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I'm in Love with a Killer

Sie leben unter uns
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend,
es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass es jetzt schon bald 3 Monate her ist, dass ich ein neues Kapitel online gestellt hab. Ich hoffe ihr könnt mir das verzeihen und freut euch trotzdem über ein Neues. Ich muss zugeben, ich hab selbst einen Moment gebraucht um mich wieder reinzulesen ^^"

LG Sakami Komplett anzeigen

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Albträume und verbotene Rituale

Albträume und verbotene Rituale

Vor mir hellte sich ein Platz auf. Es war der Schulhof des Internats und es war alles dunkel. Um mich herum wehte eine sanfte Briese und umspielte meine Haare. Was ich hier machte wusste ich selbst nicht, wie ich hier her gekommen war ebenso wenig. Es mussten alle Schlafen, denn die Lichter in den Zimmern waren alle gelöscht. Der Mond prangte in seiner vollen, silbernen Scheibe über mir und leuchtete auf die Eingangshalle des Mädchenwohnheims. Sollte ich rein gehen? Es schien mir wie eine Ewigkeit, dass ich das letzte Mal hier gewesen war. Ob sich was verändert hatte? Wie ganz automatisch bewegten sich meine Füße zu der gläsernen Tür. Vor ihr stoppte ich abrupt. Vereinzelte Blutstropfen klebten am Türgriff. Was war hier nur passiert? Ich beeilte mich und riss die Tür in einem Zug auf. Sofort stieß mir ein fauliger Geruch in die Nase und ich musste den aufkommenden Würgereiz herunterschlucken. Es stank nach Verwesung und Tod! Mit zittrigen Schritten ging ich weiter, tastete mich behutsam Stück für Stück vor. Was mich wohl um die nächste Ecke erwarten würde? An den Wänden konnte ich in der schwachen Beleuchtung klebrige, rote Spuren ausmachen, an denen der Geruch von geronnenem Blut noch haftete. Hier sah es aus, als hätte hier ein Massaker stattgefunden! Die Türen an denen ich vorbei ging waren fest verschlossen, so als hätte sich jemand in seinem inneren darin verbarrikadiert. Mein Weg führte mich zu meinem alten Schlafzimmer, welches ich mit Rachel geteilt hatte. Rachel… Was sie wohl gerade machte? Wie ging es ihr? Was war hier geschehen? Ging es ihr gut? War sie… noch am Leben? Ängstlich spähte ich um die Ecke. Die Tür zu unserem Schlafraum stand einen spaltbreit offen. Langsam und bedacht stieß ich sie mit dem großen Zeh auf und lunzte hinein. Alles war dunkel und sah genauso aus, wie an dem Tag an dem ich das Internat verlassen hatte. Nun wagte ich mich doch hinein und sah mich um. Eine komische Hitze stieg in mir auf, als ich einfach nichts verdächtiges entdeckte. Warum die Blutspuren im Gang, wenn hier doch alles sauber war? Mein Blick wanderte die Wände entlang, wanderte über jedes Möbelstück und blieb schlussendlich am Fenster hängen. Durch dieses strahlte der Mond in seinem vollen Glanz und brachte die Schrift, welche in blutigen Buchstaben darauf geschrieben war, unheimlich zum Leuchten.
 

WARUM HAST DU MICH VERLASSEN?
 

Unterhalb des Fensters lag Rachel, ihre Hand war noch ausgestreckt nach dem Fenster. Warum hatte ich sie nicht bemerkt? Ihr ganzer Körper war mit Wunden übersät und unter ihr prangte… eine riesige Blutlache.
 

Mit einem lauten Schrei wachte ich schweißgebadet auf. Was war das für ein Traum gewesen? Was hatte er zu bedeuten? Tränen rannen meine Wangen herunter. War etwas passiert und ich hatte es nicht mitbekommen? Ich musste zum Internat, ich musste nachsehen ob noch alles in Ordnung war. Eine warme Hand legte sich plötzlich auf meinen Kopf. „Na, schlecht geträumt?“ Panisch blickte ich in Rel’s Gesicht. War er nicht eben noch schlafen gegangen? „Was, was machst du hier? Wo-wolltest du nicht schlafen gehen?“, überschlug sich meine Stimme. „Hab ich, dass ist jetzt aber auch schon fünf Stunden her und bald beginnt es zu dämmern“, meinte er und nahm seine Hand von meinem Haar.
 

Was war das? Wollte er mich etwa… beruhigen?
 

