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Behind Reality

Hinter der Wirklichkeit
von

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7. Ein besonderer Plan

7. Ein besonderer Plan
 

Schon die halbe Nacht gehen, oder eher platschen wir Beide durch die Straßen. Wenn es dunkel wird, ist das Wasser, in dem wir gehen müssen, gleich automatisch kälter und das taube Gefühl in meinen Füßen breitet sich rasend schnell aus.

Was mir aber mehr Sorgen macht, ist Sam. Der Blutverlust macht ihm schwerer zu schaffen, als er zugibt. Mittlerweile könnte sogar ein Blinder seine Erschöpfung sehen. Mit rasselndem Atem und durchgeschwitzten Klamotten schleift er sich immer weiter. Dabei versucht er sich Nichts anmerken zu lassen, was so ziemlich sinnlos ist. Aber er weigert sich auch, eine Pause einzulegen. Mit Entsetzen stelle ich fest, dass der Stoffverband komplett durchgeblutet ist und sich langsam auch die blaue Jeansjacke des Blonden rot verfärbt. Auch die Wunde am Fuß will nicht aufhören zu bluten.

Wenn wir die Anderen nicht bald finden, kommt Sam noch wegen seiner Sturheit um!
 

In den dunklen Wasserstraßen ist es kaum möglich, viel zu erkennen und schön langsam verliere ich den Mut, als mich ein schleifendes Geräusch aufhorchen lässt. Diesmal bin ich es, der Sam in ein Haus, dessen Tür offen steht, hineinzieht. Die Tür schlage ich wieder zu und renne in den nächsten Stock hoch, um das Wasser beobachten zu können. Sam folgt mir etwas langsamer und schaut ebenfalls hinaus.

Wenn er mir nicht im letzten Moment seine Hand vor den Mund gehalten hätte, würde ich spätestens jetzt laut anfangen zu schreien.

Ein schleimiges, braunes Ding, so breit, dass es die gesamte Breite der Straße ausfüllt, schlittert schwungvoll über das Wasser. Schlange ist schon irgendwie die richtige Bezeichnung für das da, denn zusätzlich zur enormen Breite, hat das Ding einen Körper, der so lang ist, dass man sein Ende von unserer Position nicht sehen kann und das Gruseligste an diesem Wesen: Es scheint keinen Kopf zu besitzen.

Vorne, wo normalerweise der Kopf hingehört, läuft der Körper spitz zu und als das Ding gänzlich an uns vorbei gerutscht ist, sehe ich, dass er hinten genauso spitz zuläuft.

Angewidert und erschrocken von dem Anblick lasse ich mich auf den Boden fallen und muss mich zusammen reißen, nicht zu würgen.
 

Wir warten noch einen Moment regungslos, bis wir uns sicher sein können, dass das schlangenartige Wesen weg ist.

„Ach du Scheiße! Teufelsschlange ist maßlos untertrieben“, meine ich zitternd.

„Das war ein Seelenjäger in verwandelter Form, da bin ich mir sicher. Die Krankheit, die er hier verbreitet, bewirkt wahrscheinlich, dass sich die Seelen der Menschen langsam aus ihrem Körper lösen. Das kann äußerst schmerzvoll für die Betroffenen sein.“ Sams Stimme ist nicht mehr so voller Energie, wie ich es von ihm gewohnt bin und das steigert meine Sorge um ihn nur weiter. Scheinbar lehnt Sam lässig an dem Fensterrahmen, doch wenn man genau hinsieht, kann man bemerken, dass er sich krampfhaft daran abstützt. Auch sein ach so typisches Lächeln schaut aus wie eingefroren und ist nicht echt.
 

Auf einmal fällt ein Holzbrett vom Dach gegenüber. Kurz darauf kann man eine überaus wütende Stimme wahr nehmen. „Verdammt! Du hast gesagt, sie sind in diese Richtung gelaufen. Nun suchen wir die Beiden aber schon den ganzen Tag und die halbe Nacht lang.“

„Aber sie haben eindeutig diese Richtung eingeschlagen“, antwortet jemand anderes monoton.

„Beruhigt euch doch bitte. Das Schlänglein könnte uns sonst noch hören.“

„Was hast du da gesagt, ‚SCHLÄNGLEIN‘?! Monstervieh wäre wohl passender! Du und deine Tiere Em… .“

Überrascht und überaus erleichtert zugleich weiten sich meine Augen, als ich die anderen Weltenspringer auf dem Dach gegenüber erblicke. Luna die sich gerade mit Chris um die Richtung gestritten hat und Emily, die sie beruhigen wollte und nun mit einem entgeisterten Blick von allen Anderen angesehen wird, stehen da.

Auch Jo springt nun von einem etwas entferntem Haus zu den Anderen.
 

Natürlich hat Sam unsere Kollegen ebenfalls schon längst entdeckt und belächelt ihr Verhalten. Danach macht er, wieder aus vollem Herzen lachend, auf uns Beide aufmerksam.

„HAAAAALLLLOOOOOO DA OBEN!!“

Sofort wenden sich alle Blicke uns zu. Erleichtert atme ich aus. Endlich sind wir wieder zusammen und keinem, außer Sam, scheint etwas passiert zu sein.

Kurzerhand schnappt Sam trotz seiner schmerzenden Wunde nach meinem Bauch und schwingt sich an einer hohen Straßenlaterne hinüber zu dem Haus, welches ein wenig kleiner als die Laterne ist.
 

Gleich werden wir von unseren Gruppenmitgliedern belagert. Vollkommen glücklich lasse ich mich auf dem Dach nieder, als ich einen Knall und ein darauf folgendes „Autsch!“ vernehmen kann.

Zur Begrüßung hat Jo dem verletzten Sam eine kräftige Kopfnuss verpasst. Wütend meint er: „Wie kannst du nur so dumm und unvorsichtig sein! Mit solchen Wunden noch herum zu hüpfen und das ohne richtigen Verband!“

Das entschuldigende Lächeln von Sam wird ignoriert und Jo schnappt sich ohne zu Fragen die Tasche von Chris. In einem Seitenfach der Notebooktasche holt er schnell einige Rollen Verbandszeug, einen Lappen und eine Flasche Desinfektionsmittel heraus.

Überrascht schaue ich ihm dabei zu. Der Ältere denkt wohl wirklich an Alles. Er öffnet die schlecht umgebundenen Druckverbände und lässt erst einmal Wasser von dem ‚Dach-Wasserfall’ das viele Blut wegschwämmen. Dadurch, dass keine der Gewährkugeln in Sams Haut stecken geblieben sind, kann der Ältere diese ohne weitere Schritte desinfizieren und verbinden.

Die ganze Zeit über macht der Blonde, mit der Jeansjacke keinen Mucks und verzieht nur hin und wieder schmerzvoll sein Gesicht.

Da fällt mir ein, dass Em gestern ja auch eine Wunde hatte. Wo ist die denn hin? So schnell kann das doch gar nicht verheilen. Neugierig geworden, spreche ich sie darauf an.

„Ach, das läuft immer so. Wenn wir uns in einer Welt verletzen, verschwinden die Wunden, sobald wir zu Hause aufwachen und tauchen auch in der folgenden Nacht nicht mehr auf“, erklärt mir die Braunhaarige mit einem sanften Lächeln.
 

Jo ist mittlerweile fertig, mit der Behandlung seines Patienten und zieht diesen am Kragen noch einmal nah zu sich heran. „Wehe dir, wenn du heute noch einmal eine ruckartige Bewegung machst, die nicht unbedingt notwendig ist!“, fährt er ihn wütend an.

„Keine Sorge, ich passe schon auf“, grinst Sam und steht, noch etwas wackelig, wieder auf.

„Da wir nun ja wieder alle beisammen sind: Was machen wir als nächstes?“, fragt Lu.

Alle Augen liegen auf Sam der sich seine Hand überlegend ans Kinn gelegt hat.

„Ich gehe davon aus, das alle dieses Schlangenvieh gesehen haben?“

Einstimmiges Nicken.

„Es ist ein Seelenjäger. Ich habe seine Aura erkannt. Die von ihm herauf beschwörte Krankheit löst die menschliche Seele schmerzhaft aus seinen Opfern heraus und er muss sie nur noch einsammeln. Wenn wir den Wurm vernichten, dürfte unser Problem gelöst sein“, meint der Blonde.

„Das Problem ist nur, wir wissen nicht, was er alles kann und wie der Seelenjäger kämpft. Er könnte plötzlich unerwartet Feuerbälle schießen, oder ähnliches“, wirft Luna ein.

„Steht den keine Information über ihn in dem Schreiben?“, fragt Emily nach und schaut erwartungsvoll in Chris Richtung.

„Nein, leider habe ich nichts zu ihm erhalten.“ Dabei geht der Angesprochene seine Nachrichten auf dem Notebook noch einmal durch.

„Na gut, aber wie sollen wir dann heraus finden, wie wir ihn am Besten erledigen sollen?“, frage ich, genauso ratlos, wie die Anderen. Das Wort ‚töten‘ weigere ich mich zu verwenden. Es klingt einfach viel zu brutal.

„Am Besten wäre es, wenn wir irgendwen von uns bei den Bewohnern einschleusen könnten, um Informationen zu sammeln“, wirft Jo ein, der gleichzeitig die Umgebung im Auge behält.

„Und wie stellen wir das an?“, fragt Em, die sich mittlerweile auf dem grauen Dach hingesetzt hat.

„Vorhin haben euch doch drei Leute verfolgt, nicht? Wir haben sie gesehen. … Dieses Mädchen … sie war komplett davon überzeugt, jemanden gesehen zu haben und die Anderen haben ihr nicht geglaubt … was wäre wenn …“, nuschelt Sam herum. „Leute, ich hab’s!“ Ein Lächeln erscheint auf seinem Gesicht und der Junge bekommt einen verschmitzten Gesichtsausdruck.
 

„Ich werde euch nun meinen Plan erklären: Jo, Chris und ich, wir begeben uns auf die Suche nach dem Zuhause der Bewohner und erstellen einen Plan über die Straßen. Dabei suchen wir nach einem Mädchen namens Lux. Sie hat kurze weiße Zöpfchen, eine ähnliche Augenfarbe, wie Tak und auch seine Größe.

Sobald sich eine günstige Gelegenheit ergibt, werden wir sie von den Andern weglocken und zu genau diesem Dach hier bringen.

Dort werden die Mädchen eine Falle vorbereitet haben und diese Lux unschädlich machen.“

Ich weiß, dass es nichts Gutes bedeuten kann, dass Sam meinen Namen noch nicht genannt hat. Vorsichtig frage ich, da mir nichts anderes übrig bleibt: „Was ist mit mir?“

„Für dich habe ich noch eine besondere Aufgabe.“ Dieser Gesichtsausdruck des Blonden gefällt mir so überhaupt nicht. Das verschmitzte Lächeln hat sich in ein bösartiges Grinsen verwandelt. Ich habe verdammt noch Mal Angst!
 

Etwa eine Stunde später weiß ich, wieso ich anfangs solche Angstzustände bekommen habe. Wo auch immer Sam dieses Zeug gefunden hat, aber er hat es geschafft mir ein komplettes Outfit im Style dieser Wasserbewohner zu beschaffen, welches ich jetzt auch trage.

Noch habe ich mich aber geweigert, dass Sam mir ein dazu passendes, mädchenhaftes Kopftuch aufsetzt. Er hat doch ernsthaft vor, mich für diese Lux auszugeben, nachdem sie außer Gefecht ist und das nur, weil ich ihr so ähnlich sehe. Das Kopftuch soll meine fehlenden Zöpfe verdecken und auch das kleine Mirko verstecken. Ich wusste gar nicht, dass Chris so coole Gadgets mit hat. Ein Mirko, welches meine Stimme verstellt. Einen Sender, der alle Gespräche an seinen Computer sendet und zusätzlich noch ein kleiner Ohrclip, durch den ich Sams Stimme hören kann, der mich versteckt, von einem Dach aus, lenken wird.

Wie soll ich das denn anstellen, dass keiner merkt, wer ich in Wirklichkeit bin? Ich kenne dieses Mädchen doch nicht einmal.
 

Die anderen Jungs sind schon lange auf ihren Posten. Etwas weiter in der Innenstadt befinden sich ein paar Häuser, in denen sich die Menschen hier befinden. Diese Gebäude sind besonders hoch, was nur zu ihrer Sicherheit beiträgt. Nach dem, was bis jetzt von uns herausgefunden wurde, sind die Wohnorte hauptsächlich in vier Häuser aufgeteilt.

Eines ist nur für die Erkrankten, die von der speziellen Krankheit der Seelenjäger betroffen sind. Eines dient als Gemeinschaftsgebäude, wo auch die Waffen lagern und Trainingsräume sind. Die restlichen Beiden sind Wohngebäude.

In dieser Umgebung gibt es kaum Kinder und ältere Leute. Nicht verwunderlich, bei den Bedingungen, die herrschen. Es wundert mich sowieso, dass trotz der Krankheit noch Menschen hier sind.
 

Doch bevor ich noch weiter darüber nachdenken kann, geht es schon los. Sam, der sich unter Jos prüfendem Blick nur mäßig bewegen darf, bleibt hier oben, während dieser selbst, mit Chris Hilfe zu dem Zimmer des jungen Mädchens springen. Dazu benutzt Jo den Enterhaken, den Sam ihm gegeben hat. Chris folgt in einigem Abstand. Er braucht keine Hilfe, weil er nur auf die andere Seite unseres Daches muss. Dort wird er dank seines Computers ein Hologramm hervorrufen, damit das Mädchen namens Lux auch ganz sicher in die Falle tappt.

Von meiner Position aus, kann ich alles perfekt beobachten.
 

Jo schwingt ein paar Mal vor ihrem Fenster herum, ehe er die Scheibe mit einem Stein einschlägt. Zur Zeit ist das Mädchen noch nicht in ihrem Zimmer. Er nutzt die Zeit um ein Seil in der gleichen Höhe des Enterhakens zu fixieren. Danach wartet er auf der Fenstersims geduldig. Kaum drei Minuten später, kommt Lux gähnend in ihr Zimmer und schließt die Tür, ehe sie die fehlende Fensterscheibe und den Schatten bemerkt, der sich gerade von ihrem Fenster weg schwingt. Natürlich ist das Mädchen viel zu neugierig, um rational zu denken und jemand anderen zu informieren. Die würden ihr eh wieder nicht glauben. So rennt sie persönlich auf die Sims zu und springt hinauf. „Wie dumm diese Leute doch sind, lassen ihre Seile einfach hängen. Tss“, sagt sie und schwingt sich mit unserem vorbereiteten Seil in Richtung der Hologramme, die gerade in die Richtung der Falle laufen.

Alles verläuft wie geplant und nach einigen Sekunden kommt Jo und nimmt mich, wie Sam zuvor, an der Taille hoch. Er fliegt mich zum Fenster der jungen Frau und kontrolliert die Mikros nochmals.

„Pass ja auf und sobald es Probleme gibt, sag uns, dass wir sofort einschreiten sollen. Am Besten ist es, wenn du sofort anfängst mit dem Observieren. Nur nich ein Hinweis: Riskiere nicht zu viel.“
 

Vollkommen verwirrt folge ich Jo mit meinem Blick, als er wieder davon schwingt. Super! Einfach nur super! Jetzt bin ich schon wieder in so einer verzwickten Lage ohne Ausweg. Jetzt muss ich auch noch herum schnüffeln und dabei Angst haben, von irgendwelchen Psychos, die im Wasser leben, enttarnt und erschossen zu werden. Hervorragende Aussichten!
 

To be continued …


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tut mir leid, dass ich dieses Mal so spät dran bin. Hab zur Zeit einiges zu tun ^^.
Hoffe euch hats gefallen. Würde mich über Reviews und eure Vorschläge für die Geschichte sehr freuen ;)

Lg. eure Ookami-chan Komplett anzeigen

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