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Sklave der Wüste

von

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Weihnachten

Hallo zusammen,

 

eigentlich habe ich das Kapitel gestern oder sogar schon vorgestern veröffentlichen wollen, aber irgendwie haben mir meine Katzen und meine Muse einen Strich durch die Rechnung gemacht. Darum könnt ihr es heute lesen.

 

Falls ihr euch wundert, dass plötzlich unbekannte Namen auftauchen, das kommt daher, dass ich im Buch ja andere Namen verwende und jetzt beides parallel schreibe. Da kann es schon mal vorkommen, dass ich mich vertue und es beim Gegenlesen auch nicht bemerke.

 

So, jetzt habe ich aber genug gequasselt und wünsche euch viel Spass mit dem neuen Kapitel.

 

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Weihnachten

 

 

Yugi räkelt sich genüsslich, als er die Augen öffnet. Es ist hell im Zimmer, aber das stört ihn überhaupt nicht. Heute bleibt der Laden den ganzen Tag über geschlossen und das will er ausnutzen, indem er mal wieder in aller Ruhe mit seinem Liebsten kuschelt.

Lächelnd dreht er sich um und schon verschwindet das Lächeln wieder aus seinem Gesicht. Er liegt allein im Bett. Von Atemu ist weit und breit keine Spur zu sehen.

Die Stirn runzelnd richtet er sich auf und schlägt die Decke zurück, nur um gleich darauf fröstelnd die Arme um sich zu schlingen. Es ist kalt im Zimmer. »Na toll. Müssen wir hier oben etwa auch schon heizen?«, murmelt er und steht auf. Hastig eilt er zum Schrank und holt warme Sachen heraus, die er sich aber nicht gleich anzieht. Er nimmt sie mit nach unten, wo er sie im herrlich warmen Badezimmer neben den Ofen legt, ehe er sich auszieht und gedankenverloren unter die Dusche steigt. Nur um gleich darauf beinahe wieder aus der Wanne zu springen, als ihn eiskaltes Wasser trifft. »Verdammte Scheisse«, fluchend wartet er neben dem Wasserstrahl stehend darauf, dass dieser endlich warm wird.
 

In der Küche lacht Atemu laut auf, als er Yugi fluchen hört. »Yugi ist wach«, stellt er breit grinsend fest, während er zusammen mit Grossvater einen Keks nach dem anderen aussticht und auf das Blech legt. »Warum backen wir eigentlich erst jetzt Weihnachtskekse? Oder besser gesagt, warum feiert ihr das Fest überhaupt?«

Auch Sugoroku ist am Grinsen, doch sein Blick wird jetzt wehmütig. »Meine erste Frau, also Yugis Grossmutter, hat diese Tradition eingeführt. Sie hat an den christlichen Gott geglaubt und irgendwie finde ich es eine schöne Tradition, auch wenn wir nicht die angebliche Geburt von diesem Jesus feiern. Wir backen Kekse und gehen dann später auf den Friedhof, um auch den Verstorbenen ein paar der Kekse zu bringen und am Abend sitzen wir mit unseren Freunden zusammen und geniessen das Zusammensein.«

Spontan legt Atemu den Arm um Sugorokus Schultern. »Das ist eine sehr schöne Tradition und es zeigt so viel mehr, was Weihnachten eigentlich sein sollte, als das, was die meisten Familien der Oberschicht tun, die sich Christen nennen.« Er hat nur leise gesprochen, irgendwie hatte er das Gefühl, dass lautere Worte den Moment gestört hätten.

Tief durchatmend lehnt sich Sugoroku kurz an ihn, ehe er sich wieder aufrichtet und den Keksen widmet. «Na komm, wir müssen uns beeilen, damit wir fertig werden.« Lächelnd sieht er den jungen Mann an, der in so kurzer Zeit einen so unglaublich weiten Weg, zurück zu sich selbst, geschafft hat.
 

Atemu erwidert das Lächeln, wendet sich dann aber gleich wieder dem Teig zu. Als sie das erste Blech voll haben, schiebt Sugoroku es in den heissen Ofen und legt wieder Holz nach, als Yugi in die Küche kommt. »Guten Morgen. Ihr habt schon angefangen? Warum habt ihr nicht gewartet?», fragt er leicht vorwurfsvoll und gibt seinem Liebsten einen schnellen Kuss. »Allein aufzuwachen ist nicht schön, wenn ich schon mal im Bett liegen bleiben und in Ruhe mit dir schmusen könnte.«

»Tut mir leid. Aber ich bin im Morgengrauen aufgewacht und wollte dich nicht aufwecken. Darum bin ich möglichst leise aus dem Zimmer gegangen und habe die Pferde versorgt«, raunt Atemu seinem Sharik zu und gibt ihm noch einen Kuss. »Magst du mit mir Kekse ausstechen? Grossvater will das Frühstück erst machen, wenn wir fertig sind.«

»Na, dann helfe ich wirklich lieber mit. Nicht, dass wir noch … ach, vergiss es.« Um seinen beinahe Patzer zu überspielen, nimmt sich Yugi eins der Keksförmchen und beginnt Herzen auszustechen. »Es ist schön, dass wir drei zusammen sind.«

Sugoroku platziert jetzt das zweite Blech auf dem Tisch und verteilt die ersten Kekse darauf. »Ja, das ist es.« Er legt die Hände auf Yugis und Atemus Schultern. »Wir sind eine Familie und ich bin stolz darauf, was ihr beide in diesem Jahr geschafft habt.«

»Nicht wir beide. Wir drei«, widerspricht Atemu sofort und Yugi nickt. »Er hat recht. Wir drei. Ohne dich wären wir nie so weit gekommen.«

Verlegen reibt sich Sugoroku das Kinn. »Wenn ihr meint. Dennoch bin ich stolz auf euch beide und jetzt sollten wir weiter machen. Sonst sind wir hier bis zum Neujahrsfest noch nicht fertig.«
 

Lachend schüttelt Yugi den Kopf und legt die letzten Herzen auf das Blech, ehe er zusieht, wie sein Grossvater den restlichen Teig wieder zu einer Kugel formt und dann mit dem alten Nudelholz ausrollt. »So, ihr könnt weitermachen.« Sugoroku zwinkert den beiden zu, als er sich abwendet und einen Topf mit Milch auf den Herd stellt.
 

Als dann das zweite Blech auch gefüllt ist, sind die ersten Kekse fertig gebacken und können aus dem Ofen genommen werden. Ein herrlicher Duft nach frisch gebackenen Keksen breitet sich in der Küche aus und Atemu kann es sich nicht verkneifen. Er stibitzt einen der noch heissen Kekse und schiebt ihn sich in den Mund. Obwohl er sich beinahe die Zunge verbrennt, schliesst er genüsslich die Augen. »Lecker«, murmelt er mit vollem Mund. Tadelnd hebt Sugoroku daraufhin den Finger. »Erstens: Man fragt, bevor man sich einen Keks nimmt. Zweitens: Man spricht nicht mit vollem Mund und jetzt macht weiter, damit wir auch die restlichen Kekse nachher in den Ofen schieben können.«

Runterschluckend nickt Atemu mit verlegen geröteten Wangen. »Tut mir leid, aber ich konnte einfach nicht widerstehen.« Nachdem er sich ein neues Förmchen ausgesucht hat, landet auch schon bald der restliche Teig als Halbmonde und Sonnen auf dem Blech, das sich immerhin noch einmal bis zur Hälfte füllt.
 

Da die Kekse im Ofen noch nicht fertig sind, stellen sie das Blech auf die Arbeitsplatte. Während Atemu jetzt den Tisch von Mehl und Teigresten befreit, bereitet Sugoroku mit Yugis Hilfe das Frühstück vor.

Aber kein Duft nach Schwarztee mischt sich mit dem Keksduft. Nein, zur Feier des Tages hat Sugoroku den Kakao hervorgeholt und gibt sogar noch einen Klecks Sahne in die Tassen.
 