Verdutzt über diese ungewohnte Geste beruhigte ich mich tatsächlich sehr schnell, mein Blick blieb an ihm hängen. „Wo, wo sind die anderen?“, fragte ich dann. „Die Schlafen noch“, meinte er und stand auf. „Du hast noch geschlafen, also hab ich mich einfach hier hingesetzt und mich beschäftigt“, erklärte er. Mit einem Seitenblick neben mich entdeckte ich einen Kontroller und auf dem Bildschirm ein pausiertes Spiel. Ich hatte von dem ganzen nichts mitbekommen? Mein Blick veränderte sich schlagartig. „Was hast du gespielt?“, fragte ich mit einem stechenden Blick. „Mortal Kombat X“, antwortete er wie selbstverständlich. „Ist das so ein Metzelspiel?“ Er begann zu grinsen. „Naja, Metzelspiel würde ich es jetzt nicht nennen. Aber ein bisschen brutal ist es schon.“ „Man, dann kein Wunder dass ich so ne Scheiße träume!“, fauchte ich und vergrub mein Gesicht in der Decke. Rel verschwand aus dem Raum, sehr wahrscheinlich ging er in die Küche oder ins Bad. Mein Blick huschte neugierig zum Kontroller. Konnte es wirklich sein, dass ich durch die Geräusche des Spiels so schlecht geträumt hatte? Oder hatte ich doch eine Vorahnung, dass etwas passiert sein konnte? Das ungute Gefühl in meiner Magengegend wuchs wieder. Ich musste wenigstens nachsehen, ob alles okay war… Der Blondhaarige kehrte mit einer Schüssel, wahrscheinlich eine Müslischüssel, zurück und setze sich auf seinen Platz und zu meiner großen Verwunderung aß er es selbst. „Eh… ich dachte ihr esst keine normalen Sachen?!“, fragte ich verblüfft und starrte ihm regelrecht das Essen vom Löffel. „Tun wir ja auch nicht“, meinte er und aß weiter. „Aber… du isst es doch gerade.“ Auf seinen Lippen entstand ein breites Grinsen. „Was denkst du denn was ich esse?“, lachte er schon beinahe. „Mü-sli?“, sagte ich etwas verdattert. Er begann zu lachen. „Ach man, deine Naivität ist manchmal echt knuffig.“ Dann hielt er mir die Schüssel hin. Das was sich darin befand sah aber sowas von gar nicht nach Müsli aus. Eher nach einer zähen, klebrigen, roten Masse. „Was ist das?“, fragte ich entsetzt. „Nach was sieht es denn aus?“, stichelte er mich an. „Das sieht ekelhaft aus!“, meinte ich empört und drehte meinen Kopf weg. „Schmeckt besser, als es aussieht“, schmunzelte er und aß das Zeug weiter. Nachdem er fertig war, stellte er die Schüssel vor sich auf dem Tisch ab, schnappte sich wieder den Kontroller und drückte auf Play. Meine Kinnlade viel gefühlt schlagartig auf den Boden und meine Augen weiteten sich enorm. „Das… Das nennst du ein- ein bisschen brutal?“ Mir stockte der Atem. Nun war ich mir definitiv sicher, dass dies der Grund meines Albtraums gewesen war. „Das ist doch harmlos. Das ist ein Spiel.“ Bei seiner Betonung huschte mir ein kalter Schauer über den Rücken. Da gab ich ihm wiederrum Recht. Für ihn war das nur ein harmloses Spiel, das die Realität für ihn keinen Deut besser war. Sollte ich ihn und die anderen deswegen bemitleiden? Eigentlich hatten sie es sich selbst zuzuschreiben dass sie nun das waren, was sie nun mal waren. „Du Rel… Was ist damals eigentlich noch passiert? Müsste dieser Greg nicht eigentlich auch hier sein?“ Der Ältere pausierte erneut das Spiel. „Er ist tot“, sagte der Blondhaarige monoton. „Wie das denn?“, wollte ich wissen. Pey’s Vergangenheit interessierte mich irgendwie doch. Ich wollte zwar nicht wissen, was und besonders wen er schon alles getötet, beziehungsweise verspeist hatte, aber ich wollte mehr über sein damaliges Leben erfahren… Einfach alles was nicht direkt mit dem töten zu tun hatte. Rel musterte mich kurz. „Was denkst du was mit einem Menschen passiert, wenn ihm das Genick gebrochen wird?“ Ich schluckte. „Aber… das Ritual? Ich dachte es hätte funktioniert…“ „Hat es auch, aber nicht bei dem, der das Ritual ausgeführt hat“, unterbrach mich die Stimme des Schwarzhaarigen mit den eisblauen Strähnen. Pey stand, nur in einer Jogginghose bekleidet im Türrahmen und blickte uns verschlafen an. Draußen war mittlerweile die Sonne am untergehen, also würden die Jungs bald wach werden. „Was hast du ihr denn noch alles erzählt nachdem wir schlafen sind?“ wollte er von Rel wissen. „Nur, wie ich mich bei euch untergemischt habe“, antwortete dieser genau im gleichen Tonfall wie bei der Antwort zuvor. „Ich versteh nicht ganz. Ist doch etwas schief gelaufen?“, fragte ich nun den Neuankömmling. „Nein… Naja doch… Irgendwie hatten wir halt einen Faktor nicht beachtet, das war alles…“
 

