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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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London 2 - Miteinander ausgehen

Tancrèd

London war, entgegen aller Beschönigungen ein Sündenpfuhl der übelsten Sorte. Tancrèd mochte die Stadt nicht, doch er hatte auch Paris nicht wirklich gemocht. Die Armen waren und blieben arm und die Reichen wurden immer reicher, bauten sich immer schönere Paläste und der König thronte beinahe wie ein Gott über allem. Wegen irgednwelcher Nichtigkeiten saß er nun schon den dritten Tag fest und wurde ums Verrecken nicht bei Henry vorgelassen. Thomas Howard konnte es sich auch nicht erklären, bekam jedoch bald vom König einen Brief, in dem stand, dass er sie wohl am nächsten Mittag erwarte und untröstlich wegen der Verspätung sei. Allerdings seien die Kurse an der Universität erst jetzt vergeben worden und man hatte noch nicht die Zeit gefunden, die Studenten so wie es nötig war einzuteilen - nun, das leuchtete sogar ein. Doch Tancred gefiel es nicht. Er war nicht gerne eingepfercht und sich wie ein Lackaffe eingekleidet über Nichtigkeiten zu unterhalten, während seine Mannschaft allein darauf wartete, endlich wieder zur See zu fahren... Nein, das passte ihm gar nicht. Schon die letzten beiden Tage war er deswegen am Abend durch die etwas zwielichtigeren Gassen gestreift und hatte ein Pub gefunden, das ganz nach seinem Geschmack war. Ein irisches Pub, mit lockerer Stimmung, guter Musik und offenbar Männern, die auch an Männern interessiert waren. Zumindest interpretierte das Tancrèd auf diese Art und Weise, wenn sie nach hinten verschwanden und mit diesem seligen Gesichtsausdruck wiederkamen. Ihm sollte es nur recht sein, hier konnte er sein Ale trinken und würde niemandem vom Hof begegnen... Gott sei Dank!
 

John

"Du siehst gut aus!", sagte er noch einmal gedehnt und leicht genervt. Dass Kieran so nervös war, war unerträglich. Seitdem er gerade noch zu einem Patienten gerufen worden war und erst jetzt zurückgekehrt war, wuselte er wie ein aufgescheuchtes Huhn durch sein Zimmer, um sich frisch zu machen und anzuziehen. John lag auf seiner Matratze und genoss die Show, die der andere ihm halbnackt und sich immer wieder ausziehend bot. Kieran warf ihm das Hemd, das er sich eben über den Kopf gezogen hatte, ins Gesicht. "Du bist mir keine Hilfe!", motzte der Kleine und John zog sich lachend das Shirt aus dem Gesicht. "Jetzt mal ehrlich, Kieran", sagte John schließlich. "Wen interessiert es, was du anhast? Spätestens nach den ersten Tänzen bist du eh so verschwitzt, dass jeder sieht, was darunter ist. Und nicht selten ziehst du das Shirt dann eh aus, wenn es dir lästig wird. Und halbnackt gefällst du mir ohnehin am besten." Den Blick des anderen fing er mit erhobenen Händen ab. "Ja, ich weiß. Ich bin nicht der, den du bezirzen möchtest. Aber auch er wird dich nehmen, ob du nun das dunkelblaue, das schwarze, oder das weiße Hemd anziehst." John zuckte mit den Schultern. Kieran sah wider in die Spiegelung am Fenster, dann seufzte er und zog sich das weiße Hemd an. "Ich hab ihn nur viel zu lange nicht mehr gesehen. Aber so wie die Stimmung bei Hofe ist, werde ich wahrscheinlich eh froh sein können, wenn er überhaupt kommen kann. Er hat mir auf meinen letzten Brief nicht einmal geantwortet", hörte er Kieran leise sagen. Kieran hatte seit Neujahr wenig Zeit und Möglichkeiten gehabt, sich mit Dominico zu treffen. Und er litt, das hatte John gemerkt. Nach einer so intensiven Zeit, wie die beiden sie wohl an Weihnachten und zwischen den Jahren verbracht hatten, war das auch kein Wunder, wenn man sich kaum noch sah und auch nicht einfach normal komunizieren konnte. Mittlerweile war Ostern durch und das neue Trimester begann schon bald wieder. Eigentlich hatte Kieran mehr Zeit als während der Prüfungen. Aber offenbar hatten sie sich diese Woche wieder nicht treffen können.

John hoffte inständig, dass dieser Sforza wusste, was für einen tollen Menschen er an Kieran gefunden hatte. Ansonsten würde er ihm persönlich ein Toxicum verabreichen! Aber immerhin löste er heute endlich sein Versprechen ein, und sie würden sich heute endlich zum Ausgehen treffen. Und das hatte der Kerl dem Kleinen ja eigentlich schon wir Monaten versprochen!!!!

Er selbst war gespannt, wie Dominico sich an dem Abend überhaupt auf Kieran einlassen würde. Eine Beziehung öffentlich zu zeigen, war generell nicht so einfach möglich. Gut, dort wo sie hingingen war ein Laden, in dem sich fast nur Männer trafen, die alle das gleiche Interesse hatten. Und dennoch musste man immer vorsichtig sein. Ob jemand von diesem Stand, mit dieser Fallhöhe überhaupt in der Lage war, Kieran zeigen zu können, dass er auch nur ansatzweise das gleiche empfand wie dieser?

Und Kieran hatte recht. John hatte letztlich nicht wirklich viel zu tun bei Hofe, schließlich begleitete er seinen Vater kaum dorthin. Aber selbst er hatte gemerkt, dass es brodelte, weil Henry langsam einen Weg fand, augenscheinlich alles Rechtens zu machen, was eine Scheidung von Katharina rechfertigte.

Nun ging es darum, dass sich auch die Kirchenmänner neu positionierten. Sie standen in den Startlöchern, um den besten Platz an Henrys Seite zu erobern, wenn der Startschuss fiel.
 

Als sie endlich loskamen, liefen sie schweigend durch das dunkle, abends noch recht kalte London. John merkte, dass Kieran ohnehin mit seinen Gedanken woanders - oder eher bei jemand anderem - war. Ihm war das egal, er war bei ihm, alles andere war nebensächlich. Dominco Sforza hätte sich ja auch dazu bereiterklären können, Kieran zu Hause abzuholen, um wenigstens ein wenig Zeit mit ihm alleine verbringen zu können. Ob Kieran darauf gehofft hatte? Vielleicht. Denn auch, wenn jener sehr relisitisch das ganze betrachtete, konnte man seine Hoffnungen und Gedanken nur bedingt von der Vernunft unterdrücken lassen.
 

Kieran

Als sie endlich das Connor's betraten, merkte Kieran erneut, wie nervös er war. Die Zeit war irgendwie viel zu lang gewesen, und dadurch, dass Dominico offensichtlich nicht einmal dazugekommen war, ihm auf seinen letzten Brief zu antworten, war er auch ziemlich unsicher geworden. Er wusste, wie aufwendig ihre Beziehung war. Und dennoch hätte er sich über ein kleines Wort gefreut gehabt. Dominico würde es ihm bestimmt bei Gelegenheit erklären. Aber Kieran wusste im Moment auch gar nicht, was jetzt am Wochenende auf ihn zukäme. Würde er auf das Anwesen hinausreiten können, oder nicht? Er hatte Dr. Chambers und Mr. Forbes gesagt, dass er es wahrscheinlich täte, ansonsten aber dennoch nicht da wäre, weil er dann seine Eltern noch einmal besuchen würde. Er hatte den Eindruck gehabt, dass die Zeit mit seiner Familie viel zu kurz was, um seiner Familie und seinem Bedürfnis nach eben dieser in irgendeiner Weise gerecht zu werden.
 

