Zum Inhalt der Seite

Vampire Kiss

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Michirus Entschluss

32. Michirus Entschluss
 

„Du willst doch jetzt nicht wirklich einfach verschwinden“, war Reijka überrascht,

„So plötzlich und ohne jede Vorankündigung.“

Sie sah Michiru an und wartete auf deren Antwort.

Etwas abseits der anderen Mädchen standen sie auf der Wiese und plötzlich fiel es Michiru schwer, eine plausible Ausrede zu finden.

„Ich bin dir schon viel zu lange zur Last gefallen“, sagte sie deshalb,

„Es wird einfach Zeit das…“

„Blödsinn“, unterbracht Reijka sie,

„Wir haben gerade beschlossen heute Abend eine Grillparty im Pavillon zu feiern. Da darfst du einfach nicht fehlen Michiru, bitte.“

„Eine Grillparty bei Nacht?“ es fiel ihr mehr als schwer, sich ihren Schock nicht anmerken zu lassen.

»Auch wenn er gesagt hat die Werwölfe verlassen diese Stadt. Sein Rudel ist nicht das einzige und auch die Vampire könnten eine Gefahr sein. Selbst Haruka…«

„Naja, wir haben vor, gleich schon damit zu beginnen“, brachte Reijka hervor,

„Aber es kann schon bis spät in die Nacht dauern bei uns. Du hast die Truppe ja kennengelernt.“

Sie brabbelte noch etwas, doch Michiru bekam es nur am Rande mit.

Auf keinen Fall konnte sie einfach verschwinden und riskieren, dass keine der Mädchen diesen Grillabend überlebte. Nur ob sie sie im Falle des Falles auch würde schützen können, das bezweifelte sie selbst. Vor Haruka vielleicht noch, aber auch die würde Michiru wohl keine weiteren Wünsche mehr erfüllen.

„Bitte sag, dass du bleibst“, forderte Reijka wieder ihre ganze Aufmerksamkeit,

„Bitte Michiru. Morgen kannst du immer noch gehen, oder übermorgen.“

„Also gut“, lächelte Michiru,

„Ich tu dir den Gefallen.“

„Klasse“, freute Reijka sich beinahe wie ein Kind,

„Ich sag dem Personal sie sollen alles vorbereiten. In einer halben Stunde kann es dann losgehen.“

Sie drehte sich mit Schwung herum und lief zu den anderen.

„Mädels gleich gibt’s Grillgut mit Lagerfeuer-Romantik!“ rief sie und bekam dafür mächtig Beifall.

Michiru wünschte sich, genauso unbeschwert wie sie sein zu können, doch das würde ihr wohl niemals mehr möglich sein.

Selbst wenn ihre Flucht gelang und sie Haruka nie mehr wiedersah – das Erlebte würde sie nicht vergessen. Und wenn ihr restliches Leben noch so friedlich verlief. Kein Mensch konnte solche Schrecken vergessen.

»Aber sie wird mich sicher nicht einfach so gehen lassen«, war sie sich widerum sicher,

»Nicht nach allem, was ich nun weiß.«

Sie trat wieder an die Brüstung und sah hinunter in den Garten.

Trotz allem vermisste sie die Vampirin. So viele schöne Stunden hatten sie miteinander erlebt und ihre Gefühle einfach abstellen, dass konnte Michiru nicht. Sie war ja kaum imstande, dagegen zu handeln. Auch ohne Harukas Magie wäre sie dem Charme der Blondine hoffnungslos verfallen.

»Wäre sie doch nur ein Mensch…«

Doch das war sie nicht.

Schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Sie war gestorben, als sie etwa in Michirus Alter war, doch auch als Mensch hatte sie ein völlig anderes Wesen gehabt, als Michiru es hatte. Wären sie sich zu jener Zeit begegnet, hätten sie sich wahrscheinlich nicht einmal gemocht, geschweige denn mehr.

»Warum also ist es jetzt passiert?« fragte sie sich immer wieder,

»Sie liebt wahrscheinlich gar nicht, aber wie konnte ich mich verlieben? War es wirklich nur ihre Magie?«

Die Vorbereitungen für den Grillabend waren bereits im vollen Gang.