Mit leuchtenden Augen nimmt Atemu eine der Tassen und schnuppert an dem Kakao. »Das riecht so gut. Heute ist wirklich ein besonderer Tag.«

Leise lachend legt Yugi den Arm um seinen Liebsten. »Ja, heute ist ein besonderer Tag«, raunt er ihm zu. »Lass uns frühstücken. Wir haben noch viel vor.«

Wissend nickt Atemu. »Ja, Grossvater hat es mir gesagt, dass wir nachher noch zum Friedhof gehen.«
 

»Jungs, der Kakao wird nicht wärmer, wenn ihr weiter rumredet. Also setzt euch hin und esst.« Streng sieht Sugoroku die beiden an, aber das schelmische Blitzen in seinen Augen zeigt deutlich, dass er es nicht so meint. Dennoch setzen sie sich nun auch hin und greifen nach den Brötchen. Immer wieder sehen sich Yugi und Atemu tief in die Augen, während sie essen. Irgendwie ist die Stimmung heute anders als in den letzten Wochen. Sie ist entspannter …
 

Schmunzelnd beobachtet Sugoroku seine beiden Enkel, die ihn gerade mehr an Jugendliche erinnern, so wie sie einander ansehen. »Wenn wir dann mit dem Frühstück fertig sind, möchte ich nach dem Aufräumen gleich zum Friedhof aufbrechen.«
 

Aus seinen Gedanken gerissen, blickt Yugi fragend zu seinem Grossvater. »Warum die Eile? Ich meine, natürlich will ich auch zum Friedhof. Aber sonst hast du es nie so eilig gehabt.«

Seufzend deutet Sugoroku nun zu Atemu. »Willst du ihn zwingen hier zu bleiben? Du weisst doch genau, wie voll der Friedhof am fünfundzwanzigsten immer ist. Wir sind schliesslich nicht die einzigen, die heute die Verstorbenen besuchen.«

Beschämt senkt Yugi den Blick. »Du hast ja recht. Daran habe ich nicht gedacht, dass Atemu sich dann ja verstellen muss.«

Ernst nickt Sugoroku. »Genau und darum will ich möglichst früh los.« Leicht beugt er sich nun vor und legt die Hand auf den Arm seines Enkels. »Nun sei nicht so geknickt. Wir packen nachher gleich die Kekse ein und gehen los. Dann kann Atemu den Ausflug auch noch geniessen.«
 

Leise räuspert sich Atemu. »Wir müssen nicht stressen. Nur damit ich nicht so lange den perfekten Sklaven spielen muss. Es ist also alles gut.« Sanft lächelnd erwidert er den Blick seines Shariks. »Nein, Grossvater hat recht. Es ist nicht fair, wenn du nicht du selbst sein kannst, wenn wir auf den Friedhof gehen«, widerspricht Yugi sofort und steht auf. »Ich gehe den Stoffbeutel für die Kekse holen.« Unter den aufmerksamen Blicken seines Liebsten eilt er aus der Küche.

Im Wohnzimmer bewahren sie in einer Schublade neben den Räucherstäbchen auch die Stoffbeutel auf, die sie immer an Weihnachten benutzen. Nachdenklich mustert Yugi die Räucherstäbchen und nimmt zusätzlich zu dem Beutel, kurzerhand auch noch ein paar von ihnen mit nach unten.

Als er wieder in die Küche kommt, ist schon fast alles aufgeräumt. Atemu muss nur noch die letzten Teller abtrocknen. »Ich habe auch die Räucherstäbchen dabei. Mir ist heute danach.«

Mit einem wissenden Blick sieht Sugoroku zu seinem Enkel und nickt. »Gut, dann können wir ja gleich los.« Er nimmt Yugi den Beutel ab und gibt eine genau abgezählte Menge von den Keksen in diesen und zündet dann die Kerze, die er beim letzten Marktbesuch extra für den heutigen Tag gekauft hat, mit einem glühenden Holzspan an, ehe er sie in eine Laterne stellt.
 

Kurz darauf laufen die Drei warm eingepackt durch die weissen Strassen und bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Friedhof. Ihr Atem ist in der kalten Luft deutlich zu sehen und der frisch gefallene Schnee knirscht unter ihren Füssen.

Atemu läuft mit gesenktem Blick hinter den beiden Mutos her. Dennoch geniesst er den Spaziergang durch die wie unter einer weissen Decke schlafenden Stadt.

Als sie durch das Tor des Friedhofes treten, ändert sich die Atmosphäre auf eine Art, die er nicht benennen kann. Es kommt ihm noch stiller vor, obwohl viele Menschen auf den Wegen unterwegs sind oder vor den Gräbern stehen und sich in einem stillen Zwiegespräch mit ihren verstorbenen Lieben unterhalten.
 

