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Sumi - e

Tuschebild
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöleee~
Ja, ich weiß. Lang ist es her.
Aber hier ist mal wieder ein neues Kapitel.
Ich möchte es endlich beenden. Komplett anzeigen

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Schwere. Ein Gefühl als würde etwas sehr schweres auf seinem Körper liegen, ist das Erste was ihm in den Sinn kommt als er wach wird. Nun ja, er versucht es zumindest. Aber die Sinne sind so dumpf als wäre er unter Wasser. Dennoch sind da Sachen an und in ihm, welche dort eindeutig nicht hingehören!

Irgendwas ist komisch in seinem Hals und auch im unteren Bereich ist mehr als da sein sollte. Ein dumpfes Piepen dröhnt in den Ohren, welches mit jedem Mal mehr nervt. Der Geräuschmix aus Stimmen, Schritten und Klappern macht das Ganze wirklich nicht besser.

Er möchte wach werden! Er muss es einfach! Sein Herz rast und schlägt hart gegen den Brustkorb.

Sai möchte allen sagen, dass sie die Klappe halten sollen, doch nichts funktioniert so wie es soll.

Nicht einmal atmen und schlucken. Angst durchflutet ihn und reflexartig versucht der Sumi die Hände zu heben um sich zu befreien, doch gerade als er es endlich schafft gegen diese Schwere anzukommen, ergreift ihn eine andere Hand und ein schriller Ruf erklingt: “Tsunadeeeee, er wird wach!”

 

Ein Würgereiz beginnt energisch empor zu kriechen, je wacher er wird, doch da ertönt auch schon der Befehl bei drei auszuatmen, damit der Beatmungsschlauch und Tubus wegkönnen. Mühsam konzentriert sich Sai darauf und tatsächlich wird ihm kurz darauf ein Schlauch aus dem Hals gezogen. Erleichtert atmet er rasselnd ein und aus, nur um von einem kräftezehrenden Hustenanfall durchgeschüttelt zu werden.

 

“Alles gut. Ganz ruhig, Sai. Hier, trink einen Schluck”, ertönt die irgendwie bekannte Stimme wieder. Zum Glück nicht mehr so schrill. Die Bitte dieses verdammt nervige Piepen abzustellen, kreist durch seinen Kopf. Ein Strohhalm wird gegen die blassen Lippen gehalten und ganz behutsam trinkt der lädierte Schwarzhaarige einige Schlucke Wasser.

“So ist gut, mach ganz langsam.”

 

Und wieder tut Sai was die Stimme sagt.

Wer spricht da?

Wo ist er?

Was ist passiert?

Nun, zwei dieser Fragen können direkt beantwortet werden, so Sai es irgendwie schafft die Augen zu öffnen. Doch was sonst so selbstverständlich ist, wirkt nun, als würde er gegen Sekundenkleber ankämpfen. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, ehe er sie blinzelnd öffnen kann. Nur um sie direkt wieder hektisch zusammenzukneifen. Er hat einfach nicht gedacht, dass es um ihn derartig blendend hell ist. Eine Helligkeit, so künstlich und unangenehm, durch flirrende Leuchtstoffröhren. Kunst ist das hier um ihn herum nicht gerade!

 

“Hell”, röchelt Sai schwach. Doch anscheinend hat sein Begleiter es verstanden, denn selbst hinter den geschlossenen Lidern merkt der Sumi, dass es dunkler wird. Erneut kämpft der junge Patient gegen die Müdigkeit an und schafft es schließlich tatsächlich irgendwie die Augen aufzukriegen.

 

“Hey”, ertönt es sanft zu seiner Rechten, doch ehe er den Kopf herüber drehen kann, taucht ein bekanntes Gesicht im Blickfeld auf. “Hey, Sai. Man du hast mir echt Angst gemacht, mach so ein Scheiß nie wieder, ja? Ich dachte …”

“Menma”, flüstert der Tuschekünstler halb erstaunt und ebenso erfreut.

“Ja, ich bins. Schlaf noch ein bisschen, du siehst echt scheiße aus, mein Lieber. Ich pass auf dich auf”, antwortet der Uzumaki mit seinem typischen kleinen Lächeln. Dieses Lächeln auf den vollen Lippen und die Hand, welche sich vorsichtig um die Sais legt, sind es, die ihn lautlos seufzen lassen. Die Schmetterlinge in seinem Bauch flattern und ihn somit einen kurzen Moment die Schmerzen und das Schweregefühl vergessen lassen.

