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Unerwartet

snarry
von

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Ferien Teil 1

Hallo Zusammen!

Heute kommen sich die beiden wieder ein bisschen näher.
 

Wie immer: viel Spaß : )
 

-------------------------
 

Sirius Haus war düster. Wie Severus es gesagt hatte. Eingekeilt zwischen zwei Muggelaltbauhäuern, strahlte das knarrende Parkett und die dunkel verzierte Holzvertäfelung Bedrückung und Melancholie aus. Die vergifteten Parolen des Portraits von Sirius Mutter und auch die verbitterten Kommentare von Kreacher, dem Hauselfen, ließen Harry zu dem Schluss kommen, dass dieses Haus keine guten Erinnerungen besaß.

Er saß auf seinem Bett in dem Zimmer dass er sich mit Ron teilte. Theortisch. Praktisch hatte er das Zimmer Nachts für sich, da sich sein bester Freund oft zu Hermine schlich. Er besah sich den Raum und blieb lächelnd auf den halb ausgepackten Koffer von Ron hängen. Die andere Hälfte seiner Habseligkeiten war überall im Raum verstreut und das daraus entstandene Chaos machte diesen ein wenig lebendiger.

Es war nicht der Fuchsbau, aber eben auch nicht das Haus der Dursleys. Und gute Erinnerungen konnte man erschaffen, weshalb er trotz des drückenden Flairs in erster Linie froh war hier zu sein.
 

Die erste Woche hatte er damit zugebracht mit Ron und Hermine das Haus zu erkunden und in den Büchern zu lesen, die ihm Snape gegeben hatte. Darunter war eines, dass sicher in der verbotenen Abteilung gestanden hätte, wenn es Teil der Bibliothek gewesen wäre. Es drehte sich um verdammt schwarze Magie. Ein Buch für Fortgeschrittene und als er Kapitel 18 erreicht hatte, wusste er wieso Severus ihm das zum Lesen gegeben hatte. Schwarze Magie in der Medizin – Flüche mit Gegenflüche heilen. Er wollte, dass Harry nachforschte. Offenbar war der Tränkemeister der Meinung, dass sich in diesem Buch ein Lösungsansatz für den Horcrux in sich befinden könnte, doch er selbst kam nicht dazu es zu lesen, oder er hatte es schon und wollte, dass sich Harry eine Meinung dazu bildete.
 

Snape hatte Wort gehalten und war tatsächlich ab und an im Orden. Allerdings blieb er nie lange, stritt sich meistens mit Sirius und trug oft ein angespanntes Gesicht zur schau. Das Trio war bei den Besprechungen nicht involviert und bekam oft nur eine Zusammenfassung. Deshalb sah Harry Severus meistens nur kurz, wenn dieser ankam oder sich wieder auf dem Weg machte, doch es reichte aus um sich Sorgen um ihn zu machen. Leicht schleppender Gang, verschlossenes Gesicht und doch immer ein kurzer suchender Blick nach Harry. Wenn sie sich denn mal einen Moment sahen, hatte der Schüler den Eindruck, dass Snapes Augen für eine Sekunde milder wurden. Es folgte immer ein knappes und kaum merkliches Nicken zum Gruß. Harry erwiderte es in der selben Knappheit. Es war ein abgesprochenes Ritual, da nach wie vor niemand, der es ohnehin schon wusste, ihr Verhältnis zueinander erfahren sollte.
 

Die Ordensmitglieder blieben dem Tränkemeister gegenüber distanziert und kühl. Sie nahmen seine Informationen, gaben aber nichts zurück was Dankbarkeit ausdrücken könnte. Bis auf die Zwillinge bedachten sie ihn mit Misstrauen und gaben ihm nur die nächsten Befehle mit. Snape, dieser Tage oft abgeschlagen, nahm sie nur wortlos entgegen und war meistens kurz darauf gegangen. Die Atmosphäre verscheuchte ihn, denn sie machte ihm klar, dass ihn niemand hier haben wollte. Selbst Molly, die für ihn zwar immer ein, zwei Kekse mehr auf den Teller tat, konnte sich nicht überwinden ihm ihr ganzes Vertrauen zu schenken. Harry fragte sich, ob es wirklich niemanden auffiel wie schlecht es Snape ging, oder ob es ihnen tatsächlich egal war.
 