~Rückblende~

Ein paar Tage vorher:

„Schade dass es nicht geklappt hat“, murmelte Greg auf dem Weg zur Schule. „Ach, sei bloß leise. Wegen dem Mist hab ich mir gestern fast in die Hose gemacht! Die Aktion mit Jamie hat mir echt den Rest gegeben!“ Ich war sichtlich angepisst vom vergangenen Abend. Da beschuldigte meine doofe Schwester mich doch tatsächlich, dass ich die Sauerei in ihrem Zimmer gemacht hätte und verlangte von mir, dass ich das sauber machen sollte. Noch dazu hatte meine Mutter mir für die nächsten Tage Hausarrest gegeben, da sie ebenfalls glaubte, dass ich Jamie wieder einen Streich spielen wollte. Aber dabei war ich es doch gar nicht gewesen! Jamie musste das selbst inszeniert haben, anders konnte ich es mir echt nicht erklären. Wie durch… Geisterhand… „Du Greg… Ich glaub zwar nicht an den Scheiß, aber hältst du es für möglich, dass es vielleicht doch geklappt haben könnte?“, meinte ich etwas leiser, als wir aus dem Bus ausstiegen. „Wie meinst du das?“ Sein Blick hellte sich etwas auf. „Na die Sache mit Jamie gestern Abend. Ich schwöre dass ich wirklich nichts mit der Mehlbombe zu tun hatte. Entweder hat sie das selbst gemacht, oder jemand anderes war das…“ Greg blickte mich irritiert an. „Du glaubst doch nicht wirklich dass deine Schwester es in Kauf nimmt erwischt zu werden wenn sie Hausarrest hat, nur um dir eins auszuwischen?!“ Da musste ich ihm zustimmen. So blöd war sie nun auch wieder nicht. Also blieb ja nur noch eine Möglichkeit übrig. „Aber, wie können wir denn Prüfen, ob es funktioniert hat? Ich kann ja schlecht heute Nacht durch das Haus laufen und rufen ‚Uh Geisti, Geisti. Ja wo bist du denn?‘.“ Greg lachte auf. „Kannst es ja mal versuchen“, grinste er und erntete einen Schlag in die Seite. „Vielleicht gibt es ja einen Zauberspruch mit dem man Geister sichtbar machen kann“, murmelte er in Gedanken versunken. „Du meinst, ich soll nachher mal gucken ob da was drin steht?“ Der Schwarzhaarige nickte. Also blieb mir nach der Schule nichts anderes übrig als das Gesagte zu machen. Als ich mich am Abend bettfertig machte, zögerte ich noch einen Moment bevor ich mir das Buch schnappte und begann darin herum zu blättern. Ich kam mir bei meinem Vorhaben wirklich dämlich vor. Es gab keine Geister, Jamie hatte sich das alles selbst eingebrockt. Wer wusste schon was in ihrem Tussenhirn alles vor ging. Es kostete mich einige Zeit, bis ich die Schrift ansatzweise entziffern konnte. So grob sahen manche Buchstaben wie die heutigen aus, auch wenn wir nicht mehr so geschwungen schrieben. Irgendwann schlug ich eine Seite auf die mit dem Titel Anrufung eines Geschöpfes der Nacht. Ich zog erstaunt eine Augenbraue hoch. Die Macher dieses Buches hatten wirkliche allerlei Arbeit hineingesteckt um es glaubwürdiger herüber zu bringen. Als benötigte Materialien wurde lediglich auf ein leeres Glas verwiesen.
 

Das ist ja wirklich keine große Sache. Sowas bekomme selbst ich hin.
 

Ich tapste herunter in die Küche, nahm mir ein Glas aus dem Schrank und ging wieder nach oben. Momentan war nur meine Schwester zu Hause da unsere Mutter nochmal wegen eines dringenden Notfalls weg musste. Oben angekommen nahm ich das Buch wieder auf meinen Schoß und überflog die Seite. Dort stand irgendwas von Wasser und Kerzen. Was genau damit gemeint war wusste ich nicht, da an manchen Stellen die Schrift zu verblassen schien. Ich schloss daraus, dass es bestimmt nichts Wichtiges war und las mir den untersten Teil durch. „Spiritus Sanctus. Ego concalo tibi“, las ich laut vor, doch nichts geschah. Ich versuchte erneut den Teil mit dem Wasser und den Kerzen zu verstehen, scheiterte jedoch kläglich. Schlussendlich entschied ich mich dafür, dass es eh alles nur Hirngespinste gewesen waren und es einfach keine Geister gab. Sollte Greg mich morgen fragen, ob es geklappt hatte würde ich einfach nein sagen und fertig.
 

Greg schien ziemlich enttäuscht davon zu sein, dass es nicht geklappt hatte aber so war es nun mal. Dass ich ihm den Teil verschwieg, den ich nicht verstanden hatte, musste er ja nicht wissen. Vielleicht war es auch besser so, doch kaum ein paar Tage später fing er wieder an. „Auch wenn der kleine Zauber nicht funktioniert hat, können wir doch trotzdem mal den anderen ausprobieren, oder? Ich meine, ich wollte schon immer einmal ein Ritual durchführen“, meinte er mit leuchtenden Augen. „Greg… Du hast doch ein Ritual durchgeführt. Reicht dir das nicht?“, jammerte ich. Langsam konnte ich es auch nicht mehr hören. Zwar hatte ich das Buch gekauft, aber es war fast ausschließlich nur in Greg’s Besitz. Okay, ich konnte es wirklich kaum lesen und so wirklich interessant fand ich es jetzt doch nicht mehr, da ich ja alles für schwachsinnig hielt was da drin stand, aber im Endeffekt war es dennoch mein Buch. Ich hatte immer hin eine Menge Geld hingeblättert. Wenn Greg das Ding so toll fand, konnte er mir auch einfach das Geld dafür geben und er konnte es behalten. Aber irgendwie wehrte sich ein Teil in mir, ihm das Buch zu überlassen. „Also wenn ich das jetzt richtig verstehe, dann hörst du auf so rumzuquengeln, wenn wir dieses dämliche Ritual durchführen?“, hakte Devin nach. Greg nickte sofort. „Okay, dann stimme ich zu“, meinte Samuel’s Bruder. Ich sah ihn erstaunt an. „Du stimmst zu? Wer bist du und was hast du mit dem Morgenmuffel gemacht?“, lachte ich amüsiert. „Ach halt doch die Klappe. Hättest du einfach für dich behalten, dass der Laden wirklich existiert, dann hättest du nie das Buch gekauft und Greg wäre nicht so besessen davon“, grummelte mein Gegenüber. „Ej, ich bin nicht besessen!“, verteidigte sich der Schwarzhaarige sofort. „Aber es ist doch schwachsinnig“, mischte sich nun der Jüngste von uns ein. „Leute bitte! Ich werde euch auch nie wieder mit sowas nerven! Nur dieses eine Mal!“, bettelte Greg erneut. Warum musste er auch so einen blöden einstudierten Hundeblick draufhaben? Kurz tauschten wir übrigen einen verheißungsvollen Blick aus und nickten dann ergeben. Der Schwarzhaarige grinste über beide Ohren. „Okay, dann treffen wir uns am Samstag in der Halle?“, schlug der Begeisterte vor. Wir nickten zustimmend.
 

Drei Tage nach unserem Gespräch trafen wir uns gegen zehn Uhr in der Halle. Draußen war es schon ziemlich dunkel und kalt und wir froren uns richtig den Arsch ab. Es gab keine wirkliche Beleuchtung, daher schafften wir uns mit unseren Taschenlampen an unseren Handys etwas Licht. „Man… wo bleibt Greg denn?“, fragte Samu und hopste von einem Bein aufs andere. „Er hat eben noch geschrieben, dass er ein paar Sachen besorgen muss, dann wollte er auch schon kommen“, ließ ich meine Freunde wissen. Wir warteten eine geschlagene halbe Stunde auf ihn, bis er stolpernd und vollgepackt mit Tüten auftauchte. „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Aber ich konnte so schnell die ganzen Utensilien nicht auftreiben“, entschuldigte er sich und ließ die Taschen auf dem Boden nieder. „Scheiße man, willst du hier ne Party veranstalten? Was ist da denn alles drin?“, fragte Devin und hockte sich hin, um in die Tüten zu spähen. „Och so allerlei. Kerzen, ein Feuerzeug, Kreide, ein Taschenmesser, ein Schälchen, Tücher und Taschentücher-“ „Ja ja ich habs verstanden“, unterbrach ihn der Braunhaarige und stand wieder auf. „Also gut, hier ist das Buch. Was genau müssen wir machen?“, fragte ich und reichte dem Größeren das alte Buch. „Warte kurz… Ich muss nachlesen…“ Und so warteten wir bis unser Freund die Stelle im Buch gefunden hatte und sie nochmal vorlas, damit die anderen auch wussten worum es hier ging. „Um das Ritual der Dunkelheit durchführen zu können, musst du Opfer bringen. Blut gegen Blut, damit der Zauber wirkt. Bei Vollmond musst du dich im Zentrum des heiligen Luzifers befinden und die Schwestern der Sonne dich umringen. Vertreten sein muss die Familie der Welt, jeder an seinem rechtmäßigen Platz, um Gutes in das Richtige umzuwandeln. Der Zeitraum zur Unterwelt wird dir 12 Monde offenstehen. Nutze die Zeit, sonst wirst du immer vergessen sein. Murmle im Wind die Worte der Nacht:
 