Das Personal hatte Laternen angezündet, die noch im restlichen Tageslicht untergingen, Tische, Geschirr und Besteck angeschleppt und war bereits dabei, jede Menge Essbares heran zu tragen.

Das geschäftige Treiben lenkte Michiru ein wenig ab, wenn sie auch immer wieder einen leisen Seufzer von sich gab.
 

Haruka ließ das tote Mädchen aus ihren Fingern gleiten. Es war bereits das vierte Leben heute Nacht, dass sie beendet hatte ohne jedes Zögern. Die Jagd, die Angst der Opfer wenn sie um ihr Leben bettelten, alles, was der Vampirin immer ihren Kick gegeben, war jetzt nichts mehr wert. Sie konnte es nicht mehr genießen und selbst das Blut schmeckte ihr nicht mehr wirklich. Es erfüllte den Zweck sie am Leben zu erhalten, sonst nichts.

„Ich hatte Verständnis, dass nicht innerhalb von wenigen Stunden alles zu klären ist“, murrte sie,

„Aber ich habe Yuri mehr als genug Zeit gegeben. Entweder sie holt sie jetzt zurück oder ich werd es selbst tun!“

Sie lief in die Nacht.

Den Weg nach Hause nutzte sie, ein weiteres Blutbad anzurichten, einfach nur, weil ihr danach war. Ihre Geduld hatte Grenzen und eigentlich waren diese längst erreicht. Nicht umsonst hatte sie sämtliche Störenfriede außer Gefecht gesetzt. So lange schon hatte sie auf Michiru gewartet. War geduldig gewesen und behutsam vorgegangen, damit das Mädchen freiwillig ihr Geschöpf werden und ewig bei ihr sein würde. Es reichte mit der Warterei. Zumal es längst nicht mehr nur allein um Michirus ewige Gesellschaft ging. In diesem Mädchen lag der Schlüssel zur größten Macht, die ein Vampir je besitzen konnte. Welche Macht das war, dass wusste Haruka noch immer nicht, doch das war wohl das einzige Geheimnis, welches es für sie noch gab.

Sie wusste genau, wo Michiru war, wusste wohin sie geflüchtet und zu welchen Menschen sie sich begeben hatte. Sie wusste wo Yuri sich herumtrieb und das sie die letzten 2 Tage nicht bei Michiru war, um mit dieser zu reden. Sie wusste, dass Kyoko das Trinken des Werwolfblutes überlebt hatte, dass aber ihr Bruder daran bald starb. Sie wusste sogar, woher Yuri gekommen war und wem sie ihr enormes Wissen verdankte.

„Und was es mit deinem Blut auf sich hat, werde ich auch bald erfahren“, grinste sie böse, als sie sich ihrem Haus näherte.

In der Nähe der Stelle, an welcher sie Ayame getötet hatte, blieb sie stehen.

Bereits kurz nachdem Haruka sie dort hatte liegen lassen, war nichts mehr von ihr übrig geblieben. Die Werwölfe, die sie wegen Kyosuke ständig überwachten, hatten sie in Stücke zerrissen und gefressen, denn ein toter Vampir konnte sie mit nichts mehr infizieren.

Und wieder stieg der Triumpf darüber in ihr auf, wie leicht es plötzlich gewesen war, Ayame zu töten. So viele Jahrhunderte lang war sie sicher gewesen, die rothaarige Älteste niemals los zu werden, denn noch nie war es einem Vampir gelungen, seinen Schöpfer zu töten – außer Ayame selbst.

Natürlich konnte ein Schüler besser werden, als sein Lehrer, doch bei Vampiren traf das nur bedingt zu. Stärker zu werden als sein Meister war möglich und schon häufiger vorgekommen, doch hintergehen konnte man seinen Schöpfer eigentlich nicht. Man war ein Teil von ihm und egal wie winzig dieser Teil auch war, starke Emotionen konnte man vor ihm nicht völlig verbergen. Hass und Mordlust waren starke Emotionen. Sogar sehr starke bei einem Vampir.

Darum spürte sie auch, dass Yuri sich im Haus befand, obwohl diese versuchte, es zu verbergen.

Wieder grinste Haruka böse.

»Keine Angst kleine Verräterin. Noch kannst du mir vielleicht wirklich noch nützlich sein…«

Sie blickte noch mal auf die Stelle, an der Ayame den Tod gefunden hatte und ging dann weiter ins Haus.

