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Die Seele der Zeit

Yu-Gi-Oh! Part 6
von

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Brüder - Teil I

Brüder – Teil I
 

Die Kälte, die von Keiro ausging, schien um sich zu greifen, ihre Leiber zu durchdringen und die Schatten tiefer werden zu lassen. Bakura konnte nicht verhindern, dass ihm ein Schauer durch den Körper lief. Eine Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen.

Irgendetwas muss sich in ihm festgesetzt haben … Magie?

Keiro war, soweit er wusste, nicht magisch begabt. Sicher, er trug eine Ka-Bestie, aber das war auch schon alles. Es floss kein magisches Blut in seiner Familie, darauf vertraute er. Doch wie hatte sich sein Bruder dann derartige Fähigkeiten angeeignet?

Und warum hat er sie bislang nicht benutzt? Es wäre ihm, sollte ich mich irren, ein Leichtes gewesen, mich außer Gefecht zu setzen. Und das, ohne mir großen Schaden zufügen zu müssen. Ein Bann hätte genügt. Dann hätte er schalten und walten können, wie er wollte …

Es sei denn … Was, wenn sich Keiro der Mächte, die in ihm ruhten, nicht bewusst war? Wenn sie ihn ereilt hatten, ohne, dass er sich der Veränderung bewusst wäre? Es wäre denkbar, dass er die Zeichen zunächst nicht erkannte hatte oder für Hirngespinste hielt.

Dann fiel es ihm etwas ein, dass die Wandlung zu erklären vermochte.

Er war bei Caesian. Was, wenn er die Relikte gegen Keiro verwendet hat, um ihn gegen uns aufzuhetzen? Sein Wille mag stark sein, doch einer göttlichen Macht könnte er sich niemals widersetzen. Keiner von uns könnte das. Er biss sich auf die Unterlippe. Es scheint, als seist es du, Keiro, auf dem ein Fluch lastet.

„Hör auf mit dem Unsinn und reiß dich zusammen!“, rief er seinem Gegenüber zu, der noch immer am ganzen Leib zitterte und dessen Nägel sich weiter und weiter in die Handflächen gruben. „Das bist nicht du, Keiro! Irgendetwas hat Caesian mit dir gemacht! Du bist es, dem ein Fluch auferlegt wurde und dem man die Sinne verblendete. Kämpf‘ dagegen an!“

„Dieser unfähige Tor hat damit nichts zu tun!“, presste sein Bruder hervor.

Risha warf dem Grabräuber einen knappen Blick zu. „Du glaubst, die Relikte sind im Spiel?“

„Fällt dir sonst eine Erklärung ein?“, gab der zurück. „Ich dachte, du wärst eine von denen, die so viel über die Relikte wissen – sag du mir, ob es möglich ist.“

„Ihr Narren!“, mischte sich Keiro plötzlich mit einem manischen Lachen ein. „Dieser Sohn eines Schakals hat keinerlei Anteil an dem, was ihr vor euch seht! Nicht durch ihn erhielt ich die Klarheit, die Erkenntnis! Es waren die Götter selbst, die sie mir gaben! Sie schenkten mir ihre Berührung, wollten mich umfangen, mich erhöhen – und ich erlaubte es!“

„Was soll das jetzt wieder heißen?“, äußerte Risha.

„Er muss irgendeinem Relikt zu nahe gekommen sein. Eine andere Erklärung gibt es nicht“, schlussfolgerte Bakura.

„Ich fasse es nicht!“, rief Keiro aus. „Seid ihr taub, blind und dumm, dass es euch entgangen ist? Oder einfach nur verblendet? Die Götter sind zu uns herabgestiegen! Sie stehen uns in den dunkelsten Stunden bei, indem sie unter uns wandeln! Sie sind zum Greifen nah und doch vermögen nur die Sehenden in ihrem Glanz zu baden, während der Tölpel sie fürchtet!“

Bakura fiel es wie Schuppen von den Augen. „Die dunklen Kugeln in der Wüste – du bist mit einer davon in Berührung gekommen!“

Risha warf ihm nur einen ungläubigen Blick zu, während Keiro wieder schallend lachte.

„Ich bin gesegnet, denn ich empfing ihr Geschenk! Ihre Macht!“

„Wenn es stimmt, was du sagst“, entgegnete die Schattentänzerin, „dann hat er damit einen Teil der dunkelsten Abgründe der Götter in sich aufgenommen.“ Und es könnte erklären, weshalb er plötzlich mit Blutmagie umzugehen weiß … Wie dem Bannsymbol, das er an mir angebracht hat, schoss es ihr durch den Kopf. „Es ist mehr, als der einfache Verstand eines Menschen verkraften kann.“

„… wie wir eindeutig vor uns sehen. Bleibt nur die Frage, wie wir es rückgängig machen“, ergänzte Bakura.

„Hast du mir nicht zugehört? Es ist zu viel für ihn! Sein Verstand ist überlastet und zerbricht nach und nach unter dem Gewicht. Selbst, wenn wir ihn irgendwie davon befreien könnten, wären die bereits entstandenen Schäden nicht rückgängig zu machen“, entgegnete Risha.

„Woher willst du das wissen? Ist es schon einmal passiert, dass jemand mit diesen Dingern in Kontakt kam?“, konterte der Grabräuber.

„Nicht, dass wir wüssten, aber …“

„Das genügt mir. Wir werden es versuchen.“

„Ich glaube es einfach nicht!“, riss sie Keiros ungläubiger Ausruf aus der Diskussion. „Ihr seid blind, so blind! Stets seht ihr nur das Negative! Aber was wunder ich mich – so wart ihr ja schon immer!“

„Wenn du mir jetzt nicht erklären würdest, welche positiven Seiten deine Wandlung hat – abgesehen von der proklamierten ‚Klarheit‘, die sich in meinen Ohren mehr nach einem Wahn anhört?“, schoss Bakura zurück.

Keiro verfiel in ein aufgeregtes Kichern. „Das, mein lieber Bruder, werde ich dir gerne demonstrieren!“

Im nächsten Augenblick ging eine Druckwelle von ihm aus, die sowohl den Grabräuber als auch die Schattentänzerin von den Füßen holte. Anschließend erfasste sie Cheron und warf ihn in die Ruinen eines Gebäudes, bevor sie Shadara und Diabound erreichte. Beide wurden durch die Luft geschleudert, wobei Bakuras Monster den Halt verlor und den Zerberus nicht länger fixieren konnte. Kaum, da die Druckwelle vergangen war, nutzte das dreiköpfige Biest die Gelegenheit und stürzte sich mit neu entfachter Wut auf die andere Kreatur. Einer der Köpfe bekam Diabound an der rechten Schulter zu fassen, ein weiterer verbiss sich auf der gleichen Körperseite in den Flügel. Augenblicklich schoss der Schweif des Angegriffenen nach oben und wollte sich des Angreifers entledigen – ehe dies jedoch geschehen konnte, zuckte der dritte Schädel Shadaras nach vorne und packte die Kobra unterhalb des Kiefers. Zwar blieb Bakuras Ka somit eine Klaue, mit der er angreifen konnte, doch er hatte nach wie vor die Anweisung, seinen Gegner nicht entscheidend zu verwunden. Dadurch vermochte er kaum etwas zu tun. Er versuchte, den mittleren Kopf von sich zu schieben, die Kiefer gaben jedoch nicht nach. Stattdessen bohrten sie sich zur Antwort tiefer in das Fleisch Diabounds. Der Grabräuber vermochte nur mit Mühe, den Schmerz zu unterdrücken, der durch die Verbindung auf seinen Körper übergriff. Cheron und seine Trägerin waren in der Zwischenzeit wieder auf die Beine gekommen. Nachdem sich Risha einen kurzen Überblick über die Situation verschafft hatte, entschied sie sich, dass ein Ringen der drei Ka-Bestien keine Erfolge erzielen würde.

Wir müssen uns eingestehen, dass wir gegen Shadara in dieser Form nicht bestehen werden … also müssen wir das Übel an der Wurzel packen – gleich, was Bakura davon hält. Ich werde nicht sterben, damit Keiro leben kann.

Auf einen stummen Befehl hin wirbelte der Pegasus herum und galoppierte auf Keiro zu, das Maul mit den Fängen aufgerissen und bereit, zu zu schnappen. Doch auch dieser Zug brachte lediglich ein irres Grinsen auf die Züge des Attackierten.

„Glaubst du wirklich, ich bin so einfach zu bezwingen?“, rief er dem Monster zu, das unbeirrt auf ihn zu stürmte. Gerade, als Cheron zu einem Sprung ansetzte, um sich auf den Menschen zu werfen, schoss plötzlich Sand in die Höhe und umschloss Rishas Vetter in einem reißenden Strom. Das Maul des Pegasus bekam somit lediglich Staub zu fassen. Röchelnd und von den unzähligen Körnern geblendet, stolperte Cheron rückwärts. Derweil stellte Shadara seine Pranke auf Diabounds Arm, um ihn weiterhin fixiert zu halten. So konnte er die Kiefer des mittleren Kopfes lange genug aus dem Fleisch lösen, um einen Feuerball abzugeben. Das Geschoss zischte über den Köpfen von Grabräuber und Schattentänzerin dahin und traf den Pegasus mittig in den Rücken, sodass er zur Seite gefegt wurde. Risha ging stöhnend in die Knie, während der Geruch von verbranntem Fell in der Luft lag.

„Findest du es nicht feige, deinen Ka die Sache ausbaden zu lassen, Risha? Wenn du mein Leben unbedingt haben willst, Base, dann hole es dir selbst – und ertrage die Konsequenzen!“, forderte Keiro seine Opponentin auf, sobald sich der Sand wieder gelegt hatte.

Nach dem soeben vereitelten Angriff genügten derlei Worte, um sie zu reizen. „Ganz wie du willst!“, zischte sie, umklammerte den einen Langdolch fester und riss zugleich den zweiten aus der Scheide.

„Risha, nicht!“, brüllte Bakura sie noch an, doch da war sie bereits aufgesprungen. Bald hatte sie die wenigen Fuß, die sie trennten, überwunden und ging auf Keiro los. Während die eine Waffe gegen seine Körpermitte gerichtete war, galt der zweite Schlag seinem Hals. Ihr Gegner riss plötzlich eine längere, gekrümmte Klinge unter seinem Mantel hervor. Er parierte zunächst den Schlag, den Risha gegen seine Kehle führte und fälschte durch das dabei entstehende Momentum auch die zweite Schneide ab. Anschließend schlug er ihre zweite Waffe nach unten weg, drehte sich einmal um die eigene Achse und versuchte seinerseits ihre Schulter zu treffen. Der Schattentänzerin gelang es jedoch im letzten Augenblick, sich unter dem Hieb weg zu ducken. Dabei ließ sie sich seitlich fallen und nutzte ihren entlasteten Fuß, um ihm die Beine weg zu ziehen. Mit einem überraschten Laut ging Keiro zu Boden. Binnen eines Wimpernschlags war Risha über ihm, wirbelte die Langdolche herum und ließ sie nach unten sausen, bereit, sie in seinem Leib zu stoßen.

Der Zug endete abrupt. Keiros freie Hand schoss nach oben und umfasste ihre beiden Handgelenke. Augenblick erlahmte ihre Bewegung – er war zu stark, sie zu erschöpft. Er hielt die beiden Waffen, die etwa drei Hand breit über seiner Brust schwebten, problemlos auf Abstand. Es half auch nichts, dass sie ihr gesamtes Gewicht in den Schlag gelegt hatte. Vor Anstrengung zitternd versuchte sie, die Klingen dennoch in seinen Leib gleiten zu lassen. Bald musste sie jedoch einsehen, dass es vergebens war. Als sie zurückspringen wollte, hielt sein eiserner Griff ebenfalls stand und ließ sie nicht mehr los. Keiro schenkte ihr ein kaltes Lächeln. „Wohin des Weges? Noch bin ich nicht mit dir fertig, Risha.“

Die Schattentänzerin sah es noch im Augenwinkel blitzen, dann schoss ein gleißender Schmerz unterhalb ihrer Hüfte durch den Oberschenkel. Während ein gellender Schrei ihrer Kehle entfloh, wurde sie von Keiro nach hinten gestoßen. Ihr Leib glitt von der Waffe, die sich in das Fleisch gebohrt und eine klaffende Wunde hinterlassen hatte. Es kostete sie alle verbliebene Beherrschung, sich aus dem Fall heraus abzurollen und auf einem Knie zu landen, anstatt einfach rücklings in den Staub zu plumpsen. Tränen rannen ihr vor Schmerz über die Wangen, während sie eine Hand auf die Wunde presste, ohne den Dolch dabei los zu lassen. Sofort fühlte sie ihr warmes Blut aus der Verletzung rinnen. Viel Zeit um den Treffer zu verkraften, blieb ihr jedoch nicht. Keiro rappelte sich in der Zwischenzeit gemütlich auf. An seinem Gewand haftete Blut. Ihr Blut. Er drehte den Krummsäbel locker in der Hand, während er feixend näher kam. Durch einen flüchtigen Blick zur Seite bekam Risha mit, wie sich Cheron mit den Hufen scharrend darauf vorbereitete, ihren Opponenten erneut anzugreifen.

„Lass es!“, rief sie dem Ka zu. „Kümmere dich um Shadara!“

In einer Sache hat Keiro recht – das ist nicht sein Kampf. Es ist meiner. Und ich werde ihn zu Ende bringen. Pochend schien sich der Schmerz der Verletzung mit jedem Herzschlag weiter in ihren Körper auszubreiten. Irgendwie …

„Das ist nicht klug von dir, weißt du? Nicht, dass es etwas am Ausgang des heutigen Tages ändern würde, aber du hast Hilfe bitter nötig, werte Base“, stichelte ihr Gegenüber derweil. Während sie kurz abgelenkt war, hatte er sich ihr weiter genähert, als ihr lieb war. Einen Laut unterdrückend kam sie auf die Beine und versuchte, Abstand zwischen sich und ihren Widersacher zu bringen.

Bakura versuchte derweil einen Ausweg für Diabound zu finden. Inzwischen hatte er die Verbindung zwischen sich und der Ka-Bestie soweit unterdrückt, dass deren Schmerzempfinden nicht ungefiltert in seinen Körper floss.

Wir brauchen unsere Monster. Ohne sie können wir das hier nicht schaffen. Seine Gedanken arbeiteten auf Hochtouren. Rishas Ansatz war nicht schlecht … Ein Monster muss sich Keiro widmen und eines muss Shadara beschäftigt halten … Aber wie kriege ich Diabound aus den Fängen dieses Scheusals? Er ballte die Hände zu Fäusten, als eine erneute Welle aus Schmerz bis zu ihm durchdrang. Diabound wurde langsam aber stetig schwächer. Ein knapper Blick wanderte erst dorthin, wo seine Kreatur zu Boden gepresst wurde, dann zu Risha, die von Keiro so eben in die Ecke getrieben wurde. Es geht nicht anders … Diabound, du musst dich befreien – unter allen Umständen!

Der Befehl war kaum gegeben, da sackte die freie Pranke des Kas kraftlos zu Boden. Für einen Moment lang herrschte in Bakura helle Aufregung – bis er bemerkte, dass es noch nicht so schlecht um seinen Seelenzwilling stand, dass er würde aufgeben müssen.

Eine Finte.

