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The Darkness Inside Me

von

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Piano!


 

"Moment mal!"

13. Juli 2012

 
 

Brummend stieß Nami einen tiefen Atemzug aus. Was sich Vivi, ihre beste Freundin, bloß hierbei gedacht hatte, vermochte sie nicht zu verstehen. Statt einem entspannten Abend auf dem Sofa, den sie nach all den Strapazen der letzten Tage herbei sehnte, verbrachte sie den Abend in einem großen altehrwürdigen Saal; dem Anlass entsprechend heraus geputzt, verstand sich. Umring von Menschen, die sie nicht kannte und gar nicht erst kennen lernen wollte, die stocksteif den Gepflogenheiten nachgingen.

Entnervt rieb sie sich ihren Nasenrücken. Nein, die Intention hinter der Entscheidung ihrer Freundin, war ihr gänzlich unbekannt. Vivi war stur geblieben, hatte eisern geschwiegen, warum sie sich aus dem Nichts heraus nun doch für einen Besuch entschieden hatte. Obwohl sie sich so sehr auf eine Auszeit gefreut hatte, denn ihr Ziehvater hatte nie auf ihre Anwesenheit beharrt. Lag wohl an Kobra, der sofort gemeint hatte, die beiden konnten ruhig zu Hause bleiben, wenn ihnen das zu langweilig wäre. Ein Freifahrtschein.

Innerlich hatte Nami begeistert in die Hände geklatscht, aber dann kam Vivi dazwischen und meinte, sie würde sehr gerne mit. Und auch sie durfte die Spendengala unter keinen Umständen verpassen. Nami waren einmal mehr die Gesichtszüge entglitten. Den ganzen Tag lang hatte sie nicht aufgehört und regelrecht gequengelt, wie ein kleines Kind, dem man einen Wunsch verwehrte. Zwar hatte Vivi den einen oder anderen Tobsuchtsanfall über sich ergehen lassen, aber am Ende hatte die Schülerin gesiegt. Um ihrer Nerven willen!

Ihr Ziehvater, der die Abneigungen seiner Tochter nur allzu kannte, schien regelrecht begeistert und Nami glaubte gehört zu haben, wie er zu Kobra meinte, Vivi hatte einen positiven Einfluss auf sie. Wenn er sich dabei nicht irrte, aber Nami ließ es gut sein. Wie in der Heimat hatte sie auch in Venedig, jede noch erdenkliche Gelegenheit, die normalerweise direkt zu einem Streitgespräch führte, ausgelassen. Wenige Tage noch, dann sahen sie sich für Monate nicht und sie hatte es Bellemere versprochen, selbst wenn es ihr manchmal unsagbar schwer fiel.

Leicht erschrak die junge Frau, als ihr ein Glas vor die Nase gehalten wurde, das sie aus den Gedanken holte. Ein vergnügtes Kichern folgte, sowie ein kleiner, dumpfer Ellbogenstoß in die Seite.
 

„Sei kein Miesepeter!“, flüsterte ihr Vivi, der sie weiterhin die Schuld an dem verdorbenen Abend gab, ins Ohr. Mit einem erneuten Brummen umfasste Nami das Glas und verzog gespielt lächelnd das Gesicht.
 

„Besser? Ernsthaft, Vivi, erzähl mir endlich den Grund, warum wir hierher kommen mussten!“, kam es einen Tick schärfer als vorgehabt.
 

Sogleich verzog die Schülerin ihre Lippen zu einem süßlichen Lächeln. Geduld galt wahrlich nicht als eine der Stärken, die ihre beste Freundin besaß, aber daran war sie, nach all den Jahren, gewöhnt. Aufgrund ihrer Verschwiegenheit und ihrem regelrechten Drängeln verstand sie die gereizte Ader jedoch umso mehr. Dennoch hatte sie damit gerechnet, dass sie Nami ein wenig mehr interessiert zeigte und sich informierte, dem war nicht so. Nun gut, vielleicht durfte Vivi ihre Eigenschaft nicht ständig auf andere übertragen. Nur, weil sie das tat, galt das nicht für jeden.
 

„Heute schenkst du deiner Umgebung keine Aufmerksamkeit, ich sehe schon. Dreh dich um und sage mir, ob dir der Grund ausreicht oder du lieber nach Hause gehst.“

Skeptisch nippte Nami an ihrem Champagner, musterte die andere über den Rand des Glases hinweg. Nein, ihre Aufmerksamkeit gehörte ganz und gar nicht der Schar Unbekannter. Dazu war ihre Laune zu tief im Keller.

„Mach!“, forderte Vivi lachend auf und endlich hörte Nami auf sie.

Bedacht, die angestaute Wut auf dem Gesicht zu tragen, drehte sich Nami langsam um, ließ ihren Blick durch die Menge wandern. Im ersten Moment wollte sie ihrer Freundin den Kopf abreißen und einen schnippischen Kommentar abgeben, aber dieser blieb ihr im Halse stecken, als sie eine bekannte Gestalt ausmachte, die die Menschenansammlung im Nichts auflösen ließ. Sie hatte nur noch Augen für die Frau, die ihr seit Monaten im Kopf herum spuckte oder besser gesagt, die sie versuchte endlich aus ihren Gedanken zu verbannen. Denn nie, nie hatte sie mit einem Wiedersehen gerechnet und nun stand sie dort, Robin Nico, mitten in einem Gespräch, zurück in ihrer Gedankenwelt. Unwillkürlich schluckte Nami und erhaschte sich selbst dabei, wie ihre Augen von oben nach unten wanderten, immer und immer wieder. Das enganliegende, schulterfreie, schwarze Kleid schaffte es ihren Körper wirklich zur Schau zu stellen.
 

Moment mal!“, presste sie so leise wie möglich hervor. Erneut das vergnügte Kichern ihrer Freundin.

„Du hast mich ihretwegen hierher geschliffen?!“ Schwer, aber doch, löste sie sich vom Anblick der Archäologin und warf ihrer Freundin einen vorwurfsvollen Blick zu, die ihr ein missbilligendes Kopfschütteln schenkte.
 

„Nami, diese Gala findet jährlich statt um Gelder aufzubringen, die dem Museum zu Gute kommen“, bemerkte Vivi und versuchte wahrhaft ein Lachen zu unterdrücken.

„Hättest du zugehört, nachgesehen oder dir deine Umgebung betrachtet, dann hättest du das mitbekommen.“
 

„Ach, und du hättest mir gesagt, du möchtest her kommen damit ich sie sehe?“, hinterfragte Nami recht angesäuert und leerte danach in einem größeren Zug das Glas.
 

„Habe ich nie behauptet“, entgegnete die andere mit den Schultern zuckend.

„Du hättest jedoch eine bessere Laune an den Tag gelegt, bestimmt.“
 

„Ich wäre zu Hause geblieben“, sagte Nami darauf entschlossen.

„Ernsthaft, das bringt mir nichts. Ich habe mich lächerlich gemacht. Oft genug musste ich an sie denken. Totaler Irrsinn.“

Vivi nickte und machte einen Schritt auf ihre Freundin zu, wobei kurz an ihr vorbei schielte und mitbekam, das die Archäologin weiterhin an derselben Stelle verharrte. Sanft drückte sie Namis Arm und lächelte.
 

„Was wäre, wenn ich dir sage, sie hat hie und da nach dir gefragt? Süße, du machst keinen Urlaub, ab jetzt lebst du hier.“
 

„Vivi …“ Erwartungsvolle Augen starrten ihr entgegen. Nami schnaufte.

„Suchen wir einen Kellner und drehen eine neue Runde. Momentan ist sie recht angebunden, da möchte ich nicht stören“, versuchte sie sich in einer neutralen Antwort. Mehr konnte sie derzeit nicht sagen, denn obwohl sie hier tatsächlich eine Gelegenheit witterte, durfte sie sich nicht viel zu viel darauf einbilden. Bevor ihre Freundin ansetzen konnte, hatte sie diese bereits am Handgelenk gepackt und zog sie hinter sich her.
 

Und dieses Verschwinden blieb dabei nicht ungesehen. Tatsächlich hatte die Archäologin selbst einen Blick erhaschen können, nachdem sie sich von ihrem Gesprächspartner abgewendet hatte und bereits weitergehen wollte. Durchaus schlich sich ein amüsierendes Lächeln auf ihre Lippen. Der Abend konnte ja doch noch eine interessante Wendung nehmen.
 

„Robin!“ Die Genannte drehte sich um und erkannte den Bürgermeister, Kobra Nefeltari, der ihr lächelnd und in Begleitung eines ihr unbekannten Mannes, entgegen marschierte. Vermutlich eben jener, von dem er zuvor, bei ihrer ersten Unterhaltung, kurz gesprochen hatte. Ein guter Freund, mit dem er Robin bekannt machen wollte und der bereits eine großzügige Spende angekündigt hatte.

„Darf ich vorstellen, Vergo Catrall.“ Der Mann war ein Stück größer als sie und wirkte trotz Alter recht athletisch gebaut. Markant war wohl sein Bart, den sie auf diese Weise bisher kaum noch zu Gesicht bekommen hatte. Obwohl er ein charmantes Lächeln auf den Lippen trug und das auf seine gesamte Ausstrahlung umsetzte, beschlich Robin das Gefühl, dass das nicht ganz dem wahren Charakter entsprach. Wahrhaft ein merkwürdiges Gefühl, aber sah Robin ihre Mitmenschen sowieso aus einer vollkommen anderen Sichtweise, aber irrte sie selten.
 

„Freut mich, Signora Nico“, begrüßte er die Archäologin und deutete einen Handkuss an.

„Kobra schwärmt förmlich von Ihnen und hat mir nahe gelegt, Sie persönlich kennen zu lernen.“

Der Bürgermeister lachte und klopfte seinem Freund auf die Schulter.
 

„Er ist ein Sammler und wenn er schon auf Besuch ist, dann musste ich ihn dir vorstellen. Immerhin kennt Vergo einige deiner Arbeiten.“

Vergo nickte bekräftigend und behielt das Lächeln bei. Neben der Arbeit brauchte er ein Hobby, einen Zeitvertreib und war er nicht mit sportlichen Aktivitäten beschäftigt, suchte und erwarb er allzu gerne alte Artefakte, Gemälde und Folianten. Und da er auch aktuelle Forschungen verfolgte, war ihm bereits die eine oder andere Publikation der vor ihm stehenden Frau unter die Augen gekommen.
 

„Sammler ist viel gesagt, ich sehe das vielmehr als eine kleine Ablenkung und wir können nie genug über Vergangenes wissen oder es bewahren.“
 

„Diese Ansicht teile ich nur allzu gern“, entgegnete Robin mit einem freundlichen Lächeln.

„Dann habe ich tatsächlich ihre Tochter in Vivis Begleitung erkannt“, lenkte sie auf eine andere Thematik, die ihr seit seiner Vorstellung doch auf der Zunge brannte. In dem Sinne eine Bestätigung. Deutlich erkannte sie den überraschten Ausdruck im Gesicht des Mannes.

„Ihr Nachname kam mir bekannt vor, da ich Nami an Karneval kennen gelernt habe und ich da ich geglaubt habe, sie zu erkennen, kann ich wohl eine zufällige Namensgleichheit ausschließen.“

Vergo nickte verwundert. Denn davon hörte er zum ersten Mal und instinktiv hoffte er, sie hatte keinen schlechten Eindruck hinterlassen und sich nicht so aufgeführt, wie er sie aus den letzten Eskapaden kannte.
 

„Sie hat Ihnen hoffentlich keine Probleme bereitet?“
 

„Vergo, nun hör doch auf.“

Robin schwieg eisern, betrachtete sie Szene, denn ihre Augen konnte erhaschen, was sich hinter den beiden abspielte und Vergo sollte in der Tat auf Kobra hören.
 

„Tut mir leid, ich rede ungern schlecht von meiner Familie, aber meine Jüngste ist derzeit stets für unangenehme Überraschungen gut. Eine rebellische Phase, in der sie sich oftmals nicht zu benehmen weiß und gerne über das Ziel hinaus schießt.“
 

„Mein werter Vater, der Charmeur.“

Für einen Atemzug lang schloss Vergo die Augen. Natürlich musste das geschehen. Seit Jahren hatten sie beiden Hang dazu, sich im passenden Moment anzutreffen. Als ob die sonstigen Diskussionen, die sie bewusst begannen, nicht ausreichten. Vergo war kein gläubiger Mensch, doch in diesem Moment schickte er ein Stoßgebet hoch. Wenigstens in der Öffentlichkeit sollte sie die gelernten Manieren wahren.

