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The Darkness Inside Me

von

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Barlume di speranza.


 

Hoffnungsschimmer

30. November 2012

6:00
 

Summend linste die blonde Attentäterin durch das Zielfernrohr.

Innerhalb des Trupps existierte eine klare Aufgabenverteilung und ihren Part mochte Kalifa. Warten, auskundschaften, etwaige Vorarbeit leisten oder im Notfall Rückendeckung geben.

Darin lag ihre Spezialität und im Laufe der Zeit führte sie ihre Aufträge auf ähnliche Weise aus – präzise aus der Distanz heraus, wenngleich sie hie und da, der Abwechslung wegen, liebend gern auf Nahkampf umstieg.

Das Summen half ihr wiederum die nötige Konzentration aufrecht zu halten, besonders an Tagen wie diesem, wo sie über vierundzwanzig Stunden wach war. Durchbrach die störende Stille – Funksprüche erfolgten kaum, bislang verlief alles nach Plan.

Bislang.

„Stopp!“, befahl Kalifa. „Bleibt in Deckung!“ Während sie auf Abstand zum Geschehen zurückblieb und die notwendige Übersicht wahrte, näherten sich ihre Freunde nach und nach dem Ziel.
 

Was ist?“, fragte Robin flüsternd.

Kalifa wartete noch mit ihrer Antwort. Gebannt starrte sie zum Haupteingang, wo plötzlich reges Treiben herrschte. Zwei Wagen fuhren vor und während sie sich fragte, was sie vorhatten und ob eine Planänderung her musste, stockte ihr Atem.
 

Klär uns auf!“, knurrte Franky, dem das Stillstehen offenbar missfiel.
 

Bitte!“, fügte Kaku schnaufend hinzu, wohl wissend, dass sie manchmal sehr auf Höflichkeiten Wert legte.
 

„Wartet!“ Natürlich verstand Kalifa die Ungeduld ihrer Freunde, zumal ihnen der Überblick, den sie hatte, fehlte.

Und was geschah, verstand Kalifa keinesfalls. Sakazuki kam heraus und stieg eilig in den vorderen Wagen ein. Von Bonney fehlte jegliche Spur.

Als sie losfuhren, beobachtete Kalifa alles haargenau, fuhr sich allerdings fragend durchs Haar. Das Blatt wendete sich somit. Ohne seine Anwesenheit konnten sie anders agieren, und doch irritierte Sakazukis Abgang.

„Er ist weg“, murmelte sie.
 

Wer?“, meldete sich Franky sogleich.
 

Was ist mit Bonney?“, hörte sie Robin.
 

„Sie habe ich nicht gesehen. Ist einfach gefahren und hat sechs Männer mitgenommen. Ihr könnt den Laden stürmen.“ Statt erleichtert aufzuatmen, spürte Kalifa ein ungutes Gefühl in der Magengrube. Dem traute sie nicht.
 

Warum lässt er sie hierher bringen und haut dann gleich ab?“, hinterfragte Kaku.
 

Ist heut wohl unser Glückstag!
 

Wir passen besser auf. Ich trau dem Ganzen nicht“, sprach Robin Kalifas Gedanken aus.

Vermutlich wartete eine böse Überraschung auf sie.

Los jetzt!
 

4:49
 

Bonney wartete in seinem Arbeitszimmer, das erwartungsgemäß prunkvoll eingerichtet war, aber alt, wie aus einer anderen Epoche.

Der Stuhl, auf den Doberman sie geschubst hatte, war äußerst unbequem, so rutschte sie immer wieder unruhig hin und her. Das Aufstehen ließ sie lieber, Sakazuki konnte jede Sekunde auftauchen und er hatte es nie gemocht, wenn jemand in seinem Arbeitszimmer neugierig umher wanderte, es gar suchend durchstöberte.

Ferrara, das hatte Bonney mitbekommen.

Die Stadt kannte sie gerade vom Namen, vom Haus hatte sie nichts gewusst. Im Grunde genommen war Sakazuki stets sehr nahe gewesen, wohnte er denn hier.

Für eine Flucht hatte sie somit schlechte Voraussetzungen – überhaupt verlor sie allmählich jegliche Hoffnung, sich nochmals aus der Schlinge zu ziehen.

