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Die Seele der Zeit

Yu-Gi-Oh! Part 6
von

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Mitten drin

Jaja, es zieht sich im Augenblick mit den Uploads etwas hin. Aber das reale Leben und die Dinge, die mit der Uni zu tun haben, sind nun einmal wichtiger.

Nun aber viel Spaß mit dem nächsten Kapitel!
 

~*~*~*~*~*~*~
 

Mitten drin
 

Plötzlich waren die Fronten offen. Von jetzt auf gleich sahen sich Yugi und Ryou zehn bewaffneten Kriegern gegenüber, die mit Kampfschreien auf sie los gingen. Beide gaben zunächst einmal Fersengeld. Sie hetzten menschenleere Gassen entlang, schlitterten auf dem sandigen Boden um Häuserecken und fingen sich im letzten Moment, ehe sie hinfallen konnten. Ihre Ka-Bestien waren irgendwo auf dem Schlachtfeld zurück geblieben. Ein äußerst unangenehmer Umstand, wie beide gerade fanden.

„Yugi … “, keuchte Ryou nach einer Weile mehr, als dass er schrie. „Die holen auf!“

„Nur nicht schlapp machen!“, erwiderte der Kleinere. „Unsere Ka-Bestien suchen uns sicher schon. Wir müssen sie nur ein wenig hinhalten … “

Die Worte blieben ihm beinahe im Hals stecken, als er plötzlich schlitternd zum Stehen kam. Sein Begleiter rannte kurz darauf in ihn hinein.

„Yugi, warum … ?“

Warum er stehen geblieben war? Ganz einfach. Sie hatten sich in eine Sackgasse geflüchtet. Vor ihnen ragte eine Mauer auf, die ebenso hoch war wie die beiden Häuser, von denen sie flankiert wurde. Ihre Oberfläche war glatt – zu glatt, um eventuell daran hinauf klettern zu können. Als sie ein amüsiertes Lachen vernahmen, fuhren beide herum. Am anderen Ende der Einmündung lauerten bereits die Soldaten Caesians. Zwei von ihnen musste das Feuer einer Ka-Bestie oder eines Pfeils erwischt haben, denn sie waren vollkommen entstellt. Die anderen hingegen sahen aus, als hätten sie sich bisher noch gar nicht in die Schlacht gestürzt – was Yugi für unwahrscheinlich hielt. Anscheinend leistete die Saat des Chnum ganze Arbeit.

„Ja was haben wir denn da? Zwei Halbstarke, wie mir scheint“, meinte einer von ihnen mit höhnischem Grinsen im Gesicht.

„Schade, schade, dass es keine Weiber sin'“, meinte ein Anderer. „Aber was will man machen?“

„Keine Sorge, Caesian entlohnt uns schon, sobald wir die Stadt in unserer Hand haben“, protzte ein Weiterer.

„Bevor das passiert, müsst ihr erst an uns vorbei“, entgegnete Yugi, wobei seine Worte nicht so selbstüberzeugt und stark klangen, wie er es sich gewünscht hätte.

„Oho, der Zwerg tut auf mutig! Na warte, gleich gibst du so 'nen Kram nicht mehr von dir, wenn wir dir deine verfluchte Zunge aus'm Hals geschnitten haben!“

Ryou und sein Freund wichen immer weiter zurück, bis sie schließlich mit dem Rücken zur Mauer standen. Nun gab es kein Entkommen mehr.

„Haben wir einen Plan B?“, murmelte der Weißhaarige, ohne ihre Gegner aus den Augen zu lassen, die mit gezückten Schwertern und bestialischem Grinsen auf sie zu schlichen.

„Ich fürchte nein“, gab der Kleinere Zähne knirschend zu.

Schließlich standen die Krieger direkt vor ihnen. Einer riss sein Schwert empor. „Sagt auf Wiedersehen!“

In diesem Moment gewahrte Ryou etwas am Ende der Gasse. Ein Lächeln schlich sich auf seine Züge. „Ja … Auf Wiedersehen!“, sagte er und hob eine Hand zum Gruß. Dann setzte er plötzlich ernst hinzu: „Runter Yugi, schnell!“

Der Angesprochene wusste gar nicht, wie ihm geschah. Auf einmal bebte der Untergrund, dann wurde er auch schon von dem Weißhaarigen zu Boden gerissen. Ein verwirrter Gesichtsausdruck sollte die letzte Miene sein, zu der die Soldaten fähig waren. Im nächsten Moment wurden sie alle von den Füßen gerissen und in die Mauer hinein geschleudert – gemeinsam mit einem fauchenden Shiruba, der sich wütend auf die Männer gestürzt hatte.

Yugi und Ryou schlugen die Arme vor Augen und Mund, damit der nieder rieselnde Staub sie nicht beeinträchtigen konnte. Stücke von Putz bröckelten auf ihren Rücken herab. Sie hörten Schreie, die bald in gurgelnde Laute übergingen. Erst, als auch sie verklungen waren, wagten die beiden jungen Männer, sich vorsichtig aufzurichten. Vor ihnen stand ein offenbar äußerst zufriedener Shiruba, der wohl mit dem Schwanz gewedelt hätte, besäße er einen. Es dauerte keine paar Sekunden, da schleckte er auch schon mit seiner rauen Zunge über Ryous Gesicht. Der musste zu seiner eigenen Überraschung lachen.

„Vielen Dank! Das war wirklich perfektes Timing!“, lobte er die Bestie und streichelte sie am mächtigen Kopf. Sie gab ein zufriedenes Schnurren von sich.

Yugi riskierte lediglich einen knappen Blick auf die Krieger, die sie beinahe das Leben gekostet hätten. So wie die aussahen, würde auch die Saat des Chnum nicht mehr viel helfen können. Wobei … er lobte den Tag besser nicht vor dem Abend. Er hob den Kopf, als er einen Schatten wahrnahm, der sich auf sie hernieder senkte.

„Chaosmagier!“, rief er erleichtert aus. „Sieht so aus, als wären wir wieder beisammen.“

„Ja“, stimmte Ryou zu. „Lass uns keine Zeit verlieren. Die anderen brauchen sicher unsere Hilfe.“
 

Tea rannte, so schnell sie ihre Beine tragen konnten. Die Feuerprinzessin war direkt hinter ihr und schoss immer wieder Angriffe die Straße hinab, um ihre Verfolger abzuschütteln. Doch vergeblich. Sie hatten sich ausgerechnet einen Weg ausgesucht, den extrem viele Soldaten des Feindes eingeschlagen hatten. Insgeheim war Tea froh, dass ihre Kleidung inzwischen der der Ägypterinnen entsprach. Die hohen Schuhe, die sie bei ihrer Ankunft hier getragen hatte, hätten sie in solch einer Situation wohl längst den Kopf gekostet.

