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Ich wünsche mir Glück

von

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Wir fuhren getrennt zu ihrer Wohnung. Irgendwie musste ich ja später wieder nach Hause kommen. Zudem wäre es komisch, wenn mein Auto an der Schule stehen bleiben würde. Die ganze Fahrt über machte ich mir Gedanken. Ich war ziemlich nervös und wusste nicht, was mich erwarten würde. Lange blieb mir aber nicht zum grübeln. Mareike bog soeben in eine kleinere Einfahrt ein, parkte den Wagen und stieg aus. Sie kam auf mich zu und deutete mit der Hand ins Wageninnere. Ich drückte den Knopf und die Scheibe fuhr herunter. „Ein Stück die Straße runter ist ein Geschäft. Ich würde vorschlagen, dass du dort deinen Wagen abstellst. Dann sind wir auf der sicheren Seite. Ich warte hier auf dich.“ Ich nickte, schloss das Fenster und setzte das Auto in Bewegung.
 

Nach ein paar Minuten hatte ich zu Fuß die Hofeinfahrt erreicht und blickte mich erst einmal um. Das Haus sah von außen wie jedes andere aus, war aber um einiges kleiner. Vor dem Haus war ein kleiner Garten angelegt. Hortensien, Dahlien und noch einige andere Blumen blühten um die Wette. Es sah ganz so aus, als ob Mareike viel Zeit im Garten verbrachte. „Na? Bewunderst du meinen kleinen Garten?“ Ich drehte mich um und sah in ihre schönen blauen Augen, die mich immer wieder in ihren Bann zogen. „Ja, ich finde Blumen sehr hübsch. Leider habe ich keinen Garten um selbst welche zu pflanzen.“ „Das ist sehr schade. Ich sitze gerne hier draußen und erfreue mich an der bunten Farbenpracht. Hast du Hunger? Ich könnte uns Nudeln kochen.“ Wie aufs Stichwort knurrte mein Magen. Es war wirklich schon eine Weile her, dass ich etwas gegessen hatte. Hitze stieg in meine Wangen. Eilig wandte ich den Blick ab, als sie anfing zu lachen. „Das muss dir nicht peinlich sein. Ich habe auch schon länger nichts gegessen. Komm, wir gehen rein.“
 

Dort angekommen, zog ich meine Jacke sowie Schuhe aus und stand unschlüssig im Flur. „Hey, ich beiße nicht. Sieh dich ruhig um. Ich gehe derweil in die Küche und bereite das Essen vor. Fühl dich ganz wie zuhause.“ Ich nickte ihr dankbar zu und wartete, bis sie in den Raum nebenan verschwand. Erst jetzt erlaubte ich mir, mich ein wenig umzusehen. Der Flur war nicht sonderlich groß und in hellen Beigetönen gehalten. Was mir sofort aufgefallen war: es roch so wunderbar nach Mareike. Alleine von diesem Geruch flatterte es heftig in meinem Bauch. Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte ich meinen Weg fort und betrat die erste Tür auf der linken Seite. Ich stand im Wohnzimmer, welches mir die Sprache verschlug. Die Wände waren in braun und beige gestrichen. An der linken Wand hing ein großer Flachbildfernseher und ein braunes Big Sofa nahm fast den restlichen Raum ein. Rechts standen ein großes Bücher- und DVD-Regal sowie ein Sideboard. Der Raum wirkte sehr gemütlich und stilvoll eingerichtet.
 

Die nächste Tür führte mich ins Badezimmer. Auch dieses war genau nach meinem Geschmack. Besonders die riesige Badewanne in der Mitte des Zimmers hatte es mir angetan. Ich ging ins nächste Zimmer und fand einen Hauswirtschaftsraum vor, in dem neben der Waschmaschine und des Trockners kleine Regale mit Lebensmitteln sowie ein Kühlschrank standen. An der vorletzten Tür angekommen, musste ich erst einmal schlucken. Ich wusste ganz genau, was sich hinter dieser verbarg. Ihr Schlafzimmer. Ich zögerte, weil ich das Gefühl hatte, ihre Privatsphäre zu verletzen. Das war natürlich Unsinn. Wir waren zusammen und außerdem hätte sie etwas gesagt, wenn sie nicht wollte, dass ich ein Zimmer betrat.
 

