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Ich wünsche mir Glück

von

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Nun kommt ein Kapitel aus Amelias Sicht. Ich bin irgendwie nicht zufrieden damit, wollte es aber auch nicht mehr ändern. Also.... viel Spaß beim Lesen.

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Amelia
 

'Ich habe keine Gefühle für dich.' Genau dieser Satz ging mir immer wieder durch den Kopf. Auch jetzt wo ich zuhause war, ließ er mich einfach nicht los. Es war falsch, Emma auf dem Parkplatz stehen zu lassen. Auch sie sah alles andere als gut aus. Aber was sollte ich sonst tun? Sie hatte mich so dermaßen verletzt mit ihren Worten, dass ich einfach nicht anders konnte. Wie konnte sie mir nur so ins Gesicht lügen? Sie hatte Gefühle für mich. Das spürte ich einfach. Die Nacht, die wir zusammen verbracht hatten, war etwas besonderes. Es fühlte sich alles so richtig an. Bilder von Emma, wie sie sich an diesem Abend unter mir wandte und stöhnte, spielten sich vor meinem Auge ab. Heftig schüttelte ich den Kopf und raufte mir die Haare. Ich durfte nicht weiter darüber nachdenken. Das würde mich nur kaputtmachen.
 

Ich entschied mich dazu, ein wenig Fern zu sehen. Vielleicht würde mich das etwas ablenken. Ich erhob mich vom Küchenstuhl und ging die wenigen Schritte bis zur Couch. Ich hatte großes Glück, dass meine Eltern nicht daheim waren. Sie würden mich mit großer Wahrscheinlichkeit mit Fragen löchern, auf die ich keine Antworten hatte. Gerade als ich mich auf die Couch setzte, piepte mein Handy. Seufzend stand ich wieder auf und kramte es aus meiner Schultasche, die ich im Flur liegen gelassen hatte. Ich entsperrte das blöde Ding und starrte geschockt auf den Absender. Emma! Emma hatte mir tatsächlich eine Nachricht geschrieben. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder heulen sollte. Erst ließ sie mich eiskalt abblitzen und dann schrieb sie mir per Whatsapp. Was sollte ich davon nur halten? Seufzend begab ich mich wieder ins Wohnzimmer und setzte mich hin. Mit zitternden Händen öffnete ich den Verlauf und las die Nachricht:
 

'Hey Amelia, ich hoffe du bist gut nach Hause gekommen. Ich wollte mich bei dir entschuldigen, wie das alles heute gelaufen ist. Niemals wollte ich dir weh tun. Bitte glaub mir das. Aber meine Gefühle für dich sind nicht stark genug und das solltest du akzeptieren. Ich weiß, es ist noch zu früh, aber ich gebe die Hoffnung niemals auf, dass alles wieder so wird wie vorher. Du bist mir echt wichtig und ich habe dich sehr gern. Emma.'
 

Ich las die Nachricht immer wieder von vorne bis diese verschwamm. Tränen sammelten sich in diesem Moment in meinen Augen und liefen in Bächen über meine Wangen. Ich wollte ihr so gerne verzeihen und wünschte mir ebenfalls, dass alles wie vorher wurde. Aber das ging nicht. Ich wollte sie und sonst keine. Eine Weile saß ich da und starrte einen Punkt an der Wand an. Ich war zu müde und ausgelaugt um ihr zu antworten. Zudem wusste ich sowieso nicht, was ich schreiben sollte. Ich schlurfte in mein Zimmer und ließ mich einfach auf das Bett fallen. Vielleicht würde ich ja etwas Schlaf finden...
 

„Amelia, aufstehen. Es ist Zeit für die Schule.“ Jemand rüttelte unsanft an meinem Arm. Ich zwang mich, die Augen zu öffnen und blinzelte heftig, als die Sonne mich blendete. „Mama? Was ist denn los?“ „Das Frage ich dich Fräulein. Du siehst aus, als hättest du Tage nicht geschlafen. Und warum trägst du noch deine Klamotten?“ Als ich mich halbwegs an die Helligkeit gewöhnt hatte, sah ich an mir herunter. Sie hatte Recht. Ich trug tatsächlich noch die Jeans und das Shirt vom Vortag. „Ähm... also... Ich war ziemlich müde und hatte keine Lust mehr, mich umzuziehen.“ Sie nickte und nahm auf der Bettkante platz. Ihre Hand berührte meine Wange und streichelte vorsichtig darüber. Für einen Moment rang ich um Fassung und blinzelte. Ich wollte auf keinen Fall wieder weinen. Als ich mich halbwegs unter Kontrolle hatte, legte ich meine Hand auf ihre und  lächelte sie gequält an. „Es ist alles okay. Bitte mach dir keine Sorgen. Ich... möchte nicht reden.“ Sie nickte erneut, zog ihre Hand zurück und ging an die Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um und sah mich an. „Wenn du reden willst, ich bin da.“ Kurz darauf fiel die Tür ins Schloss.
 