Brummend vergrub Bonney das Gesicht in ihren Handflächen. Mittlerweile setzte eine bleierne Müdigkeit ein, die Stunden hatten an ihren Kräften gezerrt. Hinzu kam der ständige Gefühlswandel. Einerseits empfand sie große Furcht, die binnen Sekunden in unsagbare Wut umschlug.

Trat sie ihm gegenüber, was würde sich durchsetzen?

Bonney durfte sich nicht einschüchtern lassen. So half sie ihm. Lieber Parole geben, ihm keine unnötige Angriffsfläche bieten.

Als sich die Tür dann öffnete, erstarrte Bonney und einmal mehr verriet der Körper den Geist. Kaum hörte Bonney den ersten Schritt, schon lief es ihr kalt den Rücken hinab.
 

„Ist lange her.“

Langsam ließ Bonney ihre Hände sinken, blickte allerdings zu Boden und war bedacht, ihren Körper unter Kontrolle zu halten – keine Angriffsfläche ermöglichen.

Vor ihr blieb Sakazuki stehen.

„Zehn Jahre. Hab gehört, du hast dich ausgetobt – sieh mich an!“
 

„Fottiti!“,

Ungestüm packte er Bonney an der Kehle und zog sie vom Stuhl hoch.
 

„Dieselbe überhebliche Göre und dich haben sie entkommen lassen!“

Schief grinsend blickte sie Sakazuki entgegen, vom dem sie ihrerseits behaupten konnte, dass er dasselbe jähzornige Arschloch war, das sie in Erinnerung hatte.

„Das wird dir noch vergehen, spätestens beim Wiedersehen mit deinem Bruder.“
 

„Was?“, stieß Bonney atemlos hervor.

Ruckartig zog er seine Hand zurück und Bonney versuchte auf den Beinen zu bleiben.

„Was redest du da?“
 

„Katakuri.“
 

„Was hat sich geändert?“, war alles, das Bonney in den Sinn kam. Diese Information änderte schlagartig alles und wild schlug ihr Herz. Ihre Familie mischte mit. Woher der Sinneswandel?

Der Schock saß somit tief.
 

„Hast du dich je gefragt, warum ich dich in Ruhe lasse?“, begann Sakazuki süffisant, „Du bist diesen Stümpern entkommen, aber ich habe nie aufgehört dich zu suchen. Hat sich ausgezahlt – leider warst du nutzlos! Bis jetzt. Mama braucht dich.“

Überfordert hob Bonney den Kopf.
 

„Als ob sie sich für mich interessiert! Hätte sie mich gewollt, wäre ich längst geholt worden! Ich bin unwichtig!“ Charlotte Linlin stand weit oben in der Hierarchie, hatte Spitzel und Agenten weltweit verstreut. Wollte sie jemanden finden, gelang ihr das problemlos. Eine Frau wie sie benötigte keinen Mittelsmann.
 

„Eine Dekade ist lang und manchmal sind Kompromisse unumgänglich. Als ihre Tochter weißt du, dass sich jedes Kind einer Rolle fügen muss. Am Ende bist du eben keine Ausnahme.“
 

„Für Verräter hat die Hexe nie etwas übrig gehabt. Ist sie so verzweifelt?“ Sakazuki pokerte gern, aber gehaltlose Einschüchterungen widersprachen seiner Art. Ein Funken Wahrheit steckte stets dahinter.

Brauchte Big Mom sie wirklich, dann für eine ungewollte, lästige Aufgabe, für die sie kein anderes Kind opferte.

„Was bringt dir der Deal?“

Taxierend lehnte er sich gegen den Schreibtisch, griff nach der Zigarrenschachtel.

Vor zehn Jahren war Bonney abgehauen und sie wusste, sie hatte ihm damals ein Geschäft versaut. Was konnte ihm nun, wo er sie eine Dekade später festhielt, eine Zusammenarbeit mit dieser Tyrannin Lukratives einbringen?

„Eine Hand wäscht die andere. Das ist Politik.“
 

„Antworte mir!“, forderte Bonney wutentbrannt.

Sakazuki war eine Sache, ihre Familie eine andere und wenn sie sich entscheiden müsste, blieb sie lieber ein Leben lang in seiner Gefangenschaft.

Die Zigarre war mittlerweile angezündet, genüsslich blies er Rauch aus und wartete. Pure Absicht um ihre Nerven zu strapazieren.
 

