast du das gleiche Model wie Lysander?" "Nö, aber er ist bei seinem Handy genauso wie mit seinem Notizbuch: Er lässt es einfach liegen." Ich blinzelte und sah sie leicht erschrocken an. "Du hast einfach Lysanders Handy genommen???" "Nein, ich hab es GEFUNDEN.", sagte sie und durchsuchte seinen Nachrichtenspeicher.

"Ari nicht! Das macht man nicht! Lysander HASST sowas!" "Ach was er nicht weiß macht ihn nicht heiß! Ich will nur gucken ob sie was über dich schreiben." Nervös sah ich in den Flur, aus Angst Lysander würde zurück kommen und sein Handy suchen.

"Ari ich mein es ernst, Lysander wird davon wirklich nicht begeistert sein." "Also willst du es nicht wissen was sie über dich schreiben?" Ich schwieg kurz. "Doch... Aber man liest nicht die Nachrichten Anderer... Und ich will keinen Ärger mit Lysander." "Du kriegst keinen Ärger mit ihm weil ICH die Nachrichten lese und nicht du."

Ich biss mir auf die Unterlippe und sah noch mal zum Flur. Es war falsch! Aber... "Okay! Was schreibt er?"

Kapitel 63

Neugierig beobachtete ich Ari, wie sie die Nachrichten überflog. "Und? Was steht denn da jetzt nun?", fragte ich drängend. "Warte doch mal. Ich muss erstmal gucken wo sie über dich schreiben."

Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen, es war nicht meine Art in der Privatsphäre Anderer rum zu schnüffeln und Ari auch nicht. Aber auf der anderen Seite musste ich einfach wissen was Castiel schrieb!

Dachte er noch an mich? Fragte er Lysander vielleicht wegen mir aus? Oder war es nur Lysander der von sich aus Castiel erzählte wie es mir ging?
 

Ari starrte schweigend auf das Handy, drückte zurück zum Bildschirm und packte das Handy auf den Wohnzimmertisch. Irritiert neigte ich den Kopf und sah sie an. "Was ist los?" Sie schüttelte den Kopf und setzte ein gespieltes Lächeln auf.

"Nichts... Da stand nichts weiter. Sorry Liz, wir sollten doch lieber nicht in Lysanders Nachrichten rumschnüffeln."

Entsetzt riss ich die Augen auf und schluckte. Was stand denn da drin das Ari es mir nicht sagen wollte? Ich rechnete mit dem Schlimmsten und sah zum Handy.

Was stand da nur drin?
 

"Verdammt Ari was steht da? Ist es was schlimmes?" Wieder schüttelte sie den Kopf. "Nein nichts schlimmes. Castiel fragt nur hin und wieder nach dir, geht aber nicht auf Lysanders Antworten näher ein. Es ist wirklich nichts erwähnenswertes. Tut mir leid... Ich hatte gehofft er würde Lysander ausfragen und irgendwas interessantes schreiben, aber da ist nur banales."

Irgendwas sagte mir, dass das nicht ganz die Wahrheit war. Aris Verhalten war komisch, ungewohnt für sie. Wenn wirklich nichts weiter drin gestanden hätte, dann hätte sie eher geschmollt oder gemeckert. Aber jetzt wirkte sie eher regelrecht deprimiert.

Mein Blick ging zum Handy. Ich wollte danach greifen, aber eine Hand kam mir zuvor. Ich zuckte zusammen und sah hoch.

"Lysander...", nuschelte ich unsicher. "Hier ist mein Handy! Ich hab es schon gesucht.", meinte er und sah uns an. "Alles okay?" Wir nickten und versuchten nicht erleichtert zu seufzen. Wir wären fast erwischt worden!

"Dann ist ja gut, na dann gute Nacht ihr zwei. Bleibt nicht zu lange mehr wach, okay?", sagte er lächelnd. "Ja Papa.", erwiderte ich ironisch und schmunzelte. "Schlaf gut Lysander.", meinte ich und sah ihm nach.
 