Zum Glück ist in der Nähe des Familiengrabes der Mutos niemand da, sodass Atemu endlich den Blick heben kann und mit einem leichten Lächeln den Grabstein ansieht. Noch immer schmerzt es ihn, dass er Tante Amina nie wiedersehen kann, aber jetzt weiss er wenigstens, dass sie glücklich gewesen ist und ihn nie vergessen hat.
 

Mit andächtigen Bewegungen stellt Sugoroku die Kerze auf das Grab und legt die Kekse dazu. Er senkt den Blick und murmelt lautlos ein paar Worte, ehe er zurücktritt, sodass Yugi vortreten kann.

Yugi fährt mit der Hand schon beinahe sanft über den Grabstein, ehe er die Räucherstäbchen an die Kerze hält und sie dann in den Schnee steckt. »Mama, Papa, ich wünschte, ich könnte öfters herkommen. Aber ihr seid in meinem Herzen immer bei mir«, raunt er leise und tritt nun auch zurück. Mit einem warmen Blick sieht er seinen Liebsten an. »Nun du. Auch du hast hier jemanden, den du liebst«, sagt er leise zu ihm.

Leicht nickt Atemu und tritt nun auch vor. Er legt die Hand auf den Grabstein und schliesst mit gesenktem Kopf die Augen, ehe er wieder zurücktritt und sich zwischen Yugi und Sugoroku stellt. Lange stehen sie schweigend da.

Schliesslich räuspert sich Sugoroku leise. »Gehen wir nach Hause.« Als seine beiden Enkel nicken, wendet er sich um und geht langsam den verschneiten Weg entlang, auf dem inzwischen schon deutlich mehr Leute unterwegs sind als noch vor etwa einer Stunde. Yugi folgt ihm mit Atemu, der das Schlusslicht bildet.

Nachdem sie durch das Tor getreten sind, bleibt Sugoroku stehen und spricht leise die Worte, mit denen er immer um Schutz für seine Familie bittet. Lächelnd blickt er daraufhin zu seinen Enkeln, ehe sie sich auf den Weg nach Hause machen.
 

Durchgefroren betreten sie den Hinterhof, als Atemu stockt. »Es ist jemand hier«, stellt er erschrocken fest, als er Geräusche aus dem Stall hört, die sicher nicht nur von den Pferden stammen können. In dem Moment kommt Rishido aus dem Stall und tritt auf sie zu. »Verzeiht, ich wollte euch nicht erschrecken. Aber ich dachte, ich könnte mich im Stall nützlich machen, während Meister Jonouchi und Miss May das Haus schmücken und das Essen vorbereiten.« Leicht verneigt er sich vor den dreien.

»Das habe ich ganz vergessen zu erwähnen. Bitte verzeih mir das, Atemu«, wendet sich Sugoroku zu ihm um. »Aber wir machen es jedes Jahr so, dass sie das Haus schmücken und kochen. Dafür richten wir dann die Neujahrsfeier in Jonos Schmiede aus. Sie sind dieses Jahr wohl einfach etwas früher dran, als sonst.«
 

Während Sugoroku Atemu alles erklärt, tritt Yugi auf Rishido zu und reicht ihm die Hand. »Hallo, Rishido. Schön, dass du heute auch mit von der Partie bist und Atemu etwas von der Arbeit abgenommen hast.«

Ohne eine Miene zu verziehen, erwidert Rishido den Händedruck. »Meister Jonouchi meinte, dass ich mit dabei sein solle, da ich auch dazugehöre. Ihr müsst euch nicht bei mir bedanken. Ich kann drinnen sowieso nichts machen, da sie die Arbeiten unter sich aufgeteilt haben.«

Lächelnd nickt Yugi und sieht jetzt seinem Liebsten nach, der direkt in den Stall geht. »Typisch für ihn. Er muss einfach nach den Pferden sehen, wenn jemand anders, als er bei ihnen gewesen ist.«

»Er muss alles unter Kontrolle haben«, stimmt Rishido zu. »Ich habe ihnen nur Heu gegeben und gemistet!«, ruft er Atemu zu, der sich nur kurz umwendet und ihm zunickt, ehe er endgültig aus ihrem Blickfeld verschwindet.
 