O nox, Noctis

concitare meus animus

somnus tenuis et leniter

ad hoc necare plerumque,

vestire semper in ater vestimentum

plaga meus cordis in altus pectus

spirare ego ater aer

nam in umbra hic ponere noster volupas
 

Dies ist das Wiegelied der Toten.” Die Jungs um uns herum sahen uns verstört an. „Das ist ja der Wahnsinn!“, quiekte auf einmal Justin auf. Er hatte sich in den letzten Tagen wirklich stark zurückgehalten. Jetzt merkte man erst Recht, dass er sich beinahe schon genauso freute wie Greg. Was lief bei den Jungs nur schief?“ „Ah… deswegen heute…. Weil heute Vollmond ist.“ Greg nickte eifrig. „Ich weiß jetzt auch, was neulich schief gelaufen ist. Es war gar kein richtiger Vollmond!“, meinte der Schwarzhaarige an mich gewandt. „Aber da stand doch nur, dass der Zauber nie bei Tag ausgeführt werden sollte. Da stand nichts mit Vollmond“, meinte ich resigniert und Greg’s eifriges Lächeln erstarb. „Man, jetzt war ich mir deswegen so sicher gewesen“, meinte er bedrückt, schüttelte den Kopf und wandte sich seinen Sachen zu. „Also dann sehen wir mal ob ich alles dabei hab“, begann er und stellte alles fein, säuberlich in einer Reihe auf den Boden und besah sich die Dinge. „Die Messer für das Blut, die Tücher um die Blutung dann zu stillen, die Kerzen als Lichtquelle, die Kreide um das Symbol aufzumalen… was ich nur nicht so ganz kapiert hab war was die mit Familie der Welt gemeint haben.“ Wir überlegten gemeinsam. „Vertreten sein muss die Familie der Welt… aber halt, na klar. Schon mal an die fünf Elemente gedacht?“, dachte Devin laut. „Fünf Elemente? Ich dachte es gibt nur vier“, meinte sein kleiner Bruder verwirrt. „Feuer, Wasser, Luft, Erde und was noch?“ „Geist“, meinte Devin selbst von sich überzeugt. „Eh? Woher kennst du dich denn mit sowas aus?“, fragte Justin verwundert. „Ich… ich hab‘s irgendwo mal aufgeschnappt“, meinte Samuel’s Bruder und verschränkte trotzig die Hände vor der Brust. „Er hat zu viel House of Night gelesen“, witzelte der kleine Rothaarige rum und erntete einen Tritt von seinem Bruder. „Also gut. Wasser kann man mit Wasser symbolisieren. Feuer am besten mit einer glühenden Kohle oder etwas das brennt, Erde mir Erde und Luft mit… einem Windrad? Aber wie sollen wir denn bitte Geist symbolisieren?“, hakte ich nach. „Mir nem Bettlaken“, lachte Justin auf. Ich sah ihn missbilligend an. „Ja… genau…“ „Kann man einen Geist nicht auch mit der Seele vergleichen? Jeder Mensch hat eine, also kann doch einer die Rolle des Elements übernehmen“, sagte auf einmal Luka. Alle sahen ihn erschrocken an. Er hatte sich bis jetzt noch kein einziges Mal zu unserem Vorhaben geäußert. Niemand wusste so Recht, was man darauf antworten sollte. „Das… wäre eine Möglichkeit“, meinte Samuel nach einer Weile. „Also gut. Da wir nicht mehr allzu viel Zeit haben schlage ich vor, dass wir das wie folgt machen. Jemand geht raus und holt etwas Erde. Für Feuer können wir ein Feuerzeug benutzen. Was den Geist angeht schätze ich, wird einer von euch die Rolle übernehmen. Wir haben nur das Problem, dass wir hier kein Wasser oder irgendwas für Wind haben“, durchdachte Greg und ließ es uns alle wissen. „…Ich hab was zu trinken dabei…“, meinte Samu so ganz nebenbei und zug ein Trinkpäckchen aus seiner Hosentasche. „Alter… Warum hast du so nen scheiß dabei?“, wollte Devin wissen. „Hatte Durst…“, kam lediglich als Antwort. „Also… dann fehlt uns nur noch eine Sache“, sagte ich und überlegte. Womit könnte man Luft symbolisieren? „Hier isses doch eh windig“, beschwerte sich Justin und zog sich den Reißverschluss seiner Jacke ganz zu. „Oke gut, dann lassen wir das jetzt so wie es ist und fangen an.“ Greg nahm sich die Kreide aus der Tasche und schritt in die Mitte der Halle. Dann setzte er die Kreide an und ging in Zickzacklinien über den Boden. „Was genau malst du da?“, fragte Devin und versuchte sich einem Überblick zu machen. Die Taschenlampen konnten das Gesamtbild nicht umfassen. „Ein Pentagramm. Und jetzt kommt an jede Spitze eine Kerze. Gut dass ich diese Grableuchten mitgenommen habe, die gehen nicht so schnell aus bei dem Wind“, erläuterte er sein Vorhaben. Wir nahmen uns jeder eine Kerze und stellten sie an eine der fünf Ecken, welche wir erst einmal suchen mussten. Nach getaner Arbeit ging Greg herum und zündete alle Dochte an. „Okay, als nächstes gehe ich herum und jeder muss sich in die Hand schneiden und etwas Blut in dieses Schälchen tropfen lassen!“ „Das ist doch absurd“, meinte Devin angeekelt. „Mach es doch einfach. Schon vergessen was Greg gesagt hat?“, erinnerte ich ihn und der Braunhaarige nickte ergebend. Wir benötigten nun keine Taschenlampen mehr, da die Kerzen genügend Licht spendeten um uns den Platz etwas zu erhellen. Greg machte langsam die Runde und wartete geduldig auf uns, danach stellte er sich in die Mitte und schnitt sich ebenfalls in die Hand. „Nehmt bitte einen Platz in den Zacken ein“, wies uns der Schwarzhaarige an und setzte sich auf den Boden. Ziemlich schnell hatte jeder einen Platz gefunden und wartete geduldig, dabei die Taschentücher auf die Wunden haltend. „Okay, laut meiner Uhr ist es jetzt kurz vor zwölf… man haben wir uns Zeit gelassen“, murmelte Greg und überflog noch ein letztes Mal die Seiten. „Dann müssen wir noch warten bis es Mitternacht ist…Erzählt doch mal so, was bei euch die Woche über abging“, wechselte er wie selbstverständlich das Thema. „Alter… ernsthaft?“, seufzte Luka und verschränkte die Arme. Wir vertrödelten dann aber wirklich noch die letzten paar Minuten mit quatschen. Um Punkt zwölf klingelte Greg’s Wecker, welchen er vorsichtshalber gestellt hatte. „Dann beginnen wir mal…“ Greg stand auf und räusperte sich:
 