Ihr Blick blieb an den Häuserreihen haften, die an ihr vorüber flogen. Ihr kam plötzlich eine Idee.

„Feuerprinzessin!“, rief sie. „Wenn du die Häuser zerstörst, kannst du vielleicht einen Wall schaffen, der sie daran hindert, uns zu folgen!“

Insgeheim tat ihr dieser Vorschlag leid. Die Menschen, die in den Behausungen wohnten, würden ihr Heim neu errichten müssen. Aber was hatte Atemu einmal gesagt? Häuser könnten neu errichtet werden, Menschenleben nicht. Die Zwillingsseele reagierte gleich. Sie riss ihr Zepter herum und feuerte flammende Kugeln zu beiden Seiten in die Fassaden. Das Bersten von Holz und das Krachen von Stein waren zu hören, dann stürzten sie in sich zusammen. Staub wirbelte auf, als sie donnernd auf die Straße niedergingen und den Weg versperrten. Tea blieb keuchend stehen.

„Super gemacht!“, lobte sie, während sie sich mit den Händen auf den Knien abstützte, um Atem zu schöpfen. „Was könnten wir als nächstes tun? Hast du eine Idee?“

Die Ka-Bestie schien zu überlegen. „Wir könnten … “, setzte sie gerade an, als die ersten Soldaten am Kamm des Geröllhaufens auftauchten. „ … laufen!“

Tea ließ sich das nicht zweimal sagen. Die Hetzjagd begann von neuem. Ihre Taktik war völlig nach hinten losgegangen. Wobei … konnte man eine einzelne Idee als Taktik bezeichnen? Egal! Auf was für absurde Gedanken kam sie eigentlich? Sie wurde verfolgt! Von Männern, die sie töten, ihr vielleicht gar Schlimmeres als das antun wollten. Sie musste sie abschütteln und das so schnell wie möglich. Aber wie?

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie eine Gestalt gewahrte, die unweit am Ende der Straße stand und sich keinen Zentimeter rührte. Als sie genauer hinsah, erkannte sie Marlic.

„Weg hier!“, rief sie, so laut es ihr keuchender Atem zuließ. „Sie kommen!“

Sie rannte weiter, lief an ihm vorbei und er folgte ihr … nicht? Schlitternd kam sie auf dem sandigen Boden zum Stehen und wandte sich um. Tatsächlich. Marlic rührte sich noch immer nicht. „Was hast du vor?“, fragte sie panisch. Das erschien ihr sinnvoller, als ihn daraufhin zu weisen, dass er sich in Bewegung setzen sollte. Denn sein Gesicht verriet bereits, dass er nicht im entferntesten daran dachte.

„Ruhig Blut, Püppchen“, erwiderte er mit süffisantem Grinsen, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die heran rückenden Kämpfer. Ein kurzes Glühen, dann erschien Des Gardius neben ihm. „Der Tanz ist hiermit eröffnet!“

Wie auf's Kommando stürzte sich die Bestie in die Flut aus Soldaten. Binnen Sekunden spritzte Blut an die Hauswände und bedeckte den Boden. Marlic beobachtete das Szenario mit zufriedenem Lächeln. Es wirkte beinahe selig. „Ist das nicht schön?“, fragte er an Tea gewandt, während er Des Gardius mit einem Blick maß, der dem eines stolzen Vaters gleich kam. „Blut, Verderben und Tod. Und das schon am frühen Mittag. Einfach herrlich!“

„Ja … umwerfend … “, murmelte die Brünette mit ironischem Unterton, als sie sich zu ihm gesellte und die Feuerprinzessin ebenfalls in den Kampf schicken wollte. Doch gerade, als sie einen Befehl geben wollte, legte sich plötzlich eine Hand auf ihren Mund. Und das nicht gerade sanft.

„Lass den Scheiß! Das sind meine Opfer, such dir gefälligst eigene!“, zischte Marlic. Seine Miene verriet Tea sofort, dass er diese Aussage todernst meinte. Sie wollte gerade nicken – sollte er doch das Blut an seinen Händen haben, ihr war das nur recht – da weiteten sich ihre Augen erschrocken. Sie gestikulierte wild auf einen Punkt hinter ihrem Gegenüber, doch der ging gar nicht darauf ein.

„Hast du mich verstanden? Ich fragte, ob du mich verstanden hast?“, erkundigte sich Marlic stattdessen weiter. Erst, als er die Schatten zu seinen Füßen bemerkte, ließ er das Mädchen los und wirbelte herum, nur um sich drei Kriegern gegenüber zu sehen, die es an Des Gardius vorbei geschafft und ihre Beile zum Schlag erhoben hatten. Ihm blieb keine Zeit zur Reaktion. Doch diese war auch gar nicht nötig.

Einer von den Männern stieß einen gurgelnden Schrei aus, als plötzlich eine Klinge seine Kehle durchbohrte. Erst danach erinnerte er sich daran, dass er ja gar nicht sterben konnte. Zumindest nicht durch solch eine Verletzung. Er und seine beiden Kumpanen fuhren herum. Vor ihnen stand eine junge Frau. Blondes Haar fiel ihr bis auf die Hüfte hinab und sie blickte angriffslustig drein, zwei weitere Dolche in Händen haltend. Doch was viel wichtiger war: An ihrem Gürtel hing ein göttliches Relikt!

„Sucht euch gefälligst jemanden, der sich wehren kann!“, tadelte Risha grinsend.

