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Königsanwärter

von

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Kapitel 6

Kapitel 6
 

Es war noch dunkel draußen. Nur leichte Schatten ließen erahnen wie die Umgebung aussah. Trotzdem konnte Killian nicht mehr schlafen. Allgemein war die Nacht kurz und unruhig für ihn gewesen und er hatte sich viel hin und her gewälzte.

Er machte sich Sorgen um Aidan und wie er mit der Situation klar kam. Außerdem störte ihn die permanente Anwesenheit der Wache vor seiner Zimmertür.
 

Da es bald dämmern würde, verließ er sein Bett. Es brachte ja doch nichts nach dem Schlaf zu suchen, welchen er an diesem Morgen nicht mehr finden würde. Allzu lange würde es dann eh nicht mehr dauern, bevor er zum Unterricht gehen konnte.

Er suchte sich frische Kleidung aus dem Schrank und verschwand damit im angrenzenden Bad, in welchem er sich für den Tag fertig machte. Danach trat er auf den Flur hinaus auf welchem seine Wache wartete. Diese schreckte auf, da sie wohl noch nicht so früh mit ihm gerechnet hatte. Kurzerhand bat Killian den Mann zu sich ins Zimmer und schloss die Tür sorgfältig. Bevor einer von ihnen zu einer morgendlichen Begrüßung ansetzte, kam Killian auch schon direkt auf den Punkt, auf den er hinaus wollte.
 

„Wem gilt Eure Loyalität?“

„Euch.“, antwortete die Wache ohne zu zögern. „Wir erhielten zwar den Auftrag Euch zu schützen vom Königshaus, doch dieser beinhaltet wirklich nur den Schutz Eurer Person. Wir sollen nicht über Euch und Euer handeln wachen und Informationen weiter geben, falls es Euch darum gehen sollte.“

Nickend hörte Killian zu. „Es ist mir sehr wichtig, dass Ihr Euch weder ein Urteil erlaubt, noch Dinge die Ihr gesehen oder gehört habt an irgendwem weiter gebt. Ich möchte meine Meinung kundtun und Handlungen vornehmen können, ohne dabei darüber nachdenken zu müssen, was Ihr mit diesen Informationen tun könntet.“

„Ich garantiere Euch meine Loyalität!“, wurde Killian erneut versichert. „Der einzige Austausch der stattfinden wird ist unterhalb der Wachen. Nur in Notfällen wird das Königshaus mit einbezogen. Selbstverständliche bezieht sich dies auf euer körperliches Wohlergehen. Ein eigenes Urteil über andere Dinge steht mir nicht zu.“

Zufrieden nickte der Anwärter. Trotzdem beließ er es nicht dabei. „Habt Ihr es auf eine vorteilhafte Position abgesehen, sobald ein neuer König gewählt wird?“ Er wollte seine Wache provozieren, herausfinden, ob er die Wahrheit sagte, oder sich womöglich versprach.

„Es wäre mir natürlich eine Eher für eine höhere Position ausgewählt zu werden, jedoch ist es nicht meine Bestreben die auf diese Weise zu tun. Ich möchte mir dies durch gute Leistungen verdienen.“, sagt die Wache sofort mit fester Stimme.

Nochmals nickte Killian zufrieden. Er entließ die Wache aus dem Gespräch. Fürs erste sollte dies reichen. Trotzdem würde er weiter auf der Hut bleiben, bis er sich der Loyalität der Wache sicher sein konnte. Er wollte lieber nichts riskieren.
 

Kurzerhand entschied er zu Aidan rüber zu gehen. Wenn er sich schon die halbe Nacht über sein Wohlergehen den Kopf zerbrach, so konnte er sich jetzt zumindest etwas beruhigen, indem er nach ihm sah.
 

Auf dem Flur folgte seine Wache ihm die wenigen Schritte bis zu Aidans Tür, vor welcher er sich zu der anderen Wache gesellte und wortlos neben dieser Position bezog. Killian klopfte leise, um den Prinzen nicht zu wecken, sollte er noch schlafen. Da er keine Antwort erhielt, öffnete er vorsichtig die Tür und schlüpfte schnell und leise durch diese hindurch. Tatsächlich schlief der Jüngere noch friedliche in seinem Bett. Auf dieses ging er mit langsamen Schritten zu und setzte sich vorsichtig auf die Kante neben Aidan. Er lag auf dem Rücken, den Kopf leicht zur Seite gedreht. Ein paar Strähnen seines Haares lagen wirr auf seiner Stirn. Die Decke war ihm bis zum Bauch herunter gerutscht und man konnte an seiner Brust, welche sich langsam hob und senkte, die ruhige Atmung erkennen.
 