Mit einem ebenso kleinen Lächeln fügt er sich den Worten Menmas, sowie dem Medikamenten Cocktail in seinem Blut, und gibt sich wieder der Schwere und Dunkelheit hin. Welche ihn nur zu gerne mit sich reißen. Menma ist ja hier - sein Dämonenkönig wird schon aufpassen.

 

Immer wieder driftet der junge Sumi aus dem Dämmerzustand hinaus.Eigentlich jedes Mal ist Menma an seiner Seite, beruhigt ihn und ist einfach für ihn da. Diese Tatsache ist es auch, die Sai liegen bleiben lässt wenn diese strenge Ärztin erscheint. Menma zu Liebe, flucht er sie nicht in Grund und Boden. Es ist dieser Fakt, der ihn die Untersuchungen und Gespräche ertragen lässt. Menma ist es, der bei den Untersuchungen so gut es geht dabei ist und ihn ermahnt die Berührungen zu ertragen. Tja, seid Sai versucht hatte heimlich aufzustehen um vor Tsunade zu flüchten, bat Menma nicht mehr sondern schlägt einen härteren Ton an.

 

Diese Ärztin namens Tsunade hat ja Recht, je mehr er sich an ihre Anweisung hält, umso schneller kommt er hier raus. Raus aus diesem gruseligen Gebäude.

Immer wieder hält ihm jemand vor, dass nicht jeder soviel Glück hat. Nicht jeder wird angefahren, fliegt wie eine Feder durch die Luft, hüpft über den Boden wie ein Flummi und badet in seinem Blut. Und überlebt das Ganze auch noch relativ unbeschadet. Dem jungen Mann ist dies alles bewusst und doch … doch möchte er hier wie besagte Feder aus dem Fenster entschwinden. Huh, diese Schmerzmedikamente sind wirklich gut.

 

Zugedröhnt und gegen seinen Willen grinsend wie ein Glücksbärchen, liegt der junge Tuschekünstler im Krankenbett und lauscht mit geschlossenen Augen auf die Geräusche um ihn herum. Inzwischen sind sie irgendwie nur noch Hintergrundmelodie - man gewöhnt sich an vieles, wenn man es lange genug ertragen muss.

Die Schritte auf dem Flur, die Stimmen welche murmeln oder schreien. Geräusche von Maschinen und Türen aus angrenzenden Zimmern. Eine typische Krankenhaus Kakofonie. Wenn jetzt nicht immer mehr die Abneigung gegen Krankenhäuser im Allgemeinen da wäre, könnte er auch ‘entspannen’. Doch so? So ist er heilfroh endlich von der Intensivstation auf die Normale verlegt worden zu sein.

Allein die Geräusche und Gerüche sind dort viel intensiver. Dazu kommt allerdings auch noch das Thema ‘Zwischenmenschliche Verhaltensweisen’, welche ihn selbst in seinem Dämmerzustand genervt haben. Die Stimmung auf der Intensiv war oftmals so traurig, verzweifelt und voller zerbrochener Hoffnung.

Jetzt ist da die alte verwirrte Dame im Zimmer nebenan, welche immer wieder aufsteht und verbotenerweise mit ihren Geräten herum marschiert. Sie bietet wirklich wesentlich mehr Unterhaltung. Auch wenn er im ersten Moment gedacht hatte, ein Zombie würde vor ihm stehen, mit all den Schläuchen und Elektroden, welche irre, protestierende Geräusche von sich gaben.

Ein kleines, ein wenig verrückt klingendes Lachen entschlüpft seinem Mund und in diesem Moment ist er froh um das Einzelzimmer. Auch wenn er nicht weiß, wie er dazu gekommen ist, da er weder dafür bezahlt noch die entsprechende Versicherung besitzt, aber es erleichtert all den Mist doch unglaublich.