Erleichtert strich ich durch meine Haare, atmete tief aus und stand auf. Ich wusste, dass ich immer mit meiner Mutter sprechen konnte. Sie war auch damals, als ich ihr von meiner Vorliebe für Frauen berichtete, auf meiner Seite und unterstützte mich so gut es ging. Aber diese Sache musste ich erstmal mit mir selbst ausmachen. Ich ging ins angrenzende Badezimmer um eine heiße Dusche zu nehmen. Mein erster Blick galt dem Spiegel und ich musste erschrocken feststellen, dass meine Mutter recht hatte. Meine Augen waren dick und ziemlich stark gerötet. Zudem verlief die Wimperntusche quer über meine Wangen. Ich sah genauso aus, wie ich mich gerade fühlte. Nämlich verdammt scheiße.
 

Ich seufzte und entledigte mich meiner Sachen. Diese wanderten in den Wäschekorb, der neben dem Waschbecken stand. Ich nahm mir ein großes Handtuch aus dem Schrank, legte es auf den Rand der Badewanne und stellte mich unter die Dusche. Als das warme Wasser auf mich herunterprasselte, entwich meiner Kehle ein seufzen. Es tat gut, das Wasser auf meinem Körper zu spüren. Ich schloss meine Augen und sah Emma vor mir. Ich ließ es geschehen und wanderte mit einer Hand meinen Körper hinab...
 

Die ausgiebige Dusche hatte wahre Wunder bewirkt. Mir ging es definitiv schon besser als vorher. Ich föhnte gerade meine kurzen Haare als es an der Tür klopfte. „Süße? Du musst dich ein wenig beeilen. Sonst kommst du zu spät zur ersten Stunde.“ Shit, war es wirklich schon so spät? „Danke Mama, ich bin sofort fertig.“ Ich stellte den Fön aus und stylte meine Haare etwas mit Haargel. Gut eine halbe Flasche Haarspray später war ich fertig und machte mich auf den Weg in die Küche. Dort standen bereits der Kaffee und ein Brötchen auf dem Tisch. Meine Mutter lehnte an der Spüle und trank gerade ihren morgendlichen Muntermacher. Bevor ich mich an den Tisch setzte, ging ich zu ihr, drückte sie an mich und bedankte mich bei ihr. Wenn sie nicht wäre, würde ich vermutlich jeden Morgen zu spät zum Unterricht erscheinen.
 

Ich parkte meinen Wagen auf dem üblichen Platz, nahm die Tasche vom Beifahrersitz und ging schnellen Schrittes auf das große Schulgebäude zu. Den ersten Block hatten wir Musik bei Frau Puff. Sie war eigentlich ganz in Ordnung und locker drauf. Nur mir ihrem Nachnamen schien sie auf Kriegsfuß zu stehen. Kein Wunder, denn dieser sorgte immer wieder für Lacher unter den Schülern. Ich betrat den Gang in dem gleich der Unterricht beginnen würde und erschrak. Dort stand Emma. Ganz alleine. Ich wurde nervös und blieb  an der Abzweigung zum nächsten Gang stehen. Sie hatte mich zum Glück noch nicht bemerkt und das sollte auch so bleiben. Zumindest bis die Lehrerin kommen würde. Irgendwann musste ich ihr ja gegenüber treten. Schließlich gingen wir in dieselbe Klasse und sahen uns den ganzen Schultag lang. Aber wie sollte ich das bitte überstehen? Ich musste sie nur ansehen und mein Herz schlug schneller. Das wird definitiv zum Problem werden. Sie wusste ja, wie es mir dabei ging. Aber es half wirklich nicht, wenn andere es bemerken würden oder ich mich nicht auf den Unterricht konzentrieren konnte. In die Parallelklasse zu wechseln war auch keine Option. Wer weiß, wie weit die Schüler dort schon mit den Themen sind. Außerdem bin ich eigentlich ganz zufrieden mit meinen Mitschülern. Es blieb also nur die Möglichkeit, meine Gefühle so gut es ging zu unterdrücken. In der Sache war ich aber nicht sehr zuversichtlich.
 