„Ich bin ein Arsch, aber würde ich deinem Bruder nie den Spaß verderben.“
 

6:27
 

Unruhig tigerte Bonney durchs Zimmer, in das Doberman sie gleich nach dem Gespräch gebracht hatte. Ihn bot all das größten Grund zur Freude und seine Gehässigkeit hatte er vollends ausgekostet. Ihrerseits war ein schnippischer Kommentar im Hals stecken geblieben. Zu sehr machte Bonney die Familie zu schaffen.

Nun steckte sie also fest – würde sie nicht um ihre Zukunft bangen, so hätte sie sich längst aufs Bett geworfen, das leider einen recht bequemen Eindruck machte und sie förmlich einlud. Müde war sie, in jeglicher Hinsicht.

So legte sie sich nie einen passenden Plan zurecht.

Nicht schlafen.

Lieber die Beine vertreten, nach Lücken suchen.

Das Licht hatte Bonney ausgemacht, hoffend etwas im Schein des Mondes zu erhaschen. Fehlanzeige. Sie befand sich im zweiten Stock, was unter ihrem Fenster wartete, wusste Bonney nicht. Und die Fenster ließen sich nicht wirklich öffnen und jeder Lärm würde Doberman, der vor der Tür Wache schob, aufmerksam machen.
 

Plötzlich hörte sie Doberman erzürnt brüllen. Ein Schuss. Ein dumpfer Schlag gegen die Tür.

Ihr Instinkt riet zur Flucht oder sich auf, was auch immer dort draußen los war, vorzubereiten. Der Körper allerdings blieb stehen und drückte sich lediglich gegen die Wand neben dem Fenster.

Wenig Zeit verstrich, nichts geschah und dieses Warten empfand Bonney als nervenzerreißende Ewigkeit.

Dann betraten zwei Gestalten das Zimmer, das Licht wurde eingeschaltet.

Blinzelnd erblickte sie die Zwei und hätte sie sich nicht längst gegen die Wand gelehnt, so wäre sie vermutlich vor Schreck zurückgefallen.

„Unmöglich!“
 

6:24
 

Auf leisen Sohlen bewegte Kaku sich fort. Um keine Spuren zu hinterlassen, hatten sie sich für eine fast todsichere Lösung entschieden.

Häuser wie diese wurden meist mit Gas geheizt. Bei fahrlässiger Instandhaltung, kamen Unfälle häufiger vor. Ein kleines Leck reichte – natürlich half er nach. Der Brand würde Zeit verschaffen, sogar einen Sakazuki, wenn auch für kurze Zeit, auf die falsche Fährte locken.

Nicht ihre bevorzugte Vorgehensweise, aber in der Not wurden Prinzipien gerne über Bord geworfen und in diesem Fall mussten sie so viel Zeit rausschlagen, wie möglich.
 

Problemlos hatte er das Erdgeschoss passiert, den Weg in den Keller gefunden, nachdem ihm ein Mann netterweise einen Tipp gegeben hatte.

Sakazukis Aufbruch erleichterte ihre Arbeit, die Männer wirkten deutlich unaufmerksamer. Da hatte sich das Nähern als bislang anstrengendster Part herausgestellt. Was der Boss alles ausmachte.

Leise nahm Kaku die Steintreppe, hielt an der letzten Stufe allerdings abrupt inne. Der ausgemachte Lichtschein hielt ihn nicht direkt ab, aber die zwei Beine, die er spärlich erkannte. Jemand lag dort am Boden und das sah nicht nach einem unerlaubten Schläfchen aus.

Schneller pumpte das Herz. Das war definitiv einer von Sakazukis Handlangern.

»Hast du jemanden reingehen gesehen?«, tippte Kaku rasch, wagte es nicht einen Ton von sich zu geben.

»Dritte?«

»Ja.«

»Ich hätte euch informiert! Wer?«

Also ein Unbekannter. Sofort zückte er seine Pistole, lugte vorsichtig um die Ecke. Eine einzelne Lampe brannte, ließ ihn einen hellerleuchteten Raum am Ende des Ganges erkennen.

»Klär sie auf. Wir sind nicht allein.« Kalifa musste den anderen Bescheid geben, sie darauf vorbereiten.

Genauso wie Kaku herausfinden musste, wer denselben Plan im Schilde führte und warum eine dritte Partei anwesend war.

Erst verschwand Sakazuki und dann brachen noch andere ein? Entweder ein verdammter Zufall oder eben doch ein abgekartetes Spiel. Und Kaku konnte sich nicht entscheiden, was ihm lieber war.
 

6:39
 

„Deine Leibgarde ist miserabel. Wer stellt bloß solche Versager ein?“, trällerte einer der Männer.

Seine Stimme war nicht dieselbe, auch die Art passte nicht.
 

„Grenzt an Zeitverschwendung.“ Der andere blickte abfällig auf Doberman. Sein rotes Haar verdeckte ein Auge, aber auch er wies dieselben Züge auf.

Bonney schluckte schwer. Entweder spielte ihr ihre Müdigkeit einen grausamen Scherz oder sie sah nicht nur doppelt sondern dreifach. Besonders der zweite, der mit den grünen Haaren, sah identisch aus.

Ungläubig schüttelte Bonney den Kopf, atmete immer wieder durch.
 

„Hast nie Brüder gesehen?“, lachte der Rothaarige während er zu ihr schritt. „Familienunternehmen, verstehst du sicher.“ Grob packte er ihren Arm.
 

„Ein bisschen Spaß habe ich mir erhofft. Für die Aktion hätte sie jeden anheuern können“, gab der andere missmutig zu verstehen.

Bonney schwieg, obwohl ihr dieser eine Gedanken auf der Zunge lag, darauf pochte ausgesprochen zu werden, aber wollte sie die Antwort hören?

Besser, sie konzentrierte sich darauf, warum die beiden Doberman, um den es ihr einfach nicht leid tat, getötet hatten und sie nun mitnehmen wollten.
 

„Sprache verschlagen? Andere hinterfragen.“
 

„Big Mom, oder?“, hauchte sie atemlos. Würde Sinn ergeben. Somit hatte Sakazuki die Drecksarbeit erledigt und Bonney brauchte nur abgeholt zu werden, ohne die Abmachung einzuhalten. „Mein Bruder hat ihn zum Flughafen gelockt. Ihr holt mich ab, tobt euch aus und sorgt dafür, dass Big Mom die Tat nicht nachgewiesen werden kann. Richtig?“
 

„Schlauer als du aussiehst.“

Der Griff schmerzte und ohne Vorwarnung schliff er Bonney förmlich mit sich. Natürlich hatte ihre Mutter ein Aß im Ärmel. Vermutlich fand sie so noch eine Ausrede, um Sakazuki zu beschuldigen, ihre Zeit vergeudet zu haben oder bezichtigte ihn als Lügner und forderte adäquaten Ersatz.

Somit hatte Bonney keine Chance mehr. Die bittere Erkenntnis traf sie härter als erwartet. Schließlich hatte Bonney an einem kleinen Hoffnungsschimmer festgehalten. Ihm war sie bereits entkommen, das hätte ihr ein zweites Mal gelingen können, aber Linlin Charlotte?
 

„Damen behandelt man höflicher“, ertönte eine weitere, wohlbekannte Stimme und ihr Herz hüpfte aufgeregt. Der Rothaarige hatte sie bereits aus dem Zimmer gezerrt und so hob Bonney den Kopf, blickte den Gang hinunter.

Mit gezückter Pistole und ausdrucksloser Miene erkannte sie Franky. Erst die beiden, die diese unnatürliche Ähnlichkeit aufwiesen und dann ihr Saufkumpane. Bonney verstand noch weniger.
 

„Franky!“, stieß sie aus, unwissend, was sie sonst sagen sollte. Obwohl ihr schleierhaft war, warum ausgerechnet er in diesem Haus war, breitete sich eine unfassbare Erleichterung aus. Nie zuvor hatte sie solche Glücksgefühle empfunden, ausgelöst von seiner Anwesenheit.
 

„Wer stört?“, fragte der Rothaarige abwertend, blickte langsam über seine rechte Schulter und Bonney hinweg.
 

„Sanji!“

Ihr Verstand log also nicht.

Da schob sich der grünhaarige Mann an ihr vorbei, taxierte ihren Freund.

„Trotz Nüchternheit sehe ich doppelt. Wer seid ihr?“ Die Verwirrung stand Franky ins Gesicht geschrieben. Vermutlich suchte er selbst nach einer Erklärung.
 

