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I'm in Love with a Killer

Sie leben unter uns
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Originallied: Oh, Calamity! von All Time Low (hab leider kein gutes Cover auf dem Klavier gefunden) Komplett anzeigen

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Entscheidung für die Ewigkeit

Ich saß im Hausflur auf der staubigen Treppe. Ich war wirklich so dämlich gewesen, umzukehren und zurück in mein Verderben zu laufen. Da ich nun mal so blöd gewesen war und die Tür hinter mir geschlossen hatte, als ich ging, blieb mir jetzt nichts anderes übrig, als auf Pey zu warten. Ich bezweifelte stark, dass er in seinem Rausch einen Schlüssel mitgenommen hatte, aber er besaß doch irgendwo einen Ersatzschlüssel, der für solche Situationen geschaffen war… Hoffentlich. Wie lange ich hier so saß, wusste ich selbst nicht. Es kam mir vor, wie eine Ewigkeit. Das quietschen der Eingangstür ließ mich aufhorchen. Schwere Schritte erklommen jede einzelne Stufe. Und dann stand er, ungefähr zehn Stufen entfernt vor mir. Sein helles Shirt, welches er an hatte, zierten lauter dunkle Flecken. Ich musste gar nicht erst nachfragen, was es war. Der metallische Geruch klebte noch an ihm. Sein Gesicht war übersät mit Kratzern und rote Striemen waren an seinen Handgelenken zu sehen. Was er wohl gemacht hatte? „Ich dachte, du bist weggelaufen“, knurrte er mit seiner tiefen Stimme. Seine Augen glühten noch, die Krallen waren auch noch zu erkennen. Genau wie seine Reißzähne. „Bin ich auch“, sagte ich schwach. Er kam die Treppe weiter hinauf und mit jedem Schritt, verwandelte er sich in einen Menschen zurück. „Warum bist du zurück gekommen? Du hättest verschwinden sollen!“, fuhr er mich an, blieb jedoch vor mir stehen und rannte nicht schon wieder weg. „Und weiter? Dann hätten Rel und die anderen mich gefunden und irgendwann später getötet! Außerdem kann ich nicht zurück. Was soll ich ihnen denn sagen?!“ Tränen glitzerten in meinen Augen. Ich wusste nicht weiter, rannte zurück zu meinem Peiniger und wurde dann noch von ihm angeschnauzt, dass ich nicht weggelaufen war? In was für einer Welt befand ich mich hier eigentlich? Er schwieg und starrte mich nur durchdringend an. „Und was soll ich jetzt mit dir machen?“, fragte er eher sich selbst. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. „Das, was du machen solltest. Du… Du wirst nicht drum herum kommen…“ Meine Stimme war gebrochen und versagte zum Ende hin immer mehr. Er sagte nichts, schwieg wieder und atmete ganz flach. Und so standen wir eine ganze Weile, bis er seine Hand ausstreckte und mein Gesicht zu sich drehte. „Das werde ich nicht machen.“ Seine Stimme war ganz ernst. Verwirrt sah ich ihn an. Hatte ich mich verhört, oder hatte er sich gerade dem Befehl von Rel wiedersetzt?! Pey stieg die Treppen hinauf und zog aus einem kleinen Loch in der Wand einen Ersatzschlüssel.
 

Also hat er doch einen!
 

Er schloss auf und legte den Schlüssel zurück. „Willst du jetzt da draußen stehen bleiben, oder rein kommen?“, riss er mich aus meinen Gedanken. Ich beeilte mich und huschte wieder in die Wohnung. „Aber… was wird Rel sagen?“, fragte ich, als er wieder in die Küche abbog. „Ach, das ist egal. Meine Wohnung, meine Entscheidung. Da hat er nichts mit zu reden. Ich war ja auch derjenige, der dich her gebracht hat.“ Ich war immer noch verwirrt. Musste er nicht das machen, was Rel von ihm verlangte? Die anderen hatten sich doch auch alle dafür entschieden, dass ich nun endlich mal beseitigt werden sollte. „Hast du jetzt hunger?“, fragte er wieder. Ich nickte. Er holte aus einem der oberen Schränke eine Dose Ravioli hervor. „Ich hab hier eigentlich so gut wie nichts zu Essen. Ich brauch den Fraß auch nicht… aber ab und an kann man sowas ja gebrauchen…“, murmelte er vor sich hin. Ich musste leicht schmunzeln, als ich an Piwi's überfüllten Kühlschrank dachte. „Wenn ihr nichts essen müsst, warum hat Piwi dann so einen vollen Kühlschrank?“, fragte ich deshalb nach. „Jeder von uns hat andere Bedürfnisse… Piwi braucht ab und an auch mal was Normales zu Essen. Er tötet ja auch keine Menschen.“ Während der Schwarzhaarige mit den eisblauen Strähnen das Essen zubereitete, setzte ich mich an den kleinen Tisch. Es war wirklich kein großes Meisterwerk, eine Dose Fertigessen aufzuwärmen. „Aber neulich hast du doch sogar was gekocht…“, hakte ich nach. „Das war nur aufgewärmt. Ich koche nicht“, murrte er nur. Ich musste lächeln. Hätte er jetzt nicht seine blutverschmierten Sachen an, würde er als normaler Junge durchgehen. Nachdem er ein paar Mal umgerührt hatte, kramte er einen Teller, Besteck und einen Untersetzter aus verschiedenen Schränken heraus. „Da. Ich bin duschen“, sagte er noch, stellte mir den Topf auf den Tisch und verschwand aus der Küche.
 

Irgendwie witzig. Eben noch dachtest du, du würdest sterben, und dass jetzt schon zum wievielten Mal und jetzt wirst du hier notdürftig bekocht. Ich frag mich nur, wie es weiter geht…
 

Es dauerte eine knappe halbe Stunde, bis er wieder zu mir stieß und sich mir gegenüber setzte. „Und wie soll es jetzt weiter gehen?“, fragte er mich und stützte seinen Kopf in seine Hände. Ich zuckte mit den Schultern und aß weiter. Erst jetzt hatte ich gemerkt, was für einen großen Hunger ich hatte. „Schlag was vor“, sagte ich nachdem ich runtergeschluckt hatte. „Wo anders hin, als hier geht ja nicht… Also wirst du wohl oder übel bei mir bleiben müssen.“ Er lächelte knapp. „Und was sagst du deinen Freunden?“, wollte ich wissen. „Die werden sich damit abfinden müssen. Du musst mir nur versprechen, niemanden mehr das Hirn zu frittieren.“ „Ich weiß doch nicht mal, wie ich das gemacht hab!“ „Ist ja gut“, beschwichtigte er mich. „Ich weiß doch noch nicht einmal, wovon ihr da im Wohnzimmer gesprochen habt“, fügte ich noch hinzu. „Musst du auch nicht. Es ist besser, wenn du nichts weißt. Zumindest für uns ist das besser.“ Ich sah ihn fragend an. „Was?“ „Wenn ich wirklich hier bleibe… dann muss ich doch auch wissen, was hier los ist“, meinte ich von mir selbst überzeugt. „Erwartest du, dass ich dir das alles auch noch erkläre?“ Ich nickte. „Das bist du mir schuldig. Schließlich wolltest du mich töten“, beharrte ich. „Wollte“, betonte er. „Ja. Und ich versteh auch nicht, warum du deine Meinung so schnell ändern konntest. Vorhin warst du doch auch noch dafür.“ Er blickte auf die Tischplatte. „Ja… nein, nicht so wirklich. Deswegen bin ich auch gegangen“, nuschelte er vor sich hin. „Warum?“ Ich ließ nicht locker. Zwar war es nicht wirklich meine Art, jemanden so auszufragen, aber die Umstände verlangten es einfach so. „Ist doch egal. Sei doch einfach froh darüber, dass ich es nicht gemacht habe und fertig!“
 

Oke, Notiz an mich selbst: Wenn er sich eingeengt fühlt, dann wird er schnell sauer.
 

„Danke“, sagte ich etwas kleinlaut und legte den Löffel in den leeren Teller. Ich hatte doch tatsächlich alles aufgegessen. „Oh man. Ich seh schon das wird teuer…“, sagte er augenverdrehend und räumte ab. Ja, da musste ich ihm Recht geben. Ich brauchte nun mal Essen um zu überleben. Nachdem ich ihm geholfen hatte, die Küche wieder aufzuräumen, gingen wir in sein Wohnzimmer und setzten uns auf das Sofa. Er schaltete den Fernseher ein und sank etwas zurück in die Lehne. Ich tat es ihm gleich und versuchte mich auf das Programm zu konzentrieren, doch mein Blick wanderte immer wieder zu ihm. Irgendwann machte er den Fernseher aus, seufzte und drehte sich zu mir. „Was ist?“, wollte er etwas genervt wissen. „Was soll sein?“, stellte ich als Gegenfrage. „Du guckst ständig so, als ob du was sagen willst. Also, was ist?“ Einen Moment hielt ich seinem Blick stand, doch dann gab ich auf. „Ich frag mich einfach, was genau du bist… das ist alles. Piwi… Er wollte es mir erzählen, hat es aber nicht gemacht…“ Pey überlegte kurz, dann lächelte er etwas geheimnisvoll. „Was denkst du denn?“ Ich überlegte. „Keine Ahnung. Mein schlimmster Albtraum?“ Er lachte. „Das könnte wahrscheinlich die beste Erklärung sein.“ Ich erwiderte sein Lächeln nur knapp. „Ich denke der Überbegriff Dämon sollte genügen.“ Ich schluckte leicht. „Das ist so unwirklich… Ich hätte nie gedacht, dass es sowas in Echt gibt“, meinte ich bedacht leise. „Ihr bemerkt es nur nicht, dass ist alles. Wer weiß, vielleicht ist ja einer deiner Freunde auch ein Anhänger von uns.“ Ich weitete die Augen. „Wirklich?“ Er lachte. „Nein, quatsch. Wenn es hier in der Stadt noch andere geben würde, dann wüssten wir das. Dann wären wir wahrscheinlich nicht hier her gekommen…“ Ich wollte unbedingt, dass er weiter erzählte. Ich musste so viel wie möglich wissen. „Was hatte Piwi gemeint, als er Rel so angefahren hatte?“ Pey schüttelte nur den Kopf. „Nicht so wichtig.“ „Pey… bitte erzähl es mir.“ Man konnte ihm genau ansehen, dass er nicht darüber reden wollte. „Ich kann es dir nicht erzählen… Ich will mich nicht daran erinnern. Das ist Vergangenheit und es ist vorbei.“ Er hatte seine Hand in eines der Kissen verkrampft. Seine Augen wirken so abwesend, dass ich vermutete dass er sich doch daran erinnerte. „Wir haben damals ziemlich viel Scheiße gebaut und haben dadurch auf uns Aufmerksam gemacht. Zuerst kam die Polizei und dann…“ Er brach ab, schloss die Augen und biss die Zähne aufeinander. Er drehte sich von mir weg. Anscheinend war damals wirklich etwas Schlimmes passiert. „Wer kam dann?“, fragte ich leise. Seine Stimme zitterte. „…Die Kleriker“ Pey stand auf. Ja, weglaufen konnte er wohl sehr gut. „Warte, wo willst du hin?“ „Ich kann nicht…“, sagte er nur und verschwand in seinem Zimmer.
 

Zumindest läuft er nicht wieder so weit weg und lässt seinen Frust an jemand unschuldigen aus.
 