Die Mühe zu suchen machte sie sich nicht. Direkt nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, brüllte sie nach Yuri.

„Beweg dich her du nutzloses Ding!“, befahl sie,

„Es wird Zeit für eine Berichterstattung!“

Nur Sekunden später kam Yuri angelaufen.

Mit etwas Sicherheitsabstand zu Haruka blieb sie stehen und sah sie an.

„Ich werde mich gleich zur Ruhe begeben“, erklärte die Vampirin,

„Wenn ich heute Abend aufwache erwarte ich, dass sie wieder hier ist. Ist sie das nicht, hole ich sie selbst und dich brauche ich dann nicht länger!“

„Es tut mir leid Haruka“, neigte Yuri demütig ihren Kopf,

„Es ist nicht so einfach, sie zu überzeugen. Sie ist misstrauisch und hat Angst nach allem, was sie weiß.“

„Und nicht einmal du als gute Freundin kannst sie davon überzeugen, dass sie nichts zu befürchten hat?“ klang Harukas Stimme seltsam,

„Obwohl sie es doch selbst aus eigener Erfahrung wissen müsste?“

Yuri schüttelte den Kopf.

„Sie hat einfach Angst“, sah sie wieder auf,

„Sie ist eben nur ein Mensch und…“

Weiter kam sie nicht, denn Haruka hatte sie fest an der Kehle und funkelte sie böse an.

„Verkauf mich nicht für dumm hab ich dir gesagt, kleine Made“, zischte sie,

„Ich weiß genau, dass du nicht bei ihr warst. Mir ist egal, was für ein Spiel du treibst – nur übertreibe es nicht! Heute Abend ist Michiru hier oder ich nehme es selbst in die Hand! Du solltest den Tag also lieber nicht bei deinem sterbenden Schoßhündchen verschwenden, sondern das tun, weshalb du einzig und allein noch lebst!“

Yuris Augen weiteten sich, was Haruka ein kurzes Lachen entlockte.

„Ganz so gut wie du dachtest, bist du dann wohl doch nicht“, flüsterte sie und stieß Yuri von sich,

„Also tu, was du nicht lassen kannst. Du allein entscheidest dein Schicksal.“

Sie löste sich auf und Yuri war allein.

Ein wenig umständlich kam sie von der Couch hoch, auf die sie gefallen war und sah sich kurz um. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie war sich sicher gewesen, ihre Streifzüge perfekt vor Haruka verborgen zu haben und nur Informationen zugelassen zu haben, welche auch bei der Vampirin landen sollten. Jetzt jedoch sah es so aus, als sei die Blondine ihr einen Schritt voraus und das konnte Yuris Plan doch noch gefährden.

Sie hatte keine Wahl. Draußen wurde es langsam hell und wenn sie es heute nicht schaffen würde Michiru wieder hierher in Harukas Arme zu holen, dann würde ihr eigener Plan heute Abend wohl ein jähes Ende finden. Das konnte und wollte sie nicht riskieren. Dafür hatte sie viel zu viel bezahlt, um bis hierher zu gelangen. Beinahe ihr ganzes Leben hatte sie dieser Sache geopfert – so kurz vor dem Ziel zu scheitern, dass konnte sie nicht zulassen.

Sie würde zu Michiru gehen und sie zurückholen. Doch vorher würde sie, trotz Harukas Warnung, Kyosuke aufsuchen. Der dämonische Kampf in seinem Inneren machte ihm schwer zu schaffen und sie wollte sich einfach vergewissern, dass er noch lebte. Auch wenn er ihr nicht mehr nützlich sein konnte in seinem Zustand, doch konnte man nie wissen wozu es gut war, einen sterbenden Rudelführer in der Hinterhand zu haben.
 

Auf dem Grill brutzelten Spieße der verschiedensten Art, etliches verschiedenes Fleisch und Gemüse und jede Menge Burger Brötchen. Es roch verlockend und sah fantastisch aus.

Die Stimmung war sehr ausgelassen und fast kam Michiru in die Versuchung, das alles zu genießen. Wäre da nicht dieses ungute Gefühl gewesen, das sie vor einigen Minuten beschlichen hatte und immer stärker wurde. Es lag nicht allein am bevorstehenden Sonnenuntergang. Vielmehr hatte sie das Gefühl, dass sich etwas tat bei den Vampiren, mit deren Blutlinie auch sie nun verbunden war. Sicher war sie nicht, aber sie glaubte, zum ersten Mal seit Tagen, Harukas Präsenz zu spüren. Kaum wahrnehmbar und irgendwie ganz anders als sonst, doch alles was dieses Gefühl vor ihrem geistigen Auge auslöste, war das Bild der Vampirin, die sie sanft anlächelte mit blutigen Lippen, nachdem sie sie, während eines heißblütigen Liebesaktes, gebissen hatte.

Michiru wollte es nicht zulassen, konnte aber nicht verhindern, das Sehnsucht in ihr aufkam, zu diesem Moment zurück zu kehren. Ihr wurde heiß und beinahe konnte sie Harukas Berührungen spüren. Es wurde so heftig, dass Michiru sich ein wenig zurückziehen und sich auf eine der Bänke im großen Pavillion setzen musste.

»Das kann unmöglich Haruka sein«, war sie verwirrt,

»Solange die Sonne nicht untergegangen ist, ist ihre Macht nicht groß genug auf diese Entfernung.«

Es konnte also nur Yuri sein. Oder vielleicht Ayame? Sie war eine Älteste und ihre Macht vielleicht groß genug. Ob sie bei Haruka war? Am Tage?

Ein leichtes Zittern befiel sie. Dieser Gedanke wollte ihr so gar nicht gefallen. Aus vielerlei Gründen nicht und sie war sich nicht schlüssig, welchen sie als den schlimmsten empfinden sollte.

»Egal welchen Grund es hat«, erhob Michiru sich energisch wieder,

»Ich will nicht Nacht für Nacht Menschen töten. Ich könnte damit leben, dass sie es tut, aber ich will das nicht tun. Also vergesse ich sie und alles, was mit ihr zu tun hat und verschwinde, so schnell es geht!«

Heute jedoch konnte sie das nicht mehr wagen.

Also mischte sie sich wieder unter die Gesellschaft, welche mittlerweile um einige Personen angewachsen war und versuchte, alles im Blick zu halten. Scheinbar hatte Reijka noch weitere Freunde eingeladen, denn im Laufe der nächsten vierzig Minuten etwa, wuchs der gemütliche Grillabend zu einem ausgewachsenen Barbecue heran. Es waren so viele Leute da, dass es immer schwerer für Michiru wurde, nicht den Überblick zu verlieren. Das ungute Gefühl in ihr machte es nicht leichter. Irgendetwas würde geschehen, dessen war sie sich sicher. Ob es gut oder nicht sein würde, würde sie spätestens nach Sonnenuntergang erfahren – auch dessen war sie sich sicher.

Sie erfuhr es jedoch sehr viel früher. Nämlich nur wenig später.

Ein Bediensteter brachte scheinbar weitere Gäste und unter ihnen befand sich Yuri. Michiru wäre beinahe das Herz stehen geblieben, als sie sie sah. Sofort hatte sie die warnenden Worte dieses Werwolfs im Kopf, aber auch alles selbst erlebte mit ihr. War sie wirklich so gefährlich? Und selbst wenn – auch für Michiru? Bisher waren sie doch recht freundschaftlich miteinander umgegangen, bis auf ein paar wenige Kleinigkeiten.

Was nun immer auch sich hinter Yuri verbarg, sie würde eine weitere Chance haben, es heraus zu finden. Nachdem Reijka die Gruppe empfangen und Yuri den Weg gewiesen hatte, kam sie direkt auf Michiru zu.

„Hey“, sagte sie fast ein wenig scheu, was Michiru überraschte,

„Können wir irgendwo reden?“

Nach kurzem Schweigen, das sie aber beabsichtigt hatte, nickte Michiru leicht.

„Wir können hoch an den Pool gehen“, schlug sie vor und ging auch direkt los,

„Ich wollte sowieso noch eine Runde schwimmen.“

Yuri folgte ihr und sah sich dabei genau um, was Michiru nicht entging.

»Spioniert sie für Haruka? Oder überlegt sie selbst, wen sie für ihr Blut töten soll?«

Den Gedanken verdrängte sie sofort wieder.

Am Pool angekommen setzte sie sich auf eine der Liegen und deutete Yuri, es ihr nach zu tun. Diese nahm die Einladung an und nahm genau ihr gegenüber Platz.

„Ich bin wegen Haruka hier“, begann sie gleich zu reden,

„Wie du dir sicher denken kannst. Es geht ihr wirklich nicht sehr gut, seit du fort bist und ich glaube, du solltest zu ihr zurückgehen. Wie es scheint, liebt sie dich wirklich.“

„Sie liebt mich?“ zog Michiru eine Augenbraue hoch,

„Du selbst sagtest mir, sie würde mich nicht lieben. Und selbst wenn doch, sei ihre Liebe eine ganz andere, als die meine. Wieso willst du plötzlich, dass ich zu ihr gehe?“

„Ich weiß ich habe dich dazu gedrängt zu gehen“, gab Yuri zu,

„Aber nur, weil ich mich um dich gesorgt habe! Du solltest wissen, worauf du dich einlässt und dir sicher sein, dass du das auch wirklich willst. Außerdem gebe ich zu, dass es auch ein wenig meine Eifersucht war, die mich so etwas hat sagen lassen.“

„Eifersucht?“ war Michiru beinahe sprachlos.

Das wurde ja immer besser. Sie war gespannt, was Yuri ihr nun noch alles offenbaren würde und sah sie ernst an.

„Worauf bitte bist oder warst du denn eifersüchtig?“, fragte sie.

„Du wolltest wissen, ob Ayame die Wahrheit gesagt hat und ich dich für mich wollte“, nahm Yuris Gesicht schuldbewusste Züge an,

„Um dir ein klare Antwort darauf zu geben – ja ich wollte dich für mich! Ich habe mich verliebt und wollte dich haben, doch du liebst Haruka und es wäre nicht fair von mir, euch zu trennen. Darum bin ich hier, um mich zu entschuldigen und alles wieder in Ordnung zu bringen.“

»Sie liebt mich«, hämmerte es in Michirus Kopf,

»Und Haruka wusste es von Anfang an!«

Jetzt war ihr klar, warum die Blondine sehr schnell so schlecht zu sprechen war auf Yuri.

Sie hatte bemerkt, dass diese dabei war, sich zu verlieben und darum bereut, sie ins Haus geholt zu haben. Und je besser Yuri und sie sich verstanden, desto zorniger wurde Haruka darüber. Das also war der Grund, warum sie Yuri töten wollte, nicht, weil sie eine Verräterin war. Sie wollte sie töten, weil sie sich nichts wegnehmen ließ und vielleicht noch, um ein Exempel zu statuieren. Womit sie die eisige Kälte und gefährliche Grausamkeit der Vampirin wieder klar vor Augen hatte.

Sie hatte Haruka nie einen Grund für eine solche Eifersucht gegeben und nur sie aus tiefstem Herzen geliebt. Ja, es gab auch Menschen, die aus Liebe töteten, aber das aus zurückgewiesener Liebe und verletzten Gefühlen. Michiru jedoch liebte Haruka, hatte ihr das gesagt und gezeigt und dennoch wollte diese Yuri töten, weil diese in Michiru verliebt war.

„Sie leidet wirklich“, legte Yuri ihr eine Hand auf die Schulter.

Sie erkannte deren Zwiespalt und wollte nicht riskieren, dass ihr Gegenüber sich weigerte, sie zurück zu Haruka zu begleiten.

„Es tut mir wirklich leid, dass ich dich so verunsichert habe“, sprach Yuri wieder in dieser mütterlich - fürsorglichen Art,

„Das habe ich nicht gewollt. Ich habe vielleicht gehofft, du würdest dich auch in mich verlieben, wenn ich immer für dich da bin und dir Gutes tu. Haruka hat mir von Anfang an nichts zugetraut – warum hätte ich ihr gönnen sollen, was ich für mich haben wollte?“

„Du hast also gezielt einen Keil zwischen uns getrieben?“ erkannte Michiru,

„Und hast versucht, mich von ihr fern zu halten.“

Yuris Nicken bestätigte nicht nur ihre Worte, sondern auch die des Werwolfs heute Nachmittag. Yuri besass ihre ganz eigenen Ziele und eine Menge Geheimnisse.