"Puh das war knapp...", nuschelte ich und sah zu Ari. "Liz? Läuft Lysander öfter mit offenen Hemd durch die Wohnung?" "Ähm, ja klar, wieso?", fragte ich verwundert. "Nur so... Aber wir sollten jetzt wirklich schlafen.", erwiderte Ari und krabbelte unter die Decke.

Ich nickte, stand auf und ging zum Flur. "Okay dann, Nacht Ari, bis morgen." "Gute Nacht...", nuschelte sie bevor ich das Licht aus machte und in mein Zimmer ging.
 

Kentin hatte sich in meinem Bett breit gemacht, während Dia und Demon es sich davor bequem gemacht hatten. "Toll... Und wie komm ich jetzt ins Bett?", fragte ich mich leise und versuchte ab zu schätzen ob ich über alle drei rüber springen konnte.

Ich schlüpfte in meinen Schlafanzug und streckte mich über die Hunde. Vorsichtig tastete ich nach einer freien Stelle im Bett und setzte meinen Fuß rein.

Ich musste irgendwie zur Wand kommen, da war der meiste Platz. Mit der versuchten Eleganz und Stille einer Katze beugte ich mich über meinen Bruder und wollte gerade meinen Fuß rüber strecken, als seine Arme mich umschlungen und zu sich runter zogen.

Ich quietschte kurz vor Schreck und sah ihn schmollend an. "Du bist ja noch wach!" Er grinste breit und verwuschelte mir die Haare. "Ja und selbst wenn ich es nicht mehr gewesen wäre, du hättest mich eh mit deinem Rumgezappel geweckt."

Ich zog eine Schmollippe und kuschelte mich an ihn. "Wie fies... Dabei hab ich mich so bemüht..." Er kicherte und ging mit der Hand über meinen Rücken. "Ich weiß. Aber das war echt zu lustig! Hätte man filmen müssen!"

Ich brummte, befreite mich aus seinen Armen und krabbelte von ihm runter. "Du schläfst gleich auf den Boden!", warnte ich ihn, aber er lachte nur. "Wo warst du so lange?" "Bei Ari... Wir haben was blödes gemacht."

"Was denn?" Ich seufzte und verkroch mich unter die Decke. "Wir hatten Lysanders Handy... Wir wollten nachsehen ob Castiel und er irgendwas über mich schreiben." "Du liest die Nachrichten anderer Leute? So hat dich unsere Mutter aber nicht erzogen.", ermahnte mich und ich schmollte wieder. "Ja das weiß ich... Aber die Neugierde ist stärker als die Vernunft! Aber ist auch egal... Anscheinend haben sie eh nichts großartiges geschrieben... Aber Ari hat sich danach so komisch verhalten."

Mein Bruder drehte sich zu mir um und zog mich wieder in seine Arme. "Hast du die Nachrichten denn auch gelesen?" Ich schüttelte den Kopf. "Hm... Vielleicht hat Ari auch gelogen und da stand doch etwas wichtiges über dich. Oder sie hat da einfach was gelesen gelesen, was nichts mit dir zu tun hat und trotzdem nicht erfreulich für sie war."

Ich kuschelte mich schweigend an ihn und seufzte. Was war es nur was Ari so traurig gemacht hatte?

Kapitel 64

~Aus der Sicht einer Anderen~
 

Schweigend saß ich im Dunkeln, allein mit meinen Gedanken.

Diese Nachricht ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Je länger ich daran dachte, umso mehr spürte ich das Stechen in meiner Brust.

Ich atmete noch einmal tief ein und aus, stand auf und schlich den dunklen Flur entlang. Ich musste mit Lysander darüber reden! Sonst würde ich keine ruhige Minute mehr haben!
 

Entschlossen klopfte ich an seine Zimmertür und hoffte, das er noch wach war. "Ari? Was gibts?", fragte mich Lysander verwundert, als er seine Tür öffnete. "Können wir kurz reden?" er nickte und ich kam in sein Zimmer. Mein Blick schweifte durch den Raum. Sein Duft lag in der Luft und jedes noch so kleines Detail sah genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte.
 

"Also was gibt es?", fragte er mich und setzte sich auf sein Bett. Ich lies mich auf seinen Schreibtischstuhl nieder und sah ihn ernst an. "Ich war an deinem Handy. Ich... Ich hab ein paar Nachrichten gelesen zwischen dir und Castiel."

Lysanders eben noch freundliche, weiche Miene verzog sich und seine Augen verengten sich. "Du schnüffelst in meinem Handy rum?" "Ja... Ich hab es gefunden und wollte wissen ob Castiel irgendwas über Liz geschrieben hat. Ich hoffte irgend ein Zeichen von ihm zu lesen, das er sie vermisst."

"Warum suchst du nach irgendein Zeichen von Castiel? Und das ausgerechnet in meinem Handy?" Ich seufzte, spielte mit meinen Fingern während ich über meine Worte nachdachte. "Du bist der Einzige bei dem er sich meldet. Ich wollte irgendwas finden was Liz aufheitert... Und mich beruhigt." "Dich beruhigt?" "Ja... Aber was lese ich stattdessen?!", sagte ich nun etwas lauter, sprang vom Stuhl auf und ging in dem Raum auf und ab, Lysanders Augen verfolgten mich.

"Du... Du bist in Adaliz verliebt?! Und du sagst es auch noch Castiel? Warum?!" Ich blieb stehen und sah ihn an, hoffte das er mir widersprach, doch er schwieg. Oh ich hasste es wenn er das tat! "Bitte sag mir, das du das nur vor Castiel behauptet hast, damit er her kommt um dir den Kopf zu waschen."
 

Lysander sah zur Seite und stand dann auf. "Ja, der Hauptgrund warum ich ihm das geschrieben hab war, um zu sehen ob sie ihm noch genug bedeutet damit er wieder hier her kommt. Ich wollte ihn auf die Probe stellen... Und ja, deswegen kommt er hier her. Seine Band hat hier in der Nähe kein Konzert. Er kommt hier her weil ihn meine Nachricht verunsichert hat."

"Du sagtest das wäre der Hauptgrund... Das heißt, es gibt noch einen Anderen?", fragte ich und hörte mein Herz innerlich hämmern. Ich betete das er nicht das sagen würde, was ich jetzt dachte. Bitte, bitte ich wollte mich irren!

"Ich empfinde wirklich etwas für Liz." Da war es, mein Todesstoß. Vor meinen Augen blinkte ein *Game Over* in stechend roter Farbe, jedenfalls fühlte es sich so an.

"Erst Rosalia... Und jetzt Liz.", nuschelte ich und setzte mich auf das Bett. "Ari es tut mir leid... Ich hab das so auch nie gewollt." "Erst gibst du mir einen Korb wegen Rosalia und kaum bist du über sie hinweg ist es Liz? Verdammt such dir doch wenigstens mal ein Mädchen das ich hassen kann! Muss ich meine Rivalinnen immer lieb haben?"
 

Lysander setzte sich auf den Stuhl auf den ich vorher gesessen habe und seufzte. "Ich wünschte ja auch es wäre anders... Wirklich das tue ich. Aber ich kann es mir nicht aussuchen. Ich will nicht behaupten das meine Gefühle für Liz so stark wie Liebe ist, aber da ist mehr als nur reine Freundschaft."

"Dann liebe sie von mir aus wie eine Schwester, das tue ich auch! Ich... Ich werde nicht zulassen das sie die Nächste ist in die du dich unglücklich verliebst." Ich stand auf, ging zu ihn hin und küsste ihn, wenn auch nur kurz. "Ich werde alles tun damit du endlich mich siehst, Lysander. Und zwar nicht mehr nur als gute Freundin. Und ich werde Castiel so hart schlagen und anbrüllen, das er es nie wieder wagt Liz allein zu lassen. Ich werde nicht eher aufgeben bis ich nicht meine Ziele erreicht habe. Ich liebe dich."

Lysander starrte mich mit hochrotem Kopf an, außerstande etwas zu erwidern. "Übrigendes, deine SMS hat mich sehr verletzt und verstört. Es kann mir nur besser gehen wenn ich in einem weichen Bett schlafe. Da ich Liz und Ken nicht wecken will nehme ich deines. Du hast die Wahl ob du zur Couch gehst oder hier schläfst. Ich wäre eher für das zweite."
 

Natürlich schlief ich allein und er verzog ich verlegen ins Wohnzimmer, aber ich hatte es zumindest endlich mal in sein Bett geschafft!

Kapitel 65

"Liz? Hay Liz, wach auf.", flüsterte mir eine vertraute Stimme zu und riss mich damit sanft aus dem Schlaf. Ich öffnete meine Augen und sah Lysander müde an. "Morgen...", nuschelte ich und griff nach meiner Tasse Kaffee, die er mir jeden Morgen ans Bett brachte. "Morgen.", erwiderte er lächelnd und amüsierte sich sichtlich, als ich wegen den miesen Kaffee das Gesicht verzog.

"Wir brauchen ganz dringend eine neue Kaffeemaschine... Wo ist mein Bruder?" "Der ist schon wach, sogar noch vor mir. Er ist mit Ari in der Küche. Du solltest auch langsam aufstehen." Also war ich die Letzte.
 

seufzend trank ich meine Tasse leer und folgte Lysander müde in die Küche. Kentin kam mir sofort entgegen und nahm mir meine leere Tasse ab. "Richtig mieser Kaffee, du hast nicht übertrieben.", sagte er grinsend und küsste mich auf die Stirn. Lysander verdrehte leicht die Augen und setzte sich hin. "Ich zwinge Niemanden ihn zu trinken. Mir schmeckt er."

Ich kicherte, setzte mich gegenüber von Ari und schnappte mir ein Brötchen. "Du beschwerst dich nicht?", stellte ich fest und biss in mein Frühstück. Ari nippte gerade an ihrer Tasse und sah zu mir rüber. "Ich trinke Tee.", verkündete sie grinsend und sah herausfordernd zu Lysander. Sein Kaffee hatte also schon einen Ruf.
 

Nach dem Frühstück machte sich Ari auf den Weg zur Arbeit, hingegen zu mir und Lysander hatte sie nicht die Spätschicht. "Und Lysander? Was machst du bis Arbeitsbeginn?", fragte ich, während Kentin mir beim Abwasch half.

"Ich treff mich mit meiner Band, wir Proben. Rufst du mich an wenn ich los muss? Sonst vergess ich es..." Ich lachte und sah zu ihn. "Ja mach ich. Viel Spaß bei der Probe."
 

Nach einem kleinen Stadtbummel mit meinen Bruder, machten wir uns auf den Weg zu Violas Atelier. "Und es ist wirklich okay für dich? Schließlich musst du doch heute fahren... Wir können auch zu zweit was unternehmen oder so." "Ach das geht schon. Du kannst es doch kaum erwarten ihre Bilder zu sehen, oder? Ich bin ja nicht zum letzten Mal hier. Ich hatte eh vor dich in Zukunft mal öfters zu besuchen.

Spätestens dann wenn Castiel sich mal wieder blicken lässt. ich will doch deine Reaktion nicht verpassen."

Ich musterte ihn skeptisch und verzog das Gesicht. "Du erwartest das ich auf ihn los gehe, oder? Mit einer Vase oder so." "Wirst du es denn nicht? Der Typ ist quasi drei Jahre untergetaucht und hat jeglichen Kontakt mit dir abgebrochen. Ich erwarte von dir das du ihn dafür leiden lässt!", meinte Kentin grinsend und ich seufzte nur.