Ich wartete einen Moment, bis ich ihm hinterher ging. Er war nicht in seinem Zimmer, sondern in dem Versteckten dahinter. Die Tür war wie am Tag zuvor nur angelehnt. Da es mittlerweile schon wieder hell wurde, konnte ich mehr erkennen. Pey saß wieder an dem großen Flügel. Er hatte seinen Kopf auf den Deckel gelegt. Nach einer Weile setzte er sich aufrecht hin, schob den Deckel nach oben und ließ seine Finger über den Tasten schweben. Anscheinend überlegte er noch, ob und was er spielen sollte. Mich hatte er noch nicht bemerkt, auch nicht, als ich im Türrahmen stand und ihn ansah. Der komplette Raum war vollgestellt mit Musikinstrumenten. Der Flügel war jedoch das einzige, welches Pey benutzte. Die anderen waren mit dünnen Stoffen zugehängt worden oder befanden sich in ihren Hüllen. „Jedes Mal, wenn ich nicht weiter weiß, komme ich hierher… Also musst du dich nicht wundern, solltest du mich mitten in der Nacht spielen hören…“ Ich erschrak mich richtig, als ich seine Stimme hörte. Also hatte er mich doch bemerkt! Ich trat etwas näher an ihn heran und blickte ihm über die Schulter. Er spielte ganz ohne Noten. Dass er sich die Lieder alle so merken konnte war schon erstaunlich. Er rückte etwas auf die Seite, damit ich mich neben ihn setzen konnte. Stillschweigend kam ich seiner unausgesprochenen Forderung nach und nahm Platz. „Spielst du was?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich wüsste nicht, was…“ „Du wolltest doch eben noch was spielen… Spiel doch das.“ Er lachte knapp auf. „Wirklich?“ Ich nickte. Einen Moment zögerte er noch, dann atmete er tief durch und begann.
 

When I was younger I was certain

That I'd be fine without a queen

Just a king inside his castle

With an ocean in between

Now all I do is sit

And count the miles from you to me

Oh, calamity
 

We get older by the hour

Watch the changes from afar

Keep forgetting to remember

Where we've been is who we are

Now all I do is wonder

Why we ever set the scene

Oh, calamity
 

It's such a shame that we play strangers

No act to change what we've become

Damn, it's such a shame that we've built a wreck out of me

Oh, calamity

Oh, calamity
 

I'll remember nights alone

And waking up to dial tones

Always found my greatest moments

In the sound of your hello's

Now I struggle to recall

The reasons you would come to leave

Oh, calamity
 

It's such a shame that we play strangers

No act to change what we've become

Damn, it's such a shame that we've built a wreck out of me

Oh, calamity

Oh, calamity
 

If I catch you on the corner

Will you even know it's me?

Will I look familiar to you?

Do you offer me a seat?

Can we find a new beginning?

Do you turn the other cheek?

Oh, calamity
 

It's such a shame that we play strangers

No act to change what we've become

Damn, it's such a shame that we play strangers

No act to change what we've become

Damn, it's such a shame that we've built a wreck out of me

Oh, calamity

Oh, calamity
 

Oh, calamity

Come back to me
 

Er spielte mit so einer hohen Konzentration, dass er alles um sich herum ausblenden konnte. Nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen lassen. Nachdem er fertig war, ließ er das Lied leise ausklingen. Es war wunderschön, einfach so neben ihm zu sitzen und ihm zuzuhören. Als er den letzten Ton verklingen ließ, atmete er tief durch. Ich war nicht im Stande, irgendetwas zu sagen. Ich wollte den Moment nicht zerstören. Pey erhob sich und klappte den Deckel wieder hinunter. „Wenn du schlafen willst, kannst du in meinem Bett pennen. Ich muss nochmal weg. Ich bring dir auch was zu essen für morgen mit.“ Ich nickte und sah ihm hinterher, als er aus dem Raum ging. Dann war ich alleine. Langsam machte sich die Müdigkeit wirklich in mir breit. Ich war nun mehr als zwölf Stunden wach. Die Zeit in der ich so halbwegs wieder am sterben war ignorierte ich einfach, da das nicht wirklich als Erholung zählte. Die ganzen Strapazen, die ständigen Adrenalinschübe hatten das Gefühl von Müdigkeit in die hinterste Ecke meiner Gedanken verbannt. Gerade so konnte ich mir noch ein Gähnen unterdrücken und stand auch auf. Bis zu seinem Bett war es ja nicht mehr so weit, also schlurfte ich langsam dahin und legte mich samt Klamotten hinein.
 

