Zum Inhalt der Seite

Sklave der Wüste

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prinzessin Kisara

Hallo zusammen und frohe Weihnachten

 

Es ist Samstag und dazu noch Weihnachten. Ich hoffe, ihr konntet mit euren Lieben schon eine schöne Zeit verbringen.

 

Als kleines wöchentliches Geschenk habe ich für euch das nächste Kapitel.

 

 
 

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

 

Prinzessin Kisara

 

In Gedanken versunken sitzt Kisara auf dem Rand des kleinen Springbrunnens, im Herzen des von Palastmauern umschlossenen Gartens. Der sichelförmige Mond spiegelt sich im Wasser, ist durch die kleinen Wellen jedoch nur als unscharfer Lichtpunkt zu erkennen. Langsam lässt sie die Hand durch das Wasser gleiten. Fasziniert beobachtet sie wie sich das Wasser dabei um ihre Hand zu schmiegen scheint. Sie liebt diese Momente der Stille, die nur ihr gehören. Eine Strähne ihres langen, im Mondlicht silbern schimmernden Haares hat sich unbemerkt aus ihrer Frisur gelöst und fällt ihr über die Schulter, sodass die Spitzen ins Wasser gleiten.

Seufzend richtet sie sich auf und streift die Strähne hinter ihr Ohr. Nur noch wenige Wochen, dann würde diese kleine Rebellion gegen ihren Onkel verschwinden und ihre lange meistens ungebändigte Mähne um über die Hälfte auf Schulterlänge gekürzt werden. In einem leisen Anflug von Trotz, löst sie die letzten Bänder und Haarnadeln, bis ihre weissblonde Mähne bis über ihre Hüfte fällt. Mit beiden Händen fährt sie sich durch die langen Haare. Geniesst das seidige Gefühl auf ihrer Haut.

 

»Prinzessin?« Ertönt eine leise Stimme in ihrer Nähe, woraufhin sie sich umdreht und lächelnd zur Dienerin blickt. »Jasmin. Ist es soweit?« Möchte sie von der alten Frau wissen, die ihr in den letzten Jahren der Einsamkeit immer zur Seite gestanden hat.

Leicht nickt Jasmin. »Ja, die Priester haben den Tempel zur Nachtruhe verlassen.«

Mit einem ihrer Bänder bindet Kisara ihre wilde Mähne locker in ihrem Nacken zusammen und steht auf.

Aus Gewohnheit streicht sie sorgfältig ihr schlichtes, aber doch edles Kleid aus aquamarinblauer Seide glatt, ehe sie sich strafft und zu ihrer Dienerin geht. »Dann gehen wir beide jetzt in den Tempel.« Ein trotziges Blitzen in den Augen, geht sie über das weiche Gras zu dem mit weissen Kies ausgelegten Weg. Leise knirschen die kleinen Steine unter den Sohlen ihrer Sandalen, als sie zu dem zum Park offenen Gang geht, dessen Decke von hohen Säulen aus Rosengranit getragen wird.

Das Geräusch ihrer Schritte ändert sich, als sie auf den mit Kalksteinplatten ausgelegten Boden tritt. Das Licht ist gedämpft, ist aber nach der Dunkelheit im Garten für ihre Augen unglaublich hell. Einen Moment lang bleibt sie stehen, bis sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt haben.

Kurz blickt sie sich dann zu Jasmin um, die ihr mit drei Schritten Abstand folgt, als sie durch den überdachten Gang geht und schliesslich ein grosses, immer geöffnetes Tor erreicht und das den Palast mit der Tempelanlage verbindet.

Für einen Moment bleibt sie stehen und senkt demütig den Blick, um die Götter wegen der späten Störung um Verzeihung zu bitten. Nach diesem kurzen Innehalten betritt sie das Tempelgelände, das anders als der Palast von altertümlichen Fackeln und Öllampen erhellt wird und schreitet voran, bis sie den Tempel erreicht, der ihrem Herzen den meisten Trost spendet. Leise öffnet sie die Tür und sieht sich verstohlen um, ehe sie gefolgt von Jasmin den Tempel betritt.

Sie wird von der Wärme der Fackeln und dem Geruch des Weihrauchs umfangen, als sie mit gemässigten, an den hohen Wänden widerhallenden Schritten auf die riesige Statue zutritt, die auf einem schneeweissen Podest über allen zu thronen scheint.

Vor dem Podest sinkt sie auf die Knie und verschränkt ihre Hände ineinander. »Oh grosser Ra, ich komme in der Stunde meiner grössten Verzweiflung zu dir. Ich weiss, ich bin unwürdig, dich um Hilfe und Gnade zu bitten, aber dennoch liege ich jetzt zu deinen Füssen und bitte um ein Wunder«, fleht sie den Tränen nahe und legt nun ihre Hände auf den kalten Stein. Leise schluchzt sie auf und lehnt ihre Stirn zwischen ihren Händen an das Podest. »Warum bin ich nur als Mädchen geboren worden? Warum musstest du meinen Bruder so früh zu dir rufen?«

 

Sich in den Schatten haltend, beobachtet Jasmin ihre Herrin, die zugleich auch ihr Schützling ist. Es zerreisst ihr das Herz, sie so verzweifelt zu sehen. Doch kann sie nur zusehen und beten, dass ein Wunder geschehen wird.

Eine Bewegung zwischen den mächtigen Säulen weckt ihre Aufmerksamkeit. Sie will Kisara schon warnen, als sie den Hohepriester Shimon erkennt, der mühsam, auf einen Stock gestützt in Richtung Statue geht.

 

Kisara hört die sich nähernden Schritte. Sie atmet tief durch und richtet sich dann auf. Mit unergründlicher Miene dreht sie sich um, ist schon darauf gefasst, sich einem der Priester zu stellen. Schliesslich ist es nicht gern gesehen, wenn man die Götter zu dieser späten Stunde stört.

Sie will schon etwas sagen, als sie erkennt, wer sich ihr nähert. »Hohepriester Shimon? Ihr seid frei?« Leise Hoffnung schleicht sich in ihr Herz, als sie zu dem alten Mann geht und ihn fürsorglich stützt.

 

Dankbar lächelt Shimon Kisara an, als er mit ihrer Hilfe zu der grossen Statue des Ra geht. »Ich durfte heute Morgen die Zelle verlassen. Anscheinend glaubt der Pharao nicht mehr, dass ich ihn verraten wollte.«

Den Kopf demütig senkend legt er eine Hand auf den rechten Fuss der Statue und murmelt ein paar Worte in der uralten Sprache, die nur noch von den Priestern gesprochen wird, wenn sie mit den Göttern sprechen.

Geduldig wartet Kisara neben ihm darauf, dass er sich wieder ihr zuwendet. Auch sie hält den Kopf gesenkt und betet in Gedanken zu Ra. Hofft, dass sie so auch von ihrem Bruder gehört wird.

 

Nach einigen Minuten hebt Shimon den Kopf wieder an und wendet sich zu Kisara um. »Mein Kind, was führt dich denn zu dieser späten Stunde hierher?« Seine Stimme ist so warm wie sein Blick. »Welches Leid bedrückt deine Seele?« Er hat die Worte kaum ausgesprochen, da schlingt sie auch schon schluchzend die Arme um ihn.

Seine durch die Verhöre malträtierten Rippen schmerzen bei dem festen Griff, mit dem sie ihn umklammert. Doch er beschwert sich nicht. Im Gegenteil, er legt die Arme um sie und hält sie mit väterlichem Trost fest. »Mein Kind, was ist denn los?«

 

Schniefend löst sich Kisara von ihm. »Er verlangt von mir, dass ich ihm in einer Zeremonie vor den Göttern meine Hand verspreche. Zusammen mit Prinzessin Helena.« Verschämt wischt sie sich die Tränen von den Wangen. »Und Seto ist auch nicht da. Dabei hat er mir doch versprochen, dass er so für mich da ist, wie es mein Bruder sein wollte.«

 

»Ach, Kisara«, raunt Shimon und streichelt ihr sanft über die Wange. »Verzweifle nicht. Vertraue auf die Götter. Sie werden nicht zulassen, dass du bis an dein Lebensende unglücklich bist. Bald wird alles gut werden. Davon bin ich überzeugt.« Zu gern würde er ihr alles erzählen. Ihr sagen, dass ihr geliebter Bruder noch lebt und auf den Weg hierher ist, um sie und das Volk zu retten.