Die Krieger kamen der Aufforderung ohne Umschweife nach. Der Verwundete riss die Klinge aus seinem Hals und umklammerte seine Waffe fester. Ihre Äxte erhoben, stürzten sie alle zugleich auf sie zu. Die Schattentänzerin ließ den ersten Hieb kommen, sodass sie sich unter ihm hindurch ducken konnte. Im selben Zug durchtrennte sie dem Mann Fleisch und Muskeln der Beine. Brüllend ging er zu Boden. Es würde einen Moment dauern, ehe sich die Wunden schlossen. Eine Rolle vorwärts brachte sie wieder auf die Beine, gerade rechtzeitig, um den Schlag zu parieren, der sie hätte treffen sollen. Sie trat ihrem Angreifer in den Bauch, sodass er rücklings in seinen Kameraden krachte. Diesen Moment der fehlenden Deckung nutzte Risha und sprang nach vorne. Erst schlug sie dem einen Soldaten den Schädel ab, dann fand ihr Dolch auch den Weg in den Hals des Nächsten. Doch er blieb auf halben Weg stecken. Sie fluchte kurz und drückte den Kerl zu Boden. Dann holte sie mit dem Fuß aus und trat auf den Knauf der Waffe, um die nötige Kraft aufzubringen, sodass sich auch sein Haupt vom Körper trennte. Da hörte sie bereits die Schritte des Dritten hinter sich. Sie machte einen Salto rückwärts, sodass sie direkt vor ihm landete, wirbelte herum und rammte ihm den Dolch in den Bauch. Den Augenblick des Schmerzes nutzte sie, um ihm die andere Klinge in den Schädel zu stoßen. Erst, als er am Boden lag, kümmerte sie sich darum, dass er vorerst nicht mehr aufstehen würde. Auch er wurde kopflos. Keuchend richtete sich auf und sah sich um. Des Gardius hatte ganze Arbeit geleistet. Ein Meer aus Toten bedeckte die Straßen. Doch sie waren schon dabei, sich zu regenerieren. Sehnen fügten sich zusammen, Wunden heilten, abgetrennte Körperteile wuchsen wieder an.

„Mädchen!“, rief sie. „Deine Ka-Bestie, rasch!“

Tea, die dem Gemetzel der Schattentänzerin gebannt und angewidert zugesehen hatte, wurde aus ihrer Starre gerissen. Sofort gab sie den Befehl an ihre Zwillingsseele weiter, die sich ans Werk machte. Es dauerte nicht lange und schon stand der gesamte Straßenzug in Flammen. Der Geruch von brennendem Fleisch verpestete die Luft. Das sollte für eine Weile genügen.

„Ich gebe Befehle und sie werden ohne Nachfrage befolgt – so mag ich das“, sagte Risha, als sie an Tea vorüber ging.

Dieser lag sofort eine patzige Antwort auf der Zunge, doch Marlic ergriff vor ihr das Wort. „Wow, nicht schlecht. Wie wär's, Püppchen? Wir könnten uns mal auf einen Frühstücksmord oder eine Dinnerfolter treffen, was hältst du davon? Oder doch lieber eine Mittagsverstümmelung?“, meinte er mit süffisantem Lächeln an die Schattentänzerin gewandt.

Diese musterte ihn mit einem abschätzenden Blick. „Kein Interesse“, meinte sie und legte dabei alle Kälte, die sie aufbringen konnte, in die Worte. Sie hätte ja gerne noch so einiges mehr vom Stapel gelassen, doch wenn sie schon Bakura ermahnte, er solle sich nicht zu so unpassender Gelegenheit mit dem Hohepriester zoffen, dann sollte sie mit gutem Beispiel voran gehen. Auch, wenn ihr Cousin gerade nicht in der Nähe war. Cheron, der bis jetzt an der Front gewesen war, schloss endlich zu ihr auf und folgte ihr, als sie an dem Milleniumsgeist vorüber schritt und sich einen Weg durch die Gassen Men-nefers suchte.
 

„Was hast du vor?“, fragte Marik, als er Mana in eine Haus folgte. Es war verlassen. Zerbrochene Gefäße auf dem Boden und umgeworfene Möbel kündeten davon, dass die Bewohner es überstürzt verlassen haben mussten. Sie hatten wohl lediglich ein paar Habseligkeiten an sich gerissen. Außerdem stand unangerührtes Essen auf einem Tisch. Für einen Moment schlug sein Ägypterherz höher. Er stand gerade in einem richtig echten Wohnhaus aus der Zeit der Pharaonen! Doch Manas Zischen riss ihn aus den Gedanken, als sie ihm bedeutete, ihr auf das Flachdach zu folgen. Sie stiegen die schmalen Sandsteinstufen hinauf und gelangten schließlich ins Freie. Das Gebäude war nicht besonders hoch, doch da es sich mit den anderen Bauten in diesem Stadtteil ähnlich verhielt, hatten sie eine ungehinderte Aussicht über die Dächer der gewaltigen Ansiedlung.

„Was wollen wir hier?“, erkundigte sich Marik noch einmal.

Die Hofmagierin prüfte aufmerksam den Himmel. „Ich will versuchen, seine Kreatur irgendwie ausfindig zu machen. Wir müssen sie kriegen. Wir mögen nicht an Caesian heran kommen, doch wenn wir seine Zwillingsseele töten können, so stirbt auch er. Das ist die einzige Lücke in der gesamten Verteidigung unseres Gegners.“

Marik ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen. „Du hast recht. Aber dieses Wesen zeigt sich so gut wie nie. Wie willst du es finden?“

„Genau das ist das Problem. Ich fürchte, ich werde Geduld in einer Situation aufbringen müssen, in der ich sie mir eigentlich nicht leisten kann“, erwiderte Mana seufzend. In Gedanken verloren, sah sie zu Boden – und erschrak, als sie einen Schatten sah. Langsam blickte sie hinauf zum Himmel … und atmete erleichtert auf, als sie Darla sah. „Meine Güte, und ich dachte schon, es wäre dieses Ding! Wie sieht es im Palast aus?“

„Die Menschen sind so gut wie in Sicherheit. Sollte es vonnöten sein, können wir uns nun jederzeit bis zum Palast zurück ziehen“, entgegnete das schwarze Magiermädchen.

„Sehr gut. Dann bleibt uns jetzt nichts andere übrig, als abzuwarten, ob sich unser Ziel zeigen wird. Wir müssen dieses Wesen kriegen, mit dem Caesian verbunden ist. Vielleicht können wir diesem Krieg dann ein Ende setzen!“
 

Joey stolperte, doch fing sich wieder, ehe er zu Boden gehen konnte. Er sah sich nach Rotauge um, doch der Junge schien noch immer auf dem Schlachtfeld festzustecken. Er warf einen kurzen Blick hinter sich. Fünf von diesen verbrannten Zombiefratzen waren ihm dicht auf den Fersen. Er musste sie irgendwie los werden, und zwar schnell.

Die Straße, die er soeben noch entlang gehastet war, wich zurück und ging in den ausladenden Marktplatz der Stadt über. Hastig überflogen Joeys Augen die Szenerie. Stände, Obst, noch mehr Stände … Plötzlich blieb sein Blick an einem Stapel von Fässern haften. Allmählich verlangsamte er seine Schritte. Ihm kam eine Idee.