Manchmal schob Harry ihm ein Stärkungstrank oder einen minimierten Korb mit Obst aus dem Garten und ein, zwei Tafeln Schokolade, weil er sich sicher war, dass er kaum was aß. Es war nicht viel, doch Snape hatte das immer mit einem flüchtigen und dankbaren Lächeln quittiert. Doch richtig gesprochen, hatten sie seit den Ferien nicht mehr. Er hatte keine Ahnung wie es ihm wirklich ging, oder was er durchstehen musste. Er wusste nur, dass er in keiner sonderlich guten Verfassung zu sein schien.
 

Doch Severus war nicht immer resigniert. Manchmal erreichte Sirius eine Grenze die den Tränkemeister doch zum Handeln zwang. So wie heute. Harry war gerade auf dem Weg nach unten, um Getränke für sich, Ron und Hermine zu holen, weil sie schon wieder eine ganze Weile über den Büchern gesessen hatten, als er in den Streit platzte. Beide bemerkten ihn, doch sie waren zu geladen um den Fokus voneinander zu nehmen.

„Sag Schniefelus, verdient man als Todesser nicht genug, oder wieso läufst du jeden Tag in der selben Kluft rum?“

„Du bist erbärmlich Black.“

„Schon traurig. Für dich hat sich nie was geändert. Du bist nach wie vor ein Fußabtreter, arm und allein.“

Blitzschnell hatte Snape daraufhin dem Rumtreiber wortlos eine Leine angehext und sie Harry zugeworfen.

„Binden Sie ihn fest. Und geben Sie ihm einen Maulkorb.“

Danach war er umgedreht und hatte das Haus verlassen. Die Tür rabiater zuschlagend als sonst.
 

Sirius wollte ihm hinterher, wurde aber zurückgehalten, weil Harry tatsächlich die Leine um den Fuß des schweren Kirschholzschrankes der Küche gebunden hatte.

„Harry was machst du?!“, fragte ihn sein Pate gereizt.

„Du weißt, dass du ihm sein Leben verdankst?“, war die ruhige Entgegnung Harrys.

Sirius schnaupte verächtlich. Er akzeptierte diese Tatsache nicht. Er würde sie niemals akzeptieren.
 

„Hast du eigentlich mal mit Snape reden können?“, fragte Hermine als Harry mit den Getränken zurück kam und von der Begegnung in der Küche erzählte. Angesprochener schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, aber es geht ihm nicht gut.“

Ron runzelte die Stirn über diese Aussage.

„Denkst du? Ich finde, er wirkt wie immer. Ein Gesicht als würde er darüber nachgrübeln, wie er die Leute, die ihn nerven, am besten quälen kann. Ein Gang wie ein Oberbösewicht und entweder gibt er nur sarkastische Kommentare von sich oder schweigt. Außer wenn du da bist. Dann sieht er fast freundlich aus.“

„Wenn ich...?“, brachte Harry hervor. Das war ihm noch nie aufgefallen. Doch Hermine nickte zustimmend.

„Ja, das stimmt schon. Er ist anders, wenn du da bist.“

Der Schwarzhaarige sah aus als würde er sich etwas in Erinnerung rufen als er schließlich erwiderte: „Miesepetrig kenne ich ihn auch, aber er meint es nicht persönlich.“

„Wir können ihn einfach nicht so gut lesen wie du Harry. Er ist für uns ziemlich undurchsichtig“, erklärte Hermine. Dann fiel ihr Blick auf den Glasring, den ihr Freund seit längerem täglich trug. Heute traute sie sich, ihn drauf anzusprechen.
 

