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Ich wünsche mir Glück

von

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16

Erst als ich draußen auf der Bank saß, erlaubte ich mir tief durchzuatmen. Das Lied, welches Amelia gerade zum Besten gegeben hatte, warf mich völlig aus der Bahn. Ich wusste nicht warum. Ich liebte Mareike sehr, aber es ließ mich auch nicht kalt, was Amelia für mich fühlte. Sie war meine Freundin und bedeutete mir eine Menge. Ich seufzte und nahm mein Handy zur Hand. Zum Glück hatte ich an meine Tasche gedacht, als ich aus dem Raum gestürmt war, sonst hätte ich jetzt noch einmal zurück gehen müssen. Und das war wirklich das letzte, was ich wollte. Ich entsperrte mein Handy und schrieb Mareike, was soeben passiert war und das ich hier draußen auf der Bank saß. Ich wusste ja, das sie nun Unterricht hatte, aber vielleicht würde sie die Nachricht ja doch irgendwie lesen können. Ich stellte mein Handy auf laut und ließ es zurück in die Tasche wandern. Was sollte ich jetzt tun? Einfach hier sitzen bleiben und auf das Klingeln warten? Ich hob meinen Arm und schielte auf die Uhr, die locker um meinem Handgelenk saß. Es war erst 9 Uhr. Das heißt, es würde erst in einer halben Stunde zur Pause klingeln. Gerade als ich aufstehen und in die Pausenhalle gehen wollte, piepte mein Handy. Ich zog es eilig aus meiner Tasche und entsperrte es. Ich hatte eine neue Nachricht. Von Mareike. 'Wir treffen uns in fünf Minuten an dem Waldstück hinter der Pausenhalle. Bis gleich.
 

Da ich nicht weit von dem Waldstück entfernt saß, hatte ich dieses schnell erreicht und musste somit noch ein paar Minuten warten. Es war nicht sonderlich groß, lag aber ziemlich abgeschieden, sodass uns mit Sicherheit niemand sehen konnte. Wieso hatten wir uns nicht vorher schon hier getroffen? Mareikes Worte kamen mir wieder in den Sinn. Es war einfach zu gefährlich, sich in der Schule zu treffen und das musste ich mir leider eingestehen. Am Anfang hatte ich keine Probleme damit. Aber nun, da es immer komplizierter wurde, schon. Das würde mich aber trotzdem nicht davon abhalten mit ihr zusammen zu sein. Es war immer noch besser, mit ihr außerhalb der Schule Zeit zu verbringen, als überhaupt nicht. Gerade als ich meinen Gedanken beendet hatte, sah ich sie auf mich zukommen. Ihr Gesichtsausdruck wirkte ernst und nachdenklich. „Hallo Mareike, schön das du gekommen bist.“ Ich nahm sie in meine Arme und schloss für einen Moment die Augen. Eine leichte Erdbeernote stieg mir in die Nase. Ich liebte es, wie sie roch. Sie erwiderte die Umarmung und seufzte. Als wir uns voneinander lösten, wanderte ihre Hand auf meine Wange und streichelte sie. „Ich habe leider nicht viel Zeit. Eigentlich müsste ich noch unterrichten. Ich habe mich für ein paar Minuten entschuldigt, weil ich ein wichtiges Telefonat führen müsse.“ Sie lächelte mir zu. Ich tat es ihr gleich und flüsterte ihr ein Danke zu, bevor ich sie an mich zog und sie küsste. Sie erwiderte diesen, löste sich aber schnell wieder von mir. „Ach, darum habe ich also den ganzen Weg auf mich genommen?“ Ihr lächeln veränderte sich zu einem grinsen, welches sie gleich noch attraktiver aussehen ließ. Wenn das überhaupt noch möglich war.
 

„Das wäre wirklich ein guter Grund gewesen, aber darum habe ich dich nicht herbestellt.“ Sie seufzte erneut und ließ ihre Finger durch mein Haar gleiten. Diese Geste bescherte mir prompt eine Gänsehaut. Ich wollte sie in diesem Moment an mich ziehen und nie wieder loslassen. Aber das ging natürlich nicht. „Ja ich weiß. Ich habe mir auch schon ein paar Gedanken darüber gemacht. Es ist verständlich, dass Amelia so reagiert. Ich gehe davon aus, dass sie gar nicht groß darüber nachgedacht hat. Sie wird sich jetzt wahrscheinlich große Vorwürfe deswegen machen. Was hälst du davon, wenn ihr nachher in meine Stunde kommen würdet? Ihr beiden solltet euch mal aussprechen.“ „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Schließlich weiß Amelia über meine Gefühle zu dir bescheid.“ Sie nickte und verschränkte ihre Hände mit meinen. „Ja, ich weiß und das macht es bestimmt nicht einfacher, aber wenn ihr euch alleine trefft, wird es schnell wieder ausarten. Du weißt doch, was beim letzten Mal geschehen ist.“ Natürlich wusste ich das. Das Gespräch verfolgte mich ständig. Wenn ich mich nicht mit ihr getroffen hätte, wäre unser Verhältnis definitiv anders gewesen. Immer noch kompliziert, aber nicht so wie jetzt.
 

Ich atmete tief aus und drückte ihre Hand noch etwas fester. „Du hast Recht. Dann sehen wir uns nach der sechsten Stunde. Danke, dass du für mich da bist.“ Ihr typisches lächeln umspielte ihre Lippen. „Jederzeit Süße. Ich liebe dich.“ Diese drei Worte ließen mich all den Kummer der letzten Tage vergessen. Ich ließ ihre Hände los, umschlang ihre Taille und zog sie ganz dicht an mich. „Ich liebe dich auch. Sehr sogar.“ Sie überwand die letzten Zentimeter und küsste mich so gefühlvoll, dass mir ganz schwindelig davon wurde. Das hielt mich aber nicht davon ab, mit meiner Zunge um einlass zu bitten. Diesen gewährte sie mir auch gleich. Als sich unsere Zungen berührten, flatterten die Schmetterlinge heftig in meinem Bauch. Ich stöhnte auf und ließ meine Hände über ihre Seiten wandern. Solch ein Gefühl hatte ich bisher noch nie verspürt und es machte mich wahnsinnig. Ich ließ mich von ihnen leiten und wanderte schon bald mit einer Hand unter ihre Bluse. Eine Gänsehaut bildete sich unter meinen Fingern und bestärkte mich in meinem tun. Als ich ihren BH-Ansatz berührte, hielt sie plötzlich inne und stoppte meine Hand.
 

Langsam schaltete sich mein Gehirn wieder ein und mir wurde bewusst, was ich soeben vorhatte. „Es... tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“ Meine Stimme klang so anders. Heiser, lustvoll und atemlos. „Du musst dich nicht entschuldigen. Es hat sich richtig angefühlt. Nur leider ist der Moment nicht so passend. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich das bereue.“ Doch ich denke schon. Mir ging es ja nicht anders. Mein Verlangen mit ihr zu schlafen wuchs in diesem Moment ins unermessliche. Das pochen zwischen meinen Beinen machte es natürlich nicht besser. Ich schüttelte den Kopf um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. „Ich denke schon. Ich wünsche mir gerade nichts sehnlicher, als dich zu berühren und zum Höhepunkt zu bringen.“ Sie blickte mich perplex an, öffnete ihren Mund und schloss ihn dann wieder. Was war in mich gefahren? Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Anscheinend schon. Ich hatte noch nie erlebt, dass eine Frau Klein nicht wusste, was sie sagen sollte.
 

Gerade als ich mich entschuldigen wollte, klingelte es zu Pause. Meine Lehrerin drehte sich in die Richtung aus der das Geräusch kam und sah panisch auf ihre Armbanduhr. „Scheiße, ich habe noch Schüler im Raum sitzen.“ Sie machte einen Schritt auf mich zu und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Kurz darauf wanderte sie zu meinem Ohr. Ihr heißer Atem bescherte mir abermals ein heftiges Kribbeln im Bauch. „Du darfst deine Worte nachher gern in die Tat umsetzten.“ Mit einem letzten zwinkern machte sie sich auf den Weg zur Schule und ließ mich geschockt zurück. Da war sie also wieder. Die selbstbewusste Frau, die um keine Antwort verlegen war und zudem auch noch unglaublich sexy aussah...
 

Ich brauchte noch ein paar Minuten, ehe ich wieder halbwegs atmen konnte und für den Unterricht bereit war. Nun standen zwei Stunden Englisch auf dem Plan. Habe ich schon erwähnt, dass ich Fremdsprachen verabscheute? Ich erinnerte mich wage daran, dass dem so war. Aber was blieb mir anderes übrig? Seufzend betrat ich den Gang unseres Klassenzimmers. Es hatte mittlerweile zum Pausenende geklingelt, aber kein Lehrer war zu sehen. Ich stellte mich zu meinen Mitschülern und wartete. „Emma? Hast du eine Minute?“ Ich drehte mich in die Richtung und sah in Amelias verweinte Augen. Ihre Unterlippe bebte und signalisierte mir, dass sie erneut kurz davor war. Eilig überbrückte ich die wenigen Schritte und blieb mit verschränkten Armen vor ihr stehen. „Es tut mir so leid, wie das vorhin gelaufen ist. Ich...“ Ich hob einen Arm in die Höhe, um sie zu unterbrechen. „Hast du nach der Schule Zeit? Frau Klein würde gerne mit uns sprechen.“ „D-Du hast mit ihr darüber geredet? Wieso?“ Ich nickte und musterte sie besorgt. „Sieh dich doch an. Du hast geweint. Dir geht es beschissen und ich kann das nicht ertragen. Sie ist Vertrauenslehrerin und kann helfen. Bitte lass es zu und komm nachher mit mir. Okay?“ Sanft legte ich eine Hand auf ihren Arm. Sie ließ es geschehen und nickte dann. „Ist okay. Ich habe nichts vor und komme gern mit.“ Ich lächelte, nahm meine Hand von ihrem Arm und ging an meinen Platz zurück. Die ganze Zeit über hatte ich meinen Blick auf sie gerichtet. Es war schlimm für mich, sie so zu sehen. Aber wirklich helfen konnte ich ihr auch nicht. Ich hoffte, dass Mareike eine Idee hatte.
 

Der Englischunterricht ging zu meiner Verwunderung ziemlich schnell vorbei. Wirklich verstanden hatte ich das Thema aber nicht. Wir haben die englische Grammatik behandelt und diese fiel mir, genau wie im Deutschen, doch recht schwer. Ich konnte mir einfach nicht merken, welche Zeitformen benutzt werden sollten. Da ich aber vor Klassenarbeiten viel lernte, hatte ich die Tests immer ganz gut abgeschlossen. Zudem gab es auch immer einige Vokabeltests pro Jahr. In diesen war ich um einiges besser. Auswendig lernen lag mir einfach. Ich packte meine Sachen zusammen und schaute in die hinterste Reihe. Amelia war gerade dabei ihr Buch in die Tasche zu packen und musterte mich dabei. Ich war ganz froh darüber, dass sie sich nicht mehr neben mich setzte. Ihre Blicke, die sie mir im Unterricht zuwarf, entgingen mir aber trotzdem nicht. Ich seufzte, schloss meine Tasche und verließ den Raum. Nach der Pause standen zwei Stunden Religion bei Herrn Meyer auf dem Plan. Ich war getauft, aber nicht sehr gläubig und hatte somit wenig Lust auf den Unterricht.
 

Bevor ich zu dem Raum ging, machte ich mich auf den Weg zur Pausenhalle. Wir hatten jetzt eine viertel Stunde Pause und die wollte ich nicht alleine im Gang verbringen. Es war schwierig mitten in der Pause einen Platz zu bekommen, da sich die meisten Schüler hier trafen um zu essen oder quatschen. Aber ich hatte Glück. Soeben wurde ein Tisch an der Fensterfront frei. Ich setzte mich auf den Stuhl des kleinen Tisches und holte mein Brot, welches ich mir heute morgen auf die Schnelle geschmiert hatte, aus der Tasche. Ich aß zwar sonst Recht wenig in der Schule, da ich morgens frühstückte, aber heute verspürte ich doch etwas Hunger. Ich sah mich ein wenig in der Halle um und musterte die anderen Schüler. Diese saßen meist in kleinen Gruppen zusammen, quatschen und lachten vergnügt. Vereinzelt saßen sie auch alleine und machten irgendwelche Hausaufgaben. Ich bereute es immer wieder so schüchtern und einzelgängerisch zu sein. Wer wünschte sich nicht, akzeptiert zu werden und mit anderen seine Zeit zu verbringen? Ich seufzte und machte mich auf den Weg zu unserem Klassenraum. In diesem Moment klingelte es auch zum Pausenende...
 

Wir saßen in der Klasse und bearbeiteten in Stillarbeit ein Blatt zum Thema Hinduismus. Neben mir lag das aufgeschlagene Buch, aus dem ich mir in eigenen Worten die Lösungen schrieb. Herr Meyer hatte uns diese Aufgabe zum Beginn der Stunde erteilt. Die letzte halbe Stunde wollte er dann, dass wir die Ergebnisse vortragen. Es gefiel mir noch immer nicht, vor der Klasse zu sprechen, aber ich wollte auch keine schlechte Note erhalten. Auch wenn es sich in diesem Fall um ein Nebenfach handelte.
 

„Kommen Sie bitte langsam zum Ende. In fünf Minuten möchte ich mit Ihnen die Antworten vergleichen.“ Herr Meyer stand auf und ging durch die Reihen, um zu sehen, wie weit die Schüler waren. Ich war bereits fertig und las mir mein geschriebenes noch einmal durch. Ich hatte tatsächlich zwei ganze Seiten zu den fünf Aufgaben geschrieben und das erstaunte auch meinen Lehrer. „Da haben Sie aber eine Menge geschrieben Emma. Die anderen sollten sich ein Beispiel an Ihnen nehmen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie gleich die erste Aufgabe vorlesen würden.“ Ich blickte panisch von meinem Zettel auf und sah ihn an. „Eigentlich...“ „Unsere kleine Emma ist schüchtern. Die liest doch eh nicht vor.“  Auch wenn ich mit dem Rücken zu den hintersten Reihen saß, wusste ich, dass es Monique war, die sprach. „Lass Emma in Ruhe. Sie hat dir gar nichts getan!“ Amelia. Warum mischte sie sich jetzt auch noch ein? Ich schloss die Augen und blickte beschämt auf meinen Zettel. „Halt du dich da raus, Lesbe. Du stehst auf sie und reißt deshalb die Klappe so auf. Hab ich Recht?“ Monique lachte und ihre Freundinnen stimmten ein. Oh Gott, das war ein absoluter Albtraum. Was ist nur in die beiden gefahren? Eine flache Hand klatschte neben mir auf den Tisch. Erschrocken fuhr ich hoch und sah in das rote Gesicht von Herr Meyer. „Ruhe verdammt. Wenn Sie beide nicht sofort aufhören, schicke ich Sie zur Direktorin.“ Er atmete laut aus und ging zurück an den Schreibtisch. Amelia und Monique verstummten augenblicklich und musterten den Tisch. „So, da sich alle wieder beruhigt haben, möchte ich Sie bitten vorzulesen Emma. Wir fangen mit der ersten Aufgabe an.“...
 

Als ich mit dem Lesen fertig war und zum Lehrer blickte, nickte er aufmunternd. „Das war sehr gut. Sie haben die Lösung mit Ihren eigenen Worten erklärt und dies auch noch sehr ausführlich. Sie sollten sich öfters melden. Ich trage Ihnen eine eins im mündlichen ein.“ Ich lächelte und bedankte mich bei ihm. Es klingelte zum Ende der Stunde und die ersten packten bereits ihre Sachen zusammen. „Einen Moment noch. Wir besprechen die restlichen Aufgaben nächste Woche. Sie haben also eine ganze Woche Zeit, diese zu überarbeiten.“ Er wandte sich an die Schüler in die letzte Reihe. „Monique und Amelia, Sie beide bleiben hier. Die anderen können jetzt gehen.“
 

Ich stopfte mein Buch sowie die Zettel in die Tasche und machte mich eilig auf den Weg nach draußen. Dort stellte ich mich neben die Tür, um auf Amelia zu warten. Es dauerte ein paar Minuten ehe die Tür aufging und sie auf mich zu kam. Böse starrte ich sie an und setzte mich in Bewegung, als plötzlich eine Hand mein Handgelenk umfasste. „Bitte warte Emma. Es tut mir leid, dass ich etwas gesagt habe. Ich wollte dich doch nur verteidigen.“ Ich schnaufte und zog meinen Arm aus ihrem Griff. „Verteidigen? Du hast mich vor der ganzen Klasse dumm dastehen lassen. Jetzt denken doch alle, dass ich mich nicht wehren kann. Und die ganze scheiße mit Monique geht auch wieder von vorne los. Danke vielmals für deine Hilfe.“ Amelia hielt mich nicht auf, als ich an ihr vorbei ging und schaute stattdessen auf den Boden. Es war nicht zu übersehen, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, aber das war mir vollkommen egal. Mehr oder weniger. Ich ging die Treppen hinunter und stellte mich vor den Raum, in dem wir gleich das Gespräch mit Mareike hatten. Ob Amelia jetzt noch daran teilnehmen würde, konnte ich nicht beantworten. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich es vermutlich nicht tun. Noch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, kam auch sie die Treppen hinunter und stellte sich ein Stück weit von mir entfernt. Ihren Kopf hielt sie die ganze Zeit über gesenkt. Auch jetzt sah sie mich nicht an. Ich seufzte und betete, dass Frau Klein schnell hier auftauchte...



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