 

“Ach ja ...”, murmelt Sai zusammenhangslos und lauscht grinsend dem Geschrei auf dem Flur. Unverkennbar Tsunade, welche mal wieder nach ihrer rechten Hand Shizune brüllt. Ob diese Shizune wohl schon ein Hörgerät braucht? Wahrscheinlich hat sie das Gehör einer Fledermaus und hört die Oberärztin quer durch das Krankenhaus. Von Tsunade gut erzogen höchstwahrscheinlich. Oder vielleicht schlichtweg ein ‘Überlebensinstinkt’.

Ein Bild der Beiden kriecht durch seine Fantasie. Ein Bild, in dem Tsunade Shizune mit Keksen belohnt, wenn diese besonders schnell aufkreuzt.

Oh man, vielleicht hätte er doch nicht wieder an der Schmerzmittelpumpe herumspielen sollen. Aber wozu erklären sie es einem sonst? Das letzte Mal, dass er SO high war, war damals mit Ne als sie wilden Marihuana und leckere Pilze fanden … und zu sich nahmen.

 

Giggelnd wie ein verrückter Hamster liegt er im Bett, als wieder einmal die Zimmertür aufgeht. So vorsichtig, wie die geschieht, kann es nur …

 

“Hey. Was ist denn so lustig hier?”

Kann es nur Mary sein. Dass diese ihren Urlaub wegen ihm abgebrochen hat, ist ihm immer noch unangenehm.

“Nichts nichts”, gibt Gefragter breit grinsend zurück und zwinkert in ihre Richtung.

“Du hast schon wieder mit den Medikamenten gespielt, stimmts?” Kopfschüttelnd und mit mahnendem Blick tritt seine lilahaarige Freundin näher.

“So … bunt”, versucht Sai mit schwankenden Handbewegungen die Selbstmedikation zu begründen.

“Oh man. High wie fünf Bergziegen”, kommentiert Mary diese abstruse Vorstellung. Woher weiß die denn was über Bergziegen?

“Wo willst du hin?”, erkundigt sich Sai, als das Mädchen auch schon wieder herum wirbelt und entschlossen in Richtung Tür marschiert.

“Mit Tsunade reden. Dich hier rausholen, ehe du dich in deiner Dummheit noch versehentlich umbringst.” Der Blick, welchen sie ihm über die Schulter zuwirft, ist halb verstehend und halb warnend. “Finger weg von dem Gerät und nicht weglaufen.”

Der angesetzte Protest verhallt ebenso, wie das Geräusch der zugezogenen Tür.

Frauen sind soooo anstrengend! Besser er gönnt sich noch eine Portion Medikamente. Glucksend bedient Sai die Schmerzpumpe.
 

 

“So, geschafft. Vorsichtig. Ja, so ist gut. Mach langsam.” Es ist Menma, welcher Sai so behutsam wie möglich ins Bett verfrachtet.

Sai weiß nicht wie, aber zu zweit scheinen Mary und Menma es schaffen, eine Persönlichkeit wie Tsunade um den Finger zu wickeln. Dank der Beiden, kann der Tuschekünstler endlich wieder in seinem, anstatt in einem Krankenhausbett schlafen. Auch wenn er strenge Auflagen bekommen hat und auf eigene Verantwortung nach Hause entlassen wurde.

 

“Denk dran, wenn du aufstehen willst, dann mit Hilfe. Und nicht laufen, sondern nimm den Rollstuhl. Es wird erst mehr weh tun, weil die Dauerinfusion nicht mehr liegt, aber das sollte sich recht schnell geben. Essen wird es auch nur langsam gehaltvolles geben.”

Genervt stöhnend lässt sich der Patient in die Kissen sinken, welche während Menmas Rede von Mary aufgeschüttelt wurden.

 

“Stöhn hier nicht rum, junger Mann”, tadelt Mary und Sai kann das Augenverdrehen nicht verhindern.

“Ja, Mama”, antwortet er und streckt der Lilahaarigen keck die Zunge raus.

 

Sai hat die beiden wirklich sehr gerne und inzwischen hat er auch akzeptiert, dass er sie wohl beide auf irgendeine Art liebt. Das hat er in einem der Kitschromane, welche er von der ‘Nachbar-Oma’ im Krankenhaus geschenkt bekam, gelernt.

Zudem ist er ihnen wirklich dankbar dafür, dass sie für ihn da waren und sind. Menma, der kaum von seiner Seite gewichen ist und der Erste war, den Sai auf der Intensivstation sah. Der zwischen ihm und dem Krankenhaus Personal vermittelte und anstrengende Besuche im Rahmen hielt. Naruto ist ja so schon etwas ‘besonders’, aber wenn man beduselt und mit Schmerzen ans Bett gefesselt ist, ist es wirklich noch eine ganz andere Nummer!

 

“Das ist kein Spaß, Sai. Du hast Tsunade gehört. Eigentlich gehörst du überwacht. Du hast ‘ne Gehirnerschütterung, Hämatome, deine Milz hat ‘nen Schaden und von deinen kaputten Knochen fang ich gar nicht erst an! Du, mein Freund, wirst tun, was ich dir sage, haben wir uns verstanden?” Erstaunlich, wie bedrohlich ein Meter fünfzig wirken können, wenn sie auf einen niederstarren. Jetzt fehlen nur noch Wind und Flammen und wir haben die Furie par excellence. Damit könnte sie bestimmt in einem Film auftreten und das erfolgreich. Wieder verlässt ein Kichern seine Lippen. Ein Fehler, wie ihm das Unterbewusstsein zubrüllt.

 

“Mary …”, versucht Menma zu helfen. Der schwarzhaariger Held. Doch ohne Erfolg.

“Nichts Mary. So wie ich den Esel einschätze, fängt der hier morgen an rumzuturnen und macht alles mit sich selbst aus!”

“Ja, aber…”

“Kein aber! Sei froh dass ich dich hier dulde.”

Nun wird auch der auserkorene Held förmlich kleiner. Was allerdings kein Wunder ist bei dem finsteren Gesicht welches Mary macht. Diese Frau könnte selbst der Mafia Angst machen.

 

Eins der Gespräche, welches er im Krankenhaus aufgeschnappt hatte, war ein Streit zwischen den beiden ihm wichtigen Personen. Jeder war der Meinung sich um ihn sorgen zu müssen - für ihn verantwortlich zu sein.

Ein Gespräch, welches unterschiedlichste Gefühle in ihm verursacht hatte. Positive, wie beklemmende. Es war so … ungewohnt, und so wirklich richtig wusste Sai nicht wie er damit umgehen sollte. Doch er hatte nach einer schlaflosen Nacht beschlossen abzuwarten. Das viele Grübeln über seine Gefühle für Menma hatten ihn ja auch nicht weit gebracht, sondern letztendlich nur Nerven und Zeit gekostet.

 

Jetzt liegt er also hier und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, während sich die beiden anfunkeln.

“Ähm … kann ich eine Suppe haben?”, erkundigt er sich vorsichtig und unterbricht damit die gespannte Stille.

“Sicher. Du schläfst und wir machen dir was.” Freundlich nickt Mary, haucht einen Kuss auf seine Stirn und stolziert zur Tür. “Los Menma, beweg dich und lass Sai schlafen.”

“Aber …”, setzt der junge Mann an, doch Mary schüttelt nur entschlossen den Kopf. Fährt jedoch im ruhigen Ton fort.

“Menma, ihm passiert hier nichts. Weglaufen wird er auch nicht. Nicht von hier. Keine Sorge. Komm mit, du kannst ‘nen Kaffee vertragen.”

 

“Na los, geh. Du lässt sie besser nicht warten.” Sanft drückt Sai Menmas Hand.

“Hast Recht. Bis später.” Vorsichtig streicht Menmas Daumen über seinen Handrücken, dann marschiert der Figurenkünstler hinter Mary her und schließt behutsam die Zimmertür.

 

Erschöpft lässt sich Sai tiefer in die Kissen sinken. Ein Seufzen verlässt seine Lippen und die Maske fällt ab.

Er will es den beiden nicht zeigen, aber diese Schmerzen … die Schmerzen zehren wirklich an seinen Nerven. Alles sticht, drückt, zieht, spannt und dies alles zugleich. Selbst das Atmen hinterlässt einen faden ‘Beigeschmack’. Niemals zuvor, hat sich der junge Künstler so schlecht und schwach gefühlt. Es wurmt ihn, dass sein Körper so gegen ihn arbeitet und nicht mal einfache Dinge, wie aufs Klo gehen - einfach so und mal eben- , möglich sind.