„Hey, ihr miesen, hässlichen Gesichtskrapfen! Ja, euch meine ich!“, fügte er hinzu, als er sich ob der verunstalteten Fratzen nicht sicher war, ob sie ihn verstanden hatten. Irgendwie gucken diese Typen überall und nirgendwo hin. „Hier bin ich! Los, nun kommt schon, dann bringen wir es hinter uns. Ich habe keine Lust mehr zu laufen.“

Die Krieger wechselten verdutzte Blicke, dann setzten sie sich erneut in Bewegung. Sie stürmten Joey entgegen. Der wartete, bis sie nahe genug heran waren, um ihrem Schicksal nicht mehr entgehen zu können. Dann sprang er zur Seite und zerrte an dem Stück Holz, dass die gestapelten Fässer an Ort und Stelle hielt. Doch der zunächst so grandiose Plan stellte sich plötzlich als nicht mehr ganz so grandios heraus. Denn dieses verdammte Stück eines Baumes wollte sich einfach nicht lösen. Näher und näher kamen die Soldaten Caesians, während Joey nach Leibeskräften an dem Pflock rüttelte und zerrte. Immer wieder wanderten seine Augen dabei zu der Gefahr, die sich unaufhaltsam ihren Weg zu ihm bahnte. Schweißperlen traten auf die Stirn des Blonden.

Nun mach schon, du verdammtes Ding! Mach schon … , flehte er in Gedanken, doch es tat sich nichts. Schließlich standen die Männer vor ihm. Zunächst taten sie nichts weiter, als sein fruchtloses Treiben zu beobachten. Schließlich löste Joey eine Hand von dem Pflock, hob sie, als wollte er grüßen und grinste nervös. „Einen kleinen Moment noch …?“

Die Krieger wechselten überaus irritierte Blicke, bis einer von ihnen mit den Schultern zuckte. Synchron rissen sie ihre Waffen empor.

Scheiße, das war's!

Joey riss schützend sie Arme über den Kopf, wartete auf den Schmerz. Doch er kam nicht. Als er vorsichtig ein Augenlid aufschob, sah er, dass die fünf Kämpfer alle nach links schauten – und im nächsten Moment von gleißenden Blitzen davon gerissen wurden. Sofort war der Blonde auf den Beinen, suchte die Quelle des Angriffs. Und fand sie in Form des weißen Drachen, der drohend hinter dem Hohepriester Seto Position bezogen hatte. Für einen Moment atmete er erleichtert aus – und schnüffelte dann aufmerksam. Es roch verbrannt … Er wandte sich um, nur um zwei der Fässer in Flammen stehen zu sehen. Langsam breitete sich das Flackern über das Holz aus. Was sickerte da eigentlich für ein Zeug auf den Boden? Er sah genauer hin. Irgendein dunkler Staub, der seltsam roch. Auf eigenartige Weise erinnerte ihn der Geruch an Silvester. Moment mal ... ?

Erschrocken sprang Joey auf und gab Fersengeld – gerade noch rechtzeitig um den Fässern zu entgehen, die nur einen Augenaufschlag später mit einem Knall in die Luft flogen. Silvesterkracher? Nein, die gab es in dieser Zeit noch nicht. Was auch immer in den Behältern gelagert gewesen war, es war empfindlich genug, um eine regelrechte Explosion zu verursachen. Mit rasendem Herzen blieb er schließlich stehen, um das Inferno zu beobachten, das am Rande des Marktplatzes um sich schlug. Die Flammen hatten sich violett und grün verfärbt und gaben zischende Laute von sich. Dann fuhr er herum.

„Spinnst du? Du hättest mich umbringen können!“, brüllte er an Seto gewandt, der mit ungerührter Miene einige Meter entfernt stand. „Hast du nicht außerdem gestern noch selbst gemotzt, als die Ka-Bestien Fässer zerstört haben? Was war da überhaupt drin?“

„Wahrscheinlich wieder einmal irgendeine neue Erfindung aus dem Osten. Und nichts zu danken“, entgegnete der Hohepriester säuerlich und wandte sich dann zum Gehen.

„Hey, ich rede mit dir!“, schmetterte ihm der Blonde nach. „Und wo willst du überhaupt hin?“
 

„Rein da, schnell!“

Riell wusste gar nicht, wie ihm geschah, da wurde er auch schon durch die Tür gestoßen. Knarrend fiel das Holz hinter ihnen ins Schloss. Bakura drückte ihn zu Boden, sodass sie von draußen niemand würde sehen können. Sie hörten die aufgeregten Rufe von Soldaten und Schritte. Schließlich immer wieder laute Geräusche. Es hörte sich an, als untersuchten sie die Häuser.

„Schöne Scheiße“, fluchte der Grabräuber. „Ich hatte eigentlich darauf gesetzt, dass diese Monsterfratzen einfach vorbei laufen.“

„Schön wär's“, murmelte Riell. „Was jetzt?“, überlegte er dann laut. „Es sind zu viele. Ohne unsere Kas, die noch immer an der Front sind, kommen wir nicht gegen sie an.“

Verdammt, Diabound, schwing deinen Hintern hier rüber, sofort!, befahl Bakura in Gedanken und hoffte, dass der Ruf die Bestie erreichen würde. „Wenn ich meinen Milleniumsring noch hätte, wären die Typen kein Problem. Aber es muss eben ohne gehen“, sagte er und zog den vergoldeten Dolch, den er stets mit sich führte. Schon oft hatte er überlegt, ob er Dank seiner Zwillingsseele nicht auf die Waffe verzichten konnte. Gerade war er froh, es nicht getan zu haben.

Bakura wagte er einen knappen Blick aus dem Fenster neben der Tür. „Sie kommen“, zischte er dann.

Der Grabräuber huschte neben den Eingang zum Haus und positionierte sich dort. Riell schlich ihm hinterher, wählte jedoch die andere Seite der hölzernen Pforte als seinen Standpunkt. Sie sahen sich kurz an. Es war klar, was zu tun war. Angespannt lauschten sie, hörten schließlich, wie die Schritte der Feinde immer näher kamen. Dann war es soweit. Die Tür flog mit einem Knall aus den Angeln, als sie mit Gewalt aufgestoßen wurde.

Bakura reagierte sofort. In einer fließenden Bewegung holte er mit der Linken aus und beförderte sie mitten in das Gesicht des erschrockenen Soldaten. Riell nahm sich der zweiten, auf der Schwelle befindlichen Person an, indem er dem Mann sein Schwert in den Leib stieß. Sie sprangen über die zuckenden Leiber hinweg – nur um sich gut zwei Dutzend weiteren Kriegern gegenüber zu sehen.