Frau Puff kam um die Ecke und bereitete meinen Gedanken glücklicherweise ein Ende. Es brachte wirklich nichts, sich weiterhin fertig zu machen. Ich gesellte mich zu meinen Mitschülern und vermied es Emma in die Augen zu sehen. Ich konnte es einfach nicht. Es war etwas anderes, sie heimlich zu beobachten, als ihr direkt gegenüber zu stehen. Ich senkte also meinen Blick und starrte stattdessen meine Schuhe an. Als unsere Lehrerin die Tür aufschloss, ging ich eilig hinein und setzte mich in die hinterste Reihe. Emma erzählte mir einmal, dass sie Probleme hatte dem Unterricht zu folgen, wenn sie hinten saß. Ich hatte also gute Chancen, dass sie nicht neben mir Platz nehmen würde. Dem war auch so. Sie stellte ihre Tasche auf den Tisch in der ersten Reihe ab und warf mir noch einmal einen kurzen Blick zu. Ich war nicht darauf vorbereitet und wandte mich eilig von ihr ab. Ich hörte ihr seufzen und fühlte mich in diesem Moment mehr als schlecht.
 

Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, fing unsere Lehrerin plötzlich an zu sprechen. „Guten Morgen Klasse, heute wollte ich mit Ihnen singen. Ich hoffe, wir finden ein paar talentierte junge Schüler. Möchte jemand den Anfang machen?“ Ich sah mich in den Reihen um, aber niemand meldete sich. Ich seufzte und hob meine Hand.  „Amelia. Das freut mich. Kommen Sie doch schon mal nach vorne. Mal sehen, ob wir den Song dahaben.“ Sie lächelte mir aufmunternd zu und ging hinüber zum Schreibtisch, der an der Wand stand und schaltete den Computer ein. Ich erhob mich langsam von meinem Stuhl und stellte mich vorne auf die kleine Bühne. Nervös wippte ich von dem einen auf den anderen Fuß. Achtzehn Augenpaare musterten mich interessiert, was mich nur noch nervöser werden ließ. „Was möchten Sie denn singen?“ Ich lächelte traurig und blickte zu Emma. Ohne sie aus den Augen zu lassen, nannte ich der Lehrerin den Titel des Liedes und sie suchte im PC nach diesem. „Ah, hier ist er ja. Sind Sie bereit?“ Ich schloss die Augen, atmete noch einmal tief durch und drehte mich zu meiner Lehrerin. „Ja, ich bin startklar.“
 

Ich richtete meinen Blick wieder auf Emma und wartete auf den Beginn des Liedes. Langsam beruhigte sich mein Herzschlag etwas. Es war seltsam. Sobald ich in ihre schokoladenbraunen Augen sah, fühlte ich mich nicht mehr ganz so nervös. Die ersten Töne von *Durch die Nacht* erfüllten den Raum. Es war ein trauriges Lied, spiegelte aber exakt meine Gefühle wieder. Darum und auch weil ich Silbermond echt super fand, habe ich dieses Lied gewählt. Ich ließ mich von den Worten treiben und schloss die Augen...
 

Als ich die letzten Töne gesungen hatte und mich zurück auf meinen Platz setzten wollte, stand Emma auf und verließ mit einem gemurmelten 'tschuldigung' den Raum. Die anderen Schüler applaudierten und schienen nicht zu bemerken, dass sie gerade den Raum verlassen hatte. Selbst Monique und ihre Freundinnen schienen sprachlos und das sollte schon was heißen. Die einzige, die mich aber im Moment interessierte war Emma. Ich hatte anscheinend den Bogen überspannt. „Amelia? Kommen Sie doch bitte mal mit in den Nebenraum.“ Ich löste mich aus meiner starre und ging schon mal voraus. In der Klasse wurde es unruhig. Anscheinend war Emmas verschwinden bereits aufgefallen. „Ruhe bitte, der Unterricht ist noch nicht vorbei. Ich gehe für ein paar Minuten nach nebenan. Beschäftigen Sie sich so lange selbstständig und leise.“
 