Ich seufzte noch einmal und drückte vorsichtig die Klinke hinunter. Sofort umfing mich ihr Duft, der hier um einiges intensiver war und ließ mein Herz erneut höher schlagen. Ich atmete zitternd aus und strich mit einer Hand durch meine Haare. Langsam beruhigte ich mich und studierte den Raum. Dieser war nicht sehr groß, wirkte aber gemütlich und einladend. Zu meiner linken befand sich ein mittelgroßer Kleiderschrank und eine Kommode. Ein riesiges Doppelbett mit zwei Nachtschränken stand an der rechten Wand. Ich ging langsam auf dieses zu und strich mit meinen Fingern über die seidige lilafarbene Bettwäsche. Ein klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Ertappt wirbelte ich herum und sah Mareike in der Tür stehen. „Wie ich sehe, bist du bereits in meinen Schlafzimmer angekommen.“ Sie grinste mich an und kam näher zu mir. Ich errötete und strich mit der Hand über meinen Arm. „Ja.. Es.. Es wirkt sehr bequem.“ „Das ist es auch. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Vielmehr mache ich mir Sorgen um dich. Du benimmst dich so seltsam, seitdem wir hier sind. Magst du mir beim Essen vielleicht erzählen, was mit dir los ist?“ Ich nickte zögernd und folgte ihr in die Küche.
 

In der Küche angekommen, ging Mareike an die Arbeitsplatte und warf die Nudeln in ein Sieb. Ich trat hinter sie und schielte über ihre Schulter. „Kann ich dir vielleicht helfen?“ „Ja, gerne. Über dir im Schrank sind die Teller. Die Gläser sind im anderen daneben.“ Ich streckte einen Arm aus und lehnte mich etwas nach vorne. Mein Oberkörper drückte in ihren Rücken. Ich sog scharf die Luft ein und hielt für einen Moment inne. Es fiel mir gerade sehr schwer, vernünftig zu atmen. Diese Empfindungen waren neu für mich, fühlten sich aber unheimlich gut an. Ich ließ den Arm auf ihre Schulter sinken und bewegte mich nicht von der Stelle. Ihr Atem ging ebenso unregelmäßig wie meiner. „Wasser und Saft sind im HW-Raum, wenn du was willst. Ich hole in der Zeit selbst das Geschirr aus dem Schrank.“ Ich nickte und ging einen Schritt zurück. Bevor ich den Raum verließ, ließ sie den Kopf hängen und seufzte.
 

Ich kam mit einer Flasche Wasser und Saft zurück in die Küche, stellte sie auf den Tisch und setzte mich. Mareike hatte bereits gedeckt und saß ebenfalls. „Bedien dich. Ich wünsche dir einen guten Appetit.“ „Danke, den wünsche ich dir auch.“ Ich bediente mich und schenkte mir Wasser ins Glas. Das Essen verlief schweigend. Mareike musterte mich immer wieder und wartete darauf, dass ich das Gespräch begann. Da ich nicht wusste, wie ich anfangen sollte, schwieg ich einfach. Nach einer gefühlten Ewigkeit, schob sie ihren leeren Teller von sich und stütze ihr Kinn auf den Händen ab. „Möchtest du jetzt reden?“ „Wenn ich wüsste, wo ich anfangen sollte, gerne... Du weißt ja, dass ich noch nie in einer Beziehung war. Ich erlebe jedes Mal wenn ich dich ansehe, eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Wenn wir uns küssen oder intimer werden, wird es noch schlimmer. Irgendwie erkenne ich mich dann gar nicht wieder. Mein ständiger Gedanke daran, mit dir zu schlafen, verwirrt mich noch mehr. Einerseits will ich es so sehr, aber dann setzt sich irgendwie das negative durch. Ich habe Angst, etwas falsch zu machen oder dir nicht zu genügen. Außerdem bin ich auch nicht gerade hübsch...“ Meine Stimme brach ab. Seufzend strich ich mir durch die Haare und sah sie an.
 

Die ganze Zeit über hörte sie mir ohne Unterbrechung zu. Jetzt, wo ich fertig war, stand sie auf, kam um den Tisch und kniete sich vor mich. Eine Hand wanderte auf mein Knie und verweilte dort. „Oh Emma, du bist eine ganz hübsche. Du darfst dir so was nicht einreden. Du vertraust mir doch, oder?“ Ich nickte und verschränkte meine Finger mit ihren. „Ja, sehr. Warum?“ „Dann glaube mir bitte, wenn ich sage, dass ich dich von ganzem Herzen Liebe. Ich war nach meiner Scheidung genau wie du. Ich habe mich und meine Taten infrage gestellt und wäre beinahe daran zugrunde gegangen. Mit der Zeit habe ich an mir gearbeitet und mich schätzen gelernt. Jeder Mensch ist wertvoll und sollte sich so akzeptieren wie er ist. Ich habe mich für dich entschieden. Du bist mir sehr wichtig und ich will nicht, dass du dich kaputt machst. Du bist, wie du bist und solltest dich für niemanden ändern.“
 