„Du kennst die Mistgeburt?“
 

„Er lebt noch“, stellte der Rothaarige fest, übte einen deutlich kräftigeren Druck auf Bonneys Arm aus, die schmerzhaft das Gesicht verzog. „Wo finden wir ihn?“
 

„Antworte!“, knurrte der Grünhaarige.
 

„Die Kleine gegen Informationen. Deal?“
 

„Abgelehnt.“

Bonney blickte hoch, der Rothaarige machte keinen Spaß. Was auch immer das Problem mit Sanji war, Franky musste begreifen, dass er in der Unterzahl war und die beiden wirkten entschlossen den Auftrag auszuführen.

„Mein Vorschlag wäre, du siehst zu, wie du gegen uns ankommst. Ein fairer, waffenloser Kampf. Du gegen uns.“
 

„Zwei gegen zwei ist weitaus fairer.“
 

„Verarscht ihr mich?! Kommen Kalifa und Kaku auch noch?!“, stieß Bonney plötzlich sich gegen den Griff wehrend aus als Robin zu ihnen aufschloss.
 

„Oh, wenn du wüsstest“, grinste Franky einen Augenblick lang.
 

„Wen haben wir denn da“, trällerte der Grünhaarige belustigt. „Anscheinend bekomme ich doch noch meinen Spaß.“
 

6:50
 

„Unser Nichtsnutz lebt“, stellte der Mann verblüfft fest. Zwar humpelte er im Heizungsraum umher, aber behielt er Kaku jede Sekunde in den Augen.

Kaku hatte nicht lange gefackelt, sich angeschlichen und geschossen, bevor der Mann sich hatte umdrehen können. Hätte ihn der Anblick nicht schockiert innehalten lassen, wäre Kaku längst weiter gegangen.

Der Typ sah dem Koch, der oft mit Bonney in der Bar war, verdammt ähnlich.

„Unser Bruder“, bestätigte der Mann, „ist nicht zu übersehen, oder?“
 

„Unser?“
 

„Vierlinge. Sanji war immer der Schwächling. Dann meinte Vater eines Tages er sei verstorben.“ Er blieb stehen. „Hat uns nie gestört. Immerhin waren wir den Fehlschlag los. Hat nie in unsere Familie gepasst.“

Unverständlich schüttelte Kaku den Kopf.

„Sanji hat den Namen unserer Familie beschmutzt.“
 

„Das ist krank.“
 

„Warum? Schwäche gehört ausgemerzt.“ Sichtlich versuchte der Mann das Gewicht auf sein verletztes Bein zu verlagern. „Wo ist er?“
 

„Möchtest ihm einen Besuch abstatten?“

Der andere lachte.
 

„Du erschießt mich eh. Bin halt neugierig – Schickt euch jemand?“, lenkte er auf Kaku.

Natürlich gingen sie gegenseitig davon aus, dass sie nicht alleine agierten. Dafür war der Ort zu gefährlich. Kaku zuckte mit den Schultern.
 

„Niemand. Bei dir hab ich das Gefühl, du erfüllst einen Auftrag.“ Der andere nickte bloß und Kaku wollte unbedingt wissen, wer sich noch etwas erhoffte. „Dein Bruder lebt in Venedig und ist ein begnadeter Koch geworden.“
 

„Verstehe. Den Blödsinn mochte er schon immer.“ Der Mann holte tief Luft und richtete sich nun zur Gänze auf.

Kaku zog seine Augenbrauen zusammen als er das provokante Grinsen vernahm.

„Danke, mehr brauchte ich nicht.“
 

8:30
 

„Verdammt! Das war eine kranke Scheiße – ihr habt mir den Arsch gerettet!“, kommentierte Bonney aufgekratzt.

Da saß sie. Putzmunter auf der Rückbank des SUVs, zwischen Franky und Robin, und das Grinsen kam ihr gerade einfach nicht abhanden.

Sie stieß ein jauchzendes Lachen aus, das all den Kummer, der sie in den vergangen Jahren regelrecht erdrückt hatte, verstummen ließ. Natürlich lebte Sakazuki noch. Natürlich konnte ihre Familie einen weiteren Anlauf wagen, aber nicht heute.

„Ich habe keine Ahnung, wie ich euch das jemals zurückzahlen kann. Ihr-“
 

„Gern geschehen. Okay?“, unterbracht Franky.
 

„Halt an!“, forderte Robin plötzlich.

