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Vocaloid Story

von

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unter Sternen

Es ist mitten in der Nacht. Ich liege in meiner Kapsel und kann nicht schlafen. Leise tippe ich auf dem Computer in meinem Arm herum, dessen bläuliches Licht etwas flimmert. Das Video von Gumi und mir wurde gelöscht. Ich kann so lange suchen, wie ich will. Es ist weg. Seufzend schalte ich ihn aus, so dass ich im dunklen Liege und nicht einmal mehr meine Hand sehen kann.
 

So leise wie möglich öffne ich meine Kapsel und schleiche auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Hoffentlich wecke ich Gumi nicht auf. Ich tapse durch den düsteren Flur und versuche irgendwie nicht zu stolpern. Plötzlich höre ich etwas hinter mir. Es sind ebenfalls Schritte. Etwas panisch drehe ich mich um, da wird aber schon eine Taschenlampe angeknipst, die mich blendet. "Miku?", fragt eine sanfte Stimme. Nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, erkenne ich die Person. "Luka!" "Was machst du denn um diese Uhrzeit hier?" "Und was machst du?" Sie wird etwas verlegen, lächelt aber. "Es ist etwas peinlich..." sie kommt näher zu mir, damit sie nicht so laut reden muss "... MEIKO hat KAITO und mir Gruselgeschichten erzählt. Und dann konnte ich nicht mehr einschlafen" Ich hätte niemals erwartet, dass sie vor so etwas Angst hätte. Sie wirkt immer so erwachsen und ruhig. Sie blickt mich neugierig an:" Und du? Was ist mit dir?" Ich schaffe es nicht länger meine Traurigkeit zu unterdrücken. Luka merkt dies anscheinend und fasst mich an der Hand. "Möchtest du darüber reden?" Gequält nicke ich. Ich könnte mir jetzt nichts tröstenderes vorstellen, als mit jemanden über alles zu reden.
 

Ich folge Luka, die immer noch meine Hand hält nach draußen. Die frische Luft tut gut. Lukas Hand zittert etwas "Alles ok?" frage ich sie besorgt "Ja-ja klar, sollte uns ein Geist angreifen, machen wir ihn einfach fertig! H-hört ihr!? Ich hab keine Angst!" "Wir können auch wieder reingehen, Luka", biete ich ihr an, obwohl ich eigentlich wirklich nicht wieder rein möchte. "Nein, schon gut!" sie ist zwar entschlossen, aber ich kann genau die Angst in ihren Augen sehen. Ich muss etwas kichern. Es ist furchtbar lieb, dass sie mir trotz allem helfen möchte. "Wo gehen wir eigentlich hin?", frage ich sie lachend. Sie lächelt auch wieder:" Es gibt etwas, dass ich dir unbedingt zeigen möchte." Wir laufen ein Stückchen weg vom Haus, über eine Wiese bis zu ein paar Bäumen.
 

Was ich dort sehe ist wirklich überwältigend. So weit weg von der Stadt, fernab von allen Lichtern, strahlen die Sterne umso heller. Sie funkeln wie kleine Diamanten in dem unendlich scheinenden Himmel. Es verschlägt mir fast die Sprache :" Das ist wunderschön", bringe ich geradeso heraus. Wir setzen uns in das weiche Gras. Luka lächelt erleichtert. "Und? Was bedrückt dich?" Ich falle Luka in die Arme. "Es war so furchtbar!" Mit dem Gefühl der Geborgenheit neben Luka und unter dem Sternenhimmel, fällt es mir plötzlich ganz leicht, alles zu erzählen, was mir auf der Seele liegt.
 

"Ich kann verstehen, dass du jetzt verunsichert bist. Aber um ehrlich zu sein finde ich, dass Gumi richtig gehandelt hat.", sagt Luka mit fester Stimme" Ich werde es mir auch nicht gefallen lassen, wenn mir jemand sagt, wie ich zu leben habe. Und wenn es der Hersteller selber wäre!" Ich bewundere ihre Einstellung und dass sie sich so sicher dabei sein kann. "Selbst wenn es der Hersteller wäre?" Sie ballt eine Faust:" Selbst wenn er mich anschreien würde!" Ich blicke wieder in den Himmel. "Miku, hör mir zu. Lass dir von niemandem sagen, was du tun und wer du sein sollst. Ob du ein Roboter bist oder nicht, das ist voll kommen egal." Sie blickt mir direkt in die Augen. Es kommt mir so vor, als würden sich Meere in ihren spiegeln, so blau sind sie. "Sollte irgendjemand hierherkommen, um Gumi mitzunehmen, werden wir das ganz sicher nicht zu lassen!" Auch ich werde etwas zuversichtlicher. "Du hast recht. Nur weil sie irgendeine große Firma sind, können sie noch lange nicht tun was sie wollen!" Luka lächelt: "Das ist die richtige Einstellung!"
 

In diesem Moment passiert etwas wunderbares: die Sonne geht auf. Die Sterne verschwinden langsam, dafür werden alle Bäume und die weiten Wiesen in goldenes Licht getaucht. Es ist als würde mit dem Licht am Horizont die ganze Welt aufwachen. Die Vögel zwitschern munter und es weht ein lauer Wind. Ich lehne mich an Lukas Schulter und merke plötzlich, wie müde ich bin, jetzt wo all die Last, die ich mit mir herum getragen habe verschwunden ist.
 

In dem Dämmerzustand, in dem ich mich befinde, ziehen Erinnerungen vor meinen Augen vorbei. Ich war so oft deprimiert, wurde aber immer wieder von meinen Freunden aufgemuntert. So gesehen sind sie meine Sonnen. Ich war einsam, da bekam ich eine Freundin. Wir steckten alle in der Klemme, da wurde vergeben, um uns zu helfen. Ich zweifelte an meiner Existenz, da wurde mir klar gemacht, dass es nicht zählt, wie viele, sondern wie wichtige Erfahrungen man macht. Ich fühlte mich vernachlässigt, da wurde ich herausgefordert. Und ich hatte Angst und wusste nicht, was ich tun sollte, da wurde mir Mut gemacht.
 

Lächelnd versinke ich in der Dunkelheit des Schlafes.



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