Sie machte eine Pause und zog mich in eine Umarmung. Als sie sich von mir löste, lächelte sie mich an und umfasste meine Wangen mit ihren Händen. „Es ist nicht wichtig, dass du noch nie eine Beziehung hattest. Irgendwann ist immer das erste Mal. Deine Gefühle zeigen mir, wie sehr du mich liebst und das freut mich ungemein. Weißt du, wenn du mich berührst oder küsst, geht es mir genauso wie dir. Meine Empfindungen überwältigen mich regelrecht. Es wirkt im ersten Moment vielleicht etwas beunruhigend, aber lass es einfach zu. So zu fühlen, ist eines der schönsten Dinge. Du musst keine Angst vor all dem haben. Ich bin für dich da, okay?“ Ich nickte und blinzelte ein paar Mal um nicht zu weinen. Ihre Worte hatten mich berührt. Ich glaubte ihr und würde mich nun immer daran erinnern, wenn es mir wieder einmal schlecht ging. „Ach ja, und was das Thema Sex betrifft, wir lassen es einfach auf uns zukommen. Es gibt viele andere schöne Dinge, die wir bis dahin tun können. Also denk bitte nicht so viel darüber nach..“
 

Ich zog sie an mich und legte zärtlich meine Lippen auf ihre. Ein wohliges seufzen entwich ihrer Kehle. Sie drückte mich noch etwas fester an sich und fuhr mit ihren Fingern durch mein Haar. Ohne den Kuss zu unterbrechen setzte ich mich auf den Stuhl und zog sie mit mir auf meinen Schoß. Um ihr etwas mehr halt zu geben, umschlossen meine Hände ihre Taille. Quälend langsam tanzten ihre Fingerspitzen über meinen Nacken und die Wirbelsäule. Erneut breiteten sich verschiedene Empfindungen in mir aus und ließen mich seufzen. Wir lösten uns, um zu Atem zu kommen und fanden kurz darauf wieder zusammen. Ihre Zunge fuhr sachte meine Lippe nach. Willig öffnete ich meinen Mund etwas und gewährte ihr somit Einlass. Es war ein tolles Gefühl als unsere Zungen miteinander verschmolzen. So hatte sie mich noch nie geküsst und es gefiel mir ungemein..
 

Nach Luft ringend löste ich mich von ihr und hielt sie weiterhin fest umschlungen. „Wow. Das war großartig.“ Sie lächelte und sah mir tief in die Augen. „Du bist großartig, Emma.“

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„Ich will noch nicht gehen.“ Sie lachte und stupste an meine Nase. „Dann bleib doch einfach hier.“ Wir lagen auf ihrer großen Couch und sahen Fern. Mehr oder weniger. Eigentlich hatte ich noch nicht viel von dem Film mitbekommen. Ich wusste nicht einmal worum es ging. Mareikes Finger, die über meinen Rücken streichelten, lenkten mich viel zu sehr ab. „Das geht leider nicht. Ich habe nichts zum wechseln dabei. Außerdem ist morgen Schule. Da sehe ich übrigens meine  hinreißende Lehrerin wieder.“ Mareike hielt in ihren Bewegungen inne und musterte mich interessiert. „Achso? Kenne ich sie denn?“ Ich lachte und schlug leicht gegen ihren Arm. „Spinnerin. Ich meine natürlich dich.“ Gespielt böse rieb sie ihren Arm und schaute mich dann ernst an. „Ich weiß, Liebes. Ich wollte den Abschiedsschmerz nur ein wenig lindern.“ Ich setzte mich auf und richtete mein Shirt. „Das kannst du, indem du meine Frage mit ja beantwortest.“ „Welche Frage? Du hast mir noch gar keine gestellt.“ Ich rollte mit den Augen und grinste schief. „Die kommt ja auch jetzt erst... Dürfte ich morgen über Nacht bei dir bleiben?“ Sie setzte sich ebenfalls auf und legte eine Hand auf meinen Unterarm. „Natürlich darfst du das. Ich würde mich sehr darüber freuen.“ Ich lächelte, drückte kurz ihre Hand und stand auf. „Das ist schön. Dann werde ich jetzt gehen und mich auf morgen freuen.“
 