"Ja okay, die Vermutung liegt nahe das ich etwas nach ihm werfen werde... Oh hier ist es!" Meine Augen strahlten. Endlich würde ich dieses Bild wieder sehen! Würde noch mehr von Violas Kunst bestaunen können!
 

Das Atelier war riesig! Und die eine Wandseite völlig verglast, so das alles hell erleuchtet war. Der Duft von Öl- und Acrylfarbe umgab einen und überall standen Bilder an den Wänden gelehnt, in allen möglichen Größen.

"Seht euch ruhig so viel um wie ihr wollt. Entschuldigt die Unordnung... Ich hab selten Besuch.", sagte Viola und zupfte unsicher an ihren Sachen.

Mit glitzernden Augen begutachtete ich die Bilder. Jedes erzählte eine andere Geschichte, aber sie alle waren in diesem sanften Stil gemalt, das mich schon vor drei Jahren fasziniert hatte.

Auch Kentin sah sich um und beugte sich zu einem Gemälde runter. "Man Viola! Du hast ja echt Talent! Ich wusste gar nicht das du so gut bist!" Sie neigte den Kopf und seufzte. "Wusstest du denn damals überhaupt das ich male?" Er sah schuldbewusst zur Seite und strich sich die Haare aus dem Gesicht. "Nein... Nicht wirklich..." Viola verzog das Gesicht und ging an ihn vorbei. "Dacht ich mir...", erwiderte sie nur und kam zu mir.

"Und? Gefallen sie dir?", fragte sie mich lächelnd. "Oh ja und wie! Ich liebe deine Bilder! Aber sag mal, wo ist dein Bild *so close*?"

Viola führte mich zu der hintersten Ecke ihres Ateliers und zog das riesige Bild hervor. Da war es, das Gemälde in das ich mich vor drei Jahren verliebt hatte. Das, welches ich beim Doppeldate damals gesehen hatte. "Es ist wunderschön... Steht es vielleicht zum verkauf? Ich würde es so gerne haben." Viola lächelte. "Ich schenke es dir wenn du möchtest. Es staubt hier eh nur ein." "Wirklich? Bi-Bist du dir sicher?", fragte ich freudig und sie nickte. Überglücklich viel ich ihr um den Hals. Das Bild gehörte Tatsächlich mir!
 

Kentin half mir, das riesige Bild in meine Wohnung zu bringen. In einen Tuch eingewickelt trugen wir es durch die Straßen, bis wir dann bei mir ankamen. Mein Bruder, der vor mir ging, blieb plötzlich stehen. Verwundert hob ich den Kopf und sah zu meiner Wohnungstür.

Mein Mund klappte auf und fast hätte ich das Bild fallen gelassen.

Da stand er... VIEL früher als ich mit ihm gerechnet hätte... "Castiel...?"

Kapitel 66

Fassungslos starrte ich zu ihm. Seine Haare waren wieder schwarz, etwas länger und zu einem Zopf zusammen gebunden, aber es war Castiel! Nach drei Jahren stand er wieder vor mir!

Mein Bruder, der das Bild nun allein fest hielt, drückte mir einen Stein in die Hand. Irritiert blickte ich ihn an. "Vertraue deinem Ersten Gedanken wenn du diesen Stein siehst.", meinte er und sah zu Castiel.

Mein Blick ging wieder zu Castiel, der mich stumm anstarrte.

Meinen ersten Gedanken vertrauen...

Was dachte ich überhaupt gerade? In meinen Kopf drehte sich alles.

Meinem ersten Impuls folgen...

Doch was wollte ich tun?
 

Immer wenn ich mir vorgestellt hatte, ihn wieder zu sehen, war ich mir sicher das ich ihn anschreien wollte, auf ihn einschlagen, weinen oder etwas nach ihm werfen!

Doch jetzt, wo er wirklich vor mir stand...

Ich lies den Stein fallen und ging diese paar Schritte die uns noch trennten auf ihn zu. Castiel zuckte zusammen, schien mit einem Schlag zu rechnen und öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber bevor er das konnte, schlang ich meine Arme um ihn und vergrub mein Gesicht in seinem schwarzen Shirt.

"Du bist hier...", nuschelte ich mit Tränen in den Augen und klammerte mich an ihn fest. "Ada...", sagte er überrascht. Ich lies ihn los und klatschte ihn ins Gesicht.

"Du verfluchter, idiotischer, sich nicht meldender Mistkerl! Was fällt dir ein? Was BILDEST du dir ein?! Drei Jahre? Du hast dich DREI verdammte JAHRE nicht gemeldet!!! Und dann starrst du mich nur stumm an?! Dein erster Impuls hätte ein 'Es tut mir leid, bitte verzeih mir, Adaliz.' sein müssen!

Und wenn du mir jetzt sagst, das du dich für nichts entschuldigen musst, dann werde ich dich da hintreten wo es am meisten weh tut! Und das werde ich so lange machen, bis du deiner Mutter erklären musst das es dir nicht mehr möglich ist ihr Enkelkinder zu schenken!

Also? Ich höre!", brüllte ich mit verschränkten Armen.
 

Mit offenen Mündern sahen mich Beide Jungs an. Castiel schluckte schwer. "Es... Tut mir leid? Sorry aber nach dieser Drohung wirkt jetzt keine Entschuldigung der Welt mehr... Ich weiß auch gar nicht was ich sagen soll, ich hab mit dir jetzt einfach nicht gerechnet.", meinte er und ich hätte ihn am liebsten nochmal geschlagen.

"Na glaubst du ich habe mit dir gerechnet?! DU stehst doch vor meiner Tür! Ohne jede Ankündigung! Kentin, bitte geb mir den Stein! Obwohl warte, der da drüben ist größer."

"Warte, wieso deine Wohnung? Wohnst du mit Lysander im selben Haus?" " Wir wohnen ZUSAMMEN! Was du wüsstest, wenn du dich mal GEMELDET hättest!", brüllte ich.

Mein Bruder legte seine Hand auf meine Schulter und seufzte. "Hay, ich finde es ja toll das du ihn anschreist, dein Schlag war mein persönliches Highlight des Tages, aber wollt ihr das wirklich auf offener Straße klären? Wie wäre es wenn wir rein gehen, da sind auch weniger Zeugen."
 

Wütend stampfte ich mit den Beiden in meine Wohnung, die Hunde kamen freudig zu uns und ich streich über Demons Rücken. "Hay Demon, dein Rabenherrchen lässt sich endlich blicken, los beiß ihn!" Aber Demon, das trauherzige Tier, sprang Castiel voller Begeisterung an, während Kentin und ich das Bild in mein Zimmer schafften.

Als ich zurück in die Küche kam, kraulte Castiel gerade seinen Hund und hob den Kopf. "Du wohnst mit Lysander zusammen?" "Ja... Seit fast einem Jahr. Wir arbeiten im selben Cafe und da ich studiere kann ich mir eine Wohnung allein nicht leisten. Hat Lysander dir das nicht erzählt?"

Er schüttelte den Kopf und setzte sich hin. "Nein, so viel haben wir nicht geschrieben. Nur das nötigste... Ich war ständig im Stress." "Nun, wenigstens hast du dich bei ihm gemeldet, bei mir gar nicht! Obwohl ich es versucht habe! Es ist ja nun nicht so, als hätte ich nur darauf gewartet das du dich meldest. Nein! Ich habe ständig angerufen! Ich habe dir immer wieder SMS'n geschrieben! Du hättest einfach nur rangehen oder zurückschreiben müssen!

