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Sklave der Wüste

von

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Silvester

Hallo zusammen,

 

ja, ich habe schon wieder viel zu lange kein neues Kapitel mehr gepostet und eigentlich war das Kapitel ja für Anfang Januar gedacht gewesen, aber irgendwie wollte meine Muse nicht aktiv werden. Nun ist es endlich soweit. Ihr bekommt das neue Kapitel zu lesen.

 

Ich wünsche euch viel Spass.

 

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Silvester

 

 

Gähnend setzt sich Atemu im Bett auf, nur um gleich darauf fröstelnd die Arme um sich zu schlingen und sich wieder unter die Decke zu verkriechen. »Yugi, wir müssen anfangen zu heizen, es ist einfach zu kalt geworden«, beschwert er sich, als er sich an ihn kuschelt.

»Hm?« Yugi dreht sich noch halb schlafend zu seinem Liebsten um und schlingt die Arme um ihn.

»Wir müssen auch hier oben anfangen zu heizen. Es ist eiskalt im Zimmer.« Atemu erwidert die Umarmung seines Shariks. Dass er eigentlich aufstehen sollte, ist ihm egal.

Langsam wird Yugi wacher und er realisiert, was die Worte zu bedeuten haben. »Liebster, wir heizen hier oben immer nur sehr sparsam. Darum haben wir ja so warme Decken.« Erst jetzt öffnet er die Augen und lächelt seinen Liebsten warm an. »Wir können aber am Abend schon ein wenig anfeuern und ein Brikett reinlegen, wenn es dir zu kalt ist.«

»Ja, das wäre wirklich toll«, erwidert Atemu und löst sich nach einem Blick zum Fenster widerstrebend von seinem Sharik. »Ich muss in den Stall«, murrt er und steigt aus dem Bett. Fröstelnd rennt er zu seinen Kleidern und schnappt sie sich, ehe er aus dem Zimmer läuft.

Schmunzelnd hat Yugi seinen Liebsten beobachtet und kuschelt sich noch für einen Moment unter der warmen Decke ein. Er muss ja jetzt eh warten, bis das Bad wieder frei ist. »Du bist richtig verwöhnt geworden«, murmelt er amüsiert.

 

Als er nach einem Blick zum Fenster der Meinung ist, dass sein Liebster so langsam fertig sein sollte, steht er auf und geht mit der Decke um den Schultern zu seinen Kleidern. Mit den Sachen auf dem Arm bringt er die Decke zurück zum Bett und geht dann fröstelnd aus dem Zimmer. Auf der Treppe läuft er seinem Liebsten über den Weg. »Moment«, raunt er ihm zu und zieht ihn an sich. Sanft küsst er ihn, bis er sich atemlos von ihm lösen muss. »Guten Morgen, nachträglich.«

»Guten Morgen, Sharik.« Atemu zieht ihn noch einmal an sich und küsst ihn noch einmal voller Liebe. »Nun aber ab mit dir unter die Dusche. Sonst musst du wieder im Laden frühstücken«, neckt er ihn, bevor er seinen Sharik sanft die Treppe runterschiebt.

Lachend lässt sich Yugi schieben. »Was gar nicht mehr so schlimm ist, seit du mir das Frühstück bringst und für Feuerholz sorgst.« Grinsend sieht er über die Schulter in das geliebte Gesicht und quiekt dann erschrocken auf, als er einen kleinen Klapps auf den Hintern bekommt. »Du kleiner Frechdachs, nun aber ab mit dir.« Gespielt streng hebt Atemu den Finger. »Ich habe auch noch anderes zu tun.« Mit diesen Worten wendet er sich wieder zur Treppe um und bringt den Schlafanzug nach oben ins Schlafzimmer.

 

Seinem Liebsten verliebt nachblickend, seufzt Yugi auf. »Du hast dich so sehr verändert«, murmelt er vor sich hin, als er die Badezimmertür öffnet und das Schild umdreht. Im Bad ist es herrlich warm, was Yugi für einen Moment seufzend die Augen schliessen lässt.

Als er die Kleider neben dem Ofen auf den Hocker gelegt hat, kontrolliert er, ob er Holz nachlegen muss und wirft zur Sicherheit noch ein Holzscheit in die Flammen.

 

Unterdessen ist Atemu im Heulager und stopft noch etwas mehr Heu in die vorbereiteten Netze. Er hat in den letzten Tagen bemerkt, dass die Pferde mehr als sonst fressen. Die jetzt deutlich volleren Heunetze schleppt er aus dem Lager und wird schon von einem ungeduldigen Schnauben empfangen, als er den Stall betritt. »Ja, ich beeile mich ja schon.« Lachend hängt er die Netze in die Boxen und kontrolliert die Tränken. «Hmmm, ich denke, ich hole drinnen warmes Wasser für euch. Oder was meint ihr?«

Nur zufriedenes Kauen antwortet ihm. »Ich werte das mal als ein Ja.« Grinsend geht Atemu aus Blackys Box und schliesst sorgfältig die Tür, ehe er den Eimer nimmt und in Richtung Haus geht. Dabei bemerkt er zum ersten Mal, dass es unter dem Schnee ziemlich glatt ist, was ihn leise seufzen lässt.

 

Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hat, zieht sich Atemu die Schuhe aus und geht mit dem Eimer in die Küche. »Guten Morgen, Grossvater. Ich hole für die Jungs nur warmes Wasser und brauche dann später die Asche. Der Hinterhof wird glatt.«

 

»Guten Morgen. Ach, darum holst du das Wasser hier und nicht im Bad. Du kannst den Ascheeimer sonst gleich mitnehmen. Die Asche drin ist noch von gestern und ich müsste ihn sowieso leeren.« Sugoroku deutet lächelnd mit einer Hand auf den Ascheeimer. »Yugi ist übrigens schon im Laden. Heute haben wir nur bis Mittag geöffnet, da wir dann nach dem Mittagessen gleich zu Jono gehen und uns dort um das Silvesteressen kümmern werden. Was ich dich noch fragen wollte. Wir gehen bei Sonnenuntergang immer in den Shinto-Tempel, um um Glück im neuen Jahr zu bitten. Willst du dann auch mitkommen oder in Jonos Haus bleiben?«

Nachdenklich blickt Atemu auf das in den Eimer fliessende Wasser. «Ich bleibe dann im Haus. Es würde sich falsch anfühlen. Tut mir leid.«

Lächelnd legt Sugoroku eine Hand auf die Schulter seines Enkels. »Du musst dich nicht entschuldigen. Wir gehen auch mehr aus Gewohnheit da hin.«

Dankbar sieht Atemu den alten Mann an. »Danke, für dein Verständnis.«

»Du musst dich nicht dafür bedanken. Das ist doch selbstverständlich.« Lächelnd schüttelt Sugoroku den Kopf und wendet sich nun dem Ofen zu, um die Brötchen herauszunehmen.

 

Endlich ist der Eimer voll und Atemu stellt das Wasser ab. Da er vor dem Frühstück nicht unbedingt noch einmal in die Küche kommen will, nimmt er auch gleich den Ascheeimer mit nach draussen und stellt ihn neben der Hintertreppe ab. Das heisse Wasser verteilt er zu gleichen Teilen in den Tränken und giesst dann noch kaltes Wasser aus dem Brunnen nach und holt dann noch einmal heisses Wasser, das er wieder zu gleichen Teilen auf die Tränken verteilt.

 

Als er aus dem Stall tritt, blickt er zum Himmel. »Zeit fürs Frühstück«, murmelt er vor sich hin und geht ins Haus. Die vom Schnee feuchten Schuhe zieht er sich gleich hinter der Tür aus und schlüpft in die Hausschuhe, ehe er sich die Hände wäscht und dann in die Küche geht.

»Da bist du ja wieder. Hast du alles geschafft?« Fragend sieht Sugoroku zu Atemu der bedauernd den Kopf schüttelt. »Leider nein. Ich muss noch den Hof vom Schnee befreien und dann die Asche verteilen. Was ich noch fragen wollte. Kann ich den Jungs morgens eine zusätzliche Portion Hafer geben? Sie scheinen bei der Kälte die Energie zu brauchen.«

 

Sugoroku drückt Atemu eine Tasse Tee in die Hand. «Mach das ruhig. Wir können ja am nächsten Markttag noch extra Hafer kaufen gehen und vielleicht finden wir ja auch einen Sack Mais.«

Sich die kalten Finger an der Tasse wärmend, trinkt Atemu vorsichtig einen Schluck. »Das hört sich gut an. Auch wenn ich weiss, dass es für die Pferde besser ist, wenn der Stall nicht geheizt wird, tut sie mir doch auch ein wenig leid, dass sie in der Kälte stehen müssen. Ich gebe schon eine Extralage Stroh in die Boxen, damit sie es schön warm haben.« Noch einmal von dem Tee trinkend, geniesst er die Wärme, die sich langsam von innen in seinem Körper ausbreitet.

»Isst Yugi wieder im Laden?«

Ernst nickt Sugoroku und setzt sich hin. »Ja, die ersten Leute haben schon an die Tür geklopft, als er Holz nachgelegt und dann die Regale wieder aufgefüllt hat. »Dieses Jahr ist es ungewöhnlich kalt und die Menschen suchen nach warmen Stoffen und anscheinend sind wir einer der wenigen Händler, die noch welche haben. Besonders dieser Wollstoff ist trotz der heiklen Farbe heiss begehrt und wenn das so weitergeht, werden wir schon in einer Woche keinen mehr haben.« Während er gesprochen hat, hat er sich ein Brötchen genommen und schneidet es jetzt auseinander. »Ich habe ihm vorhin ein belegtes Brot und eine Kanne Tee gebracht, da standen schon drei Kunden im Laden und die beiden, die warten mussten, haben sich schon selbstständig umgesehen. Das ist wirklich selten, dass das passiert.«

Atemu hört aufmerksam zu, während er ein Honigbrötchen geniesst. »Was ich auch noch fragen wollte, können wir oben auch ein wenig heizen? Es ist so schrecklich kalt im Schlafzimmer.«

Sugoroku kann sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. »Das können wir machen. Wir müssen einfach den Kamin im Wohnzimmer auch anfeuern und die Schieber dementsprechend einstellen, dann wird es oben dann schnell kuschelig warm. Aber wir heizen nicht zu sehr, sonst müssen wir noch teuer Holz nachkaufen gehen und das möchte ich vermeiden.«

»Es muss ja nicht so warm wie hier unten werden, aber ein bisschen wärmer als draussen wäre schon schön oder hast du nicht kalt, wenn du aufstehst?«¨

Lachend lehnt sich Sugoroku zurück. »Doch natürlich habe ich auch kalt, wenn ich morgens aufstehe. Darum bin ich auch einverstanden, dass wir abends oben ein wenig den Kamin anfeuern und dann ein oder zwei Briketts einlegen.«

Grinsend mustert Atemu den alten Mann. »Du hast also nur darauf gewartet, dass einer von uns sagt, dass wir kalt haben und oben etwas heizen wollen?« Auch wenn er es wie eine Frage klingen lässt, ist es doch mehr eine Feststellung.

Ertappt reibt sich Sugoroku übers Kinn. »Du hast mich erwischt. Ich kann doch nicht zugeben, dass ich es wärmer haben möchte. Das geht gegen meinen Stolz.«

Kopfschüttelnd widmet sich Atemu wieder seinem Brötchen zu. Schweigend frühstücken sie zu ende und nachdem Atemu Sugoroku dabei geholfen hat, die Küche von den Spuren des Frühstücks zu befreien, geht er zurück in den Hof, wo er den Pferden nun je eine Handvoll Hafer gibt und ihnen auch gleich das nächste Heunetz in die Boxen hängt.

Als die Pferde zufrieden kauend dastehen, nimmt er die Schneeschaufel und befreit den Hofplatz vom Schnee, ehe er den Ascheeimer nimmt und die Asche auf dem Platz verteilt. Zwar ist der Boden nun von der Asche schmutzig, aber immerhin nicht mehr glatt. Dennoch verzieht Atemu das Gesicht, als er die graue Schicht sieht, die alles andere als appetitlich aussieht. »Also die Pferde füttere ich jetzt nur noch in den Boxen. Das kann doch auf Dauer nicht gesund sein.«

»Führst du Selbstgespräche?« Schmunzelnd lehnt Yugi im Türrahmen und beobachtet seinen Liebsten. »Musst du nicht im Laden stehen?« Mit dem leeren Eimer geht Atemu zu Yugi und haucht ihm einen Kuss auf die Lippen. »Das muss ich ja wohl oder übel. Schliesslich bin ich hier draussen allein. Was machst du überhaupt hier hinten? Ist im Laden nichts los?«

Seufzend lehnt Yugi die Stirn gegen die seines Liebsten. »Doch schon, aber ich musste kurz aufs Klo und dachte, ich schau mal nach dir. Grossvater steht im Moment im Laden, darum muss ich auch gleich wieder reingehen.«

»Wenn das so ist, kann ich dir dann gleich den Ascheeimer geben? Ich will die Pferde noch ein wenig laufen lassen und die Boxen ausmisten, bevor wir nach dem Mittagessen losgehen und bin ziemlich spät dran.« Als ihm sein Sharik den Eimer aus der Hand nimmt, lächelt Atemu ihn dankbar an und haucht ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. »Danke, Sharik.«

Schmunzelnd legt ihm Yugi die Hand auf die Wange. »Nichts zu danken, du solltest dann aber noch einmal duschen, bevor wir losgehen. Du bist voller Asche, mein Schatz.« Noch bevor sein Liebster etwas erwidern kann, dreht Yugi sich um und geht zurück ins Haus.

