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Sklave der Wüste

von

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Sehnsucht

Hallo zusammen

 

Da ich am Wochenende ziemlich viel um die Ohren haben werde, gibt es heute schon das neue Kapitel für euch.

 

Nun wünsche ich euch viel Spass.

 
 

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Sehnsucht

 

Appetitlos stochert Yugi in seinem Gulasch herum, das sein Grossvater heute zum Mittagessen zubereitet hat. Immer wieder wandert sein Blick zu dem leeren Platz auf der anderen Seite des Tisches. Jedes Mal hofft ein törichter Teil seines Herzens, dass sein Liebster ihn anlächelt und ihn fragt, warum er denn so gerötete Augen hat. Doch der Stuhl bleibt logischerweise leer …

»Yugi, ich weiss, es ist hart, aber iss wenigstens ein paar Bissen.« Besorgt legt Sugoroku eine Hand auf Yugis Schulter. »Er würde nicht wollen, dass du vor lauter Kummer krank wirst.« Als sein Enkel nicht reagiert, seufzt Sugoroku leise und steht auf. Er stellt sich neben Yugi und nimmt ihn in den Arm. »Ich bin sicher, es geht ihm gut und er wird dir sicher schreiben, sobald es ihm möglich ist.« Auf einmal schlingen sich die Arme seines Enkels um ihn und er schluchzt los. »Was ist, wenn es ihm nicht möglich ist? Wenn ihm etwas passiert ist?« Yugis Stimme ist gedämpft, da er das Gesicht in Sugorokus Oberteil vergräbt. Dennoch ist die Verzweiflung deutlich zu hören. Erst jetzt hebt er wieder den Kopf und sieht Sugoroku aus verweinten Augen an. »Wir würden es doch nie erfahren, wenn ihm etwas passiert ist. So wie alles abgelaufen ist.«

Mit einem grossväterlichen Lächeln streicht Sugoroku sanft über Yugis Wange. »Ich bin sicher, dass wir es erfahren würden. Denk dran, dass er dafür gesorgt hat, dass uns ein Medimagus zur Seite steht. Denkst du nicht, dass der es erfahren würde, wenn ihm und den anderen etwas zustösst?« Obwohl auch er sich unglaubliche Sorgen um Atemu macht, lässt er seine Stimme zuversichtlich klingen.

 

Beschämt löst sich Yugi aus Sugorokus Armen. »Du hast bestimmt Recht und ich sollte doch stark sein. So stark wie mein Liebster. Schliesslich musste er gehen und …« »Papperlapapp. Du hast jedes Recht zu weinen und ihn zu vermissen und dir zu wünschen, dass er wieder hier ist.« Mit sanfter Strenge sieht Sugoroku seinen Enkel an. »Es ist alles Scheisse gelaufen! Es ist eine riesen Ungerechtigkeit, was euch passiert ist, aber es lässt sich nicht ändern. Trauere, vermisse ihn, aber vergiss nicht zu leben! Stell dich in den Laden und lenke dich ab!«

Unwillkürlich schluckt Yugi, als er sich auf die Lippen beissend nickt. »Ja, Grossvater. Ich verspreche es dir.« Mühsam zwingt sich Yugi zu einem zittrigen Lächeln. Er blickt auf seinen noch immer vollen Teller und schiebt ihn von sich. »Ich bin im Laden«, murmelt er und schlurft aus der Küche.

 

Verwirrt sieht Nino Yugi nach. »Warum hast du das gemacht?«, wagt er es vorsichtig zu fragen. Vermeidet es jedoch, Sugoroku dabei anzusehen. So viel Mut hat er nun doch noch nicht. Als er Sugoroku nun leise seufzen hört, sieht er doch mit gesenktem Kopf zu ihm.