Nun fröstelnd die Arme um sich schlingend, deutet Sugoroku mit dem Kopf in Richtung Haus. »Lasst uns reingehen, bevor wir uns noch erkälten.«

Gemeinsam gehen sie über den Hinterhof zur Tür. Gerade als Sugoroku sie öffnet, kommt Atemu zu ihnen und nickt Rishido zu. »Danke, dass du dich um die beiden Racker gekümmert hast.«

»Nichts zu danken. Drinnen durfte ich nichts machen und faul rumzusitzen liegt mir nicht«, erwidert Rishido mit einem leichten Neigen des Kopfes.
 

Im Flur ziehen sie sich als erstes die Schuhe und die Jacken aus, ehe sie weiter in Richtung Küche gehen, aus der es schon verlockend duftet. Als sie den herrlich warmen Raum betreten, sehen sie, dass May am Herd steht, während Jonouchi ihn mit allerlei Tannenzweigen und breiten Stoffbändern schmückt. »Da seid ihr ja. Aber zu früh. Hättet ihr nicht noch etwas unterwegs sein können? Jetzt ist die Überraschung doch gar keine Überraschung mehr«, enttäuscht, dass sie umsonst so früh gekommen sind, sieht er die drei an.

»Jono, nicht so frech. Du könntest sie wenigstens anständig begrüssen und ich habe dir gesagt gehabt, dass wir früher hätten herkommen sollen, aber du wolltest ja nicht aufstehen.« Trotz der Rüge lächelt May ihn warm an, als sie die Hände an ihrer Schürze abwischt. Erst jetzt sieht sie zu den drei Hausbewohnern. »Wir sind vor etwa zwanzig Minuten angekommen und wollten euch mit dem fertig geschmückten Haus überraschen. Nun könnt ihr uns aber auch sagen, ob wir oben im Wohnzimmer zusammensitzen wollen oder hier unten in der Wärme bleiben.«
 

»Wir feiern oben. Ich gehe gleich den Kamin anfeuern, dann haben wir es im Wohnzimmer herrlich kuschelig warm«, bestimmt Yugi kurzerhand und geht mit einem kleinen Stapel Holz wieder aus der Küche.

»Dann werde ich noch mehr Holz reinholen«, murmelt Atemu und wendet sich auch um, um wieder nach draussen zu gehen. Da er ja nur kurz über den verschneiten Hinterhof rennen muss, verzichtet er auf seine Jacke und fröstelt, als er das Heulager betritt, wo er die gespaltenen Holzscheite aufgeschichtet hat. So schnell er kann, füllt er einen der Körbe mit den Scheiten und verflucht sich dabei dafür, dass er auf die Jacke verzichtet hat.

Durchgefroren betritt er mit dem vollen Korb wieder das Haus und tauscht die Schuhe gegen seine Hausschuhe ein, ehe er nach oben geht, wo Yugi im Wohnzimmerkamin schon ein herrlich prasselndes Feuer entfacht hat.

»Super, das kann ich gleich gebrauchen«, Yugi lächelt seinen Liebsten warm an, als dieser den Korb neben den Kamin stellt und nimmt gleich eins der Holzscheite und wirft es in das prasselnde Feuer. »Wir machen hier nur selten ein Feuer, aber so ein offenes Feuer ist immer wieder ein schöner Anblick.«
 

Atemu nickt nur und bringt etwas mehr Abstand zwischen sich und die prasselnden Flammen. Er schluckt schwer und ehrlich gesagt würde er lieber frieren, als in der Nähe eines so offenen Feuers zu sein. Was ihn erstaunt, hat er doch mit dem Feuer in der Waschküche auch kein Problem.

»Ich gehe mal schauen, was sie unten so machen«, murmelt er und flüchtet schon beinahe aus dem Wohnzimmer.

Im Flur läuft er jedoch Jonouchi über den Weg, der ihm einen Korb mit Tannenreisig und bunten Bändern in die Hand drückt. »Perfektes Timing. Du kannst mir beim Schmücken des Wohnzimmers helfen.« Er sieht Atemu breit grinsend an.

»Okay, hast du irgendeine Vorstellung, wie du das Wohnzimmer schmücken willst?», fragt dieser ergeben und folgt dem Blonden zurück ins Wohnzimmer, wo sich dieser mit nachdenklich geschürzten Lippen umsieht. »Nein, es soll einfach gut aussehen. Ich würde sagen, wir verteilen das Zeug auf den beiden Tischen und vielleicht auch noch über dem Kamin und beim Fenster.«
 

Verstehend nickt Atemu und mustert nachdenklich das Tannenreisig und die Bänder, ehe er kurzerhand anfängt sie zu kleinen Gestecken zusammenzustellen und diese dann auf die Tische und das Fensterbrett legt, während Jono einfach ein paar Zweige zusammenbindet und sie aufhängt.

Zufrieden sieht er sich schliesslich im Wohnzimmer um und nickt anerkennend. »Ich denke, das haben wir gut hingekriegt. Oder was meinst du, Yugi? Haben dein Schatz und ich nicht tolle Arbeit geleistet?«
 

Schmunzelnd sieht sich Yugi in dem wirklich schön geschmückten Wohnzimmer um. »Ja, das habt ihr wirklich gut gemacht. Aber sagt mal, warum seid ihr wirklich so früh gekommen? Und May scheint ja unten ein riesiges Festessen vorzubereiten«, fragend sieht Yugi Jonouchi an, doch der grinst nur breit. »Wie gesagt, wir wollten euch überraschen und da es ja für Rishido und Atemu das erste Weihnachtsfest ist, wollten wir es richtig gross machen. Ausserdem steht in Rishidos Papieren, dass er heute Geburtstag hat, darum wollten wir nicht, dass er uns hilft. Aber verrate es ihm nicht. Als ich ihn mal darauf angesprochen habe, wollte er davon nichts wissen.«

Erstaunt sieht Yugi seinen besten Freund an. »Das hättest du uns doch sagen können. Wir haben jetzt gar kein Geschenk für ihn!«

Grinsend schüttelt Jonouchi den Kopf. »Wir auch nicht, aber ich bin mir sicher, dass May und Sugoroku unten gerade ein Festmahl zaubern.«

Yugi will gerade noch mehr sagen, als Rishido reinkommt. »Wir haben belegte Brote gemacht. Kommt ihr essen?«

»Ja, wir kommen«, erwidert Jonouchi sofort erleichtert, dass er Yugis bohrenden Fragen entkommt.
 

Nach dem einfachen Mittagessen, nimmt Atemu Rishido mit nach draussen, wo er mit ihm zusammen die Pferde bewegt, damit die anderen drin in aller Ruhe weiter die offenbar geplante Überraschung vorbereiten können. Obwohl sie sich wirklich viel zu tun haben und auch den Hinterhof sorgfältig vom Schnee befreien, sind sie richtig durchgefroren, als sie bei Sonnenuntergang wieder ins Haus zurückgehen. Fröstelnd waschen sie sich die Hände, ehe sie dem verlockenden Duft nach oben ins Wohnzimmer folgen.

In dem Moment, als Rishido hinter Atemu das Wohnzimmer betritt, werden ihm bunte Stoffkonfettis angeworfen und ein «Alles Gute zum Geburtstag, Rishido«, schallt ihm entgegen. Vollkommen überfordert steht er da und blickt auf den Kuchen, der auf dem Schachtisch steht, da auf dem Sofatisch vor lauter herrlich duftenden Leckereien kein Platz mehr ist.

»Ich … ich … «, stottert er los und schluckt leer. »Gefällt dir die Überraschung?«, fragt May mit sanfter Stimme und lächelt warm, als Rishido sprachlos nickt. »Dann musst du auch nichts sagen. Puste die Kerzen aus und dann kann jeder das essen, worauf er Lust hat. Wir haben extra lauter kleine Häppchen zubereitet.«

Noch immer sprachlos nickt Rishido wieder und nimmt von Atemu den Teller entgegen und geht zum Kuchen. Er schluckt und atmet dann tief ein, ehe er alle Kerzen auf einmal auspustet. Vor Rührung muss er doch tatsächlich mit den Tränen kämpfen, als ihm Sugoroku dann ein Kuchenstück auf den Teller legt. »Danke, Meister Sugoroku«, schafft er es irgendwie zu sagen.

»Du musst dich nicht bedanken. Geniesse den Abend, Rishido.« Lächelnd tätschelt Sugoroku seinen Oberarm, ehe er ihn in Ruhe lässt.
 

Besorgt wendet sich Jonouchi an May. »Haben wir einen Fehler gemacht?«, fragt er sie leise. Sofort schüttelt sie den Kopf. »Nein, er ist nur gerade zu überwältigt davon, dass wir an seinen Geburtstag gedacht haben«, raunt sie ihm zu und nimmt sich nun eines der Häppchen.

Sich nun erleichtert entspannend atmet Jono auf. »Gut, dann können wir den Abend ja ab jetzt geniessen.« Breit grinsend schnappt er sich von Mays Teller ein Häppchen und schiebt es sich unter ihren protestierenden Blicken in den Mund. »Lecker.« Stellt er mit vollem Mund fest und nimmt sich diesmal ein Häppchen vom Tisch. Auf einmal fällt sein Blick auf Atemu, der es sich möglichst weit vom Feuer entfernt auf dem Sofa bequem gemacht hat und sich an Yugi lehnt. »Sag mal. Du bist doch immer so ein schlauer Kerl. Warum feiern wir überhaupt dieses Weihnachten?«
 

Erstaunt blickt Atemu auf und überlegt dann. »Also die Christen feiern heute die Geburt von Jesus. Jedoch geht das Fest an sich viel weiter zurück. Es ist einfach von den Christen übernommen worden.«

Mit grossen Augen sieht Jonouchi ihn an. »Erzähl!«, verlangt er und setzt sich doch tatsächlich vor Atemu auf den Boden.

»Also …«, beginnt Atemu und lehnt sich zurück. »Im ägyptischen Grossreich feiern wir zur Wintersonnenwende den Geburtstag unseres Sonnengottes. Das ist aber am 21. Dezember. Weihnachten feiern wir in dem Sinne nicht. Im römischen Grossreich ist es unterschiedlich. Diejenigen, die die römischen Götter verehren, feiern auch am 21. Dezember, während die Christen an den Tagen vom 24. bis zum 26. Dezember feiern, weil ihre Kirche ihnen das so vorgibt. Lange gab es darum auch Spannungen zwischen den einzelnen Religionen und auch heute noch kommt es zu Konflikten, aber Kaiser Hadrian hat die Situation ziemlich gut geklärt und greift auch hart durch, wenn sich die Menschen nicht an die Gesetze halten, die er wegen den unterschiedlichen Religionen in seinem Reich erlassen hat. Denn die Juden feiern wieder ganz anders als die Christen oder die anderen Religionen.«

Nachdenklich sieht Jonouchi ins Feuer. »Verstehe. Also haben die Christen das Fest einfach übernommen und angepasst. Sowas von verrückt.«

Daraufhin zuckt Atemu nur mit den Schultern. »So funktioniert Religion. Gib den Menschen etwas, was sie verstehen können und kennen und dann hast du es nicht mehr allzu schwer, sie für den Glauben zu gewinnen und so in die gewünschte Richtung zu lenken. Kaiser Hadrian hat das grösste Reich, nur darum hat er so viele von Grund auf verschiedene Glaubensvorstellungen, die er irgendwie unter einen Hut bringen muss.«
 

»Ich kann mir vorstellen, dass das ziemlich kompliziert ist. Zum Glück haben wir ja damit nichts zu tun. Danke für die interessante Geschichte.« Mit diesen Worten steht Jonouchi wieder auf und geht zurück zu May, die er nun sanft auf die Lippen küsst.
 

Mit einem schiefen Grinsen sieht Yugi ihm nach. »Wenn er nur wüsste«, raunt er Atemu zu, der jetzt den Arm um ihn legt. »Wieso? Er hat recht. Ich habe nichts mehr damit zu tun. Also lass uns den Abend weiter geniessen.«
 

 

 

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So, das war es auch schon wieder. Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und wünsche euch noch einen guten Rutsch ins neue Jahr, wenn wir uns vor Silvester nicht mehr lesen sollten.

 

Eure mrs_ianto

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Duchess
2020-01-11T23:51:48+00:00 12.01.2020 00:51
Nachdem die Ff so lange brach lag kamen jetzt gerade kurz hintereinander gleich mehrere Kapitel, wie schön ^^

Nur das Thema Religion hier so aufzudröseln wär mir zu kompliziert geworden. Schließlich hängen da viel zu viele Faktoren zusammen, die auch gerade in früheren Zeiten wesentlich auf die Politik Einfluss genommen haben. Und das dann für die Weltordnung, die dieser Geschichte zugrunde liegt ggf umzuschreiben... oh man oh man @.@ ...
Zumal ja Traditionen wie das Tannengrün aus noch einem ganz anderen Kulturkreis stammen.