Ein paar Tage zuvor wollte Pey mich hier noch umbringen… mich interessiert es brennend, warum er seine Meinung geändert hat…
 

Das Bett war so schön weich. Warum hatte ich es das letzte Mal nicht bemerkt? Ach ja… ich wurde fast zerfleischt… Ich driftete ziemlich schnell weg und bekam um mich herum nichts mehr mit. Da das Zimmer an sich ja so dunkel war, konnte man auch sehr schlecht sagen, was für eine Tageszeit war. Das einzige, was ich am nächsten Tag, oder eher ein paar Stunden später, merkte war, dass Pey neben mir lag und tief und fest schlief. Ich hatte keine Ahnung, wann er nach Hause gekommen war, doch anscheinend hatte ich so tief geschlafen, dass ich ihn nicht bemerkt hatte. Gerade als ich mich aus dem Bett schwang, berührte ich ihn leicht und zuckte sofort zusammen. Er hatte kein Oberteil an.
 

Oh… mein Gott. Nicht hyperventilieren! Schließlich hast du schon mit ihm geschlafen. Also sollte es kein Problem für dich sein, wenn er die ganze Zeit, halb nackt neben dir gelegen hat. Beruhig dich… Tief ein und wieder aus atmen…
 

Leise schlich ich mich aus dem düsteren Raum und tappste ins Badezimmer. Dort machte ich mich notdürftig fertig. Als ich fertig war mit Duschen, bemerkte ich, dass auf dem Schränkchen, in welches das Waschbecken eingelassen war, ein Becher und Zahnputzzeug stand. Es war alles noch fein, säuberlich verpackt. Ich war mir zu einhundert Prozent sicher, dass es das letzte Mal, als ich diesen Ort besucht hatte, noch nicht da war. Also war es wahrscheinlich für mich. Auch ein kleines Handtuch, ein Waschlappen und eine Bürste lagen daneben.
 

Er wird doch nicht wohl alles neu gekauft haben…?!
 

Dennoch glücklich darüber, benutzte ich die Sachen mit einer großen Freude. Das letzte Mal als ich mich so perfekt fertig machen konnte war in Piwi’s Wohnung gewesen. Sicher, das war jetzt noch nicht so ewig lange her, aber immerhin mehr als 24 Stunden. Bestimmt! In dieser Wohnung verging aber auch wirklich jedes verdammte Zeitgefühl. Zumindest hatte ich bis jetzt noch keine Uhr gesehen. Als ich im Bad fertig war, ging ich in den Flur zurück und in die Küche. Da der werte Herr ja noch einkaufen gewesen war, ich konnte mir echt nicht vorstellen wo bitte um diese unchristliche Zeit noch ein Supermarkt aufgehabt hatte, erhoffte ich mir einen halbwegs vollen Kühlschrank. Ich konnte mich ja nicht nur von Dosen ernähren. Zu meiner großen Überraschung war tatsächlich etwas Essen im Kühlschrank. Er hatte sogar Brötchen gekauft, welche in einer Schüssel neben dem Herd standen. Aber am meisten war ich ja von der Obstschale auf dem Küchentisch begeistert. Das war ja nun wirklich nicht nötig gewesen, aber es war trotzdem schön, so viel Auswahl zu haben. Auf einem der Stühle stand eine große Tüte. Auf dem Griff klebte ein Zettel.
 

Du kannst ja nicht die ganze Zeit in deinem Kleid oder Piwi’s Klamotten herum laufen… Und ich will kein Danke hören oder sonst was. Nimm es und freu dich einfach.
 

Als ich das gelesen hatte, konnte ich mir schon sehr gut vorstellen, was sich darin befand. Pey hatte wirklich nicht übertrieben… Nein, ganz und gar nicht. Er hatte nur einen Haufen Hosen, Shirts, Socken und sogar Unterwäsche gekauft! War er ein Millionär oder wo hatte er das alles her? Und dazu noch über Nacht!! Unglaublich. Er überraschte mich doch immer wieder aufs Neue. Ich nahm die Tüte mit ins Wohnzimmer, um mich dort umzuziehen. Die Sachen passten wie angegossen. Wo er nur meine Größe her hatte? Das Kleid war schon so zerfetzt, zerknittert und eigentlich gar nicht mehr als tolles Abendkleid zu identifizieren gewesen, da konnte er wohl schlecht die Größe gelesen habe. In den neuen Sachen kehrte ich wieder in die Küche zurück und bereitete mir ein kleines Frühstück vor. Da ich ja nicht wusste, wann Pey aufstand, versorgte ich mich zunächst selbst. Essen tat ich in der Küche, danach räumte ich mein Geschirr weg und ging wieder ins Wohnzimmer zurück. Jetzt blieb mir ja nichts anderes übrig, als fernzusehen.
 

