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Das zweite Gesicht

von

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Kommentar: Ich weiß, es war eine lange Pause. Für den Fall, dass einige Leser diese Fanfic immer noch verfolgen: Viel Spaß mit dem neusten Kapitel! ;) Die Reise geht weiter und nun auch wieder mit regelmäßigen Updates!

 

~~~

 

My defenses are down

I lost all resistance

And when you're not touching me

I can feel your distance

 

So if you're gonna leave

whereever you go,

please take me!

At your side is where I'll be

whereever you go

please take me!

 

(„Please take me“ by Beth Crowley)

 

--- 2 Wochen später ---

 

Die letzten zwei Wochen waren überraschend harmonisch verlaufen. Newt hatte Gellert regelmäßiger gesehen als zuvor. Genau genommen sogar täglich, da dieser darauf achtete, dass er zumindest immer zum Abendessen vorbei kam. Tagsüber gingen sie beide ihren Beschäftigungen nach, was für den Rotschopf bedeutete, dass er sich weiter um seine Geschöpfe kümmerte. Nachdem sie die Portale in den Gehegen abgerissen hatten, durfte Newt sich sogar wieder ohne Aufsicht in der großen Halle bewegen – ein Vertrauensbeweis, den er durchaus zu schätzen wusste und nicht vorhatte auszunutzen.

Dennoch war es ein wenig schwierig für Newt, da er jetzt wo sie sich wieder 'vertragen' hatten, die Sehnsucht nach dem Anderen umso deutlicher spürte. Er war die meiste Zeit alleine und auch wenn sich Gellert abends Zeit für ihn nahm, so verschwand er spätestens nach dem Sex wieder und ließ den Rotschopf alleine im Bett zurück.

So auch heute. Newt hatte es sich unter der Bettdecke bequem gemacht während Gellert bereits dabei war sich wieder anzuziehen. Während er beobachtete wie der blonde Zauberer sich seinen Mantel überwarf und daran dachte, wie leer und kühl sein Zimmer gleich wirken würde, zog sich in seiner Brust etwas schmerzlich zusammen.

„Gellert?“ sprach er den Namen des Anderen zögerlich aus bevor er sich davon abhalten konnte.

Dieser schaute fragend über seine Schulter und betrachtete ihn aufmerksam.

„Ja, Honey?“

Einen Moment zögerte Newt. Der blonde Zauberer war nun wahrlich nicht für seine emotionale Seite bekannt und eine kleine Stimme im Hinterkopf des Rotschopfs warnte ihn davor, unnötige Fragen zu stellen, auf die er sowieso die Antwort kannte. Dennoch wollte er den anderen jetzt nicht einfach so gehen lassen.

„Musst du heute noch arbeiten?“ rang er sich also doch zu der Frage hindurch.

Gellert betrachtete ihn einen Moment skeptisch. „Ich muss immer arbeiten.“ antwortete er gedehnt.

Newt seufzte innerlich. Natürlich musste er arbeiten und leider war Gellerts Arbeit etwas, was für ihn immer Priorität haben würde. Dennoch wollte er den kleinen Funken Hoffnung in seiner Brust noch nicht im Keim ersticken.

„Also... kannst du nicht noch etwas bleiben...?“ fragte er zögerlich nach, fast als würde er glauben, dass die Antwort eine andere wäre, wenn er die Frage nur vorsichtig genug stellte.

Die Augenbraue des blonden Zauberers wanderte nach oben.

„Wieso sollte ich? Willst du noch irgendetwas?“

Diese Antwort traf Newt dann doch. Manchmal fragte er sich, ob der andere es wohl tatsächlich nicht verstand, worauf er hinaus wollte oder ob er einfach wollte, dass er es direkt aussprach. Er atmete einen Moment tief durch bevor er sich schließlich für die einfache Wahrheit entschied.