 

Nein, er ist quasi ans Bett gefesselt und muss um Hilfe fragen. Etwas, dass er nie gern getan hat. Sein Motto war schon in der Kindheit, dass man sich nicht von anderen abhängig machte sondern es selber machte. Das man die eigene Kraft nutzt. Diese trainiert, verfeinert und damit das Beste macht. Ohne diese Kraft jedoch … ohne diese ist er nur ein menschlicher Wackelpudding dessen Geist mit Schmerzmitteln vernebelt ist. Und dazu kommt auch noch diese Langeweile. Nicht mal zeichnen kann er ordentlich, da Kopf und Augen zu schmerzen beginnen.

 

Es behagt ihm gar nicht, dass er allen anderen so eine Last am Bein ist und sie sich seinetwegen Sorgen machen. Diese stehen ihnen so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass selbst Sai es bemerkt.

Dazu ihr Verhalten. Mary könnte gut und gerne den Spitznamen Tsunade 2.0 bekommen und Menma … Menma behandelt ihn wie ein rohes Ei. Wenn der Kerl sich noch einmal entschuldigt und sich die Schuld an dem Unfall gibt, dann muss Sai ihm wohl eine verpassen.

Doh jetzt gerade braucht er die Maske ‘Es geht mir gut’ nicht. Erneut seufzend schließt er die Augen und kuschelt sich in die weiche Decke. Später … morgen, würde er mit den Beiden reden und vor allem wird er alles dafür tun, dass er schnell wieder auf den Beinen ist!
 

 

Schritt. Schritt. Kleine Schritte für die Menschheit, jedoch große für Sai. Wenn er so weiter macht, ist er in gefühlt einem Jahr in der Küche, aus welcher es verlockend duftet.

Menma ist Zuhause oder so und Mary in der Galerie. Im Moment ist er alleine mit Yamato und dieser ist ein erstaunlich angenehmer ‘Betreuer’. Der Ältere achtete zwar darauf, dass er sich nicht übernimmt, aber er behandelt ihn normal. So läuft Sai nun ganz alleine in Richtung Küche. Auch wenn es mehr ein entlangtasten an der Wand ist und Yamato mit aufmerksamen Blick und verschränkten Armen in der Küchentür steht. Die Rollstuhl steht unbeachtet im Zimmer und schmollt wohl mit den Krücken um die Wette.

Aber Sai fühlt sich gut. Schließlich ist eine weitere Woche vergangen und in seinen Augen muss es nun einfach so gehen, denn sonst wird es nie besser.

 

“Bis du hier bist, ist das Essen kalt”, erklingt es belustigt von der Tür.

“Haha”, gibt Sai nur zurück und konzentriert sich wieder auf den Bewegungsablauf. Neben Essen warten auch die Schmerztabletten auf ihn. Als zusätzlicher Anreiz quasi.

“Na komm schon. Das ging schon mal besser.”

“Jaja.”

“Wenn Mary dich erwischt, kriegen wir beide Ärger und ehrlich Kumpel, darauf kann ich echt verzichten. Ich wollt heute eigentlich nicht auf der Couch pennen, sondern Spaß haben wenn ich schon mal Zuhause bin.”

Ein dreckiges Grinsen erscheint auf Sais Gesicht.

“Vielleicht sage ich Mary dann einfach, dass du mich überredet hast zu laufen?”

“Ich stell dich gleich einfach mitten in den Flur und dann hast du keine Wand mehr zum festhalten.”

 

Einen Moment herrscht Schweigen, dann brechen beide Männer synchron in Gelächter aus. Die beiden haben eine ganz eigene Art gefunden miteinander umzugehen. Früher wäre dies mehr als befremdlich für Sai gewesen. Wahrscheinlich hatte er den oftmals so verkniffen wirkenden Mann schlicht gemieden. Durch eine gewisse junge Frau jedoch, hatte er begonnen nicht nur alles und jeden analysieren zu wollen. Man muss nicht immer begreifen, um sich zu verstehen. Dies ist eine der Lektionen, die Mary ihm immer und immer wieder eingebläut hat in der letzten Zeit.

Was hat es ihm gebracht? Eine beste Freundin, einen Kumpel und Freunde wie Naruto und Co. Am wichtigsten jedoch: Menma.