„Ist das eigentlich... ein Ehering?“, fragte sie.

Harry lachte und erzählte ihnen, wie er zu dem Ring gekommen war.

„Mach ihm auch einen“, schlug seine beste Freundin daraufhin vor. Ron sah sie komisch an.

„Ich glaube, dann köpft er mich“, äußerte Harry seine Bedenken. Hermine erklärte ihren Gedanken.

„Du vergisst: Er könnte auch irgendwann mal von den Schmerzen eures Bundes betroffen sein. Wenn ihn mal jemand anmacht.“

Daraufhin verschluckte sich Ron dermaßen, dass er die Hälfte seines Getränkes aushustete. Er wurde ignoriert.
 

Harry hingegen kam ins Grübeln. Hermine hatte recht. Severus war bis jetzt verschont geblieben, aber in den Augen des Helden war sein Lehrer ziemlich attraktiv. Nicht auszudenken wenn er seine Roben in der Schule mal weglassen würde.

Er selber hatte kaum persönliche Sachen, die er Snape geben könnte. Wenn er also etwas herstellen würde, hätte es das gleiche Gewicht wie sein Ring.

„Ich glaube, er hat mir diesen Glastrank zum Üben mitgegeben.“

Ron verschluckte sich gleich nochmal.
 

Die Ferien waren etwa zur Hälfte verstrichen, als es passierte. Vielleicht lag es an der Ungewissheit und der Sorge, aber in der Nacht wusste Harry, dass er nicht träumte, als er sich erneut in Voldemorts Kopf wieder fand. Mittlerweile war er so gut in Okklumentik geworden, dass er sich hätte problemlos wieder zurückziehen können, doch als Severus ins Blickfeld trat, konnte er sich nicht dazu überwinden.

Es schien ein Privatmeeting zu sein. Niemand sonst war im Raum.

„Nun Severus, du warst die letzten 2 Tage unauffindbar. Sag, wo hast du dich rumgetrieben?“, zischte die lauernde Stimme Voldemorts. Snape senkte demütig den Kopf.

„Herr, es war eine persönlich Angelegenheit. Mir war nicht bewusst, dass man nach mir suchte.“

Es war kein Geheimnis, dass Voldemort den einfachen Worten seiner Leute nicht traute und drang daher ohne Vorwarnung in den Kopf seines Gegenübers ein. Und Harry gleich mit.
 

Zu sehen war ein Friedhof. Ein wenig heruntergekommen, aber manche Stätten waren, wenn auch einfach, gut gepflegt. So auch der Stein, der nun in den Fokus rückte. Harrys Herz setzte für eine Millisekunde aus, als er las, wer da begraben lag. Eileen Snape, geb. Prince.

Harry wusste, dass dieser Grabstein ein vorgeschobenes Bild war um Voldemort in Sicherheit zu wiegen, aber er zweifelte nicht daran, dass es diesen Grabstein wirklich gab. Und endlich konnte Harry Severus ein bisschen besser verstehen. Der Todestag seiner Mutter war auf den 09.01.1973 datiert.

„Ah das Grab deiner Mutter. Ich habe es noch nie gesehen. Seine Eltern soll man ehren. Es sei dir verziehen Severus. Die Princes waren eine mächtige Familie. Was ist mit deinem Vater?“

„Ich weiß nichts über ihn“, kam es fast schon zu schnell über Snapes Lippen. Das fiel auch dem dunklen Lord auf.

„Nun, eigentlich interessiert es mich auch nicht wirklich. Du darfst darüber schweigen, aber ich dulde es trotzdem nicht, wenn man mich belügt“, sagte er sanft. Tückisch, für einen Unbefangenen, den jeder wusste was nun folgen würde. Der erste Folterfluch flog und Harry klinkte sich aus.
 