Im Flur zog ich mir meine Schuhe an und nahm die Jacke von der Garderobe. Diese klemmte ich mir unter einen Arm und wartete auf Mareike. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, das es bereits nach 20 Uhr war. Warum verging die Zeit eigentlich immer so schnell? Mir kommt es vor, als hätte ich gerade noch mit ihr zu Abend gegessen. Die Tür zum Badezimmer öffnete sich und Mareike kam auf mich zu. „Dann müssen wir uns jetzt wohl verabschieden, hm?“ Ich seufzte und nickte dann. „Ja, dass müssen wir wohl.  Ich werde dich vermissen, auch wenn wir uns in einigen Stunden bereits wiedersehen.“ Ihre Arme legten sich um meine Taille und zogen mich an ihren Körper. „Ich werde dich auch vermissen. Der nächste Tag kommt aber schneller als wir denken. Und ehe du dich versiehst, bist du wieder bei mir.“ Ich überbrückte die wenigen Zentimeter und verschloss meine Lippen mit ihren. Noch bevor der Kuss richtig begonnen hatte, löste ich mich von ihr und öffnete die Tür. „Ich liebe dich, Mareike.“ „Ich dich auch Emma. Bis morgen.“ Ich lächelte und ging nach draußen. Kalte Luft umfing mich und eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper. Ich warf mir die Jacke über und blickte noch einmal in ihre Richtung, ehe ich das kurze Stück zu meinem Auto zurücklegte.
 

Mareike

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Ich stand noch eine Weile am Gartenzaun und sah die Straße runter. Ich wollte sichergehen, dass Emma heil an ihrem Auto ankommen würde. Als ich sie nicht mehr sehen konnte, ging ich zur Tür, schloss diese auf und flüchtete ins Warme. Obwohl wir erst Mitte August hatten, war es doch ziemlich kalt draußen. So langsam ging es auf den Herbst zu. Einerseits mochte ich den Herbst, da ich gerne lange Spaziergänge unternahm. Aber auf die Stürme und den Regen konnte ich gut verzichten.
 

Ich setzte mich auf die Couch, auf der Emma und ich zuvor gekuschelt hatten und schweifte mit meinen Gedanken ab. Es war ein wirklich schöner Nachmittag gewesen und ich war sehr froh, dass sie mit mir über ihre Ängste gesprochen hatte. Man merkte, dass ihr damit eine große Last von den Schultern fiel. Sie genoss meine Berührungen merklich und hatte nicht mehr dieses panische in den Augen. Ich war der festen Überzeugung das nun alles einfacher zwischen uns laufen würde.
 

Ein klingeln an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte auf die Uhr und stellte fest, dass es schon nach neun war. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. So in Gedanken versunken, konnte man die Zeit natürlich auch überbrücken. Es klingelte ein zweites Mal. Schnell stand ich auf und ging zur Tür. Als ich diese einen Spalt breit öffnete und die Person sah, die da vor mir stand, entgleisten mir alle Gesichtszüge. „Hallo Mareike, wie geht es dir?“ Es dauerte eine Weile bevor ich antworten konnte. Unzählige Gedanken kreisten in meinem Kopf. Ich war wütend, traurig und verletzt zugleich. „Was willst du hier Thomas?“ „Ich möchte gerne mit dir reden. Es tut mir alles so schrecklich leid. Das mit Frauke war ein großer Fehler. Ich liebe dich.“ Meine Augen wurden groß. Ungläubig starrte ich ihn an. Wie oft hatte ich mir genau diese Worte gewünscht? Ich habe nach dem zehnten Mal aufgehört zu zählen. Er hatte mich betrogen und sehr verletzt, aber ich hätte ihm all das irgendwie verziehen. Weil ich ihn geliebt hatte.
 

Nun war da nichts mehr, außer Wut. Ich war wütend auf ihn, dass er mich einfach verlassen hatte. Wütend auf mich, dass ich mich nach der Scheidung zum nervlichen Wrack verwandelte. Und wütend auf meine damalige Freundin, die ich sehr gern hatte. „Mareike? Lass mich bitte rein.“ Langsam löste ich mich aus meiner Starre und knallte die Tür vor seiner Nase zu. „Geh einfach Thomas. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.“ Er seufzte und knallte mit der Hand an die Tür. „Ich werde um dich kämpfen, hörst du?“ Schritte entfernten sich kurz darauf und ich wagte es, laut auszuatmen. Ich lehnte mich an die Tür, umfasste meinen Oberkörper und rutschte in die Hocke. Mein Körper zitterte und Schluchzer entwichen meiner Kehle. Ich hatte meine Fassade in seiner Gegenwart so gut es ging aufrechterhalten. Aber nun, wo er weg war, konnte ich nicht mehr...



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