Zum Inhalt der Seite

Sitzen gelassen im Glück

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

» one shot

Unruhig schaute Ally auf ihre Armbanduhr.

20:27 Uhr

Er war bereits eine halbe Stunde zu spät. Sie seufzte, hätte es doch besser wissen müssen. Bei ihrem Glück hatte es ja auch nur so enden können. Wahrscheinlich sollte sich beim Schicksal auch noch dafür bedanken, dass es heute nicht geregnet hatte. Es donnerte.

Fuck.

So viel dazu, dass man besser nicht sein Glück hinausfordern sollte. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, schaute aus dem Fenster des Restaurants hinaus. Wahrscheinlich würde Maxon Ashborne – ihre ganz persönliche Definition für kompliziert - heute nicht mehr hier antanzen.

Sie waren in ihrem letzten Jahr in Ilvermorny ein Paar geworden und nun war es nur noch verzwickt. Er lebte normalerweise in den USA und sie war für die Fortsetzung ihrer Ausbildung nach England zurückgezogen. Es hätte das Ende ihrer Beziehung bedeuten können. Doch natürlich hatte sie vorher eine Fernbeziehung ausprobieren müssen. Das Ergebnis war offensichtlich. Nun war er mal in London und fand nicht einmal die Muße, die Verabredung mit seiner Freundin einzuhalten.

Eigentlich hätte sie es besser wissen müssen. Doch hier war sie und wartete noch immer auf Maxon, der weiterhin mit seiner Abwesenheit glänzte. Ally wandte ihren Blick von dem Fenster ab, schaute lieber auf ihr Glas Soda, strich über das kühle Glas. Es war schon ein mieses Gefühle, versetzt zu werden. Die mitleidigen Blicke der anderen Gäste und der Bedienung waren ihr immerhin nicht entgangen.

„Wollen sie vielleicht doch schon etwas bestellen?“, erkundigte sich die Bedienung nun schon zum x- ten Mal, seit sie vor knapp 45 Minuten hier eingetroffen war.

Ally schüttelte den Kopf. „Nein. Ich warte noch einen Moment.“

Sie wusste, dass es dumm war. Immerhin würde Maxon sicher auch in der kommenden halben Stunde nicht hier auftauchen. Und doch wollte sie ihm noch diese letzte Chance gewähren. Wenn er wirklich nicht hier auftauchen würde, dann würde sie das Buch Maxon Ashborne zuklappen und weit weg pfeffern.

„Ahhhhh… Entschuldige Schatz, dass ich so spät bin. Der Verkehr da draußen, weißt du!“

Ally schaute auf und blickte in ein fremdes Gesicht.

„Spiel einfach mit und der Typ, der dich versetzt haben muss, ist wirklich ein Idiot!“, zwinkerte er ihr gut gelaunt mit seinen sturmgrauen Augen zu.

Ally blinzelte kurz und fand dann aber nur eine Bezeichnung für das Verhalten des jungen Mannes, der sie vor einer weiteren halben Stunde mitleidiger Blicke rettete: Süß.

„Du hättest anrufen können!“, versuchte sie extra vorwurfsvoll zu klingen. Und allein das tat ihr schon furchtbar leid. Immerhin war er nur ein netter Kerl, der Mitleid mit ihrer Situation gehabt hatte.

„Ja… Ich weiß. Es tut mir wirklich leid! Verzeihst du mir noch einmal?“; spielte er mit.

„Nun gut. Aber nur, weil du es bist!“ Zumindest schienen die anderen Gäste nun das Interesse an ihnen zu verlieren. Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. „Danke!“, flüsterte sie ihm zu. „Ich bin übrigens Ally.“ Dass sie eigentlich Alana hieß, musste sie ihm ja nicht verraten.

„Scorpius!“, grinste er und entledigte sich nun seines vom Regen feuchten Dufflecoats. Er hängte ihn über einen der anderen Stühle und ließ sich nun ihr gegenüber nieder. Als die Bedienung nun an ihrem Tisch vorbei kam, bestellte er rasch ein Glas Wein, der in Allys Ohren furchtbar teuer klang. „Und? Wer kam auf die beschissene Idee, dich zu versetzen?“

„Mein…“, sie wollte schon Freund sagen. Aber das hatte sich ja nun erledigt. „Mein Ex-Freund. Zumindest denke ich, dass es uns nun am besten beschreibt.“

„Er muss ja ein ziemlicher Idiot sein, wenn er dich versetzt.“

„Hmn. Es ist wohl eher die räumliche Distanz, die uns nun auseinander gebracht hat. Aber ja. Nicht zu erscheinen war wohl seine Antwort auf unsere Beziehung.“