Frau Puff schloss den kleinen Nebenraum auf und deutete mit der Hand auf den Stuhl. „Setzen Sie sich doch bitte. Ich würde gerne erfahren, was passiert ist.“ Seufzend setze ich mich auf den Stuhl und sah auf meine Hände. „Ich denke nicht, dass Sie das etwas angeht.“ „Schauen Sie mich an, wenn Sie mit mir reden. Natürlich geht es mich etwas an, wenn in meinem Unterricht eine Schülerin verschwindet.“ Seufzend lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und massierte sich die Schläfen. Nach einigen Sekunden des Schweigens richtete sie sich wieder auf und musterte mich mitfühlend. „Ich habe Sie beim Singen beobachtet. Sie hatten nur Augen für Emma. Jetzt sehen Sie mich nicht so an. Denken Sie etwa, ich würde es nicht bemerken? Ich bin zwar Ihre Lehrerin, aber ich habe Augen im Kopf. Sie sind in sie verliebt, oder?“ Heftig schüttelte ich den Kopf. Tränen sammelten sich in meinem Augen und liefen über meine Wange. „Jetzt leugnen Sie es doch nicht. Ich sehe es Ihnen an. Das Lied, welches Sie gewählt haben, lässt mich darauf schließen, dass die Gefühle einseitig sind. Ich weiß, es ist schwer, aber Sie dürfen sich deswegen nicht so fertig machen.“ Die Tränen wurden nicht weniger. Ganz im Gegenteil. Je mehr ich über ihre Worte nachdachte, desto schlimmer wurde es. Ich versuchte ein schluchzen zu unterdrücken, aber es gelang mir nicht. Meine Lehrerin stand auf, kam um den Tisch herum und legte eine Hand auf meine Schulter. „Amelia, bitte beruhigen Sie sich. Ich werde Sie für den Rest des Tages entschuldigen. Gehen Sie nach Hause.“ Sie drückte noch einmal meine Schulter und ließ mich dann alleine...
 

Aus dem Nebenzimmer hörte ich Stühle rücken und Schüler, die sich verabschiedeten. Anscheinend beendete unsere Lehrerin gerade den Unterricht. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, hielt noch einen Moment inne und betrat dann den Musikraum. Frau Puff saß am Schreibtisch und mache gerade den Monitor aus. „Sie haben eine wunderschöne Stimme Amelia. Hat Ihnen das schon mal jemand gesagt?“ Ich nickte und setzte mich in die erste Reihe auf den Stuhl. Mit gesenktem Kopf starrte ich auf meine ineinander verschlungenen Hände. Ein Stuhl wurde zurück geschoben. Ich hatte keine Kraft aufzusehen, wusste aber ohnehin schon, um wen es sich handelte. Kurz darauf setzte sie sich neben mich und legte eine Hand auf meine. Erneut stiegen mir Tränen in die Augen, schaffte es aber, diese zu unterdrücken. „Es tut weh. Warum liebt sie mich nicht so, wie ich sie? Warum muss es da jemand anderen in ihrem Leben geben?“ Ihre Hand ließ von meiner ab und hob stattdessen mein Kinn an. Ich konnte mich nicht dagegen wehren und sah sie schweigend an. „Ich kann es dir nicht sagen. Du bist eine hübsche, junge Frau und ich weiß, du willst es nicht hören, aber du findest jemand anderen. Du kannst sie nicht zwingen, dich auf die selbe Weise zu mögen. Frau Klein ist doch deine Klassenlehrerin, oder? Ich denke, du solltest einmal mit ihr über deine Sorgen sprechen. Sie ist in diesen Dingen wahrscheinlich die bessere Gesprächspartnerin.“ Sie ließ von mir ab und ging ohne ein weiteres Wort zurück an den Schreibtisch.
 

Ich tat es ihr gleich, ging in die hinterste Reihe und warf meine Tasche über die Schulter. Als ich die Tür erreicht hatte, drehte ich mich noch einmal um. „Ich danke Ihnen fürs Zuhören und werde mir den Vorschlag nochmal durch den Kopf gehen lassen. Bis dann.“ Sie lächelte ein wenig und nickte dann. „Gern geschehen. Bis dann Amelia.“



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