„Ich mag nicht alleine hier schlafen...“

Einen Moment schien Gellert ihn durchdringend und überlegend zu betrachten. Dann band er sich jedoch die Krawatte weiter. „Ich habe noch zu tun. Aber wenn ich später schlafen will, kann ich mir deine Bitte ja nochmal durch den Kopf gehen lassen.“ Damit wandte er sich bereits um und schritt zur Tür. „Gute Nacht, Honey.“

„Du könntest mich einfach mitnehmen...“ sprach Newt das erste aus, was ihm in den Sinn kam um Gellert vielleicht doch noch dazu zu bringen, ihn nicht alleine hier zurück lassen.

Dieser hatte bereits die Türe geöffnet, hielt nun aber doch inne und wandte sich nochmal zu Newt um.

„Sicher, dass du das willst, Honey?“ fragte er skeptisch nach. „Ich glaube nicht, dass es dem hier-“ Er machte eine kurze Handbewegung, die verdeutlichen sollte, dass er sie beide meinte. „- sehr förderlich wäre, wenn du mich bei der Arbeit siehst.“

Newt schaute daraufhin etwas irritiert, war sich gerade selbst nicht mehr sicher, ob sie beide dieselbe Idee von Gellerts Arbeit heute Nacht hatten.

„Ich dachte eher, du hättest um diese Uhrzeit Papierkram zu erledigen oder so...“ gestand der Rotschopf etwas verunsichert.

Einen Moment herrschte Schweigen, bevor der blonde Zauberer doch wieder die Türe schloss und sich ganz zu Newt umwandte. „Honey, man kann sich seine Aufgaben nicht immer aussuchen.“ erklärte er in einem Tonfall, als würde er mit einem Kind sprechen, das einfach nicht verstehen wollte. „Wenn es Papierkram gibt, wie du es nennst, erledige ich diesen und wenn es Aufstände gibt, dann kümmere ich mich eben um diese. Ist das nun geklärt?“

Es war nicht schwer heraus zu hören, dass Gellert langsam genug von dieser Konversation hatte. Dennoch ließen Newt die Worte aufhorchen.

„Es gibt einen Aufstand?“ fragte er augenblicklich besseren Wissens nach.

„Es GAB einen Aufstand.“ korrigierte ihn der ältere Zauberer. „Aber ich bewundere deine Fähigkeit das essentiell wichtigste aus jeder Aussage zu filtern.“

Newt ging auf die Stichelei des anderen wie immer gar nicht ein. „Und um was musst du dich dann noch kümmern?“ Wenn alles geklärt war, was war dann so wichtig, dass er mitten in der Nacht noch weg musste?

„Ach, Honey...“ Gellert seufzte schwer und rieb sich den Nasenrücken. „Die Gefangenen bestrafen sich nicht von alleine.“

Einen Moment wandte Newt den Blick ab, spürte wie es ihm eiskalt den Rücken hinunter lief, als seine Fantasie ihm versuchte Bilder von solch einer möglichen Bestrafung vor Augen zu führen. Doch er zwang sich, diese schnell aus seinem Kopf und die protestierende Stimme seines Gewissens in die hinterste Ecke seines Geistes zu verbannen. Sie hatten sich ausgesprochen und einen Kompromiss gefunden. Dieser beinhaltete für Newt zu akzeptieren, dass Gellert seine eigenen politischen Ansichten und Vorgehensweisen hatte, in die sich Newt nicht einmischen würde. Er musste sie nicht gutheißen, aber er würde weder etwas daran ändern können, wie sich die Dinge entwickelten, noch hatte er das Recht Gellert in dieser Hinsicht verbiegen zu wollen. Das war es doch, was eine Beziehung letztendlich ausmachte – die Akzeptanz, dass der andere nicht perfekt war und ihn trotzdem zu schätzen und zu lieben.

„Sie laufen aber auch kaum über Nacht weg, oder?“ antwortete er schließlich leise und schaute vorsichtig wieder zu Gellert auf.

Einen Moment starrte dieser ihn nur ausdruckslos an bevor sich ein Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.

„Touché...“ lachte er. Die positive Überraschung des Blonden bewirkte, dass sich in Newts Brust ein warmes Gefühl ausbreitete, welches ihn ebenfalls zu einem schüchternen Lächeln brachte.

„Ich werde mich beeilen und danach wieder zu dir kommen.“ antwortete Gellert schließlich mit einem kleinen Schmunzeln.

Doch Newt wäre nicht Newt, wenn er nicht doch versuchen würde, mehr von dem anderen zu bekommen, wenn dieser schon mal gut gelaunt schien.

„Bekomme ich noch einen Kuss bevor du gehst...?“ fragte er also mit einem besonders süßen Lächeln nach.

„Ach, Honey...“ Gellerts Stimme klang amüsiert, während er sich immer noch schmunzelnd und den Kopf schüttelnd abwandte und ohne ein weiteres Wort den Raum verließ.

Newt schaute dem blonden Zauberer noch eine Weile hinterher als dieser bereits gegangen war. Dann drehte er sich jedoch um und ließ sich seufzend auf den Rücken zurück in die Kissen fallen. Sein Liebhaber ließ ihn hier nach dem Sex alleine zurück um mal eben schnell ein paar Gefangene zu quälen oder zu töten. Wie skurriler konnte das alles wohl noch werden? Und doch beschäftigte es den Rotschopf mehr, dass ihn dieser Umstand langsam aber sicher immer weniger zu 'stören' schien.

Auch wenn da immer noch dieses Unbehagen in ihm war, wenn er daran dachte, dass in den Kerkern Menschen saßen, die nun durch Grindelwald persönlich leiden würden, so schob sich ein Gedanke doch immer wieder in den Vordergrund: Er hoffte, dass Gellert bald zu ihm zurück käme und die Einsamkeit verdrängen würde, die sich ohne ihn in seinem Zimmer auszubreiten schien.

Ob das wohl Akzeptanz seiner Hilflosigkeit war oder stumpfte er langsam einfach ab...?

Seufzend rieb sich Newt die Augen. Auch wenn er sich wirklich müde fühlte, so fand er doch keine Ruhe. Also stand er doch wieder auf, ging zu seinem Kleiderschrank und zog sich seinen Pyjama an. Anschließend setzte er sich im Schneidersitz erneut auf das Bett und zog sein Notizbuch aus dem Nachttisch. Wenn er schon nicht schlafen konnte, dann könnte er die Zeit doch wenigstens für etwas Arbeit nutzen.

Die folgenden Stunden hielt sich Newt tapfer mit seinen Notizen wach um auf Gellerts Rückkehr zu warten. Als sich schließlich die Türe öffnete, blickte der Rotschopf sofort mit einem erwartungsvollen Lächeln auf. Auf Gellerts Gesicht legte sich ein kleines Schmunzeln als er Newt auf dem Bett sitzen sah. Er streifte seinen langen Mantel ab und legte diesen über einen Stuhl bevor er schließlich zu ihm kam und sich neben ihn auf die Bettkante setzte. „Du und deine Notizen...“ kommentierte er neckend das kleine Notizbuch, welches Newt auf seinem Schoß liegen hatte. „Müsstest du nicht mittlerweile alles für dein Buch zusammen haben?“

Newt musste leicht grinsen bei der Frage. Er arbeitete tatsächlich oft und sehr intensiv an seinen Aufzeichnungen und dem Buch. „Genauer gesagt schon fast für zwei Bücher!“ erklärte er ein wenig stolz. Trotzdem kam er nicht umhin zu bemerken, dass Gellert nicht so entspannt war, wie er es zu vermitteln versuchte. Das Lächeln des Blonden war sanft und er hörte ihm aufmerksam zu, dennoch wirkte er... angespannt und nicht ganz bei der Sache. Als er dann einen Moment den Hals streckte und mit geschlossenen Augen den Kopf erst nach links und dann nach rechts legte, zog Newt ein wenig die Augenbrauen zusammen. „Erschöpft?“ fragte er und in seiner Stimme klang eine Spur ehrliche Besorgnis mit.