„Fernbeziehung? Huh. Da kann ich zwar nicht mitreden. Aber manchmal soll es wohl auch einfach nicht sein. Immerhin kann es ja schon schwer genug sein, wenn man nicht gerade auf zwei verschiedenen Kontinenten lebt.“

„Woher weißt du-“

„Dein Akzent.“, löste Scorpius auf, „er hat irgendwie etwas Amerikanisches an sich.“

Ally lachte auf. „Dann hab ich wohl doch mehr mitgenommen als meine fundierte Schulbildung. Ich komme eigentlich gebürtig hier aus London. Aber wie man sieht, nimmt man schnell fremde Sprechweisen an, wenn man einen großen Teil seines Lebens nur in den Ferien in der alten Heimat ist.“

„Offensichtlich!“, schmunzelte Scorpius. Als sein Wein kam, nahm er einen Schluck. Die Bedienung ließ in weiser Vorrausicht schon einmal die Karte an ihrem Tisch. Scorpius schlug die Karte auf, studierte sie ausgiebig.

„Sag Mal… Woher kommt eigentlich der Name Scorpius?“, erkundigte sich Ally. „Immerhin ist das doch ein ziemlich ungewöhnlicher Name.“ Zumindest für einen Muggel. Und da sie hier in einem Muggel Restaurant waren, vermutete Ally nicht, dass ihr Gegenüber ein Zauberer sein könnte.

„Er leitet sich von dem Sternenbild Skorpion ab. Aber wenn du meinen ersten Namen schon außergewöhnlich findest. Ich glaube Hyperion ist auch nicht viel besser.“

„Dein zweiter Name?“, fragte Ally.

Er nickte.

„Da haben deine Eltern aber einen sehr ungewöhnlichen Geschmack.“

„Für die Allgemeinheit normalere Namen wie James oder William sind für sie zu gewöhnlich.“

So wie er es ausdrückte, klang es so als wäre das ein Thema, über das er nicht unbedingt gerne reden wollte. Sie betrachtete, wie er mit einer eleganten Bewegung das Glas zu seinen Lippen führte. Warum fiel ihr erst jetzt auf, dass alles an seinem Erscheinungsbild schlichtweg reiche Herkunft aus traditioneller Familie schrie? Nicht, dass es sie interessierte. Aber es erklärte zumindest den doch etwas ausgefalleneren Namen.

„Deine Familie ist wohl… sehr außergewöhnlich?“, schloss sie das Thema.

„So in etwa…“, nickte er. Als die Bedienung sich nun abermals zu ihnen gesellte, bestellten sie rasch etwas und kehrten nun erst einmal nicht mehr zu dem Thema Familie zurück.

„Du bist ja für ein Studium wieder zurück gekommen…“, fing Scorpius an. Ally nickte. „Für was für eines denn genau?“

„Oh. Ich studiere hier in London die Kunst des Fluchbre-“, sie stockte einen Moment. Verdammt. Sie hatte doch glatt vergessen, dass sie hier einen Muggel vor sich hatte. „Also… Archäologie. Aber wir bezeichnen es immer scherzhaft als Fluchbrechen. Weil Pharaonen und so…“, quasselte sie nun drauf los um auch ja keinen Verdacht zu erregen. Ihr Gegenüber schmunzelte nur amüsiert.

„Also ich glaube Fluchbrecher ist schon die korrekte Bezeichnung für den Beruf, den man hauptsächlich an Gringotts ausübt.“

Sie spürte wie ihre Gesichtszüge entgleisten. Wahrscheinlich schaute sie nun gerade ziemlich drein. „Häh?“

„Du hast dich nicht verhört. Ich studiere übrigens die Kunst des Giftmischens. Oder auch Zaubertrankkunde genannt. Auch wenn es mich doch etwas überrascht, dass ich hier ausgerechnet auf eine Hexe gestoßen bin.“

Den ersten Schock überwunden, lachte sie nun auf. „Ja. Das ist echt ein ulkiger Zufall. Bei Merlins Barte.. Aber das erklärt zumindest deinen außergewöhnlichen Namen.“ Er lächelte betreten. Ach ja… Familie war kompliziert. Also anderes Thema. „Dann warst du sicherlich in Hogwarts? Wie war es da so mysteriös und aufregend? Ich habe da viele Geschichten von meinen Freunden hier gehört.“

„Ich glaube, dass deine Freunde ein bisschen übertrieben haben. Letzten Endes sind denke ich alle Zauberschulen gleich. Aber ich habe die Zeit dort sehr genossen. Alleine schon, weil ich dort einige Freunde gefunden habe, die ich nicht missen will.“

Sie wiegte ihren Kopf interessiert hin und her. „Das glaube ich dir sofort. Normalerweise wäre ich auch nach Hogwarts gegangen. Aber aus familiären Gründen bin ich dann mit meiner Mutter nach Amerika gezogen. Wenn ich mir dann aber andererseits vorstelle von meinem Vater unterrichtet worden zu sein…“ sie beendete den Satz nicht. Aber der Gedanke war nicht so berauschend.

„Dann bist du also Professor Longbottoms Tochter?“, stellte er fest und Ally nickte verlegen. Das hatte sie ja eigentlich nicht Preis geben wollen.

„Hat er viel über mich geredet?“

Scorpius schüttelte den Kopf. Und Ally wusste nicht, ob sie enttäuscht oder zufrieden sein sollte. Nachdenklich sah sie auf ihr Glas und schwieg einen Moment. Zum Glück kam genau in diesem Moment das Essen.

„Albus und Rose haben regelmäßig von dir gesprochen“, erklärte er ihr und begann, das Fleisch auf seinem Teller klein zu schneiden.

Sie sah auf, betrachtete ihn ausgiebig. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen: „Scorpius Malfoy?“

Er hielt inne. „Schuldig im Sinne der Anklage.“ Er grinste schief. Doch schien es nicht seine Augen zu erreichen. Offensichtlich hatte er dank seinem Nachnamen nicht nur positive Bekanntschaften machen dürfen.

„Offensichtlich eilt mir mein Ruf selbst bis nach Amerika voraus?“, versuchte er es mit Humor zu nehmen.

„Rose hat regelmäßig über dich und deine verboten guten Noten geflucht!“, konnte sie ihn dann doch beruhigen, „Aber später hat sie dann doch eher von deinen hübschen grauen Augen geschwärmt. Was ich übrigens gut nachvollziehen kann.“

Oops.

Rasch senkte sie den Blick. Ihre Wangen glühten und das Essen war nun wirklich doch interessanter. Sie schielte nach oben, sah zu ihm hinüber. Er hatte in seiner Aktion inne gehalten. Oh. War das eine Verlegenheitsröte auf seinen Wangen?

Er räusperte sich. „Wie schön zu wissen, dass du meine Augen so wertschätzt.“ Sie bemerkte das leichte Schmunzeln auf seinen Lippen und summte zustimmend. Für den Rest des Essens herrschte eine angenehme Stille zwischen ihnen. Immer wieder ertappe Ally sich dabei wie sie zu ihm hinüber schaute und mehr als einmal kreuzten sich ihre Blicke.

Nach dem gemeinsamen Essen tauschten sie sich noch ein wenig über die Unterschiede ihrer einstigen Schulen aus, gaben kleine Anekdoten zum Besten und als Scorpius lebhaft von einem peinlichen Quidditchvorfall erzählte, den Albus ihr natürlich verschwiegen hatte, konnte sie nicht anders als amüsiert aufzulachen. (Das Lachen musste dann aber einer verlegenen Geste weichen, weil Scorpius ihr mitteilen musste, dass sie wirklich ein niedliches Lachen habe – was sie natürlich nicht hatte.)

Viel zu schnell verging die gemeinsame Zeit und schließlich mussten sie sich schweren Herzens trennen. Das Essen wurde bezahlt, die Mäntel angezogen und das Restaurant verlassen. Nun würden sich ihre Wege trennen.

„Ich schicke dir eine Eule, Ally Longbottom.“

„Nicht wenn ich dir zuerst eine schicke, Scorpius Malfoy!“

„Ich nehme die Herausforderung an“, grinste er. „Bis zum nächsten Mal!“

Sie musste gar nicht erst fragen, was er meinte. Stattdessen freute sie sich schon auf ihr erstes offizielles Date.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  nagachika
2017-06-28T10:57:40+00:00 28.06.2017 12:57
Ich. Sterbe. Vor Glück und puren Feels.
[s]Aber das hab ich dir ja schon gestern gesagt. Ich war gestern auch nicht noch nach drei Stunden so happy.[/s]
Ally & Scorpius, sind wunderbar zusammen ♥ Vor allem hat es mir gefallen, dass sie sich beide kennen und gleichzeitig auch nicht.
Und du hattest auch noch Bammel, dass die zu kurz sei... ohne Witz, dafür bewerfe ich dich mit Wattebällchen. Absolut perfekt wie sie ist ♥

Nicht, dass es sie interessierte.
Nein. Absolut nicht. Denn Ally interesiert sich ja absolut nicht für ihn, hahaa.

Shit, das ist zu viel Zucker für mein Herz. Ich vermisse sie ; _ ;
Wie hat Bea es noch genannt? RPG-Marketing?
Jap. Das hast du auch gemacht.


Zurück