 

Kisara tritt etwas weiter zurück und setzt sich auf die Stufe vor dem grossen Podest. »Wie könnt Ihr davon nur so überzeugt sein? Es ist ja nicht nur mein Leid. Das Volk leidet! Es hungert und verdurstet! Dabei sind unsere Kornkammern und Wasserspeicher bis zum obersten Rand gefüllt! Wir könnten Nahrung und Wasser aus anderen Teilen des Reiches herschaffen lassen, aber der Pharao lässt es nicht zu! Egal, was ich und seine Berater ihm sagen, er hört uns nicht zu. Einige der Berater hat er sogar den heiligen Krokodilen opfern lassen, weil sie ihm zu sehr widersprochen haben!« Erschrocken, dass sie hier an diesem eiligen Ort die Stimme gegen den Hohepriester erhoben hat, schlägt sie sich die Hände vor den Mund. »Bitte, verzeiht mir meinen Ausbruch, Hohepriester.«

 

Lächelnd schüttelt Shimon den Kopf. Mit einem leisen Ächzen setzt er sich neben ihr auf die Stufe. »Es gibt keinen Grund, dich zu entschuldigen. Ich kann deine Verzweiflung verstehen und Ra bestimmt auch. Schliesslich kommst du seit Jahren nachts hierher und schüttest ihm dein Herz aus. Er kennt dich besser, als jeder andere und ich verspreche dir, er wird es nicht zulassen, dass du unglücklich eine Ehe eingehen wirst. Du wirst den Mann heiraten, den du liebst.«

 

Mit einem verlegenen Lächeln senkt Kisara den Blick. »Seto«, murmelt sie so leise, dass sie sicher nicht gehört werden kann. Doch als sie wieder zu Shimon sieht, kann sie in seinen Augen erkennen, dass er weiss, wem ihr Herz gehört.

Sie wird leicht rot und blickt nach vorn. »Glaubt Ihr, dass Atemu es wollen würde, dass ich auf mein Herz höre? Ich meine, es würde den Thron sichern, wenn ich … « Die Hand auf ihrem Arm lässt sie verstummen.

»Ich bin sicher! So sicher, wie ich weiss, dass er niemals dein Glück opfern würde. Darum vertraue darauf, dass alles gut werden wird, mein Kind.«

 

Zweifelnd nickt Kisara und steht wieder auf. »Kommt, Hohepriester. Ich begleite Euch zu Euren Räumen. Ihr müsst doch müde sein, nach den Tagen im Gefängnis.«

Sie hilft ihm, wieder auf die Beine zu kommen und lässt seinen Arm auch nicht los, als er sicher steht. Gemeinsam gehen sie an den Fackeln und Säulen entlang zu einer Seitentür des Tempels. Als sie diese erreichen, eilt Jasmin herbei und öffnet sie. »Prinzessin, seid Ihr sicher, dass Ihr den Hohepriester bis zu seinen Gemächern begleiten wollt?« Besorgt mustert sie Kisara die den Blick hoch erhobenen Hauptes erwidert. »Natürlich bin ich mir sicher!«, erwidert sie mit fester Stimme und geht nun mit Shimon durch die schmale Tür.

 

»Mein Kind, es ist nicht nötig, dass du mich bis zu meinen Gemächern begleitest. Ich bin zwar ein alter Mann, aber ich bin dennoch noch in der Lage allein zu gehen.« Mit einem warmen Blick löst er sich von ihr und tritt ein paar Schritte nach vorn. »Es ist in der momentanen Situation nicht gut, wenn wir zu viel zusammen gesehen werden. Mache dir keine Sorgen um mich, sondern gehe in deine Räume und ruhe dich aus. Du wirst viel Kraft brauchen, sobald Prinzessin Helena angekommen ist und das wird morgen oder übermorgen der Fall sein.«

 

Trotzig beisst sich Kisara auf die Lippen, aber dann nickt sie widerstrebend und wendet sich um. »Wie Ihr meint, Hohepriester. Doch könnt Ihr mir nicht verbieten, dass ich mir Sorgen um Euch mache. Schliesslich seid ihr neben Jasmin hier im Palast die einzige Person, der ich noch vertrauen kann. Ich will Euch nicht auch noch verlieren.« Ein Kloss bildet sich in ihrer Kehle. Sie will nicht schon wieder weinen, also rennt sie nun davon, bis sie wieder vor der Statue des Ra steht. Mit brennenden Augen sieht sie zu ihm hoch. »Bitte, lasse die Worte des Hohepriesters wahr sein«, fleht sie den Gott an, ehe sie den Blick senkt und gebeugt, wie eine alte Frau, an den leise zischenden Fackeln vorbei zum Hauptportal des Tempels geht.

 

Gefolgt von ihrer treuen Dienerin tritt sie wieder auf den grossen Platz der Tempelanlage und legt die Hand auf eine der beiden mächtigen Säulen, die mit heiligen Hieroglyphen übersäht ist. »Gute Nacht«, raunt sie in die kühle Nacht hinaus, bevor sie sich wieder dem Palast zuwendet, aus dessen ungezählten Fenstern das kalte Licht von zahlreichen Lampen die Nacht durchdringt.