„Es geht schon.“ Gellert öffnete die Augen wieder und schaute den Rotschopf mit einem kleinen Lächeln an. „Dann nimm dein Buch doch endlich in Angriff. Von nichts kommt nichts.“

Newt verstand den Wink mit dem Zaunpfahl, dass der blonde Zauberer gerade nicht groß über sein eigenes Wohlbefinden reden wollte und ließ sich dementsprechend auf den Themenwechsel bereitwillig ein. „Naja...“ begann er etwas zögerlich. „Ich weiß nicht, ob die Leute gerade wirklich den Kopf für solch ein Buch haben.“ Er wich Gellerts Blick aus indem er auf das kleine Notizbuch in seinen Händen schaute. Momentan änderte sich die Welt täglich in eine Richtung, die für viele Menschen mehr als nur eine einfach Veränderung bedeutete. Es herrschte vielleicht kein Krieg mehr, aber es gab immer noch den Widerstand und diejenigen, die sich auf keinen Fall in das neue System fügen wollten und somit die Konsequenzen tragen mussten. Newt schien das nicht unbedingt ein passender Zeitpunkt an dem sich Leute für ein Buch über magische Geschöpfe interessierten.

„Ach Honey...“ riss ihn Gellerts leicht amüsierte Stimme aus seinen Gedanken und brachte ihn dazu wieder aufzuschauen. „Die Leute hören nie auf zu lesen.“

Newt musste bei dieser Aussage leicht lächeln. „Vermutlich...“ stimmte er dem anderen zu, bevor er sich für einen erneuten Themenwechsel entschied. Krieg, Leid und Politik waren nun wirklich nicht Themen in deren Richtung er heute Nacht ein Gespräch lenken wollte. „Du schuldest mir noch einen Kuss.“ erinnerte er Gellert also mit einem schalkhaften Funkeln in den Augen. Dessen Lächeln wurde ungewöhnlich milde. „Sicher, Honey...“ Kurz darauf nahm er bereits das Notizbuch aus Newts Schoß und legte es zur Seite. Er beugte sich nach vorne, überbrückte somit das letzte Stück zwischen ihnen und fing die Lippen des Jüngeren zu einem sanften Kuss ein. Newt schloss augenblicklich die Augen als er die weichen, warmen Lippen auf den seinen spürte. Ein leises, genießendes Seufzen kam ihm über die Lippen. Der Kuss war ungewöhnlich sanft für ihre Verhältnisse, was daran liegen mochte, dass Gellert generell nicht unbedingt der Typ für Zärtlichkeiten außerhalb des Betts war. Dementsprechend waren ihre Küsse normalerweise eher von Leidenschaft und Lust geprägt als von zärtlicher Zuneigung. Umso mehr genoss der Rotschopf diese Geste und erlaubte sich einen Moment ganz in dem warmen Gefühl der Nähe und dem angenehmen Flattern in seinem Bauch aufzugehen. Als sie den Kuss schließlich lösten, verharrte Gellert jedoch nah bei ihm und lehnte seinen Kopf gegen Newts Schulter. Dieser öffnete etwas überrascht die Augen, legte dann aber nach kurzem Zögern seine Arme um den Blonden und ließ sich etwas nach hinten gegen die Lehne des Betts sinken. Es war nicht unbedingt ungewöhnlich, aber doch selten, dass Gellert solche Nähe zuließ oder gar von sich aus suchte. Ein paar mal war dies bereits in den letzten Jahren vorgekommen, allerdings meist wenn der Ältere einen sehr anstrengenden oder frustrierenden Tag im Büro des MACUSA gehabt hatte. Viele würden Gellert vermutlich als kalt, distanziert und gefühllos beschreiben, und es mochte in vielen Situationen durchaus zutreffen. Doch gerade solche Momente bestätigten Newt in seinem Bild, dass man Gellert nicht darauf reduzieren konnte. Auch er hatte Momente, in denen er der Nähe zu jemand anderem etwas abgewinnen konnte außer für sexuelle Befriedigung. Und der Umstand, dass Newt es war, bei dem sich Gellert für einen Moment fallen lassen konnte und seine sanftere Seite zeigte, war ein Zugeständnis, das an Vertrauen kaum zu überbieten war. Zärtlich begann Newt mit einer Hand durch die seidigen, blonden Haare zu streichen. „Du solltest dich ausruhen...“ murmelte er leise, während er seinen Kopf gegen den des Blonden lehnte.