Killian beobachtete ihn eine Weile, bis die Dämmerung langsam hereinbrach. Nun begann sich der Schlaf des Jüngeren zu verändern. Er fing an sich leicht zu bewegen. Seine Atmung wurde schneller und er warf den Kopf zur anderen Seite. Der Ältere wollte ihn beruhigen und beugte sich über ihn. Gerade als er seine Hand nach dem Prinzen ausstreckte schlug dieser erschrocken die Augen auf.

„Es ist alles gut.“, flüsterte Killian und legte dem Jüngeren eine Hand an die Wange. „Es war nur ein Traum.“

Etwas verwirrt blickte Aidan sich um, beruhigte sich aber auch schnell wieder. Die Stirn leicht in Falten gezogen sah er zu dem Älteren auf. „Warst du die ganze Nacht hier?“

Der Angesprochene lächelte leicht und schüttelte den Kopf. „Ich bin gegangen als du eingeschlafen warst. Aber ich bin früh wach geworden und wollte nach dir sehen.“ Mit seinen letzten Worten begann er leicht an der Bettdecke zu zupfen, als stumme Frage, sich zu ihm legen zu dürfen. Etwas schüchtern hob Aidan schließlich die Decke an und ließ ihn somit zu sich ins Bett.
 

Kaum lagen beide unter der Decke war die Schüchternheit auch schon verflogen und der Jüngere kuschelte sich an den Anderen. Dieser strich erst über dessen Rücken, bis er an seinem Nacken halt machte und ihn etwas massierte. „Du kannst ruhig versuchen noch zu schlafen. Etwas Zeit ist noch.“ Aidan sah kurz nach oben, was Killian auch sogleich ausnutze und dem Anderen einen kleinen Kuss auf die Lippen hauchte. Nun leicht lächelnd kuschelte der Prinz sich wieder an die Brust des Älteren und schloss die Augen.
 

Mit sachten Bewegungen strich Killian ihm durch die Haare und wurde mit der Zeit selber schläfrig. Nach kurzer Zeit waren beide wieder eingeschlafen.
 

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Ein lautes Klopfen ließ beide hochschrecken. Bevor es erneut zu einem unangenehmen Zwischenfall kommt, springt Killian auf und eilt zur Tür um diese einen Spaltbreit zu öffnen. Vor ihm stand Aidans Wache und teilte ihm mit, dass der Prinz Besuch von der Königin hatte. Der Anwärter nickte als Zeichen des Verstehens und schloss die Tür wieder.

Neugierig schaute Aidan vom Bett herüber und wartete auf eine Erklärung für die Störung.
 

„Deine Mutter möchte dich scheinbar sehen.“

Der Jüngere befreite sich von der Decke und kam regelrecht stolpernd vor dem Bett zu stehen. Er warf einen kurzen Blick aus dem Fenster um nach dem Sonnenstand zu sehen. „Du musst zum Unterricht.“, stellte er fest und verschwand selbst schnell mit einem zuvor zu Recht gelegten Stapel Kleidung im Bad.

Killian stimmte ihm zu, folgte ihm jedoch und schlang die Arme von hinten um Aidan als er ihn erreichte.

„Für einen kleinen Kuss muss aber noch Zeit sein.“, flüsterte er grinsend.

Den Kopf leicht schüttelnd, aber lächelnd, drehte der Jüngere sich etwas in der Umarmung und hauchte dem Anderen einen schnellen Kuss auf die Lippen. „Und nun geh. Du kommst zu spät.“

Enttäuscht griff Killian nach dem Kinn des Jüngeren um sein Gesicht erneut zu ihm zu drehen. Er hatte sich doch ein wenig mehr erhofft gehabt. Mit etwas mehr Druck legte er seine Lippen auf Aidans und bewegte sie sachte. Als dieser kurz darauf die Bewegung erwidert rückte er ein kleines Stück von ihm ab, so, dass sie sich nur noch ganz eben berührten.