Doch nichts davon hast du getan! Warum? Warum hast du mich ignoriert? Ich habe dich VERMISST du Idiot! Seit dem Tag als du gegangen bist, habe ich dich vermisst und du hälst es nicht mal für nötig an dein Handy zu gehen!

Warum bist du nicht ran gegangen? Warum hast du dich drei Jahre nicht bei mir gemeldet? Erst sagst du mir, das du mich liebst und kaum taucht deine Ex auf, schon verschwindest du mit ihr und lässt mich links liegen...", schrie ich und weinte, ich wusste nicht vor Wut oder vor Trauer.

Kentin stand hinter mir, er streckte die Hände nach mir aus, doch Castiel kam ihm zuvor, zog mich in seine Arme und drückte mich an sich. "Es tut mir leid...", flüsterte er mir zu, doch es reichte nicht... Jetzt spürte ich es, keine Entschuldigung der Welt konnte dafür sorgen, das ich ihm das verzeihen würde...

Kapitel 67

Meine Hände klammerten sich an sein Shirt, mein Gesicht vergrub ich in den vollgeheulten Stoff. Langsam beruhigte ich mich wieder, war beherrschter und merkte, wie Castiels Arme um mich lockerer wurden.

Ich ging einen Schritt von ihm weg, strich die letzten Tränen aus dem Gesicht und sah auf sein nasses Shirt. "Sorry...", nuschelte ich. Er sah mich erst fragend an, blickte dann auf den feuchten Stoff und winkte ab. "Schon gut." Kentins Augen gingen unsicher zwischen uns hin und her, anscheinend versuchte er die Situation ein zu schätzen, vergebens.
 

"Ich sollte Lysander anrufen, sagen das du da bist...", meinte ich dann etwas beklommen. Ich wusste nicht was ich sonst sagen sollte. Alles war aus mir herausgeplatzt, Wut, Trauer... Und langsam lies meine Stimme nach.

Ich hatte Castiel gerade zu überfallen mit meinen Emotionen und ich kaum Zeit zum widersprechen gegeben. Auch meinen Bruder hatte ich völlig ausgeblendet, obwohl ich ihn doch nur noch so selten sah.
 

Seufzend ging ich in mein Zimmer und holte mein Handy. zwei Nachrichten, ein Anruf in Abwesenheit. Der Anruf war Lysander gewesen.

Ich wählte Lysanders Nummer und lauschte dem Freizeichen, bis er ran ging.

"Hallo Liz... Ich hab von Castiel eine Nachricht erhalten, anscheinend kommt er schon heute."

"Er ist schon hier... Ich hab ihn vor der dem Haus getroffen und ihn rein gelassen, nachdem ich ihn angebrüllt habe...", sagte ich seufzend und massierte mir die Schläfen. "Bist du schon auf den Weg nach Hause? Kentin fährt heute... Ich will die wenige Zeit noch nutzen die ich mit ihm habe. Oh und egal was passiert... Lysander hör mir jetzt bite genau zu: Lass Castiel NICHT in unserer Wohnung übernachten! Er hat ein Haus! Okay es ist vielleicht ein paar Busstationen entfernt, aber egal wie spät es wird, er wird hier nicht übernachten! Versprich es mir."

"Ja ich verspreche es, ohne deine Zustimmung wird er nicht über Nacht bleiben. Ich bin in 20 Minuten da... Oh das war mein Bus! Ich bin in 45 Minuten da..."

Ich verdrehte die Augen, typisch Lysander!

"Na gut, dann in 45 Minuten, aber verpass nicht nochmal den Bus! Ich BRAUCHE dich hier..."
 

Ich legte auf und widmete mich kurz den beiden Nachrichten. Eine war von Ari, die mir den geänderten Dienstplan schickte, eine andere war von Viola, sie war etwas länger, weswegen ich mich später näher damit befassen würde.