Seit sie losgefahren waren, hatte diese kein Wort gesagt. Fragend blickte Bonney zur Seite.

„Kalifa, halt den Wagen an. Bitte!“, presste Robin gereizt hervor, als Kalifa der Aufforderung nicht nachkam. Erst dann hielt sie am Straßenrand, warf ihrerseits einen irritierten Blick über die Schulter. Bevor jemand wirklich nachhaken konnte, hatte Robin bereits den Sicherheitsgurt gelöst und sprang aus dem Wagen.
 

„Nicht gut“, bemerkte Kaku und folgte ihr sogleich.

Franky wollte es ihm schon gleichtun, als Kalifa ihm riet im Wagen zu bleiben während sie sich um Robin kümmerten.
 

„Ist meine Schuld – Franky, versteh mich nicht falsch, ich-“ Ihre Hand wurde umfasst, sanft gedrückt. Bonney verstand weiterhin nicht, was sie dort gesehen hatte.

Mit allem hätte sie gerechnet, aber nicht mit dem. Nie wäre ihr in den Sinn gekommen, dass sich die vier Freunde auf diese Weise die Hände schmutzig machten. Und verdammt, die verstanden das Handwerk!

„Was seid ihr? Arbeitet ihr für die Regierung oder arbeitet ihr auf eigene Faust hin?“, fragte sie schlussendlich ernst und geradeaus, blickte dabei hoch. Überraschenderweise wich Franky nicht aus, allerdings schien er unglücklich zu sein.
 

„Für den, der uns anheuert“, gestand er nach kurzer Überlegung. „Eigentlich sollte niemand jemals erfahren, was wir nebenbei tun. Du und Zorro seid die einzigen, die Bescheid wissen. Verstehst du, Bonney? Wir müssen unsere Maskerade aufrecht halten.“

Nickend sah sie auf ihre Hände. Natürlich brauchte er nicht näher darauf eingehen. Bonney kannte das Scheusal der Welt und welche Konsequenzen auf ein falsches Wort folgten.

„Zorro hat’s übrigens erst heut Nacht erfahren. Wäre liebend gern selbst mitgekommen – er liebt dich wirklich.“
 

„Ich weiß“, wisperte Bonney. Schließlich fühlte sie nicht anders und darin sah sie über weite Strecke das Problem. Daher mochte sie einfache Nächte, ungebundene Affären. Nach Lust und Laune zog sie weiter. Waren echte Gefühle im Spiel und ließ sie jemanden zu nah – Bonney hätte das nie übers Herz gebracht und doch wurde Zorro mithinein gezogen.

Und nun war es sowieso zu spät.

„Wie geht’s weiter? Im Grunde können mich beide aufsuchen“, lenkte sie lieber ab. Auch dieser Punkt musste geklärt werden.
 

„Du tauchst unter, verschwindest für eine Weile, bis halbwegs Gras über die Sache gewachsen ist. Wir behalten alles im Auge und, du kannst uns vertrauen. Ich habe die richtigen Männer für solche Notfälle. Umsonst haben wir uns nicht den Arsch aufgerissen.“ Zum ersten Mal vernahm sie sein Lachen.
 

„Darf ich mich verabschieden? Persönlich, nicht am Telefon.“ Wenn Bonney schon verschwand, dann wollte sie ihn sehen. So schmerzhaft es auch sein würde. Zorro hatte es verdient. „Ich will ihn nur sehen. Bitte“, flehte sie fast schon.
 

„Okay.“
 

7:20
 

Der grünhaarige Mann wehrte sich vehement, zerrte an ihren Armen während er sie mehrmals kraftvoll gegen die Wand stieß.

Robin keuchte schmerzend auf. Beim fünften Mal winkelte sie den Fuß an, bremste den Versuch und stemmte sich ihrerseits mit ganzer Kraft ab, wodurch der andere ins Schwanken kam. Mehr brauchte sie nicht, um mit letzter Reserve den nötigen Druck aufzubringen.

Das erhoffte Knacken – welch wundervolle Melodie! – und abrupt endete der Widerstand. Der Körper erschlaffte und mit ihm fiel Robin zu Boden, wo sie die Arme zurückzog und sich nach Luft ringend auf den Rücken rollte.

In den Armen spürte sie ein schmerzhaftes Ziehen, ihre Rippen rebellierten lautstark und Schwindel überkam sie, gefolgt von leichter Übelkeit. Der Mann hatte Robin alles abverlangt.

