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Lieben und geliebt werden

von

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Das Jawort

„Wollt Ihr, André Grandier, Mademoiselle Oscar zur Frau nehmen, sie lieben und ehren...“ Die Stimme von dem kleinen, rundlichen Pfarrer hallte als einzige in der kleinen Familienkapelle des Hauses de Jarjayes in der Normandie.

 

„Ja, ich will!“ Auch wenn André innerlich aufgeregt war, brachte er seine Zustimmung mit Stolz und aufrichtiger Freude.

 

„Wollt Ihr Mademoiselle Oscar Francois de Jarjayes diesen Herren zu Manne nehmen, ihn lieben und ehren...“

 

Oscar zögerte daraufhin nicht lange. „Ja ich will!“

 

„Bist du dir sicher, Oscar?“

 

„Vater!“

 

„Schon gut, ich wollte nur auf Nummer sicher gehen.“, meinte Reynier an der Seite seiner Tochter sarkastisch und deutete mit einem Nicken dem Pfarrer an, fortzufahren.

 

„...wenn jemand gegen diese Ehe Einwände hat, soll er sich jetzt erheben oder für immer schweigen.“, sprach der Pfarrer aus und es legte sich augenblicklich eine gespenstische Stille in der Kapelle. „Nun...“, fuhr er dann fort: „Somit erkläre ich...“

 

Er sprach nicht zu Ende, als mitten im Satz die Tür aufgerissen wurde. „Halt!“ Ein Offizier trat herein und ihm folgte eine kleine Gruppe Menschen in Umhängen und tief gezogenen Kapuzen im Gesicht.

 

„Graf de Girodell, was soll das?!“, empörte sich Oscar, aber eine Antwort darauf erhielt sie nicht.

 

Girodel verneigte sich, auch die andere Herren taten ihm gleich, dann André und ihr Vater neben ihr und die Damen vollführten einen ehrerbietigen Knicks, als eine Dame in Begleitung von Graf von Fersen durch die Kapelle anmutig und in ihrer ganzen Würde bis zum Brautpaar schritt und dabei ihre Kapuze vom Kopf runter zog. „Ihr wollt doch nicht ohne mich das Jawort geben, meine liebe Oscar?“

 

„Ich bitte um Verzeihung, Euer Majestät.“ Oscar beugte sogleich das Knie – in dem Kleid ging es zwar nicht gerade einfach, aber anders war sie es nicht gewohnt. Welch eine Überraschung, ausgerechnet die Königin hier, zu ihrer Vermählung, zu sehen – damit hätte Oscar nie im Leben gerechnet!

 

„Erhebt euch alle.“ Marie Antoinette lächelte. Sie war nicht pompös gekleidet, aber auch nicht allzu schlicht. „Ich bin in inkognito gekommen, um Euch meinen Segen zu geben.“ Sie fasste Oscar bei den Schultern und zog sie in die Höhe. „Werdet glücklich, meine liebe Freundin.“ Dann trat sie etwas zur Seite und deutete dem Pfarrer an, seine Rede zu beenden.

 

Dieser musste erst einmal seine Verblüffung verarbeiten, bevor er zu seinen geistlichen Pflichten zurückkehrte und die Hochzeitszeremonie zu Ende führte. „Ich erkläre euch somit zu Mann und Frau. Gott segne euch und eure Kinder. Ihr dürft die Braut küssen, Monsieur Grandier.“

 

 

 

 

 

- - -

 

 

 

 

 

„Ach, Zwillinge! Wie wundervoll!“ Marie Antoinette sah verzückt in die beiden Wiege hinein und betrachtete liebevoll die beiden selig schlafenden Kinder, dann wandte sie sich bedenklich an Oscar. „Was habt Ihr nun vor? Das könnt Ihr doch nicht länger geheim halten.“

 

Oscar musste ihr recht geben und überlegte nach einer Antwort, als ihre Mutter an ihrer Seite vortrat. „Wir können sie adoptieren...“, schlug Emilie vor.

 

„Meine Gemahlin hat nicht so ganz unrecht...“, fügte auch der General anerkennend hinzu. „Vor allem den Jungen... Da bei mir nur Töchter sind, wäre das akzeptabel, wenn ich einen Jungen zur Erziehung bei mir aufnehme...“

 

„Ein guter Vorschlag.“, lobte Marie Antoinette und lächelte noch mehr. „So wird der Hofstaat nicht erfahren, dass es Eure Enkelkinder sind. Und ich kann sie später als Spielgefährten für meine Kinder nach Versailles nehmen.“

 

„Wie bitte?“ Oscar widerstrebten alle Entscheidungen, die wieder einmal über ihren Kopf hinweg beschlossen wurden, aber eine bessere Lösung fand sie auch nicht und in anderer Hinsicht betrachtet, wäre das noch ein geringerer Übel. Ihre Kinder würden auf dem Anwesen aufwachsen, zwar als Ziehkinder ihrer Eltern, aber dafür würde der Ruf der Familie bewahrt und niemand würde darauf kommen, dass es ihre und Andrés Kinder waren. Wie Raffiniert! Zudem noch würde sie ihre Sprösslinge jederzeit sehen können und das war auf jeden Fall besser, als sie irgendwo in fremde Hände abgeben zu müssen.

 

 

 

 

 

 

Die Uhr hatte nicht einmal vier Uhr geschlagen, als Marie Antoinette wieder nach Versailles aufbrach - sie wollte ja nur Oscar beglückwünschen und ihre Kinder sehen. „Gestattet mir, Euch zu eskortieren.“, erbot sich Reynier auf der Stelle - er wollte nicht mehr länger hier bleiben und womöglich mit seiner Tochter noch mehr zanken. Er hatte ja seinen Enkelsohn gesehen und das genügte ihm und in Versailles, an der Seite des Königs, gab es ja noch einiges zu tun.