 

»Jasmin, gehe bitte neben mir her.« Bittend sieh sie ihre Dienerin an, die daraufhin zu ihr aufschliesst. »Prinzessin, was bedrückt Euch? Seit Ihr mit dem Pharao gemeinsam zu Abend gegessen habt, wirkt ihr verzweifelt und unendlich traurig.« Voller Sorge mustert Jasmin ihre junge Herrin, die den Blick gesenkt hält.

»Der Pharao hat mir beim Abendessen eröffnet, dass er von mir erwartet, dass ich ihm in acht Wochen zusammen mit Prinzessin Helena aus dem römischen Grossreich vor den Göttern meine Hand verspreche. Er verlangt von mir, dass ich seine erste Gemahlin und Königin werde, dass ich ihn als Pharao bestätige und ihm einen Thronfolger reinen Blutes schenke«, erzählt Kisara und nur schon bei dem Gedanken daran, dass sie ihren Onkel …

Sie presst sich die Hand auf den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken. »Jasmin, seit dem Tod meines Bruders habe ich alles gemacht, was er von mir verlangt hat, aber das … ich kann ihn doch nicht heiraten und seine Herrschaft noch weiter verlängern! Und was ist mit Seto? Er ist der Kronprinz. Müsste ich da nicht ihn ehelichen? Was soll ich nur machen? Wenn ich mich weigere, dann steckt er mich in den entferntesten Tempel des Reiches und erklärt öffentlich, dass ich nicht die Tochter meines Vaters bin und so kein Anrecht auf den Titel der Pharaonin habe.«

Jasmin weiss, dass es ihr eigentlich nicht zusteht, aber dennoch legt sie den Arm um Kisara und drückt sie tröstend an sich. »Ach, Prinzessin. Ich bin sicher, dass alles gut werden wird. Die Götter werden schon dafür sorgen. Davon bin ich überzeugt.« Sanft wischt sie ihr eine Träne von der Wange, als sich Kisara schluchzend an sie lehnt. »Ich hoffe es, Jasmin.« Sie gönnt sich noch einen weiteren Moment der Schwäche, ehe sie tief durchatmet und sich wieder aufrichtet. »Gehen wir. Ich bin müde.«

Mit weit ausgreifenden Schritten geht sie zu dem Tor, an dem jetzt zwei der Palastwachen stehen und sie aufmerksam mustern, als sie mit Jasmin an ihnen vorbeigeht.

Erst als sie ausser Hörweite der beiden Männer sind, dreht sie sich zu ihrer Dienerin um. »Seit wann stehen da nachts Wachen?« Möchte sie flüsternd von ihr wissen. Daraufhin tippt sich Jasmin nachdenklich an die Lippen. »Ich habe ein Gerücht gehört, dass im einfachen Volk herumgeht. Und zwar soll der Pharao wieder aus dem Totenreich zurückgekehrt sein, um sein Volk von der Tyrannei zu befreien.«

Mitten in der Bewegung hält Kisara inne. Ungläubig starrt sie Jasmin an. »Und du glaubst daran?«

Leicht lächelt Jasmin, als sie langsam weitergeht. »Es kommt nicht darauf an, ob ich daran glaube. Wenn das Volk daran glaubt und der Pharao dies als Bedrohung ansieht, dann macht es Sinn, dass verstärkt Wachen aufgestellt werden. Meint Ihr nicht?«

Ergeben seufzt Kisara, während sie neben Jasmin durch die hell erleuchteten Gänge geht, die in Richtung des Parks offen sind. Nur die Säulen unterbrechen die freie Sicht in den Park. Schliesslich erreichen sie eine weiss gestrichene Tür, vor der ein Sklave steht, der lediglich den traditionellen Lendenschurz trägt, obwohl die Nachtluft schon deutlich kühler geworden ist.

Er verneigt sich so tief vor ihr, dass die Narben auf seinem Rücken sichtbar werden, was Kisara leer schlucken lässt. Sie hasst es, wenn ein Sklave so hart bestraft wird, dass dauerhaft Spuren zurückbleiben.

»Worauf wartest du? Öffne uns die Tür!«, befiehlt Jasmin mit strengem Blick woraufhin der Sklave hektisch die Tür aufreisst und sich dann wieder verneigt.