Als er sich psychisch wieder im Bett im Grimmauldplatz befand, schaltete der Held sofort. Snape würde die Verletzungen alleine durchstehen und wahrscheinlich keine Hilfe suchen, also aktivierte er sein Armband um einen Notfall zu simulieren. Die Zwillinge hatten es mittlerweile ausgebessert. Zwar immer noch nicht perfekt, aber mittlerweile konnte es auch betätigt werden, wenn überhaupt jemand, der das Armband trug, in Gefahr schwebte. Dass es funktionierte, bestätigte Harry in seinem tun, dass es Snape wirklich nicht gut ging. Hoffentlich unterlag Severus nicht lange der Folter und schaffte es noch zu apparieren.
 

Ein lautes Poltern und ein erschrockener Ausruf von Molly und Sirius gaben Harry nach 20 Minuten des Wartens die Antwort. Er stürmte nach unten.
 

„Verdammt du blutest mir alles voll, steh auf!“, schimpfte Sirius und packte Severus am Kragen, der zusammengesunken auf den Boden kniete.

„Griffel weg, Black“, zischte er und schlug die Hand weg.

Als Snape Harry unversehrt durch die Tür hüpfen sah, blitzte Empörung bei ihm auf.

„Potter“, knurrte er drohend.

„Ja, ja, später“, fuhr im Harry dazwischen. Er lies Snape sich auf seine Schulter stützen und wies Molly an sauberes Wasser, Verbandszeug und Handtücher zu holen und humpelte mit seinem Patienten in den nächsten Raum der eine Liegemöglichkeit bot. Die Bibliothek. Angesprochene war perplex und verstand die Situation nicht, doch sie erkannte sehr wohl, dass Severus Hilfe brauchte, also brachte sie Harry was er verlangt hatte.
 

Harry buxierte Severus auf die Couch, wo er ihm erst einmal das Hemd zerriss.

„Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen soll“, kommentierte der Verletzte trocken. Musste sich allerdings die Rippen halten, als er aufhustete.

„Nur wenn du einen Leichenbestatter glücklich machen willst“, schoss Harry zurück. Severus schnaubte und schaute ein wenig abschätzend auf seinen völlig zerschundenen Körper.

„Ich bitte dich, der guckt mich doch nicht mal von der Seite an“, frozelte er, doch für den Gryffindor war diese lapidare Ausdrucksweise ein deutliches Indiz dafür, dass er nicht mehr all zu lange bei Bewusstsein bleiben würde, wenn er nicht bald behandelt wurde.

Harry wollte gerade etwas erwidern, da kam Molly mit Sirius im Schlepptau herein. Die achtfache Mutter machte ein äußerst betroffenes Gesicht als sie Snapes ramponierten Oberkörper sah. Harrys Blick blieb bei Sirius hängen.

„Sirius. Raus“, sagte er nur und sein Pate schaute ihn perplex an.

„Wieso?“

„Weil du nur Ärger machst. Du bist nicht hier um zu helfen“, antwortete Harry offen.

Severus konnte sich ein flüchtiges Grinsen nicht verkneifen, dass den Rumtreiber sofort auf die Palme brachte.

„Dem geht’s doch gar nicht so schlecht!“

Es war Molly, die einschritt. Sie stellte sich zwischen Pate und Patenkind und fragte an Harry gewandt: „Kommst du zurecht?“

Harry nickte, und Sirius wurde von der gutmütigen Frau hinausbegleitet.

„Wieso lässt du ihn allein? Er könnte Harry was antun!“, protestierte der Hundeanimagus.

„Vertraust du Harry?“

„Natürlich, aber-“

„Dann lass ihn machen.“

Die Tür schloss sich.
 

Harry wandte sich wortlos der Behandlung zu. Cruciatus und Schneidefluch. Der Schüler holte mit einem Accio ein paar Heiltränke, die er während der Ferien gebraut hatte. Es waren welche für Fortgeschrittene und Harry war froh, dass er vorgesorgt hatte. Snape hielt die ganze Zeit die Augen geschlossen und entspannte sich komplett.
 

