Zum Inhalt der Seite

Ich wünsche mir Glück

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1

Ein lautes klingeln riss mich aus meinem Schlaf. Ich öffnete vorsichtig die Augen und gewöhnte mich langsam an die Helligkeit, die durch mein Fenster kam. Meine Hand wanderte zum Wecker und machte ihn aus. Seufzend schwang ich meine Beine über die Bettkante und blieb einen Moment ruhig sitzen. Ich war definitiv ein Morgenmuffel und blieb abends länger wach. Dafür bekam ich morgens dann die Quittung. So auch heute. Ich war unendlich müde und musste ein gähnen unterdrücken.
 

Heute war Montag, mein erster Tag an der neuen Schule. Kurz vor den Sommerferien bin ich von Köln hierher gezogen. In ein kleines Dorf in der Nähe von Hannover. Es ist bei weitem nicht so groß wie in Köln, aber hier waren die Mieten um einiges günstiger. Zudem liebte ich die Ruhe und mied größere Menschenmassen. Durch die Nebenjobs die ich neben der Schule gemacht habe, konnte ich ein wenig Geld zur Seite legen und mir somit den Traum einer eigenen kleinen Wohnung ermöglichen. Es war schön, nicht mehr bei meinen Eltern zu leben. Ich liebte sie sehr und wir verstanden uns mehr oder weniger gut, aber eigene vier Wände waren trotzdem schöner. Jeder brauchte seinen Freiraum.
 

Ich erhob mich von meinem Bett und suchte im Kleiderschrank etwas passendes zum anziehen. Ich entschied mich für ein schlichtes weißes Top und schwarze Caprijeans. Ich war nicht eines der typischen Mädels, die besonderen Wert auf ihre Kleidung legten. Zudem fand ich mich auch nicht besonders hübsch. Mit meinen 1,75 m war ich bisher immer die größte gewesen, wenn man die Jungs nicht mitzählt. Hinzu kommt meine Figur mit ein paar Kilo mehr auf den Hüften. Das einzige, was ich an mir mochte, waren meine kupferfarbenen Haare, die mir bis zu den Schulterblättern reichten, sowie die braunen Augen.
 

Vom Charakter her war ich eher die unscheinbare Einzelgängerin und dazu auch noch verdammt schüchtern. Ich habe noch nie gerne vor der Klasse geredet oder mich gemeldet, um etwas zu sagen. Das ist auch der Grund, warum ich mit meinen 19 Jahren noch zur Schule ging. Ich musste wegen schlechter Mitarbeit und weniger guten Noten eine Klasse wiederholen.
 

Nachdem ich aus der Dusche gestiegen bin, machte ich mich auf den Weg in die Küche. Dort angekommen machte ich mir einen Kaffee um etwas wacher zu werden. Frühstück bekam ich morgens nicht runter. Nach dem aufstehen hatte ich einfach noch keinen Hunger. Als der Kaffee durchgelaufen ist, setzte ich mich mit meiner Tasse an den Küchentisch und genoss das heiße Getränk und lauschte nebenbei der Musik aus dem Radio.
 

Gedankenverloren schaute ich auf die Uhr, welche über der Pinnwand hing und stellte fest, dass es bereits kurz nach sieben war. Schnell stand ich auf, stellte die Tasse in die Spüle, schnappte mir meine Schultasche sowie die Autoschlüssel und zog mir meine schwarzen Vans an. Ich öffnete die Haustür und atmete die warme Morgenluft ein. Obwohl es noch früh am Morgen war, war es bereits jetzt schon ziemlich warm. Eigentlich mochte ich die Wärme nicht so. Ich war eher der Typ, der sich unter einem Pullover versteckte.
 

Ich schloss die Tür meines schwarzen Twingos auf, warf die Tasche auf den Beifahrersitz und setzte mich hinein. Meinen Schein hatte ich vor knapp einem Jahr bestanden. Das Geld sowie den Wagen hatte ich von meinen Eltern zum Geburtstag geschenkt bekommen. Den fehlenden Anteil musste ich mir allerdings selbst erarbeiten. Aber das stellte kein Problem für mich dar. Ich musste in dieser Zeit zwar auf einiges verzichten, aber hier auf dem Dorf war es einfach besser, wenn man einen Führerschein besaß. Man war nicht auf die Bahn angewiesen oder musste gar zu Fuß laufen. Die Schule war nämlich fast eine halbe Stunde von meiner Wohnung entfernt.
 

Um viertel vor acht parkte ich meinen Wagen auf dem Parkplatz gegenüber der Schule. Nun musste ich mich aber beeilen, um noch rechtzeitig in den Unterricht zu kommen. Schließlich wusste ich noch nicht genau, wo sich der Klassenraum befand. Da ich vor den Ferien schon zur Anmeldung hier war, hatte ich aber bereits einen Stundenplan mit den Raumnummern ausgehändigt bekommen. Mit wem ich in eine Klasse ging oder wer mich unterrichten würde, wusste ich leider auch noch nicht und genau das machte mich ziemlich nervös.
 

Würde es dort ebenfalls Mitschüler wie Marie und Sarah geben, die mich hassten und mir das Leben zur Hölle machen würden? Denn solche Menschen hatte ich bereits in meiner alten Klasse und das war alles andere als toll. Es gab niemanden der mir beigestanden ist. Nicht einmal meinen Eltern hatte ich von dieser Sache erzählt. Dies ging mehrere Schuljahre, bevor ich mich dazu entschlossen hatte wegzuziehen. Ich wünschte mir einfach nur eine beste Freundin mit der ich über alles reden konnte. Aber die Mädels in meiner alten Klasse waren alle zu oberflächlich und falsch. Mit solchen Leuten wollte ich nichts zu tun haben. Einen Partner hatte ich auch noch nie. Es ergab sich einfach nichts. Die Jungs fanden eben Mädels wie Marie oder Sarah interessanter...
 

Schnell schüttelte ich den Kopf um die Gedanken zu vergessen. Viel zu lange verfolgen mich diese schon und stimmten mich jedes Mal traurig. Ich war es leid zu weinen und mich zu hassen. Genau aus diesem Grund war ich so angreifbar gewesen und habe so etwas an mich herangelassen. Vor den Ferien noch hatte ich mir geschworen, damit aufzuhören. Leider ist es aber leichter gesagt, als getan.
 

Ein klingeln holte mich heute bereits zum zweiten Mal in die Realität zurück. Der Unterricht würde jeden Moment beginnen und ich saß hier mitten auf der Bank des Schulhofes und ging meinen Gedanken nach. Verdammt, jetzt musste ich mich echt beeilen.
 

Gehetzt kam ich vor der Tür zum stehen, Hinter der ich heute meine erste Stunde hatte. Leise Stimmen waren zu vernehmen. Natürlich waren alle Schüler und der Lehrer schon im Raum. Das half der Nervosität, die sich immer mehr steigerte, natürlich kein bisschen. Ich schloss für einen Moment die Augen, versuchte meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen und klopfte zaghaft an die Tür...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück