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Sklave der Wüste

von

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Überraschende Wendung

Hallo zusammen,

 

bitte entschuldigt, dass ich das Kapitel erst jetzt hochlade. Irgendwie ist der Tag unglaublich schnell vergangen und plötzlich ist es Sonntag.

 

Nun wünsche ich euch aber viel Spass beim Lesen.

 
 

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Überraschende Wendung

 

 

Das Morgengrauen hat die Nacht noch nicht vertrieben, dennoch ist Atemu bei den Pferden an der Quelle und kontrolliert die Beine, indem er mit der Hand prüfend über das weiche Fell gleitet. Fühlt, ob irgendeine Stelle ungewöhnlich warm oder sogar geschwollen ist. Leise redet er dabei auf die Tiere ein, die schnaubend sein Tun beobachten. »Alles in Ordnung. Nichts ist heiss«, raunt er ihnen zu und sieht sich in dem provisorischen Paddock um, den sie gestern Abend noch mit drei Seilen gebaut hatten. »Schön, dass ihr hier geblieben seid. Dabei hättet ihr jederzeit ausbrechen können.« Tief zieht er die kühle Morgenluft in seine Lunge und blickt zum Horizont, wo sich ein erster roter Streifen abzeichnet. »Bald geht die Sonne auf«, raunt er ihnen zu und setzt sich kurzerhand an den Rand der Quelle. Schweigend, den Frieden des Moments geniessend, beobachtet er, wie der rote Streifen leuchtender wird. Sich ausbreitet und langsam die Dunkelheit verdrängt. Nur das leise Schnauben und das Rascheln des trockenen Grases durchbrechen die Stille.

Auf einmal passiert es. Der erste Vogel beginnt sein Lied. Begrüsst den neuen Tag. Es dauert nicht lange, da ist die Luft vom Zwitschern und Singen der erwachenden Vögel erfüllt.

Nun schliesst Atemu die Augen und hebt sein Gesicht gen Himmel. »Sharik.« Eine einzelne Träne stiehlt sich aus seinem Augenwinkel. Fliesst über seine Wange. Hinterlässt eine brennende Spur auf seiner Haut.

 

In der Tür der verfallenen Hütte steht Mario und beobachtet den jungen Pharao. Er wollte eigentlich rausgehen, um nach ihm zu sehen, war dann aber wie erstarrt stehen geblieben, als er gesehen hatte, wie dieser den Sonnenaufgang beobachtet.

Ohne hinzusehen, weiss er, dass Seto neben ihn steht und ebenfalls nach draussen blickt. »Was ist ihm widerfahren? Er ist so anders als alle anderen Mitglieder der Herrscherhäuser, die ich kenne.« Er flüstert automatisch so leise, dass auch Seto ihn kaum hört. »Er ist durch fünf Jahre Hölle. Hat ein Jahr lang erfahren, was es bedeutet zu leben und wird nun gezwungen, alles, was er liebt hinter sich zu lassen, um seine Schwester, sein Land, seinen Geliebten und vermutlich die ganze Welt zu retten.« Seine Worte sind auch nur ein Hauch zwischen ihnen, aber dennoch sehen sich die beiden nun an. »Er ist gefangen zwischen seinem Pflichtgefühl und dem, was sein Herz will. Euer Kaiser macht es ihm nicht gerade leichter, sich seinem Schicksal zu stellen.«

Nachdenklich blickt Seto wieder zu den Pferden und dem einzelnen Menschen, der verloren vom Licht der aufgehenden Sonne umspielt wird. »Wenn dein Herz der Prinzessin gehört und sie deine Gefühle erwidert, kämpfe um sie. Er wird euch beiden nicht im Weg stehen.« Fest sieht Seto di Modena an, ehe er zurück in die Hütte geht, wo Kimi und Anna ein spärliches Frühstück aus Fisch und essbaren Algen zubereiten.

 

Überrascht folgt Mario ihm mit seinen Blicken. Er will fragen, was er mit den Worten gemeint hat, aber er schweigt und blickt wieder nach draussen in die heller werdende Landschaft. Lange bleibt er so stehen, bis der Geruch nach gegrilltem Fisch und Algen ihn nach draussen treten lassen. Ein paar Schritte von der Hütte entfernt stellt er sich hinter einen der kargen Büsche und erleichtert seine Blase.

 

Atemu weiss, dass er nicht ewig so dasitzen kann und steht widerstrebend auf. Seine Muskeln schmerzen von dem gestrigen Tag und protestieren, als er sich streckt. Dies lässt ihn trotz allem leicht schmunzeln. »Du wirst alt und bequem. Noch vor einem Jahr wäre dir der Schmerz gar nicht wirklich aufgefallen«, murmelt er vor sich hin, als er sich eine besonders schmerzhafte Stelle am Oberschenkel reibt. Als er sich umwendet, sieht er den Hauptmann auf sich zukommen und nickt ihm leicht zu. »Guten Morgen, Mario. Ich habe mir die Beine der Pferde angesehen. Es sieht alles gut aus, wir sollten heute ohne Probleme eine grössere Strecke zurücklegen können.« Nichts an seiner Haltung und seiner Stimme verrät, was in ihm vorgeht. Dass nicht nur seine Muskeln Schmerzen, sondern auch sein Herz und seine Seele.

»Das freut mich zu hören, Atemu. Ich meine Yami. Guten Morgen, komm mit rein, das Frühstück ist fertig. Es gibt wie gestern Fisch und Algen. Was für eine Delikatesse.« Leicht angewidert verzieht er das Gesicht.

Atemu lacht leise, als er an Mario vorbeigeht und dann an der Stelle stehen bleibt, von wo aus er kurz zuvor von Mario beobachtet worden war. »Zieh nicht so ein Gesicht. Andere wären dankbar, wenn sie so ein Festmahl bekommen würden. Das sollten wir auch sein. Schliesslich haben wir es nur Kimi und seinen Angelkünsten zu verdanken, dass wir nicht nur Algen oder gar trockenes Gras essen müssen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, geht er in die Hütte und sieht sich um. »Guten Morgen. Kimi, das duftet köstlich.« Mit einem warmen Gefühl in der Brust, sieht er das scheue Lächeln des jungen Sklaven.

Mit einem mühsam unterdrückten Stöhnen lässt er sich dann neben Seto auf einen Stein sinken. »Wie geht es dir? Und sag jetzt nicht, dass dich nicht jeder Muskel schmerzt.« Schief grinsend wendet er sich zu seinem Cousin um, der mit Toshi auf dem Arm dasitzt und nun leise schnaubt. »Dann sage ich nichts. Anna macht gerade die Milch für die Kleine fertig und heute wird sie ihr Kind während des Ritts selbst tragen.« Mit undurchdringlicher Miene blickt er zu Atemu rüber. »Meine Schultern und mein Rücken bringen mich um. Von den Muskeln an Stellen, die ich gar nicht mal kannte, will ich gar nicht erst reden! Dieses Nachtlager war eine Zumutung und ich bestehe darauf, dass wir in Zukunft in einem Gasthaus übernachten!«

Nur mit Mühe kann sich Atemu ein Schmunzelnd und einen neckenden Spruch verkneifen. »Ich denke, Mario wird machen, was er kann. Nur erwarte nicht zu viel, schliesslich dürfen wir nicht zu sehr auffallen. So ein wenig campen hat noch keinem von uns geschadet. Erinnerst du dich nicht daran, dass wir mal davon geträumt haben, unter den Sternen zu schlafen?« Bei der Erinnerung muss Atemu unwillkürlich lächeln.

»Ja, aber da waren wir noch Kinder«, grollt Seto und nimmt mit einem leicht angewiderten Gesichtsausdruck den Blechteller mit dem Fisch und den Algen entgegen. »Sag mal, wo hast du das überhaupt aufgetrieben?« Will er wissen, während er zusieht, wie nun auch die anderen ihre Teller mit dem Frühstück entgegen nahmen. »Da ist das Pulverzeugs von Toshi noch besser.«

 

Kimi senkt den Blick. »Ich bin runter ans Meer und habe dort den Fisch gefangen und die Algen gesammelt, als ich an Land nichts Essbares finden konnte«, murmelt er leise. »Verzeiht, dass ich versagt habe.«

Atemu schnaubt und isst demonstrativ von dem Fisch und den Algen. »Du hast nicht versagt, Kimi. Im Gegenteil, du hast uns ein einfaches, aber gutes Mahl besorgt. Seto ist nur gerade in Meckerstimmung und würde sich sogar über ein fünf Sterne Frühstück beschweren.«

Unauffällig tritt er Seto leicht gegen das Schienbein, als dieser protestieren will und sieht ihn warnend an. »Sei froh, dass er überhaupt etwas auftreiben konnte. Ganz ehrlich, ich habe schon deutlich schlechter gegessen«, flüstert Atemu Seto zu und sieht dann zu Mario der jetzt auch probiert und anerkennend nickt. »Besser als gestern Abend. Das Lagern im Süsswasser scheint den Algen gut getan zu haben.«

Anna gibt Toshi etwas von dem Fisch und den Algen ab. »Ja, deutlich weniger salzig. Sogar Toshi mag sie jetzt und salzig mag sie so gar nicht.«

Mit jedem Lob scheint Kimi ein wenig zu wachsen. Dennoch vermeidet er es Seto anzusehen, indem er in dessen Richtung den Blick immer demütig gesenkt hält.

Der sieht ungläubig die anderen an und starrt dann auf seinen Teller. Er will schon aufstehen und verkünden, dass er keinen Hunger hat, als sein Magen laut knurrt.

»Nun überwinde dich schon.« Auffordernd sieht Atemu seinen Cousin an. »Du hast doch Hunger und wir werden heute viel Kraft und Ausdauer brauchen.«

Murrend starrt Seto weiter auf seinen Teller. Er zögert, aber dann beginnt er langsam den Fisch zu essen. »Er ist essbar.« Gibt er nach ein paar Bissen widerwillig zu.

»Was übersetzt bedeutet, dass er wirklich gut ist. Kimi, du hast das wirklich gut gemacht. Dank dir und Anna, die die Idee mit dem Lagern der Algen im Quellwasser hatte, haben wir ein nahrhaftes und leckeres Frühstück.« Mit einem sanften Blick sieht Atemu die beiden Sklaven an.

Überrascht heben die beiden ihre Köpfe und ein scheues Lächeln zeichnet sich auf ihren Lippen ab. »Danke, Meister Atemu«, murmelt Kimi und sieht zu Anna. »Wir sind ein gutes Team.« Er wird unwillkürlich leicht rot um die Nase, als Anna ihn anlächelt. »Ja, das sind wir.« Kurz blicken sie sich in die Augen, bis Toshi leise quengelnd die Aufmerksamkeit ihrer Mutter verlangt. Sofort wendet sich Anna ihrer Kleinen zu und gibt ihr noch etwas von dem Fisch und den Algen.

 

Schmunzelnd beobachtet Mario Mutter und Kind. »Schon bald will sie gar keine Babynahrung mehr haben. So begeistert, wie sie auf das Essen reagiert. Du musst nur aufpassen, dass sie genug trinkt, wenn sie jetzt unser Essen möchte. Am besten bereitest du ein Fläschchen für unterwegs vor, bevor wir weiterreiten.«

 

»Ja, Meister Mario«, murmelt Anna, während sie geduldig ihr Frühstück mit Toshi teilt. Schweigen breitet sich zwischen ihnen aus, während sie essen und das Feuer dabei beobachten, wie es langsam hinunterbrennt. Schliesslich steht Atemu auf und streckt sich. »Ich gehe die Pferde vorbereiten.« Er blickt kurz in die Runde, ehe er sich umwendet und die Hütte verlässt.

 

Die Stirn runzelnd, sieht Mario ihm nach. »Wäre das nicht eigentlich die Aufgabe der Sklaven, das unter meiner Aufsicht zu machen?« Verwirrt wendet er seine Aufmerksamkeit Seto zu, der seufzend den Kopf schüttelt. »Lass ihn das machen. Es hilft ihm irgendwie, mit seinen Gefühlen klar zu kommen. Frage mich aber nicht wie. Sollen die Sklaven doch den Rest machen und sich um das Essen und so weiter kümmern.« Kaum hat er das gesagt, steht er auf und geht zur Tür. Verlässt die Hütte aber nicht, sondern blickt nur nach draussen und beobachtet, wie sein Cousin mit den Pferden umgeht. Er kann regelrecht den fragenden Blick des Hauptmanns auf sich spüren, aber er wird ihm sicher nicht mehr, als nötig erzählen.

Als Anna mit den benutzten Tellern an ihm vorbeigeht, tritt er zur Seite und sieht ihr nach. Wie immer, wenn sie arbeitet, trägt sie Toshi vor sich im Tragetuch.

»Bald wird sie die Kleine auf den Rücken schnallen müssen, wenn sie arbeitet. Wer ist der Vater?« Neugierig sieht Mario Seto an, der ihn aber keines Blickes würdigt. »Wenn ich nach deinem Verhalten gehen würde, würde ich sagen, dass die Kleine von dir ist.« Nun wird er mit einem tödlichen Blick angesehen. »Es geht dich zwar nichts an, aber zum Zeitpunkt der Zeugung kannte ich die beiden noch gar nicht. Also hör auf zu spekulieren und überlasse das Denken den Pferden. Die haben den grösseren Kopf als du.« Die Worte werden so eisig ausgesprochen, dass es Mario eiskalt den Rücken runter läuft. »Tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Du wirkst nur … « Ein eisiger Blick lässt ihn mitten im Satz verstummen. Unwillkürlich muss er leer schlucken, um den Kloss in seinem Hals etwas zu lösen und flüchtet dann schon beinahe nach draussen.

»Hat er dich aus der Hütte getrieben?« Schmunzelnd sieht Atemu ihm entgegen. Seine Maske sitzt wieder perfekt, als Mario vor ihm stehen bleibt.

»Wie man’s nimmt. Ich habe ihn gefragt, ob die Kleine von ihm ist.« Mit einem schiefen Grinsen kratzt sich Mario am Hinterkopf und blickt dabei zu Anna, die bei der Quelle kauert und die Teller abwäscht.

Atemu folgt seinem Blick und kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. »So wie er sich verhält, könnte man das wirklich glauben. Ich kann dir aber definitiv sagen, dass dem nicht so ist. Ich habe Anna letztes Jahr getroffen, als ich mit Yugi zum grossen Stoffmarkt in Edo gereist bin. Sie war die Sklavin des Besitzers des Gasthauses und glaube mir, in ein Gasthaus des einfachen Volkes geht Seto nicht freiwillig.«

Verwirrt sieht Mario zu Atemu und dann wieder zu Anna. »Und wieso hat er sie und das Kind gekauft? Sie erschweren eure Reise unnötig und die ist schon schwer genug. Was ich auch nicht verstehe, warum hat er Kimi gekauft?«

 

Ertappt zieht Atemu die Schultern nach oben. »Na ja, Kimi hat er gekauft, weil ich ihn darum gebeten habe. Er ist ein guter Junge, würde aber in dem Umfeld des Palastes eher früher als später kaputt gehen. Er soll die Chance bekommen, irgendwann als freier Mensch zu leben. Nur weiss er das noch nicht, dass ich Seto darum gebeten habe, ihn so bald als möglich freizulassen.«

Er muss nicht zu Mario sehen, um zu wissen, dass dieser ihn fragend ansieht. »Ich will und werde nicht darüber reden. Warum Seto Anna und die Kleine gekauft hat, ist allein seine Sache. Wenn er nicht darüber reden will, wird er es auch nicht tun.« Erst jetzt wendet er sich wieder zu Mario um. »Ich bin mit den Pferden beinahe fertig. Noch gibt es wie zu erwarten keine Probleme.« Ohne auf eine Erwiderung zu warten, geht Atemu zum nächsten Pferd und kontrolliert den Rücken zur Sicherheit noch einmal auf Druckstellen, bevor er den Staub aus dem Fell bürstet und dabei leise in seiner Muttersprache mit dem Tier redet.

Unbewusst ignoriert er Mario, der ihn beobachtet, bis Kimi mit den ersten Satteltaschen kommt. »Ich mache das, Junge. Du hast da noch zu wenig Erfahrung darin. Also sieh zu und lerne.« Er wartet, bis Kimi nickt und nimmt ihm dann die Satteltaschen ab. Mit ruhigen und routinierten Bewegungen befestigt er die Taschen am ersten Sattel und erklärt ihm dabei, worauf er achten muss. Als er fertig ist, sieht er den jungen Sklaven auffordernd an. »Worauf wartest du? Hole die nächsten Satteltaschen!«, befiehlt er in einem Gehorsam fordernden Tonfall, woraufhin Kimi sich automatisch verneigt und dann zur Hütte rennt.

 

Ungeduldig wartet er darauf, dass ihm die nächsten Satteltaschen gebracht werden, und nimmt sie dann gleich an sich. »Hole schon mal die anderen Sachen. Für heute hattest du Unterricht genug.«

Er beachtet Kimi nicht weiter, als er sich dem nächsten Pferd zuwendet. Konzentriert verschnürt er die Lederriemen, als ihn ein leises Räuspern hochsehen lässt. »Was ist? Brauchst du Hilfe, Yami?«

 

Ernst schüttelt Atemu den Kopf. »Nein, aber wie soll Kimi es richtig lernen, wenn du es ihm nur einmal zeigst und er es dann nicht selbst machen darf?« Fest erwidert er Marios Blick und denkt nicht daran, den Augenkontakt als erster zu unterbrechen.

Schliesslich ist es Kimi, der sie unbewusst zwingt, ihren Augenkrieg zu beenden, indem er mit gleich vier Satteltaschen zu ihnen kommt und sie auf den Boden stellt. »Soll ich sie gleich an den Sätteln befestigen?«

Mit einem warmen Blick sieht Atemu zu ihm und nickt. »Ja, tu das. Mario und ich werden dann kontrollieren, ob du es auch gleich beim ersten Mal richtig gemacht hast.«

Kaum ist Kimi mit den Satteltaschen zum nächsten Pferd gegangen, räuspert sich Mario vernehmlich. »Du hast Glück, dass ich deine Autorität nicht untergraben will«, zischt er Atemu zu und geht zurück zur Hütte, um dort noch ein letztes Mal nach dem Rechten zu sehen.

 

Kaum ist Mario verschwunden, kommt Seto auf Atemu zu und sieht mit hochgezogener Augenbraue zu der Hütte. »Was ist passiert? Habt ihr euch gestritten?«

Nachlässig hebt Atemu die Schultern. »Wie man es nimmt. Wir haben unterschiedliche Meinungen zum Thema, wie man einem Jungen etwas richtig beibringt.« Er bemerkt, dass Kimi die ersten Satteltaschen befestigt hat und geht zu ihm rüber. »Schauen wir mal, ob du es richtig gemacht hast.« Er lächelt den jungen Sklaven warm an, ehe er dessen Arbeit kontrolliert. »Fürs erste Mal sehr gut. Du musst nur noch darauf achten, dass du das Gewicht so gleichmässig wie möglich verteilst.« Mit wenigen Handgriffen hat er zwei der Satteltaschen umgeschnallt. »Auch wenn es auf den ersten Blick nach einem kleinen Unterschied aussieht, reiten wir doch sehr lange und das soll für das Pferd ja auch so angenehm wie möglich sein.«

Aufmerksam hört Kimi zu nickt dann eifrig. »Beim nächsten Mal mache ich es richtig«, verspricht er feierlich und geht mit den übrigen Satteltaschen zum nächsten Pferd.

Schmunzelnd blickt Atemu ihm nach und kontrolliert dann noch einmal die Hufe des Wallachs.

 

Eine knappe halbe Stunde später haben sie alles erledigt und Seto hilft Anna, auf ihr Pferd zu steigen und reicht ihr dann Toshi, die sie mit wenigen Handgriffen sicher ins Tragetuch setzt. Erst, als sie nach den Zügeln greift, steigt er auf sein eigenes Pferd und nimmt den Strick vom Hals der kleinen Stute.

In der Zwischenzeit sind auch die anderen aufgestiegen und Atemu hat den Strick von Kimis Pferd in der Hand. Die drei Männer nicken sich wortlos zu und sehen sich noch einmal um, bevor sie die Pferde antreiben und sie die Quelle hinter sich lassen.

Anders, als die Menschen, die mit schmerzenden Muskeln zu kämpfen haben, sind die Pferde frisch ausgeruht und spritzig unterwegs. In zügigem Schritt laufen sie über die schmale Nebenstrasse, die beinahe parallel zur viel benutzten Handelsstrasse verläuft, aber dennoch kaum benutzt wird. Die Strasse ist breit genug, dass drei Pferde nebeneinander gehen können, und so schliesst Atemu schon bald zu Mario auf. »Wie sind unser Reiseplan heute aus? Gibt es einen Ort, den wir unbedingt erreichen müssen?«

 

Mario will Atemu ignorieren. Er ist immer noch sauer, weil Atemu mehr oder weniger seine Autorität untergraben hat, dennoch blickt er widerstrebend zu ihm. »Ja, wir sollten heute die fehlende Wegstrecke von gestern aufholen und dann … ich würde sagen, wenn eure Kondition und die Pferde es mitmachen, sollten wir heute vierzig bis fünfzig Kilometer weit kommen.« Nur mit Mühe kann er sich ein breites Grinsen verkneifen, als er den geschockten Gesichtsausdruck sieht. »Was denn? So weit ist das nicht. Immerhin haben wir den ganzen Tag Zeit und sollten es auch mit den Windelwechselpausen gut schaffen, unser Ziel zu erreichen.«

 

Unwillkürlich blickt Atemu zu den anderen. »Dein Wort in Atons Ohr.« Er zögert, aber dann fasst er sich ein Herz. »Das wegen vorhin tut mir leid. Ich wusste ja, was du vorhast. Es war nicht richtig von mir, mich einzumischen.« Obwohl er starr geradeaus schaut, kann er den erstaunten Blick di Modenas auf sich ruhen spüren.

Tatsächlich hat diese Entschuldigung Mario kalt erwischt. Er weiss nicht, was er sagen soll. Vernehmlich räuspert er sich und nickt dann schweigend.

 

Die Stunden ziehen dahin, während die Pferde weiter zügig der Strasse folgen. Sie schweigen, bis auf die wenigen Worte, die nötig sind, um als Gruppe zu funktionieren.

Anna hat es sogar geschafft, dass Toshi auf dem Pferderücken ihr Fläschchen nimmt und hält sie jetzt im Arm. Die Zügel liegen auf dem Hals der kleinen Stute, während Toshi durstig ihr Fläschchen leert. »Können wir dann kurz anhalten, damit ich sie wickeln kann?« Bittet sie mit gesenktem Blick und so leise, dass Seto sie kaum hören kann. »Natürlich können wir das«, bestimmt er kurzerhand. »Mario, wenn die Kleine fertig ist, müssen wir eine Pause machen!«, ruft er nach vorn, woraufhin Mario sich im Sattel umdreht. »In etwa einem Kilometer kommen wir an einen Bach. Dort können wir rasten.«

 

Die Antwort passt Seto nicht wirklich. Dennoch nickt er grummelnd. »Du hast es gehört, Anna.« Mit gesenktem Blick nickt Anna. »Ja, Meister. So lange dauert das ja nicht mehr.« Sie wendet ihre volle Aufmerksamkeit wieder Toshi zu, die immer noch gierig trinkt. »Du hast ganz rosige Wangen. Dir scheint die Reise gut zu tun.«

 

Etwa zwanzig Minuten später halten sie auf einer Wiese neben einem kleinen Bach an, der fröhlich über rund geschliffene Steine plätschert.

»Hier rasten wir und lassen die Pferde fressen. In einer Stunde geht es weiter«, bestimmt Mario und steigt mit geschmeidigen Bewegungen vom Pferd.

Deutlich weniger gelenkig steigen Atemu und Seto aus dem Sattel und beide müssen sie sich dann festhalten, um sich nicht unfreiwillig auf den Boden zu setzen. »Verdammt, wir sind doch nur Schritt geritten«, murrt Atemu, während er sich wieder aufrichtet und langsam die Hände von dem Halt gebenden Sattel löst. Er jetzt sieht er zu Kimi, der zu seiner Überraschung schon bei Anna ist und ihr wie ein Gentleman aus dem Sattel hilft.

»Wir sind offensichtlich zu verwöhnt, Seto.« Schief grinsend sieht Atemu zu seinem Cousin, der sich unauffällig den Hintern reibt. »Ich weiss nicht, was du meinst. Mir geht es bestens.« Mit hoch erhobenem Kopf stolziert Seto an Atemu vorbei und verschwindet hinter einem verkrüppelten Baum.

 

Leise tritt Mario auf Atemu zu und hilft ihm, den Sattelgurt zu lösen. »Ihr schlagt euch alle überraschend gut. Wir waren jetzt gute drei Stunden unterwegs.«

Schief grinsend kratzt sich Atemu am Hinterkopf. »Danke. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich am Arsch, aber es ging mir schon deutlich schlechter«, gibt er mit einem schiefen Grinsen zu und sieht dann zu dem verkrüppelten Baum. »Seto ist zu stolz, um zuzugeben, dass ihm vermutlich jeder Muskel schmerzt«, flüstert er und deutet auf seinen Cousin, der hinter dem Stamm knapp zu erkennen ist. Mario folgt dem Fingerzeig und grinst dann breit. »Ich habe es bemerkt. Seine Bewegungen sprechen eine eindeutige Sprache«, raunt er zurück, als ein leises Brummen ertönt. Die Stirn runzelnd holt Mario sein Handy hervor und liest die Nachricht. »Eine Frage. Habt ihr die Überfahrt schon gebucht?«

Verwirrt schüttelt Atemu den Kopf. »Nein, warum fragst du?«

»Gut, dann müssen wir in zwei Tagen in Porto Ercole sein.« Eifrig tippt Mario auf seinem Handy eine Nachricht ein. »Ein Schiff wird uns dann mitnehmen und uns direkt ins ägyptische Grossreich schmuggeln. So spart ihr mehrere Wochen ein.«

 

Ungläubig starrt Atemu Mario an. »Wie ist das möglich? Die Grenzen sind doch zu!« Er packt ihn unwillkürlich am Arm. »Ich verlange eine Antwort!«

Mit undurchdringlicher Miene blickt Mario auf die Hand an seinem Oberarm, bis er wieder losgelassen wird. Erst jetzt sieht er direkt ins Gesicht des jungen Pharaos. »Helena wird auf dem Schiff sein. Sie wird ins ägyptische Grossreich reisen, um die Gepflogenheiten am Hof in Theben zu lernen.«

 

»Warum?« Verlangt Seto zu wissen, der den letzten Teil des Gesprächs mit angehört hat und sich jetzt mit verschränkten Armen neben sie stellt.

»Sie wird in zwei oder drei Monaten in einer heiligen Zeremonie ihre Hand dem amtierenden Pharao versprechen um das Bündnis beider Reiche wieder zu stärken.« Mit jedem Wort wird Marios Stimme leiser. Er senkt den Blick auf die trockene Erde, nur um dann Atemu mit einem schon beinahe flehenden Blick anzusehen. »Ihr müsst das verhindern! Sie hasst ihn und er ist älter als ihr eigener Vater!«

 

Atemu und Seto sehen sich geschockt an. Sie brauchen relativ lange, um wirklich zu verstehen, was Mario da gerade gesagt hat. »Mein Vater will die Prinzessin auf diese Art an sich binden?«, fragt Seto sicherheitshalber nach und flucht unterdrückt, auf, als Mario nickt. »Ist Hadrian denn nicht bewusst, was das bedeutet?«, ruft er aus und seine Augen blitzen vor unterdrückter Wut auf.

 

Atemu atmet hingegen tief durch. »Wenn das so ist, haben wir noch einen Grund, uns zu beeilen. Wie weit ist dieser Hafen entfernt, den wir in zwei Tagen erreichen müssen?« Nachdenklich blickt er zum Himmel und schätzt ab, wie spät es ist.

»Von Rom aus sind es gute einhundertfünfzig Kilometer. Wir haben jetzt gerade etwa vierzig Kilometer geschafft, wir sollten uns also beeilen, damit wir rechtzeitig da sind.« Vielsagend mustert Mario sein Handy und bemerkt so nicht die Blicke, mit denen er angesehen wird.

Schliesslich räuspert sich Atemu vernehmlich, woraufhin er seine Aufmerksamkeit wieder den beiden Männern zuwendet. »Ja?«

»Dir ist schon bewusst, dass das zwei Tage hartes Reiten bedeutet und dass wir nicht nur ungeübte Reiter sind, sondern auch ein Baby dabei haben?« Ernst sieht Atemu den Hauptmann an.

Ebenso ernst nickt Mario. »Ja, das ist mir bewusst. Es wird höllisch werden und wir werden nach diesen zwei Tagen vermutlich nicht mehr sitzen können, aber leider ist es nicht möglich, in einem näheren Hafen unauffällig an Bord zu gelangen. Also ruht euch so gut es geht aus. Wir reiten in einer halben Stunde weiter.« Ruckartig wendet er sich ab und geht zu den anderen Pferden und lockert die Sattelgurte und hilft Kimi dabei, sie zum Bach zu führen.

 

Inzwischen hat Anna Toshi gewickelt und ihr ein neues Fläschchen gemacht. Die frisch gewaschene Windel liegt neben ihr im Gras in der Sonne und trocknet langsam vor sich hin, während sie die Kleine noch einmal trinken lässt. Wie auch Kimi hat sie gehört, was die drei Männer besprochen haben und so will sie jede Minute Pause so gut wie möglich nutzen.

Sie blickt auch nur kurz auf, als sich Seto neben ihr ins Gras setzt und tief durchatmet. »Wird Toshi die Reise ohne Probleme überstehen?« Besorgt beobachtet er Toshi, die gierig trinkt und dabei leicht mit ihren Beinchen strampelt.

»Ich denke, sie wird es vermutlich besser überstehen als wir Erwachsenen. Sie hat die meiste Zeit geschlafen oder fröhlich vor sich hin gebrabbelt. Sie hat Spass, die Umgebung zu beobachten und ich warte nur darauf, dass sie ihr erstes Wort sagt.« Voller Liebe sieht sie ihre Tochter an. »Nur dank Euch lebt sie noch, Meister Seto, und ich weiss nicht, wie ich Euch dafür jemals danken kann, dass Ihr uns da rausgeholt habt.«

 

Atemu lässt sich neben Seto ins Gras fallen und reicht ihm einen Apfel. »Anna, du und die Kleine lasst ihn so oft lachen. Ich würde sagen, dass du ihm damit deinen Dank schon so jeden Tag zeigst.« Schmunzelnd registriert er, dass sein Cousin etwas rot wird und grummelnd in den Apfel beisst.

»Iss du nachher auch noch einen Apfel und trinke genug, Anna. Wir werden sicher wieder drei Stunden ohne Pause durchreiten.« Leicht lächelt Atemu sie an und gibt ihr nun auch einen Apfel, ehe er selbst anfängt zu essen. »Lecker, süss und genau richtig sauer«, murmelt er und lehnt sich zurück. Kauend beobachtet er die Pferde, die grasend beim Bach stehen und Kimi, der sich einfach zwischen sie gesetzt hat und auch einen Apfel in der Hand hält und hungrig isst.

»Danke, Meister Atemu«, murmelt Anna so leise, dass er es kaum hört. Dennoch nickt er ihr lächelnd zu. »Schon gut.« Mehr sagt er nicht, sondern reicht ihr nun die Wasserflasche, die sie mit demütig gesenktem Blick entgegennimmt.

Als er fertig gegessen hat, steht Atemu auf und geht runter zum Bach. Er macht sich gar nicht die Mühe, seine Flasche wieder aufzufüllen und dann aus ihr zu trinken, sondern stellt sich barfuss ins Bachbett, um direkt aus dem kühlen Strom zu trinken.

»Man merkt, dass du beim einfachen Volk gelebt hast.« Breit grinsend stellt sich Mario neben ihm ins Wasser und tut es ihm gleich. »Du bist der Erste mit königlichem Blut, der sich so verhält.«

Die Schultern zuckend füllt Atemu seine Wasserflasche auf und schraubt sie zu. »Danke, ich nehme es mal als Kompliment.« Er zwinkert Mario zu, während er sich gleichzeitig wieder aufrichtet. »Nicht das einfache Volk hat mich gelehrt, dass ich trinken soll, wann immer es mir möglich ist. Egal, ob ich durstig bin oder nicht oder ob ich eine Flasche zur Verfügung habe.« Nun wieder ernst wandert sein Blick in die Ferne. »Als Sklave musst du jede Möglichkeit nutzen, die sich dir bietet.« Bewusst geht er nicht mehr ins Detail, sondern verlässt nun den Bach und geht zu seinen Sachen. In aller Ruhe zieht er sich die Socken an und schlüpft in die einfachen Schuhe, die ihm Yugi einst gekauft hat und die er neben seinem Sklavenhalsband im Korb gefunden hat. Mit einem leichten Lächeln erinnert sich an ihren ersten Besuch in dem Schuhgeschäft, zwingt seine Gedanken jedoch sofort wieder in eine andere Richtung. Tief durchatmend geht er zu Kimi und den Pferden, um ihm zu helfen, sie für den Weiterritt vorzubereiten.

 

Keine zehn Minuten später sitzen sie wieder in den Sätteln und lenken die Tiere von der Wiese zurück auf die Strasse. Eine Weile lang bleiben sie im Schritt, aber dann gibt Mario ihnen ein Zeichen und sie traben los. Anders, als ihre Reiter, sind die Pferde immer noch voller Energie und legen, ohne dass sie viel Treiben müssen, ein zügiges Tempo vor.

Dies lässt Seto immer wieder besorgt zu Anna schauen, die sich mit einer Hand am Sattel festhält und mit der anderen Toshi zusätzlich Halt gibt, die fröhlich vor sich hin quietscht. »Wenn es nicht mehr geht, sage es mir und dann nehme ich sie. Hast du verstanden?« Mit einem Blick, der keine Widerworte duldet, fixiert er sie, bis sie schüchtern nickt und ein »Natürlich, Meister Seto«, murmelt.

Zufrieden wendet er sich wieder nach vorn und entspannt sich etwas. Es gefällt ihm nicht, dass sie jetzt so unter Zeitdruck stehen, dass sie kaum noch Rücksicht auf Toshis Gesundheit nehmen können, aber solange die Kleine so vergnügt und lebendig wirkt, wird sie hoffentlich keine Probleme haben. Zumindest redet er sich das ein, um seine Nerven zu beruhigen.

Nach etwa einer halben Stunde durchtraben, erreichen sie ein kleines Wäldchen. Die Bäume sind nicht allzu hoch, aber doch gross und dicht genug, um sie vor der immer heisser vom Himmel brennenden Sonne zu schützen. Erleichtert atmen sie auf, als sie im Schritt durch die kühlen Schatten reiten.

 

Aufmerksam sieht sich Atemu um und stockt, als sein Blick auf Anna und Toshi fällt. Kurzerhand holt er ein Tuch aus dem Korb und drückt es Anna in die Hand. »Mache für Toshi einen Sonnenschutz, nicht, dass sie einen Sonnenbrand oder sogar einen Sonnenstich bekommt.«

Überrascht nimmt Anna das Tuch entgegen, das bei ihrer Abreise in Domino, den Inhalt des Korbes bedeckt hatte. »Danke, Meister Atemu.« Sie spricht wieder so leise, dass sie kaum zu hören ist, aber das stört ihn nicht. »Keine Ursache.« Er sieht wieder nach vorn, während sie das Tuch so über Toshi drapiert, dass das Gesicht der Kleinen auch hier im Schatten der Bäume vor den einzelnen durchbrechenden Sonnenstrahlen geschützt ist.

 

»Morgen und übermorgen reiten wir gleich bei den ersten Sonnenstrahlen los und reiten, solange die Sonne nicht zu hoch steht«, ruft Mario ihnen zu, was Atemu leicht die Stirn runzeln lässt. »Warum? Solange wir im Schatten sind, macht die Mittagshitze uns doch nichts aus.«

»Wenn es Schatten geben würde. Morgen werden wir die meiste Zeit in der prallen Sonne reiten müssen. Es gibt auf dem Teil der Strecke keine Wäldchen, die wir durchqueren können, ohne dass wir einen Umweg machen, den wir uns nicht leisten können.«

»Also werden wir während der Mittagsstunden irgendwo eine Pause machen?« Mischt sich nun Seto in das Gespräch ein, woraufhin Mario knapp nickt. »Ja. Wenn wir schnell genug sind, erreichen wir morgen um die Mittagszeit rum einen kleinen Gasthof, in dem wir rasten können, bis die Sonne weiter gewandert ist. Wir können aber auch auf schlechteres Wetter hoffen.«

Leicht verengt Seto die Augen. »Dann hoffe ich auf Wolken, damit Toshi nicht doch noch einen Sonnenbrand erwischt. Wie lange bleiben wir in dem Wäldchen?«

 

Nun lässt Mario seinen Blick wieder aufmerksam an den Bäumen entlang gleiten. »Etwa eine halbe Stunde und viel länger sollten wir auch nicht hier unterwegs sein. Hier gibt es gern Wegelagerer und je kürzer wir hier drin sind, desto besser.«

 

Schlagartig verfliegt die Erleichterung, dass sie nicht mehr in der prallen Sonne unterwegs sein müssen. Angespannt rücken sie näher zusammen, nehmen Kimi und Anna so unbewusst in ihre Mitte.

»Warum hat er das nicht früher gesagt?«, murrt Seto deutlich nervös.

Atemu hingegen wirkt ruhig und gelassen, aber auch ihm ist die Anspannung in den Augen abzulesen. »Vermutlich, damit wir uns keine Sorgen machen und die Pferde nicht nervös werden, weil wir angespannt sind. Er weiss, was er tut und wir müssen darauf vertrauen, dass wir heil hier durch den Wald kommen. Schliesslich hat er uns ja bis jetzt sicher geführt und dank ihm und Helena müssen wir auch deutlich weniger lang als gedacht unterwegs sein.«

 

Immer noch murrend fasst Seto die Zügel und den Führstrick fester. »Helena. Das verwöhnte Prinzeschen ist wohl doch noch zu etwas zu gebrauchen. Nur hätte sie das deutlich früher sagen können, wo wir hin müssen.«

 

Genervt schüttelt Atemu den Kopf. »Nun sein nicht so ungerecht. Sie hat Mario sicher so früh wie möglich informiert und es ist ja zu schaffen. Es wird nur sehr anstrengend werden.«

Da Kimi ungewöhnlich ruhig ist, wendet er sich jetzt ihm zu. »Kimi, ist alles in Ordnung?«

 

Aus seinen Gedanken gerissen, zuckt Kimi zusammen. »Ja, ich mache mir nur Gedanken um Anna und Toshi.« Er kommt gar nicht auf die Idee, seinen Meister anzulügen und so sieht er ihn mit grossen Augen an. »Toshi ist so klein und Anna ist doch eine Frau. Ist das für die beiden nicht zu anstrengend?«

 

Beruhigend lächelnd schüttelt Atemu den Kopf. »Anna ist eine Frau, das stimmt, aber sie ist viel zäher, als du denkst.« Leicht zwinkert er ihr zu, ehe er wieder zu Kimi blickt. »Und Toshi ist zwar noch klein, aber sie ist kerngesund und hat es von uns allen wohl am bequemsten. Sie hängt bei ihrer Mama ab und geniesst es, die Welt zu sehen. Wir müssen nur aufpassen, dass sie nicht zu viel Sonne erwischt und genug trinkt.«

 

»Und wie wissen wir, wann es für sie zu viel wird?« Will Kimi nun wissen, dabei ganz vergessend, dass er als Sklave seinen Meister solche Fragen nicht stellen sollte.

Zum Glück hat er in Atemu einen nachsichtigen Meister. Dieser schmunzelt nur warm und deutet auf Anna. »Anna weiss es. Sie kennt ihre Kleine und wird es uns sagen, wenn sie eine Pause braucht.«

 

Zweifelnd dreht sich Kimi nun zu Anna um. »Stimmt das? Wirst du es sagen, wenn es zu viel wird?« Er kann es nicht so wirklich glauben, dass sie das machen wird, da sie als Sklaven doch niemals um eine Pause bitten dürfen.

Von Kimis Sorge gerührt, nickt Anna. »Ja, das werde ich. Denn ich weiss, dass Meister Seto und Meister Atemu es so wollen.« Sanft streichelt sie über Toshis Köpfchen und holt das Fläschchen heraus. Wie schon am Morgen vertraut sie darauf, dass ihr Meister das Pferd sicher führt und holt Toshi aus dem Tragetuch. Sie hält sie sicher in ihrem Arm und gibt ihr die vorbereitete Babynahrung. »Ich weiss, unser Essen schmeckt besser«, raunt sie ihr zu, als die Kleine das Gesicht verzieht, bevor sie anfängt durstig zu trinken.

Gerade, als das Fläschchen leer ist, verlassen sie das schattige Wäldchen und Anna setzt sie wieder ins Tragetuch und zieht ihr den Sonnenschutz wieder so weit übers Gesichtchen, dass es im Schatten liegt. Sie massiert ihr nun sanft den Rücken und langsam schläft Toshi an ihrer Brust ein.

 

»Ich staune, wie gut die Kleine das alles mitmacht«, murmelt Mario und entspannt sich immer mehr, je weiter sie das Wäldchen hinter sich lassen. »Wir traben wieder an«, ruft er seinen Reisebegleitern zu und gibt dem Pferd die Sporen.

 

Sie traben lange am Meer entlang. Nur selten sehen sie Menschen und schliesslich halten sie vor einem kleinen Hof an. »Hier rasten wir wieder für eine, maximal zwei Stunden.« Informiert Mario die Vier und steigt vom Pferd. Er geht zu dem aus gebrannten Lehmziegeln gebaute Haus und klopft an. Es dauert eine Weile, aber dann öffnet ihnen eine alte Frau die Tür und grinst breit. »Mario! Wie lange ist es her, dass du hier vorbeigekommen bist?« Stürmisch umarmt sie ihn und bemerkt erst jetzt die erschöpften Leute hinter ihm. »Wer sind denn deine beiden Freunde?«

 

Schief grinst Mario und dreht sich zu den anderen um. »Marcella, das sind Yami und Gwener. Sie helfen mir, die Pferde zum Hafen von Porto Ercole zu schaffen, von wo ich sie per Schiff zu meinem Landgut bringen will.«

»Ah, darum reiten die Sklaven auch und gehen nicht zu Fuss?« Abschätzig mustert sie Anna und Kimi, ohne nach deren Namen zu fragen.

»Ja, wir brauchen sonst einfach zu lange und sie gehören zu Gwener und Yami. Wir würden gern hier rasten und etwas essen, bevor wir weiterreiten.« Bittend legt er die Hände aneinander, was Marcella warm auflachen lässt. »Natürlich kriegt ihr etwas zu essen. Die Sklaven können sich ja so lange um die Pferde kümmern und sich im Stall aufhalten.«

 

Nun tritt Seto vor und verneigt sich leicht vor der alten Dame, während er ihre Hand ergreift. »Verzeiht, wenn ich widerspreche. Wir haben auch noch ein Baby dabei und die Sklaven sind genauso erschöpft und hungrig wie wir. Darum ersuche ich Euch, dass die Sklaven mit uns reinkommen und etwas von Euren sicher unvergleichlich guten Speisen essen dürfen.« Als wäre sie eine Prinzessin von höchster Geburt, haucht er ihr einen Luftkuss auf den runzligen Handrücken, was sie verlegen kichern lässt. »Junger Mann, wie soll ich Euch diese Bitte abschlagen, wenn Ihr sie so vortragt?«

Zwinkernd lächelt Seto ihr zu und richtet sich wieder auf. »Ihr sollt sie gar nicht abschlagen. Lasst unsere Sklaven und das Baby mit uns am Tisch sitzen.«

 

Theatralisch seufzt Marcella auf. «Na gut. Meinem Giorgio wird es zwar nicht gefallen, aber im Moment ist er in den Weinreben und ich weiss nicht, wann er zurückkommt.«

 

Wieder verneigt sich Seto vor ihr. »Wir werden mit ihm reden, wenn wir bei seiner Rückkehr noch hier sein sollten. Nun sagt mir, wo können wir unsere Pferde unterstellen? Sie sind hungrig und durstig.«

 

Nun ist es an Mario, die Augen zu verdrehen. »Geh du mit den anderen schon mal rein. Ich kümmere mich um alles. Ich bin ja schliesslich nicht zum ersten Mal hier.« Als Seto widersprechen will, hebt er nur eine Augenbraue an und verschränkt die Arme. »Keine Widerworte! Im Gegensatz zu euch geht es mir richtig gut und ich kenne mich hier aus!«

Noch bevor Seto oder Atemu etwas sagen können, nimmt er alle fünf Pferde und führt sie zu dem kleinen Stallgebäude.

»Na dann«, meldet sich Marcella wieder zu Wort und tritt einladend zur Seite. »Kommt rein. Ich habe einen Eintopf auf dem Herd, von dem ich euch geben kann.« Missbilligend schürzt sie die Lippen, als Kimi und Anna an ihr vorbeigehen. »Sklaven«, murrt sie abfällig, ehe sie sich umwendet und die Tür für Mario offen stehen lässt. »Folgt mir!« Fordert sie die kleine Gruppe auf und führt sie in die winzige Küche, die von einem Holzofen mit Herd und einem riesigen alten Tisch mit Sitzbank dominiert wird. »Setzt euch hin. Gwener, sollen deine Sklaven wirklich das Gleiche essen, wie du und dein Freund?«

 

Seto braucht einen Moment, bis er realisiert, dass er gemeint ist. »Ja, das sollen sie. Sie brauchen viel Kraft und wie sollen sie die sonst bekommen?« Er bleibt weiterhin freundlich, bedeutet Anna und Kimi aber gleichzeitig resolut, dass sie sich auf die Sitzbank hinter dem Tisch setzen sollen. »Meister Seto. Ich müsste Toshi wieder wickeln«, wagt es Anna zu sagen, woraufhin Seto knapp nickt. »Dann geh und erledige es, bevor wir essen!«

Er sieht ihr ernst nach, als sie wieder aus der Küche nach draussen eilt und setzt sich dann hin.

 

Atemu hat das alles beobachtet und verneigt sich nun ebenfalls leicht vor Marcella. »Verzeiht, unseren ungewohnten Umgang mit den Sklaven, aber wir haben auf unseren anstrengenden Reisen gelernt, dass es am kostengünstigsten ist, wenn wir die Sklaven gut ernähren.« Verführerisch lächelt er die alte Dame an, woraufhin sie leicht errötet. »Ihr seid ja noch freundlicher als Euer Begleiter. Setzt Euch hin, Yami. Das Essen und die Getränke sind gleich fertig.«

Nun schüttelt Atemu den Kopf. »Ich helfe Euch natürlich und Wasser reicht uns als Getränk vollkommen aus.« Widerspricht er ihr immer noch verführerisch lächelnd, woraufhin sie leise seufzt. »Na gut. Könnt Ihr den Tisch decken? Die Teller, Becher und Löffel befinden sich da drüben im Regal.« Sie deutet auf ein altes Regal aus Holz, das durch die Jahrzehnte in der Küche vom Rauch des offenen Feuers geschwärzt worden ist.

Atemu neigt noch einmal sein Haupt, ehe er zu dem Regal geht und fünf Teller und Löffel holt. Kimi nimmt sie ihm jedoch ab, bevor er sie auf dem Tisch verteilen kann und so geht er wieder zum Regal und holt fünf tönerne Becher. Diese stellt er in dem Moment auf den Tisch, als Mario mit Anna die Küche betritt und dabei einen Eimer hereinträgt, der beinahe bis zum Rand mit kühlem Wasser gefüllt ist.

»Du hast lange gebraucht, Anna. Sonst wickelst du Toshi doch schneller.« Augenscheinlich missbilligend runzelt Seto die Stirn, aber wer ihn kennt, der kann sehen, dass es sich in Wahrheit um Sorge handelt.

»Bitte verzeiht. Ich habe bei der Gelegenheit die Windel gleich gewaschen und beim Stall zum Trocknen hingelegt«, erklärt Anna mit demütig gesenktem Blick. Sie trägt Toshi auf dem Arm, die mit wachen Augen an ihrem Fäustchen nuckelt und sich neugierig umsieht.

»Gut, die Gesundheit der Kleinen geht vor. Nun setz dich hin und iss.« Mit undurchdringlicher Miene deutet Seto auf den Platz neben sich, woraufhin sich Anna hinsetzt, ohne den Blick zu heben.

 

Marcella hat das ganze schweigend beobachtet, während sie einen Korb mit Brotscheiben auf den Tisch gestellt hat und füllt nun die Teller mit dem Eintopf. Als sie die Teller auf den Tisch stellt, mustert sie Toshi aufmerksam. »Das Kind sieht Euch gar nicht ähnlich, Gwener. Seid Ihr sicher, dass es Eures ist?«

 

Hustend versteckt Atemu sein Gesicht hinter dem Becher mit kühlem Wasser. Angespannt schielt er zu Seto, der lediglich eine Augenbraue hebt. »Marcella, diese Frage werde ich nicht beantworten.« Seine Stimme ist klirrend wie Eis und ein warnendes Blitzen ist in seinen Augen zu sehen.

Leer schluckend nickt Marcella und setzt sich nun auch hin. »Mario, es ist mir wie immer eine Freude, dich zu sehen. Doch heute wirkst du gehetzt und nervös. Was ist los?« Besorgt legt sie ihm ihre runzlige Hand auf den Unterarm.

 

Lächelnd schüttelt Mario den Kopf. »Es ist nichts, Marcella. Wir haben nur nicht viel Zeit, da wir noch eine weite Strecke zurücklegen müssen.« Demonstrativ isst er von dem Eintopf und schliesst mit einem »Hmmm, lecker«, die Augen.

 

Schweigend sitzen sie nun alle essend da. Nur das leise Glucksen von Toshi durchbricht die Stille. Sie findet es lustig, was passiert und verlangt immer wieder nach dem Essen, indem sie nach dem Teller greift. Natürlich kommt Anna dem Wunsch ihrer Tochter nach und gibt ihr von dem Eintopf. Sie ist so beschäftigt, dass sie selbst gar nicht zum Essen kommt.

»Gib sie mir!«, befiehlt Seto, als er sieht, dass Anna kaum etwas isst und nimmt dann kurzerhand Toshi aus ihren Armen. Geschickt setzt er die Kleine auf seinen Schoss und füttert sie nun von seinem Teller weiter. »Anna, iss endlich. Du brauchst deine Kraft!« Streng sieht er sie an, bis sie anfängt zu essen.

Zufrieden widmet er sich jetzt wieder Toshi und gibt ihr ein Stück weiches Brot, an dem sie nun lachend und quietschend rumkaut.

 

Nach dem Essen bleiben sie noch eine Weile sitzen, aber dann ist es Zeit, dass sie wieder aufbrechen. Gemeinsam gehen sie nach draussen und während Mario mit Kimi zum Stall geht, wendet sich Atemu zu Marcella um. »Ich danke Euch im Namen aller für das leckere Mahl und Eure Gastfreundschaft.« Leicht verneigt er sich vor ihr, woraufhin sie verlegen lächelnd abwinkt. »Ach was. Es war mir ein Vergnügen. Nur selten trifft man so wohlerzogene junge Leute, auch wenn Ihr aufpassen solltet, dass Euch die Sklaven nicht plötzlich auf der Nase herumtanzen, wenn Ihr sie so verwöhnt.«

 

Atemu würde ihr am liebsten sagen, was er von ihren Worten hält, aber er lächelt nur nichtssagend, als er nickt. »Danke, für den Hinweis.« Demonstrativ sieht er sich um, als Mario und die anderen die Pferde aus dem Stall führen. »Es wird Zeit, dass wir wieder aufbrechen. Lebt lange und gesund«, wünscht er ihr, den Kopf respektvoll neigend, ehe er zu den Pferden geht und sich geschickt in den Sattel schwingt.

 

Geduldig warten er und die anderen darauf, dass sich Mario und Marcella verabschieden. Dabei können sie noch einmal das herzliche Verhältnis der beiden beobachten, als sie sich zum Abschied umarmen. Schliesslich sitzt auch Mario auf seinem Pferd und sie reiten im zügigen Schritt vom Hof.

 

Als der Hof hinter den Hügeln nicht mehr zu sehen ist, lässt Atemu sein Pferd neben Marios hergehen. »Woher kennst du sie? Ihr beide wirktet, als währt ihr eine Familie.« Fragend sieht er ihn an, behält dabei aber auch die Strasse im Blick.

 

Leise seufzt Mario. »Sie war mein Kindermädchen, bis ich in die Militärakademie gegangen bin. Ich versuche, sie mindestens einmal im Jahr zu besuchen. Nur ist das nicht immer so leicht.« Er schielt nur kurz zu Atemu rüber. »Darum habe ich jetzt die Gelegenheit genutzt, sie zu besuchen. Auch wenn es mir leid tut, wie sie über eure beiden Sklaven geredet hat und dass sie Seto mit ihrer Frage in Verlegenheit gebracht hat.«

 

Grinsend schüttelt Atemu den Kopf. »Das hat sie nicht. Sonst hätte er anders reagiert. Ich denke eher, dass sie ihm unbewusst klar gemacht hat, wie sein Verhalten auf Aussenstehende wirkt. Also mach dir deswegen keine Sorgen.«

Knapp nickt Mario und sieht auf die Uhr. »Wir müssen uns beeilen. Wenn ihr Kimi und Anna zu euch in den Sattel nehmt, können wir galoppieren.« Er deutet zu einem einzeln stehenden Baum. »Dort halten wir an. Packt dann eure Satteltaschen auf ihre Pferde und lasst die beiden bei euch mit aufsteigen.«

 

Kurz darauf halten sie bei besagtem Baum an und verteilen die Satteltaschen um. Seto murrt dabei leise vor sich hin, dass das für Toshi viel zu gefährlich sei, aber dann setzt er Anna auf sein Pferd und steigt hinter ihr auf. Er sieht zu Atemu, der nun Kimi vor sich sitzen hat und wie er den Strick von dem nun reiterlosen Pferd festhält.

»Wir sind soweit«, murrt Seto und schon geht es los. Erst lassen sie die Pferde noch im Schritt gehen, damit sich alle an die neuen Umstände gewöhnen können, aber dann gibt Mario seinem Pferd die Sporen und es galoppiert los.

»Festhalten«, befiehlt Seto und dann galoppieren auch sie los. Trotz der doppelten Last, die ihre Pferde zu tragen haben, holen sie Mario schnell ein.

 

Anna hält sich mit einer Hand an der Mähne fest und stützt mit der anderen instinktiv Toshi, die vergnügt auflacht. Nur nebenbei bemerkt sie, dass Seto sie sicher mit den Armen umfasst hält. Durch dieses Wissen entspannt sie sich langsam und geniesst, es, wie sich das Pferd unter ihr bewegt.

 

Kimi hingegen findet es gar nicht toll, dass sie sich jetzt so schnell vorwärts bewegen. Krampfhaft hält er sich mit geschlossenen Augen an der Mähne fest und betet stumm vor sich hin. Obwohl Atemu ihn sicher festhält, hat er Angst, dass er gleich runterfällt.

»Keine Angst. Du fällst nicht runter. Ich halte dich fest. Gehe einfach mit der Bewegung mit.« Versucht Atemu ihn zu beruhigen, während die Landschaft an ihnen vorbeizieht.

 

Sie galoppieren lange, bis Mario sein Pferd wieder zügelt und es schnaubend in einen zügigen Schritt verfällt.

Nun doch besorgt, ob er den beiden Sklaven mit dem langen Galopp nicht zu viel zugemutet hat, blickt er sich um. Zu seiner Erleichterung, scheinen die beiden in Ordnung zu sein und so wendet er sich wieder nach vorn und führt die Gruppe nun von der Strasse runter zur Küste. Er weiss, die Pferde und die Reiter sind müde, aber darauf kann er keine Rücksicht nehmen.

 

Seto murrt vor sich hin, als er sein Pferd neben Atemus gehen lässt. »Sag mal, wie lange will er noch reiten? Wir sind ewig galoppiert, die Pferde sind müde und Anna muss doch Toshi füttern.«

Schmunzelnd mustert Atemu seinen Cousin, während er sein Pferd jetzt am langen Zügel gehen lässt. »Ich weiss es nicht. Er scheint genau zu wissen, wo er hin will und sei mal ehrlich, die Pferde hätten noch länger galoppieren können. Wir sind es, die langsam aber sicher schlapp machen.« Schief grinsend lässt er die Schultern kreisen. »Ich weiss gar nicht mehr, wann meine Muskeln das letzte Mal so geschmerzt haben. Morgen müssen wir so lange reiten, bis wir unser Ziel erreicht haben, da macht es doch Sinn, dass wir heute so weit wie möglich kommen sollten.«

Abschätzend sieht er in den Himmel und dann zum Meer hinaus. »Ich schätze jetzt einfach mal, dass wir bis in die Nacht hinein reiten werden. Es ist Vollmond und so könnten wir theoretisch sogar die Nacht durchreiten, solange der Himmel so klar ist.«

 

Schockiert starrt Seto ihn an und zieht dann scharf den Atem ein. »Ich hoffe, dass er das nicht wagen wird! Toshi braucht ihren Schlaf!« Er knurrt beinahe, als er zu Mario nach vorn sieht.

 

»Hör auf zu knurren.« Todernst dreht sich Mario zu ihnen um. »Da vorn ist eine geschützte Stelle mit Süsswasser. Dort rasten wir kurz und lassen die Pferde saufen, während sich Anna um Toshi kümmert. Je schneller wir aber weiterreiten, desto früher kommen wir an unserem heutigen Ziel an und können schlafen.«

Da er sich auf ihren Weg konzentrieren muss, kann er das beginnende Duell des Anstarrens leider nicht allzu lange fortführen. Auch wenn es ihm widerstrebt, unterbricht er den Blickkontakt und sieht wieder nach vorn.

Wie versprochen halten sie eine Viertelstunde später in der Bucht an, die von einem kleinen Fluss dominiert wird, der hier ins Meer fliesst.

 

 
 

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So, das war es jetzt auch schon wieder. Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Es ist ja viel passiert und ihre Pläne müssen sich anpassen.

 

Bis zum nächsten Mal.

 

Eure mrs_ianto

 



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