Im nächsten Moment schoss eben dieselbe Klaue plötzlich nach oben und bohrte sich in die Augen des mittleren Zerberusschädels. Mit einem kreischenden Schrei, wie ihn der Grabräuber noch nie vernommen hatte, zog das Wesen die dolchartigen Zähne aus dem Fleisch des geflügelten Ungeheuers und machte einen Satz zurück. Der betroffene Kopf schwankte wild hin und her. Eine Vorderpfote fuhr immer wieder über die zerstörten Augen, ganz so, als könnten sie auf diese Weise geheilt werden. Das Blut des Ungetüms tränkte das Fell. Den Moment des Aufruhrs nutzte Diabound, um sich in den Himmel zu schwingen, und somit außerhalb der Reichweite des gegnerischen Kas zu gelangen. Ein knapper Schrei in seinem Rücken verriet ihm, dass die Pein des Zerberus bei Keiro angelangt war. Als Bakura sich umwandte, sah er Cheron an sich vorüber preschen. Dem Befehl seiner Trägerin folgend warf er sich auf die angeschlagene, hundeähnliche Kreatur. Währenddessen setzte Risha zu einer erneuten Attacke gegen ihren Vetter an.

„Ich verfluchten Maden!“, brüllte Keiro und fing sich gerade noch rechtzeitig, um die überkreuzten Dolche seiner Base zu blocken. „Dafür werdet ihr büßen!“

Er stieß seine Gegnerin von sich und holte direkt zu einem Schlag gegen sie aus, dem sie nur knapp entgehen konnte. Ihr verletztes Bein schränkte ihre Bewegungen ein. Nach einem weiteren Angriff Keiros wich sie zurück und stolperte dabei. Bakura schnappte sich den Langdolch, den sein Bruder bei der anfänglichen Rangelei verloren hatte, und stürmte seinen Verwandten entgegen. Gerade noch rechtzeitig erreichte er die beiden, um Keiros Waffe mit einem Hieb abzufälschen. So sauste sie in den Stein neben Rishas Kopf, anstatt ihr Haupt zu durchbohren. Noch aus der Bewegung heraus wirbelte Keiro herum und führte den nächsten Schlag gegen den Grabräuber. Der fing den Angriff mit der kurzen Parierstange seiner eigenen Waffe ab.

„Du nimmst sie tatsächlich in Schutz!“, lachte Keiro verächtlich. Purer Hass stand auf seinen Zügen geschrieben. „Das wirst du bereuen, Bakura! Niemand stellt sich zwischen mich und meine Beute!“

Er entfesselte eine erneute Druckwelle, sodass der Grabräuber ebenso von den Füßen geholt wurde, wie seine Base, die sich gerade erst aufgerichtet hatte. Während Risha mit dem Kopf voran auf den Boden schlug und benommen liegen blieb, landete Bakura unglücklich auf seiner linken Körperseite. Er vernahm ein leises Knacken, als Rippenbögen von unbestimmter Anzahl brachen. Ein heißer Schmerz schoss durch seinen Brustkorb. Für einige Augenblicke fühlte es sich an, als bekäme er keine Luft mehr. Nur mühsam gelang es ihm, sich auf die Knie zu stemmen. Erst, als er beim Husten kein Blut spuckte, war er sicher, sich nicht die Lunge punktiert zu haben. Ein kurzer Rundumblick verriet ihm, dass Cheron und Diabound gemeinsam auf Shadara eindrangen, während Risha scheinbar orientierungslos versuchte, auf die Beine zu kommen. Blut rann ihre linke Gesichtshälfte in einem breiten Streifen hinab. Keiro unterdessen hatte für den Moment von ihr abgelassen und hielt auf seinen Bruder zu, den Krummsäbel fest umklammert. Eilig tastete Bakura um sich, um seine eigene Waffen zu ergreifen, bekam sie jedoch nicht zu fassen. Hektisch sah er sich um, nur um festzustellen, dass er den Langdolch nicht finden konnte.

Verfluchter Dreck!

Diabound erkannte die Gefahr, stieß den linken Schädel Shadaras von sich und wollte seinem Träger zur Hilfe eilen. Weit kam er jedoch nicht. Als Keiro erkannte, was das Monster vor hatte, sandte er eine erneute Druckwelle aus, die das Ungetüm aus der Luft holte und mit Wucht in Cheron hinein rasseln ließ. Beide Bestien krachten in einem Gewirr aus Gliedmaßen und Flügeln in eine Ruine, wo sie im Staub verschwanden. Bakura fluchte erneut und grub die Finger in den Sand.

Das darf nicht wahr sein! Gleich was wir tun und wie wir es tun, wir kommen nicht vorwärts! Shadara müsste bei seinen Verletzungen ein leichter Gegner für unsere Monster sein, doch es scheint, als nähme seine Stärke mit jeder Verletzung zu, anstatt zu schwinden. Selbiges gilt für Keiro. Er verliert keine Kraft, gleich was wir ihm entgegensetzen!

Den Plan, eine Kreatur gegen seinen Bruder und eine gegen dessen Monster zu hetzen, konnte er nun vergessen. Sie konnten froh sein, wenn ihre Bestien überhaupt noch einmal aufstanden. Bislang war es weder Diabound noch Cheron gelungen. Wenn Bakura den Gefühlen trauen konnte, die über die Verbindung gegen seine Seele brandeten, würde es vermutlich auch dabei bleiben. Seine Bestie war beinahe am Ende ihrer Kräfte angekommen, die Verletzungen einfach zu groß. Nur mit Mühe vermochte das Wesen noch, sich zu materialisieren. Was sollen wir bloß …

Er konnte den Gedanken nicht zu Ende führen. Ein Tritt in die unversehrte Seite drehte ihn auf den Rücken.

Über ihm stand Keiro.
 