Nami hatte tatsächlich eine Runde gewagt und nichtsahnend hatte sie gesehen, wie Robin sich neuen, bekannten Gesprächspartnern zugewandt hatte. Für Vivi ein gefundener Vorwand. Was sie dann jedoch aufgeschnappt hatte, beförderte ihre Laune schlagartig zurück in den Keller. Die Genugtuung, er behalte Recht, wenn er sie so beschrieb, die wollte sie ihm allerdings nicht geben. Nami zwang sich förmlich und machte auf gute Miene zum bösen Spiel. Mit einem herzallerliebsten Lächeln trat sie neben Vergo, legte einen Arm um ihn und drückte ihn kurz an sich.

„Hallo, Robin.“

Diese verkniff sich ein Lachen, obwohl sie gerade nicht wusste, ob sie die plötzlich angespannte Situation tatsächlich amüsant sehen durfte. Vivi hatte sie indes zu ihrem Vater gesellt und Robin konnte ihr ansehen, wie sie allem Anschein nach gerade dasselbe dachte. Lächelnd nickte sie einander zu ehe sich Robin an Nami wandte.
 

„Wie ich sehe, hat dich die Stadt nicht los gelassen?“
 

„Ja, sie lebt ab nun bei uns. Da fällt mir wieder ein, ich habe mich noch gar nicht für deine Hilfe bedankt. Vivi hat in ihrer Abschlussarbeit in Geschichte geglänzt. Sie meinte, du hättest ihr geholfen“, mischte sich Kobra dazwischen. Lieber schweifte er auf ein gänzlich anderes Thema ab und hoffte so, die Atmosphäre zu lockern.
 

„Nicht der Rede wert, Kobra“, winkte Robin ab, „wir kamen durch Zufall ins Gespräch und ich habe ihr lediglich ein, zwei Hinweise gegeben. Den Rest hat sie selbst bravourös gemeistert.“ Die Unterhaltung hatte sich ergeben als sie erneut wieder zur selben Zeit in Brunos Bar waren und sie zusammen an der Theke standen. Vivi hatte sie auffällig von der Seite gemustert und anfänglich war Robin der Verdacht aufgekommen, sie tat das wegen Nami. Denn dieses Getue hatte seitens Zorros lange nicht aufgehört. Der Blick war dennoch göttlich gewesen, als glaubte Vivi, sie würde sie beißen, sollte sie Robin ansprechen. Dann, von einer Sekunde zur nächsten, hatte sie den Mut aufgebracht und die Archäologin um Rat gefragt.
 

„Signora, mich hat Ihre Bekanntschaft gefreut und ich hoffe, ich erhalte noch mal das Vergnügen. Würde mich gerne nochmals wegen einer Forschung unterhalten, aber ich denke, ich habe meine Frau vorerst lange genug warten lassen“, verabschiedete Vergo sich freundlich von der schwarzhaarigen Archäologin, die ihm zusagte, sie konnten jederzeit darauf zurückkommen.

„Nami, komm doch ein Weilchen mit. Deine Mutter hat schon gefragt, wo du die ganze Zeit über steckst.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2016-03-24T10:58:11+00:00 24.03.2016 11:58
Na das nenne ich mal eine angespannte Situation. Nami ist nicht dumm, dennoch hätte ich ihr nicht so viel Selbstbeherrschung zugetraut, die Situation mit ihrem Ziehvater nicht eskalieren zu lassen. Zumindest hat Robin durch ihre Menschenkenntnis nun eine gute Vorstellung von Namis Familienleben.

Wie immer möchte ich natürlich wissen wie es weiter geht, besonders was das dritte Treffen anbelangt ;).

V(~_^)
Von:  fahnm
2016-03-19T17:49:00+00:00 19.03.2016 18:49
Tolles Kapitel


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