„Ich hätte das schon überlebt.“, sagte er schließlich, als Harry nach fast einer Stunde geendet hatte. Seine Augen fixierten nun den Jüngeren, der den Blick müde erwiderte.

„Ich aber nicht“, sagte er. Die Reaktion Snapes darauf war interessant. Als hätten diese Worte eine physische Macht gehabt, zuckte sein Körper kaum merklich zusammen. Seine Muskeln waren leicht angespannt und er schaute Harry ein wenig fassungslos an. Der redete weiter. „Ich weiß wo du noch vor wenigen Augenblicken warst. Und es hätte mich fertig gemacht, dich damit allein zu lassen.“

Harry wollte noch so viel mehr sagen. Zum Beispiel, dass er ihn vermisst hatte.

„Du warst wieder in seinem Kopf?“, fragte der Mann neben ihm. Harry nickte.

„Und du warst demnach auch in meinem Kopf?“, fragte Severus weiter und Harry nickte wieder. Der Tränkemeister gab ein Laut von sich, dass eine Mischung aus Seufzen und Schnauben war.

„Neugieriger Bengel.“
 

Gerade als Harry Severus aufgeholfen hatte, damit er sich wieder ankleiden konnte, klopfte es zaghaft an der Tür und Molly linste hinein. Hinter ihr stand Sirius.

„Ah, du kannst wieder stehen. Bist du aufgeflogen?“, fragte der Rumtreiber kühl. Bevor sich die Gefahr eines Streites überhaupt anbahnen konnte, hatte Harry die Antwort übernommen.

„Nein Sirius, das ist der Preis, damit er eben nicht auffliegt“, sagte er ruhig mit einem leichten drohenden Unterton. Für einen winzigen Moment musste Sirius stutzen, doch fiel schnell in sein altes Muster zurück.

„Dann kann er wieder abhauen.“

„Nichts lieber als das“, knurrte der Mann auf der Couch.

„Kommt nicht in Frage! Er bleibt hier und außerdem tobt draußen gerade ein heftiges Gewitter“, schaltete sich Molly ziemlich empört ein und wie zur Bestätigung zuckte ein Blitz durch den Himmel und erhellte den Raum kurz mit kaltem, weißen Licht. Natürlich war es Sirius egal. Hätte er das alleinige Entscheidungsrecht gehabt, hätte er Snape fortgeschickt. Doch er hatte es aus irgendeinem Grund nicht. In seinem eigenen Haus merkte er, dass er es nicht über ihre Köpfte hinweg bestimmen konnte und gab sich geschlagen.

„Fein, er kann in der Dachkammer schlafen.“
 

Die Dachkammer entpuppte sich zwar als geräumiger, aber kalter und zugiger Ort. Durch winzige Nischen pfiff der Wind hindurch und ließ hier und da paar alte Stützhölzer knarzen. Harry und Severus ließen den düsteren Raum einen Augenblick auf sich wirken.

„Naja, besser als ein Schrank“, fällte der Gryffindor schließlich sein Urteil und breitete das Bettzeug aus, dass Sirius sich von ihm hatte erpressen lassen. Und es war nichts, was man mit ein paar Zaubern hinkriegen konnte.

„Keine Widerworte?“, fragte Harry leicht skeptisch, als der Tränkemeister immer noch in der Tür stand und den Blick über die Decke wandern lies ehe er schließlich bei Harry stoppte.

„Lässt mein Pfleger mich denn gehen?“, sagte er mit leichtem Sarkasmus in der Stimme. Mit einem leichten lächeln schüttelte besagter Pfleger den Kopf. „Nein.“
 

„Severus, das Grab deiner Mutter... Ist es echt?“

Als sie die Schlafstätte fertig eingerichtet hatten, hatte Harry das einfach fragen müssen. Dieses Bild hatte ihn den ganzen Abend über begleitet und er würde keine Ruhe finden, bis er Antworten hatte. So viele wie Severus ihm geben würde. Der lies ein paar Sekunden verstreichen bis er antwortete.

„Ja.“

Harry atmete tief durch.