»Ach, Nino. Wenn ich Yugi jetzt nicht antreibe, dann verkriecht er sich in seinem Zimmer und kommt gar nicht mehr raus. Ich weiss ja, wie es ihm geht und ich würde ihn gern einfach trauern lassen, aber ich kenne ihn. Wenn ich ihn zu tief in das Loch fallen lasse, kommt er da kaum noch raus.« Bedrückt reibt sich Sugoroku die Nasenwurzel. »Da ist er leider wie ich. Ich wäre damals fast im Schuldturm gelandet, weil ich mich nach Amaras Tod zu tief in das Loch habe fallen lassen. Wenn Yugi nicht gewesen wäre, dann würden wir jetzt nicht hier sitzen.«

Mit grossen Augen sieht Nino den alten Mann an. Er kann es irgendwie nicht glauben, was der starke Meister Muto da sagt. Aber er wagt es nicht, weiter zu fragen. Er beisst sich auf die Lippen und sieht auf seinen Teller hinunter. Obwohl er keinen Hunger hat, isst er seine Portion leer und steht dann auf. »Wenn ich darf, gehe ich wieder in den Stall.«

Warm lächelt Sugoroku den Jungen an. »Du musst nicht fragen, ob du in den Stall darfst. Geh ruhig und kümmere dich um die beiden Racker.«

Als Sugoroku dann allein ist, lässt er sich müde auf seinen Platz sinken und starrt vor sich hin. Erst jetzt erlaubt er es sich, die Sorge, die er fühlt, auch zu zeigen. »So schlimm war es noch nie«, murmelt er vor sich hin und blickt zum Fenster, als er ein leises Klicken hört. Ein kleiner Vogel hüpft auf dem Fensterbrett auf und ab und pickt nach den ersten wenigen Insekten, die zu dieser Jahreszeit unterwegs sind. »Du hast es auch nicht leicht, kleiner Piepmatz«, schmunzelt er und steht auf. Sorgfältig wischt er ein paar Brotkrumen zusammen, und öffnet das Fenster. Natürlich fliegt der kleine Vogel weg. Mit ruhiger Hand verteilt er die kleinen Brotstücke auf dem Fensterbrett und schliesst dann das Fenster wieder. Für einen Moment schliesst er die Augen, ehe er sich umdreht und den Tisch abräumt.

 

Unterdessen hat Yugi den Laden geöffnet und sieht sich an, was sein Grossvater am Morgen schon alles verkauft hat. »Du hattest viel zu tun und ich lag im Bett, weil ich mich dem Tag ohne ihn nicht stellen wollte«, murmelt er schuldbewusst, als er sieht, wie viele Kunden am Morgen etwas gekauft haben.

Auch wenn es ihm widerstrebt, geht er zur Tür und schliesst sie auf. Nachdem er das ‘Geöffnet’ Schild umgedreht hat, dreht er sich um und blickt zu dem Bild, das den Safe verdeckt. »Bist du jetzt schon in deinem Heimatland? Oder bist du noch unterwegs nach Edo?« Unwillkürlich greift er nach seiner Kette und drückt den kleinen Anhänger. »Ich werde stark sein und du auch. Davon bin ich überzeugt.« Sehnsüchtig lächelnd wendet er seinen Blick von dem Bild ab und beginnt die Stoffe in den Regalen durchzusehen.

Das Bimmeln der Glocke lässt ihn aufblicken. »Guten Tag. Was kann ich für Sie tun, mein Herr?« Neugierig mustert er den Fremden, der einen eleganten blauen Anzug trägt und eine braune Ledertasche in der linken Hand hält. »Guten Tag, sind Sie Yugi Muto?« Geduldig wartet Malik so lange, bis sein Gegenüber nickt. »Ja, das bin ich und wer sind Sie?« Nun leicht misstrauisch mustert Yugi den Fremden noch einmal genauer. Die grau-melierten Haare sind perfekt frisiert und die dunklen Augen erwidern seinen Blick gelassen.

»Ich bin Malik Apis. Ich bin der Medimagus, der auf Geheiss des Hohepriesters Shimon Marukoso für Sie und Ihre Familie verantwortlich ist.« Mit ernstem Blick reicht Malik Yugi die Hand. »Wie geht es Ihnen? Kann ich etwas für Sie tun?« Besorgt mustert er den blassen jungen Mann vor sich, der den Händedruck überraschend fest erwidert.

Im ersten Moment schüttelt Yugi den Kopf, nickt dann aber. »Es wäre nett, wenn Sie nach meinem Grossvater sehen könnten. Er hat Asthma und Rückenprobleme. Das feuchtkalte Wetter macht ihm dieses Jahr besonders zu schaffen.«

Ernst nickt Malik. »Gut, ich sehe ihn mir gleich an.« Nun lächelt er leicht. »Kann ich auch etwas für dich tun, junger Mann? Du siehst aus, als würdest du gleich umkippen.«

Plötzlich unsicher beisst sich Yugi auf die Lippen. »Ich … wie geht es Atemu? Hast du etwas von ihm gehört?« Schon beinahe flehend sieht er den älteren Mann vor sich an. Nur um gleich darauf in sich zusammen zu sacken, als dieser ernst den Kopf schüttelt.

»Ich habe nichts von ihnen gehört. Jedoch hätte ich es erfahren, wenn etwas passiert wäre.« Er legt die Hand auf Yugis Schulter und drückt sie fest. »Wenn ich etwas höre, dann erfährst du es als Erster. Ich kann dir aber eins sagen. Momentan sind keine Nachrichten, gute Nachrichten.« Aufmunternd lächelnd sieht er Yugi in die Augen, der den Blick mit einem Schimmer der Erleichterung in den Augen erwidert. »Danke. Ich bringe dich zu meinem Grossvater. Kannst du dir auch Nino ansehen? Er ist noch nicht besonders lange bei uns und wir wüssten gern, ob er gesund ist, aber die jährlichen Untersuchungen sind erst in einem Monat.«

»Natürlich kann ich das. In Zukunft mache ich auch die jährlichen Untersuchungen.« Nickt Malik und folgt Yugi nun durch die Verbindungstür in den schwach erleuchteten Flur. Aus der Küche sind Geräusche zu hören und als sie den angenehm warmen Raum betreten, sieht er den alten Mann, der an der Spüle steht und das Geschirr abwäscht. Sich nun aber zu ihnen umdreht und sie fragend aus müden alten Augen mustert.

»Yugi, was ist los?«, besorgt legt Sugoroku den Lappen zur Seite und macht ein paar Schritte auf sie zu. »Ist etwas passiert?«

Daraufhin hebt Yugi beruhigend die Hand. »Es ist nichts passiert, Grossvater. Das ist Medimagus Malik Apis.» Stellt er den etwa fünfzig jährigen Mann neben sich vor. »Er ist dank Atemu unser erster HausMedimagus und ich habe ihn gebeten, dass er sich Nino und dich mal ansieht.«

Tief atmet Sugoroku ein. »Yugi, mir geht es gut. Es ist nicht nötig, dass der Medimagus seine Zeit mit mir verschwendet.« Die Arme verschränkend sieht er seinen Enkel an, der sich stur weigert, den Blickkontakt zu unterbrechen. »Du wirst dich untersuchen lassen. Glaubst du wirklich, mir ist nicht aufgefallen, wie oft du in den letzten Wochen dein Asthmaspray benutzt hast? Hast du überhaupt noch welches?«

Ertappt zuckt Sugoroku für den Augenblick einer Sekunde zusammen, was Malik nicht entgeht. »Herr Muto. Meine Zeit verschwende ich sicher nicht. Im Gegenteil, es gehört zu meinen Aufgaben, für Ihre Gesundheit und die Ihrer Familie zu sorgen.« Mit einem freundlichen Blick tritt Malik vor und verneigt sich leicht vor Sugoroku. »Setzen wir uns doch zu einer Tasse Tee hin und unterhalten uns ein wenig.«

Leicht verengt Sugoroku die Augen, nickt dann aber. »Eine Tasse Tee ist immer gut.« Stimmt er indirekt Maliks Vorschlag zu und wendet sich um, um frisches Wasser in den alten Topf zu giessen.

 

Yugi atmet erleichtert auf und möchte etwas sagen, als das Bimmeln der kleinen Ladenglocke ertönt. »Wenn was ist, ich bin im Laden«, sagt er hastig und eilt davon. Als er den Laden betritt, muss er sich ein gepeinigtes Aufstöhnen verkneifen. »Madame Aino. Was für eine Freude, Sie zu sehen. Was kann ich heute für Sie tun?« Mit grösster Mühe zwingt er sich zu einem professionellen Lächeln und einem freundlichen Tonfall.

»Herr Muto! Sie müssen mir unbedingt einen Samtstoff für eine neue Stola verkaufen.« Wild gestikulierend deutet Frau Aino auf die grosse Stoffauswahl. »Sie sind der Einzige, der weiss, was mir gefällt.«

Yugi erlaubt es sich, eine Augenbraue zu heben, als er das hört, während er sich denkt, dass das ja nun wirklich keine Kunst ist. »Natürlich, Madame Aino. Schauen wir doch mal, was wir für Sie da haben.« Ein Seufzen unterdrückend, geht er zum Regal mit den Samtstoffen und holt zwei Ballen heraus. »Ich würde Ihnen eine Kombination aus zwei Samtstoffen empfehlen. Hier diesen limettengrünen Samt und dazu diesen rosenroten Samt. Die Schneiderin soll Ihnen aus den beiden Stoffen eine schöne Stola nähen.« Abwartend sieht er seine Kundin an. Gespannt, was sie zu der eher dezenten Farbkombination sagt.

»Hmmm, ich hatte eher an etwa fröhlichere Farben gedacht. Aber das gefällt mir«, murmelt Frau Aino und fährt mit den Fingerspitzen über den weichen Stoff. »Ach ja, haben Sie schon gehört? Angeblich sind die Fremden, von denen ich Ihnen erzählt habe, in einer Nacht und Nebel Aktion plötzlich verschwunden. Bestimmt haben sie Dreck am Stecken und müssen sich nun aus dem Land schleichen.« Mit glänzenden Augen sieht sie Yugi nun an und kräuselt die Lippen, als dieser keine Reaktion zeigt. »Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?« Yugi zuckt kurz zusammen. »Natürlich, Madame Aino.« Entschuldigend lächelnd, sieht er sie an und fragt sich unwillkürlich, wie ihm vorhin der Hut mit den Pfauenfedern entgehen konnte. »Nur sagen mir diese Leute nichts. Also was soll ich dazu sagen?«

Empört schnaubt Frau Aino. »Herr Muto. Ihre Laune ist ja heute unglaublich schlecht. Sie sollten ihrem Sklaven befehlen, sich anständig um Sie zu kümmern. Glauben Sie mir, das wirkt wahre Wunder.« Um ihre Worte selbst zu bestätigen, nickt sie bestimmt.

Yugi hingegen muss leer schlucken. »Ich werde mir Ihren Rat überlegen«, erwidert er ausweichend. »Ich verlange für die beiden Ballen sechzig Silbermünzen.« Kaum hat er den Satz ausgesprochen, schlägt er sich mental gegen die Stirn. So plump hat er den Preis schon lange nicht mehr genannt.

Tatsächlich hebt die Aino pikiert eine Augenbraue an. »Soso, Sie verlangen. Ihre Laune muss ja wirklich im Keller sein. Ich zahle Ihnen fünfzig Silbermünzen.«

»Gut, ich bin einverstanden.« Stimmt Yugi hastig zu und beginnt die Samtstoffe einzupacken, noch bevor die Aino sich von ihrer Überraschung erholt hat. »Gut … ähm … Herr Muto«, stottert sie und beginnt die Münzen abzuzählen.

Yugi weiss ganz genau, dass er viel zu schnell nachgegeben hat, als er ihrer Sklavin die in Leinen eingewickelten Stoffe übergibt und dann die Münzen in die Kasse abzählt.

Schliesslich begleitet er sie noch zur Tür und verabschiedet sich mit einer leichten Verbeugung von ihr. Endlich wieder allein, lehnt er sich gegen die geschlossene Tür und atmet tief durch, ehe er zum Tresen geht und die fünfzig Münzen auf der Schiefertafel notiert.

 

 
 

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So, das war es auch schon wieder. Ich hoffe, euch hat der kleine Ausflug zu Yugi und seinem Grossvater gefallen.

 

Eure mrs_ianto



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