Seine Augen wanderten durch den Raum, den er mittlerweile so gut kannte, und blieb kurz an verschiedenen Gesichtern hängen, Bekannte, die öfters hier waren. Er nickte ihnen zu und stellte zumidenst schon einmal zufrieden fest, dass keiner der Männer da war, die er damals abgeschleppt hatte, als er krampfhaft versucht hatte, Nico zu vergessen. Er folgte John durch den Raum, der schon gut gefüllt war. Der Geruch von Alkohol und Schweiß lag in der Luft. Die Tanzfläche war gefüllt und Jenny hatte Mühe, den Bestellungen zu folgen, die auf sie einströmten. Als seine Augen zum Tresen wanderten, bemerkte er einen Mann, der mit nur einem Auge dasaß und auch ihn offentichlich eben angesehen hatte. Kieran musste kurz schmunzeln über den Gedanken, den er spontan hatte, dass er diesen Mann interessant fand. Er hatte das Gefühl, dass er sich mit ihm verstehen könnte, dass er viel zu erzählen hatte. Die Haut war von der frischen Luft und der Sonne gebräunt, das Gesicht an sich sicher nicht britisch. Er hatte etwas Herbes an sich, etwas Markantes, etwas Intellektuelles. Sicher niemand, der einfacher Handwerker war - ohne das jetzt wertend zu meinen. Jemand, eben, der etas zu erzählen hatte, der etwas von der Welt gesehen hatte und dem er deshalb gefiel. Ähnlich wie es Dominico von Anfang an getan hatte. Er setzte sich neben John in die Bank und Jenny wuselte an ihnen vorbei und stellte ihnen mit dem Kommentar "Dafür bekomm ich aber was, Kieran!" zwei Bierkrüge hin. Kieran nickte lachend. "Ich werde mich bemühen!", versprach er und stieß mit John an, der wie immer einen guten Zug hatte. Oder wollte er heute Abend lieber etwas mehr intus bekommen? Kieran war ja wirklich gespannt, wie es sein würde, wenn John und Dominico aufeinandertrafen. Er hatte John gebeten, ihn nicht in Verlegenheit zu bringen. Mal sehen, ob er sich daran hielt. Aber normalwesiee war darauf Verlass.
 

Wenig später machte Kieran schon sein Versprechen wahr und jonglierte mit ein paar Bierkrügen - es war ja nicht so, dass er das nicht konnte. Er mochte es nur nicht so gerne. Und bald schon fand er sich auf der Tanzfläche wieder, wo man ihn mitzog und ihn in die Reigen eingliederte. Sein Blick glitt immer wieder zur Tür, merkte, wie die Hoffnung, schwand, dass Dominico noch kommen würde. Dabei ertappte er sich immer wieder, wie er auch jenen Einäugigen ansah. Er würde zu gerne wissen, wer der Mann war, was ihn heirhertrieb und woher er kam. Als sich ihre Blicke einmal länger trafen und jener ihn anlächelte, war er kurz davor, einfach zu ihm zu gehen, als er mitgezogen wurde und noch einmal tanzen musste. Der Abend würde vielleicht noch einmal Gelegenheit dazu bieten.
 

Tancrèd

Er war bereits einer der ersten Gäste gewesen, hatte etwas gegessen und saß jetzt am Tresen, um ein Ale nach dem anderen zu leeren, während die Musik ihn zurück auf sein Schiff trug. Er war eigentlich nie wirklich ein Seemann gewesen, doch seit er dieses Schiff hatte, war es zu seinem Lebensinhalt geworden und das weite freie Meer hatte ihm etwas von dem Leben zurückgegeben, das er im Morgenland verloren hatte. Auf dem Meer war er sein eigener Herr, hier in der Stadt nur ein dressierter Affe, der auf einen König zu hören hatte, und das gefiel ihm kaum. Als die ersten Gäste kamen, war Tancrèd bereits etwas angeheitert und beobachtete junge Männer beim Tanzen und Scherzen. Einer von ihnen fiel ihm ins Auge. Es war ein schwarzhaariger junger Mann, anscheinend körperlich äußerst flexibel, zumindest zeigten das seine akrobatischen Kunststückchen auf den Tischen. Mit ihm war ein braunhaariger Mann herein gekommen, der wohl heute vorhatte wirklich zu feiern.. oder aber er gab das nur vor. Sein Blick wanderte verdächtig oft den Tresen entlang zur Tür, so als schien er nur auf jemanden zu warten. Tancrèd nahm ihn nur am Rande wahr, sein Blick blieb wesentlich öfter an dem Schwarzhaarigen hängen und er ließ seinen Gedanken freien Lauf. Auf dem Schiff gab es keine Frauen und die Männer wussten sich da durchaus kreativ zu behelfen. Auch wenn sie an Land jedes Bordell aufsuchten, das sie finden konnten - auch die arabischen Mitglieder seiner Mannschaft - so war auf See meistens ein anderes Programm zur abhilfe sexueller Gelüste angesagt und Tancrèd tolerierte es, wie alles andere auch. Er hatte es irgendwann einmal angesprochen und deutlich gemacht, dass er es nicht billigte, wenn man einen seiner Männer dazu zwang, doch was freiwillig hier und da geschah ignorierte er einfach. Er selbst? Nun, es gab Situationen, in denen er von einem Mannschaftsmitglied, seinem ersten Maat, Besuch bekam. Aber er zwang ihn nicht. Und er war eigentlich nicht unbedingt all zu versessen darauf, wie wild herumzuvögeln.

Der Schwarzhaarige und seine Biegsamkeit allerdings ließen in Tancrèds schon leicht alkoholisiertem Hirn ein paar recht hübsche Bilder entstehen, die eine angenehme Erregung in ihm keimen ließen. Ihre Blicke trafen sich dann und wann und Tancrèd lächelte irgendwann, weil ihr Blickkontakt länger hielt als nur ein flüchtiger Blick. War das eine Einladung? Tancrèd nahm es nicht an. Versprach man sich von solchen Dingen zu viel, wurde man ohnehin nur enttäuscht. Sein "Gegenüber" schien darüber nachzudenken, ob er zu ihm laufen sollte, wurde dann aber für den nächsten Reigentanz einfach mitgerissen und so brach ihr Blickkontakt ab. Tancrèd sah wieder zu dem Braunhaarigen hinüber und bemerkte, dass diesesmal dessen Blick auf die Türe gerichtet war und er meinte soetwas wie Überraschung darin zu erkennen. Überraschung und.. Neid?

Tancrèd folgte dem Blick langsam zu der Tür und hustete kurz in sein Ale weil er den Mann, der gerade durch die Türe trat, nur all zu gut kannte. Da stand doch wirklich der militärische Berater seiner Majestät in der Tür... Tancrèd war ihm schon das letzte mal in Lodnon vorgestellt worden und hatte ihn erst gestern gesehen und kurz mit ihm gesprochen. Auch wenn er unrasiert und in einfacher Kleidung hier stand und, wie Tancrèd zugeben musste, nicht gerade schlecht aussah bei dem Versuch einen verwegenen Eindruck zu erwecken, er erkannte ihn wieder. Und Dominico schien ihn nur all zu deutlich auch zu erkennen. Erst schien sich sein Gesicht für einige Sekunden zu verschließen, dann schmunzelte er und schlenderte zu ihm hinüber, ließ sich auf den Hocker neben ihm sinken und deutete mit der Handbewegung der Bedienung ihm auch einen Krug Ale vor die Nase zu stellen.
 

Dominico

"Euch hätte ich ihr nicht erwartet..", eröffnete Dominico das Gespräch leise, während Tancrèd noch immer in den Gastraum blickte und dem Bruder des Kardinals dann einen Seitenblick zuwarf. Sein Französischer Akzent brach leider immer wieder durch, als er antwortete. "Ich euch euch nicht, Mylord Sforza", gab er ebenso leise zurück. Nico winkte ab. "Ich denke, das hier ist nicht der richtige Ort, um auf höfische Floskeln zu bestehen Tancred.. bist du da nicht meiner Meinung?" Der Seemann schmunzelte, als er mit Nico und dem Ale anstieß. "Ganz deiner Meinung." Es war heikel, keine Frage. Aber Nico war der Meinung, dass es Tancrèd ziemlich egal war, wen er hier antreffen würde. Welchen Vorteil sollte Tancred davon haben zu wissen, dass er hier war? Keinen wirklichen. Und wenn doch? Nun.. er würde es sehen. Tancrèd erschien ihm nicht der Mensch zu sein, der daraus irgendeinen Profit ziehen konnte, ihn hier gesehen zu haben. Ob es vielleicht ein Problem gab, wenn er merkte, dass Nico und Kieran? Nein, auch das erschien ihm unsinnig. Tancrèd war Seemann und nichtmal Engländer. Gut, er selbst auch nicht, aber noch hoffte er, dass Henry ihm mehr vertraute, als einem Kapitän zur See, wenn der denn irgendeinen Versuch machen sollte, ihn zu denunzieren. Es würde trotzdem ein Drahtseilakt sein, nicht zu viel preiszugeben. "Was treibt dich hierher? Noch immer keine Audienz beim König?" Tancrèd lachte dunkel. "Seine Majestät hat offenbar ganz andere Probleme, als seine miserable Flotte. Mal sehen, ob er uns die Audienz morgen wirklich gewährt. Ich bin London schon leid gewesen, kaum dass ich vor drei Tagen einen Fuß hinein gesetzt habe...", gab der einäugige Mann zurück. Nico lachte leise. "Seine Majestät befindet sich in einer äußerst prekären persönlichen Lage - wie du sicher weißt. Aber morgen wird er sicher Zeit finden und du kannst zurück zu deinem Schiff."