Langsam ging ich wieder in die Küche, wo Castiel und Kentin auf mich warteten und weder Blick noch Worte miteinander wechselten.

"Ähm... Lysander braucht noch eine Weile. Er hat den Bus verpasst." Castiel griff zu seiner Reisetasche und drehte mir den Rücken zu. "Dann fahr ich erstmal zu mir, er soll mich anrufen wenn er da ist." Ich nickte nur, auch wenn er es nicht sah und blickte ihm nach.

"Du lässt ihn einfach gehen?", fragte mich mein Bruder verwundert als die Tür hinter Castiel zu ging. "Ja... Nun ja er kommt ja nachher nochmal wieder. Bis dahin hab ich sicher meine Gedanken geordnet und kann nochmal vernünftig mit ihm reden, ohne herum zu schreien. Oh Gott ich hab mich wie eine Furie verhalten..." n"Du hättest den Stein nehmen sollen, es hätte dir sicher geholfen etwas nach ihm zu werfen.", meinte Kentin grinsend und ich stellte es mir bildlich vor.

"Um Gottes willen nein! Was wenn ich ihn echt getroffen hätte? Dann hätten wir ins Krankenhaus fahren müssen und ich hätte vor vielen Zeitungen erklären müssen, warum ich einen berühmten Musiker eine Gehirnerschütterung verpasst habe. Ich sehe die Schlagzeilen regelrecht vor mir."

Mein Bruder lachte bei der Vorstellung, ich war mir nicht sicher ob ich es ernst nehmen oder mitlachen sollte, denn ich war wirklich dazu verführt gewesen, etwas nach Castiel zu werfen.
 

Wir verbrachten noch die nächste halbe Stunde damit, etwas zu kochen, das Bild auf zu hängen und zu essen, bis ich ihn zu seinen Zug begleitete. Ich hatte Lysander einen Zettel hinterlassen und wartete nun mit Kentin zusammen am Bahnhof.

"Sicher das du das mit dem Gespräch hinkriegst?" Ich zuckte mit den Schultern. "Ich versuche es zumindest... Lysander ist ja jetzt dabei, er beruhigt mich immer, du stachelst mich bei Castiel ja eher an! Ich sag nur: Stein." Mein Bruder grinste und verwuschelte meine Haare. "Ich konnte halt nicht widerstehen. Ich mag auch die wütende Ada, die kommt so gut aus sich heraus und redet und handelt lieber als zu denken. Außerdem ist es unterhaltsam."

Ich schmunzelte und versuchte vergebens meine Haare zu richten. "Ich hab dich lieb, entschuldige das ich nur von Castiel geredet habe." "Schon gut, hauptsache ich verbringe Zeit mit dir, da kannst du reden über was du willst." Er küsste meine Stirn, als sein Zug ankam und sich die Türen öffneten. "Ich hab dich auch lieb Ada, viel Glück nachher, schreib mir wie es lief.", sagte er und stieg ein. Ich winkte ihm noch zum Abschied und sah ihm traurig nach. Wie sehr ich mir doch wünschte ihn immer um mich zu haben...
 

Seufzend machte ich mich auf den Rückweg und überlegte, wie ich mich jetzt gegenüber Castiel verhalten sollte...



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Wortverlust
2018-02-22T10:33:03+00:00 22.02.2018 11:33
Aaaaaaaaaaw......aaaaaaaaaaw.... ich muss wissen, wie es weitergeht >_<♡♡♡
Hab die ganze Nacht daran gelesen....O.o konnte nicht mehr aufhören....und OMG Jennifer Rostock xDDDD luuuv her

Hoffentlich geht es weiter, ich bin gespannt wie ein flitzebogen ^^ Schöne FF .
Vorallem gefällt mir dieser Zeitsprung ^_____^

PS: aaaaaaaaaaw Ada. ...ich mag Ada....und ich nenne sie auch Ada xDDDD
LG Wortverlust ;p


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