Angespannte Stille lag über der Wüste, während die dunklen Gespinste um sie herum tanzten. Atemu hielt sich bereit, seine verbliebenen Kraftreserven in einer letzten Attacke zu bündeln, sollte sich der Tyrann nicht erweichen lassen. Vorerst hoffte er allerdings darauf, dass Taisan in der Lage sein würde, seinen Bruder zum Umdenken zu bewegen. Gewiss, der Gedanke, Caesian einfach so ziehen zu lassen, als sei nichts gewesen, behagte ihm nicht. Er hatte eine Strafe für all das verdient, was er Ägypten und seinen Bewohnern angetan hatte, gehörte dafür zur Verantwortung gezogen. Und dennoch – ein Teil von ihm wäre selbst darüber froh, wenn er einfach gehen und nie wieder in das Land des Nils zurückkehren würde. Zumal er bedenken musste, dass er etwas derartiges nicht verhindern konnte, wenn sich die Brüder einig wurden. Er war zu schwach, um Caesians Kopf einzufordern und sich mit ihm sowie Taisan anzulegen. Irgendetwas sagte Atemu, dass Letzterer nicht parteilos bleiben würde, sähe er sein Fleisch und Blut in Gefahr – gleich, was der Ältere angerichtet hatte.

Doch was, wenn es dem Maskierten nicht gelang, und der Okkupator an seiner Herrschaft über Ägypten festhielt? Was würde sein Bruder dann tun?

„Glaubst du, er würde sich Caesian wirklich in den Weg stellen?“, äußerte er seine Bedenken schließlich an Kisara gewandt.

Die biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß es nicht, mein Pharao. Sie sind Brüder … und doch scheint Taisan ein empfindliches Gespür für Gerechtigkeit zu haben. Er macht auf mich nicht den Eindruck, als ließe er Dinge wie die, die Caesian plant, einfach tatenlos geschehen.“

„Darauf können wir nur hoffen …“

In einigen Schritt Entfernung standen sich die Geschwister noch immer gegenüber. Als von dem Älteren auch nach längerer Zeit keine Antwort kam, legte Taisan den Kopf leicht schief.

„Wie lautet nun deine Entscheidung, Bruder?“, fragte er. „Sie ist nicht schwer. Es gibt nur eine richtige Wahl.“

„Du irrst“, gab sein Gegenüber knapp zurück. „Denn du stellst mich vor eine harte Wahl – entweder ich zerstöre deinen Traum, der bereits Formen angenommen hat, oder ich gestalte ihn zu Ende, wenn auch gegen deinen Willen. Denn vielleicht wirst du erst später die Herrlichkeit daran erkennen – ebenso wie du eventuell einsehen wirst, dass dir all dies zusteht! Du warst schon immer zu gut für diese Welt, Taisan. Du hast immer nur gegeben und diese Welt hat dir gnadenlos alles aus der Hand gerissen, was du ihr angeboten hast, ohne dir jemals etwas zurückzugeben! Es wird Zeit, dass du dir einmal etwas nimmst!“

„Ich will Ägypten nichts nehmen, denn nichts in diesem Land gehört mir.“

„Aber es könnte dir gehören! Es könnte zu dem Paradies werden, das wir uns immer erträumt haben!“

„Und zu welchem Preis, Caesian? Ich will kein Paradies, das auf Blut und Tyrannei errichtet wurde – gleich, welche verkehrten noblen Absichten dahinter stecken mögen. Und gleich, wer es ist, der es mir gibt.“ Taisan schüttelte den Kopf. „Erkennst du denn nicht deine Fehler? Du hast unrecht gehandelt. Die Schuld, die du auf dich geladen hast, ist unmöglich zu begleichen. Und indem du sie für mich auf dich genommen hast, hast du sie auch auf meine Schultern geladen.“

„Das ist nicht wahr! Ich habe es getan und werde eines Tages die Konsequenzen dafür tragen! Nicht du! Ich bin dazu bereit!“

„So funktioniert es nicht, Caesian. Du tatest all dies in meinem Namen, um meinetwillen. Ich trage ebenso Schuld am Schicksal dieses Landes, wie du, denn ich war der Grund für dein Handeln.“

„Taisan, nein …“

„Doch, Bruder. So ist es. Mache die Schuld nicht noch größer, als sie ohnehin schon ist. Lade nicht noch weitere Tode auf unser beider Schultern. Rufe deine Soldaten zurück, geh fort und versuche zu verstehen, was du getan hast. Lass mich die Zeit, die mir noch bleibt, damit verbringen, so viel zu heilen, wie ich vermag. Das ist mein Wunsch, Caesian, und nichts anderes. Ich will kein Königreich. Ich will kein Paradies. Alles was ich will – und immer wollte – ist Frieden. Kein Blutvergießen, keine Machtkämpfe. Doch nun sind wir beide damit beladen. Wir beide waten im Blut, das du aus falsch verstandener Liebe heraus vergossen hast.“

Taisan löste sich von seinem Platz und schritt auf Caesian zu, der das Zepter des Seth nur noch lose in der Rechten hielt. Als er ihn erreicht hatte, legte er seinem Bruder eine Hand auf die Schulter. „Lass es nicht noch mehr werden, als es ohnehin schon ist. Ich bitte dich, beende diese Tragödie. Hier und jetzt.“

Für einige Wimpernschläge sahen sich beide einfach nur an, ehe der Ältere mit gebrochener Stimme wieder das Wort ergriff. „Ich wollte doch nur …“

„Ich weiß. Doch es war falsch. Und das, Bruder, müssen wir beide akzeptieren.“

Caesian presste die Lippen aufeinander, nickte jedoch schwach. „Dein Wille geschehe“, erwiderte er erstickt und rammte das Zepter des Seth in den Boden.

Atemu traute seinen Augen nicht. Es ist vorbei … einfach so … All dieser Wahnsinn, das Unheil, gestoppt von einem einzigen Mann. Ohne einen Kampf, ohne die Anwendung von Gewalt. Er schluckte. Wäre er doch nur früher …

„Pharao!“

Kaum, dass Kisara seinen Namen gerufen hatte, stieß sie ihn zur Seite, gerade noch rechtzeitig, um einer schwarzen Kugel zu entgehen, die nun an ihnen vorbei rauschte. Mit unglaublicher Geschwindigkeit schoss das Gespinst dahin – und direkt auf Caesian zu. Diesem gelang es gerade noch, Taisan von sich zu stoßen, dann wurde er von dem Gebilde getroffen. Augenblick umschloss die Schwärze den Mann, schien durch seine Haut in den Körper einzudringen. Ein markerschütternder Schrei drang aus seiner Kehle, während er seinen Kopf umklammerte, als drohe er zu platzen. Taisan stand regungslos daneben, schockiert von dem, was sich vor ihm abspielte. Plötzlich stach seine Ka-Bestie vom Himmel herab, umschloss ihn mit einem klauenbewehrten Fuß und zog ihn außer Reichweite seines Bruders. Erst in gebührendem Abstand setzte das Monster seinen Träger auf die Erde zurück. Hilflos mussten er, Kisara und der Pharao mit ansehen, wie Caesian mit der Finsternis rang, die sich einen Weg in sein Herz, seine Seele fraß.
 

Yugi und seine Begleiter erreichten den Vorplatz des Gebäudes, in dem sie die Relikte verborgen hatten – und das gerade zum rechten Zeitpunkt. Anwaar und der weiße Drachen waren sichtlich angeschlagen, ebenso die Feuerprinzessin. Während die Kreaturen als zahlreichen Verletzungen bluteten, hatten auch ihre Träger den einen oder anderen Schlag einstecken müssen. Gerade Seto und Riell machten den Eindruck, als fiele es ihnen schwer, sich auf den Beinen zu halten. Der Chaosmagier, Qi und Shiruba zögerten nicht lange und warfen sich ebenfalls in den Kampf gegen Caesians Ka. Yugi, Ryou und Tristan eilten derweil zu ihren Mitstreitern.

„Ein Glück das ihr hier seid“, wurden sie erleichtert von Tea begrüßt. „Wir haben Verstärkung bitter nötig.“

„Was tut ihr hier?“, wurden sie jedoch von Seto angefahren, Verwundungen hin oder her. „Ihr solltet auf euren Wegen bleiben!“

„Da waren wir auch – bis uns plötzlich niemand mehr folgte und sie Soldaten allesamt abgedreht sind. Sie halten jetzt genau auf diesen Platz zu“, entgegnete Tristan knapp.

In den blauen Augen des Hohepriesters blitzte es. „Er will die Relikt um jeden Preis.“

„Es scheint so. Und wir werden das um jeden Preis verhindern“, gab Yugi zurück, der den Kampf beobachtete, der vor ihnen auf dem Platz tobte.

Kaum, da Qi eingetroffen war, hatte die Auseinandersetzung an Einseitigkeit verloren. Die Kreatur war wie schon bei ihrem letzten Zusammentreffen in der Lage, Caesians Bestie Parole zu bieten.

„Das ist gut“, kommentierte Ryou die Geschehnisse. „Riell, Seto und Tea können etwas zurückstecken, während sich Tristans Monster um den Gegner kümmert und wir die Soldaten im Schach halten, sobald sie eintreffen“, meinte er an Yugi gewandt.

„Prinzipiell stimme ich dir zu – aber wir beide alleine werden mit unseren Kreaturen nicht lange gegen die Masse bestehen, die auf dem Weg hierher ist“, erwiderte der Kleinere. „Zumal dieses Ding sich zwar hauptsächlich, aber nicht ausschließlich auf Qi konzentriert. Wir müssen weiterhin zwei Fronten im Auge behalten, wenn wir nicht wollen, dass unsere Kas einen Überraschungsangriff einstecken müssen.“

Die über das Krachen von ausgetauschten Attacken hinweg lauter werdenden Geräusche aus zwei Seitengassen verrieten ihnen, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis eine erste Welle von Soldaten auf den Platz schwappte.

Aufgeregte Rufe, die aus einer anderen Richtung an ihr Ohr drangen, ließen Ryou und Yugi schlagartig herumfahren. Ihnen eilte der Rest ihrer Verbündeten entgehen. Außer Atem kamen sie bald bei ihnen an.

„Die Soldaten“, japste Mana, „sie kommen hierher.“

„Unsere ebenfalls. Von einem Augenblick auf den nächsten sind sie plötzlich abgebogen. Von da an hielten sie zielstrebig auf den Platz zu“, erklärte Marik. Auch Duke und Joey gaben eine ähnliche Schilderung wieder.