O nox, Noctis

concitare meus animus

somnus tenuis et leniter

ad hoc necare plerumque,

vestire semper in ater vestimentum

plaga meus cordis in altus pectus

spirare ego ater aer

nam in umbra hic ponere noster volupas .”
 

Greg wiederholte diesen Spruch bestimmt drei Mal und schwenkte immer wieder das Schälchen mit dem Blut herum, doch wie zu erwarten geschah…nichts. „Ich hab doch von Anfang an gesagt dass das Schwachsinn ist. Was genau sollte dieser Zauber überhaupt bewirken?“, fragte der ältere der Kijen Brüder erbost. „Keine Ahnung“, murmelte Greg. Er war sichtlich enttäuscht, dass es schon wieder nicht geklappt hatte. „Am besten wir vergessen den Mist einfach…“, mischte sich Luka ein und blas die Kerze hinter sich aus. Wir taten es ihm gleich. Nachdem wir noch ein paar Worte ausgetauscht hatten, ging jeder wieder seiner Wege. Unsere Eltern waren natürlich keineswegs darüber erfreut, dass wir mitten in der Nacht noch herumgeistert waren und so erhielt, zumindest ich, einen riesigen Anschiss zu Hause. Meine Mutter war es jedoch am Ende leid mir jedes Mal Hausarrest zu geben, deswegen verschwand ich einfach in meinem Zimmer, machte mich bettfertig und ging schlafen. Irgendwie hatte das vergangene dennoch ein aufregendes Kribbeln in meiner Magengegend hinterlassen, welches es mir auch sichtlich erschwerte schnell einzuschlafen. Als mir dann doch gegen drei Uhr morgens langsam die Augen zufielen hätte ich schwören können, einen kalten Lufthauch gespürt zu haben. Das war komisch… denn ich hatte ja gar kein Fenster aufgehabt!
 