„Das könnte tatsächlich problematisch werden … “, überlegte der Schattentänzer laut und biss sich auf die Unterlippe, während er seine Gegner musterte. Die meisten davon waren bereits praktisch tot. Doch die Relikte sorgten dafür, dass sie nicht in Anubis Reich übergingen.

„Ja … “, erwiderte Bakura. Er begann zu grinsen. „Problematisch für sie.“

Riell sah ihn verdutzt an. „Was meinst du … ?“

Die ohrenbetäubenden Schreie von Caesians Männern hinderten ihn daran, den Satz zu Ende zu führen. Er riss den Kopf herum und sah, wie einer nach dem anderen von gewaltigen Klauen zerfetzt wurde. Diabound war plötzlich aus den Schatten der Gassen aufgetaucht und hatte sich auf den Feind gestürzt. Danke seiner besonderen Fähigkeiten hatte ihn niemand kommen sehen. Die Untergebenen des Feindes bekamen die Wut der tobenden Bestie zu spüren. Die, die von den messerscharfen Krallen verschont blieben, erwischte der Schädel am Ende des Schwanzes.

„Nicht schlecht“, lobte Riell. „Aber ich fürchte, das wird sie nicht lange aufhalten, solange dieser Kerl die Saat des Chnum in seinem Besitz hat.“

Bakura kam eine Idee. „Was geschieht eigentlich, wenn unsere Bestien die Köpfe seiner Soldaten fressen? Wäre das eine Möglichkeit, sie auszuschalten?“

Der Schattentänzer musterte ihn verdutzt. „Wie kommst du darauf?“

„Nun, wenn man ihnen die Dinger abschlägt und sie nicht allzu weit davon fliegen, wachsen sie wieder an. Wenn man aber dafür sorgt, dass sie nicht mehr heran kommen … Dann dürften die Kerle zumindest orientierungslos sein.“

„Eine nette Idee, aber ich möchte Anwaar so etwas eigentlich nicht zumuten“, erwiderte Riell und verzog dabei angewidert das Gesicht. „Vielleicht ließe sie sich anderweitig umsetzen. Wobei ich bezweifle, dass wir die Zeit haben, Schädel einzusammeln.“

„Hey, Bakura!“

Der Grabräuber und sein Begleiter fuhren herum. Sie entdeckten Yugi und Ryou, die auf sie zugeeilt kamen.

„Alles in Ordnung bei euch?“, erkundigte sich der kleinere der Ankömmlinge rasch.

„Wenn man mal von dem Gestank dieser … Kreaturen absieht, ja“, entgegnete der König der Diebe, der zu Diabound sah, welcher noch immer seine Gegner zerteilte. „Zu schade, dass das nicht funktionieren wird.“

„Was meinst du?“, erkundigte sich Ryou. Als ihn sein Gegenüber anblickte, durchfuhr ihn ein Schauer. Es schien, als überlege Bakura, ob er ihm wirklich erklären sollte, was ihm in den Sinn gekommen war. Schließlich entschied sich der Grabräuber aber dafür und schilderte knapp, woran er gedacht hatte.

„Was das angeht, kann ich nicht behilflich sein. Ich glaube nicht, dass der Chaosmagier … nun … Schädel frisst … “, erwiderte Yugi, dem alleine die Erklärung des Diebeskönigs den Magen flau gemacht hatte.

Ryou ging nicht weiter darauf ein. Das Wort ergriff er aber dennoch. „Na ja, vielleicht wäre das schon möglich. Zumindest so ähnlich.“

Die drei anderen sahen ihn neugierig an. „Und woran hast du gedacht?“, fragte Riell.

Der Weißhaarige schluckte merklich. Die Idee war mindestens so eklig wie die von Bakura. Und die Tatsache, dass er damit Menschen töten würde, ließ ihn schwindeln. Aber heftige Situationen erforderten heftige Maßnahmen. Und genau genommen, löschte nicht er das Leben dieser Leute aus. Sie waren ja schon tot, nachdem der Grabräuber sich um sie gekümmert hatte. Dennoch zitterte er leicht, als er sich zu Shiruba umwandte, der in einiger Entfernung saß und Diabound gebannt dabei zusah, wie er die Krieger des Feindes bearbeitete.

„Ich hätte da eine Aufgabe für dich“, sagte er mit leicht bebender Stimme an die Bestie gewandt. Deren Kopf zuckte sofort herum und die Augen musterten ihn neugierig. „Hör zu … geh zu Bakuras Ka-Bestie und kümmere dich um die Köpfe, die sie abschlägt. Kümmere dich nicht um den Rest, nur um die Schädel! Ich möchte, dass du sie … anzündest bis so gut wie nichts mehr davon übrig ist“, beendete Ryou seine Erklärung, indem er einen hartnäckigen Kloß herunter schluckte. Es war schon widerlich, nur diese Anweisung zu geben.

Shiruba sah das offenbar ganz anders. Er nickte eifrig, dann war er mit wenigen Sätzen bei Diabound angekommen und ging seiner Aufgabe nach. Seine Zwillingsseele wagte nicht, ihm dabei zu zu schauen. Es war einfach zu ekelhaft.

„Ryou, was hast du vor? Wir haben doch schon versucht, sie zu verbrennen. Sie leiden zwar darunter, aber sie 'leben' dennoch weiter“, erkundigte sich Yugi indes.

„Na ja, wir haben doch Biologieunterricht. Da haben wir mal über die Möglichkeit gesprochen, Gliedmaßen wieder anzunähen, wenn sie noch nicht allzu lange abgetrennt und zu zerstört sind, erinnerst du dich?“, begann der Weißhaarige seine Erklärung. Der Kleinere nickte. „Nun, ich dachte mir eben, dass diese Köpfe vielleicht nicht mehr anwachsen können, wenn das Gewebe zu stark zerstört ist. Wenn wir uns auf sie konzentrieren, könnte das eventuell klappten. Bisher haben wir sie ja immer nur im Ganzen angezündet. Das betraf nur die Haut, nie das, was darunter liegt. Sehnen, Muskeln, Adern und so weiter. Theoretisch dürften sich die Köpfe, da Brandverletzungen ja nicht geheilt werden können, nach so einer Verbrennung nicht mehr mit dem Rest zusammenfügen lassen, weil das eine Teil der Verbindung nicht mehr zum anderen passt.“

„Körperteile annähen? Du meinst ein göttliches Wunder?“, fragte Riell nach.