 

Stolz lächelnd erreicht er den Türrahmen, wo Yamato schon steht um ihn die letzten Meter zum Tisch zu stützen. Dankbar legt er seinen Arm um den Rücken des Mannes und lehnt sich leicht gegen diesen.

“Danke”, murmelt er, als der Architekt ihn auf dem Stuhl ablädt.

“Kein Ding, Kumpel. Na los, lass uns essen ehe es kalt wird. Das wäre doch schade, wenn du schon mal in den Genuss meiner Kochkünste kommst.”

Grinsend nickt Sai und schaufelt sich etwas von dem verlockend duftenden Hühnchen-Reis-Auflauf auf den Teller.

 

“Ich bin wieder zu Hause. Wo seid ihr beiden de …” Mary erscheint in der Wohnzimmertür.

Nach dem Essen hatte Sai sich auf die Couch verzogen, während Yamato sich um das Geschirr und die Reste kümmerte.

Inzwischen lümmeln sie beide auf dem gemütlichen Möbelstück und bekämpfen sich schimpfend sowie fluchend bei einem Konsolenspiel.

“Sagt mal ihr zwei … hattet ihr einen schönen Tag?”

“Hmm” - “Ja, war gut.” Geben die Spielenden synchron zurück.

“Schlafen, essen, spielen”, antwortet Sai knapp zusammengefasst, nimmt den Blick jedoch nicht vom Fernseher. Yamato ist einfach zu gut und eine weitere Niederlage kommt nicht in Frage, wenn sein Ego nicht erheblichen Schaden nehmen soll!

“Das klingt ja, sehr spannend …”

“VERDAMMT!”, ruft der Architekt aus, als Sai es durch einen Trick schafft einen Treffer zu landen. “Im Kühlschrank sind noch Reste, Schatz. Himmel Sai, wo hast du denn das gelernt?”

“Männer …”, hört Sai die junge Frau noch seufzen, ehe beide Spieler diese wieder ausblenden und sich ihrem virtuellen Match widmen.

Doch dies soll nur all zu schnell nicht mehr möglich sein.

 

“Meine Herren, ich habe eine Frage.” Säuselt dringt Marys Stimme an Sais Ohr.

Anscheinend scheint dies ein Alarmcode zu sein, denn Yamato pausiert das Spiel und wirft Sai einen panischen Blick zu, ehe er sich Mary zuwendet.

“Welche, mein Schatz?”

“Hör auf mit dem ‘mein Schatz’! HABT IHR SIE EIGENTLICH NOCH ALLE?”

Blinzelnd blickt der Tuschekünstler auf. Wo kommt denn der Stimmungsumschwung her. Ihm liegt die Frage auf der Zunge, ob die junge Frau in ihrer ‘besonderen Woche’ ist. Jedoch verkneift er sich auch nur ein zu tiefes einatmen bei dem Blick, welcher den Couchhockern abwechselnd geschenkt wird.

“Guckt mich nicht an wie Kühe wenn es donnert, bei Kami!” Schnaubend stemmt Mary ihre Hände in die Hüften.

“Was ist denn los?” Eine vorsichtig-mutige und doch sehr dumme Frage des Architekten. Dies wird spätestens dann klar, als Mary sich ein Kissen vom Sessel schnappt und auf ihren Partner wirft.

“Oh … dies weißt du ganz genau. Oder bist du seit neustem Meister Proper?”

Wieder blicken sich die beiden Männer an, dieses Mal ratlos.

“Ich weiß nicht …”, setzt Sai flüsternd an, doch das klingeln von Marys Handy lässt ihn verstummen.

Deutlich genervt nimmt die Frau des Hauses den Anruf entgegen. “Gut, dass du anrufst. Beweg deinen Arsch her und hol ihn ab. Ich muss hier was mit meinem hauseigenen Esel klären.”

“HEY!”, ruft Yamato empört dazwischen und möchte sie sich erheben. Ein strenger Blick Marys und er sinkt wieder in das Polster.

“Alles klar, Menma. Bis gleich. Sieh zu!” Damit legt die Lilahaarige auf, wirft das Handy auf den Sessel und fährt sich fahrig durch die Haare.

“Mary, was hast du denn?” Nun ist Sai selbst so mutig, um seine Ratlosigkeit zu offenbaren. Er kann es sich wirklich nicht erklären, warum die Kleine hier so ein Theater macht. Menschen mit all ihren Gefühlen und Beweggründen werden wohl, trotz all seiner Fortschritte, für immer ein Rätsel für ihn bleiben. Frauen auf jeden Fall!

Doch er erntet nur ein weiteres Schnauben sowie eine wedelnde Handbewegung. “Spielt weiter. Na los … macht schon. Vielleicht kommt ihr drauf, bis Menma hier ist.”

Keiner der Männer macht Anstalten, sich wieder dem Videospiel zu widmen.

“IHR.SOLLT.SPIELEN!”

Noch nie hat man so schnell zwei Männer ein Spiel beginnen sehen. Auch wenn sie sich natürlich nicht darauf konzentrieren.

Langsam lehnt der Architekt sich näher in Sais Richtung. “Tu einfach so, als würdest du spielen. Aber lass sie nicht aus den Augen. Du kennst sie noch nicht so gut wie ich. In dieser Stimmung ist sie zu allem fähig.”

“Schlägt sie dich?” Sai hatte mal eine Reportage über häusliche Gewalt durch Frauen gesehen.

Nun war es an dem Architekten zu schnauben. “Das nicht, aber sie ist eine Frau welche es perfekt beherrscht dich anders für Fehler - von denen du noch nichts weißt - büßen zu lassen.”
 

 

Lachend hält Menma sich die Seite, während es an Sai ist, den Uzumaki finster anzustarren. Zu zweit sitzen sie in Menmas Wagen vor der Wohnung.

“Was ist daran so lustig?”

“Ihr … oh man, ihr seid aber auch selten dämlich euch erwischen zu lassen.”

“Wir haben einfach nicht daran gedacht, ok? Ich wollte eigentlich wieder in meinem Zimmer sein, wenn sie nach Hause kommt.”

Breit grinsend schüttelt Menma den Kopf. “Wenn ihr wenigstens daran gedacht hättet die Krücken dekorativ an die Couch zu lehnen. Aber nein, ihr lasst alles in deinem Zimmer und euer kleiner Stunt fliegt auf. Als wenn Yamato mehr als zwei Sack Mehl tragen könnte.”

“Ich bin nicht aus Zucker, verdammt! Ich kann nicht immer nur auf andere bauen.” Nun ist es an Sai zu schnauben. Genervt schaut er aus dem Fenster.

Denn dies war es, was Mary auf die Palme gebracht hatte. Dass Sai ohne jegliche Hilfsmittel durch die Wohnung gelaufen war. Ihm selbst wurde vorgehalten ein unvernünftiger Sturkopf zu sein und Yamato durfte sich anhören unverantwortlich, kindisch sowie naiv zu sein. Als der Architekt dann in der inzwischen sehr hitzigen Diskussion erwidert hatte, dass Mary ein Mutterdrache wäre, hatte Menma ihm die, wann auch immer besorgten, Krücken in die Hand gedrückt und aus der Wohnung geschoben.

 

“Ich weiß, Sai. Mary weiß dies auch. Aber wir machen uns halt Sorgen um dich.” Behutsam drückt Menma sein Knie.

Sai geht nicht auf die Berührung ein, auch wenn ein Stromschlag durch seinen Körper rauscht. “Lasst es einfach. Ich kriege das schon alles hin. In meinem Leben habe ich schon ganz andere Dinge überstanden.”

Kurz schweifen seine Gedanken zurück an die Zeit mit Ne. Der Mann hatte ihn, körperlich wie geistig, nicht mit dem Samthandschuh angefasst. Wenn der ihn jetzt sehen würde … wäre er enttäuscht? Allein dass er jetzt hier saß und sowas sagte …

 

“Es ist mir scheiß egal, was du alles in der Vergangenheit gepackt hast. Auch wenn ich natürlich neugierig bin, wie dein Leben bisher so aussah. Was ich sagen will, ist, dass ich  … dass WIR dich damals nicht kannten. Jetzt jedoch, sind wir Freunde und als Freunde kümmert man sich umeinander.”

Ehe er es verhindern kann, entfleucht ihm ein “Das noch nie jemand getan. Nie wirklich.”