Die Stirn runzelnd blickt Atemu an sich runter und seufzt. «Na toll, sogar die Jacke ist voll.« Murrend geht er die Seile holen und blockiert das Tor, ehe er die Pferde rauslässt und die Boxen ausmistet. Dabei wird ihm richtig warm, obwohl die Kälte langsam durch seine Kleidung dringt.

 

Gute Zwei Stunden später, stehen Blacky und Rocky wieder in ihren Boxen und zupfen einzelne Heuhalme aus den neuen Netzen. Fressen tun sie allerdings nicht wirklich, da sie immer noch satt sind.

Zufrieden beobachtet Atemu das Verhalten der beiden und gibt ihnen noch einmal frisches Wasser, bevor er ins Haus geht und sich gleich unter die Dusche stellt. Im ersten Moment brennt das warme Wasser auf seiner kalten Haut, dennoch stellt er es nicht auf kälter, sondern geniesst das leichte Brennen und Kribbeln sogar, als das Gefühl in seine Glieder zurückkehrt.

Nur leider kann er es sich heute nicht leisten, zu lange unter der Dusche zu stehen, weshalb er schon nach ein paar Minuten bedauernd wieder aus der Wanne steigt und nach einem Frotteetuch greift.

Nachdem er sich abgetrocknet hat, wickelt er es sich um die Hüften. Vor dem Spiegel stehend, mustert er sich im Spiegel und mustert nachdenklich den Bart, der ihm in den letzten Tagen gewachsen ist. Eigentlich gefällt es ihm so, weshalb er ihn nur ein wenig in Form bringt.

Frisch geduscht und nur minimal rasiert verlässt er das Badezimmer und geht nach oben, wo er überrascht feststellt, dass es deutlich wärmer ist als noch am Morgen. Offenbar hat Grossvater schon den Kamin angefeuert.

Dennoch fröstelt es ihn, als er im Schlafzimmer steht, weshalb er eilig frische Kleider anzieht und diesmal einen besonders warmen Pullover auswählt und auch noch ein Shirt drunter zieht.

So warm eingepackt, geht Atemu nach unten und setzt sich zu Yugi und Sugoroku an den Tisch, die schon auf ihn warten. Eine herrlich duftende Kartoffelsuppe steht auf dem Tisch und wartet nur darauf, dass sie verspeist wird.

»Verzeiht, dass ihr warten musstet. Grossvater, meine Jacke ist leider voll Asche, wie kriege ich die schnell wieder sauber?«

Sugoroku ist schon dabei, die Suppe zu verteilen. »Reibe nicht an den Flecken, dann kannst du die Jacke noch bis zum Waschtag im Stall anziehen. Asche geht relativ gut wieder raus, wenn man sie nicht in den Stoff rein reibt.«

»Okay, dann passe ich in den nächsten Tagen besonders gut auf.« Erleichtert, dass die Jacke wieder sauber werden wird, atmet Atemu auf und nimmt sich zu der Suppe auch noch ein Brötchen.

 

Nach dem Essen brechen die Drei warm eingepackt und mit einem Korb mit den vorbereiteten Häppchen auf den Weg zu Jonouchis Schmiede.

Trotz der Flecken, hat Atemu wieder die warme Jacke aus dem Wollstoff angezogen und sein Sharik hat ihm sogar noch grinsend eine Mütze über den Kopf gezogen und einen Schal um den Hals gewickelt.

Mit gesenktem Köpfen gehen sie durch den stärker werdenden Schneefall durch die weissen Strassen. Ihre Schritte werden durch die Schneeschicht gedämpft und irgendwie wirkt es durch das graue Licht seltsam, an den eigentlich so vertrauten Häusern und Geschäften vorbeizugehen.

 

Als sie auf den Platz vor Jonouchis Schmiede ankommen, atmet Yugi auf. »Endlich, ich dachte schon, wir kommen gar nicht mehr an. Ist die Schmiede etwa weiter weg gewandert?«

Grinsend legt Sugoroku die Hand auf die Schulter seines Enkels. »Das denke ich nicht. Aber durch den Schnee ist dir die Strecke einfach weiter vorgekommen. Nun lass uns aber reingehen. Wir werden sicher schon erwartet.«

Yugi nickt und geht zur Tür, wo er die Hand hebt und anklopfen möchte, als diese schon geöffnet wird. »Da seid ihr ja. Ich dachte schon, dass euch der Schnee gefressen hat.« Grinsend lässt Jonouchi die Drei eintreten und nimmt Atemu den Korb ab. »Na los, ab nach oben mit euch. Wir haben im Wohnzimmer den Ofen angefeuert und einen kleinen Schrein aufgestellt. Wenn es euch recht ist, bitten wir an dem Schrein um Glück fürs neue Jahr und gehen nicht durch den Schneesturm zum Schrein«, erzählt Jonouchi ihnen, während sie nach oben in die Wohnung gehen, wo sie schon von May und Rishido erwartet werden.

«Jungs, ihr habt es also doch noch hergeschafft. Ich dachte schon, ihr bleibt bei dem Wetter Zuhause.« Stürmisch umarmt May Yugi und drückt ihn an sich, ehe sie auch Sugoroku umarmt und auch Atemu in eine schnelle Umarmung zieht.

Noch immer mag er es nicht wirklich von jemand anderen als Yugi oder auch Sugoroku umarmt zu werden, dennoch legt er die Arme schnell um sie, bevor er zurücktritt und sich in dem gemütlichen Wohnzimmer umsieht. »Ich dachte, wir sind heute mit dekorieren dran?«

Grinsend kratzt sich Jonouchi am Hinterkopf und zuckt dann mit den Schultern. »Ja, eigentlich schon, aber irgendwie waren wir nach dem Schreinaufstellen gerade so schön in fahrt und haben gleich weitergemacht.«

Vielsagend hebt Rishido nun eine Augenbraue an. »Meister Jonouchi, will nur nicht zugeben, dass Miss May ihn zum Aufräumen gezwungen hat, weil hier nach dem Aufbau ein riesen Chaos geherrscht hat«, flüstert er Atemu zu, der sich nur mit Mühe ein lautes Lachen verkneifen kann. »Wieso erstaunt mich das nicht?«, fragt er scherzend und zieht sich nun die Jacke aus.

»Grossvater, Sharik, gebt mir doch eure Jacken, wenn ihr jetzt doch hier bleibt.« Mit den Jacken geht er rüber ins Badezimmer, wo er sie in der Nähe des Ofens aufhängt, damit diese trocknen können. Da bemerkt Rishido die Flecken und nimmt die Jacke wieder vom Haken. »Ich wasche die schnell, dann ist sie wieder trocken, bis ihr wieder geht.«

Erstaunt nickt Atemu reflexartig. »Danke, aber das ist doch nicht nötig«, erwidert er perplex und stellt sich neben den anderen. »Grossvater wollte das beim nächsten Waschtag machen.«

Das Wasser in die Wanne laufen lassend, sieht Rishido zu ihm. »Das glaube ich dir. Aber erstens werden sie jetzt wohl gerade ihre Riten machen und zweitens ist die Jacke vom Schnee nass geworden, also kommt es jetzt auch nicht mehr darauf an und die Flecken gehen jetzt noch besser raus.«

 

»Verstehe«, murmelt Atemu und sieht nun zu, wie Rishido gekonnt einen Fleck nach dem anderen aus dem weissen Stoff wäscht und die Jacke dann sorgfältig noch einmal ausspült, ehe er sie neben dem Ofen aufhängt und noch einmal Holz nachlegt. »Es ist schon interessant. Meister Jonouchi ist nicht gläubig. Aber dennoch ist dieses Ritual an Silvester für ihn sehr wichtig und er war richtig betrübt, als sich das Wetter verschlechtert hat und Miss May meinte, dass sie hier bleiben sollten, da der Schrein ausserhalb der Stadt liege.« Rishido hat den Stoff noch einmal glatt gestrichen und dreht sich jetzt zu Atemu um. »Was ist mit dir? Glaubst du an die Götter? An Ra, dessen Sohn du bist? Und an die anderen Götter?« Fragend sieht er den Kleineren Mann an, der ernst zur Seite blickt und dann den Kopf schüttelt. »Nein, ich glaube nicht an sie. Für viele ist der Glaube an sie ein Trost, aber das war er für mich nie und ich habe zu viel gesehen, als dass ich an so eine höhere Macht glauben könnte.«

Ernst nickt Rishido. »Das tut mir für dich leid. Für mich waren sie in den schweren Zeiten immer ein Pol der Hoffnung und schliesslich haben sie meine Gebete erhört und mich zu einem gütigen Meister geführt. Dafür werde ich ihnen auf ewig dankbar sein.« Lächelnd legt Rishido die Hände auf Atemus Schultern. »Ich weiss, dass du durch deine Herkunft viel mehr weisst, als ich es tue und ich wohl nie verstehen werde, wie du wirklich zu den Göttern stehst, aber auch wenn du nicht an sie glaubst, sind sie bei dir. Sie haben dir eine schwere Prüfung auferlegt und werden dir noch mehr auferlegen.« Ernst sieht er in diese Augen, die ihn tief in seinem Innern mit Ehrfurcht erfüllen und in die er unter anderen Umständen nie hätte sehen dürfen.

Fest erwidert Atemu den Blick und legt die Hand auf die von Rishido. »Danke dir. Lass uns zu den anderen gehen.« Bewusst klärt er ihn nicht darüber auf, wie der Glaube des Volkes von seiner Familie über die Jahrhunderte hinweg instrumentalisiert worden ist und wie auch die früheren Pharaonen teilweise ihre Macht im Namen der Götter missbraucht haben.

Gemeinsam gehen sie ins Wohnzimmer, bleiben aber stehen, kaum dass sie den Raum betreten haben. Atemu und Rishido beobachten schweigend, wie ihre Freunde und Familie mit gesenkten Köpfen vor dem kleinen, improvisierten Altar stehen. Obwohl er weiss, dass keiner von ihnen gläubig ist kann er spüren, dass ihnen dieser Moment des Innehaltens unglaublich wichtig ist.

 

Schliesslich klatschen sie drei Mal in die Hände, ehe sie sich umwenden und lächelnd zu Atemu und Rishido blicken. »Da seid ihr ja wieder. Wir sind hier soweit fertig, wollen wir jetzt zu Abend essen?« Yugi tritt auf seinen Liebsten zu und haucht ihm einen Kuss auf die Lippen. »Ich weiss, dir bedeutet das nichts, aber vielleicht willst du auch einen Moment innehalten«, raunt er ihm leise zu und legt ihm dabei die Hand auf die Wange. »Es tut unglaublich gut. Selbst wenn man nicht an die Götter glaubt.«

Atemu schmiegt seine Wange in die warme Handfläche. »Sharik, ich weiss nicht, ob ich das kann. Ich weiss zu viel«, murmelt er betrübt, löst sich dann aber doch von ihm und geht zu dem kleinen Schrein, auf dem die Räucherstäbchen immer noch ihren wohlriechenden Rauch in die Luft steigen lassen. Lange blickt er auf die schon beinahe hypnotischen Bewegungen der kleinen Rauchsäulen und bemerkt nicht, dass die anderen ihn allein lassen und leise in die Küche gehen. Erst, als der Wind am Fenster rüttelt, erwacht Atemu aus seiner Trance und wendet sich um. Die Stirn runzelnd bemerkt er, dass er allein ist und geht zur Tür. Dort bleibt er stehen und neigt lauschend den Kopf. Leise hört er Stimmen aus der Küche und folgt ihnen, bis er den wärmsten Raum der Wohnung betritt. »Da seid ihr ja. Tut mir leid, ich wollte euch nicht aus dem Wohnzimmer vertreiben.« Mit einem schuldbewussten Blick geht er zu seinem Sharik und legt ihm die Hand auf die Schulter.

Lächelnd legt Yugi seine Hand auf die seines Liebsten und schüttelt den Kopf. »Du hast uns nicht vertrieben. Wir wollten dir einen Moment Ruhe gönnen und haben uns hier gut unterhalten. Jetzt sollten wir aber langsam mal die Häppchen von Grossvater zu Mays Köstlichkeiten stellen und es uns im Wohnzimmer am Kaminfeuer gemütlich machen.«

Mit einem schiefen Grinsen, da sein Magen wie auf Kommando knurrt, nickt Atemu und greift sich zwei der Teller, auf denen die herrlich duftenden Häppchen angerichtet sind.

Gemeinsam gehen sie mit den gefüllten Tellern zurück ins Wohnzimmer und setzen sich auf das Sofa und die Stühle, die in einem Halbkreis um den Kamin und den niedrigen Couchtisch, auf dem sie nun die Teller verteilen, aufgestellt worden sind.

Obwohl Atemu angesichts des Feuers nervös ist, lehnt er sich neben Yugi zurück und lauscht den Gesprächen der anderen, ohne die Worte jedoch bewusst wahrzunehmen. Nachdem er sich satt gegessen hat, lehnt er sich an seinen Sharik. Plötzlich müde legt er den Kopf auf dessen Schulter und ist kurz darauf eingeschlafen.

 

Yugi blickt schmunzelnd zu seinem schlafenden Liebsten. »Er war die ganze Zeit über so angespannt. Kein Wunder, dass er jetzt so müde ist«, murmelt er leise und konzentriert sich dann wieder auf Jonouchi. »Wir wissen nicht, wie es genau weitergeht. Jetzt, da er sich an seine Vergangenheit erinnert. Wir nehmen jeden Tag, so wie er kommt. Etwas anderes bleibt uns ja nicht übrig. Und noch kämpft Atemu ja mit den Erlebnissen nach seiner Versklavung.«

Ernst nickt Jono und nimmt einen Schluck von seinem Tee. »Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Kriegt er immer noch Panik, wenn man Liebe sagt?« Neugierig mustert er Atemu der im Schlaf so entspannt wirkt, wie er ihn noch nie gesehen hat.

Tief seufzend streicht Yugi eine Strähne aus dem Gesicht seines Liebsten. »Er vermeidet das Wort wo er nur kann und wir lassen es nicht darauf ankommen. Er bestimmt das Tempo und ehrlich gesagt, habe ich mich inzwischen daran gewöhnt, es in dem Zusammenhang, mit dem er Probleme hat, nicht zu benutzen.«

Ungläubig schüttelt Jonouchi den Kopf. »Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Wenn ich May nicht -Ich liebe dich- sagen könnte, dann würde ich verrückt werden. Wie macht ihr das denn?«

 

Leise lacht Sugoroku auf. »Sie haben eine ganz eigene Formulierung gefunden. Hast du etwa nie zugehört, wenn sie -Dir gehört mein Herz- oder -Mein Herz gehört dir- gesagt haben?«

 

Als Jono nun die Stirn runzelt, verdreht May die Augen. »Du hast nie zugehört, mein Lieber und wenn doch, dann hast du es wieder vergessen.« Lachend gibt sie ihm einen lauten Schmatzer auf die Wange, als die ersten Raketen mit einem Knall explodieren. »Schon so spät. Das habe ich gar nicht bemerkt. Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr und hoffen wir, dass das Jahr 2017 mindestens genauso gut oder noch besser wird, als das letzte Jahr.«

 

»Ja, und ruhiger«, fügt Yugi hinzu und als sie mit ihrem Tee lachend anstossen, wird Atemu wieder wach. »Was ist passiert? Bin ich etwa eingeschlafen?« Verwirrt blickt er sich im Wohnzimmer um und sieht dann fragend zu seinem Sharik, der ihm lächelnd einen Kuss auf die Lippen haucht. »Ja, das bist du. Du hast den Jahreswechsel verschlafen. Ich wünsche dir ein frohes neues Jahr, mein Liebster.« Automatisch erwidert Atemu den gehauchten Kuss. »Das wünsche ich dir auch«, raunt er leise und mustert dann die anderen. «Natürlich wünsche ich euch auch ein frohes neues Jahr und viel Gesundheit.« Bei den letzten Worten sieht er vielsagend zu Grossvater, der den Blick ernst erwidert, dann aber schief grinst. »Ich werde mir Mühe geben, dass ich mich nicht mehr überarbeite.«

»Das will ich auch hoffen. Nicht, dass Atemu dich noch öfters wieder einrenken muss«, kommentiert Yugi trocken, was für lautes Gelächter sorgt. Vor allem, weil Sugoroku gespielt empört das Gesicht verzieht und mit dem erhobenen Zeigefinger vor Yugis Nase rumwedelt. »Nicht frech werden, mein Junge. Komm du erst mal in mein Alter und sei dann immer noch so fit, wie ich es bin.« Das breite Grinsen auf dem Gesicht des alten Mannes, lässt seinen strengen Tonfall Lügen strafen.