„Nein, nein. Da, wo wir herkommen, sind unsere Heiler dazu in der Lage“, erklärte Yugi rasch. „Das mag verrückt klingen, aber es ist tatsächlich so.“

Der Schattentänzer zog eine Augenbraue hoch, vermied es jedoch, darauf näher einzugehen. Irgendwie konnte er sich das nicht so recht vorstellen. „Wie dem auch sei. Ein guter Einfall, Ryou. Aber ich denke nicht, dass die Macht eines Gottes mit solch einer brachialen Methode … “

Er stockte, als sein Blick bei den Kriegern Caesians hängen blieb. Shiruba hatte jeden Schädel, den Diabound abgetrennt hatte, angezündet. Jetzt, nur wenige Augenblicke später, begannen plötzlich einige der kopflosen Körper zusammen zu brechen. Sie blieben reglos liegen, rührten sich keinen Millimeter mehr. Riell, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte, ließ sie ungläubig fallen und starrte perplex auf die Stelle, an der ein Torso zu Boden gegangen war.

„Ich fasse es nicht“, kommentierte Bakura, ehe er Ryou ansah. „Du bist wohl doch nicht nur als Wirt nützlich.“

Der kleinere Weißhaarige biss sich auf die Unterlippe. „Schön, dass du das auch mal erkennst“, zischte er.

„Ich glaube, ich muss mich bei dir entschuldigen“, meldete sich Riell verlegen zu Wort. „Du hattest wirklich recht! Jetzt kennen wir eine Methode, mit der wir Caesians Krieger ausschalten können.“

„Das wird einiges einfacher machen. Genügend Feuermonster haben wir ja auf unserer Seite“, stimmte Yugi zu. „Da wäre ich nie drauf gekommen. Gut gemacht, Ryou.“

Der Angesprochene kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ach, nicht der Rede wert. War ja auch mehr ein Glücksgriff.“

„Genug der Lobpreisungen“, unterbrach sie der Grabräuber. „Wir sollten den Rest von eurer Bande und seine königliche Hinterfotzigkeit suchen, damit sie ebenso verfahren. So viel Spaß das Ganze hier auch machen mag, allmählich werden mir diese stinkenden Würmer, die Caesian Truppen nennt, lästig.“

„Kannst du auch einmal normal über ihn sprechen? Sein Name ist übrigens Atemu, falls dir das entgangen sein sollte“, entgegnete Yugi daraufhin. Gewöhnlich war es nicht seine Art, auf solche Kommentare einzugehen, aber Bakura ließ wirklich keine Möglichkeit aus, seine Ansichten zum Thema 'Pharao' kundzutun.

Der Grabräuber schenkte ihm jedoch nur ein amüsiertes Lächeln. „Wenn er vor mir im Staub kniet und um Vergebung winselt, dann vielleicht.“

Damit wandte sich der Weißhaarige zum Gehen.
 

Atemu hatte sich ebenfalls ein Stück weit in die Stadt zurück gezogen. Immer wieder gingen Slifers Angriffe auf die Soldaten nieder, die durch die Straßen strömten. Zunächst sah es immer aus, als seien die Attacken von Erfolg gekrönt, doch er musste schon bald feststellen, dass sich seine Gegner schneller regenerierten, als ihm lieb war. Schließlich entschied er sich dafür, sich noch ein wenig in Richtung Palast zu bewegen.

„Slifer! Lass uns noch weiter in die Stadt vordringen! Achte dabei bitte darauf, dass uns keine Krieger folgen!“

Damit machte er auf dem Absatz kehrt und eilte davon. Er und die anderen hatten sich der Taktik wegen aufteilt, nun sollte er aber allmählich zusehen, dass er sie wiederfand. In diesem Moment bedauerte er ein wenig, dass sie hier keinen Zugriff auf die Technik des 21. Jahrhunderts hatten. Ein Handy oder dergleichen, um auch über weitere Distanzen Kontakt aufnehmen zu können, wäre in solchen Situationen mehr als nützlich. Alleine schon, weil er sich dann jetzt sofort hätte erkundigen können, ob bei seinen Freunden und Mitstreitern alles in Ordnung war.

Er hetzte durch menschenleere Straßen, die sich erst hinter ihm wieder zu füllen begannen – mit den Soldaten des Feindes. Men-nefer wirkte in diesem Augenblick wie eine Geisterstadt. Ein Ort, von dem alles Gute, alles Leben Abschied genommen hatte. Er wurde aus diesem Gedanken gerissen, als er jemanden nach ihm rufen hörte.

„Atemu! Atemu, wir sind hier oben!“

Sogleich blieb er stehen und sah hinauf. Er entdeckte Mana und Marik, die auf dem Dach eines Hauses kauerten, ihre Ka-Bestien an ihrer Seite. „Was macht ihr denn da?“, erkundigte er sich leicht verwirrt. Es war gar nicht die Art der beiden, sich zu verstecken – nicht, dass er nicht verstehen würde, wenn sie das taten. Nein, es musste wohl einen anderen Grund haben, warum sie dort oben saßen.

„Komm herauf, ich habe da eine Idee!“, erklärte die Hofmagierin knapp.

Atemu nickte um zu zeigen, dass er verstanden hatte, umrundete dann das kleine Gebäude und betrat es. Im Inneren fand er gleich die Treppe, die zu seinen Freunden hinauf führte. Als er wieder ins Freie trat, ließ er keine Zeit verstreichen. „Was für eine Idee, Mana?“

„Als Yugi und Marik gemeinsam mit den Schattentänzern Resham befreit haben, konnte ich Caesians Ka-Bestie sehen, du erinnerst dich? Sie mag stark sein, doch ich denke, dass wir sie besiegen können. Sie ist der wunde Punkt unseres Gegners. Wenn wir sie irgendwie anlocken könnten, könnte Darla dafür sorgen, dass sie nicht fliehen kann. Anschließend müssen wir sie nur noch ausschalten. Denn wenn sie stirbt, so ist das auch Caesians Ende“, erklärte die Hofmagierin. „Ich weiß nicht sicher, ob es klappen wird. Aber ich denke, es wäre eine Chance.“

„Eine gute Idee, ja“, bestätigte der Pharao. „Sie birgt zwar einige Risiken, aber uns wird keine andere Wahl bleiben, als es auf diesem Weg zu versuchen. Doch wie gedenkst du, sein Monster hier her zu locken? Vielleicht ist es noch gar nicht auf dem Schlachtfeld.“

„Beim letztem Mal hat er sich zuerst den geflügelten Drachen des Ra vorgenommen“, erläuterte Marik. „Außerdem bist du sein Hauptziel. Die Vermutung liegt nahe, dass er sich auch dieses Mal deine göttliche Kreatur zuerst schnappen wird.“

„Ich verstehe, worauf du hinaus willst … “, entgegnete Atemu langsam. Der junge Ägypter hatte recht.