Nach diesem Geständnis, welches hatte Vertrauen wieder herstellen sollen, traute Michiru ihr jetzt noch viel weniger.

Wer sagte ihr, dass Yuri nicht noch immer ihren eigenen Weg verfolgte oder dass Haruka sie am Ende doch geschickt hatte.

Das einzige, was Michiru sicher wusste war, dass Yuri ihr ungutes Gefühl verstärkt und wahrscheinlich sogar ausgelöst hatte. Was auch immer dahinter stand – es würde kein gutes Ende für Michiru haben, wenn sie dem erlag. Zu viele Vampire wollten ihr Blut und diese würden sicher vor keiner Gelegenheit zurück weichen, es sich auch zu holen. Sie konnte keinem mehr vertrauen.

„Sag Haruka, ich bin nicht wegen dir oder deiner Worte gegangen“, erklärte sie darum fest,

„Ich bin gegangen, weil ich kein Vampir sein will. Ich kann das einfach nicht. Wenn sie mich wirklich liebt, dann versteht sie das. Sag ihr das bitte.“

„Du kommst nicht zurück?“

Yuri war aufgesprungen und starrte sie fassungslos an.

Michiru hatte es nicht eilig zu antworten. Sie erhob sich ebenfalls und sah ihrem Gegenüber lächelnd in die Augen.

„Ich werde die Stadt verlassen“, sagte sie dann,

„Und zwar für immer. Ich trage ein Geheimnis in meinem Blut, dessen sämtliche Vampire habhaft werden wollen. Sie dürfen mich nicht finden und es nicht in die Hände bekommen. Auch, wenn ich es selbst nicht kenne, so weiß ich doch, kein Vampir sollte die Macht dieses Geheimnisses besitzen. Bleibe ich, sitze ich auf einer Zielscheibe und auch du wirst mich nicht immer beschützen können. Außerdem könnte ich mich Haruka nicht lange entziehen. Selbst, wenn sie es nicht wollen würde, wenn sie einfach nur mit mir zusammen sein will. Ich kann auch nicht riskieren, dass sie diese Macht erlangt. Auch nicht, obwohl ich sie liebe…“

Yuri schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte.

Ungeduldig hatte sie Michirus Worten gelauscht, doch nun schwieg sie. Sie war sichtlich nicht begeistert, von Michirus Entscheidung, doch dann hellte ihr Gesicht sich etwas auf.

„Ok“, pustete sie, als hätte sie einen großen Schreck verdaut,

„Haruka wird nicht begeistert sein und mich sicher dafür bestrafen, aber ich respektiere deine Entscheidung. Deine Gründe sind die richtigen, also werde ich Haruka nichts von deinem Vorhaben verraten und ihr nur sagen, dass du nicht mehr zu ihr zurück kommen willst.“

„Dafür wäre ich dir sehr dankbar“, sagte Michiru.

„Du weißt, diese Argumente werden bei ihr nichts bringen“, zuckte Yuri mit den Schultern,

„Sie ist kein Mensch – das scheinst du immer wieder zu vergessen. Sie wollte dich und du wolltest sie. Für sie sind die Fronten damit geklärt. Du hast ihr zu viel gegeben, Chiru…das lässt sie sich nicht wieder wegnehmen!“

Sie drehte sich um und verschwand durchs Haus.

Michiru starrte ihr fassungslos hinterher, denn ihre letzten Worte waren keine richtige Warnung gewesen und ihre Betonung hatte klar gezeigt, dass Michiru ihr wirklich nicht vertrauen konnte.

»Vielleicht besser nie vertraut hätte…«

Sie ging langsam wieder hinunter zum Grillfest.

Was auch immer Yuri plante oder Haruka erzählen würde, diese würde ganz sicher selbst noch hier auftauchen, sofern es dunkel wurde. Und das ließ nicht mehr lange auf sich warten. Dann würde sie erfahren, ob sie wirklich auch die blonde Vampirin fürchten musste.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SailorStarPerle
2017-06-28T17:42:04+00:00 28.06.2017 19:42
na bum Michiru hat mut sich eine Vampier zu wiedersätzen,
bei Yuri werde ich einfach nicht schlau was sie wirklich will
und was hat Michirus Blut nur mit der ganzen Macht zu tun
bin gespannt wie es weiter geht


Zurück