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The Darkness Inside Me

von

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Intermezzo.


 

»Intermezzo«

16. September 2012
 

„Um bei der Wahrheit zu bleiben, habe ich mir strengeren Gegenwind erwartet“, gestand Robin. Ihr Blick ruhte auf dem Inhalt ihrer Tasse.

Nach einer Woche wie dieser, ihrer ausweichenden und vielleicht gar abweisenden Art Nami gegenüber, hatte Robin bereits mit der kalten Schulter gerechnet oder eben einem Ausbruch des impulsiven Temperamentes.

Stattdessen saßen sie nebeneinander an der Theke und warteten auf das Essen.
 

„Hab halt Hunger“, entgegnete Nami ihre Schultern zuckend.

Als sie ein leises Lachen von sich gab, blickte Robin fragend zur Seite.

„Oder sagen wir, mir hat für heute gereicht, dass du mit dem Wesentlichen herausgerückt bist.“ Ein Lächeln zierte Namis Lippen während sie ihren Kaffee umrührte. „Ich hab’s ernstgemeint. Das Zeitnehmen. Ich will herausfinden wohin uns diese Reise führt – Und hättest du mich abgewiesen …“ Sie ließ den Löffel los und Nami drehte ihr den Kopf entgegen. „Ich hab nicht länger still sein können, Robin. Diese Gefühle machen mich wahnsinnig. Besonders, wenn ich keinen blassen Schimmer habe, ob es auch nur den Hauch einer Chance gibt. Dass du dich auf ein Date einlässt, ist alles, worum ich dich gebeten habe. Also, warum sollte ich dann streiken?“

Natürlich hatte Nami allen Grund gehabt, sich distanzierter zu verhalten. Robin gar zappeln zu lassen, aber warum? Um noch mehr Zeit verstreichen zu lassen in der sie unlängst hätten einen Schritt weiter kommen können? Zumal hatte ihr die Woche gereicht.

„Irgendeine Vorliebe?“, fragte Nami nach, bevor Robin überhaupt eine Antwort geben konnte. „Von Romantik bis Horror ist alles vorhanden. Nur bitte keine Dokumentation!“
 

„Such’s dir aus, ich arrangiere mich mit allem.“
 

Während des kurzen Rückwegs erzählte Robin genauer vom Handel, wie Luccis Geschäftspartner bereits eingeknickt war, als er Robin zu Gesicht bekam. Das minutenlange Diskutieren, warum der Preis angemessen und warum eben genau das nicht der Fall war.

Für diese Zeit vergaß Robin sogar die dunkle Wolke, die über Lucci schwebte und welch eine Gefahr er ausstrahlte oder wie leichtsinnig Law seinen Freundeskreis auswählte. Es zählte nur, dass sie Rob Lucci ordentlich den Tag vermiest hatte.

„ … jedenfalls hat dein Freund sich ein nettes Sümmchen gespart.“
 

„Law verwundert mich. Er passt nicht direkt in das Schema eines Antiquitätensammlers“, kommentierte Nami den Kopf schüttelnd. Vergo fiel schon eher in diese Schublade. „Definitiv nicht für illegale Stücke!“ Aber den Gedanken hatte sie bei ihrem Ziehvater bislang auch ausgeblendet gehabt.
 

„Warum er sich darauf festgebissen hat, hab ich selbst nicht in Erfahrung gebracht.“ Die Gründe jedoch, die brauchte sie nicht zu wissen. Dasselbe kannte Robin bei sich. Wollte sie etwas haben, dann ließ sie nicht locker.
 

„Soll einer verstehen, wenigstens muss ich mich nicht länger mit seiner Anwesenheit herum schlagen.“ Obwohl sie versucht hatte das Kriegsbeil tatsächlich zu begraben und sich durchaus normal mit Law unterhalten hatte, hatte Nami die gesamte Woche über gemerkt, wie ihr seine Anwesenheit zusetzte. Das Vertrauen war eben nicht gegeben. Nun, wo er fort war, obwohl er über ihre Gefühle Bescheid wusste, fühlte sie sich besser, einfach erleichtert.
 

„Hast du mich gestern so oft beobachtet?“

Nami verlangsamte ihre Schritte.

„Was ist?“, fragte Robin sogleich, blieb stehen und ein wissendes Lächeln zeichnete sich ab.
 

„Er hat dich darauf angesprochen“, stellte Nami entsetzt fest. Zog er sie auf, dann konnte er das tun, aber Robin darauf ansprechen? Das ging in ihren Augen eine Spur zu weit. Wut kroch hoch, die sie nur allzu gerne an ihm auslassen wollte, doch so schnell sie entfachte, so schnell verpuffte diese als ihre eine Strähne hinter das Ohr gestrichen wurde.
 

„Ich hab seine Aufmerksamkeit unterschätzt. Gib mir Bescheid, sollte er dir deswegen Schwierigkeiten bereiten.“
 

„Ach, haltest du ihm eine Standpauke?“, witzelte Nami und schüttelte den Kopf. „Er ist eben unberechenbar, aber habe ich ihn erst auf den Gedanken gebracht.“ Sie seufzte und blickte an Robin vorbei. „Hab zu wenig aufgepasst. Weder Montag noch gestern – Was hat er dir gesagt?“
 

„Er hat seine Neugierde aufblitzen lassen. Aber in einer Sache hat er rechtgehabt. Gestern hat er gestört.“
 


 

„Darf ich fragen, warum ausgerechnet Vivi solche Filme bevorzugt?“ Robin seufzte, hatte den Kopf an der Hand abgestützt. Nachdem sie mit Bravour eine Action-Romanze hinter sich gebracht hatte, wählte sie den zweiten Film aus, der nach Namis Angaben aus dem Repertoire der jüngeren Freundin stammte. „Der Horror bleibt bislang dürftig auf der Strecke.“

Nami rollte die Augen über.

„Das hab ich gesehen“, gluckste Robin.
 

„Weil ich dir gesagt habe, dass du dich langweilen wirst!“, verteidigte Nami ihre Geste. „Gibt’s in der Richtung überhaupt einen Film, der dir ein mulmiges Gefühl beschert?“ Sie blickte zur anderen, die sichtlich nachdachte.
 

„Nein.“

Nami stieß einen tiefen Atemzug aus. Natürlich nicht.

„Dafür macht’s Spaß zu sehen, wie du dich hie und da erschreckst“, neckte sie.
 

„Hast du dir eingebildet.“

Robin hob eine Augenbraue.

„Nochmal, du hast ihn ausgewählt. Lebe damit!“
 

„Tue ich, habe ich mich denn beschwert? Ich würde ihn lediglich nicht Vivi zuordnen.“
 

„Wie der Vater so die Tochter – Sei froh, dass ich dir nicht Die Mumie angetan habe. Kobra steht auf diese Filme.“ Nami wusste sehr wohl, wie Robin zu diesen stand. Sie mochte sie nicht.
 

„Tu dir keinen Zwang an.“ Auch wenn sie diese Filme verabscheute, so würde sie ihn ansehen, ihretwegen.
 

12. Oktober 2012
 

„Nicht schlecht“, brachte Nami staunend hervor, als sie sich umsah. Alles schrie förmlich nach Geschichte. „Werde ich eine Mumie finden?“, scherzte sie und schritt auf eine Ritterrüstung zu.

Robins Blick folgte der anderen.
 

„Mir wurde gesagt, dass mein Vater Interesse am Mittelalter hegte, wenngleich seine Forschung einen anderen Schwerpunkt aufwies. Vermutlich privates Interesse.“ Im Haus befanden sich mehrere Rüstungen. „Aber nein, eine Mumie bleibt dir erspart.“

In Zukunft würde sie öfter hierher reisen, deshalb hatte sie das Haus auf Vordermann gebracht, war drei Tage vor Nami angereist.

Und bevor sie ein Hotel bezog, lebte sie lieber in all den Erinnerungen. Erinnerungen, die sie womöglich aufleben lassen musste, um das Rätsel zu lösen.

„Roji störte das Anwesen. Oft musste ich mir eine Standpauke anhören. Als ob ich in mein eigenes Heim einbrach.“ Hätte ihre Tante die notwendige Macht besessen, so hätte sie einen Käufer gesucht. Zu ihrem Pech und Robins Glück hatte Olvia ihr Vermächtnis geregelt hinterlassen.

Wehmütig dachte sie an jene Zeit zurück.
 

„Versteh einer deine Tante.“ Nami zog eine verachtende Miene. Jeder musste wissen, welche Emotionen Robin mit diesem Haus verband. „Und du hast lange Zeit gemieden hierher zu kommen.“
 

„Weil Wunden eben nicht immer heilen – Komm, ich führ dich herum.“

Fünf Tage hatten sie und obwohl der Großteil noch unerforscht war, hatte sie Nami mitgenommen. Etwas, das ihr neuerlich aufzeigte, welch wichtigen Teil sie in ihrem Leben einnahm. Nami wusste bereits mehr als alle anderen, die vor ihr waren.