„Hör zu, wenn dir das zu gefährlich erscheint … “, wollte Mana ansetzen, doch ihr Kindheitsfreund winkte ungerührt ab.

„Es ist meine Pflicht als König, für das Wohl meines Landes zu sorgen und gegebenenfalls dafür zu sterben. Und ich werde jede Gefahr gerne eingehen, solange nur dieser Wahnsinnige in seine Schranken gewiesen wird.“ Mit diesen Worten erhob er sich und reckte die Faust in die Höhe. „Slifer, komm zu mir und führe deine Angriffe von hier aus fort!“
 

Stöhnend schob er die Augen auf. Alles tat ihm weh. Doch am schlimmsten war sein Kopf. Vorsichtig tastete er ihn ab. Es fühlte sich nicht an, als habe er irgendwelche offenen Wunden. Was war überhaupt passiert? Sie waren gerade noch auf der Mauer Men-nefers gestanden, dann war diese zusammen gebrochen. Durch einen Angriff Caesians … Caesian!

Ruckartig setzte sich Keiro auf und bereute es im nächsten Moment schon. Ihm wurde schwindlig, doch er versuchte dagegen anzukämpfen. Aufgeregt sah er sich um. Er war im Palast. Draußen in der Stadt konnte er Schlachtlärm hören. Es war also noch nicht vorbei. Aber wie war er eigentlich hier her gekommen? Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Tür plötzlich öffnete und ein ägyptischer Soldat eintrat.

„Ah, Ihr seid also wieder erwacht! Wie fühlt Ihr Euch?“

„Bestens, danke“, log Keiro. „Wie bin ich hier gelandet?“

„Euer Bruder hat Euch hier her gebracht.“

Hatte er das gerade richtig verstanden? Bakura hatte ihn aus der Schusslinie gebracht? Trotz der Streitigkeiten, die zwischen ihnen herrschten? Ihm blieb nicht genügend Zeit, weiter über die Frage nachzudenken. Der Krieger Atemus redete schon weiter: „Kommt mit mir. Wir werden Euch aus der Stadt heraus bringen.“

„Nein!“, widersprach Keiro sofort. „Ich bleibe. Kümmert Euch um Leute, die Eure Hilfe nötiger haben, als ich. Egal, was Ihr tut, ich gehe hier nicht weg. Zumindest nicht ohne meinen Bruder.“

Er legte dermaßen viel Nachdruck in diese Worte, dass sein Gegenüber überrascht blinzelte. „Seid Ihr Euch dieser Entscheidung wirklich sicher? Ihr seid verletzt und … “

„Keine Sorge, ich kann auf mich selbst aufpassen.“

Damit erhob er sich von der Pritsche, auf der er bislang geruht hatte und stapfte aus dem Raum. Dabei musste er all seine Konzentration zusammen nehmen, um nicht zu schwanken, denn ihm war noch immer schwindlig. Den Soldaten ließ er alleine zurück.Er musste Bakura finden. Wie stand es überhaupt um die Stadt, wenn Atemu bereits angeordnet hatte, sie evakuieren zu lassen? Zumindest eines war sicher: Der Pharao und seine Freunde, sowie der Clan würden nur über ihre Leichen aus Men-nefer verschwinden. Und auch Keiros Bruder würde nicht von selbst das Weite suchen. Immerhin bedeutete dies, dass er aufgeben müsste und das war nicht Bakuras Art, so viel hatte er in der kurzen Zeit, seit sie sich wiedergesehen hatten, gelernt.

Er blieb plötzlich wie angewurzelt stehen, als er etwas bemerkte. Es war, als habe er irgendetwas vergessen. Als fehle etwas … Seine Augen weiteten sich. Hektisch ergriff er das Halstuch, das er immerzu trug und riss es sich vom Leib. Anschließend befühlte er seinen nackten Hals, versuchte gar, diesen zu sehen. Es war weg. Das Relikt der Göttin Bastet war verschwunden! Für einen Moment erwägte er, noch einmal in dem Raum nachzusehen, aus dem er soeben kam. Doch er verwarf den Plan gleich wieder. Ebenso schlagartig, wie er den Verlust bemerkt hatte, war ihm auch klar, wer dafür verantwortlich war. Wütend schlug er mit der Faust gegen die Steinwand des Palastes und nahm den dadurch verursachten Schmerz mit zusammen gebissenen Zähnen hin. Es war eindeutig, wer sich das Relikt unter den Nagel gerissen haben musste – Risha. Wahrscheinlich auch noch so, dass es niemand bemerkt hatte.

„Wenn ich dich in die Finger kriege!“, fauchte er und stürmte dann, so gut es ihm sein Zustand erlaubte, aus dem Gebäude. Im Vorhof angekommen, wurde der Kampflärm schon deutlich klarer und lauter. Caesian war in die Stadt eingefallen. Als er an zwei Soldaten vorüber eilte, fing er ihre Gesprächsfetzen auf.

„Hast du nach dem alten Schattentänzer gesehen?“

„Ja, aber er will nicht gehen … “

Der Alte wusste offenbar noch immer nicht, wann seine Grenzen erreicht waren. Aber was erwartete er auch anderes von jemandem, der einem Haufen Wahnsinniger angehörte? Aber Resham war jetzt sein geringstens Problem. Er musste die anderen finden – allen voran seine durchgeknallte Cousine und seinen Bruder.
 

„Majestät!“

Na endlich kehrte dieser missratene Kundschafter zurück! Der Kerl war ja langsamer als ein Krokodil, das versuchte, sich auf heißem Wüstensand fernab des Nils fortzubewegen.

„Was ist? Hast du etwas in Erfahrung bringen können?“, fragte Caesian. Seine Stimme verriet dabei, dass er ein Nein nicht dulden würde.

„Ja, mein Herr. Die Ägypter haben die Bürger der Stadt in den Palast bringen lassen und sich in die Stadt zurück gezogen. Es wird nicht mehr lange dauern, dann gehört Men-nefer Euch!“

„Nicht nur Men-nefer, du Wurm!“, fauchte der Regent.