„Dann erging es euch genau so wie uns“, entgegnete Yugi. „Sieht aus, als will Caesian diesen Krieg zu einer Entscheidung bringen.“

„Die kann er haben“, erwiderte Marlic mit geballert Faust. „Wenn er glaubt, sein Schoßhündchen von einer Ka-Bestie kommt an uns vorbei, so hat er sich geirrt.“

„Der Ka ist gar nicht unser Hauptproblem“, warf Ryou ein. „Sieh selbst – Qi hält ihn ganz gut in Schach. Er versucht zwar noch ab und an, auch unsere Monster anzugreifen, aber am meisten hat er mit Tristans‘ zu tun. Die Menge an Soldaten wird eher ein Problem.“

„Folgender Vorschlag“, verschaffte sich Mana Gehör. „Darla und ich werden Qi dabei unterstützen, dieses Biest in die Knie zu zwingen. Unsere magischen Fähigkeiten können vielleicht diesmal etwas ausrichten, wenn es geschwächt sein sollte. Der Rest verfährt wie folgt: Die Träger behalten Caesians Monster im Auge, während sich ihre Wesen den Soldaten widmen. Wenn ihr merkt, dass das Ding einen Angriff auf eine andere Zwillingsseele als Darla oder Qi unternimmt, warnt ihr eure Kreaturen. Alle einverstanden?“

Allgemeines Nicken folgte. Marlic musste schmunzeln. „Wusste gar nicht, dass du so gebieterisch drauf sein kannst, Püppchen.“

„Das ist noch gar nichts“, erwiderte sich mit einem kurzen Zwinkern, dann wandte sie sich dem Vorplatz und den darauf kämpfenden Monstren zu. Sie wartete auf eine günstige Gelegenheit, um Darla ins Gefecht zu schicken.

Samiras Blick schweifte kurz zwischen Mana und Marlic hin und her, dann rempelte sie Letzteren mit dem Ellenbogen an. Der sah sie nur mit hochgezogener Augenbraue an. „Ja?“

Die Rothaarige schüttelte den Kopf. „Die gehört zum Königshaus. Die passt nicht zu dir.“

Der Angesprochene konnte gerade noch verhindern, dass seine Gesichtszüge entgleisten. Was hatte die Kleine gerade gemutmaßt? Und was war das für ein Unterton gewesen? Sie klang beinahe beleidigt! Ehe er jedoch zu einer passenden Erwiderung ansetzen oder sich weitere Gedanken machen konnte, brachen aus sämtlichen Seitengassen die vordersten Reihen der Soldaten Caesians hervor. Binnen kürzester Zeit schob sich eine Wand aus gerüsteten Leibern auf sie zu.

„Dann zeigen wir den Kerlen mal, was eine Harke ist!“, rief Joey über das Getöse hinweg, während sich der Schwarze Rotaugendrache brüllend in den Himmel erhob. Die Verletzung an seiner Schulter hatte er in der Zwischenzeit notdürftig mit einem Fetzen seines Untergewandes verbunden.

Gerade, als die Ka-Bestien jedoch zu einem ersten Schlag ausholen wollten, gellte ein kreischender Schrei über den Vorplatz, der sowohl Angreifer als auch Verteidiger innehalten ließ. Nach kurzem Suchen stellten sie fest, dass die unnatürlichen Laute von Caesians Monster kamen, das sich wie toll gebärdete. Unter seltsamsten Verrenkungen schwebte es über ihnen, huschte mal hier hin, mal dort hin.

„Habt ihr es etwa erledigt?“, rief Duke hoffnungsvoll.

„Nein. Wir haben nichts gemacht“, gab Mana zur Antwort.

„Vielleicht ist es Atemu gelungen, Caesian in die Knie zu zwingen!“, meinte Tristan begeistert.

„Ich fürchte, das ist nicht der Fall. Denn ansonsten wären die untoten Soldaten nicht mehr auf den Beinen und endlich ins Jenseits eingegangen“, erklärte Riell.

„Aber was …“

Noch ehe Tea ihre Frage formulieren konnte, flackerte die Erscheinung des Monsters, bis es plötzlich verschwand. Zunächst herrschte Ratlosigkeit auf beiden Seiten, die von Caesians Untergebenen jedoch bald überwunden wurde. Was auch immer mit der Kreatur geschehen war – solange sich niemand sicher war, dass ihr Herr verloren hatte, würden sie weiterkämpfen, aus Angst vor den Konsequenzen. Einen gemeinsamen Schlachtruf ausstoßend stoben sie voran.
 

Die Finsternis, die von Caesian ausging, war deutlich zu spüren. Atemu war schon häufig mit der Dunkelheit in Kontakt gekommen, doch in solcher Stärke hatte er sie bislang nie erlebt. Sie brandete in regelrechten Wellen gegen ihn, brachte ihn zum Frösteln und schien die Schatten unter dem bewölkten Firmament regelrecht lebendig werden zu lassen. Der Wind frischte auf und erreichte binnen kürzester Zeit die Stärke eines Sturms, sodass er und Kisara sich hinter eine Düne kauern mussten.

„Was geschieht mit ihm?“, rief die Weißhaarige über die tosenden Böen hinweg.

„Ich weiß es nicht. Diese Dinger sind aufgetaucht, nachdem er abermals die Relikte benutzt hatte. Ich vermute, dass es sich dabei um eine der Auswirkungen handelt, vor der uns die Schattentänzer gewarnt haben. Es kann also nichts Gutes sein. Die Finsternis, die von ihm ausgeht, ist gewaltig.“

Atemus Kiefer mahlten aufeinander, während er überlegte. Was immer gerade mit ihm geschieht, er verändert sich. Die Finsternis scheint von ihm Besitz ergreifen zu wollen. Ich darf das nicht zulassen. Wenn es dazu kommt und er die Relikte nochmals einsetzt, könnte alles vorbei sein. Ich muss handeln. Jetzt! Ohne Vorwarnung sprang er auf und bündelte seine verbliebenen Kräfte. Ich habe euch schon viel abverlangt … aber bitte, schenkt mir eure Unterstützung noch dieses eine Mal. Es muss gelingen!

„Slifer, erscheine!“

Er musste die Fingernägel in die Handballen pressen, um nicht zu schreien, als sich das Monster ein weiteres Mal materialisierte. Die Erschöpfung drohte übermächtig zu werden, die erlittenen Verletzungen protestierten gegen die erneute Belastung seines Körpers, seine Seele schien in Flammen zu stehen. Doch sein Wille war stärker. So erschien der sichtlich angeschlagene Drache kreischend am Himmel. Atemu zögerte keine Sekunde.

„Vernichte ihn!“

Eine gewaltige Energiekugel formte sich im unteren Kiefer des Ungetüms. Noch während sich die Attacke aufbaute, erschien plötzlich Caesians Monster über ihm, das eine ebenso verkrampfte, gepeinigte Körperhaltung aufwies, wie sein Träger. Beide schienen ungeahnte Qualen zu erleiden. Dann löste sich Slifers Lichtblitz und schoss dorthin, wo der Okkupator noch immer gegen die Mächte ankämpfte, die sich seines Körpers und Geistes bemächtigen wollten. Rasch näherte sie sich ihrem Ziel, weiter und weiter …

Da verließen plötzlich zahllose schwarze Kugeln ihre bisherigen tänzelnden Bahnen und schossen ebenfalls auf Caesian zu. Einer Wand gleich formierten sie sich um ihn. Seine Schreie wurden lauter, animalisch, vermischten sich mit den unnatürlichen Lauten seines Kas.

Dann traf der Lichtblitz. Funken sprühend und die Wüste in grelles Licht tauchend zerbarst der Angriff. Atemu war gezwungen, die Hand schützend vor das Gesicht zu halten, um keine bleibenden Schäden an den Augen davon zu tragen. Als das Glühen nachließ, ruckte sein Kopf nach oben.

Die Kugeln waren verschwunden – doch Caesian blieb. Aufrecht, das Zepter des Seth erneut in den Händen, stand er da, während sich eine bestialische Kreatur über ihm erhob. Das Ungetüm mutete wie ein grotesker Skorpion an. Die ledrige, graue Haut spannte sich über eine Vorderkörper und einen zweigeteilten Hinterleib, der in einen gewaltigen Stachel mündete. Acht spinnenartige Beine und zwei gigantische Scheren ragten aus den Seiten hervor. Der Kopf schien eine Mischung aus menschlichem Gesicht und den Zügen eines Skorpions zu sein, was der Kreatur etwas abstoßendes verlieh.

Atemu schüttelte ungläubig den Kopf. Ich war bereits zu spät …

Um Caesian selbst hatte sich eine Aura aus reiner Finsternis gelegt, die regelrecht um sich greifen zu schien. Atemu hätte schwören können, dass das Blut in seinen Adern an Temperatur verlor, je länger er in der Nähe des Anderen weilte. Die tiefschwarzen Augenhöhlen des Okkupators richteten den Blick langsam auf den Pharao, dann schließlich auf Taisan. Ein blutrünstiges Grinsen schlich sich auf seine Züge. Als er den Mund öffnete, drang eine Stimme aus seiner Kehle, die nicht von dieser Welt zu sein schien.

„Zeit zu sterben.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es hat mal wieder etwas gedauert ... Diesmal habe ich keine großen Ausreden. Ich war nach der Abgabe meiner Masterarbeit einfach erst einmal nicht motiviert, viel Zeit am Rechner zu verbringen - immerhin saß ich knapp fünf Monate andauernd vor der Kiste. Zwar hat mir meine Masterarbeit Spaß gemacht, aber das heißt nicht, dass ich andauernd vor dem PC sitzen wollte. Die Zeit, in der ich das jetzt mal nicht musste, war wirklich angenehm. Deswegen kamen bislang auch kaum neue Kapitel zusammen. Jetzt geht es aber wieder weiter. Mehr als fünf Kapitel sind es nicht mehr, dann habe ich endlich alles beisammen.
Das nächste große Projekt habe ich bereits im Visier. Es schimpft sich "Doktorarbeit" und ist auf drei Jahre ausgelegt (die ich auch einhalten sollte ... *hust*).

Wie immer ein Danke für das Feedback zum letzten Kapitel und ich hoffe, dieses hier hat gefallen!

LG, Sech Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Seelendieb
2017-04-23T04:38:49+00:00 23.04.2017 06:38
ui ui ui...

Jetzt wird es richtig eklig.... Taisan war zu spät... Und ati sthe kurz vorm verzweifeln....
Antwort von:  Sechmet
23.04.2017 13:30
Der steht nicht kurz vorm Verzweifeln, der ist bereits mitten drin. :D Danke für Dein Feedback! ^_^


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