„Das Datum... Es ist nicht der einzige Grund wieso es dir an deinem Geburtstag schlecht geht, oder?“

„Nein“, antwortete Snape genauso knapp. Der zusammengepresste Kiefer und der verschlossene Ausdruck in den Augen, zeigten Harry, dass er sein Limit bereits erreicht hatte. Das war ok, befand der Schüler. Er wollte sich gerade abwenden, als sich Severus noch ein paar Worte abrang.

„Ich werde es dir erzählen. Bald. Zur gegebenen Zeit.“

Harry nickte, dass er verstanden hatte. Er wollte sich schon in sein Zimmer begeben, als ihm auffiel, dass Snape nun in einem Haus schlief, in dem er sich unwohl fühlte und höchstwahrscheinlich hasste. Zudem hatte er selbst nun ein äußerst sensibles Thema angesprochen, dass den Tränkemeister mit Sicherheit aufgewühlt hatte.
 

Also acciote er kurzerhand seine Matratze samt Kopfkissen und Decke in den Raum, was nur von einer angehobenen Augenbraue seitens Snape quittiert wurde. Harry erklärte sich nicht, als er in seiner Schlafhose und einem alten T-Shirt unter die Decke schlüpfte. Severus sagte nichts dazu, behielt Harry aber im Blick während er seine Hose ebenfalls in eine Schlafhose umwandelte und den Oberkörper frei lies. Es kam Harry unglaublich intim vor, doch er machte sich nicht die Mühe wegzuschauen. Schließlich legte sich auch der düstere Mann ins Bett und löschte das Licht.

„Gute Nacht, Severus“

„Gute Nacht, Harry“
 

Es war lange her, dass Harry einen Alptraum hatte, doch in jener konfusen Nacht war es wieder soweit. Im Nachhinein konnte er gar nicht mal mehr genau sagen was er geträumt hatte, aber er hatte genug Terz gemacht, dass Snape ihn wecken musste. Er zuckte und zitterte und gab leise Schreie von sich als wenn er Schmerzen leiden würde. Ein Rütteln an seinen Schultern holte ihn in das Hier und Jetzt zurück.

Automatisch griff er nach dem Arm in seiner Nähe und blinzelte Perplex und etwas orientierungslos in Severus Gesicht. Es waren die schwarzen Augen die er zuerst wahrnahm und ihn sofort beruhigten.

„Severus. Tut mir Leid“, krächzte er und setzte sich auf.

„Wofür entschuldigst du dich?“

„Ich habe dich geweckt. Dabei brauchst du den Schlaf wahrscheinlich dringender als ich. Ich habe den Silencio einfach vergessen.“

„Ich habe nicht geschlafen“, gestand der Mann und Harrys Blick fiel auf eine beleuchtete Ecke indem ein angefangenes Buch lag. Er schaute wieder Snape an, der seine stumme Frage beantwortete.

„Zu viele Dinge im Kopf.“

„Wegen der Sache mit dem Grabstein?“

„Auch, ja“, gab Snape zu. Das war wahrscheinlich seine Schuld, weil er die Dinge wieder aufgewühlt hatte, dachte sich Harry. Doch ehe er sich entschuldigen konnte, kam ihm Snape zuvor.

„Passiert das öfter?“

Harry zuckte die Schultern.

„In letzter Zeit nicht. Meistens erinnere ich mich nicht mal mehr an meine Träume.“ Der Held runzelte die Stirn. „Auch jetzt erinnere ich mich nicht.“

Severus hob seine Hand und strich eine Träne von Harrys Wange.

„Dein Körper erinnert sich aber sehr genau daran.“

Er bemerkte das immer noch unterschwellige Zittern des Jüngeren und fasst einen Entschluss. Er erhob sich aus seiner knienden Position und ging zu seinem Bett. Dort schlug er die Decke zurück.

„Hüpf rein“, forderte er.
 