„Aber natürlich“, korrigierte sich der Mann rasch und verneigte sich tief. „Entschuldigt. Ich meinte natürlich ganz Ägypten.“

„Gewiss“, entgegnete der Herrscher abschätzend, dann entließ er den Untergebenen mit einer Handbewegung. Erst dann breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Ein kurzes Gleißen, dann erschien seine Ka-Bestie neben ihm. „Du gehst voraus. Sorg' dafür, dass diese Maden im Staub kriechen, wenn sie mir von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen.“

Das dunkle Wesen nickte, dann schwebte es davon. Anschließend wandte sich der Feldherr an einen anderen seiner Soldaten: „Gib Signal, dass das Fußvolk Platz machen soll. Ihr Herr und Gebieter wird nun in Men-nefer Einzug halten.“
 

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Wie ihr seht: Es wird ernst. Also dran bleiben, im nächsten Kapitel treffen Atemu und Caesian zum ersten Mal aufeinander.

Vielen Dank auch hier wieder an 3sakuraharuno3 für den Kommentar zum letzten Kapitel. <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-10-14T20:36:25+00:00 14.10.2012 22:36
SORRY!!! Du musstest so lange warten bis du endlich ein Kommi von mir bekommst. Aber jetzt hast du ihn, damit du das nächste Kapitel hochladen kannst. Ich wollte dich nicht warten lassen und das tut mir auch sehr Leid. Aber jetzt sollte ich zum wichtigsten Teil kommen, und zwar zu meine "Beurteilung" zu diesem Kapitel.

Erstmal fange ich mal mit dem äußeren Form an. Rechtschreibung und Grammatik waren perfekt, was mich überhaupt nicht gewundert hat. Auch deine Sprache, also Wortwahr, war super. Ich konnte mich so richtig in die Geschichte hineinversetzen und ich konnte alles in einem Rutsch durchlesen, was schon zeigt, dass dein Text flüssig geschrieben wurde. Aber jetzt komme ich zum inhaltlichen Teil, was dich natürlich mehr interessiert, denn schließlich sehe ich keine Fehler.

Fange wir doch gleich bei unseren beiden "Hikaris" an, wie andere Fans sie immer nannten. Du hast es gut hingekriegt, wie Yugi und Ryou mit der Situation umgehen und zwar... ABHAUEN!!! *lach* Ja, ohne ihre Ka-Bestien können sie nicht viel gegen erfahrene Soldaten anrichten. Da blieb ja nur noch eine Möglichkeit, oder? Doch zum Glück kamen ja ihre Partner noch rechtzeitig. Auch wenn Shiruba Ryou öfters über das Gesicht leckt, muss ich trotzdem immer noch schmunzeln. Es ist sooo süß diese Stelle zu lesen.

Kommen wir jetzt zu Tea, Marlic und Risha. Man, was für eine Kombination *kicher* Zuerst dachte ich, das kann nicht gut gehen, aber durch deinen Einfall wie du ihre "Zusammenarbeit" beschreibst, beweist du mir, dass du es schaffst, Charaktere zusammenzubringen, ohne, dass sie sich gegenseitig umbringen *auf Marlic und Risha guck* Hast du wirklich gut hingekriegt. Marlic hat wohl seinen Spaß immer noch nicht verloren, was mich irgendwie nicht gewundert hat… bei seiner Mordlust…
Jedenfalls denkt Tea auch so. Trotzdem scheint sie sich zu freuen, dass er auf „ihre Seite“ ist, auch wenn dieser sie nur „gerettet hat“ um jemand zum Töten zu finden. Genauso wie er hat auch Risha ihren Spaß. Die arme Tea *lach* da hast du sie ja in einer komischen Situation gebracht. Aber das lustigste war, wo Marlic Risha um ein „Date“ fragt… ja, diese Vorstellung von Dates, die du oder auch er aufgelistet habt, passt zu ihm. Da daraus aber kein bekannter Charakter x OC ist und Rishas Charakter sowas nicht „erlaubt“, wird aus diesem Paar nix *kicher*

Marik und Mana? Irgendwie haben beide eine besondere Verbindung, oder? Spielt das irgendwie später eine wichtige Rolle, dass sie manchmal zusammen „auftauchen“? Zuerst im Sandsturm, als unsere Freunde in die Vergangenheit kommen, dann die Rettungsaktion bei Resham und zuletzt hier in diesem Kapitel. Nicht, dass es mir nicht gefällt, da ich weiß oder hoffe, dass daraus kein Pairing wird, aber ich finde es schon sehr seltsam. Aber jetzt zur Situation: Ich hoffe, dass Mana es schafft Caesians Kreatur zu finden, aber ist es normal, dass die schwarzen Magier immer von hinten kommen bei ihren Partnern. Erst bei Yugi und dann bei Mana, die beiden Armen dachten, dass es ihre Feinde waren. Für sie war es ein großer Schreck *schauder* für mich auch, denn ich hatte Angst um sie.

Joey! *lach* Er bringt mich immer zum Lachen oder besser du, wie du ihn immer darstellst, aber das ist auch sein Charakter. Seine Idee war schon super, aber nicht alles funktioniert im wahren Leben, leider. Doch ich finde es schon lustig, wie Joey seine Gegner zu sich herbeiruft. Sie waren wirklich verwirrt, da es eigentlich unnormal ist, dass der Gegner auf sich aufmerksam macht. Eigentlich versteckt man sich, wenn man in der Unterzahl oder schwächer ist. Aber da kennen sie unseren Joey nicht, auch wenn sein Plan nicht aufgegangen ist. Dafür gibt es immer noch Seto, der einem hilft, wenn man in Not ist, auch wenn seine Rettungsaktion gefährlich war… Jedenfalls liebe ich den Konflikt zwischen den beiden, auch wenn Priester Seto ein bisschen anders ist als Seto Kaiba ist.

Riell und Bakura sind schon ein gutes Team, da sie sich auf ihre Weise gut verstehen. Ich finde es aber genial wie Bakura seine Bestie befiehlt herzukommen. Beide passen super zusammen, auf ihre böse Art… irgendwie weiß ich nicht so genau was ich zu den beiden noch sagen sollte, nur wo Yugi und Ryou hinzukamen.
Es war jedenfalls gut, dass du den Lernstoff aus dem 21. Jahrhundert mit hinzu nahmst. Ich wäre im Leben nicht auf diese Idee gekommen. Aber das hat mir sehr schön gefallen, dass ausgerechnet Ryou die Idee bekommt. Der Spruch von Bakura war auch genial, also das mit dem Körper, und Riell ist auch wieder verwirrt, da er sowas noch nie gehört hat. Der Armer.

WAAAS??? Atemu und Caesian treffen bald persönlich aufeinander und kämpfen? JIPPIE!!! Ich hoffe, dass er gewinnen wird, auch wenn das sicher nicht der Fall wird, da die Geschichte sonst zu früh zu Ende geht. Ich freue mich schon.
Schreibe schnell weiter, ja?

Grüße
3sakuraharuno3



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