 

„Wir werden morgen aufbrechen.“, sagte Oscar bestimmt, bevor ihr Vater auf die Idee kam, sie gleich dazu aufzufordern, mit ihm und der Königin zu kommen und sie somit an ihre Pflichten zu ermahnen. Das war schon ein erleichterndes Gefühl, dass er nichts dazu sagte und zusammen mit Ihrer Majestät, Graf von Fersen und Graf de Girodel fort war.

 

Zu Abend kamen auch noch die von Oscar eingeladene Dorfbewohner und die Feier verlief wesentlich friedlicher als zu Beginn und zur Freude des ganzen Hauses. „Das war eine gute Idee.“, schwärmte André, als er sich mit Oscar um Mitternacht in ihre Gemächer zurückzog.

 

„Ich wollte das gleiche tun, wie in Arras. Auch an Rosalie habe ich eine Einladung geschickt, aber sie ist nicht gekommen. Ich vermute, weil sie selbst vor kurzem Mutter geworden ist, ist die Reise in die Normandie noch anstrengend für sie.“ Oscar ging an die beiden Wiegen und nahm ihre Tochter auf den Arm. „Würdest du mir bitte das Kleid hinten lockern, sonst kann ich sie nicht stillen...“

 

„Aber natürlich.“ André grinste über beide Ohren. Nur mit wenigen Handgriffen schnürte er das Oberteil des Kleides auf und fuhr mit seinen Fingern an Oscars Wirbelsäule entlang. „Du siehst umwerfend aus...“

 

„Danke...“ Oscar setzte sich aufs Bett, schob den Ausschnitt tiefer und entblößte eine Brust. Sofort schlug die Kleine ihre Augen auf und noch bevor sie zu weinen begann, bekam sie schon die mütterliche Brust.

 

André setzte sich neben die beiden und betrachtete seine Erstgeborene und wie sie an Oscars Brust schmatzte mit einem wohl erregten Sehnen. „Ich danke dir für diese beiden Engel, meine geliebte Oscar...“ Er strich hauchzart über den braunen Flaum von Andrée und in dem Moment begann es in der anderen Wiege zu quengeln.

 

Oscar verdrehte die Augen, aber sie schmunzelte. „Das ist immer das Gleiche mit ihnen. Kaum ist eines gestillt, wacht das andere auf. Meistens ist Andrée die erste, die den Ton angibt und es dauert nicht lange, dann fängt auch Oskar mit dem Schreien an.“

 

„Du Ärmste.“ André nahm seinen Sohn aus der Wiege und bis seine Tochter zu Ende gestillt wurde, wiegte er ihn sachte in seinen Armen. „Wie bist du überhaupt bisher mit ihnen zurecht gekommen?“

 

„Ich stille sie nur. Alles andere machen die Bediensteten.“ Oscar beobachtete André mit Oskar auf den Armen ganz gerührt. „Sie werden von Tag zu Tag immer gefräßiger und meine Mutter meint, wir sollen demnächst eine Amme einstellen und auch ein Kindermädchen.“

 

„Und hast du schon welche in Aussicht?“

 

„Nein. Ich will sie nicht so erziehen, wie ich erzogen wurde. Sprich, verwöhnt und verkommen...“

 

„Du bist weder verkommen, noch verwöhnt, Oscar.“

 

„Aber adelig bin ich schon.“ Oscar entfernte ihre eingeschlafene Tochter von der Brust und streckte den Arm nach ihrem Sohn. „Gib ihn jetzt mir.“

 

André legte den Kleinen ihr in de Armbeuge und nahm das Mädchen vorsichtig an sich, um sie nach der liebevollen Betrachtung in die Wiege zu legen. „Auch wenn du adlig bist, bist du trotzdem etwas ganz besonderes und unterscheidest dich von allen Adligen, die ich kenne.“, knöpfte er dabei wieder an das Thema an.

 

„Lass es gut sein.“ Oscar wollte nicht mehr darüber reden. Sie sah die ganze Zeit auf ihren Sohn, der genüsslich an ihrer zweiten Brust schmatzte. „Vielleicht sollte ich mich doch langsam nach einer Amme umschauen... Ich habe nicht genug Milch und muss sie fast jede Stunde stillen...“

 

„Wir werden schon eine passende Amme finden.“ André hockte sich vor ihr hin und Oscar kam nicht umhin ihn anzusehen. Sachte strich er durch die blonden Locken seines Sohnes mit einer Hand und mit der anderen berührte er zart Oscars Wange. „Wir werden das schon überstehen.“ Er zog sich langsam zu ihr hoch und berührte hauchfein ihre Lippen mit den seinen. Oscar erwiderte den Kuss, während sie ihren kleinen Namensvetter zu Ende stillte. Dann gab sie ihn an André und während er ihn in die Wiege legte, entledigte sie sich des Brautkleides.

 

André schob die Vorhänge zusammen, zog seine Sachen aus und schlüpfte zu seiner Angetrauten unter die Decke. Wenn nicht die sogenannte Stillzeit wäre, dann hätten sie ihre Hochzeitsnacht in glühender Leidenschaft verbracht. Dennoch war die Sehnsucht nach einander zu groß, um in einem Bett zu liegen und nichts machen zu dürfen... also liebten sie sich zum Abschluss ihres gemeinsamen Hochzeitstages einfühlsam und zärtlich...



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