Zum Inhalt der Seite

★•• тωσ cʀσssıɴɢ sωσʀᴅs ••★

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Antoine de Saint-Exupéry sagte einst: »Um klar zu sehen reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung.«
 

Und genau das tat Sakura. Das und nichts anderes, in den letzten Stunden, in denen sie nun doch erwogen hatte, etwas zur Ruhe zu kommen. Jedoch nicht im herkömmlichen Sinne. Statt in ihrem Bett zu liegen, nach dem sie sich mittlerweile so sehr sehnte, saß sie noch immer an ihrem Schreibtisch und hatte die Arme auf diesem verschränkt, auf denen sie schließlich ihren Kopf gebettet hatte. Nicht nur das diese Position nicht gerade Rücken-freundlich war, auch ihr Kopf drohte bereits zu zerbersten.
 

Was sollte sie nur tun?
 

Immer und immer wieder stellte sie sich dieselbe Frage, doch eine Antwort schien ihr ferner als je zuvor. Sie hatte Angst. Ja, sie gab es ganz offen zu. Sie fürchtete sich regelrecht davor, Narutos Wunsch entgegen zu kommen. Nicht, das sie an dessen Treue zweifelte, aber… Was war, wenn er sich letztendlich doch für Sasuke entscheiden würde - für seinen Bruder?
 

Nein. Sie schüttelte so gut wie möglich den Kopf, sodass ihr noch mehrere der rosa Strähnen ins Gesicht fielen. Naruto würde nie sein Dorf verraten, ganz gleich was auch geschehen möge. Er war Konoha stets treu ergeben. Wie konnte sie auch nur wagen, solch einen Gedanken entflammen zu lassen?
 

Dennoch war es nicht nur dieser Gedanke, welcher ihr Sorge bereitete. Sie wollte einfach nicht, das ihm etwas geschah. Sasuke Uchiha war unberechenbar. Damals schnitten die Beiden verhältnismäßig gleich ab, was ihre Kräfte betraf. Damals… Mittlerweile konnte sie weder den einen, noch den anderen mehr einschätzen. War der blonde Chaot dem Uchiha überhaupt gewachsen?
 

Konnte sie Naruto wirklich so ins offene Messer laufen lassen?
 

Sie seufzte, während sie ihren Kopf langsam wieder anhob und sich müde über das Gesicht fuhr, dabei deutlich die eingefallenen Wangenknochen spürte. Wann hatte sie eigentlich zuletzt etwas gegessen? Doch auch diese Frage rückte in den Hintergrund, als plötzlich Kakashi vor ihr erschien. Eine Hand hatte er locker in der Hosentasche vergraben, während er die andere Hand zum Gruß erhoben hatte. Fragend lüpfte Sakura eine Augenbraue.
 

„Du siehst abgespannt aus.“
 

Genauso, wie sie sich auch fühlte. Trotzdem beschloss sie nicht näher auf die klare Provokation einzugehen. Ihre Nerven lagen ohnehin bereits blank, da brauchte sie nicht auch noch die väterlichen Mahnungen ihres alten Senseis.
 

„Was kann ich für dich tun?“
 

„Temari und Shikamaru sind soeben nach Sunagakure aufgebrochen.“
 

Sie nickte als Zeichen dafür, das sie verstanden hatte. Jedoch wusste sie zugleich, das er sie nicht nur deshalb aufgesucht hatte. Kakashi war kein Dienstbote und sie bezweifelte doch sehr, das er sich selbst in dieser Stellung sah.
 

„Außerdem hat man Akasuna no Sasori und seinen Partner an der westlichen Grenze zu Sunagakure gesichtet.“
 

Müde winkte die Haruno ab. Temari würde sich sicherlich darum kümmern, sobald sie da war. Ein Gedanke, den sie auch sofort laut aussprach. Wahrscheinlich wurden die beiden Mitglieder dahin gesandt, um ebenfalls der Spur des jüngeren Uchiha nachzugehen, obwohl sie doch eigentlich wussten, das er längst weitergezogen war. Jedoch war dies derzeit ihre kleinste Sorge. Akatsuki würde schon wissen, was sie taten.
 

„Würdest du bitte Naruto zu mir schicken.“
 

Kakashi warf ihr sofort einen abschätzenden Blick zu, wusste er doch sofort, weswegen sie das Gespräch mit ihm aufsuchen wollte. Als Sensei fiel es ihm nicht schwer, seine ehemaligen Schüler zu durchschauen, auch wenn diese oftmals das Gegenteil annahmen.
 

„Bist du dir sicher?“
 

„Bleibt mir denn eine andere Wahl?“
 

Standhaft erwiderte sie seinen noch immer bestehenden Blick, bevor er plötzlich in einer Rauchwolke verpuffte, um ihrem Wunsch nachzukommen. Ihr letzter Gedanke:
 

Hoffentlich begehe ich keinen Fehler.
 


 

Es war die Stille, die sich wie unsichtbarer Nebel durch den ganzen Raum zog. Es war die Stille, die so unendlich laut in den Köpfen der darin befindlichen Personen widerhallte. Es war die Stille, die Sakura die Luft zum atmen raubte, während sie Narutos durchdringenden Blick förmlich auf sich lasten spüren konnte. Sehen konnte sie diesen nicht, hatte sie ihm doch den Rücken zugewandt, um erneut an der Fensterfront zu verharren und einen Blick auf das belebte Dorf zu erhaschen.
 

„Ich habe gelogen, Naruto.“
 

Langsam drehte sie sich zu ihm um und konnte deutlich die Verwunderung sehen, die sich in seinen Gesichtszügen gebildet hatte. Fast hätte sie darüber geschmunzelt, doch zu solch einer Regung fehlte ihr momentan jegliche Kraft.
 

„Damals als ich sagte, das...“
 

Sie brach ab und senkte demütig ihren Blick. Ihr ganzes Erscheinungsbild brach plötzlich in sich zusammen, wie ein Kartenhaus, welches von einem Windstoß erfasst wurde. Und damit kam ihr auch wieder ein Aphorismus in denn Sinn, welchen sie einst mal irgendwo aufgeschnappt hatte.
 

Manchmal waren Worte wie Glasscherben im Mund. Schwieg man, so tat es weh, doch wenn man schließlich sprach, dann begann es zu bluten.
 

Dennoch, oder gerade deswegen, durfte sie nun keinen Rückzieher machen. Ihre Entscheidung war doch längst gefallen. Was hielt sie also noch zurück?
 

„Sakura?“
 

Zögerlich sah sie wieder auf. Er war näher gekommen. Einen Schritt, höchstens zwei. Auch ihn hatte mittlerweile eine gewisse Unruhe erfasst. Sie erkannte es an seinen Augen, deren starrer Ausdruck gewichen war und ebenso an seiner Körperhaltung, die sich sichtlich verspannt hatte.
 

„Du hattest Recht. Ich mag zwar jetzt die Hokage sein, aber das schließt nicht aus, das wir noch immer Freunde sind. Und als solche möchte ich, das du gehst. Wähle deinen eigenen Weg, Naruto. Ich kann dich nicht länger beschützen, das konnte ich nie.“
 

„Heißt das...?“
 

Knapp nickte sie ihm zu. Es auszusprechen fiel ihr zu schwer, als das sie es in Erwägung ziehen könnte. Dennoch schien ihr bester Freund zu verstehen. Ein breites Lächeln umspielte plötzlich seine Lippen, welches dem Sturm, der sich in seinem Inneren gebildet hatte, in nichts nachstand. Dann wurde er jedoch wieder ernst. Viel zu schnell war der Augenblick vorüber, den Sakura gänzlich auskosten wollte. Endlich hatte sie wieder so etwas wie Freude in Narutos strahlend blauen Irden ausmachen können. Eine Empfindung, die sie längst schon verloren glaubte.
 