Gellert atmete daraufhin tief durch bevor er leise antwortete. „Das wäre gut...“ Dann löste er sich jedoch aus der Umarmung und setzte sich wieder auf, während er sich seine Haare glatt strich. „Du solltest nun auch schlafen. Ich muss für ein paar Tage fort. Versuch dich zu benehmen.“ Seine Haltung und Stimme war wieder beherrscht wie zuvor, während er sich bereits daran machte aufzustehen.

Newt konnte die Überraschung und die Enttäuschung über diese Worte nicht verstecken. „Du musst jetzt los...?“ fragte er geknickt, da er schließlich die ganze Nacht gewartet hatte in der Hoffnung, dass er heute ein mal in Gellerts Armen einschlafen könnte.

„Ja.“ antwortete dieser knapp. „Es hat sich so ergeben.“ Als Newt immer noch enttäuscht drein blickte, zog Gellert die Augenbrauen etwas kraus. „Du wirst es kaum merken. Es ist fast so, als würde ich dich wegen irgendeiner Dummheit schmoren lassen.“

Auf Newts Gesicht schlich sich ein bitteres Schmunzeln wegen der Bemerkung über das 'schmoren lassen'. Das war nicht gerade tröstlich, vor allem da das etwas war, was er aktuell unbedingt vermeiden wollte. Er sehnte sich nach der Nähe und Gesellschaft des Anderen und nun würde er ihn für mehrere Tage nicht sehen.

„Und wenn ich wieder da bin, reden wir über dein Buch.“ Fügte Gellert schließlich an, während er ihm nochmal über das Knie unter der Decke streichelte und sich schließlich erhob. Augenblicklich zog es Newt schmerzlich das Herz zusammen. „Wohin musst du denn?“ fragte er hastig und wider besseren Wissens nach um Gellert noch einen Moment daran zu hindern bereits zu gehen. Einen Moment schaute der blonde Zauberer skeptisch zu ihm hinunter und fast befürchtete Newt, dass er einfach wortlos gehen würde. Doch Gellert schien sich dagegen zu entscheiden. „Nach Deutschland.“ kam die knappe Antwort, gepaart mit einem abwartenden Blick. Einen Moment schwieg Newt verunichert. Deutschland gehörte zu den Gebieten, die bereits länger und sicher unter Gellerts Herrschaft standen. Es machte also nicht wirklich Sinn für Newt, dass er dort mehrere Tage persönlich hin müsste. „Und wozu?“ hakte er also weiter nach.

Gellert neigte den Kopf leicht zur Seite bevor er erneut knapp antwortete. „Wegen eines Treffens.“

Fast glaubte Newt ein kleines Funkeln in den verschiedenfarbigen Augen zu sehen und er wurde das Gefühl nicht los, dass Gellert ihn gerade mit Absicht mit besonders kurzen und möglichst inhaltslosen Antworten abspeiste. Er verzog leicht den Mund, was schon fast einem schmollenden Gesichtsausdruck gleich kam. „Und mit wem triffst du dich mehrere Tage?“ Wegen eines kleinen Treffens musste er doch nicht so lange verreisen. Schließlich war Gellert in der Lage mal eben über Kontinente zu apparieren.