Montag der darauffolgenden Woche:
 

…„Treffen wir uns heute Abend in der Halle!“, grinste Greg. „Warum erst heute Abend?“, wollte ich wissen. „Weil ich noch was zu erledigen habe“, kam als Antwort. Ein zustimmendes Geraune ging durch die Runde. Mir war klar, dass niemand so wirklich Bock darauf hatte aber Greg zur Liebe machten wir alle mit. Gegen sieben Uhr machte ich mich auf den Weg zu unserem Treffpunkt, im Schlepptau das dicke, alte, schwarze Buch.
 

Warum? Warum mach ich diesen Scheiß schon wieder? Und jetzt fängt Greg auch noch an irgendwelche fremden Leute mit da reinzuziehen. Devin hatte Recht, Greg ist wirklich von diesem Buch besessen!
 

Pünktlich wie immer schritt ich durch den Eingangsbereich auf die Sofa’s zu, wenige Minuten später folgten Luka und Justin. Zuletzt kamen Greg und die Brüder an. „So und wo ist nun dein neuer Kumpel?“, fragte Luka und sah sich um. Von diesem Lucien war noch nirgendwo eine Spur zu sehen. „Er wird bestimmt gleich kommen. Es hat ja auch ein bisschen gedauert ihm den Weg zu erklären“, verteidigte Greg ihn und nahm auf einem Sofa Platz. Die Dämmerung war schon im vollen Gange und somit wurde es immer dunkler in dem Gebäude. Plötzlich hörten wir ein Knacken, dann ein Rascheln und Schritte, welche immer näher kamen. Doch es mussten mehrere Personen sein, denn dazu waren sie nicht gleichmäßig genug. „Sind sie das?“, hörten wir auf einmal eine tiefe Stimme. „Ja. Und er müsste das Buch haben“, antwortete eine andere Stimme. Sie war ebenfalls tief, aber dennoch irgendwie bekannt. „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“, rief Justin ihnen mutig entgegen. „Sorry, hab deinen Namen vergessen“, sagte die zweite Stimme. Die Person kam mit funkelnden, weißen Augen näher. „Schon klar dass ihr mich nicht erkennt. Ich sah das letzte Mal leicht verändert aus“, lachte er auf. Je näher er kam, desto bekannter kam mir das Gesicht vor. Seine blonden Haare schienen in der Dunkelheit wahrlich zu leuchten. „Ist das nicht Lucien?“, wandte ich mich an Luka welcher neben mir stand. Aufgrund der plötzlichen Besucher waren wir alle aufgesprungen. Die andere Person, welche gut einen Kopf größer als Lucien war, kam ebenfalls näher. Seine Augen blitzten ebenfalls auf und begannen türkis und golden zu glühen. „Scheiße man, was seid ihr?“, rief Justin panisch aus und wich einen Schritt zurück. „Dein schlimmster Albtraum“, grinste Lucien und sprintete auf uns zu. Im Sekundenbruchteil hatte er meinen Freunden das Genick gebrochen und stand dann vor mir. Ich zitterte am ganzen Leib und sah ihn mit großen, vor Schreck geweiteten Augen an. „Damien… gib mir das Buch“, knurrte er bedrohlich. Ich konnte mich keinen Millimeter bewegen, war wie zu einer Salzsäule erstarrt. „Gib mir das Buch!“, knurrte er noch einmal und endlich reagierte ich. Ich griff hinter mich auf das Sofa und machte meinen Rucksack auf, doch unser Blickkontakt wurde keine Millisekunde unterbrochen. „Braver Junge“, sagte er mit einer zuckersüßen Stimme und riss mir das Ding aus der Hand. Er besah es sich genauer und wandte sich dann an die Person hinter ihm. „Das ist es“, ließ er seinen Kumpanen wissen und warf ihm das olle Teil zu. Was war daran so wichtig, dass sie meine Freunde umbringen mussten? Wer oder was waren sie? Menschlich sahen sie jedenfalls nicht aus. Was würde jetzt mit mir passieren? Bläute mir das gleiche Schicksal wie meinen Freunden? Ich blickte zu meinen Seiten und betrachtete ungläubig die schlaffen Körper. Vor wenigen Minuten hatten wir uns noch über belanglose Dinge unterhalten und jetzt? Jetzt waren sie alle tot und ihr Mörder stand immer noch vor mir. Dieser wandte sich nun um und grinste süffisant. „Ich danke dir für deine Hilfe.“ Dann spürte ich noch, wie sich kühle Finger um meinen Nacken legten, ein Knacken ertönte und dann war alles Schwarz um mich…
 

~Rückblende~
 

Pey:

Anna sah mich entgeistert an, dann blickte sie zu Rel. „Du hast ihnen einfach das Genick gebrochen?“, fragte sie mit rauer Stimme. Je mehr ich erzählt hatte, desto weiter war ihr die Kinnlade herunter gefallen. „Ich hätte sie ja auch bei lebendigem Leib häuten können“, grummelte der Angesprochene muffelig. „Aber wie… ihr seid gestorben… wie kann das möglich sein?“ Sie war noch verwirrter als zuvor. „Innerhalb dieser 12 Monate hätten sie nicht sterben dürfen, dann wäre das Ritual ungültig geworden und sie hätten ihr Leben normal weiterführen können“, erklärte ihr Rel monoton. „Aber da musste ja jemand kommen und uns alle umbringen“, grummelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Passiert nun mal wenn man das Eigentum von anderen benutzt.“ „Das konnten wir ja nicht wissen!“, meinte ich nun miesgelaunter als vorher. „Und… was ist mit Greg passiert?“, wollte Anna wissen. „Er hat nicht aktiv am Ritual teilgenommen. Daher war der Genickbruch für ihn wirklich tödlich. Außerdem meinten ja zwei gefräßige Dämonen an ihm herumknabbern zu müssen.“ Meine Augen verzogen sich zu kleinen Schlitzen und trafen Rel’s Blick. „Wir hatten Hunger“, verteidigte er sich. „Jedenfalls… als wir nach einer gefühlten Ewigkeit wieder wachgeworden sind, waren Rel und Raym immer noch da und waren sichtlich verärgert, dass wir wieder am Leben waren“, erzählte ich der Braunhaarigen. „Und trotzdem seid ihr zusammen weiter gezogen?“ „Raym hatte ein schlechtes Gewissen“, lachte Rel kopfschüttelnd. „Ein Mörder der Gewissensbisse hat nur weil er ein paar Jugendliche in Dämonen verwandelt hat. Schon echt witzig.“ „Aber… was war mit euren Eltern?“, fragte mich Anna etwas verunsichert. „Wahrscheinlich haben sie uns schon längst für tot erklärt… Außerdem waren wir noch so lange in der Stadt, bis die Polizei Greg’s Leichnam gefunden hatte. Danach sind wir gegangen und haben alles hinter uns gelassen…“ Meine Stimme war etwas geknickt. Anfangs hatte ich meine Schwester und meine Mutter noch sehr vermisst, besonders für Piwi war es damals schlimm gewesen, da er ja der Jüngste von uns gewesen war. Aus Wut und Frustration war er damals wirklich sehr oft ausgetickt und konnte nur durch Pira wieder beruhigt werden. Anna nickte verstehend, doch auf einmal veränderte sich ihr Ausdruck. „Ich.. ich habe eine kleine Bitte“, sagte sie etwas kleinlaut. Ich wurde hellhörig. „Was denn?“, wollte ich wissen. „Ich muss zurück zum Internat. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass da etwas nicht stimmt…“ Rel und ich tauschten kurz einen Blick aus. „Das geht nicht“, meinte der Blondhaarige bestimmt. „Bitte! Es ist nur diese eine Sache!“ Nun schüttelte auch ich den Kopf. „Da muss ich Rel zustimmen. Das steht außer Frage dass du raus kannst. Wenn du entdeckt wirst ist das Trara wieder riesengroß.“ Sie zog einen Schmollmund. „Bitte. Wir können auch nachts kurz vorbeigehen. Ich muss wissen wie es Rachel geht. Sie klang total aufgewühlt-“ „Warte was? Du hattest Kontakt zu ihr?“, unterbracht Rel sie augenblicklich. Er sah sie mit einem düsteren Blick an. „Nein… Also nicht so wirklich… Ich hatte mein Handy bei Piwi versucht aufzuladen und habe dort gesehen das Rachel mir so viele Nachrichten geschrieben hatte. Und da waren so viele verpasste Anrufe und-“ „Oh man, ich glaubs nicht. Bist du denn des Wahnsinns? Das Signal kann zurückverfolgt werden! Die Bullen werden bei Piwi zu Hause auftauchen und jeden im Haus befragen. Was, wenn dich da jemand gesehen hat?“ Rel war aufgestanden und raufte sich die Haare. Das hatte gerade noch gefehlt. „Aber, ich habe doch gar keine Nachricht verschickt“, sagte Anna sofort. „Jetzt hör mal zu Schätzchen. Du bist doch nicht von gestern um zu wissen, dass ein Handy ein Signal von sich gibt wenn die Nachricht verschickt wurde, wenn sie auf dem anderen Handy angekommen ist und wenn sie verdammt nochmal gelesen wurde!“ Rel stand nun direkt vor ihr. „Wir können nachher ja mal gucken ob die wirklich schon Wind bekommen haben“, meinte ich beschwichtigend. „Sehr wahrscheinlich liegt das kaputte Handy auch noch da rum. Wenn sie es finden haben wir ein Problem!“



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