Aber die Kapitel waren wieder schön zu lesen ^^
Hab sogar die ganze FF wieder komplett gelesen. Mir ist dabei übrigens aufgefallen, dass das Dinkelmehl doch eigentlich gar nicht so neu sein kann. Yugi hatte bereits in einem vorherigen Kapitel (37) ein Urdinkelbrot bei der Bäckerei gekauft.
Aber wer weiß ob das überhaupt jemand anderem außer mir auffällt ^^°

Aber jetzt wo das Jahr in der Story gerade fast um ist, kommen wir Atemus eigentlichem Geburtstag, oder besser dem Tag seiner Brandmarkung näher. Bin ja gespannt, ob du das noch mal aufgreifen wirst.
Einmal wäre es aus Atemus Sicht äußerst interessant, wegen der schlechten Erinnerungen und einmal muss ich gestehen, dass meine Fantasie da ein bisschen durchgegangen ist und ich mir so ein späteres treffen mit Hopkins oder so vorgestellt habe, der vielleicht davon berichtet, dass ein Teil der Ägypter Atemus Geburtstag heimlich gefeiert haben.
Er ist ja schließlich 1. auch ein "Gott" und 2. wenn es bereits eine Reinigungsaktion nach dem Flugzeugabsturz gab, dann wäre es ja möglich, dass auch weiterhin Munkeleien und vor allem Hoffnung auf Atemus Wiederkehr geben könnte.


Nun so oder so, ich freu mich schon aufs nächste Kapitel ^___^
Antwort von:  mrs_ianto
12.01.2020 01:30
Hallo,

ja, es ging lange nicht weiter. Aber jetzt geht es ja wieder los und ich kann nicht sagen, in welchem Rhythmus, aber es wird keine so lange Pausen mehr geben.

Zum Thema Religion. Wer weiss heute schon noch wirklich, woher welcher Brauch wirklich kam? Das meiste ist mündlich überliefert oder nur von einer Seite, die das ganze eher von aussen betrachtet hat, schriftlich festgehalten worden. Jamon hat das ganze einfach extrem zusammengefasst, sonst wäre das Kapitel ja noch viel länger geworden.

Das mit dem Dinkelbrot, ja das kann passieren, aber danke für den Hinweis und wer weiss, was der geschmackliche Unterschied zwischen Dinkelmehl und Urdinkelmehl ist. (So kann man sich ja alles schön reden ;-) )

Ja, der Geburtstag, ich weiss nicht, ob sie und wie genau ich das mit einbauen werde. Die Geschichte verändert sich fliessend und hat nur noch wenig mit meinen ursprünglichen Plänen gemeinsam.

Danke für dein Review und viele Grüsse

mrs_ianto
Von:  Usaria
2019-12-30T22:15:09+00:00 30.12.2019 23:15
Ah toll!
Hmm! Habe ich dir nicht letztes Weihnachten eine Weihnachtsgeschichte von Yari und Kai geschickt? Ich glaube schon. Toll dann war ja eigentlich Yugis Großmutter aus dem Römischen Reich. Wäre schön wenn du mal in einem Kapitel ihre Geschichte vorstellen würdest. Intressiert mich einfach.
Ich hab`s erst überlesen. Erst als ich zum 4x den Namen Rishid gelesen habe, ist es mir aufgefallen.
Weißt du was ich hier vermisse?
Die Kuschelszenen. Wäre schön wenn mal wieder eine kommen würde.
Du schreibst parallel? Wieso habe ich das Gefühl das die Fanfiction jetzt anders weiter geht als die Veröffentliche Version. Des sagt mir mein Gefühl.

Antwort von:  mrs_ianto
30.12.2019 23:19
Hallo,

im Moment wollen die Jungs nicht, dass wir beim Kuscheln mit dabei sind. Also parallel ist falsch gesagt. Die Fanfiction ist und bleibt die Urversion, was dann aber mit den Kapiteln passiert, wenn ich noch einmal für das Buch drübergehe, das weiss ich nicht.
Es hat ja schon im Band 5 einige Änderungen gegeben, die den Weg nicht in die Fanfiction gefunden haben. ;-)
Antwort von:  Usaria
30.12.2019 23:21
Ich weiß!
Ach sind die beiden Gemein!


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