„Mit einigen meiner treusten Generäle.“ erklärte der Blonde ruhig und setzte sich wieder auf den Stuhl, wo er die Beine entspannt überschlug. „Die Aufstände, die ich erwähnt hatte, gab es an mehreren Orten auf der Welt. Und auch wenn ich vieles kann, kann ich nicht überall gleichzeitig sein. Das muss koordiniert werden.“

Kaum dass Gellert sich gesetzt hatte, spürte Newt die Anspannung in sich weichen. Er nickte verstehend während er Gellert aufmerksam betrachtete. „Also... gehst du nur dorthin um das weitere Vorgehen zu koordinieren?“ fragte er so unauffällig wie möglich um auszuloten, wie schrecklich und seiner Meinung nach moralisch verwerflich Gellerts Unternehmung wohl werden würde. Dieser zuckte daraufhin allerdings mit den Schultern. „Ja, aber wenn es sein muss, werde ich mir einige Anschläge vor Ort anschauen. Und wer weiß, was dann noch kommt.“

Beruhigt von dieser Antwort senkte Newt nachdenklich den Blick. Das klang schon mal nicht nach einem Massaker oder Bestrafung von Gefangenen wie vorhin, viel mehr nach viel organisatorischem Aufwand und Besprechungen. „Könnte ich dann nicht mit...? Wenn du vermutlich eh hauptsächlich zu Treffen gehst?“ fragte er schließlich und schaute mit fast hoffnungsvollem Blick aus seinen blauen Augen zu Gellert hinauf.

Dieser wirkte von der Frage tatsächlich einen Moment überrascht ehe er lachte, was Newt dazu brachte verlegen den Kopf ein wenig zu senken.

„Das kann wohl kaum dein Ernst sein.“ antwortete der blonde Zauberer schließlich und schüttelte mit einem amüsierten Grinsen den Kopf.

„Honey, nenne mir nur einen guten Grund, weshalb ich das Risiko eingehen sollte dich mitzunehmen, sodass du mir vielleicht entwichst.“

Bei diesen Worten zog der Rotschopf allerdings die Augenbrauen zusammen und schaute fast ein wenig störrisch zu dem Älteren auf.

„Weil ich keinen Zauberstab habe und selbst mit einem Zauberstab höchstwahrscheinlich nicht aus einem Zimmer käme, dass du höchstpersönlich magisch versiegelt hast? Und davon abgesehen käme ich eh nicht weit in Deutschland und ich habe all meine Geschöpfe hier.“ begann Newt aufzuzählen um dem anderen zu zeigen, dass ihm durchaus bewusst war, wie unsinnig solch ein Fluchtversuch wäre. Schließlich wusste er, dass man bei Gellert mit emotionalen Schwüren und Versprechen diesbezüglich nicht weiter kam. Logik und stichhaltige Argumente hingegen waren etwas, was den blonden Zauberer überzeugten.

Dieser nickte auf die Worte.

„Das mag alles stimmen.“ antwortete er und neigte den Kopf zur Seite, während er Newt ruhig aber aufmerksam betrachtete. „Aber das sind alles keine Gründe, warum ich dich mitnehmen soll, Honey...“

Newt spürte wie seine Hoffnung den Mann zu überzeugen langsam schwand. Er hatte recht, das waren tatsächlich keine Gründe, die dafür sprachen. All das wäre auch gewährleistet, wenn Gellert ihn hier ließe. Es wäre sogar sicherer für ihn, ihn hier zu lassen... Doch die Chance darauf für ein paar Tage aus diesem Zimmer zu kommen und hier nicht ganz alleine zu versauern, wollte er sich dennoch nicht einfach so entgehen lassen. Somit atmete er noch einmal tief durch, ehe er zu einem letzten Überzeugungsversuch ansetzte.