„Am liebsten würde ich dir nun sagen, dass du dir keine Sorgen machen brauchst und das ich ihn zurück bringen werde, aber… Ich habe in letzter Zeit viel nach gedacht. Über deine Worte und die ganze Situation an sich. Es war falsch gewesen, dich zu verurteilen und dafür möchte ich mich entschuldigen.“
 

Sie versuchte ihm reinzureden, ihm zu sagen, das sie es verstand und er sich keinerlei Schuld zusprechen musste, doch mit einem einzigen Blick erstickte er ihr Vorhaben im Keim.
 

„Du hast stets im Sinne des Dorfes gehandelt, das ist mir nun bewusst geworden. Trotzdem werde ich mir deine Zustimmung zu eigen machen und Konoha verlassen. Mir ist bewusst, das ich es nicht schaffen werde Sasuke zur Vernunft zu bringen, aber vielleicht kann ich ihn wenigstens aufhalten und somit Schlimmeres verhindern. Vertrau mir, Sakura. Das ist alles, was ich mir jetzt noch von dir wünsche.“
 

Eine einzelne Träne hatte sich während seiner Ansprache aus ihrem Augenwinkel gelöst und perlte nun ungehindert über ihre Wange, von wo aus die auf den Boden tropfte und dort in tausend Teile zersprang. Sie hatte sich geirrt. Naruto war längst schon kein kleines Kind mehr. Er war erwachsen geworden. Und endlich begriff sie auch was mit dem »Wechsel der Blickrichtungen« gemeint war. Sie war ja so blind gewesen.
 

„Versprich mir, das du zurück kommen wirst.“
 

Schnell hatte er den Abstand zwischen ihnen überwunden und Sakura fest in seine Arme geschlossen. Wie konnte sie ihm nur solch eine Forderung stellen? Natürlich würde er zurück kommen. Nichts und Niemand würde ihn davon abhalten können!
 

„Danke, Sakura-chan.“
 

Und plötzlich schien alles vergessen, wie als hätte der Streit, der sie entzweite, nie existiert.
 

Verletzende Worte konnten wahrlich nur schwer wieder zurück genommen werden, bildeten sich deren Wunden doch tief unter der Haut, drangen oftmals sogar bis in das Herz vor. Es schmerzte, mehr noch als körperliche Wunden es je könnten. Und entstanden auf der Haut Narben, so bildeten sich tief im Inneren Risse, die, wenn sie einmal entstanden waren, nie wieder gänzlich heilen würden. Doch Sakura war sich ab diesem Moment, in dem sie einfach nur an Narutos Brust gedrückt wurde, sicher, dass man auch deren Schmerzen Linderung verschaffen konnte.
 

Manchmal bedurfte es dafür nur Zeit, Vertrauen und allem voran Liebe. Sie lächelte, als sie sich langsam wieder von ihm löste. Die ersten beiden Dinge würde ihm zukünftig bedenkenlos geben können. Liebe hingegen… - Ihr Schmunzeln vertiefte sich ein wenig. - Auch er würde ihr eines Tages begegnen, vielleicht sogar in Form einer gewissen blau-haarigen Kunoichi.
 

„Nun geh. Bevor ich es mir anders überlege.“
 

Gespielt streng sah sie den blonden Chaoten an, was diesen grinsend salutieren ließ, bevor er, wie Kakashi zuvor, in einer Rauchwolke verpuffte. Seufzend verweilte sie kurz noch an Ort und Stelle, ehe sie wieder zu ihrem Schreibtisch zurück kehrte und sich auf den dahinter befindlichen Sessel sinken ließ.
 

Viel Glück, Naruto-kun.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Anitasan
2017-06-25T10:03:26+00:00 25.06.2017 12:03
Hoffentlich hat sie sich richtig entschieden und Naruto wird endlich verstehen lernen.
Ob das alles gut geht?
Ich werde mal weiter lesen.
LG Anitasan



Zurück