Menma drückt sein Knie. “Schau mich an. Bitte.”

 

Mit zusammen gepressten Lippen dreht sich Sai angespannt herum. Es sind bestimmt die Medikamente, welche ihn solche Dinge sagen lassen, welche er noch nie aussprach.

Sanft lächelt der Blauäugige ihn an und ganz automatisch entspannt Sai sich. Diese Wirkung Menmas … ist das Magie?

 

“Sai, dieses ‘nie’ ist vorbei. Du hast Mary sowie ihren etwas gruseligen Verlobten. Du hast Naruto, Sasuke und selbst Guren, welche sich um dich sorgen. Und du hast mich. Ich werde mich immer dafür interessieren, wie es dir geht. Ich werde immer versuchen, dass es dir gut geht. Das verspreche ich dir.” Eine leichte Röte zeigt sich auf dem gebräunten Gesicht. “Oh verdammt, klang das kindisch.” Unsicher kichernd streicht sich Menma durch die eh schon wild abstehenden Haare. Nun ist es an dem Uzumaki, den Blick überall hin, nur nicht auf Sai zu richten.

 

Diese Situation ist so absolut neu und fremd für den Sumi. Was sagt man in so einem Augenblick? Gibt es überhaupt die richtigen Worte?

Bereute Menma diese Worte, kaum dass sie über dessen Lippen gekommen waren? Auf jeden Fall wäre dies eine Erklärung dafür, dass der junge Mann sich so unruhig zeigte.

Mag der Dämonenkönig ihn doch nicht SO, wie Sai diesen mag? Hatten er und alle anderen das Verhalten des Uzumaki vollkommen falsch verstanden? Er sollte am Besten einfach aus dem Auto verschwinden!

Und doch geschieht etwas ganz anders, gesteuert von etwas tiefgründig geheimnisvollem, welches stärker ist als Sais Gedanken.

 

Vorsichtig, als könnte er Menma überfordern, ergreift er die Hände des Anderen. Blinzelnd richtet sich dessen Blick auf ihn.

“Menma … danke. Danke, dass du für mich da bist. Ich mein, wir kennen uns ja streng genommen gar nicht. Dennoch … dennoch mag ich dich sehr gerne.”

Weit aufgerissene Augen blicken ihn ungläubig an. “Wirklich? Also jetzt ernsthaft und du sagst das nicht einfach nur so?”

“Was würde das bringen? Ich verstehe den Sinn dahinter nicht, so etwas zu erlügen.” Nachdenklich schüttelt Sai den Kopf, ehe er allen Mut zusammen nimmt und fortfährt. “Menma, ich habe noch nie so für einen anderen Menschen empfunden und vor allem nicht für einen anderen Mann.” Nun ist es an Sai, rot zu werden.

 

“Aber was ist mit Ino?” Unsicherheit schwingt in der Frage mit.

Erneut schüttelt Sai den Kopf. “Nein, ich war irgendwie nur mit ihr zusammen, weil es halt passte und weil sie es so nannte. Es klingt gemein, aber es war irgendwie aus Gewohnheit.”

“Hmm … ich weiß, was du meinst.” Grüblerisch schweift der Blick des Uzumaki einen kurzen Moment nach draußen. “Aber, jetzt ist es anders.” Es scheint, als würde Menma diese Worte eher zu sich sagen, als zu Sai.

Das überwältigende, strahlende Lächeln jedoch auf Menmas Gesicht zu sehen, lässt ein Schwarm Schmetterlinge im Magen des Tuschekünstlers zum Leben erwachen.

 

Für Sai vollkommen aus dem Nichts heraus, zieht Menma ihn in eine feste Umarmung, welche Sai mit einem Lächeln nur zu gerne erwidert.

Was auch immer das hier ist oder wird, es ist jetzt schon besser als alles, was er bisher erlebt hat und es ist nichts, auf das ihn irgendein Buch wirklich vorbereiten kann.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Auch wenn es relativ wenig interessiert, werdfen noch einige Kapitel folgen.
Denn ich habe mir so viele offene Handlungsstränge gebastelt, dass ich für eine runde Sache noch einiges schreiben muss.
Tja, da hab ich mir wohl selbst ein Ei gelegt *lach* Komplett anzeigen

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