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Wie man es noch sagen kann

[Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wieder ein recht ungewöhnliches Pair - gerade wenn man die aktuellen Chapter bedenkt -, aber in 'verses, in welchen Acno kein Bad Guy ist, hat es irgendwie was. Jedem auf seine Weise kann man Anna und Acno gut das Veteranenhafte andichten und dann ähneln sie einander irgendwie und bilden gleichzeitig einen interessanten Kontrast. Sie passen einfach irgendwie zusammen und in einigen meiner Fics sind sie deshalb auch ein Sidedish :D

Wieder nur ein recht kurzer OS und irgendwie ein bisschen seltsam, aber Acno ist irgendwie schwer zu fassen^^'

Viel Spaß beim Lesen und vielen Dank im voraus für jeden Kommentar!
LG
Yosephia Komplett anzeigen

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99. “Be careful.” (Annalogia)

„Sei vorsichtig.“

Wenn eines gab, was Anna nie zu Acnologia sagen würde, dann das. Diese zwei simplen Worte, so wichtig sie für viele Andere auch waren, waren bei Acnologia schlicht und einfach fehl am Platz. Nicht weil das, was er tat, nicht gefährlich war, ganz im Gegenteil, sondern weil solche Worte nicht zu ihm und Anna gehörten – was auch immer sie Beide zusammen nun waren.

Anna war eine gestandene Frau, saß im Berufsleben fest im Sattel, hatte eine Tochter, auf die sie stolzer nicht sein könnte, und eine dreijährige Enkelin, die man keine Sekunde aus den Augen lassen konnte. In ihrem sozialen Umfeld galt Anna als jemand, der unerschütterlich war, immer seinen Kurs kannte, immer über die Dinge in der Welt Bescheid wusste. Zuweilen hatte Anna sogar das Gefühl, von ihren Jura-Studenten glorifiziert zu werden, auch wenn sie nicht den Eindruck hatte, allzu dick aufzutragen – ein bisschen schon, das musste man vor Gericht einfach.

Wenn es allerdings um Acnologia ging, fühlte Anna sich, als würde ihre sonstige Souveränität außer Kraft gesetzt werden. Bei ihm hatten so viele Dinge eine andere Bedeutung – wenn überhaupt eine. Gesten, die für Andere von schier unermesslichem Wert waren, wurden von ihm nicht einmal beachtet, geschweige denn gewürdigt. Und die in der heutigen Gesellschaft obligatorischen Platituden prallten einfach an ihm ab.

Im Umgang mit Acnologia hatte Anna eine neue Sprache gelernt. Eine Sprache aus wortlosen Lauten, winzigen Veränderungen in der Körperhaltung und schwer zu deutenden Blicken. Eine Sprache, die von der Umgebung, der Tageszeit und noch vielerlei mehr Faktoren abhängig war. Eine Sprache, die selbst nach mehreren Monaten ein Rätsel blieb.

Doch Anna hätte sich nicht als Alleinerziehende zur besten Staatsanwältin der Stadt hochgearbeitet, wenn sie vor so einer Herausforderung zurück schrecken würde. Jeder noch so winzige Erfolg war all die voran gegangenen Fehltritte zehnfach wert, jeder Tag ein neues Abenteuer, jede Erkenntnis ein neuer Schritt auf einem Weg, der einfach um seiner selbst willen beschritten werden wollte…

Und manchmal gab es diese Momente, in denen es so aussah, als würde Acnologia auch versuchen, ihre Sprache zu sprechen. Jetzt war so ein Moment, denn genau die Worte, die Anna nicht einmal dann verwendete, wenn sie erraten hatte, dass Acnologia zu einem Auslandseinsatz musste, waren soeben aus seinem Mund gekommen.

Er stand hinter ihr, während sie das letzte Mal an ihren zu einem strengen Knoten hochgebundenen Haaren zupfte, um auch die letzte widerspenstige Strähne zu bändigen. Acnologia trug nur eine Jogginghose, sodass Anna durch den Spiegel einen guten Blick auf den sonnengebräunten, muskulösen Oberkörper hatte. Wie immer blieb sie kurz an seinem rechten Oberarm hängen, der vom Handgelenk bis zur Schulter eine einzige große Tätowierung zeigte, ein abstraktes Schnörkelmuster, das auf dem ersten Blick keinen Sinn ergab. Eines der Rätsel, die Anna noch immer nicht gelöst hatte, denn sie war sich sicher, dass hinter diesem Muster eine Bedeutung stecken musste. Acnologias wilde, weiße Mähne war noch etwas zersauster als sonst, weil er gerade erst aus dem Bett gestiegen war.

Weil er gestern erst mitten in der Nacht von einem Einsatz wieder gekommen war – und sich wie immer ohne Vorwarnung bei Anna einquartiert hatte –, hatte sie sich wider besseren Wissens bemüht, leise zu sein. Sie hatte heute nicht den Luxus, ausschlafen zu können, sie musste in zwei Stunden vor Gericht ihr Plädoyer halten.

„Ich fahre nur zum Gericht und danach zu meinem Büro. So gefährlich sind die Straßen hier noch nicht“, antwortete sie trocken, als ihr bewusst wurde, wie lange sie Acnologia bereits durch den Spiegel angestarrt hatte.

Sie ließ ihre Hände sinken und drehte sich herum, um dem Mann direkt in die Augen blicken zu können. Heute schaffte sie es nicht, etwas darin zu lesen. Sein Blick blieb unverständlich hart. Genau das verriet ihr, dass er aus irgendeinem Grund auf der Hut war. Fast so, als wollte er seine Deckung nicht fallen lassen. Immer der kampfbereite Soldat eben.

„Es wird Sturm geben“, sagte er einfach nur, ohne zu erklären, woher er das wusste. Erklärungen waren nichts für ihn. „Sei einfach vorsichtig.“

Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich wieder um und verschwand in der Küche. Mit einer Mischung aus Verwirrung und Amüsement blieb Anna im Badezimmer zurück und griff langsam nach ihrer ledernen Armbanduhr. Ein letztes Mal überprüfte sie ihre Frisur im Spiegel, dann trat sie in den Flur hinaus, um in ihren Mantel und die flachen Pumps zu schlüpfen.

Neben ihrer Aktentasche lag der schwarze Taschenschirm, den sie eigentlich in einer der Schubladen des Flurschranks aufbewahrte. Sie wunderte sich gar nicht erst darüber, warum Acnologia von der Existenz dieses Regenschirms gewusst hatte. Sie würde ihm sogar zutrauen, dass er ihre Wohnung mal auf verdächtige Gegenstände überprüft hatte.

Einen Moment lang wog Anna den Regenschirm nachdenklich in der Hand, dann drehte sie sich zur Hälfte um und rief einen knappen Dank zurück in die Wohnung, ehe sie die Tür öffnete und sich auf den Weg machte.

So sehr sie sich bemühte, Acnologias Sprache zu entziffern, manchmal musste sie ihn auch mit ihrer Sprache konfrontieren. Dass er sie heute sogar selbst angewendet hatte, ließ Anna hoffen, dass er auch all das hinter dem simplen „Danke“ verstanden hatte, was in Worte zu fassen auch ihr noch immer so schwer fiel…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Arianrhod-
2017-05-08T21:56:40+00:00 08.05.2017 23:56
So, das muss ich heute noch hinkriegen, damit ich wenigstens etwas geschafft habe. >.<

Also, mir hat die Story gefallen! :)
Ich verstehe dein Problem mit Acnologia, aber ich finde, dass du ihn gut eingefangen hast. Dieses Außergewöhnliche, abseits der Gesellschaft stehend, ohne, dass es ihn tatsächlich interessiert. Es ist ihm einfach scheißegal, was andere Leute von ihm halten. Das hat man sehr gut herauslesen können. Auch, dass er doch unter etwas anderen Regeln als der Rest der Welt operiert - hier schön veranschaulicht durch seine eigene Sprache.

Der Fokus lag mit zwar ein wenig zu sehr auf Anna, zumindest dem Gefühl nach. Vielleicht lag es daran, dass so wenig geredet bzw. gehandelt wurde und das meiste nur Introspektive war? Dabei war er doch sehr im Mittelpunkt ihrer Gedanken, was ihn auch wieder mit einbezogen hat... Ich glaube, ich bin gerade völlig unverständlich. ^^"

Die kleinen Hintergründe, die du den beiden verpasst hast, fand ich schön zugeschnitten auf sie, vor allem Annas. Das kann ich mir sehr gut vorstellen. :) Und Acno hat natürlich keinen normalen o8/15-Job, sondern braucht etwas Aufregung in seinem Leben, auch wenn er theoretisch dabei draufgehen könnte.

Dass er trotz der Unabhängigkeit und Gleichgültigkeit doch versucht, auf Anna zuzugehen, ist ja wohl ein deutliches Zeichen, wie viel ihm an ihr liegt. Und dass sie ihn wiederum in ihr Leben lässt, das doch sehr streng gestrafft zu sein scheint, zeigt, dass sie das doch erwidert. Das hast du schön hingekriegt. :)
Mir gefiel auch, wie du den Prompt eingebracht hast - das ist tatsächlich nichts, von dem ich denke, dass man es zu Acnologia sagen muss/kann/braucht, aber auf der anderen Seite auch nichts, das man ihm so einfach in den Mund legen kann. Du hast es trotzdem glaubwürdig hingekriegt, finde ich. ^^-

Okay, jetzt hab ich genug Herumgeschwafelt. ^^" Ich hab irgendwie das Gefühl, dass nur die Hälfte davon relevant war.
Bis nächstes Mal!
Gruß
Arian


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