Zeit blieb keine.

Franky hatte noch mit seinem Gegner zu tu und so drehte sie sich schwerfällig auf die Seite, erblickte ihren Freund, der sich einen heftigen Schlagabtausch lieferte.

Vinsmoke. Gehört hatte sie den Namen, zusammen mit ein paar Gerüchten, aber mehr nicht und bislang hatte sie sich auch nie für sie interessiert. Immerhin waren sie sich nie in die Quere gekommen.

Mit zusammen gekniffenen Augen suchte Robin den Boden ab und es dauerte, aber fand sie das Gesuchte unter dem Regal ihr gegenüber.

Ein schmerzliches Stöhnen unterdrückend, schliff sie sich die wenigen Meter, ergriff das erlösende Metall. Die Männer schenkten sich nichts und Robin musste abwarten, auf den richtigen Zeitpunkt, ohne Gefahr zu laufen, ihren eigenen Kameraden zu schaden.

Franky blockte, trat ihn kraftvoll in die Bauchhöhle, wodurch sie der passende Abstand ergab und den Augenblick nutzte Robin.

Drei Schüsse. Kniescheibe und Schulter. Kein Laut drang über die Lippen des Rothaarigen, auch nicht als Franky ihm mit voller Wucht gegen das angeschossene Knie nachtrat, das Bein wegsackte und Frankys Pranke den Schopf packte ehe er den Schädel gegen die Wand wuchtete.
 

„Dreckskerl!“, spie ihr Partner aufgebracht. Hastig und laut atmete er, stapfte auf und ab. „Die spritzen sich doch was!“
 

„Lebt deiner noch?“ Mittlerweile saß Robin an die Wand gelehnt da, beobachtete Franky, der sich über den anderen gebeugt hatte. Die Antwort erübrigte sich als dieser röchelnd lachte.
 

„Warum ist Charlotte hinter Bonney her?!“, knurrte Franky, drückte seine Knie in das des Mannes, verlagerte sein Gewicht darauf.

Robin hievte sich daraufhin auf die Beine, atmete gegen den Schmerz und das gerade Gehen verlangte Konzentration. Ihr Körper war am Limit, aber noch musste sie ankämpfen. Noch befanden sie sich auf feindlichem Gebiet.
 

„Fleht mich an und ich sag’s euch.“

Kalt blickte sie auf sein blutüberströmtes Gesicht, das Grinsen kam ihm nicht abhanden. Ohne Vorwarnung zückte Robin ihre Waffe, drückte ab und die Kugel durchquerte seine linke Kniescheibe.

Weder zuckte er noch drang ein Laut über seine aufgeplatzten Lippen.

„Hast du erwartet ich krümme mich vor Schmerz und bettle? Du bist erbärmlich.“
 

„Was treibt ihr solange!“ Kaku kam um die Ecke gerannt, sah zwar besser aus als sie beide, aber hatte auch er sich einen Kampf geliefert. Blut tröpfelte vom Kinn, das rechte Auge war geschwollen und atmete er schwer. „Kalifa holt den Wagen. Wir müssen abhauen!“
 

„Schlechte Verbindung“, kommentierte Franky gelassen, den Blick nicht von dem Feind abwendend.

„Robin, hol Bonney. Vielleicht spricht er doch noch.“
 

„Bezweifle ich“, entgegnete die Frau, übergab Franky allerdings die Pistole. Sollte er sein Glück versuchen. Solange der Rothaarige das Haus nicht lebendig verließ, war ihr momentan alles gleich.

Irgendwie war die Situation vollkommen aus dem Ruder gelaufen und für Robin fingen die Probleme erst an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2018-02-19T20:35:06+00:00 19.02.2018 21:35
Ach du heilige Scheiße, ich wusste nicht mal, dass Sanji Brüder hat! Stellt sich halt nur die Frage, wer hier wirklich von dem Pack missraten ist -_-. Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl, dass nicht alle Brüder draufgegangen sind..... Robin und Co. konnten Bonney zwar retten, haben aber sehr wahrscheinlich ein viel größeres Übel heraufbeschworen. Ich frage mich, welche Wendungen das noch alles nehmen wird.

V(~_^)
Von:  Leilans
2018-02-07T14:09:02+00:00 07.02.2018 15:09
Interesting chapter i wait for thenext


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