Kurz senkt Kisara den Blick auf den Boden, während sie sich auf die Lippen beisst. »Es ist so ungerecht. Er konnte doch nichts dafür, dass die Suppe auf dem Boden gelandet ist«, murmelt sie vor sich hin, als sie durch die Tür ihre luxuriös ausgestatteten Gemächer betritt. Ein weicher handgeknüpfter Teppich schluckt das Geräusch ihrer Schritte, als sie zu ihrem Ankleidezimmer geht. Automatisch geht das Licht in dem Zimmer an und taucht den Raum in ein warmes Licht, das die edlen Gewänder in den offenen Schränken in ihren schönsten Farben erstrahlen lässt. Doch sie hat keinen Blick dafür, sondern geht direkt zu ihrem Schminktisch, der auf der anderen Seite des Raumes steht.

Sie bleibt vor dem Möbelstück aus hellem Holz stehen und zieht sich das Kleid aus. Achtlos lässt sie es auf den Boden fallen und steigt gleichzeitig aus ihren Sandalen. Barfuss geht sie nackt zu einem kleinen Sofa, wo wie immer eins ihrer knöchellangen Nachthemden aus feinster weisser Seide liegt.

Der Stoff ist so hauchdünn, dass er sie wie ein Hauch umspielt und die Umrisse ihres schlanken und doch mit weiblichen Kurven gesegneten Körpers als Schemen zu erkennen sind.

 

Unterdessen hat Jasmin das Kleid und die Sandalen weggeräumt und wartet geduldig darauf, dass sich ihr Schützling vor den Schminktisch setzt.

Kaum hat sich Kisara auf den weich gepolsterten Stuhl sinken lassen, greift sie zu der Bürste und lässt sie sanft durch die langen, weissblonden Haare ihrer Herrin gleiten. »Euer Haar ist so wunderschön«, raunt sie mit leiser Stimme. Als auch noch der letzte Knoten gelöst ist, legt sie die Bürste zur Seite und beginnt den für die Nacht üblichen Zopf zu flechten.

Stoisch lässt Kisara die Prozedur über sich ergehen, während sie starr in den Spiegel blickt. Ihr gehen Jasmins Worte über den zurückgekehrten Pharao nicht aus dem Kopf. Gegen ihren Willen regt sich ein leiser Hoffnungsschimmer in ihr, dass damals vielleicht doch ein Fehler gemacht worden ist. Nur warum ist ihr Bruder dann nicht früher zurückgekehrt? Nein, er muss damals gestorben sein! Niemals hätte er sein Versprechen zurückzukehren gebrochen.

Heute scheint es besonders lange zu dauern, den Zopf zu flechten. Sie will schon etwas sagen, als ihr Blick auf die Uhr fällt, die schon beinahe Mitternacht anzeigt. »Schon so spät.« Stellt sie leise fest. Unbewusst bemerkt sie, dass Jasmin mit ihrer Arbeit fertig ist und steht auf. »Gehe du auch ins Bett. Wir haben morgen einen langen Tag vor uns. Ich muss mit dem Pharao frühstücken.« Wenig begeistert verzieht sie das Gesicht, als sie nur schon daran denkt, dass sie Zeit mit ihrem Onkel verbringen muss.

Steif geht sie zu dem grossen Bett, dessen seidene Bettwäsche so hell ist, dass der Rotton des Stoffes in dem künstlichen Licht kaum erkennbar ist. Müde legt sie sich in die weichen Laken und lächelt leicht, als Jasmin die Decke über ihrem Körper zurechtlegt und ihr einen mütterlichen Kuss auf die Stirn drückt. »Schlaft gut, Prinzessin.« Lächelnd richtet sich die alte Dienerin wieder auf und tritt zurück. »Wenn etwas ist, ruft mich einfach.« Sie löscht das Licht und geht im schwachen Licht des abnehmenden Mondes durch das grosse Schlafzimmer zu ihrer Kammer. Wie immer lehnt sie die Tür nur an, als sie ihr kleines Reich betritt.

 

Kisara hat Jasmin beobachtet, als diese durch den Raum gegangen ist. Kaum ist sie allein, greift sie unters Kopfkissen und zieht einen alten roten Plüschtierdrachen hervor, der so abgegriffen ist, dass das Fell an vielen Stellen gar nicht mehr vorhanden ist. »Osis«, murmelt sie und drückt das alte Stofftier an ihre Brust, als sie die Augen schliesst und kurz darauf in einen traumlosen Schlaf fällt.

 

 

 
 

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

 

Das war es auch schon wieder. Nun durften wir schon mal Atemus kleine Schwester kennenlernen. Sie hatte es offensichtlich auch nicht leicht und klammert sich wie er in Izusan an einen kleinen roten Stoffdrachen.

 

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen.

 

Eure mrs_ianto



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück