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Sklave der Wüste

von

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Über den Wolken

Hallo,

 

lange ist es her, dass ich ein neues Kapitel hochgeladen habe. Nun ist es soweit, der 7. und somit letzte Band der Wüstensklave Reihe liegt beim Lektor und wartet darauf, dass er an die Reihe kommt.

Was bedeutet das für euch? Ja, die Fanfiction geht nun auch weiter und das wieder im Wochenrythmus bis zum bitteren Ende.

 

Nun habe ich aber genug gelabert und wünsche euch viel Spass beim Lesen.

 
 

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Über den Wolken

 

 

Starr blickt Atemu stumm aus dem Fenster. In seinem Inneren schreit er jedoch. Kämpft um Kontrolle, will hier aus dem sich viel zu schnell bewegenden Auto springen. Zurück zu Yugi … seinem Sharik … seiner Seele … seinem Halt … seinem Ruhepol … seinem Leben. Ohne, dass er es bewusst registriert, bewegt sich seine Hand zum Griff der Tür, zuckt aber zurück, als ein leises Wimmern in sein Bewusstsein dringt.

Erst jetzt registriert er, dass er nicht allein auf der Rückbank sitzt. Langsam wendet er den Kopf und hält schlagartig inne. »Anna?« Schockiert sieht er die junge Frau an, die mit gesenktem Kopf verkrampft neben ihm sitzt und ein kleines, wimmerndes Bündel an sich gedrückt hält.

Zögernd hebt sie den Kopf, als sie ihren Namen hört, senkt den Blick aber sofort wieder. »Ja, Meister?«, fragt sie leise mit demütiger Stimme, in der eine leichte Angst mitschwingt.

Sanft legt Atemu die Hand auf ihre Schulter, zieht sie aber sofort zurück, als sie unwillkürlich zurückzuckt. »Du musst mich nicht Meister nennen. Erinnerst du dich noch an mich? Ich bin Yami, wir sind uns letztes Jahr begegnet.« Bewusst spricht er mit sanfter Stimme, um sie nicht weiter zu verunsichern.

Tatsächlich hebt sie nun den Blick und sieht ihn ernst an. »Ja, ich erinnere mich. Wie könnte ich zwei so freundliche Menschen, wie Ihr und Meister Muto es seid, vergessen? Aber Ihr seid jetzt nicht nur ein freier Mann, sondern auch noch von höchster Geburt. Es steht mir nicht zu, Euch anders, als Meister zu nennen.« Über ihre offenen und direkten Worte selbst erschrocken beisst sie sich auf die Lippen und senkt wieder den Blick. »Verzeiht, meine Worte«, bittet sie mit leiser, zitternder Stimme und wiegt wieder das kleine Bündel, das nun lauter wimmert.

Atemu will etwas erwidern, als sich Seto vorne auf dem Beifahrersitz räuspert. »Mein Pharao. Ich hoffe, Ihr fühlt euch von meiner Sklavin und ihrem Kind nicht belästigt. Ich habe ihr vor unserer Abfahrt befohlen, dass sie dafür sorgen soll, dass das Kind ruhig ist.« Mit eisigem Blick sieht Seto nach hinten. »Gib mir das Kind«, verlangt er mit einer sanften Stimme, die seinen eisigen Blick Lügen straft.

Erstaunt beobachtet Atemu, wie Anna das kleine Bündel nach vorn reicht und wie vorsichtig sein Cousin das wimmernde Baby entgegen nimmt. »Du musst lernen, deine Unruhe besser vor deinem Kind zu verbergen. Wir fahren nur Auto, das ist nun wirklich nichts Schlimmes«, murrt Seto, als er sich mit dem Bündel im Arm wieder umdreht und das Wimmern gleich darauf aufhört.

»Ja, Meister Seto«, murmelt Anna mit demütig gesenktem Blick. Wieder hat sie in der ihr fremden Welt der Oberschicht versagt. Nur wie soll sie ihre Angst in diesem Magigefährt denn unter Kontrolle halten? Es bewegt sich durch Zauberei ohne Pferde und das so viel schneller, als es jedes ihr bekannte Pferd je könnte.

Als sie spürt, dass sie wieder berührt wird, hebt sie den Blick, will ihn aber gleich wieder senken, als sie in das Gesicht des Pharaos blickt. Doch seine warmen Augen halten sie davon ab. »Meister?« Fragend sieht sie ihn verunsichert an.

 

»Es gibt keinen Grund, dich zu schämen oder dich schuldig zu fühlen. Du sitzt das erste Mal in einem Auto. Da kann das schon beängstigend sein.« Seine Stimme ist warm und beruhigend. Es scheint zu wirken. Die angespannten Muskeln unter seinen Fingern entspannen sich langsam. »Ich habe auch Angst. Ich bin schon so lange nicht mehr in einem Auto gefahren, dass auch mich, die für mich inzwischen ungewohnte Geschwindigkeit, beunruhigt.« Gibt er mit einem leichten Lächeln zu. Dass Seto und Shimon ihn hören können, ist ihm egal. Besonders als Anna ihn nun mit einem zittrigen Lächeln ansieht. »Vielen Dank, Meister. Ich habe es nicht verdient, dass Ihr euch so um mich bemüht. Schliesslich bin ich nur eine Sklavin.«

 

»Du hast das genau richtig erkannt, Anna. Nun belästige den Pharao nicht länger. Er muss sich auf seine kommenden Aufgaben vorbereiten«, mischt sich Seto wieder ein und sieht nun zu Shimon hinüber. »Hohepriester, wie lange brauchen wir noch? Ihr wisst, dass die Zeit knapp ist.«

Die Augen verdrehend blickt Shimon kurz zu Seto rüber. »Nun hetzt mich nicht. Wir haben noch genug Zeit. Hier sind wir noch im von Atami überwachten Gebiet, da würde es auffallen, wenn ich zu schnell fahre. Nur noch ein paar Kilometer, dann sind wir auf der freien Strasse und können schneller fahren, bis wir in den Überwachungsbereich von Tokio kommen.«

Murrend lehnt sich Seto in seinem Sitz zurück. Sanft wiegt er dabei die inzwischen wieder friedlich schlafende Toshi hin und her. »Wir haben uns in Domino zu viel Zeit gelassen. Diese ewige Verabschiedung war nicht nur eines Pharaos unwürdig, sondern hat uns auch viel zu viel Zeit gekostet.«

Leise seufzt Shimon. »Mein Prinz, Ihr hättet Euch auch nicht anders verhalten. Unser Pharao verdankt diesen Menschen unglaublich viel. Da haben sie es mehr als nur verdient, dass er sich richtig von ihnen verabschiedet und ihm hat es auch gut getan.« Kurz blickt er auf den Bildschirm seines Handys, bevor er noch einmal zu Seto rüber sieht, der mit nachdenklicher Miene auf die Strasse vor sich blickt. »Wir können nur erahnen, was er in den letzten Jahren durchgemacht hat. Wir brauchen ihn, aber er braucht auch uns als seine Stütze«, fügt er leise hinzu und tritt dann so stark aufs Gaspedal, dass das Auto eine Sprung nach vorn zu machen scheint. Deutlich schneller als noch zuvor, rasen sie durch die Dämmerung in Richtung Tokio.

 

Durch die plötzliche Beschleunigung in den Sitz gedrückt, schliesst Atemu gepeinigt die Augen. Seine Schulter schmerzt immer noch leicht, aber viel schlimmer ist die auf einmal aufkeimende Panik, die ihn zu übermannen droht. Unbewusst ballt er, im Kampf um Kontrolle, die Hände zu Fäusten. Ein Rauschen dominiert seinen Hörsinn und der Drang zu schreien wird immer grösser. Auf einmal spürt er eine hauchzarte Berührung an seinen Händen, hört eine Stimme, die leise auf ihn einredet. Er hält sich an ihr Fest. Die Worte sind egal, er versteht sie durch das Gewirr seiner Gedanken sowieso nicht. Doch sie bewirken, dass sich seine Atmung beruhigt. Langsam wird auch sein rasender Herzschlag wieder ruhiger.

Atemu weiss nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als er die Augen wieder öffnen kann. Sein Blick ist noch unscharf, aber dennoch erkennt die kleine Hand, die seine Faust umfasst. Langsam hebt er den Blick und sieht zu Anna, die ihn zwar blass, aber mit einem schon beinahe mütterlichen Lächeln ansieht. »Immer auf die Atmung konzentrieren. Das hält die Angst in Schach. Glaubt mir, das tue ich schon die ganze Zeit«, flüstert sie ihm zu, um die beiden Männer vorne nicht zu stören und sie so auf das Problem des Pharaos aufmerksam zu machen.

Dankbar nickt Atemu und öffnet nun die Faust, auf der Annas Hand liegt und ergreift sie. »Danke.« Mehr kann er nicht sagen. Ihm fehlen die Worte, das auszusprechen, was in seinem Innern vorgeht. Sich an Annas Hand festhaltend, blickt er aus dem Fenster. Sieht erst jetzt bewusst, die Landschaft, die in rasender Geschwindigkeit an ihnen vorbeizieht. Er vermisst seinen Sharik, will jetzt nichts mehr, als ihn an seiner Seite haben. Den Schmerz des Verlustes, der ihn jetzt zu überwältigen droht, herunterschluckend, zwingt er sich dazu, sein blutendes Herz einzuschliessen. Die Gefühle wegzusperren, die ihn bei seiner kommenden Aufgabe nur behindern würden. Dass die Stimme in ihm, die ihn verdächtig an Yami erinnert, dabei aufschreit, ignoriert er mit all seiner Kraft. »Bitte verzeih mir, aber ich habe keine Wahl«, murmelt er tonlos und wischt sich eine einzelne Träne von der Wange, die es gewagt hatte, sich aus seinem Augenwinkel zu stehlen.

Von dem Drama auf dem Rücksicht bekommen Shimon und Seto nichts mit. Sie sind beide zu sehr damit beschäftigt, sich auf den Weg zu konzentrieren. Shimon, der das Auto mit einem viel zu hohem Tempo steuert und Seto, der den Blick angestrengt auf den kleinen Bildschirm gerichtet hält, um früh genug zu erkennen, wann sie in den Überwachungsbereich Tokios gelangen. »Laut den Anzeigen, könnt ihr noch 40 Kilometer in dem Tempo fahren, ehe Ihr wieder langsamer werden müsst, alter Mann.« Die Stimme Setos zeigt, wie angespannt er ist und auch die plötzlich nicht mehr so förmliche Anrede ist ein Anzeichen dafür, dass er nicht so ruhig ist, wie er nach aussen hin zu sein scheint. Sogar Toshi bemerkt es und fängt leise an zu wimmern, woraufhin er ihr die Fingerkuppe an die Lippen hält. Es funktioniert, das Baby fängt an, an dem Finger zu nuckeln und schläft dabei wieder ein.

»Immer mit der Ruhe. Ich habe mir die Karten vor unserer Abfahrt genau angesehen«, brummt Shimon, der kurz zu Seto schielt. »Sobald wir wieder im Überwachungsbereich sind, sind es nur noch ein paar Kilometer bis zum Flughafen. Wir werden es schaffen. Denkt daran, dass Prinzessin Helena mit ihrem Privatjet auf dem Flughafen auf einem abseits gelegenen Stellplatz auf uns wartet.« Doch so ruhig, wie sich der Hohepriester gibt, ist auch er nicht. Noch läuft zwar alles nach Plan, aber mit einem Baby, das nicht so leicht zu kontrollieren ist, wie seine Mutter, kann alles passieren.

 

Kurz darauf bremst er so scharf ab, dass sie nach vorn in die Sicherheitsgurte gedrückt werden. Das Handy auf dem Armaturenbrett zeigt wieder einen schwachen Empfang an, der nun mit jedem Kilometer, den sie im gemächlichen Tempo zurücklegen, stärker wird. Zwischen den Hügeln taucht langsam das Lichtermeer des Flughafens von Tokio auf. Doch statt weiter auf der Hauptstrasse direkt auf das Hauptgebäude des Flughafens zuzufahren, biegt Shimon auf einen kleinen Seitenweg ab, der sie nun an der hell erleuchteten Landebahn entlang, zu abseits stehenden Gebäuden führt. In ihrem Schatten hält er den Wagen an und stellt den Motor aus. »Also, seht ihr das Flugzeug da drüben? Da müssen wir hin. Es gibt hier einen Seiteneingang, an dem wir von einem Bediensteten der Prinzessin erwartet werden. Egal was passiert, der Pharao muss unter allen Umständen in den Flieger gelangen. Wir anderen sind entbehrlich. Habt ihr mich verstanden?« Eindringlich sieht er die jungen Leute an, die gebannt auf das Flugzeug zu starren scheinen. Schliesslich durchbricht Seto die eingetretene Stille. »Das ist uns bewusst, alter Mann. Nun hört auf, grosse Reden zu schwingen, wir müssen los.« Geschickt schnallt er sich ab und steigt mit der kleinen Toshi aus dem Wagen. Ungeduldig wartet er darauf, dass auch die anderen seinem Beispiel folgen. Endlich stehen sie alle neben dem Auto im Schatten des Gebäudes, das er jetzt als alten Hangar erkennt. Knapp nicken sie sich zu, ehe sie Shimon an der Mauer entlang zum Zaun folgen.

Bis jetzt konnten sie sich im Schatten von diversen Mauern und Wänden halten, aber nun ist eine freie Fläche vor ihnen, die von den Scheinwerfern auf dem Flugfeld erhellt wird. Schweigend sehen sie sich an, ehe sie gebückt losrennen, um das etwa hundert Meter entfernte Tor zu erreichen, wo sie schon ungeduldig von einem dunkel gekleideten Mann erwartet werden.

Kaum haben sie ihn erreicht, rennt er neben ihnen los und treibt sie zu grösserer Eile an. »Die Flughafenbehörden werden langsam ungeduldig und haben Patrouillen zum Stellplatz geschickt, die jeden Moment eintreffen können.« Teilt er ihnen atemlos mit. Schon können sie die laufenden Turbinen des kleinen Privatjets hören, aber auch das Motorengeräusch von sich nähernden Fahrzeugen dringt durch die kühle Luft zu ihnen durch.

 

Auf einmal stolpert Anna und bleibt nur auf den Beinen, weil sie von starken Händen festgehalten wird. Grob wird sie weitergezerrt, obwohl sie ihre Füsse doch erst wieder sortieren muss. »Meister, lasst mich zurück. Ihr habt die Worte von Meister Shimon gehört. Wir sind unwichtig«, presst sie angestrengt zwischen zwei Atemzügen hervor. Doch Atemu hört nicht auf sie, sondern zerrt sie nur grob weiter hinter sich her. »Nur noch ein paar Meter«, ruft er ihr durch den lauter werdenden Lärm der Turbinen zu, die auch Toshis Weinen inzwischen übertönen. Wann hat das Baby bloss angefangen zu schreien? Schiesst es ihm durch den Kopf, als sie am Flugzeug entlang zur Gangway rennen. Auf der anderen Seite des Fliegers können sie schon die ersten Autos auftauchen sehen, als sie endlich die Stufen erreichen und nach oben stolpern. In der Tür werden sie schon von einem ungeduldigen Steward erwartet, der sie mit knappen Worten anweist, sofort nach hinten zu gehen.

Zu Atemus Erstaunen ist das Flugzeug deutlich geräumiger, als es von aussen gewirkt hat. Sie brauchen eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich die Plätze erreichen, die sie für den Startvorgang einnehmen müssen. Sie haben sich kaum gesetzt, hören sie, wie die Tür zugeschlagen wird und spüren wie sich das Flugzeug in Bewegung setzt. Unter den kalten, aber zugleich neugierigen Blicken der beiden bereits anwesenden Personen schnallen sie sich an, wobei es Seto übernimmt, Anna den Gurt richtig anzulegen.

Missbilligend rümpft Prinzessin Helena des römischen Grossreiches die Nase. »Hohepriester Shimon, Ihr habt mir nicht gesagt, dass euch eine Sklavin begleitet. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Laderaum erst nach eurem Eintreffen schliessen lassen.« Vorwurfsvoll sieht sie den alten Mann an, der den Blick ruhig erwidert und dabei gleichzeitig beruhigend die Hand hebt. »Prinzessin Helena, mir war nicht bewusst, dass auch eine Mutter mit Baby im Laderaum mitfliegen muss.« Bewusst hat er mit besonders ruhiger Stimme gesprochen und auch seine Miene verrät nichts darüber, was er von ihren Worten hält.

»Hohepriester, entweder überleben die Kinder den Aufenthalt im Laderaum oder nicht. So ist das Leben«, erwidert die Prinzessin spitz.

»Meine Sklavin und ihr Kind reisen auf keinen Fall im Laderaum mit. Ich bin für sie verantwortlich und ich habe entschieden, dass sie hier mit uns reisen!« Eiskalt sieht Seto die schwarzhaarige Schönheit an. Die nun tatsächlich für einen Moment zur Seite blickt. »Ich wusste nicht, dass das Eure Sklavin ist und wer ist der Freigelassene, der neben Euch sitzt?«

Nun grinst Seto wie ein Raubtier. »Sagt bloss, dass Ihr Euch nicht an Pharao Nesut-anch-Ra erinnert? Dabei war er doch damals extra bei eurem Vater, um über eure Vermählung zu verhandeln, sobald Ihr die Grossjährigkeit erreicht habt.«

Spitz lacht Helena nun auf. »Das ist ein guter Witz, Hoheit. Jeder weiss, dass der Pharao bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist.« Triumphierend sieht sie Seto an, da von seinem Sitznachbarn nicht nur keine Reaktion kommt, sondern dieser auch noch mit gesenktem Kopf dasitzt. »Niemals würde der hochwohlgeborene Pharao mit demütig gesenktem Haupt dasitzen.«

Sofort ruckt Setos Kopf herum. »Mein Pharao?«, spricht er ihn leise an und berührt ihn am Arm. Schlagartig zieht Atemu den Arm weg und krümmt sich leise wimmernd zusammen. »Verdammt!«, flucht Shimon und beugt sich vor. »Mein Pharao, tief durchatmen, sobald wir unsere Flughöhe erreicht haben, kann euch der persönliche Mediziner der Prinzessin etwas zur Beruhigung geben.« Innerlich verflucht sich Shimon, dass er nicht vorher an die Möglichkeit gedacht hat, dass der Pharao damals durch den Flugzeugabsturz traumatisiert worden ist.

Verwirrt runzelt Prinzessin Helena die Stirn. »Was hat das zu bedeuten?« Will sie mit scharfer Stimme wissen, woraufhin Shimon zu ihr blickt. »Prinzessin. Er hat einen Flugzeugabsturz überlebt und ist danach durch die Hölle gegangen. Der Pharao konnte das Trauma offensichtlich nie verarbeiten und hat jetzt eine Panikattacke. Er braucht ein Beruhigungsmittel, aber jetzt aufzustehen wäre für Euren Mediziner zu gefährlich.«

Tatsächlich wird das Flugzeug jetzt immer schneller und hebt ab. Durch den starken Seitenwind, kippt es leicht zur Seite ab, als es an Höhe gewinnt und schlingert leicht, bis es sich wieder stabilisiert. Nun doch relativ ruhig daliegend, steigt das Flugzeug nach oben.

Doch durch den unruhigen Start, ist Atemu noch blasser geworden und sein Herz rast. Er ringt nach Atem und doch will sein Körper den so dringend benötigten Sauerstoff nicht aufnehmen.

»Weg da!« Entschieden schiebt Mediziner Poniz Shimon zur Seite und kniet sich vor Atemu hin. »Ganz ruhig, gleich geht’s dir besser, mein Junge«, raunt der grauhaarige Heiler mit beruhigender Stimme und zieht eine Spritze auf. Mit routinierten Handgriffen spritzt er ihm das Beruhigungsmittel und überprüft dann stumm mitzählend den rasenden Puls. »Wenn er sich nicht bald beruhigt, muss ich ihn sedieren.«

Tief seufzt Shimon. »Vielleicht wäre es das Beste. Wenn ich dran denke, was er alles durchgemacht hat«, brummt er in seinen nicht vorhandenen Bart und lässt dabei den Pharao nicht aus den Augen. Auf einmal hört er ein leises Wimmern und denkt schon, dass es wieder Toshi ist, doch als er sich zu seiner Sitznachbarin umdreht, sieht er, dass Anna zitternd dasitzt und sich an ihrer Tochter festklammert. »Mediziner Poniz, könnt ihr auch Anna ein leichtes Beruhigungsmittel spritzen? Nicht, dass sie uns auch noch zusammenbricht.« Beruhigend legt er ihr den Arm um die Schultern und drückt sie leicht. »Keine Angst, Mädchen. Fliegen ist deutlich sicherer als Reiten oder das Reisen mit der Kutsche. Es ist alles gut«, raunt er leise und sieht auffordernd zu Poniz, der sich nun mit verkniffener Miene dazu herablässt und Anna ziemlich unsanft ein leichtes Beruhigungsmittel spritzt, ehe er sich wieder voll und ganz auf seinen eigentlichen Patienten konzentriert. »Was für eine Verschwendung des guten Mittels!« Kann er es sich nun doch nicht mehr verkneifen zu sagen, als er wieder den Puls an Atemus Handgelenk misst, der zu seinem Leidwesen nicht wirklich langsamer geworden ist. »Ich betäube ihn, dann schläft er den Flug durch.« Bestimmt er und zieht noch eine Spritze auf.

»Ach, für den Pharao habt Ihr Medikamente, aber für eine verängstigte junge Frau, die für ihr Kind da sein muss, wollt Ihr nichts tun«, zischt Seto mit blitzenden Augen.

»Hoheit, sie ist eine einfache Sklavin. Sie sind es nicht wert, dass man ihnen teure Medikamente gibt. Ich verstehe nicht, warum Ihr erstens darauf besteht, dass sie hier sitzt und zweitens, dass der Hohepriester darauf bestanden hat, dass sie ein Beruhigungsmittel bekommt«, erwidert Poniz, während er das Medikament in Atemus Ader spritzt.

Mit jedem Wort, dass der Mediziner sagt, werden Setos Augen schmaler. »Ganz einfach. Das Kind würde, wie gesagt, die Reise unten im Laderaum nicht überleben und ich habe keine Lust, stundenlang ein Baby von seiner Mutter zu trennen. Sie hat sich um ihr Kind zu kümmern und das kann sie nur, wenn sie mental hier bei uns ist und nicht vor Angst erstarrt auf ihrem Platz sitzt.« Mit jedem Wort wird seine Stimme schärfer und ist am Ende so schneidend, dass nicht nur Poniz den zur Antwort geöffneten Mund wieder schliesst, sondern auch die Prinzessin ihn nur sprachlos anstarrt.

Kalt sieht Seto erst den Mediziner und dann die Prinzessin an. »Starrt mich nicht so an. Das ist reines logisches Denken. Manchmal ist es einfach sinnvoll, etwas in den Sklaven zu investieren, statt sich dann zum Beispiel die Arbeit mit einem Kind zu machen, das noch nicht ohne seine Mutter klarkommt.«

Die Lippen zusammenpressend wendet Poniz seine volle Aufmerksamkeit wieder seinem hochwohlgeborenen Patienten zu und stellt erleichtert fest, dass das Sedativum gewirkt hat und der junge Mann nun nicht nur schläft, sondern sich auch der rasende Puls endlich beruhigt hat. »So, er sollte jetzt bis kurz vor der Landung schlafen. Er sollte aber so schnell wie möglich eine Therapie machen, um solche Vorfälle zu vermeiden.« Mit einem leisen Ächzen richtet er sich auf und packt seine Arzttasche zusammen, bevor er sich wieder auf seinen Platz setzt und sich von einem der Bediensteten ein Glas Wein bringen lässt.

 

Nun räuspert sich Prinzessin Helena und wendet ihre volle Aufmerksamkeit nun Shimon zu. »Hohepriester Marukosuo, Ihr habt mich darum gebeten, Euch und Eure Begleiter aus dem japanischen Grossreich zu schmuggeln. Ich möchte nun eine Erklärung haben.« Fest sieht sie den alten Mann an, der den Blick lächelnd erwidert. »Prinzessin, die politische Lage im ägyptischen Grossreich hat uns leider zu diesem Schritt gezwungen. Wie mein junger Schützling schon sagte, ist der junge Mann neben ihm der totgeglaubte Pharao Nesut-anch-Ra. Der amtierende Pharao darf noch nicht erfahren, dass er lebt. Da der Tennoh jedoch ein Verbündeter des amtierenden Pharaos ist, hätte er bei einer regulären Abreise zeitnah davon erfahren, dass sein Neffe noch lebt.« Ihren weiterhin fragenden Blick nun ignorierend, wendet er sich dem Fenster zu und blickt in die Nacht hinaus, die langsam heller wird. Er ist müde und so schliesst er nach einem kurzen Blick zu Seto, Atemu und Anna die Augen und schläft nur Minuten später tief und fest. Sein leises Schnarchen, hallt in der Kabine wider.

 

Amüsiert schüttelt Seto den Kopf über seinen alten Mentor. »Ihr könnt auch überall schlafen«, murmelt er warm und deckt den alten Mann nun fürsorglich mit einer leichten Decke zu, die den gleichen Beigeton hat, wie die restliche Einrichtung des Flugzeugs.

Resolut verlangt er vom Personal dann mit leiser Stimme eine Flasche Milch für das Baby und sieht den Bediensteten dann drohend an, als dieser es doch tatsächlich wagt, zu zögern. Zu seinem Amüsement hastet der Mann nun davon und bringt in Rekordzeit ein improvisiertes Fläschchen, das er ihm mit gesenktem Blick hinhält. Mit Mühe verkneift sich Seto den Kommentar, was er denn mit der Milch soll, als er den ängstlichen Blick in Richtung der Prinzessin bemerkt. Mit ernster Miene nimmt er die Milchflasche entgegen und reicht sie weiter an Anna, die sie mit einem demütig dankbaren Lächeln entgegen nimmt. Kurz darauf ist zu hören, wie Toshi gierig die Milch trinkt.

Zufrieden lehnt er sich zurück und erlaubt es sich, sich ein wenig zu entspannen. Erst jetzt wird ihm bewusst, dass die letzten Tage und Wochen auch an ihm nicht spurlos vorüber gegangen sind. In Gedanken versunken blickt er an seinem Cousin vorbei aus dem Fenster. Die Nacht ist schon sichtbar heller geworden. Leise seufzt er auf. Ihm ist bewusst, dass er eigentlich auch schlafen sollte, um bei ihrer Ankunft fit zu sein, aber etwas sagt ihm, dass er kein Auge zumachen wird.

 

Als die kleine Toshi fertig getrunken und ihr Bäuerchen gemacht hat, steht Anna auf und geht mit ihr etwas abseits, um sie in Ruhe zu wickeln. Ihr Meister hat für die Kleine noch vor ihrer Abreise Windeln besorgen lassen, die sich einfacher anlegen lassen und die empfindliche Haut nicht mehr so stark reizen. Die benutzte Windel packt sie sicher in eine Tüte eingewickelt in ihre Wickeltasche und setzt sich dann wieder auf ihren Platz, wo sie Toshi so in ein Tragetuch wickelt, dass sie beide Hände frei hat. Todmüde lehnt sie sich zurück und bemerkt schon nicht mehr, wie sie und ihre Tochter fürsorglich zugedeckt werden.

»Eine kranke Sklavin kann ich nicht gebrauchen«, murrt er, als er die Blicke der anderen bemerkt und setzt sich mit unergründlicher Miene wieder hin. Er kann Helena nicht ausstehen. Obwohl sie so alt wie Prinzessin Kisara ist, benimmt sie sich seiner Meinung viel zu oft wie ein trotziges Kind.

Das Licht wird gedimmt und die Bediensteten decken nun die schlafenden Passagiere zu, doch auch diesmal ist er es, der eine Decke nimmt und seinen schlafenden Cousin zudeckt. Warum vorher niemand auf die Idee gekommen ist, dass man auch im künstlichen Schlaf frieren könnte, ist ihm ein Rätsel.

Mit seinem Handy lehnt er sich zurück und starrt auf den Bildschirm, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Tief seufzt er auf. Inzwischen ist er neben den Bediensteten die einzige wache Person an Bord. Ohne, dass er es bemerkt, fallen ihm die Augen zu und er fällt in einen unruhigen Schlaf. Dass er gleich darauf von dem Diener zugedeckt wird, nimmt er schon gar nicht mehr wahr.

 

In rasender Geschwindigkeit fliegt das kleine Flugzeug in Richtung des römischen Grossreiches. Der Himmel, der zuerst wieder heller geworden ist, wird nun wieder dunkler und die Nacht wird von Wolken verdunkelt, die sich über dem Meer zu Gebirgen aus Wassertröpfchen auftürmen.

 
 

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So, das war es nun auch schon. Mir tut Atemu sehr leid, dass er nun von seinem Yugi getrennt ist, aber da müssen unsere Jungs leider durch.

 

Ich hoffe, euch hat das Kaiptel gefallen.

 

Eure mrs_ianto



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kitty24
2021-09-20T14:26:52+00:00 20.09.2021 16:26
Es geht weiter *freu*
Bin gespannt wies wird. Ich denke nicht das sich Atemu irgendwem so leicht öffnet. Die einzige auf die er einigermaßen reagierte war jetzt ja auch nur Anna. Aber dieser Umgang wird in einer Welt die Sklaven größtenteils als Ding betrachtet unmöglich werden.
Antwort von:  mrs_ianto
20.09.2021 19:21
Ja, es geht endlich weiter. ;-)
Wir werden es sehen, ob und wie sich Atemu öffnen wird. Leicht wird es bestimmt nicht werden, da ja niemand überhaupt nur ansatzweise nachfühlen kann, wie es in ihm aussieht.

Danke für dein Review.

LG mrs_ianto


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