»Wir werden es ja dann sehen, wie fit Yugi noch ist und ob er dich dann endlich auch mal im Schach schlagen kann«, wirft Jonouchi gedankenlos ein, was eine plötzliche Stille hervorruft. Ist doch allen klar, dass Sugoroku den Tag unmöglich erleben kann.

 

Um die unangenehme Stille zu beenden, räuspert sich Sugoroku nun lautstark. »Es ist schon spät. Wir sollten langsam nach Hause gehen. Auch wenn Yugi morgen ausschlafen kann, haben wir viel zu tun.« Vielsagend blickt er zu Yugi, der bei dem Gedanken an die immer wieder verschobene Inventur das Gesicht verzieht. «Du hast ja recht«, murrt er und steht auf. »Ihr habt es ja gehört. Holen wir unsere Jacken und gehen raus in die kalte Nacht.«

 

Bei der Vorstellung, dass er raus in die Kälte muss, schaudert es Atemu unwillkürlich, als er aufsteht und die Jacken aus dem Badezimmer holt. »Ein Glück, sie ist trocken!« Erleichtert, schlüpft er in die durch den Ofen kuschelig warme Jacke, ehe er zurück zu den anderen geht, die schon unten an der Tür auf ihn warten und reicht seinem Sharik und Grossvater die herrlich warmen Jacken.

Nachdem sie sich alle von einander verabschiedet haben, machen sich Yugi, Sugoroku und Atemu auf den Heimweg, durch die inzwischen klare, aber dafür eiskalte Nacht. Die Hände tief in den Taschen vergrabend und mit hochgeklappten Kragen, laufen sie, im knirschenden Schnee die ersten Spuren hinterlassend durch die menschenleeren Strassen. Keiner sagt ein Wort, um auch ja möglichst wenig von der eisigen Luft in die Lungen zu bekommen. Endlich erreichen sie durchgefroren den Hinterhof und betreten den schneeweissen Platz, nur um gleich darauf von einem lauten Schnauben und Stampfen begrüsst zu werden, was Atemu die Stirn runzeln lässt. »Ich habe die Stalltüren doch geschlossen«, murmelt er besorgt und rennt nun zu der nur noch angelehnten Tür. Voller Sorge um seine Racker, betritt er den Stall und mustert die wachen Pferde, nur um gleich darauf scharf die Luft einzuziehen, als er in Blackys Box einen Schatten im Stroh liegen sieht. «Yugi, Grossvater! Kommt schnell her!«

 

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So, das war es jetzt auch schon wieder. Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und ich hoffe, dass ich alle Namen aus der Romanversion eliminiert habe.

 

Eure mrs_ianto



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Usaria
2020-05-04T18:19:41+00:00 04.05.2020 20:19
Wie immer toll geschrieben, wäre schön wenn es wieder wöchentlich weiter gehen könnte.
Hmm! Im Stroh liegt was! Sag mal kannst du Gedanken lesen? Weil ich hatte auch schon so ne Idee. Ich werde sie dir per ENS zu schicken.
Antwort von:  mrs_ianto
04.05.2020 20:22
Danke. Meine Muse tut sich im Moment etwas schwer mit dem nächsten Kapitel. Auf dem PC ist es jedoch schon aufgelöst, wer es ist und Nein, ich werde es dir nicht verraten, wer es ist.
Von:  Eri-chan
2020-03-04T17:51:23+00:00 04.03.2020 18:51
Wer oder was wohl da liegt. Atemu sagt zwar das ihn das Ägyptische Reich und das Pharaonen Dasein nichts mehr angeht, aber wenn er sich da mal noch irrt. Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.

Vlg Eri-chan
Antwort von:  mrs_ianto
04.03.2020 19:06
Ja, das ist die Frage: Wer oder was liegt da im Stroh? Und dann noch die nächste Frage: Wird Atemu recht behalten, dass es ihn nichts mehr angeht?

Fragen über Fragen, die sich hier stellen und die nicht mal Atemu beantworten könnte.

VlG mrs_ianto
Von:  Aria_Crown
2020-03-04T10:09:40+00:00 04.03.2020 11:09
Gemein, dass ist so ein fieser Cliff Hänger.😉 Ich will wissen, wer da in der Box liegt.

Aber ansonsten ein wirklich schönes Kapitel. Da wartet man doch gerne.
Antwort von:  mrs_ianto
04.03.2020 12:13
Hallo,
Ich denke, das wollen wohl alle wissen, wer da liegt. Tja, das wird im neuen Kapitel dann aufgelöst. 😉

Es freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat.

LG mrs_ianto


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