Ein wenig irritiert verließ der Schüler sein Bett und kletterte in das von Severus. Harry ging davon aus, dass sich der Tränkemeister wieder dem Buch widmen wollte, doch er löschte das Licht und legte sich dazu. Er schlang den Arm um den kleinen Körper und drückte ihn an sich. Harrys Herz begann zu rasen.

„Und jetzt schlaf“, hörte er noch die gemurmelte Forderung.

„Schlafen?!“, fragte Harry ein wenig unverständlich. Wie sollte er so schlafen?

„Mhm...“, brummte der Tränkmeister hinter ihm. Offenbar war er schon auf dem besten Wege dahin. Doch Harry wusste, dass dem nicht so war. Snape hatte mit dem Buch versucht sich abzulenken, dann würde er jetzt mit Sicherheit nicht einfach so einschlafen.

Er fragte sich, wieso Severus das machte. Er bot Harry mit dieser Geste Schutz und Geborgenheit, aber er selbst hatte doch nichts davon, oder? Jetzt lag er ja schließlich doch im Bett und musste zwangsläufig an die Dinge denken, von denen er sich hatte ablenken wollen.
 

Während der Schüler darüber sinnierte, wurde er immer müder und sein Körper beruhigte sich. Seine Gedanken wurden träger und er beschloss, ein anderes mal darüber nachzudenken. Wie schon einmal stellte er fest, dass Severus Arme der tollste Ort der Welt war. Er fühlte sich beschützt und unglaublich wohl und entschied, es einfach zu genießen. Er wagte es nicht zu sprechen, also legte er zaghaft seine Hand über die Snapes um seinen Dank auszudrücken. Und diese kleine Geste führte letztendlich dazu, dass Harry doch verstand, was es mit der Situation auf sich hatte. Er hätte fast darüber geschnaubt und gleichzeitig machte es ihn glücklich.

Bei der Berührung hatte Severus kaum merklich gezuckt und nach wenigen Sekunden Harry dichter an sich gezogen.

Hier ging es nicht nur darum Harry zu trösten. Sondern, dass er sich selbst erlaubte Halt in Form von Nähe zu suchen. Dass er sich erlaubte sich wenigstens für ein paar Stunden wohl zu fühlen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2018-09-30T19:53:18+00:00 30.09.2018 21:53
Die zwei sind einfach nur Zucker! Ich finde es fantastisch, wie du die charakterliche Entwicklung der beiden voran treibst. Wie du ihre Geheimnisse Schritt für Schritt aufdeckst und miteinander verwebst. Und obwohl ich es zu Beginn deiner FF nicht gedacht hätte: dir gelingt es einfach fantastisch, dabei auch authentisch zu bleiben und nicht in Kitsch abzudriften.
Von:  sweet_tod
2017-01-26T17:08:01+00:00 26.01.2017 18:08
*seufz*
Ich liebe diese story!
Wobei mir sev gerade extrem leid tut! Wie wird voldi reagieren wenn er sev wider sieht. Und ich stelle mir das echt schlimm vor wenn ich mir an sevs stelle den arsch aufreisen würde und jedes mal mein leben riskire kein bisschen dabkbarkeit kommt . Im Gegenteil er wird noch von allen missachtet! Auser Harry! Seufz*

Ich freue mich auf den nächsten Teil!
Lass uns bitte nicht so lange warten ;)

Lg sweet
Antwort von:  Fabien
01.03.2017 21:35
Hallo!
Severus hat im Moment nicht mehr vor Voldemort zu befürchten als sonst auch. Er konnte erst nach dem "Meeting" zu Harry apparieren. Also hat Voldemort nix mitbekommen. und wie sein Gefolge nach der Folter zurecht kommt, ist ihm schnurz-piepe.
Severus kennt fast nichts anderes mehr als Misstrauen. Mit Harry an seiner Seite erlebt auch er die Welt nochmal neu. Die brauchen und helfen sich gegenseitig : )

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel : )

LG

Fabien
Von:  Ka-Sei
2017-01-25T00:32:51+00:00 25.01.2017 01:32
Hoffentlich wird das Erwachen nicht durch ungebetene Gäste/ Eindringlinge negativ beeinflusst. Ich würde den beiden einen entspannten Morgen nach diesem anstrengend Tag und der bisherigen Nacht echt wünschen!
Antwort von:  Ka-Sei
25.01.2017 01:33
Liebe Grüße, Ka-Sei
Antwort von:  Fabien
01.03.2017 21:32
Huhu!
Ob sie gestört werden, kannst du ab heute nachlesen : ) Drücken wir ihnen die Daumen.
Aber bedenken wir: Severus ist Spion und Meister des perfekten Timings.

LG

Fabien
Antwort von:  Ka-Sei
01.03.2017 21:51
Hab ich gerade schon gelesen :)
Schönes Kapitel! Das Ende ist sowohl traurig als auch schön!
Liebe Grüße, Ka-Sei
Von:  BloodyRubin
2017-01-24T21:22:27+00:00 24.01.2017 22:22
Das...war...so...SÜß!
Und ich kann im Moment einfach nicht anders, als Sirius und die anderen zu hassen. Naja, am meisten Sirius.
Kann der nicht einmal Ruhe geben? Ich meine, Snape hat ihm den A...llerwertesten gerettet. Und seine Art, sich zu bedanken, ist einfach nur zum Kotzen. Genau wie Molly.
Nun, wahrscheinlich kennt Severus es gar nicht mehr anders und vielleicht hat er auch das Gefühl, nichts Besseres verdient zu haben. Aber das stimmt einfach nicht und es ist so furchtbar ungerecht. Ich bin wirklich froh, dass Harry für ihn da ist und habe mich wie ein kleines Kind gefreut, als die beiden einfach nebeneinander geschlafen haben.
Ich bin total gespannt, wie es weitergeht und freue mich jetzt schon auf das nächste Kapitel. ^^

LG,
BloodyRubin
Antwort von:  Fabien
01.03.2017 21:30
Hallo!
Danke, ich mochte das Ende des Kapitels auch sehr. Und es war auch notwendig, damit Severus etwas lernt. Oder anders: etwas feststellt : )
Er lernt körperliche Geborgenheit kennen und wir wissen alle, wenn man einmal Blut geleckt hat...
Sirius ist schwierig. Auf eine krude Art und Weise, meint er es sogar gut. Leider aus den falschen Beweggründen und der falschen Perspektive.
Molly ist gar nicht so schlimm. Tatsächlich ist sie von dem ganzen Haufen die Unbefangenste (Außer die Zwillinge, Ron und Hermine noch natürlich).

Hab viel Spaß mit dem neuen Kapitel : )

LG

Fabien
Von:  Omama63
2017-01-24T21:07:38+00:00 24.01.2017 22:07
Harry scheint der einzige zu sein, der sieht, wie schlecht es Severus geht.
Sirius sollte sich zurück halten, sonst wird er von Harry Ärger bekommen.
In dem Fall, war es gut, dass er einen Alptraum hatte, sonst wäre er Severus nicht so nahe gekommen. Severus hat es aber auch genossen, dass Harry bei ihm gelegen hat. Auch eine Severus Snape hat Gefühle und braucht ab und an mal etwas Wärme und Geborgenheit.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht und ob am Morgen jemand reinplatzt und die Beiden in einem Bett findet.

LG
Omama63
Antwort von:  Fabien
01.03.2017 21:24
Huhu!
Klar ist harry der einzige, der sieht wie schlecht es Severus geht. Er kennt ihn am besten. Ich denke, nicht mal Lily hat ihn besser gekannt.
Stimmt, machmal können schlimme Dinge zu etwas schönem führen. Nennt man das Glück im Unglück? XD
Die beiden brauchen sich einfach gegenseitig. Es kann ja nicht immer nur einer stark sein.

Hab viel Spaß mit dem neuen Kapitel : )

LG

Fabien


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