„Wenn du keinen Besuch bekommen hättest, dann würdest auch du zu spät kommen.“, wisperte er.

Der Prinz seufzte, trat einen Schritt zurück und schob den Älteren aus dem Raum. „Ich habe aber Besuch und nun geh schon.“, lachte er, bevor er sich wieder umdrehte und zurück ins Bad ging.

„Ist es nicht langweilig selbst in solchen Momenten an die Regeln zu denken.“, versuchte Killian den Anderen aufzuziehen.

„Du bist ja immer noch da!“

„Bin ja schon weg!“, rief der Ältere grinsend zurück als er schnellen Schrittes auf den Flur zu den Wachen trat.
 

Er beeilte sich zur Bibliothek zu kommen, in der Hoffnung, ihre Lehrkraft hätte heute ein klein wenig Verspätung, doch leider hatte der Unterricht bereits begonnen, als er den Raum betrat. Peer fing an zu lachen als er ihn erblickte und Luan besah ihn skeptisch von der Seite und zog eine Augenbraue hoch.

Leise sprach Killian eine Entschuldigung in Richtung des Lehrers aus und beeilte sich auf einen der leeren Sitzplätze zu kommen. Er gesellte sich zu Toran.

Kaum saß er deutete dieser auch bereits auf seine Haare. „Die sind ziemlich wirr.“, machte er ihn leise darauf aufmerksam.

Der Jüngere griff auf seinen Kopf und musste feststellen, dass der Älteste recht hatte. Seine Haare standen gefühlt in alle Richtungen ab. Möglichst unauffällig kämmte er mit seinen Fingern durch die Strähnen und versuchte sie so dürftig zu glätten.
 

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Nach dem Vormittagsunterricht hatte Killian sich erhofft Aidan beim Mittagessen anzutreffen, allerdings erfüllt sich dies leider nicht.

Nach dem Essen fragte er Liam, ob er genaueres wüsste, doch auch dieser konnte nur verneinen. Er wusste lediglich, dass die Königin zu Besuch war und sie noch nicht das Haus verlassen hatte. Grund und Dauer ihres Besuchs waren ihm nicht bekannt.
 

Der Nachmittagsunterricht war heute nicht all zu lang. Der halbe Nachmittag stand ihnen somit zur freien Gestaltung zur Verfügung. Dies nutze Peer auch gleich aus, um Killian um eine Kampfübung zu bitten. Da dieser nicht wusste wie lange Aidan noch von seiner Mutter in Beschlag genommen wurde, stimmte er zu. Der Prinz würde schon von alleine Auftauchen und allzu viele Möglichkeiten wo er sein könnte, gab es ohnehin nicht.
 

Der Jüngste bat um eine Übung im Nahkampf. Er hatte zwar Kraft und wenn man seinen Schlägen nicht auswich, so konnte dies starke Schmerzen mit sich bringen, jedoch fehlte ihm das Geschick und die Wendigkeit schnellen Angriffen entgegen zu wirken. Sie fingen mit kleineren Kampfabläufen an um zunächst einmal warm zu werden. Währenddessen gesellte sich Toran zu ihnen. Er hatte von ihrem Vorhaben gehört und bot an, das Ganze zu beobachten und von außen zu beurteilen und Tipps zu geben.
 

Nach einer Weile bat Peer schnaufend um eine kleine Pause. Er hielt sich die schmerzende Seite in der er kurz zuvor einen Tritt von Killian bekommen hatte. Sie gingen zu Toran um ein wenig zu trinken und der Ältere bemerkte, dass auch Luan sich zu ihnen begeben hatte. Kaum hatte er einen Schluck des angenehm kühlen Wasser genommen, ergriff der Neuankömmling auch schon das Wort. „Sag mal Killian, wo ist eigentlich Aidan?“

„Das weiß ich nicht.“, antwortete er knapp.

„Du weißt doch sonst auch alles über ihn. Immerhin verbringt ihr so viel Zeit miteinander.“, versuchte Luan zu provozieren.

„Immerhin bin ich nicht so Oberflächlich und leiste ihm Gesellschaft, wenn es Probleme, welcher Natur auch immer, in seiner Familien gibt.“, antwortet er ruhig. „Jetzt könntest du ja mal kurz mit Peer üben und ihm bei seinen Bewegungsabläufen helfen.“

„Dann lernt er ja auch vielleicht mal etwas.“, bekam er noch die bissige Antwort, bevor Luan zur Mitte des Platzes ging und auf den Jüngsten wartete.

Killian verkniff es sich ihm zu sagen, dass er einen großen Lerneffekt für Peer bezweifelte. Luan hatte nämlich ähnliche Defizite wie der Jüngste. Außerdem wollte er die Spannung zwischen ihnen nicht noch verschlimmern.
 

Er stellte sich neben Toran, um mit diesem die Schläge der beiden Anwärter zu beurteilen. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen wie der Älteste ihn ansah und beobachtete. Als er auch nach einer Weile nicht darauf reagierte, sondern nur stur geradeaus sah, gab der Andere seine Beobachtung schließlich auf und konzentrierte sich wieder auf den Kampf.
 

Nachdem Peer sich endgültig für den Tag geschlagen gab, beendeten sie die Übungseinheit und sie mussten Feststellen, dass sie die Zeit nicht weiter beachtet hatten. Die Zeit für das Abendessen hatten sie wohl überschritten.

Hungrig vom Training gingen sie zur Küche, in der Hoffnung noch etwas nachträglich zu bekommen und sie hatten Glück. Liam hatte natürlich bemerkt, dass alle vier nicht da gewesen waren und hatte ihnen Essen zurück gelegt. Er bot an, das Ganze herzurichten und es ihnen dann auf die Zimmer zu bringen, damit sie sich umziehen konnten und nicht in der verschwitzen Kleidung im Speisesaal warten mussten. Dankend nahmen sie das Angebot an und gingen gemeinsam zu ihren Schlafräumen.
 

Als Killian bei seinem ankam, sah er Aidans Wache vor dessen Zimmer stehen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dessen Mutter noch zu so später Zeit bei ihnen in der Burg war und somit entschied er sich bei dem Jüngeren zu klopfen. Als er hereingebeten wird, öffnete er die Tür, trat ein und schloss die Tür schnell wieder hinter sich um so die Wachen regelrecht auszusperren. Der Gedanke und auch das Gefühl, die ganze Zeit von ihnen verfolgt zu werden, gefiel ihm noch immer nicht.
 

Der Prinz saß an seinem Schreibtisch und schien über liegengebliebene Dokumente zu brüten. Er sah kurz auf und schien nervös zu werden. Killian konnte sehen wie er sich kurz auf die Unterlippe biss und seine Handinnenflächen am Stoff seiner Hose abrieb, bevor er sich von seinem Stuhl erhob.

„Ist alles in Ordnung? Ich habe dich den ganzen Tag nicht zu Gesicht bekommen.“, erklärte Killian seine Frage.

„Alles ist gut.“

Der Ältere wollte gerade wieder zum sprechen ansetzten, als Aidan auf ihn zukam. „Killian. So wie bisher kann es nicht weiter gehen. Ich denke, es wäre gut für uns beide, wenn wir ein wenig auf Abstand gehen würden.“

Der Angesprochene war verwirrt über die Worte und ließ zu sich von dem Jüngeren zur Tür schieben. Dieser hielt seinen Blick gesenkt, öffnete die Tür, schob den älteren aus dem Raum und schloss die Tür wieder. Sprachlos blieb Killian alleine auf dem Flur zurück.
 

Ende Kapitel 6


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe gute Nachrichten mitgebracht: Die Story ist komplett fertig durchgeplant und es wird insgesamt 30 Kapitel geben! Allerdings ist alles in Stichpunkten und muss noch ausformuliert werden.
Ich habe jetzt zum Glück noch zwei Wochen frei, bevor die Vorlesungen wieder anfangen. In dieser Zeit muss ich zwar auch noch an zwei Prüfungen arbeiten, aber ich versuche so viel wie Möglich in diesem Zeitraum zu schreiben. Geplant ist dann alle zwei Wochen Montags ein Update hochzuladen. Wenn ich viele Kapitel schaffe, dann vielleicht auch wöchentlich. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Über eure Meinungen würde ich mich wie immer freuen!
Bis zum nächsten Mal. Komplett anzeigen

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