"Ich will es hoffen. Mir sind seine Frauengeschichten gleich, ich will einen Freibrief und meine Befehle und dann will ich meine verdammte Ruhe vor diesem Affenzirkus." Ja.. der Mann konnte einem fast sympathisch werden. Vielleicht war es nicht ganz so übel, an diesem Ort auf ihn getroffen zu sein.

Als Nico sich mit dem Ale ebenfalls umdrehte, um in den Schankraum zu blicken, sah er auch Kieran. Er hatte es bewusst vermieden, den Rauzm nach ihm abzusuchen und auf sich aufmerksam zu machen, er wollte nicht, dass sofort alle merkten, dass er erstens überhaupt da war und zweitens wegen wem er hier war. Als er zu ihm hinüber sah, merkte er, dass Tancred in die gleiche Richtung blickte wie er.. nun, sie hatten ja gesagt, dass Schauen keine Sünde war.. oder nicht? Also wartete Nico, trank sein Ale und sah zu Kieran hinüber. Er wollte es ihm überlassen, den ersten Schritt zu tun, zumal Kieran gerade noch mit Tanzen beschäftigt war... nur Johns Blick lag schon auf ihm, seit er den Raum betreten hatte, doch Nico gab sich größte Mühe ihn zu ignorieren.
 

John

John hob die Augenbrauen, als Dominico Sforza sich offenbar doch noch bequemte, hier aufzulaufen. Er trank sein Bier aus und beobachtete, wie der Mann, der offensichtlich sehr überlegt hier auftrat, zum Tresen ging. Also würde der Italiener wohl wirklich nicht offensichtlich zeigen, warum und für wen er da war. Er hätte es sich denken können. Ob Kieran das erwartet hatte oder nicht, war egal. Aber so, wie jener dem anderen entgegengefiebert hatte, schien die Enttäuschung beim Kleinen nicht ausbleiben zu können, oder? Wobei? Ganz offensichtlich kannte Dominico den Mann, über den Kieran ihn vorhin gefragt hatte, ob er ihn kenne. Vielleicht deshalb diese scheinbare Gleichgültigkeit des älteren. John blieb sitzen und beobachtete gelassen die Szenerie. Er würde dann auch tanzen gehen. Dafür brauchte er nur einen gewissen Pegel, sonst mochte er es einfach nicht.
 

Kieran

Fast war es so, als sei Dominico einfach plötzlich da gewesen. In einer Runde, hatte er noch nichts von ihm gesehen, in der nächsten stand er mit einem Mal am Tresen. Kieran stutzte, als er sah, dass er sich mit niemandem geringeren unterhielt, als dem Einäugigen. Kannten sich die beiden Männer? War das er Grund, weshalb er ihn nicht einmal begrüßte, sondern sich gleich ein Bier bestellte?

Jetzt, wo er ihn sah, merkte er, wie sehr er ihn vermisst hatte. Und klar, sie mussten vorsichtig sein, aber wenigsens einmal zu ihm sehen? War das zu viel verlangt? Kieran schluckte und tanzte etwas verwirrt weiter. Sicher lag es daran, dass dieser Bekannte da war und dass Dominico nicht wirklich hier gleich auffallen wollte. Und doch ärgerte er sich ein wenig.

Als das Lied zu Ende war, ging er zu John an den Tisch, ergriff sein Bier und trank den Rest aus. Dann nahm er auch das Glas des anderen, das dieser ebenfalls geleert hatte. "Ich hol noch was", sagte er zu seinem Freund, der ihn kritish ansah und langsam nickte. "Mach das."

Kieran hielt auf den Tresen zu, stellte die beiden Bierkrüge zwischen den beiden Männern ab und wartete auf Jenny. "Vier noch", sagte er und sie sah ihn erst fragend an, nickte dann aber mit einem "Kommt gleich." Dann sah er zu Dominico. "Einen guten Abend, schöner Mann", sagte er dann zu ihm und es kostete ihn verdammt viel Kraft, die Form zu wahren, als er in die grünen Augen blickte, die er so liebte. Dann konnte er doch nicht umhin, die Hand zu heben, um über den Bart zu streichen, den der andere sich ein wenig stehen gelassen hatte. "Hm, ziemlich verwegen", stellte er fest und lächelte. Dominico war wirklich wandelbar. Und so sah er verdammt gut aus. Nun blickte er aber zu dem Mann mit der Augenklappe. "Magst du mir deinen Freund vorstellen?", fragte er dann und blickte Tancrèd an.
 

Tancrèd

Tancrèd brauchte eine Weile um zu verarbeiten, was in den letzten Minuten hier geschehen war. Er wusste, dass dieses Wissen unsagbar kostbar war. Dominico Sforza in einem Etablissement wie diesem, dazu noch in einer Aufmachung, die darauf hindeutete, dass er ganz und gar nicht wegen irgendwelcher Amtsgeschäfte hier war. Und gleichzeitig wusste er, dass es ihn nicht wirklich interessierte. Er hatte den Italiener als einen sehr klugen und weit vorausschauenden Mann kennengelernt, was den Krieg und das Militär anging. Als Italiener hatte er sogar ein ganz passables Wissen über die Seefahrt und die Marine - und Dinge die möglich und unsinnig waren. Henrys romantische Vorstellungen von Pferden und Rittern auf einem Schiff und unrealisierbaren Geschützen wurden von Dominico Sforza auf eine so künstlerische Weise einerseits aufgenommen und andererseits umgeschrieben, als wären es Henrys eigene Ideen gewesen, so dass der König bei ihrem letzten Gespräch mehr Geld bewilligt hatte als Thomas Howard sich jemals hatte erhoffen können. Dieser Mann war Gold wert an der Seite eines Königs und schien dennoch sehr auf dem Boden geblieben zu sein. Natürlich konnte man eine gewisse Erziehung niemals leugnen oder verbergen, auch Tancred konnte das nicht.. aber Dominico war ein Mann, wie Tancred sich bei den Kreuzfahrern damals mehr gewünscht hätte. Jemand, der das Wesentliche durchaus sah, auch wenn er manchmal entweder aus Pflichtgefühl oder eigenen Interessen anders handelte. Und dieser Mann stand jetzt neben ihm am Tresen und trank Bier in einer Wirtschaft, in der es wohl nur um eine einzige Sache neben Trinken und Tanzen ging. Gerade verschwanden drei junge Männer durch eine schmale Tür am Ende des Schankraumes und Tancrèd leerte den Krug. Er wusste nicht, ob es besser an der Zeit war zu gehen oder ob er bleiben wollte und sollte.. doch gerade als er sich für's Gehen entscheiden wollte, bewegte sich das Objekt seiner unterschwelligen Begierde auf den Tresen und auf sie beide zu. Weder Dominico noch Tancrèd machten Anstalten, den Platz für Kieran zu räumen, der sich schon kurz darauf einfach zwischen sie quetschte. Tancrèd warf Nico über Kierans Kopf hinweg einen beinahe überraschten Seitenblick zu, ehe er erkannte, dass sich der Schwarzhaarige und Mylord Sforza bereits kannten. Bereits besser kannten. Innerlich lachte er auf.

Nicht unbedingt, weil der Mann ihn gereizt hatte, nein, das taten andere Männer auch. Sondern weil Dominico Sforza nicht nur hier her kam, um wie Tancrèd etwas zu trinken und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Nein, ganz offenbar war es bei ihm nicht nur bei Gedanken geblieben. So wie die braunen Augen das verwegene Gesicht jetzt musterten und wie zärtlich der Jongleur die Stoppeln berührte, das war nicht das erste Mal. Als ihn der Blick traf hatte Tancrèd zum Glück bereits nach einem der Alekrüge gegriffen und konnte sich so zum Teil dahinter verstecken - nicht nur sich, sondern auch seine konsternierte Miene.
 

Dominico

Auch Dominico hatte daran zu knabbern, Tancrèd hier zu begegnen. Auch wenn er sich sicher war, dass es keinen Unterschied machte, ob der Seemann mehr über ihn erfuhr oder nicht, auch im Hinblick auf seine Sexualität, doch er war eben genau dieser Faktor, den Nico schon vorab hatte nicht berechnen können. Allerdings war es im Umkehrschluss ja auch Tancrèd, der hier neben ihm am Tresen stand und sicher auch nicht nur etwas trinken wollte. Sie saßen also sprichwörtlich im selben Boot und nach den ersten locker gewechselten Worten und den ersten Schlucken Ale fiel die Anspannung von Nico ab. Das hier waren Leute wie in Kierans Familie. Nur Tancrèd hatte ihn erkannt und der war ein Risiko, aber er konnte es einschätzen.