„Weil es bestimmt sehr anstrengend sein wird das alles zu koordinieren und ich am besten weiß, wie man dich nach einem harten Tag entspannt bekommt...?“ Newt versuchte selbstsicher und überzeugt von seinen Worten zu klingen, doch die Scham über seine anzügliche Andeutung sorgte dafür, dass seine Antwort gegen Ende eher nach einer Frage klang. Obwohl er sich zwang den Blickkontakt aufrecht zu halten, mischte sich doch ein Funken Unsicherheit in seine hellen Augen, erst recht als Gellert begann zu schmunzeln.

„Weißt du das...?“ fragte der Blonde amüsiert, während er es offenbar zu genießen schien, wie Newt mit sich kämpfte. Die neckende und herausfordernde Frage sorgte dafür, dass sich Newts Wangen leicht rosa färbten und sich gleichzeitig etwas wie Trotz in ihm regte.

„Ja, weiß ich.“ antwortete er fast ein wenig eingeschnappt und deutlich überzeugter als zuvor.

„Gut.“ lenkte Gellert daraufhin jedoch ein, da er offenbar bemerkte, dass dem Rotschopf diesbezüglich nicht nach Neckereien zumute war. „Das mag stimmen, aber ich weiß nicht ob mir das als Grund reicht. Hier weiß ich dich sicher. Und bei dem Treffen weiß ich noch nicht, was dabei raus kommt.“

Newt seufzte leise und senkte resigniert den Blick. Natürlich reichte es Gellert nicht als Grund. Weswegen auch? Mit Sicherheit hätte er mehr als genug zu tun um keine Langeweile aufkommen zu lassen oder Newt gar zu vermissen. Zwar konnte sich der Rotschopf vorstellen, dass es für Gellert durchaus einen gewissen Reiz hätte abends nach Besprechungen seinen Partner willig im Bett auf ihn wartend zu finden, doch vor allem wäre es ein Risiko mit dem sich der Ältere nicht auch noch befassen wollte.

„Ich möchte dich einfach nicht mehrere Tage missen...“ gestand er also leise mit einem Hauch Resignation in der Stimme. Seit sie sich ausgesprochen hatten, vermisste Newt den Älteren in fast jeder Minute, die sie nicht zusammen waren, fast so als wollte er nun endlich die vergangenen Monate aufholen, in denen sie voneinander getrennt gewesen waren. Doch Gellert hatte viel zu tun – die Welt beherrschte sich schließlich nicht von alleine – und so sahen sie sich sowieso kaum außer abends. Und nun wäre der blonde Zauberer auch noch mehrere Tage unterwegs. Newt vermisste ihn einfach und wünschte sich mehr Zeit mit ihm, so sehr er auch versuchte vernünftig und verständnisvoll zu sein.

„Wir müssen alle unsere Opfer bringen.“ antwortete Gellert schließlich ehe er sich erhob und Newt konnte nicht verhindern, die Schultern enttäuscht hängen zu lassen.

Als der Ältere an der Tür angelangt war, blickte er nochmals über die Schulter und betrachtete den in sich zusammen gesunkenen jungen Mann auf dem Bett, der seinem Blick auswich.

„Ich komme dich in einer halben Stunde abholen. Wenn du dann nicht fertig bist, bleibst du hier.“

Newt riss augenblicklich den Kopf nach oben bei diesen Worten und starrte Gellert ungläubig an. Dieser wandte sich jedoch bereits wieder ab und schritt durch die Tür. Die Überraschung auf seinem Gesicht wich einem immer breiter werdendem, euphorischem Grinsen.

„Danke!“ hauchte er immer noch fassungslos aber glücklich und sprang bereits aus dem Bett um sich wieder anzuziehen, während Gellert ohne ein weiteres Wort die Tür hinter sich schloss und verschwand.

 



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