Vielleicht machte sie einen Fehler, aber zum ersten Mal seit langem, fühlte sich etwas Falsches zu richtig an.
 

„Mal sehen, was ich in deinem Zimmer finde.“ Die Neugierde kochte allmählich über. Feixend spähte sie über die Schulter hinweg.
 

„Wenig. Persönliches ist mitgekommen.“ Alles, das persönlich genug war. Vieles blieb aber zurück.
 

13. Oktober 2012
 

Gemächlich spazierten sie die Newa entlang.

Neben dem obligatorischen Erkunden wollte Nami die Tage nützen um mehr über ihre Freundin zu erfahren. Über ihre Vergangenheit, ihre Kindheit, das Leben in dieser Stadt.

Obwohl Robin in manchen Belangen noch äußerst schweigsam agierte, ließ sie mehr zu als bis vor kurzem angenommen, und so kamen sie an der Eremitage nicht herum.

Und dann, aus heiterem Himmel, stellte sie Nami eine Frage, die sie so nicht erwartet hatte.
 

„Bist du dir sicher?“ Fragend schielte Nami hoch. Dieses Mal hatte Robin definitiv mehr Zeit als bei ihrem letzten Besuch. Umso sicherer war sie gewesen, dass diese nun die Konfrontation mit ihrer Cousine suchen würde, aber das Vorhaben überraschte.

Bei all dem Gesprächsstoff, der zwischen den beiden herrschte, glaubte Nami zu wissen, dass sie lediglich über einen Bruchteil Bescheid wusste. Erzählungen reichten und zeigten, wie sehr Robin damals unter dem Einfluss von Tante und Cousine litt.

Sollte sie dabei tatsächlich stören?
 

„Ich zwinge dich nicht, Nami. Wenn du möchtest, kannst du gerne bleiben oder einen Bummel in der Stadt unternehmen. Um deine Orientierung mache ich mir keine Sorgen.“
 

„Aber du möchtest, dass ich dich begleite, richtig?“
 

„Mir wäre wohler, ja. Zudem treffen wir uns nicht für ein Gespräch unter vier Augen. Ihr Mann ist anwesend, bestimmt auch die Kinder.“

Leicht flatterte Namis Herzschlag.
 

„Okay“, war alles, das Nami sagte. Erzählungen waren eine Sache, aber das Robin sie tatsächlich miteinband, eine andere, an die sich Nami wohl erst gewöhnen musste.

Natürlich, vor ihrer Beziehung hatten sie oftmals Themen wie diese angeschnitten, aber bei einer Frau, die Gedanken lieber für sich behielt, war manches eben nicht selbstverständlich.
 

„Was ist?“, hinterfrage Robin als Nami innehielt und starr das fließende Wasser betrachtete.

Stirnrunzelnd behielt sie ihre Freundin im Auge, die nur langsam den Blick abwendete, die Hände in die Jackentasche steckte und kopfschüttelnd weiter marschierte.

„Nami?“
 

„Bloß ein Gedanke.“
 

„Und welcher?“

Nami lachte.
 

„Erzähl ich dir – irgendwann!“
 

14. Oktober 2012
 

„Besser als erwartet, oder?“, fragte Nami bei der Rückkehr. Bislang hatte Robin kein Wort zu dem gesagt, das Gespräch lieber auf andere Themen gelenkt. „Ihr Mann ist nett.“ Mit ihm hatte sie sich vorwiegend unterhalten und Nami hatte gemerkt, dass er sich insbesondere für Robins Arbeit interessierte. Da wunderte sie sich nicht, warum Mizuira über Robins Werdegang bestens informiert war.

Robin schritt seufzend Richtung Küche.

„Komm, was ist es?“, folgte Nami ihrer Freundin, die schnurstracks ihren Lieblingswein öffnete.
 

„Oran lässt mich grüßen, er würde sich gerne treffen, aber …“, brach Robin ab, schenkte zwei Gläser ein und ihr Blick blieb an ihrem Glas haften. Erneut stieß sie einen Seufzer aus, stützte sich dabei an der Arbeitsplatte ab.

Nami verstand. Roji hatte ihren Einfluss nicht verloren und nicht jeder änderte sich über die Jahre. Langsam trat Nami neben ihre Freundin, schlang einen Arm um ihre Taille.
 

„Bei allem, das vorgefallen ist, hast du nie daran gedacht, irgendwann mit deiner Cousine am Tisch zu sitzen und normal zu reden. Trotz ihrer Mutter.“ Für Nami war dies schon mehr als Robin wohl je erwartet hatte. „Wer weiß, vielleicht springt er eines Tages über den Schatten und ignoriert ihre Einwände.“
 

„Irgendwie merkwürdig. Jahre habe ich keinen Gedanken an sie verschwendet und plötzlich – Oran wird ewig nach ihrer Pfeife tanzen.“
 

„Dann lass ihn.“
 

„Ah, und Mizuira hat vorgeschlagen, den nächsten Urlaub in Venedig zu verbringen.“ Verblüfft schüttelte Robin den Kopf. Erneut überraschte sie ihre Cousine. „Was soll ich davon halten? Ich bin dann wohl selbst auf Urlaub.“

Nami lachte.
 

„Komm schon, so schlimm wäre das gar nicht.“

Skeptisch blickte Robin zur Seite. Noch immer wusste sie nicht so recht, was sie von dieser Wandlung hielt. Aber, so dachte sie, sollte sie sich nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen. Das Gespräch war vorüber, sie hatten sich in gewissem Maße ausgesprochen und ein paar Tage blieben sie noch.

Die Skepsis wich, ein sanfter Ausdruck kam zum Vorschein und sie beugte sich näher.
 

„Danke. Ohne dich hätte ich den Abend wohl nicht über die Bühne gebracht.“
 

„Hättest du ihr etwa auf unschöne Weise die Leviten gelesen?“

Robin schüttelte kaum merklich den Kopf.
 

„Nein, ich wäre ferngeblieben.“
 

27. Oktober 2012
 

Robin starrte in die Dunkelheit während sie einzig und allein dem ruhigen Atem ihrer Freundin lauschte.

Dabei ignorierte sie weitgehend ihren allmählich taubwerdenden Arm.
 

„Uns läuft nichts davon. Warum hast du nicht gleich gesagt, dass es dir schlecht geht?“, fragte sie besorgt. Nami saß einem Häufchen Elend gleich auf dem Treppenansatz; das Gesicht verborgen in ihren Handflächen, während immer wieder ein schmerzhaftes Brummen hörbar wurde.

Schon als sie Nami zu Gesicht bekam, hatte sie zum ersten Mal nachgefragt, ob alles in Ordnung war. Die Blässe sprach Bände, aber Nami hatte ihren Sturkopf durchgesetzt, gemeint, sie hätte bloß leichte Kopfschmerzen vom anstrengenden Tag.
 

„Hab gedacht, dass es nicht schlimmer wird … außerdem haben wir uns die Woche sowieso kaum gesehen“, brachte sie nach ein paar Minuten kleinlaut hervor.

Robin, die vor ihr kniete, stieß einen tiefen Atemzug aus.
 

„Lass uns gehen. Langsam.“ Vorsichtig half sie Nami auf die Beine.
 

Aus einfachen Kopfschmerzen war dann wohl ein ordentlicher Migräneschub geworden.

Bedacht keine ruckartige Bewegung zu machen, und Namis Schlaf zu stören, drehte sich Robin so vorsichtig wie möglich auf die Seite.

Der eingeschlafene Arm rebellierte.
 

„Danke“, murmelte Nami, als ihr der kalte Lappen auf die Stirn gelegt wurde.

Das Licht wurde ausgemacht und Robin legte sich zu ihr.

„Geh lieber. Ich wälz mich eh herum und du kannst sowieso nicht schlafen.“
 

„Als ob mich das stört“, gluckste die ältere. Zudem kannte sie Nami, sie schwang zwar ihre Reden, aber innerlich hoffte sie so oder so auf ihren Verbleib. Wie erwartet rutschte Nami näher, legte den Kopf auf ihre Schulter.

Wortlos lächelte Robin in sich hinein, während sie den Arm anhob und sacht durch das wellige Haar strich.
 

„Den Abend habe ich mir anders vorgestellt.“
 

„Ich liebe dich auch.“

Kaum spürbar streiften ihre Lippen die Schläfe ihrer Freundin, die tief und fest schlief und nichts von alledem mitbekam.

Normalerweise war sie nie diejenige gewesen, die groß auf Körperkontakt aus war. Selbst beim Schlafen hatte sie lieber ihren Freiraum gehabt.

Bei Pola war es normal gewesen, es beruhte damals auf Gegenseitigkeit. Hie und da hatten sie die Nähe gesucht und so schnell die Sehnsucht danach gekommen war, so schnell war sie erneut verpufft.

Mit Laki hatte sie sich manchmal arrangiert, ihretwegen. Andere Male waren Annäherungen bewusst von Robin ausgegangen, einfach, weil sie die Wärme der anderen brauchte.

Dazwischen hatte es nie jemanden gegeben, dem sie abgesehen vom Sex nahe sein wollte.

Hier erschien alles anders.
 

Herumwälzen.

Robin hatte nicht erwartet, dass das so oft der Fall sein würde. Bis Nami eine Position gefunden hatte, in der sie länger als fünf Minuten verweilte, war locker eine Stunde vergangen, und Zweifel über die Wirkung des Schmerzmittels kamen auf.

Dann, als Robin die Hoffnung bereits aufgegeben hatte – Ihre Geduld sprach für sie – blieb Nami tatsächlich auf einer Stelle liegen, bewegte ihren Kopf keinen Millimeter.

Für eine Sekunde hatte Robin sogar den Gedanken gehabt, sie war eingeschlafen.
 

„Danke“, murmelte Nami und Robin glaubte ein sachtes Lachen gehört zu haben.

Was sie meinte, verstand die Schwarzhaarige nicht und als ob ihr Gedanke gehört wurde, erklärte sich ihre Freundin.

„Du bist geblieben.“

Zur Antwort setzte sie einen Kuss in Namis Nacken.

Erneut herrschte eine, für Robin, durchaus angenehme Stille, und obwohl der Schlaf bei ihr ausblieb, machte es ihr nichts aus hier zu sein.

Und gerade als sie dachte, Nami war endlich eingeschlafen, hörte sie nochmals die kaum vernehmbare Stimme: „Ich liebe dich.“
 

8. November 2012
 

„… und dann reiß ich ihm den Arsch auf! Wie kann man nur so ein arrogantes, selbstgefälliges Arschloch sein! Und-“

Die Schimpftirade hörte und hörte nicht auf. Vor zehn Minuten noch, saß Robin ungerührt da und nippte ungerührt an ihrer Tasse Kaffee. Vor zehn Minuten.

Mittlerweile hatte sie zwei Anläufe unternommen, um dem Redefluss Einhalt zu gebieten – Pure Zeitverschwendung. Einmal festgebissen, hörte Nami nur langsam auf.

Das Räuspern ignorierend, seufzte sie auf, gefolgt von einem verschmitzten Grienen.
 

„Ich liebe dich.“

Stille. Mitten im Satz, der vielmehr eine unwillkürliche Anreihung von Flüchen war, verstummte die jüngere. Als ob ein Blitz ihren Körper durchfahren hatte, drehte sie sich – zum ersten Mal während des Redeflusses – um; starrte mit noch geöffnetem Mund und verdatterte Miene ihre Freundin an. Diese griente ihrerseits unschuldig, als hätte sie geschwiegen.
 

„Sag das nochmal“, brachte Nami fast tonlos hervor.

Robin hingegen nippte an ihrer Tasse, erwiderte den Blickkontakt über den Rand hinweg. Jede Bewegung brannte sich in ihr Gedächtnis ein. Wenn sie wusste, dass das der Garant war, um ihre Freundin zum Schweigen zu bringen, dann hätte sie die Worte durchaus früher ausgesprochen.
 

„Wovon sprichst du?“, neckte sie und stand nun auf.
 

„Ich hab’s genau gehört!“, protestierte Nami.
 

„Ah ja? Ist mir neu, dass du in diesem Zustand einen Laut vernimmst.“ Ein leises Kichern folgte. „Bis gleich, das Telefonat dürfte nicht allzu lange dauern.“
 

„Ernsthaft? Du lässt mich so stehen?“
 

22. November 2012
 

»Soll ich einbrechen?«

»Muss ich dich dann aus der Zelle holen?«

»Sofern du mich anzeigst? Komm, ich frier mich zu Tode!«
 

Nami tapste unruhig von einem Bein auf das andere. Der kalte Wind ließ sie frösteln. Bald schon dürfte der erste Schneefall über sie herein brechen, es roch förmlich danach.

Auf ihre letzte Nachricht hatte sie noch keine Antwort erhalten, aber ging plötzlich das Licht im Flur an.
 

„Ist bloß eine Erkältung. Du musstest nicht extra hierher kommen“, begrüßte Robin als sie die Türe öffnete.

Nami ignorierte den Einwand, und obwohl sie höhere Absätze trug, musste sie sich abermals auf Zehenspitzen strecken, um ihre Stirn an die der anderen zu lehnen.
 

„Nennt sich Fieber“, gluckste sie, wich zurück ehe sie sich einfach an der anderen vorbei schob.
 

„Redet die, die in der Kälte herum gelaufen ist. Da kommt dir alles wärmer vor.“

Die Tür fiel ins Schloss als sich Nami bereits aus ihrer Winterjacke schälte.
 

„Komm, ins Bett mit dir.“ Leise vernahm sie die Stimme ihrer Freundin, die sie darauf hinwies, dass sie lediglich aufgestanden war, um Nami vor der Erfrierung zu bewahren; wobei der Sarkasmus förmlich triefte. „Hast du etwas gegessen?“
 

„Nein, hab auch keinen Appetit.“

Im Schlafzimmer angekommen, stieß Nami ein tiefes Brummen aus.

„Hab gelesen“, kommentierte Robin knapp als ihr ein missbilligender Ausdruck zugeworfen wurde. Auf dem Bett lagen aufgeschlagene Bücher verstreut, ein Notizblock und ihr Notebook.
 

„Gearbeitet würde ich meinen“, murmelte Nami. Ohne eine Widerrede zuzulassen, schlug sie die Bücher zu, sie wusste, dass ihre Freundin penibel die Seitenzahl im Kopf hatte.

Als Robin zwei Minuten später, ohne ihrem Treiben nachgehen zu können, im Bett lag, und Nami dabei beobachtete, wie sie ihre Sachen einfach aus dem Schlafzimmer trug, fragte sie sich, warum sie nicht den Mund gehalten hatte. Nicht, dass sie die Anwesenheit der anderen störte, aber sie hatte lediglich eine Erkältung.
 

„Du hättest nicht absagen müssen“, sprach sie den Gedanken kurz darauf aus, und stutzig blieb Nami stehen. „Ich brauche nur eine Portion Schlaf, das ist alles.“
 

„Ah ja? Von welchem Schlaf sprichst du?“ Nami ließ sich am Bettrand nieder. „Außerdem lasse ich nichts Großes sausen.“ Solche Abende konnten jederzeit nachgeholt werden. Es hatte gedauert, bis Nami den Grund herausgefunden hatte, warum Robin absagte. Warum sie sich zierte, verstand sie nicht. „Weißt du, Kaffee ist nicht sonderlich fördernd.“
 

„Er wärmt.“

Der tadelnde Ausdruck hielt nicht lange an, als ob Nami im selben Atemzug realisierte, dass es unmöglich war Robin in dieser Hinsicht zu belehren.
 

„Ich mach dir Tee. Bleib liegen und wehe, du holst dir in der Zwischenzeit eines der Bücher!“
 

29. November 2012
 

„Was gibt’s?“, fragte er gähnend. Es war noch nicht sehr spät, aber in den Monaten, in denen die Sonne recht früh verschwand, spürte er die Müdigkeit umso mehr. Früher als üblich und so hatte er bereits eine Weile dösend im Bett gelegen, als der Anruf kam.

Das schwere Atmen drang zu ihm durch und aus einem unerfindlichen Grund schwappte sogleich ein besorgniserregendes Gefühl über, wodurch er sich kerzengerade aufsetzte.

„Bonney?“, fragte er gedämpft.
 

„Sie sind hier … ich kann sie nicht abschütteln!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Geschafft ... das Kapitel hat mir Kopfschmerzen beschert, da es sich hierbei um einen Übergang handelt.
Ab jetzt geht es endlich in die heiße Phase und natürlich werden manche Szenen, die hierbei durch die Zeitsprünge ausgelassen wurden, in den späteren Verlauf eingebaut~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2017-11-21T20:21:09+00:00 21.11.2017 21:21
Na ich hoffe doch sehr, dass manche ausgelassenen Szenen bald nachgeholt werden ;)! Das war das Einzige, was ich an dem Kapitel schade fand. Ansonsten war es wieder sehr gut geschrieben, gerade die Zeitsprünge finde ich faszinierend! Bin mal gespannt was du mit heißer Phase meinst und wie viel Action demnächst kommt :D!

V(~_^)
Von:  Leilans
2017-10-21T13:57:31+00:00 21.10.2017 15:57
Very good chapter


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