Als Kieran sich dann zwischen sie quetschte und weder er selbst noch sein Gegenüber abrückten, wurde Kieran für einen Moment beinahe zwischen ihnen eingeklemmt. Das Gefühl, ihn nah an seinem Körper zu spüren, rief ihm ins Gedächtnis, wie sehr auch Nico ihn in den letzten Wochen vermisst hatte, und wie sehr es ihm fehlte, mit ihm über all das zu reden, was im Palast und seinem Leben gerade verdammt daneben lief. Doch er kam nicht dazu und würde so schnell nicht dazu kommen, so viel war sicher. Vielleicht gingen sie heute gemeinsam nach Hause, doch das war eigentlich eher unwahrscheinlich, zumindest nach Johns Gesicht zu urteilen, das ihm nur so entgegen schrie wie erbärmlich es ihn fand.

Nico konnte nichteinmal sagen, warum John ihn so ärgerte. Was es war, das ihn so reizte. Hinzu kam Tancrèds wenn auch nur unterschwelliges Interesse an Kieran, zumindest hatte er ihn angesehen. Und dann noch der Druck, bloß nicht aufzufallen hier in diesem Pub. Nico musste sich für einen Weg entscheiden, das wusste er. Und er musste es nicht wegen sich, wegen Tancrèd oder wegen diesem diabolisch grinsenden John, der nur darauf wartete, dass Nico sich erneut distanzierte und Kieran damit nur das Herz brach. Nein, er musste es eben wegen Kieran, der vor ihm stand und in dessen Blick er so viel Sehnsucht sehen konnte. Eben als er hereingekommen war, hatte er zwei Männer gesehen, die in den Dunstschwaden und im Zwielicht eng umschlungen was auch immer getan hatten. Die Musik spielte noch immer und die meisten waren mit Tanzen beschäftigt. Und selbst wenn nicht, er vermisste Kieran doch genauso wie der ihn. Und er wollte, dass John diese hochnäsige und abschätzige Maske aus dem Gesicht fiel. Für den Sohn von Mr. Forbes musste es sicher so aussehen, als sei Kieran nur ein Lustknabe für Domincio, den der rief wann immer es ihm passte - doch so war es eben ganz und gar nicht und genau das musste Nico hier und jetzt klarstallen. Als Kieran über seinen Bart strich und bekundete, dass es ihm gefiel, grinste der Italiener und griff Kierans Hand, um sie bei sich zu behalten. Er drückte die Lippen auf den Handrücken ehe seine andere Hand schon um Kierans Taille gefasst hatte und ihn näher an seinen Hocker zog und ihn einfach küsste. Er hatte es zu lange vermisst, zu lange entbehren müssen. Und tatsächlich fuhr nicht der Blitz auf sie herab! Die Musik spielte weiter und die Männer um sie herum ignorierten es auch. Als Nico sich wieder von Kieran löste grinste der Militärberater seiner Majestät und entließ Kieran aus seinem Griff. "Gleichfalls guten Abend der Herr", erwiderte er schließlich auf Kierans Begrüßung. Erst jetzt ging er auf die Frage ein, die Kieran gestellt hatte und ein kurzer Blickwechsel von Nico zu Tancrèd und zurück brachte den Mann mit der Augenklappe dazu, sich selbst vorzustellen. Nico wusste nicht, wie viel Tancrèd preisgeben wollte und er überließ es ihm, seinen Namen zu nennen. "Nenn mich einfach Nadim." Die Betonung des Wortes klang bei dem Franzosen beinahe noch amüsanter als beim englisch oder spanischsprachigen Teil der Besatzung, lediglich die Araber konnten es richtig artikulieren. Trotzdem war Tancrèd nah dran. Er reichte Kieran eine Hand, nachdem er den Krug abgestellt hatte. "Und du bist?"
 

Kieran

Dass Dominico ihm keinen Platz machte, freute Kieran irgendwie. Viel zu lange hatte er keinen Körperkontakt gehabt und er vermisste ihn sehnlichst. Dass der andere ihm keinen Platz machte, war… sagen wir nicht ganz unerwartet. Ihr Blickkontakt vorhin war zu lang, um nicht zu wissen, dass jener auch an ihm interessiert war, in welcher Hinsicht auch immer. Aber Kieran störte das nicht.

Und sein Herz schlug ihm hart gegen den Hals, als Dominico seine Hand ergriff, sie küsste, ihn an der Taille fasst und in einen viel zu sehr begehrten Kuss zog, als dass er ihn unschuldig hätte erwidern können. Er hatte mit allem gerechnet, einer heimlichen Berührung, einigen Worten, die nur er entschlüsseln konnte, einer Geste oder einem Blick – aber nicht damit, dass Dominico ihn hier und jetzt und in aller Öffentlichkeit und in Anwesenheit eines ihm bisher fremden Freundes einfach so küsste. Aber dieser Kuss machte alle Sorge, alle Unsicherheit zunichte, die er die Wochen gespürt hatte. Er tat einfach nur unheimlich gut.

Und auch wenn er Nico am liebsten gleich mit nach hinten genommen hätte, wusste er, dass es so einfach auch wieder nicht war. Er lächelte zu Nicos Begrüßung und folgte nun seinen Blick zu dem Mann mit der Augenklappe, der sich ihm als „Nadim“ vorstellte. Kieran konnte nicht umhin das Gefühl zu haben, dass das nicht sein ‚richtiger‘ Name war, sondern eher so etwas wie ein Künstlername. Zudem stellte er den französischen Akzent fest, der zu dem aber eher maurischen/arabischen Namen nicht unbedingt passte. Kieran ergriff die Hand und drückte sie. „Mein Name ist Kieran“, stellte er sich vor. „Was bedeutet Nadim?“, fragte er dann sogleich ohne Scheu, während er sich an Dominico lehnte und das Gefühl genoss, diesem einfach nur nahe sein zu können. Die Erklärung des anderen ließ ihn lächeln. „Gute Freunde kann man immer gebrauchen“, stellte er fest. In diesem Moment stellte Jenny die Krüge mit dem Bier für ihn hin und Kieran zog ein paar Münzen aus der Tasche, um sie ihr zu geben. „Ihr seid eingeladen“, sagte er mit einem Ton, der keine Widerworte zuließ. „Wollt ihr mit rüberkommen?“ Er deutete zu John, dessen Lächeln verriet, dass jener ein wenig milder gestimmt war. „Oder magst du gleich tanzen? Dann stelle ich die Krüge nur schnell rüber“, er blickte über die Schulter Dominico an, der ihm erklärte, tanzen zu wollen. Als dieser sagte, dass er tanzen wolle, lächelte Kieran, sah nun aber zu Nadim. „Möchtest du meinem Freund Gesellschaft leisten? Er braucht immer erst ein paar Bier, bevor er die Tanzfläche betritt. Er hat Komplexe, die völlig bescheuert sind. Als ob er nicht gut tanzen könne…“ Kieran löste sich fast ein wenig widerwillig von Dominico und trug die Krüge hinüber an den Tisch. „John, das ist Nadim“, stellte er nun die beiden sich vor. „Und das ist John“, sprach er an Nadim gewandt. Er hatte seine Schuldigkeit getan, oder? Er sah John an und wollte gerade fragen, ob er tanzen gehen durfte, als dieser ihm ein „Hau schon ab!“, zuwarf und Kieran sich grinsend umdrehte. Er nahm Dominico bei der Hand und zog ihn mit sich in Richtung Tanzfläche, wo er begann ihn anzutanzen, den Körperkontakt über die Hand nicht abreißen lassend. Er wollte Dominico am liebsten den ganzen Abend nicht mehr loslassen.
 