Da ich ja überhaupt kein Zeitgefühl hatte, verging die Zeit nur schleichend und irgendwann schaltete ich die Flimmerkiste wieder aus. Irgendwie doch langweilig. Erst da viel mir wieder ein, dass ja jeder Fernseher irgendwie eine Anzeige haben musste, wo eine Uhrzeit drauf stand. Also schaltete ich ihn an und achtete diesmal ganz genau auf jedes Zeichen, Kästchen oder sonst was, das aufblinkte. Und da sah ich mein erhofftes Ziel. 14:56 Ungläubig wiederholte ich die Uhrzeit noch einmal in meinem Kopf. Das bedeutete ja, dass ich ja noch viel zu viel Zeit von diesem Tag übrig hatte. Besorgt, dass Pey ja immer noch nicht auf war, kehrte ich zum Schlafzimmer und machte es einen spaltbreit auf. Das Licht, welches durch den Flur fiel, machte seine Silhouette nur schwach sichtbar. Er schien immer noch tief und fest zu schlummern. Doch dabei konnte ich es einfach nicht belassen. Mir war langweilig und auf Fernsehen hatte ich keine Lust mehr. „Hey… Pey… wie lange willst du denn noch schlafen?“ Sanft rüttelte ich an seiner Schulter. „Isses noch hell draußen?“, nuschelte er verschlafen in sein Kissen. Es hatte nicht lange gedauert, bis er sich grummelnd geregt hatte. „Ja“, sagte ich. Er zog sich die Decke über den Kopf. „Dann lass mich schlafen“, maulte er. „Mir ist aber langweilig“, jammerte ich nun herum und seufzte theatralisch. „Das is nicht mein Problem.“ Damit war für ihn das Thema abgehakt. „Doch. Als Mitbewohner musst du dich um mich kümmern.“ Er seufzte. Dann schob er die Decke ein Stück weit herunter und blitzte mich an. Seine Augen waren wieder so unmenschlich. Das grelle Blau hob sich deutlich von der Dunkelheit ab. „Ich könnte dir auch einfach wieder das Genick brechen. Vielleicht lässt du mich ja dann schlafen“, knurrte er. Ich rümpfte die Nase. Dieser Blödmann legte es wirklich drauf an. Aber wenn er schon zu solchen Mitteln griff, konnte ich auch noch trumpfen. „Ich kann dein Hirn ja auch ein bisschen brutzeln lassen. Hilft dir vielleicht gastfreundlicher zu sein.“ Sofort verengte er die Augen. „Du hast doch noch nicht mal ne Ahnung, wie das geht. Du Amateur.“ Seine Stimme klang wegen dieser Unterhaltung nicht gerade erfreut. Er wollte schlafen, ich wollte mich nicht langweilen. Da war es mir lieber wenn er mich so anmotzte. Dann unterhielt er sich endlich mal mit mir. „Willst du es drauf anlegen lassen?“ Meine Stimme hatte einen neckenden Unterton. „Das gleiche könnte ich dich auch fragen“, knurrte er. Aber ich konnte einen amüsierten Unterton vernehmen. Dann war er anscheinend doch nicht so angepisst, wie er sich zu erkennen gab. Ich schmunzelte. „Mir ist trotzdem langweilig!“ „Dann guck fern“, schlug er vor und drehte sich von mir weg. Die Decke wieder bis über beide Ohren gezogen. „Hab ich schon.“ „Dann lies was“, murrte er. „Und was? Ich habe noch keine Bücher gesehen.“ „Ich hab ja auch keine.“ „Du Spaßvogel, was soll ich dann lesen??“ „Man keine Ahnung! Jetzt verschwinde. Ich will verdammt nochmal schlafen! Ich bin nachtaktiv, falls dir das entgangen sein sollte!“ Ich verdrehte die Augen. „Ihr habt euch hier auch schon tagsüber getroffen!“ „Du warst ja auch ein Notfall!“ Seine Stimme wurde immer lauter und meine Antworten immer pampiger. „Anna… Wenn du nicht gleich aus dem Zimmer verschwunden bist, schwör ich dir, dreh ich dir wirklich den Hals um!“ Seine Stimme wurde immer bedrohlicher. „Versuchs doch“, provozierte ich weiter. Mit einem Ruck hatte er sich umgedreht und mich zu sich gezogen. Die Entfernung war ja nicht so weit gewesen. Schließlich hatte ich auf der Bettkante gesessen. Und da hatte ich nun den Salat. Er hatte mich mit den Händen buchstäblich an der Matratze festgenagelt. Ich konnte mich nicht mehr wehren. „Na, spuckst du immer noch so große Töne?“ Ich sah ihn neckisch an. Ich war ja selbst über mich verwundert, wie ich mich hier von Zeit zu Zeit veränderte. Aber irgendwas an Pey verlangte ja förmlich von mir, dass ich ihn so provozierte. Der Schwarzhaarige mit den eisblauen Strähnen erwiderte das Lächeln knapp. „Du hast zwei Möglichkeiten. Die erste: du verschwindest aus meinem Zimmer und lässt mich in Ruhe schlafen, oder du bleibst hier und hältst die Klappe. Die Wahl liegt ganz bei dir.“ „Gut“, sagte ich nur und machte die Augen zu. „Eh, wie jetzt?“, fragte er verdattert. Damit hatte er wahrscheinlich nicht gerechnet. „Ist vielleicht besser, als sich zu langweilen.“ Er ließ meine Handgelenke los und legte sich neben mich. „Frauen… müsst ihr immer so kompliziert sein?“, seufzte er. Ich lachte nur. „Nein. Ist vielleicht einfacher für dich wenn du gar nicht erst versuchst meine Beweggründe zu verstehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hundehertz
2015-08-13T20:46:16+00:00 13.08.2015 22:46
Wie lange würde es noch dauern wen ich fragen dürfte ich bin von der Geschichte begeistert und möchte gerne wissen wie es weiter geht aber ich möchte dich nicht strapazieren ich bin nur neugirig wie eine meiner Favoriten fanfiction weiter geht
Antwort von:  Sakami-Mx
13.08.2015 22:50
xD vielen dank erstmal und zu deiner frage: ich hatte die letzen tage wenig zeit und hab mir jedoch am wochende vorgenommen weiter zu schreiben so dass entweder samstag oder sonntag abend was kommen sollte. wenn aber alles schief läuft dann erst am montag abend xp
Von: abgemeldet
2015-08-07T05:48:37+00:00 07.08.2015 07:48
Tolles Kapitel :D
Hab mich riesig gefreut als ich gesehen hab, dass schon ein neues draußen ist und dann ist es auch noch so schön ;)
Bin gespannt wie's weiter geht ^^
Antwort von:  Sakami-Mx
07.08.2015 08:10
Ja^^ Danke XD nächstes kommt schon bald xp
Von:  y257x
2015-08-06T21:03:33+00:00 06.08.2015 23:03
Neues Kapi neues Glück....schlechter Spruch (wenn jemand welche haben will nur nachfrgen hab viele auf lager)
Ein alltagskapi ^^ yeahh bekommt man auch nicht immer zu lesen.
War sehr Lustig ^^
Bin gespannt wie es weiter geht. XD
Antwort von:  Sakami-Mx
06.08.2015 23:06
ich werd mir mühe geben xDD das nächste kapi sollte endlich mal einen einblick auf die vergangenheit der jungs gewähren... sollte rel dem ganzen zustimmen^^ wenn er denn pey nicht vorher den kopf abgerissen hat, weil anna ja noch am leben is xp aber ich sag jetzt besser nichts mehr ^^


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