John

John blickte den beiden kurz hinterher und schüttelte dann lächelnd den Kopf. Dominico Sforza hatte ihn angenehm überrascht und das gefiel ihm. Es kam ihm zwar zum einen ein wenig vor wie ein trotziges Kind, das beweisen musste, dass es sich traute vom Dach des Schuppens zu springen, zum anderen, wie ein Akt des „Reviermarkierens“, aber es war ok. Dominico hatte klar gemacht, dass Kieran ihm hier in diesem Moment gehörte und es war ok. Das Strahlen in Kierans Gesicht und das Funkeln in seinen Augen gerade, machte John glücklich. Und das war das Wichtigste. John sah nun zu Nadim auf und stand leicht auf, ihm die Hand gebend. „Und da ist der viel zu kleine Wirbelwind schon wieder tanzen“, sagte er. „Ich bin John, wie er schon gesagt hat. Wenn du keine große Lust auf Konversation hast, verstehe ich das, wenn doch, würde ich mich freuen, wenn du dich zu mir setzt. Ich versuche auch, nicht zu fragen, warum du nur ein Auge hast.“ Er zwinkerte dem etwas älteren Mann zu und ließ einen Blick einen Moment über den Körper des anderen gleiten. „Aber ich vermute einfach mal, dass du schon die ein oder andere Schlacht gekämpft hast und dass dein Name ein Relikt aus einem weit entfernten Land ist, das von den ach so schrecklichen Barbaren bereinigt hätte werden sollen?“
 

Dominico

Tancrèd stellte sich definitiv nicht mit seinem Namen vor und Nico konnte es verstehen. Er hatte nicht vor den Mann zu verraten, wieso auch? Namen spielten hier sicher keine Rolle. Doch er nahm diesen Namen und seine Bedeutung auch als Hinweis auf die Verschwiegenheit des Franzosen. Ein guter Freund verriet gewisse Dinge nicht einfach und er schwieg an manchen Stellen, an denen andere vielleicht etwas von sich hätten hören lassen, nämlich bei ihrem Kuss. Tancrèd wandte den Blick auf seinen Becher und schwieg ehe er sich vorstellte und Kieran die Hand schüttelte. Sein Blick war genau so ausdruckslos wie zuvor auch, doch auch Nico wusste, dass das alles eine Maske war - wie er sie selbst trug. Doch was immer sich der Franzose über das eben Gesehene dachte, er teilte es ihnen nicht mit und das war auch gut so. Kieran griff sich die vier Krüge und war schon wieder auf und davon gen Tisch ehe die beiden Männer noch reagieren konnten. Wieder tauschten Dominico und Tancrèd einen Blick und nach Nicos einladender Geste, Kieran zu folgen, setzte der Franzose sich in Bewegung. Nico hatte jetzt ohnehin nichts mehr zu verbergen, also konnte ihnen der Mann auch gern Gesellschaft leisten. Außerdem dachte Nico gerade wieder rein praktisch - so konnten sie vielleicht ein wenig übers Geschäft reden, wenn sie denn irgendwann dazu kamen.

Als sie den Tisch mit John erreichten, konnte man es wohl kaum eine normale Begrüßung, sondern eher ein gegenseitiges taxieren nennen, was die beiden Männer taten. Tancrèd ließ sich auf den Stuhl fallen und tat höflichst so, als merke er von der kurzen Spannung nichts. Nico aber merkte es sehr wohl. Da er sich aber kurz darauf entschied, tanzen zu gehen, spielte es vorerst keine Rolle. Er wollte mit Kieran tanzen und sie eroberten die Tanzfläche kurz darauf im Sturm. Neben den Reigen zu irischer flotter Musik, gab es auch die üblichen einfacheren Hoftänze und natürlich die Volta. Später einmal würde das gemeinsame Kind von Henry und Anne Boleyn, Elisabeth die Erste, diesen Tanz zu ihrem ganz persönlichen Lieblingstanz erklären. Mit vielen Drehungen und eng getanzt war die Volta genau der Tanz für Nico, bei dem er sein Bedürfnis nach Nähe zumindest ein wenig auskurieren konnte. Und weil sie sich ständig nah waren konnte er auch mit Kieran reden, ohne schreien zu müssen oder Lauscher zu haben. "Ich habe dich vermisst", hauchte er ihm ins Ohr als er ihn gerade anhob, um ihn durch die Luft zu wirbeln, wie bei der Volta nunmal vorgesehen. "Und ich wollte dir schreiben, aber es gab massive Probleme im Palast. Ich erzähle dir später irgendwann davon.." In der nächsten Drehung stahl er sich erneut einen Kuss von Kierans Lippen. "Aber ich habe alles soweit bereinigt, dass ich das Wochenende solange du willst für dich habe. Immerhin musstest du dich lange genug nach mir richten." Es erschien Nico nur fair, Kieran auf diesem Wege entgegen zu kommen. Sie drehten sich erneut und ihr enger Körperkontakt entlockte Nico ein genüssliches Stöhnen als seine Hand beim nächsten Hochheben über Kierans Hüfte glitt. "Du siehst gut aus heute Abend.." Und dabei war Kieran schon verschwitzt vom vielen Tanzen. Doch gerade diese unkonventionelle Ader liebte Nico. So als würde in diesem Moment, hier und jetzt einfach nichts anderes zählen als sie beide. Und im Grudne tat das auch nicht, doch Nico wäre es eindeutig lieber gewesen, wenn sie jetzt an einem Ort wären, an dem weder ihn noch Kieran irgendjemand kannte, denn dann konnte man noch gelöster miteinander umgehen.
 

Tancrèd

Als Franzose überraschte Tancrèd kaum noch etwas, was das Verhalten hochrangiger Männer anging. Das Dominico diesen jungen attraktiven Mann einfach so küsste, überraschte ihn dann aber doch. Nicht unbedingt wegen der Sache an sich, sondern weil Nico es so direkt und deutlich vor ihm tat. Machte er sich wirklich keine Sorgen? Oder war es viel mehr der Beweis eines gegenseitigen Vertraues in Dingen, die sie beide angingen? Sie würden, wenn sie für Henry eine wirklich schlagkräftige Flotte aufbauen wollten, sehr eng Hand in Hand arbeiten müssen. Sie würden sich auch vertrauen müssen, denn so war der Krieg nunmal. Man musste sich auf die Leute verlassen können. Vielleicht zeigte ihm Nico auch gerade, dass er bereit war zu vertrauen - und deswegen stellte sich Tancrèd nicht mit seinem normalen Namen, sondern seinem arabischen Spitznamen vor: Nadim. Es bedeutete guter Freund und er übersetzte es gern für Kieran, dem das zu gefallen schien. Kurz darauf war er plötzlich eingeladen, und ehe er sich's versah auf dem Weg zu dem braunhaarigen jungen Mann an den Tisch. Eigentlich war ein bisschen Gesellschaft keine schlechte Idee und die Zeit verging schneller als allein mit einem Krug Bier. Den Kopf kurz zu John neigend setzte er sich an den Tisch und griff einen der Krüge, ehe Kieran mit Dominico gen Tanzfläche abrauschte. Der Blick des Franzosen folgte den beiden, auch als sie bereits mitten dabei waren zu tanzen. Unweigerlich tauchten in Tancrèds Geist die üblichen Fragen auf, die man sich bei so einer Konstellation stellte. Wie lange schon? Wusste Kieran auf was er sich einließ? War es ernst oder Spaß? Er wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als der Braunhaarige zu reden anfing. Er hatte eine recht angenehme Stimme und Nadim wandte sich ihm zu, musterte ihn diesesmal ein wenig intensiver. John hatte definitiv ein als schön zu bezeichnendes Gesicht. Seine Augen waren klar und einnehmend, seine Haut ziemlich makellos, was man von Tancrèds nicht behaupten konnte. Er wirkte wie jemand, der oft hier ein und ausging und die Feindseligkeit, mit der Nico und John sich unterschwellig begegnet waren, war auch an Nadim nicht unbemerkt vrbei gegangen. Doch auch diese Tatsache blieb unkommentiert, es machte keinen Sinn das anzusprechen. Johns abgeklärte Vorstellung inklusive Gesprächseinstieg war interessanter. War der junge Herr etwa etwas genervt? Nadim grinste breit und löste die Augenbinde einfach. "Du darfst gern fragen, aber ich habe nicht nur ein Auge sondern zwei. Ich seh auf dem zweiten nur nichts - außer hell und Dunkel", gab er zurück, mit dem zweiten Auge wohl auch John fixierend. Man sah kaum mehr als Weiß in seinem Auge, auch wenn es einen Schatten der Pupille darin gab. Es war jedoch unweigerlich zu sehen, dass er auf diesem Auge nicht mehr wirklich sah und eine Narbe direkt daneben schien der Auslöser gewesen zu sein. "Und ja, ich habe sicher schon die ein oder andere Schlacht gekämpft, das tun alle Männer, die in der Lage sind, eine Waffe zu tragen. Der Name stammt tatsächlich aus einem Fernen land, aber Barbaren habe ich noch auf keinem Ort der Welt kennen gelernt", versuchte er so gut es ging die beinahe schon rethorischen Fragen zu beantworteten, ehe er zum Gegenangriff überging. "Und du bist da mit einem Mann, mit dem du gerade selbst wohl gern tanzen würdest, um ihn einem anderen zu überlassen - ist das die derzeitige Mode in England, sich unerreichbare Ziele zu setzen? Oder sieht das da" Er nickte gen Tanzfläche "nach mehr aus als es ist?" Er stieß sich nicht daran, dass John ehrlich heraus war. Es tat gut keinen Honig ums Maul geschmiert zu bekommen.
 

Kieran

Als die Musik begann den ¾-Takt der Volta zu spielen, freute sich Kieran. Er mochte den unbefangenen Tanz, der so verrucht war, weil man –Oh Gott – den Unterrock der Damen dabei sehen konnte. Er aber man hatte so die Möglichkeit, dem anderen nahe zu sein, ihn zu berühren und letztlich auch einfach anzumachen. Denn es gab die ein oder andere Bewegung, die man auch wie einen Akt der „Verführung“ tanzen konnte. Und Kieran war in genau dieser Stimmung. Sicher, sie durften nicht zu sehr auffallen und das rief er sich immer wieder in den Kopf, aber ein wenig spielen war doch erlaubt, oder? Als der andere ihn anhob und ihm zuflüsterte, dass er ihn vermisst habe, lächelte Kieran und auf die Erklärung, warum jener nicht geschrieben habe, nickte er. Und bevor er etwas dazu sagen konnte, küsste ihn Dominico erneut, bevor er ihm erklärte, das Wochenende für ihn Zeit zu haben. Kierans Lächeln wurde breiter. Er drehte sich und entfernte sich so von Dominico, um mit einem leichten Anlauf dem anderen auf die Hüfte zu springen. Dort blieb er sitzen, gestützt vom anderen, die Arme auf den Schultern blickte er ihn an und hörte, dass er gut aussah, sah, dass es dem anderen gefiel, ihn so zu halten. Sanft küsste er ihn erneut. „Ich habe dich auch schrecklich vermisst“, sagte Kieran leise und obwohl der Tanz weiterging, machte er keine Anstalten, von Dominico hinunterzuspringen. „Und danke für die Blumen." Er grinste leicht. Jeder hörte es gerne, dass man gut aussah. "Es ist schön, dass wir morgen und übermorgen etwas Zeit füreinander haben. Aber ich werde wohl erst mittags zu dir kommen. Ich muss noch ein paar Hausbesuche machen.“ Er hatte ein schlechtes Gewissen, wenn er Mr. Forbes und vor allem John alles überließ. Zumal sie gerade einen siechenden Patienten hatten, dessen Anblick definitiv nichts für John war. Erneut küsste er Dominico, dann lauschte er wieder der Musik, ließ sich an ihm hinuntergleiten und setzte wieder in den Takt ein. Wenn es nach ihm ging, könnten sie immer so weitertanzen.

Als die Volta schließlich ihr Ende fand und die Gäste ihre Begeisterung darüber kundtaten, da sie das Klatschen anfingen, setzte der nächste höfische Tanz an. Die konnte Kieran nicht wirklich leiden, und so trat er auf Nico zu. „Lass uns uns ein wenig setzen. Ich bin schon ganz verschwitzt und brauche eine Pause“, sagte er blickte an Nico vorbei zum Tisch, an dem sich John und Nadim offensichtlich gerade ganz gut unterhielten.
 

John

John blickte den Mann mit dem französischen Akzent interessiert an, als dieser seine Augenbinde abnahm. John runzelte die Stirn, hatte er doch so etwas noch nie gesehen. „Eine Störung der Durchblutung würde ich schätzen“, überlegte er laut. „Du bedeckst es vor allem, weil es sehr lichtempfindlich ist?“ Seltsamerweise empfand er das Auge weniger störend, als so manche Verletzungen, die er tagtäglich sah und die schon das modern angefangen hatten. Während Kieran da gar keine Scheu an den Tag legte, auch zum Beispiel Gliedmaße zu amputieren, wenn es notwendig war, so war das sein größtes Grauen. Aber dieses Auge rief in ihm nicht die bekannte Scheu hervor, die ihm sein Studium als Medizinstudent so schwierig machte. Tancreds anderes Auge hatte so einen starken Ausdruck, dass der unverhofft ihm gegenüber sitzende Mann ihn zu interessieren begann. Wie es wohl wäre, wenn er mit beiden Augen ihn ansah? Ob der Blick dann noch intensiver wäre? Konnte man so eine Verletzung überhaupt rückgängig machen? John schweifte mit den Gedanken ab und holte sich wieder in das Hier und Jetzt zurück.

John hob die Augenbrauen, als er hörte, dass alle Männer, die eine Waffe tragen konnten, eine Schlacht gekämpft hatten. „Die wenigsten, die eine Waffe ‚tragen‘ können, können damit auch umgehen. Und die meisten, die eine Schlacht gekämpft haben, haben vorher nie etwas anderes getan, als ein Feld zu bestellen, Schuhe zu reparieren oder Holz zu bearbeiten. Ich bin auch in der Lage, eine Waffe zu tragen. Aber ich vermute, dass es für alle Beteiligten besser ist, dass ich mich mit den Dingen beschäftige, die ich kann.“ Er lächelte. Seine Einstellung zu der Art und Weise, wie man ein Heer rekrutierte, war wohl nicht zu überhören. Wieviele Menschen in diesen Kriegen, die wegen Idiotie heraufbeschworen wurden und schließlich von irgendwelchen Bauern und Handwerkern ausgefochten wurden, ihr Leben ließen, war erschreckend. Viel sinnvoller wäre es seiner Meinung nach, dass man allen eine Art Grundausbildung gab. Die Verteidigung des Landes war sicher nicht unwichtig, aber arme Menschen zu verheizen empfand er als menschenverachtend. Er lächelte, als der andere erklärte, dass er noch keine Barbaren kennengelernt hatte. „Das habe ich mir schon fast gedacht.“ Er holte nur jetzt lieber nicht auch noch dazu aus, dass er diese Kreuzzüge, die die vergangenen Jahrhunderte geprägt hatten, wohl das Barbarischste waren, was die christliche Kirchengemeinschaft jemals begangen hatte. Er wollte lieber nicht in ein Fettnäpfchen treten. Was wusste er schon, wie der andere da tickte, auch wenn er offenbar die Mauren, gegen die er wohl Krieg geführt hatte, schätzte und die ihm offenbar den Namen verabreicht hatten.

Als der andere nun ihn fragte, warum er sich gerade antat, Kieran und Nico zuzusehen und er die Anspielung auf den König und Anne hörte, lachte er leicht. „Ich denke nicht, dass es die gleiche Situation ist“, sagte er dann überlegend. „Anne würde ihn ja ranlassen, wenn er geschieden ist. Kieran würde mich nicht ranlassen, solange er mit seinem Kopf immer bei ihm ist.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß noch nicht, wie unerreichbar das Ziel ist.“ Seine Augen ruhten auf dem Paar, das so aussah, als hätte es alles um sich herum vergessen. „Ich möchte nicht bestreiten, dass ich definitiv gerne mit ihm jetzt dort tanzen würde. Aber er ist gerade glücklich und ich bin nicht der Grund dazu, also akzeptiere ich das.“ Er sah wieder Nadim an. „Ich fürchte, es sieht nicht nach mehr aus als es ist, es ist recht viel, zumindest was den Kleinen betrifft. Ich hoffe nur, dass er mittlerweil genug durch die Hölle geschickt worden ist, und endlich mal ein wenig Glück genießen darf. Ansonsten sehe ich mich wohl gezwungen, aus der Passivität herauszutreten.“ Er lächelte. Er hatte sich da bisher immer relativ geschickt herausgehalten, war einfach da, wenn Kieran ihn gebraucht hatte, ohne ihm zu versuchen, irgendetwas auszureden - auch wenn er sich den ein oder anderen Kommentar nicht verkneifen konnte. Aber die Wut, die er gegenüber Dominico empfand und auch ein wenig der Neid waren natürlich dennoch da und würden auch so bald nicht gehen. „Wenn er ihn noch einmal fallen lässt, dann werde ich Kieran nicht nur auffangen“, fügte er nachdenklich an. "Kieran ist ein toller Mensch, der nicht als Spielball behandelt werden sollte."

Als er sah, dass die beiden zu tanzen aufhörten, nahm er den Krug und prostete Nadim zu. „Und du? Bist du zufällig hier, oder suchst du einen nächtlichen ‚Tanzpartner‘?“
 

Dominico

Am Hof zu tanzen war etwas ganz Anderes als hier zu tanzen. Niemand achtete peinlich darauf, wie nah man sich kam, und als Kieran lieber auf seine Hüfte sprang und Nico ihn sogleich festhielt, nahm auch niemand Anstoß daran. Sie konnten losgelöst und befreit miteinander umgehen, und auch wenn sich Nico damit am Anfang schwer getan hatte, es fiel ihm jetzt immer leichter. "Du wirst auch bei uns ein wenig arbeiten müssen - fürchte ich." Und griff damit das ernstere Thema auf. "Wir pflügen auf unseren Äckern. Es sind nur Kleinigkeiten, aber die Leute würden sich freuen. Ich hoffe du übernimmst dich nicht bei der Arbeit." Er schmunzelte als er Kieran wieder abließ und der Tanz schließlich endete. Kieran wollte eine Verschnaufpause und Nico hatte nichts dagegen sich zu setzen und ein wenig Bier zu trinken, doch für einen Moment hielt er Kieran am Arm zurück, ehe sie zum Tisch hinüber gingen. Hinter ihm stützte ein Pfosten das Obergeschoss der Schenke und Nico lehnte sich leicht dagegen, zog Kieran gegen seine Brust. "Muss ich dich heute Nacht allein nach Hause gehen lassen?" Er strich über Kierans Wange und suchte in seinen Augen nach einer Antwort. Er wusste, dass er selbst derjenige gewesen war, der nicht wie ein Dieb aus Kierans Tür am frühen Morgen hatte schleichen wollen, vor allem weil es dann vielleicht Mr. Forbes mitbekam. Doch der Gedanke ohne Kieran heute nach Hause zu kommen, war gar nicht gut. Er brauchte jemanden in seinen Armen, wenn er einschlief, vor allem wenn er jetzt noch mehr trank. Er würde vielleicht nach diesen anstrengenden Woche zu leichte Beute für jemand anderen sein und das wollte er ganz und gar nicht. Er wollte bei Kieran sein und bleiben. "Du hast nämlich nicht den Hauch einer Ahnung, wie viel es mich gerade kostet, dich nur anzusehen." Oh ja. Wenn es nicht viel zu auffällig gewesen wäre, hätte Nico Kieran postwendend hinter den Vorhang aus Holzperlen geschleift, der den Hinterraum abtrennte. Doch von da drangen ab und an recht eindeutige Geräusche durch die Pausen der Musik und Nico hatte es noch nicht so nötig, dass er es im Zweifel nicht wenigstens noch in den angrenzenden Stall und damit in eine relative Bequemlichkeit schaffte. Aber viel fehlte leider nicht mehr.

Um das besser zu demonstrieren, zog er Kieran nah an seine Hüfte heran - allein der Tanz und ihr Körperkontakt war nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Nico beugte sich vor zu Kierans Ohr und hauchte ihm einen zarten Kuss auf den Hals. "Ich glaube langsam, du hast mich in Madrid verhext.. du hast mir irgendeines deiner Mittel verabreicht, das gewisse Körperteile von mir beim bloßen Gedanken an dich kaum noch ruhig zu halten sind." Denn es war wirklich beeindruckend, welchen Eindruck Kieran in dieser Hinsicht bei ihm hinterlassen hatte. Und Nico konnte, auch wenn er nicht sehr stolz darauf war, in dieser Hinsicht auf ein breites Erfahrungsspektrum blicken. Er hatte so ziemlich alles bereits getestet und viele Frauen oder Männer waren in ihren Fähigkeiten gut gewesen. Kieran fühlte sich auch nicht anders an, als jeder andere nackte Körper, doch wenn er ihn berührte dann löste das etwas ganz Anderes in Nico aus und der Sex war unbeschreiblich. So hatte Nico noch nie gefühlt, zumindest empfand er das in diesen Momenten so und jeder Gedanke an eben diese Momente brachte sein Hirn gelegentlich zum Aussetzen.
 

Tancrèd

"Klingt ganz als seist du Mediziner. Dein kleiner Freund da auch?" Er nickte zu Kieran hinüber, der inzwischen auf Nicos Hüften saß, was bei dem Herren Sforza wohl Hormone in Wallung brachte. Nadim konnte es in diesem Fall sogar nachempfinden. Mit einem wie Kieran auf dem Schoß, so eng, da würde seine Hose vermutlich auch bald platzen, aber er war nicht der, auf dessen Schoß Kieran saß. Er wandte sich wieder John zu und musterte ihn mit dem einen Auge. Sogar im recht dunklen Schankraum war das gleißend helle Licht, dass er mit dem linken Auge wahrnahm unangenehm hell und er zog die Klappe erneut über das Auge. Hier zumindest benutzte er eine schön geschnittene Klappe, auf See behalf er sich eigentlich mit einem Tuch oder einem Turban. Es war wesentlich angenehmer aber er hatte gerade kein Tuch zur Hand. Nachdem er noch einen Schluck Ale getrunken hatte, musterte er John erneut und dachte kurz über das nach, was er sagte. "Nun, vielleicht braucht man nicht immer ein Schwert, um seine ganz persönliche Schlacht zu schlagen. Du hast deine eigenen sicher auch schon hinter dir, sie verändern einen. Nicht unbedint ein Schwert und ein Gegner im Feld. Aber selbst da kommt es meistens kaum aufs Können an, sondern vielmehr auf die pure Masse." Das war leider viel zu wahr, wie Tancrèd selbst schon hatte feststellen müssen. Er lehnte sich in dem Stuhl zurück und folgte erneut Johns Blick hinüber zu den beiden, die aneinander klebten als ginge kaum ein Blatt zwischen sie. Liebe? Nadim glaubte einfach mal nicht daran. Es klang plausibel und ziemlich abgeklärt. So abgeklärt, dass Nadims Augenbraue in die Höhe wanderte. So schnell fand sich niemand damit ab und Johns Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien er nicht wirklich daran zu glauben, dass das dort vorn lange Bestand haben würde, auch wenn er es zumindest Kieran zu wünschen schien. Spekulierte John darauf, dass Dominico Sforza irgendwann einen Fehler beging? Vermutlich. Er schien sich nicht nach anderem umzusehen, zumindest nicht seit Tancrèd die beiden beobachtete. Er haderte mit sich. Sollte er noch etwas dazu sagen? Aber warum nicht? "Er wird ihn früher oder später fallen lassen müssen. Aber das wird Kieran sicher wissen und ohne dieses Wissen hätte er sich sicher auch nicht auf jemanden wie Dominico Sforza eingelassen. Früher oder später muss oder will er nach Italien zurückkehren und dort hat er, wie ich weiß, Frau und Kinder. Er kann keine männliche Affaire neben dem Vatikan in seinem Stadthaus in Rom halten. Nichteinmal mit seinem Namen."

Tancrèd zumindest war der Name Sforza ein Begriff. Die Familie kontrollierte einen Großteil des Seehandels von Italien aus, auch wenn sie eigentlich kein direkten Zugang zum Meer von ihren Ländereien aus hatten. Doch sie hatten nunmal den Wein und die Oliven und alles was noch dazu gehörte und im Rest der Welt begehrt war. "Und angesichts der politischen Lage kommst du vielleicht früher ans Ziel als du denkst. Selbst wenn jemand wie er es wollen würde.. er müsste schon tot umfallen, um sich den neugierigen Augen zu entziehen, die sein Leben beobachten. Irgendwann wird diese Liebe zu einem massiven Problem für ihn werden, so wie Anne für seine Majestät bereits jetzt zu einem massiven Problem geworden ist." Tancrèd merkte, dass er abschweifte und vor allem viel zu sehr in höfisches Denken verfiel. Er schüttelte angewiedert von sich selbst den Kopf. "Verzeih, die Langweile in der Stadt bringt mich fast schon wieder dazu, wie einer der Speichellecker am Hof zu denken." Er kippte den Krug hinunter, so als könne das Ale die Gedanken bei Seite wischen. "Einen Tanzpartner suchen? Ich weiß nicht genau." Er musterte John ein wenig, während er über die Antwort nachdachte. "Ich habe mir ehrlich gesagt keine Gedanken dazu gemacht. Sicher bin ich wie niemand hier ohne Grund in genau diesem Gasthaus gelandet, da sind wir uns bestimmt einig, oder?" Sein Mundwinkel zuckte in Andeutung eines Lächelns nach oben. "Bisher war kein wirklich interessantes Material anwesend." Er ließ offen, ob sich das nun geändert hatte. Tancrèd war spontanem Sex sicher nicht abgeneigt, doch so wie manche es hier erzwangen war er nicht.
 

Kieran

„Ich finde es gut, wenn ich gebraucht werde“, sagte er lächelnd auf Dominicos Ausführungen dazu, dass er auf dem Anwesen als Arzt gebraucht wurde. „Aber ich werde mich bestimmt nicht übernehmen, du kennst mich doch.“ Er grinste leicht und küsste den anderen. „Und für dich habe ich noch alle Kraft, die ich brauche, mein wilder Hengst.“ Letzteren Satz flüsterte er dem anderen ins Ohr.
 

Bereitwillig ließ sich Kieran noch einmal zurückhalten zu den anderen zu gehen, ließ sich zu Dominico ziehen und schmiegte sich an den Körper, der ihm so sehr gefehlt hatte. Es war schon etwas anderes, wenn man allein in seinem Bett lag, in dem man sich eigentlich wohl fühlte, aber das einem so leer vorkam, wenn man andere Nächte an der Seite Dominicos verbracht hatte. Und die Frage die nun kam, war etwas überraschend. Hieß das, Dominico wollte mit zu ihm nach Hause kommen? Er konnte sich noch gut daran erinnern, dass jener geflohen war mit den Worten, er wolle sich nicht am nächsten Tag wie ein Dieb davonschleichen müssen. War das jetzt anders? Offenbar, und Kieran freute sich darüber. Und doch zögerte er. Schließlich würden sie sicher nicht nur Händchen halten, wenn sie zu ihm gingen. Und er wollte nicht, dass Mr. Forbes gestört wurde oder John das hörte. Noch bevor er etwas erwidern konnte, sprach Dominico noch einen Gedanken aus, den er selbst auch hatte. Es fiel ihm definitiv ebenso schwer, den anderen nur anzusehen. Und als jener ihn noch näher an sich zog, spürte er, dass ihr Tanz beim anderen wirklich nicht spurlos vorübergegangen war. Er schmunzelte und sah Dominico an. „Allein aus ärztlicher Sicht kann ich kaum erlauben, dass du heute Nacht noch nach Hause reitest“, sagt er leise, als sich Dominico vorbeugte und ihm nun vorwarf, ihn verhext zu haben. Kieran lief ein Schauer über den Rücken durch das Wispern, den Kuss auf seinem Hals. Als ob er ihm jetzt noch verwehen könnte, ihn mit nach Hause zu nehmen. „Ich glaube eher, du beginnst gerade eine Zeremonie, die mich absolut willenlos machst“, raunte er und neigte den Kopf leicht, die Augen genießend geschlossen habend. „Ich kann dich jetzt noch weniger nach Hause gehen lassen, weil ich sonst gar nicht wüsste, ob ich überhaupt Schlaf fände.“ Er sah den anderen an und küsste ihn gierig, drängte sich an ihn. Gott, ließ dieses Verlangen irgendwann nach? Den anderen spüren zu wollen, Sex mit ihm haben zu wollen? Er hoffte nicht und er konnte es sich auch kaum vorstellen. Kieran löste unter größter Anstrengung den Kuss. „Lass uns gehen“, sagte er etwas atemlos. „Aber wir dürfen nicht zu laut sein.“ Er sah Dominico ernst an, dann drehte er sich von ihm weg und zog Dominico mit sich in Richtung Ausgang. Kurz sah er zu John, der den Blick schließlich erwiderte. Er grinste leicht und zuckte mit den Schultern, während John theatralisch seufzte und die Hand zum Abschied hob. Ob jener ihm sehr böse war? Er würde sich morgen entschuldigen. Eigentlich hatten sie ja zusammen ausgehen wollen. Aber zumindest ließ er ihn nicht alleine zurück. Und da John auch keiner war, der sich nicht auch ‚Ablenkung‘ suchte, war sein schlechtes Gewissen nicht allzu groß.

Der Weg nach Hause war eine Tortur und es war ein Wunder, dass sie es überhaupt schafften und erst da letztlich übereinander herfielen. Dass man ein so großes Verlangen haben konnte, eins mit jemand anderem zu werden, war ein vollkommen neues und ebenso unfassbares Gefühl für Kieran. Und er erfüllte ihn mit purem Glück. Aber so oder so ähnlich fühlte es sich wohl einfach an, wenn man sich liebte. Dann war alles intensiver und bedeutender, als all die Male, die man Sex hatte, ohne dass Gefühle im Spiel waren.
 

Dominico

Ob sich Kieran nicht übernehmen würde, da war sich Nico noch nicht ganz so sicher. Bisher war Kieran einige Male auf ihrem Anwesen gewesen. Aber im Winter war alles ruhiger und bis auf Fieber, Erkältungen und Grippe waren keine schweren Verletzungen oder Krankheiten zu behandeln gewesen. Wenn er ersteinmal die großzügigen Räumlichkeiten ihres alten Medicus würde benutzen können, inklusive aller möglichen Tigelchen und Töpfchen und Kräuter, die dort noch hingen und lagerten und von denen keiner von ihnen so genau wusste, zu was sie da waren.. Kieran würde das sicher genießen und Nico ihn vermutlich eine ganze Weile lang nicht mehr sehen.

Während Kieran noch nachdachte, merkte Nico, dass der junge Mann in seinen Armen zögerte. Doch zu viel der Nähe? Kieran schien nicht abgeneigt, doch Nico wusste, dass nicht nur Mr. Forbes, der schon etwas älter war und vielleicht nicht mehr so gut hörte, da sein würde - nein, irgendwann in dieser Nacht musste auch John nach Hause kommen und wenn das geschah, dann sollten sie beide vielleicht besser schon ruhig sein.. ganz so dreist wollte Nico nicht unbedingt sein und das Haus zusammenstöhnen, wenn zumindest John in der Lage war es zu hören. Kieran lenkte seine Gedanken dann allerdings sehr schnell von so viel Nächstenliebe hin zu purem Eigennutz. "Ja, einen Ritt nach Hause würde ich mit Sicherheit nicht überleben...", raunte Nico gegen Kierans Lippen, die kaum noch von seinen getrennt waren. Dass er eigentlich derjenige war, der dafür sorgte, dass Kieran nicht mehr gerade denken konnte, schweig er an dieser Stelle tot. Er musste zum Glück auch nichts mehr sagen, denn so wie Kieran ihn küsste, war jedes weitere Wort zu viel und Nicos Hände krallten sich beinahe in Kierans Hüfte, um zu verhindern, dass er ihm das Hemd höher zog und die Hände in Kierans Hose gleiten ließ. Wie auch immer sie es schafften den Kuss zu lösen, es war definitiv eine Meisterleistung und so wie es sich anfühlte, würde sich die Lust aufeinander so schnell mit Sicherheit nicht ändern. Sie lösten sich soweit, dass sich nurnoch ihre Hände berührten und Nico fühlte sich irgendwie ziemlich nackt ohne Kieran an sich dran. Doch der zog ihn schon Sekunden später Richtung Ausgang und Nico folgte ohne noch einmal zurück zu sehen. Dass Kieran sich wohl mit John irgendwie absprach, sah er zwar, doch er vermied den Blick zum Tisch, um kein triumphierendes Grinsen sehen zu lassen, das sich mit Sicherheit auf sein Gesicht gestohlen hätte.

Eigentlich war der Weg nicht sonderlich weit, doch da sie laufen mussten und nicht reiten konnten, weil es für den kurzen Weg sinnfrei gewesen wäre, dauerte es verdammt lange, bis endlich die Tür hinter ihnen fiel und Nico Kieran in dem dunklen Treppenhaus gegen die Wand drückte, um ihn endlich wieder zu küssen. Ihre Hände fanden schneller unter ihre Kleidung als ihre Füße die Treppen erklimmen konnten und irgendwann mussten sich sich zwischen Laufen oder auf der Treppe bleiben entscheiden. Kieran erledigte diese Überwindung für Nico, in dem er sich beinahe mit einem Hechtsprung vor ihm in Sicherheit brachte und die Treppe so leise es ging hinaufstürmte. Nico hatte wenigstens seine Stiefel ausgezogen und hechtete Kieran wesentlich leiser als damals nach. Doch oben im Zimmer und hinter verschlossener Tür gab es kein Halten mehr. Nicos Hemd riss etwas, als er zu ungeduldig war es anständig auszuziehen, und Kierans Hose hätte vermutlich ähnlich gelitten, hätte der sie nicht schnell selbst abgestreift. Alles verblasste um sie herum und Nico genoss das selige Vergessen, das sich über all den Stress an diesen Tagen legte, als ihre Körper miteinander verschmolzen.
 

Gefühlte Stunden später in Kierans Bett, den Blick auf den Himmel über Kierans Bett gerichtet, hoffte Nico, dass dieses Wochenende nicht so schnell vorbeigehen würde.. denn der Alltag würde ihn nur wieder einholen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Laila82
2017-05-30T11:24:25+00:00 30.05.2017 13:24
Ich mag John. Aber die Beziehung zwischen Nico und Kieran soll Bestand haben.
Antwort von:  -Amber-
30.05.2017 14:04
Freut mich, dass er dir gefällt =)
Und keine Sorge! John wird sich in die Beziehung nicht in diesem Maße einmischen ;)
ganz im Gegenteil: er wird wichtig sein, damit Nico und Kieran Bestand haben ^^
Lasst euch überraschen =)


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